Lifestyle. Business. Allgäu. Alpenraum.
Aufrufe
vor 2 Jahren

wd Winter 2021

  • Text
  • Mundi
  • Leogang
  • Menschen
  • Zukunft
  • Unternehmen
  • Auto
  • Luxhaus
  • Skicircus
  • Frauen
  • Kempten

Liebe. Zur. Mode.

Liebe. Zur. Mode. Füssen. Ritterstraße. 8.30 Uhr an einem bitterkalten, sonnigen Herbstmorgen. Ich bin mit Johanna Mundi verabredet. Die Inhaberin von „Mode Mundi“ – am Beginn der Füssener Fußgängerzone gelegen – nimmt sich vor Ladenöffnung um 10 Uhr Zeit zum Gespräch. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass wir die Unterhaltung während der Öffnungszeiten so nicht führen könnten – zu groß ist der Andrang im Geschäft für hochwertige, trendige Damenmode. Die Frage, weshalb Johanna Mundi perfekt in unsere Serie „wd Portrait“ passt, erübrigt sich. Mundi habe ich als taffe Geschäftsfrau kennengelernt. Mit dem nötigen Sinn für Innovation und Kundenbeziehung hat sie sich als lokale Einzelhändlerin entgegen aller Trends zur Filialisierung der Fußgängerzonen mehr als nur etabliert und gehört in Füssen zu den traditionellen Geschäften, die nicht mehr wegzudenken sind. Und: Johanna Mundi lebt damit den Traum jedes lokalen Einzelhändlers: voller Laden, zufriedene Kundinnen, und ein Einzugsgebiet weit über die Region hinaus. Dass das Ganze natürlich nur mit dem nötigen Fleiß und Motivation - auch der eigenen Mitarbeiterinnen – möglich ist, ist kein Geheimnis. Das heutige Unternehmen Mode Mundi ist der Output aus fast 40 Jahren leidenschaftlichem Unternehmertum. Die Passion zur Mode kam bei der jungen Johanna Mundi schon früh auf. In den 70ern – im Alter von zwölf Jahren – fasste sie bereits den Entschluss zur Lehre in einem großen Bekleidungsgeschäft. „Meine Eltern hatten eine kleine Firma, so musste ich schon früh mithelfen und auch den Haushalt machen. Als Wiedergutmachung ist meine Mutter immer im Herbst mit mir shoppen gegangen. Ich glaube, bereits da habe ich qualitativ hochwertige Bekleidung zu schätzen gelernt. Für mich war klar: ich möchte etwas in der Modebranche machen“. Raum Augsburg. Anfang der 80er Jahre. Johanna Mundi beendet die Lehre zur Einzelhandelskauffrau. „Ich hatte mir erhofft, dass ich im Anschluss die Leitung der ‚Jungen Abteilung‘ übernehmen dürfte. Dem war leider nicht so. Weil ich mir aber sicher war, dass ich die Kompetenz grundsätzlich habe, wollte ich ein eigenes Business aufbauen“, erzählt mir Johanna Mundi, die - auch gegen Widerstände bzw. Skepsis der Eltern - mit gerade einmal 20 Jahren ins rund 100 Kilometer entfernte Füssen umzog. Auf 60 Quadratmetern beginnt die Selbstständigkeit in einem Laden für hochwertige Damenmode. Was ich selbst nicht wusste: der besagte Laden befand respektive befindet sich exakt im Anschluss an das heutige Ladengeschäft Mundis. Dazu aber später mehr.

