Zeitzeuge und Zeitgeschichte
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Martin Sabrow<br />
<strong>Zeitzeuge</strong> <strong>und</strong> <strong>Zeitgeschichte</strong><br />
Vortrag, 11. Internationales Symposium „Kommunismusforschung <strong>und</strong><br />
Erinnerungskulturen“ der Stiftung Ettersberg (19./20. Oktober 2012),<br />
in Weimar am 19. Oktober 2012<br />
Die nach 1989 erneuerte Kommunismusforschung konnte von vornherein auf die<br />
geschichtskulturelle Institution des <strong>Zeitzeuge</strong>n zurückgreifen, <strong>und</strong> das unterscheidet<br />
sie von der Geschichte der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. 1<br />
Anders als in der in den späten fünfziger Jahren allmählich einsetzenden medialen<br />
Befassung mit der NS—Zeit beherrschen <strong>Zeitzeuge</strong>n das öffentlich vermittelte<br />
Geschichtsbild, wie es die gern gesehenen <strong>und</strong> noch lieber gescholtenen<br />
Geschichtsserien Guido Knopps in ihren ständigen Schnitten von Interviewpassagen<br />
<strong>und</strong> dokumentarischem Material in die b<strong>und</strong>esdeutschen Wohnzimmer getragen<br />
haben. <strong>Zeitzeuge</strong>nbörsen werben im Internet dafür, „die unendliche Vielfalt<br />
persönlicher Erfahrungen <strong>und</strong> Erlebnisse, die jeder in sich trägt, der eine Weile<br />
gelebt hat, zu sammeln <strong>und</strong> der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“ 2<br />
Der <strong>Zeitzeuge</strong>, wie er in solchen Kontexten fassbar wird, ist nicht identisch mit dem<br />
Tatzeugen, der ein miterlebtes abgrenzbares Geschehen durch seine Darstellung für<br />
andere so präzise wie möglich nachvollziehbar <strong>und</strong> beurteilbar macht. Er ist auch<br />
nicht gleichzusetzen mit dem historischen Fachexperten, der vor Gericht oder in den<br />
frühen Fernsehproduktionen zur NS-Geschichte aus dem Off als beglaubigende<br />
Instanz auftritt, um Ereignisse <strong>und</strong> Einschätzungen zu bestätigen <strong>und</strong> zu<br />
kommentieren. Der <strong>Zeitzeuge</strong> im engeren Sinne hingegen beglaubigt nicht so sehr<br />
ein außerhalb seiner selbst liegendes Geschehnis, wie dies der klassische Tat- <strong>und</strong><br />
Augenzeuge tut; er konstituiert vielmehr durch seine Erzählung eine eigene<br />
Geschehenswelt. Er bestätigt weniger durch sein Wissen fragliche Einzelheiten eines<br />
1<br />
Der folgende Beitrag folgt den Überlegungen, die ich ausführlicher an anderer Stelle entwickelt habe:<br />
Der <strong>Zeitzeuge</strong> als Wanderer zwischen beiden Welten, in: Martin Sabrow/Norbert Frei (Hg.), Die<br />
Geburt des <strong>Zeitzeuge</strong>n nach 1945, Göttingen 2012, S. 13-32.<br />
2<br />
ZeitZeugenBörse - Eine Börse, an der jeder Gewinn macht.http://www.eurag-deutschland.de/home-<br />
01/home-ad/hs-ad012.htm
einzelnen <strong>und</strong> sich häufig ohne sein Zutun abspielenden Vorgangs, sondern<br />
dokumentiert durch seine Person eine raum-zeitliche Gesamtsituation der<br />
Vergangenheit; er autorisiert eine bestimmte Sicht gleichsam von innen als<br />
mitlebender Träger von Erfahrung <strong>und</strong> nicht von außen als wahrnehmender<br />
Beobachter. 3<br />
Die Sachgeschichte des <strong>Zeitzeuge</strong>n reicht auch in Weimar tief in die Vergangenheit<br />
zurück: „Ich habe den großen Vortheil“, erläuterte nicht weit von hier am Frauenplan<br />
der 75jährige Altmeister Goethe seinem Eckermann, „daß ich zu einer Zeit geboren<br />
wurde, wo die größten Weltbegebenheiten an die Tagesordnung kamen <strong>und</strong> sich<br />
durch mein langes Leben fortsetzten, so daß ich vom siebenjährigen Krieg, sodann<br />
von der Trennung Amerika’s von England, ferner von der französischen Revolution,<br />
<strong>und</strong> endlich von der ganzen Napoleonischen Zeit bis zum Untergange des Helden<br />
<strong>und</strong> den folgenden Ereignissen ein lebendiger Zeuge war.“ Und Goethe machte sich<br />
auch schon den subjektiven Deutungsvorsprung zu eigen, der sich aus dem<br />
vermeintlichen Vorteil des Miterlebens über die Anschauungsferne des nachzeitigen<br />
Fachurteils ergibt. „Hiedurch bin ich zu ganz anderen Resultaten <strong>und</strong> Einsichten<br />
gekommen, als allen denen möglich seyn wird, die jetzt geboren werden <strong>und</strong> die sich<br />
jene Begebenheiten durch Bücher aneignen müssen, die sich nicht verstehen.“ 4<br />
Die Wortgeschichte des <strong>Zeitzeuge</strong>n hingegen lässt sich überraschenderweise nur<br />
weniger weit in die Vergangenheit verfolgen, nämlich bis in die Mitte der siebziger<br />
Jahre. In den ersten nachweisbaren Verwendung des Begriffs 1975 durch den<br />
Romancier Hans Hellmut Kirst <strong>und</strong> 1977 durch den Historiker Hagen Schulze<br />
bezeichnet der <strong>Zeitzeuge</strong> einen unbestechlichen Chronisten, der wie Erich Kuby ein<br />
aufschlussreiches Kriegstagebuch geführt 5 oder wie Arnold Brecht die Weimarer<br />
3 Analog argumentiert Frank Bösch: „Dabei schaffen die <strong>Zeitzeuge</strong>n öffentliche Deutungen, sind aber<br />
selbst ein kaum trennbares Resultat von diesen.“ Geschichte mit Gesicht. Zur Genese des <strong>Zeitzeuge</strong>n<br />
in Holocaust-Dokumentationen seit den 1950er Jahren, in: Thomas Fischler/Rainer Wirtz (Hg.), Alles<br />
authentisch? Popularisierung der Geschichte im Fernsehen, Konstanz 2008, S. 51-72, hier S. 53.<br />
4<br />
Johann Peter Eckermann, Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Nach dem<br />
ersten Druck, dem Originalmanuskript des dritten Teils <strong>und</strong> Eckermanns handschriftlichem Nachlaß<br />
neu herausgegeben von Professor D. H.H. Houben, Wiesbaden 1949, S. 71 f.<br />
5<br />
„Kuby hat diesen scheußlichen Krieg in Tausende Tagebuchnotizen verwandelt. Er wollte, ganz<br />
