«Empowerment»: Mit welchen Massnahmen kann die ...
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Nr. 113 Winter 2011<br />
Für <strong>die</strong> Schulzahnpflege<br />
<strong>«Empowerment»</strong>: <strong>Mit</strong> <strong>welchen</strong> <strong>Massnahmen</strong><br />
<strong>kann</strong> <strong>die</strong> Gesundheitskompetenz bei Kindern und<br />
Jugendlichen gefördert werden? [ 3]<br />
AKTUELL [ 2 ] REGIONEN [ 6 ] KURSE [ 9 ]
[ 2 ]<br />
AKTUELL<br />
EDITORIAL<br />
Dr. Felix Magri<br />
Redaktor der Stiftung SZPI<br />
«Ich stehe nicht stundenlang im Badezimmer, um mich<br />
um meine Zähne zu kümmern» – schreibt Jean François<br />
Roulet, Professor der Zahnmedizin, in der Zeitschrift<br />
«prophylaxe impuls» über seine Mundpflege – «Ich<br />
putze nicht gleich nach jedem Häppchen und verzichte<br />
auch nicht auf meine geliebte Schokolade, aber: ich<br />
habe den Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein<br />
von reifer Plaque und der Einnahmefrequenz von<br />
Zucker begriffen und meine Lebensweise geringfügig<br />
verändert. Ich trage immer den Süssstoff, der mir<br />
persönlich gut schmeckt, in der Hosentasche herum.»<br />
<strong>Mit</strong> seiner Bemerkung spricht Roulet ein Kernthema der<br />
Kariesprävention an: <strong>die</strong> Gesundheitskompetenz. Dieser<br />
Begriff bezeichnet <strong>die</strong> Fähigkeit des Einzelnen, im<br />
täglichen Leben Entscheidungen zu treffen, <strong>die</strong> sich<br />
positiv auf <strong>die</strong> Gesundheit auswirken. Es ist wichtig zu<br />
betonen, dass jeder Mensch <strong>die</strong>se Fähigkeit erwerben<br />
<strong>kann</strong>. In der vorliegenden Ausgabe des Bulletins widmen<br />
wir uns der Frage, mit <strong>welchen</strong> <strong>Massnahmen</strong> <strong>die</strong><br />
Gesundheitskompetenz bei Kindern und Jugendlichen<br />
gefördert werden <strong>kann</strong>. In der Fachwelt wird dazu der<br />
Begriff <strong>«Empowerment»</strong> verwendet.<br />
Die Stiftung für SZPI blickt auf ein sehr dynamisches<br />
Jahr zurück. Dank der intensiven Zusammenarbeit mit<br />
der Schweizerischen Zahnärzte-Gesellschaft SSO<br />
konnten wir das Bulletin neu gestalten und eine französisch-<br />
und italienischsprachige Ausgabe lancieren.<br />
Wir haben <strong>die</strong> Website www.schulzahnpflege.ch überarbeitet<br />
und ebenfalls in drei Sprachen aufgeschaltet.<br />
Nun blicken wir mit Zuversicht ins kommende Jahr und<br />
nehmen neue Projekte ins Visier!<br />
Anerkennung<br />
früherer Kurse und<br />
Fortbildungen durch<br />
<strong>die</strong> SSO<br />
Die Schweizerische Zahnärzte-Gesellschaft SSO<br />
anerkennt seit 2011 <strong>die</strong> Einführungs- und Fortbildungskurse<br />
der Stiftung für SZPI. <strong>Mit</strong> dem SSO-<br />
Logo und der Unterschrift eines Vorstandsmitglieds<br />
auf der Kursbestätigung bescheinigt <strong>die</strong> SSO, dass<br />
<strong>die</strong> Absolventin oder der Absolvent Grundlagenkenntnisse<br />
zur Befähigung für <strong>die</strong> Tätigkeit als SZPI<br />
erworben hat.<br />
Da <strong>die</strong>s gleichermassen für <strong>die</strong> Einführungskurse<br />
und Fortbildungen aus früheren Jahren gilt, sollen<br />
auch <strong>die</strong> Teilnehmerinnen und Teilnehmer vergangener<br />
Kurse auf Wunsch <strong>die</strong>se Anerkennung erhalten.<br />
Wer ab 2008 einen Einführungskurs nach dem neuen<br />
Konzept (Vorkurs für <strong>die</strong> Nicht-Dental-assistentinnen,<br />
Einführung in Methodik /Didak-tik am Hauptkurs) absolviert<br />
hat, <strong>kann</strong> eine von der SSO bescheinigte Kursbestätigung<br />
bei der Stiftung für SZPI anfordern. Diese<br />
Kursbestätigung ersetzt <strong>die</strong> alte Bescheinigung. Wer<br />
vor 2008 einen Einführungskurs der Stiftung für SZPI<br />
besucht hat, und für <strong>die</strong> Zeit danach Fortbildungen*<br />
nachweisen <strong>kann</strong> (Kopie der Bestätigung**), erhält<br />
ebenfalls ein entsprechendes Dokument.<br />
Wir wünschen Ihnen, auch im Namen der SSO, alles<br />
Gute im neuen Jahr und viel Erfolg in Ihrem Engagement<br />
für <strong>die</strong> Schulzahnpflege!<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeberin Stiftung für Schulzahnpflege-lnstruktorinnen (SZPI), www.schulzahnpflege.ch<br />
Redaktion / Abonnements Moussonstrasse 19, 8044 Zürich, szpi.info@zui.uzh.ch, CHF 30.– pro Jahr<br />
Erscheinungsweise 4 x jährlich Redaktionsteam Dr. Felix Magri, Stiftung für SZPI und Sandra Küttel.<br />
Nicht durch Redaktionskürzel oder durch Verfassernamen und Firmennamen gekennzeichnete<br />
Beiträge geben <strong>die</strong> Auffassung der Verfasser wieder, <strong>die</strong> der Meinung der Redaktion nicht zu entsprechen<br />
braucht Layout Claudia Bernet, Bern Druck Schippert AG, 8123 Ebmatingen Konzept forum|pr.<br />
Auflage 4500 Ex. Bilder iStockphoto, Martin Bichsel, Bettina Richle<br />
© Stiftung für Schulzahnpflege-Instruktorinnen SZPI<br />
Alle Rechte liegen bei der Redaktion. Vervielfaltigung ganzer Nummern zur Weiterverteilung ist nicht erlaubt.<br />
Nachdruck mit Quellenangabe ist gestattet.<br />
* Neben Einführungskurs und Fortbildungskursen der Stiftung für SZPI werden<br />
auch kantonale bzw. regionale Jahrestagungen, Fortbildungen, Jahrestreffen, oder<br />
andere tätigkeitsrelevante Fortbildungen aner<strong>kann</strong>t.<br />
** Um den administrativen Aufwand klein zu halten, wären wir Ihnen sehr verbunden,<br />
wenn Sie <strong>die</strong> Bestätigung elektronisch schicken (einscannen und mailen) oder<br />
faxen könnten. Sollte <strong>die</strong>s nicht möglich sein, schicken Sie <strong>die</strong> Kopie per Post.
