Sport - ein Heilmittel - Regenbogen Report
Sport - ein Heilmittel - Regenbogen Report
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<strong>Report</strong><br />
regenbogen<br />
Z E I T U N G S P R O J E K T D E S R E G E N B O G E N E . V . M Ü N C H E N<br />
SPORT - EIN HEILMITTEL ?<br />
Außerdem in diesem Heft:<br />
E.A.S.I.-<strong>Regenbogen</strong>-Cup 2009<br />
Soteria - <strong>ein</strong>e Alternative<br />
Mit Dampfnudeln in den Herbst<br />
u.a.<br />
02/09
Fina nzkrise ?
Editorial<br />
von Ulrike Wachter<br />
Liebe Leser!<br />
Der Sommer ist fast vorbei, bis auf <strong>ein</strong> paar schöne<br />
Altweibersommertage. Übrigens hat das Wort Altweibersommer<br />
nichts mit alten Weibern zu tun, sondern mit dem Wort<br />
„Weiben“. So wurde im Altdeutschen das Knüpfen der<br />
Spinnweben bezeichnet. Und wer kennt das nicht, besonders bei<br />
morgendlichen Spaziergängen: Die f<strong>ein</strong>en Spinnweben, die sich<br />
über Gras und Büsche spannen und die durch die<br />
Herbstfeuchtigkeit wie Perlen wirken. Und ähnlich wollen wir es<br />
auch machen mit unserer Zeitschrift: Ein f<strong>ein</strong>es Netz spinnen<br />
von Geschichten, Gedichten und verschiedenen Themen. Dieses<br />
Mal berichten wir über den <strong>Regenbogen</strong>-Cup, der auch zeigt,<br />
was gute Netzwerke bewirken. Hier handelt es sich sogar um <strong>ein</strong><br />
europäisches Netzwerk. Dazu mehr im Heft. Dieses Thema hat<br />
uns zu unserem Hauptthema, dem Thema <strong>Sport</strong> inspiriert. Die<br />
Diskussionen in der Redaktion haben gezeigt, dass es sehr wohl<br />
<strong>ein</strong>ige widersprüchliche M<strong>ein</strong>ungen zu diesem Thema gibt. Dies<br />
können Sie unter Pro und Contra lesen.<br />
Ihre Ulrike Wachter<br />
regenbogen-report 02/09 3
4<br />
Editorial 3<br />
Inhalt und Impressum 4<br />
Veranstaltungstipps 5<br />
Titelthema <strong>Sport</strong><br />
Wie ich <strong>Sport</strong> und Bewegung<br />
entdeckt habe 6<br />
Fußball beim <strong>Regenbogen</strong> 8<br />
Die Geschichte des Projekts<br />
<strong>Regenbogen</strong>-Aktiv 10<br />
Interview mit der <strong>Sport</strong>therapeutin<br />
Angelika Forster-Seiler 14<br />
Pro und Contra <strong>Sport</strong> 18<br />
Das Glück dieser Erde 20<br />
Leserpost 21<br />
Die Soteria - <strong>ein</strong>e Alternative 22<br />
Ein Bericht über Squaredance 24<br />
Erlebnisse <strong>ein</strong>es Erziehers 25<br />
Rückblick nach fünf Jahren Haar 26<br />
Begegnungen... 27<br />
Rezept 29<br />
Gedichte 17, 31<br />
Inhalt und Impressum<br />
IMPRESSUM<br />
regenbogen report<br />
Zeitungsprojekt des<br />
<strong>Regenbogen</strong> e.V. München<br />
Ersch<strong>ein</strong>ungsweise: dreimal jährlich<br />
Auflage: 500 Exemplare<br />
Redaktionelle Mitarbeit:<br />
Malina Bauer, Astrid Littin, Steffen Leistner,<br />
Johann Meisl, Christine Numberger, Gert<br />
Stocker, Holger Tiedemann, Ulrike Wachter<br />
Layout: Steffen Leistner<br />
V.i.S.d.P.:<br />
Ulrike Wachter, Casinostraße 75<br />
85540 Haar, Tel: (089) 890 5698 14<br />
Redaktionsanschrift:<br />
Casinostraße 75, 85540 Haar<br />
Tel: (089) 890 5698 14<br />
redaktion@regenbogen-report.de<br />
www.regenbogen-report.de<br />
Bildnachweis:<br />
Titel, S2, 5, 9, 10-13, 17, 23, 25, 31:<br />
Ulrike Wachter, S5: Kl<strong>ein</strong>es Theater Haar,<br />
S6, 14-16: Klinikum München Ost - SBT,<br />
S7: Hans Maisl, S8, 10, 18-19, 27: Ralf Birker,<br />
S20: Steffen Leistner,<br />
sowie lizenzfreie Fotos der SYBEX<br />
Verlags- und Vertriebs GmbH Köln<br />
Die Namen von Betroffenen wurden<br />
von der Redaktion geändert.<br />
regenbogen-report 02/09
Veranstaltungshinweise<br />
von Ulrike Wachter<br />
Es wird Herbst, kühler und feuchter. Es beginnt<br />
also wieder die Zeit von Theater, Lesen und Kino.<br />
Das Kl<strong>ein</strong>e Theater in Haar bietet in diesem<br />
Herbst und Winter wieder <strong>ein</strong> abwechslungsreiches<br />
Programm. Für alle Betroffenen, die bei<br />
<strong>Regenbogen</strong> wohnen oder arbeiten, kostet der<br />
Eintritt zu den Veranstaltungen nur 5 Euro.<br />
Hier <strong>ein</strong> Auszug aus dem Spielplan:<br />
Claudia Schlenger & Hanns<br />
Meilhamer (Herbert & Schnipsi):<br />
Weil mir uns net geniern<br />
Kabarett, 26.11., 19 Uhr<br />
Josef Pretter: Gen-ial<br />
Figurenkabarett, 10.12., 19 Uhr<br />
Fraunhofer Saitenmusik<br />
Adventskonzert, 20.12., 16 Uhr<br />
Lars David Kellner: Russischer<br />
Klavierabend<br />
Klavierkonzert, 17.12., 19:30 Uhr<br />
Unser Kinotipp: Wicki und die starken Männer<br />
von Michael Bully Herbig. Übrigens fand das<br />
Casting für diesen Film teilweise im Kl<strong>ein</strong>en<br />
Theater statt.<br />
Ein Buchtipp aus dem Sommerurlaub: Die<br />
Bienenhüterin von Sue Monk Kidd. Die 14-jährige<br />
Lily Owens kann den tragischen Tod ihrer Mutter<br />
<strong>ein</strong>fach nicht überwinden. Um inneren Frieden zu<br />
finden und ihrem lieblosen Vater zu entkommen,<br />
flieht Lily im South Carolina der frühen 60er Jahre<br />
mit ihrer <strong>ein</strong>zigen Freundin in <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Dorf, das<br />
schon ihrer Mutter viel bedeutet hat und der<br />
Schlüssel zu den Geheimnissen ihrer Vergangenheit<br />
ist.<br />
Die beiden Mädchen kommen im Haushalt der<br />
farbigen Boatwright-Schwestern unter. Mit ihrer<br />
Bienenzucht haben sich die Frauen um<br />
Matriarchin August <strong>ein</strong>e Existenz aufgebaut.<br />
Schnell findet Lily in den Schwestern die Familie,<br />
die sie sich immer erträumt hat. Doch nicht alle<br />
Menschen sehen es gern, dass <strong>ein</strong> weißes Mädchen<br />
bei den Boatwrights lebt... (Quelle: Website:<br />
www.diebienenhueterin-derfilm.de)<br />
Sehr empfehlenswert im Herbst, besonders, wenn<br />
es neblig ist, ist <strong>ein</strong> Spaziergang durch den<br />
Nymphenburger Park. Um sich wieder aufzuwärmen,<br />
empfiehlt sich <strong>ein</strong>e heiße Schokolade oder <strong>ein</strong><br />
Kaffee im Café Palmenhaus.<br />
regenbogen-report 02/09 5
6<br />
Wie ich <strong>Sport</strong> und Bewegung entdeckt habe...<br />
M<strong>ein</strong>e Erfahrungen als psychisch Kranker in<br />
<strong>Sport</strong>clubs, Fitnesstudios und <strong>Sport</strong>ver<strong>ein</strong>en<br />
Vor zehn Jahren hatte ich mehrere OP's wie<br />
Kreuzbänderrisse usw. und in Krankenhäusern und<br />
Reha-Einrichtungen sportliche Therapiemaßnahmen.<br />
Dadurch stellte ich bald fest, dass m<strong>ein</strong>e körperliche<br />
und geistige Verfassung von Woche zu<br />
Woche immer besser wurde und m<strong>ein</strong>e Schmerzen<br />
weniger wurden. Das tat mir sehr gut und es<br />
machte mir immer mehr Spaß. Ich hatte auch Tage,<br />
wo es mir nicht so leicht fiel. Ich mußte <strong>ein</strong>fach<br />
durchhalten. Das tat ich zu dieser Zeit auch und<br />
hatte immer mehr Erfolg.<br />
Nach den Krankenhäusern und Reha-<br />
Einrichtungen machte ich auch noch ambulante<br />
Reha-Nachsorge. Am Ende der Reha-Nachsorge<br />
ging es mir immer besser und m<strong>ein</strong> Leben gab ich<br />
für den <strong>Sport</strong> hin - ich fühlte mich wie im siebten<br />
Himmel unter der Wunderdroge <strong>Sport</strong>. Ich dachte<br />
daran, wie ich mit <strong>Sport</strong>treiben anfing und<br />
beschloss, mich auch künftig sportlich zu betätigen.<br />
Ich entschloss mich zur Anmeldung in <strong>ein</strong>em<br />
von Johann Meisl<br />
<strong>Sport</strong>club beziehungsweise in <strong>ein</strong>em Fitnesstudio -<br />
und das tat ich auch.<br />
Ich fühlte mich im <strong>Sport</strong>club sehr wohl und geborgen.<br />
Es war für mich wie <strong>ein</strong>e Familie, wie <strong>ein</strong><br />
zweites Zuhause. Dort weiß auch jeder von mir,<br />
dass ich trockener Alkoholiker und psychisch krank<br />
bin. Ich war sehr überrascht zu erleben, dass ich<br />
nicht verurteilt, sondern sehr fürsorglich, geradezu<br />
mütterlich behandelt wurde. Ich dachte, dass dies<br />
nicht wahr s<strong>ein</strong> kann. Aber es war Wirklichkeit. Ich<br />
konnte und kann so s<strong>ein</strong>, wie ich bin - zu Hause bei<br />
m<strong>ein</strong>er Familie. Seitdem bin ich dem <strong>Sport</strong> treu.<br />
Verschiedene Fitnesstudios mußte ich in Anspruch<br />
nehmen und habe auch erfahren müssen, dass sie zu<br />
<strong>ein</strong>em monatlichen Durchschnittspreis von 69,00 €<br />
zu teuer sind. Sie versprechen viel und halten wenig<br />
- wie zum Beispiel Gewichtsreduzierung und<br />
Ernährungsberatung. Aus Verträgen kommt man<br />
sehr schwer heraus, wenn man vor Vertragsende aus<br />
triftigen Gründen (z.B. Geldmangel) kündigen<br />
muß. Bei manchen Studios hilft auch nicht, wenn<br />
