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Rotary Magazin 04/2015

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Rotary Magazin 04/2015

ROTARY SUISSE – ROTARY

ROTARY SUISSE – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – AVRIL 2015 MINE-EX IM BODEN LAUERT DER TOD 24 In Kambodscha liegen über fünf Millionen Landminen. Jeden Monat gibt es neue Opfer. Die rotarische mineex-Stiftung und das Rote Kreuz helfen den Betroffenen. Die Spenden aus den Clubs kommen an, wie der Besuch vor Ort zeigt. Saftige Reisfelder soweit das Auge reicht, Wasserbüffel, Palmen und Lotusblumen, Kambodscha ist betörend schön. Doch im Boden wartet der Tod. Mehr als irgendwo sonst. Reste des Vietnamskrieges, verbuddelt von den USA, den Vietkong, den Roten Khmer. 64454 Mal haben sie Menschen seit 1979 zu Minenopfern gemacht, ein Drittel ist tot, über die Hälfte verletzt, fast 10 000 amputiert – 200 kommen neu hinzu. Chung Cun sitzt ruhig unter dem offenen Dach mitten im Dorf. Der 44-Jährige ist Lehrer. Er war Lehrer, bis zu jenem Novembertag 2002, als er die Toilette aufsuchte, auf der Wiese nebenan. Ein falscher Tritt. Er verlor das linke Bein. Beruflich das Ende, ohne Krankenkasse, Strom, Wasser und Post, hier draussen in Po Mreil, wo die Menschen verstreut zwischen Reisfeldern und tropischem Busch von der Hand in den Mund leben. «Ich helfe der Mutter Reis kochen», sagt er. Sonst hat er nicht viel zu tun. Ausser Hühner hüten. GEGEN DAS GEDULDIGE LEIDEN Heute aber ist Chung zum Field Team des Rehazentrums Kompong Speu gekommen. Dank Schweizer Hilfe besucht eine Therapeutin die Leute, die es nicht in die Stadt schaffen. Chung hatte vier Jahre gewartet. Dann wagte er, nach einer Prothese zu fragen. Nun ist sie zerbrochen, sein Beinstumpf geschwollen. Bran Kawan, die ROTARISCHE HILFE ÖFFNET DIE HERZEN Die mine-ex-Stiftung finanziert seit 20 Jahren drei Projekte für Minenopfer in Kambodscha mit rund einer halben Million Franken jährlich. Damit trägt sie die Hälfte der Kosten für die Reha-Zentren Kompong Speu sowie Battambang und fördert die Komponentenfabrik in Phnom Penh. Letztes Jahr wurden in Battambang 7747 Patienten behandelt, in Kompong Speu 3316, darunter 514 neue Patienten. Über 80 Prozent der Patienten sind Minenopfer, Betroffene von Kinderlähmung und Unfällen werden aber nicht abgewiesen. Die Prothesenfabrik in Phnom Penh hat 22 632 orthopädische Komponenten produziert, um Menschen die Teilnahme am Alltag zu ermöglichen. Zudem bekommen fünf Studierende der Physiotherapie ein Stipendium. So entsteht eine Hilfskette, die von der direkten Opferhilfe über die Prothesenproduktion bis zur Ausbildung reicht. Mine-ex engagiert sich auch für Minenopfer in Afghanistan, in der Vergangenheit zudem in Äthiopien und Bosnien. mine-ex fördert ferner die Ausbildung von Prothesenmachern und unterstützt Aktivitäten für ein weltweites Minenverbot. Kontonummer (IBAN): CH52 0026 2262 4660 7143 D www.mine-ex.ch

Prothesen helfen wieder ein Stück Alltag zurückzugewinnen. Doch der harte Einsatz fordert häufiges Reparieren oder Ersetzen. Foto: zvg einheimische Expertin, zeigt ihm Übungen, legt einen Stretchverband an und verspricht einen Gipsabdruck, in vier Wochen, wenn sie wiederkommt und das Ödem abgeschwollen ist. Chung ist nicht alleine hier, auch Dieng Ren, die hübsche 23-Jährige, die so gerne Englisch studieren möchte. «Mein Schwager unterstützt mich», strahlt sie. Sie erhält eine Orthese für ihr verletztes Bein. Und Pet ist da, im Rollstuhl. Still wartet sie, bis Bran die Daten im Laptop hat, der dank eigenem Generator läuft. Zuletzt humpelt ein alter Mann aus dem Busch, Ma Sung Chai. «Er hat Schmerzen, müsste amputiert werden, wir können ihn nicht überzeugen», erzählt Didier Cooreman des IKRK, der die Rehaprojekte in Kambodscha betreut. «Er bekommt eine spezielle Prothese», kündigt er an. CHANCE ZUR SELBSTHILFE Im Rehacenter Kompong Speu herrscht emsiges Treiben. 39 Menschen arbeiten hier, acht davon selbst Minenopfer. «Sie verstehen, was die Patienten brauchen», weiss Chef Som Kol. Oft sind sie stigmatisiert, weil man ihnen schlechtes Karma zuschreibt, die Verletzung als Strafe für früheres Leben betrachtet. Doch das ist für die Menschen in der geschäftigen Halle weit weg. Sie passen jährlich 900 Prothesen an, dazu 400 Gehhilfen und geben 600 Rollstühle ab. Auf Matten, an Stangen und Gerüsten machen Patienten Kraftübungen, trainieren Gehen und Stehen. Sie werden auch sozial beraten, um Arbeit zu finden, ihr Leben selbstbestimmter zu gestalten. «Die Kombination entscheidet», betont Cooreman. Die von ausserhalb können hier sogar übernachten und essen. Das Zentrum kostet 250 000 Dollar jährlich, so wie jenes im nördlichen Battambang, das grösste im Land. Der Staat «OFT SIND DIE PATIENTEN STIGMATISIERT, WEIL MAN IHNEN SCHLECHTES KARMA ZUSCHREIBT.» ROT. REINHOLD MEIER zahlt 18 Prozent, stagnierend. Den Hauptteil teilen sich mine-ex und Rotes Kreuz. «Ohne diese Hilfe würde der Betrieb eingestellt», hält Cooreman fest. Probleme gibt es auch. «Wir finden zu wenig gut ausgebildetes Personal», erzählt Som Kol.

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