25.11.2022 Views

Quick March Tattoo Basel

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

QUICK–<br />

Peter Obrist<br />

Patrick Straub<br />

MARCH!<br />

15 JAHRE BASEL TATTOO<br />

EMOTIONEN<br />

ANEKDOTEN<br />

IMPRESSIONEN


IMPRESSUM<br />

Alle Rechte vorbehalten<br />

© 2022 Friedrich Reinhardt Verlag, <strong>Basel</strong>, und <strong>Basel</strong> <strong>Tattoo</strong> Productions GmbH, <strong>Basel</strong><br />

Texte und Konzept: Peter Obrist<br />

Korrektorat: Daniel Lüthi<br />

Gestaltung: Morris Bussmann<br />

Fotografie: Patrick Straub<br />

ISBN 978-3-7245-2433-5<br />

Der Friedrich Reinhardt Verlag wird vom Bundesamt für Kultur<br />

mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2021–2024 unterstützt.<br />

www.reinhardt.ch<br />

www.baseltattoo.ch


QUICK–<br />

Peter Obrist<br />

Patrick Straub<br />

MARCH!<br />

15 JAHRE BASEL TATTOO<br />

EMOTIONEN<br />

ANEKDOTEN<br />

IMPRESSIONEN<br />

FRIEDRICH REINHARDT VERLAG


INHALT<br />

12<br />

42<br />

76<br />

90<br />

112<br />

136<br />

158<br />

176<br />

WISSENSWERTES<br />

ÜBER UNSERE FORMATIONEN AUS ALLER WELT<br />

PERSÖNLICHES<br />

VON MENSCHEN, DIE TATTOO-GESCHICHTE(N) SCHRIEBEN<br />

TIERISCHES<br />

BEDEUTET STETS NEUE HERAUSFORDERUNGEN<br />

SCHWEIZERISCHES<br />

«EINHEIMISCHES SCHAFFEN» BEREICHERT DAS BASEL TATTOO<br />

VERGNÜGLICHES<br />

VON SCHAUPLÄTZEN AUSSERHALB DER ARENA<br />

UNVORHERGESEHENES<br />

WENN UMDENKEN UND KREATIVITÄT GEFRAGT SIND<br />

WERTVOLLES<br />

WAS UNSERE FREIWILLIGEN HELFERINNEN UND HELFER LEISTEN<br />

UNVERGESSLICHES<br />

AUS 15 JAHREN BASEL TATTOO


42<br />

176<br />

12<br />

76 90<br />

136<br />

112<br />

5


15 JAHRE BASEL TATTOO –<br />

EMOTIONEN PUR<br />

Liebe Leserinnen und Leser<br />

15 Jahre <strong>Basel</strong> <strong>Tattoo</strong>. Das bedeutet vor allem 15 Jahre grosse Emotionen,<br />

viel Leidenschaft und noch mehr Herzblut. Jahr für Jahr begeistern<br />

die Macher des <strong>Basel</strong> <strong>Tattoo</strong> Tausende von Besucherinnen und<br />

Besuchern mit einem fabelhaften Programm. Unzählige einzigartige<br />

Formationen, Musiker, Tänzer und Sänger aus der ganzen Welt gaben<br />

sich in den letzten Jahren im Hof der Kaserne <strong>Basel</strong> die Ehre. Sie<br />

alle haben eindrückliche Momente geschaffen und bleibende Erinnerungen<br />

hinterlassen.<br />

Die Verantwortlichen des <strong>Basel</strong> <strong>Tattoo</strong> dürfen zu Recht stolz sein auf<br />

das bisher Geleistete und Erreichte. Es erfüllt mich zudem mit grosser<br />

Freude, dass das Eidgenössische Departement für Verteidigung,<br />

Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) als langjähriger Partner Teil<br />

dieser grossartigen Geschichte sein darf.<br />

Es ist darum höchste Zeit, die wunderbaren Erlebnisse in Wort und<br />

Bild festzuhalten. Das vorliegende Buch erzählt hundert eindrückliche,<br />

lustige und spannende Anekdoten aus 15 Jahren <strong>Basel</strong> <strong>Tattoo</strong> und<br />

macht definitiv Lust auf mehr.<br />

Geniessen Sie die Lektüre, die gewaltigen Bilder und schwelgen Sie<br />

in emotionalen Erinnerungen. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen mit<br />

