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1/2013<br />
Start in<br />
Rekordzeit<br />
<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> AG<br />
Dachauer Straße 665<br />
80995 München • Deutschland<br />
Tel. +49 89 1489-0<br />
Fax +49 89 1489-5500<br />
info@mtu.de<br />
www.mtu.de<br />
Kunden + Partner<br />
Die Mutter aller<br />
Billigflieger<br />
Technik + Wissenschaft<br />
Titanaluminid – das<br />
Beste aus zwei Welten<br />
Global<br />
Willkommene<br />
Unterstützung
Inhalt<br />
Titelthema<br />
Start in Rekordzeit<br />
6 – 11<br />
Kunden + Partner<br />
Die Mutter aller Billigflieger<br />
Eingespieltes Teamwork<br />
Neue Märkte im Blick<br />
12 – 15<br />
16 – 19<br />
20 – 23<br />
Technik + Wissenschaft<br />
Titanaluminid – das Beste aus zwei Welten<br />
Ultraschall mit vielen Quellen<br />
Produkte + Services<br />
Reparatur-Netzwerk der Extraklasse<br />
Dreimal schnellere Prüfung<br />
24 – 29<br />
30 – 35<br />
36 – 41<br />
42 – 45<br />
Die Mutter aller Billigflieger<br />
Die texanische Southwest Airlines ist die größte Inlandsfluggesellschaft<br />
der USA und ihre Boeing 737-Flotte die größte der Welt. Die<br />
CFM56-3-Triebwerke der älteren Versionen 737-300 und –500 werden<br />
von der <strong>MTU</strong> Maintenance betreut.<br />
Seite 12 – 15<br />
Titanaluminid – das Beste aus<br />
zwei Welten<br />
Schaufeln aus Titanaluminid sind nur halb so schwer wie jene aus<br />
Nickellegierungen. Der neue Werkstoff macht Triebwerke leiser, sparsamer<br />
und umweltfreundlicher.Im nächsten Jahr wird er sich im Einsatz<br />
beweisen: in der A320neo.<br />
Seite 24 – 29<br />
Global<br />
Willkommene Unterstützung<br />
In Kürze<br />
Impressum<br />
46 – 49<br />
50 – 53<br />
53<br />
Start in Rekordzeit<br />
Von null auf 100 in nur vier Jahren: Angesichts enormer Verkaufserfolge<br />
der PurePower ® -Familie will die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> die hauseigene<br />
Blisk-Produktion auf mehr als 3.000 Exemplare pro Jahr erhöhen.<br />
Gleichzeitig laufen die Vorbereitungen für die Endmontage des<br />
Getriebefan-Triebwerks des Airbus A320neo auf Hochtouren.<br />
Seite 6 – 11<br />
Mehr REPORT digital<br />
Multimediale Features im<br />
eMagazin und in der iPad-App<br />
unter www.mtu.de/report<br />
Reparatur-Netzwerk der Extraklasse<br />
Die ersten GP7000-Triebwerke des Airbus A380 kommen in die Instandhaltung.<br />
Um die Niederdruckturbine kümmert sich die <strong>MTU</strong><br />
Maintenance. Weltweit haben sich hochkarätige Reparatur-Spezialisten<br />
optimal vorbereitet.<br />
Seite 36 – 41<br />
Willkommene Unterstützung<br />
Seit Ende Januar nehmen vier Tiger in Afghanistan Aufklärungs- und<br />
Sicherungsaufgaben für deutsche und verbündete Soldaten wahr. Die<br />
Zuverlässigkeit der von MTR<strong>39</strong>0-Triebwerken angetriebenen Hubschrauber<br />
ist exzellent.<br />
Seite 46 – 49<br />
2 3
Editorial<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
hinter der <strong>MTU</strong> liegt das erfolgreichste Geschäftsjahr ihrer Geschichte: 2012 ist<br />
es uns gelungen, den Umsatz auf über 3,3 Milliarden Euro zu erhöhen und damit<br />
einen historischen Wert zu erzielen. Wir haben im Jahresverlauf alle Prognosen<br />
angehoben und erreicht. Dazu haben alle Geschäftsbereiche beigetragen. Die<br />
<strong>MTU</strong> ist organisch gewachsen, die Belegschaft größer geworden und unser<br />
Auftragsbestand auf über 11,4 Milliarden Euro gestiegen – das entspricht einer<br />
Produktionsreichweite von über drei Jahren.<br />
Die <strong>MTU</strong> hat viel erreicht und noch Größeres vor: Wir wollen im Jahr 2020 einen<br />
Umsatz in Höhe von 6 Milliarden Euro erzielen. Das zurückliegende Geschäftsjahr<br />
hat uns gezeigt, dass wir auf dem besten Wege dorthin sind und dies gibt<br />
große Zuversicht, diese Zielmarke zu erreichen. Ein ganz wesentlicher Erfolgsgarant<br />
ist und bleibt das Getriebefan (GTF) Triebwerk, das erste Flugzeugtriebwerk<br />
dieser Größe mit einem Zwischengetriebe. Von der <strong>MTU</strong> stammen<br />
zwei Schlüsselkomponenten: Zusammen mit Pratt & Whitney entwickeln und<br />
bauen wir den Hochdruckverdichter – die ersten vier Stufen in Blisk-Bauweise<br />
stammen von uns – und steuern zudem unsere schnelllaufende Niederdruckturbine<br />
bei.<br />
Beide Komponenten haben in diesem Jahr bereits für Schlagzeilen gesorgt: Um<br />
den hohen Bedarf an Verdichter-Blisks decken zu können, haben wir auf unserem<br />
Münchner Werksgelände eine neue Fertigungshalle gebaut und im April<br />
ihrer Bestimmung übergeben. In ihr wird das <strong>MTU</strong>-Kompetenzzentrum für diese<br />
Hochtechnologie-Bauteile untergebracht; pro Jahr sollen dort über 3.000 Blisks<br />
entstehen.<br />
Für die schnelllaufende Niederdruckturbine haben wir im März den 32. Innovationspreis<br />
der deutschen Wirtschaft erhalten. Bei Niederdruckturbinen gibt<br />
die <strong>MTU</strong> seit Jahrzehnten technologisch den Takt vor und hat mit dem schnelllaufenden<br />
Modell ihr Meisterstück abgeliefert. Für mich unterstreicht diese<br />
Niederdruckturbine eindrucksvoll unsere seit Jahren gültige Devise: Innovation<br />
ist und bleibt der Motor unseres Unternehmens und einer der strategischen<br />
Pfeiler der <strong>MTU</strong>.<br />
Innovatives hat sich in allen drei Geschäftsfeldern – neben dem zivilen OEM-<br />
Geschäft sind das die zivile Instandhaltung und unser Militärgeschäft – getan:<br />
Unsere Instandhaltungsexperten haben neue Kunden gewonnen und sich bestens<br />
auf die anlaufende Betreuung des A380-Antriebs GP7000 vorbereitet. In<br />
Afghanistan leistet der Tiger-Hubschrauber mit seinem MTR<strong>39</strong>0 zuverlässig seinen<br />
Dienst. Lesen Sie mehr dazu in unserer neuen Report-Ausgabe.<br />
Dabei wünsche ich Ihnen viel Spaß.<br />
Ihr<br />
Egon Behle<br />
Vorsitzender des Vorstands<br />
4 5
Titelthema<br />
Start in<br />
Rekordzeit<br />
Patrick Hoeveler<br />
Von null auf 100 in nur vier Jahren: Angesichts enormer Verkaufserfolge<br />
muss Pratt & Whitney die Fertigung der PurePower ® -<br />
Familie innerhalb kürzester Zeit auf ein Rekordniveau hochfahren.<br />
Das stellt auch den deutschen Partner vor einige Herausforderungen:<br />
So will die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> unter anderem die hauseigene<br />
Blisk-Produktion auf mehr als 3.000 Exemplare pro Jahr<br />
steigern. Gleichzeitig laufen die Vorbereitungen zur Endmontage<br />
des Getriebefan-Triebwerks des Airbus A320neo in München auf<br />
Hochtouren.<br />
Das hätte noch vor wenigen Jahren keiner gedacht: Der<br />
Getriebefan (GTF) Antrieb hat sich zum Bestseller entwickelt.<br />
Bei Pratt & Whitney sind Bestellungen für mehr<br />
als 3.000 Triebwerke eingegangen. Und nicht nur das Auftragsbuch<br />
wird ständig dicker: Nach den ersten Anwendungen in den<br />
Flugzeugen Bombardier CSeries, Mitsubishi MRJ, Irkut MS-21<br />
und Airbus A320neo wird nun auch die zweite Generation der<br />
E-Jet-Regionalflugzeugfamilie von Embraer mit dem GTF Triebwerk<br />
ausgestattet – und zwar mit den Modellen PW1700G und<br />
PW1900G. Gleichzeitig macht das Erprobungsprogramm der<br />
Antriebe weiter Fortschritte: Das PW1500G erhielt im Februar<br />
seine Zulassung und gewährleistet so den für Sommer geplanten<br />
Erstflug der CSeries. Nach dem Erstlauf des PW1100G-JM<br />
der A320neo im vergangenen Jahr laufen hier die Tests auf Hochtouren.<br />
Im Mai 2013 sind bereits die ersten Flugversuche an<br />
einer Boeing 747 vorgesehen. Auch der dritte Antrieb im Bunde,<br />
das PW1200G für den Mitsubishi Regional Jet, konnte schon<br />
wichtige Meilensteine, wie die aufwendigen Niederdruckturbinen-Telemetrieläufe,<br />
erfolgreich abschließen.<br />
6 7
Titelthema<br />
Pro Jahr sollen über 3.000 Blisks in der neuen 10.000 Quadratmeter großen Halle auf dem Münchner Werksgelände gefertigt werden.<br />
Bei allen GTF Triebwerken mit dabei ist die <strong>MTU</strong>. Das deutsche<br />
Unternehmen liefert für sämtliche PurePower-Modelle<br />
die schnelllaufende Niederdruckturbine (NDT) – für die sie im<br />
März dieses Jahres mit dem 32. Innovationspreis der Deutschen<br />
Wirtschaft ausgezeichnet wurde – und die vordere<br />
Hälfte des Hochdruckverdichters. „Der Getriebefan ist unser<br />
wichtigstes Programm seit Jahren in Bezug auf das Gesamtvolumen“,<br />
erklärt Jürgen Eschenbacher, Vice President<br />
Business Development und GTF-Programme bei der <strong>MTU</strong>. Im<br />
Rahmen des Entwicklungsprogramms hat man bereits rund<br />
40 NDT-Module für die drei aktuellen Versuchsprogramme<br />
fertiggestellt, darunter die ersten Flugtriebwerke für die kanadische<br />
CSeries. Gerade die schnelllaufende Niederdruckturbine<br />
ist unverzichtbar für das Getriebefankonzept, wie Dr.<br />
Claus Riegler, Entwicklungsprogrammleiter für die GTF-<br />
Programme bei der <strong>MTU</strong>, erläutert. „Sie zeichnet sich durch<br />
hohe Drehzahlen und hohe strukturmechanische Belastung<br />
bei niedrigem Gewicht aus. Sie ermöglicht einen hohen<br />
Wirkungsgrad und gleichzeitig eine reduzierte Stufenzahl.<br />
Dadurch sinken auch die Instandhaltungskosten, da es weniger<br />
Teile im Heißbereich gibt.“ Trotzdem betreten die Ingenieure<br />
kein technisches Neuland, denn sie können auf einen<br />
langen Technologievorlauf zurückgreifen, der schon in den<br />
1990er-Jahren mit der Beteiligung am US-Forschungsprogramm<br />
Advanced Ducted Propfan (ADP) begonnen hatte.<br />
Auch beim Hochdruckverdichter mit seinen Blisk-Stufen profitiert<br />
die Entwicklungsmannschaft von umfangreichen<br />
Erfahrungen, etwa beim Eurofighter-Antrieb EJ200. Die<br />
Herausforderung liegt eher in den hohen Stückzahlen für die<br />
Industrialisierung. Eschenbacher: „Jetzt müssen wir zeigen,<br />
dass das Vertrauen in uns gerechtfertigt ist und dass die<br />
Umsetzung passt.“<br />
Der Hochlauf der Produktion beginnt 2014. Schon vier Jahre<br />
später sollen A320neo-Komponenten für bis zu 480 Triebwerke<br />
jährlich entstehen.„Im Vergleich zu bisherigen Programmen<br />
haben wir seit Jahren nicht mehr einen so steilen Ramp-up<br />
gehabt“, erläutert Sven Hugel, Projektleiter Neue Programme<br />
bei der <strong>MTU</strong>. „Mindestens zehn Blisks pro Tag sind eine enorme<br />
Menge. Die Stückzahlen an sich sind zwar im Vergleich<br />
zum V2500-Triebwerk nicht neu für die <strong>MTU</strong>. Aber die Produktion<br />
wächst nicht über viele Jahre, sondern wird sehr<br />
schnell hochgefahren. Außerdem sind die Komponenten technisch<br />
anspruchsvoller.“<br />
Noch in der Erprobung: Anlage zum Schaufelblattfräsen einer Hochdruckverdichter-Blisk für die CSeries-Triebwerke.<br />
8 9
Titelthema<br />
Letzteres gilt etwa für die komplexe Geometrie- und Oberflächenanforderung.<br />
Schon bei der Entwicklung haben die Ingenieure<br />
laut Riegler das schnelle Erreichen des hohen Serienvolumens<br />
im Hinterkopf gehabt: „Mehr als bei anderen<br />
Programmen müssen wir späte Modifikationen vermeiden.<br />
Einen großen Vorteil stellt der Vorlauf des CSeries-Triebwerks<br />
dar, der uns wichtige Erkenntnisse zu einem frühen Zeitpunkt<br />
liefert.“ Schließlich bildet das PW1500G die Basis der Familie,<br />
deren Mitglieder eng verwandt sind. „Geometrisch ist das<br />
PW1200G um etwa vier Prozent kleiner, das PW1100G-JM um<br />
circa elf Prozent größer“, erläutert der Entwicklungsprogrammleiter.<br />
Trotz der nicht baugleichen Teile der <strong>MTU</strong>-<br />
Komponenten ist die Auslegungsphilosophie sehr ähnlich,<br />
beispielsweise in Bezug auf die Stufenzahl, die Betriebsverhältnisse<br />
oder auch die Materialwahl. Obwohl die GTF Triebwerksfamilie<br />
mittlerweile aus sechs Vertretern besteht, hält<br />
sich der Konstruktionsaufwand zumindest bei der <strong>MTU</strong> in<br />
Grenzen. „Wir haben den großen Vorteil, dass die Teilenummern<br />
des PW1700G mit denen des PW1200G identisch sind.<br />
Dasselbe gilt für das PW1900G und das PW1500G sowie das<br />
PW1400 und das PW1100G-JM. Wir entwickeln im Wesentlichen<br />
drei Triebwerke, bekommen aber das Volumen von<br />
sechs Antrieben“, freut sich Riegler.<br />
ren Seite überprüft auch Airbus die Fortschritte bei Pratt &<br />
Whitney und der <strong>MTU</strong>. Der Flugzeugbauer fordert Nachweise<br />
bis hin zu den Lieferanten und verschafft sich regelmäßig vor<br />
Ort einen Überblick über die Beschaffungssituation. Hugel:<br />
„Das zeigt die hohe Bedeutung des Programms. Airbus ist mit<br />
uns zufrieden; wir müssen jetzt dran bleiben.“<br />
Extra für die neuen Triebwerke haben die Münchner eine<br />
neue Halle für die Blisk-Produktion errichtet. Pro Jahr können<br />
hier über 3.000 solcher integral gefertigter Schaufel-Scheiben-Komponenten<br />
fertiggestellt werden. „Blisks im Allgemeinen<br />
sind nichts Neues für die <strong>MTU</strong>“, erläutert Eschenbacher<br />