[ 3 ]<br />
Empowerment – Potenziale<br />
stärken<br />
Kinder sollen ermutigt werden,<br />
ihre Angelegenheiten selbst<br />
in <strong>die</strong> Hand zu nehmen.<br />
Wer Verantwortung für <strong>die</strong> eigene Gesundheit übernehmen will, braucht<br />
Wissen und Fertigkeiten, d.h. Gesundheitskompetenz. Das gilt auch<br />
für <strong>die</strong> Mund- und Zahngesundheit. Es geht dabei um <strong>die</strong> Fähigkeit, sich<br />
Kenntnisse anzueignen, um mit den gesundheitsrelevanten Lebensbedingungen<br />
zurechtzukommen und <strong>die</strong>se aktiv gestalten zu können. Der<br />
vorliegende Beitrag widmet sich der Frage, mit <strong>welchen</strong> <strong>Massnahmen</strong><br />
<strong>die</strong> Gesundheitskompetenz bei Kindern und Jugendlichen gefördert werden<br />
<strong>kann</strong>. In der Fachwelt wird dazu der Begriff <strong>«Empowerment»</strong> (englisch<br />
«Ermächtigung» oder Befähigung») verwendet.<br />
Empowerment ist mehr als <strong>die</strong> Vermittlung<br />
von Sachkenntnis<br />
Unsere Gesundheit hängt ganz entscheidend<br />
mit der Selbstverantwortung<br />
zusammen. Um selbstverantwortlich<br />
handeln zu können, brauchen wir<br />
sowohl Wissen und Fertigkeiten, als<br />
auch Werte, an denen wir uns orientieren<br />
können. Zusätzlich ist <strong>die</strong> Überzeugung<br />
nötig, dass wir <strong>die</strong> Dinge, <strong>die</strong> uns<br />
wichtig und wert sind, auch umsetzen<br />
können.<br />
Für eine nachhaltige Mund- und Zahnpflege<br />
braucht es also <strong>die</strong> Überzeugung,<br />
- sich dadurch Werte wie Gesundheit,<br />
Schönheit, soziale Anerkennung zu<br />
verschaffen und<br />
- <strong>die</strong> Zähne gut genug pflegen zu können,<br />
um <strong>die</strong>se Werte zu erreichen.<br />
<strong>«Empowerment»</strong> beinhaltet nicht nur<br />
<strong>die</strong> Vermittlung von Sachkenntnis, es<br />
geht auch darum, Überzeugungen oder<br />
Motive zu wecken, zu stärken und zu<br />
unterstützen. Menschen – natürlich<br />
ganz besonders Kinder – sollen ermutigt<br />
werden, ihre Angelegenheiten selbst<br />
in <strong>die</strong> Hand zu nehmen. Sie sollen sich<br />
ihrer Fähigkeiten bewusst werden und<br />
sie sollen lernen, ihre Ressourcen zu<br />
entdecken und zu nutzen.<br />
Erfolgreiche Erziehung ist<br />
Empowerment – und umgekehrt<br />
Erziehen heisst, Kinder dabei zu unterstützen,<br />
aus ihrer Situation der naturgegebenen<br />
Schwäche und Unterlegenheit<br />
heraus Stärke, Selbstvertrauen und<br />
Fähigkeiten zu erlangen, um sich im<br />
Leben kompetent bewegen zu können.<br />
Dazu müssen verschiedene Verhaltensweisen<br />
gelernt und eingeübt werden<br />
– unter anderem auch <strong>die</strong> Zahnpflege.<br />
Wie können Erwachsene <strong>die</strong>sen<br />
Lernprozess unterstützen? Tabelle<br />
(Seite 4) zeigt auf, welche Voraussetzungen<br />
Kinder wie auch uns Erwachsenen<br />
für eine erwünschte Verhaltensweise<br />
motivieren (A) und welche Bedingungen<br />
hinderlich sind (B).
