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IN : TEAM Ausgabe: Nr. 3, Thema: Arbeit - NGD - Gruppe ...

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Echtes Teamwork in den Stormarner Werkstätten:<br />

<strong>Arbeit</strong>szyklus Besteckkonfektionierung<br />

Seit nun mehr 5 Jahren werden in<br />

den Stormarner Werkstätten Bad<br />

Oldesloe Essbestecke für Krankenhäuser<br />

der Firma Asklepios in<br />

Hamburg konfektioniert. Was als<br />

Kleingruppe begann, hat sich in den<br />

letzten Jahren zu zwei <strong>Arbeit</strong>sgruppen<br />

mit insgesamt 45 Mitarbeitern<br />

entwickelt.<br />

Cherno Kah<br />

Ergotherapeut; Fachkraft zur <strong>Arbeit</strong>s- und Berufsförderung;<br />

leitet eine <strong>Gruppe</strong> von behinderten Mitarbeiterinnen in der<br />

Konfektio nierung an: „<strong>Arbeit</strong> bedeutet für mich wenn’s rund läuft.“<br />

Doch welchen Weg legen diese Bestecke<br />

wirklich zurück? Es wäre einfach<br />

zu sagen, sie werden benutzt und<br />

anschließend gewaschen, das würde<br />

der Strecke, die diese Bestecke zurück<br />

legen und der damit verbundenen<br />

<strong>Arbeit</strong> nicht wirklich gerecht.<br />

Der Start dieser „Besteck-Odyssee“<br />

beginnt im Citti- Park Lübeck, von wo<br />

aus die von uns bestellten Bestecke<br />

geliefert werden.<br />

Der erste Schritt beinhaltet das Entpacken<br />

der Bestecke. Ein <strong>Arbeit</strong>sschritt<br />

der aufgrund der schieren Menge an<br />

Bestecken meistens von mehreren<br />

<strong>Arbeit</strong>sgruppen gleichzeitig vollzogen<br />

wird: Pakete runter von den Paletten,<br />

öffnen, Zellophan entfernen, zurückbleibenden<br />

Müll entsorgen…<br />

Nachdem die Löffel, Gabeln und Messer<br />

von den fleißigen Mitarbeitern der<br />

Stormarner Werkstätten ausgepackt<br />

wurden, müssen sie erst einmal vom<br />

Metallstaub, der sich auf den Bestecken<br />

ablagert, befreit werden.<br />

Da eine Reinigung mit einer konventionellen<br />

Spülmaschine aufgrund der<br />

Menge der zu reinigenden Bestecke<br />

zu umständlich ist, werden sie von<br />

unserem Spediteur nach Hamburg zur<br />

Asklepios Dienstleistungsgesellschaft<br />

gebracht. Unser Partner besitzt dort<br />

eine Industriespülmaschine, welche<br />

über ein größeres Fassungsvermögen<br />

verfügt und auf industrielle Reinigung<br />

von Bestecken und Geschirr ausgelegt<br />

ist.<br />

Wenn die nun blitzblanken Bestecke<br />

fertig gewaschen wurden, werden sie in<br />

Euro- Stapelkästen verfrachtet, auf Gitterwagen<br />

gestapelt und anschließend<br />

nach Bad Oldesloe transferiert.<br />

Nun beginnt der eigentliche Zyklus,<br />

den das Besteck für die nächsten Jahre<br />

durchlaufen wird. Um einen stetigen<br />

<strong>Arbeit</strong>sfluss zu gewährleisten, wird das<br />

Besteck sehr ausführlich vorsortiert<br />

und sortenrein gelagert. Die Vorsortierung<br />

beinhaltet zugleich eine Qualitätskontrolle:<br />

sind die Bestecke auch<br />

angemessen gereinigt worden?<br />

Nach der Vorsortierung wird das jeweilige<br />

Besteckteil in einen Bestecksatz<br />

konfektioniert, und zusammen mit<br />

einer Serviette in Plastikfolie verpackt.<br />

Dies geschieht sozusagen am Band:<br />

extra angefertigte Einlegebretter<br />

fahren über eine Rollenlaufbahn oder<br />

auch über ein langes Förderband und<br />

werden nacheinander bestückt mit<br />

Servietten und angeforderten Bestecken:<br />

Ein Bestecksatz besteht immer<br />

