Download Pdf [2,79 MB] - MTU Aero Engines
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<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> Holding AG<br />
Dachauer Straße 665<br />
80995 München • Deutschland<br />
Tel. +49 89 1489-0<br />
Fax +49 89 1489-5500<br />
www.mtu.de<br />
Big Deal für<br />
Ludwigsfelde<br />
■ Technik + Wissenschaft ■ Kunden + Partner ■ Anekdoten<br />
Ein Leichtgewicht geht<br />
in Serie<br />
Neuer Sound über<br />
Neuburg<br />
Winter 2006/<br />
Frühling 2007<br />
Fliegerbrillen - vom Augenschutz<br />
zum Kultobjekt
Inhalt<br />
Big Deal für Ludwigsfelde<br />
Großauftrag für die <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg:<br />
Air Wisconsin lässt die CF34-Triebwerke ihrer CRJ200-Jets<br />
instand halten.<br />
Seite 4<br />
Ein Leichtgewicht<br />
geht in Serie<br />
Erfolgreiche Forschung:<br />
Experten der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong><br />
<strong>Engines</strong> entwickeln einen<br />
neuen, leichten Werkstoff<br />
für Schaufeln.<br />
Seite 10<br />
Neuer Sound über Neuburg<br />
Quantensprung beim Jagdgeschwader 74: Eurofighter<br />
ersetzt Phantom und katapultiert den Fliegerhorst ins<br />
neue Jahrtausend.<br />
Seite 14<br />
2 REPORT<br />
Fliegerbrillen –<br />
vom Augenschutz<br />
zum Kultobjekt<br />
Faszination Fliegen: Wie<br />
Flugpioniere modische<br />
Akzente setzten und sich<br />
Fliegerbrillen zum Alltagsaccessoire<br />
entwickelten.<br />
Seite 32<br />
Titelthema<br />
Big Deal für Ludwigsfelde 4 - 7<br />
Technik + Wissenschaft<br />
Fluggerätesteuerung mit Potenzial<br />
Ein Leichtgewicht geht in Serie<br />
<strong>MTU</strong> Global<br />
Kunden + Partner<br />
Produkte<br />
Reportagen<br />
Anekdoten<br />
8 - 9<br />
10 - 11<br />
Made in Germany 12 - 13<br />
Neuer Sound über Neuburg<br />
Atlas Air - Rufzeichen: Gigant<br />
Test bestanden<br />
TÜV auf rauer See<br />
Gigantisches Puzzle<br />
Goldgrube Alttriebwerk<br />
14 - 17<br />
18 - 19<br />
20 - 23<br />
24 - 25<br />
26 - 29<br />
30 - 31<br />
Fliegerbrillen – vom Augenschutz zum Kultobjekt 32 - 35<br />
News<br />
Impressum<br />
36 - 39<br />
39<br />
Editorial<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
im Vergleich zu anderen Industriezweigen ist<br />
die Luft- und Raumfahrtbranche extrem langfristig<br />
ausgerichtet. Hier wird weniger in<br />
Tagen und Monaten gerechnet als vielmehr<br />
in Jahren und Jahrzehnten. Flugzeuge und<br />
Triebwerke sind mehrere Dekaden lang im<br />
Einsatz, bevor sie abgelöst werden. Erfolge<br />
und Errungenschaften stellen sich in entsprechenden<br />
Zeitspannen ein. Das gilt auch<br />
für die <strong>MTU</strong> – in der Regel. Bestätigt hat<br />
diese Regel jetzt eine erfreuliche Ausnahme:<br />
In den vergangenen sechs Monaten konnten<br />
wir gleich mehrere Erfolge vermelden.<br />
In Ludwigsfelde hat die <strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Berlin-Brandenburg beim CF34 den größten<br />
Auftrag ihrer Geschichte an Land gezogen.<br />
Die renommierte amerikanische Fluglinie Air<br />
Wisconsin wird hier exklusiv alle Triebwerke<br />
ihrer 70 zweistrahligen Bombardier CRJ200-<br />
Regionaljets instand halten lassen.<br />
Der zweite Streich: Mit General Electric hat<br />
die <strong>MTU</strong> einen Vertrag geschlossen, der eine<br />
Beteiligung am Triebwerk F414 vorsieht. Das<br />
ist für uns ein strategisch wichtiger Schritt,<br />
markiert er doch den Einstieg in das lukrative<br />
US-Militärgeschäft. Über einen möglichen<br />
Ausbau der Aktivitäten wird bereits nachgedacht.<br />
Die dritte Erfolgsmeldung kommt für uns<br />
vom A380-Triebwerk GP7000. Nach einigen<br />
Verzögerungen hat der Mega-Airbus erstmals<br />
mit diesem Triebwerk abgehoben. Für<br />
den Antrieb und die <strong>MTU</strong> ist das ein wichtiger<br />
Meilenstein auf dem Weg zur Indienststellung.<br />
Und last but not least hat die <strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Hannover in Langenhagen das erste<br />
PW6000-Serientriebwerk ausgeliefert. Es<br />
wurde Ende August an Vertreter unseres<br />
langjährigen Partners Pratt & Whitney übergeben.<br />
All das zeigt: Wir können jetzt Früchte ernten,<br />
die auf strategischen Entscheidungen<br />
der letzten Jahre basieren. Zugutekommen<br />
diese Erfolge nicht nur dem <strong>MTU</strong>-Stammwerk<br />
in München, sondern auch den Tochtergesellschaften.<br />
Über die jüngsten Highlights freuen wir uns<br />
sehr, ruhen uns aber nicht darauf aus. Das<br />
Gebot der Stunde ist und bleibt, immer wieder<br />
neu zu überprüfen, ob unsere Abläufe<br />
und Strukturen auf der Höhe der Zeit sind.<br />
Gerade in unserer Branche gilt: Stillstand ist<br />
Rückschritt. Deswegen haben wir damit<br />
begonnen, das Unternehmen erneut auf<br />
Schwachstellen und Verbesserungsmöglichkeiten<br />
zu durchleuchten und bereits erste<br />
Maßnahmen angestoßen. Nur so können wir<br />
in unserer Liga dauerhaft an der Spitze mitspielen<br />
und unseren Kunden optimale Produkte<br />
und Dienstleistungen zu angemessenen<br />
Preisen bieten. Dieser Grundsatz hat die<br />
<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> von Anfang an geleitet<br />
und wird sie auch in die Zukunft führen.<br />
Ihr<br />
Udo Stark<br />
Vorsitzender des Vorstands<br />
REPORT 3
Titelthema<br />
4 REPORT<br />
Big Deal<br />
für Ludwigsfelde<br />
Kevin Gordon hat soeben die Daten vom Abnahmelauf des ersten CF34 in Ludwigsfelde erhalten – exzellente<br />
Werte. Etwas anderes hat der Powerplant Operations Director von Air Wisconsin auch gar nicht erwartet. Die größte<br />
unabhängige Regionalfluglinie der USA ist neuer Kunde der <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg und hat ihr den<br />
größten CF34-Auftrag ihrer Geschichte beschert: Die Airline lässt alle CF34-3B1-Triebwerke ihrer 70 CRJ200-Jets in<br />
Ludwigsfelde instand halten.<br />
Ende Juli wurde die transatlantische Zusammenarbeit<br />
mit einem Zehn-Jahres-Vertrag im<br />
Wert von rund 240 Millionen Euro besiegelt.<br />
Bis zu 300 Shopvisits sind geplant. Trotz des<br />
Transports aus Übersee in der gewohnt<br />
schnellen Durchlaufzeit der <strong>MTU</strong>.<br />
Der Auftakt im Shop war ein großer Vertrauensbeweis<br />
des Neukunden: Air Wisconsin<br />
schickte das erste CF34 gleich zur Überholung<br />
nach Deutschland und nicht wie eigentlich<br />
üblich zu einer vorherigen Leistungsprobe.<br />
„Die hervorragende Qualität, der hohe<br />
Leistungsanspruch und das gesamte technische<br />
Leistungsspektrum der <strong>MTU</strong> haben<br />
mich sehr beeindruckt“, so Gordon.<br />
Christine Deister, Executive Vice President<br />
and CFO, lobt die Serviceorientierung: „Die<br />
Silke Dierkes<br />
kurzen Durchlaufzeiten, die exzellent ausgebildeten<br />
Fachkräfte, die hohe Qualität und<br />
das Rundum-Sorglos-Paket haben uns überzeugt,<br />
den Auftrag an die <strong>MTU</strong> zu vergeben.“<br />
Die Airline, die jährlich sechs Millionen Passagiere<br />
befördert, legt großen Wert auf Zuverlässigkeit<br />
und Sicherheit; für Gordon sind<br />
das die wichtigsten Anforderungen an ein<br />
Triebwerk. „Wir verzeichnen eine sehr geringe<br />
Ausfallrate unserer Antriebe“, betont er.<br />
Die Triebwerksflotte von Air Wisconsin zählt<br />
zu den zuverlässigsten unter den CF34-Betreibern.<br />
Umso mehr freuen sich die<br />
Ludwigsfelder über die neuen Gäste im<br />
Shop. Der Ansporn ist groß. Bernd Kessler,<br />
Vorstand Zivile Instandhaltung der <strong>MTU</strong><br />
<strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>: „Der Langzeitvertrag unter-<br />
streicht unsere Position als einer der führenden<br />
CF34-Instandhalter. Mit Air Wisconsin<br />
haben wir eine sehr erfolgreiche Fluglinie<br />
gewinnen können, die wir kompromisslos<br />
unterstützen. Damit hoffen wir, zu ihrem<br />
weiteren Erfolg beizutragen.“<br />
Die Maintenance-Spezialisten der <strong>MTU</strong><br />
haben zusammen mit Air Wisconsin an<br />
einem maßgeschneiderten Instandhaltungskonzept<br />
gefeilt. „Es ist ein bisher einmaliger<br />
Mix aus verschiedenen Bausteinen. Damit<br />
wollen wir das Risiko für unplanmäßige Reparaturen<br />
so gering wie möglich halten und<br />
für eine größtmögliche Preisstabilität sorgen,<br />
ohne jedoch die Flexibilität einzuschränken“,<br />
erklärt Kurt Jensen, USA-Vertriebschef<br />
der <strong>MTU</strong> für das CF34.<br />
Der umfassende <strong>MTU</strong>-Service deckt alle<br />
Leistungen ab – von der Instandhaltung im<br />
Shop über die Reparatur am Flügel bis hin<br />
zum Einsatz von Ersatztriebwerken. „Wir<br />
legen großen Wert darauf, dem Kunden rund<br />
um die Uhr an jedem Tag des Jahres auf<br />
Abruf zur Verfügung zu stehen“, so André<br />
Wall, Geschäftsführer der <strong>MTU</strong>-Tochter in<br />
Ludwigsfelde. Überzeugen konnte das Unternehmen<br />
auch dank der selbst entwickelten,<br />
innovativen Reparaturverfahren. Für<br />
den Kunden ein lohnendes Argument: Der<br />
Verzicht auf teure Ersatzteile spart viel Geld.<br />
Das CF34 gehört zu den absoluten Bestsellern seiner<br />
Klasse. Weltweit fliegen etliche tausend Triebwerke<br />
und tausende stehen noch in den Order-Büchern.<br />
REPORT 5
Titelthema<br />
Die Montage der Fan-Schaufeln erfordert große<br />
Konzentration und Präzision.<br />
Rund 25 Kunden aus der ganzen Welt schicken<br />
ihre CF34-Arbeitspferde zur Auffrischungskur<br />
zur <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-<br />
Brandenburg; mit Air Wisconsin ist der erste<br />
Flottenauftrag einer US-Airline dazugekommen.<br />
Der nordamerikanische Markt ist strategisch<br />
wichtig, da hier rund 70 Prozent aller<br />
CF34-Triebwerke fliegen. Die Antriebsfamilie<br />
von General Electric zählt zu den meistverkauften<br />
ihrer Klasse und bringt Regional- und<br />
Businessjets der Typen Canadair CRJ100/<br />
200, -700, -900, Challenger 604/605 und<br />
Embraer 170/175/190/195 in die Luft.<br />
Bei den 50-Sitzern liegt das CF34 schon<br />
heute vorn; alle künftigen 70- und 100-Sitzer<br />
von Bombardier und Embraer werden exklusiv<br />
damit ausgestattet. Kunden schätzen den<br />
Antrieb aufgrund seines geringen Lärmauf-<br />
Visuelle Inspektionen, wie hier am Verdichter<br />
eines CF34, sind nach wie vor ein wichtiges Mittel<br />
der Qualitätssicherung.<br />
kommens sowie des niedrigen Schadstoffausstoßes.<br />
Die <strong>MTU</strong> Maintenance ist in dem<br />
zukunftsträchtigen Markt bestens positioniert.<br />
In ihrem Shop-Portfolio sind alle Modelle<br />
des Bestsellers vertreten: das CF34-3,<br />
-8 und -10. Das CF34-3 betreuen die<br />
Ludwigsfelder seit Anfang 2002; für das<br />
CF34-8, wachstumsstärkstes Familienmitglied,<br />
erhielten sie 2006 die Zulassung als<br />
Instandhaltungsbetrieb und die Vorbereitungen<br />
für die jüngste Version, das CF34-10,<br />
sind bereits angelaufen.<br />
Auch Air Wisconsin aus Appleton ist in der<br />
Branche kein Unbekannter. Die Regional-<br />
Airline blickt auf eine lange Geschichte zurück.<br />
1965 wurde die Fluggesellschaft in<br />
Wisconsin, einem US-Bundesstaat mit großer<br />
deutschstämmiger Bevölkerung, gegrün-<br />
Bevor das Triebwerk im Prüfstand getestet werden<br />
kann, muss es in einem speziell dafür vorgesehenen<br />
Raum entsprechend aufgerüstet werden.<br />
det. Am 23. August startete damals der<br />
Flugverkehr auf dem Outagamie County<br />
Regional Airport vor den Toren Appletons.<br />
Mit ein paar DeHavilland Doves-Maschinen<br />
flog man nach Chicago ins benachbarte<br />
Illinois. Heute kommt Air Wisconsin auf 500<br />
Starts am Tag; das Streckennetz spannt sich<br />
über den gesamten Nordosten der USA bis<br />
nach Kanada. Im Auftrag von US Airways<br />
Express steuert sie 70 Städte an. Appleton<br />
ist mittlerweile aus dem Flugplan gestrichen<br />
und nur noch Verwaltungssitz. Groß geworden<br />
ist Air Wisconsin als regionaler Zubringer<br />
