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Kirchliche Sammlung um Bibel und Bekenntnis in der evangelisch

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<strong>Kirchliche</strong> <strong>Sammlung</strong>Herausgeber: <strong>Kirchliche</strong> <strong>Sammlung</strong> <strong>um</strong> <strong>Bibel</strong> <strong>und</strong> <strong>Bekenntnis</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nordelbischen Ev.-Luth. Kirche e.V.33. Jahrgang / Nr. 1/2011 Ostern 20111


aus dem „darüber h<strong>in</strong>aus“entgegen?Ja. Man versucht uns heute soe<strong>in</strong> Soft-Christent<strong>um</strong> beizubr<strong>in</strong>gen.Und das hat Tradition. Aberwenn <strong>der</strong> Apostel Paulus sagt:„Wir haben hier ke<strong>in</strong>e bleibendeStatt, unsere Heimat ist im Himmel“,dann ist das e<strong>in</strong>e klare Ansage,<strong>um</strong> sich auszurichten <strong>und</strong>nicht <strong>um</strong> sich e<strong>in</strong>zurichten. Es hatmich viele Jahre <strong>in</strong>nere Anstrengunggekostet, dass katholischePrediger mir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nazi-Zeitversucht haben auszureden,was da gesagt ist. Ich habe abererfahren, dass diese unbequemeBotschaft des Paulus e<strong>in</strong>e Quelle<strong>der</strong> Freude ist. An<strong>der</strong>s als beie<strong>in</strong>em Geschichtsoptimismus.Da strengt man sich sehr an, aberwenn die Sache schiefgeht, istman tief frustriert. Und die Weltist voll von zynisch gewordenenIdealisten.Wohl, weil das Gute ebenflüchtig ist?Man kann schon bei Platonlernen, dass alle Gestalten desguten Lebens vergänglich, s<strong>in</strong>d,so wie das Leben überhaupt. Aberwenn irgendwo e<strong>in</strong>e Gestalt gutenLebens realisiert wurde, dann hatdas e<strong>in</strong>e Ewigkeitsbedeutung.Das ist bei J.R.R. Tolkien im„Herrn <strong>der</strong> R<strong>in</strong>ge“ so schön. AlsSauron am Ende besiegt wird,heißt es: „<strong>und</strong> es war Frieden fürlange Zeit.“ Es war ke<strong>in</strong> ewigerFriede, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> langer. Mehrkönnen wir nicht hoffen. Aber wirtun jetzt, was wir können, <strong>um</strong>e<strong>in</strong>e gottgewollte Gestalt e<strong>in</strong>esfriedlichen Lebens zu verwirklichen.Wie lange das andauert,das liegt <strong>in</strong> Gottes Hand.Mit Gott lässt sich auch ha<strong>der</strong>n,etwa wenn wir <strong>in</strong> die Psalmen<strong>und</strong> Klagelie<strong>der</strong> schauen.Was lässt sich daraus für dieseTage schöpfen?Wir können unsere Klagenvor Gott br<strong>in</strong>gen. Sie trennen unsnicht von ihm. Wir müssen nichtsagen: Ich kann sowieso nicht<strong>in</strong> Gottes Geheimnisse schauen,also brauche ich mich nichtdafür zu <strong>in</strong>teressieren. Son<strong>der</strong>n<strong>um</strong>gekehrt: Ich kann das Leiden<strong>und</strong> me<strong>in</strong> Unverständnis vor Gottbr<strong>in</strong>gen.Vor Gott br<strong>in</strong>gen – me<strong>in</strong>t es<strong>in</strong> die Beziehung br<strong>in</strong>gen, es vorihm aussprechen?Natürlich. Das kann bis z<strong>um</strong>Ha<strong>der</strong>n gehen. Es ist <strong>in</strong>teressant,dass <strong>in</strong> den Psalmen immerwie<strong>der</strong> Gott angerufen wird,uns zu helfen: „<strong>um</strong> de<strong>in</strong>es Namenswillen“. Es wird an GottesEigen<strong>in</strong>teresse appelliert: Dukannst doch nicht wollen, dassdie Heiden sagen: Wo ist dennihr Gott? De<strong>in</strong>e eigene Ehre stehtja auf dem Spiel. Oft macht <strong>der</strong>Psalmist, <strong>der</strong> Gott anruft, Gottgegenüber Gott geltend. Er sagt:Du bist Gott, das impliziert Verpflichtungen.Wir können zwarnicht genau sagen welche, aberwir müssen vertrauen, dass erauch tun wird, was er sich selbstschuldig ist.Was können Christen <strong>in</strong> diesenTagen tun?Praktische Hilfe ist geboten.Wenn die Menschen <strong>in</strong> Zeltstädtenfrieren, brauchen sie warmeDecken. Es gibt immer zweiD<strong>in</strong>ge, die man tun kann: Helfen<strong>und</strong> beten. Übrigens auch <strong>in</strong><strong>um</strong>gekehrter Reihenfolge.Herzlichen Dank für dasGespräch.Robert Spaemann gehört zuden bedeutendsten Denkern <strong>der</strong>Zeit. Er wurde 1927 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>geboren, studierte Philosophie,Geschichte, Theologie <strong>und</strong> Romanistik.Spaemann war Professorfür Philosophie an denUniversitäten Stuttgart, Heidelberg<strong>und</strong> München, wo er 1992emeritiert wurde. 2005 erschiense<strong>in</strong> Buch „Das unsterbliche Gerücht.Die Frage nach Gott <strong>und</strong><strong>der</strong> Aberglaube <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne“.Christ&Welt vom 24.3.20118Zu wenig Christus: die Verfassung <strong>der</strong> Ev-Luth.Kirche im NordenDie durch Fusion <strong>der</strong> nordelbischen,<strong>der</strong> mecklenburgischen<strong>und</strong> <strong>der</strong> pommerschenKirche entstehende Kirche imNorden versteht sich als <strong>evangelisch</strong>-lutherischeKirche. Daskönnte Identität stiften. Die sorgfältigeAnalyse des Verfassungsentwurfszeigt allerd<strong>in</strong>gs Unschärfen<strong>und</strong> Defizite h<strong>in</strong>sichtlichdes lutherischen <strong>Bekenntnis</strong>sessowie Strukturen, die das geistlicheLeben <strong>der</strong> Kirche <strong>in</strong> die Irreführen. Die Verfassung bedarfe<strong>in</strong>er geistlich-theologischenÜberarbeitung.Bei kirchlichen Rechtstextenist festzuhalten: <strong>Bibel</strong> <strong>und</strong> <strong>Bekenntnis</strong>überlieferungens<strong>in</strong>d <strong>der</strong>Kirche gr<strong>und</strong>sätzlich vorgegeben<strong>und</strong> nicht Gegenstand <strong>der</strong> Recht-


setzung. Sie prägen das Kirchenrechtmit se<strong>in</strong>en pragmatischenZielen. Wir hatten zu prüfen, ob<strong>der</strong> vorliegende Verfassungsentwurfdem Ziel dient, kirchlichesLeben <strong>und</strong> Handeln bibel- <strong>und</strong>bekenntniskonform zu gestalten<strong>und</strong> für e<strong>in</strong>e dementsprechendegeistliche Dynamik den Ra<strong>um</strong>zu bieten. Wir nehmen wie folgtStellung:Die Verfassung ist christologisch<strong>und</strong> soteriologisch unterbestimmt.Deshalb fehlt es ihran biblischem <strong>und</strong> lutherischemProfil. Das ist e<strong>in</strong>e gefährdendeHypothek für die Zukunft. DieSituation, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Ev.-Luth.Kirche im Norden entsteht <strong>und</strong>leben wird, ist gekennzeichnetdurch e<strong>in</strong>en verwirrenden Pluralismusdes Geistes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Werte<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft, aber auch <strong>in</strong><strong>der</strong> Kirche. Unverzichtbar ist <strong>in</strong>dieser Situation für die Kirchee<strong>in</strong>e profilierte christozentrische<strong>und</strong> soteriologische Identität auch<strong>in</strong> ihren Rechtstexten. Diese f<strong>in</strong>det<strong>in</strong> Rechtstexten Ausdruck <strong>in</strong>präzisierenden Formeln. Geradedie diese Identität markierendenFormelstücke aus dem Reicht<strong>um</strong>christologischer <strong>Bekenntnis</strong>aussagens<strong>in</strong>d jedoch bemerkenswertreduziert. Das zeigt e<strong>in</strong> Präambel-Vergleich:Schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verfassung <strong>der</strong>NEK wurde Christus präzis als<strong>der</strong> „Gekreuzigte <strong>und</strong> Auferweckte“def<strong>in</strong>iert (so auch <strong>in</strong>Pommern: „Die PommerscheEvangelische Kirche bekenntsich zu Christus, dem Sohn deslebendigen Gottes, dem für unsgekreuzigten <strong>und</strong> auferstandenenHerrn.