dem Jubiläumsbuch «<strong>Quick</strong>-<strong>March</strong>!».<br />

Herzlichst, Ihre<br />

Viola Amherd<br />

Bundesrätin<br />

7


GESCHICHTEN, BILDER, EMOTIONEN –<br />

15 JAHRE BASEL TATTOO<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Seit 15 Jahren verzaubert das <strong>Basel</strong> <strong>Tattoo</strong> die Menschen aus nah<br />

und fern. Über 1,4 Millionen Besucher haben das Spektakel im Hof der<br />

Kaserne <strong>Basel</strong> bisher live mitverfolgt und wurden dabei von 15 000<br />

Mitwirkenden begeistert. Namhafte Formationen, königliche Garden<br />

und präsidiale Orchester aus allen Kontinenten haben das <strong>Basel</strong> <strong>Tattoo</strong><br />

zu einem grossartigen Event mit Weltklasseformat gemacht.<br />

Das <strong>Basel</strong> <strong>Tattoo</strong> hat in den vergangenen 15 Jahren, teils auch abseits<br />

der Show in der Arena, fantastische Geschichten geschrieben, beeindruckende<br />

Bilder geliefert und grossartige Emotionen erzeugt. Es ist<br />

darum an der Zeit, mit dem vorliegenden Jubiläumsbuch «<strong>Quick</strong>-<strong>March</strong>!»<br />

diese Geschichten zu erzählen, die Bilder sprechen und die Emotionen<br />

noch einmal aufleben zu lassen. Das entstandene Werk ist ein einmaliges<br />

Zeitdokument mit witzigen, interessanten und ausser gewöhnlichen<br />

Anekdoten. Gleichzeitig ist diese Jubelschrift eine grosse Motivation,<br />

weiterzumachen und dafür zu sorgen, dass auch in Zukunft rund um<br />

das <strong>Basel</strong> <strong>Tattoo</strong> einzigartige Geschichten geschrieben, eindrückliche<br />

Bilder geschaffen und emotionale Momente kreiert werden.<br />

Mein Dank geht an dieser Stelle an sämtliche Mitwirkenden, an die<br />

vielen Helfenden, an das OK, den <strong>Basel</strong> <strong>Tattoo</strong> Club, an die Partner<br />

und Sponsoren und an meine Mitarbeitenden. Dankbar bin ich auch<br />

für die gute und langjährige Zusammenarbeit mit unserem Schirmherrn,<br />

dem Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz<br />

und Sport (VBS). Sie alle haben dazu beigetragen,<br />

dass wir heute die folgenden Geschichten in diesem Buch erzählen<br />

können. Ein spezieller Dank geht an den Friedrich Reinhardt Verlag<br />

<strong>Basel</strong> – namentlich an den Verleger Alfred Rüdisühli – für die wunderbare<br />

Zusammenarbeit bei der Realisierung dieses Projekts. Weiter<br />

bedanke ich mich ganz herzlich bei unserem langjährigen Hoffotografen<br />

Patrick Straub für die lebendigen Bilder und bei Peter Obrist für das<br />

Konzept des Buches sowie das Verfassen der lesenswerten Lektüre.<br />

Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, gebührt mein Dank für Ihre Treue<br />

und Begeisterung. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen mit dem Jubiläumsbuch<br />

«<strong>Quick</strong>-<strong>March</strong>!». Schwelgen Sie in Erinnerungen und freuen<br />

Sie sich bereits heute auf das nächste <strong>Basel</strong> <strong>Tattoo</strong>.<br />

Herzlichst, Ihr<br />

Erik Julliard<br />

9


ENDLICH!<br />

Mit den Jubiläen ist es so eine Sache: Zählt man jetzt die Zeitspanne<br />

oder die Anzahl der Veranstaltungen? Stephan Rüdisühli vom Friedrich<br />

Reinhardt Verlag meinte jedenfalls bei unserer ersten Begegnung im<br />

Frühling 2020, dass nach der 15. Austragung des <strong>Basel</strong> <strong>Tattoo</strong>s eigentlich<br />