„Wir wollten eine spezielle Halle für den Blisk-Bau schaffen,<br />
um sowohl eine große Flexibilität als auch hohe Raten in<br />
einem hoch spezialisierten Fertigungssystem zu gewährleisten.“<br />
Der Vorteil liegt darin, dass die Halle und die Fertigungsabläufe<br />
parallel entstehen. „So können wir die Infrastruktur<br />
exakt an die Arbeitsprozesse anpassen“, bestätigt<br />
Dr. Robert Leipold, Assistent des Vorstands Technik. „Wir<br />
wollen eine sehr prozessstabile Fertigung erreichen. Das<br />
fängt bei der Temperierung der Halle an und geht bis hin zu<br />
einer zentralen Kühl- und Schmiermittelversorgung, damit<br />
alle Maschinen die gleichen Rahmenbedingungen erhalten.“<br />
Außerdem haben die Planer die Entsorgung der Späne zentralisiert<br />
sowie für eine hohe Standardisierung des Maschinenparks<br />
und eine starke Automatisierung gesorgt. Jede<br />
Maschine kann jedes Bauteil fertigen, so dass sich je nach<br />
Bedarf Blisks für die verschiedenen GTF-Triebwerksmodelle<br />
bearbeiten lassen.<br />
Ab Januar 2015 wird das PW1100G-JM für den Airbus A320neo bei der <strong>MTU</strong> in München endmontiert.<br />
Die Serienfertigung beginnt bei der <strong>MTU</strong> ab September 2013.<br />
Neue Technologien kommen eher weniger zum Einsatz.<br />
Leipold: „Die herkömmlichen Methoden bilden eine gute<br />
Basis.“ Die Techniker erwägen allerdings den Einsatz des sogenannten<br />
generativen Verfahrens für die Herstellung von<br />
Gehäuse-Anbauteilen, wie Boroskopaugen des PW1100G-JM.<br />
Hierbei schmilzt ein computergesteuerter Laser- oder Elektronenstrahl<br />
einen pulverförmigen Werkstoff und lässt so<br />
schichtweise die Bauteile entstehen. Laut Eschenbacher<br />
könnten später auch komplexere und höher belastete<br />
Komponenten auf diese Art beigesteuert werden. „Wir müssen<br />
aber zu denselben Sicherheiten kommen wie bei konventionellen<br />
Teilen, die analytisch und über Bauteiltests derzeit<br />
nachgewiesen werden.“<br />
Eine weitere Neuerung findet sich in der Niederdruckturbine<br />
des PW1100G-JM: Zur Gewichtseinsparung bestehen die<br />
Laufschaufeln einer Stufe erstmals aus einer Titanaluminid-<br />
Legierung. „Das ist ein neues Material für uns, das nicht<br />
gegossen, sondern von einem Zulieferer geschmiedet wird.<br />
Das neue Material sowie die dazugehörigen Herstellverfahren<br />
brachten einige Herausforderungen mit sich, die wir aber<br />
dank eines entsprechenden Technologieprogramms gut im<br />
Griff haben“, bestätigt Riegler.<br />
Im Gegensatz zur Turbine findet die Montage des Hochdruckverdichters<br />
bei Pratt & Whitney in den USA statt. Die<br />
<strong>MTU</strong> liefert je Triebwerk einen Satz Blisks sowie ein Stator Kit<br />
bestehend aus Leitschaufeln und Innenringen. Die Rotoren<br />
werden über einen Zuganker mit den restlichen vier Rotorstufen<br />
von Pratt & Whitney in einen Spannverbund zusammengefügt.<br />
Anschließend erfolgen Wuchtung und Zusammen-<br />
Gerade deshalb darf sich das Triebwerksunternehmen bei<br />
der Liefertreue keine Blöße geben. Zur Absicherung des<br />
Programms hat die <strong>MTU</strong> daher für strategisch wichtige Komponenten,<br />
wie Blisks und Gehäuseteile, zusätzlich strategische<br />
Lieferanten qualifiziert und begleitet über den Einkauf<br />
gleichzeitig den Hochlauf bei den Zulieferern. Auf der andebau<br />
mit den Stator-Bauteilen. „Die Durchlaufzeit für einen<br />
Satz - von der Bearbeitung der Rohteile bis zur Auslieferung<br />
bei uns – beträgt rund sieben Monate“, informiert der Ingenieur.<br />
Dieser recht lange Zeitraum macht das Management<br />
der Lieferkette schwierig. Riegler: „Hier schlagen zwei Herzen<br />
in unserer Brust: Einerseits müssen wir die Verfügbarkeit<br />
sicherstellen, anderseits wollen wir das Inventar aus Kostengründen<br />
so klein wie möglich halten.“<br />
Sorgfältige Organisation ist natürlich ebenfalls bei der<br />
Endmontage der Antriebe gefragt. Ab Januar 2015 wird das<br />
PW1100G-JM für den Airbus A320neo bei der <strong>MTU</strong> zusammengebaut.<br />
Der Anteil an der Gesamtzahl liegt bei 30 Prozent,<br />
so dass ab 2018 in München rund 150 Triebwerke pro<br />
Jahr entstehen. Die Vorbereitungen laufen. „Mit der Endmontage<br />
betreten wir kein Neuland, denn wir haben bereits<br />
Erfahrungen mit dem TP400-D6 des Airbus A400M gesammelt.<br />
Nun wird der GTF Antrieb das erste große zivile Montageprogramm<br />
der <strong>MTU</strong>“, bekräftigt Eschenbacher. Neu ist<br />
dagegen die Beteiligung an der Instandsetzung und die Kundenbetreuung<br />
von Anfang an: „Unsere Tätigkeiten hören nicht<br />
mit der Montage auf. Wir wollen unsere Beteiligung am Aftermarket<br />
im Verbund mit dem OEM vertraglich sicherstellen, um<br />
am gesamten Lebenszyklus des Triebwerks zu partizipieren.“<br />
Die Gespräche mit Pratt & Whitney laufen bereits.<br />
Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />
Jürgen Eschenbacher<br />
+49 89 1489-8663<br />
Interessante Multimedia-Services zu diesem Artikel unter:<br />
www.mtu.de/report<br />
10 11
Kunden + Partner<br />
Die Mutter<br />
aller Billigflieger<br />
Andreas Spaeth<br />
Die texanische Southwest Airlines ist die größte Inlandsfluggesellschaft der USA,<br />
gilt als Urahnin aller heutigen Billigflieger und ist seit 40 Jahren profitabel unterwegs.<br />
Entscheidend dafür ist auch die Boeing 737-Flotte, die mit fast 700 Flugzeugen<br />
die größte der Welt ist. Für die älteren Versionen 737-300 und –500 beginnt das<br />
Ende ihres Lebenszyklus. Um die CFM56-3-Triebwerke kümmert sich die <strong>MTU</strong><br />
Maintenance und sorgt dafür, dass sie auch in den kommenden Jahren noch hocheffizient<br />
eingesetzt werden können.<br />
Die Idee, das Fliegen zu revolutionieren, entstand im Jahre 1966 auf<br />
einer Cocktailserviette: Herbert D. Kelleher, heute 83 Jahre alt und in<br />
Amerika nur Herb genannt, war damals Anwalt in Texas. In einer Bar in<br />
San Antonio entwarf er mit seinem Klienten Rollin King auf einer Serviette die<br />
Geschäftsidee einer nur innerhalb von Texas verkehrenden Billigfluggesellschaft.<br />
Damals war der weltweite Luftverkehr und der in den USA hochgradig<br />
staatlicher Regulierung unterworfen; Flüge innerhalb eines Bundesstaates<br />
waren davon nicht betroffen. Nach drei Jahren Rechtsstreitigkeiten mit Behörden<br />
und Mitbewerbern konnte Southwest Airlines am 18. Juni 1971 mit drei<br />
Boeing 737-200-Flugzeugen an den Start gehen.<br />
Da Southwest schon immer anders sein wollte als andere Fluggesellschaften,<br />
fiel man in den 1970er-Jahren nicht nur mit schriller Werbung und Hot Pants<br />
als Uniformen für die Flugbegleiterinnen auf, sondern punktete vor allem mit<br />
günstigen Flugpreisen und dem Verzicht auf unnötige Serviceleistungen. „Zu<br />
meinen Anfangszeiten waren nur 15 Prozent aller Amerikaner jemals geflogen,<br />
heute sind es 85 Prozent“, erinnert sich Kelleher. Das ist sicherlich auch ein<br />
Verdienst seiner Airline-Gründung. Erfolgreiche Low Cost-Fluggesellschaften<br />
auf anderen Kontinenten, etwa Ryanair in Europa, geben heute noch Southwest<br />
als Vorbild an.<br />
12 13
Kunden + Partner<br />
Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Airline mit Sitz in<br />
Dallas zu einer der größten amerikanischen Fluggesellschaften<br />
und zur profitabelsten der USA. In der 42-jährigen Unternehmensgeschichte<br />
gab es nur zwei Quartale, in denen kein<br />
Gewinn gemacht worden war. Der heutige Status: Im vergangenen<br />
Jahr beförderte Southwest ausschließlich auf Kurzstrecken<br />
im Inland mit 694 Boeing 737-Flugzeugen insgesamt<br />
109 Millionen Passagiere. Weltweit lag sie nach ihrer<br />
Beförderungsleistung 2011 auf Platz drei – hinter Delta und<br />
American – und flog 2012 insgesamt 417 Millionen Dollar<br />
Gewinn ein. Inklusive des Streckennetzes der in Southwest<br />
aufgegangenen Air Tran bedient die Gesellschaft 97 Ziele in<br />
41 US-Bundesstaaten und betreibt etwa 3.520 Flüge am Tag.<br />
Vom kurzen Hüpfer innerhalb Texas bis hin zum Küste-zu-<br />
Küste-Flug von Baltimore nach Los Angeles ist alles vertreten.<br />
Ein Southwest-Flugzeug bestreitet am Tag im Schnitt<br />
sechs Flüge und ist zehn Stunden und 55 Minuten lang in der<br />
Luft – das ist branchenweit ein Spitzenwert. Von Beginn ihres<br />
Betriebs an setzte Southwest auf Simplizität – auch in ihrer<br />
Flottenstruktur. Mit kurzen Ausnahmen wurden ausschließlich<br />
Boeing 737-Jets eingesetzt. Kelleher: „Die 737 ist ein<br />
wunderbares Flugzeug. Wenn wir damit nicht ziemlich zufrieden<br />
wären, hätten wir nicht so viele davon gekauft.“<br />
Southwests Boeing 737-Flotte ist die größte der Welt. Für die älteren<br />
Versionen beginnt jetzt das Ende ihres Lebenszyklus.<br />
Die <strong>MTU</strong> Maintenance Canada hält neben CFM56-Triebwerken auch CF6-Antriebe instand.<br />
Für wichtige Weiterentwicklungen der 737 war Southwest Airlines<br />
immer wieder Erstkunde. Die Versionen 737-300, -500<br />
und –700 gehen ebenso auf Erstbestellungen der Airline aus<br />
Dallas zurück wie aktuell der Start der 737 MAX 8; von ihr hat<br />
Southwest 150 Exemplare bestellt, die ab 2017 geliefert werden<br />
sollen. Gleichzeitig nähern sich die 128 Jets des Typs<br />
737-300 sowie 20 Exemplare der 737-500 dem Ende ihres<br />
Lebenszyklus. „Southwest hat einen sehr flexiblen Austrittsplan<br />
für die 737-Classic-Flotte, der von vielen Variablen abhängt“,<br />
sagt Mandy Gower, Manager Powerplant Supply<br />
Chain Management bei Southwest. Eine davon ist der langfristige<br />
Vertrag mit der <strong>MTU</strong> Maintenance, die die CFM56-3-<br />
Triebwerke der älteren 737 bis zum Ende begleiten soll. „Die<br />
Zahlen müssen für uns stimmen, denn nur wenn die Instandhaltungskosten<br />
gering sind, kann Southwest den weiteren<br />
Betrieb der 737-Classic-Flotte rechtfertigen“, so Gower, „Die<br />
<strong>MTU</strong> Maintenance Canada ist ein wichtiger Garant der Gesamteffizienz<br />
unserer Classic-Flotte.“<br />
Das Prinzip ist einfach: „Wenn ein Flugzeug ausgemustert<br />
wird, betrifft dies nicht notwendigerweise auch die Triebwerke“,<br />
erklärt Christoph Heck, Leiter Marketing & Sales The<br />
Americas der <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover, „durch Reparatur<br />
und Überholung werden die Triebwerke regelmäßig wieder<br />
wie neu.“ Mit dem nun stattfindenden Generationswechsel<br />
der Flugzeuge geht auch der Bedarf für überholte CFM56-3-<br />
Triebwerke zurück. Bei Southwest werden deshalb künftig<br />
auch CFM56-3 als Ersatzteilspender für die Instandhaltung<br />
anderer Triebwerke gleichen Typs genutzt. „Aus zwei mach<br />
eins“, bringt es Christoph Heck auf den Punkt, „aber ohne<br />
dabei in irgendeiner Weise die Qualität oder Sicherheit der<br />
Triebwerke zu beeinträchtigen. Denn bei aller Kreativität die<br />
Kosten zu senken, sparen auch die Low Cost-Fluggesellschaften<br />
nicht an der Sicherheit.“ Gower ergänzt: „Der Fokus liegt<br />
darauf, Teile zur weiteren Nutzung aus unseren eigenen<br />
Triebwerken zu gewinnen. Die <strong>MTU</strong> Maintenance Canada zerlegt<br />
derzeit unsere CFM56-3, repariert Teile, lagert sie und<br />
baut sie in andere Triebwerke ein. Dieser Zyklus hilft, den<br />
Einsatz von Neuteilen für die Überholung zu verringern, was<br />
die Kosten deutlich reduziert.“<br />
Die Triebwerke werden bei der <strong>MTU</strong> Maintenance Canada in<br />
Vancouver, deren Kapazitäten kürzlich erweitert wurden, überholt.<br />
Dan Watson, Chief Commercial Officer der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Canada: „Southwest nutzt fast das gesamte Portfolio<br />
der <strong>MTU</strong> Maintenance, dazu gehört auch die Vor-Ort-Unterstützung<br />
durch die <strong>MTU</strong> Maintenance Dallas, welche sich auf<br />
Triebwerksreparaturen am Flügel spezialisiert hat.“ Er ist sich<br />
sicher: „Die <strong>MTU</strong> ist der größte unabhängige Triebwerksinstandhalter<br />
der Welt und hat sowohl die Ressourcen als auch<br />
die Erfahrung, um Southwest in allen Bereichen zu unterstützen.<br />
Grade als Low Cost-Fluggesellschaft ist Southwest auf<br />
schlanke Strukturen angewiesen und strebt nach integrierten<br />
Lösungen für ihre Zulieferer. Und genau solche maßgeschneiderten<br />
Lösungen kann die <strong>MTU</strong> bieten.“<br />
Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />
Dan Watson<br />
+1 604 233-5716<br />
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14 15
Kunden + Partner<br />
Eingespieltes<br />
Teamwork<br />
Silke Hansen<br />
15,8 Millionen Pakete und Dokumente bringt UPS täglich an ihren Bestimmungsort überall auf<br />
der Welt und ist damit der größte Paket- und Expresszusteller. Die Nummer Eins betreibt eine der<br />
größten Airlines der Welt. Im schnellen Luftfrachtgeschäft zählen absolute Zuverlässigkeit und<br />