aus einem Messer und einem Teelöffel.<br />

Je nachdem, für welche Mahlzeit der<br />

Bestecksatz verwendet wird, wird er<br />

noch um Gabel bzw. Gabel und Esslöffel<br />

erweitert.<br />

Anhand einer farbigen Serviette kann<br />

man erkennen, für welche Mahlzeit die<br />

Bestecksätze verwendet werden. Die<br />

Frühstücksbestecke erstrahlen in einem<br />

knalligen Sonnengelb, die Mittagsbestecke<br />

scheinen in klassischem weiß,<br />

und die Abendbrotbestecke läuten<br />

champagnerfarben den Feierabend ein.<br />

Jedem Mitarbeiter an der Rollenbahn<br />

bzw. dem Band ist eine Aufgabe<br />

zugewiesen: einer ist für das Einlegen<br />

der Serviette zuständig, ein anderer<br />

wiederum gibt den kleinen Löffel, ein<br />

weiterer den großen Löffel dazu usw.<br />

Sind die Bestecksätze vollzählig, werden<br />

sie in Folien verschweißt und in<br />

Besteckkisten eingelegt. Alle beschriebenen<br />

Tätigkeiten werden von Mitarbeiter/innen<br />

mit Handicap erledigt, die<br />

jeweils für einen bestimmten Zeitraum<br />

für die <strong>Arbeit</strong> eingeteilt werden.<br />

Nachdem also die Bestecke in mahlzeitspezifische<br />

Servietten und den<br />

dazugehörigen Besteckteilen verpackt<br />

wurden, bringt die Spedition die nach<br />

Mahlzeiten geordneten Gitterwagen in<br />

die Hauptstelle der Dienstleistungsgesellschaft<br />

der Firma Asklepios, von wo<br />

aus sie in die einzelnen Krankenhäuser<br />

geliefert werden.<br />

Wenn man davon ausgeht, dass <strong>Arbeit</strong><br />

in der Werkstatt als ein Mittel zur<br />

Eingliederung „qualifizierende und bildende<br />

<strong>Arbeit</strong>“ (Prof. Gerd Grampp) ist,<br />

dann trifft genau dieses auch für die<br />

organisierte <strong>Arbeit</strong> in der Besteckkonfektionierung<br />

zu: an einem individuell<br />

und nach ergonomischen Gesichtspunkten<br />

eingerichteten <strong>Arbeit</strong>splatz<br />

erledigen Kolleginnen mit in Art und<br />

Schwere unterschiedlichen Behinderungen<br />

angepasste, nämlich in leistbare<br />

Teilschritte zerlegte <strong>Arbeit</strong>, die ihnen –<br />

je nach Bedarf – durch Vorrichtungen<br />

wie spezielle Einlegebretter oder Rollenbahnen<br />

und Förderbänder erleichtert<br />

werden.<br />

Besondere Lernmomente sind hier zum<br />

Beispiel:<br />

• Wir sind ein Team – aber jeder ist<br />

wichtig und muss seinen Beitrag<br />

leisten, damit die <strong>Arbeit</strong> fertig<br />

wird.<br />

• Kontinuität ist gefragt – wenn einer<br />

unabgemeldet die Kette verläßt, ist<br />

das rechtzeitige Erreichen des <strong>Arbeit</strong>sergebnisses<br />

in Frage gestellt.<br />

• Hygiene ist wichtig. Da es um<br />

Dienstleistungen für Krankenhauspatienten<br />

geht, ist Sauberkeit<br />

besonders angesagt: saubere Kleidung,<br />

das Tragen von Handschuhen<br />

und das Händewaschen nach<br />

jeder <strong>Arbeit</strong>sunterbrechung ist in<br />

dieser <strong>Arbeit</strong>sgruppe, in der jede/r<br />

Mitarbeiter/in eine entsprechende<br />

Schulung durch das Gesundheitsamt<br />

erhält, ein absolutes Muss.<br />

Die Reinigung der benutzten Bestecke,<br />

wird wie die Vorreinigung im Haupthaus<br />

der Asklepios Dienstleistungsgesellschaft<br />

erledigt. Von dort aus,<br />

beginnt der Zyklus des Bestecks aufs<br />

Neue.<br />

Cherno Kah<br />

Müde macht uns die <strong>Arbeit</strong>, die wir liegenlassen, nicht die, die wir tun.<br />

Marie von Ebner-Eschenbach

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