“ In <strong>der</strong> Kirchenprov<strong>in</strong>zSachsen: „…unter ihrem HaupteJesus Christus, dem unter unsMensch gewordenen WorteGottes, dem gekreuzigten <strong>und</strong>auferstandenen Herrn, auf densie wartet…“; jetzt auch <strong>in</strong> <strong>der</strong>Ev.-Kirche <strong>in</strong> Mitteldeutschland:„Sie bekennt sich zu JesusChristus, dem gekreuzigten <strong>und</strong>auferstandenen Herrn <strong>der</strong> Welt<strong>und</strong> Haupt <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en heiligenallgeme<strong>in</strong>en <strong>und</strong> apostolischenKirche.“ Und im Rhe<strong>in</strong>land:„Die Evangelische Kirche imRhe<strong>in</strong>land bekennt sich zu JesusChristus, dem Fleisch gewordenenWorte Gottes, dem für unsgekreuzigten, auferstandenen<strong>und</strong> zur Rechten Gottes erhöhtenHerrn, auf den sie wartet.“ In <strong>der</strong>Lippischen Kirche: Getreu dem<strong>Bekenntnis</strong>…zu Jesus Christus,dem gekreuzigten <strong>und</strong> auferstandenenSohn Gottes, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>kommen<strong>und</strong> se<strong>in</strong> Reich vollendenwird…“). In <strong>der</strong> Präambel desVerfassungsentwurfs fehlt diesechristologische Präzisierung,die verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t, daß <strong>der</strong> Begriff„Evangeli<strong>um</strong>“ unscharf wird.Das soteriologische „pronobis“ wird <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Verfassungen<strong>in</strong> <strong>der</strong> Präambel fixiert:„für uns gekreuzigt“ (Pommern,Rhe<strong>in</strong>land); das reformatorische„sola“ wird bezeugt: „…daß dasHeil alle<strong>in</strong> aus Gnaden, alle<strong>in</strong> imGlauben an Jesus Christus empfangenwird.“ (Baden); Hessen<strong>und</strong> Nassau: „…daß alle<strong>in</strong> JesusChristus unser Heil ist, uns offenbartalle<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Heiligen SchriftAlten <strong>und</strong> Neuen Testaments,geschenkt alle<strong>in</strong> aus Gnaden,empfangen alle<strong>in</strong> im Glauben.“Bayern def<strong>in</strong>iert „die Mitte desEvangeli<strong>um</strong>s“ als „die Rechtfertigungdes sündigen Menschendurch den Glauben <strong>um</strong> Christiwillen“. Diese Formelfixierungenmarkieren unverzichtbare Grenzen,jenseits <strong>der</strong>er Kirche aufhört,Kirche Jesu Christi zu se<strong>in</strong>. Auchhier bleibt die neue Verfassungeigenartig schweigsam.Bemerkenswert ist, daß <strong>der</strong>Begriff „Wahrheit“, die Christus<strong>in</strong> Person ist, im gesamtenVerfassungstext fehlt. In <strong>der</strong>Präambel <strong>der</strong> nordelbischenVerfassung stand noch <strong>der</strong> Satz:„Die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche…ist verpflichtet,ihr <strong>Bekenntnis</strong>, ihreVerkündigung <strong>und</strong> ihren Dienstam biblischen Zeugnis zu prüfen<strong>und</strong> Verfälschungen abzuwehren.“Das war von Anfang an e<strong>in</strong>egenu<strong>in</strong> geistlich-theologischeAufgabe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirche. In denlutherischen <strong>Bekenntnis</strong>schriftenwird sie durchgängig wahrgenommen;ebenso <strong>in</strong> <strong>der</strong> BarmerTheologischen Erklärung. Auchhier bleibt <strong>der</strong> Verfassungsentwurfh<strong>in</strong>ter dem Notwendigenzurück. Denn Kirche agiert heute<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gesellschaft, die e<strong>in</strong>emgeistig-religiösen Supermarktmit e<strong>in</strong>er hohen Verwirrungsdynamikgleicht. Der pastoraleAuftrag erzw<strong>in</strong>gt klare Orientierung.Die aber kann es nichtgeben kann ohne das Ne<strong>in</strong> zuE<strong>in</strong>stellungen <strong>und</strong> Lehren, die<strong>der</strong> Heiligen Schrift <strong>und</strong> den<strong>Bekenntnis</strong>sen <strong>der</strong> lutherischenKirche wi<strong>der</strong>sprechen.Im Verfassungsentwurf wirddie Geme<strong>in</strong>de zwischen Kirchenkreise<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> Diensten<strong>und</strong> Werken an<strong>der</strong>erseits <strong>in</strong> je<strong>der</strong>H<strong>in</strong>sicht geschwächt, obwohlsie <strong>der</strong> genu<strong>in</strong>e Ort ist, an demdie Christen ganzheitlich <strong>und</strong>kreativ Gott im Gottesdienstfeiern, das Wort Gottes hören,die Sakramente empfangen,Seelsorge erfahren, Unterrichterteilen, Menschen missionarischz<strong>um</strong> Glauben e<strong>in</strong>laden <strong>und</strong> denMenschen dienen. Die Nivellierungdes Geme<strong>in</strong>debegriffsdurch se<strong>in</strong>e Ausweitung auf alleEbenen kirchlichen Lebens <strong>in</strong><strong>der</strong> Ev.-Luth. Kirche im Nordenhalten wir für e<strong>in</strong>en Irrweg: Die9


Ebenen von Landeskirche <strong>und</strong>Kirchenkreis mit ihren Gremiens<strong>in</strong>d ebenso wie die Dienste <strong>und</strong>Werke (z.B. die E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong>Öffentlichkeitsarbeit o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Diakonie)s<strong>in</strong>nvolle Organisationsformen,aber nicht Lebensrä<strong>um</strong>e,<strong>in</strong> denen die Christen regelmäßigzusammen kommen, <strong>um</strong> Gottim Gottesdienst eucharistischzu feiern <strong>und</strong> die Sakramentezu empfangen. Dies aber ist dasHerzstück, aus dem heraus sichdie vielfältigen Gestalten von Geme<strong>in</strong>de<strong>und</strong> Kirche geistvoll entfalten.Die theologische Überhöhung<strong>der</strong> funktional bestimmtenorganisatorisch-soziologischenAusprägungen kirchlichen Lebensdurch den Geme<strong>in</strong>debegriffführt <strong>in</strong> die Irre.Das Siebwahlsystem solltedurch e<strong>in</strong>e Urwahl <strong>der</strong> Landessynodeabgelöst werden. Es hat<strong>in</strong> <strong>der</strong> NEK r<strong>und</strong> 30 Jahre langzu weitgehen<strong>der</strong> Intransparenzgeführt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e echte Repräsentanz<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>deglie<strong>der</strong><strong>in</strong> den Synoden ausgeschlossen.In <strong>der</strong> Landessynode warzeitweilig mehr als die Hälfte<strong>der</strong> Synodalen mittelbar o<strong>der</strong>unmittelbar im Lebensunterhaltvon <strong>der</strong> Kirche abhängig. Bisweilensaß <strong>der</strong> Propst, <strong>der</strong> durchden Konvent <strong>der</strong> Pröpste gewähltwar, neben se<strong>in</strong>er Frau, die auf<strong>der</strong> Liste <strong>der</strong> Dienste <strong>und</strong> Werke<strong>in</strong> die Synode gelangte (Spötternannten die Synode e<strong>in</strong>en „mittlerenHauptbetriebsrat“). In <strong>der</strong>Verfassung <strong>der</strong> Ev.