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Taxi Times Berlin - April 2018

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FLUGHAFEN SCHRANKEN

FLUGHAFEN SCHRANKEN SOLLEN DIE TXL-„KLAUER“ AUSSPERREN Die Flughafengesellschaft und die Berliner Taxiverbände unternehmen einen weiteren Versuch, um den Fahrgastklau am Flughafen Tegel zu unterbinden. Die Taxen-Organisation wird technischer – und teurer. Bei einem Gespräch zwischen der Flughafengesellschaft, dem Taxi- Gremium Berlin und dem LABO im April wurden umfangreiche Veränderungen angedacht, um die „Klauerei“ künftig wirksamer zu unterbinden. Zahlreiche Schranken könnten an den Zufahrten zu den Wartebereichen aufgebaut werden. Die „Palette“ wird so umgestaltet, dass sich die Kollegen nicht mehr hintereinander, sondern in Parkbuchten aufstellen. Ein modernes Registrierungssystem wird die Wartezeit anzeigen. Technisch ist dazu ein Transponder nötig. Über zukünftige Durchfahrtskosten gibt es noch keinen konkreten Beschluss, die Tendenz geht aber in Richtung ein bis zwei Euro pro Durchfahrt. Die neuen Regelungen sollen ab August gelten, wenn die notwendigen baulichen Maßnahmen abgeschlossen sind. „Innungs“-Vorstand Rolf Feja erhofft sich von den Plänen eine spürbare Verbesserung: „Es ist dann nicht mehr möglich, sich außerhalb der Nachrücken bereitzustellen. Alle Zufahrten sind nur noch über die Schranke mit Transponder zu befahren. Kein ‚Klauer’ kann sich mehr vor den Gates bereitstellen.“ TVB-Chef Detlev Freutel lobt die konstruktive Zusammenarbeit mit der Flughafengesellschaft bei den Gesprächen. Früher sei das nicht immer so einfach gewesen. Die aktuellen Transponder seien für das künftige System ungeeignet, er sei aber froh über das Erreichte: „Kein Fahrer soll mich mehr anmotzen, wir Verbände würden nichts tun.“ Auch Taxi-Deutschland-Vorstand Ertan Ucar kann mit dieser Lösung gut leben. „Pro Tag haben uns die ‚Kollegen’ 1.000 Fahrten geklaut, das wird dann nicht mehr möglich sein. Und auch die vielen Fahrzeuge mit Uber-App können sich nicht mehr unerlaubt direkt an den Terminals bereitstellen.“ Über zukünftige Durchfahrtskosten gibt es noch keinen konkreten Beschluss. Noch sind die besprochenen Maßnahmen nicht endgültig beschlossen, eine Zustimmung der Flughafen-Geschäftsführung gilt aber als sicher. Zuletzt hatte man im Februar 2017 eine Neuregelung der Flughafenverordnung getroffen, doch das große Ziel, damit die unehrlichen Kollegen vom „Fahrgastklau“ abzuhalten, konnte nicht erreicht werden. Die ehrlichen Kollegen hatten allen Grund, wütend zu sein, denn in einer Schicht machen die ‚Klauer’ das Doppelte an Kasse. Vor der Verordnung war die Erlaubnis für vorbestellte Taxis, vor jedem Flugsteig zu laden, das Einfallstor für die „Klauer“, die sich das Warten und die Gebühren sparen wollen. Ihre routinemäßige Behauptung, die soeben von ihnen am Gate angesprochenen Fahrgäste hätten sie vorbestellt, war angeblich nicht widerlegbar, Beobachtungen durch Taxifahrer laut Behörden „nicht gerichtsfest“. Also hoffte man im Februar 2017, mit neu festgelegten Ladezonen, einem Parkplatz für vorbestellte Abholer in der Mitte des Innenrings, Schranken und QPark-Chipkarten für Ordnung zu sorgen. Für die ehrlichen Kollegen, die tatsächlich vorbestellte Kunden abholten, wurde es dadurch umständlicher. Die „Klauer“ jedoch beeindruckt die aktuelle Regelung wenig. Die als Aufsicht zuständigen Apcoa-Mitarbeiter kontrollieren zwar regelmäßig, wirksam einschreiten darf aber nur die Polizei, doch die hat meist Wichtigeres zu tun. Auch Kontrollen des LABO sind mangels Personal mehr geworden, aber immer noch nicht ausreichend. Wo also Regeln keine Wirkung zeigen, muss nun Technik helfen. Bemerkenswert ist, dass ein Flughafen, der offiziell nur noch zwei Jahre offen bleibt, noch einmal so massiv investiert. Weil die Kosten umgelegt werden, steigt der Preis pro Ladevorgang auf das Vierfache. Das ist heftig, rechtfertigt aber nicht die Anfeindungen gegenüber den Verbandsvorständen, die unmittelbar nach Bekanntwerden der neuen Planungen vor allem in den Taxi-Facebook-Gruppen zu lesen waren. Man sollte diesem Konzept zunächst einmal eine Chance geben, bevor man es gleich wieder ablehnt. wh/hs ZEICHNUNG: Antje Würdemann 14 APRIL/ 2018 TAXI