bewußt, geradezu berechnet zielstrebig, ein exakt registrierender <strong>Zeitzeuge</strong> sein.“ Bericht von der<br />
Blutbühne. Hans Hellmut Kirst über Erich Kuby: "Mein Krieg", in: Der Spiegel, Nr. 42, 13.10.1975, S.<br />
214.<br />
2
Republik in kritischer Distanz begleitet hat. 6 Im Gefolge einer Neubesinnung auf die<br />
NS-Zeit seit dem Ende der siebziger Jahre gewann eine Bewegung gegen das<br />
kommunikative Beschweigen der Vergangenheit Ausdruck, das in ihrem Verständnis<br />
auch durch die strukturgeschichtlich orientierten Faschismusinterpretationen im<br />
Kontext der Studentenbewegung nicht gebrochen schien. 7<br />
Immer deutlicher wurde der <strong>Zeitzeuge</strong> im Laufe der achtziger Jahre <strong>und</strong> mit einer<br />
auffälligen Zunahme ab 1987 zu einer gängigen Münze von Buch- <strong>und</strong> Aufsatztiteln,<br />
die sich der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit widmeten. Er stand für eine neue<br />
Form der ‚Vergangenheitsaufarbeitung‘ <strong>und</strong> eben nicht mehr der<br />
‚Vergangenheitsbewältigung‘, die mit Hilfe des <strong>Zeitzeuge</strong>nbegriffs Gegengeschichte<br />
schrieb <strong>und</strong> dem geglätteten Distanzierungsritual die konkrete Verfolgungs- <strong>und</strong><br />
Leidensrealität entgegensetzen wollte, wie schon ein erster Buchtitel von 1982<br />
exemplarisch verdeutlicht: „als wenn nichts gewesen wäre. Fragen an <strong>Zeitzeuge</strong>n zu<br />
ihrem Leben im Faschismus“. 8 In derselben Zeit fanden <strong>Zeitzeuge</strong>n den Weg in die<br />
Schule <strong>und</strong> trugen durch ihre lebendige Schilderung aus der Verfolgtenperspektive<br />
dazu bei, der bis dahin im Geschichtsunterricht oft marginalisierte Zugleich wurde<br />
<strong>Zeitzeuge</strong>nberichte jüdischer Überlebender zum Gegenstand archivarischer<br />
Dokumentation. 9 Seit 1981 führten das „Fortunoff Video Archive“ in Yale <strong>und</strong> seit<br />
1985 das „Holocaust Education and Memorial Centre of Toronto“ Videointerviews mit<br />
jüdischen Überlebenden <strong>und</strong> leiteten damit eine Sammlungsbewegung ein, die in<br />
den neunziger Jahren mit dem Holocaust Memorial in Washington <strong>und</strong> der von<br />
Steven Spielberg gegründeten „Survivors of the Shoah Visual History Fo<strong>und</strong>ation“<br />
ihren Höhepunkt erreichten.<br />
6<br />
„Die Großen der Weimarer Republik sind lange tot; auch ihre Mitarbeiter, die <strong>Zeitzeuge</strong>n, die wissen,<br />
‚wie es wirklich gewesen ist’, werden weniger“, notierte Hagen Schulze 1977 zum Tode Arnold Brechts<br />
in der „Zeit“. Hagen Schulze, Glaubwürdiger Zeuge der Demokratie. Zum Tode von Arnold Brecht, in:<br />
Die Zeit, 30.09.1977.<br />
7<br />
Zur steigenden Aufmerksamkeit für den nationalsozialistischen Zivilisationsbruch im deutschen<br />
Fernsehen seit dem Ende der siebziger Jahre: Wulf Kansteiner, Ein Völkermord ohne Täter? Die<br />
Darstellung der ‘Endlösung’ in den Sendungen des Zweiten Deutschen Fernsehens, in: Tel Aviver<br />
Jahrbuch 31 (2003), S. 253-286, hier S. 264.<br />
8<br />
Dokumente aus Bad Soden, Schwalbach <strong>und</strong> Hofheim, hg. vom B<strong>und</strong> Deutscher Pfadfinder<br />
(BDP/BDJ) Main-Taunus, Schwalbach 1982.<br />
9<br />
Thomas Rahe, Die Bedeutung der <strong>Zeitzeuge</strong>nberichte, S. 88. Ebenda, S. 87 ff., auch ein Überblick<br />
über die Verteilung der anfangs der neunziger Jahren weltweit knapp 12 000 Zeugenberichte auf<br />
verstreute Sammlungen in Amerika <strong>und</strong> Europa.<br />
3
Die Entstehung einer <strong>Zeitzeuge</strong>nbewegung seit den späten siebziger Jahren sollte<br />
allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Ursprünge der <strong>Zeitzeuge</strong>nschaft<br />
bis in die Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zurückreichen: Systematische<br />
Befragungen der Vernichtung entkommener Juden fanden schon unmittelbar nach<br />
der Befreiung 1945 statt. Das Mitte der neunziger Jahre bereits mehr als 6000<br />
Interviews mit Holocaust-Überlebenden umfassende <strong>Zeitzeuge</strong>narchiv in Yad<br />
Vashem geht auf das Jahr 1954 zurück, <strong>und</strong> 1960 startete das Institute of<br />
Contemporary Jewry an der Hebrew University Jerusalem über 200 unterschiedliche<br />
biographische Interviewprojekte, die sich die gemeinsame Aufgabe stellten, „to repair<br />
the omission in existing documentation“. 10 Ein Jahr später stützte sich die 14teilige<br />
ARD-Dokumentation „Das Dritte Reich“ zum ersten Mal auf ausführliche Aussagen<br />
von meist prominenten sogenannten „Erlebniszeugen“, die vorformulierte<br />
Stellungnahmen vortrugen <strong>und</strong> in dieser „Melange aus <strong>Zeitzeuge</strong>n <strong>und</strong> Experten“<br />
(Frank Bösch) für den sich anbahnenden Übergang in das <strong>Zeitzeuge</strong>nzeitalter<br />
stehen. 11<br />
Denselben Bef<strong>und</strong> ergibt der Blick auf die juristische Auseinandersetzung mit den<br />
Mordtaten der NS-Herrschaft. Der Nürnberger Prozess 1946 kannte den Typus des<br />
vom Tatzeugen zu unterscheidenden <strong>Zeitzeuge</strong>n noch nicht, <strong>und</strong> eben sowenig auch<br />
der Frankfurter Auschwitz-Prozess von 1963 bis 1965. Spektakulär in Erscheinung<br />
trat der <strong>Zeitzeuge</strong> für eine breite Öffentlichkeit außerhalb Deutschlands das erste Mal<br />
im Eichmann-Prozeß 1961. Vor dem Bezirksgericht Jerusalem bot<br />
Generalstaatsanwalt Gideon Hausner 112 Zeugen auf, die die zerklüftete israelische<br />
Gesellschaft dazu bringen sollte, „mehr über die Leiden der europäischen Juden zu<br />
erfahren <strong>und</strong> [...] so auch die [...] kollektive Identität der Israelis bzw. Juden zu<br />
festigen“. 12 . Hausners Prozessstrategie brachte den <strong>Zeitzeuge</strong>n auf die juristische<br />