für United Airlines, für die sie heute noch<br />
Bodendienstleistungen in 21 amerikanischen<br />
Städten erledigt. Zusammenschlüsse wie<br />
1985 mit der Mississippi Valley Airlines oder<br />
mit Aspen Airways 1991 sorgten für weiteres<br />
Wachstum.<br />
Im Auftrag von US Airways Express steuert Air Wisconsin 70 Städte an. Das CF34 auf dem Prüfstand der <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg in Ludwigsfelde.<br />
„In unserer langen Geschichte haben wir verschiedene<br />
Flugzeuge erfolgreich geflogen“,<br />
erzählt Stan Petersen-Gauthier, Vice President<br />
of Financial Planning and Analysis.<br />
Anfang der achtziger Jahre war Air Wisconsin<br />
Erstkunde in den USA für die BAe 146 von<br />
British <strong>Aero</strong>space. Die vierstrahligen Jets<br />
wurden auf Kurz- und Mittelstrecken eingesetzt.<br />
„23 Jahre hatten wir den Flieger in<br />
Dienst, erst vor kurzem wurde er in Rente<br />
geschickt. Wir haben die gesamten Instandsetzungs-<br />
und Überholungsleistungen vor<br />
Ort selbst erbracht und so mit der BAe-Flotte<br />
wertvolle Erfahrungen im Triebwerksmanagement<br />
gesammelt. Viele Erkenntnisse sind direkt<br />
in unsere Philosophie für das CF34-Flottenmanagement<br />
geflossen“, meint Gordon.<br />
Die jetzt vereinheitlichte Flotte aus 70 CRJ-<br />
Maschinen bringt einen entscheidenden<br />
Vorteil: „Dadurch, dass die CF34-Triebwerke<br />
sehr zuverlässig sind und wir keinen eigenen<br />
Überholungsbetrieb unterhalten müssen, ist<br />
der administrative Aufwand wesentlich geringer.“<br />
Und die Maintenance der CF34-Triebwerke<br />
bei der <strong>MTU</strong> in guten Händen.<br />
Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />
Jörg Witaseck<br />
+49 3378 824-570<br />
Interessante Multimedia-Services zu<br />
diesem Artikel unter:<br />
http://www.mtu.de/206Bigdeal<br />
6 REPORT REPORT 7
Technik + Wissenschaft<br />
Fluggerätesteuerung<br />
mit Potenzial<br />
Seinen ersten Auftritt in der Öffentlichkeit<br />
absolvierte das kleine militärische Aufklärungsflugzeug<br />
auf der diesjährigen ILA in<br />
Berlin. Seitdem kann Andreas Danier, Leiter<br />
der Geschäftsentwicklung militärische Antriebe<br />
bei der <strong>MTU</strong>, offener über den Flight<br />
Control Computer (FCC) sprechen, der in<br />
Robert Wouters<br />
Zum ersten Mal hat Deutschlands führender Triebwerkshersteller eine Fluggerätesteuerung (FCC) entwickelt, die im<br />
UAV-Demonstrator „Barracuda“ der EADS eingesetzt wird. Obwohl das UAV seinen Erstflug mit Bravour meisterte,<br />
misslang der Landeanflug des zweiten Erprobungsflugs. Ein solcher Unfall kann in einer frühen Flugtest-Phase nie vollständig<br />
ausgeschlossen werden. Die UAV-Aktivitäten werden bei EADS wie geplant fortgesetzt. Auch die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong><br />
<strong>Engines</strong> unterstützt den Fortgang des Projektes und tüftelt bereits an Weiterentwicklungen des FCC.<br />
dreijähriger Projektarbeit mit der EADS konzipiert<br />
wurde. Er ist sich sicher: „Die <strong>MTU</strong><br />
wird auch beim Thema Fluggeräteregelung<br />
ein gefragter Partner werden.“ Bei Triebwerksregelungs-<br />
und Überwachungssystemen,<br />
auf deren Technologie der FCC basiert,<br />
hat sich das Unternehmen weltweit bereits<br />
einen Namen gemacht; sie gehören zum<br />
Besten, was es auf dem Markt gibt. Mit dem<br />
neuen Flugcomputer zeigt die <strong>MTU</strong>, dass die<br />
breiten Erfahrungen und Kompetenzen aus<br />
diesem Bereich auf neue, artverwandte<br />
Bereiche übertragbar sind.<br />
Modular und auf optimale Konfigurierbarkeit ausgelegt: Die einschiebbaren Module<br />
des Barracuda-FCC.<br />
Ein Aushängeschild des Unternehmens ist<br />
die Digital Engine Control and Monitoring<br />
Unit (DECMU) für das EJ200-Triebwerk.<br />
„Damit haben wir bewiesen, dass wir diese<br />
Technologie beherrschen“, betont der Leiter<br />
Elektrische/Elektronische Geräteentwicklung<br />
Robert Hierlwimmer. „Und das Knowhow<br />
im Bereich der Fertigungs- und Aufbautechnologien<br />
ermöglichte uns die Umsetzung<br />
der Anforderungen an den FCC.“<br />
Die besonderen Merkmale des FCC sind das<br />
Prinzip der Modularität und die Freiheit bei<br />
der Konfigurierbarkeit. Beim seriennahen<br />
Muster arbeiten drei Kanäle mit jeweils drei<br />
elektronischen Modulen die vom Kunden bereitgestellte<br />
Anwendungssoftware für die<br />
Flugbewegungen ab. Ein ausfallsicheres<br />
Modul stellt die Stromversorgung sicher. Das<br />
Rechnermodul übernimmt alle Sensordaten,<br />
die Vorgaben des Flugprogramms und die<br />
Daten der anderen Bestandteile der Flugelektronik,<br />
vergleicht und bearbeitet sie und<br />
berechnet auf dieser Basis die Kommandos<br />
zur Steuerung des UCAV (Unmanned Combat<br />
Aerial Vehicle). Das Input-/Output-Modul<br />
(I/O) gibt diese dann an die Stellsysteme für<br />
die Ausführung der Flugbewegungen weiter.<br />
Bei der Ausführung setzten die Entwickler<br />
auf freie Anpassbarkeit, kostengünstigen<br />
Aufbau und auf speziell für die Anwendung<br />
geschriebene, einzelne Programmteile, die<br />
fest in den elektronischen Bauteilen gespeichert<br />
sind. Damit wurden die technischen<br />
Vorgaben erfüllt und im Vergleich zu bisherigen<br />
Systemkonzepten eine kostengünstige<br />
Lösung gefunden. Der modulare Aufbau und<br />
die Konfigurierbarkeit des Reglers verringern<br />
das Überalterungsrisiko deutlich: Sollten<br />
später einige der heute verwendeten elektronischen<br />
Bauteile nicht mehr verfügbar sein,<br />
würde dies keinesfalls zu aufwendigen Neuentwicklungen<br />
führen.<br />
Die <strong>MTU</strong> hat drei Flight Control Computer<br />
gebaut, die den Abnahmetest der EADS ohne<br />
nennenswerte Änderungen bestanden. Beeindruckend<br />
ist die kurze Projekt-Laufzeit:<br />
18 Monate nach dem Projektstart erfolgte<br />
die Übergabe eines flugfähigen C-Modells an<br />
die EADS. Für Hierlwimmer ist klar: „Wir<br />
wünschen uns den FCC in Serie.“ Die Zeichen<br />
dafür stehen günstig, denn die EADS<br />
hat schon einen dafür wichtigen Folgeauftrag<br />
erteilt: Die Software soll um eine Sicherheitsklasse<br />
angehoben werden.<br />
Natürlich wird die <strong>MTU</strong> diese Referenz nicht<br />
nur im Markt der unbemannten Fluggeräte<br />
nutzen, der in Zukunft immer wichtiger wird.<br />
Danier sieht die Chancen des FCC positiv:<br />
„Die modulare Bauweise ermöglicht den<br />
Der Antrieb des Demonstrators: das JT15D-Triebwerk<br />
von Pratt & Whitney Canada.<br />
Jede Menge Know-how auf der Platine, hohe Performance und trotzdem kostenoptimiert.<br />
Einsatz in anderen, auch bemannten Fluggeräten.<br />
Das haben unsere Gespräche mit<br />
vielen Systemherstellern bestätigt.“<br />
Neben dem FCC ist die <strong>MTU</strong> noch mit einem<br />
weiteren Teil am Barracuda beteiligt: Sie entwickelt<br />
und fertigt die Schubdüse. Da diese<br />
Düse Bestandteil des Flugzeugs ist und nicht<br />
des Triebwerks, muss sie gesondert gestaltet<br />
werden. Angetrieben wird das Experimental-<br />
Fluggerät von einem JT15D-Triebwerk des<br />
kanadischen Herstellers Pratt & Whitney<br />
Canada. Die Anforderungen an den Antrieb<br />
hat die <strong>MTU</strong> mitdefiniert und die Integration<br />
in den Flieger unterstützt.<br />
Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />
Andreas Danier<br />
+49 89 1489-2571<br />
Bilderdownloads zu diesem Artikel unter:<br />
http://www.mtu.de/206FCC<br />
Die fehlerfreie Leistung des Demonstrators beim<br />
Erstflug konnte beim zweiten Testflug nicht wiederholt<br />
werden.<br />
8 REPORT REPORT 9
Technik + Wissenschaft<br />
Ein Leichtgewicht geht in Serie<br />
Nicole Geffert<br />
Als der Mega-Airbus A380 im August erstmals mit dem GP7000 abhob, kam ein besonderes Leichtgewicht zum<br />
Einsatz: der LEK94, ein von der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> entwickelter neuer Werkstoff für Turbinen-Lauf- und Leitschaufeln.<br />
Mit dieser Innovation haben die <strong>MTU</strong>-Spezialisten eine optimierte Balance zwischen Leichtbau und Hitzebeständigkeit<br />
gefunden. Nach gelungener Premiere im GP7000 ist der LEK94 nun auf bestem Wege, mit weiteren Triebwerksprogrammen<br />
in Serie zu gehen.<br />
Zerreißprobe bei Gluthitze: Der LEK94 im thermomechanischen<br />
Ermüdungstest.<br />
Der Aufwand zur Entwicklung eines neuen<br />
Werkstoffs ist enorm, die Forschungsarbeit<br />
intensiv und langwierig. Außer exzellenter<br />
Fachkenntnis und Ausdauer brauchen Werkstoffingenieure<br />
ein feines Gespür für künftige<br />
Trends – und das Glück des Tüchtigen,<br />
ihre Innovation zum geeigneten Zeitpunkt in<br />
ein Programm einbringen zu können. Die Hürden<br />
bis zur Serienreife sind hoch. Dennoch<br />
haben sich die <strong>MTU</strong>-Experten entschlossen,<br />
mit dem LEK94 einen eigenen Schaufelwerkstoff<br />
zu entwickeln und nicht auf dem<br />
Markt vorhandene zu nutzen.<br />
„Moderne, effiziente Turbinenkonzepte verlangen<br />
nach geringerem Gewicht und hohen<br />
Drehzahlen“, erklärt Dr. Jörg Eßlinger, Leiter<br />
Werkstofftechnik bei der <strong>MTU</strong>. „Damit die<br />
Fliehkräfte möglichst niedrig bleiben, müssen<br />
wir bei den Schaufeln auf Leichtbau setzen.<br />
Zugleich sind die Temperaturen auf<br />
höchstem Niveau, was hochtemperaturfeste<br />
Materialien unumgänglich macht. Teure und<br />
schwere High-End-Materialien gibt es bereits<br />
auf dem Markt, jedoch ist ihr Temperatur-<br />
und Festigkeitspotenzial nicht bei jeder<br />
Anwendung erforderlich.“<br />
Leicht und preiswert sollte der neue Werkstoff<br />
aus dem <strong>MTU</strong>-Labor sein und dennoch<br />
der Hitze standhalten, die in einer Turbine<br />
herrscht. Was sich wie die Quadratur des<br />
Kreises anhört, war für die <strong>MTU</strong>-Werkstoffingenieure<br />
vor mehr als zehn Jahren Ansporn,<br />
die Entwicklung des LEK94 zu starten.<br />
Von 1994 bis 1998 tüftelten sie zusammen<br />
mit Hochschulen und Industriepartnern im<br />
Rahmen nationaler, öffentlich geförderter<br />
Forschungsprogramme, um eine geeignete<br />
Legierungszusammensetzung zu finden.<br />
„Der LEK94 ist eine einkristallin gegossene<br />
Superlegierung auf Nickelbasis und gehört<br />
damit zur Gruppe der metallischen Werkstoffe<br />
mit der höchsten Einsatztemperatur“,<br />
erläutert Dr. Thomas Mack, Experte für<br />
Hochtemperaturwerkstoffe, der den neuen<br />
Werkstoff mit seinem Team zur Serienreife<br />
gebracht hat. Die <strong>MTU</strong>-Experten reduzierten<br />
den Anteil schwerer und hitzebeständiger,<br />
teurer und seltener Metalle wie Rhenium,<br />
Wolfram und Tantal auf ein Minimum. Das<br />
spart Gewicht sowie Kosten und macht den<br />
LEK94 zu einem vergleichsweise preiswerten<br />
Material. Weiterer Pluspunkt: Der Werkstoff<br />
ist gut herstell- und vergießbar.<br />
2001 erfolgte die Patentierung. Seine erste<br />
Bewährungsprobe bestand der LEK94 als<br />
Laufschaufelwerkstoff in der Niederdruckturbine<br />
des ATFI-Demonstrators. Ein Jahr später<br />
kam zusätzliche Dynamik in das Projekt –<br />
der Einsatz im GP7000 zeichnete sich ab.<br />
„Ein neuer Schaufelwerkstoff braucht harte<br />
Tests, um sich für die Praxis zu bewähren.<br />
Daher war es für uns so wichtig in die<br />
GP7000-Triebwerkstests zu kommen“, erinnert<br />
sich Mack.<br />
Bis 2005 arbeiteten sein Team und er akribisch<br />
an den Voraussetzungen für einen Serieneinsatz.<br />
Der LEK94 absolvierte Material-,<br />
Bauteil- und Triebwerkstests mit Bravour.<br />
„Seine herausragende Eigenschaft ist die<br />
geringe Dichte, die ihn fast sieben Prozent<br />
leichter macht als vergleichbare Legierungen“,<br />
erläutert Dr. Stefan Weber, Leiter Entwicklung<br />
zivile Programme. „Die geringere<br />
Dichte wird nicht nur beim Gewicht der<br />
Laufschaufeln wirksam. Auch die Scheibe<br />