erst 14 Jahre vergangen und wir damit ein Jahr zu früh seien. Er<br />

konnte damals ja nicht ahnen, dass es schliesslich 16 Jahre dauern<br />

sollte, bis das Buch endlich erscheinen durfte.<br />

Ein grosser Bildband mit witzigen Geschichten und Anekdoten sollte<br />

es werden: das Jubiläumsbuch zum 15. <strong>Basel</strong> <strong>Tattoo</strong>. Die Anfrage<br />

erhielt ich Ende Februar und erscheinen sollte das Werk im August<br />

2020. Es blieben also bloss sechs Monate für die Realisierung. Zwar<br />

bekam ich in meinen zehn Jahren als Verantwortlicher für die Bandbetreuung<br />

allerlei Geschichten mit, aber gleich hundert Texte aus dem<br />

Hut zaubern konnte ich alleine nun doch nicht. Der grossen Unterstützung<br />

des ehemaligen Gesellschafters Thomi Stauffer und einer ganzen<br />

Reihe von Helferinnen und Helfern am <strong>Basel</strong> <strong>Tattoo</strong> verdankte ich es,<br />

dass im Juni 2020 der Grossteil der schriftlichen Beiträge bereitlag.<br />

Aber nun funkte Corona dazwischen: Fast zwei lange Jahre lag das<br />

Buchprojekt mehrheitlich auf Eis, und es kostete jedes Mal einige<br />

Überwindung, um die Pendenzen in Angriff zu nehmen. Eine gewichtige<br />

war, die unterschiedliche Ausrichtung von Text und Bild zusammenzuführen.<br />

Während unser Fotograf Patrick Straub Tausende von Bildern<br />

aus den Shows anbieten konnte, drehten sich die meisten meiner<br />

Geschichten um Ereignisse hinter den Kulissen. Wiederum waren es<br />

Helferinnen und Helfer, die dieses Dilemma lösten: Ich erhielt viele<br />

Fotos, welche die entsprechenden Anekdoten treffend illustrierten.<br />

Zwar erreichen nicht alle die Qualität, die für Patrick Straub Standard<br />

sind, aber unvergessliche Bilddokumente sind sie allemal. Und diese<br />

Schnappschüsse wollten wir Ihnen nicht vorenthalten.<br />

Die passenden Bilder zusammenzutragen hätten wir in bloss<br />

einem halben Jahr nicht geschafft – insofern hatte die Pandemie<br />

auch ihr Gutes. Und umso grösser ist nun die Freude, Ihnen das<br />

Buch «<strong>Quick</strong>-<strong>March</strong>!» endlich vorlegen zu dürfen.<br />

Viel Spass beim Schmökern in den Bildern und Geschichten aus<br />

15 Jahren <strong>Basel</strong> <strong>Tattoo</strong>!<br />

Peter Obrist, Autor<br />

11


WIS<br />

SENS<br />

WER<br />

TES<br />

über unsere Formationen<br />

aus aller Welt


DER KRÄFTIGSTE HÄNDEDRUCK | 14<br />

HARTE BURSCHEN | 16<br />

EINE BAYRISCHE RHEIN-ARMADA | 17<br />

ITALIENISCHE FRAUENSCHWÄRME | 18<br />

GEGENSÄTZE | 20<br />

ABSTECHER INS GLAIBASLER CHARIVARI | 21<br />

DEM GROSSEN VORBILD VERPFLICHTET | 22<br />

SOMMER-SOUVENIR SOMBRERO | 23<br />

HUTPARADE | 24<br />

NICHT ALLE SCHOTTEN SIND SCHOTTEN | 27<br />

EIN TRAUM WIRD WAHR | 28<br />

DER HAKA-TANZ | 30<br />

RUSSISCHER TANZ IN PERFEKTION | 32<br />

CHARITY | 34<br />

THE RATS OF TOBRUK | 35<br />

«ABER DAS IST DIE GARDE» | 36<br />

BAGROCK – KEIN NEUES WORT FÜR DEN KILT | 38<br />

EIN INDISCHES MÄRCHEN | 40


WISSENSWERTES<br />

DER KRÄFTIGSTE HÄNDEDRUCK<br />

TONGA ROYAL CORPS OF MUSICIANS, TONGA<br />

Tonga ist ein Königreich im Südpazifik, rund 17 000 km von der Schweiz entfernt. Der Archipel<br />

trug früher den Namen «Freundschaftsinseln», und laut Wikipedia gelten dicke Menschen dort<br />

