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2016-1 REISE und PREISE

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KAMBODSCHA DIE REPORTAGE

KAMBODSCHA DIE REPORTAGE Die steinernen Gesichter des Bayon-Tempels sind faszinierende Zeugnissen der Khmer-Kultur (links) Mopeds und Pferdeoder Ochsenkarren gehören zum gewohnten Bild kambodschanischer Landstraßen (rechts) Freundliche Ruderin auf dem Tonle- Sap-See (unten) Angkors geheimnisvolle Tempelwelt, eine Metropole mit kolonialem Charme und tropische Traumstrände… Das einstige Armenhaus Kambodscha befreit sich langsam vom Trauma seiner schrecklichen Kriegsvergan genheit und mausert sich zu einem trendigen Reiseziel. VON REGINA FISCHER-COHEN Komm mit ins Abenteuerland Ein Foto wert: »Tankstelle« nach kambodschanischer Art (unten). Die Tempelanlage Ta Prohm wurde wuchernden Urwaldriesen überlassen (links) 36 REISE & PREISE 1-2016

Etwas klebt in Chhays Mundwinkel. Es ist wie mit der Nudel in Loriots Sketch. Schlimmer! Weil das, was da festsitzt, ein Bein ist. Hängengeblieben von einer Handvoll frittierter Grillen, die sich unser Guide hastig in den Mund gesteckt hat. Quasi als Frühstücksersatz. Jetzt zittert es, während er über die Khmer-Gott-Könige spricht, die Angkor zwischen dem 9. und 15. Jh. als Zentrum ihres ostasiatischen Riesenreichs erbaut haben. Unmöglich, sich da auf die Historie zu konzentrieren. Zum Glück gönnt sich Chhay dann aber noch ein paar Grillen und wischt das Problem damit weg. Nicht nur bei ihm macht sich langsam der Hunger bemerkbar. Vorbei, der magische Moment. Die Minuten des gemeinsamen andächtigen Schweigens, als sich die Sonne dramatisch hinter den Türmen von Angkor Wat erhoben hat. DasTraummotiv jedes Kambodschareisenden. Hunderte von Touristen haben sich auch heute wieder zu nachtschlafender Stunde hektisch auf den berühmten Tempel im Dschungel gestürzt. Und genauso schwirren die meisten nun wieder ab. Zurück in die sieben Kilometer entfernte Provinzhauptstadt Siem Reap, wo das Hotelfrühstück bereits wartet. Wer clever war, hat sich allerdings einen Snack mitgebracht und genießt nun die kurze Phase, in der es in dem ansonsten völlig überlaufenen Heiligtum noch einmal etwas ruhiger wird. Im Bann der mystischen Dschungeltempel Seit Angelina Jolie als Lara Croft im Kino-Hit »Tomb Raider« durch die antiken Königsstädte gejagt ist, drängeln sich hier die Touristen. Neben Angkor Wat will jeder vor allem die von Würgefeigen umschlungenen Dschungel-Tempel Ta Prohm und Preah Khan sehen. Und natürlich den Bayon mit den übermannsgroßen steinernen Gesichtern. Weit über zwei Millionen Besucher strömen Jahr für Jahr aus aller Welt herbei. »Abenteuer-Feeling gibt‘s hier nur noch, wenn du das richtige Losungswort kennst«, scherzt Chhay, während er in einem Seitentrakt des Angkor Wat eine riesige Bauplane und ein Schild mit der Aufschrift »Betreten verboten« beiseiteschiebt. Über schmale Leitern und kippelige Holzbohlen geht es dahinter in schwindelerregende Höhen. Bis unters Tempeldach, wo zwei Kambodschaner vom deutschen Restaurierungsprojekt GACP mit filigranen Bohrern behutsam an einem Steinrelief arbeiten. Es zeigt Apsaras, verführerisch schöne Himmelstänzerinnen, die aufgrund innerer Verwitterung vom Giebel zu stürzen drohen. »Tempelretter«, so hatte Reiseveranstalter Thomas Cook eines seiner Nachhaltigkeitsprojekte genannt, mit dem er die Konservierungsarbeiten des GACP drei Jahre lang finanziell unterstützt hat. Fernab der Touristenströme wurden seinen Gästen dafür exklusive Einblicke in die Arbeit der Restauratoren gewährt. Ein perfektes Win-Win- Projekt, das 2013 endete. Doch ein paar schlitzohrige Guides wissen bis heute von der Idee zu profitieren. Nicht ganz legal, aber »ein Geldschein öffnet dir in diesem Land viele verschlossene Türen«, lächelt Chhay. Im Kochtopf auf Südostasiens größtem See One Dollar? Rund fünfundfünfzig Kilometer südöstlich von Siem Reap gluckst die achtjährige Lin vor Vergnügen. Schelmisch blickt sie zu ihrem jüngeren Bruder, der in einem Riesenkochtopf hockt und damit quietschfidel vor der elterlichen Hütte auf dem Tonle Sap See schippert. »Okay!«, willigt Lin ein, ‘ REISE & PREISE 1-2016 37

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