man <strong>ein</strong> ärztliches Attest besitzt oder berufliche<br />
Verpflichtungen hat. Ich hatte es nicht immer<br />
geschafft, am Training teilzunehmen.<br />
Zur Zeit trainiere ich nicht mehr in Fitnesstudios,<br />
sondern in <strong>ein</strong>em <strong>Sport</strong>ver<strong>ein</strong> - im <strong>Sport</strong>ver<strong>ein</strong><br />
TSV Waldtrudering. Ich habe die Erfahrung<br />
gemacht, dass es in diesem Ver<strong>ein</strong> k<strong>ein</strong><br />
Gerätetraining, sondern sehr viel Entspannungs-,<br />
Ausdauer- und Gymnastikübungen gibt. All dies<br />
findet nur in der Gruppe statt und bietet somit<br />
mehr Spaß und Motivation als beim<br />
Einzeltraining. Was versprochen und ver<strong>ein</strong>bart<br />
wurde, wird auch gehalten. Es finden auch sehr<br />
viele Veranstaltungen statt wie Sommerfest,<br />
Silvesterparty und andere.<br />
Ich kann erfreut sagen, dass der Umgang mit mir<br />
sehr gut ist und ich im Ver<strong>ein</strong> k<strong>ein</strong>e Maske tragen<br />
muss. Ich werde im Ver<strong>ein</strong> nicht verurteilt. Ich habe<br />
regenbogen-report 02/09
<strong>ein</strong>e sehr positive Erfahrung gemacht und bin am<br />
Ziel - ich bin zu Hause bei m<strong>ein</strong>er Familie.<br />
Ich schaffe es im Ver<strong>ein</strong> auch nicht immer,<br />
regelmäßig am Training teilzunehmen, aber das ist<br />
ganz normal. Dieses Problem haben auch gesunde<br />
<strong>Sport</strong>ler. M<strong>ein</strong>e Erfahrungen und m<strong>ein</strong>e<br />
Akzeptanz im <strong>Sport</strong>ver<strong>ein</strong> veranlassen mich<br />
jedem, - ob psychisch krank oder nicht, - zu<br />
empfehlen, sich sportlich zu betätigen. Ihr Körper<br />
und Ihre Gesundheit werden es Ihnen danken.<br />
Probieren Sie es <strong>ein</strong>fach! Auch Sie werden so<br />
überrascht s<strong>ein</strong> wie ich auch.<br />
Humor<br />
Eric, der Gewichtheber,<br />
ist voll fertig.<br />
"Schon wieder verloren!"<br />
berichtet er s<strong>ein</strong>em<br />
Freund. "Ach<br />
Eric," sagt der, "du<br />
sollst nicht alles so<br />
schwer nehmen!"<br />
regenbogen-report 02/09 7
8<br />
Bei m<strong>ein</strong>er Arbeit bei <strong>Regenbogen</strong> Wohnen habe<br />
ich zwar von <strong>ein</strong>er <strong>Regenbogen</strong>-Fußballmannschaft<br />
gehört, aber mich nicht groß weiter<br />
dafür interessiert. Ist halt etwas für Fußballinteressierte,<br />
dachte ich. Als ich dann aber beim e.V.<br />
mit zuständig war für die Organisation des<br />
<strong>Regenbogen</strong>-Cup, dem alljährlichen Fußballturnier,<br />
wurde ich angesteckt von der Begeisterung die<br />
in diesem Projekt steckt und von dem großen<br />
Engagement von Stefan Holzer, von den<br />
Fußballmannschaften, die am Turnier<br />
teilnehmen und nicht zu vergessen<br />
von denen, die dafür sorgen, dass<br />
das Turnier überhaupt statt<br />
finden kann.<br />
12 Mannschaften nahmen<br />
dieses Jahr an dem Turnier teil,<br />
also 120 Spieler, davon 40, die<br />
aus England kamen,<br />
Mannschaften aus Österreich<br />
und Prag. Es war nicht nur <strong>ein</strong>fach<br />
<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Turnier, sondern <strong>ein</strong><br />
großes Event. Vielleicht noch <strong>ein</strong>iges<br />
Interessantes zu den Mannschaften: Die<br />
Mannschaften aus Hackney und Barnsley gehören<br />
zu <strong>Sport</strong>projekten, die sich zur Aufgabe gemacht<br />
haben, Menschen mit psychischen Schwierigkeiten<br />
über gem<strong>ein</strong>samen <strong>Sport</strong> mehr Stabilität zu<br />
ermöglichen. Die Mannschaft aus Macclesfield<br />
gehört dem Projekt `It`s a goal `an. Einem Projekt,<br />
dass jungen Männern mit Depressionen und<br />
Suicidabsichten über Fußball helfen möchte.<br />
Auch die österreichischen Mannschaften sind aus<br />
<strong>ein</strong>em ähnlichen Projekt entstanden. Die Bad<br />
Tölzer und auch die Prager Mannschaft vertritt<br />
Wohn<strong>ein</strong>richtungen für psychisch Kranke, ähnlich<br />
dem <strong>Regenbogen</strong>. Die Laufer Mühle, <strong>ein</strong>e<br />
Fußball beim <strong>Regenbogen</strong><br />
von Ulrike Wachter<br />
Einrichtung für Suchtkranke, stellte wie jedes Jahr<br />
auch <strong>ein</strong>e hoch motivierte Mannschaft. Die<br />
Plattlinger Mannschaft hat sich über den sozialpsychiatrischen<br />
Dienst in Plattling zusammen gefunden.<br />
Aus der Forensik in Haar kam der so genannte<br />
Bunte Haufen und der <strong>Regenbogen</strong> war mit zwei<br />
Mannschaften vertreten. Wichtig ist noch: Auch<br />
bei diesem Turnier ist Fußball k<strong>ein</strong> r<strong>ein</strong>er<br />
Männersport mehr. Einige Frauen haben<br />
in den <strong>ein</strong>zelnen Mannschaften mitgespielt,<br />
genauso enthusiastisch,<br />
technisch gut und voll integriert.<br />
Alle Mannschaften gehören zu<br />
E.A.S.I. (Europian Association<br />
for <strong>Sport</strong> and Social Integration)<br />
mit der Website: www.easieurope.info:<br />
»E.A.S.I. ist <strong>ein</strong><br />
Zusammenschluss von europäischen<br />
Projekten, Einrichtungen und<br />
Gruppen, die es sich zur Aufgabe<br />
gemacht haben, <strong>Sport</strong> und aktive<br />
Freizeitgestaltung für Menschen mit psychosozialem<br />
Betreuungsbedarf anzubieten, <strong>ein</strong>e<br />
Arbeitsgem<strong>ein</strong>schaft, <strong>ein</strong>e Interessenvertretung<br />
und <strong>ein</strong>e Plattform für Austausch und<br />
Kontaktvermittlung.«<br />
Das Turnier fand statt am 20. und 21. Mai und war<br />
<strong>ein</strong> spannendes Ereignis auf dem Haarer<br />
<strong>Sport</strong>gelände. (Hier gilt <strong>ein</strong> besonderer Dank dem<br />
<strong>Sport</strong>wart von Haar.) Am zweiten Tag war ich auch<br />
dabei und konnte mich davon überzeugen, mit wie<br />
viel Elan, Spielfreude und Einsatz die Spieler über<br />
den Platz rannten. Die Stimmen der leider wenigen<br />
Zuschauer waren begeistert: »Guter fairer Fußball«.<br />
regenbogen-report 02/09
Viele Geschichten gab es auch um das Turnier<br />
herum. Geschichten von schon langjährigen<br />
Freundschaften unter den Spielern und den<br />
Trainern. Eine hat mich besonders be<strong>ein</strong>druckt:<br />
Die Prager Mannschaft, wurde abgeholt durch<br />
ihren früheren Trainer (Foto S. 13), der inzwischen<br />
in London lebt und dort als Sozialpädagoge<br />
arbeitet. Er fühlt sich s<strong>ein</strong>er früheren Mannschaft<br />
so verbunden, dass er mit <strong>ein</strong>em Bus von London<br />
nach Prag fährt, die Mannschaft abholt, nach<br />
Haar bringt, das Turnier mitspielt und nach dem<br />
Turnier die Spieler wieder abliefert und zurück<br />
nach London fährt.<br />
Auch die englischen Mannschaften nehmen<br />
<strong>ein</strong>iges auf sich, um bei diesem Turnier dabei s<strong>ein</strong><br />
zu können. Einen Flug und fünf Tage sehr <strong>ein</strong>fache<br />
Unterbringung im alten Casino (Was dieses<br />
Jahr dank des Bezirkes Oberbayern und dem Isar-<br />
Amper-Klinikum noch möglich war.). Ein Spieler<br />
aus London wurde von s<strong>ein</strong>er Großmutter begleitet,<br />
die ganz begeistert war von der Zeit in Haar.<br />
Für das leibliche Wohl sorgte das <strong>Regenbogen</strong>-<br />
Cafè. Herr Gruber-Carow hatte <strong>ein</strong>ige Mühe, die<br />
Spieler satt zu bekommen. Während des Turniers<br />
betrieb die Mutter von Stefan Holzer mit ihrer<br />
Mannschaft <strong>ein</strong>en Essensstand. Es gab leckeren<br />
selbst gebackene Kuchen, liebevoll belegte<br />
Brötchen, Würstchen und Getränke. Zwei Tage<br />
wurde auf dem Haarer <strong>Sport</strong>gelände gekämpft,<br />
geschwitzt, gelacht, geredet. Alte Freundschaften<br />
wurden bekräftigt und neue geschlossen. Man hat<br />
sich gegenseitig ausgeholfen.<br />
Und die Siegerehrung ließ auch große Freude und<br />
Rührung nicht vermissen. Gewonnen hat das Team<br />
RCK Plattling, Zweiter wurde Fokus Praha und<br />
Dritter wurde der Bunte Haufen aus Haar. Als<br />
Gastgeber haben wir uns in diesem Jahr um die<br />
beiden letzten Plätze gekümmert.<br />
Also ich werde nächstes Jahr sicher wieder dabei<br />
s<strong>ein</strong> und kann nur allen Lesern empfehlen, sich<br />
dieses Event nicht entgehen zu lassen. Wir werden<br />
Sie rechtzeitig informieren. Für alle Spiel-<br />
Interessierten: Das Training der <strong>Regenbogen</strong>–<br />
Mannschaft findet statt: Jeden Samstag ab 17:00<br />
Uhr. Bei gutem Wetter auf dem <strong>Sport</strong>platz an der<br />
<strong>Sport</strong>halle des Isar-Amper-Klinikums, bei<br />
schlechtem in der Halle. Bei Interesse <strong>ein</strong>fach vorbei<br />
kommen.<br />
regenbogen-report 02/09 9