als schön. Der ehemalige König Taufa’ahau Tupou IV. animierte aber schon in den 90er-Jahren<br />

die Bevölkerung zu mehr Sport und ging mit dem guten Beispiel voran, indem er sich von 210<br />

auf 140 kg Lebendgewicht herunterhungerte.<br />

Im Jahr 2013 war das Tonga Royal Corps of Musicians am <strong>Basel</strong> <strong>Tattoo</strong> zu Gast; seine Mitglieder<br />

waren zwar durchwegs gut genährt, fielen aber nicht durch Fettleibigkeit auf. Umso mehr<br />

aber wegen ihrer Hände, die bei den Männern riesig und dementsprechend kräftig waren. Weil<br />

sie ganz freundliche Menschen waren – Nomen est omen –, gebrauchten sie diese auch rege.<br />

Ausgesprochen freundschaftlich fiel auch der Abschied aus: Die ganze Hotelmannschaft des<br />

«Münchnerhofs» hatte sich fürs Gruppenbild versammelt, die jungen Tänzerinnen zeigten voller<br />

Stolz ihre goldenen Fasnachtsplaketten, die sie in der Cast Bar von den Top Secret bekommen<br />

hatten – und der Chef Taulama Aleamotu’a umarmte den Bandbetreuer herzlich und drückte ihm<br />

ein letztes Mal «nachhaltig» die Hand.


15


Drum Major Ian Mc Kechnie vom 1st Royal Tank Regiment<br />

führt die Massed Pipes an der Parade an.<br />

HARTE BURSCHEN<br />

1 ST ROYAL TANK REGIMENT, GROSSBRITANNIEN<br />

Die Piper des 1st Royal Tank Regiment waren<br />

hart im Nehmen, hart im Geben und hart im<br />

Trinken. Kunststück mit ihrer ruhmreichen<br />

Vergangenheit aus zwei Weltkriegen und<br />

Friedensmissionen in verschiedenen Krisenregionen<br />

der Welt. «Meine» 13 Burschen waren<br />

2006 eben von einem mehrmonatigen Einsatz<br />

in Afghanistan zurück und fühlten sich in<br />

der Cast Bar wie im Schlaraffenland. Bei den<br />

Freibier-Runden nach der ersten Show verräumten<br />

sie die unglaublichsten Mengen in<br />

kürzester Zeit. Und anschliessend boten sie<br />

Spontanauftritte auf der Bühne, die nicht<br />

immer jugendfrei waren. Stets an vorderster<br />

Front mit dabei: Stuart Mc Kay – ein herzensguter<br />

Kerl mit schottischem Humor und viel<br />

Kreativität.<br />

Nur schwimmen konnte er nicht! Das sagte er<br />

mir aber erst, als er an jenem heissen Juli-<br />

Nachmittag schon bis zum Hals im Wasser<br />

stand. Natürlich schickte ich ihn unverzüglich<br />

an Land. Und während wir anderen fröhlich<br />

den Rhein hinunter trieben, trottete er zerknirscht<br />

Richtung Kaserne. In der Cast Bar<br />

liess er es dafür am Abend wieder krachen …


WISSENSWERTES<br />

EINE BAYRISCHE RHEIN-ARMADA<br />

GMK GARMISCH-PARTENKIRCHEN, DEUTSCHLAND<br />

Das Gebirgsmusikkorps Garmisch-Partenkirchen sorgte 2006 gleich zu Beginn der Show für<br />

eine Bombenstimmung mit den traditionellen «Tiroler Holzhacker Buam». Der Regie des ersten<br />

<strong>Basel</strong> <strong>Tattoo</strong> passierte allerdings ein Lapsus im Programmablauf: Weil bei den Bayern buchstäblich<br />

die Späne flogen, fingen sich die nachfolgenden schottischen Highland-Tänzerinnen in<br />

den Proben wiederholt «Sprysse» ein. So änderte man zwar die Reihenfolge, aber im Programmheft<br />

stand es anders.<br />

Auch neben der Arena waren die deutschen Musiker eine fidele Truppe und die ersten Mitwirkenden,<br />

die den Rhein zum Schwimmen entdeckten. Ausgerüstet mit allerlei Schwimmhilfen aus<br />

den Basler Warenhäusern, stürzten sie sich in die Fluten und sorgten auch bei der Wasserpolizei<br />

