(NTH) Bericht 2011–2012 - TU Clausthal
(NTH) Bericht 2011–2012 - TU Clausthal
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Niedersächsische<br />
Technische Hochschule (<strong>NTH</strong>)<br />
<strong>Bericht</strong> <strong>2011–2012</strong><br />
Die <strong>NTH</strong> ist eine Allianz<br />
der Universitäten:<br />
Technische Universität<br />
Braunschweig<br />
Technische Universität<br />
<strong>Clausthal</strong><br />
Leibniz Universität Hannover
In den Jahren 2011 und 2012 ist der Sitz der Niedersächsischen Technischen<br />
Hochschule an der Technischen Universität <strong>Clausthal</strong> gewesen. Bereits 2010<br />
war der Oberharz über die Region hinaus in den Blickpunkt gerückt, als die<br />
UNESCO das Oberharzer Wasserregal als Meisterwerk früher Bergbau- und<br />
Ingenieurkunst zum Weltkulturerbe ernannte.
Niedersächsische Technische Hochschule (<strong>NTH</strong>)<br />
<strong>Bericht</strong> <strong>2011–2012</strong><br />
Die <strong>NTH</strong> ist eine Allianz<br />
der Universitäten:
2<br />
Inhalt<br />
Vorwort 4<br />
1 Das Präsidium 6<br />
2 Die AG Forschung 16<br />
3 Die Studienkommission 24<br />
4 Die AG Zukunftskonzept 32<br />
5 Berufungen 36<br />
6 Gleichstellung 40<br />
7 <strong>NTH</strong>-Highlights 44<br />
International besetztes Symposium „<strong>NTH</strong> Perspektiven“<br />
INHALT<br />
beleuchtet zwei Jahre bestehende Universitätsallianz 46<br />
<strong>TU</strong> Braunschweig reicht <strong>NTH</strong>-Staffelstab an die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> weiter<br />
Stabiler, leichter, preiswerter: <strong>NTH</strong>-Verbundprojekt forscht in Stade<br />
48<br />
an Hochleistungsproduktion von CFK-Strukturen 50<br />
Tagung Geomonitoring 54<br />
Delegationsreise nach Südamerika 56<br />
Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen 58<br />
Schaufenster Elektromobilität – Erfolg für die <strong>NTH</strong> und die Region 60<br />
<strong>NTH</strong>-Jahresversammlung in <strong>Clausthal</strong> – Eine starke Allianz auf Augenhöhe 62<br />
<strong>NTH</strong>-Messeauftritte 68<br />
Auftaktveranstaltung „GeoFluxes“ in Hannover 70<br />
Kooperatives Promotionsprogramm Elektromobilität 71<br />
IT-Ökosysteme feiert Abschluss 72<br />
Technisch-Wissenschaftliches Symposium 74<br />
Parlamentarischer Abend im Leibnizhaus Hannover 80<br />
Doktorandenausbildung: <strong>NTH</strong> School of Engineering Sciences 82<br />
Auslegungssache: Rechtswissenschaftler haben das <strong>NTH</strong>-Gesetz kommentiert<br />
Forschungsplattform „Entsorgungsoptionen für radioaktive Reststoffe:<br />
84<br />
Interdisziplinäre Analysen und Entwicklung von Bewertungsgrundlagen“ 86
8 <strong>NTH</strong>-Projekte 88<br />
<strong>NTH</strong> School für IT-Ökosysteme 90<br />
<strong>NTH</strong> School for Contacts in Nanosystems 96<br />
Life-Cycle-Engineering für Ingenieurbauwerke und Gebäude: Strategien und Methoden 102<br />
<strong>NTH</strong>-Graduiertenschule GeoFluxes 108<br />
<strong>NTH</strong>-Graduiertenschule „Operations Management & Research“<br />
Entwicklung keramischer Hochfl ussmembranen guter<br />
112<br />
CO -Verträglichkeit zur Sauerstoffabtrennung 2 116<br />
Innovative Methoden zur Synthese von Naturstoffen und deren Analoga<br />
Die Untersuchung von Austauschprozessen an der Obergrenze<br />
120<br />
der atmosphärischen Grenzschicht 124<br />
Grundlegende Technologien zur Hochaufl adung von Fahrzeugmotoren 128<br />
PLANETS – Planen und Entscheiden in Netzwerken autonomer Akteure im Verkehr 132<br />
RaMon – Radar-Based Spatial Monitoring 136<br />
Hydraulische Prozesse und Eigenschaften partiell hydrophober Böden 140<br />
Multivariate Modellierung in Finanz- und Versicherungsmathematik<br />
Geomimetik – Übertragung von Geoprozessen in materialtechnische Anwendungen<br />
144<br />
für Energie und Umwelt am Beispiel der Glaskorrosion 148<br />
9 Forschungszentren der Mitgliedsuniversitäten 152<br />
Das Niedersächsische Forschungszentrum Produktionstechnik (NFP) 154<br />
Das Niedersächsische Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) 158<br />
Das <strong>Clausthal</strong>er Zentrum für Materialtechnik (CZM) 162<br />
Das Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN) 166<br />
10 <strong>NTH</strong>-Sinfonieorchester 168<br />
11 Studierende in Aktion 176<br />
Lebendige Zusammenarbeit in der Uni-Allianz: Architekturwettbewerb unter Studierenden 178<br />
Die Lehre im Sucher: Studierende machen sich ein Bild von der <strong>NTH</strong><br />
Aktiver Wanderer zwischen den Universitäten:<br />
180<br />
Der <strong>Clausthal</strong>er Student Johannes Umbach nutzt die Möglichkeiten der <strong>NTH</strong> 182<br />
12 Aus den Mitgliedsuniversitäten 184<br />
Technische Universität Braunschweig 186<br />
Leibniz Universität Hannover 192<br />
Technische Universität <strong>Clausthal</strong> 198<br />
13 Zahlen, Daten, Fakten 202<br />
14 Impressum 208<br />
INHALT<br />
3
4<br />
Vorwort<br />
Zwei Jahre lang war die Niedersächsische Technische Hochschule (<strong>NTH</strong>) zu Gast<br />
an der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>. Die <strong>NTH</strong> mit Sitz in <strong>Clausthal</strong>-Zellerfeld folgte einer guten Tradition.<br />
Denn schon die Welfenhäuser in Hannover und Braunschweig-Wolfenbüttel<br />
vertrauten ihre Vermögenswerte, die Oberharzer Silberminen, einer <strong>Clausthal</strong>-<br />
Zellerfelder Berghauptmannschaft an. Die Verantwortung für einen großen Universitätsverbund<br />
hat in <strong>Clausthal</strong> Gemeinsinn und Kreativität gefördert und Ort und<br />
Universität einen beachtlichen Aufschwung beschert. Fast zeitgleich wurde das<br />
Oberharzer Wasserregal zum UNESCO-Kulturerbe erklärt und rückte den Oberharz<br />
gleichfalls in den Blickpunkt.<br />
Die <strong>NTH</strong> eröffnet allen Beteiligten vielversprechende Perspektiven. Diese Perspektiven<br />
wollen allerdings erarbeitet und entwickelt werden. Trotz der kurzen<br />
Zeit unseres Bestehens konnten wir eine übergeordnete Organisations- und<br />
Gremienstruktur implementieren, für alle elf eingeschriebenen Fächergruppen<br />
gemeinsame Entwicklungsplanungen aufstellen und erfolgreich fortschreiben,<br />
die gemeinsam genutzten Forschungszentren der Mitgliedsuniversitäten ausbauen,<br />
gemeinsame Forschungsvorhaben durchführen, Fördermittel in Millionenhöhe<br />
einwerben, gemeinsame Graduiertenschulen errichten und sogar ein<br />
gemeinsames Orchester ins Leben rufen. Neue Veranstaltungsformate wie<br />
Jahresversammlungen, Technisch-Wissenschaftliche Symposien, Parlamentarische<br />
Abende, Workshops und Exkursionen sowie der <strong>NTH</strong>-Report als neues<br />
Informationsmedium haben uns näher zusammengebracht und unsere Sichtbarkeit<br />
verbessert.<br />
Ich halte die <strong>NTH</strong> für eine gute Sache und gehe gern an den drei Universitäten<br />
ein und aus.<br />
Glück auf!<br />
Prof. Dr. Thomas Hanschke<br />
Vorsitzender des Präsidiums der<br />
Niedersächsischen Technischen Hochschule <strong>2011–2012</strong><br />
VORWORT
Das Präsidium<br />
1
8<br />
<strong>Bericht</strong> des Präsidiums und des Senats<br />
Gemäß dem Gesetz zur Errichtung der Niedersächsischen<br />
Technischen Hochschule und zur<br />
Änderung des Niedersächsischen Hochschulgesetzes<br />
(NHG) vom 15. Dezember 2008 errichtete<br />
das Land Niedersachsen zum 1. Januar 2009 die<br />
Niedersächsische Technische Hochschule (<strong>NTH</strong>)<br />
als Körperschaft des öffentlichen Rechts mit dem<br />
Recht der Selbstverwaltung. Die <strong>NTH</strong> eint als<br />
Mitgliedsuniversitäten die Technische Universität<br />
Braunschweig, die Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />
und die Leibniz Universität Hannover in ihrer<br />
Eigenschaft als Körperschaften des öffentlichen<br />
Rechts unter dem Dach der <strong>NTH</strong>. Der Sitz der<br />
<strong>NTH</strong> ist gemäß <strong>NTH</strong>-Gesetz (<strong>NTH</strong>G) für jeweils<br />
zwei Jahre am Standort einer der Mitgliedsuniversitäten<br />
in alphabetischer Reihenfolge angesiedelt.<br />
Zum 31.12.2010 endete der erste Braunschweiger<br />
Vorsitz. Zum 01.01.2011 folgte <strong>Clausthal</strong>,<br />
zum 01.01.2013 ist Hannover an der Reihe. Die<br />
<strong>NTH</strong> ist eine Universität mit drei Standorten. Sie<br />
pfl egt und entwickelt die Wissenschaften in den<br />
Bereichen Ingenieurwissenschaften, Architektur,<br />
Informatik, Naturwissenschaften und Mathematik<br />
(sogenannte einbezogene Fächergruppen und<br />
Fächer) durch Forschung, Lehre, Studium und<br />
Weiterbildung.<br />
Das Präsidium als Führungsorgan der Niedersächsischen<br />
Technischen Hochschule besteht aus den<br />
drei Präsidenten der Mitgliedsuniversitäten sowie<br />
zwei externen Präsidiumsmitgliedern:<br />
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Hesselbach (<strong>TU</strong> Braunschweig),<br />
Prof. Dr. rer. nat. Thomas Hanschke (<strong>TU</strong><br />
<strong>Clausthal</strong>), Prof. Dr.-Ing. Erich Barke (Leibniz Universität<br />
Hannover), Prof. Dr.-Ing. Dagmar Schipanski<br />
(<strong>TU</strong> Ilmenau) und Prof. Dr.-Ing. Sigmar Wittig<br />
(Karlsruher Institut für Technologie).<br />
DAS PRÄSIDIUM<br />
Die Präsidiumssitzungen, die durch den Vorsitzenden<br />
des <strong>NTH</strong>-Präsidiums geleitet werden, fanden<br />
in den Jahren 2011/12 monatlich statt. Der gemäß<br />
<strong>NTH</strong>G gebildete <strong>NTH</strong>-Senat hat in 2011 insgesamt<br />
zweimal und in 2012 dreimal getagt sowie weitere<br />
Beschlüsse im Umlaufverfahren gefasst. Durch das<br />
Präsidium und den Senat wurden folgende Arbeitsgruppen<br />
und Kommissionen eingesetzt, die konstruktiv<br />
und ergebnisorientiert die Leitungsorgane<br />
unterstützen:<br />
– AG Forschung<br />
– Studienkommission<br />
– Gleichstellungsarbeit<br />
– AG Zukunftskonzept<br />
Unter Federführung des Präsidiums wurden in<br />
Zusammenarbeit mit dem Senat bisher folgende<br />
<strong>NTH</strong>-Meilensteine erreicht:<br />
– Grundordnung<br />
– Geschäftsordnung des Präsidiums<br />
– Geschäftsordnung des Senats<br />
– Geschäftsordnung der Studienkommission<br />
– Regeln zur Sicherung der guten wissenschaftlichen<br />
Praxis<br />
– Schwerpunkt- und Profi lbildung in einer gemeinsamen<br />
Entwicklungsplanung zwischen den drei<br />
Universitäten für alle einbezogenen Fächergruppen<br />
– Rahmenpromotionsordnung<br />
– Gemeinsamer <strong>Bericht</strong> zur Umsetzung der DFG-<br />
Gleichstellungsstandards
10<br />
Um den Prozess der Profi lbildung zu unterstützen,<br />
schöpfen die Organe der <strong>NTH</strong> ein breites Spektrum<br />
an Möglichkeiten aus: Freigaben und Berufungen<br />
an den drei Mitgliedsuniversitäten in den<br />
einbezogenen Fächergruppen und Fächern werden<br />
grundsätzlich im <strong>NTH</strong>-Präsidium abgestimmt;<br />
Studiengänge und einzelne Studienangebote werden<br />
gemeinsam geplant, erarbeitet und angeboten;<br />
im Rahmen sogenannter strukturbildender<br />
Maßnahmen konnten einvernehmlich zwei Professuren<br />
<strong>NTH</strong>-intern von Braunschweig nach Hannover<br />
bzw. von Hannover nach Braunschweig verlegt<br />
werden. Die Sicherung und Verbesserung der<br />
Qualität von Lehre und Forschung sowie Aspekte<br />
der Internationalisierung sind weitere Schwerpunktthemen<br />
in der Arbeit des <strong>NTH</strong>-Präsidiums.<br />
Die abgestimmten Entwicklungsplanungen für alle<br />
einbezogenen Fächer wurden zwischenzeitlich<br />
durch das Ministerium für Wissenschaft und Kultur<br />
(MWK) genehmigt und liegen nun für alle elf<br />
<strong>NTH</strong>-Fächergruppen vor. Die Aktualisierung und<br />
Fortschreibung der Entwicklungsplanung wurde<br />
veranlasst und zum Teil bereits umgesetzt.<br />
Forschung<br />
Die Hochschulallianz der <strong>NTH</strong> kann auf das<br />
Potenzial drei hervorragend aufgestellter Universitätsstandorte<br />
zurückgreifen. Die gleichzeitige<br />
Förderung von Grundlagenforschung und anwendungsorientierter<br />
Forschung weist die <strong>NTH</strong> als<br />
international sichtbare Ideenschmiede für technologisch<br />
bedeutsame Zukunftskonzepte aus. Die<br />
Bedingungen dafür sind im Forschungsland Niedersachsen<br />
optimal. Denn die <strong>NTH</strong> kann nicht nur auf<br />
universitäre Spitzenkräfte bauen. Sie bindet in ihren<br />
Projekten auch die Kapazitäten der zahlreichen hier<br />
angesiedelten Großforschungseinrichtungen ein.<br />
DAS PRÄSIDIUM<br />
Die Förderung vom Land Niedersachsen über 25<br />
Millionen Euro in der Zeit von 2009 bis 2013 wurde<br />
und wird vor allem in die Umsetzung von Forschungsvorhaben<br />
investiert. Diese Projekte gliedern<br />
sich zum einen in die sogenannten Top-downsowie<br />
die Bottom-up-Projekte und zum anderen in<br />
Anschubfi nanzierungen der <strong>NTH</strong>, unter anderem<br />
im Rahmen der „Dritten Förderlinie“ der <strong>NTH</strong>, deren<br />
Förderrichtlinie in 2011 überarbeitet wurde. Unter<br />
dem Begriff „Top-down-Projekte“ sind gemeinsame<br />
Forschungsaktivitäten der drei Partnerhochschulen<br />
zu verstehen, deren Thematik vom <strong>NTH</strong>-Präsidium<br />
vorgegeben ist. Das derzeitige Fördervolumen<br />
beträgt mehr als 10 Millionen Euro. Zu den „Bottom-up-Projekten“<br />
gehören Forschungsvorhaben,<br />
die von Wissenschaftlern der Mitgliedsuniversitäten<br />
frei gewählt und beantragt werden. Welche<br />
Projekte im Einzelnen gefördert werden, entschied<br />
bis 31.12.2010 das MWK. Entscheidungsgrundlage<br />
hierfür war regelmäßig eine Empfehlung der Wissenschaftlichen<br />
Kommission Niedersachsen auf<br />
der Basis eines DFG-vergleichbaren Auswahlverfahrens.<br />
Am 01.01.2011 hat das <strong>NTH</strong>-Präsidium die<br />
Entscheidungskompetenz des MWK in dieser Frage<br />
übernommen. In der ersten Ausschreibungsrunde<br />
wurden neun Projekte mit einem Gesamtfördervolumen<br />
von 3,22 Millionen Euro gefördert. Die Projekte<br />
wurden bis 2012 abgeschlossen. Alle Vorhaben der<br />
ersten Ausschreibungsrunde haben 2011 im <strong>NTH</strong>-<br />
Präsidium zu den erreichten Forschungszielen und<br />
-ergebnissen berichtet.<br />
Inzwischen wurde eine zweite Ausschreibungsrunde<br />
durchgeführt. Im Vorverfahren gingen 39<br />
Antragsskizzen ein. Hiervon wurden zwölf Projekte<br />
von der AG Forschung und dem <strong>NTH</strong>-Präsidium<br />
positiv bewertet und zur Vollantragstellung aufgefordert.<br />
Die bis Mitte Februar 2012 eingegangenen<br />
Vollanträge wurden von der WKN begutachtet.<br />
Nach Bewertung der Empfehlung der WKN in der<br />
AG Forschung wurden sieben Projekte der Vollantragsrunde<br />
dem <strong>NTH</strong>-Präsidium zur Förderung
vorgeschlagen. Am 10.12.2012 hat das <strong>NTH</strong>-Präsidium<br />
diese sieben Projekte mit einem Gesamtfördervolumen<br />
von rund zwei Millionen Euro bewilligt.<br />
Darüber hinaus war die <strong>NTH</strong> in der Exzellenzinitiative<br />
des Bundes und der Länder zur Vollantragstellung<br />
aufgefordert worden, jedoch leider am Ende<br />
leer ausgegangen. Das Unternehmen Exzellenzinitiative<br />
ist trotz des für die Antragssteller unbefriedigenden<br />
Ergebnisses nicht vergeblich gewesen.<br />
Die Arbeit an den Anträgen hat Institute stärker<br />
zusammengebracht, standortübergreifende<br />
Teams hervorgebracht und den Vernetzungsprozess<br />
der <strong>NTH</strong> weiter vorangetrieben.<br />
Weitere Drittmittelanträge für zwei DFG-Graduiertenkollegs<br />
„Human-Centered IT-Ecosystems“<br />
und „Social Cars“ wurden eingereicht, sowie der<br />
Antrag für „Entsorgungsoptionen radioaktiver<br />
Reststoffe“ im Rahmen des Energieforschungsprogramms<br />
„2020+“ des Bundesforschungsministeriums<br />
(BMBF), das für die Ausbildung und den<br />
Kompetenzerhalt auf dem Gebiet der nuklearen<br />
Sicherheits- und Endlagerforschung zuständig<br />
ist. Hierbei handelt es sich um eine Plattform, die<br />
von der <strong>NTH</strong> koordiniert wird und zukünftig Forschungsergebnisse<br />
zur Entsorgung von nuklearem<br />
Material überregional bündeln und dadurch zu<br />
einem wichtigen Beratungszentrum für Bund und<br />
Länder in Fragen einer sicheren und nachhaltigen<br />
Entsorgung radioaktiver Abfälle avancieren soll.<br />
<strong>NTH</strong>-Präsidium<br />
Prof. Dr.-Ing.<br />
Jürgen Hesselbach<br />
(<strong>TU</strong> Braunschweig)<br />
Prof. Dr. rer. nat.<br />
Thomas Hanschke<br />
(<strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>)<br />
Prof. Dr.-Ing.<br />
Erich Barke<br />
(Leibniz Universität<br />
Hannover)<br />
Prof. Dr.-Ing.<br />
Dagmar Schipanski<br />
(<strong>TU</strong> Ilmenau)<br />
Prof. Dr.-Ing.<br />
Sigmar Wittig<br />
(Karlsruher Institut für<br />
Technologie)<br />
DAS PRÄSIDIUM 11
12<br />
Forschungszentren<br />
Die eigentliche Domäne der <strong>NTH</strong> ist die Verbundforschung.<br />
Im Vorgriff auf das Gesetz zur Errichtung<br />
der Niedersächsischen Technischen Hochschule<br />
hatten die Mitgliedsuniversitäten bereits frühzeitig<br />
damit begonnen, ihre Forschungsaktivitäten in<br />
fakultätsübergreifenden Zentren zu bündeln, wobei<br />
auch Partneruniversitäten und außeruniversitäre<br />
Forschungseinrichtungen einbezogen wurden.<br />
An der <strong>TU</strong> Braunschweig entstand in der Symbiose<br />
von Maschinenbau und Elektrotechnik das<br />
Niedersächsische Forschungszentrum Fahrzeugtechnik<br />
(NFF). Mit seiner Gründung an den zwei<br />
Standorten MobileLifeCampus in Wolfsburg in<br />
Kooperation mit der Volkswagen AG sowie am<br />
Forschungsfl ughafen Braunschweig wird das Ziel<br />
verfolgt, die Forschungsregion Braunschweig als<br />
Spitzenstandort in der fahrzeugtechnischen Forschung<br />
mit internationaler Sichtbarkeit zu etablieren.<br />
Die Forschungsprogrammatik des NFF<br />
basiert auf der Vision des „Metropolitan Car“ und<br />
fokussiert die Entwicklung fahrzeugbezogener<br />
Technologien und Nutzungsmodelle für die nachhaltige<br />
Sicherstellung der individuellen Mobilitätsbedürfnisse<br />
in Ballungsräumen. Dies sind: das<br />
„Intelligente Fahrzeug“, das „Emissionsarme Fahrzeug“,<br />
„Flexible Fahrzeugkonzepte“ sowie „Rahmenbedingungen<br />
und Mobilitätskonzepte“.<br />
Die Wissenschaftler am Produktionstechnischen<br />
Zentrum Hannover (PZH) befassen sich mit dem<br />
effi zienten Einsatz von Maschinen und Anlagen<br />
für die Einführung nachhaltiger Fertigungstechnologien<br />
und Logistikkonzepte. Insbesondere haben<br />
sie den „Menschen in der Produktion“ im Fokus,<br />
denn als Folge des demographischen Wandels<br />
gewinnt auch die ergonomische Gestaltung der<br />
Arbeitsumgebung an Bedeutung.<br />
DAS PRÄSIDIUM<br />
Das Energie-Forschungszentrum Niedersachsen<br />
(EFZN) in Goslar ist eine wissenschaftliche Einrichtung<br />
der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> in Kooperation mit den<br />
Universitäten Braunschweig, Göttingen, Hannover<br />
und Oldenburg. Im Blickpunkt stehen Fragen zur<br />
gesamten Energiegewinnungs- und Energieverwertungskette.<br />
Ausgehend von den Empfehlungen<br />
der Wissenschaftlichen Kommission zur Schwerpunktbildung<br />
in der niedersächsischen Energieforschung<br />
wird sich das EFZN in den kommenden<br />
Jahren auf folgende Forschungsthemen konzentrieren:<br />
Tiefe Geothermie, Energiespeicher und<br />
Energiesysteme, Smart Grids, Bioenergie, Windenergie,<br />
gesellschaftswissenschaftliche Energieforschung<br />
und materialwissenschaftliche Energieforschung.<br />
Das NFF bildet mit dem Produktionstechnischen<br />
Zentrum Hannover und dem Energie-Forschungszentrum<br />
Niedersachsen eine strategische Allianz<br />
unter dem Dach der Niedersächsischen Technischen<br />
Hochschule. Die erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
der drei Zentren ist in drei gemeinsamen<br />
Forschungsverbünden (Forschungsverbund Geothermie<br />
und Hochleistungsbohrtechnik, Schaufenster<br />
Elektromobilität und Entsorgungsoptionen<br />
für radioaktive Reststoffe) eindrucksvoll dokumentiert.<br />
Diese Zentren sollen systematisch weiterentwickelt<br />
werden, wobei erwartet wird, dass sich<br />
neue Kompetenzbereiche insbesondere aus den<br />
gemeinsamen Bottom-up- und Top-down-Projekten<br />
entwickeln und dass sich die Mitglieder von<br />
Top-down-Projekten sukzessive für die Mitarbeit in<br />
den Zentren qualifi zieren.<br />
An der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> entsteht zurzeit der Neubau für<br />
das <strong>Clausthal</strong>er Zentrum für Materialtechnik (CZM),<br />
das in ein Niedersächsisches Zentrum für Materialtechnik<br />
überführt werden soll. Schwerpunkte sind<br />
die Entwicklung neuer Werkstoffe, deren Verarbeitung<br />
und Eigenschaftsprüfung, ihre zielgerichtete<br />
Kombination zu Verbundwerkstoffen sowie ihre
Präsidiumssitzung im Weißen Saal des Landesamtes<br />
für Bergbau, Energie und Geologie, <strong>Clausthal</strong>.<br />
Die Professoren Sigmar Wittig und Dagmar Schipanski,<br />
externe Präsidiumsmitglieder (unten).<br />
DAS PRÄSIDIUM<br />
13
14<br />
gemeinsame Verarbeitung zu Bauteilen und Produkten<br />
in Mischbauweise.<br />
Das Simulationswissenschaftliche Zentrum<br />
<strong>Clausthal</strong>-Göttingen (SWZ), das bereits in der<br />
Foresight-Studie des Bundesforschungsministeriums<br />
im Zukunftsfeld Transdisziplinäre Modelle<br />
und Multiskalensimulation als einer der Hauptakteure<br />
genannt wurde, ist eng verbunden mit der<br />
„International School of Engineering Sciences“ der<br />
<strong>NTH</strong> (<strong>NTH</strong>-ISES), die sich mit der Interaktion von<br />
Simulation und Experiment auf der Nahtstelle von<br />
Natur- und Ingenieurwissenschaften befasst. Initiativen<br />
im Bereich Simulation und „Virtual Engineering“<br />
gibt es darüber hinaus an allen drei Standorten.<br />
Diese Gruppen über geeignete Projekte<br />
zusammenzuführen, ist der nächste Schritt.<br />
Schwerpunktübergreifende Aktivitäten (Themenfelder<br />
Energie, Umwelt, Geosysteme sowie Bauen<br />
und Architektur) gibt es etwa durch eine Initiative zur<br />
Gründung eines Zentrums für leichte und umweltgerechte<br />
Bauten in Kooperation mit dem Fraunhofer<br />
Institut für Holzforschung in Braunschweig. Die<br />
Leibniz Universität Hannover kooperiert im Bereich<br />
Windenergie mit Oldenburg und Bremen.<br />
In den Geowissenschaften gibt es in Hannover<br />
zusammen mit Braunschweig und <strong>Clausthal</strong>, wo<br />
besonders der Bereich Bergbau und Rohstoffe<br />
traditionell stark ausgeprägt ist, unter Einbeziehung<br />
der Bundesanstalt für Geowissenschaften<br />
und Rohstoffe (BGR) und des Leibniz-Instituts für<br />
Angewandte Geophysik (LIAG) ebenfalls ein sehr<br />
großes Potenzial zur Zusammenarbeit. Die <strong>NTH</strong>-<br />
Hochschulen arbeiten bereits mit den genannten<br />
Partnern im Forschungsverbund gebo zusammen.<br />
Mit den genannten Forschungszentren wurde eine<br />
erste Stufe der Aggregation von Forschungskompetenzen<br />
erreicht und die Basis für eine erfolgreiche<br />
transdisziplinäre Zusammenarbeit geschaffen.<br />
Damit die <strong>NTH</strong> ihre vielschichtigen Potenziale ausschöpfen<br />
kann, braucht sie weiter:<br />
– Eine stringente Systematik im Aufbau und in<br />
der Weiterentwicklung ihrer Fächergruppen.<br />
– Ein zentrales Projektmanagement, das potenzielle<br />
Forschungsprojekte für die <strong>NTH</strong> frühzeitig<br />
identifi ziert und ungeachtet standortspezifi -<br />
scher Einzelinteressen entwickelt.<br />
– Die Einbeziehung der regionalen außeruniversitären<br />
Forschungseinrichtungen und Wirtschaftsunternehmen<br />
im Sinne einer strategischen<br />
Allianz (Forschungscampus).<br />
Anne Fritz und Heike Kremer betreuen die <strong>NTH</strong>-<br />
Geschäftsstelle.
Studium und Lehre<br />
Rund 25.000 junge Menschen studieren Ingenieurund<br />
Naturwissenschaften an den drei Mitgliedsuniversitäten<br />
der <strong>NTH</strong>. Damit ist die <strong>NTH</strong> in ihrer<br />
Gesamtheit einer der größten akademischen Ausbilder<br />
in den MINT-Fächern Mathematik, Informatik,<br />
Natur- und Technikwissenschaften. Bachelorstudiengänge<br />
werden auch im Rahmen der <strong>NTH</strong> weiter<br />
im Sinne eines breit gefächerten grundständigen<br />
Angebots an allen Standorten angeboten. Das<br />
Angebot an Masterstudiengängen wird unter den<br />
Mitgliedsuniversitäten der <strong>NTH</strong> abgestimmt; mittelfristig<br />
sollen sich daraus Schwerpunktsetzungen<br />
an den einzelnen Universitäten ergeben. In allen<br />
Bereichen des Studiums profi tieren Studierende<br />
dadurch, dass sie bei Immatrikulation an einer Mitgliedsuniversität<br />
zusätzlich aus dem Lehrangebot<br />
der anderen <strong>NTH</strong>-Standorte wählen können.<br />
Die Mitgliedsuniversitäten arbeiten fortlaufend an<br />
einer engeren Vernetzung ihrer Studienangebote<br />
und beziehen dabei Fragen zur Zulassung, zur<br />
gegenseitigen Anerkennung von Studien- und Prüfungsleistungen<br />
sowie Aspekte der Binnenorganisation<br />
von Studium und Lehre ein. Das <strong>NTH</strong>-Präsidium<br />
plant, Projekte und Maßnahmen im Bereich<br />
Studium und Lehre in Höhe von insgesamt bis zu<br />
875.000 Euro zu fördern. Dabei unterstützt auch<br />
der Bereich Studium und Lehre – genau wie der<br />
Bereich Forschung – die Weiterentwicklung der<br />
<strong>NTH</strong> mit Top-down- und Bottom-up-Projekten. Die<br />
in der Studienkommission beschlossenen Rahmenbedingungen<br />
und Ausschreibungen sind vom<br />
Präsidium geprüft worden und stehen zur Verfügung.<br />
In diesem Zusammenhang wurden in 2011 und<br />
2012 bereits zehn Projekte und Maßnahmen nach<br />
Empfehlung durch die <strong>NTH</strong>-Studienkommission<br />
durch das <strong>NTH</strong>-Präsidium bewilligt.<br />
<strong>NTH</strong>-Fächer- und<br />
Fächergruppen<br />
1. Maschinenbau, Verfahrenstechnik und<br />
Werkstofftechnik<br />
2. Elektrotechnik und Informationstechnik<br />
3. Informatik<br />
4. Bauingenieurwesen und Umweltingenieurwesen<br />
inklusive Geoökologie<br />
5. Mathematik<br />
6. Architektur, Landschaftsarchitektur und<br />
Umweltplanung<br />
7. Physik und Meteorologie<br />
8. Chemie, Lebensmittelchemie, Lebensmittelwissenschaften<br />
und Pharmazie<br />
9. Biologie, Biotechnologie/Bioingenieurwissenschaften<br />
und Gartenbau<br />
10. Geowissenschaften inklusive Geographie,<br />
Geodäsie und Geotechnik<br />
11. Bergbau und Rohstoffe<br />
DAS PRÄSIDIUM 15
Die AG Forschung<br />
2
18<br />
<strong>Bericht</strong> der AG Forschung<br />
Die AG Forschung setzt sich aus den drei Vizepräsidenten<br />
für den Bereich Forschung der drei Mitgliedsuniversitäten<br />
zusammen und wird von den<br />
jeweiligen ReferentInnen unterstützt. Seit 2011<br />
gibt es die Stelle der <strong>NTH</strong>-Forschungsreferentin.<br />
Die Aufgabenbereiche der AG Forschung umfassen<br />
die strategische Entwicklung und Profi lbildung<br />
der <strong>NTH</strong> im Bereich der Forschung, die Förderung<br />
der interdisziplinären und standortübergreifenden<br />
Forschung und die Förderung des wissenschaftlichen<br />
Nachwuchses.<br />
Dabei sollen die Schwerpunktsetzung und Profi<br />
lbildung der <strong>NTH</strong> und der Mitgliedsuniversitäten<br />
einbezogen und standortübergreifende Forschungskooperationen<br />
im Sinne einer Bündelung<br />
von Kompetenzen gefördert werden. Die AG Forschung<br />
wirkt als beratendes Gremium in Fragen<br />
der Forschung und gibt Empfehlungen für Entscheidungen<br />
des <strong>NTH</strong>-Präsidiums.<br />
Bis zum 31.12.2012 mündete die Arbeit der AG<br />
Forschung in folgende Ergebnisse:<br />
Die AG Forschung hat ausgehend von den Stärken<br />
der <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten die acht Forschungsfelder<br />
der <strong>NTH</strong> defi niert:<br />
– Mobilität und Verkehr<br />
– Energie, Umwelt, Geosysteme<br />
– Produktion<br />
– Life Sciences<br />
– Informations- und Kommunikationstechnik<br />
– Materialwissenschaften und Verfahrenstechnik<br />
– Architektur und Bauen<br />
– Fundamentale Fragen der Physik und Mathematik<br />
In den Forschungsschwerpunkten sollen fächerübergreifend<br />
Fragestellungen bearbeitet und<br />
Lösungen für gesellschaftlich relevante Probleme<br />
und Herausforderungen erarbeitet werden. Um<br />
die fächer- und auch standortübergreifende For-
schung zu fördern, haben die Mitgliedsuniversitäten<br />
der <strong>NTH</strong> die folgenden Forschungszentren<br />
gegründet, in denen eine räumliche Bündelung<br />
von Kompetenzen und Ressourcen erfolgt:<br />
Niedersächsisches Forschungszentrum<br />
Fahrzeugtechnik (NFF), <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Niedersächsisches Forschungszentrum Produktionstechnik<br />
(NFP), Leibniz Universität Hannover<br />
Niedersächsisches Forschungszentrum<br />
Materialtechnik (NFM), <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
Energie-Forschungszentrum Niedersachsen<br />
(EFZN), <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
Die Forschungszentren sind den jeweiligen Mitgliedsuniversitäten<br />
zugeordnet, die Verzahnung<br />
erfolgt, neben der gemeinsamen Forschung, durch<br />
die wechselseitige Besetzung der Vorstandspositionen<br />
mit Mitgliedern der <strong>NTH</strong>-Universitäten.<br />
Die AG Forschung hat in den letzten Jahren eine<br />
Reihe von Projekten federführend bearbeitet und<br />
Prozesse innerhalb der <strong>NTH</strong> beratend begleitet.<br />
Exzellenzinitiative<br />
Die AG Forschung hat die Beteiligung der <strong>NTH</strong> an<br />
der Exzellenzinitiative des Bundes intensiv betreut<br />
und mitgestaltet. Bei der Vorbereitung der vier<br />
Antragsskizzen wurden die Antragsteller beraten<br />
und die Skizzen mehrfach innerhalb der AG Forschung<br />
vorgestellt und diskutiert.<br />
Die Erstellung des Vollantrags der <strong>NTH</strong> School<br />
PhDCube wurde durch die AG Forschung begleitet.<br />
Des Weiteren wurde unter Federführung<br />
der AG Forschung und in Abstimmung mit den<br />
Rechtsabteilungen der Mitgliedsuniversitäten eine<br />
<strong>NTH</strong>-Rahmenpromotionsordnung erstellt, welche<br />
abschließend von allen Gremien der Mitgliedsuniversitäten<br />
verabschiedet wurde. Parallel dazu wurden<br />
die DFG-Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards<br />
der <strong>NTH</strong> und die Standards der<br />
<strong>NTH</strong> für gute wissenschaftliche Praxis erarbeitet<br />
und verabschiedet.<br />
Spitzenclusterwettbewerb<br />
Die <strong>NTH</strong> hat unter Federführung des Niedersächsischen<br />
Forschungszentrums Fahrzeugtechnik<br />
(NFF) einen Antrag im Spitzenclusterwettbewerb<br />
des Bundes gestellt. Auch dieser Prozess, der sich<br />
durch einen sehr hohen Abstimmungsbedarf auszeichnete,<br />
wurde durch die AG Forschung begleitet.<br />
Dabei wurden die Grundlagen einer erfolgreichen<br />
niedersachsenweiten Vernetzung der Akteure im<br />
Bereich der Mobilität geschaffen. Diese Zusammenarbeit<br />
hatte einen deutlich positiven Effekt auf<br />
die erfolgreiche Bewerbung der Metropolregion<br />
Braunschweig Hannover Göttingen Wolfsburg beim<br />
Wettbewerb „Schaufenster Elektromobilität“ des<br />
Bundes und führte zur Auszeichnung als einer von<br />
insgesamt vier Schaufensterregionen.<br />
Schaufenster Elektromobilität<br />
Unter der Federführung der Metropolregion Hannover<br />
Braunschweig Göttingen Wolfsburg brachte<br />
sich die <strong>NTH</strong> in die Bewerbung des Förderwettbewerbs<br />
„Schaufenster Elektromobilität“ ein. Auch in<br />
diesem Prozess hat die AG Forschung die Beiträge<br />
der <strong>NTH</strong> begleitet und dem <strong>NTH</strong>-Präsidium beratend<br />
zugearbeitet. Unter dem Titel „Unsere Pferdestärken<br />
werden elektrisch“ sind 37 Einzelprojekte<br />
gebündelt, an denen mehr als 200 Partner aus<br />
Unternehmen, Kammern, Forschung, Wirtschaftseinrichtungen<br />
und Kommunen unter dem Dach der<br />
Metropolregion und mit Unterstützung des Landes<br />
Niedersachsen beteiligt sind.<br />
DIE AG FORSCHUNG<br />
19
20<br />
Die <strong>NTH</strong> beteiligt sich an drei Teilprojekten:<br />
„Themenfeld Qualifi zierung“<br />
„Themenfeld Flotten“<br />
„Themenfeld Begleitforschung“<br />
Neben drei weiteren Regionen hat sich das Bündnis<br />
aus Niedersachsen unter 23 Bewerbungen<br />
durchgesetzt.<br />
Bottom-up- und Top-down-Projekte<br />
Die beiden Förderlinien der <strong>NTH</strong> haben zum Ziel, die<br />
standort- und fächerübergreifenden Forschungsinitiativen<br />
zwischen den Hochschulen zu fördern.<br />
Diese mit <strong>NTH</strong>-Mitteln geförderten Forschungsanträge<br />
sollten nach Möglichkeit in weiterführende<br />
drittmittelfi nanzierte Forschungsverbünde überführt<br />
werden. Die AG Forschung hat hier in Abstimmung<br />
mit der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen<br />
die Ausschreibungsverfahren koordiniert<br />
und die Bewerbungsverfahren begleitet. Die vier<br />
Top-down Projekte „<strong>NTH</strong> School for Contacts in<br />
Nanosystems”, “<strong>NTH</strong> School for IT-Ecosystems”,<br />
“<strong>NTH</strong> Verbundprojekt Life Cycle Engineering” und<br />
“<strong>NTH</strong> Verbundprojekt Geofl uxes” werden mit insgesamt<br />
ca. 10,63 Millionen Euro gefördert.<br />
In den zwei Ausschreibungsrunden der Bottomup-Anträge<br />
erfolgte eine Vorauswahl der eingereichten<br />
Skizzen durch die AG Forschung, diese<br />
Skizzen wurden anschließend durch die WKN<br />
begutachtet. Insgesamt werden in der ersten<br />
Runde neun und in der zweiten Runde sieben<br />
Bottom-up-Projekte mit ca. 5,22 Millionen Euro<br />
gefördert.<br />
Des Weiteren hat die AG Forschung Empfehlungen<br />
für Anträge auf zusätzliche Mittel oder<br />
kostenneutrale Weiterbewilligung bei Top-down-<br />
Projekten erstellt und die Abschlussberichte der<br />
Bottom-up-Projekte aus der ersten Ausschreibungsrunde<br />
bewertet.<br />
DIE AG FORSCHUNG<br />
Einrichtung der sogenannten Dritten<br />
Förderlinie der <strong>NTH</strong><br />
Um die Einwerbung von großen DFG-Verbundprojekten<br />
innerhalb der <strong>NTH</strong> zu fördern, hat die<br />
AG Forschung die sogenannte Dritte Förderlinie<br />
der <strong>NTH</strong> initiiert. Mit dieser weiteren Förderlinie<br />
konnten seither speziell die Vorbereitungen von<br />
Anträgen für DFG-Sonderforschungsbereiche<br />
und DFG-Graduiertenkollegs unterstützt werden.<br />
Anträge auf diese Mittel wurden zweimal im Jahr<br />
von der AG Forschung geprüft und eine Empfehlung<br />
für das <strong>NTH</strong> Präsidium erstellt.<br />
Antragstellung „Entsorgungsoptionen<br />
für radioaktive Reststoffe: Interdisziplinäre<br />
Analysen und Entwicklung<br />
von Bewertungsgrundlagen“<br />
Nach Aufforderung durch das Niedersächsische<br />
Ministerium für Wissenschaft und Kultur wurde<br />
innerhalb der <strong>NTH</strong> ein Antrag über das MWK beim<br />
Bund eingereicht. Die AG Forschung hat für den<br />
Antrag die entsprechenden Experten an den Mitgliedsuniversitäten<br />
zu einem Gespräch gebeten<br />
und die Einrichtung einer Arbeitsgruppe initiiert,<br />
die diesen Antrag erstellt hat. Der Aufbau der Forschungsplattform<br />
wird vom Bundesforschungsministerium<br />
in den nächsten fünf Jahren mit ca. 15<br />
Millionen Euro gefördert.<br />
DFG Initiativen der <strong>NTH</strong><br />
Verschiedene DFG Initiativen der <strong>NTH</strong> wurden von<br />
der AG Forschung bei der Antragstellung beraten.<br />
Dazu gehörten z. B. zwei Sonderforschungsbereich-Anträge,<br />
ein Graduiertenkolleg-Antrag sowie<br />
ein erfolgreicher Antrag zur Einrichtung eines<br />
Schwerpunktprogramms. Weitere Initiativen sind<br />
in Vorbereitung.