-Luth. Kircheim Norden wird dies Verfahrenzwar vere<strong>in</strong>facht, aber fortgeführt.Wir s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Überzeugung,daß e<strong>in</strong> Urwahlverfahrenfür die Landessynode wie etwa<strong>in</strong> Württemberg <strong>der</strong> richtigereWeg ist. Es hätte zur Folge, daßsich Gruppen bilden <strong>und</strong> programmatischprofilieren, <strong>und</strong> so10ließe sich die Vielfalt <strong>der</strong> Kircheöffentlich sichtbar machen. DasSiebwahlsystem, das Kirche aufGr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Erfahrungen mit denNazis schützen sollte, verführtese<strong>in</strong>erseits zur Klüngelbildung<strong>und</strong> hat ke<strong>in</strong>eswegs das E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>genvon Ideologien <strong>in</strong> die Kircheverh<strong>in</strong><strong>der</strong>t <strong>und</strong> dazu beigetragen,daß die Beschlüsse <strong>der</strong> Synoden<strong>in</strong> Nordelbien, wo das <strong>Bekenntnis</strong>berührt war, immer bekenntniskonformblieben <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kirchez<strong>um</strong> Besten dienten.Der Verfassungsentwurf enthälte<strong>in</strong> Verständnis des kirchlichenAmtes, das vom lutherischenKonzept des Priestert<strong>um</strong>saller Gläubigen her bestimmtist (vgl. z.B. Abschnitt 1, Art.11 (3) <strong>und</strong> Art. 15 (1)). Das entsprichtjedoch we<strong>der</strong> <strong>der</strong> HeiligenSchrift noch dem lutherischen<strong>Bekenntnis</strong>. Sowohl die <strong>Bekenntnis</strong>schriftenwie Luther haben exegetischbegründet das ord<strong>in</strong>ierteAmt nicht aus dem allgeme<strong>in</strong>enPriestert<strong>um</strong> heraus entwickelt, esist vielmehr von Christus selbstzur Wortverkündigung <strong>und</strong> Sakramentsverwaltunge<strong>in</strong>gesetzt(<strong>in</strong>stitut<strong>um</strong> est; CA V). Das ord<strong>in</strong>ierteAmt steht <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>degegenüber, durch das ord<strong>in</strong>ierteAmt spricht <strong>und</strong> handelt Christusselbst. Dies Mißverständnis beschädigtauch das Bischofsamt,wie es die Verfassung def<strong>in</strong>iert.Der geistlichen Verantwortung,die CA XXVIII den Bischöfenz<strong>um</strong>utet (… das Evangeli<strong>um</strong> zupredigen, Sünde zu vergeben <strong>und</strong>zu behalten, die Sakramente zureichen <strong>und</strong> zu handeln, die Lehre,die dem Evangeli<strong>um</strong> zuwi<strong>der</strong>ist, zu verwerfen, die Gottlosen,<strong>der</strong>en gottloses Wesen offenbarist, aus <strong>der</strong> christlichen Geme<strong>in</strong>deauszuschließen), werden dieAmtsbeschreibungen <strong>in</strong> Artikel93 nicht gerecht. Die gewissenhafte<strong>in</strong>gehaltene Ord<strong>in</strong>ationals Voraussetzung für das Amt<strong>der</strong> öffentlichen Verkündigung<strong>und</strong> <strong>der</strong> Sakramentsverwaltungist überdies die M<strong>in</strong>destvoraussetzungfür e<strong>in</strong>en auf ök<strong>um</strong>enischesMite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zielendenDialog mit den orthodoxen <strong>und</strong>katholischen Kirchen über dieDifferenzen im Amtsverständnis.In <strong>der</strong> Verfassung wird so vonvornhere<strong>in</strong> auf den Bau durchbekenntniskonforme Theologiemöglicher ök<strong>um</strong>enischer Brückenverzichtet.In <strong>der</strong> Präambel selbst ist <strong>in</strong> <strong>der</strong>Beschreibung des Verhältnisseszu Israel die christologischeDifferenz klarer herauszustellen.Wir schlagen vor zu formulieren:„Die Ev.-Luth. Kirche im Nordenehrt Israel als das erwählte Volk,dem Gottes bleibende Treue gilt.Mit Israel weiß sie sich durchChristus, ihren gekreuzigten <strong>und</strong>auferstandenen Herrn verb<strong>und</strong>en.“Erheblich angemessenereFormulierungen, als sie <strong>der</strong> Verfassungsentwurfbietet, enthaltendie Präambeln <strong>der</strong> Ev. Kirche <strong>der</strong>Pfalz: „Durch ihren Herrn JesusChristus weiß sie sich h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>genommen<strong>in</strong> die VerheißungsgeschichteGottes mit se<strong>in</strong>em ersterwähltenVolk Israel – z<strong>um</strong> Heilfür alle Menschen. Zur Umkehrgerufen, sucht sie Versöhnungmit dem jüdischen Volk <strong>und</strong> trittje<strong>der</strong> Form von Judenfe<strong>in</strong>dschaftentgegen“ <strong>und</strong> die <strong>der</strong> Ev. Kirche<strong>in</strong> Mitteldeutschland: „DurchJesus Christus steht die Kirche<strong>in</strong> <strong>der</strong> VerheißungsgeschichteGottes mit se<strong>in</strong>em Volk Israel –bleibend gültig z<strong>um</strong> Heil für alleMenschen.“ Der zweite Satz desVerfassungsentwurfs ist nichtnur unpräzis, er ist durch se<strong>in</strong>christologisches Defizit auchirreführend <strong>und</strong> überdies <strong>in</strong> <strong>der</strong>im Verfassungsentwurf vorlie-


genden Form e<strong>in</strong> Affront gegendie messianischen Juden, die anJesus, Israels Messias, glauben.Und Christen lesen Gottes Weisungennicht schlicht mit Israel,son<strong>der</strong>n im Geist Jesu Christi,<strong>und</strong> sie hoffen nicht e<strong>in</strong>fach aufdie Vollendung <strong>der</strong> Gottesherrschaft,son<strong>der</strong>n auf Jesu ChristiWie<strong>der</strong>kunft, die den neuen Himmel<strong>und</strong> die neue Erde br<strong>in</strong>gt <strong>und</strong>die Herrschaft des dreie<strong>in</strong>igenGottes vollendet.An nicht wenigen Stellen wirkt<strong>der</strong> Text zerredet. Die Verfassung<strong>der</strong> Ev. Kirche <strong>in</strong> Mitteldeutschlandbeispielsweise zeigt, wiee<strong>in</strong>e gut formulierte Präambelaussehen kann. Auch e<strong>in</strong> Verfassungstextsollte e<strong>in</strong>e gewissesprachliche Qualität haben. Diesgilt vor allem für die Präambel.Zu beanstanden ist weiter, daßdie Auflistung von Aufgabeno<strong>der</strong> Zugehörigkeiten an vielenStellen des Verfassungstextesnicht selten unorganisch aufgelistetist; vgl. etwa Abschnitt 1,Art. 8, wo die VELKD <strong>der</strong> EKDnachgeordnet ist.E<strong>in</strong>e biblische Grenze ist überschrittenE<strong>in</strong> offener Brief <strong>in</strong> verzweifelter LageIn e<strong>in</strong>em geradezu verzweifeltoffenen Brief an den EKD-Ratsvorsitzenden,Präses NikolausSchnei<strong>der</strong> (Düsseldorf), erklärt<strong>der</strong> tief <strong>in</strong> <strong>der</strong> Heiligen Schrift <strong>und</strong>se<strong>in</strong>er Kirche verwurzelte PastorUwe Holmer (Serrahn/Mecklenburg),daß er zwar nicht aus<strong>der</strong> Kirche austrete, aber <strong>in</strong> die<strong>in</strong>nere Opposition gehen werde,wenn se<strong>in</strong>e Kirche die Pastorategleichgeschlechtlichen Lebensgeme<strong>in</strong>schaftenöffne. Anlassist das von <strong>der</strong> EKD-Synode imHerbst beschlossene Pfarrdienstrecht,das es den Landeskirchenermöglicht, das Zusammenlebenhomosexueller Partner im Pfarrhauszu gestatten. Uwe Holmerleitete von 1983 bis 1991 die diakonischeE<strong>in</strong>richtung LobetalerAnstalten bei Berl<strong>in</strong>. Außerdemwar er Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Evangelistenkonferenz<strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR <strong>und</strong>Mitglied des Hauptvorstandes<strong>der</strong> Deutschen EvangelischenAllianz. Bekannt wurde er durchdas wohl ungewöhnlichste „Kirchenasyl“<strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Geschichte:Holmer nahm