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2021-4 REISE und PREISE

KAMBODSCHA In das Land

KAMBODSCHA In das Land der Khmer locken märchenhafte Tempel und Paläste, Inseln, Strände und Regenwald. Noch ist der Süden voller tropischer Natur und schöner Orte. Doch auch hier kommt der Massentourismus ins Rollen. Angkor Wat, die berühmteste Tempelanlage Kambodschas, datiert aus dem 12. Jahrhundert Auf dem Land sind Ochsenkarren unterwegs VON CARSTEN HEINKE Fotos: Sakdawut Tangtongsap/ Shutterstock, hadynyah/ iStock Es gibt Gelegenheiten, da freut man sich auch in tropischen Gefilden über eine wärmende Jacke – zum Beispiel fünf Uhr morgens in Siem Reap. Tuk-Tuk- Fahrer Prak feixt über seinen Fahrgast – und tuckert los mit ihm. Der junge Kambodschaner lenkt routiniert Gefährt und Ladung durch die noch nächtlich kühlen, dunklen Straßen voller Läden und Lokale, Hostels und Hotels. Jährlich öffnen neue. »Die Stadt wächst schnell«, sagt Prak, der davon träumt, einen Imbiss zu betreiben. Seine Vorbilder sind die Brüder Lee – einst Fahrer so wie er. Sie öffneten ein Gästehaus und machten Werbung für ihr Viertel, in dem es bereits ein paar Lokale gab. Unter dem Namen »Pub Street« und mit ihrer ersten, 2002 eröffneten Kneipe »Temple Pub« (heute »Temple Club«) machten sie es so bekannt, dass hier bald die Gastroszene blühte. Rasch wuchs ihr Geschäft. Heute ist die Temple Group von Korngvong und Kongsren Lee mit rund 1.200 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber in der Stadt. Gut ein Dutzend Lokale gehört ihnen. Trotz ihrer mittlerweile 175.000 Einwohner wirkt Siem Reap mit seinen überwiegend flachen Häusern noch immer ziemlich provinziell. Den meisten Charme versprüht die Stadt dort, wo auch die Pub Street und die Märkte liegen: im Franzosenviertel rund um den Alten Markt am Fluss. Viele Bauten aus der Kolonialzeit blieben dort erhalten und wurden hübsch saniert. Doch zum Reiseziel macht sie ein weitaus älterer und wirklich großer Schatz. KAMBO 54 REISE-PREISE.de 4-2021

Schon frühmorgens strömen die Massen nach Angkor Wat HIMMELSTÄNZER UND FRITTIERTE SPINNEN DSCHA In dessen Richtung rollt nun Praks Tuk-Tuk mit vielen anderen. Auch zu Fuß, per Fahrrad, Moped, Auto oder Bus strömen Menschen, die Handys, Selfiesticks und Kameras im Anschlag. »Vor der Pandemie waren es an manchen Tagen ein paar Tausend«, weiß der Fahrer. Heute sind es immerhin einige Hundert, die den Sonnenaufgang über Angkor Wat erleben wollen. Das berühmteste Bauwerk der Ruinenstadt – mit 163 Hektar weltgrößter Tempel – liegt noch als schwarze Silhouette vor der Dämmerung, als sich der Platz davor komplett mit Menschen füllt. Doch dass die dichten Wolken bleiben, enttäuscht viele. Als es hell wird, sitzen sie schon beim Frühstück im Hotel. Was für ein Fehler! Das große Kino gibt es nämlich doch. Denn auch ohne Morgenröte erstrahlt der Riesentempel in märchenhafter Schönheit. Ohne allzu großen Rummel lässt er sich nun nahekommen. Ehrfürchtig und neugierig entdeckt man immer wieder neue Perspektiven, immer wieder andere Details. Wunderschöne Himmelstänzerinnen zieren als Reliefs die Wände. Direkt darunter posieren ihre zeitgenössischen Kolleginnen ganz lebendig und in schillernden Kostümen für Touristenfotos – eins zu US$ 5. Das Pro-Kopf-Einkommen in Kambodscha liegt bei etwas über US$ 3 am Tag. Üppig sind auch die Eintrittspreise für Angkor. Immerhin kommt das nun direkt dem Staat zugute. Zwischen 1990 und 2016 war die antike Tempelstadt Pachtland des kambodschanischen Mineralölkonzerns Sokimex, der auch das Ticketgeld kassierte. Vorbei an Stupas und Skulpturen, durch Hallen und Höfe geht es schließlich ganz nach oben. Vom höchsten der fünf Türme Angkors ist die Welt ein grünes Land, übersät mit Mauerwerk wie ganzen Tempeln und Palästen. Mehr als tausend sind es insgesamt, die letzten unter ihnen noch versteckt im Dschungel. Sechs Jahrhunderte schlug hier das Herz des mächtigen Kambuja, des Reichs der Khmer. Mit rund 200 Quadratkilometern war die alte Königsmetropole so groß wie heute Magdeburg oder Wiesbaden. Um alles anzuschauen, reicht auch eine Woche nicht. So bleiben viele Bauten unerkundet. Doch diese müssen sein: Ta Prohm, das baumdurchwachsene Wunderwerk aus Baukunst und Natur, außerdem der Bayon mit seinen faszinierenden Gesichtertürmen. Zu Recht ein Favorit ist gleichfalls Banteay Srei am oberen Siem-Reap-Fluss. Das von Ornamenten überhäufte Bauwerk aus dem zehnten Jahrhundert ist voller Mystik und Magie, ebenso die etwas später entstandene Königsstadt Angkor Thom mit ihren prächtigen Toren. Auf dem Pyramidentempel Pre Rup sind die obersten Stufen PERFEKT GEPLANT MIT Ob Hotel, Flug, Mietwagen oder Pauschalreise. Wir weisen Ihnen den Weg zum günstigsten Anbieter. www.reise-preise.de/kambodscha 4-2021 REISE-PREISE.de 55

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