Bühne, wie er selbst rückblickend unterstrich: „Der einzige Weg, die Katastrophe<br />
überhaupt zu konkretisieren, bestand darin, so viele überlebende Zeugen aufzurufen,<br />
wie der Rahmen des Prozesses es überhaupt zuließ, <strong>und</strong> jeden zu bitten, ein<br />
10 Rahe, Die Bedeutung der <strong>Zeitzeuge</strong>nberichte, S. 87 f.<br />
11 Bösch, Geschichte mit Gesicht, S. 56.<br />
12 Peter Krause, Die Rezeption des Eichmann-Prozeses in der deutschen Presse. Ein Beispiel für die<br />
Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit zu Beginn der 60er Jahre, phil.<br />
Diss. Berlin 1999, S. 69 (ungedr. Ms.)<br />
4
winziges Bruchstück dessen zu erzählen, was er gesehen <strong>und</strong> erlebt hatte.“ 13<br />
Filmdokumentationen des Prozesses zeigen den „breiten Querschnitt von Menschen<br />
[...] – Professoren, Hausfrauen, Handwerkern, Schriftstellern, Bauern, Kaufleuten,<br />
Ärzten, Beamten <strong>und</strong> einfachen Arbeitern“ 14 –, den Hausner in den Zeugenstand rief,<br />
damit sie „berichten, was sich in jedem einzelnen Gebiet unter den Nazis abgespielt<br />
hatte“. 15 Wie schmerzhaft die Geburt des <strong>Zeitzeuge</strong>n, lehrt der Auftritt des unter dem<br />
Pseudonym „Ka-Tzetnik“ bzw. „K. Zetnik“bekannt gewordenen Überlebenden Jechiel<br />
Dinur (De-Nur), der so wenig wie zahlreiche andere Zeugen aufgerufen wurde, um<br />
Eichmann zu identifizieren oder eine konkrete Tat zu beglaubigen, sondern um den<br />
Terror eines Vernichtungslagers aus der Vergangenheit von Auschwitz in die<br />
Gegenwart des israelischen Gerichtssaales zu transportieren. Im Verhalten Dinoors<br />
erhielt die schmerzhafte Geburt des <strong>Zeitzeuge</strong>n nach 1945 nachgerade körperlichen<br />
Ausdruck: Der Zeuge macht seltsame Gebärden, er fürchtet sich offenbar vor dem<br />
Reden. Aber die Kamera beachtet ihn kaum, sie zoomt nicht auf ihn, sondern richtet<br />
den Blick auf den Staatsanwalt, der eine Frage an den Zeugen richtet. Plötzlich ein<br />
Tumult hinter der Kamera, die herumfährt <strong>und</strong> nur noch den erschütternden Moment<br />
einfängt, daß der zitternde Zeuge dem Schock des Erinnern-Sollens im Geiste des<br />
biblischen „Sachor – Erinnere Dich!“ nicht standgehalten hat <strong>und</strong> bewegungslos<br />
ausgestreckt neben dem Zeugenstand liegt. Auch von anderen Zeugen erfahren wir,<br />
dass sie ihre Aussage nicht nur sich selbst um den Preis neuer seelischer<br />
Verw<strong>und</strong>ung abgepresst haben, sondern auch einer Umgebung, die ihnen geraten<br />
hat, das Vergangene lieber vergangen sein zu lassen <strong>und</strong> nicht auch noch öffentlich<br />
daran zu erinnern, dass sie sich wie Lämmer zur Schlachtbank hätten führen lassen.<br />
Den Ohnmachtsanfall im Zeugenstand des Jerusalemer Bezirksgerichts als beredten<br />
<strong>und</strong> bedeutungsvollen Ausdruck einer erschütternden Überwältigung zu lesen,<br />
scheint uns, die wir dem <strong>Zeitzeuge</strong>n eine Schlüsselrolle in der<br />
Vergangenheitsaufarbeitung zuzumessen gewohnt sind, so unverdächtig wie<br />
naheliegend. Von welchen Komplikationen die Geburt des <strong>Zeitzeuge</strong>n im Eichmann-<br />
Prozess jedoch in Wirklichkeit begleitet war, lehrt schon die Reaktion Hannah<br />
Arendts auf denselben Vorgang. Sie verwahrte sich am „Ende dieses<br />
13 Gideon Hausner, Gerechtigkeit in Jerusalem, München 1967, S. 445.<br />
14 Ebd., S. 452.<br />
15 Ebd.<br />
5
Zeugenaufmarschs“ mit kritischer Schärfe gegen die verfehlte Suggestionskraft, mit<br />
der die „aus H<strong>und</strong>erten <strong>und</strong> aber H<strong>und</strong>erten Bewerbern ausgesucht(en)“<br />
Belastungszeugen sich das Recht erkämpft hätten, „nicht zur Sache zu sprechen“,<br />
<strong>und</strong> dabei auch den Richter (Landau) erdrückten, der „r<strong>und</strong> 50 Sitzungen früher so<br />
intensiv gegen diese ‚Bildermalerei’ protestiert hatte“. 16 „Wieviel klüger wäre es<br />
gewesen, sich diesem Druck ganz [...] zu entziehen“, hält sie dagegen: „Dann wäre<br />
uns z.B. das Erscheinen jenes auf beiden Seiten des Atlantik unter dem Namen<br />
KZetnik bekannten Schriftstellers erspart geblieben, dessen Bücher über Auschwitz<br />
sich mit Bordellen, Homosexuellen <strong>und</strong> anderen ‚human interest stories’ befassen.“<br />
Folgerichtig interpretiert Hannah Arendt den Zusammenbruch Dinurs als<br />
operettenartigen Kunstgriff einer Zeugendiva, die sich, zu konkreten Auslassungen<br />
zur Sache gedrängt, „offenbar tief beleidigt“ in eine effektvoll inszenierte Ohnmacht<br />
flüchtete. Der Zusammenbruch des K. Zetniks steht in ihrer Interpretation für den<br />
Niedergang einer juristischen Prozessführung, die im Interesse eines gefühligen<br />
Publikumserfolgs den präzise <strong>und</strong> nachprüfbar zur Sache aussagenden<br />
Belastungszeugen 17 durch eine Armada theatralischer „Hintergr<strong>und</strong>zeugen“<br />
ausgetauscht hat, „die möglichst bereits in Büchern ihre Erfahrungen niedergelegt<br />
hatten <strong>und</strong> nun ‚bezeugten’, was gedruckt vorlag, oder wiederholten, was sie<br />
unzählige Male öffentlich vorgetragen hatten“. 18<br />
Nichts an diesem umstrittenen Vorgang hätte darauf hindeuten können, dass das<br />
vom Gericht <strong>und</strong> vielfach auch von der Mitwelt missbilligte, vom Betroffenen selbst<br />
vermutlich qualvoll durchlebte oder vielleicht auch effektvoll inszenierte<br />
Wiederaufreißen der W<strong>und</strong>en entsetzlicher Misshandlung <strong>und</strong> Todesangst mehr sein<br />
würde als eine kurzzeitige Visite im Totenhaus der Erinnerung. Was kann uns<br />
begreifen helfen, wie diese schmerzhafte Beschäftigung mit der durchlittenen<br />
Vergangenheit in wenigen Jahrzehnten zur eigentlichen Leitfigur des öffentlichen<br />
