E-Paper

Aufrufe
vor 2 Jahren

2021-3 REISE und PREISE

COSTA RICA Fotos:

COSTA RICA Fotos: GuillermoOsa/Sikon Dannheuser/AdobeStock VON RAINER HEUBECK Quiiieek, Quiieek« tönt es morgens um fünf. Schrill und laut. Wieder und wieder. Der Ton scheint aus den Baumwipfeln zu kommen. Eine Mischung aus Quieken und Grunzen wie von einem Schwein – dazwischen ein helles Bellen wie von einem Hund und ein schriller Schrei wie von einem Baby. Gut, dass ich ohnehin noch im Jetlag bin und schon länger wach. Allerdings wäre der Lärmorkan im Morgengrauen ohnehin kein Grund zum Klagen: In den Nationalp ark Cahuita und das Refugio Silvestre Gandoca-Manzanillo an der südlichen Karibikküste kommen Besucher ja vor allem, um Affen, Faultiere, Papageien, Leguane, Ameisen- und Waschbären und so mancherlei anderes Getier in freier Natur zu erleben, zu beobachten und zu fotografieren. Da gehören Brüllaffen nun einmal dazu. Sie zählen zu den lautesten Säugetieren überhaupt, ihre einzigartigen Schreie werden sogar dafür genutzt, um in Filmen Drachenoder Dinosauriergeräusche zu imitieren. Etliche Kilometer südlich des Orts Cahuita befindet sich der Eingang zum Nationalpark. Guide Enrique Balsevicus zeigt und erklärt Besuchern die Tier- und Pflanzenwelt im Sumpfwald, etwa Schmuckbananen und Helikonien, die hier ausschließlich von Kolibris bestäubt werden. Unter das Zirpen der Grillen und Zikaden mischen sich immer wieder die Rufe verschiedener Vögel und Frösche. Costa Rica gilt in Sachen Biodiversität als unübertroffen. Das Land ist zwar nur etwas größer als Niedersachsen, hat jedoch eine größere biologische Vielfalt als Brasilien. Bei soviel Vielfalt hat ein Guide natürlich viel zu tun: Kaum hat Enrique ein Tier oder eine Pflanze entdeckt und kurz erklärt, erspäht er meist schon ein neues Objekt. Er deutet auf einen prächtigen, leuchtend blauen Morphofalter: »Die reflektierende Farbe auf der Oberseite der Flügel irritiert die Vögel, so dass sie die Schmetterlinge schwerer finden«. Mit seinem Laserpointer macht er immer wieder auf Tiere in den Baumwipfeln aufmerksam und berichtet schmunzelnd, dass einige Reptilien bereits versucht haben, das Licht des Pointers zu fressen. Auch wir sehen an diesem Tag noch Grüne Leguane und Helmbasilisken – doch diese liegen nahezu reglos in der Sonne und lassen sich durch unsere Anwesenheit nicht stören. Vom Ökotourismus profitieren auch die Einheimischen Am Strand sind die Tatzenabdrücke eines Waschbären zu sehen. Auf dem Weg zurück PERFEKT GEPLANT MIT Ob Hotel, Flug, Mietwagen oder Pauschalreise. Wir weisen Ihnen den Weg zum günstigsten Anbieter. www.reise-preise.de/costarica WO BRÜLLAFFEN UND FAULTIERE IN DEN BÄUMEN HÄNGEN COSTA Namenlose Traumbucht an der Karibikküste zwischen Puerto Viejo und der Grenze zu Panama 8 REISE-PREISE.de 3-2021

RICA Costa Rica startet schon seit einiger Zeit touristisch wieder durch. Ein Viertel der Landesfläche steht im Öko-Musterland Zentralamerikas unter Naturschutz. Die Besucher sind zumeist draußen unterwegs, in den fantastischen Nationalparks. zum Parkeingang deutet Enrique plötzlich wieder nach oben. Ein Bündel braunes Fell schimmert durch sich bewegende Zweige, bald darauf raschelt und wackelt es an verschiedenen Stellen. Eine Gruppe Mantelbrüllaffen ist anscheinend gerade beim Mittagessen. Um an schmackhafte Blätter zu gelangen, vollbringen die Tiere akrobatische Leistungen. Einige umklammern mit ihrem Greifschwanz stabilere Äste, hängen daran kopfüber nach unten, schwingen sich zur Seite, pflücken und kauen. Brüllaffen leben in Gruppen von zwölf bis zwanzig Tieren. Der Chef der Gruppe, der sich mit allen Weibchen paaren darf, ist natürlich der lauteste Schreihals. Die Ausweisung des Nationalparks vor rund vierzig Jahren, so berichtet Enrique, ist durchaus kontrovers diskutiert worden, denn viele Einheimische hatten Angst, dass der Nationalparkeintritt die Langzeitgäste verschreckt. »Wenn Leute wirtschaftliche Schwierigkeiten haben, dann interessieren sie sich eher für Reis und Bohnen als für Tukane und Schmetterlinge«, erklärt Enrico. Die Lösung für dieses Problem: nachhaltiger Ökotourismus. »Um ein gutes Nachhaltigkeitszertifikat zu erhalten, muss ein Hotel mindestens neunzig Prozent der Arbeitsplätze an Leute aus der Gemeinde geben«, erläutert Enrique. Chill-out an der Karibik – Aktivurlaub am Vulkan Arenal Die Karibikküste Costa Ricas ist vor allem im Süden, rund um die Orte Puerto Viejo, Cahuita und Manzanillo, touristisch attraktiv, sowie ganz im Norden, in der Nähe der Grenze zu Nicaragua. Dort findet sich der Nationalpark Tortuguero, ein Schutzgebiet für Meeresschildkröten. Eine vom Regenwald umgebene Kanal- und Lagunenlandschaft, die sich vor allem für Naturexkursionen 3-2021 REISE-PREISE.de 9

© 2023 by REISE & PREISE