Termintreue. Daher stellt der Logistikkonzern hohe Anforderungen an die Instandsetzung seiner<br />
PW2000-Triebwerke - und setzt auf die <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover. Die hat sich als verlässlicher<br />
Servicepartner von Frachtkunden etabliert.<br />
Über 400.000 Pakete laufen allein bei<br />
UPS in Louisville, im US-Bundesstaat<br />
Kentucky, in der Stunde über die Sortierbänder.<br />
Hier unterhält das1907 in Seattle<br />
gegründete Unternehmen seine größte Luftdrehscheibe<br />
für die eigene Frachtfluggesellschaft<br />
UPS Airlines. Sie zählt, gemessen an<br />
ihrer Flotte, zu einer der größten der Welt: Im<br />
Einsatz sind 230 eigene sowie 301 gecharterte<br />
Flieger. Das Rückgrat bilden 75 Boeing<br />
757-200-Frachter, die auf den nordamerikanischen<br />
Routen fliegen. Die <strong>MTU</strong> Maintenance<br />
betreut seit 2009 deren PW2040-Triebwerke.<br />
Der Vertrag deckt die Instandsetzung im Rahmen<br />
von 150 Shop Visits in zehn Jahren ab.<br />
„Wir sind stolz auf das Vertrauen, das UPS in<br />
unsere Leistung, Qualität und unseren Service<br />
hat“, sagt Christoph Heck, Leiter Marketing<br />
& Sales The Americas, über den wichtigen<br />
Shopkunden, der weit mehr als Routinearbeit<br />
erwartet.<br />
Frachtfluggesellschaften sind auf einen reibungslosen<br />
Betrieb ihrer Flugzeuge angewiesen,<br />
um eine pünktliche Zustellung der Güter<br />
zu gewährleisten. Jim Roberts, UPS Powerplant<br />
and Liaison Engineering Manager:<br />
„Unsere Kunden erwarten von uns einen<br />
schnellen und zuverlässigen Lieferservice zu<br />
wettbewerbsfähigen Preisen. Um diesen hohen<br />
Erwartungen gerecht zu werden, haben<br />
wir genauso hohe Ansprüche an die <strong>MTU</strong>.<br />
Wir müssen uns auf eine zuverlässige, zulassungskonforme<br />
und schnelle Instandsetzung<br />
der Triebwerke verlassen können, die zudem<br />
unsere Vertragsbedingungen zu 100 Prozent<br />
erfüllt und zu wettbewerbsfähigen Preisen erfolgt.<br />
Nur so können wir unsere Kunden zufriedenstellen.“<br />
57 Shop Visits haben die <strong>MTU</strong>ler<br />
bereits absolviert und alle Reparatur-, Qualitäts-<br />
und Dokumentationsanforderungen zur<br />
vollsten Zufriedenheit des Kunden erfüllt.<br />
16 17
Kunden + Partner<br />
Im täglichen Zusammenspiel zwischen UPS und der <strong>MTU</strong> hat<br />
der US-Zusteller einen eigenen Repräsentanten in Hannover<br />
etabliert. „In partnerschaftlicher Zusammenarbeit managen<br />
wir die PW2000 Shop Visits“, sagt Bettina Syperrek, Customer<br />
Account Manager der <strong>MTU</strong> Maintenance, die dabei eng<br />
mit dem UPS-Repräsentanten Syed Ahmed kooperiert.<br />
Dieser unterstützt die <strong>MTU</strong> bei notwendigen Kundenabsprachen<br />
und sorgt für schnelle und kurze Informationswege über<br />
den Atlantik. Gemeinsam wird darauf geachtet, dass alle<br />
Anforderungen seitens UPS umgesetzt sind. Die One-Face-tothe-Customer-Strategie<br />
der <strong>MTU</strong> Maintenance geht auf: Im<br />
weltweiten MRO-Servicenetz hat der Kunde nur einen Ansprechpartner<br />
rund um seine Triebwerke im Shop. Syperrek:<br />
„Ich bin für die Umsetzung der Kundenvorgaben verantwortlich<br />
und begleite das PW2000 von UPS über den gesamten<br />
Maintenanceprozess. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf<br />
der Wirtschaftlichkeit, Qualität und Kundenzufriedenheit.“<br />
Die intensive Partnerschaft trägt auf beiden Seiten Früchte:<br />
Die <strong>MTU</strong> Maintenance hat bei der Kundenbewertung von UPS<br />
Bestnoten erhalten und der amerikanische Paketzusteller<br />
weiß seine Antriebe in besten Händen mit allen Extras, die<br />
gefordert sind. Für Frachtunternehmen ist die pünktliche<br />
Zustellung wettbewerbsentscheidend. Aus diesem Grund benötigt<br />
UPS ein außergewöhnlich hohes Spare Engine Level.<br />
„Wir garantieren jederzeit sofort einsatzbereite Ersatztriebwerke<br />
über unseren Leasing-Service e.pool. UPS kann sich<br />
ein Flugzeug am Boden wegen eines Triebwerksausfalls nicht<br />
erlauben, da Kunden eine bestimmte Lieferzeit ihrer Pakete<br />
und Dokumente garantiert wird.“<br />
Das Zustellnetz von UPS spannt sich rund um den Globus und<br />
ist mit 382 US-amerikanischen und 323 internationalen Flughäfen<br />
dicht geknüpft. An der Heimatbasis in Louisville starten<br />
und landen täglich 252 Flieger; von hier aus erreicht der<br />
Rund um die Uhr im Einsatz: die Frachtflugzeuge der UPS Airlines.<br />
Finale Abstimmung: Bettina Syperrek, <strong>MTU</strong>, und Syed Ahmed, UPS, nehmen ein PW2000 in Augenschein, bevor es zum Kunden zurückgeschickt wird.<br />
Zusteller in drei Flugstunden alle wichtigen Ziele in den USA.<br />
Erstmals beförderte UPS im Jahr 1929 Pakete über den Luftweg,<br />
anfangs noch über die Zuladung regulärer Linienflüge.<br />
Die Luftfracht musste aber noch im selben Jahr aufgrund der<br />
Großen Depression wieder aufgegeben werden. 1953 griff<br />
UPS die Idee auf, um Pakete innerhalb von zwei Tagen von<br />
US- zu US-Küste zu befördern und gründete die UPS Blue<br />
Label Air, Vorläuferin der heutigen UPS Airlines. Wieder nutzten<br />
die Logistiker freie Frachtkapazitäten von Passagiermaschinen.<br />
Das Geschäft expandierte und so wurde Anfang der 1980er-<br />
Jahre ein eigener Flugbetrieb in Louisville mit B727-200-Frachtern,<br />
die anfangs noch von anderen Carriern geflogen wurden,<br />
aufgenommen. 1988 erhielt UPS Airlines die offizielle<br />
Zulassung der amerikanischen Luftfahrtbehörde als Fluggesellschaft.<br />
In den 1990er-Jahren bot UPS an Wochenenden<br />
sogar Passagierflüge an, um die Flugzeuge besser auszulasten.<br />
Dafür wurden spezielle B727-100, so genannte Quick-<br />
Change-Flugzeuge, eingesetzt, die mit wenigen Handgriffen<br />
von Fracht- auf Passagiermaschinen umgerüstet werden konnten.<br />
Allerdings blieb die Passagierluftfahrt eine kurze Episode<br />
in der traditionsreichen Unternehmensgeschichte.<br />
Inzwischen ist der Wettbewerb sehr viel stärker und Effizienz<br />
extrem wichtig geworden. „UPS betreibt eine ständige Prozessoptimierung,<br />
die sehr eindrucksvoll ist“, sagt Syperrek.<br />
Mit der <strong>MTU</strong> Maintenance wird an einem Strang gezogen.<br />
Roberts: „In unserer Zusammenarbeit haben wir einige Herausforderungen<br />
gemeistert und Lösungen gefunden, die sich<br />
seither in der Praxis bewähren. Es warten mit Sicherheit weitere<br />
Herausforderungen auf uns und ich weiß, dass die <strong>MTU</strong><br />
auch diese bewältigen wird.” Ein Technologieführer wie die<br />
<strong>MTU</strong> ruht nie. „Wir haben zum Beispiel in neue Reparaturverfahren<br />
investiert, um die Performance des PW2000 zu verbessern“,<br />
erklärt Heck. Ein von der <strong>MTU</strong> entwickeltes und als<br />
Marke patentiertes <strong>MTU</strong> Plus Repair-Verfahren für Einlaufbeläge<br />
und Schaufeln in der Hochdruckturbine hat für eine entscheidende<br />
Verbesserung der EGT-Margin (EGT = Exhaust Gas Temperature)<br />
gesorgt und damit für eine längere Einsatzzeit am<br />
Flügel bis zum nächsten Shop Visits.<br />
Die <strong>MTU</strong> Maintenance bringt langjährige Erfahrung beim<br />
PW2000 mit, denn das Programm ist seit 1989 im Portfolio.<br />
Bei der Instandhaltung ist die <strong>MTU</strong> Maintenance die Nummer<br />
Eins unter den unabhängigen Anbietern. Auch DHL <strong>Aero</strong><br />
Express und Cargo Aircraft Management, ein Leasinganbieter<br />
speziell für Frachtflugzeuge, schicken ihre PW2000 zur <strong>MTU</strong><br />
Maintenance. „Frachtfluggesellschaften aus der ganzen Welt<br />
machen einen großen Teil unseres Kundenstamms aus“, so<br />
Heck. Für alle gängigen Antriebstypen von Frachtern, wie das<br />
PW2000, CFM56, CF6 oder GE90 bietet die <strong>MTU</strong> Maintenance<br />
ihre umfassenden Instandsetzungsleistungen an – Leihtriebwerke<br />
über den e.pool Service, Hightech-Reparaturverfahren<br />
und maßgeschneiderte Vertragspakete inklusive; das<br />
Angebot reicht bis zum Total Engine Care oder Total Part<br />
Care. Stammkunden, wie Atlas Air, China Postal, Air Atlanta<br />
Icelandic, Air Contractors, Air Bridge Cargo und DHL Air UK,<br />
vertrauen für ihre Lastenesel der Lüfte auf die bewährte<br />
<strong>MTU</strong>-Leistung. Darüber hinaus betreuen die Hannoveraner<br />
exklusiv die GE90-Triebwerke der Großfrachter von <strong>Aero</strong>Logic<br />
und Southern Air.<br />
Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />
Christoph Heck<br />
+49 511 7806-2621<br />
Interessante Multimedia-Services<br />
zu diesem Artikel unter:<br />
www.mtu.de/report<br />
18 19
Kunden + Partner<br />
Neue<br />
Märkte im<br />
Blick<br />
Bernd Bundschu<br />
Regelungssysteme gewinnen in der Luftfahrt immer mehr an Bedeutung;<br />
der Wertanteil so genannter Embedded Systems liegt bei<br />
bis zu 30 Prozent. Ein neuer Akteur in diesem wachsenden Markt<br />
ist die <strong>Aero</strong>space Embedded Solutions GmbH mit Sitz in München.<br />
Das 50/50-Joint Venture der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> und Sagem<br />
Défense Sécurité hat durch Großprojekte, wie die Entwicklung der<br />
Regelungs- und Steuerungssysteme des TP400-D6-Antriebs des<br />
A400M-Transporters, bereits Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt.<br />
Mit der Gründung der <strong>Aero</strong>space Embedded Solutions<br />
(AES) am 1. Januar 2013 bündeln Deutschlands führender<br />
Triebwerkshersteller und das französische<br />
Unternehmen ihre Kompetenzen bei sicherheitskritischer<br />
Hard- und Software für militärische und zivile Luftfahrtanwendungen.<br />
„Im Mittelpunkt steht die Entwicklung von Triebwerksregelungs-,<br />
Überwachungs- und Informationssystemen<br />
sowie sicherheitsrelevante Lösungen für die Steuerung von<br />
Fahrwerken und Bremsen“, erklärt AES-Geschäftsführer<br />
Christophe Bruneau (CEO). „Mit unseren rund 200 Ingenieuren<br />
decken wir sämtliche Entwicklungsschritte ab: von der<br />
Auslegung über die Verifikation und Validierung bis hin zur Zulassung<br />
sicherheitskritischer Regel- und Überwachungssysteme<br />
sowie der dazugehörigen Software“, ergänzt Mitgeschäftsführer<br />
Thomas Fähr (CTO). Die Kompetenzen von AES<br />
liegen konkret in der Auslegung sicherheitskritischer Soft- und<br />
Hardware, im Leiterplatten-Design und der normgerechten<br />
Systemqualifizierung.<br />
20 21
Kunden + Partner<br />
Die ersten neuen Projekte von AES sind Entwicklungen<br />
für das Militärtransportflugzeug<br />
Embraer KC-<strong>39</strong>0 und das chinesische Passagierflugzeug<br />
Comac C919. „Im Auftrag von<br />
Sagem entwickeln wir Leiterplatten und programmierbare<br />
integrierte Schaltkreise für<br />
das Bremssteuerungssystem der KC-<strong>39</strong>0 und<br />
für die Schubumkehrsteuerung der C919“,<br />
informiert Dr. Axel Hüdepohl, Leiter Entwicklung<br />
und Erprobung von Elektronik-Hardware<br />
für sicherheitskritische Systeme bei AES.<br />
Der Fahrplan sei bei beiden Projekten ähnlich,<br />
so Hüdepohl: „Nach der Festlegung des<br />
detaillierten Designs Anfang des Jahres ist<br />
die Auslieferung der ersten Hardware noch in<br />
diesem Frühjahr geplant.“ Und weiter: „Anschließend<br />
erfolgen die Inbetriebnahme und<br />
der Start der Qualifikation. Der Erstflug der<br />
KC-<strong>39</strong>0 sowie der C919 ist für 2014 vorgesehen.“<br />
Für die Elektronikentwicklung werden Prototypen im AES-Labor aufgebaut und untersucht.<br />
Für die Embraer KC-<strong>39</strong>0 entwickeln die AES-Spezialisten das Bremssteuerungssystem.<br />
Die Zusammenarbeit zwischen der <strong>MTU</strong> und<br />
Sagem hat mit der Entwicklung der Wartungssoftware<br />
des TP400-D6-Triebwerks des<br />
Militärtransporters A400M begonnen. „Die<br />
Hardware für die Triebwerkssteuerung kam<br />
von Sagem, während die <strong>MTU</strong> für die Anwendungssoftware<br />
zuständig war“, sagt Jean-<br />
Marc Bonillo, Software-Leiter von AES. Das<br />
neue Joint Venture ist für beide Muttergesellschaften<br />
ein wichtiger Baustein zur Erhöhung<br />
ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Hüdepohl:<br />
„Die <strong>MTU</strong> erhält über Sagem Zugang zu neuen<br />
Märkten, die weit über Triebwerkssysteme<br />
hinausgehen und Sagem bekommt mit der<br />
<strong>MTU</strong> einen Partner mit langjähriger Erfahrung<br />
im Bereich sicherheitskritischer Embedded<br />
Systems.“<br />
So hat die <strong>MTU</strong> in den letzten drei Jahrzehnten<br />
verschiedene militärische Steuerungssysteme<br />
entwickelt: für das Tornado-TriebwerkRB199,<br />
das Eurofighter-Triebwerk EJ200,<br />
das TP400-D6 für den Airbus A400M, für den<br />
Tiger-Antrieb MTR<strong>39</strong>0 und die Steuersoftware<br />
für die Drohne Barracuda. Das Lärmemissionskontrollsystem<br />
Silencer für Triebwerke<br />
kam ebenso aus München wie die<br />