für Aufsehen – und Besorgnis. Deshalb wohl strahlte am Tag darauf das «Regionaljournal»<br />

einen Bericht aus, in dem ein Polizei-Offizier mit ernstem Ton erklärte, dass nur Schwimmhilfen<br />

erlaubt seien, welche die Sicht nicht verdeckten. Schwimmringe mit Palmen oder Schwanenhälsen,<br />

die von den in grosser Zahl gesichteten Rheinschwimmern ebenfalls ver wendet wurden,<br />

seien dagegen ver boten.<br />

17


WISSENSWERTES<br />

ITALIENISCHE FRAUENSCHWÄRME<br />

REGGIMENTO CORAZZIERI, ITALIEN<br />

Die persönliche Leibgarde des italienischen Präsidenten ans <strong>Basel</strong> <strong>Tattoo</strong> zu verpflichten, war<br />

keine einfache Sache. Normalerweise verlassen die hochgewachsenen Römer Gardisten die<br />

heilige Stadt nämlich nicht. Ihr Auftritt war zweifellos eine Augenweide: die Pferde, die Motorräder<br />

– und natürlich die Männer selbst. Wenn sie in ihren prächtigen Uniformen mit stolzer<br />

Miene durch die <strong>Tattoo</strong>-Street in die Arena schritten, waren jedenfalls die Blicke aller Frauen<br />

auf sie gerichtet.<br />

Und offensichtlich brachten sie auch die Herzen der zwei Damen zum Schmelzen, die im Auftrag<br />

des Tierschutzes beider <strong>Basel</strong> die Stallungen in der Messe inspizieren wollten. Nachdem<br />

die Gardisten die Besucherinnen mit einem italienischen Espresso verwöhnt und danach für<br />

ein Erinnerungsfoto auf die blitzblanken Motoguzzi-Maschinen gesetzt hatten, vergassen<br />

die beiden Frauen, warum sie überhaupt gekommen waren. In die Stallungen – so berichten<br />

zuverlässige Augenzeugen – hätten sie jedenfalls nicht mehr hineingeschaut.


19


WISSENSWERTES<br />

GEGENSÄTZE<br />

HM KING’S GUARD OF<br />

NORWAY BAND AND DRILL<br />

TEAM, NORWEGEN<br />

Die norwegische King’s Guard wähnte sich<br />

in einem anderen Film, als sie nach über<br />

30-stündiger Fahrt in <strong>Basel</strong> ihrem Bus entstieg.<br />

Statt eine einfache Militärunterkunft<br />

wartete mit dem Swissôtel ein Fünfstern-Hotel<br />

auf die jungen Gäste aus dem Norden. Dass<br />

sie aber immer noch Rekruten waren, merkten<br />

sie spätestens am nächsten Mittag, als sie bei<br />

brütender Hitze auf dem Messeplatz exerzieren<br />

mussten. Herumgehetzt wurden sie von<br />

einer zierlichen Frau im Kampfanzug, welche<br />

offensichtlich die Chefin war. So ging das die<br />

ganze Woche hindurch. Nach der Dernière<br />

entpuppte sich aber die gnadenlose Schinderin<br />

in der Cast Bar als attraktive Blondine im<br />

«kleinen Schwarzen».<br />

Zwei Jahre später waren die Norweger wieder<br />

zu Besuch am <strong>Basel</strong> <strong>Tattoo</strong> und sie wurden<br />

wie Popstars empfangen. Zu später Stunde<br />

kam ich mit einem der Offiziere ins Gespräch<br />

und erzählte ihm, welchen Eindruck die Frau<br />

im «kleinen Schwarzen» 2006 auf mich gemacht<br />

hatte. Er nickte vielsagend und meinte<br />

dann mit süffisantem Lächeln: «Yes,<br />

I know her. She was my wife.»<br />

Im Swissôtel übernachteten die Norweger<br />

übrigens nur einmal. Das hat aber nichts mit<br />

jenem Gast zu tun, der damals zur Hotelchefin<br />

sagte, es störe ihn ja nicht, wenn 60 junge<br />

Leute im Kampfanzug mit ihm frühstückten,<br />

aber die Gewehre sollten sie fürs Morgenessen<br />

doch bitte in den Zimmern lassen.<br />

«Yes, I know her.<br />

She was my wife.»<br />

20

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!