44 REIFEN UND REIFENSCHUTZ WILLKOMMENSGRUSS bei der Einfahrt ins BKT-Reifenwerk in Bhuj, das seine wahren Dimensionen nur aus der Luft erkennen lässt. Fotos: jis/BKT Dimensionen neu erfunden Bereits im Februar 2023 lud der indische Reifenhersteller BKT zum Besuch seines erweiterten Reifenwerks in Bhuj (Indien) ein. Seit der Eröffnung 2015 hat sich hier viel getan – nicht nur flächenmäßig. Auf dem Gelände entstand mittlerweile auch ein riesiges Carbon-Black-Werk. Und wer BKT kennt, weiß, dass es damit noch lange nicht getan ist. Neuerdings betreibt der Hersteller auch eine erste Produktionsanlage für Gummiketten sowie eine eigene Fertigungshalle für Giant-Reifen mit Abmessungen von 57 bis 63 Zoll. Fast 1000 Menschen wohnen mittlerweile im Wohnviertel des Unternehmens. Über 4000 sind am Standort auf verschiedenste Weise beschäftigt. LOS GING DIE RUNDFAHRT! Die Werkstour kann nur mit fahrbarem Untersatz an einem Tag absolviert werden. Foto, soweit nicht anders vermerkt: jis Mit rund 1800 unterschiedlichen Modellen und Größen für die Bereiche Agrar, Industrie- und Baumaschinen, EM und ATV bietet BKT ein weitumfassendes Reifensortiment. Hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung, eine Inhouse-Fertigung für Formen und hochmoderne Produktionsstätten sorgen für dieses weitreichende Produktportfolio, das Abnehmer auf der ganzen Welt hat. Vorsorge(n) ist das A und O Mit Bhuj hat BKT eines der weltweit größten Reifenwerke gebaut. Das 700 ha große Areal beherbergt ebenso eine eigene Teststrecke, um das Verhalten der hergestellten Reifen im Praxisgebrauch „erfahren“ zu können. Gleichzeitig finden auch im Innenbereich verschiedenste Tests statt, um die Haltbarkeit der verschiedenen Reifen auf den Prüfstand zu stellen – manchmal über insgesamt 120 h hinweg. In unterschiedlichsten Laboren werden Abnutzungsprozesse oder chemikalische Veränderungen genauer inspiziert, um zu ermitteln, wie die Materialien auf verschiedene Stoffe reagieren. So besitzt das Unternehmen auf dem Gelände sogar ein Röntgengerät sowie eine Shearography-Testmaschine für die größeren Reifendimensionen wie All- Steel-Radial und Giant OTR Tires. Warum das nötig ist? Bereits 2016 verkündete BKT, nur ein Jahr nach Werkseröffnung, GESTEINS Perspektiven 1 | 2024
REIFEN UND REIFENSCHUTZ 45 den größten Reifen Indiens herzustellen, und überholte sich selbst noch einmal im Jahr 2021 mit dem Earthmax SR468. Bis zuletzt waren Produktionsgrößen bis zu 57 Zoll möglich. Mittlerweile müssten die ersten 63-Zoll-Reifen bereits in Produktion gegangen sein. Reifen dieser Größe werden laut BKT vor allem im Kohlebergbau in Ländern wie Indien oder Australien benötigt. Die Herstellung eines Reifens solcher Größe dauert allein etwa 8 bis 12 h. Jeder Teil eines Reifens wird in einem separaten darauf spezialisierten Areal gefertigt und anschließend genauestens inspiziert. (Das große Röntgengerät wird jedoch nur bei den All-Steel-Reifen angewandt.) Da die Investition für Großreifen höher ist, lohnt sich hier der genauere Blick, ob während des Herstellungsprozesses unerkannte Fehler aufgetreten sind. Das Verfahren der Shearography ist einzigartig und braucht etwa 3 bis 4 h pro Reifen, bei einer Produktion von ein bis zwei Reifen der größeren Formate pro Tag. Mit diesem Verfahren kann geschaut werden, ob sich unentdeckte Lufttaschen in den Reifen verbergen. Jede kleinste Form wird auf diese Weise erkannt. Interessanterweise ein System der SDS Systemtechnik, das aus Deutschland stammt. Mit einer Endurance Machine werden Zusammensetzung und Haltbarkeit kleinerer und mittelgroßer Reifen getestet, EIGENE TESTSTRECKE: Härtetest für die Vielzahl der Reifen auf diese und viele andere Weisen. bei der sogar die Testwinkel verändert werden können, um mehr Praxisnähe zu generieren und Ausfällen im tatsächlichen Gebrauch vorzubeugen. Diese Maschine wurde speziell für BKT gefertigt und ist nur eine weitere von unzähligen Testmethoden im Werk. Höher, schneller, runder Die Dimensionen immer wieder auszureizen und infrage zu stellen, ist das Credo von BKT. Mit einem Unternehmensumsatz von 1 Mrd. US-Dollar pro Jahr, insgesamt über 10.000 Beschäftigten, über 3200 verschiedenen Produkten, 500 Testformen während des Herstellungsprozesses und Exporten in über 160 Länder gehört BKT zu den Großen. Als 2012 in Bhuj der erste Reifen vom Band lief, umfasste das Werk eine Fläche von 123 ha. Bis Ende 2023 wurde eine Gesamtfläche von 323 ha prognostiziert. Seit 2019 arbeitet zudem das eigene Carbon-Black-Werk in Bhuj – auf einem separaten Gelände des Reifenwerks. Eine weitere Neuheit bilden die Rubber Tracks, beispielsweise bei kompakten Ladern, die jetzt auch von Bohnenkamp vertrieben werden. Dieser neue, weitgehend automatisierte Bereich TYPISCH INDIEN: Zwischendurch durften Showeinlagen nicht fehlen, eine davon vor dem Hintergrund des Carbon-Black-Werkes. 1 | 2024 GESTEINS Perspektiven
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