Anfang1990 den obdachlos gewordenenEx-DDR-StaatsratsvorsitzendenErich Honecker (1912-1994) <strong>und</strong>dessen Frau Margot <strong>in</strong> se<strong>in</strong>emPfarrhaus <strong>in</strong> Lobetal auf.Sehr verehrter Herr Vorsitzen<strong>der</strong>,ich b<strong>in</strong> dankbar für me<strong>in</strong>e<strong>evangelisch</strong>e Kirche. Ich b<strong>in</strong><strong>in</strong> ihr getauft, konfirmiert <strong>und</strong>gelehrt worden. Und seitdemich <strong>in</strong> <strong>der</strong> LandeskirchlichenGeme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>e bewusste Entscheidungfür e<strong>in</strong> Leben mit Jesusgetroffen habe <strong>und</strong> me<strong>in</strong>es Heilsgewiss geworden b<strong>in</strong>, wurde esmir zur Freude <strong>und</strong> z<strong>um</strong> Auftrag,lebenslang den Dienst <strong>der</strong> Verkündigungdes Evangeli<strong>um</strong>s <strong>in</strong>unserem Land zu tun.Zunehmend aber leide ichan unserer Kirche. Zunehmendnehmen Kirchenleitungen ihrWächteramt nicht wahr, duldendie Leugnung biblischer Heilstatsachen<strong>und</strong> sehen mit an, wie enttäuschtegläubige Christen ihreKirche verlassen. Ständig verliertunsere <strong>evangelisch</strong>e Kirche anMitglie<strong>der</strong>n, an E<strong>in</strong>fluss sowie anLeucht- <strong>und</strong> Orientierungskraft.Das ist auch für unser Volk e<strong>in</strong>tiefer Schaden. Mit dem neuenPfarrdienstgesetz ist nun für allesichtbar e<strong>in</strong>e biblische Grenzeüberschritten. Das reformatorische„sola scriptura“, die alle<strong>in</strong>igeGeltung <strong>der</strong> Heiligen Schriftals „Regel <strong>und</strong> Richtschnur fürLehre <strong>und</strong> Leben“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>evangelisch</strong>enKirche ist mit diesem Gesetzaufgegeben. Unsere Kirchesoll aber nach Gottes Willen „dieGeme<strong>in</strong>de des lebendigen Gottes,e<strong>in</strong> Pfeiler <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>feste<strong>der</strong> Wahrheit“ se<strong>in</strong> (1. Timotheus3,15). Praktizierte Homosexualitätlässt sich mit den deutlichenAussagen <strong>der</strong> Heiligen Schriftnicht vere<strong>in</strong>baren.Es gibt für mich e<strong>in</strong>en weiteren,wichtigen Gr<strong>und</strong> dafür,dass ich homosexuelle Partnerschaftim Pfarrhaus ablehne:Ich will, dass me<strong>in</strong>en (Enkel-)K<strong>in</strong><strong>der</strong>n das biblische Leitbilde<strong>in</strong>er Familie mit Mann <strong>und</strong> Frau<strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n vor Augen gestelltwird. Und ich wünsche <strong>und</strong> bete,dass sie es übernehmen. Ich willaber nicht, dass das <strong>evangelisch</strong>ePfarrhaus mit dem Anspruch desgeistlichen Amtes ihnen nahelegt,homosexuelle Partnerschaft seiebenfalls e<strong>in</strong> biblisches Leitbild.Gerade <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit von Pubertät<strong>und</strong> Konfirmation brauchen K<strong>in</strong><strong>der</strong>Vorbil<strong>der</strong>, die ihr Leben prägen.Vom Pfarrhaus soll biblischeWeisung <strong>in</strong>s Land gehen.Ich b<strong>in</strong> froh, dass me<strong>in</strong>e mecklenburgischeKirche noch zurückhaltendist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Übernahmeunbiblischer Lehren. Ich teile Ihnenaber mit: Sollte auch unsere11


Landeskirche bzw. die kommendeNordkirche ihre Pfarrhäuser fürpraktizierende homosexuellePaare öffnen, werde ich michke<strong>in</strong>em kirchlichen Vorgesetztenunterordnen, <strong>der</strong> diesem Gesetzzustimmt. Ich kann <strong>in</strong> ihm ke<strong>in</strong>enHirten sehen, <strong>der</strong> die Geme<strong>in</strong>de„auf e<strong>in</strong>er grünen Aue weidet <strong>und</strong>z<strong>um</strong> frischen Wasser“ führt.Ich trete nicht aus <strong>der</strong> Kircheaus, son<strong>der</strong>n gehe <strong>in</strong> die<strong>in</strong>nerkirchliche Opposition. Woich aber von Geme<strong>in</strong>den <strong>und</strong>Gruppen zur Verkündigung gerufenwerde, werde ich dem nachKräften folgen.Und wo bekenntnistreueGruppen endlich ihre Une<strong>in</strong>igkeitenüberw<strong>in</strong>den <strong>und</strong> sich <strong>in</strong>den zentralen Glaubenslehren zusammenf<strong>in</strong>den,werde ich dabeise<strong>in</strong>. Wir haben da ja e<strong>in</strong> gutesVorbild <strong>in</strong> <strong>der</strong> „BekennendenKirche“ <strong>der</strong> dreißiger Jahre. Dakönnte dann auch Ernst gemachtwerden mit dem Wort von <strong>der</strong>„ekklesia semper reformanda“,von <strong>der</strong> Kirche, die immer neureformiert werden muss. Auch dieSchrift von Mart<strong>in</strong> Luther ist neuzu bedenken, dass e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>deRecht <strong>und</strong> Macht habe, alle Lehrezu beurteilen <strong>und</strong> Lehrer zu berufen.Gott kann sich dafür jüngere,fähige Leute erwecken.Das <strong>evangelisch</strong>e Pfarrhausist Jahrh<strong>und</strong>erte h<strong>in</strong>durch e<strong>in</strong>segensreiches Vorbild <strong>in</strong> unseremVolk gewesen. Diese Vorbildwirkungist stark im Schw<strong>in</strong>den. Mitdem neuen Gesetz würde es zue<strong>in</strong>em verhängnisvollen Vorbildwerden, dem sich viele christlicheEltern entziehen würden.Bitte verstehen Sie, dass ichdiesen Brief als e<strong>in</strong>en offenen<strong>in</strong> die kirchliche Öffentlichkeitgebe. Ich tue es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hoffnung,dass Brü<strong>der</strong> <strong>und</strong> Schwestern,12die an e<strong>in</strong>en Austritt aus <strong>der</strong>Kirche denken, es mir gleichtun<strong>und</strong> nicht austreten, son<strong>der</strong>n als„Protestanten“ ebenfalls Protestanmelden <strong>und</strong> zusammenrücken.Denn alles, was die Kircheschwächt, schwächt auch ihrenSegensdienst <strong>in</strong> unserem Volk.Dieser Offene Brief ist zugleiche<strong>in</strong> Appell an die bekennendenGruppen, sich zu e<strong>in</strong>igen <strong>und</strong>bekennende Christen zu sammeln,damit sie ihre Kirche nichtverlassen.Erlauben Sie mir bitte noch e<strong>in</strong>igeerklärende Bemerkungen:1. Ich will es auf ke<strong>in</strong>en Fall bei<strong>der</strong> Ablehnung praktizierter Homosexualitätbewenden lassen.Ich denke positiv, vom biblischenLeitbild <strong>der</strong> Ehe her. Von dahersehe ich die Sexualität <strong>und</strong> diePolarität von Mann <strong>und</strong> Frau alse<strong>in</strong>e gute Gabe Gottes <strong>und</strong> freuemich über die je eigenen Gaben,die Gott je<strong>der</strong> Frau <strong>und</strong> jedemMann gegeben hat. Ich halte esfür die Berufung Gottes <strong>und</strong> e<strong>in</strong>großes Glück für den Menschen,e<strong>in</strong>e liebevolle Ehe <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e fröhlicheFamilie zu erstreben. Essteht außer Zweifel, dass e<strong>in</strong> Volkviele ges<strong>und</strong>e Familien braucht.Deshalb ist e<strong>in</strong>e Kirche von Gotther verpflichtet, das biblischeLeitbild den Menschen vor Augenzu stellen.2. Wer me<strong>in</strong>en Schritt alslieblose Diskrim<strong>in</strong>ierung vonHomosexuellen versteht, irrt sich.Ich „gebe je<strong>der</strong>mann die Ehre“,auch dem Homosexuellen. Denner ist wie ich z<strong>um</strong> Ebenbild