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2011-1 REISE und PREISE

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THAILAND DIE REPORTAGE

THAILAND DIE REPORTAGE Noch immer sind die Bergvölker größter Touristenmagnet in Thailands Norden, ist ein Besuch in ihren Dörfern ein besonderes Erlebnis. Doch es ist absehbar – schon bald wird auch hier das moderne Leben Einzug halten. TEXT & FOTOS MARTINA KATZ Wie ein Peitschenschlag knallt der handgroße Holzkreisel auf den staubigen Sandboden. Dabei rotiert er in einer Geschwindigkeit, als ob er sich in den 20 Meter langen und ebenso breiten Felsvorsprung des kleinen Bergdorfs hineinbohren wolle. Die 30-köpfige Männerschar, die das aus sicherem Abstand in schwarzen Pluderhosen und bunten Hemden verfolgt, jubelt. Sofort knallt ein weiterer rotierender Kreisel so nah neben den ersten, dass der taumelt und Richtung Abgrund schleudert. Die Männer zögern keine Sekunde. Blitzschnell schirmen sie die tanzenden Kegel in zwei Gruppen Am Wat Pa Archa Thong nehmen die Novizen die Opfergaben der Gläubigen auf Pferden entgegen (unten). Hmong-Mädchen in traditioneller Tracht in Huaipoong (gr. Bild) gegen alles ab, was ihre Rotation bremsen könnte: Wind, Staub, der Abgrund. Halb liegend, halb kniend feuern sie sie lauthals an, pusten und loben ihre Werfer, die das für den Wurf benötigte Baumwollband mühevoll wieder um den Bambusstab wickeln. Nach ein paar Minuten fällt der erste Kreisel um. Vom Rande des Felsvorsprungs ertönt feuriger Applaus der Dorffrauen–der Gewinner dieser Runde ist gefunden. Dann knalltschon der nächste Kreisel auf den Boden. Auf dem jährlichen Neujahrfest der Hmong in Huaipoong, 40 Kilometer südlich der Provinzhauptstadt Mae Hong Son, ist das Kreiselwurfspiel Tujlub traditioneller Bestandteil. Mit Tänzen zu verschrobener Musik und indigofarbenen, mit viel Silber und bunten Kreuzstichen bestickten Trachten feiert eines der größten Bergvölker des Landes das Ende einer erfolgreichen Reisernte. Dörfer zwischen Reisfeldern und Dschungel In der weitläufigen Bergregion Nordthailands, wo sich leuchtend grüne Reistäler mit Höhen aus Teak- und Bambuswald abwechseln und an Steilhängen Kohl, Erdbeeren und Opium angebaut wird, leben heute noch fast 750.000 Angehörige der ethnischen Minderheiten. Sie verteilen sich auf die Provinzen Mae Hong Son im Westen bis Nan im Osten sowie Lamphun und Phrae im Süden. Auch am bedeutendsten Berg Thailands, dem knapp 2.600 Meter hohen Doi Inthanon, haben sie sich angesiedelt. Ob Hmong, Karen, Akha, Yao, Lisu oder Lahu – sie alle führen so gut es geht ihr traditionelles Leben, unabhängig von der thailändischen Gesellschaft. »Vor allem sie sind es, die neben der reizvollen Natur den wahren Charme Nordthailands ausmachen«, weiß Chaichana. Der 42-jährige Tourguide ist hier aufgewachsen und kennt die meisten der rund 3.000 Dörfer. Die Bergvölker haben sich, so scheint es, die schönsten Flecken für ihre Siedlungen ausgesucht. Zwischen haushohen Bambushainen und Bananenstauden schmiegen sich die kleinen Dorfgemeinschaften auf engstem Raum kaum sichtbar in die Dschungel-Landschaft. So wie das Yao-Dorf in Meazai. Von Chiang Rai, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, ist es noch recht einfach zu erreichen: 45 Minuten dauert die Tuk-Tuk- Fahrt über holprige Pisten, anschließend folgt ein zweistündiges Trekking durch das Auf und Ab unwegsamer Teakwälder. Die zehn kleinen Meisterwerke an Ein- Zimmer-Hütten, komplett aus Bambus, sind auf Pfählen in den unebenen Sandboden ge rammt – in der Regenzeit ein guter Schutz für die Großfamilien. Hier sitzen die Frauen zur heißen Mittagszeit auf dem Boden ihrer überdachten Veranden und essen Bami Nam, scharfe Nudelsuppe mit Ei. Die meisten von ihnen tragen blaue Wickelröcke und ausgewaschene T-Shirts, auf denen thailändische Schriftzeichen prangen. Nur die Dorfälteste verzichtet selbst bei Temperaturen von über 30 Grad nicht auf die schöne schwarze Jacke mit roter Wollkrempe und passender Kappe – eine kostbare Tracht. Von einem Hügel weht das Lachen zweier Mädchen he rüber. Sie be obachten eine Schar gackernder Hühner auf ihrer Flucht vor einem grunzenden Schwein. ‘ 8 REISE & PREISE 1/2011

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