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2011-1 REISE und PREISE

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INDIEN Fröhliche Kinder

INDIEN Fröhliche Kinder in Vishakhapatnam (links). Die Buntes Markttreiben, heilige Kühe, Bettler und im Hintergund Tempelbauten: Die Temple Road in Puri zeigt ganz Indien auf einen Blick Von Kalkutta nach Madras 3.000 Kilometer die indische Ostküste entlang, auf eigene Faust. Mit Bussen und Bahnen von Kalkutta bis zum heiligen Kanyakumari an Indiens Südspitze. Ein fantastischer Trip, vorbei an vergessenen Stränden, ehemaligen Hippie-Treffpunkten, versteckten Tempeln, großartigen Kulturen. Mit viel Kontakt zum echten Indien. Wir stellen Ihnen zunächst den nördlichen Abschnitt von Kalkutta bis Madras vor. TEXT UND FOTOS: JOHANN JILKA Allein beim Namen Kalkutta tritt so manchem Reisenden der Schweiß auf die Stirn. In der vermutlich drittgrößten Stadt Indiens mit geschätzten 15 bis 20 Millionen Einwohnern treffen die Extreme selbst für indische Maßstäbe besonders hart aufeinander. Die Armut ist unsäglich, der Verkehr chaotisch und die Luftverschmutzung extrem. Andererseits beherbergt Indiens Kulturhauptstadt über 30 Theater und 33 Museen und prachtvolle Kolonialbauten. Nach zwei, drei Tagen verlässt man die Stadt aber trotzdem gern… Auf der gut 3.000 Kilometer langen Strecke bis zum südlichsten Zipfel des indischen Subkontinents warten fantastische Erlebnisse: Begegnungen mit heiligen Männern und mit heiligen Kühen, mit Pilgern und Bettlern, in prachtvollen Tempeln und archaischen Suppenküchen. Das pralle Leben Indiens eben. Für Entspannung zwischendurch sorgen kleine Fluchten an fast unberührte Stände. Vier Wochen sollte man sich Zeit lassen für den Weg von Kalkutta bis zum Kap Komorin, wo der Golf von Bengalen, der Indische Ozean und das Arabische Meer aufeinandertreffen und als krönender Abschluss der Tour ein romantischer Sonnenuntergang wartet. Für den nördlichen Abschnitt von Kalkutta bis Chennai (Ma dras), den wir Ihnen auf den folgenden Seiten vorstellen, sollten Sie zwei Wochen einplanen. 46 REISE & PREISE 1/2011