Forschung am Produktionstechnischem<br />
Zentrum Hannover.<br />
21
22<br />
Neuausrichtung der Mathematik<br />
in <strong>Clausthal</strong><br />
Im Rahmen der gemeinsamen Entwicklungsplanung<br />
und als Resultat einer Folgeevaluation der<br />
WKN im Fach Mathematik wurde ein Prozess<br />
zur Neuausrichtung der Mathematik an der <strong>TU</strong><br />
<strong>Clausthal</strong> angestoßen. Zusammen mit den Fachvertretern<br />
aus <strong>Clausthal</strong> hat die AG Forschung<br />
Neue <strong>Clausthal</strong>er Mathematik im Detail<br />
Durch mehrere Wegberufungen und Pensionierungen<br />
innerhalb kurzer Zeit geriet das Fach<br />
Mathematik an der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> in eine Krise.<br />
Die Hochschule stand vor der Entscheidung,<br />
Mathematik als eigenständiges Fach einzustellen<br />
oder einen Neuanfang mit einem neuen<br />
zukunftsträchtigen Profi l zu wagen. Im Verbund<br />
der <strong>NTH</strong> wurde ein neues Mathematik-Konzept<br />
von der AG Forschung des <strong>NTH</strong>-Präsidiums<br />
erstellt und von der Wissenschaftlichen Kommission<br />
des Landes gutgeheißen.<br />
Diese neue <strong>Clausthal</strong>er Mathematik bricht<br />
dabei bewusst mit einigen Traditionen der<br />
klassischen Mathematikausbildung. Der neue<br />
Studiengang setzt einen klaren Akzent auf die<br />
sogenannte Angewandte Mathematik, also<br />
den Teil der Wissenschaft, der sich unmittelbar<br />
auf andere Gebiete wie Ingenieurwesen, Wirtschaftswissenschaft<br />
oder Informatik bezieht.<br />
Außenstehenden ist oft nicht bewusst, dass es<br />
innerhalb der Mathematik große Gebiete gibt,<br />
die nicht beanspruchen, anwendbare Resultate<br />
zu liefern, sondern stattdessen die innere<br />
Entwicklung der Mathematik vorantreiben. In<br />
<strong>Clausthal</strong> werden in Zukunft nur noch Vertre-<br />
DIE AG FORSCHUNG<br />
ein neues Konzept erarbeitet, mit dem die Einbindung<br />
der Mathematik in die vorhandene Fächerstruktur<br />
der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> optimiert und zudem<br />
profi lgebend auf die Entwicklungsplanung der<br />
<strong>NTH</strong> wirkt. Ein Hauptziel hierbei war, die Attraktivität<br />
des Faches für die Studierenden zu erhöhen.<br />
Das erarbeitete Konzept wurde von den Gutachtern<br />
der WKN als tragfähig und zielführend<br />
bewertet.<br />
ter der angewandten Richtung forschen und<br />
lehren, Schwerpunkte werden dabei die Richtungen<br />
Numerische Mathematik, Stochastik/<br />
Statistik und Optimierung bilden. Die mathematischen<br />
Grundveranstaltungen werden so<br />
umstrukturiert, dass ein Teil davon gleichzeitig<br />
die Grundausbildung für die Informatik-Studiengänge<br />
bildet. Die Studierenden der Mathematik<br />
können sich im Bereich der numerischen<br />
mathematischen Modellierung (Technomathematik)<br />
oder des Operations Research (Wirtschaftsmathematik)<br />
vertiefen.<br />
Beide Richtungen spielen auch eine zentrale<br />
Rolle als Forschungsgebiete innerhalb des<br />
neuen Simulationswissenschaftlichen Zentrums,<br />
indem sie Simulationsmodelle in den<br />
Ingenieurwissenschaften bzw. in der Wirtschaftswissenschaft<br />
und Informatik untersuchen.<br />
Die neue Mathematik der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> wurde<br />
in enger Abstimmung mit den <strong>NTH</strong>-Partnern<br />
entwickelt, sie wird einen Beitrag leisten zum<br />
eigenständigen Profi l der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> innerhalb<br />
des Verbundes <strong>NTH</strong>.
Mitglieder der AG Forschung<br />
Prof. Dr. rer. nat. Klaus Hulek, Professor für Mathematik an der Leibniz Universität<br />
Hannover, Vizepräsident für Forschung der Leibniz Universität Hannover.<br />
Prof. Dr. rer. pol. Thomas Spengler, Professor für Produktion und Logistik<br />
an der <strong>TU</strong> Braunschweig, Vorsitzender der AG Forschung vom 01.01.2011<br />
bis zum 31.12.2012, Vizepräsident für Forschung und Technologietransfer<br />
der <strong>TU</strong> Braunschweig von 01.10.2008 bis 30.09.2012. Prof. Dr. Dieter Jahn,<br />
Professor für Mikrobiologie, seit 01.10.2012 Vizepräsident Forschung und<br />
Wissenschaftlicher Nachwuchs der <strong>TU</strong> Braunschweig.<br />
Prof. Dr.-Ing. Volker Wesling, Professor für Schweißtechnik und Trennende<br />
Fertigungsverfahren an der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>, Vizepräsident für Forschung und<br />
Technologietransfer der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>.<br />
23
Die Studienkommission<br />
3
26<br />
<strong>Bericht</strong> der Studienkommission<br />
Mehr als 25.000 junge Menschen studieren Inge-<br />
nieur- und Naturwissenschaften an den drei Mitgliedsuniversitäten<br />
der <strong>NTH</strong>. Damit ist die <strong>NTH</strong> in<br />
ihrer Gesamtheit einer der größten akademischen<br />
Ausbilder in den MINT-Fächern Mathematik, Informatik,<br />
Natur- und Technikwissenschaften in Niedersachsen.<br />
Bachelorstudiengänge werden auch<br />
im Rahmen der <strong>NTH</strong> weiterhin im Sinne eines breit<br />
gefächerten grundständigen Angebots an allen<br />
Standorten angeboten. Das Angebot an Masterstudiengängen<br />
wird unter den Mitgliedsuniversitäten<br />
der <strong>NTH</strong> abgestimmt; mittelfristig sollen sich<br />
daraus Schwerpunktsetzungen an den einzelnen<br />
Universitäten ergeben. In allen Bereichen des<br />
Studiums profi tieren Studierende dadurch, dass<br />
sie bei Immatrikulation an einer Mitgliedsuniversität<br />
zusätzlich aus dem Lehrangebot der anderen<br />
<strong>NTH</strong>-Standorte wählen können.<br />
Die <strong>NTH</strong>-Studienkommission erarbeitet in Fragen<br />
von Studium und Lehre Empfehlungen für das<br />
<strong>NTH</strong>-Präsidium und den <strong>NTH</strong>-Senat. Sie berät<br />
beide Gremien und ist Ansprechpartnerin für Studierende<br />
und Lehrende aller drei Mitgliedsuniversitäten.<br />
Die Studienkommission besteht aus den<br />
Vizepräsidentinnen und den Vizepräsidenten für<br />
Studium und Lehre der drei Mitgliedsuniversitäten,<br />
pro Mitgliedsuniversität je einer Vertreterin oder<br />
einem Vertreter der Studierendengruppe und dem<br />
Studiendekan der <strong>NTH</strong> als beratendes Mitglied.<br />
Den Vorsitz der Kommission führt ohne Stimmrecht<br />
derjenige Präsident oder diejenige Präsidentin,<br />
an dessen oder deren Universität der Sitz der<br />
<strong>NTH</strong> nach dem nächsten Sitzwechsel angesiedelt<br />
DIE S<strong>TU</strong>DIENKOMMISSION<br />
ist. Auch in der Studienkommission wechselt der<br />
Vorsitz nach Maßgabe des <strong>NTH</strong>-Gesetzes alle<br />
zwei Jahre, erstmalig zum 01.01.2011 von <strong>Clausthal</strong><br />
nach Hannover. Von 2011 bis 2012 hatte Prof.<br />
Dr. Heribert Vollmer das Amt des <strong>NTH</strong>-Studiendekans<br />
inne.<br />
Während der Jahre 2011-2012 hat die <strong>NTH</strong>-Studienkommission<br />
an folgenden Themen gearbeitet:<br />
– Leitlinien des <strong>NTH</strong>-Senats zur standortübergreifenden<br />
Lehre<br />
– Richtlinien für den Lehraustausch zwischen den<br />
<strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten<br />
– Empfehlungen zu Anerkennungen und Anrechnungen<br />
von Prüfungs- und Studiennachweisen<br />
von Mitgliedsuniversitäten der <strong>NTH</strong><br />
– Planung und Einrichtung des Masterstudiengangs<br />
„Internet Technologies and Information<br />
Systems“<br />
– Übersicht über die an der <strong>NTH</strong> angebotenen<br />
Studiengänge<br />
– Entwicklung von Förderlinien für und Ausschreibung<br />
von Bottom-up-Projekten in Studium und<br />
Lehre<br />
– Rahmenbedingungen für Top-down-Projekte in<br />
Studium und Lehre<br />
– Projekt zur Verbesserung des <strong>NTH</strong>-Verständnisses<br />
unter den Studierenden<br />
– Einrichtung eines <strong>NTH</strong>-Stipendiums zur Frauenförderung<br />
im Studiengang „Internet Technologies<br />
and Information Systems“<br />
– Defi nition der Aufgaben und des Selbstverständnisses<br />
der <strong>NTH</strong>-Studienkommission und<br />
des <strong>NTH</strong>-Studiendekans
Die Mitgliedsuniversitäten arbeiten fortlaufend<br />
an einer engeren Vernetzung ihrer Studienangebote<br />
und beziehen dabei Fragen zur Zulassung,<br />
zur gegenseitigen Anerkennung von Studien- und<br />
Prüfungsleistungen sowie Aspekte der Binnenorganisation<br />
von Studium und Lehre ein.<br />
Auch der Bereich Studium und Lehre unterstützt<br />
die Weiterentwicklung der <strong>NTH</strong> mit Top-down- und<br />
Bottom-up-Projekten. Mit den Top-down-Projekten<br />
fördert die <strong>NTH</strong> Projekte zur Vernetzung und<br />
Abstimmung von Studium und Lehre, die von<br />
übergeordneter und langfristiger Bedeutung sind.<br />
Top-down-Projekte werden von der Studienkommission<br />
entwickelt oder können ihr von Mitgliedern<br />
der Universitäten vorgeschlagen werden. Mit den<br />
Bottom-up-Projekten fördert die <strong>NTH</strong> Initiativen,<br />
die sich aus den Universitäten entwickeln und im<br />
Sinne des <strong>NTH</strong>-Gesetzes die sinnvolle Vernetzung<br />
und Abstimmung von Studium und Lehre<br />
verfolgen. Dazu werden unterschiedliche Förderlinien<br />
angeboten, in denen alle Mitgliedsgruppen<br />
der Universitäten – also Lehrende, Studierende<br />
und Mitglieder zentraler Einrichtungen und der<br />
Verwaltung – berücksichtigt sind. Bisher wurden<br />
drei Top-down- und fünf Bottom-up-Projekte im<br />
Bereich Studium und Lehre gefördert.<br />
27
28<br />
Unter dem Motto „Macht euch ein Bild von der<br />
Lehre!“ wurde <strong>NTH</strong>-weit nach einem Symbolfoto<br />
für die Internetseiten des Bereichs Studium und<br />
Lehre der Homepage der <strong>NTH</strong> gesucht. Auf der<br />
Jahresversammlung am 13.04.2012 wurde den<br />
Siegern von Niedersachsens Wissenschaftsministerin<br />
Prof. Dr. Johanna Wanka persönlich die<br />
Urkunde überreicht. Neben dem offensichtlichen<br />
Motiv für den Wettbewerb, die optische Verbesserung<br />
der <strong>NTH</strong>-Homepage, ist auch ein nicht<br />
DIE S<strong>TU</strong>DIENKOMMISSION<br />
ganz so vordergründiges Ziel erreicht worden: die<br />
Studierenden auf die <strong>NTH</strong>-Allianz aufmerksam zu<br />
machen.<br />
Themen, wie die Senkung der Abbrecherquoten<br />
in den MINT-Fächern und die Entwicklung einer<br />
standortübergreifenden mediengestützten Lehre,<br />
werden in der nächsten Zeit die <strong>NTH</strong>-Studienkommission<br />
beschäftigen.
Der <strong>NTH</strong>-Studiendekan und die <strong>NTH</strong>-Studienkommission<br />
werden zunehmend als Ansprechpartner<br />
in Sachen Studium und Lehre wahrgenommen,<br />
wie die stetige Anzahl von Anfragen von Studierenden<br />
und Studiendekanen gleichermaßen zeigt.<br />
Der „return on investment“ im Bereich Studium<br />
und Lehre mag nicht wie im Bereich Forschung<br />
in Euro zu messen sein, allerdings besteht er hier<br />
ganz maßgeblich in den gut ausgebildeten, wissbegierigen<br />
und selbstständigen Absolventinnen<br />
und Absolventen, die die <strong>NTH</strong> hervorbringt.<br />
Prof. Dr. Heribert Vollmer<br />
<strong>NTH</strong>-Studiendekan<br />
Institut für Theoretische Informatik,<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
„Durch die Förderung<br />
von Bottom-up- und<br />
Top-down-Projekten<br />
wird in der <strong>NTH</strong> nun<br />
auch der Lehre die<br />
Aufmerksamkeit zuteil,<br />
“<br />
die sie verdient.<br />
DIE S<strong>TU</strong>DIENKOMMISSION 29
30<br />
Studiengang „Internet Technologies<br />
and Information Systems“<br />
Seit Mitte 2011 bieten die <strong>NTH</strong>-Universitäten<br />
gemeinsam mit der Universität Göttingen den internationalen<br />
Masterstudiengang „Internet Technologies<br />
and Information Systems“ (ITIS) an. Das Angebot<br />
richtet sich an hochbegabte einheimische und<br />
internationale Studierende, die eine erstklassige<br />
akademische Ausbildung in einem zukunftsorientierten<br />
Kerngebiet der Informatik anstreben.<br />
Das Internet als Plattform für den Zugang zu<br />
Informationen und den Austausch von Wissen<br />
hat unsere Gesellschaft grundlegend verändert.<br />
Information ist zu jeder Zeit und überall verfügbar<br />
und durchdringt heutzutage alle Bereiche des<br />
Lebens. Immer mehr Menschen sind im täglichen<br />
Arbeitsalltag auf die Nutzung dieses neuen Medi-<br />
ums angewiesen. Deshalb werden ständig neue<br />
Methoden und Werkzeuge entwickelt, um die Effi -<br />
zienz der Nutzung zu erhöhen. Die Entwicklung,<br />
Erforschung und Realisierung solcher Methoden<br />
und Werkzeuge erfordert tiefgehende fachliche<br />
Kompetenzen in den Bereichen der Internet-Technologien<br />
und Informationssysteme, aber auch<br />
überfachliche Kompetenzen. Mit dem ITIS Master<br />
wird erstmals ein Studiengang in Niedersachsen<br />
angeboten, der mit hoher Forschungsorientierung<br />
diesen speziellen Kompetenzmix vermittelt.<br />
In jedem Jahr stehen 25 Studienplätze zur Verfügung.<br />
Zulassungsvoraussetzung für den ITIS Master<br />
ist ein Bachelor-Abschluss in Informatik oder<br />
einem eng verwandten Studiengang. Pro Semester<br />
gab es bisher etwa 200 bis 300 Bewerbungen,<br />
aus denen eine gemeinsame Kommission fachlich<br />
geeignete Bewerberinnen und Bewerber aus-
wählt. Alle Lehrveranstaltungen werden in Englisch<br />
durchgeführt. Daher sind sehr gute Englisch-<br />
Kenntnisse erforderlich.<br />
Der ITIS Master umfasst vier Semester (120 ECTS).<br />
Die Studierenden erwerben je 60 ECTS durch den<br />
Besuch von Vorlesungen, Seminaren und Praktika,<br />
sowie durch individuelle Forschung im Rahmen<br />
ihres Forschungsprojekts und ihrer Masterarbeit.<br />
Die Auswahl an Lehrveranstaltungen erstreckt sich<br />
von den theoretischen (z.B. Algorithmen, formale<br />
Methoden) und technologischen Grundlagen (z.B.<br />
Netzwerke, mobiles Internet, Cloud Computing)<br />
bis zu den über das Internet verbreiteten Inhalten<br />
(z.B. Daten, Informationen, Wissen). Zusätzliche<br />
überfachliche Module aus der Wirtschaftsinformatik<br />
sowie den Wirtschafts- und Rechtswissenschaften<br />
runden das Lehrangebot ab.<br />
Die Kooperation der beteiligten Universitäten<br />
gewährleistet ein attraktives und reichhaltiges<br />
Lehrangebot, das die spezifi schen Stärken aller<br />
Kooperationspartner vereint. Vorlesungen und<br />
Seminare werden als Online- oder Multimedia-<br />
Kurse angeboten und können von den Studierenden<br />
universitätsübergreifend besucht werden.<br />
Dazu werden Internet-Live-Streams, Videokonferenzen<br />
und Videoaufzeichnungen eingesetzt und<br />
durch klassische E-Learning-Konzepte unterstützt.<br />
Zweimal im Semester treffen sich die Studierenden<br />
an einer der Universitäten zum Welcome Day<br />
und zum Research Day.<br />
Der ITIS Master legt besonderen Wert auf die<br />
persönliche Betreuung und Beratung der Studierenden.<br />
Ab dem ersten Semester wird jede/r Studierende<br />
durch eine/n Professor/in als Mentor/in<br />
betreut. Mentoren helfen bei der Zusammenstellung<br />
individueller Studienpläne, um die Stärken<br />
und Interessen der einzelnen Studierenden zu<br />
berücksichtigen. Ab dem zweiten Semester werden<br />
die Studierenden in die Forschungsgruppen ihrer<br />
Mentoren integriert und übernehmen unter Anleitung<br />
erfahrener Wissenschaftler eigene Projekte<br />
im Rahmen größerer Forschungsvorhaben. Sie<br />
erlernen gezielt das selbstständige und kooperative<br />
wissenschaftliche Arbeiten und erleben die in der<br />
heutigen Forschung üblichen Arbeitsweisen und<br />
Prozesse am konkreten Beispiel mit. Die intensive<br />
Förderung und frühe Einbeziehung in Forschungsaktivitäten<br />
ermöglicht den Erwerb von Persönlichkeitskompetenzen,<br />
die erfolgreiche Wissenschaftler<br />
auszeichnen. Ein Großteil der Studierenden im ITIS<br />
Master plant eine anschließende Promotion und<br />
strebt eine spätere Karriere in der akademischen<br />
oder industriellen Forschung an.<br />
DIE S<strong>TU</strong>DIENKOMMISSION<br />
31
Die AG Zukunftskonzept<br />
4
34<br />
<strong>Bericht</strong> der AG Zukunftskonzept<br />
Innerhalb der deutschen Hochschullandschaft<br />
wird seit einigen Jahren intensiv über neue Verwaltungsstrukturen<br />
nachgedacht. In einer gemeinsamen<br />
Strategiesitzung mit den Vizepräsidenten<br />
für Forschung hat sich auch das <strong>NTH</strong>-Präsidium<br />
im Dezember 2010 einmütig für eine Weiterentwicklung<br />
der <strong>NTH</strong> sowie der Governance-Struktur<br />
ausgesprochen. Als Grundlage für die Fortentwicklung<br />
der <strong>NTH</strong> wurden dabei folgende Eckpunkte<br />
formuliert:<br />
– Wahrung des Selbstständigkeit der Mitgliedshochschulen<br />
– Zusammenführung aller Fächer der drei Mitgliedsuniversitäten<br />
unter dem Dach <strong>NTH</strong><br />
– Übertragung von Kompetenzen des MWK auf<br />
einen zu etablierenden <strong>NTH</strong>-Rat<br />
Für die Ausarbeitung eines <strong>NTH</strong>-Zukunftskonzeptes<br />
wurde eine Arbeitsgruppe aus den Vizepräsidenten<br />
für Forschung der Mitgliedshochschulen<br />
– Prof. Klaus Hulek (Vorsitz), Prof. Thomas Spengler<br />
und Prof. Volker Wesling – sowie Prof. Volker<br />
Epping von der Leibniz Universität Hannover als<br />
Experte für Hochschulrecht eingerichtet, die im<br />
Juni 2011 ein Konzeptpapier mit Überlegungen zur<br />
Weiterentwicklung der <strong>NTH</strong> vorlegte.<br />
Im Mittelpunkt des Zukunftskonzeptes steht die<br />
Ablösung des <strong>NTH</strong>-Präsidiums durch einen <strong>NTH</strong>-<br />
Rat. Als strategisches Lenkungsorgan der <strong>NTH</strong> soll<br />
sich der <strong>NTH</strong>-Rat in seiner Zusammensetzung und<br />
Willensbildung sowie in seinen Kompetenzen vom<br />
bisherigen <strong>NTH</strong>-Präsidium deutlich unterscheiden.<br />
AG ZUKUNFTSKONZEPT<br />
Zusammensetzung und<br />
Willensbildung des <strong>NTH</strong>-Rates<br />
Der <strong>NTH</strong>-Rat setzt sich neben den Präsidenten<br />
der Mitgliedshochschulen als geborenen Mitgliedern<br />
aus sechs weiteren, von den Senaten der<br />
Mitgliedshochschulen zu wählenden externen Mitgliedern<br />
zusammen. Durch die Mehrheit der externen<br />
Mitglieder soll der bisher hemmend wirkende<br />
Widerspruch zwischen der Rolle der Präsidenten<br />
als Vertreter ihrer Hochschulen und als Mitglieder<br />
im <strong>NTH</strong>-Präsidium aufgelöst werden. Die Uni-Präsidenten<br />
haben insoweit ein Vetorecht, als dass ein<br />
Beschluss des <strong>NTH</strong>-Rates nicht zustande kommt,<br />
wenn die drei Präsidenten gegen den Beschlussvorschlag<br />
stimmen.<br />
Die Wahl der weiteren Mitglieder, die durch die<br />
Senate der Mitgliedshochschulen mit einfacher<br />
Mehrheit erfolgt, wird durch eine Findungskommission<br />
aus den Senaten der Mitgliedsuniversitäten<br />
vorbereitet. Der Vorsitzende führt die laufenden<br />
Geschäfte der <strong>NTH</strong> und vertritt diese nach<br />
außen. Er wird auf sechs Jahre gewählt, während<br />
die anderen weiteren Mitglieder auf drei Jahre<br />
gewählt werden.<br />
Kompetenzen des <strong>NTH</strong>-Rates<br />
Die Überlegungen zur neuen Struktur der <strong>NTH</strong><br />
gehen grundsätzlich davon aus, den <strong>NTH</strong>-Rat<br />
zu einer den Mitgliedsuniversitäten übergeordneten<br />
Einrichtung fortzuentwickeln, ohne indes die<br />
garantierte Eigenständigkeit der Hochschulen in<br />
Frage zu stellen.
Hinsichtlich der Ausgestaltung der Kompetenzen<br />
des <strong>NTH</strong>-Rates stehen zwei Modelle zur Diskussion:<br />
Während Modell A neben den Kernkompetenzen<br />
die Überantwortung der Zuteilung der<br />
Landesmittel für die Mitgliedshochschulen an den<br />
<strong>NTH</strong>-Rat vorsieht, beschränkt sich Modell B ausschließlich<br />
auf die Kernkompetenzen. Durch die<br />
Ressourcenverteilung nimmt die <strong>NTH</strong> in Modell A<br />
also eine Zwischenstellung zwischen dem Ministerium<br />
für Wissenschaft und Kultur und den einzelnen<br />
Mitgliedsuniversitäten ein.<br />
Unabhängig von beiden Modellen sollen die folgenden<br />
Kernkompetenzen beim <strong>NTH</strong>-Rat angesiedelt<br />
werden:<br />
– Freigaberecht für alle Professuren der <strong>NTH</strong>-<br />
Mitgliedshochschulen<br />
– Mitwirkung bei der Berufung von Professoren<br />
(Bestätigung der Berufungsvorschläge der Mitgliedshochschulen)<br />
– Beschlussfassung über den <strong>NTH</strong>-Entwicklungsplan,<br />
den <strong>NTH</strong>-Gleichstellungsplan, den<br />
<strong>NTH</strong>-Wirtschaftsplan, die Einrichtung, Änderung<br />
und Aufhebung von <strong>NTH</strong>-Studiengängen<br />
sowie Zulassungsbeschränkungen bei Studiengängen<br />
der <strong>NTH</strong> und den Mitgliedshochschulen<br />
– Schließung von Zielvereinbarungen mit den<br />
Mitgliedshochschulen über die Einrichtung,<br />
Änderung und Aufhebung ihrer Studiengänge<br />
– Genehmigung der <strong>NTH</strong>-Ordnungen und der<br />
Grundordnungen der Mitgliedshochschulen<br />
– Ernennung, Bestellung und Abberufung der<br />
Präsidiumsmitglieder der Mitgliedshochschulen<br />
nach Wahl durch die Senate<br />
– Umfassendes Informationsrecht gegenüber<br />
den Mitgliedshochschulen<br />
– Bauherreneigenschaft (dezentralisiert durch<br />
Delegation auf die Mitgliedshochschulen)<br />
– Festlegung der Grundzüge der <strong>NTH</strong>-Organisation<br />
(z.B. Einrichtung und Entscheidung über<br />
die Struktur von <strong>NTH</strong>-Zentren; Einbeziehung<br />
außeruniversitärer Einrichtungen unter das<br />
Dach der <strong>NTH</strong>)<br />
– Mitwirkung an dem Abschluss von Zielvereinbarungen<br />
mit dem MWK (in Modell A schließen die<br />
Mitgliedshochschulen Zielvereinbarungen nur mit<br />
dem <strong>NTH</strong>-Rat ab, in Modell B schließen die Mitgliedshochschulen<br />
Zielvereinbarungen mit dem<br />
MWK unter Einbeziehung des <strong>NTH</strong>-Rates ab)<br />
Das vorgelegte Zukunftskonzept zur Weiterentwicklung<br />
der <strong>NTH</strong> sieht zugleich vor, dass der<br />
<strong>NTH</strong>-Rat an die Stelle der Hochschulräte der<br />
Mitgliedshochschulen tritt. Darüber hinaus wird<br />
die Aufnahme aller Fächer der einzelnen Mitgliedshochschulen<br />
sowie ein fester Sitz der <strong>NTH</strong>-<br />
Geschäftsstelle als unerlässlich angesehen.<br />
Inzwischen haben die Gremien der Mitgliedshochschulen<br />
dieses Konzept intensiv diskutiert. Senat<br />
und Hochschulrat der <strong>TU</strong> Braunschweig sowie der<br />
Leibniz Universität Hannover haben das Zukunftsmodell<br />
grundsätzlich befürwortet und sich für die<br />
Verfolgung von Modell A ausgesprochen. Ein entsprechender<br />
Beschluss der Gremien in <strong>Clausthal</strong><br />
ist noch nicht erfolgt.<br />
AG ZUKUNFTSKONZEPT<br />
35
Berufungen<br />
5
38<br />
Neue Professuren<br />
Am 1. Januar 2009 wurde die Universitätsallianz<br />
der Niedersächsischen Technischen Hochschule<br />
gegründet. Unter dem Dach der <strong>NTH</strong> sind seither<br />
an den technisch-naturwissenschaftlichen Fakultäten<br />
der <strong>TU</strong> Braunschweig, der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> und<br />
der Leibniz Universität Hannover mehr als 50 Professorinnen<br />
und Professoren sowie Juniorprofessoren<br />
ernannt worden oder haben den Ruf auf die<br />
Professur angenommen.<br />
ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />
Prof. Manuel Andrea Scholl (Städtebauliches<br />
Entwerfen), Prof. Dr.-Ing. Harald Kloft (Tragwerksentwurf),<br />
Prof. Dr. Almut Grüntuch-Ernst<br />
(Gebäudelehre und Entwerfen), Prof. Volker Staab<br />
(Entwerfen und Raumkomposition), Prof. Dr.<br />
Vanessa Carlow (Städtebau), Prof. Dipl.-Ing. Jörg<br />
Schröder (Regionales Bauen und Siedlungsplanung),<br />
Prof. Dipl.-Ing. Christian Werthmann (Landschaftsarchitektur<br />
und Entwerfen), Prof. Dipl.-Ing.<br />
Katja Benfer (Darstellung in der Landschaftsarchitektur).<br />
BAUINGENIEURWESEN UND<br />
UMWELTWISSENSCHAFT<br />
Prof. Dr. Stephan Weber (Geoökologie), Prof. Dr.<br />
sc. techn. Klaus Thiele (Stahlbau), Prof. Dr.-Ing.<br />
Bohumil Kasal (Organische Baustoffe und Holzwerkstoffe),<br />
Prof. Dr.-Ing. Andreas Reuter (Windenergietechnik),<br />
Prof. Dr.-Ing. Steffen Marx (Massivbau),<br />
Prof. Dr. Regina Nogueira (Wasser- und<br />
Abwasserbiologie).<br />
BERUFUNGEN<br />
BERGBAU<br />
Prof. Dr. Gioia Falcone (Geothermale Energiesysteme<br />
und Optimierte Integration), Prof. Dr.-Ing.<br />
Joachim Müller-Kirchenbauer (Gasversorgungssysteme).<br />
BIOLOGIE<br />
Prof. Dr. rer. nat. Lothar Jänsch (Zelluläre Proteomics/Zelluläre<br />
Proteomforschung von Infektionsprozessen),<br />
Prof. Dr. Reinhard Köster (Zellbiologie/Zellphysiologie),<br />
Prof. Dr. Jörg Overmann<br />
(Mikrobiologie), Prof. Dr. Anna Katharina Riedel<br />
(Mikrobielle Proteomforschung/Mikrobielle Proteomics),<br />
Prof. Dr. Michael Meyer-Herrmann (Systembiologie),<br />
Prof. Dr. Christiane Ritter (Biophysik/<br />
NMR-gestützte Infektionsforschung), Prof. Dr. rer.<br />
nat. Kürsad Turgay (Mikrobiologie), Prof. Dr. rer.<br />
nat. Jutta Papenbrock (Schwefelstoffwechsel),<br />
Prof. Dr. Sascha Offermann (Photosyntheseforschung),<br />
Prof. Dr. rer. nat. Thomas Brüser (Allgemeine<br />
Mikrobiologie), Prof. Dr. Marc Stadler (Mikrobielle<br />
Wirkstoffe).<br />
CHEMIE<br />
Prof. Dr. Martin Bröring (Anorganische Chemie),<br />
Prof. Dr. Philip Tinnefeld (Biophysikalische Chemie),<br />
Prof. Dr. rer. nat. Johannes Neugebauer<br />
(Theoretische Chemie), Prof. Dr. Ralf Benndorf<br />
(Klinische Pharmazie), Prof. Dr. Ulrich Giese<br />
(Angewandte Polymerchemie), Prof. Dr. Sabine<br />
Beuermann (Technische Chemie).
