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Rychnovský zpravodaj 1/2010

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Vu dr Fuchsbresche bis zur Mutter Anna oder<br />

„Reichnejer Schorfblicke“<br />

Kurz & bündig<br />

Gablonz a.d.N.: Das frühere „Spritzenhaus“<br />

in Gablonz – Oberen Markt, dient<br />

seit einigen Jahren nicht mehr seinem<br />

Zweck. Das neue Feuerwehrhaus steht<br />

schon in Grüwald und ist auf modernste<br />

Art ausgestattet. In das alte Gebäude soll<br />

die städtische Polizei, der Krisestab und<br />

Katasrophenschutz umgesiedelt werden.<br />

Reichenberg: Die Stadt Reichenberg<br />

plant wieder einen Brunnen auf<br />

den Marktplatz vor dem Rathaus zu<br />

platzieren. Als Vorbild soll der einstige<br />

Neptunbrunnen dienen, der sich allerdings<br />

auf dem Markt zur Zeit des alten<br />

Rathauses befand. Vor dem heutigen bzw.<br />

„neuen“ Rathaus gab es bis 1945 den sgn.<br />

„Metznerbrunnen“, geschaffen von Wiener<br />

Bildhauer Metzner. Dieser wurde in<br />

den stürmischen Monaten des Jahres 1945<br />

von einer Menschenmasse als ein Symbol<br />

der „Versklawelung der Slawen“ vernichtet.<br />

Das eingentliche Objekt hatte jedoch<br />

mit dieser „philosophischen Erklärung<br />

der Situation“ des Kunstwerkes nichts zu<br />

tun. Leider wurden damals mehrere solche<br />

Objekte kaputtgemacht. Die Augenzeugen<br />

sprachen auch von grossem Glück<br />

als damals selbst das Rathausgebäude fast<br />

zufälligerweise dem Niederbrennen ausweichen<br />

konnte.<br />

ABM<br />

Der Vergnügungstempel in Reichenberg<br />

erzählt ein Stück Stadtgeschichte<br />

In Reichenberg ist es in diesen Tagen<br />

neblig-trüb und nicht sonderlich<br />

behaglich. Der Reisende, der die Stadt<br />

in der autofreundlichen Umgebung des<br />

Bahnhofs erreicht, kann die Silhouette<br />

der talwärts gelegenen Innenstadt mit<br />

ihrem mondänen Marktplatz und dem<br />

Neorenaissance-Rathaus kaum erkennen.<br />

Schnellimbisse und Bordelle, teils renovierungsbedürftige<br />

Häuser und der große<br />

Container mit der Aufschrift „Autobusové<br />

nádraží“, in dem sich die Abfertigungshalle<br />

des Busbahnhofs befindet, prägen hier<br />

das Straßenbild. Im Nebel, der zumeist<br />

über der im Kessel des Isergebirges und<br />

Jeschkenkamms gelegenen ehemals<br />

deutschen Stadt hängt, blinkt von weitem<br />

rot und deutlich über den Dächern<br />

der Name „Babylon“. Die schrille Exotik,<br />

die der Schriftzug verheißt, bestätigt sich<br />

bei näherem Hinsehen. Der massive, in<br />

<strong>Rychnovský</strong> <strong>zpravodaj</strong> 2<br />

bunten Farben bemalte Gebäudekomplex<br />

ist ein deutlicher Kommentar zur Umgebung,<br />

die aus grauen, meist leer stehenden<br />

Industriebauten besteht. Palmen säumen<br />

die Vorderfront des Objekts, als sollten sie<br />

den mitteleuropäischen November verneinen.<br />

Der Fremde auf der Suche nach<br />

einer Touristeninformation tritt durch<br />

den Eingang des „Centrum Babylon“ wie<br />

durch einen Schlund, der in eine andere<br />

Welt führt. Drinnen ist es warm, rot-goldenes<br />

Interieur prägt die Hotelrezeption,<br />

verschlungene lange Gänge, die mit rotem<br />

Teppich ausgelegt sind, führen ins Innere<br />

eines nicht zu erahnenden Vergnügungstempels.<br />

„Eine Stadt in der Stadt“<br />

soll das „Centrum Babylon“ sein. Es beherbergt<br />

nicht nur den „Aqua-Park“, Tschechiens<br />

größtes überdachtes Spaßbad und<br />

Perle des Babylons, sondern auch den LunaPark,<br />

einen Rummel und Freizeitpark,<br />

den FITpark zur körperlichen Ertüchtigung<br />

und für Teambuilding-Maßnahmen,<br />

den iQpark für interaktives und spaßiges<br />

Lernen der jüngsten Besucher sowie Spiegelkabinett,<br />