16<br />
Diese <strong>und</strong> die folgenden Zitate nach Hannah Arendt, Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der<br />
Banalität des Bösen, München 1986, S. 335-337.<br />
17<br />
Als Prototyp eines solchen klassischen Zeugen zeichnet Hannah Arendt dagegen Zindel<br />
Grynszpan, den Vater Herschel Grynszpans, den die Anklage ebenfalls in den Zeugenstand gerufen<br />
hatte: „Nun stand er hier als Zeuge <strong>und</strong> erzählte seine Geschichte, sorgfältig auf die Fragen, die ihm<br />
der Staatsanwalt stellte, antwortend; er sprach klar <strong>und</strong> fest, ohne Ausschmückung, nicht ein Wort<br />
zuviel [...]. Nicht einer [...] konnte es mit der unantastbaren, schmucklosen Wahrhaftigkeit des alten<br />
Mannes aufnehmen. Ebd., S. 341 ff.<br />
18<br />
Zur Diskrepanz zwischen gerichtlicher <strong>und</strong> öffentlicher Bewertung der Aussage Dinurs im<br />
Eichmann-Prozess siehe den Beitrag von Hanna Yablonka in diesem Band.<br />
6
Geschichtsdiskurses nicht nur in Deutschland, sondern in der westlichen Welt<br />
überhaupt aufsteigen konnte?<br />
Ein erster Gr<strong>und</strong> wird vielfach in dem oft diagnostizierten Stellungsverlust der<br />
professionellen Historiographie gesucht, die ihre Deutungshoheit seit den sechziger<br />
Jahren schrittweise immer weiter verloren zu haben scheint. Mustern wir die Folge<br />
der großen Fachdebatten des letzten Halbjahrh<strong>und</strong>erts zwischen der Fischer-<br />
Kontroverse <strong>und</strong> dem Streit um die Wehrmachtsausstellung durch, so lässt sich in<br />
der Tat stichhaltig darlegen, wie sehr die Gesetze des Medienzeitalters die<br />
Herrschaft im Fach Geschichte übernommen haben. Die universitären<br />
Lehrstuhlinhaber geben in dieser Öffentlichkeitswendung des Faches nicht mehr den<br />
Ton an, <strong>und</strong> an ihrer Stelle sind vielfach Schnittstellenakteure getreten, die die<br />
Brücke zwischen Fach <strong>und</strong> Öffentlichkeit schlagen: Gedenkstättenmacher, Historiker-<br />
Journalisten, Filmemacher <strong>und</strong> eben <strong>Zeitzeuge</strong>n.<br />
Die kulturelle Tiefendimension des <strong>Zeitzeuge</strong>nbooms aber erschließt erst der Blick<br />
auf den radikalen Rollenwechsel, den der <strong>Zeitzeuge</strong> im Vergangenheitsdiskurs der<br />
letzten drei Jahrzehnte durchgemacht hat. Das autobiographische Selbstzeugnis<br />
stand bis in die neunziger Jahre vor allem für den Versuch, die fortwirkende Macht<br />
des NS-Regimes zu brechen. Unter Berufung auf Primo Levi, der den<br />
Nationalsozialismus als „Krieg gegen das Erinnern“ <strong>und</strong> „Orwellsche Fälschung der<br />
Erinnerung“ las 19 , wurde der <strong>Zeitzeuge</strong>nbericht zur wichtigsten Macht, um der<br />
Führung von Partei <strong>und</strong> SS entgegenzuwirken, die ihre monströsen Verbrechen in<br />
strikter Geheimhaltung verübt <strong>und</strong> ebenso „die Erinnerung an die Opfer auslöschen<br />
wollten“. Entsprechend stand der <strong>Zeitzeuge</strong> in dieser Zeit für eine demokratische<br />
Gegenerzählung von unten, die der Konzentration auf den totalitären Verführer das<br />
Leiden ihrer Opfer gegenüberstellte <strong>und</strong> den abstrakten Faschismustheorien das<br />
konkrete Erleben von Verfolgung <strong>und</strong> Verstrickung. Diese einstige Gegenerzählung<br />
hat im Laufe der letzten dreißig Jahre mit dem Generationswechsel schrittweise<br />
Hegemonie erlangt. Sie ist selbst zur master narrative unserer Zeit geworden, die im<br />
Schulunterricht wie im Geschichtsfernsehen oder in der politischen Gedenkrede das<br />
peinlich berührte Schweigen durch den Willen zur Aufklärung abgelöst hat. Wenn<br />
sich überhaupt die historische Sek<strong>und</strong>e dingfest machen lässt, an dem der <strong>Zeitzeuge</strong><br />
19 Primo Levi, Die Untergegangenen <strong>und</strong> die Geretteten, München/Wien 1990, S. 28<br />
7
seine beherrschende Stellung im öffentlichen Vergangenheitsdiskurs der<br />
B<strong>und</strong>esrepublik erlangt hat, so fiel sie vielleicht auf den ergreifenden Moment am<br />
Vormittag des 10. November 1988, als die Kamera während der<br />
Gedenkveranstaltung des Deutschen B<strong>und</strong>estags zum 50. Jahrestags des<br />
Judenpogroms von 1938 auf die in der NS-Zeit als Jüdin verfolgte Schauspielerin Ida<br />
Ehre zoomte, die zu Beginn der Feierst<strong>und</strong>e in bewegendem Vortrag Paul Celans<br />
„Todesfuge“ rezitiert hatte <strong>und</strong> nun die Hände vor die Augen schlug, während am<br />
Rednerpult B<strong>und</strong>estagspräsident Philipp Jenninger sich mit einer Skandal<br />
machenden Gedenkrede ohne erkennbare Einfühlung <strong>und</strong> Anteilnahme um sein Amt<br />
redete. 20<br />
Der Preis für diesen öffentlichen diskursiven Machterwerb bestand darin, dass der<br />
<strong>Zeitzeuge</strong> seine ursprünglich kritische Funktion gegen eine affirmative Rolle<br />
eingetauscht hat: Nicht mehr die vollständige, sperrige, widersprüchliche Erzählung<br />
einer das herrschende Bild von unten in Frage stellenden Vita, die die oral history im<br />
Erinnerungsinterview zum Sprechen gebracht hatte, steht mehr im Mittelpunkt,<br />
sondern die illustrative Funktion einer in Fragmente zerlegten <strong>Zeitzeuge</strong>nschaft, die<br />
zur autoritativen Beglaubigungsinstanz der medialen Geschichtserzählung<br />
aufgestiegen ist. 21<br />
20<br />
Zum möglichen kommunikativen Missverständnis, das die öffentliche Interpretation der Geste Ida<br />
Ehres <strong>und</strong> der Rede Jenningers begleitete: Holger Siever, Kommunikation <strong>und</strong> Verstehen. Der Fall<br />
Jenninger als Beispiel einer semiotischen Kommunikationsanalyse, Frankfurt a.M./New York, 2001.<br />