ELEKTROTECHNIK<br />
Prof. Dr. phil. Dr. Markus Henke (Elektrische<br />
Antriebssysteme), Prof. Dr.-Ing. Bernd Engel<br />
(Komponenten für nachhaltige Energiesysteme).<br />
GEOWISSENSCHAFTEN<br />
Prof. Dr. Ulrich Heimhofer (Geologie), Prof. Dr.<br />
Stefan Weyer (Geochemie), Prof. Dr. Andrea Hampel<br />
(Geologie), Prof. Dr.-Ing. Uwe Sörgel (Radarfernerkundung<br />
und aktive Systeme), Prof. Dr.-Ing.<br />
Ingo Neumann (Ingenieurgeodäsie und geodätische<br />
Auswertemethoden).<br />
INFORMATIK<br />
Prof. Dr.-Ing. Mladen Berekovic (Technische Informatik<br />
– Entwurf integrierter Schaltungen), Prof.<br />
Dr.-Ing. Rüdiger Kapitza (Verteilte und Ubiquitäre<br />
Systeme/Praktische Informatik), Prof. Dr. Niels<br />
Pinkwart (Human-Centered Information Systems),<br />
Prof. Dr. Ina Schaefer (Softwaretechnik und<br />
Fahrzeuginformatik), Prof. Dr. Alexander Kröller<br />
(Algorithm Engineering), Prof. Dr. Michael Rohs<br />
(Mensch-Computer-Interaktion), Prof. Dr. Matthew<br />
Smith (Distributed Computing and Security).<br />
MASCHINENBAU<br />
Prof. Dr.-Ing. Ludger Frerichs (Mobile Maschinen<br />
und Nutzfahrzeuge), Prof. Dr.-Ing. Michael<br />
Sinapius (Adaptronische Systeme), Prof. Dr.-Ing.<br />
Ulrike Krewer (Systeme der Energie- und Verfahrenstechnik),<br />
Prof. Dr.-Ing. Jens Friedrichs (Flugantriebe),<br />
Prof. Dr. rer. nat. Frank Endres (Grenzfl<br />
ächenprozesse), Prof. Dr. rer. nat. Jens Günster<br />
(Hochleistungskeramik), Prof. Dr.-Ing. Stephan<br />
Kabelac (Thermodynamik), Prof. Dr. Willem F.<br />
Wolkers (Biomedical Process Technology), Prof.<br />
Dr.-Ing. Roland Lachmayer (Produktentwicklung<br />
und Gerätebau), Prof. Dr.-Ing. Lutz Rissing (Mikroproduktionstechnik),<br />
Prof. Dr. Andreas Dietzel<br />
(Mikrotechnik), Prof. Dr. Klaus Dröder (Fertigung<br />
von Fahrzeugen), Prof. Dr.-Ing. Hans-Jürgen<br />
Maier (Werkstoffkunde).<br />
MATHEMATIK<br />
Prof. Dr. Volker Bach (Angewandte Analysis), Prof.<br />
Dr. Stefan Weber (Versicherungs- und Finanzmathematik),<br />
Prof. Dr. Frank Aurzada (Mathematische<br />
Stochastik mit Anwendungsbezug), Prof. Dr.<br />
Roger Bielawski (Differentialgeometrie).<br />
PHYSIK UND METEOROLOGIE<br />
Prof. Dr. Christian Ospelkaus (Experimental Quantum<br />
Optics), Prof. Dr. Silke Ospelkaus (Experimental<br />
Physics), Prof. Dr. Tobias James Osborne<br />
(Theoretische Physik: Schwerpunkt Quanteninformationstheorie<br />
und Dynamik komplexer Quantensysteme),<br />
Prof. Dr. Detlev Ristau (Applied Physics),<br />
Prof. Dr. Klemens Hammerer (Theoretical<br />
Physics – Macroscopic Quantum Objects), Prof.<br />
Dr. Alexander Heisterkamp (Biophotonik), Prof.<br />
Dr. Boris Chichkov (Nanoengineering), Prof. Dr.<br />
Daniel Schaadt (Energiewandlung), Prof. Dr. Patrik<br />
Recher (Theoretische Physik), Prof. Dr. Walther<br />
Clemens (Strahlenschutz und Radioökologie).<br />
2011 berufen: Prof. Dr. Gioia Falcone.<br />
BERUFUNGEN<br />
39
Gleichstellung<br />
6
42<br />
Chancengerechtigkeit an der <strong>NTH</strong><br />
Die Niedersächsische Technische Hochschule setzt<br />
sich nachdrücklich für eine Verbesserung der Chancengerechtigkeit<br />
ein und fördert entsprechende<br />
Aktivitäten. Sie wendet insgesamt bedeutende Mittel<br />
dafür auf und hat sich folgende Ziele gesetzt:<br />
– Verbesserte Repräsentanz von Wissenschaftlerinnen<br />
bei den Forschungseinrichtungen<br />
und -projekten der <strong>NTH</strong> sowie verbesserte<br />
Karrierechancen für Nachwuchswissenschaftlerinnen,<br />
– Steigerung der Genderkompetenz bei Führungskräften<br />
und beim wissenschaftlichen<br />
Nachwuchs,<br />
– Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie<br />
und wissenschaftlicher Karriere.<br />
Zur Erfüllung dieser Aufgaben ist die Gleichstellungsarbeit<br />
an der <strong>NTH</strong> im <strong>NTH</strong>-Gesetz sowie in<br />
der Grundordnung geregelt:<br />
– Gleichstellungsbeauftragte der <strong>NTH</strong> ist die<br />
zentrale Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule,<br />
die den Vorsitz im Präsidium hat.<br />
– Gleichstellungspläne der Mitgliedsuniversitäten<br />
müssen in die Entwicklungsplanung der <strong>NTH</strong><br />
integriert werden.<br />
Folgende Tätigkeiten gehören zum Aufgabenbereich<br />
der <strong>NTH</strong>-Gleichstellungsbeauftragten:<br />
– Sie erstellt die Stellungnahmen der <strong>NTH</strong> zu den<br />
forschungsorientierten Gleichstellungsstandards<br />
der DFG und ist für ihre Umsetzung an der <strong>NTH</strong><br />
zuständig.<br />
– Sie wirkt bei der <strong>NTH</strong>-Entwicklungsplanung mit<br />
und ist darüber hinaus an den Zielvereinbarungen<br />
und an Strukturentscheidungen der <strong>NTH</strong> zu<br />
beteiligen.<br />
– Sie wirkt auf die Erfüllung des Gleichstellungsauftrags<br />
hin. Sie entwickelt und betreut<br />
GLEICHSTELLUNG<br />
in Kooperation mit den Kolleginnen der anderen<br />
Mitgliedsuniversitäten <strong>NTH</strong>-Maßnahmen,<br />
Projekte und Programme zur Herstellung der<br />
Chancengleichheit für Frauen und Männer, beispielsweise<br />
fi MINT und Femtec (s.u.) und den<br />
Service für Familien.<br />
– Sie leistet in Kooperation mit ihren Kolleginnen<br />
Gleichstellungsconsulting bei der Beantragung<br />
von <strong>NTH</strong>-Forschungsanträgen und Verbundprojekten.<br />
– Sie nimmt an den Sitzungen der <strong>NTH</strong>-Organe<br />
teil und berät diese in Gleichstellungsfragen.<br />
Sie unterrichtet die Kolleginnen über Strukturentscheidungen.<br />
– Sie vertritt die <strong>NTH</strong> in der Landeskonferenz der<br />
Niedersächsischen Gleichstellungsbeauftragten,<br />
in der Bundeskonferenz und bei den <strong>TU</strong>9<br />
Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten nach<br />
außen.<br />
– Sie unterrichtet die hochschulinterne und externe<br />
Öffentlichkeit über die Gleichstellungsarbeit,<br />
über Angebote und Erfolge. Zu diesem Zweck<br />
wurden u.a. ein Genderportal eingerichtet, Foren<br />
organisiert und Presseberichte erstellt.<br />
– Sie hat gegenüber dem <strong>NTH</strong>-Präsidium ein Vortragsrecht.<br />
Zur Erfüllung ihrer Aufgaben kann<br />
sie an den Sitzungen anderer Organe, Gremien<br />
und Kommissionen, zu denen sie wie ein Mitglied<br />
zu laden ist, mit Antrags- und Rederecht<br />
teilnehmen.<br />
Um die Anzahl an Wissenschaftlerinnen aller Qualifi<br />
kationsstufen an den <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten<br />
zu erhöhen, wird das Projekt fi MINT seit 2011<br />
von der <strong>NTH</strong> fi nanziert. Es fördert Studentinnen,<br />
Promovendinnen, Habilitandinnen und Juniorprofessorinnen<br />
der Fächer Mathematik, Informatik,<br />
Naturwissenschaften und Technik auf ihrem Weg
zu einer wissenschaftlichen Karriere. fi MINT bietet<br />
zielgruppenspezifi sche, hochkarätige Workshops,<br />
Coachings und Beratungsangebote. Jährlich fi n-<br />
det ein Forum an wechselnden Standorten statt,<br />
das der Information und Vernetzung der Wissenschaftlerinnen<br />
dient. Das Forum wurde 2011 und<br />
2012 von der Wissenschaftsministerin, Prof. Dr.<br />
Johanna Wanka, eröffnet.<br />
Die sehr guten Evaluationen der einzelnen fi MINT-<br />
Angebote sowie die 2011 durchgeführte Verbleibstudie<br />
bestätigen den Erfolg des Projekts. Eine<br />
Fortführung der Verbleibstudie ist für 2013 geplant.<br />
Das Projekt wird zur Förderung einer wissenschaftlichen<br />
Karriere und zur Erhöhung des Frauenanteils<br />
im Wissenschaftsbereich seit 2011 von der <strong>NTH</strong> für<br />
drei Jahre mit einem jährliches Budget von 135.000<br />
Euro gefördert, die Weiterführung ist vorgesehen.<br />
Darüber hinaus fi nanziert die <strong>NTH</strong> das Projekt<br />
Femtec. Dieses Careerbuilding-Programm fördert<br />
ambitionierte Studentinnen der Natur- und Ingenieurwissenschaften<br />
in Bezug auf eine Karriere in<br />
der Wirtschaft, offeriert Trainings zu Kommunikations-,<br />
Führungs- und Managementkompetenzen,<br />
eröffnet den Teilnehmerinnen frühzeitig Einblicke in<br />
die Unternehmenspraxis und bereitet sie auf einen<br />
erfolgreichen Berufseinstieg und künftige Führungsaufgaben<br />
vor. Das jährliche Budget beträgt<br />
37.073 Euro. Die Weiterführung ist vorgesehen.<br />
Beide Programme laufen seit ihrer Einrichtung<br />
sehr erfolgreich und sind nun seit einigen Jahren<br />
fest etabliert. Sie werden weiterhin kontinuierlich<br />
aus <strong>NTH</strong>-Mitteln fi nanziert. Beide Projekte fördern<br />
insgesamt ca. 200 Studentinnen und Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />
pro Jahr.<br />
Im Februar 2011 hat die <strong>NTH</strong> eine Stellungnahme<br />
zu den Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards<br />
der DFG abgegeben, die von der<br />
Gleichstellungsbeauftragten erarbeitet wurde. Zur<br />
Umsetzung der in der Stellungnahme genannten<br />
Ziele wurde ein Konzept entwickelt, das die Einrichtung<br />
einer Stabsstelle mit Ressourcenausstattung,<br />
die Erstellung einer geschlechterspezifi schen<br />
Statistik, die Einführung von Dual-Career-Maßnahmen<br />
sowie weitere Maßnahmen beinhaltet.<br />
Die Stabsstelle, die dem jeweiligen Vorsitzenden<br />
des <strong>NTH</strong>-Präsidiums zugeordnet ist, soll zum 1.<br />
Januar 2013 eingerichtet werden.<br />
Für Dual-Career-Maßnahmen wurden vorab vom<br />
<strong>NTH</strong>-Präsidium im Mai 2012 je Mitgliedshochschule<br />
jährlich 15.000 Euro bewilligt. Diese Mittel<br />
werden an den drei Hochschulen für Dual-Career-<br />
Beratung, Organisation und Öffentlichkeitsarbeit<br />
sowie für die <strong>NTH</strong>-weite Vernetzung untereinander<br />
eingesetzt. Internetseiten und Informationsmaterialien<br />
sind an allen Hochschulen entwickelt worden.<br />
Die <strong>NTH</strong> ist bereits im Jahr 2009 dem Nationalen<br />
Pakt „Komm Mach MINT“ beigetreten und hat damit<br />
ihre Bereitschaft zu einer verstärkten Förderung<br />
von Projekten und Maßnahmen zur Erhöhung des<br />
Frauenanteils in der Wissenschaft dokumentiert.<br />
GLEICHSTELLUNG<br />
43
<strong>NTH</strong>-Highlights<br />
7
46<br />
International besetztes Symposium<br />
„<strong>NTH</strong> Perspektiven“ beleuchtet zwei Jahre<br />
bestehende Universitätsallianz<br />
Am 28. Januar 2011 feierte die <strong>NTH</strong> nicht nur den<br />
offi ziellen Sitzwechsel von Braunschweig nach<br />
<strong>Clausthal</strong>-Zellerfeld. Der Umzug der Geschäftsstelle<br />
in den Oberharz war auch Anlass für ein<br />
hochschulübergreifendes, international besetztes<br />
Symposium. Unter dem Motto „<strong>NTH</strong> Perspektiven“<br />
gaben Wissenschaftler verschiedener <strong>NTH</strong>-<br />
Forschungsprojekte einen Einblick in die interne<br />
Situation der <strong>NTH</strong>. Aus dem internationalen Blickwinkel<br />
referierten Vertreter zweier europäischer<br />
Hochschulallianzen, des Verbundes „3<strong>TU</strong>“ aus<br />
den Niederlanden und der „<strong>TU</strong> Austria“ aus Österreich.<br />
Die Perspektive der Öffentlichkeit vertraten<br />
regionale Journalistinnen und Journalisten.<br />
Partnerschaften zwischen ehemaligen Konkurrenten<br />
der Hochschullandschaft machten nicht nur in<br />
Hinblick auf bessere Ergebnisse in der Forschung<br />
Sinn, betonte Professor Wolfhard Wegscheider,<br />
Rektor der Montanuniversität Leoben. Sie hätten<br />
auch politisch ein anderes Gewicht als einzelne<br />
Hochschulen. Die Traditionshochschule aus der<br />
Steiermark, als kleinster Partner der „<strong>TU</strong> Austria“,<br />
mache mit, „wo es sinnvoll ist“, betonte Wegscheider.<br />
Entscheidend sei für ihn die Balance – die<br />
Gewissheit, durch den Verbund mehr Vorteile<br />
als Nachteile zu haben. Mirjam Bult-Spiering,<br />
Geschäftsführerin der 3<strong>TU</strong>, betonte vor allem die<br />
Notwendigkeit, ein eigenes Profi l zu entwickeln,<br />
um der internationalen Konkurrenz die Stirn bieten<br />
zu können.<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
Was die <strong>NTH</strong> den drei Mitgliedsuniversitäten<br />
bringt, beleuchteten Professor Rolf Haug, Physiker<br />
an der Leibniz Universität Hannover, und<br />
Professor Ursula Goltz, Informatikerin an der <strong>TU</strong><br />
Braunschweig. Der Sprecher des Top-down-Projektes<br />
„<strong>NTH</strong> School for Contacts in Nanosystems“<br />
und die Vertreterin der „<strong>NTH</strong> School für IT-Ökosysteme“<br />
betonten, es habe zwar schon lange Zeit<br />
lose Kooperationen gegeben, doch hätte es die für<br />
das Projekt nötigen intensiven Kontakte ohne die<br />
<strong>NTH</strong> nicht gegeben. Auch die notwendigen Abstimmungsprozesse<br />
bei der Erarbeitung von Entwicklungsplänen<br />
für die <strong>NTH</strong>-Studienfächer werteten<br />
die Wissenschaftler positiv. Dadurch habe man<br />
sich der zwingenden Frage stellen müssen, wie<br />
die Mitgliedsuniversitäten sich inhaltlich aufstellen.<br />
Als verbesserungswürdig wurde die Wahrnehmung<br />
der <strong>NTH</strong> in der Öffentlichkeit bezeichnet. Dafür<br />
seien Vorzeigeprojekte in der Forschung geeignet,<br />
befand das <strong>NTH</strong>-Präsidium einhellig. Ebenso<br />
unstrittig war die Einsicht, dass die Gründung der<br />
Allianz in Zeiten sinkender Staatszuschüsse und<br />
zunehmenden Wettbewerbs zwingend notwendig<br />
gewesen war.
Neben der Innenperspektive stellten auf dem<br />
<strong>NTH</strong>-Symposium die <strong>TU</strong> Austria und 3<strong>TU</strong> aus den<br />
Niederlanden ihre Universitätsallianz vor.<br />
47
<strong>TU</strong> Braunschweig reicht <strong>NTH</strong>-Staffelstab<br />
an die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> weiter<br />
Mit der symbolischen Übergabe eines Staffelstabes<br />
übertrug der bisherige Vorsitzende des<br />
<strong>NTH</strong>-Präsidiums, Professor Jürgen Hesselbach,<br />
am 28. Januar 2011 die Verantwortung an seinen<br />
Amtsnachfolger, Professor Thomas Hanschke. Im<br />
Rahmen einer Festveranstaltung im Audimax der<br />
<strong>TU</strong> Braunschweig vollzog die <strong>NTH</strong> im Beisein der<br />
Niedersächsischen Wissenschaftsministerin, Professor<br />
Johanna Wanka, den offi ziellen Sitzwechsel<br />
der Geschäftsstelle an die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>. Gleichzeitig<br />
feierten die Braunschweiger Hochschulmitglieder<br />
die zweite Amtszeit ihres Präsidenten Jürgen<br />
Hesselbach.<br />
Die Perspektiven des Universitätsverbunds in den<br />
zwei Jahren seines Präsidiumsvorsitzes zu verbessern,<br />
lautete das Ziel Hanschkes. „Wir haben<br />
uns vorgenommen, die vielfältigen Kompetenzen<br />
und Charaktere der <strong>NTH</strong> intelligent zu verseilen,<br />
um eine noch größere Tragfähigkeit in wissenschaftlicher<br />
wie in kollegialer Hinsicht zu erzielen“,<br />
sagte der neue Amtsinhaber. Die Oberharzer<br />
seien dafür besonders geeignet. Schließlich sei<br />
die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> am Bergbau gewachsen und<br />
habe frühzeitig gelernt, ihre Fachdisziplinen einem<br />
gemeinsamen Ziel unterzuordnen.<br />
48 <strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
Ministerin Wanka äußerte in ihrer Rede die Bereitschaft,<br />
über mehr Rechte für die <strong>NTH</strong> zu verhandeln<br />
und bekannte sich klar zur niedersächsischen<br />
Uni-Allianz. „Das Vertrauen ist gewachsen“, sagte<br />
sie und betonte, dass als Maßstab der Leistungsfähigkeit<br />
der <strong>NTH</strong> nicht allein das Abschneiden bei<br />
der Exzellenzinitiative gelten dürfe. „Die Idee hat<br />
große Chancen, sich durchzusetzen“, meinte die<br />
Ministerin.<br />
Wie viel Wohlklang in der Niedersächsischen Technischen<br />
Hochschule schon nach zwei Jahren ihres<br />
Bestehens steckte, bewies das „<strong>NTH</strong>-Orchester“.<br />
Zur Filmmusik „Through the Years“, dem Soundtrack<br />
des Science-Fiction-Films „Star Trek“, zeigte<br />
das Ensemble aus Musikern der Universitäten<br />
<strong>Clausthal</strong>, Braunschweig und Hannover, dass<br />
ein harmonisches Zusammenspiel der drei Mitgliedsuniversitäten<br />
reibungslos funktioniert – und<br />
erntete dafür donnernden Applaus.
Vor den Augen der Wissenschaftsministerin<br />
Prof. Johanna Wanka reicht Prof. Jürgen Hesselbach<br />
den Staffelstab an Prof. Thomas Hanschke weiter.<br />
Prof. Erich Barke erhält das Symbol des Sitzwechsels<br />
in 2013.<br />
49
50<br />
Stabiler, leichter, preiswerter:<br />
<strong>NTH</strong>-Verbundprojekt forscht in Stade an<br />
Hochleistungsproduktion von CFK-Strukturen<br />
Je weniger ein Auto, ein Flugzeug oder ein Schiff<br />
wiegt, desto weniger Energie benötigt es zur Fortbewegung.<br />
Gleichzeitig reduziert sich mit dem<br />
Gewicht auch die CO -Emission. Die Notwendig-<br />
2<br />
keit, ressourceneffi zientere Verkehrsmittel zu entwickeln,<br />
hat den Anwendungsbereich von Carbonfaserverstärkten<br />
Kunststoffen (CFK) als Werkstoff<br />
mit großem Leichtbaupotential deutlich erweitert.<br />
CFK hat in den letzten zehn Jahren im Karosseriebau<br />
bei Automobilen und vor allem im Bau von<br />
Flugzeugrümpfen Einzug gehalten. Aber auch in<br />
anderen Bereichen, wie etwa der Windenergie,<br />
wird die Nutzung von CFK erwogen. Bislang ist es<br />
allerdings nur eingeschränkt möglich, großserielle<br />
Herstellprozesse zur Fertigung von Strukturbauteilen<br />
zu realisieren, die gleichzeitig wirtschaftlichen<br />
Zielsetzungen genügen und das Leichtbaupotenzial<br />
des Werkstoffs nutzen.<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
Die Niedersächsische Technische Hochschule<br />
(<strong>NTH</strong>) hat sich dieser Herausforderung gestellt<br />
und am Standort Stade den Forschungsverbund<br />
„Hochleistungsproduktion von CFK-Strukturen“<br />
ins Leben gerufen. Am Forschungszentrum „CFK<br />
Nord“, das 2010 vom Land Niedersachsen initiiert<br />
wurde, forschen in der neuen Betriebsstätte<br />
seit März 2011 unter Hannoveraner Leitung zehn<br />
junge Natur- und Ingenieurwissenschaftler aus<br />
drei Partnerinstituten der <strong>NTH</strong>-Standorte Braunschweig,<br />
<strong>Clausthal</strong> und Hannover.<br />
Ziel der <strong>NTH</strong>-Wissenschaftler in Stade, dem<br />
größten europäischen Fertigungsstandort für<br />
CFK-Leichtbaustrukturen, ist eine durchgängige<br />
Lösung für eine wirtschaftliche und prozesssichere<br />
Fertigung von kohlenstoffverstärkten Kunststoffbauteilen<br />
in der Luftfahrttechnik zu erarbeiten.<br />
Zudem verfolgt das Projekt einen neuen Forschergruppenansatz,<br />
indem junge Nachwuchswissenschaftler<br />
unterschiedlicher Universitäten und<br />
Disziplinen an einen neuen Forschungsstandort<br />
und in den direkten Kontakt mit dem industriellen<br />
Handlungsumfeld gebracht werden. Die interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit und die Einbettung in das<br />
industrielle Umfeld erhöhen die Chance für einen<br />
Transfer der Forschungsergebnisse in die Praxis<br />
deutlich. Insgesamt fördert das Niedersächsische<br />
Ministerium für Wissenschaft und Kultur das Verbundvorhaben<br />
mit 5,5 Millionen Euro.
Die Gesamtaufgabe des Teams gliedert sich in<br />
drei Forschungsschwerpunkte: Es werden Lösungen<br />
für neue Flugzeug- und Strukturbauweisen<br />
(<strong>TU</strong> Braunschweig), für deren Aufbau Verwendung<br />
fi ndende Materialien und Prozesse (<strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>)<br />
sowie für die zur Herstellung der Bauteile benötigte<br />
Produktionstechnik bzw. Maschinen- und<br />
Automatisierungstechnik (Leibniz Universität Hannover)<br />
erarbeitet. Die entwickelten Technologien<br />
und deren Vorteilhaftigkeit für zukünftige CFK-<br />
Anwendungen werden mit einer übergeordneten<br />
Prozesskettenbewertung nach wirtschaftlichen<br />
und technologischen Aspekten beurteilt (Leibniz<br />
Universität Hannover). Die Mitarbeiter ergänzen<br />
sich aufgrund der örtlichen Zusammenarbeit tagtäglich<br />
bei der Erarbeitung ihrer wissenschaftlichen<br />
Ziele und sorgen somit für einen aufeinander<br />
abgestimmten, neuartigen Lösungsvorschlag.<br />
Neben diesen wissenschaftlichen Teilzielen verfolgt<br />
das Projekt das didaktische Ziel, die Doktoranden<br />
innerhalb einer praxisnahen Ausbildung<br />
unter Berücksichtigung arbeitsmarktrelevanter<br />
Kompetenzen zu fördern. Anwendungsnahe<br />
Praktika sowie industrielle Forschungskooperationen<br />
helfen dem wissenschaftlichen Nachwuchs<br />
zudem, sich mit der regionalen Wirtschaft zu<br />
vernetzen und so die Sichtbarkeit der beteiligten<br />
Universitäten und der Niedersächsischen Technischen<br />
Hochschule zu stärken.<br />
Aus diesen Kooperationen ergeben sich beispielsweise<br />
zahlreiche interessante Handlungsfelder für<br />
studentische Tätigkeiten rund um das Thema Luftfahrttechnik,<br />
die vom jungen Ingenieurnachwuchs<br />
sehr gerne angenommen werden. In Spitzenzeiten<br />
engagierten sich mehr als 40 Studenten im Spannungsfeld<br />
Forschung und Wirtschaft und trugen<br />
somit zum erfolgreichen Start des Vorhabens in<br />
Stade bei. Das attraktive Angebot lockte nicht nur<br />
junge Leute der <strong>NTH</strong>-Universitäten sondern auch<br />
Studierende des Standortcampus der Privaten<br />
Fachhochschule Göttingen.<br />
Das Team „HP CFK”: (von rechts): Dr. Carsten<br />
Schmidt, Andreas Biel, Onur Deniz, Uwe Kahnert,<br />
Nicolas Köb, Matthias Behr, Kevin Engel, Patrick Weber,<br />
Joscha Krieglsteiner, Cedric Schultz und Tobias<br />
Hundt.<br />
Erstmalig öffentlich zeigte sich das Vorhaben im<br />
vergangenen Jahr vor 600 Besuchern auf der 2.<br />
EFRE-ESF Messe in Hannover. Als Best-Practice-<br />
Innovationsverbund wurde das Team vom Ministerium<br />
für Wirtschaft und Verkehr eingeladen und<br />
informierte über die Neuigkeiten aus dem Projekt,<br />
etwa erste Simulationsstudien des neuen Fiber<br />
Placement Systems, materialgerechte Designansätze<br />
für Flugzeugbauteile oder bauteilspezifi<br />
sche Imprägnierstrategien. Im Gespräch mit<br />
EU-Kommissionsvertretern, Repräsentanten des<br />
Wissenschafts- und Wirtschaftsministeriums,<br />
Hochschulvertretern und Fachbesuchern stieß der<br />
interdisziplinäre Forschungs- und Ausbildungsansatz<br />
auf großes Interesse.<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
51
52<br />
Am Forschungszentrum CFK Nord in Stade arbeiten die<br />
<strong>NTH</strong>-Wissenschaftler. Die symbolische Schlüsselübergabe<br />
nahm Niedersachsens Wissenschaftsministerin Professor<br />
Johanna Wanka vor.
Projektteilnehmer<br />
Projektleiter<br />
Prof. Dr.-Ing. Berend Denkena<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
Institut für Fertigungstechnik und<br />
Werkzeugmaschinen<br />
Geschäftsführer<br />
und Leiter der<br />
Forschungsgruppe<br />
Dr.-Ing. Carsten Schmidt<br />
CFK Nord<br />
INFORMATIONEN ZUM PROJEKT 53
54<br />
Tagung Geomonitoring<br />
Veränderungen der Erdoberfl äche können natür-<br />
liche Ursachen wie Erdbeben, Vulkanausbrüche<br />
oder Hangrutschungen haben. Aber auch durch<br />
menschliche Eingriffe – beispielsweise durch Rohstoff-<br />
und Energiegewinnung, durch die Errichtung<br />
von Straßen oder von Großbauwerken wie einer<br />
Talsperre – werden Störungen verursacht. Die<br />
daraus resultierenden Bodenbewegungen können<br />
verheerende Folgen haben. Und die Risiken<br />
sind bislang nur schwer abzuschätzen. Mit dem<br />
Überwachen solcher Bodenbewegungen beschäftigt<br />
sich das <strong>NTH</strong>-Projekt RaMon. Um dem noch<br />
jungen Forschungsgebiet eine Plattform zu bieten<br />
und die <strong>NTH</strong>-Forschungskompetenz auf diesem<br />
Gebiet sichtbar zu machen, fand Anfang<br />
März 2011 eine internationale Tagung an der <strong>TU</strong><br />
<strong>Clausthal</strong> statt. Thema der Veranstaltung „Geomonitoring“<br />
war, mit Hilfe von Messverfahren und<br />
Modellen Georisiken und deren Auswirkungen zu<br />
reduzieren.<br />
„Mit 150 Teilnehmern und Vortragenden aus dem<br />
In- und Ausland war die Resonanz auf das Angebot<br />
hervorragend“, urteilte Professor Wolfgang<br />
Busch, Sprecher des <strong>NTH</strong>-Projektes RaMon.<br />
Der Wissenschaftler leitet das <strong>Clausthal</strong>er Institut<br />
für Geotechnik und Markscheidewesen, das die<br />
Tagung zusammen mit dem Institut für Geodäsie<br />
und Photogrammetrie der <strong>TU</strong> Braunschweig sowie<br />
dem Institut für Photogrammetrie und Geoinformation<br />
der Leibniz Universität Hannover ausrichtete.<br />
Die Tagung versteht sich als Forum für Vertreter<br />
aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung im<br />
Bereich der Geowissenschaften, des Bauingenieurwesens<br />
und der Energie- und Rohstoffi ndustrie.<br />
Seit die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> am 1. Januar 2011 den<br />
Sitz der Uni-Allianz übernahm, bildete die Konferenz<br />
das erste große <strong>NTH</strong>-Event im Oberharz.<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
„Für die <strong>NTH</strong> und unser Projekt hat die Tagung<br />
eine hervorragende Möglichkeit geboten, unsere<br />
Forschungskompetenz national und international<br />
bekannter zu machen“, sagte Busch.<br />
Ein Jahr später, am 8. März 2012, wurde die<br />
Tagungsreihe mit einer Veranstaltung an der <strong>TU</strong><br />
Braunschweig erfolgreich fortgesetzt. In 2013 soll<br />
ein Event an der Leibniz Universität Hannover<br />
folgen. Die Reihe sei ein guter Beitrag zur Entwicklung<br />
der interdisziplinären Gemeinschaftsforschung<br />
der <strong>NTH</strong>. „Wir konnten durch die Konferenzen<br />
an bestehende Beziehungen anknüpfen<br />
und sie vertiefen“, so Busch. Dazu gehören etwa<br />
Kooperationen mit der Bundesanstalt für Geowissenschaften<br />
und Rohstoffe (BGR) in Hannover,<br />
dem Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ)<br />
in Potsdam, der Universität Delft, verschiedenen<br />
deutschen Hochschulen, Behörden und Industrieunternehmen<br />
und Ingenieurbüros.
Professor Hans-Joachim Kümpel (Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe) im Gespräch mit den<br />
Professoren Thomas Hanschke (Mitte) und Wolfgang Busch (links).<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
55
56<br />
Delegationsreise nach Südamerika<br />
Auch in Südamerika ist die Kompetenz der Niedersächsischen<br />
Technischen Hochschule gefragt.<br />
Dies ist auf der Reise nach Brasilien und Argentinien<br />
deutlich geworden, auf der <strong>NTH</strong>-Repräsentanten<br />
Anfang Oktober 2011 zur Delegation um<br />
Niedersachsens Ministerpräsidenten David McAllister<br />
zählten.<br />
Im Mittelpunkt der Reise standen wirtschaftliche,<br />
wissenschaftliche und politische Gespräche. So<br />
gab es Kooperationsbörsen in São Paulo und<br />
Buenos Aires, Betriebsbesichtigungen bei brasilianischen,<br />
argentinischen und deutschen Unternehmen<br />
sowie Besuche von wissenschaftlichen<br />
Institutionen wie etwa der Universitäten in São<br />
Paulo (rund 80.000 Studierende) und Rosario.<br />
Empfänge aus Anlass der Feierlichkeiten zum Tag<br />
der Deutschen Einheit in São Paulo und Buenos<br />
Aires, zu denen deutsche und örtliche Vertreter<br />
aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft eingeladen<br />
wurden, rundeten das Programm ab.<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
Neben Wirtschaftsvertretern wie Professor Martin<br />
Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen<br />
AG, oder Dr. Volker Müller, Hauptgeschäftsführer<br />
der Unternehmerverbände Niedersachsen<br />
(UVN), begleiteten auch namhafte Wissenschaftler<br />
die mehr als 80-köpfi ge Delegation. Dazu zählten<br />
Professor Thomas Hanschke, Vorsitzender des<br />
<strong>NTH</strong>-Präsidiums und Präsident der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>,<br />
sowie <strong>NTH</strong>-Präsidiumsmitglied Professor Erich<br />
Barke, Präsident der Leibniz Universität Hannover.<br />
Auch <strong>NTH</strong>-Kooperationspartner waren vertreten,<br />
so etwa Professor Hans-Peter Beck, Chef<br />
des Energie-Forschungszentrums Niedersachsen<br />
(EFZN).<br />
„Im Schwellenland Brasilien fl oriert die Wirtschaft,<br />
das Potenzial in diesem 200-Millionen-Einwohner-<br />
Land ist riesig. Auch Argentinien verzeichnet große<br />
wirtschaftliche Wachstumsraten. Da empfi ehlt es<br />
sich, diese Region zu bereisen und Kontakte zu<br />
knüpfen“, resümierten viele Teilnehmer. Über die<br />
in Südamerika geknüpften Kontakte hinaus lobten<br />
die Wissenschaftler den Austausch innerhalb der<br />
Delegation und die Hintergrundgespräche mit dem<br />
Ministerpräsidenten: „Eine solche Reise mit zahlreichen<br />
Wirtschaftsvertretern ist immer auch für<br />
die Vernetzung in Niedersachsen von Vorteil.“<br />
Im VW-Werk in São Paulo.
Ministerpräsident David McAllister mit den Professoren<br />
Erich Barke (Leibniz Universität Hannover), Hans-Peter Beck<br />
(Energie-Forschungszentrum Niedersachsen) und<br />
Thomas Hanschke (Technische Universität <strong>Clausthal</strong>).<br />
57
58<br />
Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />
Mehr Frauen in die MINT-Fächer – so lautet das<br />
ehrgeizige Ziel von „Frauen in Mathematik, Informatik,<br />
Naturwissenschaften und Technik (fi MINT)“,<br />
einem Projekt der Niedersächsischen Technischen<br />
Hochschule.<br />
Mit dem 3. Forum am 13. Juli 2011 im Haus der<br />
Wissenschaft an der <strong>TU</strong> Braunschweig zum Thema<br />
„Karrierewege und Vernetzung“ zeigten die Veranstalterinnen,<br />
dass sie bereits auf einem guten<br />
Weg sind. Etwa 70 Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />
der <strong>NTH</strong> folgten der Einladung, sich über die<br />
vielfältigen Möglichkeiten der Karrierewege in den<br />
Natur- und Ingenieurwissenschaften zu informie-<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
ren. Professor Thomas Hanschke, Vorsitzender<br />
des <strong>NTH</strong>-Präsidiums und Präsident der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>,<br />
lobte die fi MINT-Initiative für ihre Vorreiterrolle<br />
bei der schnellen, zielorientierten und erfolgreichen<br />
Zusammenarbeit der drei <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten.<br />
„Wir sind stolz darauf, Frauenkarrieren<br />
in der Wissenschaft zu fördern und Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />
mit gezieltem Coaching<br />
zu ermutigen, immer mehr Führungspositionen<br />
zu erobern“, sagte Hanschke. Auch sein Kollege<br />
Professor Jürgen Hesselbach, Präsident der <strong>TU</strong><br />
Braunschweig, warb für die Unterstützung junger<br />
Akademikerinnen bei Einstieg und Festigung ihrer<br />
wissenschaftlichen Karriere.<br />
Wissenschaftsministerin Professor Johanna Wanka beim fi MINT-Treffen in Braunschweig mit den Professoren<br />
Jürgen Hesselbach (links) und Thomas Hanschke.