sicherheitskritischen Elemente der innovativen<br />
Hydrogen-Tankkontrolle für das BMW-<br />
Versuchsfahrzeug Hydrogen 7. „Die <strong>MTU</strong> hat<br />
ihre gesamte Kompetenz zur Entwicklung<br />
von Regelungs- und Überwachungssystemen<br />
in das Joint Venture eingebracht, behält nur<br />
die sogenannte Systemkompetenz,“ erläutert<br />
Fähr. „Das heißt, die <strong>MTU</strong> definiert weiterhin<br />
die Anforderungen an ein Regelungssystem<br />
und AES entwickelt auf Basis dieser Anforderungen<br />
die elektronischen Module oder<br />
kompletten Regelungseinheiten und programmiert<br />
die erforderliche Software.<br />
Darüber hinaus unterstützt die <strong>MTU</strong> das Joint<br />
Venture auch bei IT-Versorgung, Verfahren,<br />
Arbeitssicherheit, Umweltschutz oder Exportkontrolle.“<br />
Anders als bei der <strong>MTU</strong> ist die Regelungsentwicklung<br />
für den zur französischen Safran-<br />
Gruppe gehörenden Bordelektronik-Spezialisten<br />
Sagem Kerngeschäft. Sagems Kompetenz<br />
beschränkt sich nicht nur auf Triebwerkssteuerungen,<br />
sondern schließt alle<br />
Bereiche der Avionik ein. Besonders wertvoll<br />
für AES ist die große Erfahrung Sagems in<br />
der zivilen Zulassung von Reglersystemen:<br />
Mit seinen Steuerungs- und Kontrollsystemen<br />
ist das Unternehmen an zahlreichen Triebwerks-<br />
und Flugzeugprogrammen der großen<br />
Hersteller beteiligt. Sagem unterstützt das<br />
Joint Venture zudem durch die Bereitstellung<br />
Auch die fertigen Elektronikkomponenten werden eingehend im Labor vermessen.<br />
wiederverwendbarer Softwarelösungen und<br />
-teillösungen, Expertenwissen in spezifischen<br />
Bereichen, wie Prozessen, Bibliotheken oder<br />
Zertifizierung, sowie Weiterbildungsangebote.<br />
Mit ihrem Fachwissen unterstützen die AES-<br />
Ingenieure weiterhin die beiden Mutterunternehmen<br />
bei ihren jeweiligen Programmen –<br />
zum Beispiel beim TP400-D6 – werden künftig<br />
aber auch für neue Kunden arbeiten.<br />
Bruneau: „Wir haben bereits mit der Akquise<br />
neuer Projekte in neuen Industriebereichen<br />
begonnen, denn wir wollen wichtiger Akteur<br />
in den Branchen Raumfahrt und Automotive<br />
werden sowie Projektpartner bei allen künftigen<br />
größeren Luftfahrtprogrammen. Erste<br />
sichtbare Aktivitäten im Bereich Luftfahrtindustrie<br />
starten wir in Kürze. So werden wir<br />
zum Beispiel auch an der Paris Air Show in Le<br />
Bourget im Juni teilnehmen.“<br />
Die Zukunft des Joint Ventures sehen Bruneau<br />
und Fähr positiv. Aus dem Know-how seiner<br />
Ingenieure, dem umfangreichen AES-Leistungsportfolio<br />
und Sagems Marktzugang will<br />
das Führungsduo das Beste für das junge<br />
Gemeinschaftsunternehmen herausholen.<br />
„Im Bereich militärischer und ziviler Triebwerkssteuerung<br />
sind wir in Europa bereits<br />
führend. Jetzt liegt es an uns, unsere Präsenz<br />
weltweit auszubauen und in neue Bereiche<br />
vorzustoßen.“<br />
Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />
Dr. Axel Hüdepohl<br />
+49 89 998272-6682<br />
22 23
Technik + Wissenschaft<br />
Titanaluminid –<br />
das Beste aus<br />
zwei Welten<br />
Daniel Hautmann<br />
Titanaluminid ist ein zukunftsweisender Werkstoff. Aus ihm hergestellte<br />
Schaufeln sind nur halb so schwer wie jene aus Nickellegierungen. Sie<br />
haben eine geringere Dichte, einen hohen Schmelzpunkt und eine gute<br />
Korrosionseigenschaft. Das maßgeschneiderte Material macht Triebwerke<br />
leiser, sparsamer und umweltfreundlicher. Schon im kommenden<br />
Jahr wird es sich im Einsatz beweisen: im Airbus A320neo. Und das ist<br />
nur der Anfang, denn Spezialisten bescheinigen dem Werkstoff eine<br />
hochfliegende Zukunft.<br />
Die Anforderungen an die Flugzeuge der nächsten<br />
Generation sind enorm: Die Maschinen sollen leiser,<br />
spritsparender und umweltschonender werden. Die<br />
Triebwerke spielen dabei eine Schlüsselrolle. Arbeiten sie<br />
effizienter, fliegen die Passagiere günstiger. Ferner sinken<br />
die Emissionen. Kurzum: Die Airline, die Reisenden und die<br />
Umwelt sind im Vorteil.<br />
Um die ambitionierten Ziele zu erreichen, arbeiten die Triebwerksentwickler<br />
der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> seit Jahren am<br />
Getriebefan (GTF) Triebwerk, das bald den Airbus A320neo<br />
antreiben wird. Die Idee hinter dem GTF Triebwerk: Ein<br />
Getriebe ermöglicht unterschiedliche Drehzahlen von Fan<br />
und Niederdruckturbine. Was simpel klingt, war eine<br />
Mammutaufgabe. Denn in der Niederdruckturbine – heute<br />
den schweren Nickellegierungen vorbehalten – kommen,<br />
wegen der deutlich höheren Drehzahlen, ganz neue Anforderungen<br />
auf die Werkstoffe zu – besonders die Fliehkräfte<br />
steigen. Aus diesem Grund suchten die <strong>MTU</strong>-Ingenieure<br />
nach einem neuen leichten und zudem kriechfesten und hitzebeständigen<br />
Material.<br />
24 25
Technik + Wissenschaft<br />
“Nutzbare Festigkeit<br />
(Bruchlänge von Draht)<br />
Stabil gegen Oxidation<br />
Konventionelle<br />
Titanlegierungen<br />
Hochtemperaturwerkstoffe und ihre Eigenschaften.<br />
<strong>MTU</strong><br />
Entwicklungen<br />
Moderne<br />
Titanlegierungen Titanium<br />
Alumide<br />
TiAl<br />
Potenzial<br />
Einkristallwerkstoff<br />
500 1000<br />
Temperatur °C<br />
Titanverbundwerkstoffe<br />
Superlegierungen<br />
Keramik-/Graphitwerkstoffe<br />
Aluminiumlegierungen<br />
Aluminiumverbundwerkstoffe<br />
Dispersionsverfestigte<br />
Superlegierungen,<br />
PM1000, PM2000<br />
Oxidationsschutzschicht erforderlich<br />
Refraktärmetalle<br />
Graphit C/C<br />
1500 2000<br />
Doch bislang war der Leichtbau-Werkstoff<br />
kaum umform- und bearbeitbar. Er war<br />
schlicht zu spröde. Das hat sich, dank der<br />
interdisziplinären und übergreifenden Forschungsarbeiten<br />
der <strong>MTU</strong> gehörig geändert.<br />
Involviert waren neben Pratt & Whitney die<br />
Montanuniversität Leoben, Materiallieferanten,<br />
eine Schmiedefirma und weitere Spezialisten.<br />
„Die Hersteller als auch die kleinen<br />
Betriebe waren bereit, neue Wege zu gehen<br />
und zu investieren. Das war mutig“, lobt Dr.<br />
Jörg Eßlinger, Leiter Werkstofftechnik bei der<br />
<strong>MTU</strong>.<br />
Geholfen hat auch der immense Druck des<br />
Marktes. Weltweit suchen Triebwerkshersteller<br />
nach neuen Werkstoffen, nach Möglichkeiten,<br />
die Effizienz ihrer Antriebsaggregate<br />
zu erhöhen. Und alle haben TiAl im Blick.<br />
Innerhalb der <strong>MTU</strong> war es anfangs schwer, mit<br />
der Idee vom Superwerkstoff zu überzeugen,<br />
erinnert sich Smarsly: „Alle dachten in Metallen.“<br />
Dabei wurde er 1987 genau aus diesem<br />
Grund angeheuert – sein Auftrag: Intermetallische<br />
Werkstoffe zu erforschen. Fast<br />
glaubte er schon nicht mehr an den Erfolg<br />
des TiAl. Doch 2008 erlebte er einen Schlüsselmoment:<br />
Beim Schleudertest wollte<br />
Smarsly seinen Kollegen zeigen, was die intermetallischen<br />
Schaufeln können: „Beim Überdrehzahltest<br />
rechneten alle mit einer erheblichen<br />
Beschädigung der Schaufel.“ Doch die<br />
Schaufel blieb völlig heil. „Da war ich selbst<br />
beeindruckt“, sagt Smarsly.<br />
2009 war man sich bei der <strong>MTU</strong> dann einig,<br />
dass der neue Werkstoff Einzug in die nächste<br />
Triebwerksgeneration halten soll. Und zwar<br />
aus einem zwingenden Grund: „Die Getriebefan-Turbine<br />
braucht wegen der hohen Drehzahlen<br />
Titanaluminide“, so Smarsly.<br />
Heute, knapp fünf Jahre später, läuft der Serieneinsatz<br />
der TiAl-Schaufeln an, 2014 folgt<br />
die Zertifizierung. In Rekordzeit hat man es<br />
geschafft, eine gänzlich neue Werkstoffklasse<br />
in die Serie zu bringen. „Das ging nur deshalb<br />
so schnell, weil viele Prozesse parallel<br />
liefen. Das war geschickt gestaffelt“, unterstreicht<br />
Dr. Marc Haltrich, Senior Consultant<br />
Fertigungsprojekt TiAl.<br />
Tatsächlich wurde – gefördert durch das Luftfahrtforschungsprogramm<br />
des BMWi – an<br />
vielen Fronten gleichzeitig geforscht und entwickelt:<br />
An der Montanuniversität wurde das<br />
Legierungskonzept des Werkstoffs aus der<br />
Taufe gehoben, Zulieferer feilten an den Verarbeitungsmöglichkeiten<br />
– vom Schmieden<br />
bis zum Fräsen des neuen Werkstoffs – und<br />
bei der <strong>MTU</strong> kümmerte man sich um die triebwerksgerechte<br />
Materialqualität, die Qualifizierung<br />
sowie die Parameter, die er am Gesamtprodukt<br />
Turbine verändern würde. Denn<br />
eines ist klar: Ein Material, das in etwa nur<br />
halb so schwer ist wie etablierte Nickellegierungen,<br />
eröffnet einen neuen Design-Horizont.<br />
Zum einen zählt die direkte Gewichtsersparnis<br />
der Schaufeln, zum anderen können<br />
auch andere Komponenten des Triebwerks,<br />
etwa die Scheibe leichter gebaut werden.<br />
Letztlich wird das gesamte Triebwerk leichter<br />
– und auch der Flügel, der das Triebwerk<br />
trägt. Haltrich: „In so einem Material steckt<br />
immens viel Kompetenz, gerade in den<br />
Bereichen Werkstofftechnik, Strukturmechanik,<br />
Design und Engineering, aber auch in<br />
„Seit wir an der schnelllaufenden Niederdruckturbine<br />
für den Getriebefan arbeiten,<br />
sind Titanaluminide im Gespräch“, sagt Dr.<br />
Wilfried Smarsly, Fachreferent neue Werkstoffe<br />
bei der <strong>MTU</strong>. Titanaluminide, kurz TiAl, sind<br />
eine Werkstoffklasse für sich, eine auf atomarer<br />
Ebene abgestimmte Verbindung mehrerer<br />
Metalle. Die Anteile der Titan- und Aluminiumatome<br />
werden in einem ganz bestimmten<br />
Verhältnis eingestellt. „So entsteht<br />
eine sogenannte intermetallische Verbindung<br />
mit einer geordneten Kristallstruktur“, erklärt<br />
Prof. Dr. Helmut Clemens, Werkstoffwissenschaftler<br />
an der Montanuniversität Leoben,<br />
<strong>MTU</strong>-Entwicklungspartner und einer der versiertesten<br />
Wegbereiter für TiAl. „Jedes Atom<br />
sitzt auf einem ganz bestimmten Platz. Das<br />
ist das Kennzeichen der Titanaluminide und<br />
verantwortlich für seine besonderen Eigenschaften.“<br />
Schaufelblatt<br />
Einschlag<br />
kleiner Teilchen<br />
Abrieb<br />
durch Dichtung<br />
Oxidation und<br />
Korrosion<br />
Schaufelfuß<br />
Ermüdung und Verschleiß<br />
Clemens und Smarsly kennen sich seit Jahren,<br />
fachsimpelten über den Werkstoff, sinnierten,<br />
wie sie seine Eigenschaften optimieren<br />
und ihm letztlich zum Durchbruch verhelfen<br />
könnten. Denn eines ist ihnen – genau<br />
wie etlichen Wissenschaftlern – seit rund 30<br />
Jahren klar: Titanaluminide werden die Luftfahrt<br />
revolutionieren. Sie vereinen das Beste<br />
aus zwei Welten. Smarsly beschreibt das so:<br />
„Ein Kind von einem Metall und einer Keramik.“<br />
Ermüdung<br />
und Kriechen<br />
Turbinenschaufeln gehören zu den am höchsten belasteten Triebwerksteilen: Sie müssen hohen Temperaturen und Drücken standhalten.<br />
26 27
Technik + Wissenschaft<br />
1800<br />
1600<br />
L<br />
1400<br />
Temperatur °C<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
0<br />
Ti<br />
10<br />
20<br />
30 40 60 70 80 90 100<br />
Atom-% Aluminium<br />
Al<br />
Intermetallische Phasen im Titan-Aluminium-Legierungssystem.<br />
Premiere: In der Niederdruckturbine des PW1100G-JM für den Airbus A320neo bestehen die Laufschaufeln einer Stufe erstmals aus einer Titanaluminid-Legierung.<br />
Mit kriminologischem Gespür und wissenschaftlicher<br />
Neugier haben die Werkstoffwissenschaftler<br />
gelernt, wie das Material behandelt<br />
werden will. So konnten sie auch das<br />
schwierigste Rätsel lösen: Nämlich wie man<br />
TiAl in Schaufelform bringt. „Der Werkstoff<br />
ist sehr schwer umformbar“, sagt Clemens.<br />
Gießen geht nicht, da man damit nicht die für<br />
den GTF Antrieb gewünschten mechanischen<br />
Eigenschaften erreicht. Also konzentrierte<br />
man sich auf das Schmieden. Doch auch das<br />
ist alles andere als profan, denn der Werkder<br />
gesamten Herstellkette. Das zeichnet ein<br />
Unternehmen wie die <strong>MTU</strong> ja auch aus.“<br />
„Die TiAle stoßen derzeit als einzig erfolgreiche<br />
Alternative in die Domäne der schweren<br />
Nickellegierungen vor“, bringt es Eßlinger auf<br />
den Punkt, der den neuen Werkstoff seit<br />
Jahren begleitet. Von einem „interessanten<br />
Effekt“ spricht er, wenn er aufzählt, welches<br />
Material welche Temperaturen meistert:<br />
Aluminium 200 Grad Celsius, Titan 500 Grad<br />
Celsius. Und deren Kombination TiAl: 800<br />
Grad Celsius. Doch TiAl hat auch seine<br />
Schwächen: Seine geringe Verformbarkeit,<br />
insbesondere bei Raumtemperatur, galt als<br />
Hinderungsgrund für Herstellung und Einsatz.<br />
Bislang – denn genau daran hat man in<br />
den letzten zehn Jahren geforscht. Die Sprödigkeit<br />
hat man dem TiAl regelrecht abtrainiert,<br />
