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2021-3 REISE und PREISE

RUBRIK JAPAN • TOKIO

RUBRIK JAPAN • TOKIO Die wuseligste Kreuzung in ganz Japan: Shibuya Scramble Crossing Tokio, größter Ballungsraum der Welt und durch die diesjährige Sommer- Olympiade in aller Munde, gibt eine Endlosschleife an einzigartigen Eindrücken. TOKIO JAPANS MEGACITY – EIN EIGENER KOSMOS 44 REISE-PREISE.de 3-2021

VON ANDREAS DROUVE Dieses Schauspiel beim Bahnhof Shibuya sollte sich niemand entgehen lassen: Shibuya Scramble Crossing, in Nicht-Corona-Zeiten die vielleicht wimmeligste Fußgängerkreuzung weltweit. Derzeit geht es etwas entspannter zu mit etwa 8.000 Leuten pro Stunde, die sich an den Ampelphasen stauen und auf die Grün- Schalte warten. Das organisierte Chaos – einfach geradeaus oder komplett quer rüber – ist typisch Tokio. Da bekommt man ein Gefühl für den größten Ballungsraum der Welt und japanische Disziplin. Niemand rennt, niemand schimpft, niemand drängelt. Nicht nur hier geben sich Japans Hauptstädter erstaunlich entspannt, fröhlich, ruhig. Ohrenbetäubender Lärm herrscht einzig hinter verschlossenen Türen in Spielhallen und Karaoke-Treffs, wo man es – Pandemie und Masken hin oder her – richtig krachen lässt. Tokio ist ein eigener Kosmos. Darauf muss man sich einlassen. Überall greifen die Silhouetten von Hochhäusern ineinander. Im Großraum leben über 35 Millionen Menschen, mehr als in ganz Australien. Die Megacity zu Fuß erobern, das geht nur ausschnittweise; zwischen sehenswerten Vierteln können durchaus 15 Kilometer liegen. Gutes Fortbewegungsmittel ist die Metro. Shoppen, Shinto-Schreine, Skurrilitäten, Spitzenmuseen, futuristische Architektur, die Küche, Aussichten von oben – Tokio, Gastgeber der coronabedingt auf 2021 verschobenen Olympiade (23.7.–8.8.) und Paralympics (24.8.– 5.9.), spielt viele Pluspunkte aus. Natur in die Stadt bringen Flüsse, Kanäle, Parks, die pazifische Bucht und sogar ein Strand im Stadtteil Odaiba. Freakigere Typen sind eher die Ausnahme. Japaner mögen es dezent und bedeckt. So wird Händchenhalten toleriert, Küssen in der Öffentlichkeit geht nicht. Immer wieder begegnet man freundlichen Hauptstädtern, die dem Fremden gern weiterhelfen – oft nur in holprigem Englisch. Überall ist es sicher und sauber. Böden frei von Kippen, Unrat, Hundekot. Selbst die Toiletten (stets kostenlos) sind derart gepflegt, dass man quasi vom Boden essen könnte. Ein Hinweis: Bei Redaktionsschluss waren noch manche Sehenswürdigkeiten geschlossen. Sobald sich Japan wieder für internationale Gäste öffnet, wird sich das rasch ändern. STREIFZÜGE DURCH DIE MEGACITY Hoch hinaus zu klasse Aussichten Das nennt man Schussfahrt! In weniger als einer Minute schnellt der Aufzug 350 Meter zum ersten Panoramadeck, später geht’s weitere hundert Höhenmeter aufwärts zum nächsten Glasrund. In den Tiefen breiten sich Hochhausmeere und Flussstränge aus. In der Ferne liegt der Kegel des sagenhaften Mount Fuji in Sicht, der im Winter einen Eiskranz trägt. Wie ganz Tokio, so spielt auch der Tokyo Skytree (€ 23–25; tokyo-skytree. jp/en) in einer eigenen Liga der Superlative. Nadelgleich sticht der Fernsehturm aus dem Stadtbild, seine 634 m entsprechen fast der doppelten Höhe des Eiffelturms. Klasse Aussichten bieten sich auch vom Tokyo Tower (€ 9–22; tokyotower.co.jp) und dem Tokyo City View in dem auch für sein Nightlife bekannten Viertel Roppongi (Sky Deck bis 20 Uhr € 4,50, im 52. Stock € 13,50, tcv.roppongihills. com/en). Der Tokyo Sky Tree dominiert das Häusermeer in der japanischen Hauptstadt, im HIntergrund erhebt sich der heilige Fudschijama, mit 3.776 Metern der höchste Berg des Landes Viertel Shinjuku – am Puls der Zeit Corona hat nichts geändert: Dieses Ausgeh-, Shopping- und Wolkenkratzerviertel steckt voller Atmosphäre. Orientierung gibt der Megabahnhof Shinjuku. Umso erstaunlicher: Im Gassengeflecht Golden Gai wirkt Tokio plötzlich wie ein Dorf! Man trifft sich in winzigsten Restaurants und Bars; teils führen schmale Stiegen hinauf. Auswärtige sind hier ebenso in der Minderzahl wie in der Doppelgasse Omoide Yokocho, wo sich ein Minirestaurant ans nächste reiht und Rauchschwaden von kleinen Kohlegrills aufsteigen. Einfach reintrauen! Kulturziele sind der orange leuchtende Schrein Hanazono-jinja aus dem 17. Jh. und das Samurai-Museum (€ 14, samurai museum.jp/en). Ginza – edelstes Shoppingpflaster Fotos: Getty Images Niedlich zu sein gilt für Japans junge Frauen als Schönheitsideal. Zöpfe wie im Manga- Comic sind in Das Viertel gilt als teuerster Shoppingdistrikt Japans. Da ist im Zeichen von Mode und Beauty an Edelshops alles vereint, was international Rang und Namen hat. Da wird mächtig geklotzt, nicht gekleckert. Da warten auch mal Juweliere mit weißen Handschuhen auf 3-2021 REISE-PREISE.de 45

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