Die jährlichen fi MINT-Foren dienen den Nach-<br />
wuchswissenschaftlerinnen auch dazu, eigene<br />
Netzwerke aufzubauen und ihre individuelle Laufbahn<br />
zu planen. Ergänzt werden die Treffen etwa<br />
durch Unternehmensbesuche. So informierten<br />
sich Teilnehmerinnen des <strong>NTH</strong>-Projektes bei der<br />
Volkswagen AG und bei der Salzgitter AG über<br />
Karrierechancen. Ein besonderes Engagement<br />
für Frauen in den MINT-Fächern zeigt auch Niedersachsens<br />
Wissenschaftsministerin Johanna<br />
Wanka. Jungen Frauen machte sie sowohl beim 3.<br />
als auch beim 4. fi MINT-Treffen Mut: „Sie eignen<br />
sich ebenso und manchmal sogar besser dazu,<br />
naturwissenschaftliche, mathematische oder technische<br />
Fächer zu studieren.“<br />
„Mit Leidenschaft die Welt erforschen“ lautete das<br />
Motto des 4. fi MINT-Forums, das junge Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />
am 10. Oktober 2012<br />
ins Leibnizhaus nach Hannover lockte. In diesem<br />
Jahr stellten die Veranstalterinnen die Forschung<br />
in den Mittelpunkt. Was fasziniert uns an der Forschung?<br />
Welche Perspektiven haben Frauen in<br />
der Wissenschaft? Diesen Fragen ging das Forum<br />
nach und bot den Teilnehmerinnen einen Einblick in<br />
die Forschungsarbeit der <strong>NTH</strong>. Über ihre eigenen<br />
Projekte informierten Wissenschaftlerinnen aus den<br />
drei <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten. Vorab hielt Professorin<br />
Dr.-Ing. Birgit Glasmacher, Direktorin des<br />
Instituts für Mehrphasenprozesse in Hannover, ein<br />
Plädoyer für die Forschung. Wichtig sei, die „gläserne<br />
Decke“ für Frauen in der Wissenschaft weiter<br />
abzubauen und dadurch viel stärker die Sichtweise<br />
von Frauen in Forschungsthemen einzubringen.<br />
Wie schon die britische Frauenrechtlerin Emmeline<br />
Pankhurst um 1900 festgestellt habe, seien Frauen<br />
„erst dann erfolgreich, wenn niemand mehr überrascht<br />
ist, dass sie erfolgreich sind“.<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
59
60<br />
Schaufenster Elektromobilität –<br />
Erfolg für die <strong>NTH</strong> und die Region<br />
Eine große Erfolgsmeldung konnte die Niedersächsische<br />
Technische Hochschule im Frühjahr<br />
2012 verbuchen: Gemeinsam mit der Metropolregion<br />
Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg<br />
behauptete sie sich im Wettbewerb „Schaufenster<br />
Elektromobilität“. Die Bundesregierung hatte am 3.<br />
April entschieden, die niedersächsische Gemeinschaftsbewerbung<br />
zum nationalen „Schaufenster<br />
Elektromobilität” zu fördern.<br />
Unter dem Titel „Unsere Pferdestärken werden<br />
elektrisch” sind 37 Einzelprojekte gebündelt, an<br />
denen sich mehr als 200 Partner aus Unternehmen,<br />
Kammern, Forschung, Wirtschaftseinrichtungen<br />
und Kommunen unter dem Dach der Metropolregion<br />
und mit Unterstützung des Landes<br />
Niedersachsen beteiligen. Zu den Mitstreitern<br />
zählt auch die <strong>NTH</strong>.<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
Neben drei weiteren Regionen hatte sich das<br />
Bündnis aus Niedersachsen unter 23 Bewerbungen<br />
durchgesetzt. „Dieser Erfolg zeigt einerseits,<br />
wie gut die Metropolregion aufgestellt und vernetzt<br />
ist, aber auch, wie unverzichtbar die Kompetenzen<br />
der Hochschulallianz im Bereich Elektromobilität<br />
sind”, sagte Professor Thomas Hanschke,<br />
Vorsitzender des Präsidiums der <strong>NTH</strong> und Präsident<br />
der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>. Die Bewerbung sei ihm<br />
stets ein persönliches Anliegen gewesen, betonte<br />
Hanschke, der anlässlich der Vorstellung der<br />
Bewerbung Mitte Januar 2012 den Niedersächsischen<br />
Wirtschaftsminister Jörg Bode zusammen<br />
mit dem Sprecher der AG Forschung, Professor<br />
Thomas Spengler, nach Berlin begleitet hatte.<br />
An drei Projekten sind Forscher der Universitäten in<br />
Braunschweig, <strong>Clausthal</strong> und Hannover sowie der<br />
Hochschule für Bildende Künste Braunschweig,<br />
der Fachhochschule Ostfalia und des Niedersächsischen<br />
Forschungszentrums Fahrzeugtechnik<br />
beteiligt. Ein Projekt bezieht sich auf das Thema<br />
„Qualifi zierung”. Ziel ist es, an den Universitäten<br />
und Hochschulen der Metropolregion ein übergreifendes<br />
Weiterbildungsangebot zu Aspekten der<br />
Elektromobilität zu schaffen, das sich insbesondere<br />
an Techniker und Ingenieure richtet.<br />
Weiterhin bringt sich die <strong>NTH</strong> in das Themenfeld<br />
„Flotten” ein. Grundgedanke dieses Vorhabens<br />
ist es, an den Universitäten und Hochschulen<br />
der Region eine Fahrzeugfl otte mit Elektroautos<br />
aufzubauen, die nicht nur den Bedarf der Mitarbeiter<br />
und Studierenden deckt, sondern auch zur<br />
Analyse des Mobilitätsverhaltens genutzt werden<br />
kann. Schließlich steuert die <strong>NTH</strong> ihre Kompe-
tenzen im Bereich „Begleitforschung” bei. Hier<br />
liegt der Fokus darauf, eine umfassende Begleitforschung<br />
durchzuführen, die alle Teilprojekte im<br />
Schaufenster einbezieht. So sollen beispielsweise<br />
Analysen ökonomischer, ökologischer und sozialer<br />
Wirkungen von E-Mobilität erstellt sowie eine<br />
Vision „Elektromobilität 2030” entworfen werden.<br />
Die Entscheidung der Bundesregierung beruht auf<br />
den Empfehlungen einer 13-köpfi gen Fachjury aus<br />
Wissenschaftlern und Fachverbänden. Als Schaufenster<br />
seien diejenigen Pilotvorhaben ausgewählt<br />
worden, „in denen die innovativsten Elemente der<br />
Elektromobilität an der Schnittstelle von Energie-<br />
system, Fahrzeug und Verkehrssystem gebündelt<br />
und auch international deutlich sichtbar gemacht<br />
werden”, hieß es in der Begründung. Jedes der<br />
vier erfolgreichen Schaufenster kann nun auf maximal<br />
50 Millionen Euro Fördergelder hoffen. Die<br />
genauen Fördersummen werden nach Prüfung und<br />
Bewilligung der regional gebündelten Einzelprojekte<br />
festgelegt. Für das auf drei Jahre angelegte<br />
Programm stellt der Bund bis zu 180 Millionen Euro<br />
zur Verfügung. Die Entscheidung, welche der eingereichten<br />
Projekte tatsächlich gefördert werden,<br />
wird voraussichtlich bis Mitte 2013 erfolgen.<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
61
62<br />
<strong>NTH</strong>-Jahresversammlung in <strong>Clausthal</strong> –<br />
Eine starke Allianz auf Augenhöhe<br />
Feierstunde in der Aula der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>: 1199<br />
Tage Bestehen der <strong>NTH</strong> waren Anlass für den Vorsitzenden<br />
des <strong>NTH</strong>-Präsidiums und Präsidenten<br />
der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>, Professor Thomas Hanschke,<br />
am 13. April 2012 zur <strong>NTH</strong>-Jahresversammlung<br />
einzuladen. Mehr als 200 Gäste aus Hochschulen,<br />
Wirtschaft und Politik kamen und verbrachten<br />
einen ebenso informativen wie unterhaltsamen<br />
Abend am Sitz der Universitätsallianz. Ein kurzweiliger<br />
Film über die <strong>NTH</strong>, ein launig-philosophischer<br />
Beitrag des Festredners und IT-Experten,<br />
Professor Gunter Dueck, sowie die harmonischen<br />
Klänge des <strong>NTH</strong>-Sinfonieorchesters bildeten die<br />
Höhepunkte der Veranstaltung.<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
Der Vorsitzende des Präsidiums der <strong>NTH</strong> zog eine<br />
positive Bilanz. „Wir sind zwar noch nicht am Gipfel<br />
angekommen, haben aber bereits ein erhebliches<br />
Stück auf dem Weg dorthin erklommen“,<br />
sagte der passionierte Bergsteiger Hanschke.<br />
Auch Niedersachsens Wissenschaftsministerin,<br />
Professorin Johanna Wanka, lobte die Fortschritte<br />
seit Gründung der <strong>NTH</strong>. Die Universitäten seien<br />
hervorragend aufgestellt und hätten bewiesen,<br />
dass sie gemeinsam schafften, was allein nicht zu<br />
erreichen sei. „Die <strong>NTH</strong> hat sich in sehr kurzer Zeit<br />
erstaunlich positiv entwickelt“, freute sich die Ministerin.<br />
Der Vernetzungsgrad unter dem Dach der<br />
<strong>NTH</strong> habe deutlich zugenommen, Erfolge bestärk-
Mehr als 200 Gäste aus Hochschulen, Wirtschaft und Politik<br />
trafen sich in der Aula Academica der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> zur<br />
<strong>NTH</strong>-Jahresversammlung.<br />
63
64<br />
Fotowettbewerb für <strong>NTH</strong>-Studierende: Wissenschaftsministerin Professor Johanna Wanka übergibt Nele Fülscher<br />
den ersten Preis.<br />
ten den eingeschlagenen Weg. Auch die Wirtschaft<br />
äußert sich überaus angetan vom <strong>NTH</strong>-Leitbild, die<br />
komplementären Stärken der drei Mitgliedsuniversitäten<br />
zusammen zu bringen. Dr. Jürgen Großmann,<br />
Vorstandschef der RWE AG bis Sommer 2012,<br />
bekannte sich sogar als „Fan der <strong>NTH</strong>“.<br />
Das Zwischenfazit nach rund dreieinhalb Jahren<br />
<strong>NTH</strong> lautete daher einhellig: Es gibt keine Alternative<br />
zu dieser starken Allianz. „Kooperation statt<br />
Konkurrenz“ ist und bleibt das Motto der <strong>NTH</strong> und<br />
der Schlüssel zum Erfolg für den Universitätsverbund<br />
auf Augenhöhe.<br />
Dass die Allianz noch weiter an Fahrt aufnehmen<br />
wird, davon war Professor Thomas Hanschke<br />
überzeugt. Als Präsident der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> und<br />
Vorsitzender des Präsidiums der <strong>NTH</strong> sah er deutliche<br />
Vorteile der Zusammenarbeit. Angesichts der<br />
immer knapper werdenden öffentlichen Zuwen-<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
dungen sei die Vernetzung innerhalb der <strong>NTH</strong> für<br />
alle Partner eine zusätzliche Chance, Förder- und<br />
Drittmittel nachhaltig einzuwerben.<br />
Gleichwohl betonte Hanschke, es gäbe noch<br />
Verbesserungspotenzial und plädierte dafür, die<br />
Zusammenarbeit mit Unternehmen der Metropolregion<br />
auszubauen. „Als ideales Instrument der<br />
Verbundforschung kann die <strong>NTH</strong> ihre vielfältigen<br />
Kompetenzen vor allem innerhalb der drei Forschungszentren<br />
ausschöpfen – dem Niedersächsischen<br />
Forschungszentrum Fahrzeugtechnik<br />
(NFF), dem Niedersächsischen Forschungszentrum<br />
Produktionstechnik (NFP) und dem Energie-<br />
Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN)“. Um<br />
das künftig noch effektiver durchsetzen zu können,<br />
wünschte sich Hanschke ein möglichst breit aufgestelltes<br />
Themenspektrum in den technisch-naturwissenschaftlichen<br />
Fächergruppen auf Basis einer<br />
abgestimmten Strategieplanung.
Gab der Jahresversammlung einen feierlichen Rahmen:<br />
das <strong>NTH</strong>-Sinfonieorchester mit Musikern aus den Universitäten<br />
in Braunschweig, <strong>Clausthal</strong> und Hannover.<br />
65
Prof. Gunter Dueck<br />
Wie sieht die bestmögliche Hochschullehre in<br />
Zeiten des Internets aus? Auch dieser Frage<br />
widmete sich Gunter Dueck in seinem ebenso<br />
kurzweiligen wie amüsanten Vortrag „Wissenschaft<br />
2.0“ auf der <strong>NTH</strong>-Jahresversammlung<br />
in der <strong>Clausthal</strong>er Aula Academica.<br />
Der ehemalige Mathematikprofessor, Ökonom<br />
und Ex-Chief Technology Offi cer des IT-Unternehmens<br />
IBM vertritt die Überzeugung: Mit<br />
Hilfe der neuen Technologien lässt sich das<br />
Bildungsniveau in Deutschland erhöhen und<br />
das gesamte Bildungswesen auf ein neues<br />
Fundament stellen. Diese Entwicklung, da ist<br />
sich der 62-Jährige sicher, wird die Universitäten<br />
hierzulande langfristig komplett verändern<br />
und, so hofft er, die Qualität der Lehre verbessern.<br />
Die Gäste auf der Jahresversammlung<br />
quittierten die geistreichen Ausführungen des<br />
Vor- und Querdenkers mit viel Beifall.<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS 67
68<br />
<strong>NTH</strong>-Messeauftritte<br />
Um ihre Sichtbarkeit zu steigern, hat sich die Niedersächsische<br />
Technische Hochschule auf der<br />
CeBIT sowie auf der Hannover Messe einem nationalen<br />
und internationalen Publikum präsentiert.<br />
Auf der CeBIT 2011 stellten Informatiker der<br />
<strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten aus Braunschweig,<br />
<strong>Clausthal</strong> und Hannover im Rahmen der <strong>NTH</strong>-<br />
Graduiertenschule IT-Ökosysteme den „Check-in<br />
am SmartAirport“ vor. Der Flughafen der Zukunft<br />
ist ein Ausschnitt des Forschungsthemas IT-Ökosysteme<br />
und soll etwa zeitraubendes Warten am<br />
Check-in-Schalter vermeiden helfen. Er wurde vor<br />
dem Hintergrund zunehmender Passagierzahlen<br />
im Flugverkehr entwickelt. Über ein Mobiltelefon<br />
können Reisende ein Zeitfenster zum Einchecken<br />
zugeteilt bekommen. Wer mindestens eine Stunde<br />
vor Abfl ug am Flughafen eingetroffen ist, kann so<br />
garantiert eine halbe Stunde vor Abfl ug einge-<br />
checkt werden und sein Gepäck aufgeben. Der<br />
sogenannte Zeitslot für den Check-in wird dem<br />
Reisenden auf einem persönlichen Mobilfunkgerät,<br />
dem „SmartFolk“, angezeigt – etwa durch<br />
einen Signalton oder über Vibrationsalarm. Der<br />
SmartAirport ist ein Ausschnitt aus dem Projekt<br />
„SmartCity“, einem Prototyp der IT-Ökosysteme.<br />
Interesse für die <strong>NTH</strong>-Präsentation hatte auch die<br />
Politik gezeigt. So ließen sich neben der niedersächsischen<br />
Wissenschaftsministerin Johanna<br />
Wanka auch ihre Kollegen aus den Ressorts Wirtschaft<br />
und Justiz, Jörg Bode und Bernd Busemann,<br />
am <strong>NTH</strong>-Stand informieren.
Die Niedersächsische Technische Hochschule<br />
schlägt Wellen: Unter dieser Überschrift hätte der<br />
Auftritt der <strong>NTH</strong> auf der Hannover Messe 2012<br />
stehen können. Vom 23. bis 27. April stellte die<br />
Uniallianz ihr Exponat zum Thema „Forschung für<br />
den Maritimen Wasserbau“ vor. Die <strong>NTH</strong>-Forscher<br />
präsentierten eine Miniaturausgabe des Großen<br />
Wellenkanals, einer einzigartigen Versuchseinrichtung<br />
am Standort Hannover. Mit seiner Hilfe können<br />
Wissenschaftler untersuchen, wie Wellen und<br />
Seegang natürliche Prozesse im Meer und die dort<br />
befi ndlichen Bauwerke beeinfl ussen. Dadurch lassen<br />
sich etwa Aussagen zur Stabilität von Deichen<br />
und Wellenbrechern ableiten oder die Belastungen<br />
von Offshore-Windenergieanlagen abschätzen.<br />
Betreut wurde das Projekt vom Forschungszentrum<br />
Küste (FZK), einer Einrichtung der Universitäten<br />
in Braunschweig und Hannover unter dem<br />
Dach der <strong>NTH</strong>. Der Große Wellenkanal ist das<br />
Herzstück des FZK und mit 300 Metern Länge, fünf<br />
Metern Breite und einer Tiefe von sieben Metern<br />
die größte Versuchseinrichtung dieser Art weltweit.<br />
Auf der Messe wurde ein etwa drei Meter langes<br />
Modell gezeigt, das als originalgetreue Nachbildung<br />
einen Eindruck von den Untersuchungen am<br />
FZK vermittelte.<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
69
70<br />
Auftaktveranstaltung „GeoFluxes“ in Hannover<br />
Das <strong>NTH</strong>-Verbundprojekt „GeoFluxes“ ist im Beisein<br />
der niedersächsischen Wissenschaftsministerin<br />
Prof. Johanna Wanka am 10. April 2012 in<br />
Hannover eröffnet worden. Zum offi ziellen Start<br />
der Graduiertenschule erschienen neben dem<br />
Projektsprecher Prof. François Holtz, Geowissenschaftler<br />
an der Leibniz Universität Hannover<br />
(LUH), auch der Vorsitzende des Präsidiums der<br />
<strong>NTH</strong>, Prof. Thomas Hanschke, der Präsident der<br />
LUH, Prof. Erich Barke, sowie Prof. Hans-Joachim<br />
Kümpel, Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften<br />
und Rohstoffe (BGR).<br />
Geowissenschaftler der Leibniz Universität Hannover,<br />
der <strong>TU</strong> Braunschweig und der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
wollen mit der BGR ihre Kompetenzen zum<br />
Thema Georessourcen bündeln. Die <strong>NTH</strong>-Gra-<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
duiertenschule legt dabei ihren Schwerpunkt auf<br />
die Forschungssäulen „Böden“ und „Metalle“. Das<br />
GeoFluxes-Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren<br />
und wird mit 1,38 Millionen Euro gefördert.<br />
„GeoFluxes“ beschäftigt sich vor allem mit Austauschprozessen<br />
von Stoffen zwischen Lösungen<br />
und Mineralen in den Erd- und Umweltsystemen.<br />
Dabei soll der Transport von Metallen in<br />
der Erdkruste und organischem Material (kohlenstoffgebundene<br />
Substanzen) in Böden genauer<br />
aufgeklärt werden. Diese Untersuchungen des<br />
Metalltransports sind von Bedeutung für das Wissen<br />
um die Bildung von metallischen Lagerstätten<br />
(etwa Kupfer, Gold, Platin).<br />
Die Graduiertenschule wird sich mit der Bildung<br />
von sogenannten „hydrothermalen Lagerstätten“<br />
befassen, dem Transport von Metallen in heißen<br />
oder tiefen Bereichen der Erdkruste. Außerdem<br />
widmet sich „GeoFluxes“ den „supergenen Lagerstätten“,<br />
dem Transport von Metallen in oberfl<br />
ächennahen Lösungen. „GeoFluxes wird die<br />
Expertise über die Bildung von Böden und metallischen<br />
Lagerstätten in der <strong>NTH</strong> bündeln und ist<br />
wegweisend für die koordinierte Zusammenarbeit<br />
der Standorte Braunschweig, <strong>Clausthal</strong> und Hannover“,<br />
betonte Projektsprecher Prof. Holtz.<br />
Grundlagenforschung zu Prozessen in Böden ist<br />
notwendig, um zu verstehen und voraussagen zu<br />
können, wo und unter welchen Umständen sich<br />
Stoffe in bestimmten Bodenbereichen anlagern<br />
oder wie schnell sie wieder abgebaut werden.<br />
Diese Art Untersuchungen ist ein wichtiger Aspekt<br />
beim Umgang mit Schwermetallbelastungen oder<br />
für eine Vorhersage für die optimale Nährstoffversorgung<br />
bei landwirtschaftlich genutzten Flächen.
Kooperatives Promotionsprogramm Elektromobilität<br />
Das <strong>NTH</strong>-Promotionsprogramm „Elektromobilität“<br />
wird im Rahmen der Georg-Christoph-Lichtenberg-Stipendien<br />
vom Land Niedersachsen mit<br />
einer Million Euro gefördert. Die Doktorandinnen<br />
und Doktoranden erhalten über drei Jahre eine<br />
monatliche Grundfi nanzierung von 1400 Euro<br />
und einen Sachkostenzuschuss in Höhe von<br />
100 Euro. Zusätzlich gibt es eine Unterstützung<br />
für Auslandsaufenthalte, eine Kinderzulage und<br />
einen Zuschlag für die Kinderbetreuung. Aus 29<br />
von den Hochschulen eingereichten und von der<br />
Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen<br />
begutachteten Anträgen wurden elf strukturierte<br />
Promotionsprogramme ausgewählt. Die gesamte<br />
Fördersumme für alle Programme, die jetzt an den<br />
Hochschulen starten, beträgt rund zehn Millionen<br />
Euro.<br />
„Das Neue ist die verbindlich geregelte Zusammenarbeit<br />
zwischen niedersächsischen Universitäten<br />
und Fachhochschulen in fachbezogenen<br />
Promotionsprogrammen. Der wissenschaftliche<br />
Nachwuchs erhält dadurch eine langfristige und<br />
strukturierte Betreuung. Das führt zu mehr wissenschaftlicher<br />
Qualität und ermöglicht auch eine<br />
kürzere Promotionsdauer“, erläutert Niedersachsens<br />
Wissenschaftsministerin Professor Johanna<br />
Wanka.<br />
Das <strong>NTH</strong>-Promotionsprogramm „Elektromobilität“<br />
setzt auf ein grundsätzlich neues Modell für Elektrofahrzeuge,<br />
die nach 2020 auf den Markt kommen<br />
werden. Für ein solches Elektroautomobil der<br />
dritten Generation müssen neue Materialien für<br />
Energiespeicherung und Energiewandlung entwickelt<br />
werden, aber auch neue Geschäftsmodelle,<br />
neue Steuerungsmöglichkeiten für intelligente<br />
Stromnetze und neue Simulationswerkzeuge zur<br />
Beurteilung und Weiterentwicklung neuer Konzepte.<br />
Zwar wurden bereits eine ganze Reihe von<br />
Ideen prototypisch realisiert, doch die Entwicklung<br />
massentauglicher Produktionsverfahren für<br />
alle Komponenten von Elektrofahrzeugen ist eine<br />
gigantische Aufgabe, die weit über die traditionelle<br />
Rolle der Ingenieurwissenschaften hinausgeht.<br />
Das „Kooperative Promotionsprogramm Elektromobilität“<br />
der <strong>NTH</strong> ist ein Vorhaben mit dem Niedersächsischen<br />
Forschungszentrum Fahrzeugtechnik,<br />
dem Energie-Forschungszentrum Niedersachsen,<br />
der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften<br />
und der Fachhochschule Hannover. Die<br />
Förderperiode erstreckt sich vom 1. Oktober 2012<br />
bis zum 30. September 2016. Stipendien können in<br />
diesem Zeitraum für drei Jahre vergeben werden.<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
71
72<br />
IT-Ökosysteme feiert Abschluss<br />
Als erstes Großprojekt der Niedersächsischen<br />
Technischen Hochschule ging sie 2009 an den<br />
Start: die „<strong>NTH</strong> School für IT-Ökosysteme“. Im<br />
Herbst 2012 lief die offi zielle Förderperiode aus,<br />
in der Landesmittel in Höhe von 3,6 Millionen<br />
Euro dem Informatik-Forschungsvorhaben auf die<br />
Sprünge helfen sollten. Am 4. Oktober 2012 zogen<br />
die Projektpartner der <strong>TU</strong> Braunschweig, der <strong>TU</strong><br />
<strong>Clausthal</strong> und der Leibniz Universität Hannover in<br />
der <strong>Clausthal</strong>er Aula Bilanz. Vier Jahre lang haben<br />
sich die Informatiker der drei <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten<br />
mit sogenannten IT-Ökosystemen beschäftigt.<br />
Als IT-Ökosysteme bezeichnen Informatiker komplexe,<br />
vernetzte Systeme aus mehreren Software-<br />
und Hardwareeinheiten. Solche Systeme<br />
bestimmen immer mehr unseren Alltag. Ob wir<br />
online unsere Bankgeschäfte tätigen, im Auto<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
per Navigationssystem Staus umfahren oder mit<br />
dem Smartphone Twitter-Nachrichten versenden –<br />
stets ist der störungsfreie Ablauf davon abhängig,<br />
dass die vernetzte Software mit ihren Einzelanwendungen<br />
als Gesamtsystem funktioniert.<br />
„IT-Ökosysteme sind vergleichbar mit einer Stadt,<br />
die immer weiter wächst“, sagte Professor Andreas<br />
Rausch, Informatiker an der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
und Sprecher der <strong>NTH</strong> School. In dem Maße, wie<br />
sich die einzelnen Stadtteile entwickelten, müsse<br />
sich auch die Infrastruktur verändern und das<br />
gesamte Gefüge den sich verändernden Ansprüchen<br />
der Bewohner anpassen. Anders als im Städtebau<br />
gibt es für IT-Ökosysteme bislang jedoch<br />
keine schlüssigen Konzepte, damit komplexe Softwaresysteme<br />
über längere Zeit natürlich wachsen<br />
können und gleichzeitig kompatibel miteinander<br />
vernetzbar bleiben.
Staatssekretär Dr. Josef Lange aus dem Wissenschaftsministerium informiert sich über „IT-Ökosysteme“.<br />
„In Sachen IT-Systeme sind wir leider noch auf<br />
dem Status einer Wegwerfgesellschaft“, erklärt<br />
Rausch. Smartphones, Spielkonsolen oder PCs<br />
werden nach wenigen Jahren entsorgt, weil die<br />
ursprünglich aufgespielte Software mit den Anforderungen<br />
der Neuentwicklungen nicht mehr in Einklang<br />
zu bringen ist. Die Folge: Neue Programme<br />
lassen sich nicht oder nur mit Abstrichen an die<br />
Leistungsfähigkeit des Gerätes installieren, die<br />
alte Software wird schwerfälliger, das System<br />
stürzt häufi ger ab. Wenngleich das <strong>NTH</strong>-Großprojekt<br />
diese Fragen an die Informatik noch nicht<br />
abschließend gelöst hat, sind die Wissenschaftler<br />
auf einem guten Weg. So konnten schon Folgeprojekte<br />
gestartet werden, die Fördergelder in<br />
Höhe von mehreren Millionen Euro eingeworben<br />
haben. Auch die Sichtbarkeit der Informatik auf<br />
nationaler und internationaler Ebene hat das <strong>NTH</strong>-<br />
Projekt gesteigert. „Die <strong>NTH</strong> spielt im IT-Bereich<br />
inzwischen in der ersten Liga mit“, so Rausch.<br />
Diesen Erfolg wollen die <strong>NTH</strong>-Informatiker ausbauen<br />
und auch nach Auslaufen der Landesförderung<br />
eng zusammenarbeiten. Den Fokus richten<br />
sie dabei auf die Studierenden. „Für die Zukunft<br />
wünschen wir uns eine übergreifende, strukturierte<br />
Doktorandenausbildung, die wir als Förderprogramm<br />
für den wissenschaftlichen Nachwuchs<br />
entwickeln möchten“, erklärte der Sprecher der<br />
<strong>NTH</strong> School. Künftig wollen die Informatiker verbindliche<br />
Qualitätsstandards für Promotionen entwickeln,<br />
die nachvollziehbare, abgesicherte und<br />
kontrollierbare Bedingungen für alle Studierenden<br />
schaffen sollen.<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
73
74<br />
Technisch-Wissenschaftliches Symposium<br />
Die Niedersächsische Technische Hochschule hat<br />
schon viel auf den Weg gebracht. Im vierten Jahr<br />
ihres Bestehens kann die <strong>NTH</strong> auf zahlreiche innovative<br />
Forschungsprojekte wie etwa die Top-downund<br />
Bottom-up-Projekte blicken, von denen einige<br />
inzwischen abgeschlossen sind. Wie die <strong>NTH</strong> die<br />
Wissenschaft zwischen den Partneruniversitäten<br />
erfolgreich vernetzt, präsentierte sie am 30. Oktober<br />
2012 auf dem Technisch-Wissenschaftlichen<br />
Symposium in der Aula Academica der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>.<br />
200 Wissenschaftler informierten sich dort<br />
über das Forschungsnetzwerk und stellten dabei<br />
selbst ausgewählte Forschungsvorhaben vor.<br />
Das <strong>NTH</strong>-Präsidium und Festredner Professor Martin Faulstich (rechts).<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
Ein bereits Anfang Oktober 2012 erfolgreich<br />
abgeschlossenes Projekt ist die „<strong>NTH</strong> School für<br />
IT-Ökosysteme“. Hier haben 40 Informatiker der<br />
<strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten aus Braunschweig,<br />
<strong>Clausthal</strong> und Hannover gemeinsam Lösungen für<br />
die strukturierte Weiterentwicklung von vernetzten,<br />
softwareintensiven Systemen erarbeitet. „Zahlreiche<br />
Folgeprojekte sind bereits auf den Weg<br />
gebracht“, lobte Professor Thomas Hanschke,<br />
Vorsitzender des <strong>NTH</strong>-Präsidiums, die Kooperation<br />
der drei Standorte. Das Projekt dokumentiere<br />
eindrucksvoll, wie sehr die Informatik von der <strong>NTH</strong><br />
profi tiert habe.
76<br />
Doch nicht nur die Forschung, auch die Förderung<br />
des wissenschaftlichen Nachwuchses ist ein Anliegen<br />
der <strong>NTH</strong>. Sie will die Doktorandenausbildung<br />
weiter ausbauen, verbessern und vernetzen. Auf<br />
dem Symposium erläuterte Professor Peter Wriggers,<br />
Leiter des Instituts für Kontinuumsmechanik<br />
der Leibniz Universität Hannover, seinen Antrag<br />
„<strong>NTH</strong> International School of Engineering Sciences“.<br />
Dahinter steht die Idee einer gemeinsamen<br />
Doktorandenausbildung innerhalb der <strong>NTH</strong>, die<br />
langfristig eine Basis für eine interdisziplinäre und<br />
standortübergreifende Doktorandenausbildung<br />
schaffen soll.<br />
Dass die <strong>NTH</strong> thematisch nicht nur um sich selbst<br />
kreisen möchte, zeigte der Austausch mit externen<br />
Wissenschaftlern. Mit Gastredner Professor Martin<br />
Faulstich konnte ein renommierter Experte zum<br />
gesellschaftlich relevanten Thema Energiewende<br />
gewonnen werden. Die Botschaft Faulstichs auf<br />
dem Technisch-Wissenschaftlichen Symposium<br />
lautete: „Die nachhaltige Industriegesellschaft wird<br />
eine regenerative Stromgesellschaft sein.“ In seinem<br />
Vortrag ließ der Wissenschaftler der Technischen<br />
Universität München, der inzwischen an die<br />
<strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> gewechselt ist, sein Insiderwissen<br />
einfl ießen, das er als Vorsitzender des Sachverständigenrates<br />
für Umweltfragen der Bundesregierung,<br />
als Mitglied in verschiedenen Kuratorien und<br />
Beiräten, etwa dem „ifo Institut für Wirtschaftsforschung“<br />
und dem „Potsdam Institut für Klimafolgenforschung“,<br />
sowie als Senior Fellow des „Institute<br />
for Advanced Sustainability Studies“ erworben hat.<br />
Niedersachsens Wissenschaftsministerin Professor<br />
Johanna Wanka betonte in ihrem Grußwort<br />
an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die <strong>NTH</strong><br />
habe sich in der kurzen Zeit „sehr positiv entwickelt“.<br />
Dem Gastgeber und Initiator der Veranstaltung,<br />
Professor Thomas Hanschke, bescheinigten<br />
die Teilnehmer im Anschluss, ein „phantastisches<br />
Symposium“ organisiert zu haben.
Stimmen vom Symposium<br />
„Ich wünsche mir, dass die Beteiligten der <strong>NTH</strong> noch intensiver<br />
aufeinander zugehen. Die Landesregierung steht dabei zur <strong>NTH</strong><br />
und wird den begonnenen Profi lierungsprozess weiterhin unterstützen“.<br />
(Professorin Johanna Wanka, Niedersächsische Ministerin<br />
für Wissenschaft und Kultur)<br />
„Das Zusammengehen der drei Universitäten war ein großartiger<br />
Schritt. Das zeigt auch die ausgesprochen positive Stimmung<br />
auf dem Symposium. Die <strong>NTH</strong> muss allerdings noch mehr<br />
Selbstbewusstsein zeigen und ihre Erfolge nach außen deutlicher<br />
sichtbar machen.“ (Professor Sigmar Wittig, Mitglied des<br />
<strong>NTH</strong>-Präsidiums)<br />
„Die <strong>NTH</strong> muss Bottom-up getragen werden, dann hat sie auch<br />
international große Chancen.“ (Professor Martin Faulstich,<br />
Technische Universität München/<strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>)<br />
„Mit der <strong>NTH</strong> International School of Engineering Sciences wird<br />
es möglich, an den unterschiedlichen Standorten vorhandene<br />
Ressourcen gemeinsam zu nutzen und so ein Zusammenwachsen<br />
der Universitäten zur <strong>NTH</strong> voranzutreiben.“ (Professor<br />
Peter Wriggers, Leiter des Instituts für Kontinuumsmechanik<br />
der Leibniz Universität Hannover)<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
77
78<br />
Prof. Martin Faulstich<br />
Professor Martin Faulstich, Hauptredner auf<br />
dem Technisch-Wissenschaftlichen Symposium,<br />
hat zum 1. Januar 2013 die Leitung und<br />
Geschäftsführung des <strong>Clausthal</strong>er Umwelttechnik-Instituts<br />
(CUTEC) übernommen. Der<br />
Verfahrenstechniker hatte bisher einen Lehrstuhl<br />
für Rohstoff- und Energietechnologie an<br />
der <strong>TU</strong> München inne und war Gründungsdirektor<br />
des Wissenschaftszentrums Straubing.<br />
Der 55-Jährige folgt einem Ruf an die <strong>TU</strong><br />
<strong>Clausthal</strong> und leitet hauptamtlich das CUTEC-<br />
Institut.<br />
„Mit Professor Faulstich können wir in <strong>Clausthal</strong><br />
die für Niedersachsen wichtigen Zukunftsfelder<br />
Umwelt- und Energietechnik weiter<br />
stärken“, sagte Wissenschaftsministerin Professor<br />
Johanna Wanka. „Es spricht für die<br />
Kompetenz unseres Standortes in Umweltund<br />
Energiethemen, dass Professor Faulstich,<br />
der Vorsitzende des Sachverständigenrates<br />
für Umweltfragen der Bundesregierung,<br />
von der <strong>TU</strong> München nach <strong>Clausthal</strong> gekommen<br />
ist“, so der Präsident der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>,<br />
Professor Thomas Hanschke.<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS
80<br />
Parlamentarischer Abend im Leibnizhaus Hannover<br />
Wissenschaft forscht, Politik entscheidet. Weil für<br />
die Forschung Geld und Unterstützung nötig sind,<br />
die Politik für ihre Willensbildung aber auch das<br />
entsprechende Hintergrundwissen benötigt, profi -<br />
tieren beide Seiten davon, sich miteinander auszutauschen.<br />
Eine Gelegenheit dafür hat die Niedersächsische<br />
Technische Hochschule geschaffen<br />
und die Vertreterinnen und Vertreter des Niedersächsischen<br />
Landtages am 8. November 2012<br />
zu einem Parlamentarischen Abend in das Leibnizhaus<br />
in Hannover eingeladen. Die Resonanz<br />
war mehr als erfreulich. Mehr als 80 Gäste aus<br />
Politik und den <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten waren<br />
der Einladung gefolgt, darunter auch die Niedersächsische<br />
Wissenschaftsministerin, Professor<br />
Johanna Wanka.<br />
Seit beinahe vier Jahren arbeiten die Technische<br />
Universität Braunschweig, die Technische<br />
Universität <strong>Clausthal</strong> und die Leibniz Universität<br />
Hannover erfolgreich unter dem Dach der <strong>NTH</strong><br />
zusammen. Dass die Allianz vor allem in den Ingenieurwissenschaften<br />
stark aufgestellt ist, wollte<br />
Gastgeber Professor Thomas Hanschke, Präsident<br />
der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> und Vorsitzender des <strong>NTH</strong>-<br />
Präsidiums, mit der informativen Veranstaltung<br />
verdeutlichen. Dabei blieb auch Zeit, um Fragen<br />
zu Entwicklung und Zielen der Allianz zu beantworten.