die Herstellverfahren und das Design<br />
werkstoffgerecht gestaltet. Ein Ergebnis der<br />
sehr engen und konstruktiven Zusammenarbeit<br />
aller Disziplinen und Partner.<br />
stoff seine tiefsten Geheimnisse zu entlocken.<br />
Sie haben mit Atomsonden einzelne Atome<br />
im Material gezählt und mit hochauflösenden<br />
Transmissionselektronenmikroskopen Untersuchungen<br />
auf atomarem Level durchgeführt.<br />
So erkennt man, welche Phasen – so<br />
nennt man die einzelnen Bestandteile der<br />
Mikrostruktur – zusammenpassen. Daran<br />
kann man die mechanischen Eigenschaften<br />
eines Werkstoffs ablesen. Sie haben mit<br />
Neutronen und hochenergetischen Röntgenstrahlen<br />
Phasenübergänge analysiert und in<br />
Erfahrung gebracht, bei welcher Temperatur<br />
sich das Material am besten verformt.<br />
Was hier geleistet wurde, ist wegweisend.<br />
Die Spezialisten haben alles aufgefahren,<br />
was die Wissenschaft bietet, um dem Werkstoff<br />
ist auch hart – das Umformen auf großen<br />
Pressen würde zu lange dauern. Jetzt<br />
kommen all die Hightech-Untersuchungen<br />
zum Tragen, denn dabei lernte man, welche<br />
Phasenzusammensetzung am besten zum<br />
Umformen geeignet ist. Man muss die Phasen<br />
nur gezielt einstellen – und dies zum Teil<br />
nach der Umformung wieder rückgängig<br />
machen. „Durch thermodynamische Berechnungen<br />
wurde ausgelotet, in welchem Temperaturbereich<br />
und mit welcher Phasenkonfiguration<br />
geschmiedet werden kann“, sagt<br />
Clemens. „Der Schmiedeprozess kann nun<br />
auf konventionellen Umformmaschinen durchgeführt<br />
werden – das ist die eigentliche Revolution.“<br />
Und noch etwas ist neu: Die intensive Zusammenarbeit<br />
mit Partnerunternehmen.<br />
Denn gegossen, geschmiedet und bearbeitet<br />
werden die TiAl-Schaufeln nicht bei der <strong>MTU</strong>.<br />
„In-house finden nur noch Materialprüfungsund<br />
Veredelungsschritte statt“, sagt Peter<br />
Schneider, Leiter Oberflächentechnik bei der<br />
<strong>MTU</strong>. "Selten teilte man derart intensiv<br />
Know-how mit den Lieferanten", ergänzt Uwe<br />
Böhm, Leiter Einkauf Schaufeln. Doch auch<br />
Spannung (MPa)<br />
TiAl Schmiedewerkstoff<br />
TiAl Gusswerkstoff<br />
Dehnung %<br />
Das Spannungs-Dehnungspotenzial von TiAl ist abhängig vom Herstellverfahren.<br />
anders herum ist die Art der Zusammenarbeit<br />
ungewohnt: „Unsere Lieferanten gehen<br />
beim Thema TiAl ein hohes strategisches<br />
Commitment ein. Ein Großteil der Wertschöpfung<br />
liegt bei ihnen. Dafür verraten sie uns<br />
aber auch ihre Geheimnisse. Da ist ein hohes<br />
Maß an Vertrauen auf beiden Seiten gefragt.“<br />
Unterdessen arbeiten die Werkstoffspezialisten<br />
schon an der nächsten, der vierten Generation<br />
der Titanaluminide. Denn eines ist<br />
klar: Das Material bietet noch enormes Potenzial.<br />
Schon bald soll es noch temperaturbeständiger<br />
sein und in der Turbine immer<br />
weiter vorrücken. Heute ist schon erkennbar,<br />
dass die Triebwerke von übermorgen noch effizienter<br />
und umweltfreundlicher sein werden.<br />
Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />
Dr. Jörg Eßlinger<br />
+49 89 1489-4691<br />
Interessante Multimedia-Services<br />
zu diesem Artikel unter:<br />
www.mtu.de/report<br />
28 29
Technik + Wissenschaft<br />
Ultraschall<br />
mit vielen<br />
Quellen<br />
Jan Oliver Löfken<br />
Mit der PurePower ® -Triebwerksfamilie PW1000G statten Pratt<br />
& Whitney und die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> die kommende Generation<br />
von Mittelstrecken-Flugzeugen und Businessjets aus. Die<br />
hohen Stückzahlen erfordern ausgeklügelte Wege, um Titanwerkstoffe<br />
für wichtige Triebwerksteile auf einwandfreie<br />
Qualität zu prüfen. Wegweisend ist das optimierte Ultraschallverfahren<br />
„Phased-Array“, mit dem Titanlegierungen bereits<br />
vor ihrer Bearbeitung schnell und sicher auf Materialdefekte<br />
überprüft werden können. Entwickelt wurde es von der <strong>MTU</strong><br />
und Pratt & Whitney.<br />
Die A320neo von Airbus, die CSeries von<br />
Bombardier, der MRJ-Regionaljet von Mitsubishi,<br />
die MS-21 von Irkut und die neuen E-Jets von<br />
Embraer werden alle mit den innovativen Getriebefan<br />
(GTF) Triebwerken ausgestattet und somit erheblich<br />
kraftstoffsparender, sauberer und leiser unterwegs sein.<br />
Über 3.000 Bestellungen für das GTF Triebwerk liegen<br />
derzeit vor. „Für die kommende Produktion der Getriebefan-Triebwerke<br />
spielt die Phased-Array-Technologie eine<br />
Schlüsselrolle“, erklärt Frank von Czerniewicz, <strong>MTU</strong>-<br />
Projektleiter für Verdichter-Technologien, denn die von<br />
der <strong>MTU</strong> hergestellten Scheiben im Hochdruckverdichter<br />
der neuen Triebwerke werden aus einem Titanwerkstoff<br />
gefertigt. Die Scheiben ertragen die Beanspruchungen<br />
bei hoher Drehzahl und Temperaturen von bis<br />
deutlich über 300 Grad Celsius nur, wenn sie fehlerfrei<br />
sind.<br />
30 31
Technik + Wissenschaft<br />
Als Rohmaterial dienen große Blöcke einer speziellen Titanlegierung,<br />
die zu meterlangen, zylindrischen Stangen mit typischerweise<br />
25 Zentimetern Durchmesser geschmiedet werden.<br />
„Ultraschall ist für diese Durchmesser die einzige Prüfmethode,<br />
denn für Röntgenuntersuchungen ist das Material<br />
viel zu massiv“, informiert Dr. Joachim Bamberg, Experte für<br />
zerstörungsfreie Prüfverfahren bei der <strong>MTU</strong> in München. Die<br />
Untersuchung dieser sogenannten Titan-Billets verläuft ohne<br />
direkten Kontakt so schonend, dass das Material nicht beschädigt<br />
werden kann. Bisher dauerte dieser Prozess mit verfügbaren<br />
Ultraschallprüfköpfen über drei Stunden. „Gut 30<br />
Prozent schneller wird diese Prüfung mit der Phased-Array-<br />
Technologie bei mindestens gleicher Genauigkeit“, so<br />
Bamberg.<br />
Titan-Billets werden vor der Weiterverarbeitung mit dem Phased-<br />
Array-Verfahren überprüft.<br />
Zusammen erzeugen die Einzelschwinger ein Schallfeld, das im<br />
Billet einen scharfen Fokus erzeugt.<br />
Nutzten die Qualitätsprüfer von Titan-Billets bisher Sonden<br />
mit nur einer einzigen Ultraschallquelle, verfügt der neue<br />
Prüfkopf über116 Schallquellen. Das physikalische Prinzip des<br />
Durchleuchtens bleibt unverändert: Ausgesandt von einem<br />
piezoelektrischen Modul dringen Ultraschallwellen in die Titanlegierung<br />
ein. Weist das Material winzige Abweichungen, etwa<br />
keramische Einschlüsse oder Poren auf, werden die Wellen an<br />
diesen gebrochen, reflektiert und gelangen verändert zum<br />
Prüfkopf zurück. Aufgefangen vom Piezo-Modul, das als Sender<br />
und Empfänger dient, entsteht die Datenbasis für ein Ultraschallbild,<br />
auf dem winzige Fehlstellen kleiner als ein Millimeter<br />
sicher erkannt werden können. Meistens finden die Qualitätstester<br />
jedoch nichts. Bamberg: „Ausschuss bei Titan-<br />
Billets ist ausgesprochen selten. Dennoch ist diese Qualitätskontrolle<br />
für die hohe Sicherheit der Scheiben unerlässlich.“<br />
Der Phased-Array-Prüfkopf hat einen Durchmesser von 130 mm mit 116 Einzelschwingern.<br />
Ein Testkörperbillet wird in der Ultraschall-Laboranlage justiert.<br />
32 33
Technik + Wissenschaft<br />
PICASSO erhöht<br />
die Flugsicherheit<br />
Fehlerfreie Werkstoffe sind die Grundvoraussetzung<br />
für sichere Triebwerke und Flugzeuge. Ohne zerstörungsfreie<br />
und aufwendige Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen<br />
wird kein einziges Bauteil ausgeliefert.<br />
Auch im jahrelangen Betrieb werden die Materialien<br />
während der regelmäßigen Wartung und Instandhaltung<br />
immer wieder auf winzige Abweichungen hin<br />
untersucht.<br />
Geöffneter Billettestkörper: In verschiedenen Tiefenzonen sind Testbohrungen<br />
mit einem Durchmesser von 0,8 mm Durchmesser eingebracht.<br />
Entsprechend der hohen Genauigkeitsanforderungen an die<br />
Ultraschalluntersuchungen von Titan-Billets gestaltet sich<br />
diese Messung aufwendig. Zuerst werden die Metallstangen<br />
in ein Wasserbad getaucht. „Über das Wasser geleitet kann<br />
der Ultraschall berührungslos an das Metallstück ankoppeln“,<br />
erläutert Bamberg. Bislang standen den Qualitätsprüfern für<br />
diese Messungen nur Prüfköpfe mit einer einzigen Ultraschallquelle<br />
zur Verfügung. Die Folge: Für jeden Tiefenbereich<br />
in der Metallstange mussten die Ultraschallwellen neu<br />
fokussiert werden. Um eine komplette Volumenaufnahme zu<br />
erhalten, war es nötig, den Prüfkopf mehrere Male nacheinander<br />
über das Billet zu führen. Mit dem Phased-Array-Prüfkopf<br />
geht es deutlich einfacher und schneller: Es reicht ein<br />
einziger Durchgang. Möglich wird das durch die zeitversetzte<br />
– phasenverschobene – Ansteuerung der 116 Ultraschallquellen,<br />
des sogenannten Arrays. „Elektronisch gesteuert kann<br />
dadurch mit Schallgeschwindigkeit auf verschiedene Tiefen<br />
scharf gestellt werden“, erklärt Bamberg. Dieses phasengesteuerte<br />
Senden und Empfangen des Ultraschalls mit einem<br />
Ultraschall-Array verlieh der Technik den Namen – Phased-<br />
Array.<br />
Um das Aufspüren von Materialermüdungen oder<br />
gar Rissen in Zukunft deutlich erleichtern und beschleunigen<br />
zu können, hat sich die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong><br />
<strong>Engines</strong> an dem europäischen Forschungsprojekt<br />
PICASSO beteiligt. Gemeinsam mit Rolls-Royce, der<br />
EADS, dem Fraunhofer-Institut für Zerstörungsfreie<br />
Prüfverfahren (IZFP) und weiteren Firmen und Forschungsinstituten<br />
wurde ein Verfahren entwickelt,<br />
um mögliche Materialfehler komplexer Bauteile im<br />
Computer zu simulieren. Diese Simulationen zeigen<br />
etwa, wie ein selbst winziger Fehler in einem Ultraschall-<br />
oder Röntgenbild mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
erkannt werden kann.<br />
Bisher fertigten Ingenieure reale Bauteile an, brachten<br />
ihnen absichtlich einen Defekt bei und prüften<br />
sie dann. Der Nachteil: Die Anzahl dieser Versuchsbauteile<br />
und die Art der Defekte waren begrenzt.<br />
Diese Limitierung besteht nun dank der viel rascher<br />
und variantenreicher durchführbaren Computersimulationen<br />
nicht mehr. Nach Abschluss des PICAS-<br />
SO-Projekts im vergangenen Jahr könnte in den kommenden<br />
Jahren dieses computergestützte Verfahren<br />
– eine offizielle Zulassung vorausgesetzt – die Materialkontrollen<br />
schneller und günstiger machen.<br />
„In der Medizintechnik gehört die Phased-Array-Methode<br />
mittlerweile zum Standard“, sagt Bamberg. Sowohl für detailreiche<br />
und faszinierende Bilder des ungeborenen Nachwuchs<br />
im Mutterleib als auch zum Aufspüren kritischer Veränderungen<br />
an inneren Organen ist dieses Ultraschallverfahren<br />
heute unverzichtbar. Für Metalle, in denen sich die Ultraschallwellen<br />
sehr viel schneller und komplizierter als in einem<br />
menschlichen Körper ausbreiten, steht Phased-Array nun<br />
nach mehrjähriger gemeinsamer Entwicklungsarbeit der <strong>MTU</strong><br />
und Pratt & Whitney zur Verfügung. In zahlreichen Testläufen<br />
haben die Entwickler bewiesen, dass sie winzige Materialabweichungen<br />
von 0,8 Millimeter Größe zuverlässig aufspüren<br />
können. Da dieser Wert den offiziellen Anforderungen für<br />
Titan-Billets in der Luftfahrt entspricht, erhielt die Phased-<br />
Array-Methode 2011 die Zulassung der US-amerikanischen<br />
Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA).<br />
Der Erstflug der CSeries mit Getriebefanpower ist für diesen Sommer geplant.<br />
Durch Umformen entstehen aus einzelnen Billetabschnitten der Schmiederohling.<br />
Nach einer weiteren Ultraschallprüfung findet die Endbearbeitung zum Blisk statt.<br />
Nachdem diese Hürde genommen ist, steht dem Einsatz der<br />
neuen Ultraschall-Methode nichts mehr im Wege. Die Materialprüfungen<br />
erfolgen nicht in den <strong>MTU</strong>- bzw. Pratt & Whitney-<br />
Fertigungshallen, sondern bereits bei den Gießereien und<br />
Spezialschmieden, die die Billets liefern. Bamberg und seine<br />
Kollegen sind sich sicher, dass das Potenzial von Phased-<br />
Array noch lange nicht ausgereizt ist. „Mit höheren Frequenzen<br />
für die Ultraschallwellen testen wir, ob man auch Fehlstellen<br />
von nur noch 0,4 Millimeter Größe schnell und sicher<br />
aufspüren kann“, sagt Bamberg. Mit dieser verdoppelten Genauigkeit<br />
könnten dann sogar die Triebwerksscheiben aus<br />
Titan überprüft werden.<br />
Bis es so weit ist, werden die Partner genau wissen, wie viel<br />
Zeit und Kosten sich mit der zugelassenen Phased-Array-Methode<br />
sparen lassen. Denn zahlreiche Titanstangen werden in<br />
den kommenden Jahren die neue Ultraschall-Überprüfung<br />
bestehen müssen, um darauf zu Schmiedescheiben weiterverarbeitet<br />
zu werden. Sie bilden die Rohlinge für die Blisks –<br />
