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1-2024 REISE & PREISE

SÜDKOREA »In vielen

SÜDKOREA »In vielen der Tempel können Besucher mönchisches Leben kennenlernen«. Die Küstenlage und seine außerordentliche Schönheit macht den Tempel Haedong Yonggungsa in Busan zum Touristenmagneten Fotos: Sean Hsu / Alamy Stock Photo; Panwasin seemala / Shutterstock bereits hinter sich, das Frühstück um 6:30 Uhr steht noch bevor. »Ich lebe seit 50 Jahren hier und die Zeremonien sind noch immer die gleichen«, erzählt er fröhlich. Dazu gehört das Glockenläuten, das den Tag ankündigt: Ein Mönch schlägt mit einem am Tempeldach angebundenen Holzstamm auf eine riesige Glocke, und zwar 33-mal. In der Pagode am See werden Gäste zur Teezeremonie empfangen. Rund zwei Dutzend Pagoden, Gebetshallen und Mönchswohnungen stehen hier am Fuße des Bergs Baekamsan, die geschwungenen Dächer mit schwarzen Schindeln bedeckt, die Wände mit Schriftzeichen, Drachenköpfen und Buddha-Darstellungen verziert. Uralte Wälder mit rosa blühenden Pflaumenbäumen und das landesweit größte Areal an Nusseiben, deren Beeren zu Öl und Anti-Wurm-Mittel gemacht wurden, umgeben die Anlage. Im Herbst, wenn sich das Laub in Gelb- und Rottöne verfärbt, ist der Nationalpark bei den Koreanern besonders beliebt. Südkorea plant für eine CO ² -neutrale Gesellschaft Südkorea hat viele Wälder, unzählige grüne Hügel, weite Reisfelder, Apfel-, Khaki- und Birnen-Plantagen. Dazwischen ab und zu einen Tempel oder eine moderne Großstadt. Das Land gilt als eines der fortschrittlichsten unter den asiatischen Ländern. Firmen wie Samsung, Hyundai und LG exportieren Smartphones, Autos und Kühlschränke in die ganze Welt. In öffentlichen Gebäuden und Shoppingcentern gibt es beheizbare WC-Brillen. Im Human Development Index der Vereinten Nationen, der Gesundheit, Bildung, Einkommen und Leben in 191 Ländern berücksichtigt, steht Südkorea auf Platz 19, gleichauf mit Japan, hinter Hongkong und Singapur. In Suncheon, mit fast 280.000 Einwohnern die größte Stadt in der südlichsten Provinz, zeigt sich das. »Wir haben hier einen Garten, der sich auf natürliche Weise in die Stadt einfügt. Wir wollen als Reaktion auf den Klimawandel eine CO₂-neutrale Gesellschaft verwirklichen«, erklärte der Provinzgouverneur Kim Young-rok, als er den rund 200 Hektar großen Nationalgarten im März 2023 als Expo-Gelände eröffnete. Schon zehn Jahre zuvor fand hier auf einem halb so großen Gelände eine Expo statt. In der Folge entwickelte sich der Garten zu einem beliebten Ausflugsziel. Gepflegte Blumenbeete, romantische Seen und atemberaubende Aussichtspunkte locken täglich fast 60.000 Besucher. Highlight ist der Seegarten, in dem sich ein halbes Dutzend Grashügel erheben, zu denen Hunderte Meter lange Holzstege führen. Auf einem Pfad berieseln automatische Düsen die Besucher mit Wassernebel – gegen die Hitze. Durch den Park rollt ein Miniaturbus und stoppt am Sky Cube, einem unbemannten Schienenwagen, der zum Suncheon Bay Wetland Reserve fährt. In dem großen Küstenfeuchtgebiet leitet ein Stelzenweg die Besucher durch scheinbar endlose Schilflandschaft und Salzsümpfe, ein Refugium für Kraniche, Störche, Schlammspinger und Krebse. Yeosu liegt auf einer buchtenreichen Halbinsel mit vielen vorgelagerten Inseln 86 REISE-PREISE.de 1-2024