Wie die <strong>NTH</strong> in den Bereichen Produktionstechnik,<br />
Mobilität, Energie und Materialtechnik als Impulsgeber<br />
für die Forschung und Entwicklung zukunftsorientierter<br />
Schwerpunkte fungiert, zeigte Professor<br />
Thomas Spengler, Leiter der AG Forschung<br />
der <strong>NTH</strong>. In seinem Vortrag „Mit vereinten Kräften<br />
– Die Forschungszentren der <strong>NTH</strong>“ erklärte er,<br />
wie sich die Wissenschaft in den Zentren für Fahrzeugtechnik<br />
in Braunschweig, Produktionstechnik<br />
in Hannover und Materialtechnik in <strong>Clausthal</strong> unter<br />
dem Motto „Kooperation statt Konkurrenz“ jetzt<br />
schon erfolgreich vernetzt und Synergien für Niedersachsen<br />
nutzt.<br />
Gastredner Professor Jürgen Leohold, Leiter der<br />
Volkswagen Konzernforschung, begrüßte die<br />
Zusammenarbeit innerhalb der Zentren. „Das ist<br />
aus Sicht der Industrie genau der richtige Weg und<br />
es sind auch die richtigen Themen“. Gleichzeitig<br />
wünschte er sich aber mehr Tempo in der Umsetzung<br />
der <strong>NTH</strong>-Idee. „Die <strong>NTH</strong> muss sich noch<br />
deutlicher als Marke etablieren“, sagte Leohold.<br />
Wissenschaftsministerin Professor Johanna<br />
Wanka lobte indes den Grad der Vernetzung<br />
innerhalb der Forschung der <strong>NTH</strong> und die Präsenz<br />
der Allianz. „Die Grundidee ist goldrichtig“,<br />
sagte die Ministerin. Gleichzeitig gab sie Professor<br />
Hanschke Recht, der in seiner Begrüßungsrede<br />
betont hatte, dass als nächster konsequenter<br />
Schritt alle Fächergruppen unter das Dach der<br />
<strong>NTH</strong> aufgenommen werden müssten, nicht nur<br />
die technisch-naturwissenschaftlichen. Auch die<br />
Frage eines künftigen Konzeptes für eine neue<br />
Struktur der Allianz griff Wanka auf. „Entscheidend<br />
ist, dass sich die drei Hochschulen einig sind,<br />
dann sind wir im Ministerium auch sehr bereit, diesen<br />
Schritt mitzugehen.“<br />
Beim anschließenden Sektempfang mit Imbiss<br />
wurde deutlich, wie groß der Bedarf nach gegenseitigem<br />
Austausch zwischen Politik und Wissenschaft<br />
ist. In kleinen Gruppen wurde noch lange<br />
und angeregt diskutiert.<br />
81
82<br />
Doktorandenausbildung:<br />
<strong>NTH</strong> School of Engineering Sciences<br />
Professor Wriggers, Sie verfolgen<br />
mit Ihrem Vorschlag einer „<strong>NTH</strong><br />
International School of Engineering<br />
Sciences“ die Idee einer gemeinsamen<br />
Doktorandenausbildung innerhalb<br />
der <strong>NTH</strong>. Was soll sich ändern?<br />
Wriggers: Es ist langfristig geplant, an der <strong>NTH</strong><br />
eine Basis für eine interdisziplinäre und standortübergreifende<br />
Doktorandenausbildung zu schaffen.<br />
Damit wird es möglich, an den unterschiedlichen<br />
Standorten vorhandene Ressourcen gemeinsam<br />
zu nutzen und so ein Zusammenwachsen der Universitäten<br />
zur <strong>NTH</strong> voranzutreiben. Diese Vorgehensweise<br />
entspricht einem Konzept „Änderung<br />
von unten“, da Doktoranden viel unvoreingenommener<br />
miteinander arbeiten als standortgeprägte<br />
Professor Peter Wriggers, Leiter des Instituts für Kontinuumsmechanik<br />
der Leibniz Universität Hannover.<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
Mitarbeiter und Professoren. Somit stellt eine<br />
gemeinsame Doktorandenausbildung an der <strong>NTH</strong><br />
eine hervorragende Basis dar, die bereits auf eine<br />
übergeordnete Promotionsordnung verweisen<br />
kann. Ziele der Installation eines langfristigen Ausbildungskonzeptes<br />
an der <strong>NTH</strong> sind zum einen die<br />
Professionalisierung der Doktorandenausbildung in<br />
den Ingenieurwissenschaften. Zum anderen wollen<br />
wir die massive und nachhaltige Förderung der<br />
interdisziplinären Forschung vorantreiben.<br />
Soll diese allgemeiner Natur sein<br />
oder bezieht sie sich auf bestimmte<br />
Fächergruppen?<br />
Wriggers: Zunächst bezieht sich die Doktorandenausbildung<br />
im Wesentlichen auf die Ingenieurfakultäten.<br />
Jedoch sind jetzt bereits interdisziplinäre<br />
Anbindungen vorhanden, etwa in der<br />
Mathematik und Chemie. Wie die Einbindung aller<br />
an der <strong>NTH</strong> beteiligten Fächergruppen aussehen<br />
wird, muss die Zukunft bzw. das Präsidium der<br />
<strong>NTH</strong> entscheiden.<br />
Worin bestehen die Vorteile für<br />
die Mitgliedsuniversitäten?<br />
Wriggers: An den drei Standorten sind lokal hervorragende<br />
Wissenschaftler tätig, die auf ihren<br />
Gebieten einen hohen nationalen und internationalen<br />
Ruf genießen. Durch die Zusammenarbeit<br />
innerhalb der <strong>NTH</strong> School können Wissen und<br />
Ressourcen gebündelt werden, um Forschung<br />
fokussiert in Themen voranzutreiben, was an einer<br />
der Mitgliedsuniversitäten allein nicht in dieser<br />
Form möglich wäre.
Worin bestehen die Vorteile für<br />
die Doktoranden?<br />
Wriggers: Die Doktoranden können in einem interdisziplinären<br />
Forschungsumfeld arbeiten. Damit<br />
erhalten sie eine breitere Ausbildung. Zusätzlich<br />
können sie noch in einigen bereits vorhandenen<br />
Graduiertenschulen das Angebot wahrnehmen, an<br />
einer der internationalen Partneruniversitäten für<br />
ein bis sechs Monate zu arbeiten und so Erfahrung<br />
im Ausland zu sammeln. Ähnliches gilt auch für die<br />
enge Vernetzung der <strong>NTH</strong> School mit der Industrie.<br />
Hinzu kommt noch, dass die Doktoranden<br />
durch gezielte und industriefi nanzierte Stipendien<br />
wissenschaftliche Grundlagenarbeit für Industrieanwendungen<br />
durchführen können.<br />
Wieviel Ihres unberücksichtigten<br />
Exzellenzantrags PhDcube steckt<br />
in diesem Vorhaben?<br />
Wriggers: In PhDcube fanden sich Wissenschaftler<br />
zusammen, die ein anspruchsvolles interdisziplinäres<br />
Forschungskonzept gemeinsam entwickelt<br />
haben, das einen ganzheitlichen Ansatz für die<br />
Forschung im Ingenieurbereich verfolgt. Dieses<br />
international tragfähige wissenschaftliche Konzept<br />
besitzt auch heute noch Gültigkeit und könnte der<br />
<strong>NTH</strong> School ein Alleinstellungsmerkmal sichern.<br />
Wie soll das Vorhaben<br />
fi nanziert werden?<br />
Wriggers: Es gibt bereits an den verschiedenen<br />
Standorten der <strong>NTH</strong> unterschiedliche Doktorandenprogramme,<br />
die in den Themenbereichen der<br />
Ingenieurwissenschaften angesiedelt sind. Hier<br />
sind etwa Doktorandenprogramme von Sonderforschungsbereichen,<br />
Graduiertenkollegs der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft (DFG) und des<br />
Ministeriums für Wissenschaft und Kultur zu nennen.<br />
Diese können organisatorisch und wissenschaftlich<br />
in einem gemeinsamen <strong>NTH</strong>-Programm<br />
zusammengefasst werden. Weitere Anträge, die<br />
eine erweiterte wissenschaftliche Basis für die<br />
unterschiedlichen Standorte bilden können, sollen<br />
in naher Zukunft gestellt werden.<br />
Peilen Sie schon einen<br />
konkreten Starttermin an?<br />
Wriggers: Nein, einen konkreten Termin gibt es<br />
bislang noch nicht.<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
83
84<br />
Auslegungssache: Rechtswissenschaftler<br />
haben das <strong>NTH</strong>-Gesetz kommentiert<br />
Die Niedersächsische Technische Hochschule ist<br />
eine schlanke Allianz: Sie kommt mit zwei anstatt<br />
der sonst üblichen drei Hochschulorgane aus und<br />
verzichtet auf einen eigenen Hochschulrat. Und<br />
auch das <strong>NTH</strong>-Gesetz (<strong>NTH</strong>G) trägt diesem Trend<br />
Rechnung. Es beinhaltet nach der Ergänzung<br />
im Jahr 2010 gerade einmal zwölf Paragraphen.<br />
Wesentlich umfangreicher ist das Ergebnis, wenn<br />
es darum geht, die einzelnen Gesetzesvorgaben<br />
juristisch eindeutig auszulegen. Dieser Aufgabe<br />
haben sich Thomas Gawron und Ralf Ramin<br />
gewidmet. Die Rechtswissenschaftler vom Lehrstuhl<br />
Staats- und Verwaltungsrecht sowie Verwaltungswissenschaften<br />
der <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
haben monatelang akribisch Satz für Satz auf<br />
den Prüfstand gestellt und überlegt, wie die eher<br />
knapp und allgemein gehaltenen Formulierungen<br />
im <strong>NTH</strong>G konkretisiert und ausführlich dargelegt<br />
werden können. Herausgekommen ist ein 800<br />
Seiten starkes Manuskript, das die Arbeit innerhalb<br />
der <strong>NTH</strong>-Gremien – dem Präsidium und dem<br />
Senat – erleichtern soll und zum Jahresende 2012<br />
erschienen ist.<br />
Bereits drei Jahre zuvor hatten die Juristen erste<br />
kurze Kommentierungen zum <strong>NTH</strong>-Gesetz in<br />
zwei Fachzeitschriften veröffentlicht. Damals war<br />
ihr Institut noch an der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> angesiedelt,<br />
2010 zogen die in Berlin ansässigen Juristen dann<br />
gemeinsam mit ihrem Institutsleiter, Professor<br />
Edmund Brandt, nach Braunschweig um. Doch auf<br />
dem Weg zum Gesamtwerk lagen noch weitere<br />
Stolpersteine. „Ein großes Problem war, dass sich<br />
das <strong>NTH</strong>-Gesetz in einigen Punkten auf das Niedersächsische<br />
Hochschulgesetz (NHG) bezieht“,<br />
sagt Thomas Gawron. Weil das NHG aber seiner-<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
seits – im Gegensatz zu den Hochschulgesetzen<br />
der meisten anderen Bundesländer – nicht kommentiert<br />
ist, mussten sich die beiden Juristen die<br />
betreffenden Passagen des NHG erst erarbeiten,<br />
bevor sie auf die entsprechenden Quellen verweisen<br />
konnten.<br />
Unpräzise Formulierungen wie die Forderung an<br />
das <strong>NTH</strong>-Präsidium „die Wissenschaft zu pfl egen“,<br />
stellten die Juristen immer wieder vor Probleme.<br />
„Wie soll ein solcher Begriff der „Pfl ege“ interpretiert<br />
werden, was heißt das genau?“, fragten<br />
sich Ralf Ramin und sein Kollege. „Da muss man<br />
zunächst einmal ausklammern, was alles nicht<br />
damit gemeint ist, bis man durch das Ausschlussverfahren<br />
zu einer Defi nition kommt“, erklärt der<br />
Jurist. Im Falle der „Pfl ege“ einigten sich die<br />
Rechtswissenschaftler auf das Wort „Verschlechterungsverbot“.<br />
Doch damit nicht genug. „Zu allem<br />
Überfl uss hat sich das Recht der <strong>NTH</strong> während<br />
unserer Bearbeitung selbst auch noch in Teilen<br />
geändert, weil immer wieder neue Regelungen –<br />
eine Gesetzesänderung und diverse Änderungen<br />
und Neuerungen der jeweiligen Hochschulsatzungen<br />
– erlassen worden sind, etwa zum Thema<br />
Gleichstellung“, sagt Gawron.
Thomas Gawron (links) und Ralf Ramin kommentieren das <strong>NTH</strong>-Gesetz.<br />
Um das umfangreiche juristische Werk dennoch<br />
möglichst lesefreundlich zu gestalten, haben die<br />
beiden Juristen darauf geachtet, einen ausführlichen<br />
Dokumentationsteil anzufügen. So werden<br />
Ordnungen, die im Kommentar zitiert werden, im<br />
fast 300 Seiten starken Anhang aufgeführt – etwa<br />
die Grundordnungen der drei Mitgliedsuniversitäten<br />
und der gesamten <strong>NTH</strong>-Allianz. „Das erspart<br />
dem Nutzer unnötiges Recherchieren“, betont<br />
Gawron.<br />
Erleichtert und stolz sind die beiden Rechtswissenschaftler,<br />
dass sie die Mammutaufgabe nun<br />
gelöst haben. Und je tiefer sie in die Besonderheiten<br />
des deutschlandweit einmaligen Konstrukts<br />
der <strong>NTH</strong> eingedrungen sind, desto mehr hat sie<br />
Sinn und Zweck der Kooperation innerhalb der<br />
Universitätsallianz überzeugt. Und so lautet das<br />
juristische Fazit folgerichtig: „Die Kompetenzen<br />
der drei Standorte zusammen zu führen, war auf<br />
jeden Fall der richtige Ansatz.“<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
85
86<br />
Forschungsplattform „Entsorgungsoptionen für<br />
radioaktive Reststoffe: Interdisziplinäre Analysen<br />
und Entwicklung von Bewertungsgrundlagen“<br />
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
hat mit dem Land Niedersachsen den Aufbau einer<br />
Wissensplattform zur nuklearen Entsorgungsforschung<br />
gestartet. Die Plattform, die von der Niedersächsischen<br />
Technischen Hochschule koordiniert<br />
wird, soll künftig Forschungsergebnisse zur<br />
Entsorgung von radioaktiven Abfällen überregional<br />
bündeln und dadurch zu einem wichtigen Beratungszentrum<br />
werden. Der Bund unterstützt den<br />
Aufbau der Forschungsplattform in den kommenden<br />
fünf Jahren mit 15 Millionen Euro. Dies gaben<br />
die Partner im Rahmen der niedersächsischen<br />
Landespressekonferenz am 3. Dezember 2012 in<br />
Hannover bekannt.<br />
Verbrauchte Kernbrennstoffe und radioaktive Reststoffe<br />
sicher zu entsorgen, ist eine der großen Herausforderungen<br />
unserer Energie verbrauchenden<br />
Industriegesellschaft. Diese Stoffe entstehen nicht<br />
nur durch den Betrieb oder Rückbau von Kernkraftwerken<br />
und Forschungsreaktoren. Auch durch<br />
die Nutzung radioaktiver Isotope in verschiedenen<br />
Bereichen von Forschung, Industrie oder Medizin<br />
fallen radioaktive Reststoffe an. Der angemessene<br />
und sichere Umgang mit diesen Stoffen und insbesondere<br />
die sachgerechte Entsorgung radioaktiver<br />
Abfälle ist seit Jahren Gegenstand gesellschaftlicher<br />
Kontroversen, bislang ungeschlichteter Konfl<br />
ikte und Unsicherheiten. Der inhaltliche Zusam-
Niedersachsens Wissenschaftsministerin Professor Johanna Wanka stellte die Forschungsplattform im Rahmen<br />
der niedersächsischen Landespressekonferenz vor.<br />
menhang mit der Frage der Kernenergienutzung<br />
wirkte sich in der Vergangenheit konfl iktverschärfend<br />
aus. Gesamtgesellschaftliche Debatten werden<br />
dabei von Diskussionen um einzelne Projekte<br />
und Standorte geprägt, wobei sich ein zunehmender<br />
Vertrauensverlust der Bürgerinnen und Bürger<br />
in handelnde Institutionen und Entsorgungskonzepte<br />
abzeichnet.<br />
Für den größten Teil der Abfälle mit geringer Wärmeentwicklung<br />
liegt eine Entsorgungslösung vor.<br />
Hingegen ist die Frage der Entsorgung verbrauchter<br />
Kernbrennstoffe und hoch radioaktiver, verglaster<br />
Abfälle aus der Wiederaufarbeitung nicht<br />
geklärt. Bislang war die Endlagerung dieser Stoffe<br />
in tiefen geologischen Formationen ohne besondere<br />
Vorkehrungen für eine Rückholung vorgesehen.<br />
In der jüngeren Vergangenheit werden jedoch<br />
auch verstärkt Forderungen nach einer rückholbaren<br />
Lagerung geäußert – sei es aufgrund von<br />
Sicherheitserwägungen oder um zukünftigen<br />
Generationen die Option zu sichern, Gefahren und<br />
Umfang des radioaktiven Abfalls zu vermindern,<br />
wenn entsprechende Technologien verfügbar sein<br />
werden.<br />
Die Forschungsplattform „Entsorgungsoptionen<br />
für radioaktive Reststoffe“ unter Federführung der<br />
Niedersächsischen Technischen Hochschule bündelt<br />
die Kompetenzen der <strong>NTH</strong> und weiterer Partner<br />
aus dem Karlsruher Institut für Technologie<br />
(KIT), der Freien Universität Berlin, der Christian-<br />
Albrechts-Universität Kiel sowie der Schweizer<br />
risicare GmbH in den Bereichen Natur-, Ingenieur-,<br />
Geistes-, Rechts- und Sozialwissenschaften.<br />
So wollen die Entsorgungsexperten den Rahmen<br />
für eine ganzheitliche Bewertung der Entsorgungsmöglichkeiten<br />
mit den drei Optionen „Tiefenlagerung<br />
ohne Vorkehrungen zur Rückholbarkeit“,<br />
„Tiefenlagerung mit Vorkehrungen zur Überwachung<br />
und Rückholbarkeit“ und „Oberfl ächenlagerung“<br />
ermöglichen. Ziel der Forschungsarbeit<br />
ist nicht, Aussagen über die Eignung konkreter<br />
Standorte zu treffen. Vielmehr sollen wissenschaftliche<br />
Grundlagen in Bezug auf Entsorgungsoptionen<br />
und ihre Umsetzung erarbeitet werden, um<br />
die unterschiedlichen Möglichkeiten neutral vergleichen<br />
und unter Einbeziehung der gesamten<br />
Gesellschaft offen diskutieren zu können.<br />
<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />
87
<strong>NTH</strong>-Projekte<br />
8
90<br />
<strong>NTH</strong> School für IT-Ökosysteme<br />
Die kontinuierliche Steigerung der Größe und<br />
Komplexität von softwareintensiven Systemen<br />
hat inzwischen dazu geführt, dass softwareintensive<br />
Systeme die komplexesten von Menschen<br />
geschaffenen künstlichen Systeme sind. Diese<br />
kontinuierliche Weiterentwicklung ist zu einem<br />
Punkt gekommen, an dem klassische Methoden<br />
und Verfahren der Informatik an ihre Grenzen<br />
stoßen und auf Dauer nicht weiter skalieren werden,<br />
um die Sicherheit und Zuverlässigkeit dieser<br />
Systeme zu gewährleisten. So wie im Bereich der<br />
klassischen Ingenieurwissenschaften ein einzelnes<br />
Gebäude noch zentral planbar, erklärbar und<br />
realisierbar ist, aber für die Planung, Entstehung<br />
und Entwicklung einer Stadt ganz andere Modelle,<br />
Mechanismen und Paradigmen erforderlich sind,<br />
so steht auch die Informatik vor einem Paradigmenwechsel.<br />
Komplexe, vernetzte, eingebettete<br />
Systeme, große verteilte Informationssysteme,<br />
vernetzte, verteilte softwareintensive Systeme<br />
wie auch „Systems of Systems“ stellen spezielle<br />
Herausforderungen dar. Wegen der hohen Vernetzungs-<br />
und Interaktionsdichte ist es nicht mehr<br />
zielführend, einzelne Softwaresysteme isoliert von<br />
ihrer Umgebung zu betrachten.<br />
In der „<strong>NTH</strong> School for IT Ecosystems“ werden<br />
diese Systeme stattdessen als Teile größerer IT-<br />
Ökosysteme aufgefasst. In Analogie zu dem Begriff<br />
des Ökosystems aus der Biologie, ist ein IT-Ökosystem<br />
eine sich stetig verändernde Gemeinschaft<br />
von unabhängigen, teilweise kooperierenden<br />
und konkurrierenden Individuen. Dazu gehören<br />
im IT-Ökosystem die Menschen, die komplexen<br />
softwareintensiven Systeme, deren Komponenten<br />
einzeln mit der Umgebung interagieren, die aber<br />
auch mit anderen rechnerbasierten Systemen in<br />
vielfältiger Weise kommunizieren, kooperieren und<br />
sich abstimmen müssen, ihre physikalische Umge-<br />
TOP-DOWN-PROJEKT<br />
bung, sowie die sie umgebende Umwelt. Wie in<br />
jedem Ökosystem basiert auch ein IT-Ökosystem<br />
auf dem Konzept der Autonomie der einzelnen<br />
Individuen, die allerdings in vielfältiger Weise interagieren.<br />
Beispiel für solche autonomen Akteure<br />
sind Verkehrsteilnehmer mit ihren Smart Cars in<br />
einer Smart City, die miteinander vernetzt sind und<br />
interagieren, um beispielsweise Verkehrsinformationen<br />
auszutauschen. Sie haben individuelle und<br />
gemeinschaftliche Ziele. Beispielsweise möchte<br />
jeder schnellstmöglich zu seinem Bestimmungsort<br />
(individuelles Ziel), andererseits möchte auch<br />
jeder, dass der Verkehr aus Sicherheitsgründen<br />
geordnet fl ießt (gemeinschaftliches Ziel). Dementsprechend<br />
gibt es sowohl Konkurrenz als auch<br />
Kooperation zwischen den Akteuren.<br />
Diese autonomen Akteure und die Nutzer des IT-<br />
Ökosystems sind aber auch daran interessiert,<br />
dass das Gesamtsystem beherrschbar bleibt und<br />
so die übergeordnete Zielsetzung und Funktion<br />
sichergestellt wird. Eine zentrale Frage ist daher<br />
aufgrund der Komplexität und der Autonomie der<br />
Teilsysteme die Beherrschbarkeit des IT-Ökosystems.<br />
Deshalb akzeptiert dieser dynamische Komplex<br />
von Gemeinschaften aus autonomen Akteuren<br />
allgemeine Regeln, wie zum Beispiel die Verkehrsregeln,<br />
welche das ordnungsgemäße Funktionieren<br />
des Gesamtsystems sicherstellen sollen.
Wiederherstellung des<br />
Gleichgewichts<br />
– Gegensteuern<br />
– Adaption<br />
– Evolution<br />
Zentrale und dezentrale<br />
Gegenmaßnahmen einleiten<br />
(Observer/Controller)<br />
Gleichgewicht ist<br />
wieder hergestellt<br />
Der Beherrschbarkeit von IT-Ökosystemen, bestehend aus autonomen Akteuren.<br />
Das Verhalten des Ökosystems wird durch ein<br />
zugrundeliegendes Regelsystem festgelegt. In<br />
einem funktionierenden Ökosystem kommt es zu<br />
einem Gleichgewicht zwischen den Kräften der<br />
beteiligten Individuen (Autonomie) sowie dem<br />
Regelsystem des Ökosystems (Beherrschbarkeit).<br />
Ist dieses Gleichgewicht gestört, zerbricht<br />
das Ökosystem: Die Beherrschbarkeit ist nicht<br />
mehr gegeben. Möchte man ein IT-Ökosystem<br />
am Leben erhalten und kontinuierlich weiter entwickeln,<br />
so ist es notwendig, dieses Gleichgewicht<br />
zu verstehen.<br />
Störungen im IT-Ökosystem<br />
– Beobachten – Erkennen – Analysieren<br />
Gleichgewichtszustände<br />
im IT-Ökosystem<br />
– Identifi zieren<br />
– Verstehen<br />
– Modellieren<br />
Äußere oder innere Kräfte<br />
stören das Gleichgewicht<br />
Es ist nicht möglich, ein solches IT-Ökosystem in<br />
einem Stück im Voraus zu planen und zu entwickeln.<br />
Die damit einhergehende Globalisierung<br />
und verteilte Entwicklung großer Softwaresysteme<br />
stellen neue Herausforderungen an Spezifi kation,<br />
Entwicklungsprozesse und Validierung. Das<br />
Paradigma des Ökosystems ist ebenfalls auf die<br />
hier erforderlichen allgemeineren Entwicklungsprozesse<br />
anwendbar. Denn auch hier besteht<br />
das Spannungsfeld zwischen der Autonomie der<br />
beteiligten Gruppen und der Beherrschbarkeit des<br />
Gesamtprozesses.<br />
TOP-DOWN-PROJEKT<br />
91
92<br />
Die Abbildung auf Seite 91 illustriert übersichtsartig<br />
den Lösungsansatz der <strong>NTH</strong> School for IT<br />
Ecosystems. Wesentlicher Aspekt bei der Erklärung<br />
der oben genannten Wirk- und Wechselbeziehungen<br />
ist das ausbalancierte Spannungsfeld<br />
zwischen der Autonomie der Teilsysteme und<br />
der Beherrschbarkeit des Gesamtsystems. Der<br />
Ansatz basiert auf der Existenz von Gleichgewichtszuständen,<br />
d.h. von Zuständen, die ein<br />
„ordnungsgemäßes“ Funktionieren des IT-Ökosystems<br />
gewährleisten (z.B. der Verkehrsfl uss<br />
in einer Stadt), sowie von Kräften, die dieses<br />
Gleichgewicht stören (z.B. ein Auffahrunfall an<br />
einer großen Straßenkreuzung) und von zentralen<br />
oder dezentralen Mechanismen, die in solchen<br />
Fällen das Gleichgewicht wieder herstellen<br />
können (z.B. ein zentrales Verkehrsleitsystem<br />
oder Kommunikation und dezentrale Intelligenz<br />
in den Navigationssystemen der einzelnen Fahrzeuge).<br />
Im Detail wurden dazu in 3 Teilprojekten<br />
folgende Forschungsarbeiten durchgeführt:<br />
– Teilprojekt AIM: Das Forschungsprojekt AIM<br />
befasst sich mit Methoden und Werkzeugen zur<br />
Sicherstellung der Gesamtfunktionalität eines<br />
komplexen IT-Ökosystems, insbesondere wenn<br />
ein Top-down-Entwurf nicht mehr oder nur eingeschränkt<br />
möglich ist. Es wurden adaptive<br />
Informations- und Kollaborations-Architekturen<br />
bei unabhängiger Evolution von Teilsystemen,<br />
sowie geeignete Kontrollmechanismen untersucht.<br />
Dabei werden alle Ebenen von der Hardwareebene<br />
über die Virtualisierung und Modellierung<br />
bis zur schnittstellenbasierten, formalen<br />
Verifi kation betrachtet. Beispielhafte Ergebnisse<br />
sind hier neuartige Interaktionsmechanismen<br />
im Verkehr oder auch Ansätze im Machine<br />
Learning, in denen Software (als Teil eines IT-<br />
Ökosystems) lernt, wünschenswertes Verhalten<br />
von Menschen im IT-Ökosystem zu adaptieren.<br />
TOP-DOWN-PROJEKT<br />
– FP LocCom: Im Forschungsprojekt LocCom<br />
werden Methoden, Konzepte und Werkzeuge<br />
für dezentrale IT-Ökosysteme erarbeitet, die<br />
emergente neue Dienstleistungen ermöglichen<br />
und dabei Qualitätseigenschaften garantieren<br />
sollen. Hierfür werden adaptive Verfahren auf<br />
allen Ebenen von rekonfi gurierbarer Hardware<br />
über Protokolle bis hin zu Modellierung sowie<br />
Inferenzmethoden untersucht. Eine wesentliche<br />
Rolle kommt dabei der Nutzung von Kontext in<br />
verallgemeinerter Form zu, sowie der Frage,<br />
wie reale und virtuelle Netzwerke zwischen<br />
Menschen zusammengeführt werden können.<br />
Neben eher theoretischen Erkenntnissen über<br />
die Komplexität der Auswertung bestimmter<br />
Logiken für IT-Ökosysteme, sind hier als Ergebnisse<br />
auch sehr angewandte Ergebnisse in<br />
Form von Apps für Smartphones zur Kommunikation<br />
in sozialen Netzen zu nennen.<br />
– FP ruleIT: Auch ein IT-Ökosystem mit seinen<br />
autonomen Komponenten muss den Anforderungen<br />
seiner Benutzer genügen. Im Rahmen<br />
eines Top-down-Entwurfs werden von der Erhebung<br />
dieser Anforderungen bis zur Validierung<br />
in ruleIT Regeln abgeleitet, die zur Verifi kation<br />
in der Entwicklung und zur Validierung während<br />
der Laufzeit eingesetzt werden. Dazu<br />
wurden im Forschungsprojekt ruleIT Methoden<br />
des Software Systems Engineering kombiniert<br />
und zu einer Methodik für die regelgetriebene<br />
Softwareentwicklung in IT-Ökosystemen erweitert.<br />
So können trotz Autonomie das IT-Ökosystem<br />
und sein Teilsysteme zuverlässig und<br />
beherrschbar gestaltet werden.
Am Beispiel des „Smart Airport“ präsentiert<br />
Prof. Andreas Rausch das Forschungsprojekt<br />
IT-Ökosysteme.<br />
93
94<br />
Ergänzend zu diesen Teilprojekten wurden weitere<br />
querschnittliche Arbeitsthemen behandelt.<br />
In DemSy wurde ein integriertes, gemeinsames<br />
Demonstrationsszenario in dem IT-Ökosystem<br />
eines „Smart Airports“ erarbeitet und konzipiert.<br />
Die Forschungsprojekte konnten ihre Fragestellungen<br />
aus den gemeinsamen Demonstrationsszenarien<br />
heraus ableiten, die Lösungsansätze im Kontext<br />
der Anwendungsvision darstellen und diese<br />
in einem integrierten gemeinsamen Demonstrator<br />
realisieren. Damit liefert DemSy eine Plattform zur<br />
gemeinsamen Darstellung der Projektergebnisse.<br />
Zudem wurden im querschnittlichen Arbeitsthema<br />
GuMIT über alle Teilprojekte ein grundlegendes,<br />
formal fundiertes Verständnis erarbeitet. Auf Basis<br />
dieser präzisen Defi nition eines IT-Ökosystems<br />
können die isolierten Lösungsansätze der drei<br />
Forschungsprojekte diskutiert und zu einem übergreifenden,<br />
formal fundierten und grundlegenden<br />
Ansatz für methodische Entwicklung, Bereitstellung,<br />
Betrieb und Evolution von IT-Ökosystemen<br />
integriert werden.<br />
TOP-DOWN-PROJEKT<br />
Wie zu erkennen ist, sind viele Teilgebiete der<br />
Informatik für die Erforschung von IT-Ökosystemen<br />
relevant. Nur durch die Bündelung der an<br />
den drei Standorten der <strong>NTH</strong> vorhandenen Kompetenzen<br />
war es möglich, die höchst unterschiedlichen<br />
Forschungsschwerpunkte zu besetzen. So<br />
war es etwa im Teilprojekt ruleIT möglich, einen<br />
integrierten, durchgängigen Entwurfsansatz für IT-<br />
Ökosysteme zu defi nieren, indem das Know-How<br />
dreier unterschiedlich spezialisierter Arbeitsgruppen<br />
erfolgreich zusammengeführt wurde: Requirements<br />
Engineering (Hannover), Architekturentwurf<br />
(<strong>Clausthal</strong>) und Verifi kation (Braunschweig). Auch<br />
in den anderen Teilprojekten arbeiteten Arbeitsgruppen<br />
aus allen drei <strong>NTH</strong>-Standorten erfolgreich<br />
zusammen. Nicht nur aus der Informatik wurden<br />
Forscher der drei Standorte so über dieses Projekt<br />
zusammengeführt. Der Interdisziplinarität<br />
des Themas wurde Rechnung getragen, indem<br />
auch Psychologen und Wirtschaftswissenschaftler<br />
hinzugezogen wurden, um den Menschen als<br />
elementaren Bestandteil von IT-Ökosystemen entsprechend<br />
noch stärker zu berücksichtigen.<br />
Mit der <strong>NTH</strong> School for IT Ecosystems ist es der<br />
<strong>NTH</strong> gelungen, ein wichtiges wissenschaftliches<br />
Themenfeld erfolgreich zu bearbeiten und zu<br />
besetzen. Dies zeigt auch die Präsenz des Projekts<br />
in der wissenschaftlichen Community durch<br />
ca. 100 wissenschaftliche Publikationen in internationalen<br />
Zeitschriften und Konferenzbänden und<br />
die Ausrichtung internationaler Workshops.
Projektteilnehmer<br />
Prof. Dr. Jiri Adamek, Institut für Theoretische Informatik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Adina Aniculaesei, Institut für Informatik – Software Systems Engineering, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
Kerstin Bischoff, Forschungszentrum L3S, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Jürgen Dix, Institut für Informatik – Computational Intelligence, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
Stefan Gärtner, Fachgebiet Software Engineering, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Ursula Goltz, Institut für Programmierung und Reaktive Systeme, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Jana Görmer, Institut für Informatik – Wirtschaftsinformatik, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
Benjamin Henne, Distributed Computing and Security Group, Leibniz Universität Hannover<br />
Dr. Sebastian Herold, Institut für Informatik – Software Systems Engineering, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
Dr. Michaela Huhn, Institut für Informatik –Theoretische Grundlagen der Informatik, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
Dennis Klar, Institut für Informatik –Theoretische Grundlagen der Informatik, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
Michael Köster, Institut für Informatik – Computational Intelligence, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
Dr. Nguyen Thinh Le, Institut für Informatik – Human-Centered Information Systems, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
Peter Lohmann, Institut für Theoretische Informatik, Leibniz Universität Hannover<br />
Sascha Lützel, Institut für Informatik – Eingebettete Systeme, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
Benjamin Mensing, Institut für Programmierung und Reaktive Systeme, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Johannes Morgenroth, Institut für Betriebssysteme und Rechnerverbund, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Prof. Dr. Jörg P. Müller, Institut für Informatik – Wirtschaftsinformatik, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
Julian-Steffen Müller, Institut für Theoretische Informatik, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Niels Pinkwart, Institut für Informatik – Human-Centered Information Systems, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
Prof. Dr. Andreas Rausch, Institut für Informatik – Software Systems Engineering, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
Klaus Reinprecht, Institut für Psychologie – Ingenieur- und Verkehrspsychologie, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Sebastian Schildt, Institut für Betriebssysteme und Rechnerverbund, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Prof. Dr. Kurt Schneider, Fachgebiet Software Engineering, Leibniz Universität Hannover<br />
Christian Schulz, Institut für Systems Engineering – Fachgebiet Echtzeitsysteme,<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
Dr. Barbara Seegebarth, Institut für Marketing und Management, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Christian Siemers, Institut für Informatik – Eingebettete Systeme, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
Prof. Dr. Matthew Smith, Distributed Computing and Security Group, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Heribert Vollmer, Institut für Theoretische Informatik, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Mark Vollrath, Institut für Psychologie – Ingenieur- und Verkehrspsychologie, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Prof. Dr. Bernardo Wagner, Institut für Systems Engineering – Fachgebiet Echtzeitsysteme,<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Klaus-Peter Wiedmann, Institut für Marketing und Management, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Lars Wolf, Institut für Betriebssysteme und Rechnerverbund, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Sergej Zerr, Forschungszentrum L3S, Leibniz Universität Hannover<br />
INFORMATIONEN ZUM PROJEKT<br />
95
96<br />
<strong>NTH</strong> School for Contacts in Nanosystems<br />
Das <strong>NTH</strong> Top-down-Projekt „School for Contacts<br />
in Nanosystems“ hat eines der wichtigsten Probleme<br />
der heutigen Nanotechnologie zum Thema,<br />
die Verbindung von Nanostrukturen untereinander<br />
und zur makroskopischen Welt. Diese Graduiertenschule<br />
vereint die verschiedenen und<br />
komplementären Expertisen und Untersuchungsmethoden<br />
der Festkörperphysikgruppen der drei<br />
<strong>NTH</strong>-Standorte unter einem Dach, um an diesem<br />
hochaktuellen und komplexen Problem gemeinsam<br />
zu forschen und gemeinsam Doktoranden<br />
auszubilden.<br />
Doktoranden der drei Universitäten während einer<br />
selbstorganisierten Sommerschule in <strong>Clausthal</strong> bei<br />
der Besichtigung des Weltkulturerbes Oberharzer<br />
Wasserregal als kulturelles Beiprogramm zum wissenschaftlichen<br />
Teil der Veranstaltung.<br />
TOP-DOWN-PROJEKT<br />
Der Fokus dieser Forschungsaktivitäten liegt<br />
auf der Nanotechnologie und hier insbesondere<br />
auf Nanostrukturen und deren Anbindung an die<br />
Umgebung. Die Größe von Nanostrukturen reicht,<br />
wie der Name schon sagt, von einem bis zu einigen<br />
hundert Nanometern. Dies entspricht einer<br />
Skala von einigen Atomen bis zu etwa einem hundertstel<br />
des Durchmessers eines menschlichen<br />
Haares. Solche Nanostrukturen und Nanomaterialien<br />
können sich mitunter völlig anders verhalten<br />
als makroskopische Gebilde desselben Stoffes.<br />
Indem man sich nun die besonderen physikalischen<br />
Eigenschaften dieser kleinsten Strukturen<br />
zunutze macht, bietet die Nanotechnologie vielfältige<br />
Einsatzmöglichkeiten. Aktuelle Beispiele hierfür<br />
sind Nanobeschichtungen für selbstreinigende<br />
Oberfl ächen, Nanopartikel in Sonnencremes<br />
oder aber auch neuartige Nanomaterialien für<br />
Anwendungen in den Bereichen Energietechnik,<br />
Sensorik, Kommunikation, Information und Medizintechnik.<br />
Insbesondere für die letzteren Bereiche<br />
werden zurzeit z.B. atomar dünne Schichten<br />
aus Kohlenstoff, das sogenannte Graphen, in der<br />
Grundlagenforschung intensiv untersucht, da dieses<br />
Material als Kandidat für den Einsatz in ultraschnellen<br />
Transistoren, als fl exible und durchsichtige<br />
Elektroden sowie für extrem empfi ndliche<br />
Gas- und Drucksensoren gilt.