Siever zufolge beruhte die von der Presseberichterstattung nahegelegte Interpretation der Geste Ida<br />
Ehres auf einer Fehlperzeption: „So war z.B. auf der Titelseite der Frankfurter R<strong>und</strong>schau ein Bild zu<br />
sehen, das Jenninger neben der Schauspielerin Ida Ehre zeigte. Das Bild, das übrigens auch in den<br />
Fernsehnachrichten gesendet wurde, zeigt Frau Ehre, wie sie ihr Gesicht hinter ihren Händen<br />
vergräbt. Die Unterschrift in der FR vom 11.11.1988 lautete: "Entsetzen über die Rede von<br />
B<strong>und</strong>estagspräsident Philipp Jenninger. Ida Ehre ... schlägt die Hände vor das Gesicht." Eine solche<br />
Bildunterschrift suggeriert, daß die Körperhaltung von Frau Ehre ihre Ursache in der Beschämung<br />
über Jenningers Rede habe. Gerade dies war aber nicht der Fall. Frau Ehre war lediglich<br />
ges<strong>und</strong>heitlich angegriffen.“ Für seine eigene Deutung beruft Siever sich auf den 1989 entstandenen<br />
Dokumentarfilm Werner Hills „Jenninger - Was eine Rede an den Tag brachte“: "Sie war erschöpft <strong>und</strong><br />
mußte nach der Veranstaltung ... aus dem Saal geleitet werden. Von der Rede hat sie nach eigenem<br />
Bek<strong>und</strong>en nichts mitbekommen" Siever, Kommunikation <strong>und</strong> Verstehen, S.15.<br />
21<br />
Fachhistorisches Allgemeingut ist heute das Unbehagen, „dass statt Dokumenten, Fotos <strong>und</strong><br />
anderen Materialien als Kronzeugen der Geschichte so genannte <strong>Zeitzeuge</strong>n auftreten. Sie bezeugen<br />
aber nicht die Zeit, sondern, wie dressierte Flöhe, das Knoppsche Drehbuch. Durch die dominante<br />
Rolle der <strong>Zeitzeuge</strong>n wird eine Emotionalität geschaffen, die durch kein abgefilmtes Archivstück zu<br />
erreichen ist. Schlimmer noch: Dadurch entsteht eine falsche Authentizität.“ Hannes Heer, Interview<br />
mit Sebastian Hille, in: „Die Aufklärungsverweigerer“. Hannes Heer konstatiert in seinem neuen Buch<br />
einen Rollback zum Hitlerbild der 50er Jahre, in: Das Parlament, 11.9.2006, S. 16.<br />
8
Der die Attraktivität steigernde Wandel des <strong>Zeitzeuge</strong>n vom kritischen<br />
Herausforderer der historischen Meistererzählung zu ihrem affirmativen<br />
Belegspender wäre nicht vorstellbar gewesen, wenn der kulturelle Wandel nicht mit<br />
einem technischen parallel gegangen wäre. Der Siegeszug des ubiquitär<br />
einsetzenden <strong>Zeitzeuge</strong>n als mediale Beglaubigungsinstanz ist technisch verb<strong>und</strong>en<br />
mit der Entwicklung des mobilen Tonfilms bzw. der Synchrontonspur <strong>und</strong> bald auch<br />
den digitalen Schneidemöglichkeiten der Videotechnik, die dem gefilmten Interview<br />
zu unbeschränktem Einsatz in der filmischen Erzählung verhalfen.<br />
Im Laufe dieser Entwicklung veränderte sich zugleich die Beziehung von Sprecher<br />
<strong>und</strong> Gesagtem in der <strong>Zeitzeuge</strong>nschaft. Während der Begriff des Selbstzeugnisses<br />
so unterschiedliche Typen von Ego-Dokumenten wie Tagebücher, Gedichte,<br />
Erinnerungsberichte <strong>und</strong> Aussagen vor Gericht gleichermaßen umfasst, so<br />
privilegiert doch die mediale Aufmerksamkeit vor allem die Verschränkung von Autor<br />
<strong>und</strong> Erzählung – der Zeuge gewinnt Bedeutung durch sein Zeugnis, <strong>und</strong> das Zeugnis<br />
erlangt Glaubwürdigkeit durch die sinnliche Präsenz des Zeugen. Darum hat das<br />
Interview allen anderen Genres des Selbstzeugnisses seit den achtziger Jahren den<br />
medialen Rang abgelaufen <strong>und</strong> dies insbesondere im Video- <strong>und</strong> Filminterview, in<br />
dem das brüchige Verstummen, die verstohlen aus dem Auge gewischte Träne <strong>und</strong><br />
die zusammengepressten Lippen nicht weniger bedeutsam erscheinen als der Fluss<br />
der aufgezeichneten Rede.<br />
Das kulturelle Verlangen nach unmittelbarer Begegnung mit der Vergangenheit stillt<br />
seither eine mediale Erinnerungskultur, die noch bis in das 21. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
Überlebende des Ersten Weltkriegs als <strong>Zeitzeuge</strong>n zu fassen sucht <strong>und</strong> den<br />
Aussterben der Frontkämpfergeneration mit Wehmut registrierte, <strong>und</strong> den Tod des<br />
weltweit letzten Kriegsteilnehmers als Verlust der Vergangenheit selbst beklagte:<br />
„Nun ist mit Choules auch ein Teil deutscher Geschichte gestorben.“ 22 Einen<br />
22 „ Letzter Veteran des 1. Weltkriegs gestorben. Claude Stanley Choules wurde 110 Jahre alt.“<br />
Bild.de, 5.5.2011. http://www.bild.de/news/ausland/erster-weltkrieg/letzter-veteran-gestorben-<br />
17739994.bild.html (Aufruf vom 29.2.2012) Ebenso hatte die Presse bereits den Tod des letzten<br />
deutschen Frontsoldaten Anfang 2008 kommentiert: „Und so nimmt hierzulande auch niemand Notiz,<br />
wenn einer dieser <strong>Zeitzeuge</strong>n stirbt - wie denn auch? Im kollektiven Gedächtnis der Deutschen<br />
kommen die Veteranen von 1914/18 nicht vor; sie sind eine wahrhaft verlorene Generation, deren<br />
Leben, Leiden <strong>und</strong> Sterben in den Schützengräben an Marne <strong>und</strong> Somme im Schlagschatten des<br />
Zweiten Weltkriegs verschwand.“ Hans Michael Kloth, Der leise Tod des letzten Veteranen, Spiegel<br />
online, 24.1.2008.<br />
http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackgro<strong>und</strong>/1280/der_leise_tod_des_letzten_veteranen.<br />
html (Aufruf vom 29.2.2012)<br />
9
gewissen Ersatz zur Wahrung der zeugenschaftlichen Unmittelbarkeit bietet<br />
allerdings vielleicht die Denkfigur der „sek<strong>und</strong>ären <strong>Zeitzeuge</strong>nschaft“, die in bezug<br />
auf den Holocaust als „Über-Leben“ verstanden wird, „das nicht länger Leben im<br />
herkömmlichen Sinne ist“ <strong>und</strong> damit auch den nachgeborenen Berichterstatter mit<br />