wird weniger belastet und lässt sich mit<br />
geringerem Gewicht konstruieren. Sogar das<br />
Gehäuse kann wegen der verringerten Durchschlagslasten<br />
dünner werden.“<br />
Die hervorragenden Eigenschaften überzeugten<br />
auch den <strong>MTU</strong>-Partner: Im April<br />
2005 bestand der LEK94 das anspruchsvolle<br />
„Technology Readiness Review“ bei Pratt &<br />
Whitney (P&W). Grünes Licht erteilte auch<br />
die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA,<br />
deren strenge Sicherheitskriterien erfüllt<br />
wurden. Damit ist erstmals ein <strong>MTU</strong>-Werkstoff<br />
in einem P&W-Triebwerk und in den<br />
USA zugelassen.<br />
Nach seiner erfolgreichen Serienpremiere im<br />
GP7000 zeichnen sich weitere Einsatzgebiete<br />
ab: Der LEK94 ist für die Laufschaufeln<br />
der Mitteldruckturbine des TP400-D6, des<br />
Antriebs für den Airbus-Militärtransporter<br />
A400M, vorgesehen und absolvierte bereits<br />
entsprechende Tests. Eßlinger ist zuversichtlich:<br />
„Potenziell können die vordersten Lauf-<br />
Setzt weltweit Maßstäbe: Die Niederdruckturbine des GP7000 – hier noch mit komplexer Testverkabelung.<br />
und Leitschaufelreihen fast aller <strong>MTU</strong>-Niederund<br />
Mitteldruckturbinen aus LEK94 gefertigt<br />
werden.“<br />
Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />
Dr. Thomas Mack<br />
+49 89 1489-6635<br />
Bilderdownloads zu diesem Artikel unter:<br />
http://www.mtu.de/206LEK94<br />
10 REPORT REPORT 11
<strong>MTU</strong> Global<br />
Made in Germany<br />
Generationswechsel bei Top Gun: Die Zeiten der Grumman F-14 Tomcat sind endgültig vorbei. Die weltberühmte<br />
Ausbildungseinheit unterrichtet nun Piloten auf der neuesten Errungenschaft der US Navy, der Boeing F/A-18E/F<br />
Super Hornet. Ab dem nächsten Jahr mit an Bord: Teile aus Deutschland. Die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> hat mit dem<br />
Triebwerkslieferanten General Electric - Aviation einen Vertrag über die Beteiligung am F414-Antrieb des flugzeugträgergestützten<br />
Kampfflugzeugs geschlossen.<br />
„Mit der Programmpartnerschaft gelingt uns<br />
der Einstieg in den militärischen Markt der<br />
Vereinigten Staaten. Damit erreichen wir einen<br />
neuen, wichtigen Meilenstein in unserer<br />
Unternehmensgeschichte“, erklärte <strong>MTU</strong>-<br />
Vorstandsvorsitzender Udo Stark im Juli dieses<br />
Jahres anlässlich der Vertragsunterzeichnung<br />
auf der Luftfahrtmesse in Farnborough.<br />
„Dieser Markt ist der größte der<br />
Welt, und wir freuen uns, in diesem attraktiven<br />
Umfeld Fuß zu fassen.“<br />
Patrick Hoeveler<br />
Als Risk- and Revenue-Sharing-Partner übernehmen<br />
die Münchner 2,5 Prozent und liefern<br />
die Hochdruckverdichtertrommel sowie<br />
zwei Deckbandsegmente für die Hoch- und<br />
Niederdruckturbine. Bei diesen in München<br />
zu fertigenden Komponenten handelt es sich<br />
um anspruchsvolle Teile. So müssen beispielsweise<br />
die Deckbänder als äußere Begrenzung<br />
des Rotorverbundes den Spalt zwischen<br />
Gehäuse und Schaufeln möglichst<br />
klein halten, aber ein Anstreifen vermeiden.<br />
Dank langjähriger Erfahrung auf diesem<br />
Gebiet kann die <strong>MTU</strong> relativ schnell in die<br />
Herstellung einsteigen; eine Technologie-<br />
Neuentwicklung ist nicht erforderlich.<br />
Das F414 ist 1998 in Produktion gegangen<br />
und liefert rund 30 Prozent mehr Schub als<br />
das Vorgänger-Triebwerk F404. Es treibt bisher<br />
ausschließlich die Super Hornet an, eine<br />
vergrößerte und leistungsfähigere Weiterentwicklung<br />
der bisherigen F/A-18 Hornet.<br />
Die US Navy übernahm das Muster im November<br />
1999. Mittlerweile befinden sich<br />
mehr als 250 von 550 bestellten Flugzeugen<br />
in Dienst. Bald kommt auch die „Growler“<br />
genannte Variante für elektronische Kampfführung<br />
hinzu. Das F414 hat damit noch eine<br />
lange Karriere vor sich.<br />
„Die 2,5 Prozent klingen zunächst nicht nach<br />
viel, aber beim F414 handelt es sich um ein<br />
sehr großes Programm. Das erwartete Umsatzvolumen<br />
für die <strong>MTU</strong> in den nächsten 20<br />
Jahren beträgt rund 500 Millionen Euro“,<br />
erklärt Andreas Danier, Leiter der Geschäftsentwicklung<br />
militärische Antriebe. Er ist bei<br />
der <strong>MTU</strong> für derartige Akquisen verantwortlich<br />
und will dieses Geschäftssegment weiter<br />
ausbauen. „Der neue Vertrag stellt für uns<br />
einen ersten Schritt dar. Wir befinden uns<br />
weiterhin in Gesprächen mit General Electric<br />
(GE) und streben für die nahe Zukunft eine<br />
Beteiligung von bis zu zehn Prozent an. Wir<br />
suchen dabei anspruchsvolle Bauteile, bei<br />
denen die <strong>MTU</strong> ihre technologische Spitzenstellung<br />
einbringen kann, ein Beispiel wären<br />
Blisks.“<br />
Russell F. Sparks, Vice President and General Manager<br />
von GE – Aviation Military Systems Operation<br />
(links) und Udo Stark, Vorstandsvorsitzender der<br />
<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>, bei der Vertragsunterzeichnung<br />
in Farnborough.<br />
Kraftpaket: Turbofan F414-GE-400<br />
Leistung: 97,9 kN mit Nachbrenner; 55,6 kN ohne Nachbrenner<br />
Luftdurchsatz: 77,1 kg/s<br />
Länge: 3.912 mm<br />
Durchmesser: 889 mm<br />
Trockengewicht: 1.120 kg<br />
Gesamtdruckverhältnis: 30:1<br />
Aufbau: dreistufiger Niederdruckverdichter, siebenstufiger<br />
Hochdruckverdichter, Brennkammer, jeweils einstufige<br />
Hoch- und Niederdruckturbine, Nachbrenner<br />
In den Blickpunkt rücken auch andere militärische<br />
GE-Programme sowie neue F414-Anwendungen<br />
für künftige Trainings- und Kampfflugzeuge,<br />
unbemannte Kampfflugzeuge<br />
oder Nachfolgeversionen der F404-angetriebenen<br />
Flugzeuge. Bisher hat sich die <strong>MTU</strong><br />
auf militärischem Gebiet eher auf den deutschen<br />
Kunden konzentriert. Nun will man das<br />
Geschäftsfeld deutlich erweitern. Danier:<br />
„Der europäische Militärmarkt ist von stagnierenden<br />
Budgets gekennzeichnet. In den<br />
USA stellt sich die Situation völlig anders<br />
dar: Der Markt ist nicht nur der größte der<br />
Welt, er wächst auch weiterhin stark.“<br />
Weiter sagt er: „Die neue Partnerschaft trägt<br />
zum Wachstum unseres Unternehmens, aber<br />
auch zur Arbeitsplatzsicherung in München<br />
bei. GE betrachtet Risk-Sharing-Beteiligungen<br />
als Produkt, dessen Erlöse in zukünftige Projekte<br />
investiert werden.“ Russell F. Sparks,<br />
Vice President and General Manager GE – Aviation<br />
Military Systems Operation, würdigte:<br />
„Unsere Vereinbarung ist für beide Seiten<br />
vorteilhaft. Die <strong>MTU</strong> ist ein hervorragender<br />
Lieferant mit bedeutender Präsenz im weltweiten<br />
Luftfahrtgeschäft. Das Ziel von GE ist<br />
es, für das F414 neue Anwendungen zu erschließen.<br />
Außerdem wollen wir uns stärker<br />
in Europa engagieren. Die gemeinsame<br />
Vereinbarung wird uns strategisch und langfristig<br />
nutzen.“<br />
Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />
Andreas Danier<br />
+49 89 1489-2571<br />
Interessante Multimedia-Services zu<br />
diesem Artikel unter:<br />
http://www.mtu.de/206F414RRS<br />
12 REPORT REPORT 13
Kunden + Partner<br />
Neuer Sound über<br />
Neuburg<br />
Clemens Bollinger<br />
Deutschlands kleinster Fliegerhorst erlebt derzeit den größten Umbau seiner Geschichte:<br />
Die Luftwaffenbasis Zell bei Neuburg an der Donau, Heimat des Jagdgeschwaders 74, macht<br />
sich rundum fit für die Aufnahme von 29 Jagdflugzeugen des Typs Eurofighter. Bis 2008 heißt<br />
es, nach und nach Abschied nehmen von der F-4F Phantom II. Erstmals gleicht eine solche<br />
Umrüstung einem Quantensprung – in der Luft und am Boden: Aus den Siebzigern des letzten<br />
Jahrhunderts ins neue Jahrtausend.<br />
Dass es eine F-4F Phantom sein muss, die<br />
an diesem Morgen in der Ferne als winziger<br />
Punkt in der grellen Morgensonne auftaucht,<br />
verrät der Rauchschweif ihrer beiden<br />
General Electric J<strong>79</strong>-Triebwerke. Bis heute<br />
wird das meistgebaute Kampfflugzeug des<br />
Westens deshalb gerne „Smokey“ genannt.<br />
Da Rauch vor allem bei Einsätzen in feindlichem<br />
Luftraum brandgefährlich sein kann,<br />
wussten sich die Piloten zu helfen, um länger<br />
unentdeckt zu bleiben: Weil die<br />
Abgasfahne der F-4 bei Nachbrennereinsatz<br />
schwindet, gaben sie mit einem Triebwerk<br />
volle Leistung und nahmen das andere in<br />
Zwei Welten, ein Fliegerhorst: F-4F Phantom (oben)<br />
und Eurofighter (unten) des JG 74.<br />
den Leerlauf. Solche Kunstgriffe hat ein Eurofighter nicht<br />
nötig, seine EJ200-Triebwerke haben noch<br />
nie geraucht. Mit nur 17 Tonnen Startgewicht<br />
– gegenüber 27 Tonnen bei der<br />
Phantom – haben die Maschinen leichtes<br />
Spiel, was die Piloten begeistert.<br />
14 REPORT REPORT 15
Kunden + Partner<br />
Einer von ihnen ist Major Norbert Biehler.<br />
Wie er, den Helm unter dem Arm, im Shelter<br />
19 aufkreuzt, wirkt er wie die Antwort der<br />
Luftwaffe auf Bruce Willis – nur größer.<br />
Prompt wird er von einer Journalistin gefragt,<br />
ob der Sitz im Eurofighter auch verstellbar<br />
sei. Die Antwort lautet: „Ja! Das Cockpit ist<br />
gegenüber der Phantom wirklich super geräumig<br />
und übersichtlich.“<br />
Biehler ist einer von vier Neuburger Offizieren,<br />
die den Eurofighter bereits fliegen dürfen.<br />
51,5 Stunden stehen jetzt in seinem<br />
Flugbuch; das Vierzigfache hatte er zuvor mit<br />
der Phantom absolviert. 15 weitere F-4-Piloten<br />
werden sukzessive zur Ausbildungseinheit<br />
nach Laage zum Jagdgeschwader 73<br />
abkommandiert, um dort auf den neuen Jet<br />
umgeschult zu werden. Die Waffensystem-<br />
Offiziere, die „Back Seater“, der bis dato 28<br />
Phantoms von Neuburg scheiden wie geplant<br />
als Zeitoffiziere aus oder erhalten anderweitig<br />
Spezialistenjobs bei der Luftwaffe.<br />
Bevor Biehler über eine mobile gelbe Leiter<br />
ins Cockpit klettert, ruft er kurz die Seiten<br />
des ESS (Engineering Support System) auf,<br />
das keine drei Meter neben dem Jet aufgebaut<br />
ist. Paperwork à la Eurofighter. Schließ-<br />
Das Renaissance-Kleinod Neuburg, landschaftlich<br />
sehr reizvoll an der Donau.<br />
Major Norbert Biehler: Nach 2.000 Stunden auf der Phantom kam im Januar die Umschulung<br />
auf den Eurofighter.<br />
lich bestätigt der Major mit der „Pilot’s Acceptance“,<br />
dass er die Maschine übernommen<br />
hat. Von jetzt an ist es sein Flieger. Die<br />
Canopy schließt sich: Es kann losgehen.<br />
Wenige Sekunden später wird der Unterschied<br />
zwischen einer Phantom und dem<br />
Eurofighter hörbar: Während das Eurofighter-<br />
Triebwerk 1 via APU autark gestartet – und<br />
nicht wie bei der Phantom angeblasen – wird<br />
und zündet, erwacht ein mittel- bis hochfrequenter<br />
Nebenton. Dieser Soundmix wird<br />
wenig später den raketenähnlichen Steigflug<br />
begleiten und die Unterscheidung zum dumpfen,<br />
machtvollen Grollen der Phantom-Triebwerke<br />
leicht machen.<br />
Im Cockpit laufen die „Preflight Checks“ der<br />
Systeme. Sie bilden den vorläufigen Abschluss<br />
sorgfältiger Flugvorbereitungen, die<br />
zwei Stunden zuvor mit Wetter- und Flugsicherungsbriefing,<br />
Routen- und Spritberechnung<br />
am Computer und den taktischen<br />
Absprachen mit anderen Piloten begonnen<br />
hatten. Zum Abschied winkt Biehlers Eurofighter<br />
mit den mächtigen Vorflügeln,<br />
schwenkt sie jeweils bis zum Anschlag hoch<br />
und runter. Dann lässt der Major die Maschine<br />
aus dem Shelter. Gashebel muss er dafür<br />
nicht anrühren, da die Triebwerke schon im<br />
Leerlauf genug Schub zum Rollen entwickeln;<br />
bei der F-4 musste er stets nachhelfen.<br />
Der raue militärische Flugalltag mit dem Eurofighter hat begonnen: Die Triebwerksinstandsetzung des EJ200 steht im Zeichen des „Kooperativen Modells“ zwischen<br />
Luftwaffe und <strong>MTU</strong>.<br />