Auf den Nachtmärkten gibt es außergewöhnliche Delikatessen Nicht weit ist es von Suncheon zur Hafenstadt Yeosu, gelegen auf einer buchtenreichen Halbinsel, vor der viele kleine Inseln liegen. Hoch überm Wasser schweben kann man mit einer Glasboden-Gondelbahn. Zu den Sehenswürdigkeiten zählt die Replika eines »Schildkrötenschiffs«. Mit solchen Schiffen verteidigte sich Korea im 16. Jh. gegen die angreifenden Japaner. Auch der Fischmarkt am Hafen ist ein Highlight. 80 Verkaufsstände bieten Seescheiden, Seeohren und Seegurken an. Auch getrockneten Zackenbarsch und lebenden Aal gibt es. Wer nicht selber kochen will, geht auf den Nangman-Pocha-Nachtmarkt. Die Essmeile unter der beleuchteten Dolsan-Brücke erstrahlt nachts in tausend Lichtern. Südkorea ist berühmt für seine außergewöhnlichen Essmeilen. Auch der große Fischmarkt der Metropole Busan im Südosten der Halbinsel, der sich über mehrere hundert Meter erstreckt und gesäumt ist von kleinen Restaurants, ist überaus faszinierend – und weit weniger touristisch als der wunderschön direkt an einer felsigen Meeresküste gelegene Tempel Haedong Yonggungsa. Der buddhistische Tempelkomplex ist sehr fotogen und am Wochenende oftmals hoffnungslos überlaufen. Authenthisches Alltagsleben ist dagegen in Seoul zu erleben. Auf dem Markt Gwangjang sitzen Rentner und Studenten auf Kinder-Plastikstühlen an den Ständen vor Kimchi, Blutwurst und handgemachten Mandu, den traditionellen Teigtaschen. Reiswein trinken und Mungobohnen-Pfannkuchen essen, das verbindet fast alle Hauptstadtbewohner. Von der Decke baumeln Bindfäden mit luftgetrocknetem Fisch. Draußen drängeln sich die Fußgänger auf den Zebrastreifen, im Hintergrund die Hochhäuser und das Südtor, eines von zwei verbliebenen historischen Stadttoren. Das Blaue Haus Cheong Wa Da, eigentlich Amtssitz des Staatsoberhauptes, ist seit Mai 2022 Kulinarische Genüsse auf dem Gwangjang-Markt, einem traditionellen Straßenmarkt im Stadtteil Jongno-gu in Seoul vollständig der Öffentlichkeit zugänglich. Der derzeitige Präsident Yoon Suk-yeol arbeitet lieber woanders. Seoul ist ein Touristenmagnet, fremd und vertraut zugleich. In seinem Großraum lebt fast ein Drittel der Bevölkerung. Zwar sind hier schon viele E-Autos unterwegs, doch kämpft man gegen Luftverschmutzung. Die Renaturierung des früher zubetonierten Flusses Cheonggyecheon war ein erster Schritt zur Verbesserung von Stadtklima und Lebensqualität. Jetzt ist das Flussgebiet ein wunderbares Parkgelände. Weitere sollen folgen. Stelzenwege führen durch das Suncheon Bay Wetland Reserve UNSERE AUTORIN EMPFIEHLT Kurzer Blick nach Nordkorea Die demilitarisierte Zone (DMZ) zwischen Nord- und Südkorea zählt zum Pflichtprogramm eines Korea-Besuchs. Zuerst geht’s zur nur 62 km nordwestlich von Seoul liegenden Joint Security Area. Die berühmten blauen Konferenzgebäude, zwei einfache Holzbaracken, vor und in denen die Grenzsoldaten regungslos mit Waffe, schwarzem Helm und Sonnenbrille posieren, dürfen Touristen langsam und in einer Schlange passieren. Ausscheren, Slipper und kurze Hosen sind verboten. Man will den Nordkoreanern keinen Grund für ihre Propaganda geben, so sagt man. Südlich der JSA liegt die »Freedom Bridge« oder »Bridge of no return«, auf der sich die Kriegsgefangenen 1953 sofort entscheiden mussten, ob sie künftig in Nord- oder Südkorea leben wollen, und die Dorasan Station, die letzte südkoreanische Bahnstation Richtung Norden. Respekteinflößend ist der Blick vom Aussichtspunkt Panmunjeom auf das Dorf Gijungdong, das die nordkoreanische Flagge gehisst hat, und das Freedom Village Taesun Dong, das einzige südkoreanische Dorf in der DMZ. Im Panmunjeom Travel Center kann man eine Ganztagestour in die demilitarisierte Zone buchen (€ 100, Ausweis notwendig, siehe Infos). In Gwangju wurde gegen die gegen Militärdiktatur gekämpft »Unsere Stadt verkörpert den Geist des Friedens, der Demokratie und der Menschenrechte«, sagt Hui Jeong Kim. Die 43-jährige Direktorin einer Tourismusorganisation steht auf dem 18. Mai-Demokratie-Platz in Gwangju und blickt auf das Asia Culture Centre. »Im Jahr 1980 haben Studenten und Einwohner hier für die Demokratie demonstriert. Die Armee beendete das mit einem Blutbad. Als Entschuldigung hat das Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus an dieser Stelle das ACC gebaut, ein Nationalmuseum«, erklärt sie. Tatsächlich ist es die einzige Kunstorganisation des Landes, die sich der asiatischen Kultur widmet. In mehreren futuristischen Gebäuden auf einer Fläche so groß wie 16 Fußballfelder finden kostenlose Ausstellungen statt, die Kunst auf atemberaubende Weise mit Technologie verbinden: koreanische Landschaften, die als digitaler Film über die Wände laufen, oder das lebensgroße Bild einer Sonnenblume, die verwelkt und wiederaufblüht, wenn man auf einen Knopf drückt. Südkorea beweist eindrucksvoll: Tradition und Moderne sind kein Widerspruch. PERFEKT GEPLANT MIT Ob Hotel, Flug, Mietwagen oder Pauschalreise. Wir weisen Ihnen den Weg zum günstigsten Anbieter. www.reise-preise.de/suedkorea 1-2024 REISE-PREISE.de 87 Fotos: Martina Katz; Joonsoo Kim / Alamy Stock Photo

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