Die Geschichte des Projekts <strong>Regenbogen</strong>-Aktiv...<br />
...und <strong>ein</strong>es in vielerlei Hinsicht <strong>ein</strong>zigartigen<br />
Fußballturniers<br />
Wie viele andere Projekte des <strong>Regenbogen</strong> e.V.<br />
entstand auch das Projekt des<br />
„<strong>Regenbogen</strong>-Aktiv“ aus<br />
dem Wunsch, etwas zu<br />
verändern und getragen<br />
vom Enthusiasmus<br />
und<br />
Idealismus s<strong>ein</strong>er<br />
Beteiligten.<br />
Getreu dem Geist<br />
des <strong>Regenbogen</strong> e.V.<br />
standen auch hier das<br />
Erkennen von Defiziten<br />
und Verbesserungsmöglichkeiten<br />
im bestehenden System der Rehabilitation und<br />
R<strong>ein</strong>tegration psychisch kranker und behinderter<br />
Menschen am Anfang – wenngleich in ungewöhnlicher<br />
Weise.<br />
Das Projekt geht auf die Idee und den Einsatz des<br />
damaligen Zivildienstleistenden Stefan Holzer<br />
zurück und es lässt sich mit Fug und Recht sagen,<br />
es wurde in Gummistiefeln geboren.<br />
Rehabilitation darf nicht bei <strong>ein</strong>er Wohnung und<br />
<strong>ein</strong>em geschützten Arbeitsplatz enden. K<strong>ein</strong><br />
„gesunder“ Mensch würde s<strong>ein</strong> Leben darauf<br />
reduzieren wollen oder sich damit zufrieden<br />
geben. Allzu oft werden von psychischer<br />
Krankheit betroffene Menschen jedoch<br />
genau an der Stelle all<strong>ein</strong>e gelassen, an der<br />
<strong>ein</strong> weiterer wichtiger Schritt der<br />
Rehabilitation und R<strong>ein</strong>tegration zu leisten<br />
wäre. Rehabilitation darf nicht enden, wenn<br />
Menschen wieder „funktionieren“, <strong>ein</strong>er Arbeit<br />
nachgehen können und <strong>ein</strong> Dach über dem Kopf<br />
10<br />
von Stefan Holzer<br />
haben. Sie muss den Menschen helfen, die durch<br />
ihre Krankheit verursachte Isolation und<br />
Stigmatisierung zu überwinden.<br />
Was Menschen gesunden lässt oder gesund erhält<br />
sind soziale Beziehungen, das Gefühl der<br />
Zugehörigkeit, das Erleben von Erfolgen,<br />
Interessen, Freude und Aktivität. Mit diesen<br />
Leitgedanken und dem Wunsch etwas an<br />
diesem wahrgenommenen Missstand zu<br />
verändern, beendete Stefan Holzer 1996<br />
s<strong>ein</strong>en Zivildienst in der Gärtnerei des<br />
<strong>Regenbogen</strong> e.V. und nahm das Studium der<br />
Psychologie auf.<br />
Fußball wurde jedoch bereits zuvor gespielt - von<br />
den Mitarbeitern der Gemüsegärtnerei und ihrem<br />
Zivi, in den Arbeitspausen und in den besagten<br />
Gummistiefeln. Diese wurden erstmals gegen<br />
<strong>Sport</strong>schuhe getauscht, als die <strong>Sport</strong>therapie des<br />
BKH Haar zum Freundschaftsspiel herausgefordert<br />
wurde.<br />
Vier Monate nach Beendigung s<strong>ein</strong>es Zivildienstes<br />
kehrte der ehemalige Zivi zum <strong>Regenbogen</strong> e.V.<br />
zurück und gründete mit sechs Mitarbeitern der<br />
Gärtnerei <strong>ein</strong>e Fußballmann-schaft, die sich<br />
Anfang Februar 1997 zum<br />
ersten Training traf. Die<br />
Devise war schnell<br />
gefunden: so viel<br />
Schutz wie nötig und<br />
so viel Realität als<br />
möglich. Geschaffen<br />
werden sollte <strong>ein</strong><br />
zwar geschützter aber<br />
therapiefreier Raum,<br />
<strong>ein</strong>e Gem<strong>ein</strong>schaft, in<br />
der jeder unabhängig von<br />
Alter oder sportlichem Talent<br />
regenbogen-report 02/09
s<strong>ein</strong>en Teil beitragen kann - schlicht und <strong>ein</strong>fach<br />
<strong>ein</strong> Stück Normalität, k<strong>ein</strong>e „Fußballgruppe“, sondern<br />
<strong>ein</strong>e echte Mannschaft.<br />
Schon bald wurden erste Spiele ausgetragen und<br />
noch im gleichen Jahr <strong>ein</strong> erstes Turnier veranstaltet.<br />
Über die Jahre hinweg ist dieses Projekt stetig<br />
gewachsen. Über 100 Fußballer mit verschiedenstem<br />
Hintergrund, alle aber mit der Erfahrung<br />
psychischer Krankheit belastet, waren seitdem für<br />
<strong>ein</strong>ige Wochen oder viele Jahre Teil dieser<br />
Mannschaft und mehr als 20 sind es augenblicklich.<br />
Es wurden knapp 80 Spiele gegen<br />
Hobbymannschaften, Betriebssportgruppen oder<br />
Mannschaften andere psychosoziale<br />
Einrichtungen ausgetragen. Die Fußballer des<br />
<strong>Regenbogen</strong> e.V. haben an fast 60 Turnieren in<br />
Deutschland, Österreich, Tschechien, Italien und<br />
England teilgenommen. Im Rahmen dieser<br />
Fahrten sind weit über den <strong>Sport</strong> hinaus<br />
Freundschaften entstanden und vielfältige<br />
Erfahrungen geteilt worden. Einige Spieler haben<br />
erstmals Fußball gespielt, <strong>ein</strong> Tor geschossen, sind<br />
erstmals verreist, erstmals geflogen oder haben<br />
erstmals das Meer gesehen. Das wichtigste aber ist,<br />
fast alle von ihnen gehören wieder irgendwo dazu<br />
und erleben Freundschaft.<br />
Zusätzlich wurde 2003 dank der vielen entstandenen<br />
Kontakte <strong>ein</strong>e europäische Arbeitsgem<strong>ein</strong>schaft<br />
mit inzwischen 30 Mitgliedern aus neun<br />
Ländern gegründet, deren gem<strong>ein</strong>sames Ziel es ist,<br />
<strong>Sport</strong> für psychisch kranke und behinderte<br />
Menschen anzubieten, denen der Zugang zu<br />
<strong>Sport</strong>ver<strong>ein</strong>en aufgrund ihrer psychischen<br />
Belastung oft nicht möglich ist. Diese<br />
Arbeitsgem<strong>ein</strong>schaft wird ebenfalls von<br />
<strong>Regenbogen</strong>-Aktiv koordiniert.<br />
regenbogen-report 02/09 11
Von besonderer Bedeutung ist das in dieser Form<br />
seit 1998 stattfindende Jahreshauptereignis: der<br />
<strong>Regenbogen</strong>-Cup. Dieses Fußballturnier spiegelt<br />
in allen s<strong>ein</strong>en Facetten die Besonderheit dieses<br />
Projekts, s<strong>ein</strong>e Probleme, vor allem aber s<strong>ein</strong>e<br />
Erfolgsgeschichte.<br />
Aus <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Turnier mit Mannschaften aus<br />
der näheren Umgebung ist <strong>ein</strong> internationales<br />
Ereignis mit inzwischen jährlich ca. 15<br />
Teilnehmern aus sechs Ländern geworden und<br />
dennoch hat sich am familiären Charakter nichts<br />
geändert. Jeder, der kommt und hilft, ist seit Jahren<br />
dabei und <strong>ein</strong> Freund des Projekts. Für viele psychisch<br />
kranke Fußballer in England, Tschechien,<br />
Holland, Österreich oder der Slowakei ist der<br />
<strong>Regenbogen</strong>-Cup zu <strong>ein</strong>em Begriff geworden, um<br />
den sich viele schöne Erlebnisse und Erinnerungen<br />
ranken.<br />
Jeder kennt „Mama Holzer“, die von Anfang an am<br />
Brotzeitstand steht und viele andere Gesichter, die<br />
die familiäre und freundschaftliche Atmosphäre<br />
prägen. Der <strong>Regenbogen</strong>-Cup hat seit s<strong>ein</strong>er<br />
Gründung jedes Jahr stattgefunden und gilt auch<br />
innerhalb der Arbeitsgem<strong>ein</strong>schaft EASI -<br />
„European Association for <strong>Sport</strong> and Social<br />
Integration“ als das aufgrund s<strong>ein</strong>er Atmosphäre<br />
und dem hohen sportlichen Niveau ganz besondere<br />
unter den Turnieren.<br />
Mittlerweile sind 12 Jahre vergangen und manches<br />
hat sich geändert. Aus dem „Zivi“ ist <strong>ein</strong><br />
Psychologe und vielbeschäftigter<br />
Gerichtsgutachter geworden, doch die Fußballer<br />
vom <strong>Regenbogen</strong> liegen ihm unverändert am<br />
Herzen und so leitet er nach wie vor wöchentlich<br />
das Training. Ein Spieler ist seit dem ersten Tag<br />
dabei, mehrere seit dem ersten Jahr und viele seit<br />
mehr als fünf Jahren. Manche Spieler sind über die<br />
Jahre hinweg verloren gegangen, in<br />
Wohngem<strong>ein</strong>schaften anderer Städte gezogen<br />
oder in manchmal jahrelangen Krisen verschwunden.<br />
Immer wieder kommt es jedoch vor, dass der<br />
<strong>ein</strong> oder andere von diesen wieder nach München<br />
kommt, sich wieder fängt und plötzlich samstags<br />
um 17.00 Uhr beim Training steht.<br />
Mehr denn je ist der <strong>Regenbogen</strong>-Cup im Mai in<br />
Haar <strong>ein</strong> Begriff, mehr denn je warten auf diese<br />
Woche, und für all diese Menschen von<br />
Manchester bis Graz und Michalovce bis<br />
Amersfoort hat dieses Ereignis <strong>ein</strong>e besondere<br />
Bedeutung. Es ist verbunden mit Freundschaften,<br />
schönen Erinnerungen und der Hoffnung auf<br />
weitere schöne Erlebnisse in <strong>ein</strong>em ansonsten oft<br />
schwierigen Leben. Für dieses Turnier, das durch<br />
den Wegfall der bisherigen kostenlosen Übernachtungsmöglichkeit<br />
in <strong>ein</strong>em leer stehenden<br />
Gebäude des BKH Haar akut gefährdet ist, gilt es<br />
jetzt <strong>ein</strong>e Zukunft zu schaffen.