[ 4 ] Empowerment<br />
Ressourcen und Hindernisse<br />
in der Erziehung<br />
A Kinder tun etwas eher,<br />
- wenn sie den Eindruck haben, etwas<br />
schon gut zu können<br />
- wenn es ihnen sinnvoll erscheint<br />
- das sie verstehen<br />
- womit sie Anerkennung ernten (sozial)<br />
- das ihnen konkreten d.h. erlebbaren<br />
Nutzen oder Vorteile verschafft<br />
- das sie sich zutrauen (oder ihnen<br />
zugetraut wird)<br />
- das ihnen viel wert ist<br />
B Kinder tun etwas eher nicht,<br />
- wenn sie zweifeln, ob sie es können<br />
- wenn es mit Angst verbunden ist<br />
- das soziale Ablehnung erzeugt (Strafen,<br />
Blossstellung)<br />
- das sie sich nicht zutrauen<br />
- für das sie keine plausible Erklärung haben<br />
- das Frustration erzeugt<br />
- das ihnen nichts wert ist, das z.B. im<br />
sozialen Umfeld nichts zählt<br />
So wird etwa Selbstvertrauen von<br />
Kindern direkt durch das aufgebaut<br />
(oder verhindert), was ihnen <strong>die</strong> erwachsenen<br />
Erzieher zutrauen (oder nicht<br />
zutrauen) und entsprechend von ihnen<br />
erwarten. Die Beweggründe unter A<br />
<strong>kann</strong> man demnach als Ressourcen<br />
sehen, während <strong>die</strong> unter B aufgeführten<br />
Faktoren Hindernisse darstellen.<br />
Es ist wichtig zu betonen, dass Empowerment<br />
nichts mit entmündigender<br />
«Hilfe» zu tun hat. Im Gegenteil: Kompetenz<br />
ist mit Selbständigkeit verknüpft.<br />
Es geht also um Hilfe zur Selbsthilfe.<br />
Darum gilt es, schon <strong>die</strong> ganz<br />
Kleinen ernst zu nehmen, wenn sie<br />
<strong>die</strong> Hilfe von Erwachsenen energisch<br />
abwehren mit der Forderung: «sälber<br />
mache!»<br />
Empowerment und «falsche»<br />
Kompetenzen<br />
Manchmal sind Kinder auch zu Dingen<br />
motiviert, <strong>die</strong> uns nicht gefallen oder <strong>die</strong><br />
ihnen letztlich schaden. So etwa, wenn<br />
sie etwas tun, für das sie eine Strafe in<br />
Kauf nehmen. Sie tun <strong>die</strong>s, weil ihnen<br />
ein anderes «Gut» oder Ziel mehr wert<br />
ist als <strong>die</strong> Vermeidung von Strafe – z.B.<br />
einen bestimmten Film zu sehen, oder<br />
zu testen, ob sie fähig, das heisst «kompetent»<br />
sind, sich durchzusetzen.<br />
Ein Kind <strong>kann</strong> auch sehr effektvoll (und<br />
in <strong>die</strong>sem Sinne auch kompetent) den<br />
Unterricht stören, wenn es sich einen<br />
sozialen und emotionalen Nutzen<br />
davon verspricht – z.B. Anerkennung<br />
durch <strong>die</strong>jenigen Klassenkameraden,<br />
<strong>die</strong> ihm wichtig sind oder Erringung der<br />
Aufmerksamkeit.<br />
Es gibt auch Kinder, <strong>die</strong> sehr glaubhaft<br />
(kompetent) demonstrieren, dass sie<br />
etwas nicht können oder zu «dumm»<br />
dafür sind. In <strong>die</strong>sem Fall haben sie ihre<br />
Erfahrungen zur subjektiven Überzeugung<br />
geführt (<strong>die</strong> ihnen selbst natürlich<br />
nicht bewusst ist), dass sie mit <strong>die</strong>ser<br />
Haltung besser leben. Sie machen das<br />
manchmal so kompetent, dass sie auch<br />
Eltern, Lehrpersonen, ja sogar Psychologen<br />
und Ärzte wirkungsvoll überzeugen.<br />
In <strong>die</strong>sen Beispielfällen wurden fragliche<br />
Kompetenzen erworben. Erster<br />
Schritt des Empowerments ist hier, <strong>die</strong><br />
innere Logik des kindlichen Verhaltens<br />
zu verstehen (oder wenigstens zu erahnen).<br />
Nur so <strong>kann</strong> man dem Kind aus<br />
seiner misslichen Lage heraushelfen<br />
und es in einer positiven Richtung stärken.<br />
Frontalwiderstand, Gekränktheit,<br />
Ärger, Tadel oder Liebesentzug helfen<br />
hier nicht weiter; all <strong>die</strong>s schwächt das<br />
Kind nur. Stärkung beginnt hier mit<br />
Verständnis.<br />
Empowerment in der Tätigkeit<br />
der SZPI<br />
Die SZPI leistet eine Art «bürgerschaftliches<br />
Engagement», was als moderne<br />
Variante des Ehrenamtes gesehen werden<br />
<strong>kann</strong>. Die «Ehre» <strong>die</strong>ses Engagements<br />
soll sich aber nicht mehr durch<br />
unbezahlte Arbeit oder durch <strong>die</strong> Übernahme<br />
von «Ämtern» definieren, sondern<br />
besteht in der Bereitschaft der<br />
SZPI, ihren kleinen und halbwüchsigen<br />
<strong>Mit</strong>bürger/innen in Sachen Zahnpflege<br />
auf freundliche Weise auf <strong>die</strong> Sprünge<br />
zu helfen – gleichsam als Mentorin für<br />
<strong>die</strong> Mundgesundheit.<br />
Obwohl <strong>die</strong> SZPI in methodisch/didaktischer<br />
Hinsicht und manchmal auch in<br />
zahnmedizinischer Hinsicht Laien sind,<br />
machen sie sich angemessen kompetent,<br />
<strong>die</strong>sen Beitrag zur öffentlichen<br />
Gesundheit leisten zu können. Diese<br />
von Engagement getragene Laienkompetenz<br />
ist ein wertvolles Gut einer Gesellschaft.<br />
Sie schliesst aber auch ein,<br />
<strong>die</strong>se Kompetenz selbstverantwortlich<br />
und in ausreichendem Mass zu erwerben<br />
und aufrecht zu erhalten. Die dafür<br />
angebotenen Aus- und Fortbildungen<br />
sollten als Empowerment für <strong>die</strong> SZPI<br />
gesehen und in Anspruch genommen<br />
werden.<br />
(Siehe auch weiterführende Information unter dem Stichwort<br />
<strong>«Empowerment»</strong> im Internet.)<br />
<strong>«Empowerment»</strong> hat nichts<br />
mit Entmündigung zu tun – es ist<br />
Hilfe zur Selbsthilfe!