Die Wartungscrew begleitet den Jet bis zur<br />
Last-Chance-Position. Hier bewegen sich die<br />
Spezialisten noch einmal in einer gut einstudierten<br />
Choreografie um das Flugzeug, prüfen<br />
Verschlüsse, sehen nach den Reifen, kontrollieren,<br />
ob inzwischen nicht doch noch<br />
irgendwo Öl ausgetreten ist und machen die<br />
Bewaffnung scharf. Als Teil der Umstellung<br />
auf den Eurofighter müssen die Schutzwälle<br />
an der Last-Chance-Position aufgestockt<br />
werden, weil eine IRIS T-Rakete im Fehlerfall<br />
über die alten Wälle aus Phantom-Zeiten hinwegschießen<br />
würde.<br />
Dann ist 30+19 „ready for taxi“ und rollt zur<br />
Startbahn 27. Dort wartet schon eine F-4F –<br />
die Show kann beginnen. Während sich der<br />
Siebziger-Jahre-Jet mit vollem Nachbrennerschub<br />
in Bewegung setzt, sprintet der<br />
Eurofighter nur mit „Military Power“, also<br />
ohne Nachbrenner, hinterher – und benötigt<br />
weniger Startbahn. Kommodore Oberst Uwe<br />
Klein spricht von Bilderbuchstarts von der<br />
Baustelle – so bezeichnet er schmunzelnd<br />
seinen Fliegerhorst.<br />
Nicht zu Unrecht, denn das von 2003 bis<br />
2008 laufende Umbau- und Modernisierungsprogramm<br />
des Fliegerhorstes umfasst<br />
insgesamt 40 kleine und größere Bauvorhaben;<br />
gut drei Viertel davon stehen im<br />
Zusammenhang mit der Eurofighter-Einführung.<br />
Die Bauaktivitäten machen – dritter<br />
Unterschied zum Phantom-Zeitalter – aus<br />
dem 1961 vom Jagdgeschwader 74 bezogenen<br />
Flugplatz eine Luftwaffenbasis mit neuer<br />
Werft, neuen Munitionierungseinrichtungen,<br />
Feuerwache, IT-Vorrichtungen, Staffel- und<br />
Betriebsgebäuden. Auch bei der Technischen<br />
Gruppe hat sich einiges getan: Aus früher<br />
eigenständigen Staffeln wurde die Instandsetzungs-<br />
und Elektronikstaffel mit einem<br />
großen Schulungsbedarf für den Umgang mit<br />
neuen Werkstoffen, komplexer Avionik und<br />
Englisch als neuer Basissprache.<br />
Auch ein neues Simulatorgebäude ist entstanden.<br />
Hier können frischgebackene Eurofighter-Piloten<br />
ohne Gefahr für Leib und<br />
Leben perfektionieren, wie die Hauptaufgabe<br />
des Jagdgeschwaders 74, die Sicherstellung<br />
der Lufthoheit der Bundesrepublik Deutschland,<br />
am effektivsten zu lösen ist. „Anschlie-<br />
ßend“, sagt Kommodore Klein, „können wir<br />
das ganz real in der Luft üben: Eurofighter<br />
gegen Phantom. Das ist der große Vorteil des<br />
Parallelflugbetriebs mit zwei verschiedenen<br />
Kampfflugzeugen.“ Bei der Alarmrotte, die<br />
das Geschwader im Nato-Auftrag rund um<br />
die Uhr an 365 Tagen im Jahr bereitstellt,<br />
bleibt bis 2008 noch alles beim Alten. Zum<br />
Einsatz kommt das Waffensystem Phantom.<br />
Major Biehlers Show ist zu Ende. Er sitzt ent-<br />
spannt am Tisch in der Lounge der 2. Staffel.<br />
Knapp eine Stunde war er gegen eine<br />
Phantom des eigenen Geschwaders über<br />
Süddeutschland unterwegs. Mit Leib und<br />
Seele Flugzeugführer, ist Biehler doch auch<br />
Offizier und hält sich mit betrieblichen<br />
Details zurück. Daher erhält man auf die<br />
Frage, wer denn heute gewonnen habe, nur<br />
ein endlos breites Grinsen.<br />
Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />
Martin Majewski<br />
+49 89 1489-5369<br />
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diesem Artikel unter:<br />
http://www.mtu.de/206Neuburg<br />
16 REPORT REPORT 17
Kunden + Partner<br />
Atlas Air – Rufzeichen:<br />
Gigant<br />
Der griechische Gott Atlas trägt der Sage nach die Welt auf seinen Schultern und jeder Jumbo der gleichnamigen<br />
Frachtlinie ein Abbild des Titanen auf seinem Leitwerk. Genau die passende Symbolik für ein einträgliches<br />
Geschäftsfeld in der Luftfahrt – die Frachtbeförderung. Die amerikanische Atlas Air-Gruppe betreibt heute mit rund<br />
35 Boeing 747-Frachtern die größte derartige Flotte weltweit – und verlässt sich bei der Triebwerksüberholung auf<br />
die <strong>MTU</strong>.<br />
Egal ob dringend benötigte Hilfsgüter für<br />
Tsunami-Opfer oder gewöhnlicher Luftfrachtalltag<br />
mit Reitpferden, Holsteiner<br />
Kühen, Formel 1-Rennwagen oder Hubschraubern,<br />
die in kurzer Zeit über weite<br />
Strecken befördert werden müssen: Atlas<br />
Air kann mit ihrem engmaschigen Netz aus<br />
weltweiten Vertretungen sowie geeigneten<br />
Flugzeugen stets eine effiziente Lösung bieten<br />
und erfüllt so manche logistische Herausforderung.<br />
So wollte die amerikanische<br />
Rockgruppe Green Day nach einem lange<br />
geplanten Konzert im schottischen Glasgow<br />
nur zwei Tage später im Glanz und Glamour<br />
Hollywoods auftreten. Ihre Musik sollte der<br />
After-Show-Party nach der Verleihung der<br />
Andreas Spaeth<br />
47. Grammy Awards in Los Angeles den<br />
richtigen Rahmen geben – fast 9.000 Kilometer<br />
weiter westlich. Eine Aufgabe für die<br />
Atlas Air-Gruppe: Sie schickte eines ihrer<br />
Flugzeuge nach Schottland, das hundert<br />
Tonnen Nutzlast durch die riesige nach oben<br />
öffnende Bugnase zuladen kann. Geschultes<br />
Personal verlud das umfangreiche Equipment<br />
der Band und das Flugzeug brachte es<br />
rechzeitig nach Kalifornien. Beim Eintreffen<br />
der Band in Hollywood war bereits alles für<br />
den glanzvollen Auftritt hergerichtet.<br />
Atlas Air Worldwide Holdings mit Sitz in<br />
Purchase, New York, ist am Markt mit zwei<br />
Tochterfirmen vertreten, die zusammen<br />
über eine Flotte von 35 Boeing 747-Frachtern<br />
verfügen. Die 1993 gestartete Atlas Air,<br />
deren internationales Funk-Rufzeichen passenderweise<br />
„giant“ – Gigant – lautet, ist<br />
der weltgrößte Anbieter für ACMI (Aircraft,<br />
Crew, Maintenance and Insurance). Die<br />
Fluglinie verleast ihre 747-Frachterflotte<br />
komplett an führende Fluggesellschaften<br />
aus aller Welt, darunter Lufthansa Cargo,<br />
LAN Airlines, Qantas, Emirates oder Korean<br />
Air Cargo. Im Namen ihrer Auftraggeber<br />
fliegt Atlas Air, deren operationelle Basis<br />
Miami ist, zu 101 Städten in 46 Ländern.<br />
Angesteuert werden für den Frachtverkehr<br />
so bedeutsame Orte wie Quito in Ecuador –<br />
mit Blumen im Frachtraum – oder Belo Horizonte<br />
in Brasilien, wohin Autoteile geliefert<br />
werden.<br />
Ende 2001 stieß die Frachtgesellschaft<br />
Polar Air Cargo zur Atlas-Holding. Polar Air<br />
fliegt als Fracht-Liniengesellschaft vorrangig<br />
nach festem Flugplan im Auftrag von<br />
Versendern und Speditionen wie DHL,<br />
Kühne + Nagel, Schenker und UPS zu Flughäfen<br />
in aller Welt; Drehkreuze sind Seoul,<br />
New York-JFK und Chicago, weitere wichtige<br />
Wenn das CF6 nach Hannover kommt, wird es zunächst<br />
komplett auseinandergebaut, um feststellen<br />
zu können, was alles repariert oder ersetzt werden<br />
muss.<br />
Die Boeing 747 ist nicht nur ein äußerst erfolgreiches Passagierflugzeug, sondern auch als Frachter weltweit<br />
im Einsatz. Viele Airlines nutzen sie sowohl in der einen als auch in der anderen Ausführung.<br />
Knotenpunkte Amsterdam, Tokio, Los<br />
Angeles und Anchorage in Alaska. Besonders<br />
bedeutend für Polar ist der chinesische<br />
Markt; vor allem Shanghai wird mit aller<br />
Welt verbunden. Der Verbund mit Atlas Air<br />
gestattet die flexible Nutzung der Frachterflotte<br />
beider Anbieter; hinter FedEx ist die<br />
Gruppe die zweitgrößte amerikanische<br />
Frachtgesellschaft.<br />
Um sich auf ihr Kerngeschäft, die Frachtbeförderung,<br />
konzentrieren zu können, lässt<br />
die Atlas Air-Gruppe die Antriebe ihrer recht<br />
jungen Flotte von externen Spezialisten<br />
überholen. Seit 2004 vertraut das Unternehmen<br />
einen Großteil seiner Triebwerke der<br />
<strong>MTU</strong> Maintenance Hannover in Langenhagen<br />
an. „Das ist einer unserer größten<br />
Kunden“, erklärt Christoph Heck, zuständiger<br />
Sales Director für Nordamerika. „Bei 180<br />
Triebwerken in der Flotte beschäftigt Atlas<br />
selbst nur einen einzigen Ingenieur“, so<br />
Heck, „und der wird vor Ort in den USA von<br />
einem unserer <strong>MTU</strong> Maintenance-Mitarbeiter<br />
unterstützt.“<br />
Die <strong>MTU</strong> ist für 40 Triebwerke des Typs CF6-<br />
50 für Boeing 747-200F-Maschinen sowie<br />
88 Antriebe des Typs CF6-80 der Boeing<br />
747-400F zuständig. Jedes Jahr kommen<br />
rund 35 Atlas-Triebwerke zur Instandsetzung<br />
nach Hannover. Heck: „Atlas Air hat einen<br />
langfristigen Partner gesucht und ihn in uns<br />
gefunden. Wir sind der weltgrößte, unabhängige<br />
Anbieter für CF6-Instandhaltung und<br />
Atlas schätzt unsere Flexibilität, Zuverlässigkeit<br />
und Qualität. Um das Gesamtpaket<br />
abzurunden, führen wir für die CF6-80-Triebwerke<br />
Engine Trend Monitoring (ETM) durch,<br />
wodurch schon einige drohende Triebwerksschäden<br />
rechtzeitig entdeckt und verhindert<br />
werden konnten.“<br />
Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />
Christoph Heck<br />
+49 511 7806-621<br />
Bilderdownloads zu diesem Artikel unter:<br />
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18 REPORT REPORT 19
Produkte<br />
Test bestanden<br />
Am Morgen des Erstflugs trifft sich die Crew<br />
um halb acht Uhr auf dem Flughafen<br />
Toulouse-Blagnac, um den anstehenden Flug<br />
noch einmal zu besprechen. Die letzten Wetterinformationen<br />
werden eingeholt, den wartenden<br />
Journalisten kurze Interviews gegeben<br />
und dann das Flugzeug mit dem Kennzeichen<br />
F-WWEA von der Bodencrew übernommen.<br />
Um kurz nach neun Uhr ist die<br />
fünfköpfige Besatzung, zu der die Piloten, ein<br />
Testflugingenieur und zwei Flugversuchsingenieure<br />
gehören, an Bord und die Türen<br />
sind geschlossen. Noch einmal werden bei<br />
Achim Figgen<br />
Ende August hat sich der A380 erstmals mit GP7000-Triebwerken in die Lüfte erhoben.<br />
Gesteuert wurde der Jungfernflug von Airbus-Testpilot Guy Magrin und seinen Kollegen Franck<br />
Chapman, Bruno Bigand, Patrick du Ché und Jean-Philippe Cottet. Nach über vier Stunden hatten<br />
Flugzeug und Triebwerke ihr Soll erfüllt. Bei der Engine Alliance ist man zufrieden. Das<br />
Unternehmen von General Electric und Pratt & Whitney hat die Triebwerke entwickelt und<br />
gebaut – unter tatkräftiger Mithilfe der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>.<br />
eingeschalteter Hilfsgasturbine (APU) alle<br />
wichtigen Systeme überprüft. Schließlich soll<br />
später beim Start alles klappen. Anders als<br />
beim ersten Flug eines A380 am 27. April<br />
2005 wartet an diesem Freitagmorgen zwar<br />
nicht die halbe Weltöffentlichkeit auf den<br />
Start; trotzdem wollen Airbus und die Engine<br />
Alliance bei diesem wichtigen Ereignis eine<br />
fehlerfreie Kür zeigen.<br />
Akribisch bereitet sich die Besatzung um Pilot Guy<br />
Magrin (links) auf den Erstflug vor.<br />
Montage eines GP7200 am Airbus A380 mit der Seriennummer MSN009, mit dem auch der Jungfernflug am 25. August durchgeführt wurde.<br />
20 REPORT REPORT 21
Produkte<br />
Seinen ersten Flug absolvierte das GP7200 am 3. Dezember 2004 unter der<br />
linken Tragfläche der GE-eigenen Boeing 747.<br />
Nicht nur das Flugzeug, sondern auch das<br />
GP7000 war bereits in der Luft – allerdings<br />
nicht am Flügel eines Mega-Airbus: Am 3.<br />
Dezember 2004 war die GE-eigene Boeing<br />
747, die der Engine Alliance als fliegender<br />
Prüfstand dient, erstmals mit einem GP7200<br />
unter der linken Tragfläche gestartet. Am 29.<br />
Dezember 2005 erhielt der Antrieb die Zulassung<br />
durch die US-amerikanische FAA und<br />
im Februar 2006 wurde das erste GP7200 in<br />
Toulouse am A380 mit der Seriennummer<br />
MSN009 installiert. Bei gerade noch ausreichenden<br />
Witterungsbedingungen steht der<br />
Mega-Airbus nun am 25. August zum Jungfernflug<br />
bereit.<br />
20 Minuten vor zehn Uhr werden die vier<br />
Triebwerke angelassen und pünktlich um<br />
zehn Uhr schiebt Guy Magrin die Schubhebel<br />