Interview mit Angelika Forster-Seiler,<br />
<strong>Sport</strong>therapeutin am IAK-KMO<br />
Als ich vor <strong>ein</strong>igen Jahren auf Grund <strong>ein</strong>er schweren<br />
Depression Patient im Isar-Amper-Klinikum,<br />
Klinikum München Ost war, hat mir von Anfang<br />
an die <strong>Sport</strong>therapie sehr geholfen, m<strong>ein</strong><br />
Selbstwertgefühl wieder aufzubauen und Kraft zu<br />
schöpfen. Mit <strong>ein</strong>er der damaligen Therapeutinnen<br />
traf ich mich kürzlich zu <strong>ein</strong>em Interview:<br />
Frau Forster-Seiler, wie sind Sie <strong>Sport</strong>therapeutin<br />
geworden?<br />
Vom Grundberuf her bin ich <strong>Sport</strong>lehrerin, war<br />
zwei Jahre an Schulen tätig und bin nach m<strong>ein</strong>er<br />
Kinderpause zur Reittherapie gekommen,zunächst<br />
nur um nach der Kinderpause wieder zu<br />
arbeiten. Während m<strong>ein</strong>er Tätigkeit in der<br />
Reittherapie habe ich dann viel über psychiatrische<br />
Patienten gelernt und als dann 1993 <strong>ein</strong>e Stelle als<br />
<strong>Sport</strong>thearapeutin frei wurde, bin ich in die<br />
<strong>Sport</strong>therapie hier im Klinikum <strong>ein</strong>gestiegen.<br />
von Steffen Leistner<br />
Damit verfügen Sie über <strong>ein</strong>e langjährige Erfahrung<br />
in diesem Bereich. Was sind die grundlegenden Ziele<br />
der <strong>Sport</strong>- und Bewegungstherapie im Rahmen der<br />
Behandlung?<br />
Grundsätzlich verfolgt zunächst <strong>ein</strong>mal jede<br />
Therapie, jede Behandlung als Ziel <strong>ein</strong>e<br />
Befindlichkeitsverbesserung. Meist erst <strong>ein</strong>mal<br />
kurzfristig, Ziel ist aber natürlich auch die<br />
langfristige Verbesserung, egal ob im psychischen<br />
oder körperlichen Bereich. Wie man diese<br />
Verbesserungen der Befindlichkeit erreicht, hängt<br />
natürlich auch von den Zielsetzungen des Klienten<br />
ab.<br />
Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, über körperliche<br />
Interventionen, zum Beispiel Fitnesstraining,<br />
die Kondition zu verbessern und damit dann auch<br />
das Durchhaltevermögen des Patienten. <strong>Sport</strong>spiele<br />
können zum Beispiel die Teamfähigkeit<br />
steigern.
Die <strong>Sport</strong>- und Bewegungstherapie (SBT) schafft<br />
die Möglichkeit, sich selbst wieder bewußt zu<br />
erleben, s<strong>ein</strong>en Körper zu spüren, <strong>ein</strong>en Platz in<br />
<strong>ein</strong>em Team <strong>ein</strong>zunehmen. Die Möglichkeiten<br />
sind also vielfältig. Diese Interventionen sollen<br />
dem Patienten nutzen und in enger<br />
Zusammenarbeit mit dem Patienten werden dann<br />
immer wieder spezielle Ziele definiert.<br />
Nun kenne ich aus dem eigenen Erleben heraus die<br />
positive Wirkung der SBT, aber auch die sehr unterschiedliche<br />
Akzeptanz durch die Patienten. Wie kann<br />
man die Motivation, an der SBT teilzunehmen,<br />
verbessern?<br />
Bei psychischen Erkrankungen ist zunächst häufig<br />
der Antrieb reduziert, - gerade bei Depressionen<br />
kennen das die meisten Patienten. Am Anfang<br />
fällt es eben schwer. Dabei erhält der Patient aber<br />
Unterstützung durch das gesamte Behandlungsteam,<br />
wieder "in Gang zu kommen", etwas zu tun,<br />
auch <strong>ein</strong>e gewisse Anstrengung wieder zu ertragen.<br />
Wir versuchen, den Patienten da abzuholen, wo er<br />
ist. Auch wenn es zuerst nur <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e<br />
Anstrengung, <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Tätigkeit ist, die er<br />
schafft, so kann ihn das weiter motivieren, länger<br />
durchzuhalten, weiter mitzumachen. Häufig hilft<br />
gerade dabei die Gruppe sehr oder ansprechende<br />
Inhalte, zum Beispiel kombiniert mit Musik. So<br />
kann dann zunehmend Spaß damit verbunden<br />
s<strong>ein</strong>, und dies steigert natürlich die Motivation.<br />
Also, es gibt vielerlei Möglichkeiten. Ich kenne<br />
viele Patienten, für die SBT zunächst <strong>ein</strong><br />
Pflichtprogramm war, die dann später eigenmotiviert<br />
kamen.<br />
Stehen damit mehr die sozialen Kontakte oder mehr<br />
die körperliche Betätigung im Vordergrund?<br />
Häufig ist das schon so. Wenn man von der<br />
Krankheitssymptomatik ausgeht, sind<br />
Beziehungs-störungen, Beziehungsabbrüche und<br />
sozialer Rückzug häufig gegeben. In der SBT, insbesondere<br />
in den Gruppen, ist die Interaktion aber<br />
oft mit Spaß verbunden, mit Aufgaben, die Freude<br />
bereiten, die Erfolg bringen. Damit bekommt die<br />
Interaktion in der Gruppe <strong>ein</strong>en hohen<br />
Stellenwert. Aber natürlich kann parallel dazu die<br />
Zielsetzung des Klienten stehen, etwas für sich und<br />
s<strong>ein</strong>en Körper zu tun. Meistens ist beides möglich.<br />
Ich habe durch die SBT besonders <strong>ein</strong>e Stärkung m<strong>ein</strong>es<br />
Selbstwertgefühls erlebt. Das nimmt man mit. Werden<br />
dadurch auch die anderen Therapieformen unterstützt?<br />
Ich denke schon ganz wesentlich! Sie haben in<br />
diesem Bereich Ihre Kompetenz erlebt und Sie<br />
haben erfahren, dass das vielleicht nicht nur in<br />
diesem <strong>ein</strong>em Bereich so ist. Positive Veränderung<br />
ist in der Regel nur möglich, wenn Sie selbst dazu<br />
auch motiviert sind.<br />
Verfolgt man am KMO <strong>ein</strong> ganzheitliches<br />
Therapiekonzept?<br />
Die Stationen haben Konzepte, in die die <strong>ein</strong>zelnen<br />
Therapieformen integriert sind. Wichtig ist<br />
dabei, auch möglichst den Neigungen des Klienten<br />
zu entsprechen. Der Körper ist etwas ganz<br />
wichtiges - Körper und Seele sind sehr eng verbunden.<br />
Daher ist der Bereich der Körper-,<br />
Bewegungs- und <strong>Sport</strong>therapie <strong>ein</strong> ganz<br />
regenbogen-report 02/09 15
wesentlicher, um wieder diese Einheit zu spüren<br />
und dort Verbesserungen zu erfahren.<br />
Wie geht es nach dem Klinikaufenthalt weiter? Wie<br />
steht es mit ambulaten Angeboten? Selbst mußte ich<br />
damals nach geeigneten Möglichkeiten im Wohnumfeld<br />
suchen.<br />
Das ist bei uns im Team der <strong>Sport</strong>- und Bewegungstherapeuten<br />
<strong>ein</strong> Thema. Es gibt leider viel zu<br />
wenig Angebote, die <strong>ein</strong>en guten Übergang<br />
ermöglichen würden oder das erworbene Niveau<br />
wenigstens erhalten, sodaß <strong>ein</strong>e Kontinuität entstehen<br />
kann.<br />
Es gibt im Freizeitsport nur wenig Angebote, die<br />
dieser Art der Gruppenintervention entsprechen<br />
würden. Wir hoffen, dass sich da in nächster Zeit<br />
mehr tut! Für uns als <strong>Sport</strong>- und Bewegungstherapeuten<br />
ist es <strong>ein</strong> aktuelles Thema. Ein Handicap<br />
ist allerdings dabei, daß die SBT krankenkassentechnisch<br />
nicht so abgerechnet werden kann wie<br />
zum Beispiel die Ergotherapie. Es gibt dafür noch<br />
k<strong>ein</strong>e Abrechnungskennziffer. Vielleicht wird sich<br />
da etwas ändern, ansonsten muss man schauen, wo<br />
man entsprechende Angebote zum Beispiel in<br />
Tagesstätten integrieren kann. Das ist <strong>ein</strong> Feld, in<br />
dem sich etwas entwickeln muss und wir werden da<br />
nun auch aktiver werden.<br />
Was zeichnet die <strong>Sport</strong>- und Bewegungstherapie am<br />
KMO im Besonderen aus?<br />
Ich kenne <strong>ein</strong>ige Kliniken, bin auch viel auf<br />
Fortbildungen, zu denen Therapeuten aus ganz<br />
Deutschland kommen und kann daher sagen, dass<br />
unser Klinikum ganz hervorragende <strong>Sport</strong>stätten<br />
hat. Die SBT am Klinikum ist auch personell ganz<br />
gut ausgestattet, sodass wirklich alle Stationen versorgt<br />
sind. Es gibt diverse, auch stationsübergreifende<br />
Angebote wie die Neigungsgruppen.<br />
Außerdem gibt es die Freizeitsportanlagen wie das<br />
"Plopp", wo die Patienten wirklich eigeninitiativ<br />
etwas tun können. Das kann zum Beispiel <strong>ein</strong><br />
Übergang zum <strong>Sport</strong> als sinnerfüllte Freizeitgestaltung<br />
s<strong>ein</strong>. Was man, glaube ich, auch sagen<br />
kann, ist, dass wir hervorragend mit Kl<strong>ein</strong>geräten<br />
ausgestattet sind. Da zeigt sich auch die hohe<br />
Wertschätzung den Patienten gegenüber - <strong>ein</strong><br />
ansprechendes Material ist immer motivierend.<br />
Ich danke Ihnen für das Interview und wünsche Ihnen<br />
weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Tätigkeit.<br />
Danke für das Interesse, es hat Spaß gemacht.