Gottesberufen <strong>und</strong> von Gott geliebt.Aber homosexuelle Praxis kannich nur als Sünde sehen, vor <strong>der</strong>die <strong>Bibel</strong> warnt. Ich liebe me<strong>in</strong>enhomosexuellen Mitmenschenauch dar<strong>in</strong>, dass ich ihm gerne zudem biblischen Leitbild von Ehe<strong>und</strong> Familie verhelfen möchte.Nach 1. Mose 1,27f hat Gott Mann<strong>und</strong> Frau zur lebenslangen Ehegeschaffen <strong>und</strong> begabt <strong>und</strong> zurZeugung <strong>und</strong> Erziehung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>nberufen <strong>und</strong> gesegnet. Gottkann auch zur K<strong>in</strong><strong>der</strong>losigkeitberufen. Aber Homosexualität istnach Gottes Wort ke<strong>in</strong>e Berufung,son<strong>der</strong>n Folge <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>enGottlosigkeit, an <strong>der</strong> <strong>der</strong> Betroffeneoft nicht e<strong>in</strong>mal selber schuldist. Schon deshalb kann ich e<strong>in</strong>enHomosexuellen nicht verurteilen.Ich muss ihn ermutigen, an <strong>der</strong>Verän<strong>der</strong>ung se<strong>in</strong>er Sexualität <strong>in</strong><strong>der</strong> Kraft des Heiligen Geistes zuarbeiten, bzw. wo es nicht gel<strong>in</strong>gt,es den Schwestern <strong>und</strong> Brü<strong>der</strong>ngleichzutun, die sich von Gott <strong>und</strong>unter seelsorgerlicher Begleitungdie Kraft erbitten, zölibatär zuleben.3. Die Öffnung <strong>der</strong> <strong>evangelisch</strong>enPfarrhäuser <strong>und</strong> dieöffentliche Anerkennung <strong>der</strong>Homosexualität als christlicheLebensform trennt uns von <strong>der</strong>Ök<strong>um</strong>ene. Die überwiegendeMehrheit <strong>der</strong> christlichen Kirchen<strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt sieht homosexuellePraxis als nicht vere<strong>in</strong>bar mit<strong>der</strong> biblischen Lehre an.4. Auch den Muslimen wirddurch das neue Pfarrdienstgesetz<strong>der</strong> Zugang zur Kirche <strong>und</strong> ihreIntegration <strong>in</strong> Deutschland versperrt.Dieses Gesetz steht allenBemühungen <strong>um</strong> Integrationentgegen. Juden <strong>und</strong> Muslimesehen praktizierte Homosexualitätals Gräuelsünde an. Es istihnen unmöglich, sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>eGesellschaft zu <strong>in</strong>tegrieren, diediese Lebensform als e<strong>in</strong>e Schöpfungsvarianteansieht.Sieht die EKD eigentlich, wiesie durch dieses Gesetz den Muslimenden Zugang zu Glauben<strong>und</strong> Leben <strong>in</strong> Deutschland ver-


sperrt? Verachtung wäre noch diemildeste Form <strong>der</strong> muslimischenAblehnung.5. Laut idea (Nr. 3, 2011) hatdie Präses <strong>der</strong> EKD-SynodeKatr<strong>in</strong> Gör<strong>in</strong>g-Eckardt erklärt,dass die EKD-Synode mehrheitliche<strong>in</strong>e Position vertritt, diegleichgeschlechtliche Lebensgeme<strong>in</strong>schaftenakzeptiert. Und <strong>der</strong>frühere EKD-RatsvorsitzendeManfred Kock me<strong>in</strong>te, auf dieDauer würden sich alle Landeskirchenfür Pfarrer <strong>in</strong> homosexuellenPartnerschaften öffnen.Kock wörtlich: „Das wird nichtaufzuhalten se<strong>in</strong>. Gut so, sageich“. Die Zielrichtung <strong>der</strong> EKDist also klar.Für mich ergibt sich daraus:Wi<strong>der</strong>stand im Namen des Herrnnach dem Vorbild <strong>der</strong> Reformatoren,<strong>der</strong> Väter <strong>der</strong> BekennendenKirche <strong>und</strong> <strong>der</strong> jüngsten Erklärung<strong>der</strong> acht Altbischöfe.Im Dienst unserer KircheIhnen verb<strong>und</strong>en grüße ich SieIhr Uwe HolmerDas neue Pfarrdienstgesetz <strong>der</strong> EKDAls am 10. November 2010 die126 EKD-Synodalen das Pfarrdienstgesetze<strong>in</strong>stimmig annahmen,fand, ohne daß alle sich dessenbewußt waren, e<strong>in</strong> weiterersehr unauffälliger, aber effektiverSchritt zur Ablösung <strong>der</strong> <strong>evangelisch</strong>enKirchen <strong>in</strong> Deutschlandvom biblischen Menschenbild<strong>und</strong> Geschlechterethos statt. Im§ 39 heißt es: „(1) Pfarrer<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Pfarrer s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong> ihrerLebensführung im familiärenZusammenleben <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihrer Ehean die Verpflichtungen aus <strong>der</strong>Ord<strong>in</strong>ation (§ 3 Absatz 2) geb<strong>und</strong>en.Hierfür s<strong>in</strong>d Verb<strong>in</strong>dlichkeit,Verlässlichkeit <strong>und</strong> gegenseitigeVerantwortung maßgebend.“ Inden erklärenden Ausführungsbestimmungenheißt es dann: „DerBegriff ‚familiäres Zusammenleben‘ist h<strong>in</strong>gegen bewusst weitgewählt. Er <strong>um</strong>fasst nicht nurdas generationsübergreifendeZusammenleben, son<strong>der</strong>n jedeForm des rechtsverb<strong>in</strong>dlich geordnetenZusammenlebens vonm<strong>in</strong>destens zwei Menschen, dassich als auf Dauer geschlossene,solidarische E<strong>in</strong>standsgeme<strong>in</strong>schaftdarstellt <strong>und</strong> damit den<strong>in</strong> Satz 2 genannten <strong>in</strong>haltlichenAnfor<strong>der</strong>ungen Verb<strong>in</strong>dlichkeit,Verlässlichkeit <strong>und</strong> gegenseitigeVerantwortung genügt.“ Was isthier falsch? Absatz 1 ermöglicht„den Gliedkirchen <strong>und</strong> gliedkirchlichenZusammenschlüssen<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e, ihre jeweilige, häufig<strong>in</strong> engagierten Diskussionenerrungene Praxis z<strong>um</strong> Umgangmit E<strong>in</strong>getragenen Lebenspartnerschaftenohne erneute Diskussionfortzusetzen.“Der Offene Brief <strong>der</strong> achtBischöfeDer Offene Brief <strong>der</strong> 8 angesehenenAltbischöfe z<strong>um</strong>Pfarrdienstgesetz <strong>der</strong> EKD ware<strong>in</strong> Fanal, näm lich die dr<strong>in</strong>gendeAuffor<strong>der</strong>ung, den Diskurs überdas unbewältigte Verhältnis vonKirche <strong>und</strong> Homo sexualität amBeispiel des symbolträchtigenPfarrhauses wie<strong>der</strong> aufzunehmen.„Es geht dabei im Gr<strong>und</strong>e<strong>um</strong> nichts Ger<strong>in</strong>geres als <strong>um</strong> dieFrage, ob <strong>evangelisch</strong>e Kirchendarauf bestehen, dass die HeiligeSchrift die alle<strong>in</strong>ige Gr<strong>und</strong>lagefür den Glauben <strong>und</strong> das Lebenihrer Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> für denDienst <strong>und</strong> die Lebensführungihrer ord<strong>in</strong>ierten Pfarrer<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Pfarrer bleibt, o<strong>der</strong> ob e<strong>in</strong>eLandeskirche nach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>ene<strong>in</strong>e Angleichung an die <strong>in</strong> <strong>der</strong>Gesellschaft üblich gewordenenLebensformen für so wichtighalten, dass sie dafür die Orientierungan <strong>der</strong> Heiligen Schriftaufgeben bzw. aufweichen.