nach vorne. Nach dem Abheben lassen sich<br />
Überprüfung des GP7200 vor einem Testflug mit dem „fliegenden Prüfstand“.<br />
die Piloten ein wenig Zeit, ehe Fahrwerk und<br />
Klappen eingefahren werden und der Schub<br />
reduziert wird – er wird nicht bei allen Antrieben<br />
gleichzeitig zurückgefahren, sondern<br />
die Piloten gehen paarweise vor, damit nicht<br />
alle vier Triebwerke gleichzeitig einen – womöglich<br />
– kritischen Schubbereich durchlaufen.<br />
Auch die Zapfluftentnahme wird Triebwerk<br />
für Triebwerk aktiviert, um sicherzustellen,<br />
dass keine Öldämpfe über die Klima-<br />
Der A380 mit vier GP7200-Triebwerken hat den Erstflug mit Bravour überstanden. Die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> zeichnet bei diesem Triebwerkstyp für die komplette<br />
Niederdruckturbine sowie das Turbinenzwischengehäuse verantwortlich und fertigt Schaufeln und Scheiben der Hochdruckturbine.<br />
anlage an Bord gelangen. Erst dann wird die<br />
Hilfsgasturbine ausgeschaltet und die vier<br />
GP7200 sind für die komplette Energieversorgung<br />
an Bord verantwortlich. Eine Aufgabe,<br />
die sie ebenso problemlos absolvieren<br />
wie die übrigen Tests, die während des insgesamt<br />
vier Stunden und zehn Minuten dauernden<br />
Jungfernflugs auf sie warten.<br />
Dass letztlich nicht alle geplanten Versuche<br />
durchgeführt werden können, liegt an den<br />
instabilen und sich im Laufe des Flugs noch<br />
einmal verschlechternden Wetterverhältnissen.<br />
Magrin und sein Kopilot Franck<br />
Chapman können schließlich froh sein, eine<br />
Lücke in den Gewitterwolken zu finden, um<br />
nach Toulouse zurückkehren zu können. Um<br />
zehn Minuten nach 14 Uhr setzt der A380 in<br />
strömendem Regen wieder auf.<br />
Die GP7200-Antriebe haben den ersten großen<br />
Test bestanden – jetzt stehen arbeitsreiche<br />
Monate vor dem MSN009 und den vier<br />
Triebwerken. Zwar ist das Zulassungsprogramm<br />
weniger aufwendig als das der vier<br />
mit dem konkurrierenden Antrieb ausgerüsteten<br />
A380, mit denen die Funktionsfähigkeit<br />
sämtlicher Systeme an Bord nachgewiesen<br />
werden musste. Aber jene Versuche, bei<br />
denen es um das Zusammenwirken zwischen<br />
Flugzeug und Antrieb geht oder bei denen<br />
die Auswirkungen von tiefen und hohen<br />
Temperaturen oder großen Höhen auf die<br />
Leistungsfähigkeit des Triebwerks erprobt<br />
werden (die so genannten „cold soak“ und<br />
„hot-and-high trials“), müssen für die Kombination<br />
A380 und GP7200 selbstverständlich<br />
erneut durchgeführt werden. Mit der Zulassung<br />
rechnet Airbus für Mitte 2007.<br />
Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />
Odilo Mühling<br />
+49 89 1489-2698<br />
Bilderdownloads zu diesem Artikel unter:<br />
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Prüfstand III erweitert<br />
Mit dem GP7000 stößt die <strong>MTU</strong> in neue<br />
Größenordnungen vor. Und zwar nicht<br />
nur was den Programmanteil in Höhe von<br />
22,5 Prozent angeht, sondern auch in<br />
physikalischer Hinsicht, denn: Größe,<br />
Gewicht und Schub des A380-Antriebs<br />
sprengen die Dimensionen des Entwicklungsprüfstands<br />
III in München. Oder<br />
besser gesagt „haben gesprengt“, denn<br />
der Prüfstand, der bislang für Testläufe<br />
von PW2000- und V2500-Antrieben genutzt<br />
wurde und für einen Maximalschub<br />
von 300 kN zugelassen war, wird derzeit<br />
umgebaut. Die komplette Gebäudestatik<br />
wird verstärkt, damit sie die höheren<br />
Kräfte des immerhin bis zu 76.500 Pfund<br />
(340 kN) Schub liefernden GP7277 – die<br />
erste Zulassungsstufe des neuen Triebwerks<br />
– aufnehmen kann. Auch das Innenleben<br />
der Testzelle wird modernisiert;<br />
unter anderem werden eine neue Schubmessbrücke<br />
und ein neues Mischrohr im<br />
Abgasschacht installiert; außerdem wird<br />
die komplette Messtechnik erneuert.<br />
Bereits abgeschlossen sind der Umbau<br />
des Abgasbereichs – er war erforderlich,<br />
um Auflagen der Stadt hinsichtlich einer<br />
Verringerung der Geräuschemissionen zu<br />
erfüllen – sowie die Erweiterung des Ansaugbereichs.<br />
Auch diese Maßnahme<br />
dient der Lärmreduzierung, stellt aber vor<br />
allem sicher, dass der für Testläufe des<br />
GP7200 erforderliche Luftmassenstrom<br />
zur Verfügung steht. Angepasst werden<br />
mussten zudem die Gasbrenner, die im<br />
Ein GP7200 wird für einen Testlauf vorbereitet.<br />
Nach der Erweiterung des Prüfstands III können<br />
solche Versuche auch in München durchgeführt<br />
werden.<br />
8,5 mal 8,5 Meter messenden Einlauf installiert<br />
sind und die zuströmende Luft<br />
erhitzen.<br />
Ab Mitte 2007 sollen Testläufe kompletter<br />
GP7000-Triebwerke nicht nur bei GE<br />
und P&W durchgeführt werden, sondern<br />
auch bei der <strong>MTU</strong>. Schließlich sind die<br />
Münchner nicht nur an der Fertigung,<br />
sondern am kompletten Programm mit<br />
22,5 Prozent beteiligt – also auch an der<br />
Entwicklung. Und die hört mit der Zulassung<br />
nicht auf; schubstärkere Versionen<br />
sind bereits in Arbeit, und auch die im<br />
Laufe eines Triebwerkslebens unausweichlichen<br />
Modifizierungen und Verbesserungen<br />
wollen erprobt werden. In<br />
München ist man jetzt bestens dafür<br />
gerüstet.<br />
22 REPORT REPORT 23
Produkte<br />
TÜV auf rauer See<br />
Noch schaukelt die See ruhig vor sich hin. Die Shetland-Inseln liegen rund 150 Kilometer in östlicher Richtung.<br />
Langsam setzt der Helikopter aus Aberdeen auf der schmalen Piste zur Landung an. Rene Uhlig und Mario Büchner<br />
vom Field-Service-Team der <strong>MTU</strong> haben ihren Arbeitsplatz erreicht: die Schiehallion, ein BP-Förderschiff im Nordatlantik.<br />
Der Mineralölkonzern schwört auf den Service der <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg und lässt jetzt auch seine<br />
Nordseeflotte von ihr betreuen.<br />
Die Inspektion einer LM6000-Gasturbine inklusive<br />
Generator steht nach 8.000 Laufstunden<br />
an. 18 Tage werden die beiden<br />
Servicetechniker aus Ludwigsfelde an Bord<br />
verbringen. Sie wechseln Filter, kontrollieren<br />
Pumpen, kalibrieren Sensoren. Mit ruhiger<br />
Hand tauschen sie einen 25 Kilogramm<br />
schweren Hydraulikzylinder bei starkem Seegang<br />
in 15 Meter Höhe aus. Sechs bis acht<br />
Silke Dierkes<br />
Meter hoch schlagen die Wellen gegen den<br />
Schiffsrumpf. Der 40 Megawatt starke und<br />
20 Tonnen schwere Generator wird mit einem<br />
neuen Gleitlager versehen.<br />
Mindestens viermal im Jahr besucht das<br />
Field-Service-Team die Schiehallion. Nach jeweils<br />
4.000 und 8.000 Laufstunden werden<br />
die drei LM6000 vor Ort gewartet.<br />
Zwischen dieser kleinen und den anstehenden<br />
großen Inspektionen wird das besonders<br />
beanspruchte Heißteil an Land ausgetauscht;<br />
das wäre bei hohem Seegang auf<br />
dem Schiff nicht möglich.<br />
Ziel des <strong>MTU</strong>-Services ist es, die hohe Zuverlässigkeit<br />
der Gasturbinen sicherzustellen.<br />
Für Betreiber von Ölplattformen und Ener-<br />
gieerzeuger ist das von großer Bedeutung,<br />
da ein Produktionsausfall schnell Kosten in<br />
Millionenhöhe verursachen könnte. „Eine<br />
hohe Verfügbarkeit erreichen wir auch durch<br />
schnelle Durchlaufzeiten in unserem Shop<br />
sowie mit geleasten Ersatztriebwerken“,<br />
erklärt Ulf Kliemank vom Sales/Marketing<br />
der <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg,<br />
die weltweit etwa 100 General Electric-Turbinen<br />
der Baureihen LM2500, LM5000 und<br />
LM6000 unter Vertrag hat. Betreut werden<br />
Kunden auf der ganzen Welt. Die Maintenance-Lösungen<br />
sind auf die individuellen<br />
Bedürfnisse zugeschnitten – eine Stärke der<br />
<strong>MTU</strong>. Kliemank: „Wir entwickeln gemeinsam<br />
mit dem Kunden ein Konzept. Je nach örtlichen<br />
Gegebenheiten und Beanspruchung<br />
vereinbaren wir die Instandsetzung der Maschinen<br />
- für einen Dauerläufer eine andere<br />
als für einen Peaker, der von Energieerzeugern<br />
nur bei Spitzenlast zugeschaltet wird.“<br />
Bei BP geht die <strong>MTU</strong> noch einen Schritt weiter.<br />
„Wir bieten eine vorbeugende Maintenance<br />
in einer Leistungstiefe, die sonst nicht<br />
üblich ist“, so der zuständige Kundenbetreuer<br />
Bernd Zander. Der englische Mineralölkonzern,<br />
der zu den größten der Welt zählt, hat<br />
aufgrund der guten Erfahrungen mit der IGT-<br />
Kompetenz der <strong>MTU</strong> den Maintenance-<br />
Vertrag um fünf Jahre verlängert und auf<br />
seine gesamte Nordseeflotte erweitert: Die<br />
Ludwigsfelder Experten betreuen nicht nur<br />
die Schiehallion, sondern erstmals auch die<br />
Vallhall und Ravenspurn, zwei Bohrplattformen<br />
in der Nordsee. „Für die acht LM6000<br />
und LM2500 inklusive Ersatzmaschinen<br />
arbeiten wir sehr analytisch und weit darüber<br />
hinaus, was der Hersteller empfiehlt.“ BP<br />
vertraut ganz auf die gute Zusammenarbeit.<br />
„Wir haben uns als zuverlässiger und vertrauenswürdiger<br />
Partner erwiesen“, sagt<br />
Kliemank. Großes Vertrauen, mehr Verantwortung:<br />
Die <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg<br />
übernimmt jetzt das komplette Ersatzteil-<br />
und Dokumentenmanagement für<br />
BP.<br />
Die maßgeschneiderten Leistungen der <strong>MTU</strong><br />
überzeugen nicht nur BP: Auf dessen Empfehlung<br />
hin hat auch Britannia drei LM2500<br />
Kompetenter Service: Neben der LM2500 (unten) setzt die <strong>MTU</strong> die Typen LM5000 und LM6000 instand.<br />
In <strong>MTU</strong>-Obhut: Montage einer LM6000-Gasturbine bei der <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg<br />
in Ludwigsfelde.<br />
Einsatzort für den Field Service: Die Gasturbinen auf<br />
der Nordsee-Bohrplattform Vallhall von BP werden<br />
von der <strong>MTU</strong> auch vor Ort überholt.<br />
auf der gleichnamigen Nordsee-Bohrinsel<br />
den <strong>MTU</strong>-Spezialisten anvertraut. Weitere Erfolge<br />
können die Ludwigsfelder in der Türkei<br />
und Algerien verbuchen. Der türkische Energieerzeuger<br />
Habas lässt seine vier LM6000<br />
von der <strong>MTU</strong> instand setzen und der staatliche<br />
Erdgasförderer Sonatrach aus Algerien<br />
gibt seine vier LM2500 ebenfalls in <strong>MTU</strong>-<br />
Obhut. Dafür müssen Rene Uhlig und Mario<br />
Büchner aber nicht in den Helikopter steigen.<br />
Die neuen „Patienten“ sind an Land im Einsatz.<br />
Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />
Ulf Kliemank<br />
+49 3378 824-313<br />
Bilderdownloads zu diesem Artikel unter:<br />
http://www.mtu.de/206IGTBP<br />
24 REPORT REPORT 25
Reportagen<br />
26 REPORT<br />
Gigantisches Puzzle<br />
Nicole Geffert<br />
Wie am Schnürchen spult sich die Erfolgsgeschichte des PW6000 bei der <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover ab: Vor<br />
einem Jahr sind die Instandhaltungsspezialisten in die Riege der internationalen Herstellungsbetriebe aufgerückt und<br />
zwölf Monate später war – aus Tausenden Einzelteilen – das erste Serientriebwerk fertig montiert. Ende August wurde<br />
es im Rahmen einer kleinen Feierstunde an den Auftraggeber Pratt & Whitney übergeben. Anfang nächsten Jahres soll<br />
in Langenhagen auch die Instandsetzung des A318-Antriebs starten.<br />
Lokale Politprominenz hatte sich in der Aufrüsthalle<br />
in Langenhagen eingefunden, um die<br />
Fertigstellung des ersten PW6000-Serientriebwerks<br />
zu feiern. Der niedersächsische<br />
Wirtschaftsminister Walter Hirche gratulierte<br />
den Triebwerksbauern zu ihrem Erfolg. Bernd<br />
Kessler, Vorstand Zivile Instandhaltung bei<br />
der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>, nahm die Glückwünsche<br />
gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen,<br />
Technik-Chef Dr. Rainer Martens, entgegen.<br />
Mit dem A318-Antrieb stoße die <strong>MTU</strong><br />