Sie ist nicht da<br />
Ruf den Himmel an<br />
wann die Zeit kommt,<br />
das Eis bricht und Früchte trägt.<br />
Wo ist er, der an der Zeit sägt<br />
die nie zu Ende geht<br />
Freunde machen sich rar<br />
und Sie ist nicht mehr da.<br />
Spüre k<strong>ein</strong>en Zwang<br />
schon <strong>ein</strong> Leben lang<br />
träumte Sie zu finden,<br />
Freundschaft und Kunst zu verbinden.<br />
Pläne, gem<strong>ein</strong>same Interessen,<br />
vergessen worden?<br />
Es ist nicht wahr<br />
Sie ist nicht da.<br />
Die Zeit nagt am Gehirn<br />
Wo ist der Stern<br />
der sich die gute Note verlieh,<br />
ja freundlich, aber wie,<br />
so <strong>ein</strong>fach in Reserve gehen<br />
als wäre nichts geschehen<br />
wo man gem<strong>ein</strong>sam war<br />
Sie ist nicht da.<br />
Ruf noch mal ins All:<br />
erspare mir die Qual<br />
vor bloßer Einsamkeit.<br />
Gebt Trost und Zuversicht,<br />
Frieden und Dankbarkeit.<br />
Es vergeht Stunde und Tag.<br />
Gespenstisch still on Air<br />
kann nicht mehr, der Himmel klar<br />
Sie ist nicht mehr da.<br />
Edwin Schütz
<strong>Sport</strong> ist<br />
Mord!<br />
Ich hasse m<strong>ein</strong>en Körper - Ich will ihn nicht spüren!<br />
Ich hab k<strong>ein</strong>en Kopf für <strong>Sport</strong>, ich hab andere Dinge im Kopf!<br />
Hat sich schon mal jemand die verbiesterten Gesichter von<br />
Joggern angeschaut!<br />
<strong>Sport</strong> ist mir zu leistungsorientiert.<br />
Ich fühl mich wie gelähmt!<br />
Ich mag nicht, wenn ich schwitze.<br />
Ich fühl mich unter Druck gesetzt und als Versager, wenn ich`s<br />
nicht mache.<br />
Und wo bleibt der Spaß?<br />
Ich gehe gerne Spazieren und schau mir die Gegend an- das<br />
reicht mir!<br />
<strong>Sport</strong> ist auch <strong>ein</strong>e Ersatzbefriedigung!<br />
Wenn ich <strong>Sport</strong> mache, spüre ich mich und m<strong>ein</strong>e Einsamkeit<br />
noch mehr!<br />
<strong>Sport</strong> ist sinnlos-körperliche Arbeit schätze ich.<br />
Wenn ich <strong>Sport</strong> mache, bekomme ich Angst vor mir selbst und<br />
werde dann unkontrolliert aggressiv.
Sich regen<br />
bringt Segen!<br />
Man muß etwas für s<strong>ein</strong>e Gesundheit tun!<br />
<strong>Sport</strong> ist gut gegen Depressionen!<br />
<strong>Sport</strong> ist <strong>ein</strong> Wundermittel für die Seele!<br />
Wenn Du Dich mehr bewegst, geht`s Dir auch besser!<br />
<strong>Sport</strong> ist gut bei Diabetes!<br />
<strong>Sport</strong> tut den Gelenken gut!<br />
<strong>Sport</strong> hält jung!<br />
<strong>Sport</strong> bewegt den Blutkreislauf!<br />
<strong>Sport</strong> macht schön!<br />
Ich fühle mich lebendiger, wenn ich <strong>Sport</strong> mache!<br />
Ich fühle mich leichter, wenn ich <strong>Sport</strong> mache!
Auf dem Rücken der Pferde liegt das<br />
Glück dieser Erde<br />
Es ist mal wieder Dienstagnachmittag. Schnell<br />
wickele ich noch Christian* und dann geht es los.<br />
Ich setze ihn in s<strong>ein</strong>en Rollstuhl und wir fahren<br />
gem<strong>ein</strong>sam zum Reitstall, wo s<strong>ein</strong> Pferd Floh<br />
schon auf ihn wartet. Christian freut sich auch<br />
heute wieder riesig, endlich wieder auf dem Rücken<br />
von Floh zu liegen. Er kennt den Weg zum<br />
Reitstall schon selbst und fährt die letzten Meter<br />
selbständig. Zuerst geht es in den Stall. Christian<br />
steht in s<strong>ein</strong>em Rollstuhl neben mir und gem<strong>ein</strong>sam<br />
sagen wir Floh “hallo”, bevor er geputzt und<br />
gestriegelt wird. Eine Helferin im Reitstall übernimmt<br />
diese Aufgabe und Ich fahre zusammen mit<br />
Christian in die Reithalle zur Rampe hoch, von wo<br />
aus Christian später auf Floh aufsitzen kann.<br />
Wir warten gem<strong>ein</strong>sam auf Floh und dann, als er<br />
an der Rampe ruhig stehen bleibt, hebe Ich<br />
Christian aus s<strong>ein</strong>em Rollstuhl und setze ihn ohne<br />
Sattel auf den Rücken von Floh, dem jungen<br />
Haflinger. Meistens ist Christian mit s<strong>ein</strong>en B<strong>ein</strong>en<br />
verkrampft, wenn er tagsüber sehr lange in s<strong>ein</strong>em<br />
Rollstuhl sitzt, doch sobald er auf s<strong>ein</strong>em Pferd<br />
sitzt, wird er lockerer in s<strong>ein</strong>er gesamten<br />
Körperhaltung und jauchzt und lacht auch manchmal<br />
dabei, wenn es im Trab die ersten paar Runden<br />
losgeht. Christian geht <strong>ein</strong>mal in der Woche zum<br />
Reiten. Eine Reitstunde dauert meistens <strong>ein</strong>e<br />
Stunde. Wenn es ihm besonders viel Spaß macht,<br />
kann es auch passieren, dass er sich sofort mit<br />
s<strong>ein</strong>en Händen in der Mähne von Floh festhält,<br />
und s<strong>ein</strong>en Kopf auf Floh´ s Kopf legt und s<strong>ein</strong>en<br />
Rücken mit s<strong>ein</strong>em Bauch berührt. Christian mag<br />
es auch, wenn Floh vom Trab in den leichten<br />
Galopp wechselt. Dann richtet Christian sich auf<br />
in <strong>ein</strong>e senkrechte Körperhaltung und nimmt die<br />
Zügel fest in s<strong>ein</strong>e Hände. Und beginnt fröhlich zu<br />
lachen. Er ist insgesamt sehr gelöst und Ich merke,<br />
wie viel Spaß Christian am Reiten hat….<br />
20<br />
von Astrid Littin<br />
Da es therapeutisches Reiten ist, wird das Pferd<br />
Floh persönlich von der Stallmeisterin an der<br />
Lounge geführt und reitet anhand ihrer<br />
Kommandos die Reithalle ab.<br />
Floh kann sich auch sehr gut auf Christian´s<br />
Grundstimmung <strong>ein</strong>stellen; er merkt beispielsweise<br />
ob Christian <strong>ein</strong>e gute oder schlechtere Tagesform<br />
zum reiten mit ihm mitbringt. Auch die<br />
Stallmeisterin lässt Christian am Anfang der<br />
Stunde immer <strong>ein</strong> paar Minuten Zeit, um Floh auf<br />
s<strong>ein</strong>e Weise begrüßen zu können und sich auf ihn<br />
<strong>ein</strong>zustellen. Wenn Christian besonders viel Freude<br />
am Reiten hat, ist es zu Ende der Stunde meist gar<br />
nicht so leicht, ihn wieder runter von Floh´s<br />
Rücken in s<strong>ein</strong>en Rollstuhl zu setzen.<br />
Danach geht’s an solchen Tagen meistens noch mal<br />
zurück in den Stall und Christian gibt Floh <strong>ein</strong>e<br />
Karotte als Belohnung und Abschluß der<br />
Reitstunde.<br />
regenbogen-report 02/09
Leserpost zu unserem Beitrag<br />
»Die dunkle Seite von Arbeit« im Heft 09/01<br />
Zur <strong>Regenbogen</strong>-<strong>Report</strong> Ausgabe 01/09. Beitrag<br />
"Die dunkle Seite von Arbeit - die 10 gefährlichsten<br />
Jobs der Welt", Bezugnahme zur Feuerwehr.<br />
Flakgeschoss in Garage explodiert, Neuenstraße<br />
Gegen 16:56 Uhr piepte m<strong>ein</strong> Piepser, als ich zur<br />
Freiwilligen Feuerwehr Geltendorf fuhr, erfuhr<br />
ich, das es <strong>ein</strong> Groß<strong>ein</strong>satz s<strong>ein</strong> würde, soweit die<br />
Nachricht der Einsatzmeldung, dass es sich um<br />
<strong>ein</strong>e Explosion handle, das hatte die Polizei uns<br />
mitgeteilt. Ich musste sehen, dass m<strong>ein</strong> Zug <strong>ein</strong>satzbereit<br />
war, als wir mit Blaulicht ausrückten,<br />
Adresse Neunstraße, war bereits die Polizei, 4<br />
Rettungswägen des Roten Kreuzes, 2<br />
Rettungshubschrauber auch das "SAR Landsberg"<br />
wie der ADAC schon vor Ort. Hinzu kamen noch<br />
die Feuerwehren neben unserer: Hausen, Eresing,<br />
Türkenfeld, Moorenweis wie Windach.<br />
Was sich mir bot, war dichter beißender Rauch, der<br />
aus dem offenen Tor der Garage quoll, das ich<br />
kaum trotz m<strong>ein</strong>es Helms sehen konnte. Nachdem<br />
der Rauch <strong>ein</strong>igermaßen von uns und den Kollegen<br />
aus Türkenfeld beseitigt worden war, stieg ich mit<br />
Gasmaske (zum Schutz vor giftigen Dämpfen und<br />
Rauch) mit zwei Leuten m<strong>ein</strong>es Zuges, in das, was<br />
von der Garage noch übrig war. All<strong>ein</strong>e zog ich<br />
<strong>ein</strong>en Jungen im Alter von 17 Jahren mit Splittern<br />
in den Wangen, er war bewußtlos, aus der Garage.<br />
Als ich erneut hin<strong>ein</strong> ging, zog ich <strong>ein</strong>en Jungen im<br />
Alter von 24 Jahren mit offenen, blutendem Arm<br />
und ebenfalls Splittern im Gesicht hervor und<br />
übergab sie dem ersten Rettungswagen.<br />
Die Männer des Roten Kreuzes kümmerten sich<br />
um die schwerverletzten Jugendlichen. Wie ich<br />
erfuhr, hatten diese mit Flakgeschossen aus dem<br />