Während die winzige Größe solche Nanostrukturen<br />
gerade interessant macht, liegt hier jedoch auch<br />
eine der großen Herausforderungen. Für die elektronische<br />
Charakterisierung und Funktionalisierung<br />
werden Verbindungen zur makroskopischen Welt<br />
benötigt, die Kontakte. Diese sind unabdingbar<br />
für viele Anwendungen von Nanostrukturen, da<br />
wir ja in einer makroskopischen Welt leben. Die<br />
Kopplung und Wechselwirkung unterschiedlicher<br />
Nanostrukturen kann ebenfalls zu völlig neuartigen<br />
Eigenschaften des Gesamtsystems führen.<br />
Durch Kontrolle des Kontaktes lassen sich diese<br />
Eigenschaften gezielt beeinfl ussen. Die Wechselwirkung<br />
zwischen Nanosystemen und der Kontakt<br />
von Nanosystemen zur Umgebung sind bis heute<br />
wenig untersucht und deshalb setzt die <strong>NTH</strong><br />
School for Contacts in Nanosystems genau hier<br />
mit ihren Forschungen an.<br />
Für die <strong>NTH</strong> School haben sich Festkörperphysiker<br />
der drei <strong>NTH</strong>-Standorte, also der Technischen<br />
Universität Braunschweig, der Technischen<br />
Universität <strong>Clausthal</strong> und der Leibniz Universität<br />
Hannover sowie der Physikalisch-Technischen<br />
Bundesanstalt als assoziierter Partner zusammengetan.<br />
Die beteiligten Arbeitsgruppen sind<br />
durch langjährige Expertisen in der Untersuchung<br />
einschlägiger Nanosysteme und niedrigdimensionaler<br />
Materialien ausgewiesen. Die komplementären<br />
Kenntnisse und Ressourcen wurden in<br />
der Graduiertenschule gebündelt, um bei diesem<br />
komplexen Problem auch aufwendige Untersuchungen<br />
durchführen zu können, die die methodischen<br />
Möglichkeiten und das Know-How einer<br />
einzelnen Gruppe übersteigen. Gemeinsam an<br />
diesem hochkomplexen Thema des Kontakts zu<br />
Nanostrukturen zu forschen, ist eine der wichtigsten<br />
Zielsetzungen der Graduiertenschule. Für die<br />
Bearbeitung dieser umfangreichen und komplizierten<br />
Problemstellungen hat sich die Schule in vier<br />
Teilprojekte gegliedert. Ein Teilprojekt befasst sich<br />
mit grundlegenden Prozessen zur Energiekonver-<br />
sion in molekularen Systemen an Nanokontakten.<br />
Hier werden Moleküle im Kontakt zu nanostrukturierten<br />
Metallen und Isolatoren intensiv mit verschiedensten<br />
Methoden der Oberfl ächenphysik im<br />
Hinblick auf neue Anwendungen bei Solarzellen,<br />
der Molekularelektronik und bei Sensoren untersucht.<br />
Ein weiteres Teilprojekt beschäftigt sich mit<br />
der Einbindung von nur quantenmechanisch zu<br />
beschreibenden Nanosystemen in eine komplexe<br />
Umgebung. Hier arbeiten mehrere Theoriegruppen<br />
mit ihren unterschiedlichsten Modellansätzen<br />
an einer gemeinsamen Lösung für dieses komplizierte<br />
Problem. Ein drittes Teilprojekt beschäftigt<br />
sich mit Nanostrukturen aus Halbleitermaterialien<br />
mit großen Bandlücken, die insbesondere bei<br />
neuen Leuchtdioden und Lasern zum Einsatz<br />
kommen sollen. Wechselwirkungseffekte bei der<br />
Kontaktierung von halbleitenden Nanostrukturen<br />
ist das Thema eines weiteren Teilprojekts, in dem<br />
das neuartige Materialsystem Graphen, aber auch<br />
quasi nulldimensionale Systeme in Halbleitern,<br />
sogenannte Quantenpunkte, intensiv im Hinblick<br />
auf Kontakteffekte untersucht werden.<br />
TOP-DOWN-PROJEKT<br />
97
98<br />
Auf den <strong>NTH</strong>-Workshops gab es zahlreiche Vorträge mit Sprechern aus dem In- und Ausland.<br />
Neben der gemeinsamen Arbeit an diesen Forschungsthemen<br />
besteht ein wesentliches Ziel der<br />
Graduiertenschule in der gemeinsamen Ausbildung<br />
des wissenschaftlichen Nachwuchses. Durch<br />
Einbindung in die <strong>NTH</strong> School kann den Masterstudenten<br />
und Doktoranden ein breites Ausbildungsangebot<br />
mit einer breiten wissenschaftlichen Basis<br />
geboten werden, wie sie in den einzelnen Gruppen<br />
oder auch an nur einem Standort nicht zu leisten<br />
wäre. Durch die Betreuung der Doktoranden<br />
durch Arbeitsgruppenleiter aus unterschiedlichen<br />
Bereichen und verschiedenen Standorten wird den<br />
Nachwuchswissenschaftlern die Möglichkeit gegeben,<br />
ein Thema von verschiedenen Seiten und mit<br />
verschiedensten theoretischen und experimentellen<br />
Lösungsansätzen zu bearbeiten.<br />
TOP-DOWN-PROJEKT<br />
Diese Ideen für die gemeinsame Arbeit innerhalb<br />
der <strong>NTH</strong> School for Contacts in Nanosystems<br />
waren schon in einer ersten Konzeptskizze, die<br />
bereits im Juli 2007 bei einem Treffen der drei<br />
Präsidenten der <strong>NTH</strong>-Universitäten als förderungswürdig<br />
befunden wurden, formuliert. Der<br />
dann entsprechend verfasste Vollantrag wurde<br />
nach externer Begutachtung in der 2. Hälfte 2009<br />
bewilligt. Bald darauf begannen die Aktivitäten.<br />
Der Öffentlichkeit wurde die Graduiertenschule<br />
mit einer offi ziellen Eröffnungsveranstaltung im<br />
Februar 2010, für die unter anderem Nobelpreisträger<br />
Klaus von Klitzing als Gastredner gewonnen<br />
werden konnte, vorgestellt. Um die geplanten<br />
Forschungsvorhaben umzusetzen, kam es<br />
in den jeweiligen Teilprojekten zu zahlreichen<br />
projektbezogenen Treffen. Zum Austausch zwischen<br />
den Teilprojekten und um die Zusammenarbeit<br />
zwischen den Gruppen zu fördern, wurde<br />
eine ganze Reihe von gemeinsamen Aktivitäten<br />
gestartet. Einen wichtigen Baustein bilden hier-
ei die regelmäßigen gemeinsamen <strong>NTH</strong>-Kolloquien<br />
an den drei Standorten, für die bisher eine<br />
Reihe renommierter nationaler und internationaler<br />
Gäste gewonnen werden konnten. Diese Vorträge<br />
haben das Ziel, die Mitglieder der verschiedenen<br />
Standorte zusammenzuführen und ihnen die Möglichkeit<br />
zu geben, sich über aktuelle Themen der<br />
Festkörperphysik insbesondere im Hinblick auf<br />
die Zielsetzung der Graduiertenschule zu informieren.<br />
Als wichtigstes Instrument zur Förderung<br />
der Zusammenarbeit zwischen den Gruppen, die<br />
vor Beginn der Graduiertenschule weitgehend isoliert<br />
voneinander arbeiteten, haben sich mehrtägige<br />
Workshops herausgestellt. Diese wurden an<br />
unterschiedlichen Orten, wie z.B. in Wernigerode,<br />
Hameln, Hannover und Goslar, veranstaltet. Sie<br />
fanden zunächst nur intern statt, bald jedoch auch<br />
mit internationaler Beteiligung. Hierbei wurde der<br />
Stand der verschiedenen Teilprojekte, aber auch<br />
der aktuelle Stand der internationalen Forschung<br />
in Form von eingeladenen Vorträgen präsentiert.<br />
Die Doktoranden hatten jeweils die Möglichkeit,<br />
mit Postern und Kurzvorträgen ihr Promotionsprojekt<br />
vorzustellen und zu diskutieren. Immer<br />
wurde auch viel Raum für vertiefende Diskussionen<br />
geboten, um die Zusammenarbeit der unterschiedlichen<br />
Gruppen so intensiv wie möglich zu<br />
fördern. Darüber hinaus gab es auch Veranstaltungen,<br />
die gezielt auf die Bedürfnisse der Masterstudenten<br />
und Doktoranden abgestimmt waren.<br />
Neben regelmäßigen Seminaren an den verschiedenen<br />
Standorten wurde eine einwöchige Winterschule<br />
mit internationalen Dozenten zur intensiven<br />
Ausbildung der Doktoranden veranstaltet.<br />
Völlig selbstständig und in Eigenregie veranstalteten<br />
die Doktoranden zwei Sommerschulen, bei<br />
denen sie die Dozenten selbst auswählten, aber<br />
insbesondere sich auch gegenseitig ihre aktuellen<br />
Ergebnisse der Promotionsarbeiten in Vorträgen<br />
vorstellten und erklärten.<br />
Die gemeinsamen Anstrengungen zeigen bereits<br />
jetzt deutliche Wirkung. So konnten durch die<br />
gezielte Förderung der Promotionsstudenten trotz<br />
der relativ kurzen Laufzeit schon sieben gemeinsame<br />
Promotionsverfahren erfolgreich abgeschlossen<br />
werden. Weitere sind auf einem guten<br />
Wege und werden demnächst folgen. Zwischen<br />
den einzelnen Gruppen, die ursprünglich auf völlig<br />
verschiedenen Gebieten der Festkörperphysik<br />
forschten, entstand eine intensive Zusammenarbeit<br />
mit einer Reihe von wissenschaftlichen Veröffentlichungen.<br />
Darüber hinaus konnte auf dem<br />
Thema der Graduiertenschule eine Vielzahl von<br />
Drittmittelprojekten in den beteiligten Gruppen eingeworben<br />
werden. Zur langfristigen Erhaltung und<br />
Fortführung der entstandenen Kooperation laufen<br />
bereits die Vorarbeiten für größere gemeinsame<br />
Projekte und Forschungsanträge.<br />
Insgesamt kann also auf eine überaus erfolgreiche<br />
Zeit zurückgeblickt werden. Die Aktivitäten unter<br />
dem Dach der <strong>NTH</strong> bewirkten, dass Gruppen, die<br />
ursprünglich wenig miteinander zu tun hatten, nun<br />
intensiv zusammenarbeiten und ihre Anstrengungen<br />
auf einem hochaktuellen Forschungsgebiet<br />
bündeln. Ein breites Programm an Kolloquien und<br />
Workshops sorgte für den passenden Rahmen,<br />
um neue Ideen zu entwickeln und zu diskutieren.<br />
Die erfolgreiche gemeinsame Betreuung von Doktoranden<br />
und hochinteressante Ergebnisse in den<br />
gemeinsamen Forschungsprojekten resultieren<br />
aus diesen gemeinsamen Anstrengungen.<br />
TOP-DOWN-PROJEKT<br />
99
100<br />
Projektteilnehmer<br />
Dr. Franz Ahlers, FB 2.6: Elektrische Quantenmetrologie, PTB Braunschweig<br />
Dr. Grazyna Antczak, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
M.Sc. Vedran Bandalo, Institut für Halbleitertechnik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
M.Sc. Jens Baringhaus, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dr. Patrick Barthold, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl. Phys. Fabian Berski, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Peter Blöchl, Institut für Theoretische Physik, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
Dr. Achyut Bora, Institut für Halbleitertechnik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dr. Benjamin Borkenhagen, Institut für Energieforschung und Physikalische Technologien, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
M.Sc. Christian Brand, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Wolfram Brenig, Institut für Theoretische Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dr. Fathi Cetin, Institut für Physik der Kondensierten Materie, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dipl. Phys. Alex Cojuhovschi, Institut für Theoretische Physik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl. Phys. Brendan E. Coughlan, Institut für Mathematische Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
M.Sc. Ramin Dahbashi, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Winfried Daum, Institut für Energieforschung und Physikalische Technologien, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
Dipl. Phys. Malcom Einhellinger, Institut für Theoretische Physik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dr. Peter Eldridge, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl.-Ing. Milena Erenburg, Institut für Halbleitertechnik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Prof. Dr. Holger Frahm, Institut für Theoretische Physik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dr. Christian Fricke, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
M.Sc. Andre M. Grabinski, Institut für Theoretische Physik, Leibniz Universität Hannover<br />
M.Sc. Jan Grelik, Institut für Theoretische Physik, Leibniz Universität Hannover<br />
André Grieger, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Andreas Hangleiter, Institut für Angewandte Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Prof. Dr. Rolf Haug, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
B. Sc. Christopher Hein, Institut für Angewandte Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dipl. Phys. Alexander Heine, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
PD Dr. Frank Hohls, FB 2.5: Halbleiterphysik und Magnetismus, PTB Braunschweig<br />
Dipl. Phys. Hauke Horn, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Eric Jeckelmann, Institut für Theoretische Physik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dr. Fatih Kalkan, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl. Phys. Monika Kotzian, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl. Phys. Andreas Kraus, Institut für Angewandte Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dipl. Phys. Ulrich Krieg, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl. Phys. Hendrik Kuhn, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl.-Ing. Johannes Ledig, Institut für Halbleitertechnik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Prof. Dr. Peter Lemmens, Institut für Physik der Kondensierten Materie, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
INFORMATIONEN ZUM PROJEKT
Dipl. Phys. Jan Gerrit Lonnemann, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl. Phys. Bodo Lobbenmeier, Institut für Physik der Kondensierten Materie, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dr. Thomas Lüdtke, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl.-Mus. Friederike Matthaei, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl. Phys. Jan Metje, Institut für Energieforschung und Physikalische Technologien, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
Prof. Dr. Karina Morgenstern, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dr. Georg Müller, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Georg Nachtwei, Institut für Angewandte Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Prof. Dr. Michael Oestreich, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
M.Sc. Anshuma Pathak, Institut für Halbleitertechnik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Prof. Dr. Herbert Pfnür, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Patrik Recher, Institut für Mathematische Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dr. Max Rogge, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
PD Dr. Uwe Rossow, Institut für Angewandte Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
M.Sc. Majdi Salman, Institut für Angewandte Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Prof. Dr. Daniel Schaadt, Institut für Energieforschung und Physikalische Technologien, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
Dr. Jedrzej Schmeidel, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dr. Hennrik Schmidt, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
M.Sc. Ihab Schukfeh, Institut für Halbleitertechnik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
M.Sc. Carsten Schulte, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
PD Dr. Hans Werner Schumacher, FB 2.5: Halbleiterphysik und Magnetismus, PTB Braunschweig<br />
M.Sc. Nandhavel Sethubalasubramanian, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl. Phys. Björn Siebrands, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl. Phys. Dmitri Smirnov, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl. Phys. Klaus Stallberg, Institut für Energieforschung und Physikalische Technologien, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
Apl. Prof. Dr. Christoph Tegenkamp, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl. Phys. Martina Thomsen, Institut für Angewandte Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dr. Sabine Tornow, Institut für Mathematische Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Prof. Dr. Marc Tornow, Institut für Halbleitertechnik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dr. Daniel Tutuc, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dr. Matthe Uijttewaal, Institut für Theoretische Physik, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
Prof. Dr. Andreas Waag, Institut für Halbleitertechnik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dipl.-Ing. Alexander Wagner, Institut für Halbleitertechnik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dipl.-Phys Xue Wang, Institut für Halbleitertechnik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dipl. Phys. Björn Willenberg, Institut für Theoretische Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dipl. Phys. Dirk Wulferding, Institut für Physik der Kondensierten Materie, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dr. Hongdan Yan, Institut für Physik der Kondensierten Materie, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dipl. Phys. Yu Zhang, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Gertrud Zwicknagl, Institut für Mathematische Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
INFORMATIONEN ZUM PROJEKT<br />
101
102<br />
Life-Cycle-Engineering für Ingenieurbauwerke<br />
und Gebäude: Strategien und Methoden<br />
Was ist Life-Cycle-Engineering und<br />
wozu braucht man es?<br />
Life-Cycle-Engineering ist ein methodischer<br />
Lösungsansatz, um die langzeitige Nutzbarkeit<br />
von Bauwerken und Infrastrukturanlagen nach<br />
Kriterien der Nachhaltigkeit, also der technischen<br />
Sicherheit, der Wirtschaftlichkeit sowie der<br />
ökologischen Anforderungen, sicherzustellen.<br />
Life-Cycle-Engineering beinhaltet die a-priori-<br />
Beschreibung des erwarteten Verhaltens und die<br />
in-situ-Kontrolle des eingetretenen Verhaltens von<br />
Bauwerken und Anlagen mittels Untersuchungen,<br />
Überwachungen, Prognosen und Bewertungen.<br />
Das heißt, dass man die Entwicklung des Zustandes<br />
eines Bauwerkes in der Nutzung beobachten<br />
und mit geeigneten Mitteln die künftige Entwicklung<br />
prognostizieren muss, um zur richtigen Zeit<br />
die richtigen Maßnahmen zum weiteren Betrieb<br />
zu treffen.<br />
Warum die Aufgabe der Ingenieure, sich mit den<br />
bestehenden Bauwerken zu befassen, für ein entwickeltes<br />
Industrieland mit alterndem Bauwerksbestand<br />
so wichtig ist, verdeutlicht ein beispielhafter<br />
Blick auf die Straßenbrücken. In Deutschland<br />
gibt es über 120.000 Straßenbrücken, davon allein<br />
40.000 an Fernstraßen, also an Bundesstraßen<br />
und Autobahnen. Viele Brücken sind nach langjähriger<br />
Nutzung unter stark angewachsenem<br />
Verkehr heute erheblich geschädigt und müssen<br />
instandgesetzt oder erneuert werden. Müssten<br />
diese 40.000 Fernstraßenbrücken heute alle neu<br />
gebaut werden, so würde das ca. 80 Mrd. Euro<br />
kosten. Für den Erhalt der Brücken werden pro<br />
TOP-DOWN-PROJEKT<br />
Jahr aber nur 400 Mio. Euro ausgegeben. Diese<br />
Mittel reichen bei weitem nicht aus, um den Brückenbestand<br />
langfristig zu erhalten. Ähnliche<br />
Situationen liegen praktisch für die gesamte Infrastruktur<br />
unseres Landes vor, für Kläranlagen,<br />
Abwasserkanäle, Küstenschutzbauwerke, Wohnund<br />
Industriegebäude u.v.m. Der Bürger bemerkt<br />
die kontinuierliche Zustandsverschlechterung der<br />
Infrastruktur meist nur, wenn sie seine Nutzungsbedürfnisse<br />
betrifft, z.B. wenn sich nach einem<br />
strengen Winter der Zustand vieler Straßenoberfl<br />
ächen verschlechtert hat.<br />
Um bei Mittelknappheit eine möglichst lange,<br />
nachhaltige und zuverlässige Nutzung sowie eine<br />
Optimierung der Investitions- und Betriebskosten<br />
(Gesamtkosten) und eine Minimierung der Auswirkungen<br />
auf die Umwelt (Ressourcen, Energie,<br />
Emissionen) zu erreichen, muss man in die<br />
Zukunft schauen und abschätzen, wann welcher<br />
Eingriff an welchem Bauwerk zur Erreichung dieses<br />
Gesamtzieles sinnvoll ist. Dies ist die Aufgabe<br />
des Lebensdauermanagements/Life-Cycle-Engineerings<br />
(LCE).
TP 1: Rahmenkonzept Lebensdauermanagement<br />
Anforderungen Lebensdauermanagement<br />
Nutzungsdauer<br />
Sicherheit<br />
Planung und<br />
Bemessung<br />
Ausführung<br />
Abnahme<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
Umwelt<br />
Arbeitsschutz<br />
Ästhetik<br />
TP 4:<br />
Küstenbauwerke<br />
Abriss und<br />
Recycling<br />
Zustandsbewertung<br />
Arbeitsstruktur des <strong>NTH</strong> Life-Cycle-Projektes mit den einzelnen Teilprojekten.<br />
Nun sind Ingenieure keine Propheten, wohl aber<br />
kennen sie Methoden, um anhand der Beurteilung<br />
des heutigen Zustandes und mit Hilfe einer Bauwerksüberwachung,<br />
Abschätzungen in die Zukunft<br />
vorzunehmen. Die erwartete Zustandsentwicklung<br />
wird dann in sogenannten Prognosemodellen<br />
beschrieben. Heute sind in Teilbereichen bereits<br />
solche Prognosemodelle und Überwachungsmethoden<br />
verfügbar, jedoch fehlt eine abgestimmte,<br />
ganzheitliche Methodik, mit der das Wechselspiel<br />
unterschiedlicher Teilprozesse und Randbedingungen<br />
während der Lebens- bzw. Nutzungsdauer<br />
physikalisch begründet modelliert, kontrolliert<br />
sowie ganzheitlich bewertet und adaptiv gesteuert<br />
werden kann.<br />
Nutzung<br />
Überwachung<br />
Zustandsbewertung<br />
TP 5:<br />
Brandschutz<br />
Gebäude<br />
TP 2:<br />
Modelle für<br />
chemischphysikalische<br />
Degradation<br />
TP 3:<br />
Modelle für<br />
mechanische<br />
Degradation/<br />
Ermüdung<br />
TP 6:<br />
Infrastrukturbauwerke<br />
Was können die Ingenieure der<br />
<strong>NTH</strong> zum Life-Cycle-Engineering<br />
beitragen?<br />
Das <strong>NTH</strong>-Bau-Projekt (vgl. www.nth-bau.de) ist<br />
ein Gemeinschaftsunternehmen der Bauingenieure<br />
an der Leibniz Universität Hannover und an<br />
der Technischen Universität Braunschweig. Das<br />
zentrale Ziel ist die koordinierte, konzeptionelle<br />
Entwicklung eines prädiktiven Lebensdauermanagementsystems,<br />
welches probabilistisch basierte<br />
Degradations-, Prognose-, Überwachungs- und<br />
Bewertungsmethoden integriert und dessen<br />
exemplarische Anwendung für Ingenieurbauwerke,<br />
Gebäude und Küstenschutzanlagen aufzeigt.<br />
Dabei geht es vor allem um die Weiterentwicklung<br />
von lebensdauerorientierten Modellansätzen durch<br />
die Schließung von Modelllücken und die exemplarische<br />
Erprobung an ausgewählten Beispielen.<br />
TOP-DOWN-PROJEKT<br />
103
104<br />
Infrastrukturbauwerke als Anwendungsbeispiele<br />
für Life-Cycle-Engineering.
In insgesamt 6 Teilprojekten mit gemischten<br />
Arbeitsgruppen aus Hannover und Braunschweig<br />
führen die Bauingenieure beider Universitäten<br />
ihre wissenschaftlichen Kompetenzen unter<br />
der Gesamtkoordination der <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
zusammen. Die beteiligten 15 Hochschullehrer<br />
und ca. 25 Doktoranden schaffen in eng vernetzter<br />
Zusammenarbeit einen umfassenden Bestand an<br />
verbesserten Methoden und Modellen und zeigen<br />
deren Anwendung exemplarisch an unterschiedlichen<br />
Demonstrationsbauwerken (Straßenbrücke,<br />
Bürogebäude und Versammlungsstätte, Nordseedeich<br />
und Kaienanlage). Das Verbundprojekt wird<br />
aus Mitteln der Niedersächsischen Hochschule<br />
(<strong>NTH</strong>) seit dem 1.7.2010 gefördert.<br />
Im Rahmen des „3rd Int. Symposium on Life-Cycle<br />
Civil Engineering“ (IALCCE2012) der International<br />
Association of Life-Cycle Civil Engineering<br />
(IALCCE) vom 3. bis 6. Oktober 2012 in Wien<br />
wurde in insgesamt zwölf Beiträgen über den<br />
erreichten Arbeitsstand im Sinne eines Abschlusskolloquiums<br />
berichtet (http://ialcce2012.org).<br />
Wie geht es nach Abschluss<br />
des <strong>NTH</strong>-Projektes weiter?<br />
Die enge Zusammenarbeit der Bauingenieure<br />
aus Braunschweig und Hannover im <strong>NTH</strong>-Projekt<br />
hat das gemeinsame wissenschaftliche Potenzial<br />
verdeutlicht. So sollen zwei Fragenkomplexe aus<br />
dem <strong>NTH</strong>-Projekt in künftigen Forschungsprojekten<br />
gemeinsam weiter verfolgt werden.<br />
Die zur Alterung beitragenden Prozesse der Alterung<br />
von Baustoffen und Tragwerken sollen experimentell<br />
und theoretisch untersucht und mit Modellen<br />
beschrieben werden. Hierbei geht es vor allem<br />
darum, das Zusammenwirken der Prozesse zu<br />
erfassen, um zu einer integralen Aussage über die<br />
Alterung zu gelangen. Das Forschungsprogramm<br />
sieht vor, die „Modellbildung bei Alterung von<br />
Baustoffen“, die „Bewertung des Baustoffzustandes“<br />
sowie die „Untersuchung und Bewertung der<br />
Resttragfähigkeit sowie der Restnutzungsdauer<br />
von Tragwerken“ zu einem integralen Konzept zu<br />
verknüpfen. Hierzu soll gemeinsam von Wissenschaftlern<br />
der Universitäten in Braunschweig und<br />
Hannover im Laufe des Jahres 2013 ein Antrag bei<br />
der DFG für ein Graduiertenkolleg gestellt werden.<br />
Der zweite Projektantrag ist im Gebiet des Brandschutzes<br />
geplant. Er ist gerichtet auf die Brandsicherheitsbewertung<br />
von Gebäuden unter Berücksichtigung<br />
von Sensorinformationen. Ziel des<br />
Projektes ist die Entwicklung eines probabilistisch<br />
basierten Konzeptes, welches Sensorinformationen<br />
in die Brandsicherheitsbewertung von Gebäuden<br />
integriert. In diesem Zusammenhang sollen<br />
Brandszenarien mit hochentwickelten Simulationsverfahren<br />
untersucht werden. Es ist beabsichtigt, im<br />
Jahr 2013 einen Antrag beim BMBF einzureichen.<br />
TOP-DOWN-PROJEKT<br />
105
106<br />
Projektteilnehmer<br />
Prof. Dr.-Ing. Martin Achmus, Institut für Geotechnik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dr.-Ing. Volker Berkhahn, Institut für Bauinformatik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl.-Ing. Ulrike Berndt, Institut für Grundbau und Bodenmechanik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Prof. Dr.-Ing. Harald Budelmann, Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz,<br />
Fachgebiet Baustoffe, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dipl.-Ing. Friedhelm Cramer, Institut für Statik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Prof. Dr.-Ing. Dieter Dinkler, Institut für Statik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dipl.-Ing. Kerstin Elsmeier, Institut für Baustoffe, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr.-Ing. Martin Empelmann, Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz,<br />
Fachgebiet Massivbau, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
M.Sc. Benjamin Franz, Franzius-Institut, Leibniz Universität Hannover<br />
Dr. Jörg Gattermann, Institut für Grundbau und Bodenmechanik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dipl.-Ing. Jesko Gerlach, Institut für Baustoffe, Leibniz Universität Hannover<br />
Dr.-Ing. Michael Hansen, Institut für Massivbau, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl.-Ing. Kerstin Hinze, Leichtweiß-Institut für Wasserbau, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dr.-Ing. Alexander Holst Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz,<br />
Fachgebiet Baustoffe, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dipl.-Ing. Nannina Horstmann, Forschungszentrum Küste, Hannover<br />
Prof. Dr.-Ing. Dietmar Hosser, Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz,<br />
Fachgebiet Brandschutz, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
M.Sc. Philipp-Paul Jablonski, Institut für Baumechanik und Numerische Mechanik,<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
Dr. ir. Eelco Jansen, Institut für Statik und Dynamik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl.-Ing. Thomas Kirsch, Institut für Stahlbau, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl.-Ing. Inka Kleibömer, Institut für Stahlbau, Leibniz Universität Hannover<br />
Dr. Andreas Kortenhaus, Leichtweiß-Institut für Wasserbau, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dr.-Ing. Ursula Kowalsky, Institut für Statik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dipl.-Ing. Friederike Loerke, Institut für Baumechanik und Numerische Mechanik,<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr.-Ing. Ludger Lohaus, Institut für Baustoffe, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr.-Ing. Steffen Marx, Institut für Massivbau, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr.-Ing. Udo Nackenhorst, Institut für Baumechanik und Numerische Mechanik,<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr.-Ing. Hocine Oumeraci, Leichtweiß-Institut für Wasserbau, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Prof. Dr.-Ing. Udo Peil, Institut für Stahlbau, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dr.-Ing. Matthias Reininghaus, Institut für Stahlbau, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dipl.-Ing. Nils Rinke, Institut für Bauinformatik, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Raimund Rolfes, Institut für Statik und Dynamik, Leibniz Universität Hannover<br />
INFORMATIONEN ZUM PROJEKT
Dipl.-Ing. Dominik Schäfer, Institut für Geotechnik, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Schaumann, Institut für Stahlbau, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl.-Ing. Ingo Schendel, Institut für Stahlbau, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dr.-Ing. Stefan Schimmels, Forschungszentrum Küste<br />
Prof. Dr.-Ing. Torsten Schlurmann, Franzius-Institut für Wasserbau und Küsteningenieurwesen,<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl.-Ing. Corinna Siegert, Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz,<br />
Fachgebiet Massivbau, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Prof. Dr.-Ing. Joachim Stahlmann, Institut für Grundbau und Bodenmechanik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dipl.-Ing. Stefanie Steppeler, Institut für Stahlbau, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl.-Ing. Florian Tabeling, Institut für Stahlbau, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr.-Ing. Klaus Thiele, Institut für Stahlbau, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dr.-Ing. Christian Unger, Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz,<br />
Fachgebiet Massivbau, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dipl.-Ing. Christoph von der Haar, Institut für Massivbau, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl.-Ing. Anne Wachsmann, Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz,<br />
Fachgebiet Baustoffe, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dipl.-Ing. Michael Werner, Institut für Baustoffe, Leibniz Universität Hannover<br />
Yvonne Wißmann, Geschäftsstelle <strong>NTH</strong>-BAU, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dipl.-Ing. Florian Tom Wörden, Institut für Grundbau, Bodenmechanik und Energiewasserbau,<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
INFORMATIONEN ZUM PROJEKT<br />
107
108<br />
<strong>NTH</strong>-Graduiertenschule GeoFluxes<br />
Am 10. April 2012 fand die offi zielle Eröffnungs-<br />
veranstaltung der Graduiertenschule GeoFluxes<br />
(www.nth-geofl uxes.de) mit Redebeiträgen von<br />
Prof. Johanna Wanka (Niedersächsische Ministerin<br />
für Wissenschaft und Kultur) und Prof. Hans-<br />
Joachim Kümpel (Präsident der Bundesanstalt für<br />
Geowissenschaften und Rohstoffe, BGR, Hannover),<br />
sowie einem Festvortrag von Prof. Friedhelm<br />
von Blanckenburg (Deutsches GeoForschungs-<br />
Zentrum, GFZ, Potsdam) in Hannover statt.<br />
Die Graduiertenschule GeoFluxes erforscht die<br />
Rolle von Fluidaustausch- und Fluidtransportprozessen<br />
im System Erde mit besonderem Fokus<br />
auf die Bildung und Entwicklung der Geo-Ressourcen<br />
Böden und Metalle. GeoFluxes soll die<br />
Forschung der <strong>NTH</strong> auf dem Gebiet der Geowissenschaften<br />
maßgeblich fördern und vorantreiben<br />
und profi tiert dabei von der Expertise an den <strong>NTH</strong>-<br />
Standorten, sowie der BGR. Die Forschung und<br />
Lehre innerhalb der Graduiertenschule wird sich<br />
vornehmlich mit der Bildung und Entwicklung von<br />
Geo-Ressourcen befassen und i st bestens geeignet,<br />
um das Forschungsgebiet der Angewandten<br />
Geowissenschaften zu ergänzen und einen<br />
„umgestalteten, neuen“ Forschungsschwerpunkt<br />
zu entwickeln, der die ganze Breite der Grundlagen<br />
orientierten bis Angewandten Geowissenschaften<br />
verknüpft.<br />
GeoFluxes verbindet die traditionellen Disziplinen<br />
der Erdwissenschaften miteinander und verknüpft<br />
dabei abiotische Prozesse im Erdinnern<br />
(metallische Lagerstätten, aktive Störungszonen,<br />
Fluidtransport) mit bio-geo-chemischen und physikalischen<br />
Prozessen innerhalb der kritischen Zone<br />
der Erde (z.B. Transport von organischem Material<br />
und Metallen in Böden). Die Graduiertenschule ist<br />
TOP-DOWN-PROJEKT<br />
fokussiert auf die kritischen Zonen der Erdkruste,<br />
z.B. nahe der Erdoberfl äche, da hier anthropogene<br />
und globale Veränderungen besondere sozio-ökonomische<br />
Konsequenzen haben werden.<br />
Die Graduiertenschule GeoFluxes baut auf ein klar<br />
strukturiertes Credit Point System, welches seinen<br />
Schwerpunkt in der fachspezifi schen und berufsrelevanten<br />
Ausbildung der Studierenden hat und<br />
dabei die unterschiedlichen Vorgehensweisen in<br />
unterschiedlichen Forschungsbereichen vermitteln<br />
soll. Verschiedene wissenschaftliche Workshops/Seminare,<br />
Vorlesungen und Exkursionen<br />
werden den Promovierenden angeboten, welche<br />
sich mit einem breiten Spektrum von Disziplinen<br />
(von Bio-Geochemie von Böden bis zu Bildung<br />
von Erzlagerstätten) befassen, sowie die Anwendung<br />
von geochemischen und mikro-spektroskopischen<br />
Methoden beinhalten. Neben dem Fokus<br />
der Lehre und Forschung auf Geo-Ressourcen,<br />
wird auf das Erlangen von Soft Skills, welche den<br />
Kontakt zu industriellen und wissenschaftlichen<br />
Partnern für eine akademische Kariere fördern<br />
sollen, besonderer Wert gelegt.<br />
Der interdisziplinäre Unterricht der Studierenden<br />
der Graduiertenschule im Bereich der Lagerstätten<br />
orientierten Fluidaustausch- und Fluidtransportprozesse<br />
ist generell von hohem Stellenwert für<br />
das Bundesland Niedersachsen. Derzeit umfasst<br />
die Graduiertenschule 19 Promotionsprojekte,<br />
wobei knapp die Hälfte vom Niedersächsischen<br />
Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert<br />
wird. Die andere Hälfte der Promovierenden<br />
ist entweder bei der BGR angestellt oder wird aus<br />
Projektmitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) fi nanziert.
