ROTARY PEOPLE 24 Es ist
ROTARY PEOPLE 24 Es ist einfacher, einen Rolls-Royce zu mieten – Rot. Jürg Künzle auf der Suche nach einer Ente Vive la Döschwo Was tun, wenn man ein Hochzeitstagsjubiläum feiert? Ich weiss ja nicht, wie es Ihnen geht. Ich zumindest muss mir jedes Mal den Kopf zerbrechen, wie dieser Eckpunkt in unserem Leben würdig zu feiern ist. Die Idee war ausnahmsweise schnell geboren. Wir tourten in unseren Flitterwochen im 2CV durch «La France». Quer hindurch. Also miete man einen 2CV und wiederhole das Ganze. Sofort startete ich die Suche nach einem mietbaren 2CV. Es ist aber leichter, einen Mercedes, Rolls-Royce oder eine Stretchlimousine zu mieten als einen «Döschwo». Nach drei Tagen vergeblicher Liebesmüh musste ich mich geschlagen geben. Mit einem Fluch auf den Lippen (tue ich sonst nicht) durchquerte ich mein Geschäft. Mehrere anwesende Personen grinsten. Eine der Damen fragte schmunzelnd nach dem Grund meines Zornes. Sie lachte laut, als ich ihr erzählte, wie es mir bei meiner Suche nach einem 2CV ergangen sei. Sie versprach mir Hilfe, da sie über beste Kontakte zur Oldtimer- Szene verfüge. (Klar, ihr Mann war Präsident des örtlichen Clubs). Trotzdem: Ich glaubte nicht so recht an diese Möglichkeit. Ob wir damit umgehen können? Am Tag darauf rief mich besagte Dame an und gab mir eine Telefon- Nummer. Immer noch ungläubig wartete ich bis Mittag; dann stach mich doch der Hafer und ich griff zum Hörer. Eine freundliche Männerstimme erklärte mir, dass er schon lange auf meinen Anruf gewartet habe und wann ich das Fahrzeug besichtigen wolle. Ich antwortete, dass ich kein Fahrzeug besichtigen wolle, sondern einfach nur eine ganz gewöhnliche Gartenlaube auf Rädern für ein Weekend benötige. Er lachte und erklärte mir, dass Der Traum: Wie auf der Hochzeitsreise mit dem Döschwo durch Frankreich. in seiner Garage deren fünf stünden, ich also um eine Wahl nicht gen und allen Originalteilen, war un- Jahrgang 57, mit roten Sitzüberzü- umhinkäme. Es ward also Samstag ser Favorit. Nach einer Demonstrationsrunde (der Besitzer wollte sicher und wir waren vor Vorfreude schon früh aus den Federn. Der stolze Besitzer von fünf 2CVs erwartete uns gehen können) startete unsere Fahrt gehen, dass wir mit einem 2CV um- mit zwei Saharas und drei «normalen» Döschwos. Ein grauer Oldie, die Autobahn, sondern durchs Richtung Thun (natürlich nicht über Gür- ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN MARS 2008
Die Natur kennt das grosse Geheimnis und – lächelt. (Victor Hugo) betal), Interlaken und über den Brünig. Ziel: eine Übernachtung am Vierwaldstättersee. Unterwegs winkte uns die Hälfte aller entgegenkommenden Fahrzeuginsassen zu. wir dort eintrudelten. Der Zvieri im Wallis war chüschtig, doch eine Fahrt im Cabrio macht müde. Ich kannte in Morges von einer Weiterbildung her ein kleines, aber feines Erinnerungen werden wach. Der graue Döschwo, Jg. 1957, posiert fürs Familienalbum. Es war fast wie damals. Nur der Inhaber des Hotels war etwas beunruhigt, als es leicht zu nieseln anfing. Kurzentschlossen fuhr er seinen Hotel direkt am See. Herrlich zarte Filets de perches mit einem feinen Waadtländer Weissen. Herz (Magen), was willst du mehr? Mercedes aus der Garage, um uns den Platz anzubieten... Die Überraschung Am Montag stand eine kleine Träne Nach einem köstlichen Frühstück mit Blick auf den Schillerstein tuckerten wir Altdorf und dem Gotthard zu. im Augenwinkel meiner Frau. Letzter Tag des Trips. Wehmütige Fahrt mit dem 2CV dem Neuenburgersee entlang. Die Durchschnittsgeschwindigkeit Und beim Eintreffen in Bern möchte ich nicht angeben. Aber es wartet der freundliche 2CV-Besitzer versteht sich von selbst, dass wir von Zeit zu Zeit stresslos cruisen schon auf uns und sein Bijou. Sein Kommentar: die aufgestauten Verkehrsteilnehmer passieren liessen. Mittagspause Eui Frou o. Das het gloub i beide «Ja auso. Ds Fahrzüg schnürelet u in Andermatt. Wir überlegten uns, guet ta. Wüsst er was? Ig schänke ob wir den Weg über den Gotthard Euch die Reis... I wot vo Lüt, wo ou dr wagen sollten. Aber unser treuer 2CV Döschwo is Härz gschlosse hei, kes röchelte zu heftig in dieser Höhe. Gauld». Also ab ins Wallis. Herrlich, eine Passstrasse mit 20–30 km/h zu bewältigen. Im Rückwärtsgang wären wir los werden zu lassen. Und erst mei- Es braucht etwas, um mich sprach- wohl fast so schnell oben gewesen. ne Frau... Glücklicherweise hatten Wohltuend! Aber wie immer im Leben: Die Verhältnisse kehren sich irser Gedächtnis, an jedem Rastplatz wir unterwegs, so als Stütze für ungendwann um, es ging abwärts. Wer eine Flasche ortstypischen Wein gekauft. Wir hatten also genug, um an- überholt einen Döschwo bergab? Zügig ging’s durchs Goms Richtung zustossen. Vive la 2CV! Lausanne. Es war schon Abend, als Rot. Jürg Künzle ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN MARS 2008