[ 5 ]<br />
Die beliebten paro Gels zur Auswahl:<br />
paro Amin Fluor Gelée, frut<br />
paro Fluor Gelée, mint<br />
amorA<br />
egnarO / r ebdrE znimreffefP<br />
diroulF<br />
diroulfnim A<br />
diroulfmuirtaN<br />
tlahegdiroulF %52.1<br />
%52.1<br />
treW-hP )hcilreuäs( 5-5.4 6.8-7.3 (neutral)<br />
Es gibt gute Gründe zur Anwendung<br />
der paro Fluor-Produkte:<br />
Sie härten den Zahnschmelz,<br />
geben höchsten Kariesschutz,<br />
reduzieren <strong>die</strong> Neubildung von<br />
Zahnstein,<br />
beugen Parodontitis vor<br />
und halten den Atem frisch.<br />
Profimed AG, Dorfstrasse 143, 8802 Kilchberg<br />
Tel. 0800 336 411, Fax 0800 336 410, Shop www.profimed.ch
[ 6 ] REGIONEN<br />
«Der Kanton Wallis bekennt sich<br />
klar zur Schulzahnpflege.»<br />
Interview mit Frau Béatrice Oberer,<br />
Direktorin der Walliser Vereinigung für Prophylaxe<br />
und Jugendzahnpflege.<br />
Wie ist <strong>die</strong> schulische Kariesprophylaxe<br />
im Kanton Wallis organisiert?<br />
Im Kanton Wallis ist <strong>die</strong> Zahnprophylaxe<br />
in der Verordnung über <strong>die</strong> Gesundheitsförderung<br />
gesetzlich verankert.<br />
Die Walliser Vereinigung für Prophylaxe<br />
und Jugendzahnpflege ist mit<br />
der Durchführung und Organisation der<br />
schulischen Kariesprophylaxe betraut.<br />
Für <strong>die</strong>se Aufgabe stellt der Kanton ein<br />
vereinbartes Budget zur Verfügung. In<br />
der Durchführung der Prophylaxe ist<br />
<strong>die</strong> Vereinigung relativ autonom. In den<br />
medizinisch-technischen Belangen arbeitet<br />
sie eng mit Fachleuten zusammen,<br />
wie es im Leistungsauftrag des<br />
Kantons festgelegt ist. Die Vereinigung<br />
ist Arbeitgeberin der Fachleute für<br />
Mund- und Zahngesundheit, wie bei<br />
uns im Wallis <strong>die</strong> Schulzahnpflege-Instruktorinnen<br />
genannt werden.<br />
In einzelnen Kantonen hat <strong>die</strong><br />
schulische Kariesprophylaxe einen<br />
schweren Stand. Das Wallis scheint<br />
<strong>die</strong>se Sorgen nicht zu kennen -<br />
Wie kommt das?<br />
Die Schulzahnpflege ist im Wallis nie in<br />
Frage gestellt worden. Das hat sicher<br />
damit zu tun, dass sie schon früh –<br />
<strong>Mit</strong>te der 60er Jahre – gesetzlich verankert<br />
wurde. Zudem hat <strong>die</strong> Schulzahnpflege<br />
ein gutes Image, weil wir im<br />
ganzen Kanton tätig sind und weil <strong>die</strong><br />
Fachkräfte gute Arbeit leisten. Die treibende<br />
Kraft ist sicher das klare Bekenntnis<br />
des Kantons Wallis für <strong>die</strong><br />
Gesundheitsförderung. Das ist der<br />
springende Punkt! Wenn man auf kantonaler<br />
Ebene tätig ist, <strong>kann</strong> man mehr<br />
bewegen, als wenn man auf Gemeindeebene<br />
kämpft.<br />
Béatrice Oberer, Direktorin<br />
der Walliser Vereinigung<br />
für Prophylaxe und Jugendzahnpflege.<br />
Findet <strong>die</strong> schulische Kariesprophylaxe<br />
flächendeckend in jeder<br />
Gemeinde statt?<br />
Ja, und zwar ausnahmslos! Der Kanton<br />
ist in sechs geografische und sprachliche<br />
Regionen aufgeteilt, zwei deutschsprachige<br />
Regionen im Oberwallis,<br />
eine zweisprachige Region im <strong>Mit</strong>telwallis<br />
und drei frankophone Regionen<br />
im <strong>Mit</strong>tel- und Unterwallis. Damit wird<br />
gewährleistet, dass jede der sechs<br />
Fachkräfte ein Mindestpensum von<br />
30% hat und trotzdem nicht zu lange<br />
Anfahrtswege in Kauf nehmen muss<br />
wegen den langen Bergtälern. Die Vereinigung<br />
führt alle Statistiken und hat<br />
somit Gewähr, dass Ende Schuljahr alle<br />
Kindergärten und Primarschulen im<br />
Wallis zweimal besucht worden sind.<br />
Es gibt Bestrebungen, <strong>die</strong> Anzahl Besuche<br />
in den Schulen auszudehnen.<br />
Wie gestaltet sich <strong>die</strong> Aus- und<br />
Weiterbildung der Schulzahnpflege-<br />
Instruktorinnen bzw. der Fachkräfte<br />
für Mund- und Zahnpflege im<br />
Kanton Wallis?<br />
Wer <strong>die</strong>se Tätigkeit ausüben möchte,<br />
muss über eine zahnmedizinische<br />
Grundausbildung verfügen, etwa eine<br />
Berufsausbildung als Dentalassistentin,<br />
Prophylaxeassistentin oder Dentalhygienikerin.<br />
Dann wird <strong>die</strong> regelmässige<br />
Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen<br />
erwartet, <strong>die</strong> nicht nur das<br />
medizinisch-technische, sondern auch<br />
das pädagogisch-didaktische Wissen<br />
vermitteln. Ich denke da insbesondere<br />