Esplanade in Downtown Kalkutta (Mitte). Körperpflege unter der Howrah Bridge am Ufer des Ganges (rechts) Kalkutta Stadt der Extreme 1.Etappe: Kalkutta–Puri Hauptattraktion von Puri, einem der heiligsten Orte Indiens, ist der großartige Jamnath-Tempel. Sterbende Menschen werden für ihre letzten Stunden hierher gebracht, Tausende von Pilgern, heilige Kühe, Saddhus, Prediger, Bettler sorgen für eine beeindruckende Atmosphäre. Der Tempel selbst ist nur für Hindus zugänglich, doch vom Dach der gegenüberliegenden Bibliothek bietet sich ein guter Blick auf die Szenerie. Außerdem bietet Puri einen in jeder Hinsicht wilden Strand, in den 70er Jahren Treffpunkt für Hippies, die Goa schon hinter sich hatten… Am nördlichsten Abschnitt in der Nähe des Dorfes kann man die Fischer bei der Arbeit beobachten. Wer früh kommt, kann gegen Trinkgeld mit hinausfahren. Am südlichen Teil herrscht lärmiger Trubel: Kamelreiten, Essensstände, Souvenirbuden, teastalls. Ein absolutes Muss ist der Ausflug von Puri zum Sonnentempel nach Konarak (40 km), Kalkutta (offizieller Name Kolkata) ist ein harter Brocken – und zugleich ein unvergessliches Erlebnis. Drei Tage sollte man einplanen, um einen Eindruck von der Stadt zu bekommen. Architektonische Zeugnisse der Zeit, als Kalkutta das Herz des britischen Empires in Indien war, gibt’s am Dalhousie Square zu sehen. Am Maidon Park liefern sich am Wochenende Dutzende Teams spannende Kricketmatches, im Südteil steht das Victoria Memorial mit seinem riesigen Museum. Einen Besuch lohnen auch die Markthallen des New Market. Wild zeigt sich Kalkutta an den Ghats bei der gigantischen, 600 Meter langen Howrah Bridge über den Fluss Hoogly: Hier wird Wäsche gewaschen, gebadet, werden die Toten verbrannt. Und an der nächsten Ecke findet der kunterbunte Blumenmarkt statt. Zum Pflichtprogramm gehört ein Besuch des Kalighat-Tempels, Indiens wichtigstem Kali- Tempel (leicht mit der U-Bahn zu erreichen, eine Fahrt 6 Cent). Wer früh da ist, wird im Tempel Zeuge blutiger Tieropfer. Daneben liegt das Sterbehospiz von Mutter Theresa, in dem mittlerweile sehr viele Helfer aus dem Westen tätig sind. KOST & LOGIS Die Travellerszene wohnt am New Market, meist in der Sudder Street, wo es Internetcafés, Reisebüros, Bars und Restaurants auch mit westlichem Essen gibt. EINFACH Sauber, aber etwas klein sind die Zimmer des »Aafreen International« (Marquis St. 10, Tel. 0091-33-22520098, E-Mail aafreeninternational@yahoo.co.in; EZ/DZ mit AC € 10–20), besonders witzig: das Zimmer 113 auf dem Dach. MITTEL Ein altes englisches Haus ist das »Fairlawn Hotel« (13/A Sudder St., Tel. 0091-33-22521510, www.fairlawnhotel.com; DZ € 50 inkl. VP). Wer nicht hier übernachtet, sollte zumindest zum Essen oder auf ein Bier vorbeischauen! GEHOBEN Erstes Haus am Platz ist »The Oberoi Grand« (15, Jawaharlal Nehru Road, Tel. 0091-33-22492323, www.oberoihotels.com; EZ/DZ € 348/376; oftmals Rabatte bis zu 50%, auch online). Distanz: 500 km, Dauer: 10 Std. Züge von Kalkutta nach Puri (ca. 10 Std.) fahren mehrmals täglich. Wer eine Übernachtung sparen will, nimmt den Zug um 19 Uhr (2. Kl. Sleeper € 4, 2. Kl. AC € 14; Reservierung in Reisebüros Sudder Street oder direkt an der Howrah Station, neues Gebäude). Puri Heilige Stadt mit wildem Strand einem der berühmtesten Bauwerke Indiens, mit herrlichen Steinmetzarbeiten (Eintritt für Ausländer € 4). Am besten mietet man sich dafür ein Motorrad (€ 2,50/Tag). Auf der wenig befahrenen Küstenstraße fährt man durch ein Naturschutzgebiet, durch Pinienwälder, an einsamen Stränden entlang, entdeckt kleine Tempel, stoppt in Fischerdörfern. KOST & LOGIS Während die westlichen Besucher beim Fischerdorf wohnen, mieten sich die Inder eher am Südstrand in der Stadt ein. EINFACH Zimmer in Reihenbungalows mit kleinen Terrassen hat das »Pink House« beim Fischerdorf in Strandnähe (Chakratirtha Road, 2, Tel. 0091-6752-222253, www.pinkhousepuri.com; DZ € 8–17). MITTEL Direkt am Puri Sea Beach liegt das große »Puri Hotel« (Tel. 0091-6752-222114, www.puri hotel.in; EZ/DZ mit AC € 18). ‘ Immer im Dienst der Kund - schaft: Kalkuttas Rikschafahrer können mehr als Rikscha fahren! »Kalkutta - bier« Mahesh hockt in seiner Laufrikscha und hat keine Kundschaft. Es ist 21 Uhr, die Sonne ist seit ein paar Stunden weg und es sind nur noch 32 Grad. Ein kühles Bier auf der Dachterrasse meines 10-Euro-Hotels wäre jetzt nicht schlecht. Also auf zum Liquor Store. Mahesh sieht mich aus dem Hotel kommen und rennt mir hinterher. »Where you go?« »Buy cold beer!« »I bring you!« »How much?« »Twenty rupees.« »O.k.« Ich will in die Rikscha steigen, Mahesh hat die bessere Idee: »I buy cold beer, you watch rikshaw!!« Ich gebe ihm das Geld fürs Bier plus 20 Rupees, er rennt los. Jetzt sitze ich in der Rikscha in Kalkutta, augenzwinkernd fragt mich ein 90-kg- Businessman: »Are you the first foreign rikshawwallah in Calcutta?« »No, I wait for a cold beer.« Mahesh kommt um die Ecke, gibt mir die in Zeitungspapier eingepackte Flasche Kingfisher Lager, lächelt und fragt »Tomorrow again? I wait for you!« REISE & PREISE 1/2011 47

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