eine Wortschöpfung aus blade und disk – also Hochtechnologie-Bauteilen,<br />
bei denen Scheiben und Schaufeln aus<br />
einem Stück gefertigt sind. Das spart Rohmaterial, reduziert<br />
Gewicht und verkürzt die Montagezeit. „Für die neue Generation<br />
der sparsamen Getriebefans werden wir in Zukunft sehr<br />
viele Blisks – mehrere tausend Stück pro Jahr – herstellen“,<br />
sagt Frank von Czerniewicz. Und mit dem Phased-Array-Verfahren<br />
werden es Gießereien und Schmieden auch schaffen,<br />
die großen Mengen an Titan-Billets mit dem Prädikat „Fehlerfrei“<br />
zu liefern.<br />
Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />
Dr. Joachim Bamberg<br />
+49 89 1489-5068<br />
34 35
Produkte + Services<br />
Reparatur-<br />
Netzwerk<br />
der<br />
Extraklasse<br />
Nicole Geffert<br />
Fünf Jahre nach der ersten Auslieferung eines Airbus A380 mit<br />
GP7000-Antrieben stehen in diesem Jahr die ersten planmäßigen<br />
Instandhaltungen für das Triebwerk an. Die <strong>MTU</strong> Maintenance hat<br />
sich auf die Shop Visits der Niederdruckturbine optimal vorbereitet.<br />
Hochkarätige Reparatur-Spezialisten in der ganzen Welt sind bereit,<br />
um eine Instandhaltung auf höchstem Niveau sicherzustellen. Liefertreue,<br />
Qualität und Zuverlässigkeit sind oberstes Gebot.<br />
Ein weltumspannendes Service-Netzwerk aller beteiligten<br />
GP7000-Partner sorgt dafür, dass stets die Spezialisten<br />
das Bauteil reparieren, mit dem sie sich am besten auskennen.<br />
„Im Auftrag der Engine Alliance, einem Joint Venture von<br />
General Electric und Pratt & Whitney, übernimmt die <strong>MTU</strong> Maintenance<br />
die Instandhaltung der Niederdruckturbine“, berichtet<br />
Wolfgang Gärtner, Programmleiter GP7000 bei der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong><br />
<strong>Engines</strong>. Die sechsstufige Niederdruckturbine wurde von<br />
Deutschlands führendem Triebwerkshersteller entwickelt und<br />
gefertigt. Mit der Beteiligung am GP7000 sicherte sich das Unternehmen<br />
auch den Zugang zum Instandhaltungsgeschäft.<br />
„Unsere Experten kennen das Modul bis in kleinste Detail“, erläutert<br />
Gärtner. „Eines unser Erfolgskriterien ist der Wissenstransfer<br />
von Konstruktion und Fertigung in die Instandsetzung und umgekehrt.<br />
Im Schadensfall können die Reparatur-Spezialisten der <strong>MTU</strong><br />
Maintenance umgehend Rücksprache mit den Konstruktions- und<br />
Festigkeitsingenieuren in München halten. Kurze Informationswege<br />
und eine optimale Abstimmung bringen Zeit- und Kostenvorteile.“<br />
36 37
Produkte + Services<br />
Fünf Jahre nach der ersten Auslieferung der A380 stehen die ersten planmäßigen Instandhaltungen der GP7000-Triebwerke an.<br />
Erste Station für die GP7000-Triebwerke ist der Shop von GE<br />
Aviation Wales in Großbritannien. Dort wird das Gesamttriebwerk<br />
in Module zerlegt, die zur Instandsetzung zu den<br />
jeweiligen Partnern geschickt werden, die für das Bauteil verantwortlich<br />
sind. Für die <strong>MTU</strong> bedeutet das: Sobald die<br />
Niederdruckturbine bei der <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover eintrifft,<br />
wird sie je nach Anforderung zerlegt, gereinigt und<br />
befundet. Ein Teil der Reparaturen übernimmt der Shop in<br />
Hannover. Bestimmte Bauteile verschickt das Unternehmen<br />
an seine spezialisierten Partner: die Airfoil Services Sdn. Bhd<br />
(ASSB), ein Joint Venture der <strong>MTU</strong> mit Lufthansa Technik, in<br />
Kota Damansara in Malaysia, die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> in<br />
München sowie die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> Polska in Rzeszów im<br />
Südosten Polens. „Mit unserem Netzwerk stellen wir sicher,<br />
dass die <strong>MTU</strong>-Standorte den Reparatur-Part übernehmen, den<br />
sie perfekt beherrschen. Damit bieten wir unseren Kunden<br />
reparierte Teile in höchster Qualität“, sagt Thomas Okaty,<br />
Manager Customer Account bei der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Hannover.<br />
Da die GP7000-Niedertruckturbinen sehr groß sind, musste im Shop der <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover ausreichend Platz geschaffen werden.<br />
38 <strong>39</strong>
Produkte + Services<br />
„Reparieren statt Ersetzen“ lautet die Devise der <strong>MTU</strong> Maintenance.<br />
Selbst komplexe Bauteile können die <strong>MTU</strong>-Experten<br />
noch reparieren. Das Ergebnis sind hochwertige reparierte<br />
Teile, deren Qualität und Zuverlässigkeit einem Neuteil entsprechen.<br />
Die Kunden wissen diese Kompetenz zu schätzen:<br />
Die innovativen Hochtechnologie-Reparaturverfahren „made<br />
by <strong>MTU</strong>“ verringern die Instandhaltungskosten und garantieren<br />
eine erstklassige Performance der reparierten Teile sowie<br />
höhere Triebwerkslaufzeiten.<br />
Und die Entwicklung geht weiter: Bereits existierende Verfahren<br />
werden kontinuierlich verfeinert und neue entwickelt.<br />
„Am <strong>MTU</strong>-Standort München stehen wir kurz vor der Zulassung<br />
von spezifischen Reparaturen, unter anderem für die<br />
Ent- und Beschichtung der Outer Air Seals“, sagt Michael<br />
Häusel, Technischer Programm Manager GP7000 bei der<br />
<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>. „Gegenüber den OEMs müssen wir nachweisen,<br />
dass wir in der Lage sind, die Reparaturen korrekt<br />
und in der erforderlichen Qualität auszuführen. Das gilt vor<br />
allem für Spezialprozesse und Teile, deren Lebensdauer limitiert<br />
ist.“<br />
Startklar für den A380-Antrieb ist man auch bei ASSB. „Wir<br />
sind der erste Repair-Shop, der die Beschaufelung des<br />
GP7000-Niederdruckturbinen-Rotors instandsetzt“, sagt<br />
Steffen Richter. Der ASSB-Managing Director: „Die Linie für<br />
die Schaufeln der Niederdruckturbinen haben wir im vergangenen<br />
Jahr umgebaut, um uns auf das GP7000 vorzubereiten<br />
und künftig bestimmte Kapazitäten abdecken zu können.“<br />
Die Umstrukturierung hat ein interdisziplinäres Team ohne<br />
Produktionsunterbrechung gestemmt. Ein komplettes Schulungssystem<br />
wurde erarbeitet, um die Mannschaft fit für den<br />
A380-Antrieb zu machen.<br />
Im Aufwind<br />
Die Airfoil Services Sdn. Bhd. (ASSB) ist zu gleichen<br />
Teilen ein Joint Venture der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong><br />
<strong>Engines</strong> und der Lufthansa Technik und hat ihren<br />
Sitz in Kota Damansara, Malaysia. Hightech-<br />
Reparaturverfahren und kurze Durchlaufzeiten<br />
machen das Unternehmen zu einem Center of<br />
Excellence für die Reparatur von Triebwerksschaufeln.<br />
Zum Portfolio gehören Triebwerke der<br />
Typen CF6-50 und CF6-80, V2500, GP7000 sowie<br />
der CFM56-Serie. Das Unternehmen hat 430<br />
Mitarbeiter, Tendenz steigend. Im vergangenen<br />
Jahr wurde der hochmoderne Shop bei laufendem<br />
Produktionsbetrieb umstrukturiert, um Prozesse<br />
und Abläufe weiter zu optimieren.<br />
ASSB, das Kompetenzcenter für Schaufelreparaturen, kümmert sich um Niederdruckturbinen-Rotoren.<br />
ASSB, das Center of Excellence für Schaufelreparaturen,<br />
übernimmt die Instandsetzung der Beschaufelung des<br />
Niederdruckturbinen-Rotors. Die <strong>MTU</strong> in München erhält die<br />
Outer Air Seals und der <strong>MTU</strong>-Standort in Rzeszów kümmert<br />
sich um die Reparatur von Anbauteilen wie Active Clearance<br />
Control (ACC) – Rohre, die um die Niederdruckturbine laufen<br />
und die Laufspalte im Inneren der Turbine regeln. „Die besondere<br />
Vertragssituation und das ausgeklügelte Netzwerk<br />
erforderten Anpassungen im Prozessablauf, wodurch die gestellten<br />
Anforderungen bei der Bearbeitung eines Niederdruckturbinen-Moduls<br />
erfüllt werden“, erläutert Okaty. Die<br />
Flexibilität aller beteiligter Partner ist gefragt, um den Shop<br />
Visit optimal abwickeln zu können.<br />
Das Turbinen-Modul ist vergleichsweise groß, entsprechend<br />
musste im Shop der <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover Platz<br />
geschaffen werden, um unter anderem passende Reinigungsbäder<br />
einzurichten. Okaty: „Eine größere Herausforderung<br />
als die Aufrüstung im Shop ist der Informationsfluss.“ Das gilt<br />
sowohl für die Kommunikation im Reparatur-Netzwerk der<br />
<strong>MTU</strong> als auch für die Abstimmung zwischen den Partnern der<br />
Engine Alliance. Regelmäßige Treffen und wöchentliche<br />
Telefonkonferenzen wurden etabliert, Prozesse – insbesondere<br />
firmenübergreifende – besser aufeinander abgestimmt<br />
und Ansprechpartner benannt. Okaty: „Wir haben uns zügig<br />
eingearbeitet und ein schlagkräftiges Team zusammengestellt.<br />
Die Mannschaft ist hochmotiviert.“ Zudem verfügt sie<br />
über eine hohe Reparaturkompetenz.<br />
Auch finanziell wurde investiert: 1,2 Millionen US-Dollar hat<br />
der Shop für einen neuen Beschichtungsofen ausgegeben.<br />
Richter: „Die Auslastung des aktuellen Ofens lag bereits bei<br />
95 Prozent. Die angestrebte Kapazitätserweiterung machte<br />
deshalb eine Neuanschaffung nötig.“ Weiteres Verbesserungspotenzial<br />
versprechen ein geplantes „Upgrade“ der<br />
chemischen Reinigung sowie die Anschaffung einer neuen<br />
Schleifmaschine für die Bearbeitung der Niederdruckturbinen-Bauteile.<br />
Der Zeitplan ist klar definiert: In diesem Jahr starten die ersten<br />
regelmäßigen Instandsetzungen des GP7000 und im Jahr<br />
2014 nimmt das Programm weiter Fahrt auf. „Wir rechnen in<br />
der Maintenance in den nächsten Jahren mit über 50 Niederdruckturbinen<br />
pro Jahr“, gibt Häusel einen Ausblick.<br />
Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />
Thomas Okaty<br />
+49 511 7806-4122<br />
Interessante Multimedia-Services zu diesem Artikel unter:<br />
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Ab Sommer 2013 bietet ASSB den vollen Reparaturumfang an.<br />
„Unser Shop besteht aus einer Service-Linie,<br />
der Linie für Hochdruckverdichter-Schaufeln<br />
und der Linie für die Schaufeln der Niederdruckturbinen“,<br />
erläutert ASSB Managing<br />
Director Steffen Richter. Mit kontinuierlichen<br />
Verbesserungen, qualifizierten Mitarbeitern und<br />
der Einführung neuer Reparaturverfahren will<br />
sich ASSB gezielt Zugang zu neuen Produkten<br />
sichern. Ab Sommer dieses Jahres wird ASSB<br />
als erster Shop weltweit den vollen Reparaturumfang<br />
inklusive Schweißarbeiten und Beschichtung<br />
abdecken können. Richter: „Diese<br />
Qualifikation wird bis 2017 voraussichtlich zu<br />
einem Eingang von etwa 55.000 GP7000-Laufschaufeln<br />
führen; nach dem Hochlauf im Jahr<br />
2017 erwarten wir ein Volumen von 20.000<br />
Schaufeln im Jahr.“<br />
40 41
Produkte + Services<br />
Dreimal<br />
schnellere<br />
Prüfung<br />
Daniel Hautmann<br />
Im Minutentakt öffnen sich die Türen der kleinwagengroßen<br />
Thermografie-Anlage in der Laufschaufelfertigung der <strong>MTU</strong><br />
<strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>. Jedes Mal holt ein Mitarbeiter eine Schaufel<br />
heraus und legt eine neue ein. Sind die Türen wieder zu, ertönt<br />
ein kurzes Zischen – nächster Durchgang. Seit Jahren ist die<br />
<strong>MTU</strong> bei Thermografie-Techniken in der zerstörungsfreien Prüfung<br />
Vorreiter. Jetzt haben <strong>MTU</strong>-Ingenieure in Zusammenarbeit<br />
mit der Firma Carl Messtechnik ein vollautomatisches Prüfverfahren<br />
für die Offenheit von Kühlluftbohrungen entwickelt. Der<br />
Vorteil: dreimal bessere Durchlaufzeiten.<br />
Statt Wasser durch die winzigen Kanäle zu pumpen<br />
und zu schauen, ob es auch aus jeder einzelnen<br />
der winzigen Bohrungen austritt, wird ein definierter<br />
Druckluftimpuls eingebracht. Dabei entsteht das Zischen.<br />
Im Kühlsystem der Schaufel wird ein Druck von<br />
etwa vier bar erzeugt. Ist der Bohrungsdurchmesser in<br />
Ordnung, entsteht durch die Kompressionswärme in der<br />
Schaufel und die Expansionskälte an den Bohrungsöffnungen<br />
ein definiertes Temperatursignal. Ist der Durchmesser<br />
verengt, verringern sich Amplitude und Fläche<br />
dieses Signals – bei verschlossenen Bohrungen verschwindet<br />
diese thermische Signatur komplett. „Der<br />
Vorgang wird mit 120 Bildern pro Sekunde durch eine<br />
Thermografiekamera aufgezeichnet und von einem<br />
Bildverarbeitungssystem automatisch ausgewertet“,<br />
erklärt Günter Zenzinger, Prüfingenieur bei der <strong>MTU</strong> in<br />
München.<br />
42<br />
43
Produkte + Services<br />
In der Maschine ist ein kleiner Roboter installiert, der die<br />
Thermografiekamera trägt und die Schaufeln während der<br />
Prüfung aus bis zu elf verschiedenen Positionen aufnimmt.<br />
So ist gewährleistet, dass auch alle Bohrungen auf dem Bild<br />
sind. Dann ist der Rechner dran: Er vergleicht die Werte mit<br />
denen, die in einer Datenbank gespeichert sind. Entdeckt die<br />