an <strong>die</strong> Frage: Wie lassen sich Jugendliche<br />
nachhaltig für <strong>die</strong> Mundpflege<br />
motivieren? Die «Schweizerische Vereinigung<br />
der Fachkräfte für Mund- und<br />
Zahngesundheit» hat <strong>die</strong>ses Jahr zum<br />
ersten Mal eine Weiterbildung zum<br />
Thema Motivation durchgeführt.<br />
Gibt es im Wallis eine Organisation<br />
der Schulzahnpflege-Fachkräfte?<br />
Nein, da es sich nur um sechs Personen<br />
handelt und <strong>die</strong> Fluktuation sehr<br />
tief ist, reicht eine informelle Organisation.<br />
Die Frauen sind der Direktion<br />
der Vereinigung unterstellt, <strong>die</strong> für alle<br />
strategischen Entscheide zuständig ist.<br />
Doch sind <strong>die</strong> Fachkräfte in der Organisation<br />
ihres Unterrichts, in der Wahl<br />
des Unterrichtsmittels und im Ablauf<br />
des Unterrichts selbstständig, immer<br />
innerhalb der Richtlinien, versteht sich.<br />
Die Fachkräfte tauschen sich aus und<br />
beraten sich gegenseitig. Jedes Jahr<br />
findet ein gemeinsames Treffen statt,
[ 7 ]<br />
um <strong>die</strong> individuellen Bedürfnisse für <strong>die</strong><br />
Weiterbildung abzudecken oder Fragen<br />
der Sensibilisierung zu klären.<br />
Fachkräfte für Mund- und Zahngesundheit»<br />
mit, um <strong>die</strong> Ausbildung und berufliche<br />
Fortbildung zu stärken.<br />
<strong>Mit</strong> <strong>welchen</strong> Herausforderungen<br />
sehen Sie sich in Zusammenhang mit<br />
der schulischen Kariesprophylaxe<br />
konfrontiert?<br />
Was <strong>die</strong> eigentliche und reine Kariesprohylaxe<br />
angeht, so liegt <strong>die</strong> Herausforderung<br />
ganz klar bei der Verminderung<br />
von Karies bei Kindern mit Migrationshintergrund.<br />
Wie eine Stu<strong>die</strong> von<br />
Prof. Pierre Baehni über <strong>die</strong> Karieshäufigkeit<br />
bei 7-jährigen Kindern aufzeigt,<br />
weisen Kinder von Familien aus Ex-Jugoslawien<br />
eine fünfmal höhere Kariesrate<br />
auf als schweizer Kinder und eine<br />
etwa doppelt so hohe Karieshäufigkeit<br />
wie andere Migrantenkinder. Die Herausforderung<br />
liegt darin, <strong>die</strong> Eltern <strong>die</strong>ser<br />
Kinder in den Unterricht miteinzubeziehen<br />
und sie zu motivieren, ihr Kind<br />
bei seinen Anstrengungen für gesunde<br />
Zähne zu unterstützen. Wir haben nämlich<br />
festgestellt, dass <strong>die</strong> Kinder sehr<br />
wohl motiviert wären, dass aber der<br />
Rückhalt in der Familie fehlt. Das ist<br />
aber nur im Kindergarten und in den<br />
ersten Schuljahren möglich.<br />
Gibt es Erfolgserlebnisse, über <strong>die</strong><br />
wir berichten können?<br />
Weil wir im Wallis eine grosse Stabilität<br />
haben, besucht ein und <strong>die</strong>selbe Fachkraft<br />
über Jahre hinweg <strong>die</strong> gleichen<br />
Schulen und <strong>kann</strong> somit <strong>die</strong> Kinder<br />
langfristig begleiten. Gerade das ermöglicht<br />
viele schöne Erlebnisse, <strong>die</strong><br />
bezeugen, dass der Unterricht eine<br />
nachhaltige Wirkung hat. Auch <strong>die</strong><br />
Nähe zu den Eltern führt zu einer Wertschätzung<br />
<strong>die</strong>ser Tätigkeit. Es sind nicht<br />
Einzelereignisse, sondern <strong>die</strong> Erfahrungen<br />
der letzten Jahre, <strong>die</strong> für mich als<br />
Erfolgserlebnis zu werten sind.<br />
Schulzahnpflege im Kanton Wallis<br />
Links:<br />
http://www.alimentationmouvementvs.ch<br />
http://www.cliniquedentaire-vs.ch/prophylaxie/<br />
prophyEcole_d.html<br />
Die Vereinigung für Prophylaxe und Jugendzahnpflege ist vom Kanton mit der Durchführung<br />
der Schulzahnpflege beauftragt. Die Schulzahnpflege des Kantons Wallis umfasst ein Team<br />
von sechs Personen und wird von Béatrice Oberer, Direktorin der Vereinigung, geleitet.<br />
http://www.cliniquedentaire-vs.ch/prophylaxie/prophyEcole_d.html<br />
Und auf politischer Ebene?<br />
Ganz allgemein stehen wir vor der grossen<br />
Herausforderung, einen eigentlichen<br />
Unterricht der Gesundheitsförderung<br />
aufzubauen, der <strong>die</strong> Mund- und<br />
Zahngesundheit in den <strong>Mit</strong>telpunkt<br />
stellt. Wir möchten neben dem technischen<br />
Teil der Kariesprophylaxe <strong>die</strong><br />
Botschaft vermitteln, dass jedes Kind,<br />
jeder Jugendliche in einem gewissen<br />
Masse selber verantwortlich ist für<br />
seine Gesundheit, seine freien Entscheidungen<br />
