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UmweltJournal Ausgabe 2019-03

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UmweltJournal Ausgabe

U M W E L T T E C H N I K • E N E R G I E • A B F A L L W I R T S C H A F T Retouren an Postfach 555, 1008 Wien | Österreichische Post AG | SCIAM Fachmedien GmbH & Co KG, Geblergasse 95, 1170 Wien | Zulassungsnummer: MZ 02Z030100 M SEIT 1994 | MAI 2019 – AUSGABE 3 | EINZELPREIS: EURO 4,50,- Erika Ganglberger Die Bioökonomie braucht gesellschaftliche Veränderung und die Umstellung von Konsummustern. Seite 4 Branchenplattform für Gebäudetechnik und integrale Planung. 18. bis 19. September 2019 Messe Wien www.bt-austria.at AUS DEM INHALT Jetzt ANMELDE- UNTERLAGEN anfordern! bta@reedexpo.at Schlaue Mülltonnen und Wertstoffscanner: Seit einem halben Jahr läuft der Testbetrieb der neuesten Saubermacher-Innovationen. Mülltonnen ausgestattet mit Hightech-Sensoren und Brandmeldefunktion sowie Scanner an Müllsammelfahrzeugen sollen garantieren, dass der Fehlwurfanteil bei Restmüll mit derzeit rund 70 Prozent sinkt. Im UmweltJournal-Interview informiert Ralf Mittermayr, Sprecher des Vorstands bei Saubermacher, über technische Details und erste Feedbacks aus den Test-Gemeinden. Der Testbetrieb läuft noch bis Juni. Seite 7 Auch wenn der Nutzung von Holzabfällen aus abfallwirtschaftlicher Sicht Vorrang zu geben ist, erfordert der rechtskonforme Umgang mit Holzabfällen die Beachtung abfallrechtlicher Rahmenbedingungen. Insbesondere sind dies Fragen des Zutreffens und Endens des Abfallbegriffs mit allen daraus resultierenden abfallrechtlichen Konsequenzen. Arne Ragossnig zeigt die wichtigsten Paradigmen auf. Seite 14 Rupert Christian P.B.B. VERLAGSPOSTAMT A-1170 WIEN Die Bioökonomiestrategie ist eine Sammlung genereller Ziele. Es fehlen konkrete Maßnahmen. Seite 5 Thema dieser Ausgabe: BIOÖKONOMIE Foto: iStock.com Walter Kletzmayr Kreislaufwirtschaft klingt toll! Doch der Teufel steckt im Detail ... und im Begriff. Seite 13 ZAPPAR HOLEN Strategiepapier ZAPPAR HOLEN „Bioökonomiestrategie wird uns den Weg zeigen“ Die Umstellung von fossilen auf biobasierte Rohstoffe ist ein bedeutender Baustein für die Erreichung von Klimaschutz- und Nachhaltigkeitszielen und sie wird unsere Lebenswelt weitreichend verändern. Wie diese Veränderungen aussehen, ist in vielen Bereichen noch nicht absehbar: Wie und was produzieren wir mit welchen biogenen Rohstoffen? Welche Produkte nutzen wir zukünftig, und wie verändert sich unser Konsumverhalten? Die Österreichische Bioökonomiestrategie versucht nun erste Antworten zu geben und die Realisierung einer Bioökonomie für Österreich anzustoßen. Doch reicht das Strategiepapier weit genug? Statement Finden Sie das Strategiepapier und das dazugehörige Mission Statement hier im Zappar Link. (Anm.d.Red.: Der avisierte Themenschwerpunkt „Phosphorrecycling“ wurde verschoben.) Die Saudische Bombe STANDPUNKT Der staatliche saudische Ölkonzern Aramco will Geld aufnehmen und dafür braucht es einen „Prospekt“ für die Anleger. Das Interesse an diesem Prospekt ist sehr groß, da man sich erhoffte, einige bisher wohl gehütete Staatsgeheimnisse zu erfahren. Nachdem sich SA nun zwei Jahre lang geziert hat, liegt der Prospekt nun vor und es finden sich wahrlich Augen öffnende Informationen darin. Die „Bombe“ ist aber, dass das größte Ölfeld der Welt, Ghawar, statt wie bisher behauptet/geschätzt nicht über 5,5 Millionen Fässer Öl pro Tag (mbpd) liefert sondern nur 3,8. Das muss man einordnen. Die globale Förderung liegt bei rund 85 mbpd. Die Menge, die die OPEC durch Förderkürzungen zurückhält und damit die Preise von 40 USD auf 70 USD getrieben hat, liegt bei ein bis zwei mbpd. Saudi Arabien fördert rund zehn mbpd. Das heißt, dass das größte Ölfeld der Erde das Produktionsmaximum hinter sich hat - wahrscheinlich sogar schon seit 2005. Das wird auch für die anderen Super-Giganten Felder gelten. Das ist per se keine echte Überraschung bei Ölfeldern, die über 70 Jahre alt sind. Aber SA hat bisher immer das Gegenteil behauptet – und „alle“ haben es geglaubt. Im letzten Artikel habe ich berichtet, dass das Produktionsmaximum von US-Schieferöl mit circa 2020 in Sichtweite kommt. Nun kann auch Saudi Arabien die Produktion nicht mehr ausweiten. Wohin steigende Ölpreise führen, noch dazu in Kombination mit einer nachlassenden Weltkonjunktur, wissen wir. Darüber hinaus hängt die Vormachtstellung des US-Dollar am Saudi-Arabischen Öl. Hier beginnen geostrategische Tektonikverschiebungen, die