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Rechtsanwalt<br />

Herbert Gawrisch<br />

kontakt@ra-gawrisch.de<br />

www.lkw-anwalt.de<br />

www.<strong>truck</strong>er-treff.de<br />

Hohe Straße 28<br />

4139 Dortmund<br />

Tel. 0231 / 95 2 97 662<br />

Fax 0231/95 2 97 664<br />

Das Recht zur Lüge<br />

Guck mal einer an! Das Bundesarbeitsgericht...<br />

die höchsten<br />

Arbeitsrichter: Stellenbewerber<br />

haben das Recht zu lügen!<br />

Was das soll?<br />

Das Bundesarbeitsgericht hat so-<br />

eben ein ein Urteil gesprochen, das<br />

die Position des eine Anstellung<br />

Suchenden stärkt stärkt und dem Unternehmer<br />

Rechtssicherheit gibt.<br />

Jeder weiß, woran er ist.<br />

Worum es geht:<br />

Bei Einstellungsgesprächen fragen<br />

Arbeitgeber die Stellenbewerber oft<br />

nach Umständen und Verhältnissen<br />

aus dem persönlichen Bereich. Bereich.<br />

Grundsätzlich darf ein Arbeitgeber<br />

zwar solche Fragen stellen. Das<br />

folgt aus dem Recht der Vertragsfreiheit,<br />

denn jedermann steht es<br />

frei zu entscheiden, ob und mit<br />

wem er einen Vertrag - also auch<br />

einen Arbeitsvertrag - abschließt.<br />

Allerdings sind doch nicht alle<br />

Arten von Fragen zulässig.<br />

Sofern die Fragen nämlich die Person<br />

und das Leben des Stellenbewerbers<br />

gewissermaßen ausforschen,<br />

sind ihnen Grenzen gesetzt.<br />

Sie sind durch das Grundgesetz<br />

gezogen und zwar durch das<br />

Grundrecht der informationellen<br />

Selbstbestimmung, die Rechte des<br />

Datenschutzes und in bestimmten<br />

Fällen durch die rechtsstaatliche<br />

Unschuldsvermutung.<br />

Überschreitet der Arbeitgeber mit<br />

seinen Fragen diese Schranken,<br />

so muss der Bewerber nicht die<br />

Wahrheit sagen oder sich auf ein<br />

Schweigen verlegen; in beiden<br />

Fällen würde er die angestrebte<br />

Beschäftigung nicht erhalten.<br />

Vielmehr ist es dann das gute<br />

Recht des Bewerbers, die Unwahrheit<br />

zu sagen.<br />

Der Arbeitgeber verletzt dann die<br />

genannten Rechte, wenn er Antworten<br />

auf Fragen haben will, für<br />

deren wahrheitsgemäße Beantwortung<br />

es kein berechtigtes und<br />

schutzwürdiges Interesse gibt.<br />

Wo die Grenzen in dem jeweiligen<br />

Einzelfall liegen, ist häufi g nicht<br />

eindeutig zu sagen. Dann müssen<br />

die Gerichte helfen.<br />

Eine der Fragen, die Arbeitgeber<br />

immer wieder stellen, lautet:<br />

„Sind gegen Sie Ermittlungsverfahren<br />

der Staatsanwaltschaft anhängig<br />

oder waren gegen Sie innerhalb<br />

der letzten drei Jahre Ermittlungsverfahren<br />

der Staatsanwaltschaft<br />

anhängig?“<br />

Beantwortet der Bewerber diese<br />

Frage mit „Nein“ und erhält der<br />

Arbeitgeber später eine Information,<br />

dass doch Ermittlungsverfahren<br />

stattgefunden haben, aber eingestellt<br />

wurden, bekommt der inzwischen<br />

eingestellte Arbeitnehmer<br />

die Kündigung mit der Begründung:<br />

„Sie haben mich bei Abschluss<br />

des Arbeitsvertrages arglistig<br />

getäuscht.“<br />

Die Frage aller Fragen ist dann:<br />

Ist die Kündigung wirksam?<br />

Vor wenigen Tagen hatte das Bundesarbeitsgericht<br />

einen solchen<br />

Fall zu beurteilen.<br />

Es hat entschieden, dass die Frage<br />

nach den Ermittlungsverfahren zu<br />

weit geht. Der Arbeitnehmer durfte<br />

die Frage wahrheitswidrig beantworten.<br />

Begründung: Verstoß gegen das<br />

Recht auf informationelle Selbstbestimmung.<br />

Im Jahr 1999 hatte das Bundesarbeitsgericht<br />

für den Bewerber auf<br />

eine Stelle im Polizeivollzugsdienst<br />

anders geurteilt. Hier ging das<br />

Gericht davon aus, dass die einstellende<br />

Behörde ein berechtigtes<br />

Interesse daran habe zu erfahren,<br />

ob der Bewerber für den Polizeivoll-<br />

zugsdienst geeignet sei. (Wie stets<br />

in der Juristerei: Es kommt immer<br />

auf den Einzelfall an.)<br />

Bereits 1992 hatte das Arbeitsge-<br />

richt Münster sich mit dem Problem<br />

befasst und entschieden, dass in<br />

einem anderen Fall eine Frage<br />

nach Ermittlungsverfahren unzulässig<br />

war.<br />

Sie verstoße gegen den grundlegenden<br />

rechtsstaatlichen Grundsatz,<br />

wonach jeder Mensch bis zur<br />

rechtskräftigen Verurteilung als<br />

unschuldig gilt.<br />

Letztendlich kommt es immer<br />

darauf an, ob der Arbeitgeber eine<br />

unzulässige Frage gestellt hat.<br />

Dies hängt vom jeweiligen Einzelfall<br />

ab und muss im Fall einer Kündigung<br />

von Anwälten und Gerichten<br />

geklärt werden.<br />

War die Frage aber unzulässig, so<br />

durfte der Arbeitnehmer sie wahrheitswidrig<br />

beantworten. Er hatte<br />

dann das Recht zu lügen.<br />

Urteile<br />

Bundesarbeitsgericht,<br />

Urteil vom 15.11.2012,<br />

Aktenzeichen 6 AZR 339/11<br />

Landesarbeitsgericht Hamm,<br />

Urteil vom 10.03.2011,<br />

Aktenzeichen 11 Sa 2266/10<br />

Bundesarbeitsgericht,<br />

Urteil vom 20.05.1999,<br />

Aktenzeichen 2 AZR 320/98<br />

Arbeitsgericht Münster,<br />

Urteil vom 20.11.1992,<br />

Aktenzeichen 3 Ca 1459/92<br />

Bundesarbeitsgericht,<br />

Urteil vom 05.12.1957,<br />

Aktenzeichen 1 AZR 594/56<br />

Rechtsvorschriften<br />

Artikel 6 Absatz 2 Europäische<br />

Menschenrechtskonvention<br />

Artikel 20 Grundgesetz<br />

Artikel 2 Absatz 1 Grundgesetz<br />

§ 32 Bundesdatenschutzgesetz<br />

Datenschutzgesetze der Bundesländer<br />

§ 123 Bürgerliches Gesetzbuch<br />

§ 138 Bürgerliches Gesetzbuch<br />

.<br />

rechtsanwalt<br />

Mehr Informationen:<br />

Meine Kanzlei-Flyer liegen ab<br />

Dezember 2012 in Autohöfen zum<br />

Mitnehmen bereit.<br />

Sie können auch direkt bei der<br />

Kanzlei angefordert werden.<br />

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