der „Mitverantwortung für die Vergangenheit“ im Sinne einer „stellvertretenden<br />
Zeugenschaft“ auszustatten erlaubt. 23 Dennoch glaube ich, dass eine Konservierung<br />
von <strong>Zeitzeuge</strong>nschaft, wie dies die Spielberg Fo<strong>und</strong>ation in großem Stil anstrebt, ein<br />
zum Scheitern verurteiltes Unternehmen bleibt. Um Mittler zwischen Vergangenheit<br />
<strong>und</strong> Gegenwart zu sein, muss der <strong>Zeitzeuge</strong> in seiner Historizität <strong>und</strong> zugleich seiner<br />
Präsenz sichtbar sein – eben dies macht den Kult um den letzten lebenden<br />
Weltkriegssoldaten <strong>und</strong> den h<strong>und</strong>ertjährigen Zeugen des Tags von Potsdam aus.<br />
Diese Mittlerfunktion erlischt im Fall des testis postumus, der selbst Teil der<br />
Vergangenheit ist, von der er der Gegenwart sprechen soll, <strong>und</strong> eben dies macht die<br />
banalste Aussage eines als gegenwärtig erlebbaren oder auch nur behaupteten<br />
<strong>Zeitzeuge</strong>n medial wichtiger als die gehaltvollste Äußerung eines bekanntermaßen<br />
bereits verstorbenen. Die dahinter wirkende Kraft ist die der Authentizität, die<br />
ihrerseits eine Leitformel heutiger Vergangenheitsverständigung darstellt. Das<br />
Authentische stellt einen Mythos der Moderne dar, in dem die von Reinhart Koselleck<br />
formulierte Differenz von Erfahrung <strong>und</strong> Erwartung zur Deckung gebracht <strong>und</strong> die<br />
Vergänglichkeit der Zeit aufgehoben wird. <strong>Zeitzeuge</strong>n beglaubigen Gegenwärtigkeit<br />
die Authentizität ihrer Erlebnisse <strong>und</strong> suggerieren durch ihre körperliche Präsenz die<br />
Unmittelbarkeit der erlebbaren Vergangenheit, die in unserer Lebenswelt längst den<br />
affektiven Rang eingenommen hat, den vor Jahrzehnten die Zukunft <strong>und</strong> der<br />
Fortschritt genossen.<br />
Um die ihm zugeschriebene Aura der Authentizität als gleichsam lebender<br />
Erinnerungsort zur Geltung zu bringen, muss der <strong>Zeitzeuge</strong> allerdings darüber hinaus<br />
nicht unwesentliche geschichtskulturelle Voraussetzungen erfüllen. Das Interesse der<br />
historischen Erlebnisgesellschaft verehrt das zur historischen Reliquie erhobene<br />
Relikt, aber sie sehnt nicht die Vergangenheit selbst zurück, <strong>und</strong> eben dies befreit sie<br />
von dem bohrenden Nostalgieverdacht, der die Rückbesinnung auf die<br />
Vergangenheit in den siebziger Jahren noch als reaktionäres Sehnen nach der guten<br />
alten Zeit brandmarkte. Das über Flohmärkten wie über Städtebaudiskussionen<br />
23 Baer, Einleitung, S. 12 f.<br />
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liegende Interesse an historischer Authentizität ist zugleich die Vergewisserung des<br />
Vergangenen als Vergangenem: Wer Berlin ein Hohenzollernschloss wünscht, muss<br />
kein Monarchist sein <strong>und</strong> kein Nazi, wen es zu den Trümmern der Wolfsschanze<br />
oder an den genauen Ort des abgetragenen Führerbunkers zieht.<br />
Auch der <strong>Zeitzeuge</strong> präsentiert eine überw<strong>und</strong>ene, unschädlich gemachte<br />
Vergangenheit. Mediale Aufmerksamkeit kann er nur als Ausdruck eines erfolgten<br />
Läuterungsprozesses gewinnen. Unvorstellbar, dass ein <strong>Zeitzeuge</strong> sich im Studio<br />
immer noch als Teil dessen darstellt, von dem er zeugt. Ein bekennender Nazi, ein<br />
eifernder Kommunist taugen nicht als <strong>Zeitzeuge</strong>. Der <strong>Zeitzeuge</strong> stellt nicht nur die<br />
Brücke zwischen Heute <strong>und</strong> Damals her, sondern passt auch die Vergangenheit in<br />
die Gegenwart ein <strong>und</strong> dient als Mittler zwischen beiden. Um als Wanderer zwischen<br />
beiden Welten dienen zu können, übernimmt er von der Vergangenheit die<br />
Erinnerung, von der Gegenwart aber die Wertmaßstäbe, das kulturelle<br />
Rahmenformat, in dem er das Vergangene memoriert <strong>und</strong> zugleich aktualisiert. Im<br />
<strong>Zeitzeuge</strong>nkommen die beiden kulturellen Hauptströmungen unseres<br />
Geschichtsdenkens zur Deckung, <strong>und</strong> eben darin liegt seine tiefste Anziehungskraft<br />
aus. Es ist dies zum einen der kathartische, auf Distanzierung bedachte Gr<strong>und</strong>zug<br />
der Aufarbeitungsepoche unserer Zeit, die die Identität unseres Gemeinwesens auf<br />
die Anerkennung des nationalsozialistischen <strong>und</strong> des stalinistischen<br />
Zivilisationsbruches gründet <strong>und</strong> vehement von den mimetischen Stolzkulturen<br />
abhebt, die wahlweise die Nation, das Volk oder auch die Klasse als verpflichtende<br />
Kollektivsubjekte mythisieren.<br />
Zum anderen ist es der auratische, auf Unmittelbarkeit <strong>und</strong> Authentizität des<br />
Vergangenheitserlebnisses setzende Gr<strong>und</strong>zug unseres Geschichtsempfindens, das<br />
im Zeitalter des Gedächtnisses die einstige affektive Bindung an den Fortschritt <strong>und</strong><br />
die Verheißung der Zukunft abgelöst hat. Der <strong>Zeitzeuge</strong> als lebender Erinnerungsort<br />
erlöst uns von dem Widerspruch, in dem die Sehnsucht nach der unmittelbaren<br />
Begegnung mit Vergangenheit zur gleichzeitigen kritischen Distanzierung von ihr<br />
steht, <strong>und</strong> seine eigentliche kulturelle Leistungskraft liegt darin, dass er nicht nur<br />
zwischen Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart vermittelt, sondern zugleich auch Lust <strong>und</strong><br />
Last des Erinnerns miteinander versöhnt. Diese kulturelle Anforderung kann<br />
<strong>Zeitzeuge</strong>n so prägen, dass es schier unmöglich erscheint, etwa die „eingefahrene<br />
Erzählspur“ des oben erwähnten Telefonisten Hitlers „aufzubrechen“. „Er schafft es<br />
nicht. Er bekommt sich nicht in den Fokus. Der Chronist lässt dem Ich-Erzähler nur<br />
