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2-2023 REISE & PREISE

NEUSEELAND AM SCHÖNSTEN

NEUSEELAND AM SCHÖNSTEN ENDE DER WELT Das Naturparadies im Südpazifik ist immer noch Sehnsuchtsziel vieler Reisender und lockt mit grandiosen Landschaften, einer faszinierenden polynesischen Kultur und reichlich lässigem Lebensgefühl. Ein Farmer zeigt stolz seine reifen Kiwi-Früchte In Rotorua riecht's stets nach faulen Eiern: Eruptionen am Prince of Wales Feathers Geysir Maori-Frauen während der Feierlichkeiten am Waitangi Day 10 REISE-PREISE.de 2-2023

Eine Augenweide: grandioser Blick auf den Milford Sound Traumhaft schön: Wanderung auf dem Abel Tasman Track im gleichnamigen Nationalpark VON ELKE HOMBURG Der Arbeitsplatz von Natur-Guide Ram ist der Fjordland-Nationalpark, die wohl einsamste Gegend Neuseelands, die in der Publikumsgunst jedoch ganz weit oben steht. Während Ram seinen Bus steil bergab in Richtung Doubtful Sound steuert, erklärt er die Naturphänomene ringsum und hat ein Anliegen: »Ihr könnt alle zu Naturschützern werden und müsst dafür kein Geld in irgendeine Spendenbox werfen, Bäume pflanzen oder Müll einsammeln.« Gespannte Stille im Bus. »Einfach nicht bremsen, wenn ein Possum über die Straße läuft, sondern draufhalten.« Das klingt brutal, aber beim Thema Possum verstehen die Neuseeländer keinen Spaß. Die aus Australien eingewanderten Beuteltiere sind – wie auch Ratten, Hasen oder Wiesel – eine Plage. Jahr für Jahr töten sie bis zu 25 Millionen einheimische Vögel. Da Kiwis & Co. flugunfähig sind, gibt es kein Entkommen. So hat man den Schädlingen den Kampf angesagt, unzählige Fallen aufgestellt und drückt im Fall des Falles halt nicht auf die Bremse. Mein Roadtrip hatte in Christchurch auf der Südinsel begonnen. Vorbei an türkisfarbenen Bergseen ging es zunächst in den Mount Cook National Park mit den höchsten Gipfeln der Südalpen. An den Felswänden des 3.724 Meter hohen Mount Cook hatte einst Sir Edmund Hillary für die Erstbesteigung des Mt. Everest trainiert. Wandernd nähere ich mich dem König der Berge, dessen Schneeflanken in der Frühjahrssonne glitzern, während Eisschollen über den Gletschersee floaten. »Fast wie in der Schweiz«, findet Verena aus St. Gallen. »Aber ohne Gondelbahnen und Berggasthöfe.« Stimmt, die Südalpen sind die wilden Brüder der europäischen Alpen. Von den grandiosen Südalpen ins weltentrückte Fjordland Nach dem Ausflug in die Schweiz Neuseelands fühle ich mich im Fjordland nach Norwegen versetzt. Der Doubtful Sound, den Gletscher der Eiszeiten aushobelten, schiebt sich von der Tasman-See 40 Kilometer tief ins Land. Wasserfälle stürzen mit Getöse von Felswänden, die an hängende Gärten erinnern. Riesige Baumfarne krallen sich an den Fels und spannen ihre Kronen wie Fächer auf, Flechten und Moose überwuchern die Stämme der Südbuchen wie in einem vertikalen Zauberwald. Fifty Shades of Green. Das Ausflugsboot gleitet vorbei an Felsinseln, auf denen sich Seebären sonnen und Zwergpinguine aus Nischen hervorlugen. Für ein paar Minuten stellt der Kapitän den Motor ab und alle Passagiere verstummen. Schweigeminuten für die Natur. Nur das Krächzen der Möwen durchbricht die Stille im Sound of Silence, wie man den weltentrückten Bruder des vielbesuchten Milford Sound auch nennt. Früher Goldsucher und Walfänger, heute Künstler und Lebenskünstler Queenstown, der »Hauptstadt des Nervenkitzels«, lasse ich schnell hinter mir. Die wilde Westküste dagegen, wo die Gletscher der Südalpen einst durch den Regenwald bis fast ans Meer flossen, erobert mein Herz im Sturm. Die Kleinstadt Hokitika war vor rund 150 Jahren eine Boomtown, als der Goldrausch unzählige Fotos: Oliver Weber / www.nelsontasman.nz; Great South; Horizons WWP, Chris Hooton, Greg Balfour Evans / Alamy Stock Photo; Lakeview Images/Shutterstock 2-2023 REISE-PREISE.de 11

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