Maschine eine komplett oder auch nur teilweise verschlossene<br />
Bohrung, so meldet sie das. Der Prüfer weiß dann genau,<br />
welche Bohrung nachgearbeitet werden muss.<br />
Die Prüfung der Kühlluftbohrungen ist von immenser Bedeutung,<br />
schließlich werden die Laufschaufeln in der Hochdruckturbine<br />
enorm heiß. Im Extremfall kann die Gastemperatur<br />
die Schmelztemperatur des Schaufelwerkstoffs übersteigen.<br />
Damit das auf keinen Fall passiert, werden die Schaufeln gekühlt<br />
– mit Luft, die aus dem Verdichter abgezweigt wird.<br />
„Jede einzelne der bis zu 128 Schaufeln hat bis zu 280 Kühlluftkanäle,<br />
durch die komprimierte Luft strömt“, erläutert<br />
<strong>MTU</strong>-Prüfplaner Oliver Süss. Und jede einzelne Bohrung muss<br />
geprüft werden.<br />
Bislang war das Prüfen dieser Bohrungen eine manuelle<br />
Aufgabe. Die Schaufeln wurden per Hand auf eine Vorrichtung<br />
aufgespannt, anschließend drehte der Prüfer das Wasser<br />
an und musste kontrollieren, ob auch aus allen Bohrungen<br />
ein Wasserstrahl derselben Intensität austritt. Angesichts hunderter<br />
Schaufeln pro Schicht, also vieler tausend Bohrungen,<br />
war das ein sehr aufwendiges Unterfangen. Süss: „Zudem<br />
dauerte jede Prüfung etwa 3,5 Minuten.“<br />
Die Prüfexperten der <strong>MTU</strong> wollten das ändern und stellten<br />
sich die Frage, wie sich die Prüfung automatisieren lassen<br />
könnte. „Es sollte günstig und sicher sein“, umschreibt Süss<br />
die Grundidee. „Wir bevorzugten von Anfang an ein automatisches<br />
Verfahren; der Fokus lag auf der Thermografie.“ Die<br />
Die Thermografie verkürzt die Durchlaufzeit auf nur mehr eine Minute pro Schaufel.<br />
Bisher wurden Kühlluftbohrungen von Laufschaufeln manuell mittels<br />
Wasserdurchfluss getestet.<br />
Thermografie lag nahe, weil innerhalb der <strong>MTU</strong> ein enormes<br />
Technologie-Know-how bezüglich der Wärmebildtechnik vorhanden<br />
ist, wie Dr. Hans-Uwe Baron sagt. Der Leiter der zerstörungsfreien<br />
Prüftechnik: „Die grundlegenden Entwicklungen<br />
fanden hier im Haus schon vor rund 25 Jahren statt.“<br />
Zunächst ging es darum, die Schichtdicken auf den Schaufeln<br />
zu prüfen. Bei Tests kam dann die Idee auf, auch die Bohrungen<br />
auf diese Weise zu inspizieren. Baron: „Die Thermografie<br />
ist eine von ganz wenigen Methoden, die es ermöglicht, so<br />
etwas zu prüfen.“ Vor allem ist mit ihr die Kontrolle aller Teile<br />
möglich und nicht, wie bei anderen Verfahren, nur von<br />
Stichproben. Laut Baron arbeitet die <strong>MTU</strong> in Sachen zerstörungsfreier<br />
Prüfung metallischer Werkstoffe technologisch an<br />
vorderster Front.<br />
Inzwischen ist die Anlage seit rund einem Jahr im Serieneinsatz,<br />
hat rund 30.000 Schaufeln überprüft und bewiesen,<br />
dass sich die Investition gelohnt hat. Beachtenswert: In nur<br />
zwei Jahren haben die Spezialisten eine Maschine entworfen,<br />
gebaut und in die Serie integriert. „Dabei sprechen wir<br />
von einem Prototypen, der in die Serienproduktion eingebracht<br />
wurde“, erinnert Süss. Die Durchlaufzeit beträgt jetzt<br />
nur noch eine Minute je Schaufel, was um den Faktor drei<br />
schneller, damit günstiger und gleichzeitig sicherer ist im<br />
Vergleich zur manuellen Prüfung. Geprüft werden auf diese<br />
Weise Hochdruckturbinen-Schaufeln für GP7000- und CF6-<br />
Triebwerke.<br />
„Genau genommen sind die 0,2 bis 0,3 Millimeter kleinen<br />
Bohrungen gar keine Bohrungen sondern Vielecke. Das liegt<br />
am Lasern“, erklärt Robert Wagner, Leiter Schluss- und Röntgenprüfung.<br />
Die gegossenen Schaufeln werden nach dem<br />
Bohren beschichtet, das schützt sie gegen Hitze und abrasive<br />
Stoffe. Wagner erklärt, dass es hierbei zu Verstopfungen<br />
kommen kann: „Teils dringt diese Beschichtung in die Kühlluftbohrungen<br />
ein und verschließt sie.“ Nach der Beschichtung<br />
werden die Schaufeln geschliffen; auch hier komme es<br />
vor, dass das zähe Material die winzigen Bohrungen zudecke<br />
und deren Querschnitt verenge. Daher werden sämtliche<br />
Bohrungen im nächsten Schritt mit einem Draht per<br />
Hand durchgestochen und frei gemacht. Dabei kann es<br />
gelegentlich passieren, dass kleine Drahtstücke abbrechen<br />
und in den Bohrungen stecken bleiben. „Das merkt<br />
der Prüfer nicht immer“, sagt Wagner. Gut, dass es das<br />
Wärmebild-Auge gibt, denn ihm entgeht nichts.<br />
Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />
Günter Zenzinger<br />
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44 45
Global<br />
Willkommene Unterstützung<br />
Achim Figgen<br />
Als im Dezember 2012 die ersten beiden Tiger im Rumpf einer Antonow AN-124 in Mazar-i-<br />
Scharif eingetroffen sind, war die Freude bei den in Afghanistan stationierten deutschen Soldaten<br />
groß. Zwei weitere Exemplare folgten eine gute Woche später. Seit Ende Januar nehmen<br />
die vier Helikopter Aufklärungs- und Sicherungsaufgaben für deutsche und verbündete Soldaten<br />
wahr. Die ersten Erfahrungen sind durchweg positiv: Die Zuverlässigkeit der von MTR<strong>39</strong>0-Triebwerken<br />
angetriebenen Helikopter ist exzellent.<br />
Nachdem die französischen Heeresflieger den Tiger HAP<br />
(Hélicoptère d’Appui et Protection = Unterstützungsund<br />
Begleithubschrauber) bereits seit 2009 in dem<br />
asiatischen Land einsetzen, ist nun auch die Bundeswehr in<br />
der Lage, mit einem der modernsten Helikopter der Welt<br />
eigene und verbündete Truppen wirkungsvoll aus der Luft zu<br />
unterstützen. Am 30. Januar – und damit eher als erwartet –<br />
konnte Oberst Ulrich Ott Einsatzbereitschaft melden, kurz<br />
darauf erfolgte der erste Einsatz als Begleitschutz für einen<br />
Konvoi alliierter Truppen. Ott ist in einer Doppelfunktion<br />
Kommandeur des Kampfhubschrauberregiments (KHR) 36 in<br />
Fritzlar, aus dessen Bestand die vier Helikopter stammen,<br />
und Kommodore des Einsatzgeschwaders Mazar-i-Scharif.<br />
Für den Tiger, von dem die Bundeswehr 80 Exemplare in der<br />
Version UHT (Unterstützungshubschrauber Tiger) geordert<br />
hat, ist die Verlegung nach Afghanistan der erste Einsatz. Die<br />
Helikopter, deren offizielle Bezeichnung EC665 lautet und die<br />
im Sommer 2012 an das KHR 36 übergeben worden waren,<br />
wurden dafür vom Hersteller Eurocopter mit einer Reihe zusätzlicher<br />
Systeme ausgerüstet. Zur sogenannten ASGARD-F-<br />
Konfiguration (Afghanistan Stabilisation German Army Rapid<br />
Deployment – Full) gehören unter anderem eine Zusatzpanzerung<br />
zum Schutz vor großkalibrigen Geschossen im Bereich<br />
des Cockpits, ein viertes satellitenfähiges Funkgerät und eine<br />
digitale Aufzeichnungsanlage, mit dem die gesamte Mission<br />
protokolliert wird. Teil des ASGARD-Pakets sind darüber hinaus<br />
Sandfilter vor den Triebwerkseinlässen und Verbesserungen<br />
an der elektronischen Selbstschutzanlage (Electronic Warfare<br />
System) sowie ein generelles Software-Update.<br />
Am MTR<strong>39</strong>0-2C-Triebwerk, das gemeinsam von der <strong>MTU</strong><br />
<strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>, Turbomeca und Rolls-Royce entwickelt und produziert<br />
wird, mussten nach Aussage von Martin Majewski,<br />
Leiter des MTR<strong>39</strong>0-Programms bei der <strong>MTU</strong>, für den<br />
Afghanistan-Einsatz keinerlei Änderungen vorgenommen<br />
46 47
Global<br />
werden. Schließlich, so Majewski und verweist auf die französischen<br />
Tiger, bewähre sich der Antrieb bereits seit geraumer<br />
Zeit am Hindukusch. Die einzige Arbeit, die im Zusammenhang<br />
mit der Verlegung der Bundeswehr-Helikopter nach<br />
Mazar-i-Scharif auf den deutschen Triebwerkhersteller zukam,<br />
war die kurzfristige Zusammenstellung eines Ersatzteilpakets.<br />
Gebrauch davon wurde bislang nur wenig gemacht, denn die<br />
Tiger-Flotte erreichte schon nach kurzer Zeit eine 100-prozentige<br />
Einsatzbereitschaft, wie Oberst Ott zufrieden feststellt.<br />
Zwei Hubschrauber bilden ein Air Weapon Team für<br />
Aufklärungs- und Begleitschutzflüge und die beiden anderen<br />
sind laut Ott „technische Reserve“. Als Teil der multinationalen<br />
ISAF-Truppe (International Security Assistance Force)<br />
dienen die Tiger des KHR 36 der Unterstützung von Bundeswehr-Einheiten<br />
und arbeiten auch mit den Kontingenten<br />
anderer Länder zusammen, wenngleich Oberst Ott betont,<br />
wie wichtig es gerade für die deutschen Soldaten ist, dass<br />
„ihr“ Tiger, auf den sie lange genug warten mussten, nun endlich<br />
am Hindukusch angekommen ist.<br />
Der Kommodore des Einsatzgeschwaders bezeichnet die ersten<br />
Erfahrungen mit dem neuen Waffensystem als durchweg<br />
positiv, wobei er die hohe Zuverlässigkeit aller Systeme rühmt.<br />
Sehr zur Freude von Ralf Barnscheidt: „Die ASGARD-Version<br />
des Tigers unterstreicht eindrucksvoll, wie der Hubschrauber<br />
mit seiner flexiblen Missionsauslegung für heutige und zukünftige<br />
Einsätze verlässlich adaptiert werden kann.“ Der<br />
Geschäftsführer von Eurocopter Deutschland ist überzeugt,<br />
dass dem Hersteller „im gemeinsamen Schulterschluss mit<br />
der Truppe ein Stück Hubschraubergeschichte beim deutschen<br />
Heer gelungen“ ist.<br />
Oberst Ulrich Ott ist Kommandeur des Kampfhubschrauberregiments (KHR) 36 in<br />
Fritzlar und Kommodore des Einsatzgeschwaders Mazar-i-Scharif.<br />
Einsatz in<br />
Afghanistan<br />
Die vier nach Afghanistan entsandten deutschen<br />
Unterstützungshubschrauber Tiger (UHT) sind Teil des<br />
Einsatzgeschwaders Mazar-i-Scharif, einem temporären<br />
Verband der Bundeswehr, der als Teil der ISAF<br />
seit Mai 2006 aktiv ist. Das Geschwader verfügt<br />
neben den Tigern über sieben Transall-Transportflugzeuge,<br />
fünf Transporthubschrauber CH-53GS und drei<br />
Aufklärungsdrohnen des Typs Heron 1.<br />
Zum Tiger-Kontingent gehören etwa 60 Soldatinnen<br />
und Soldaten, darunter drei Hubschrauberbesatzungen,<br />
jeweils bestehend aus Pilot und Kommandant,<br />
wobei die Aufgabenverteilung wechseln kann. Alle<br />
Piloten sind Afghanistan-Neulinge, waren teilweise<br />
zuvor mit der BO 105 im Rahmen der EU-Friedensmission<br />
EUFOR in Bosnien-Herzegowina eingesetzt.<br />
Das Kampfhubschrauberregiment 36 „Kurhessen“ hat<br />
inzwischen vier weitere ASGARD-Tiger erhalten. Sie<br />
dienen vorläufig der Ausbildung von für den Afghanistan-Einsatz<br />
vorgesehenen Besatzungen und werden<br />
ebenfalls die Reise nach Asien antreten, sobald die<br />
momentan dort stationierten Helikopter für planmäßig<br />
anstehende Instandhaltungsarbeiten nach Deutschland<br />
zurückkehren müssen.<br />
Obwohl die deutschen Tiger noch mit dem MTR<strong>39</strong>0-2C-<br />
Triebwerk und nicht dem leistungsgesteigerten MTR<strong>39</strong>0-E<br />
(für „Enhanced“) ausgerüstet sind, ist die Leistung Oberst Ott<br />
zufolge völlig ausreichend. Zwar könne man jetzt noch nicht<br />
sagen, wie das im Sommer bei Temperaturen von bis zu 40<br />
Grad aussehe, aber große Sorgen macht sich Ott nicht.<br />
Immerhin haben die Tiger im Sommer vergangenen Jahres<br />
bei der Übung „Falcor 2012“ in Holloman im US-Bundesstaat<br />
New Mexico ihre Leistungsfähigkeit bereits unter „Hot &<br />
High“-Bedingungen bewiesen – und nicht nur das: „Wir haben<br />
die Triebwerke nach dem Testeinsatz genauestens untersucht<br />
und konnten sie danach ohne Reparaturen oder den Austausch<br />
von Teilen wieder an die Bundeswehr zurückliefern“,<br />
verkündet Majewski sichtlich stolz. Dazu hat er auch allen<br />
Grund, denn die Antriebe „haben sogar die ‚Pass off’-Kriterien<br />
für Neutriebwerke erfüllt“.<br />
Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />
Martin Majewski<br />
+49 89 1489-5369<br />
Als Teil der multinationalen ISAF-Truppe unterstützen die Tiger des KHR 36 Bundeswehr-Einheiten und Soldaten anderer Nationen.<br />
Interessante Multimedia-Services zu diesem Artikel unter:<br />
www.mtu.de/report<br />
48 49
In Kürze<br />
Rekordjahr für <strong>MTU</strong><br />
Mehr Umsatz, mehr Gewinn und ein volles<br />
Auftragsbuch: Das zurückliegende Geschäftsjahr<br />
2012 war das erfolgreichste<br />
in der Geschichte der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>.<br />
Deutschlands führender Triebwerkshersteller<br />
erzielte einen Rekordumsatz von<br />
über 3,3 Milliarden Euro, ein operatives<br />
Ergebnis von 374,3 Millionen Euro und<br />
eine Umsatzrendite von 11,1 Prozent. Der<br />
Gewinn nach Steuern konnte um 18 Prozent<br />
auf den Spitzenwert von 233,4 Millionen<br />
Euro erhöht werden. <strong>MTU</strong>-Chef<br />
Egon Behle ist zufrieden: „Wir haben im<br />
Jahresverlauf alle Prognosewerte angehoben<br />
und diese ehrgeizigen Ziele voll erreicht.<br />
Damit nicht genug: 2012 haben<br />
wir durchweg Rekordwerte erzielt. Dieses<br />
erfreuliche Ergebnis hat uns unserem<br />