11
selten Platz. [...] Er muss seine Geschichte so erzählen dürfen, wie er sie erzählen<br />
will. Und anders, als sie als Zeuge zu berichten, kann er nicht.“ 24 Die Klage der<br />
Interviewerin beruht allerdings auf einem Missverständnis. Denn die starre<br />
Rollenfixierung, die sie am <strong>Zeitzeuge</strong>n Rochus Misch verzweifeln lässt, ist immer<br />
auch das narrative Korsett, das den <strong>Zeitzeuge</strong>n als Kunstfigur vor der Demontage<br />
schützt. Was geschieht, wenn er aus seinem kulturellen Korsett ausbricht <strong>und</strong> seine<br />
Vermittlungsrolle zwischen Katharsis <strong>und</strong> Erlebnis, zwischen Vergangenheit <strong>und</strong><br />
Gegenwart aufgibt, zeigt der kleine Vorfall, der im Frühjahr 2006 den Berliner<br />
Kultursenator von der damaligen PDS fast sein Amt gekostet hätte – als nämlich in<br />
der Berliner MfS-Gedenkstätte Hohenschönhausen ehemalige Stasi-Offiziere für ihre<br />
interessengeleitete Sicht auf Überwachung <strong>und</strong> Verfolgung in der DDR Status <strong>und</strong><br />
Dignität der <strong>Zeitzeuge</strong>nschaft beanspruchten. In der simplen Frage, ob Täter<br />
<strong>Zeitzeuge</strong>n sein können oder dürfen, liegt die Spannung zwischen der auratischen<br />
<strong>und</strong> der kathartischen Bestimmung des <strong>Zeitzeuge</strong>n offen zutage.<br />
Für die lokale Geschichtspolitik lag die Sache seinerzeit denkbar einfach: „Ein<br />
<strong>Zeitzeuge</strong> ist ein Mensch, der Zeugnis von der Geschichte ablegt. Kein <strong>Zeitzeuge</strong> ist<br />
ein Mensch, der falsch Zeugnis von der Geschichte ablegt.“ erklärte der Berliner<br />
Kulturpolitiker Uwe Lehmann-Brauns <strong>und</strong> meinte damit ein Problem gelöst zu haben,<br />
das auf die Modellierung des <strong>Zeitzeuge</strong>n zur Leitfigur unseres<br />
Vergangenheitsdiskurses betrifft. Denn den vereinzelten Versuchen von<br />
Geschichtsdidaktikern <strong>und</strong> Dokumentaristen, zwischen ‚guten’ <strong>und</strong> ‚schlechten’<br />
<strong>Zeitzeuge</strong>n zu unterscheiden, war bislang kein Erfolg beschieden. 25 Dennoch<br />
widerstrebt es uns, Machthaber <strong>und</strong> Täter als <strong>Zeitzeuge</strong>n anzuerkennen, weil sie<br />
deren kathartische Bestimmung verletzen <strong>und</strong> die Vergangenheit nicht in ihrer<br />
Überw<strong>und</strong>enheit <strong>und</strong> Unwiederbringlichkeit beschwören, sondern im Gegenteil in<br />
ihrer Ungebrochenheit <strong>und</strong> Wiederholbarkeit. Hier liegt ein wesentlicher Gr<strong>und</strong>,<br />
warum die Kinder der NS-Generation ihre Eltern gerade nicht als Zeugen ihrer Zeit<br />
würdigen, sondern als deren unverdrossene Künder <strong>und</strong> oft mit großer Vehemenz<br />
zum Schweigen zu bringen trachteten: Ihre sakrale Aura als überdauernde Spur der<br />
24 Misch, S. 279 u. 273.<br />
25 Eine solche Mißerfolgsgeschichte beschreibt Benjamin Ortmeyer, Über den ambivalenten Begriff<br />
des <strong>Zeitzeuge</strong>n, in: HLZ 6/1996, S. 24 f. Vgl. ders., Schulzeit unterm Hitlerbild.<br />
12
Vergangenheit vermochte den moralischen Mangel ihrer zu Recht oder Unrecht als<br />
„ewiggestrig“ disqualifizierten Botschaft nicht zu überstrahlen. 26<br />
Um seine auratische Kraft als Mittler zwischen Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart<br />
ausbeuten zu können, muss der <strong>Zeitzeuge</strong> daher eine Reihe von<br />
Anpassungsprozeduren durchlaufen <strong>und</strong> Zulassungsschranken überwinden, die<br />
seinen Opferstatus sichern oder im Extremfall auch seine mögliche Täterrolle<br />
kaschieren – <strong>und</strong> sei es nur dadurch, dass weinende Täter „auf dem Bildschirm als<br />
Opfer ihres früheren Handelns“ erscheinen. 27<br />
Ein aufschlussreiches Anschauungsobjekt dieses Formungsprozesses stellt für den<br />
Fall der DDR die unterschiedliche Stellung von einstigen Machthabern wie Egon<br />
Krenz <strong>und</strong> Günter Schabowski im zeitgenössischen Aufarbeitungsdiskurs dar.<br />
Ersterer nutzte die von ihm verkörperte Authentizität als Erinnerungsort in<br />
autobiographischen Bemühungen, deren postkommunistischer Leserkreis sich an der<br />
fehlenden Katharsisbereitschaft nicht stört oder sie sogar – anders, als dies im Fall<br />
des „Dritten Reichs“ möglich wäre – entschieden nachfragt. Egon Krenz wird daher<br />
der Status des <strong>Zeitzeuge</strong>n in der Regel ebensowenig zugebilligt, wie es widerstrebt,<br />
Honecker, Mielke oder Mittag als <strong>Zeitzeuge</strong>n anzusprechen, so sehr Honeckers<br />
„Moabiter Notizen“ 28 „Letzte Aufzeichnungen“ 29 in der Öffentlichkeit als Zeugnisse<br />
ihrer Zeit Aufmerksamkeit gef<strong>und</strong>en haben. Günter Schabowski hingegen hat die<br />
Verwandlung vom Zeitgestalter in den <strong>Zeitzeuge</strong>n erfolgreicher bewältigt, indem er<br />
sein Konversionserlebnis in das Zentrum seiner Autobiographie rückte <strong>und</strong> sich als<br />
Opfer seiner selbst <strong>und</strong> seiner Umstände zu interpretieren anbot. Sein<br />
<strong>Zeitzeuge</strong>nstatus ist allerdings prekär. Er geht mit der Ausstoßung aus seinem alten<br />
Umfeld umher; er beruht auf einer systematischen Unerbelichtung seines<br />
tatsächlichen Engagements als SED-Funktionär <strong>und</strong> zugleich auf der immer<br />
erneuerten Bereitschaft zur rückhaltlosen Aufklärung über die Mechanismen seiner<br />
Verstrickung. Gleichwohl bleiben prominente Verantwortungsträger der<br />
26<br />
Eine andere Sicht bei Bösch, der auch jene verurteilten SS-Männer unter <strong>Zeitzeuge</strong>n rubriziert, die<br />
sich für die 1979 vom Südwestfunk produzierten Dokumentation „Lagerstraße Auschwitz“ interviewen<br />
ließen. Geschichte mit Gesicht, S. 63<br />