Laser-Schießanlage, Kinderburg,<br />

Casino, Bowlingbahn, Wellnesszentrum<br />

und Diskothek – alles, was der<br />

gemeine Konsument in der postsozialistischen<br />

Transformation begehrt. Die Liste<br />

der Vergnügungsoptionen scheint unendlich.<br />

Es herrscht reger Betrieb an diesem<br />

Novembersamstag. Keiner sieht hier aus<br />

als käme er von draußen. Väter in kurzer<br />

Hose und Badeschlappen schlendern<br />

mit ihren Kindern an der Hand durch die<br />

gefliesten Korridore, Mütter halten ihre<br />

Handtuchturbane auf dem Kopf, Rentner<br />

im Bademantel sitzen beim Kaffee oder<br />

Kuchen. Ungefähr jeder vierte Besucher<br />

gehört zu einer Ausflugsgruppe und zeigt<br />

sich im Club-T-Shirt. Man hört vor allem<br />

Tschechisch, doch auch russische,<br />

polnische und deutsche Stimmen sind zu<br />

vernehmen. Viersprachig präsentiert sich<br />

die Internetseite des „Babylon“.<br />

Von Nancy Waldmann,<br />

Übernommen aus Prager Zeitung<br />

20 Jahre nach der Wende<br />

Prag: Die Meinung der Tschechen<br />

über die Samtene Revolution 1989 ist besser<br />

denn je. Eine Umfrage des soziologischen<br />

Instituts der Akademie der Wissenschaften<br />

hat ergeben, dass sich die Haltung<br />

der tschechischen Gesellschaft gegenüber<br />

der Samtenen Revolution im Jahre 1989 in<br />

den vergangenen 20 Jahren verbessert hat.<br />

Mehr als 80 Prozent der Befragten halten<br />

ein sozialistisches System für gefährlich.<br />

45 Prozent gaben an, mit den heutigen<br />

Verhältnissen im Land zufrieden zu sein.<br />

Knapp ein Drittel der Tschechen sehe<br />

keinen Unterschied zu den Jahren vor der<br />

Wende, 14 Prozent schätzen die derzeitige<br />

politische und soziale Lage als schlechter<br />

ein. Einige wünschten sich den Kommunismus<br />

zurück. „Es ist beachtenswert,<br />

dass sich die Meinung über die Samtene<br />

Revolution in den letzten Jahren geändert<br />

hat“, sagt Daniel Kunštát von der Akademie<br />

der Wissenschaften.<br />

Die Transformation seit 1989 wird<br />

positiver denn je gesehen. „Wir sind<br />

überzeugt, dass dieser Wandel zu einem<br />

großen Teil mit dem Generationswechsel<br />

zusammenhängt.“ Vor allem Jugendliche<br />

und Menschen mittleren Alters hielten<br />

den Systemwechsel vor 20 Jahren für einen<br />

„Fortschritt und den Weg in die richtige<br />

Richtung“. Viele Ältere seien laut Kunštát<br />

hingegen sozialistisch orientiert.<br />

„Die Kommunisten haben aufgegeben,<br />

ihnen war bewusst, dass sie Fehler<br />

begangen hatten und dass eine Normalisierung<br />

nötig war“, sagt Jan Hrabík. Der<br />

86-Jährige aus Prag-Weinberge, bedauert<br />

jedoch, dass die damals prophezeite Freiheit<br />

bis heute nicht existiere. „Die Lebenshaltungskosten<br />

waren früher um ein<br />

Vielfaches niedriger. Die Technologie ist<br />

zwar billiger, aber Lebensmittel werden<br />

immer teurer“, ärgert sich der gebürtige<br />

Klattauer.<br />

In Zukunft werde es wieder mehr<br />

Demonstrationen gegen das Staatssystem<br />

geben, ist Hrabík überzeugt. Die Jugend<br />

sei wegen der hohen Arbeitslosigkeit zu<br />

bemitleiden, „sie hat ein sehr schweres<br />

Leben vor sich.“<br />

Jirka Vaněk, 34, ist etwas optimistischer.<br />

„Die Revolution war durch und<br />

durch eine gute Sache. Auf einmal war<br />

alles anders, es herrschte eine spontane<br />

Euphorie. Im Laufe der Jahre mussten<br />

wir allerdings feststellen, Demokratie bedeutet<br />

nicht gleichzeitig Freiheit“, so der<br />

Barbesitzer. „Frei ist man leider nur dann,<br />

wenn man genug Geld in der Tasche hat.“<br />

Deswegen müsse man viel für seine Freiheit<br />

tun.<br />

Übernommen aus Prager Zeitung

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