Metalle und Böden als wichtige Georessourcen sind die<br />
zwei Forschungssäulen der <strong>NTH</strong>-Graduiertenschule.<br />
109
110<br />
Projektteilnehmer<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiter in der Graduiertenschule GeoFluxes<br />
Prof. Dr. Jörg Bachmann, Institut für Bodenkunde, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Harald Behrens, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Harald Biester, Institut für Geoökologie, Technische Universität Braunschweig<br />
Dr. Roman E. Botcharnikov, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Wolfgang Durner, Institut für Geoökologie, Technische Universität Braunschweig<br />
Prof. Dr. Georg Guggenberger, Institut für Bodenkunde, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. François Holtz, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />
Dr. Ingo Horn, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />
Dr. Thomas Kuhn, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />
Prof. Dr. Bernd Lehmann, Institut für Endlagerforschung, Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />
Dr. Andreas Lückge, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />
Prof. Dr. Frank Melcher, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />
Dr. Robert Mikutta, Institut für Bodenkunde, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Insa Neuweiler, Institut für Strömungsmechanik und Umweltphysik im Bauwesen,<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
Dr. Thomas Oberthür, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />
Prof. Dr. Axel Schippers, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />
Dr. Ulrich Schwarz-Schampera, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />
Dipl.-Geow. André Stechern, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Stefan Weyer, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />
Doktoranden in der Graduiertenschule GeoFluxes<br />
Dipl.-Geow. Moritz Albrecht, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />
M.Sc. Geoökologie Tanja Broder, Institut für Geoökologie, Technische Universität Braunschweig<br />
Dipl.-Geow. Florian Carstens, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl. Min. Insa Derrey, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl.-Geow. Martin Erdmann, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl.-Geow. Adrian Fiege, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl.-Geow. Henrike Franke, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />
M.Sc. Applied Environmental Geoscience Anja Freund, Institut für Bodenkunde,<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
INFORMATIONEN ZUM PROJEKT
Dipl.-Geow. Svenja Germerott, Institut für Mineralogie Leibniz Universität Hannover<br />
M.Sc. Rohstoff-Geowissenschaften Stefan Halder, Institut für Endlagerforschung,<br />
Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />
Dipl.-Geow. Anika Husen, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />
M.Sc. Geology Malte Junge, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />
Dipl.-Geol. Kerstin Kuhn, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />
M.Sc. Analytik Sandra Meyer-Stüve Institut für Bodenkunde, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl.-Geow. Tim Müller, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl.-Geow. Christine Poggenburg, Institut für Bodenkunde, Leibniz Universität Hannover<br />
M.Sc. Geow. Katharina Rabe, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />
M.Sc. Geoökologie Tobias. K.D. Weber, Institut für Geoökologie, Technische Universität Braunschweig<br />
Dipl.-Geow. Anna Wegorzewski, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />
INFORMATIONEN ZUM PROJEKT 111
<strong>NTH</strong>-Graduiertenschule<br />
„Operations Management & Research“<br />
Gegenstand und Struktur<br />
Im Reigen der <strong>NTH</strong>-Projekte kommt der <strong>NTH</strong>-<br />
Graduiertenschule „Operations Management &<br />
Research“ (OMaR) in zweierlei Hinsicht eine Sonderrolle<br />
zu. Einerseits betrifft sie neben der Mathematik<br />
und der Informatik als interdisziplinäres Projekt<br />
auch die Wirtschaftwissenschaft, die ja (noch)<br />
kein <strong>NTH</strong>-Fach ist. Andererseits steht in ihr die<br />
Lehre im Vordergrund, während die anderen <strong>NTH</strong>-<br />
Projekte von Forschungsfragen ausgehen.<br />
Die Graduiertenschule OMaR dient der gemeinsamen,<br />
fachbezogenen Ausbildung von Doktoranden<br />
an der Schnittstelle zwischen angewandter<br />
Mathematik, entscheidungsorientierter Informatik<br />
und quantitativer Betriebswirtschaftslehre, dort<br />
insbesondere in den Bereichen Produktion, Logistik<br />
und mathematischer Unternehmensforschung.<br />
Diese Fächer sind an den drei <strong>NTH</strong>-Universitäten<br />
in räumlicher Nähe gut ausgebaut, so dass sich<br />
eine Zusammenarbeit anbietet.<br />
Ziel der Graduiertenschule OMaR ist es, den Doktoranden<br />
der beteiligten elf Professuren eine fachlich<br />
diversifi zierte und in die Tiefe gehende Aus- und<br />
Weiterbildung zu ermöglichen. Für diese Doktoranden<br />
wird ein auf ihre Interessen und Bedürfnisse<br />
zugeschnittenes, qualitativ hochwertiges Kursprogramm<br />
angeboten. Dieses begleitet sie innerhalb<br />
der Thematik ihres individuellen Forschungsvorhabens<br />
unterstützend. Das speziell auf die Wünsche<br />
der Doktoranden angepasste Programm fi ndet bei<br />
ihnen eine große Akzeptanz, was sich sowohl beim<br />
Besuch der Doktorandenkurse als auch in den jährlichen<br />
Vollversammlungen zeigt.<br />
112 TOP-DOWN-PROJEKT<br />
Warum hilft die <strong>NTH</strong>-Graduiertenschule<br />
bei einer hochwertigen<br />
Graduiertenausbildung?<br />
Selbst innerhalb einer durch starke Beziehungen<br />
geprägten Fächergruppe wie dem „Operations<br />
Management & Research“ unterscheiden sich die<br />
Ausbildungsprofi le der Doktoranden und die Forschungsschwerpunkte<br />
der Hochschullehrer häufi g<br />
recht stark. Die fachlichen Anforderungen bei der<br />
Bewältigung der individuellen Dissertationsprojekte<br />
unterscheiden sich ebenfalls oft ganz massiv,<br />
so dass die Doktoranden häufi g ganz individuelle<br />
Qualifi kationsbedürfnisse erleben, die über das<br />
übliche Bachelor-/Master-Niveau hinausgehen.<br />
Die Idee der Graduiertenschule besteht nun darin,<br />
auf einer Basis gemeinsamen Gebens und Nehmens<br />
einen wenig formalisierten Austausch zwischen<br />
den beteiligten Professuren zu ermöglichen.<br />
Jede Hochschullehrerin und jeder Hochschullehrer<br />
bietet für die Doktorandinnen und Doktoranden<br />
der Graduiertenschule speziellen Unterricht aus<br />
dem Bereich des jeweils eigenen Spezialgebiets.<br />
Die dazu eingerichteten Kurse entstanden durch<br />
eine Umfrage unter den beteiligten Professuren.<br />
Ohne eine derartige Kooperation der beteiligten<br />
Hochschulen wäre es nicht möglich, ein solch<br />
fachlich spezialisiertes, inhaltlich hochwertiges<br />
und auch wirtschaftlich effi zientes Ausbildungsprogramm<br />
anzubieten. Durch die Zusammenarbeit<br />
der Partneruniversitäten kann für die Ausbildung<br />
der Doktoranden auf ein breites Portfolio an Fachwissen<br />
der ausbildenden Hochschullehrer zurückgegriffen<br />
werden.
Dipl.-Math.<br />
Michael Krause, M.Sc.<br />
Vorstandsvertreter der Doktoranden<br />
Institut für Wirtschaftswissenschaft<br />
Abteilung für BWL, insb. Produktion<br />
und Logistik, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
„ Die <strong>NTH</strong>-Graduiertenschule „Operations Management<br />
and Research“ (OMaR) bildet uns Doktoranden<br />
der zugehörigen Lehrstühle in teilweise noch<br />
fremden Themengebieten weiter und vermittelt<br />
uns Schlüsselqualifi kationen.<br />
Die an der Graduiertenschule beteiligten Professoren<br />
lassen uns durch das breite Kursangebot<br />
„über den Tellerrand“ schauen und somit an ihrem<br />
Expertenwissen teilhaben. Wir lernen dadurch<br />
neue Methoden kennen, die wir sonst für unsere<br />
Forschung möglicherweise nicht in Erwägung<br />
gezogen hätten. Gerade im Bereich Operations<br />
Management und Operations Research kann der<br />
Einsatz einer alternativen Methode den entscheidenden<br />
Fortschritt für die eigene Forschung bringen.<br />
Kurse zu Schlüsselqualifi kationen wie das<br />
wissenschaftliche Schreiben einer Dissertation<br />
bieten uns ebenfalls einen Mehrwert. Dabei ist<br />
das Tempo der Vermittlung der Kursinhalte auf uns<br />
Doktoranden zugeschnitten und ermöglicht uns so<br />
einen maximalen Nutzen.<br />
Zudem gibt uns die Graduiertenschule die Möglichkeit,<br />
uns untereinander (aber auch mit den<br />
Professoren der Lehrstühle) besser zu vernetzen<br />
– beispielsweise auf der jährlich stattfi ndenden<br />
Vollversammlung. So entstehen nicht nur ein<br />
“<br />
stärkerer Erfahrungsaustausch, sondern auch<br />
Freundschaften. Alles in allem: eine runde Sache!<br />
INFORMATIONEN ZUM PROJEKT 113
114<br />
Gruppenfoto vom ersten Kurs im Sommersemester 2010 an der Leibniz Universität Hannover.<br />
Die durchschnittliche Dauer eines Kurses beträgt<br />
vier ganztägige Veranstaltungstage. Der Schwerpunkt<br />
dieser Veranstaltungen liegt in der methodischen<br />
Ausbildung für die mathematische Entscheidungsanalyse<br />
und –unterstützung. Diese<br />
Ausbildung ist so ausgelegt, dass sie sich an vielfältige<br />
Forschungsprojekte und Einsatzszenarien<br />
anpassen lässt. Das Kursprogramm umfasst folgende<br />
fachlich orientierte Kurse:<br />
– Fortgeschrittene exakte und heuristische Optimierungsmethoden<br />
– Dynamische und stochastische Optimierung<br />
– spezifi sche Modellierungsmethoden und Algorithmen<br />
– Softwaresysteme zur Modellierung und Lösung<br />
von Optimierungsproblemen<br />
– Analyse stochastischer Systeme und Prozesse<br />
durch Simulations-, Warteschlangen- und Zeitreihenmodelle<br />
– Ausgewählte Anwendungsfelder und spezielle<br />
Methoden des OMaR<br />
Zusätzlich gibt es kürzere Kurse, die eher überfachlich<br />
orientiert sind:<br />
– Verfassen eines Research Papers<br />
– Formulierung von Drittmittelanträgen und Projektvorschlägen<br />
TOP-DOWN-PROJEKT<br />
Aus dieser Zusammenarbeit entsteht die einmalige<br />
Chance, den Doktoranden das Wissen verschiedener<br />
Professuren und Fachgebiete zugänglich zu<br />
machen. Den Teilnehmern der Graduiertenschule<br />
OMaR wird somit ermöglicht, sich nicht nur speziell<br />
mit einem Forschungsbereich eingehend zu befassen,<br />
sondern auch in der Breite der angrenzenden<br />
Fachgebiete spezifi sches Wissen zu erlangen.<br />
Dies führt auf breiter Basis zu besser ausgebildeten<br />
und zufriedeneren Mitarbeitern der teilnehmenden<br />
Universitäten und der zugehörigen Professuren.<br />
Diese Kooperation aller Beteiligten fördert die<br />
Qualität der Forschungsarbeit der Doktoranden<br />
und ist auch für die mitwirkenden Professorinnen<br />
und Professoren attraktiv.<br />
Jährlich trifft sich die gesamte Graduiertenschule<br />
OMaR im Rahmen eines Symposiums abwechselnd<br />
in Braunschweig, <strong>Clausthal</strong> und Hannover.<br />
Im November 2012 fand die dritte Vollversammlung<br />
erstmals in Braunschweig statt. Im Rahmen<br />
dieser Treffen informieren sich alle Beteiligten<br />
gegenseitig über aktuelle Dissertationsprojekte.<br />
Zudem pfl egen sie die wichtigen sozialen Kontakte,<br />
die bei einer standortübergreifenden Kooperation<br />
besonders wichtig sind.
Projektteilnehmer<br />
Prof. Dr. Michael H. Breitner, Institut für Wirtschaftsinformatik, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Thomas Hanschke, Institut für Angewandte Stochastik und Operations Research,<br />
Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />
Prof. Dr. Stefan Helber, Institut für Produktionswirtschaft, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Sigrid Knust, Institut für Informatik, AG Kombinatorische Optimierung, Universität Osnabrück<br />
Prof. Dr. Michael Kolonko, Institut für Angewandte Stochastik und Operations Research,<br />
Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />
Prof. Dr. Dirk Mattfeld, Institut für Wirtschaftsinformatik, Lehrstuhl Decision Support,<br />
Technische Universität Braunschweig<br />
Prof. Dr. Jörg Müller, Institut für Informatik, Abteilung Wirtschaftsinformatik,<br />
Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />
Prof. Dr. Cornelia Schön, Institut für Produktionswirtschaft, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Christoph Schwindt, Institut für Wirtschaftswissenschaft,<br />
Abteilung für Betriebswirtschaftslehre insb. Produktion und Logistik, Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />
Prof. Dr. Thomas Spengler, Institut für Automobilwirtschaft u. Industrielle Produktion,<br />
Lehrstuhl Produktion und Logistik, Technische Universität Braunschweig<br />
Prof. Dr. Jürgen Zimmermann, Institut für Wirtschaftswissenschaft,<br />
Abteilung für Betriebswirtschaftslehre und Unternehmensforschung, Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />
INFORMATIONEN ZUM PROJEKT 115
116<br />
Entwicklung keramischer Hochfl ussmembranen<br />
guter CO 2 -Verträglichkeit zur Sauerstoffabtrennung<br />
Das wachsende Interesse an energieeffi zienten<br />
und nachhaltigen Prozessen, wie zum Beispiel<br />
die Gewinnung von Synthesegas (CO + H ) als 2<br />
Vorstufe wertvoller Basischemikalien oder die<br />
Sequestrierung des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid<br />
(CO ) bei der Energiegewinnung in<br />
2<br />
Kraftwerken, bringt die chemische Stabilität von<br />
keramischen Membranmaterialien, die für solche<br />
Einsatzzwecke prädestiniert sind, in den Fokus<br />
aktueller Forschungsarbeiten. Die Membranen<br />
zur Sauerstoffabtrennung, deren Funktionsweise<br />
in Abbildung 1 skizziert ist, müssen dabei sowohl<br />
eine hohe Langzeitstabilität als auch eine hohe<br />
Toleranz gegenüber CO aufweisen. Die For-<br />
2<br />
schungsarbeiten wurden im Sinne einer wissensbasierten<br />
systematischen Materialentwicklung<br />
durchgeführt, um zu einem fundamentalen Ver-<br />
Abbildung 1: Funktionsprinzip einer Sauerstofftransportmembran,<br />
die auf der Permeatseite mit Kohlenstoffdioxid<br />
angespült wird.<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
ständnis der Funktionsweise von oxidkeramischen<br />
Sauerstofftransportmembranen zu gelangen und<br />
eine Übertragung der Ergebnisse auf andere<br />
Systeme zu ermöglichen. Dabei erwies sich die<br />
Zusammenführung der sich komplementär ergänzenden<br />
Expertisen an den drei <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten<br />
als besonders fruchtbar (Abbildung 2).<br />
Eine mögliche Alternative zu den bisher favorisierten<br />
barium- und strontiumhaltigen Perowskiten ist<br />
die Ruddlesden-Popper-Phase La NiO , die sich<br />
2 4+δ<br />
durch einen erheblichen Sauerstoffüberschuss<br />
(δ > 0 in der Stöchiometrieformel) auszeichnet,<br />
der auf unbesetzten Plätzen im Zwischengitter<br />
der Struktur eingebaut ist. Das Lanthannickelat<br />
La NiO weist eine ausgezeichnete Stabilität<br />
2 4+δ<br />
gegenüber CO auf. Besonders wird hier die gute<br />
2<br />
Abbildung 2: Trilokale Vernetzung zur wissensbasierten<br />
systematischen Materialentwicklung.
Performance gegenüber erdalkalihaltigen Membranmaterialien<br />
deutlich. Die Permeationswerte<br />
sinken nur leicht, da das CO den Sauerstoffaus-<br />
2<br />
tausch an der Membranoberfl äche geringfügig<br />
hemmt. Insgesamt wird deutlich, dass La NiO 2 4+δ<br />
eine hohe Toleranz gegenüber CO aufweist.<br />
2<br />
Durch Hochtemperatur-In-Situ-Röntgenbeugung<br />
in CO -Atmosphäre wurde auch eine sehr gute<br />
2<br />
Phasenstabilität bis 1000°C bestätigt.<br />
Da das undotierte La NiO jedoch eine merklich<br />
2 4+δ<br />
geringere Sauerstoffl eitfähigkeit aufweist, wurde<br />
versucht, dieses Defi zit durch Einbau von Fremdionen<br />
auf dem Nickelplatz des Kristallgitters zu<br />
verbessern. Hierbei wurde die Dotierung mit bis zu<br />
10 Mol-% Eisen als die vielversprechendste identifi<br />
ziert. Bei einer solchen nominellen Zusammensetzung<br />
tritt im Channelingkontrast mit Rückstreuelektronen<br />
jedoch eine Zweitphase in Form von<br />
Lamellen in Erscheinung, welche durch die oxidkeramischen<br />
Körner laufen. Die Natur der Zweitphase<br />
wurde mittels hochaufl ösender Transmissionselektronenmikroskopie<br />
(HRTEM) als höhere<br />
Ruddlesden-Popper-Phase identifi ziert, welche<br />
sich in einer Matrix aus der nicht ganz so eisenhaltigen<br />
Zielphase befi ndet.<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
117
118<br />
Sowohl der Sauerstoffpermeation als auch der<br />
Tracerdiffusion mit dem Sauerstoff-18-Isotop<br />
liegt der gleiche thermisch aktivierte Prozess zu<br />
Grunde, die Bewegung von Sauerstoffi onen durch<br />
den Festkörper. Leichte Abweichungen sind zu<br />
erwarten, da sich im Permeationsexperiment der<br />
Sauerstoffpartialdruck (siehe Abbildung 1) innerhalb<br />
des Materials lokal stark ändert, während<br />
er bei der Tracerdiffusion örtlich nahezu konstant<br />
gehalten wird. Dennoch liegt es nahe, die Aktivierungsenergie<br />
beider komplementärer Methoden<br />
zu vergleichen, und es wird ein konsistentes<br />
Bild erhalten. Im natürlich vorkommenden Eisen<br />
macht das Mössbauer-sensitive Eisen-57-Isotop<br />
nur ca. 2% aus. Zur Ermöglichung von Hochtemperaturmessungen<br />
wurde das Syntheseverfahren<br />
abgewandelt und die Eisendotierung im Volumen<br />
der Phase nahezu vollständig mit dem Eisen-<br />
57-Mössbauerisotop als lokale Sonde durchgeführt.<br />
Die Messungen zeigen ein ungewöhnliches<br />
Verhalten in der temperaturabhängigen Veränderung<br />
der Intensität von Subspektren. Die temperaturabhängigen<br />
Mössbauer-Spektren des mit 10<br />
Mol-% Eisen dotierten Lanthannickelats entstehen<br />
durch die Überlagerung mehrerer Teilspektren: ein<br />
dominierendes Dublett mit einer Quadrupolaufspaltung<br />
von 1,4 mm/s und – mit temperaturab-<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
hängigen Gewichten – ein weiteres Dublett mit<br />
einer Quadrupolaufspaltung von 0,4 mm/s sowie<br />
ein Singulett. Das spektakuläre Verhalten und die<br />
Bedeutung dieses Singuletts sind völlig unverstanden.<br />
Aber auch das dominierende Dublett weist ein<br />
äußerst ungewöhnliches Temperaturverhalten auf.<br />
Bis etwa 500°C nimmt die Quadrupolaufspaltung<br />
mit steigender Temperatur ab. Dies ist das üblicherweise<br />
bei temperaturabhängigen Messungen<br />
beobachtete Verhalten quadrupolarer Wechselwirkungen<br />
in Kristallen. Oberhalb von 500°C wird<br />
mit steigender Temperatur jedoch eine Zunahme<br />
der Quadrupolaufspaltung beobachtet. Dies ist<br />
völlig ungewöhnlich. In isothermen Messungen<br />
bei 750°C an dem mit 10 Mol-% Eisen dotierten<br />
Lanthannickelat wurde gefunden, dass die Quadrupolaufspaltung<br />
des dominierenden Dubletts mit<br />
abnehmendem Sauerstoffpartialdruck ansteigt.<br />
Beide Beobachtungen – in den temperaturabhängigen<br />
wie in den isothermen Messungen – lassen<br />
sich durch einen direkten Zusammenhang<br />
zwischen der Quadrupolaufspaltung des domierneden<br />
Dubletts und dem Stöchiometrieparameter<br />
δ - d.h. dem Sauerstoffüberschuss im Kristallgitter<br />
des La Ni Fe O - erklären, dessen Ursprung<br />
2 0.9 0.1 4+δ<br />
derzeit jedoch vollständig unverstanden ist.<br />
Durch die enge Vernetzung von drei Arbeitsgruppen<br />
mit komplementären Methoden zur chemischen<br />
Festkörperanalyse wurden neue grundlagenwissenschaftliche<br />
Fragestellungen zu den<br />
Transportvorgängen auf atomarer Skala in dotierten<br />
La-Ni-O-Verbindungen aufgeworfen, deren<br />
tieferes Verständnis für Membraneigenschaften<br />
bedeutend ist und in absehbarer Zukunft zu verbesserten<br />
Membranmaterialien führen kann.
Projektteilnehmer<br />
Institut für Physikalische und Theoretische Chemie,<br />
Technische Universität Braunschweig<br />
Prof. Dr. Klaus-Dieter Becker, als Antragsteller<br />
Dr. Salvatore Cusenza, als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Dr. Stephen Duglocz, als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Dr. Piotr Gaczyński, als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Dr. Maksym Myndyk, als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Dr. Ralf-Werner Röwer, als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Institut für Metallurgie,<br />
Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />
Prof. Dr.-Ing. Günter Borchardt, als Antragsteller<br />
Dr. Lars Dörrer, als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Institut für Physikalische Chemie und Elektrochemie,<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
Michael Bittner, im Rahmen einer Studienarbeit<br />
Dr. Konstantin Efi mov, im Rahmen einer Promotion<br />
Prof. Dr. Armin Feldhoff, als Antragsteller und Projektsprecher<br />
Tobias Klande, im Rahmen einer Promotion<br />
Sandra Meyer-Stüve, im Rahmen eines Forschungspraktikums<br />
Olga Ravkina, im Rahmen eines Forschungspraktikums und einer Diplomarbeit<br />
INFORMATIONEN ZUM PROJEKT<br />
119
120<br />
Innovative Methoden zur Synthese von<br />
Naturstoffen und deren Analoga<br />
Niedermolekulare Naturstoffe sind in der Natur<br />
weit verbreitet. Im Gegensatz zu Primärmetaboliten,<br />
die in allen lebenden Organismen vorkommen,<br />
werden Naturstoffe von einem Organismus<br />
für einen bestimmten Zweck hergestellt, der in den<br />
meisten Fällen unbekannt ist. Gemeinsam ist diesen<br />
Stoffen allerdings, dass sie oft für Interaktionen<br />
mit anderen Organismen gebildet werden und<br />
daher in biologischen Systemen Wirkungen auslösen<br />
können. Naturstoffe, die von Pfl anzen, Tieren,<br />
Mikroorganismen, Pilzen und vielen anderen<br />
Organismen synthetisiert werden, zeichnen sich<br />
durch eine sehr große strukturelle Variabilität und<br />
Diversität aus. Viele dieser Verbindungen besitzen<br />
wichtige biologische und pharmakologische Eigenschaften.<br />
Naturstoffe sind für die Entwicklung von<br />
Medikamenten und Agrochemikalien sowie als<br />
Werkzeuge für die biologische Forschung essentiell<br />
und hochinteressant.<br />
Der Zugang zu diesen Verbindungen wird jedoch<br />
immer schwieriger, da neue Naturstoffe zunehmend<br />
aus schwer zugänglichen Quellen und auf<br />
Grund der fortschreitenden Technik in immer kleineren<br />
Menge isoliert werden. Wird ein interessanter<br />
Stoff identifi ziert, so ist die Nachlieferung oft<br />
ein Problem, da viele Organismen nicht beliebig<br />
verfügbar sind. Ein konsequentes Sammeln von<br />
Pfl anzen, Meeresbewohnern oder auch Pilzen<br />
kann oft die für weitere Untersuchungen erforderlichen<br />
Mengen nicht liefern. So kann die isolierbare<br />
Menge zu gering sein, ökologische Gründe gegen<br />
eine Entnahme aus der Natur sprechen, oder ganz<br />
einfach der Aufwand zu groß sein.<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
Eine Schlüsselrolle zur Lösung derartiger Probleme<br />
kommt der Kombination aus synthetischer<br />
Organischer Chemie und Biotechnologie zu. Die<br />
Synthese kann leichter zugängliche Verbindungen<br />
in großen Mengen liefern, während komplexe Verbindungen<br />
oft durch biotechnologische Techniken,<br />
insbesondere die Kultivierung von Mikroorganismen<br />
und deren genetische Optimierung, gewonnen<br />
werden können.<br />
Ein besonderer Vorteil der Synthesechemie liegt<br />
in der fl exiblen Zugänglichkeit zu Derivaten der<br />
Zielmoleküle, die insbesondere für die Validierung<br />
der biologischen Wirkungen von großem Interesse<br />
sind. Jede Naturstoffsynthese erfordert eine individuelle<br />
Problemlösung, die sich schwer verallgemeinern<br />
lässt. Im Gegensatz zu der von Heterocyclenchemie<br />
geprägten chemischen Wirkstoffsynthese<br />
sind Naturstoffsynthesen komplexer. Mit Hilfe der<br />
Biotechnologie lassen sich komplexe Verbindungen<br />
entweder direkt von produzierenden Mikroorganismen<br />
oder durch Identifi zierung der verantwortlichen<br />
Biosynthesegene, deren Expression in anderen<br />
Organismen und Fermentation erhalten. Auch dieser<br />
Prozess kann ebenso wie die Entwicklung einer<br />
chemischen Synthese langwierig sein. Während<br />
sich für die Produktion komplexer Naturstoffe solche<br />
biotechnologischen Verfahren gut eignen, liegt<br />
ihr Nachteil im oft sehr schwierigen Zugang zu Derivaten<br />
der Zielverbindung.<br />
Im vorliegenden Bottom-up-Projekt wurden nun die<br />
Vorteile der chemischen und biotechnologischen<br />
Ansätze miteinander kombiniert. Durch geschicktes<br />
Verknüpfen beider Verfahren wurden die vorgegebenen<br />
Naturstoffstrukturen variiert und diese
Derivate einfacher zugänglich als mit traditionellen<br />
rein chemischen oder rein biotechnologischen Verfahren.<br />
Durch diese Erweiterung der strukturellen<br />
Diversität werden neuartige Derivate erreichbar, die<br />
potentiell zu neuen Wirkstoffen führen.<br />
Für dieses Ziel haben sich Arbeitsgruppen der<br />
Organischen Chemie aus Hannover (die Professoren<br />
Kalesse und Kirschning) und Braunschweig<br />
(Lindel, Schulz) mit einer biotechnologischen<br />
Arbeitsgruppe des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung<br />
(Prof. Müller, <strong>NTH</strong>-unabhängige<br />
Förderung durch das HZI) in Braunschweig zusammengefunden,<br />
um gemeinsam Lösungswege zu<br />
entwickeln. Jede Arbeitsgruppe hat ein Ziel formuliert,<br />
um die Praktikabilität des Ansatzes auf eine<br />
breite Grundlage zu stellen. Chemische Syntheseprobleme<br />
sind durch die Notwendigkeit eines individuellen,<br />
nicht automatisierbaren Ansatzes zur<br />
Lösung gekennzeichnet. Alle Partner haben sich<br />
auf den jeweiligen Projekttreffen über die Erfolge<br />
ausgetauscht und die Ergebnisse anderer Gruppen<br />
für das eigene Ziel genutzt. Zentrale Schnittstelle<br />
ist die AG Müller, in der alle biotechnologischen<br />
Versuchsanteile durchgeführt wurden.<br />
Durch die Arbeiten im Projekt wurde gezeigt, dass<br />
eine intensive Kooperation zwischen Arbeitsgruppen<br />
an verschiedenen Standorten mit unterschiedlichen<br />
Expertisen auch im „Real Life“ abseits von<br />
Schreibtischplänen klappen kann. Es zeigte sich,<br />
dass sich die Integration von biologischen und chemischen<br />
Verfahren zur Generierung neuer Diversität<br />
in der Naturstoffforschung erfolgreich durchführen<br />
lässt. Aufbauend auf den erfolgreichen Ergebnissen<br />
wurde ein gemeinsamer Projektvorschlag für ein<br />
breit angelegtes Graduiertenkolleg mit 14 beteiligten<br />
Gruppen aus Chemie, Biologie, Biotechnologie<br />
und Pharmazie erarbeitet. Dieses Graduiertenkolleg<br />
„MINAS – Mikrobielle Naturstoffe“ wird nun seit<br />
dem 01.10.2012 vom Land Niedersachsen im Rahmen<br />
seines Promotionsprogramms gefördert.<br />
Projekt 1 (AG Kalesse): Disorazole besitzen eine<br />
bemerkenswert hohe Cytotoxizität, sind jedoch<br />
stärker toxisch gegenüber gesunden Zellen als<br />
gegenüber Tumorzellen. Mit Derivaten sollte versucht<br />
werden, selektivere und einfacher zugängliche<br />
Verbindungen zu entwickeln. Synthetisch<br />
wurden zwei einfacher zugängliche Derivate<br />
gefunden. Diese wiesen eine deutlich höhere biologische<br />
Aktivität gegenüber Tumorzellen verglichen<br />
mit gesunden Zellen auf. Durch Synthese<br />
gelang es, sogenannte SNAC-Ester von Vorläufern<br />
für Biosyntheseuntersuchungen herzustellen.<br />
Diese wurden mit isolierten Enzymen aus dem<br />
Biosyntheseweg zum natürlichen Disorazol umgesetzt.<br />
Damit konnte die Synthese vereinfacht werden<br />
und synthetisch besonders problematische<br />
Syntheseschritte vermieden werden.<br />
Disorazol 1<br />
Projekt 2 (AG Kirschning): Noricumazol A und verwandte<br />
Verbindungen sind neuartige Oxazol- und<br />
Isochromanonhaltige Metabolite aus dem Myxobakterium<br />
Sorangium cellulosum. Die Struktur von<br />
Noricumazol A konnte durch die Totalsynthese<br />
von Noricumazol A bewiesen werden. Es zeigte<br />
sich, dass es eine Kalium-Ionenkanal-Aktivität<br />
blockiert und eine starke Wirkung gegenüber dem<br />
Hepatitis-C-Virus (HCV) besitzt. HCV ist weltweit<br />
epidemisch verbreitet; etwa 150 Mio. Menschen<br />
sind davon betroffen und es besteht ein großer<br />
Bedarf nach Wirkstoffen, da bis dato keine Impfungen<br />
möglich sind. Durch Synthese wurde<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
121
122<br />
Noricumazol und ein Derivat.<br />
eine von Noricumazol A abgeleitete, sogenannte<br />
Derivat-Bibliothek erzeugt, in der zwei neue Abkömmlinge<br />
als besonders aktiv gegenüber HCV<br />
auffi elen. Diese Noricumazol-Derivate können als<br />
Startpunkte für die Entwicklung eines Wirkstoffes<br />
gegen HCV bewertet werden. In Zusammenarbeit<br />
mit dem HZI wird zurzeit die Biosynthese genauer<br />
untersucht.<br />
Projekt 3 (AG Lindel): Photoaktivierbare Aminosäuren<br />
und Peptide sind ein wichtiges Hilfsmittel in<br />
der biologischen Forschung. Mit ihnen lassen sich<br />
Wirkorte an Proteinen und Peptiden lokalisieren,<br />
indem die Verbindungen nach Erreichen des Zielortes<br />
bestrahlt werden. Dies löst eine chemische<br />
Reaktion an einer bestimmten Stelle des komplexen<br />
Proteins aus. Nach Analyse lässt sich daraus<br />
die ursprüngliche Position im Protein erkennen.<br />
Die normalerweise nicht-kovalente Bindung eines<br />
Liganden wird durch die Bestrahlung in eine kovalente<br />
überführt. Im Rahmen des Projekts wurde<br />
erstmalig Phototryptophan synthetisiert, das nun<br />
Photo-Tryptophan und Photo-Hemiasterlin.<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
für weiterführende Studien zur Verfügung steht.<br />
Gegenwärtig wird Photo-Hemiasterlin synthetisiert.<br />
Hemiasterlin wurde als Tubulin-Binder identifi<br />
ziert, wodurch sich das erste zu untersuchende<br />
Target ergibt. Die Art der Bindung von Hemiasterlin<br />
an Tubulin soll dadurch untersucht werden.<br />
Projekt 4 (AG Schulz): Aromastoffe und Duftstoffe<br />
werden vielfältig angewendet und stellen oftmals<br />
die einzige Alternative dar, wenn es darum geht,<br />
kostbare Ressourcen zu schonen. Sesquiterpene<br />
stellen innerhalb dieser Gruppe eine wichtige<br />
Klasse dar; ihr synthetischer Zugang ist jedoch<br />
aufwendig. Es sollte allerdings möglich sein, chemisch<br />
veränderte Biosynthesebausteine von Mikroorganismen<br />
an Stelle der natürlichen Bausteine<br />
einbauen zu lassen. Dies würde zu neuen fl üchtigen,<br />
potenziell als Aroma- oder Duftstoffe führen.<br />
Hierzu wurden Fluorverbindungen ausgewählt,<br />
da die Fluorierung die Flüchtigkeit erhöht und<br />
das Fluoratom oftmals von lebenden Systemen<br />
akzeptiert wird. Dazu wurden fl uorierte Vorläufer-
moleküle synthetisiert, die von der AG Müller an<br />
Myxobakterien und Streptomyceten verfüttert wurden.<br />
Es konnten einige neue fl üchtige fl uorierte<br />
Verbindungen hergestellt werden, nicht jedoch<br />
Sesquiterpene. Es wurden jedoch Hemmer der<br />
Sesquiterpenbiosynthese produziert, die verwendet<br />
werden können, um durch Blockierung eines<br />
Teilabschnitts der Biosynthese die Zufütterung<br />
später Intermediate zu erleichtern, um so neue<br />
Derivate zu erlangen. Gegenwärtig werden in der<br />
AG Müller die Enzyme isoliert, um weitere Versuche<br />
an den Enzymen und nicht den ganzen Zellen<br />
durchführen zu können.<br />
Die gemeinsame Arbeit an diesem Forschungsprojekt<br />
hat die Arbeitsgruppen innerhalb der <strong>NTH</strong><br />
eng verzahnt. Ausdruck ist das erste Warberg-<br />
Symposium für Naturstoffchemie, das mit Mitteln<br />
aus dem Programm fi nanziert wurde und von den<br />
beteiligten Doktoranden und Projektteilnehmern<br />
getragen wurde. Dieses Symposium wird wiederholt<br />
werden. Darüber hinaus wurden Anknüpfungen<br />
zu weiteren Instituten der <strong>NTH</strong> geformt, die<br />
sich z.B. im Graduiertenkolleg MINAS etablieren<br />
und Verbindungen zum BRICS, TWINCORE, zur<br />
MHH und dem neuen Wirkstoffzentren der Leibniz<br />
Universität Hannover (BMWZ) und des HZI bilden.<br />
Das Programm wird von allen Beteiligten als sehr<br />
erfolgreich empfunden, trotz der recht kurzen Förderphase.<br />
Prinzipielle Vorgehensweise zur Bildung neuer fl üchtiger<br />
Verbindungen.<br />
Projektteilnehmer<br />
Thomas Wartmann<br />
Bohdan Snovydovych<br />
Julia Meyer<br />
Thies Schulze<br />
Anna L. Hartmann<br />
Tobias Brodmann<br />
Jenny Barbie<br />
INFORMATIONEN ZUM PROJEKT<br />
123
Die Untersuchung von Austauschprozessen an der<br />
Obergrenze der atmosphärischen Grenzschicht<br />
Noch vor 50 Jahren wussten wir über physikalische<br />
Prozesse, die in den unteren tausend Metern<br />
der Atmosphäre stattfi nden, viel weniger als über<br />
den inneren Aufbau eines Atoms. Dabei sind die<br />
Prozesse in der sogenannten atmosphärischen<br />
Grenzschicht von entscheidender Bedeutung<br />
für das Wetter- und Klimageschehen. Die Luftströmung<br />
ist in diesem Bereich in der Regel turbulent.<br />
Durch die Reibung der Luftströmung an<br />
der Erdoberfl äche sowie durch Auftriebskräfte als<br />
Folge der Erwärmung der Erdoberfl äche durch die<br />
Sonneneinstrahlung werden Luftwirbel mit Durchmessern<br />
von bis zu einem Kilometer erzeugt, die<br />
aufgrund von Instabilitätsmechanismen in immer<br />
kleinere Wirbel zerfallen. Diese Turbulenz spürt<br />
Konvektive Grenzschicht mit Kumulus-Bewölkung<br />
(“Schönwetterwolken”).<br />
124 BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
man als Böigkeit der Luftströmung. Die turbulenten<br />
Wirbel sorgen unter anderem für den Transport<br />
der bodennah erwärmten und durch Verdunstung<br />
angefeuchteten Luft in größere Höhen. Die<br />
zeitliche Änderung von Temperatur und Feuchte<br />
hängen wesentlich von der Stärke dieser turbulenten<br />
Transporte ab. Turbulenz ist deshalb ein<br />
entscheidender Faktor für die Wetter- und Klimavorhersage.<br />
Turbulenz kann in den entsprechenden<br />
Vorhersagemodellen aufgrund ihrer kleinen<br />
räumlichen Abmessungen aber nicht direkt simuliert<br />
werden und muss durch empirische Ansätze<br />
beschrieben werden, die teilweise noch erhebliche<br />
Ungenauigkeiten aufweisen.<br />
Auch wenn sich unser Wissensstand über atmosphärische<br />
Turbulenz in den letzten Jahrzehnten<br />
insbesondere durch bodengestützte Messungen<br />
kontinuierlich verbessert hat, liegen die Prozesse<br />
an der Obergrenze der Grenzschicht immer<br />
noch weitgehend im Dunkeln. Diese Obergrenze<br />
ist insbesondere an schönen Tagen mit kräftiger<br />
Sonneneinstrahlung durch fl ache, nach oben hin<br />
deutlich begrenzte Kumulusbewölkung erkennbar.<br />
Die von der Erdoberfl äche her erwärmte Luft kann<br />
dort nicht weiter aufsteigen, weil sich oberhalb<br />
der Grenzschicht noch wärmere Luft befi ndet, die<br />
einen weiteren Aufstieg verhindert. Aufsteigende<br />
Warmluftblasen dringen aufgrund ihrer Trägheit<br />
in diesen Bereich ein, sinken dann aber im Weiteren<br />
wieder nach unten. Dadurch wird ein Teil der<br />
über der Grenzschicht liegenden sehr warmen Luft<br />
mitgerissen und trägt zur Erwärmung der Grenzschicht<br />
bei. Wovon die Stärke dieses, als turbulentes<br />
Entrainment bezeichneten Prozesses abhängt,<br />
ist noch wenig bekannt, denn hinreichend genaue
Mitglieder der Arbeitsgruppe PALM des IMUK vor dem Massivparallelrechner vom Typ SGI-Altix des Norddeutschen<br />
Zentrums für Hoch und Höchstleistungsrechnen (HLRN).<br />
Messungen in entsprechender Höhe waren bisher<br />
praktisch unmöglich.<br />
An der <strong>NTH</strong> bestand nun die einmalige Situation,<br />
dass in der jüngeren Vergangenheit gleich an zwei<br />
Instituten innovative Methoden entwickelt worden<br />
sind, mit denen Entrainment-Prozesse in hinreichender<br />
Genauigkeit untersucht werden können.<br />
Dabei handelt es sich um ein numerisches und ein<br />
experimentelles Verfahren, die sich optimal ergänzen<br />
und aus verschiedenen Gründen eine einmalige<br />
Kombination bilden.<br />
Vertikalschnitt der Temperatur in der konvektiven<br />
Grenzschicht. Der markierte Bereich zeigt einen turbulenten<br />
Einmischprozess, der warme Luft von oben<br />
nach unten transportiert (Abbildung 1).<br />
Am Institut für Meteorologie und Klimatologie<br />
(IMUK) der LUH wird seit 1997 das Turbulenzsimulationsmodell<br />
PALM entwickelt und betrieben,<br />
das mittlerweile zu den weltweit führenden seiner<br />
Art zählt und von Forschergruppen im In- und<br />
Ausland zur Beantwortung vielfältiger Fragestellungen<br />
eingesetzt wird (siehe palm.muk.uni-hannover.de).<br />
Die Forschungsthemen reichen dabei<br />
von Auswirkungen der Turbulenz auf die Niederschlagsbildung<br />
bis hin zu Fragen, wie landende<br />
Flugzeuge oder Offshore-Windparks durch Turbulenz<br />
beeinfl usst werden. Solche Simulationen<br />
benötigen extrem große Computerressourcen,<br />
die nur von Höchstleistungsrechenzentren zur<br />
Verfügung gestellt werden können. Die für dieses<br />
<strong>NTH</strong>-Projekt nötigen Simulationen wurden am<br />
Norddeutschen Zentrum für Hoch- und Höchstleistungsrechnen<br />
(HLRN, siehe www.hlrn.de) durchgeführt,<br />
welches einen seiner beiden Standorte an<br />
der LUH hat. Selbst auf dem dort zur Verfügung<br />
stehenden Massivparallelrechner benötigt eine<br />
einzelne Simulation unter Einsatz von mehreren<br />
tausend Prozessorkernen noch eine Rechenzeit<br />
von mehr als einem Tag. Ohne das HLRN als<br />
Einrichtung für die Spitzenforschung wäre das<br />
Vorhaben in dieser Form daher nicht realisierbar<br />
gewesen. Mit den durchgeführten Simulationen<br />
konnten die Entrainment-Prozesse in einer bis-<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
125
126<br />
Mikrofl ugzeug M²AV des ILR in Braunschweig.<br />
her unerreichten räumlichen Aufl ösung von bis zu<br />
einem Meter untersucht werden. Abbildung 1 zeigt<br />
als Beispiel einen simulierten Temperaturschnitt<br />
durch die atmosphärische Grenzschicht.<br />
Während der HLRN-Rechner mit Anschaffungskosten<br />
von ca. 20 Millionen Euro ein sehr teures<br />
Forschungsgerät ist, liegen die Kosten für das im<br />
Vorhaben eingesetzte experimentelle Verfahren,<br />
insbesondere auch im Vergleich zu bisher üblichen<br />
meteorologischen Messsystemen, sehr niedrig.<br />
Zum Einsatz kam ein am Institut für Luft- und<br />
Raumfahrtsysteme (ILR) der <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
entwickeltes Mikrofl ugzeug, welches inklusive<br />
Messsensorik weniger als 80.000 Euro kostet. Mit<br />
diesem Mikrofl ugzeug konnten die Austauschprozesse<br />
an der Grenzschichtobergrenze erstmalig<br />
in einer sehr hohen räumlichen Aufl ösung erfasst<br />
werden, die der des Simulationsmodells entspricht.<br />
Abbildung 2 zeigt mit diesem Messsystem<br />
aufgenommene Vertikalprofi le der Temperatur.<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
Beobachtungen mit Großfl ugzeugen und Hubschraubern<br />
oder mit bodengestützten Remotesensing-Verfahren<br />
wie Sodar oder Lidar sind deutlich<br />
teurer und verfehlen die nötige Aufl ösung um mehr<br />
als eine Größenordnung.<br />
Sind beide Untersuchungsmethoden für sich<br />
genommen schon einzigartig, so ergibt sich noch<br />
einmal ein deutlicher Mehrwert durch die Kombination<br />
der Verfahren im Rahmen des <strong>NTH</strong>-Projektes.<br />
Selbstverständlich sollten numerische Simulationen<br />
trotz ihrer Qualität nach wie vor durch<br />
experimentelle Beobachtungen validiert werden.<br />
Darüber hinaus erlauben die dreidimensionalen<br />
Simulationen aber auch eine bessere Bewertung<br />
der „nur“ eindimensionalen, linienhaften Messungen<br />
mit dem Flugzeug. Insbesondere wurde<br />
im Vorhaben durch virtuelle Flüge innerhalb der<br />
Simulation geklärt, über welche Distanz hinweg<br />
das Flugzeug eigentlich fl iegen muss, damit die<br />
Daten überhaupt repräsentativ sind. Durch die<br />
Turbulenz der Strömung weisen die Messgrößen<br />
teilweise erhebliche statistische Schwankungen<br />
auf. Je kürzer die Messstrecke, umso schlechter<br />
die Statistik. Während die Flugdaten nur Aussagen<br />
über die unmittelbaren Verhältnisse entlang<br />
des Flugweges zulassen, liefert das Modell<br />
immer den gesamten dreidimensionalen Zustand<br />
der Atmosphäre und ermöglicht so die Beantwortung<br />
der Frage, ob Beobachtungen entlang eines<br />
Flugweges wirklich repräsentativ sind. Durch die<br />
Simulationen konnten so im Vorfeld des Messexperimentes<br />
optimale Kriterien für die zu wählenden<br />
Flugrouten bestimmt werden.