“ DieMa<strong>in</strong>stream-Theologen – mehrheitlichgewiß Überzeugungstäter- setzen <strong>in</strong> diesem Umsturzdes biblischen Geschlechter-Ethos die Wahrheit <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong>, diegeistliche Existenz <strong>der</strong> Kirche<strong>und</strong> nicht zuletzt auch das Heil<strong>und</strong> das Wohl von Menschenaufs Spiel. Nichts ist <strong>in</strong> Wahrheitwirklich geklärt. In unerträglicherLeichtfertigkeit blieb dasVerhältnis von homosexueller Lebenspraxis<strong>und</strong> Heil theologischsträflich verzeichnet - fernab von<strong>Bibel</strong> <strong>und</strong> Wirklichkeit, ganz imS<strong>in</strong>ne von Bonhoeffers „billigerGnade“. Aber es wurden schwerrevidierbare Fakten geschaffen.Das Heident<strong>um</strong> kehrtzurückIn „fürstlichen“ Zeiten wares die Ehe von Thron <strong>und</strong> Altar,<strong>in</strong> <strong>der</strong> die Kirche ihr biblischesProfil preisgab. Heute ist es <strong>der</strong>Ma<strong>in</strong>stream diesseitsorientiertenGlaubens, dessen Normen nichtmehr Gott, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Menschmenschenrechtlich setzt. Demzivilreligiös gezähmten Christent<strong>um</strong>fehlt längst die Kraft,Kontraste zu setzen, dies <strong>um</strong> somehr, seit die gründlich historisch-kritischaufgeklärte <strong>Bibel</strong>ke<strong>in</strong> dem Zeitgeist gewachsenesWi<strong>der</strong>lager mehr bildet. Seit demWeltgestaltungs-Utopismus <strong>der</strong>68er Theologen sehr schnell dieLuft ausgegangen war, blieb e<strong>in</strong>Rest vom großen Wurf: die Re-13


lativierung von Ehe <strong>und</strong> Familie<strong>und</strong> die Ablösung <strong>der</strong> Sexualitätvom Sexualethos <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong>. Dieunvermeidliche Folge war diegr<strong>und</strong>legende Paganisierung desprotestantischen Ma<strong>in</strong>stream-Christent<strong>um</strong>s. Der Geist e<strong>in</strong>espostmo<strong>der</strong>n wie<strong>der</strong>erwachtenHeident<strong>um</strong>s durchdr<strong>in</strong>gt dieKirche.Erleichtert wurde dieser Prozeßim H<strong>in</strong>blick auf die Homosexualitätdadurch, daß sichdie <strong>Bibel</strong> historisch-kritischpräparieren <strong>und</strong> im Rahmene<strong>in</strong>er protestantischen Vulgärhermeneutikfür die Interessenhomosexuell geneigter Christenöffnen ließ. Vulgärhermeneutischwird das Evangeli<strong>um</strong> („wasChrist<strong>um</strong> treibet“) vom Gesetz,das Gesetz von <strong>der</strong> konkretenbiblischen Weisung, die Rechtfertigungvon <strong>der</strong> Schöpfung <strong>und</strong>die geschlechtliche Liebe von <strong>der</strong>Institution <strong>der</strong> Ehe gelöst. Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>mal tauchen gnostisierendeDenkstrukturen auf: <strong>der</strong> Leib<strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Anatomie verlierenihren gottgewollten S<strong>in</strong>n: Penis<strong>und</strong> Anus feiern die Hochzeit. DieInstitution wird flexibilisiert: Ehesteht nicht mehr unter Gottes Gebot<strong>und</strong> Verheißung „bis <strong>der</strong> Todeuch scheidet“, sie wird vielerorts<strong>in</strong> die Freiheit versetzt „solangeihr euch liebt“. Postmo<strong>der</strong>n wirdWirklichkeit z<strong>um</strong> Konstrukt.Zugespitzt formuliert: Der homofaber entwirft se<strong>in</strong> Gottes- <strong>und</strong>Menschenbild <strong>und</strong> konstruiertdie Wirklichkeit nach ideologischemGeschmack <strong>und</strong> se<strong>in</strong>emexistentiellen Getriebense<strong>in</strong>.Die homosexuelle Lebensgeme<strong>in</strong>schaftim Pastorat <strong>und</strong> vordem Altar erweist sich längst alsEtappenziel auf dem Weg <strong>in</strong> dasvon Gott emanzipierte Gen<strong>der</strong>-Paradies, <strong>in</strong> dem die Gött<strong>in</strong> <strong>der</strong>„<strong>Bibel</strong> <strong>in</strong> Gerechter Sprache“ zur14Liebes-Party lädt.Die Klarheit <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong> wurdeschon <strong>in</strong> den 90er Jahren vernebelt,<strong>um</strong> e<strong>in</strong>er hoch agilen, strafforganisierten, <strong>in</strong>zwischen längstnicht mehr diskrim<strong>in</strong>iertenKle<strong>in</strong>gruppe von Christen unterdem Mantel <strong>der</strong> Liebe entgegenzu kommen. Der § 39 des Pfarrdienstgesetzes<strong>der</strong> EKD ist dasSymptom für e<strong>in</strong>e Infektion,die das Immunsystem protestantischerMa<strong>in</strong>streamkirchengr<strong>und</strong>legend geschädigt hat. 1Die Gefährdung <strong>der</strong>Geme<strong>in</strong>schaft am Tischdes Herrn durch dieRelativierung von <strong>Bibel</strong><strong>und</strong> <strong>Bekenntnis</strong>Schon <strong>der</strong> EKD-Text „MitSpannungen leben“ zeigte 1996,wie EKD-Gremien LuthersGr<strong>und</strong>satz (die <strong>Bibel</strong> ist <strong>in</strong> sichklar <strong>und</strong> genügt zur Klärungaller Glaubens- <strong>und</strong> Lebensfragen),preisgaben <strong>und</strong> unterdem Druck <strong>der</strong> <strong>in</strong>nerkirchlichenHomosexuellengrup pen mitakrobatischer theologischer Gelenkigkeitdie uns<strong>in</strong>nige Vorstellungvon <strong>der</strong> ethisch gestaltba renSünde e<strong>in</strong>führten. Hier hieltensie nämlich e<strong>in</strong>erseits fest, daßhomosexuelle Praxis dem WillenGottes wi<strong>der</strong>spricht, also Sündeist, glaubten aber an<strong>der</strong>erseits,daß homosexuelle Beziehungenmit homosexuellem Geschlechtsverkehr,<strong>der</strong> Gottes Willen wi<strong>der</strong>spricht,sich ethisch gestaltenlassen. Inzwischen proklamierenprotestantische Bischöfe, homosexuellerGeschlechtsverkehr sei<strong>in</strong> sich nicht sündhaft.Dem wi<strong>der</strong>sprechen Christenim Rahmen e<strong>in</strong>er 2000jährigenTradition geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong>überwältigenden Mehrheit allerChristen, also im „magnus consensus“,weltweit: HomosexuellerGeschlechtsverkehr <strong>in</strong> welcherGestalt auch immer ist gelebteSünde. Haben sie recht, <strong>und</strong> dafürspricht fast alles, dann bedeutetdies, daß die Kirche verblendetSünde legitimiert, Menschendas Gewissen vernebelt <strong>und</strong>die Möglichkeit <strong>der</strong> Vergebung,also das Heil verschließt. Dennam Heil kann <strong>der</strong> Sün<strong>der</strong> nurteilhaben, wenn er Vergebungerfährt, die Vergebung aber istbiblisch an die Erkenntnis <strong>der</strong>Sünde <strong>und</strong> die Bereitschaft zurUmkehr geb<strong>und</strong>en.Beide Seiten berufen sich aufdie <strong>Bibel</strong>. Beide Seiten f<strong>in</strong>denaber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er heilsentscheidenden(soteriologischen) Frage zweiAntworten, die sich radikalwi<strong>der</strong>sprechen. Hier wird exemplarischwahrnehmbar, dass wir<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> EKD gegenwärtignicht durch e<strong>in</strong> eucharistische Geme<strong>in</strong>schaftstiftendes Verstehen<strong>der</strong> <strong>Bibel</strong> – <strong>und</strong> das heißt Christusverstehen - <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Geistam Tisch des Herrn gee<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d.Ist unter diesen Bed<strong>in</strong>gungenAbendmahls-Geme<strong>in</strong>schaftmöglich?HomophileF<strong>und</strong>amentalistenDie Befürworter <strong>der</strong> Öffnung<strong>der</strong> Pastorate für gleichgeschlechtlicheLebensgeme<strong>in</strong>schaftenfor<strong>der</strong>n völlig zu Recht, manmüsse die e<strong>in</strong>zelnen biblischenBelege zur Homosexualität vombiblischen Gesamtzeugnis herverste hen. Sie s<strong>in</strong>d ihrer eigenenFor<strong>der</strong>ung allerd<strong>in</strong>gs miterstaunlicher E<strong>in</strong>seitigkeit ausdem Weg gegangen. Unbestreitbarhat Sexualität im Rahmen desbiblischen Menschenbildes ihrenvon Gott gewollten Lebensra<strong>um</strong><strong>in</strong> <strong>der</strong> kreativen Liebe zwischenMann <strong>und</strong> Frau, die K<strong>in</strong><strong>der</strong>ndas Leben schenkt <strong>und</strong> damit