in neue Gefilde vor: „Noch nie zuvor hatte die<br />
<strong>MTU</strong> die Verantwortung für die Endmontage<br />
eines zivilen Triebwerksprogramms“, so<br />
Kessler. Die Übertragung dieser Aufgabe bezeichnete<br />
er als großen Vertrauensbeweis<br />
und hohe Anerkennung von Pratt & Whitney,<br />
denn normalerweise laufe eine Endmontage<br />
immer beim Haupthersteller eines Triebwerks<br />
ab.<br />
In Langenhagen hat man sich auf den<br />
Neuling sorgfältig vorbereitet: Seit August<br />
2005 im Besitz der EASA-Zulassung für die<br />
Herstellung des Triebwerks kam im Juli 2006<br />
die Zulassung für die Einzelteilefertigung<br />
hinzu. Über 50 Mitarbeiter wurden geschult,<br />
die jetzt von zwei Pratt & Whitney-Mechanikern<br />
unterstützt werden. Jeder Handgriff<br />
sitzt. „Dabei hilft uns unsere jahrelange<br />
Erfahrung mit der Montage von MRO-Triebwerken<br />
und die gebündelte Fachkompetenz<br />
unserer Mitarbeiter“, erklärt Peter Hary,<br />
Bernd Kessler, Vorstand Zivile Instandhaltung der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>, anlässlich der Übergabe<br />
des ersten Serientriebwerks in Hannover.<br />
Das Schnittbild des PW6000 zeigt, mit wie wenigen Verdichter- und Turbinenstufen das Triebwerk auskommt.<br />
PW6000-Projektleiter. Flexibilität ist eine<br />
weitere Stärke seiner Mannschaft. „Da technische<br />
Änderungen kurzfristig erfolgen können,<br />
müssen wir entsprechend reagieren<br />
können“, betont er.<br />
Auch die Infrastruktur für die neue Aufgabe<br />
wurde geschaffen: Nagelneu glänzt die Komponenten-<br />
und Endmontage-Linie im Shop.<br />
Der Bereich ist deutlich sichtbar durch orange<br />
Markierungen auf dem Boden von den Instandhaltungsaktivitäten<br />
abgegrenzt. Das<br />
gilt auch für das Lager: Die Teile für das<br />
PW6000 sind von den Maintenance-Teilen<br />
separiert, um eine Durchmischung zu vermeiden.<br />
„Damit erfüllen wir die luftfahrttechnischen<br />
Vorschriften, die eine strikte Trennung<br />
von Neubau- und Instandsetzungsprozessen<br />
fordern“, so Hary. Eine weitere Maßnahme<br />
trägt dazu bei: Die Einzel- und<br />
Bauteile für das PW6000 werden nicht über<br />
das Wareneingangstor, sondern direkt an die<br />
Montagelinie geliefert.<br />
REPORT 27
Reportagen<br />
Die Steuerung des komplexen Endmontage-<br />
Prozesses liegt in Händen des elfköpfigen<br />
Programmteams, das sich aus Vertretern<br />
verschiedener Bereiche zusammensetzt: Mit<br />
von der Partie sind Arbeitsvorbereiter, Qualitätssicherer,<br />
Logistiker, Computerspezialisten<br />
sowie Prüfstandsverantwortliche. Sie<br />
treffen sich einmal pro Woche, um den aktuellen<br />
Stand zu überprüfen: Liegen wir im<br />
Zeitplan? Gibt es Engpässe beim Material?<br />
Treffen die Einzelteile pünktlich ein? Läuft<br />
die Modulmontage reibungslos? Schritt für<br />
Schritt werden die Fragen durchgearbeitet.<br />
„Wir wissen zu jedem Zeitpunkt, wo sich welches<br />
Teil, ja sogar jede einzelne Schraube,<br />
befindet“, beschreibt Manfred Vögele, Programmleiter<br />
PW6000 bei der <strong>MTU</strong> in<br />
München, die ausgefeilte Informationslogistik.<br />
In einem so komplexen Projekt gilt es,<br />
den Überblick zu behalten. Vor allem, wenn<br />
unterschiedliche Akteure standortübergreifend<br />
zusammenarbeiten.<br />
Die Teile und Komponenten kommen von verschiedenen<br />
Seiten: Pratt & Whitney liefert<br />
unter anderem alle Einzelteile der Hochdruckturbine,<br />
des Niederdruckverdichters<br />
sowie des Turbinenaustrittsgehäuses. Joel<br />
Sitty, Repräsentant des amerikanischen<br />
Triebwerksherstellers in Langenhagen, prüft<br />
die Kisten mit den Bauteilen: Haben sie den<br />
Transport unbeschadet überstanden? Sind<br />
die Zertifikate korrekt? Wenn alles in Ordnung<br />
ist, gibt Sitty die Teile für die Montage<br />
frei.<br />
Die Einzelteile für den sechsstufigen Hochdruckverdichter<br />
kommen aus München, wo<br />
auch die Einzelteile der dreistufigen Nieder-<br />
Der Niederdruckverdichter ist zwar ein Pratt & Whitney-<br />
Modul, wird aber in Hannover zusammengebaut.<br />
28 REPORT<br />
Hochdruckverdichter und Brennkammergehäuse verschmelzen zu einem Block.<br />
Die einstufige Hochdruckturbine ist gegen Heißgaskorrosion<br />
beschichtet.<br />
Die Niederdruckturbine und das Turbinenaustrittsgehäuse<br />
werden bei der <strong>MTU</strong> montiert.<br />
Letzte Handgriffe am komplett zusammengefügten PW6000.<br />
druckturbine gefertigt werden. Deren Einzelteile<br />
gehen dann zur <strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Berlin-Brandenburg, wo ein geschultes Team<br />
aus rund 2.000 Stücken ein Modul montiert.<br />
Die zusammengesetzte Turbine tritt dann die<br />
Reise ins knapp 300 Kilometer entfernte<br />
Hannover an.<br />
Am Standort in Langenhagen bauen die<br />
Mechaniker Rotor und Stator des Hochdruckverdichters<br />
zusammen. An den Arbeitstischen<br />
herrscht volle Konzentration. Präzision<br />
ist oberstes Gebot. Hochdruckverdichter und<br />
-turbine sowie das von MHI gelieferte Brennkammergehäuse,<br />
setzen die Spezialisten zu<br />
einem Kerntriebwerk zusammen.<br />
Einige Arbeitstische weiter montieren Kollegen<br />
in anspruchsvoller Handarbeit das Fan-<br />
Modul. Bis auf das fertig gelieferte Getriebe<br />
müssen alle anderen Teile aus Einzelteilen<br />
zusammengebaut werden – auch das Fan-<br />
Gehäuse. Fan-Modul, Niederdruckturbine<br />
und Kerntriebwerk werden anschließend zu<br />
einem kompletten Antrieb montiert – inklusive<br />
aller Anbauteile. Das fertige PW6000<br />
kommt jetzt auf den Prüfstand. Hier stellt es<br />
unter Beweis, dass es die erwartete Leistung<br />
einwandfrei erreicht. Für den Neuling haben<br />
die Hannoveraner eine komplett neue Testausrüstung<br />
angeschafft. „Unser Prüfstand<br />
hat inzwischen den ,Golden Testcell‘-Status<br />
erreicht“, berichtet Hary. „Das heißt: Andere<br />
Prüfstände, auf denen das PW6000 getestet<br />
werden soll, müssen die Leistungsdaten und<br />
Parameter des Triebwerks mit denen, die auf<br />
unserem Prüfstand ermittelt wurden, abgleichen.“<br />
Schon jetzt dreht die Endmontage-Truppe an<br />
der Zeitschraube – mit Erfolg: „Die Zeiten für<br />
Montage und Test der Triebwerke fahren wir<br />
kontinuierlich herunter“, erklärt Hary. Durfte<br />
das Team für die ersten beiden Triebwerke<br />
90 Tage Zeit brauchen, so werden die nächsten<br />
acht PW6000 bereits nach 70, alle weiteren<br />
nach 60 Tagen zu Airbus geliefert.<br />
Der weitere Zeitplan: Der A318-Erstkunde,<br />
die chilenische Fluglinie LAN Airlines wird ihr<br />
erstes PW6000 im Frühjahr 2007 erhalten.<br />
Insgesamt hat LAN bis zu 46 Maschinen mit<br />
90 Antrieben bestellt. Bis Ende 2008 sollen<br />
60 Triebwerke gefertigt werden, „um weitere<br />
Das Triebwerk mit geöffneter Gondel im Prüfstandsbereich der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Hannover.<br />
potenzielle PW6000-Kunden zügig versorgen<br />
zu können“, ergänzt Hary.<br />
Davor haben die Hannoveraner aber noch ein<br />
anderes Datum fest im Blick: den 1. Februar<br />
2007. Ab diesem Tag soll in Hannover die<br />
PW6000-Instandsetzung laufen. „Dafür sind<br />
wir weltweit der einzige Standort“, freut sich<br />
Hary.<br />
Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />
Peter Hary<br />
+49 511 7806-4346<br />
Interessante Multimedia-Services zu<br />
diesem Artikel unter:<br />
http://www.mtu.de/206Puzzle<br />
Mit dem Hochdruckverdichter für den A318-Antrieb PW6000 hat die <strong>MTU</strong> den Durchbruch im zivilen<br />
Kompressorbau geschafft.<br />
REPORT 29
Reportagen<br />
30 REPORT<br />
Goldgrube<br />
Alttriebwerk<br />
Andreas Park<br />
Nach gut 100.000 Betriebsstunden hat ein Flugtriebwerk ausgedient und wird aus dem Verkehr gezogen. Für die<br />
Airlines bleibt es aber Kapital, denn Recycling lohnt sich: Angesichts schwindender Rohstoffressourcen gewinnt das<br />
Geschäft mit Alttriebwerken und ausgemusterten Teilen zunehmend an Bedeutung – ein Konzept, von dem Unternehmen<br />
und Umwelt gleichermaßen profitieren.<br />
Erst wenn ein Triebwerksteil nicht mehr up to<br />
date oder irreparabel ist, wird es vollständig<br />
zerlegt und dem Basisstoffe-Recycling zugeführt.<br />
„Große Mengen Kobalt und Nickel finden<br />
sich etwa in den Stahllegierungen der<br />
Turbinen, den Brennkammern und Niederdruckturbinen“,<br />
erklärt Hans Werner Rottmann,<br />
Technischer Trainer bei der <strong>MTU</strong><br />
Maintenance Hannover, „diese Materialien<br />
sind sehr teuer. Gleiches gilt für Aluminium<br />
und Magnesium sowie für Titan, das vor<br />
allem im vorderen Verdichter zum Einsatz<br />
kommt.“<br />
Wolfram und Rhenium heißen weitere Elemente,<br />
die selten, wertvoll und für den Triebwerksbau<br />
unverzichtbar sind. Sie kommen<br />
ebenfalls in Speziallegierungen vor, die unter<br />
anderem zum Bau von Antriebswellen, Hochdruckverdichtern<br />
und Turbinenschaufeln verwendet<br />
werden. Ihre Herstellung ist energieund<br />
kostenintensiv. Das erklärt auch den<br />
hohen Preis von Neutriebwerken. Beim Airbus<br />
A380 etwa liegt er für ein einziges Triebwerk<br />
bei rund zehn Millionen Euro.<br />
Bei der <strong>MTU</strong> wird das anfallende Altmaterial<br />
gesammelt und ab einer Menge von zehn<br />
Tonnen an spezialisierte Recyclinghändler<br />
verkauft. Um den Schwarzhandel zu verhindern,<br />
werden alle Teile vor dem Verkauf zertifiziert,<br />
verplombt und unbrauchbar gemacht.<br />
Das geschieht im Falle besonders<br />
wertvoller Einzelteile bei der <strong>MTU</strong> oder beim<br />
Recyclinghändler vor Ort. Um sicherzustellen,<br />
dass alle Komponenten irreparabel zersägt<br />
oder durchbohrt wurden, führen <strong>MTU</strong>-Mitarbeiter<br />
bei den Recyclingpartnern regelmäßig<br />
Stichproben durch.<br />
Die Erlöse aus dem Verkauf gehen mit dem<br />
wirtschaftlichen Potenzial der Wertstoffe einher.<br />
So hat sich laut Financial Times Deutschland<br />
der Wolframpreis in den letzten Jahren<br />
Eine zerstörte Niederdruckturbinenscheibe, bei<br />
der ein Stück herausgeschnitten wurde, um sie als<br />
unbrauchbar kenntlich zu machen.<br />
Wertentwicklung Nickel (US $/t)<br />
35.000<br />
30.000<br />
25.000<br />
20.000<br />
15.000<br />
10.000<br />
5.000<br />
0<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
verfünffacht; Titan erzielt zurzeit fast täglich<br />
neue Höchstpreise. Grund dafür ist der zeitund<br />
kostenintensive Abbau, denn Titan<br />
kommt nur in Verbindung mit Eisenerzen vor<br />
und muss in mehreren Prozessschritten herausgelöst<br />
werden. Solche Probleme fallen<br />
beim Recyceln nicht oder in weit geringerem<br />
Maße an.<br />
Die Recyclingfirmen zerlegen und sortieren<br />
den Schrott, um ihn gewinnbringend an Spezialgießereien<br />
weiterzuverkaufen. Dort wird<br />
das Material eingeschmolzen und zu neuen<br />
Basiswerkstoffen verarbeitet, die dann von<br />
der <strong>MTU</strong> und anderen Triebwerksherstellern<br />
wieder erworben werden. So schließt sich<br />
der Kreislauf. „Die Qualität ist dabei unbeeinträchtigt<br />
hoch“, erklärt Dr. Frank Seidel,<br />
Leiter Reparaturentwicklung und Werkstoffe<br />
bei der <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover, „denn<br />
in der Regel sind heute alle Basiswerkstoffe<br />
Kompositionen aus neu gewonnenen und<br />
recycelten Rohstoffen.“<br />
Reparatur statt Recycling<br />
2005<br />
2006<br />
Nicht alle ausgemusterten Bauteile sind reif<br />
für die Verschrottung. „Perfekt repariert kön-<br />
Auch bei dieser Hochdruckturbinenscheibe wurde<br />
die Unbrauchbarkeit durch das Herausschneiden von<br />
Teilen sichtbar gemacht.<br />
Quelle: London Metal Exchange<br />
Wertentwicklung Aluminium (US $/t)<br />
3.500<br />
3.000<br />
2.500<br />
2.000<br />
1.500<br />
1.000<br />
500<br />
0<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
Interessante Multimedia-Services zu<br />
