ABSCHIEDSFLUG eines der jungen Uhus von Dorste. Fotos Dorste: Andreas Nolte Das Uhu-Nistverhalten und seine aufmerksamen Hüter Über Nachwuchs freut man sich immer – erst recht, wenn es um eine streng geschützte Tierart wie den Uhu geht. So kamen beispielsweise im Storz-Schotterwerk Neuhausen ob Eck im vergangenen Jahr zwei Uhus zur Welt und im Dorster Gipssteinbruch von Rump und Salzmann waren es sogar drei. Fast wirkt es, als wüssten die Vertreter der größten hiesigen Eulenart, dass sie in Gesteinsbetrieben willkommen sind und ihren Jungtieren einen perfekten Start ins Leben ermöglichen können. SCHOTTERWERK NEUHAUSEN: Ein Uhu-Paar hat den ungewöhnlichen Brutplatz „unter der Haube“ für die Aufzucht des Nachwuchses gerne angenommen. ACHTUNG! Hier widmet ein Alttier dem Fotografen seine volle Aufmerksamkeit. Der ehrenamtliche Naturschutzwart Olaf Oczko betreut im Landkreis Tuttlingen zahlreiche Brutstätten der Greifvögel: „Im Storz-Schotterwerk Neuhausen scheint es den Uhus zu gefallen. Vor drei Jahren konnten wir hier drei Junge zählen und im vorigen Jahr zwei. Dies ist ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz.“ Generell seien Uhus dank konsequenter Schutzmaßnahmen inzwischen häufiger zu beobachten als noch vor wenigen Jahren. In Deutschland gebe es wieder einige Tausend Paare dieser Felsenbrüter. Viele nutzen Steinbrüche als Ersatzbiotope. Kinderstube mit Schutzhaube und Lärmisolierung Matthias Beck stimmt dem Naturschutzwart zu. Er betreut mit seinem Karlsruher Planungsbüro die Entwicklung des Steinbruchs aus landschaftspflegerischer Perspektive. Neben dem Uhu beobachtet und bewertet er mit wachsamem Auge auch die Lebensräume von Amphibien. Dass sich jedoch ein Uhu-Paar auf dem künstlich angelegten Brutplatz, gut geschützt vor Steinschlag und Wetterunbill unter einer Blechhaube, wiederholt wohnlich eingerichtet hat, freut ihn ganz besonders. Lob zollen beide Fachleute der Mannschaft um Werkleiter Matthias Kohli. „Im Schotterwerk Neuhausen ist der Naturschutz ein wichtiges Thema, nicht nur in Bezug zum Uhu.“ Es seien alltägliche Verhaltensweisen bei der Gewinnung, LANGSAM FLÜGGE: Ein Jung-Uhu erkundet Mitte Juni seine Heimat im Schotterwerk Neuhausen. Fotos Neuhausen: Olaf Oczko GESTEINS Perspektiven 1 | 2024
MACH MAL WAS 21 mit einem spezialisierten Planungsbüro zusammen, um die Präsenz der Tiere auch künftig zu fördern und zu sichern. Dazu gehört ebensfalls, Unbefugten den Zutritt zum Gelände zu verwehren. Zum Trost und ersatzweise zeigen die Aufnahmen des Naturfotografen Andreas Nolte eindrücklich, wie schön und majestätisch diese Tiere sind. Ein zusammengefasster Beitrag aus zwei Berichten von Joachim Mahrholdt KUSCHELIGES HEIM: Die künstliche Bruthöhle im Steinbruch Dorste bietet hervorragenden Schutz. DÖSEN, WACHSEN, BEOBACHTEN: Eng zusammengekuschelt ist Wärme im Nest garantiert. www.storz-tuttlingen.de www.rump-salzmann.de www.mahrholdt.info welche den Unterschied machen. Laichen beispielsweise Kröten in den Tümpeln und Pfützen im Gewinnungsbereich, machen die Fahrer einen Bogen um diese ‚Biotope auf Zeit‘, um die Brut zu schützen. Der besondere Schutz für die Uhus gehe übrigens auf eine Idee von Kohli zurück, erzählt Oczko. „Der angelegte Ersatzbrutplatz war an sich nicht schlecht, leider aber steinschlaggefährdet. Deshalb hatte der Werkleiter die Idee, ihn mit einer Förderbandhaube zu schützen. Eine darüber befestigte Gummimatte verhindert, dass es bei Regen oder Steinaufprall unter der Haube zu laut wird. Ungewöhnlich, aber ideal: Diesen technischen Komfort scheinen die Uhus verstanden zu haben und zu genießen.