FLUGHAFEN Mehr Freiheit: Künftig kann man die Palette zwischendurch verlassen. AUTO WASCHEN WÄHREND DER WARTEZEIT Warten, Laden, entladen, abholen. Taxi Times zeigt, was sich ab August ändern könnte und wo Schranken aufgestellt werden sollen. FOTO: Simi / Taxi Times Damit nur noch Kollegen nach Durchfahren der Palette Fahrgäste aufnehmen können, wird die Berliner Flughafengesellschaft in den nächsten Monaten Baumaßnahmen mit Schranken und digitaler Technik sowohl auf der Palette als auch an den Terminals umsetzen. Warten auf der Palette: Die größte optische und organisatorische Veränderung wird es am Nachrückbereich N1 geben, auch Palette, Platte oder Hauptspeicher genannt. Bei Einfahrt an der Schranke erhält jedes Taxi eine Warteposition, vergleichbar der Anmeldung in einem Sektor. Über den Transponder wird die Taxinummer registreiert. Der Fahrer bekommt auf einem großen Monitor die ungefähre Wartezeit mitgeteilt. Er muss dann nicht mehr Schlangestehen, denn die Parkbuchten werden so eingerichtet, dass die Taxen die Platte zwischendurch verlassen können, beispielsweise zum Tanken oder Waschen. Sie behalten ihre Position in der Wartefolge, wenn sie rechtzeitig zurückkehren. Schließlich gibt der Monitor das Signal zum Verlassen der Palette durch die Ausfahrtschranke. Nachrücken: Der Kollege fährt von der Palette in den Innenring zum dreispurigen Nachrückspeicher vor den Flugsteigen 4 bis 5 (N3). Auch dieser Bereich wird mit Schranken abgesperrt, die nur öffnen, wenn der Transponder vorher das Verlassen der Palette registriert hat. Einladen: Die doppelkantige Ladeleiste auf Höhe 6 bis 9 bleibt KEINE HALTE MEHR VOR TERMINAL E Der Ladebereich vor Terminal E, am Außenring links neben der Ausfahrt vom Innenring gelegen, wird komplett aufgehoben. Er ist unübersichtlich und zu anfällig für Schummeleien und Verkehrschaos. bestehen. Sie wird vom Nachrückbereich 4-5 angefahren und ist künftig der einzige Ladebereich für Taxen am Flughafen zum Bereithalten. Vor dem Terminal C, der wenig beliebten „Baracke“ nördlich des Außenrings, wird ebenfalls eine Schranke montiert. Dadurch werden ab August nur noch freie Taxen Zufahrt haben. Aktuell ist die Zufahrt noch ohne Schranke, während daneben am Eingang zum Privatparkplatz eine Schranke steht. Das führt nahezu minütlich dazu, dass Privatautofahrer, Mietwagenfahrer, Diplomaten und andere Unberechtigte hier beim Anblick der Schranke geradezu reflexartig nach links auf die Taxispur ausweichen. Ausladen: Im Innenring wird die zweispurige Zone auf Höhe der Flugsteige 1 bis 2 (bisher Taxi-Nachrückplatz N2) zum Ausladebereich. Hier darf jeder, auch Privat- oder Mietwagenfahrer, seine (Fahr-)Gäste aussteigen lassen. An der Zu- und Abfahrt wird je eine Schranke montiert. Wer nach höchstens fünf Minuten wieder abfährt, muss nichts bezahlen. Danach kostet es Parkgebühren. Das gleiche geschieht mit dem Bereich auf Höhe der Flugsteige 10 bis 14 sowie rechts neben der Haupthalle am Terminal B. Wer also ab August mit dem Taxi Fahrgäste zum Flughafen Tegel bringt, wird problemlos die Entladezonen nutzen können, wenn er nach spätestens fünf Minuten wieder wegfährt. Für abfliegende Taxifahrgäste am Terminal C wird es unbequemer, denn durch den Wegfall der Ausladezone am Terminal C müssen sie künftig vor Terminal B abgesetzt werden. Die Fluggäste müssen von dort den Fußgängerweg mit Treppe oder Aufzug zum Terminal C nehmen. Abholung von Vorbestellungen: Der jetzige Wartebereich auf dem etwas tiefergelegten inneren Parkplatz des Innenrings wird weiterhin für „Reservierungen“ zehn Minuten gratis zur Verfügung stehen. Danach werden die normalen Parkgebühren fällig. Wie schon jetzt wird die Fläche also Fahrern dienen, die ihre Gäste im Gebäude abholen. Ihr Weg wird – das bleibt der große Wermutstropfen – mitunter lang sein, besonders, wenn die Fluggäste am Terminal C landen. ar TAXI APRIL / 2018 15

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