27<br />
Ebd., S. 69.<br />
28<br />
Erich Honecker, Moabiter Notizen. Letztes schriftliches Zeugnis <strong>und</strong> Gesprächsprotokolle vom BRD-<br />
Besuch 1987 aus dem persönlichen Besitz Erich Honeckers, Berlin 1994.<br />
29<br />
Erich Honecker, Letzte Aufzeichnungen. Mit einem Vorwort von Margot Honecker, Berlin 2012<br />
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überw<strong>und</strong>enen Vergangenheit wie Schabowski noch in der entschiedensten<br />
Konversionsbereitschaft auf der Schwelle zwischen Zeitgenossenschaft <strong>und</strong><br />
<strong>Zeitzeuge</strong>nschaft gefangen. Auf ihr bewegte sich nicht anders in der<br />
Auseinandersetzung mit der NS-Zeit die Selbstinszenierung Albert Speers <strong>und</strong> die<br />
Präsentation seiner während der Spandauer Haftzeit verfassten Erinnerungen. Vom<br />
bloßen <strong>Zeitzeuge</strong>n trennte ihn die Verantwortung für das nationalsozialistische<br />
Verbrechen; vom bloßen Täter trennte ihn nicht nur das Schuldbekenntnis für das<br />
„Unglück, das wir über die Welt gebracht hatten“ 30 , sondern auch die<br />
autobiographisch behauptete Ferne zur Macht, die der Propyläen-Verlag in seinem<br />
Klappentext besonders herausstrich: „Vom Anfang bis zum Ende des Dritten Reiches<br />
besaß Albert Speer einen idealen Beobachterstandort: der privatesten Umgebung<br />
Hitlers zugehörig <strong>und</strong> doch fremd in ihr; mächtig <strong>und</strong> zugleich ohne Interesse an der<br />
Macht. Diese Rolle des Außenseiters im innersten Kreis hat seinem Blick Kühle <strong>und</strong><br />
Schärfe gegeben.“ 31<br />
Nicht die Macht, sondern im Gegenteil die Ohnmacht zählt zum Wesen des<br />
<strong>Zeitzeuge</strong>n. Wo sie sich nicht aus der historischen Verfolgtenrolle unmittelbar selbst<br />
ergibt, muss der Vergangenheitsdiskurs unserer Zeit sie mit den Instrumenten der<br />
geschichtskulturellen Einpassung herstellen. Ein typisches Merkmal insbesondere<br />
des Fernseh-<strong>Zeitzeuge</strong>n seit den neunziger Jahren ist daher seine Unbestimmtheit. 32<br />
Medial aufbereitete <strong>und</strong> genutzte <strong>Zeitzeuge</strong>nberichte bestätigen sich gerne durch<br />
Querverweise auf andere <strong>Zeitzeuge</strong>n wechselseitig, aber sie sind – anders als<br />
<strong>Zeitzeuge</strong>n in der Gedenkstättenarbeit - oft nicht präzise zu identifizieren. Judith<br />
Keilbach hat in ihren Untersuchungen zur <strong>Zeitzeuge</strong>ninszenierung in<br />
b<strong>und</strong>esdeutschen Fernsehdokumentationen herausgearbeitet, wie der Status des<br />
befragten <strong>Zeitzeuge</strong>n eine „Gemeinschaft derjenigen (stiftet), die an einem<br />
historischen Ereignis beteiligt waren, ohne Differenzierung zwischen Tätern <strong>und</strong><br />
Opfern“. 33<br />
30<br />
Albert Speer, Erinnerungen, Frankfurt a.M. 1969, S. 524.<br />
31<br />
Ebd., Klappentext.<br />
32<br />
Zum „neuen Typus des Fernseh-<strong>Zeitzeuge</strong>n“ im Zeitalter der privaten TV-Konkurrenz: Bösch,<br />
Geschichte mit Gesicht, S. 57 f.<br />
33<br />
Judith Keilbach, Zeugen, deutsche Opfer <strong>und</strong> traumatisierte Täter – Zur Inszenierung von<br />
<strong>Zeitzeuge</strong>n in b<strong>und</strong>esdeutschen Fernsehdokumentationen über den Nationalsozialismus, in: Tel<br />
Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte XXXI, 2003, S. 287-306, hier S. 304.<br />
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Diese verschwimmende Differenz von Täter- <strong>und</strong> Opferwelt, von<br />
Verfolgungserfahrung <strong>und</strong> Tätergesellschaft, drückt sich in der medialen<br />
Inszenierung von <strong>Zeitzeuge</strong>n aus, die in der Regel eben nicht in ihrer ganzen<br />
Biographie vorgestellt werden, sondern nur ausschnitthaft illustrierend <strong>und</strong> häufig<br />
historisch entortet. Der Schweigepakt ist freilich wechselseitig. Er beruht darauf, dass<br />
auch der <strong>Zeitzeuge</strong> die Regeln einhält <strong>und</strong> seine Erinnerungen an das Geschehen<br />
von einst in den Erinnerungskonsens unserer Gegenwart einpasst. Der <strong>Zeitzeuge</strong>,<br />
der den Geist der Zeit, von der er zeugt, willentlich oder unwillentlich in die<br />
Gegenwart transportiert, fällt hingegen aus der Rolle. Wie markant die Scheidelinie<br />
zwischen dem vermittelnden <strong>Zeitzeuge</strong>n <strong>und</strong> dem auf die Täterseite zu buchenden<br />
Zeitgenossen gezogen ist <strong>und</strong> welches Skandalisierungspotential ihrer Übertretung<br />
innewohnt, lehrt die mediale Aufmerksamkeit für die diskreditierende Rückstufung<br />
vom <strong>Zeitzeuge</strong>n zum Zeitgenossen, wie sie in den letzten Jahren angesichts ihrer<br />
lange unbekannt gebliebenen NS-Organisationszugehörigkeiten etwa Günter Grass<br />
<strong>und</strong> Walter Jens erlebt haben.<br />
Der <strong>Zeitzeuge</strong> in den Worten Aby Warburgs zu einer kulturellen Pathosformel<br />
geworden ist, die die historische Aufmerksamkeitsökonomie bestimmt <strong>und</strong> die<br />
Maßstäbe der zeitgeschichtlichen Auseinandersetzung prägt. Die historische<br />
Fachhistorie hat in dieser Auseinandersetzung keine privilegierte Deutungsmacht<br />
mehr, sondern muss sich in einem Konzert vieler Akteure behaupten, in dem<br />
<strong>Zeitzeuge</strong>n oft den Ton angeben. Aber sie kann diese vermeintliche Zurücksetzung<br />
auch nutzen, um einen Schritt beiseite zu treten <strong>und</strong> über die oft lautlos <strong>und</strong><br />
hinterrücks verändernden Rahmenbedingungen des gesellschaftlichen Gesprächs<br />
über die Vergangenheit nachzudenken, die dem <strong>Zeitzeuge</strong>n nach 1945 seinen<br />
beispiellosen Aufstieg beschert haben.<br />
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