diesem Artikel unter:<br />
http://www.mtu.de/206Goldgrube<br />
2006<br />
nen sie statt eines teuren Neuteils wieder eingebaut<br />
werden“, bestätigt Tammo Seiffert,<br />
Customer Program Manager bei der <strong>MTU</strong><br />
Maintenance Hannover. Dank innovativer<br />
<strong>MTU</strong>-Verfahren ist das heute in vielen Fällen<br />
möglich. Turbinenschaufeln erhalten so beispielsweise<br />
ein drittes oder viertes Leben.<br />
Mit dem Mikroplasmaschweißen können an unterschiedlichen<br />
Bauteilen feinste Reparaturen ausgeführt<br />
werden.<br />
Immer mehr Airlines nutzen das Angebot der<br />
<strong>MTU</strong> und lagern ihre Antriebskomponenten<br />
bis zur Reparatur in einem „Hold“-Lager ein.<br />
„Das lohnt sich für unsere Kunden oft selbst<br />
dann, wenn sich das zur Instandsetzung benötigte<br />
Verfahren noch in der Entwicklung<br />
befindet“, sagt Burkhard Oesten, Leiter Arbeitssicherheit<br />
und Umwelt bei der <strong>MTU</strong><br />
<strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> in München. „Der Umwelt hilft<br />
es allemal.“<br />
Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />
Sabine Biesenberger<br />
+49 89 1489-2760<br />
Quelle: London Metal Exchange<br />
REPORT 31
Anekdoten<br />
Fliegerbrillen -<br />
vom Augenschutz zum<br />
Kultobjekt<br />
32 REPORT<br />
Elisabeth Wagner<br />
In den Anfangsjahren des Motorflugs waren Piloten die Helden des Fortschritts. Sie hatten nur eines im Sinn: Fliegen, fliegen,<br />
endlich fliegen. Sie waren konsequent, kompromisslos, mutig und bis zum Äußersten entschlossen. Kein Wunder, dass Impulse<br />
aus der Luftfahrt in der Männermode Trends gesetzt haben, die Jahrzehnte überdauerten. Bestes Beispiel ist die Fliegerbrille:<br />
Sie entwickelte sich vom funktionalen Augenschutz zum beliebten Alltagsaccessoire.<br />
Um das Jahr 1910 war die Rekordjagd am<br />
Himmel voll entfesselt; höher, schneller,<br />
weiter wollten die Flugpioniere hinaus. Lohn<br />
ihrer halsbrecherischen Risiko- und Einsatzbereitschaft<br />
waren begeisterte Menschenmengen.<br />
Für viele endete das Abenteuer<br />
allerdings tödlich, nicht zuletzt wegen der<br />
erbärmlichen Ausstattung. Den einzigen<br />
Schutz bei Bruchlandungen bot nur das zer-<br />
splitternde Holz der jeweiligen Flugmaschine,<br />
das den Aufprall abfederte.<br />
Als einer der ersten Flieger-Ausrüstungsgegenstände<br />
kam die Brille auf. In den zugigen<br />
Cockpits fungierte sie zunächst als<br />
Wetterschutz. Ohne sie wäre so manches<br />
Abenteuer schlecht ausgegangen. Auch die<br />
Augen der größten Fliegerhelden konnten<br />
großer Kälte und Zugluft nicht standhalten.<br />
Weitere Gefahren waren brühend heißes<br />
Wasser - wenn mal wieder ein Kühler auseinanderflog<br />
– sowie heißes Öl. Der franzö-<br />
REPORT 33
Anekdoten<br />
Auch für die Passagiere der ersten Stunde gehörte dicke<br />
Kleidung und Fliegerbrille zur Standardausrüstung.<br />
sische Flieger Pierre Prier brachte die Erfahrungen<br />
vieler Pioniere auf den Punkt; nach<br />
seinem ersten, fast vierstündigen Nonstop-<br />
Flug von London nach Paris erklärte er: „Ich<br />
erblicke die Dinge wie durch einen dicken<br />
Schleier. Ich hatte keine Brille, und das heiße<br />
Öl hat mir die Augen verbrannt.“ Dass die<br />
Piloten der ersten Jahre dennoch manchmal<br />
auf den Augenschutz verzichteten, lag daran,<br />
dass die Brille, wenn sie ölverschmiert oder<br />
beschlagen war, selbst zur Sichtblockade<br />
wurde.<br />
Mit dem Ersten Weltkrieg bekam der Motorflug<br />
eine völlig andere Note. Aus den gefeierten<br />
Repräsentanten eines begeistert begrüßten<br />
neuen Technik-Zeitalters wurden Kämpfer.<br />
Manfred Albrecht Freiherr von Richthofen,<br />
berühmt-berüchtigter Führer des<br />
erfolgreichsten deutschen Geschwaders,<br />
konnte 1917 alleine 80 Abschüsse britischer<br />
Flugzeuge verbuchen, bevor er 1918 selbst<br />
im Luftkrieg fiel. Obwohl er auf den meisten<br />
Fotos ohne Augenschutz abgebildet ist, wird<br />
der „Rote Baron“, wie er wegen seines knallrot<br />
gestrichenen Flugzeugs genannt wurde,<br />
mit der Fliegerbrille assoziiert. Vielleicht ist<br />
das aber auch der nachträgliche Verdienst<br />
der Peanuts-Comicfigur Snoopy. Sein Schöpfer,<br />
Charles M. Schulz, ließ den weißen<br />
Beagle davon träumen, als amerikanisches<br />
„Flieger-Ass des Ersten Weltkrieges“ die Welt<br />
vor dem Roten Baron zu beschützen. In der<br />
Veröffentlichungsphase der Serie, eine der<br />
weltweit erfolgreichsten überhaupt, von<br />
1950 bis 2000 wird Snoopy unzählige Male<br />
mit Schal und Fliegerbrille abgedruckt und<br />
landet in dieser Montur als Kuscheltier in den<br />
Wohnungen seiner Fans.<br />
34 REPORT<br />
Noch weit entfernt vom heutigen Komfort, in direktem Kontakt mit Kälte und Wind: Pilot und Kopilot im<br />
Cockpit einer legendären Junkers F13 um 1930.<br />
In das Jahr 1919 fallen die ersten Passagierflüge.<br />
Die im Jahr 1917 von der AEG gegründete<br />
„Deutsche Luft-Reederei“ beförderte<br />
auf ihren täglichen Flügen zwischen Berlin<br />
und Weimar nicht nur Post, sondern auch bis<br />
zu drei Personen. Geflogen wurde mit einmotorigen<br />
Doppeldeckern. Weil auch die<br />
Passagiere im Freien saßen, gehörte die Ausstattung<br />
mit Pelzkombination, Fliegerhaube<br />
und Fliegerbrille zum Bordservice. Jutta<br />
Rebmann zitiert in ihrem Buch „Als Frau in<br />
die Luft ging“ einen Leserbrief: „Der wirkliche<br />
Reiz liegt zweifelsohne in einer Luftreise<br />
mit einer offenen Maschine. Eingekeilt in<br />
mammutähnliche Fliegerkleidung, Kappe<br />
und Brille über Haupt und Augen, so richtig<br />
fliegermäßig, das gibt erst den Reiz des<br />
Fliegens.“<br />
Sonnenschutz auch für die Augen der modebewussten<br />
Dame: Mitte der 30er-Jahre positioniert Bausch<br />
& Lomb die Marke Ray-Ban.<br />
Trotz der phasenweise geradezu fanatischen<br />
Luftfahrt-Begeisterung in der Bevölkerung<br />
galten die klobigen Fliegerbrillen der Pionierjahre<br />
nicht gerade als modisches Highlight –<br />
und doch: Einer der ersten Versuche, Fliegen<br />
und Mode lukrativ zu verbinden, wurde 1927<br />
unternommen. Als Thea Rasche, eine der<br />
herausragenden weiblichen Fliegerpersönlichkeiten<br />
ihrer Zeit, nach finanziellen Mitteln<br />
für eine größere fliegerische Unternehmung<br />
suchte, nutzte sie in den USA die Popularität<br />
ihres Namens und posierte unter anderem<br />
für „Thea-Rasche-Fliegerbrillen“.<br />
In den 20er-Jahren hatten die Piloten zunehmend<br />
unter der Lichteinwirkung zu leiden –<br />
bedingt durch die nun schon beachtlichen<br />
Flughöhen und -zeiten. 1930 begann die von<br />
deutschen Auswanderern gegründete Firma<br />
Bausch & Lomb im Staat New York, das erste<br />
Sonnenschutzglas in Serie herzustellen. Es<br />
basierte auf dem von der Firma Schott entwickelten<br />
Umbral-Glas, das Strahlung zurückhielt<br />
und in mehreren Stärken angeboten<br />
wurde. 1934 brachte Bausch & Lomb die<br />
erste „Fliegerbrille“ mit tropfenförmigem,<br />
grünem Sonnenschutzglas auf den Markt.<br />
1936 wird der Öffentlichkeit ein Brillenmodell<br />
aus Kunststoff im Aviator-Design<br />
angeboten. Aus dem Namen „Anti-Glare“<br />
wird kurz darauf „Ray-Ban“ – zusammengesetzt<br />
aus den englischen Begriffen für<br />
„Strahl“ und „Bann“. In den ersten Jahren<br />
richtet sich das Marketing an ein sportliches<br />
Publikum sowie Berufsgruppen, die viel Zeit<br />
im Freien verbringen. Nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg kommt es in den 50er- und vor<br />
allem in den 60er-Jahren zu einem Sonnen-<br />
In der Bildsprache der Werbung für Ray-Ban hatte<br />
das Motiv des attraktiven, männlichen Piloten einen<br />
festen Platz.<br />
brillen-Boom. Die Menschen entdeckten die<br />
Brille als eigenständiges Modeaccessoire.<br />
Ray-Ban-Brillen errangen die Marktführerschaft,<br />
nicht zuletzt durch ihre Präsenz in<br />
zahlreichen Hollywoodfilmen: Als Tom Cruise<br />
1986 mit einer Ray-Ban-Brille auf der Nase<br />
als schneidiger Pilot in dem Film „Top Gun“<br />
ein breites Publikum eroberte, schnellten die<br />
Verkaufszahlen erneut in die Höhe. Die<br />
Verbindung zwischen Fliegerei und Mode war<br />
wieder einmal perfekt gelungen.<br />
In der militärischen Luftfahrt hat die Fliegerbrille<br />
mittlerweile im Hightech-Helm ihre<br />
Fortentwicklung erfahren. Zwar hat beispielsweise<br />
die deutsche Luftwaffe zwei<br />
Standardmodelle in ihrem Ausrüstungsdepot,<br />
doch bei anspruchsvollen Flugmanövern<br />
geht ohne Helm nichts: Neben Anschlüssen<br />
für Sauerstoffmaske, integriertem<br />
Kopfhörer und Mikrofon besitzen die in der<br />
Luftwaffe eingeführten Fliegerhelme ein<br />
Klarvisier, das als Augenschutz dient, sowie<br />
ein Dunkelvisier; Korrekturbrillen passen<br />
bequem darunter. Neueste Waffensysteme<br />
wie der Eurofighter und der Hubschrauber<br />
Tiger sowie der NH90-Transporthelikopter<br />
begegnen der Gefahr der optischen Informationsüberflutung,<br />
indem integrierte Helmsysteme<br />
die Flugführungsinformationen<br />
direkt auf das Visier projizieren.<br />
Brillen mit der für heutige zivile Piloten nöti-<br />
gen Ausstattung gibt es von vielen Herstellern.<br />
Ein bevorzugtes oder gar vorgeschriebenes<br />
Modell existiert beispielsweise bei der<br />
Lufthansa nicht. „Wichtige Faktoren sind der<br />
Blendschutz, und dass die Sonnenbrille die<br />
Erkennbarkeit der Instrumente nicht beeinträchtigt“,<br />
teilt die Airline mit.<br />
Was den modischen Aspekt betrifft, so deckt<br />
der heutige Markt für Fliegerbrillen mehrere<br />
Aspekte ab: Fans von Oldtimern, Cabrios und<br />
Harley-Davidson-Motorrädern tragen gerne<br />
Modelle im Retro-Look und drücken damit<br />
ihre Seelenverwandtschaft zu den Luftfahrtpionieren<br />
aus. So das Modell aus dem Hause<br />
Junkers. Aber auch Brillen anderer Hersteller<br />
– mit oder ohne direktem Bezug zur Luftfahrt<br />
– verkaufen sich anhaltend gut. Das<br />
zeigt: Die Faszination der Fliegerei ist ungebrochen.<br />
Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema:<br />
Sabine Biesenberger<br />
+49 89 1489-2760<br />
Bilderdownloads zu diesem Artikel unter:<br />
http://www.mtu.de/206Brillen<br />
In der militärischen Luftfahrt ging die Entwicklung von der Fliegerbrille zum Integralhelm, ohne den viele Manöver undenkbar wären. Die in der Luftwaffe eingeführten<br />
Standard-Fliegerhelme besitzen ein Klar- und ein Dunkelvisier, die zusammen mit dem Helm luftfahrtzugelassen sind.<br />
REPORT 35
NEWS<br />
Umzug nach Erding abgeschlossen<br />
Der neue <strong>MTU</strong>-Betriebsteil im Erdinger Fliegerhorst<br />
hat seine Arbeit aufgenommen und<br />
die erste Triebwerksinstandsetzung erfolgreich<br />
abgeschlossen: Im Juli verließ das erste<br />
generalüberholte RB199 den Shop. Neben<br />
dem Tornado-Antrieb wird in Erding auch das<br />
Hubschrauber-Triebwerk RR250-C20 betreut.<br />
Die Instandsetzung der beiden Antriebe<br />
wurde im Rahmen der Erweiterung des<br />
Blick in die neue Halle des <strong>MTU</strong>-Betriebsteils auf dem Luftwaffenstützpunkt Erding bei München.<br />
Sie ist inzwischen voll in Betrieb.<br />
TU München und <strong>MTU</strong> kooperieren<br />
Die Technische Universität München und die<br />
<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> haben Ende Juli eine langfristige<br />
Kooperationsvereinbarung geschlossen.<br />
Ziel ist es, Innovationspotenziale der<br />
Forschung für Hightech-Produkte stärker zu<br />
nutzen.<br />
Wurde bisher projektbezogen zusammengearbeitet,<br />
so wollen die Partner jetzt ein<br />
„Forschungs-Kompetenzzentrum Triebwerksbauweisen<br />
und Produktion“ gründen. Unter<br />
seinem Dach werden vier Lehrstühle mit dem<br />
Triebwerkshersteller kooperieren – die Lehrstühle<br />
für Flugantriebe, Produktentwicklung,<br />
Werkstoffkunde und Werkstoffmechanik sowie<br />