Umsatzziel im Jahr 2020 von sechs Milliarden<br />
Euro ein wesentliches Stück nähergebracht.“<br />
Das Auftragsbuch ist voll: Mit<br />
über 11,4 Milliarden Euro entspricht der<br />
Auftragsbestand einer Produktionsreichweite<br />
von über drei Jahren. Behle: „Unser<br />
Auftragsbestand hat 2012 ein sehr hohes<br />
Niveau erreicht – und das, obwohl<br />
eine Reihe von Aufträgen noch nicht gebucht<br />
ist. Vor allem die Getriebefan-Triebwerke<br />
der PW1000G-Familie und das<br />
V2500 spielen im Auftragsbestand eine<br />
tragende Rolle. Sie werden auch in Zukunft<br />
die Pfeiler des Erfolgs der <strong>MTU</strong><br />
sein.“<br />
<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> –<br />
Eckdaten für 2013<br />
<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Umsatz<br />
davon OEM-Geschäft<br />
davon ziviles Triebwerksgeschäft<br />
davon milit. Triebwerksgeschäft<br />
davon zivile Instandhaltung<br />
EBIT (vergleichbar gerechnet)<br />
davon OEM-Geschäft<br />
davon zivile Instandhaltung<br />
EBIT-Marge (vergleichbar gerechnet)<br />
im OEM-Geschäft<br />
in der zivilen Instandhaltung<br />
Net Income (vergleichbar gerechnet)<br />
Net Income (reported)<br />
Ergebnis je Aktie (unverwässert, reported)<br />
Free Cashflow*<br />
Forschungs- und Entwicklungsausgaben<br />
davon eigenfinanzierte F&E<br />
davon fremdfinanzierte F&E<br />
eigenfinanzierte F&E gemäß GuV<br />
Investitionen in Sachanlagen<br />
Auftragsbestand<br />
davon OEM-Geschäft<br />
davon zivile Instandhaltung<br />
Mitarbeiter<br />
* ohne IAE-Anteilserhöhung<br />
(Beträge in Mio. €, vergleichbar gerechnet, Rechnungslegung<br />
nach IFRS. Vergleichbar gerechnete Werte adjustieren<br />
die IFRS-Ergebnisse des Unternehmens um Restrukturierungs-<br />
und Transaktionskosten, kapitalisierte F&E-Kosten<br />
sowie die Effekte aus IFRS Purchase Accounting.)<br />
2011<br />
2.932,1<br />
1.846,6<br />
1.401,1<br />
445,5<br />
1.116,6<br />
329,6<br />
238,9<br />
93,7<br />
11,2 %<br />
12,9 %<br />
8,4 %<br />
197,7<br />
159,2<br />
3,26 €<br />
129,0<br />
261,9<br />
165,8<br />
96,1<br />
131,6<br />
113,7<br />
31. Dez. 11<br />
10.537,1<br />
4.776,6<br />
5.760,5<br />
8.202<br />
2012<br />
3.378,6<br />
2.106,4<br />
1.603,1<br />
503,3<br />
1.305,7<br />
374,3<br />
264,7<br />
112,1<br />
11,1 %<br />
12,6 %<br />
8,6 %<br />
233,4<br />
173,9<br />
3,43 €<br />
85,7<br />
241,4<br />
160,7<br />
80,7<br />
113,0<br />
99,4<br />
31. Dez. 12<br />
11.479,6<br />
5.640,4<br />
5.8<strong>39</strong>,2<br />
8.541<br />
Veränderung<br />
+ 15,2 %<br />
+ 14,1 %<br />
+ 14,4 %<br />
+ 13,0 %<br />
+ 16,9 %<br />
+ 13,6 %<br />
+ 10,8 %<br />
+ 19,6 %<br />
+ 18,1 %<br />
+ 9,2 %<br />
+ 5,2 %<br />
- 33,6 %<br />
- 7,8 %<br />
- 3,1 %<br />
- 16,0 %<br />
- 14,1 %<br />
- 12,6 %<br />
Veränderung<br />
+ 8,9 %<br />
+ 18,1 %<br />
+ 1,4 %<br />
+ 4,1 %<br />
Ausgezeichnete Technologie<br />
And the winner is – die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>: Deutschlands<br />
führender Triebwerkshersteller hat zum zweiten Mal in<br />
seiner Unternehmensgeschichte den Innovationspreis der<br />
deutschen Wirtschaft gewonnen. Anfang März nahm<br />
<strong>MTU</strong>-Chef Egon Behle die Auszeichnung in Frankfurt entgegen.<br />
Geehrt wurde die <strong>MTU</strong> in der Kategorie Großunternehmen<br />
für ihre schnelllaufende Niederdruckturbine,<br />
die eine Schlüsselkomponente des Zukunftsantriebs<br />
Getriebefan (GTF) ist. Behle: „Mit unserer schnelllaufenden<br />
Niederdruckturbine ist uns eine technologische<br />
Meisterleistung geglückt.“ Die <strong>MTU</strong> gibt bei Niederdruckturbinen<br />
seit Jahrzehnten technologisch den Takt an. Für<br />
das GTF Triebwerk liegen bereits über 3.000 Bestellungen<br />
vor.<br />
Die Premiere ist geglückt: Mit dem<br />
PurePower ® PW1500G-Antrieb hat der erste<br />
Getriebefan seine Zulassung erhalten. Der<br />
US-amerikanische Triebwerkshersteller Pratt<br />
& Whitney und der kanadische Flugzeughersteller<br />
Bombardier <strong>Aero</strong>space haben Ende<br />
Februar bekanntgegeben, dass der Antrieb<br />
der neuen CSeries-Flugzeuge von der kanadischen<br />
Behörde Transport Canada Civil<br />
Sie feierten den Innovationspreis (v.l.): Jürgen Eschenbacher, Dr. Erich Steinhardt,<br />
Dr. Stefan Weber, Egon Behle, Dr. Jörg Henne, Dr. Claus Riegler.<br />
CSeries-Antrieb zertifiziert<br />
Aviation zertifiziert wurde – nach über 4.000<br />
Teststunden. Gestartet worden war das umfangreiche<br />
Testprogramm im September vergangenen<br />
Jahres. Unter anderem hat das<br />
PW1500G über 340 Stunden am Flügel eines<br />
Boeing 747-Testflugzeugs von Pratt & Whitney<br />
absolviert. Die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>, ist an<br />
diesem Antrieb mit einem Programmanteil<br />
von 17 Prozent beteiligt ist. Sie steuert unter<br />
anderem die schnelllaufende Niederdruckturbine<br />
bei, eine Schlüsselkomponente, ohne<br />
die der GTF Antrieb nicht realisierbar ist und<br />
deren Technologie weltweit nur die <strong>MTU</strong> beherrscht.<br />
Zudem entwickelt und baut sie zusammen<br />
mit Pratt & Whitney den Hochdruckverdichter.<br />
Reiner Winkler<br />
wird <strong>MTU</strong>-Chef<br />
Die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> bekommt am 1. Januar 2014 einen neuen<br />
Vorstandsvorsitzenden: Finanzvorstand Reiner Winkler rückt an die<br />
Unternehmensspitze und folgt dem derzeitigen CEO Egon Behle<br />
nach. Winkler wird als Vorstandsvorsitzender seine bisherige Aufgabe<br />
als Finanzvorstand weiter wahrnehmen und zusätzlich zentrale<br />
Bereiche übernehmen. Neu in den Vorstand berufen wird<br />
Michael Schreyögg, bislang Leiter der militärischen Programme.<br />
Er übernimmt ab Juli dieses Jahres die Verantwortung für alle OEM-<br />
Programme – militärisch und zivil.<br />
Reiner Winkler<br />
PurePower ® PW1500G – der erste Getriebefan hat seine Zulassung erhalten.<br />
50 51
In Kürze<br />
IAE wird 30 Jahre alt<br />
Das Konsortium International <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> (IAE) ist im<br />
März dieses Jahres 30 Jahre alt geworden. Seit 1983 kümmert<br />
sich IAE um die Vermarktung des V2500-Triebwerks,<br />
das die A320-Familie antreibt. Der Programmanteil der<br />
<strong>MTU</strong> beträgt 16 Prozent und umfasst die Niederdruckturbine;<br />
zudem wird der Antrieb auch instandgesetzt. Mit dem<br />
V2500 hat Deutschlands führender Triebwerkshersteller<br />
einen Bestseller im Portfolio: Bei etwa 200 Fluglinien in<br />
aller Welt sind derzeit über 5.400 V2500-Triebwerke im<br />
Einsatz. Der Marktanteil liegt bei rund 50 Prozent. Im vergangenen<br />
Jahr wurde mit fast 500 gelieferten Triebwerken<br />
ein historisches Hoch erreicht. Die Instandhaltung des Antriebes<br />
erfolgt an zwei <strong>MTU</strong>-Standorten – bei der <strong>MTU</strong><br />
Maintenance Hannover und der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Zhuhai.<br />
Die neue Blisk-Fertigungshalle in München.<br />
Die <strong>MTU</strong> Maintenance hat einen neuen Vertrag mit der brasilianischen<br />
Airline GOL Linhas Aéreas Inteligentes für die<br />
Instandhaltung und den On-Wing Support ihrer CFM56-7B<br />
Triebwerke unterzeichnet. Der Exklusivvertrag hat eine Laufzeit<br />
von fünf Jahren und ein Volumen von mit 440 Millionen<br />
US-Dollar. Dr. Stefan Weingartner, Vorstand Zivile Instandhaltung<br />
<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>: „Wir freuen uns sehr, dass eine<br />
der am schnellsten wachsenden Fluggesellschaften in Lateinamerika<br />
zu unserem Kundenportfolio gehört. Dieser langjährige<br />
Maintenance-Vertrag mit GOL ist ein bedeutender Meilenstein<br />
für die <strong>MTU</strong> Maintenance und ein Zeichen, dass wir<br />
unsere Aktivitäten in den Wachstumsmärkten verstärken.“<br />
Ein wahrer Bestseller.<br />
Neue Hallen eröffnet<br />
Die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> hat zwei neue Hallen in Betrieb genommen. Am<br />
Unternehmenssitz in München wurde Anfang April das Blisk-Kompetenzzentrum<br />
feierlich seiner Bestimmung übergeben. Untergebracht ist es in einem<br />
10.000 Quadratmeter großen Neubau auf dem Werksgelände. Pro Jahr sollen<br />
hier 3.000 Blisks gefertigt werden. Hauptsächlich entstehen in der neuen Halle<br />
Hochdruckverdichter-Blisks für die Getriebefan-Triebwerke. Die <strong>MTU</strong> ist an<br />
diesem Zukunftsantrieb von Pratt & Whitney mit einem Programmanteil von bis<br />
zu 18 Prozent – je nach Triebwerkstyp – beteiligt.<br />
Bei der <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover wurde Ende März nach nur achtmonatiger<br />
Bauzeit eine neue Logistikhalle in Betrieb genommen. Auf 7.500 Quadratmeter<br />
ist das Ersatzteillager des Unternehmens nach neuesten logistischen<br />
Verfahren organisiert. Der Transportweg der Teile, die zuvor in einem Außenlager<br />
untergebracht waren, wurde erheblich verkürzt. Das spart Kosten, optimiert<br />
Prozesse und stärkt die Wettbewerbsposition.<br />
GOL lässt bei <strong>MTU</strong> reparieren<br />
Der größte Billigfluganbieter in Lateinamerika GOL Linhas Aéreas Inteligente setzt auf die<br />
<strong>MTU</strong> Maintenance.<br />
Prüfstände<br />
aufgerüstet<br />
Die <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover, Herzstück der <strong>MTU</strong> Maintenance-Gruppe und Spezialist<br />
für mittlere und große zivile Flugtriebwerke, hat die Testzellen-Korrelation für<br />
das GE90 erfolgreich abgeschlossen. „Wir sind sehr stolz auf diesen Meilenstein“,<br />
kommentierte Holger Sindemann, Geschäftsführer der <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover.<br />
„Unser Standort ist einer der wenigen Maintenance-Anbieter weltweit, der eine Lizenz<br />
für die vollständige Reparatur des GE90-110B und -115B hat. Dazu zählt jetzt auch der<br />
Testlauf des Triebwerks.“<br />
Auch am zweiten deutschen <strong>MTU</strong>-Instandhaltungs-Standort wurde ein Prüfstand auf<br />
den neuesten Stand gebracht: Bei der <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg wurde<br />
das Testspektrum für die Industriegasturbinen LM6000PF und LM2500+G4 erweitert.<br />
Das Ludwigsfelder Unternehmen betreibt den einzigen LM6000-Prüfstand in Europa.<br />
Eine LM6000PF-Industriegasturbine auf dem Prüfstand.<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> AG<br />
Eckhard Zanger<br />
Leiter Unternehmenskommunikation und Public Affairs<br />
Chefredaktion<br />
Heidrun Moll<br />
Schlussredaktion<br />
Martina Vollmuth<br />
Anschrift<br />
<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> AG<br />
Dachauer Straße 665<br />
80995 München • Deutschland<br />
Tel. +49 89 1489-3537<br />
Fax +49 89 1489-4303<br />
report@mtu.de<br />
www.mtu.de<br />
Autoren<br />
Bernd Bundschu, Achim Figgen, Nicole Geffert, Silke<br />
Hansen, Daniel Hautmann, Patrick Hoeveler, Jan Oliver<br />
Löfken, Andreas Spaeth, Martina Vollmuth<br />
Layout<br />
Manfred Deckert<br />
Sollnerstraße 73<br />
81479 München • Deutschland<br />
Bildnachweis<br />
Titelseite<br />
Seite 2–3<br />
Seite 4–5<br />
Seite 6–11<br />
Seite 12–15<br />
Seite 16–19<br />
Seite 20–23<br />
Seite 24–29<br />
Seite 30–35<br />
Seite 36–41<br />
Seite 42–45<br />
Seite 46–49<br />
Seite 50–53<br />
Bombardier; <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Vasco Garcia; Shutterstock;<br />
Bundeswehr, Public Affairs Office<br />
ISAF - RC-North; <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Airbus; <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Shutterstock; Southwest;<br />
<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Shutterstock; UPS; <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Embraer; <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Montanuniversität Leoben, Department<br />
Metallkunde und Werkstoffprüfung;<br />
Pratt & Whitney; Airbus; <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong><br />
<strong>Engines</strong><br />
Bombardier; <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Vasco Garcia; Airbus; GE Aviation;<br />
<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong><strong>Engines</strong><br />
<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Bundeswehr, Public Affairs Office<br />
ISAF - RC-North<br />
Pratt & Whitney; Lufthansa AG;<br />
GOL Linhas Aéreas Inteligentes;<br />
<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Druck<br />
EBERL PRINT GmbH<br />
Kirchplatz 6<br />
87509 Immenstadt im Allgäu • Deutschland<br />
Texte mit Autorenvermerk geben nicht unbedingt<br />
die Meinung der Redaktion wieder. Für unverlangtes<br />
Material wird keine Haftung übernommen. Der<br />
Nachdruck von Beiträgen ist nach Rücksprache mit<br />
der Redaktion erlaubt.<br />
Geared Turbofan ist eine angemeldete Marke von<br />
Pratt & Whitney.<br />
52<br />
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