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2021-3 REISE und PREISE

PORTUGAL • ALENTEJO

PORTUGAL • ALENTEJO STERNSTUNDEN IM ALENTEJO Weißgetünchte Dörfer und historische Festungen, sternklare Nächte und Sonne satt bis in den Oktober: Das stille Hinterland des Alentejo entwickelt sich zum Sehnsuchtsziel für Naturliebhaber und Sternegucker. In der kleinen Festungsstadt Elvas werden Sightseeing-Touren im Tuk-Tuk angeboten VON MONICA GUMM Auf den ersten Blick wirkt die hügelige Landschaft mit ihren endlos wirkenden Getreidefeldern, Olivenhainen und knorrigen Korkeichenwäldern eher unspektakulär. Die schöne Unbekannte zwischen Lissabon und der Algarve gibt erst auf den zweiten Blick ihre Geheimnisse preis. Da tauchen plötzlich wie aus dem Nichts gigantische Festungen auf, möchten jahrtausendalte Weltkulturerbe-Städte entdeckt werden, warten auf malerischen Weingütern fruchtige Weine zur Verkostung und seit ein paar Jahren blitzen sogar weiße Sandstrände am Ufer des Alqueva-Stausees auf. »Kaum vorzustellen, wie es früher die Tagelöhner schafften, dieser staubtrockenen Gegend eine Ernte abzugewinnen«, erzählt mir die drahtige Teresa, während sie in ihrem Patio frische Erdbeeren pflückt. »Rund sechzig Jahre warteten die Einwohner darauf, dass ein gigantisches Bewässerungsprojekt verwirklicht wurde. Seitdem ist diese Region wieder die Kornkammer des Landes – wie zur Römerzeit. Und zieht immer mehr Touristen an. Meine Gäste kommen vor allem zum Sternegucken und wegen der vielen Wassersportmöglichkeiten.« Teresa hat nach Stationen in Südafrika, Mosambik, Spanien und Lissabon nun ihren Herzensort in der Nähe des Stausees gefunden, wo sie seit drei Jahren ein charmantes Bed & Breakfast betreibt. In den Jahren vor der Pandemie waren die Besucherzahlen in der Region rasant auf 1,5 Millionen gestiegen. Die meistbesuchte 38 REISE-PREISE.de 3-2021

Ausgedehnte Korkeichenwälder bestimmen das Landschaftsbild im Alentejo Das von einer Mauer umschlossene Dorf Monsaraz thront auf einem Felsen über dem Stausee Alqueva Stadt ist Évora, sie zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das kleinere Elvas protzt mit drei wuchtigen Festungen. Hier kann man sich in der Sommersaison gemütlich im Tuk-Tuk durch die Stadt kutschieren lassen – und erfährt dabei gleich allerhand Wissenswertes über die Geschichte der Region (Tour ab € 15). Wie Tuk-Tuk-Fahrer und Stadtführer Frederico Rasquilhe warteten viele Betreiber touristischer Unternehmen im Frühling ungeduldig darauf, wieder aktiv werden zu dürfen. Nur die Korkbauern, die auf Ihre Ernte warten, müssen noch geduldiger sein. In würdevoller Langsamkeit wachsen die Korkeichen vor sich hin. Ein junger Baum gibt erst nach 39 Jahren einen brauchbaren Kork ab und darf danach nur alle neun Jahre geschält werden. Portugal zählt zu den weltgrößten Korkproduzenten – und 80 Prozent der Bäume stehen im Alentejo. TIPP DER AUTORIN UNBEKANNTE STADTSCHÖNHEITEN ÉVORA 2.000 Jahre alte Königsstadt Das historische Zentrum von Évora (56.000 Einwohner) ist von einer uralten Stadtmauer umgeben. Über das polierte Kopfsteinpflaster flaniert man durch 2.000 Jahre Geschichte. Kelten, Römer, Westgoten, Araber und portugiesische Königshäuser haben hier ihre Spuren hinterlassen. Kein Wunder, dass die Hauptstadt des Alentejo 1986 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Alle Sehenswürdigkeiten befinden sich in der oberen Altstadt. Der Praça Giraldo mit dem weißen Marmorbrunnen ist das pulsierende Herz. Dort im Café »Doces da Praça« schmecken die cremigen Pasteis de Nata (Stück € 1,10) besonders gut. Vom Platz führt die Rua Cinco de Outubro direkt zu der Kathedrale Santa Maria. Das Bauwerk aus dem 12. Jh. gleicht einer Festung, von der Dachterrasse bietet sich ein Panoramablick. Ganz in der Nähe, auf dem höchsten Punkt der Stadt, stand die Akropolis. Heute sind davon nur noch ein paar Säulen des Dianatempels zu sehen. Ein schaurig schönes Unikum ist die sorgfältig restaurierte Capela dos Ossos, die »Knochenkapelle« der Franziskanerkirche. TIPP Entspannt lässt es sich direkt neben der Markthalle auf der Terrasse der »Adega de Talha Velha« zu Mittag essen, z. B. eine typische Açorda Alentejana, Brotsuppe mit Stockfisch und Ei für € 11. Gut gebettet Sechs Kilometer vor der Stadt, zwischen tausend Jahre alten Olivenbäumen und Korkeichen liegt »Monte do Serrado de Baixo«, ein blau-weiß getünchter Bauernhof mit Pool (00351-966-758940, montedoserradodebaixo.com, EZ/DZ ab € 80 ÜF). Das Frühstück hat Sterne- Glamping am Fluss Der Alentejo gehört zu den am dünnsten besiedelten Regionen Portugals, gleicht im Hinterland einer menschenleeren Märchenlandschaft. Wer ein paar Tage die Natur hautnah genießen möchte, hat dazu von Mai bis Oktober im abgelegenen Camp »Azenhas da Seda« Gelegenheit. Die Gäste wohnen in geräumigen Zelten, die mit Bett, Schrank und Sesseln ausgestattet sind und an einem kleinen Fluss mit Strand liegen. Moderne sanitäre Anlagen, Küche und Lounge stehen allen gemeinsam zur Verfügung. Angeboten werden zahlreiche geführte Aktivitäten (€ 35), u. a. Boots- und Kajaktouren, Rafting und »Soft Canyoning« (Glampingzelt für 2 Pers. € 90, Minimum 2 Nächte, Frühstück € 10/Pers., 00351-266-448036, azenhasdaseda.com). Fotos: Monica Gumm, Suno Simoes/Alamy 3-2021 REISE-PREISE.de 39

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