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Rotary Magazin 10/2021

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Rotary Magazin 10/2021

SCHWERPUNKT – ROTARY

SCHWERPUNKT – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – OKTOBER 2021 MENSCHEN IM FOKUS DAS ZWEITE LEBEN DER INGE FLOHR Vier Jahrzehnte lang war Inge Flohr aus Heidesheim in Deutschland mit Herz und Seele Erzieherin, heute macht sie Kunst. Ein Moment, ein winziger Augenblick hat ihr Leben in komplett ungeahnte Bahnen gelenkt. Auf die Frage, ob sie insgeheim schon im- bahnte sich die Kunst ihren Weg. «Nein, mer von einer Karriere als Künstlerin ge- das kann ich auf keinen Fall wegwerfen», träumt habt, winkt Inge Flohr lachend ab. schoss es der Mitt-Fünfzigerin in den Kopf. «Nie im Leben!», sagt sie. «So etwas wäre Sie packte die Papiere ein; es liesse sich mir niemals in den Sinn gekommen.» doch bestimmt etwas daraus machen... Mehr als 40 Jahre lang hatte sie sich als Erzieherin voller Hingabe und Leidenschaft, voller Ausdauer und Geduld um Zuhause in Heidesheim in der Nähe von Mainz setzte sich Inge Flohr an den Schreibtisch. Sie griff zu den Blättern, «Meine Papierobjekte strahlen Leichtigkeit und Lebendigkeit aus», erklärt die Künstlerin Inge Flohr die Kleinen gekümmert. Daneben zog sie strich mit den Fingern darüber, fühlte je- gemeinsam mit ihrem Mann Gerold die des einzelne Pünktchen, das mittels eines men. Den Beruf aufzugeben, um sich beiden Söhne gross. Den Job einmal hin- maschinellen Verfahrens von hinten ins komplett der Kunst zu widmen, war ir- werfen und als Künstlerin durchstarten? Papier gedrückt wurde. Mit Schere und gendwann die logische Folge. Unvorstellbar! Cutter bewaffnet, rückte sie dem ebenso Heute hat sich Inge Flohr mit ihren Und doch: Genau so sollte es kom- robusten wie zarten, biegsamen und Skulpturen, Stelen und Bildobjekten aus 32 men. «Eigentlich fing alles ganz banal an», erinnert sich die sympathische Frau, die immer ein Lächeln auf den Lippen hat, zurück. «Sie müssen wissen, dass ich mit kraftvollen Werkstoff, dessen Inhalt und Aussage uns Sehenden verborgen bleibt, zu Leibe. Ehe sie sich’s versah, hatte sie den ausgedienten Blättern neues Leben dem ausgefallenen Material als Künstlerin etabliert. Sie ist Mitglied im Kunstverein «Kunst Stuttgart International», stellt regelmässig aus und hat gerade die Coro- gleich zwei blinden Schwestern aufge- eingehaucht; feingliedrige Figuren waren na-Zeit genutzt, um sich und ihre Werke wachsen bin. Braille-Papier war für uns entstanden. «Die dreidimensionalen Ob- weiterzuentwickeln. Längst verarbeitet sie alle etwas ganz Normales.» Doch dann, jekten waren meine ersten Werke», nicht nur die ausgelesenen Magazine ihrer eines Tages – sie wollte gerade einer der schmunzelt die Künstlerin nicht ohne Schwestern, sondern erhält regelmässig Schwestern zur Hand gehen und einen Stolz. ausrangierte Bücher aus der Zentralen Stapel alter Zeitschriften entsorgen, da Was sie erst als nettes Hobby, als Zeit- Blindenbibliothek Leipzig. Und wurde Einzigartig: Kunst aus Blindenpapier vertreib betrachtete, entwickelte sich schnell zu etwas wirklich Grossem. Stunde anfangs nur weisses Papier verarbeitet, so kommt inzwischen auch farbiges zum um Stunde sass sie nun über das sowohl Einsatz. optisch als auch haptisch interessante Genau gleich geblieben ist indes die «Punktepapier» gebeugt, schnitt zu und immense Faszination, die das Papier mit probierte. «Lesen kann ich die Braille- seinem für uns Sehende unverständlichen schrift nicht», erklärt sie, «ich habe mir auf System aus sechs Punkten pro Buchstabe andere Weise einen Zugang zu ihr ver- auf Inge Flohr ausübt. «Meine Papierob- schafft». Die filigranen Figuren, ihre Pro- jekte strahlen Leichtigkeit und Lebendig- totypen, faszinierten sie – und sie inspirier- keit aus», erklärt die Künstlerin. «Werden ten sie, Neues zu wagen. Das Blindenpapier sie kombiniert mit bearbeiteten Stahl- und wurde um weitere Werkstoffe ergänzt. Zinkblechen, Drahtseilen und Metallstä- Nun montierte Inge Flohr die aus Papier ben, dann gewinnen sie an Spannung und geschaffenen Skulpturen auf vorbehan- Dynamik.» Einen thematischen Inhalt will delte Stahlbleche, befestigte sie an Stahl- sie ihren Werken ganz bewusst nicht ein- seilen, kreierte und verwarf. Die Arbeit hauchen; so ist der Betrachter frei, sie mit beruhigte die Erzieherin, ja sie erfüllte sie. seinen eigenen Gedanken und Emotionen Und die Begeisterung zog Kreise. zu füllen. Im Familien- und Freundeskreis erfuhr K vma | A zvg die ausgefallene Kunst grossen Zuspruch; erste Ausstellungen folgten. Was als Hob- INGE FLOHR by begonnen hatte, war ins Rollen gekom-