wd PORTRAIT „Es war ein schwerer Einstieg. Ich habe eine Klientel angesprochen, welche teils weit über 15 Jahre älter war, als ich selbst. Bereits nach einem Jahr war klar, es muss etwas passieren“, erinnert sich Mundi, welche sich die Tatsache zu eigen machte, dass Modeschauen zu dieser Zeit extrem „in“ waren. Die erste „Mode Mundi“-Modenschau im Füssener Kurhaus mit 400 Gästen war dann auch der erhoffte Erfolg. Von da an füllte Johanna Mundi mit ihrer Modenschau immer im März und September das Kurhaus und baute sich einen großen Stammkundenkreis auf. Die Möglichkeit, sich nebenan zu vergrößern, lässt die Unternehmerin ebenfalls nicht verstreichen. Und so entstand parallel ein kleiner Herrenladen. „Die Damenabteilung lief in den 90ern super. Wir haben teilweise 500-Mark-Pullis aus den Kartons heraus verkauft. Für die 90er war ich im Herrenbereich etwas zu modisch unterwegs. Füssen war damals noch nicht so weit“, analysiert Johanna Mundi, welche – kurz nachdem sie in die neuen Räumlichkeiten investiert hatte – die Möglichkeit bekam, den jetzigen, großen Laden mit rund 200qm Fläche zu übernehmen. Hier kam dann Andreas Mahler ins Spiel. Mahler war einer der Mitarbeiter von Johanna Mundi – ihm bot sie an, die Herrenabteilung und damit die beiden bestehenden Räumlichkeiten zu übernehmen. Mahler stimmte zu. Heute findet sich „Mode Mahler“ als die Adresse für Herrenmode und „Mode Mundi“ für die Damen der Schöpfung in unmittelbarer Nachbarschaft – und die beiden Modegeschäfte befruchten sich nun seit knapp 30 Jahren gegenseitig. Was ist das Geheimnis des Erfolgs? – frage ich Johanna Mundi. „Ein wirkliches Geheimnis gibt es glaube ich nicht. Ich habe Mode immer gern gehabt und war überzeugt, dass ich etwas aufbauen kann. Wenn man liebt, was man macht, kommen die Ideen von selbst und man lässt sich auch von Rückschlägen nicht unterkriegen“. Einer dieser Rückschläge war auf alle Fälle der Lockdown – respektive mehrere Lockdowns - während der Corona- Pandemie. Zumindest war Johanna Mundi – wie fast alle Einzelhändler – gezwungen, Alternativen zum Verkauf in Präsenz zu finden. Und dies schnell. „Wir sind ins Risiko gegangen und haben ganz normal Ware bestellt. Das zahlt sich bis heute aus. Wer Ware hat, der punktet“. Johanna Mundi entschuldigt sich kurz bei mir. Nachdem ich bereits verfolgen konnte, dass mindestens fünf Whatsapp-Nachrichten während der vergangenen halben Stunde auf ihrem Handy eintrafen und mehrmals angerufen wurde, nimmt Mundi für eine ihrer Kundinnen nun auch kurz den Hörer ab. Nach einigen Minuten kehrt sie in die Kaffeeecke zurück – und darf nach unserer Unterhaltung erst einmal wieder einen Karton mit passender Ware zum Versand packen. Die Entschuldigung mir gegenüber braucht Johanna Mundi eigentlich nicht aussprechen. Ich sehe eher, dass sie wirklich rund um die Uhr für ihre Kundinnen da ist – was diese natürlich zu schätzen wissen. Das ist eine der am Ende positiven Auswirkungen der letzten Monate. Der Instagram-Kanal von Mode Mundi hat nämlich umgehend zum Erfolg geführt. „Ich bin keine, die gern im Mittelpunkt steht. Wenn man aber in die Ecke getrieben wird, wie durch die politischen Entscheidungen, dann springt man auch da über seinen Schatten“, sagt Johanna Mundi, die seit Start des Instagram-Kanals gemeinsam mit den Damen ihres Teams vor der Kamera steht und – unglaublich authentisch, wie ich finde – die Looks für die Kundinnen präsentiert. „Am Anfang war das Ganze alles andere als professionell. Aber wir durften keine Öffentlichkeit in den Laden lassen, so mussten wir über andere Kanäle wie Social Media der Öffentlichkeit zeigen, was wir haben. Durch unseren sehr großen Kundenstamm hat das auch prima funktioniert und funktioniert bis heute. Wo andere durch übereilte Kooperationen via Amazon oder Zalando am Ende sogar draufgezahlt haben, haben wir sehr viel einfach direkt an die Kundinnen verkaufen können. Zuverlässig in der Abwicklung, schnell im Versand und problemlos in Sachen Retouren. Man kann sagen, dass wir seit Corona eher mehr Arbeit haben als weniger, und zudem jetzt im Sommer 2021 die besten Monate seit Bestehen“, erzählt Johanna Mundi. Es zeugt auch vom Weitblick Mundis, dass sie nach Ende der Lockdowns den Social Media Kanal nicht brachliegen ließ – quasi im Sinne: jetzt dürfen die Kundinnen ja wieder kommen. Im Gegenteil: seither betreut eine Medienstudentin den Kanal und die „Mundi-Mädels“, wie sie ihre Mitarbeiterinnen liebevoll nennt, stehen gemeinsam mit der Chefin weiterhin ein Mal pro Woche vor der Kamera. Am Ende zählt - wie überall - der Kundenservice im persönlichen Kontakt. „Leider gibt es kaum noch kleine, inhabergeführten Läden. Wir haben hier natürlich den großen Vorteil, dass wir viele Touristen in Füssen haben. Aber wenn die Kundinnen nicht gut bedient werden, kommen sie auch in Füssen nicht wieder. Die Dienstleistung wird ein noch höheres Gut werden, wie sie jetzt schon ist. Noch dazu agieren auch große Hersteller immer nachhaltiger. Recycelte Materialien statt Daune, Jeans mit weniger Wasserverbrauch innerhalb der Produktion. Als das sind gute Ansätze. Noch dazu bauen wir auf Firmen, die in der EU produzieren – wodurch wir in Sachen Warenlieferungen bisher wenig Probleme haben“, sagt Johanna Mundi, als ich sie nach einer persönlichen Einschätzung zur mittelfristigen Zukunft frage. Der Corona-Pandemie gewinnt Johanna Mundi also nicht unbedingt nur Negatives ab. „Es ist einfach so, dass die Menschen Dinge mehr schätzen als zuvor, als man für 50 Euro mal schnell nach Paris zum Shopping geflogen ist. Eine gute Dienstleistung, ein Produkt sofort zu bekommen, oder dass man in den Urlaub fahren kann: alles ist nicht mehr so selbstverständlich. Diese Entwicklung ist auf jeden Fall nicht falsch.“ Entwicklung. Das ist vermutlich das treffende Wort für den Werdegang von Johanna Mundi. Was nehme ich mit aus dem Gespräch? Auf alle Fälle, dass auch junge Menschen schon ganz gezielte Vorstellungen über den eigenen Werdegang haben. Zudem, dass jeder mit dem nötigen Fleiß ans eigene Ziel kommen kann. Und – ganz entscheidend: dass, wenn man schlichtweg authentisch ist, einem alle Türen offen stehen. Wie bei Johanna Mundi, deren Slogan „Wir leben Mode“ so wunderbar ehrlich ins Gesamtbild passt. Mehr dazu: www.mode-mundi.de 45