im Auftrag Gottes nachhaltigZukunft ermöglicht. Ausgezeichnetformuliert <strong>der</strong> KielerNeutestamentler Jürgen Beckerfür das Neue Testament den weitreichendenwissenschaftlichenKon sens: „Die Ehe ist <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zigeOrt, an dem Sexualität unter dasStichwort <strong>der</strong> Heiligung gestelltist, dar<strong>um</strong> fällt alles an<strong>der</strong>eunter die Hurerei...” Dieser aus<strong>der</strong> Klarheit <strong>der</strong> Schrift durchhistorische Exegese gewonnenenFeststellung, <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Licht diewenigen biblischen Belege zurHomosexualität - auch die Stellenaus dem alttesta mentlichenHeilig keitsgesetz - zu verstehens<strong>in</strong>d, stehen die exegetischen Hypothesen<strong>der</strong> Befürworter e<strong>in</strong>er„ethisch verantwortlich gelebtenHomosexualität“ gegenüber. Ke<strong>in</strong>e<strong>der</strong> vielen, nicht selten fantasievollenHypothesen konnte sichwissenschaftlich überzeugenddurchsetzen. E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> ständigwie<strong>der</strong>holten Hypothesen ist dieBehauptung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> antiken Welthabe es die verantwortlich <strong>und</strong>verb<strong>in</strong>dlich gelebte homosexuelleLebensgeme<strong>in</strong>schaft nicht gegeben.Genau diese Behauptungaber ist nicht bewiesen, son<strong>der</strong>nvielmehr ganz offensichtlichfalsch. Der angesehene Yale-Historiker John Boswell br<strong>in</strong>gte<strong>in</strong>e Fülle von antiken Belegenfür homosexuelle Beziehungenaußerhalb des Christent<strong>um</strong>s, diedurchaus mit <strong>der</strong> gegenwärtiggeregelt gelebten homosexuellenLebenspartnerschaft vergleichbars<strong>in</strong>d. 2 Sie wurden, <strong>um</strong> es <strong>in</strong><strong>der</strong> Sprache <strong>der</strong> EKD zu beschreiben,verläßlich, verb<strong>in</strong>dlich <strong>und</strong>verantwortlich gelebt. Das zeigtauch Karl Hoheisel <strong>in</strong> se<strong>in</strong>ergründ lichen Zusammenstellung<strong>in</strong> <strong>der</strong> Realenzyklopädie fürAntike <strong>und</strong> Christent<strong>um</strong>. 3 In <strong>der</strong>bunten Vielfalt <strong>der</strong> Antike gab esnicht selten – auch zu Zeiten desNeuen Testaments – die treue,verb<strong>in</strong>dliche, Verantwortung füre<strong>in</strong>an<strong>der</strong> übernehmende homosexuelleBeziehung. Auch <strong>der</strong>Philosoph Harald Seubert lieferte<strong>in</strong>en weitgespannten Über blick,<strong>der</strong> dieses Bild bestätigt. 4 Es gab<strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit des Neuen Testamentse<strong>in</strong>deutig respektvoll gelebtehomophile Beziehungen.Es ist schon bemerkenswert,mit welcher geradezu f<strong>und</strong>amentalistischbesessenen Leidenschaftdie Hypothesen <strong>der</strong>Homophilen, die aus e<strong>in</strong>er nichtan <strong>der</strong> biblischen Wahrheit, son<strong>der</strong>nan Bedürfnissen orientiertenHermeneutik gewonnen s<strong>in</strong>d,gegen die histo risch erhebbarenBef<strong>und</strong>e festgehalten, verteidigt<strong>und</strong> proklamiert werden.Die ethischeNeutralisierung <strong>der</strong>SexualitätSexualität, Geschlechtlichkeit<strong>und</strong> geschlechtliche Beziehungenwurden im Gefolge <strong>der</strong> sexuellenRevolution <strong>und</strong> <strong>der</strong> diversenEmanzipationsbewegungen ausdem Gefüge überkommenerethischer Wertungen herausgelöst.Daraus entstand auch <strong>in</strong> Kirche<strong>und</strong> Theologie zunehmende<strong>in</strong>e Praxis ethischer Indifferenzmit Rabattgewährung: Scheidungz<strong>um</strong> Beispiel ist längst ke<strong>in</strong> dasAmt berührendes Problem mehr.Sie stärkt sogar, wie <strong>der</strong> Fall Käßmannzeigte, die wahrgenommenepersönliche Authentizität.An die Stelle <strong>der</strong> präzisen Weisungentreten weiche, dehnbareBegriffe. Im Pfarrdienstgesetz(§ 39) <strong>der</strong> EKD, wie auch <strong>in</strong>zwischen<strong>in</strong> den meisten kirchlichenVerlautbarungen, werden Ehe<strong>und</strong> Lebensformen durch dieTrias „Verb<strong>in</strong>dlichkeit, Verlässlichkeit<strong>und</strong> gegenseitige Verantwortung“ethisch qualifiziert.Ra<strong>in</strong>er Mayer entlarvt die ethischneutrale Brauchbarkeit dieser Sek<strong>und</strong>ärtugenden:Sie „stehen sowohle<strong>in</strong>er Kirchengeme<strong>in</strong>de alsauch e<strong>in</strong>er Räuberbande gut an.Sie s<strong>in</strong>d ungeeignet, <strong>um</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sich falsche Handlung z<strong>um</strong> Gutenzu wenden. Um es krass zu sagen:Auch Adolf Hitler <strong>und</strong> AdolfEichmann standen zu e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> imVerhältnis von Ver b<strong>in</strong>dlichkeit,Verlässlichkeit <strong>und</strong> gegenseitigerVerantwortung!“ In homosexuellenVerb<strong>in</strong>dungen wird vielerortszwischen „sexueller Treue“ <strong>und</strong>„sozialer Treue“ unterschieden.Der homosexuelle Sozial- <strong>und</strong>Sexual wissenschaftler HelmutKentler, e<strong>in</strong>st gefeierter Rednerauf Kirchentagen <strong>und</strong> Ideengeberzu e<strong>in</strong>er <strong>um</strong>gewerteten Sexualethik<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> <strong>evangelisch</strong>enJugendarbeit, sprach von e<strong>in</strong>erse<strong>in</strong>em Wesen entsprechendenNeigung des Homo sexuellenzur Promiskuität, durch die ere<strong>in</strong>e Luststeigerung erreiche. 5Dies wird durch Dannecker <strong>und</strong>Reiche, die 1974 „den ‚mo<strong>der</strong>nenKlassiker‘ <strong>der</strong> b<strong>und</strong>esdeutschenHomosexuellenforschungschrieben”, <strong>und</strong> viele an<strong>der</strong>ebestätigt 6 <strong>und</strong> bisher nirgendswi<strong>der</strong>legt. 7 „Sexuelle Treue ist <strong>in</strong>homosexuellen Beziehungen dieAusnahme <strong>und</strong> nicht die Regel.” 8Der kirchliche HUK-AktivistHerbert Engel lehnt die „partnerschaftlicheHomosexualität“, die<strong>in</strong> monogamen PaarbeziehungenGestalt gew<strong>in</strong>nt, gr<strong>und</strong>sätzlichals lebensfremde Enge ab. Siesei „mehr <strong>und</strong> vielgestaltigerals die auf Dauer angelegtePartnerschaft, <strong>in</strong> welcher Sexualitätnur mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigenPartner gelebt wird.“ 9 Nach M.Dannecker gehört das Redenvon Dauerpartner schaften <strong>in</strong> dieAnfangsphase des Kampfes <strong>um</strong>15