zweiten Weltkrieg herum gespielt und hatten aus<br />
Spaß den Versuch gemacht, <strong>ein</strong>es anzubohren.<br />
Dabei explodierte <strong>ein</strong>es der Geschosse; durch die<br />
umherfliegenden Splitter wurden die beiden<br />
Jungen im Gesicht und am Körper lebensgefährlich<br />
verletzt und wurden mit den Hubschraubern sofort<br />
in zwei Münchner Krankenhäuser gebracht. Laut<br />
Polizei und dem was ich sah, handelte es sich um<br />
weitere Munition und Sprengkörper die sich noch<br />
auf dem Gelände Neunstraße im Garten und<br />
Garage befanden und von der Polizei sichergestellt<br />
wurden.<br />
Eine nachalarmierte Technische Sonder<strong>ein</strong>heit des<br />
LKA München stellte, nach dem unsere Feuerwehr<br />
und die anderen Freiwilligen Feuerwehren in den<br />
Nachbarorten abgerückt waren, noch bis 1 :00 Uhr<br />
früh Kampfmittel aus dem zweiten Weltkrieg fest.<br />
Ich und m<strong>ein</strong> Zug rückten ebenfalls ab. Das Motto<br />
jeder Freiwilligen Feuerwehr heißt: Unsere<br />
Freizeit, Ihre Sicherheit.<br />
Einsendung von Julia Huber, Freiwillige Feuerwehr<br />
Geltendorf, seit April 2009 Zugführerin.<br />
regenbogen-report 02/09 21
Der Begriff Soteria kommt aus dem altgriechischen<br />
und heißt Wohl, Bewahrung, Rettung, Heil. Die<br />
Soteria-Idee hatte ihren Ursprung in der<br />
Antipsychiatriebewegung.<br />
In die Soteria am Klinikum München Ost können<br />
Menschen in Alter zwischen 18 und 50 Jahren mit<br />
<strong>ein</strong>er Psychose aus dem schizophrenen<br />
Formenkreis aufgenommen werden. Ausschlusskriterien<br />
sind u.a. Suchtmittelabhängigkeit<br />
(Alkohol, Medikamente, Drogen) und akute<br />
Selbst- oder Fremdgefährdungstendenzen, sofern<br />
<strong>ein</strong>e Bündnisfähigkeit nicht ausreichend<br />
herzustellen ist. Eine Aufnahme direkt auf die<br />
Station ist möglich; vorher wird <strong>ein</strong> Abklärungsgespräch<br />
geführt.<br />
Die Soteria ist <strong>ein</strong>e offene Station. Jeder Patient<br />
wird von <strong>ein</strong>em sogenannten Bezugspersonentandem<br />
betreut. Mit jedem der Bezugstherapeuten<br />
findet in der Regel <strong>ein</strong>mal pro Woche <strong>ein</strong> Gespräch<br />
statt, in dem die Behandlungsplanung, medikamentöse<br />
Behandlung, Ausgangsregelungen, bzw.<br />
individuelle krankheitsrelevante Themen besprochen<br />
werden.<br />
Das Krankheitsverständnis wird im Konzept der<br />
Soteria wie folgt dargestellt:<br />
»Als Reaktion auf belastende Lebenssituationen<br />
und -ereignisse können für den Betroffenen nicht<br />
lösbare Konflikte und Ängste entstehen, die zu psychotischem<br />
Erleben führen. Wegen des damit<br />
zusammenhängenden Realitätsverlustes kommt es<br />
zu Schwierigkeiten in den alltäglichen Kontakten<br />
und Beziehungen, die den Betroffenen isolieren.<br />
Einerseits besteht Angst vor Kontakten, gleichzeitig<br />
aber auch <strong>ein</strong> großer Wunsch danach. Diese<br />
widersprüchlichen Gefühle führen zu erheblichen<br />
Spannungszuständen, Angst und Verwirrung. (...)<br />
Dies führt zu <strong>ein</strong>em Erleben der Gegenwart, das<br />
oft sch<strong>ein</strong>bar inadäquate Verhaltensweisen zur<br />
22<br />
Die Soteria - <strong>ein</strong>e Alternative<br />
von Malina Bauer<br />
Folge hat. Dieses Verhalten des Patienten ist<br />
Ausdruck s<strong>ein</strong>es inneren Erlebens und erhält<br />
s<strong>ein</strong>en Sinn aus der Lebensgeschichte. (...)«<br />
Als Konsequenz dieses Krankheitsverständnisses<br />
steht Beziehungsarbeit und -gestaltung in der<br />
Soteria im Mittelpunkt. Die Mitglieder des Teams<br />
machen dem Patienten <strong>ein</strong> Kontaktangebot,<br />
begleiten diesen und gehen auf s<strong>ein</strong>e Bedürfnisse<br />
<strong>ein</strong> (»b<strong>ein</strong>g with«). Gespräche sind jederzeit<br />
möglich. Angehörige und nahe Bezugspersonen<br />
werden mit<strong>ein</strong>bezogen.<br />
Falls sinnvoll und gewünscht ist für<br />
Neuankömmlinge <strong>ein</strong>e 1:1-Begleitung rund um die<br />
Uhr möglich. Sie haben außerdem die Möglichkeit,<br />
in der ersten Zeit bis zum Abklingen der akuten<br />
Psychose im sogen. „Weichen Zimmer“ zu wohnen.<br />
Das Zimmer ist nur mit <strong>ein</strong>er Matratze <strong>ein</strong>gerichtet,<br />
ohne Bilder etc., um <strong>ein</strong>e möglichst<br />
reizarme Umgebung herzustellen, die angstlösend<br />
und beruhigend wirkt.<br />
An Medikamenten werden hauptsächlich atypische<br />
Neuroleptika in möglichst niedriger Dosierung<br />
nach Absprache mit dem Patienten gegeben. In<br />
Ausnahmefällen kann die Therapie auch ohne<br />
Medikamente durchgeführt werden.<br />
Der Alltag wird möglichst realitätsnah gestaltet<br />
(milieutherapeutisch). Versorgt wird die Station<br />
nicht durch die zentrale Küche, sondern jeweils<br />
zwei Patienten kochen für die ganze Station.<br />
Einmal pro Woche werden alle benötigten<br />
Lebensmittel von 4 Patienten und Personal in<br />
<strong>ein</strong>em Groß<strong>ein</strong>kauf erworben. Daneben gibt es<br />
noch <strong>ein</strong>en Einkaufsdienst, der jeden Tag zusätzlich<br />
benötigte Lebensmittel besorgt. Weitere<br />
Dienste sind Putzdienst, Weckdienst,<br />
Tischdeckdienst, Wäschedienst, Kuchen backen.<br />
Alle Dienste werden, soweit erforderlich und<br />
gewünscht, durch das Team unterstützt.<br />
regenbogen-report 02/09
Ergänzend zur milieutherapeutischen<br />
Alltagsgestaltung werden folgende Therapien<br />
angeboten:<br />
- Morgenrunde nach dem Frühstück ( Jeder sagt,<br />
wie es ihm geht, anstehende Aufgaben für den Tag<br />
und Organisatorisches kann besprochen werden) -<br />
(gehört eigentlich zum milieutherapeutischen<br />
Rahmenangebot);<br />
- zwei Psychotherapiegruppen pro Woche für den<br />
Austausch über <strong>ein</strong> frei gewähltes krankheitsbezogenes<br />
Thema;<br />
- Interaktionsgruppe (die Teilnehmer kommen<br />
spielerisch mit<strong>ein</strong>ander in Kontakt, z.B.<br />
Rollenspiel);<br />
- Kunsttherapie;<br />
- Teilnahme am offenen <strong>Sport</strong>- und Bewegungstherapieangebot<br />
des Klinikums.<br />
Es gibt k<strong>ein</strong>e Visite, k<strong>ein</strong>e Beschäftigungstherapie,<br />
k<strong>ein</strong>e Reittherapie und Arbeitstherapie nur in<br />
Ausnahmefällen.<br />
Außerdem werden regelmäßig gem<strong>ein</strong>schaftliche<br />
Ausflüge unternommen (Kegeln, Berge, Museum<br />
etc.) und es wird gem<strong>ein</strong>sam gespielt (Badminton,<br />
Tischtennis, Brettspiele etc.)<br />
Ein Betroffener, der bereits in der Soteria war, hat<br />
die Atmosphäre dort »wie auf Klassenfahrt«<br />
charakterisiert.<br />
Die Soteria ist in den Räumen des Erdgeschosses<br />
des Hauses 14, <strong>ein</strong>er großen Villa mit parkähnlichem<br />
Garten, untergebracht. Im Garten ist <strong>ein</strong><br />
Hochbeet angelegt, in dem Gemüse und Kräuter<br />
für den eigenen Bedarf angebaut werden. Die<br />
Pflege wird von Patienten übernommen. Es können<br />
12 - 14 Patienten in 2- und 3-Bett-Zimmern<br />
untergebracht werden. Die weiteren Räumlichkeiten<br />
bestehen aus zwei Stationszimmern, dem<br />
Weichen Zimmer, <strong>ein</strong>em Fernsehraum, in dem<br />
auch die Gruppen stattfinden, <strong>ein</strong>em Wohn- und<br />
Esszimmer mit angrenzendem Wintergarten<br />
(Raucherbereich), Bädern, WC, Küche,<br />
Speisekammer. Die Gem<strong>ein</strong>schaftsräume sind<br />
wohnlich und freundlich <strong>ein</strong>gerichtet.<br />
Zur Jahreswende 2009/2010 ist <strong>ein</strong>e Erweiterung<br />
auf zwei Einheiten mit jeweils 8 vollstationären<br />
und 4 tagklinischen Plätzen geplant.<br />
Für weiterführende Informationen im Internet:<br />
http://www.iak-kmo.de/index.php?id=297
Nun also <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>er Einblick in die Welt des<br />
Squaredance, welches <strong>ein</strong>e von vielen Formen des<br />
Kreistanzes ist. Christel* war bereit, mir darüber<br />
Auskunft zu geben. Sie ist seit <strong>ein</strong>iger Zeit in<br />
Unterschleißheim Mitglied bei den Munich Nine<br />
Pins und absolvierte im Juli diesen Jahres ihren<br />
Grundkurs in der erwähnten Tanzgruppe.<br />
Die Munich Nine Pins bestehen seit dem 01.<br />
Oktober 2008. Die eigentliche Idee, solch <strong>ein</strong>e<br />
Squaredance Gruppe im Umland von München zu<br />