man mit freien Auge sehen kann: USA verurteilen SA im Fall Khashoggi, die Veröffentlichung von 911 Dokumenten wird wieder angedroht, NOPEC ist wieder am Tableau. Bis vor kurzem haben die USA nichts über ihren wichtigsten Verbündeten kommen lassen. Jetzt müssen wir uns gut anschnallen – am besten im E-Auto und mit PV-Anlage am Hausdach. Mag. Patrick Wagenhofer, MSc pw@wagenhofer-ee.com Der bewusste Umgang mit natürlichen Ressourcen zählt zu den großen Herausforderungen unserer Zeit, denn der Klimawandel, weitere globale Umweltbelastungen und die allgemeine Verknappung der Ressourcen sind eng mit der Nutzung nicht-erneuerbarer und fossiler Produktionsmittel verbunden. Immer häufiger wird zur Lösung vieler dieser Problembereiche die Idee einer Bioökonomie in den Ring geworfen. Was aber beschreibt dieses Konzept konkret? Bioökonomie umfasst in einer sehr allgemeinen Definition das „Wirtschaften mit biologischen Rohstoffen“. Anstatt fossiler werden biogene Rohstoffe verwendet, wie Pflanzen, Tiere, Bakterien und Algen. Biologischen Verfahren oder die technische Nutzung von Lebewesen (beispielsweise Enzyme in der Biotechnologie und Integration biologischer Funktionen in technische Systeme wie Prothesen) werden zu vorherrschenden Wirtschafts- und Industrieprozessen entwickelt. Zur Bioökonomie gehören dabei jetzt schon alle Sektoren, die Pflanzen, Tiere oder Mikroorganismen produzieren, verarbeiten oder nutzen. Dies sind zum Beispiel Land- und Forstwirtschaft, Pflanzen- und Tierzucht, Lebensmittelindustrie, Chemieund Pharmaindustrie, Papier-, Leder- und Textilherstellung. Künftig könnten aber auch Maschinenbau, Automobilbau, Bauwirtschaft dazugerechnet werden, wenn hier die Nutzung nachwachsender Ressourcen steigt. Grundsätzlich geht es also um eine effiziente und nachhaltige Verwendung biogener Rohstoffe, die vielfältig nutzbare Optionen mit sich bringt. Wie aber kann eine so umfassende Art des Wirtschaftens auf ökologischer Basis umgesetzt werden? Ziel: dekarbonisierte Gesellschaft Die Bioökonomiestrategie der österreichischen Bundesregierung versucht diese Frage zu beantworten; und sie wurde im März im Ministerrat beschlossen. Bis Herbst 2019 wird nun ein Aktionsplan erarbeitet. Die Strategie richtet sich an alle relevanten Akteure in diesem Bereich: An Land- und forstwirtschaftliche Produzierenden, Abfallentsorgenden, verarbeitende Industrie und ganz besonders an Handel und Konsumenten, die von den Vorteilen der biobasierten Produkte profitieren. Sie zeigt Handlungsfelder auf, in denen nun konkrete Maßnahmen zur weiteren Etablierung der biobasierten Wirtschaft in Österreich mit den betroffenen Wirtschaftszweigen diskutiert und zusammengefasst werden sollen. „Bis 2050 wollen wir eine weitgehend dekarbonisierte Gesellschaft erreichen. Die Bioökonomiestrategie wird uns den Weg zeigen“, so Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger dazu. Es soll ein biobasierter Wirtschaftskreislauf angestrebt werden, der sich am natürlichen Stoffkreislauf orientiert und der „Technologie und Ökologie in Einklang bringt“, so Köstinger. Die Ziele reichen von der „Reduktion der Abhängigkeit von nicht erneuerbaren Rohstoffen“ über die „Förderung von Innovation und wirtschaftlicher Entwicklung“ bis zur „Förderung nachhaltiger gesellschaftlicher Transformation“. Rund 2.000 Experten aus Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft haben an dieser Strategie gearbeitet und sich mittels Online-Konsultationen beteiligt. Die Reaktionen auf das Strategiepapier fielen dennoch sehr unterschiedlich aus. Lob gab es etwa von Seiten der Land- und TERMINTIPP Forstindustrie; so meinte beispielsweise Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, dass die vorliegende Bioökonomie-Strategie die Warenströme und die Zusammenarbeit zwischen den Branchen grundlegend verändern werde: „Ziel muss es sein, die Wertschöpfungstiefe der Rohstoffproduzenten weiter zu erhöhen“, so Moosbrugger. Vielen Experten aber reicht das Strategiepapier nicht weit beziehungsweise tief genug. Die Umwelt Management Austria betont etwa, dass „konkrete Maßnahmen und Instrumente sowie ein Zeitplan zur Umsetzung“ fehlen (lesen Sie auf Seite 5). Es bleibt abzuwarten, ob der avisierte Aktionsplan im Herbst diese Konkretisierung vornimmt. Fachdialog „Bioökonomie“: Alles nachhaltig!? Dienstag, 14. Mai 2019 (Beginn 18.30 Uhr) Ort: Novum Wien Hauptbahnhof Karl-Popper-Straße 16, 1100 Wien Veranstalter: Umwelt Management Austria Anmeldung (kostenlos): office[@]uma.or.at oder 01/216 41 20