SCHWERPUNKT – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – OKTOBER 2021 INNER WHEEL TRÄUME, DIE UNS LEBENDIG HALTEN Wenn es um das Thema Hobby geht, dann hat Tina Mazina Semadeni sofort die Berge vor Augen. Nachfolgend erzählt uns die Präsidentin vom Inner Wheel Club Rätia von ihrer ganz besonderen Passion. Schon als Kind verbrachte ich die Sommermonate mit meiner Familie bei meiner Grossmutter in Tschlin, in den Unterengadiner Dolomiten. Die meiste Zeit waren wir im Freien. Mein Vater nahm mich als Zwölfjährige mit auf den Piz Arina und den Piz Muttler. Wahrscheinlich weckten diese Erlebnisse meinen Bewegungsdrang und die Liebe zu den Bergen. Mein Vater war ein aktives SAC-Mitglied und hätte mich gerne auch im SAC gesehen. Aber ich wollte nicht. Da ich vielseitig im Sport begabt war, war es eigentlich mein Wunsch, Turn- und Sportlehrerin zu werden. Aber es kam anders im Leben. Viel später entdeckte ich das Wandern, Langlaufen und die Skitouren wieder. Erst mit 52 Jahren begann ich zu klettern, alpine Klettertouren und hochalpine Touren zu machen. Ich bin sozusagen eine Spätzünderin. Mit der Zeit begann ich, immer höher hinaufzusteigen, schwierigere Touren zu machen und mir neue Ziele zu setzen. Mit 58 Jahren nahm ich mir den Biancograt und Bernina vor. Nach guter Vorbereitung und mit einem Bergführer waren es erfolgreiche Touren. Das rief nach mehr. Mit immer dem gleichen Bergführer machte ich jedes Jahr einige alpine Klettertouren im Bergell oder bestieg die Nordkante des Piz Badile. Im Wallis gelangen mir einige schwierige Viertausender, wie die Überschreitung des Breithorns mit fünf Viertausendergipfeln, des Liskamms mit zwei Gipfeln, die Besteigung des Zinalrothorns, des höchsten Schweizer Berges, dem Dom, über den schwierigen Festigrat und einige Gipfel im Monte-Rosa-Gebiet. Im Winter mach(t)e ich viele Skitouren mit dem SAC, mit meinem Lebenspartner und dem Bergführer. Seit ich nicht mehr arbeite, sind die Berge meine zweite Heimat. Als Leiterin Alpinwandern beim SAC führe ich jedes Jahr Touren. Diese Tourenwochen brachten uns u.a. in die Sextener Dolomiten, in den Rosengarten, ins Unterengadin und nach Zermatt. Vor fünf Jahren bestieg ich den Kilimandscharo, und ein Jahr später konnte ich das Gokyo-Everest-Trekking in Nepal machen. Das waren spezielle und fantastische Touren. Am schönsten ist es, allein auf einem Gipfel zu stehen, in die Weite zu schauen und dankbar dafür zu sein, es geschafft zu haben. Gesund nach Hause zu kehren, Am Riffelsee mit Matterhorn LE TERME DE « PASSION » FAIT PENSER À TINA MAZINA SEMADENI, PRÉSIDENTE DU IW CLUB RÄTIA, ET À SA PASSION POUR LA MONTAGNE À l’âge de douze ans, j’ai été autorisée à accompagner mon père sur le Piz Arina et le Piz Muttler. Mais ce n’est que plus tard que j’ai effectué des randonnées, du ski de fond ou des excursions à ski de manière plus intensive. Je n’ai commencé à faire de l’escalade et des randonnées en haute altitude qu’à l’âge de 52 ans. La Biancograt et le Piz Bernina ont été les premiers itinéraires alpins en Suisse. J’ai ensuite accompli de nombreuses autres excursions en Suisse, également en tant que responsable de randonnée alpine avec le CAS. Il y a cinq ans, j’ai escaladé le Kilimandjaro, et un an plus tard, j’ai pu faire le trek du Gokyo dans l’Everest au Népal. L’un des plus beaux moments est de se tenir seule sur un sommet. Mais il ne faut jamais perdre le respect de la nature. J’espère rester longtemps en bonne santé, car j’aimerais gravir d’autres montagnes. müde zu sein von der körperlichen Anstrengung und der frischen Luft, das macht zufrieden und gibt Energie für weitere Touren. Besondere Momente sind der Respekt vor Lawinen, die Angst vor steilen Abfahrten oder Abstiegen. Gleichwohl ist es auch die Dankbarkeit, in meinem Alter gesund zu sein und überhaupt noch solch schöne Erlebnisse geniessen zu können. Auf der Liste der Berge, die ich gerne besteigen möchte, stehen u. a. das Matterhorn, der Mont Blanc, der Ortler und die Königsspitze. Einige Gipfel werden wohl Träume bleiben. Aber es sind die Träume, die uns lebendig halten. Ich hoffe sehr, noch lange gesund zu sein und die Natur und die Berge erleben zu können. K Tina Mazina Semadeni & Anne Scerri | A zvg 33

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