treffen <strong>kann</strong> und dass eine<br />
gesunde Lebensweise Spass macht.<br />
Dazu arbeiten wir eng mit der Gesundheitsförderung<br />
Wallis zusammen. Auf<br />
gesamtschweizerischer Ebene wirken<br />
wir im «Schweizerischen Verband der<br />
Die Schulzahnpflege in der Schweiz<br />
In allen Kantonen bestehen Gesetze, Verordnungen und Erlasse, welche <strong>die</strong> Organisationsform<br />
und <strong>die</strong> praktische Durchführung der Schulzahnpflege regeln; zum Teil als verbindliche Vorschriften,<br />
vielfach aber nur als Rahmenregelungen, <strong>die</strong> den Gemeinden bzw. deren Schulpflegen<br />
oder Schulräten den Vollzug zuweisen. In den meisten Kantonen wird <strong>die</strong> Schulzahnpflege<br />
von den Gemeinden organisiert oder den Schulträgern überbunden. Damit <strong>die</strong> Schulzahnpflege<br />
ihr Ziel erreicht, muss sie drei Aufgaben erfüllen:<br />
1. Vorbeugung<br />
2. Kontrolluntersuchungen<br />
3. Zugang zur Behandlung gewährleisten<br />
Die Kantone sind aber frei, <strong>die</strong> Schulzahnpflege in Kooperation mit den Gemeinden selber zu<br />
organisieren – etwa als Teil von kantonalen Programmen zur Gesundheitsförderung. Dazu können<br />
sie Dritte beauftragen. Dies ist zum Beispiel in den Kantonen Wallis und Graubünden sowie im<br />
Tessin der Fall.
[ 8 ]<br />
PRODUKTE<br />
GABA News Nr. 4/2011<br />
Info zu elmex ® EROSIONSSCHUTZ<br />
Zahnerosionen sind bei Jugendlichen ein zunehmendes<br />
Problem. Durch den regelmässigen<br />
Konsum von Softdrinks, Obst, Fruchtsäften oder<br />
weiteren Nahrungsmitteln mit natürlichen Säuren<br />
<strong>kann</strong> der Zahnschmelz aufgeweicht und langsam<br />
aufgelöst werden.<br />
Die neue elmex ® EROSIONS-<br />
SCHUTZ Zahnpasta (ab 6<br />
Jahren) mit der einzigartigen<br />
ChitoActive TechnologieTM<br />
stärkt den Zahnschmelz,<br />
macht <strong>die</strong> Zähne widerstandsfähiger<br />
gegen wiederholte<br />
Säureangriffe und<br />
schützt vor weiterem<br />
Abbau des aufgeweichten<br />
Zahnschmelzes beim<br />
Zähneputzen.<br />
Für weitere Informationen:<br />
www.gaba.ch/erosionsschutz<br />
Der Bus bietet für jede Schulstufe (Kindergartenklassen<br />
sind nicht geeignet) verschiedene altersgerechte<br />
Aufgaben.<br />
Unterstufe:<br />
<strong>Mit</strong>telstufe:<br />
Oberstufe:<br />
Spiele und diverse Aufgaben zum<br />
Thema zahngesunde Ernährung<br />
Multimedia-Programme und Aufgaben<br />
zu folgenden Themen:<br />
- Erosionen erkennen und vermeiden<br />
können<br />
- Plaque als Ursache von Karies und<br />
Zahnfleischproblemen<br />
Multimedia-Programme und Aufgaben<br />
zu folgenden Themen:<br />
- Zahnseide gegen Karies und Mundgeruch<br />
- Zahnputz-Schäden an Zähnen und<br />
wie man sie vermeidet<br />
Um auf <strong>die</strong> Aktion Schul-Zahn-Bus aufmerksam<br />
zu machen und alle notwendigen Beteiligten zu<br />
überzeugen, hat GABA eine Info-DVD erstellt, welche<br />
kostenlos bei uns leihweise bezogen werden<br />
<strong>kann</strong>. Für weitere Auskünfte wenden Sie sich bitte<br />
an: GABA Schweiz, Frau Angela Holdener,<br />
Grabetsmattweg, 4106 Therwil, Tel. 061 725 45 45<br />
elmex ® Schul-Zahn-Bus<br />
Karies ist bei Kindern im Vorschulalter immer noch<br />
ein zentrales Problem. Davon sind auch <strong>die</strong><br />
Schweizer Kinder betroffen, wie viele Zahnärzte<br />
bestätigen. <strong>Mit</strong> der Aktion «Schul-Zahn-Bus» <strong>kann</strong><br />
<strong>die</strong> Karies- und Gingivitis-Prävention in Schulen<br />
auf eine ansprechende Weise und mit modernen<br />
<strong>Mit</strong>teln für alle Schulstufen thematisiert und Lehrer<br />
sowie Eltern für das Thema sensibilisiert werden.<br />
<strong>Mit</strong> dem Einsatz des Schul-Zahn-Busses werden<br />
verschiedene Ziele erreicht: Die Prävention von<br />
Karies- und Gingivitis bei Schulkindern, <strong>die</strong> Unterstützung<br />
der Schulzahnpflege, das Fördern des<br />
Engagements von Lehrern und Eltern für das<br />
Thema sowie eine zielgruppenkonforme Information<br />
über aktuelle Themen, alles verbunden mit<br />
dem Einsatz moderner Kommunikationsmittel.<br />
Bestellungen bei der GABA<br />
Für alle Bestellungen von Angeboten, Mustern,<br />
Broschüren, Stu<strong>die</strong>nzusammenfassungen usw.<br />
nehmen Sie bitte Kontakt mit dem Customer<br />
Service der Dentalabteilung auf:<br />
GABA Interna tional AG, Therwil<br />
Tel. 061 725 45 39 / 62 (8.00 – 16.30 Uhr) oder<br />
ch_Kundenservice@gaba.com.