Eman zipation; Promiskuität gehörez<strong>um</strong> Wesen <strong>der</strong> homosexuellenLust. Die sexuell monogame<strong>und</strong> dann auch noch auf Lebenszeit(„bis <strong>der</strong> Tod scheidet“) geschlosseneBeziehung zwischenhomosexuellen Männern kommtim Unterschied zur heterosexuellenEhe so gut wie nie vor.Die Realitätsverweige rung istangesichts dieser sexual- <strong>und</strong>sozialwissenschaftlich nachgewiesenenFakten unglaublich.Status confessionis: <strong>der</strong>Zwang z<strong>um</strong> Wi<strong>der</strong>standLiegt hier, wie die EKD-Theologen unermüdlich behaupten,nur e<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> Ordnungo<strong>der</strong> des Rechts vor? Ist es e<strong>in</strong>eethische Frage, die den Glaubennicht berührt? O<strong>der</strong> ist hier<strong>der</strong> „status confessionis“, dieNotwendigkeit des geistlichenWi<strong>der</strong>stands, gegeben? DerChrist ist z<strong>um</strong> Wi<strong>der</strong>stand <strong>um</strong>des Glaubens willen (status confessionis)herausgefor<strong>der</strong>t, wo dieWahrheit des dreie<strong>in</strong>igen Gottes,die <strong>der</strong> Mensch <strong>in</strong> Gesetz <strong>und</strong>Evangeli<strong>um</strong> hört, verfälscht wird.Diese Wahrheit kennzeichnet diewahre Kirche. Das Augsburger<strong>Bekenntnis</strong> nennt zwei Kennzeichen<strong>der</strong> Kirche (notae ecclesiae),<strong>der</strong>en Deformierung den statusconfessionis auslöst: die re<strong>in</strong>eVerkündigung des Evangeli<strong>um</strong>s<strong>und</strong> die rechte Verwaltung <strong>der</strong>Frühjahrstagung <strong>der</strong><strong>Kirchliche</strong>n <strong>Sammlung</strong>am Sonnabend, dem 30. April ab 9.30 UhrAnscharkirche + Geme<strong>in</strong>dehaus<strong>in</strong> Ne<strong>um</strong>ünsterSakra mente. Ra<strong>in</strong>er Mayer machtdarauf aufmerksam, daß Lutherden Kreis <strong>der</strong> Kennzeichen <strong>der</strong>Kirche, <strong>der</strong>en Verletzung denZwang z<strong>um</strong> geistlichen Wi<strong>der</strong>standauslöst, erheblich weiterauszieht: So nennt Luther 1541<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Schrift „Wi<strong>der</strong> HansWorst“ zehn Kennzeichen <strong>der</strong>Kirche, darunter den Ehestandals die von Gott, dem Schöpfer,gesegnete <strong>und</strong> auf Fruchtbarkeith<strong>in</strong> offene Ordnung <strong>der</strong> Schöpfung,<strong>in</strong> <strong>der</strong> alle<strong>in</strong> die Sexualitätihren gottgewollten Lebensra<strong>um</strong>hat. Das heißt: Nach Luther trittdort, wo die schöpfungsgemäßebiblische Eheordnung – die homosexuelleLebenspartnerschaftist nicht schöpfungsgemäßeEhe – verlassen wird, <strong>der</strong> statusconfessionis e<strong>in</strong>. Luther denkt tr<strong>in</strong>itarisch.Er hat gewußt, daß dasNeue Testament jeden nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong>Ehe gelebten Geschlechtsverkehrals Unzucht (Porneia) verurteilt.Pfarrer Albrecht I. HerzogWas bedeutet heutedie B<strong>in</strong>dung an das ev.-luth. <strong>Bekenntnis</strong>?Unzucht aber verunre<strong>in</strong>igt <strong>und</strong>entheiligt den geschöpflichenLeib, <strong>der</strong> Tempel des HeiligenGeistes ist <strong>und</strong> teil hat am LeibJesu Christi (1.Kor 6,12ff.). DieFrage nach dem status confessionisist hier unausweichlich, dennes steht das Heil von Menschenangesichts des Jüngsten Gerichtsauf dem Spiel <strong>evangelisch</strong>er Kirchenleitungen.Der status confessionis aberhat notwendig Konsequenzenfür die geistliche E<strong>in</strong>heit <strong>der</strong>Kirche. Das Bild von <strong>der</strong> „versöhntenVerschiedenheit“, löstdiesen <strong>Bekenntnis</strong>konflikt nicht.Es wird sich zeigen, ob wir uns<strong>um</strong> Gottes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Menschenwillen auf den Weg e<strong>in</strong>er Umkehrfor<strong>der</strong>n lassen, die neuesgeistliches Leben <strong>und</strong> E<strong>in</strong>heit <strong>in</strong><strong>der</strong> Wahrheit schafft.Dr. Dieter Müller1 Im Folgenden greife ich Überlegungen auf, <strong>in</strong> denen Prof. Dr. Dr. Mayer am 9. März im bayrischen Neuendettelsau <strong>in</strong> großer Umsicht die Situation beschrieben hat.2 John Boswell, Same-Sex Unions <strong>in</strong> Premo<strong>der</strong>n Europe, New York 1994, S. 53ff.3 Hoheisel, Karl, Homosexualität, Dassmann, Ernst u.a. , RAC 16, Sp. 289 - 364, Stuttgart 1994, Sp. 290.4 Der Aufsatz ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Broschüre <strong>der</strong> <strong>Kirchliche</strong>n <strong>Sammlung</strong> <strong>in</strong> Bayern / KSBB erschienen. …5 Kentler, Helmut, Die Menschlichkeit <strong>der</strong> Sexualität. Berichte, Analysen, Kommentare, , München, 1983, S.556 Dannecker, Mart<strong>in</strong>; Reiche, Reimut, Der gewöhnliche Homosexuelle. E<strong>in</strong>e soziologische Untersuchung über männliche Homosexuelle <strong>in</strong> <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik , Frankfurt (Ma<strong>in</strong>), 1974; “UnterHomosexuellen ist promiskes Verhalten nahezu selbstverständlich...” (aaO. S.78).7 Vgl. R<strong>in</strong>gel<strong>in</strong>g, Hermann, Homosexualität - Teil II: Zur ethischen Urteilsf<strong>in</strong>dung, Zeitschrift für Evangelische Ethik, 31, S.82-102, 1987, S.84ff.8 Dannecker/Reiche, aaO. S.180. Vgl. auch „DU&ICH“, 3, 1999, u.a. S.16f. Dies ist e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> auflagenstärksten Homosexuellen-Magaz<strong>in</strong>e <strong>der</strong> BRD.9 Engel, Herbert; u.a., Farbe bekennen. E<strong>in</strong> Projekt für Ihre Geme<strong>in</strong>de, gg. von <strong>der</strong> Ök<strong>um</strong>enischen Arbeitsgruppe Homosexuelle <strong>und</strong> Kirche e.V., Köln, 4. überarb. Aufl., 1/94, S.41.KIRCHLICHE SAMMLUNG, e<strong>in</strong> Informationsblatt, herausgegeben <strong>und</strong> verlegt von <strong>der</strong> <strong>Kirchliche</strong>n <strong>Sammlung</strong> <strong>um</strong> <strong>Bibel</strong> <strong>und</strong> <strong>Bekenntnis</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong>Nordelbischen Evangelisch - Lutherischen Kirche e.V., Saturnweg 39, 22391 Hamburg, ersche<strong>in</strong>t drei- bis viermal im Jahr. Der Bezugspreis ist fürMitglie<strong>der</strong> im Beitrag enthalten. Interessierte Nicht‐Mitglie<strong>der</strong> erhalten das Blatt frei Haus, wenn Sie <strong>der</strong> <strong>Sammlung</strong> e<strong>in</strong>e freiwillige Spende <strong>in</strong> Höhevon jährlich m<strong>in</strong>destens 10 € zuwenden. Geson<strong>der</strong>te E<strong>in</strong>zelstücke: 1 € zuzüglich Versandspesen. E<strong>in</strong>zahlung auf das Postgirokonto Hamburg Nr.30236 - 202 (BLZ 200 100 20) o<strong>der</strong> auf das Konto Nr. 112 500 bei <strong>der</strong> Evangelischen Darlehnsgenossenschaft Kiel (BLZ 210 602 37) <strong>der</strong> „<strong>Kirchliche</strong>n<strong>Sammlung</strong>“. Redaktion: Dr. Dieter Müller (verantwortlich). Zuschriften s<strong>in</strong>d an den verantwortlichen Redakteur (Westr<strong>in</strong>g 200, 24116 Kiel; e-mail:dr.dietermueller@t-onl<strong>in</strong>e.de) zu richten. Druck: Compact Media Hamburg, Dammtorstraße 29. Titelbild: Meister Bertram von M<strong>in</strong>den, Hannover,1394; Pieta: Fra Angelico: Freskenzyklus im Dom<strong>in</strong>ikanerkloster San Marco <strong>in</strong> Florenz, 1437-46; Foto Robert Spaemann: Bild-Copyright: EberhardKoll; Foto Dom<strong>in</strong>ik Klenk: OjC Reichelsheim.

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