gründen, war <strong>ein</strong>e Idee, war der Einfall <strong>ein</strong>er<br />
Mittänzerin von Christel, namens Luise, die mit<br />
ihr zusammen bei den Munich Nine Pins tanzt. Von<br />
anfänglich zehn begeisterten Kollegen von Luise<br />
sind mittlerweile noch 16 Schüler fest beim<br />
Squaredance dabei.<br />
Als fester Tanzplatz für die Munich Nine Pins haben<br />
sich die Kegelräume in Unterschleißheim mittlerweile<br />
für die wöchentlichen (Übungs-)Tanzabende<br />
fest etabliert. Da die Idee, <strong>ein</strong>e Squaredance-<br />
Gruppe zu gründen, in <strong>ein</strong>er Kegelbahn stattfand,<br />
wurde der Namensvorschlag MUNICH NINE PINS<br />
von den Gründungsmitgliedern mit großer<br />
Begeisterung angenommen. Nine Pins steht<br />
sozusagen als Synonym für die neun Kegel auf <strong>ein</strong>er<br />
Kegelbahn; Munich, weil die Gruppe im<br />
Münchner Umland gegründet wurde. Die<br />
Übungsabende der Munich Nine Pins finden immer<br />
Mittwochs ab 19 Uhr in der Parkgaststätte,<br />
Stadionstr 1 in Unterschleißheim statt.<br />
Nun also noch <strong>ein</strong> wenig Informatives über den<br />
Squaredance im Allgem<strong>ein</strong>en:<br />
Squaredance kommt ursprünglich aus Amerika.<br />
Die unterschiedlichen Tanzfiguren werden von verschiedenen<br />
Völkern getanzt, welche nach Amerika<br />
ausgewandert sind.<br />
Eine Squaredancegruppe besteht aus insgesamt 8<br />
Tänzern, welche als Paar die Grundform <strong>ein</strong>es<br />
Rechtecks tanzen.<br />
24<br />
Ein Bericht über Squaredance<br />
von Astrid Littin<br />
Ein Caller gibt als Ansager die Anweisungen wie<br />
beispielsweise die verschiedenen Tanzschritte und<br />
Figuren) außerhalb des getanzten Rechtecks, bzw.<br />
sagt sie <strong>ein</strong>.<br />
Eine so genannte Class wird als Clubabend bezeichnet,<br />
bei dem Unterricht mit Tanz und Theorie<br />
vermittelt wird.<br />
Ein Badge ist <strong>ein</strong> Magnetanhänger, auf dem das<br />
Ver<strong>ein</strong>slogo, der Gruppenname, sowie der Name<br />
der Tänzerin oder des Tänzers und kl<strong>ein</strong>e<br />
Embleme der weltweit existierenden Partner<br />
Squaredance-Gruppen steht und hängt.<br />
Der Grundrhytmus des Squaredances ist der 4/4<br />
Takt. Die Tanzrichtung ist grundsätzlich gegen den<br />
Uhrzeigersinn; Ansagen wie “reverse” [rückwärts]<br />
oder “wrong way” werden vom Caller bei Bedarf<br />
angesagt.<br />
Ein Grundkurs im Square besteht beispielsweise<br />
aus 69 Ansagen wie “slide thru” oder “do sado”. Der<br />
Grundschritt des Squaredance besteht aus <strong>ein</strong>em<br />
“Swing-Schritt” sowie <strong>ein</strong>em “Geh-Schritt”. Die<br />
späteren “schwierigeren” Formationen und Figuren<br />
werden auf diesen beiden Schrittarten aufgebaut.<br />
regenbogen-report 02/09
Erlebnisse <strong>ein</strong>es Erziehers<br />
von Gert Stocker<br />
In m<strong>ein</strong>em ersten Unterrichtsjahr arbeitete ich<br />
auch als Erzieher im Internat, das zur Schule<br />
gehörte. Die Schüler waren im Allgem<strong>ein</strong>en zwischen<br />
19 und 24 Jahre alt. Damals waren im<br />
Internat nur männliche Schüler untergebracht.<br />
Den Schülern war es verboten, den Turnsaal oder<br />
den <strong>Sport</strong>platz ohne Aufsicht zu benutzen. Ich war<br />
erstaunt, wie oft ich von den Schülern gebeten<br />
wurde, <strong>ein</strong>e solche Aufsicht zu übernehmen. Dann<br />
wurde jeweils Fußball gespielt. Nach dieser Stunde<br />
waren die Fußballer wirklich gut gelaunt.<br />
Bei diesen Gelegenheiten wurde mir auch die<br />
große Belastung der Schüler bewusst (pro Woche<br />
ca. 40 Stunden Unterricht, dazu noch die Zeit für<br />
Hausaufgaben und fürs Lernen). Langes Sitzen<br />
erfordert doch <strong>ein</strong>en Ausgleich, um auch den<br />
Bewegungsdrang ausleben zu können. Es war für<br />
mich schon <strong>ein</strong>e interessante Erfahrung, mitzubekommen,<br />
welche Bedeutung <strong>Sport</strong> für Schüler<br />
haben kann.<br />
Apropos Bewegung...<br />
100g Gummibärchen sind...<br />
3,5 Stunden Büroarbeit<br />
100min Dach decken<br />
50min Bergwandern mit Gepäck<br />
30min Fitnesstraining<br />
2,25 Stunden Bügeln<br />
1 Stunde Gartenarbeit<br />
2,25 Stunden Kochen<br />
1,25 Stunden Putzen<br />
45min Kanufahren<br />
40min Schwimmen
Vor fünf Jahren, im März 2004, kam ich mit schweren<br />
Depressionen und Selbstmordversuchen nach<br />
Haar. Anfangs musste ich viele Stationen durchlaufen:<br />
Aufnahmestation HS 12, danach kam ich<br />
nach HS 30, von dort aus ging es zur Übergangs<br />
WG-HS 69 und dann in <strong>ein</strong>e <strong>Regenbogen</strong> WG.<br />
Nach 6 Monaten in der WG kam ich dann wieder<br />
auf das Gelände hierher zurück, ins HS 49, das<br />
waren, bzw. sind Personalappartements. Und nun<br />
stehe ich kurz vor dem Auszug, in <strong>ein</strong>e richtige,<br />
eigene Wohnung. Deshalb möchte ich mit diesem<br />
Bericht <strong>ein</strong> Resümee ziehen, über m<strong>ein</strong>e fünf Jahre<br />
hier in Haar.<br />
Seit Mitte 2004 arbeitete ich ca. 3 Jahre im Café-<br />
<strong>Regenbogen</strong> als Kellner. Denn ich bin ja gelernter<br />
Kellner und Koch. Doch durch diverse<br />
Bandscheibenprobleme und unter anderem div.<br />
Differenzen im Betrieb, wurde ich nach 3 Jahren<br />
arbeitslos.<br />
In m<strong>ein</strong>er Arbeitslosigkeit hatte ich wieder <strong>ein</strong>ige<br />
Probleme mit m<strong>ein</strong>er Depression, sodaß ich immer<br />
wieder mal für <strong>ein</strong>e kurze Zeit, freiwillig, mich stationär<br />
aufnehmen ließ. Dann kam noch hinzu, daß<br />
ich unter pathologischem Glücksspiel leide. Ich<br />
habe mich insgesamt zweimal in <strong>ein</strong>e stationäre<br />
Therapie deswegen begeben.<br />
Irgendwann kam mir der Gedanke, Ralf, so kann<br />
das nicht weiter gehen. K<strong>ein</strong>e Arbeit, kaum Geld,<br />
denn mittlerweile bekam ich Hartz IV, und m<strong>ein</strong>e<br />
ständigen Probleme mit dem Rücken. Ich begab<br />
mich in <strong>ein</strong>e Klinik, um Herr über die Rückenschmerzen<br />
zu werden. Ich schaffte das auch mit<br />
Hilfe der Ärzte, die mich mit <strong>ein</strong>er Infiltration<br />
behandelten. So weit war m<strong>ein</strong> Rücken dann<br />
wieder für <strong>ein</strong>e bestimmte Zeit stabil. Nun bemerkten<br />
die Ärzte auch noch, dass m<strong>ein</strong> Hüftgelenk<br />
26<br />
Rückblick nach fünf Jahren Haar<br />
von Ralf Birker<br />
sehr stark in Mitleidenschaft gezogen war, sodaß<br />
ich nicht um <strong>ein</strong>e OP herum kam. Gesagt, getan<br />
und heute bin ich froh, daß ich es gemacht habe.<br />
Die rechte Hüfte ist durch <strong>ein</strong> neues Hüftgelenk<br />
ersetzt worden.<br />
Drei Monate bevor ich operiert wurde, sagte ich<br />
der Agentur für Arbeit, daß mir zu Hause die<br />
Decke auf den Kopf fällt, und fragte nach, ob sie<br />
nicht wenigstens <strong>ein</strong>en Eineurojob für mich hätten.<br />
Man vermittelte mich zu der Firma Pack mas, die<br />
mit der Agentur für Arbeit zusammen arbeitet und<br />
hier in München ca. 50 Stellen anbieten kann,<br />
damit man wieder <strong>ein</strong>en Einstieg ins Berufsleben<br />
bekommt. Diese Firmen bieten den Arbeitslosen<br />
<strong>ein</strong>en Job als MAW-Mitarbeiter an. MAW<br />
bedeutet Mehraufwandsentschädigung. Für 1,25<br />
Euro in der Stunde bekam ich <strong>ein</strong>e Stelle in <strong>ein</strong>em<br />
Altenpflegeheim in Ismaning. M<strong>ein</strong> Arbeitsbereich<br />
besteht darin, dass ich das Frühstück für die<br />
Bewohner herrichte und austeile, mit den älteren<br />
Bewohnern spazieren gehe, sie beim Einkaufen<br />
begleite oder auch, wenn sie zum Arzt müssen.<br />
Dann teile ich noch das Mittagessen aus und ab<br />
14:00 Uhr habe ich Feierabend. Ich arbeite 6<br />
Stunden am Tag, kann mir somit 150 Euro im<br />
Monat dazu verdienen und was noch wichtiger ist,<br />
ich habe wieder <strong>ein</strong>e geordnete Tagesstruktur. Ich<br />
habe Frühstück und <strong>ein</strong> Mittagessen im Betrieb,<br />
was ich nicht bezahlen muss. Und die Fahrtkosten<br />
bekomme ich auch erstattet.<br />
Ich habe mich für diese Tätigkeit entschieden, weil<br />
ich schon so viel Mist in m<strong>ein</strong>em Leben gebaut<br />
habe; so kann ich wieder etwas gut machen und<br />
noch <strong>ein</strong>e gute Tat vollbringen. Mir macht der Job<br />
sehr viel Spaß und man hat mir in Aussicht gestellt,<br />
