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wd Winter 2021

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Der Weltmeister mit dem

Der Weltmeister mit dem Sinn für das Bäckerhandwerk der Zukunft. Fotos: © www.wolfson.de Deutschland ist Weltmeister. Eine Meldung, welche im Fußball nun schon wieder einige Jahre zurück liegt, bei der Bäckerjugend aber aktueller denn je ist. Dort konnten Lisa Sophie Schultz aus Potsdam und Moritz Metzler den begehrten Titel nach Deutschland holen. Moritz Metzler kommt dabei aus der wd Region: genauer, vom Bodensee. Dort – in Langenargen – befindet sich die Bäckerei Metzler, selbstverständlich über die regionalen Grenzen hinaus bekannt und das nicht erst seit dem Titel, den Moritz Metzler im französischen Lyon ergatterte. Ich treffe im Video-Call auf einen bestens gelaunten Weltmeister- Bäcker, der gerade in Wien weilt. Moritz erzählt mir kurz von den Eindrücken der Weltmeisterschaft und dem Weg dorthin. Was einem sofort auffällt: für einen 25-Jährigen ist Moritz Metzler extrem aufgeräumt, weiß was er will und hat einen klaren Plan, wie er Dinge anzugehen hat. Vermutlich schafft man es auch nur so, im Wettstreit mit den besten Jungbäckern der Welt zu bestehen. Wie immer interessieren mich vor allem die Geschichten und Werdegänge hinter den Personen – und da bin ich speziell beim Langenargener sehr gespannt. 52

HANDWERK Moritz wächst quasi in der Bäckerei seiner Eltern auf. „Spätestens seit meinem zehnten Geburtstag habe ich Kontakt mit dem Bäckerhandwerk und den Abläufen in einem kleinen, familiären Betrieb“. Der berufliche Werdegang war damals aber alles andere als vorgezeichnet. Moritz macht sein Abi, interessiert sich für die Luftfahrt und kann sich durchaus vorstellen, auch dort seine berufliche Zukunft aufzubauen. Am Ende aber entscheidet er sich für ein duales BWL-Studium mit paralleler Bäckerlehre. „Ich wollte die Ausbildung und den Einstieg ins Bäckerhandwerk aber nicht angehen, wie vor 40 Jahren, sondern modern, international und mit einer gewissen Zukunftsvision“, erzählt mir Moritz Metzler. Die Lehre führte ihn dann auch weit herum. Kostproben gefällig: die hoch angesehene Herrenberger Bäckerei Baier, dazu Stationen im finnischen Helsinki und der Schweiz. „Dort ist der Qualitätsanspruch natürlich nochmals ein ganz anderer. Brot und Kuchen sind bei den Eidgenossen Genussmittel. Das spürt man nicht nur am Preis“, sagt Moritz Metzler. Bei den Meisterschaften der Bäckerjugend startet Moritz Metzler zunächst auf Kreis- dann auf Landesebene durch. Es folgt der Bundesentscheid, den Metzler als Team mit Kollegin Lisa Sophie Schultz auch für sich entscheidet. Auf den Entscheiden werden neben Brot, Brötchen, Croissants, Kuchen und Brot-Schaustücke gebacken und bewertet. Einzelne Bewertungspunkte ergeben unter anderem Geschmack, Aussehen, Kreativität, aber auch die Sauberkeit. Die beiden deutschen Meister der Bäckerjugend fanden sich zur WM-Vorbereitung in einem vierwöchigen Trainingscamp in einer Backstube ein. Dann, in Lyon, auf der Fachmesse Sirha, traten Schultz und Metzler gegen die besten Bäckerinnen und Bäcker im Alter unter 27 Jahren an. „Es ist super cool, dass wir als Team Deutschland den Titel holen konnten. Asiaten und Franzosen sind bei solchen Wettbewerben normalerweise überlegen. In Frankreich gegen Frankreich zu gewinnen, macht einen sehr stolz“, so Metzler, der im Einzelwettbewerb hinter Kollegin Schultz zudem Silber holte. Was nimmt man von solch einem Erfolg mit in den Bäckerei- Alltag, möchte ich von Moritz Metzler wissen. Man lerne, unter Stress zu arbeiten und schnell zu sein. Auch das gewisse Selbstverständnis des „Wir schaffen das, es gibt keinen zweiten Versuch“ helfe einem im Alltag weiter. Ein Alltag, in welchem Moritz Metzler mittlerweile langsam wieder ankommt und mit mir gemeinsam zum Ende des Gesprächs den Blick in die Zukunft richtet. Eine Zukunft, die sich laut Metzler aktuell bereits herauskristallisiert. „Aus meiner Sicht werden wir künftig die großen Filialen und Industrie haben, dazu weniger, kleine Betriebe mit hoher Qualität, wo ich auch unsere Bäckerei Metzler sehe. Eine ‚Bäckerei als Grundversorger für das Dorf oder die Region‘ ist aus meiner Sicht Quatsch. Wir als Bäckereien sind keine Grundversorger. Wenn ich Brot brauche, gehe ich zum Discounter. Wir werden deshalb investieren müssen in gute Mitarbeiter, die dann auch die Qualität liefern, dass der Kunde mehr bezahlt. Zudem nimmt natürlich die Ausbildung eine wichtige Funktion ein. So können wir dann künftig gutes Brot und Genussmittel anbieten, und uns als Bäckerei nachhaltig weiterentwickeln.“ Da ist er wieder: der klare Plan des Moritz Metzler. Dieser hat ihn zum Weltmeistertitel gebracht und wird ihn, da bin ich mir sicher, auch weiterhin auf der Erfolgsspur halten. Autor: Marcel Reiser „DIE MIT DER SCHLANGE VOR DEM LADEN“ DAS IST DIE BÄCKEREI METZLER: • 1 Standort: Klosterstraße 1 | 88085 Langenargen • Mitarbeiter: ca. 30 • 1 Café • Bekannt für: Seelen, Brezeln und die lange Schlange vor dem Ladengeschäft • Check: www.baeckerei-metzler.de 53