das Institut für Werkzeugmaschinen und<br />
Betriebswissenschaften. Erarbeitet werden<br />
technologische Lösungen für fortschrittliche<br />
Antriebskomponenten sowie deren Produktion.<br />
36 REPORT<br />
Kooperativen Modells nach Erding verlagert;<br />
das EJ200 und das J<strong>79</strong> bleiben in München.<br />
Im Februar dieses Jahres hatte die Bundeswehr<br />
eine Halle auf dem Fliegerhorstgelände<br />
an die <strong>MTU</strong> übergeben, die fünf Monate lang<br />
für die Bedürfnisse der Triebwerks- und Modulmontage<br />
umgebaut und mit Anlagen und<br />
Werkstattinventar ausgerüstet wurde. Ebenfalls<br />
verlegt wurde das Münchner Teilelager.<br />
Instandsetzung eines Tornado-Triebwerks RB199.<br />
Die Unterzeichnung des Kooperationsvertrages zwischen der Technischen Universität München und der<br />
<strong>MTU</strong> fand bei der TU statt.<br />
Gemini Air Cargo ist neuer<br />
Maintenance-Kunde<br />
Die <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover hat mit der<br />
amerikanischen Frachtlinie Gemini Air Cargo<br />
einen Exklusiv-Vertrag über die Instandhaltung<br />
von 13 Triebwerken der Baureihe CF6-<br />
80C2 unterzeichnet – Laufzeit: neun Jahre.<br />
Die Antriebe kommen in der MD-11-Flotte<br />
des Charterunternehmens zum Einsatz. „Mit<br />
Gemini Air Cargo haben wir einen weiteren<br />
wichtigen amerikanischen Kunden gewonnen“,<br />
so Ferdinand Exler, Geschäftsführer der<br />
<strong>MTU</strong> Maintenance Hannover, „damit festigen<br />
wir unsere Position in diesem Teil der Erde,<br />
der neben Asien unsere Hauptregion ist.“<br />
Die MD-11 ist der jüngere und größere Bruder der DC-10.<br />
Erstes CFM56-7B in Zhuhai betreut<br />
Walter Strakosch (rechts), Geschäftsführer der <strong>MTU</strong> Maintenance Zhuhai, übergab das erste instand gesetzte<br />
CFM56-7 an den Kunden China Southern.<br />
Gelungene Premiere bei der <strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Zhuhai: Ende August hat das erste<br />
CFM56-7B-Triebwerk der erfolgreichen<br />
CFM56-Familie seinen ersten Shopbesuch<br />
absolviert. Früher als geplant konnte es an<br />
den Kunden, China Southern, zurückgegeben<br />
werden.<br />
Mit der neuen CFM-Version komplettiert die<br />
<strong>MTU</strong> Maintenance Zhuhai ihr Produktportfolio<br />
und schließt die Einführung der geplan-<br />
Gemini Air Cargo gehört zu den größten<br />
ACMI-Betreibern (Aircraft, Crew, Maintenance<br />
and Insurance), die ihre Maschinen<br />
Das CFM56 im Vorrüstraum des Prüfstands der<br />
<strong>MTU</strong>-Tochter in Zhuhai.<br />
ten Triebwerkstypen ab: Neben dem CFM56-<br />
7B sind das die CFM56-3- und -5B-Versionen<br />
sowie das V2500. Eineinhalb Jahre lang hat<br />
sich die chinesische <strong>MTU</strong>-Tochter auf den<br />
Antrieb der Boeing 737 New Generation vorbereitet.<br />
China Southern setzt das CFM56 in seiner Boeing<br />
737-Flotte ein.<br />
komplett verleasen. Kunden sind renommierte<br />
Fluglinien wie Lufthansa Cargo und South<br />
African Airways.<br />
Ludwigsfelde rüstet auf<br />
Vollautomatisch, hochflexibel und extrem<br />
schnell: Die neuen Reparaturanlagen<br />
der <strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-<br />
Brandenburg haben deutliche Vorteile.<br />
Erster Neuzugang ist eine 6-Achs-Ero-<br />
diermaschine zur Wiederherstellung<br />
von Kühlluftbohrungen sowie der<br />
Taschen an den Schaufelspitzen. Das<br />
neue adaptive Fräszentrum zur Bearbeitung<br />
von Fan- und Turbinenschaufeln<br />
ist ein Alleskönner und bietet in<br />
Verbindung mit der speziellen Software<br />
eine weltweit einmalige Bandbreite.<br />
Der dritte Neuzugang ist eine<br />
Hochvakuum-Ofenanlage zur thermischen<br />
Behandlung von Werkstoffen.<br />
Die neuen Anlagen versetzen die<br />
<strong>MTU</strong>-Tochter in die Lage, Hightech-<br />
Reparaturen an teuren Triebwerksteilen<br />
wie Hochdruckturbinenschaufeln<br />
selbst durchzuführen; damit können<br />
lange Durchlaufzeiten bei externen<br />
Anbietern vermieden werden. Das<br />
stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der<br />
Ludwigsfelder – auch im internationalen<br />
Vergleich.<br />
REPORT 37
100. Eurofighter-Triebwerk ausgeliefert<br />
Jubiläum bei der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> in<br />
München: Der führende deutsche Triebwerkshersteller<br />
hat das 100. Eurofighter-<br />
Serientriebwerk EJ200 fertig gestellt und<br />
Ende Juli an den Kunden übergeben.<br />
„Fast auf den Tag genau fünf Jahre nach der<br />
Auslieferung des ersten Serienantriebs können<br />
wir die erste Tranche pünktlich abschließen“,<br />
erklärte Dr. Stefan Weingartner, Leiter<br />
Militärische Programme. Weiter sagte er:<br />
Vorstoß in den Pazifik<br />
Mit der Tesoro Hawaii Corporation hat die<br />
<strong>MTU</strong> Maintenance Berlin-Brandenburg erstmals<br />
einen Industriegasturbinen-Kunden im<br />
Pazifik gewonnen. Zwei Vertreter des Unternehmens<br />
kamen anlässlich des ersten Shopvisits<br />
ihrer LM2500-Gasturbine nach Ludwigsfelde.<br />
„Ihr Betrieb ist der sauberste und<br />
der am besten organisierte Shop, in dem ich<br />
je war“, lobte Projektingenieur Tim Dunn.<br />
Das Unternehmen ist eine Tochter der börsennotierten<br />
Tesoro Corporation mit Sitz in<br />
San Antonio, Texas (USA), und betreibt an der<br />
Küste von Oahu eine Ölraffinerie mit einem<br />
täglichen Ausstoß von 95.000 Barrel Rohöl.<br />
38 REPORT<br />
„Damit zeigen wir einmal mehr, dass sich die<br />
Luftwaffe voll und ganz auf uns verlassen<br />
kann.“<br />
Der einhundertste EJ200-Antrieb ging zur<br />
EADS nach Manching. Dort wurde er in einen<br />
Eurofighter eingebaut. Insgesamt erhält die<br />
Luftwaffe 180 Maschinen des hochmodernen<br />
europäischen Kampfflugzeugs; angetrieben<br />
werden sie von je zwei EJ200-Kraftpaketen.<br />
<strong>MTU</strong> rüstet weitere T64 um<br />
Die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> rüstet 40 weitere T64-<br />
Antriebe um, die jeweils im Doppelpack den<br />
Transporthubschrauber CH-53 der Bundeswehr<br />
in die Luft bringen. Das Unternehmen<br />
hat bereits 86 Antriebe vom Standard -7 auf<br />
den leistungsstärkeren Standard -100 gebracht.<br />
„Die Umrüstung erfolgt in den nächsten<br />
beiden Jahren“, erklärt Dr. Stefan<br />
Weingartner, Leiter Militärische Programme<br />
bei der <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong>. Sie findet im<br />
Rahmen der vereinbarten Instandhaltungsintervalle<br />
statt. „Mit der deutlich stärkeren<br />
Version des bewährten T64 kann die Bundeswehr<br />
ihre Helikopter auch in klimatisch und<br />
geografisch schwierigen Regionen einsetzen,<br />
ohne dass sich Leistungseinbußen einstellen“,<br />
so Weingartner.<br />
<strong>MTU</strong> organisierte<br />
Las Vegas Conference<br />
Ein Forum für Gespräche und Kontaktpflege<br />
hat das „Las Vegas Conference & Event<br />
2006“ geboten, das die <strong>MTU</strong> Maintenance<br />
Mitte September für ihre Kunden organisiert<br />
hat. Aus aller Welt waren rund 90 Kundenvertreter<br />
der Einladung nachgekommen und an<br />
die amerikanische Westküste gereist. Das<br />
Feedback der Gäste fiel durchweg positiv<br />
aus: So bedankten sich unter anderem Adria<br />
Airways für die „einmalige Gelegenheit, andere<br />
Kunden zu treffen“ und Complete<br />
Turbine Service für die „informativen Präsentationen“.<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> Holding AG<br />
Eckhard Zanger<br />
Leiter Unternehmenskommunikation und Investor Relations<br />
Chefredaktion:<br />
Sabine Biesenberger<br />
Anschrift:<br />
<strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> Holding AG<br />
Dachauer Straße 665<br />
80995 München • Deutschland<br />
Tel. +49 89 1489-2760<br />
Fax +49 89 1489-4303<br />
E-Mail: sabine.biesenberger@muc.mtu.de<br />
Internet: www.mtu.de<br />
Journalisten dieser Ausgabe:<br />
Clemens Bollinger, Silke Dierkes, Achim Figgen, Nicole Geffert, Patrick Hoeveler,<br />
Andreas Park, Andreas Spaeth, Elisabeth Wagner, Robert Wouters<br />
Grafik & Layout:<br />
Manfred Deckert<br />
Sollnerstraße 73<br />
814<strong>79</strong> München • Deutschland<br />
Tel. +49 89 30728287<br />
Nachweise:<br />
Titelseite:<br />
Seite<br />
Das <strong>MTU</strong>-Forum in Las Vegas erfreute sich regen<br />
4000. Shopvisit in Hannover Zuspruchs.<br />
2-3:<br />
Die <strong>MTU</strong> Maintenance Hannover hat ihr<br />
4000. Triebwerk instand gesetzt und Ende<br />
August verabschiedet: Der Jubiläumsantrieb<br />
war ein V2500-A1 mit der Seriennummer<br />
V0091 und kam von US Airways. Rick<br />
Oehme, Vice President Technical Operations<br />
bei US Airways, und Craig Harry, Managing<br />
Director Purchasing, waren angereist, um ihr<br />
Triebwerk in Empfang zu nehmen. Sie nutzten<br />
die Gelegenheit zu einem Werksrundgang.<br />
Neben der Flowline faszinierte die Be-<br />
Shakehands bei der Übergabe: Bernd Kessler und<br />
Rick Oehme.<br />
Der CH-53 mit zwei T64-Antrieben ist der größte<br />
Hubschrauber der Bundeswehr; er kann auch<br />
schwere Lasten transportieren.<br />
sucher vor allem die Ausbildungswerkstatt,<br />
die für hochqualifizierten Nachwuchs sorgt.<br />
Die Airline-Vertreter lobten die <strong>MTU</strong>-Mannschaft<br />
für die hohe Qualität und Zuverlässigkeit<br />
ihrer Arbeit.<br />
Erst vor drei Jahren hatte der <strong>MTU</strong>-Shop in<br />
Langenhagen die 3000. Triebwerksüberholung<br />
gefeiert. Mit dem nächsten Tausender-<br />
Jubiläum rechnet man bereits im kommenden<br />
Jahr.<br />
Feierliche Übergabe des Jubiläumsantriebs an<br />
US Airways.<br />
<strong>MTU</strong> AENA mit neuen<br />
Aufträgen<br />
Die <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong> North America (AENA)<br />
hat sich neue zivile und militärische Aufträge<br />
von Pratt & Whitney und General Electric (GE)<br />
gesichert. Pratt & Whitney lässt in Newington,<br />
Connecticut (USA), Hochdruckverdichter-<br />
Blisks bearbeiten. Dabei handelt es sich um<br />
Bauteile für das F119-Triebwerk, das den<br />
zweistrahligen F-22 „Raptor“ antreibt, sowie<br />
das F135 für den einstrahligen Joint Strike<br />
Fighter. Für GE wird die amerikanische <strong>MTU</strong>-<br />
Tochter rotierende Bauteile als Ersatzteile für<br />
die Antriebe F110, T58 und F101 produzieren.<br />
Die Auslieferung der Teile an den Kunden<br />
ist für 2007/2008 geplant.<br />
Im zivilen Bereich hat <strong>MTU</strong> AENA mit GE<br />
einen Ersatzteil-Auftrag zur Lieferung von 50<br />
zusätzlichen Scheiben für die Hochdruckturbine<br />
(HDT) des CF6-80A unterzeichnet.<br />
Derzeit wird über einen weiteren Auftrag zur<br />
Fertigung von ähnlichen HDT-Scheiben für das<br />
CF6-80C2 in größerer Stückzahl verhandelt.<br />
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4-7:<br />
8-9:<br />
10-11:<br />
12-13:<br />
14-17:<br />
18-19:<br />
20-23:<br />
24-25:<br />
26-29:<br />
30-31:<br />
32-35:<br />
36-39:<br />
Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Air Wisconsin, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Air Wisconsin, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
EADS, Pratt & Whitney Canada, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
US Navy, General Electric, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Atlas Air, Polar Air, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Airbus, Achim Figgen, General Electric, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
BP, Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
DIZ, Eurofighter, Lufthansa, Luxottica Fashion Brillen,<br />
Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Bildarchiv <strong>MTU</strong> <strong>Aero</strong> <strong>Engines</strong><br />
Druck:<br />
Graphische Betriebe Eberl GmbH<br />
Kirchplatz 6<br />
87509 Immenstadt im Allgäu • Deutschland<br />
Tel. +49 8323 802-0<br />
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REPORT 39