“ Bekannt ist und bemerkenswert bleibt, dass sich die Tiere vom laufenden Steinbruchbetrieb nicht stören lassen, sagt der Naturschutzwart. „Fährt der Muldenkipper vorbei, macht ein Alttier noch nicht einmal die Augen auf. Auch nicht, wenn es bekannte Menschen sieht. Nur sobald ihm etwas ungewöhnlich erscheint, erwacht seine volle Aufmerksamkeit.“ Die jungen Uhus wurden noch bis in den Herbst hinein von den Alttieren gefüttert, die ihnen auch die Kunst der Jagd beibrachten. Nun sind alle gespannt, ob die Greifvögel dieses Jahr nach Neuhausen zurückkehren, um den nächsten Nachwuchs „unter der Haube“ aufzuziehen. Mit Ausdauer und Teleobjektiv umfassend dokumentiert Drei junge Uhus im Dorster Gipssteinbruch genossen im Vorjahr die Aufmerksamkeit sowohl der Mitarbeiter des Rohstoffbetriebes als auch die von Fotograf Andreas Nolte, der während des vergangenen Jahres ihre Entwicklung von flauschigen Knäueln bis zu Flugkünstlern im Federkleid verfolgte. Dabei hat er gelernt, dem Nest nicht zu nahe zu kommen, indem ihm ein Alt-Uhu mit lautem Ruf das Stoppsignal setzte. Derart ermahnt achtete er auf seinen Touren, die er im Auftrag von Rump und Salzmann ausführte, immer auf gebührende Distanz zu den Tieren. Anfang Juni begannen die Jungtiere schließlich zuerst noch „zu Fuß“ ihre engere Heimat – den Steinbruch – zu erkunden. Mit Ausdauer und Teleobjektiv entstanden zahlreiche Bilder, darunter wunderbare Schnappschüsse der possierlichen Jungen. Gelohnt habe sich auch das Engagement all seiner Kolleginnen und Kollegen für den Naturschutz, meint Uwe Schridde, Werkleiter bei Rump und Salzmann, zufrieden. „Drei junge Uhus – das ist schon was! Da hat es sich rentiert, diese Brutmöglichkeit anzubieten. Hoffentlich kommen sie im nächsten Jahr wieder, denn Uhus sind eigentlich standorttreu.“ Bemerkenswert findet auch Schridde, dass sich die Tiere vom Steinbruchbetrieb nicht stören lassen. Ein gehöriger Abstand zum Nest ist klar, doch selbst Sprengungen oder Fahrzeugverkehr beeindrucken die Uhus nicht. Sie wissen genau zwischen harmlosem Betrieb und möglichen Bedrohungen zu unterscheiden. Auch im Steinbruch des Unternehmens bei Uehrde wurde ein junger Uhu entdeckt. Dieses weitere Vorkommen zeigt parallel zu den anderen, dass Gewinnungsstätten alles andere als „zerstörte Natur“ sind. Die Uhus schätzen sie als wertvolle Lebensräume. Auch das Unternehmen Rump und Salzmann arbeitet naturschutzrechtlich SCHNELLENTWICKLER: Ersten Gehversuchen außerhalb des Nestes im Juni folgen bald immer längere Erkundungen und schließlich Flugversuche. Fotos Dorste: Andreas Nolte 1 | 2024 GESTEINS Perspektiven
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