wenn im nächsten Jahr <strong>ein</strong>e Stelle als Altenpfleger-<br />
regenbogen-report 02/09
Helfer frei wird, daß man mich fest anstellen<br />
würde.<br />
Nun brauche ich nur noch <strong>ein</strong>e eigene Wohnung.<br />
Ich gebe die Hoffnung nicht auf, denn ich bin<br />
nicht all<strong>ein</strong>e, ich habe wunderbare Helfer im<br />
Hintergrund. Ohne die ich es nicht so weit<br />
geschafft hätte. Danke an dieser Stelle all m<strong>ein</strong>en<br />
Helfern. Ich glaube nicht, daß ich sie alle<br />
namentlich benennen muss, sie wissen schon, wer<br />
gem<strong>ein</strong>t ist.<br />
Ralf Birker und Kolleginnen<br />
Ich habe aus m<strong>ein</strong>en fünf Jahre hier in Haar gelernt<br />
und bereue den Schritt vor fünf Jahren, hierher zu<br />
gehen, nicht.<br />
In diesem Sinne, Kopf Hoch - jeder kann es schaffen<br />
und etwas NEUES erreichen.<br />
regenbogen-report 02/09 27
28<br />
...im Café <strong>Regenbogen</strong><br />
Welchen Beruf hast Du?<br />
Meister in Garten- und Landschaftsbau, Bankkaufmann.<br />
Was möchtest Du in D<strong>ein</strong>em Leben noch erreichen?<br />
Ich möchte mit m<strong>ein</strong>em Erbe <strong>ein</strong>e Weltreise<br />
machen mit der MS Europa mit m<strong>ein</strong>er Tochter.<br />
Interessierst Du Dich für Politik?<br />
Ja sehr. Ich hatte in Geschichte im Abitur <strong>ein</strong>e 1.<br />
Was glaubst Du, kann man tun, um die<br />
Wirtschaftskrise zu beenden?<br />
Es gibt <strong>ein</strong>e neue Erfindung. Man kann in Afrika<br />
Sonnenkollektoren aufstellen und mit Leitungen<br />
den Strom nach Europa bringen.<br />
Reist Du gerne?<br />
Weltweit. Ich habe im IJA innerhalb von 4<br />
Monaten viel an Diplomatie gelernt.<br />
Welche Filme schaust Du gerne an?<br />
Breitwandfilme. Kampf um Rom.<br />
Welche Musik hörst Du gerne?<br />
Klassik. Oper, Operette.<br />
Welche Bücher liest Du gerne?<br />
Harold Robin.<br />
Möchtest Du etwas über D<strong>ein</strong>e Krankheit sagen?<br />
Ich fühle mich gut.<br />
Wo fährst Du gerne in Urlaub hin?<br />
Nationalpark in Bayern. Vor <strong>ein</strong>iger Zeit ist m<strong>ein</strong><br />
Vater gestorben. Ich glaube an den Vater im<br />
Himmel.<br />
P.S.: Ich finde das SPZ sehr gut.<br />
...im Haus 22<br />
Begegnungen<br />
von Christine Numberger<br />
Seit wann bist Du in der Forensik?<br />
14.03.2005<br />
Wegen welcher Straftat bist Du in der Forensik?<br />
Mord.<br />
Wie verstehst Du Dich mit D<strong>ein</strong>en Kollegen?<br />
Gut.<br />
Wirst Du anständig behandelt?<br />
Ja.<br />
Hattest Du <strong>ein</strong> faires Verfahren?<br />
Ja.<br />
Findest Du, daß D<strong>ein</strong>e Strafmaßnahme ungerecht<br />
bzw. inhuman ist?<br />
Besser als im Knast. Nach 4 Jahren und 4 Monaten<br />
hat man s<strong>ein</strong>e Strafe abgesessen. Also 1 Jahr noch.<br />
Im normalen Strafvollzug wären es 15 Jahre mit<br />
Bewährung 10 Jahre.<br />
Hast Du aus D<strong>ein</strong>er Sicht die Möglichkeit, Dich in die<br />
sogenannte "normale" Gesellschaft wieder zu integrieren?<br />
Ja. Es wird nicht ganz <strong>ein</strong>fach. Ich brauche <strong>ein</strong>e<br />
Zweierbeziehung.<br />
Könntest Du den Lesern erklären, was das mit dem<br />
Stufenplan, bzw. den verschiedenen Paragraphen auf<br />
sich hat?<br />
A-D-Stufe, Lockerung. Geländeausgang bis hin<br />
zum Stadtausgang. Man macht Therapien. Man<br />
muß sich verantwortlich für die Stufen zeigen.<br />
Welche Hobbies hast Du?<br />
Spazierengehen, Börse, <strong>Sport</strong>, Fußball.<br />
Liest Du gerne?<br />
N<strong>ein</strong>, nur Zeitung.<br />
Welche Musik magst Du gerne?<br />
Elvis Presley.<br />
Wie ist es in der Forensik, versteht man sich unter<strong>ein</strong>ander,<br />
oder gibt es ziemlich viel Zoff?<br />
Ich habe k<strong>ein</strong>en Zoff. Ich suche das Gespräch mit<br />
m<strong>ein</strong>en Kollegen.<br />
regenbogen-report 02/09
...in der Bibliothek des Isar-Amper-Klinikums<br />
Wie lange gibt es die Bibliothek schon?<br />
Seit 1970.<br />
Nach welchen Kriterien suchen Sie die Bücher aus?<br />
Aktuelles, Nachfrage, Ausgewogenheit, alle<br />
Bereiche abdecken.<br />
Findet die Bibliothek großen Anklang?<br />
Es könnte noch besser s<strong>ein</strong>, bin aber zufrieden.<br />
Welche Art von Büchern werden besonders bevorzugt?<br />
Romane, Krimis, Thriller.<br />
Sie haben Bücher in fremden Sprachen. Wird dieses<br />
Angebot genutzt?<br />
Ja. Ich würde gerne noch mehr <strong>ein</strong>kaufen, Bücher<br />
in fremden Sprachen, aber Geld fehlt.<br />
Empfehlen Sie auch Bücher?<br />
Ja.<br />
Welche Ausbildung haben Sie?<br />
Bibliothekar studiert an der Fachhochschule.<br />
Wo haben Sie bis jetzt gearbeitet?<br />
Nach dem Studium im August 1997 habe ich in<br />
der Bibliothek in Haar angefangen.<br />
Wie gefällt Ihnen die Arbeit?<br />
Macht Spaß.<br />
Glauben Sie, dass Bücherlesen zur Gesundung beitragen<br />
kann?<br />
Ja. Auf jeden Fall. Information über die Krankeit.<br />
Welche Art von Büchern würden Sie empfehlen, die<br />
der Gesundung dienen könnten?<br />
Fachbücher, krankheitsbilderdarstellende Bücher.<br />
Sie legen ausrangierte Bücher hin zum Mitnehmen,<br />
was ich sehr gut finde. Findet das auch Anklang?<br />
Ja. Ratz-fatz weg.<br />
DAS REZEPT • DAS REZEPT • DAS REZ<br />
regenbogen-report 02/09 29<br />
Mit<br />
Dampfnudeln<br />
in den Herbst<br />
Zutaten:<br />
500 gr. Mehl<br />
1-2 Eier<br />
¼ Liter Wasser<br />
1 Päckchen Trockenhefe<br />
150 gr. Butter<br />
Etwas Salz<br />
Das Mehl mit der Hefe und <strong>ein</strong>er Prise<br />
Salz mischen. Das erwärmte Wasser<br />
und das zimmerwarme Ei dazu geben.<br />
Den Teig solange kneten bis er<br />
Blasen schlägt. Dann an <strong>ein</strong>em warmen<br />
Ort 1 Std. gehen lassen. Danach<br />
etwa faustgroße Kugeln formen und<br />
auf <strong>ein</strong> bemehltes Brett legen.<br />
Nochmals 15 Min gehen lassen. Die<br />
Butter in <strong>ein</strong>em niedrigen Topf<br />
schmelzen lassen und mit ca. 2<br />
Zentimeter Wasser auffüllen. Leicht<br />
aufkochen lassen und die Nudeln<br />
dicht an<strong>ein</strong>ander in den Topf legen.<br />
Deckel (am <strong>ein</strong>fachsten ist <strong>ein</strong> durchsichtiger)<br />
darauflegen und eventuell<br />
noch mit <strong>ein</strong>em Tuch abdecken,<br />
damit der Dampf nicht entweicht. Bei<br />
mittlerer Temperatur 20 Min. köcheln<br />
lassen bis die Nudeln unten anbräunen.<br />
Sehr gut schmeckt dazu Vanillesauce<br />
oder Sauerkraut.
30<br />
Nachruf<br />
Eine Mitbegründerin des <strong>Regenbogen</strong>-<strong>Report</strong> ist im August diesen Jahres nach kurzer schwerer<br />
Krankheit gestorben. Frau Monika Hager hat in der Anfangszeit unsere Zeitschrift durch<br />
humorvolle und oft auch sehr ernste, berührende Beiträge bereichert. Ihre Zeichnungen gaben<br />
<strong>ein</strong>igen Artikeln <strong>ein</strong>en besonderen Ausdruck. Sie war maßgeblich bei den Gesprächen am<br />
Küchentisch ihrer damaligen WG dabei, die dann zur Gründung der Zeitschrift geführt<br />
haben. Wir wünschen ihr von Herzen das Beste in ihrer anderen Wirklichkeit.<br />
Zeichnung von Monika Hager für <strong>ein</strong>es unserer ersten Hefte<br />
regenbogen-report 02/09
Niemand.<br />
Du lebst bei mir,<br />
ich weiß, was du denkst,<br />
und wie du fühlst,<br />
nur <strong>ein</strong>es weiß ich nicht:<br />
sage mir, wärst du auch bei mir<br />
wenn ich <strong>ein</strong> Niemand bin?<br />
Stelle dir vor, an <strong>ein</strong>em Morgen,<br />
würdest du mich auf der Straße sehen,<br />
würdest Du nicht <strong>ein</strong>fach an mir vorübergehen?<br />
Wäre ich nun <strong>ein</strong> Desperado der Nacht,<br />
der dich im Dunklen verführt,<br />
Nur <strong>ein</strong> Bajazzo, über den jeder Lacht,<br />
<strong>ein</strong> Gambler, der immer verliert,<br />
wären wir uns dann begegnet und würdest,<br />
du dann heute bei mir s<strong>ein</strong>.<br />
Gib mir darauf k<strong>ein</strong>e Antwort,<br />
sag mir lieber <strong>ein</strong>fach irgendwas,<br />
du weißt, die Wahrheit ist aus Glas.<br />
Du weißt die Wahrheit ist aus Glas,<br />
Sag mir lieber: Ich liebe dich wie du bist.<br />
Thomas Monkowski
Wir bedanken uns herzlich bei unseren<br />
Sponsoren:<br />
Hier<br />
könnte Ihre Werbung<br />
stehen!<br />
Interesse? Schreiben Sie uns:<br />
redaktion@regenbogen-report.de