KURSE<br />
[ 9 ]<br />
Datenschutzbestimmungen zur<br />
Verwendung Ihrer Adressen<br />
Die Stiftung führt eine laufend aktualisierte Datenbank der aktiven Schulzahnpflege-Instruktorinnen.<br />
Diese beruht auf den Anmeldungen zum Einführungskurs<br />
und <strong>die</strong>nt als Adressdatei für den Versand des Bulletins. Die<br />
Stiftung für SZPI stellt einzelnen Institutionen und Firmen, welche <strong>die</strong> Stiftungstätigkeit<br />
finanziell unterstützen, <strong>die</strong>se Adressen für Zusendungen zur<br />
Verfügung. Weitere Unternehmen oder Organisationen haben zu den<br />
Adressen keinen Zugang und <strong>die</strong> Daten werden auch nicht weitergegeben.<br />
Die heutigen Datenschutzbestimmungen<br />
erfordern nun <strong>die</strong> ausdrückliche<br />
Zustimmung des Adresseigners zur<br />
Verwendung seiner Adresse.<br />
Wenn Sie weiterhin aktuelle Zusendungen<br />
von unseren Sponsoren<br />
erhalten möchten, benötigen wir<br />
Ihre Zustimmung.<br />
Vorgehen: Sie werden innerhalb der<br />
nächsten Monate von der Stiftung eine<br />
E-Mail erhalten, <strong>die</strong> Sie bitte mit Bestätigung<br />
Ihrer Zustimmung oder Ihrer Ablehnung<br />
zurücksenden wollen.<br />
Sollten Sie Ihre E-Mail-Adresse der<br />
Stiftung noch nicht mitgeteilt oder kürzlich<br />
gewechselt haben, bitten wir Sie<br />
um entsprechende Information auf szpi.<br />
info@zui.uzh.ch.<br />
Falls Sie keinen E-Mail-Zugang haben,<br />
nehmen Sie bitte telefonisch mit uns<br />
Kontakt auf unter 044 634 39 83.<br />
Kurse der Stiftung für SZPI<br />
Schul-Zahn-<br />
Bus 2012<br />
Terminkalender Schul-Zahn-Bus 2012<br />
Januar 2012<br />
26. + 27. 4112 Flüh und<br />
4114 Hofstetten/SO<br />
31. 4116 Metzerlen<br />
Februar 2012<br />
6. + 7. 3014 Bern, l’école cantonal<br />
de langue française<br />
13. – 17. 1450 Sainte-Croix<br />
27. – 29. 6020 Emmenbrücke<br />
März 2012<br />
1. + 2. 6020 Emmenbrücke<br />
5. – 8. 7260 Davos<br />
12. – 15. 7205 Zizers<br />
19. – 21. 8134 Adliswil<br />
April 2012<br />
3. 3063 Ittigen<br />
<strong>Mit</strong>twoch, 14. März 2012<br />
Fortbildungskurs für <strong>die</strong> Oberstufe:<br />
«Ernährung – Erosionen»<br />
Ort: Zürich<br />
Freitag, 25. Mai 2012 Eintägiger Vorkurs Ort: Zürich<br />
Di/Mi, 05./06. Juni 2012 Zweitägiger Einführungskurs Ort: Zürich<br />
Sponsoren für Stiftung SZPI<br />
Mai 2012<br />
8. – 11. 8402 Winterthur<br />
14. – 16. 8402 Winterthur<br />
21. – 25. 8402 Winterthur<br />
9. – 31. 8402 Winterthur<br />
Juni 2012<br />
5. – 8. 8402 Winterthur<br />
11. – 15. 8402 Winterthur<br />
18. – 22. 8402 Winterthur<br />
25. + 26. 8402 Winterthur<br />
Einsätze mit dem Schul-Zahn-Bus (Schulzahnpflege)<br />
sind nicht öffentlich.<br />
Änderungen vorbehalten. Rufen Sie uns zur<br />
Sicherheit an: 061 725 45 45
[ 11 ]<br />
Die Geschichte der<br />
Zahnpflege<br />
Heute gehört das Zähneputzen zu unseren täglichen Ritualen<br />
und ist so selbstverständlich geworden wie essen und<br />
schlafen. Auch unsere Vorfahren haben sich bereits intensiv<br />
mit der Zahnpflege beschäftigt.<br />
Erste Belege für <strong>die</strong> Zahnreinigung tauchen<br />
bereits bei den alten Ägyptern vor<br />
etwa 5000 Jahren auf. Bei archäologischen<br />
Ausgrabungen wurden in ihren<br />
Gräbern <strong>die</strong> ersten Formen der Zahnbürste<br />
gefunden: kleine Kaustöcke aus<br />
Wurzeln, so genannte Miswak. Diese<br />
wurden an einem Ende so lange zerkaut,<br />
bis sie zerfaserten und zur Zahnreinigung<br />
benutzt werden konnten.<br />
Miswak werden sogar heute noch von<br />
einigen Naturvölkern und im arabischen<br />
Raum benutzt. In In<strong>die</strong>n werden sie<br />
erstmals im vierten Jahrhundert in der<br />
«Susruta», einer altindischen Sammlung<br />
von medizinischem Wissen, erwähnt.<br />
Miswak wurden hier zusammen<br />
mit einem Gemisch aus Honig, Öl und<br />
Gewürzen verwendet. Diese Art der<br />
Zahnreinigung war ursprünglich ein Ritual,<br />
das <strong>die</strong> Kraft der Gebete erhöhen<br />
sollte.<br />
Zahnspülungen mit ungewöhnlichem<br />
Inhalt<br />
Auch Mundspülungen wurden zu<br />
<strong>die</strong>ser Zeit schon benutzt, um Zahnfäule<br />
zu bekämpfen. Damals hielt man<br />
Karies für einen im Schlamm geborenen<br />
«Zahnwurm», der <strong>die</strong> Zähne von<br />
innen her auffrass. Die Spülungen<br />
enthielten Minze oder Natron, bei den<br />
alten Römern aber auch eine eher<br />
ungewöhnliche Zutat: <strong>die</strong> Asche verbrannter<br />
Mausköpfe.<br />
Die älteste Zahnbürste<br />
Europas war multi-funktional:<br />
Das Griff-Ende <strong>die</strong>nte<br />
als Ohrlöffelchen.<br />
Im Jahr 1500 n.Chr. befestigte man in<br />
China Schweineborsten an einem Stiel<br />
aus Bambus oder Knochen, um sich<br />
damit <strong>die</strong> Zähne zu putzen. Die Zahnbürste<br />
war damals noch eher pinselförmig.<br />
Rund ein Jahrhundert später<br />
wurde der platte Bürstenkopf entwickelt,<br />
den wir heute noch kennen. Im<br />
europäischen Raum war Zahnpflege im<br />
<strong>Mit</strong>telalter kein Thema. Krankheiten<br />
und auch Zahnleiden wurden in <strong>die</strong>ser<br />
Zeit als Strafe Gottes angesehen, gegen<br />
<strong>die</strong> nur Busse half. Angerufen<br />
wurde dabei auch <strong>die</strong> Schutzheilige der<br />
Zähne, <strong>die</strong> heilige Apollonia.<br />
Die Zahnbürste in Europa: Ein Privileg<br />
für <strong>die</strong> Adligen<br />
Als <strong>die</strong> Zahnbürste schliesslich ihren<br />
Weg von China nach Europa fand,<br />
wurde sie hier als zu hart empfunden<br />
und <strong>die</strong> Borsten durch weicheres Pferdehaar<br />
ersetzt. Um 1728 wurden zudem<br />
vermehrt Schwämmchen und<br />
Läppchen eingesetzt, um den Zahnbelag<br />
abzuwischen.<br />
1780 gründete der Engländer William<br />
Addis eine Firma, <strong>die</strong> Zahnbürsten professionell<br />
aus Kuhknochen und -borsten<br />
herstellte. In Deutschland erhielt ein<br />
Münchner Geschäftsmann Ende des<br />
18. Jahrhunderts <strong>die</strong> Genehmigung,<br />
Zahnbürsten aus Knochen und Ziegensowie<br />
Pferdehaar herzustellen. Während<br />
<strong>die</strong>ser Zeit war <strong>die</strong> Zahnbürste ein<br />
Privi-leg der Adligen und für <strong>die</strong> ärmere<br />
Bevölkerung viel zu teuer.<br />
Zähneputzen als Unterrichtsfach<br />
1906 wurde Zähneputzen als Unterrichtsfach<br />
an englischen Schulen eingeführt.<br />
Unter den Schülern gab es so<br />
genannte Zahnbürstenclubs – durch<br />
Grosseinkauf war es ihnen möglich, <strong>die</strong><br />
Zahnbürsten günstig zu erhalten. Die<br />
Massenherstellung der Zahnbürste für<br />
<strong>die</strong> gesamte Bevölkerung wurde erst<br />
nach 1938 mit der Erfindung des Nylons<br />
möglich. Zu Beginn waren <strong>die</strong><br />
Zahnbürsten noch zu hart und verletzten<br />
das Zahnfleisch. Das änderte sich<br />
um 1950 mit dem weichen Nylon. Von<br />
da an wurden <strong>die</strong> Zahnbürsten hergestellt,<br />
<strong>die</strong> wir heute kennen.<br />
In der Schweiz führte man bald darauf,<br />
in den 60er Jahren, das Zähneputzen<br />
in den Schulen ein. Die Schweizer<br />
Schulkinder litten damals durchgehend<br />
unter hohem Kariesbefall und sollten<br />
lernen, wie sich Zahnschäden vermeiden<br />
lassen. In einzelnen Gemeinden<br />
fanden sich bald Frauen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se<br />
Zahngesundheitserziehung der Kinder<br />
übernehmen wollten. Immer mehr Gemeinden<br />
stellten daraufhin Schulzahnpflegehelferinnen<br />
an, bis 1988 schliesslich<br />
<strong>die</strong> Stiftung für Schulzahnpflege-<br />
Instruktorinnen gegründet wurde.
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