Mit dem Mikrofl ugzeug aufgenommene vertikale<br />
Verläufe der Temperatur in der Grenzschicht (rot/<br />
blau). Der grau unterlegte Bereich kennzeichnet die<br />
Entrainment-Zone (Abbildung 2).<br />
Die in dieser Pilotstudie durchgeführten Untersuchungen<br />
sind mittlerweile auf einer Reihe von<br />
meteorologischen Kongressen vorgestellt worden,<br />
haben dort großes Interesse hervorgerufen<br />
und werden in entsprechenden Fachzeitschriften<br />
erscheinen. Ein gemeinsamer DFG-Antrag der<br />
beteiligten Partner zur Fortsetzung der Entrainment-Untersuchungen<br />
wird demnächst eingereicht<br />
und hat aus unserer Sicht sehr gute Chancen auf<br />
eine Bewilligung, denn durch die <strong>NTH</strong>-fi nanzierte<br />
Pilotstudie konnte die Funktions- und Leistungsfähigkeit<br />
unseres kombinierten Untersuchungsansatzes<br />
bereits eindrucksvoll demonstriert werden.<br />
Projektteilnehmer<br />
Prof. Dr. Siegfried Raasch,<br />
Institut für Meteorologie und Klimatologie,<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl.-Met. Florian Herbort,<br />
Institut für Meteorologie und Klimatologie,<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl.-Met. Björn Maronga,<br />
Institut für Meteorologie und Klimatologie,<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Jens Bange,<br />
Institut für Luft- und Raumfahrtsysteme,<br />
Technische Universität Braunschweig;<br />
seit April 2011: Zentrum für<br />
angewandte Geowissenschaften,<br />
Eberhard-Karls-Universität Tübingen<br />
Dipl.-Met. Sabrina Martin,<br />
Institut für Luft- und Raumfahrtsysteme,<br />
Technische Universität Braunschweig<br />
INFORMATIONEN ZUM PROJEKT 127
128<br />
Grundlegende Technologien zur<br />
Hochaufl adung von Fahrzeugmotoren<br />
Downsizing in Kombination mit Abgasturboaufl a-<br />
dung stellt den derzeit vielversprechendsten Weg<br />
zur Erfüllung aktueller und künftiger CO - und<br />
2<br />
Emissionslimitierungen dar. Hierbei werden hubraumgroße<br />
Saugmotoren durch leistungsgleiche<br />
hubraumverkleinerte Turbomotoren ersetzt. Die<br />
Realisierung dieser Motorkonzepte stellt jedoch<br />
hohe Anforderungen an das Aufl adesystem. Die<br />
Darstellung von hohen Drehmomentwerten bei<br />
niedrigen Motordrehzahlen (Low-end-Torque) und<br />
einem guten dynamischen Ansprechverhalten<br />
(Response) erfordert kleine Turbolader mit einem<br />
geringen Trägheitsmoment und einer steilen Pumpgrenzenlage<br />
bei niedrigen Massenströmen. Hohe<br />
spezifi sche Nennleistungswerte lassen sich jedoch<br />
nur mit einem Turbolader erzielen, der große Strömungsquerschnitte<br />
auf der Turbinen- und Verdichterseite<br />
aufweist, was mit einer Erhöhung der<br />
Trägheit des Laders und einer Abfl achung und Verschiebung<br />
der Pumpgrenze zu höheren Massenströmen<br />
einhergeht. Im Besonderen bei der ottomotorischen<br />
Aufl adung wird dieser Zielkonfl ikt durch<br />
das größere Motordrehzahlband und dem daraus<br />
resultierenden benötigten Luftmassenstrombereich<br />
verschärft. Um die Verwendung einer komplexen<br />
2-stufi gen Aufl adung zu umgehen, werden neue<br />
Konzepte zur Beeinfl ussung der Kennfelder einstufi<br />
ger Turbomaschinen erforderlich. Einen vielversprechenden<br />
Ansatz für die Hochaufl adung in einer<br />
Druckstufe stellt die variable Verdichtergeometrie<br />
dar, mit der die Gestalt des Verdichterkennfeldes<br />
beeinfl usst werden kann.<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
Ziel dieses Forschungsvorhabens war es, das<br />
Potential einer variablen Verdichtergeometrie<br />
(VIGV) gepaart mit einer variablen Turbinengeometrie<br />
(VTG) zur Hochaufl adung eines kleinvolumigen<br />
Ottomotors zu untersuchen. Neben der<br />
Betrachtung und Optimierung der einzelnen Komponenten<br />
(Turbolader mit variablem Verdichter<br />
und Turbine, Lagerung des Laders und Verbrennungsmotor)<br />
stand im Besonderen die Optimierung<br />
des Gesamtsystems im Fokus der Untersuchungen.<br />
Zur Realisierung eines höchstmöglichen<br />
Wirkungsgrades war es zwingend erforderlich,<br />
die Interaktion der Komponenten im motorischen<br />
Betrieb bereits während des Auslegungs- und<br />
Optimierungsprozesses zu berücksichtigen. Durch<br />
die Verteilung der Kompetenzen der beteiligten<br />
Institute innerhalb dieses Vorhabens auf die unterschiedlichen<br />
Fachgebiete aus den maschinenbaulichen<br />
Disziplinen Tribologie, Rotordynamik,<br />
Verbrennungsmotoren und Strömungsmaschinen<br />
konnten durch einen regelmäßigen Ergebnisaustausch<br />
und eine kontinuierliche enge Kommunikation<br />
der Projektbearbeiter spezifi sche Anforderungen<br />
und Randbedingungen an das Gesamtsystem<br />
innerhalb der Arbeitspakete der Institute berücksichtigt<br />
werden. Zudem war es den Projektbearbeitern<br />
durch die Zusammenarbeit möglich,<br />
Einblicke in die spezifi schen Anforderungen und<br />
Lösungsansätze von themenfremden Problemstellungen<br />
zu erlangen und das eigene spezifi sche<br />
Fachwissen zu erweitern. In diesem Zusammenhang<br />
wurde des Weiteren der wissenschaftliche<br />
Nachwuchs der einzelnen Standorte gefördert.<br />
Durch die Herausgabe von studentischen Arbeiten<br />
und den Einsatz von studentischen Hilfskräften<br />
an den einzelnen Forschungsstellen erlangten die
Bearbeiter ebenfalls Einblicke in themenfremde<br />
Zusammenhänge und Ergebnisse, die im Rahmen<br />
des Projektes erzielt wurden.<br />
Zu Beginn des Projektes wurde ein 2-stufi g aufgeladener<br />
Referenz-Ottomotor ausgewählt, dessen<br />
Drehmoment- und Leistungscharakteristik<br />
mit einer Druckstufe und höchstmöglichem Wirkungsgrad<br />
dargestellt werden sollte. Zu diesem<br />
Zweck wurde ein Turbolader mit variabler Turbinengeometrie<br />
ausgewählt, für den der variable<br />
Verdichterleitapparat ausgelegt und gefertigt werden<br />
sollte. Dazu wurde in einem ersten Schritt am<br />
Institut für Turbomaschinen und Fluid-Dynamik<br />
(TFD) eine 1D-Modellierung erstellt, mit dessen<br />
Hilfe der Einfl uss drallbehafteter Strömungsfelder<br />
hinter der variablen Verdichtergeometrie (VIGV)<br />
auf das Betriebsverhalten des Verdichters untersucht<br />
werden konnte. Mit diesem Modell konnte<br />
eine Kennfelderweiterung zu niedrigen Massenströmen<br />
ermittelt werden, die zu einer Steigerung<br />
des motorischen Low-End-Torque genutzt werden<br />
kann. Die geänderten Strömungsbedingungen<br />
am Laufradeintritt beeinfl ussen aber nicht nur das<br />
Betriebsverhalten der Verdichterstufe, sondern<br />
haben auch einen Einfl uss auf die aerodynamischen<br />
Axialkräfte. Die geänderten Axialkräfte wurden<br />
ebenfalls in einer 1D-Modellierung berechnet,<br />
um bereits bei der Auslegung des Vorleitgitters die<br />
veränderten Betriebsbedingungen der Lagerung<br />
abschätzen und eine eventuelle Anpassung vornehmen<br />
zu können. Auf Basis dieser Rechnungen<br />
wurden am Institut für Tribologie und Energiewandlungsmaschinen<br />
(ITR) im Rahmen von Simulationsrechnungen<br />
erste Parametervariationen zur<br />
Optimierung des Gleitlagersystems im Turbolader<br />
durchgeführt. Gleichzeitig wurde am ivb auf Basis<br />
der Auslegungsdaten des TFD das motorische<br />
Potential des Aufl adesystems mit VIGV ermittelt.<br />
Aerodynamisches 3D-Design des ausgelegten Vorleitgitters<br />
(Quelle TFD).<br />
Ausgehend von den Auslegungsberechnungen<br />
wurde anschließend ein aerodynamisches Design<br />
des Vorleitgitters mit Nabenkörper, feststehenden<br />
Vorderschaufeln und beweglichen Klappenschaufeln<br />
entworfen und gefertigt, wobei auf eine<br />
schnelle Regelbarkeit des Vorleitgitters für die<br />
folgenden motorischen Untersuchungen am ivb<br />
geachtet wurde.<br />
Im Anschluss wurden auf dem Turboladerprüfstand<br />
des TFD die aerodynamischen und lagerspezifi<br />
schen Größen des Turboladers mit Vorleitgitter<br />
und variabler Turbinengeometrie vermessen.<br />
Bei den Untersuchungen des Turboladers konnte<br />
ein Einfl uss des Vorleitgitters auf das Betriebsverhalten<br />
des Verdichters nachgewiesen werden. Es<br />
zeigte sich eine Verschiebung der Pumpgrenze<br />
für hohe Turboladerdrehzahlen, jedoch konnte im<br />
motorisch relevanten Kennfeldbereich keine nennenswerte<br />
Verschiebung der Pumpgrenze erreicht<br />
werden.<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
129
130<br />
Parallel zu den strömungstechnischen Untersuchungen<br />
und der Konstruktion des Vorleitgitters<br />
am TFD wurden am ITR Berechnungsmodelle entwickelt,<br />
um detaillierte Untersuchungen des ATL-<br />
Gleitlagersystems des Versuchsträgers durchzuführen.<br />
Die entwickelten Berechnungsalgorithmen<br />
ermöglichen eine präzise und rechenzeiteffi ziente<br />
Ermittlung der relevanten Kennwerte der Gesamtlagerung.<br />
Auf Basis der am TFD bestimmten<br />
Bedingungen, denen die Lagerkomponenten im<br />
Betrieb ausgesetzt sind, wurden die Kennwerte<br />
des ATL-Lagersystems im Serienzustand ermittelt.<br />
Als wichtige Ausgangsgröße der Berechnung<br />
wurde ein Lagerreibungskennfeld an das ivb<br />
übergeben und in die dort aufgebaute Motorprozesssimulation<br />
integriert, wodurch der mechanische<br />
Wirkungsgrad des Turboladers rechnerisch<br />
in die Ermittlung des Gesamtwirkungsgrads des<br />
aufgeladenen Antriebsaggregats einfl ießt. Neben<br />
der Betrachtung des Versuchsträgers im Serienzustand<br />
wurden im Rahmen von Parameterstudien<br />
am ITR Strategien zur Optimierung des<br />
Lagersystems entwickelt. Dabei ließ sich mittels<br />
numerischer Berechnungen zeigen, dass durch<br />
Modifi kationen der Lagergeometrie eine deutliche<br />
Optimierung des Axiallagers hinsichtlich<br />
Tragfähigkeit und Verlustleistung möglich ist. Mit<br />
den entwickelten Berechnungsmodellen ist es<br />
zudem möglich, das Lagersystem speziell auf die<br />
geänderten Anforderungen einzustellen, die sich<br />
durch eine Modifi kation der Verdichteranströmung<br />
ergeben. Der Einfl uss zukünftiger, optimierter<br />
ATL-Gleitlagersysteme kann durch angepasste<br />
Reibleistungskennfelder ebenfalls in der Motorprozesssimulation<br />
des ivb berücksichtigt werden.<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
Zur Untersuchung der Eignung des konstruierten<br />
Vorleitgitters zur Hochaufl adung eines kleinvolumigen<br />
Ottomotors wurde am ivb der ausgewählte<br />
Referenzmotor auf einem hochdynamischen<br />
Motorenprüfstand aufgebaut und auf Basis einer<br />
detaillierten Vermessung wurde ein prädiktives<br />
1D-Berechnungsmodell aufgebaut, mit dem vorab<br />
eine rechnerische Auslegung und Optimierung des<br />
Arbeitsprozesses unter Verwendung der berechneten<br />
Kennfelder des TFD und des ITR erfolgen<br />
konnte. Neben der Limitierung des Low-End-Torque<br />
aufgrund der turboladerspezifi schen Begrenzungen<br />
stellen auftretende Verbrennungsanomalien bei<br />
hochaufgeladenen Motoren mit kleiner werdenden<br />
Hubräumen ein wachsendes Forschungsfeld dar.<br />
Um diese zu berücksichtigen, wurde ein etabliertes<br />
Klopfmodell innerhalb der Simulationsumgebung<br />
implementiert und anhand von Messungen am<br />
Referenzmotor verifi ziert. Mit Hilfe der Motorprozesssimulation<br />
und der Kennfelder des TFD mit<br />
verschiedenen Vorleitgitterwinkeln und der Reibungskennfelder<br />
des ITR konnte die Eignung des<br />
ausgelegten Turboladersystems für die Hochaufl adung<br />
eines kleinvolumigen Ottomotors mit nur einer<br />
Druckstufe aufgezeigt werden.
Neben den vielfältigen wissenschaftlich-technischen<br />
Ergebnissen, die im Rahmen dieses<br />
<strong>NTH</strong>-Projektes erarbeitet wurden, ist auch die<br />
intensive und sehr produktive Zusammenarbeit<br />
der Institute ivb, TFD und ITR besonders hervorzuheben.<br />
Durch eine Vielzahl von Projekttreffen<br />
an den jeweiligen Forschungsstandorten wurde<br />
der Zusammenhalt gestärkt und ein reibungsloser<br />
Ergebnis- und Erfahrungsaustausch gewährleistet.<br />
Als erster Höhepunkt dieser Zusammenarbeit<br />
ist eine gemeinsame SAE-Veröffentlichung (2011-<br />
01-0376) zu nennen, die 2011 in Vertretung der<br />
<strong>NTH</strong> von den Projektbearbeitern auf dem SAE<br />
World Congress in Detroit vorgestellt wurde.<br />
Auf Grund der vielversprechenden Forschungsergebnisse<br />
des Bottom-up-Projektes ist eine weitere<br />
Zusammenarbeit der beteiligten Forschungsstellen<br />
auch nach Abschluss des Projektes geplant,<br />
um das Themengebiet der Aufl adung von Verbrennungskraftmaschinen<br />
in seiner Gesamtheit detailliert<br />
zu erforschen.<br />
SAE World Congress 2011 in Detroit: Thorsten Sextro<br />
(TFD), Claude-Pascal Stöber-Schmidt (ivb), Fabian<br />
Herbst (ivb), Daniel Porzig (ITR).<br />
Projektteilnehmer<br />
Projektbearbeiter<br />
Dipl.-Ing. Fabian Herbst<br />
Institut für Verbrennungskraftmaschinen (ivb)<br />
Technische Universität Braunschweig<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Eilts<br />
Projektbearbeiter<br />
Dipl.-Ing. Daniel Porzig<br />
Institut für Tribologie und<br />
Energiewandlungsmaschinen (ITR)<br />
Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />
Prof. Dr.-Ing. Hubert Schwarze<br />
Projektbearbeiter<br />
Dipl.-Ing. Thorsten Sextro<br />
Institut für Turbomaschinen und<br />
Fluid-Dynamik (TFD)<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr.-Ing. Jörg Seume<br />
INFORMATIONEN ZUM PROJEKT 131
132<br />
PLANETS – Planen und Entscheiden<br />
in Netzwerken autonomer Akteure im Verkehr<br />
Motivation und Zielsetzung des<br />
Forschungsvorhabens<br />
Im Rahmen weltweiter Forschungs-, Entwicklungs-<br />
und Standardisierungsaktivitäten wird derzeit<br />
an der drahtlosen Vernetzung von Fahrzeugen<br />
untereinander sowie von Fahrzeugen mit stationärer<br />
Infrastruktur (Car-to-X Kommunikation, kurz<br />
C2X) gearbeitet. Die möglichen Anwendungen<br />
dieser Zukunftstechnologie sind vielfältig. Neben<br />
Informations- und Unterhaltungsdiensten (z.B.<br />
dynamische Navigation, mobiler Internetzugang)<br />
stehen dabei insbesondere die Steigerung der<br />
Verkehrseffi zienz (z.B. Stauvermeidung) und die<br />
Erhöhung der Verkehrssicherheit (z.B. Unfallwarnungen,<br />
Glättewarnungen etc.) im Vordergrund.<br />
Während der Konkretisierungsgrad der technischen<br />
Realisierung, die sich auf die IEEE 802.11<br />
(WLAN) Protokollfamilie stützen wird, kontinuierlich<br />
steigt, fehlt es an Untersuchungen, die den<br />
tatsächlichen Nutzen der auf Car-to-X Kommunikation<br />
basierenden Anwendungen belegen. Derartige<br />
Forschungsergebnisse sind auf dem Weg zur<br />
erfolgreichen Markteinführung jedoch unabdingbar.
Politik und Wirtschaft setzen sehr hohe Erwartungen<br />
in die Verbesserung von Verkehrssicherheit<br />
und Verkehrsfl uss durch Assistenzsysteme, die<br />
auf der Car-to-X Kommunikation aufbauen. In der<br />
Tat sind Szenarien wie die Warnung der Verkehrsteilnehmer<br />
vor noch nicht sichtbaren, aber relevanten<br />
Gefahrenstellen (z.B. Stauenden) mit Hilfe<br />
dieser Technologie ebenso sehr gut vorstellbar<br />
wie Anwendungen zur Steigerung der Verkehrseffi<br />
zienz, wie z.B. intelligente Lichtsignalanlagen.<br />
Jenseits dieser Vorstellung fehlten bislang jedoch<br />
einerseits die Verfahren, mit denen eine zielgerichtete<br />
Informationsweitergabe gerade bei geringer<br />
Ausstattungsrate erreicht werden kann und andererseits<br />
Testumgebungen, mit denen prototypische<br />
Assistenzfunktionen realitätsnah getestet und<br />
valide Bewertungen abgeleitet werden können.<br />
Ziel des Forschungsvorhabens PLANETS war<br />
deshalb die auf Car-to-X Kommunikation aufbauende<br />
Entwicklung effi zienter Assistenzfunktionen<br />
zur Verbesserung der Verkehrssicherheit und der<br />
Verkehrsqualität sowie die Entwicklung einer virtuellen<br />
Testumgebung, in der die Assistenzfunktionen<br />
qualitativ und quantitativ bewertet werden<br />
konnten.<br />
Virtuelle Testumgebung für ein<br />
kooperatives Verkehrsmanagement<br />
Für die Entwicklung der virtuellen Testumgebung<br />
wurden mit der Verkehrssimulation und der Kommunikationssimulation<br />
zwei nebeneinander bestehende<br />
und üblicherweise voneinander unabhängig<br />
betrachtete Simulationsmethodiken miteinander<br />
verbunden und in eine gemeinsame Simulationsplattform<br />
integriert. Während der Verkehrssimulator<br />
das Straßennetz und den Verkehrsfl uss realistisch<br />
abbildet, kann mit dem Kommunikationssimulator<br />
eine realitätsnahe Modellierung des Nachrichtenaustausches,<br />
der Kommunikationsprotokolle<br />
sowie der kommunikationstechnischen Prozesse<br />
erfolgen.<br />
Die Testumgebung und die damit simulativ gewonnenen<br />
Ergebnisse ermöglichten die Entwicklung<br />
von Algorithmen, die das Fahrzeug in möglichst<br />
effektiver Art und Weise auf die durch den Austausch<br />
von Nachrichten gewonnenen Informationen<br />
über den Zustand des Verkehrsnetzes reagieren<br />
lassen. Diese Reaktion kann z.B. in Form von<br />
Geschwindigkeits-, Spurwechsel- oder Routenempfehlungen<br />
erfolgen, die dem Fahrer in Abhängigkeit<br />
des Fahrzeug- und Netzzustandes vom<br />
Fahrzeugrechner gegeben werden.<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
133
134<br />
C2X-basierte Assistenz- und<br />
Verkehrsmanagementfunktionen<br />
Grundlage für individuelle Fahrerassistenzfunktionen<br />
und zentrales Verkehrsmanagement ist die<br />
Kenntnis der aktuellen Verkehrslage. Insbesondere<br />
im hochdynamischen Stadtverkehr ist eine<br />
hohe zeitliche und räumliche Aufl ösung der Verkehrsinformation<br />
zur netzweiten Ermittlung der<br />
Verkehrslage erforderlich, heute jedoch in der<br />
Regel nicht verfügbar. Im Rahmen von PLANETS<br />
wurde deshalb die Verwendung von C2X-Informationen<br />
zur Verbesserung der Aufl ösung und Qualität<br />
der aktuellen Verkehrslage untersucht.<br />
Das zentrale Verkehrsmanagement erfolgt heute<br />
ohne direkte Rückkopplung der Verkehrsteilnehmer.<br />
Erst mit zeitlichem Versatz stellt sich eine<br />
indirekte Rückkopplung über die gemessenen<br />
Verkehrskennwerte ein. Im kooperativen Verkehrsmanagement<br />
von PLANETS fl ießen nun<br />
Informationen der Verkehrsteilnehmer direkt in<br />
Steuerungs- und Informationsverfahren ein, die<br />
ihrerseits über Vorgaben und Empfehlungen des<br />
Verkehrsmanagements informieren und durch<br />
innovative Fahrerassistenzfunktionen in ihren Entscheidungen<br />
unterstützt werden.<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
Bündelung des Expertenwissens in der <strong>NTH</strong> führte<br />
zu Synergien und neuen gemeinsamen Aktivitäten.<br />
Durch die Kooperation mit den Forschungspartnern<br />
war es in PLANETS im interdisziplinären Zusammenwirken<br />
möglich, die virtuelle Testumgebung zu<br />
realisieren und effi ziente Assistenzfunktionen zu<br />
entwickeln und zu überprüfen. Während das Institut<br />
für Verkehr und Stadtbauwesen über die notwendigen<br />
Kenntnisse und Methoden verfügte, um<br />
die Effekte derartiger Assistenzsysteme auf den<br />
Verkehr beurteilen zu können, brachte das Institut<br />
für Kommunikationstechnik seine Kompetenz<br />
im Bereich der Entwicklung und Validierung von<br />
Protokollen für die Fahrzeugkommunikation und<br />
der entsprechenden Simulationsmethodik ein. In<br />
Ergänzung dazu trug das Institut für Informatik der<br />
<strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> mit fundiertem Know-How auf dem<br />
Gebiet dezentraler Informationssysteme und der<br />
entsprechenden Datenverteilungsarchitekturen<br />
zur effi zienten Informationsverteilung auf Anwendungsebene<br />
bei, während mit den Methoden des<br />
Data Mining, die das Institut für Wirtschaftsinformatik<br />
einbringen konnte, die applikationsrelevanten<br />
Informationen aus den gesammelten Daten<br />
extrahiert wurden.<br />
Aufgrund der Vielschichtigkeit des betrachteten<br />
Forschungsgegenstandes kam es durch die fachliche<br />
Zusammensetzung der beteiligten Partner<br />
und ihres jeweiligen Know-Hows zu beachtlichen<br />
Synergieeffekten. Die durchweg positiven Erfahrungen<br />
dieser Zusammenarbeit werden derzeit<br />
genutzt, um nach positiver Begutachtung der<br />
Antragsskizze, ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
gefördertes Graduiertenkolleg zu<br />
beantragen. Mit diesem Kolleg soll dem Bedarf<br />
an wissenschaftlich ausgebildetem Nachwuchs<br />
auf dem Gebiet der Verkehrstelematik Rechnung<br />
getragen werden.
Projektteilnehmer<br />
Forschungspartner<br />
Prof. Dr.-Ing. Bernhard Friedrich (Sprecher), Institut für Verkehr und Stadtbauwesen,<br />
Technische Universität Braunschweig<br />
Prof. Dr.-rer. pol. Dirk Christian Mattfeld, Institut für Wirtschaftsinformatik,<br />
Technische Universität Braunschweig<br />
Prof. Dr. rer. nat. Jörg P. Müller, Institut für Informatik, Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />
Prof. Dr.-Ing. Markus Fidler, Institut für Kommunikationstechnik, Leibniz Universität Hannover<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiter<br />
Dipl.-Math. oec. Daniel Schmidt, Institut für Verkehr und Stadtbauwesen,<br />
Technische Universität Braunschweig<br />
Dr. Jan Ehmke, Institut für Wirtschaftsinformatik, Technische Universität Braunschweig<br />
Dr. Maksims Fiosins, Institut für Informatik, Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />
Dipl.-Wirt.-Inf. Jana Görmer, Institut für Informatik, Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />
Dipl.-Ing. Hugues N. Tchouankem, Institut für Kommunikationstechnik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dipl.-Wirtsch.-Ing. Henrik Schumacher, Institut für Kommunikationstechnik, Leibniz Universität Hannover<br />
INFORMATIONEN ZUM PROJEKT 135
136<br />
RaMon – Radar-Based Spatial Monitoring<br />
Im Rahmen der Ausschreibung von <strong>NTH</strong>-Forschungsprojekten<br />
der Niedersächsischen Technischen<br />
Hochschule (Bottom-up-Initiative der <strong>NTH</strong>)<br />
wurde mit Mitteln des Niedersächsischen Ministeriums<br />
für Wissenschaft und Kultur das Projekt<br />
mit dem Thema „Radar-Based Spatial Monitoring<br />
– Radargestützte Erfassung geometrischer Veränderungen<br />
und Modellierung des dynamischen<br />
Verhaltens von Geoobjekten in der Energierohstoffgewinnung<br />
und Energieversorgung“ gefördert.<br />
Das Projekt gliedert sich in drei Teilprojekte<br />
unterschiedlicher fachlicher Ausrichtung, welche<br />
jeweils an Instituten der Mitgliedsuniversitäten der<br />
<strong>NTH</strong> bearbeitet wurden. Das Anliegen dieses Pro-<br />
jektes war es, in diesem international als Top-Forschungsthema<br />
identifi zierten Bereich der Radarinterferometrie,<br />
die vorhandene Kompetenz der drei<br />
Hochschulen zu bündeln und auszubauen.<br />
Im Ergebnis der Projektbearbeitungen stehen<br />
neben konkreten wissenschaftlichen Erkenntnissen,<br />
die in Veröffentlichungen, Master- und Promotionsarbeiten<br />
eingefl ossen sind, auch eine ganze<br />
Reihe neuer Forschungs- und Anwendungsprojekte<br />
zur Weiterentwicklung und Nutzung der entsprechenden<br />
Methoden. Der Mehrwert der Zusammenarbeit<br />
ergab sich in der Projektbearbeitung<br />
einerseits durch diese fachliche Unterstützung aus<br />
Radarinterferometrisch aus TerraSAR-X Aufnahmen bestimmte Bodenbewegungen (pro Farbzyklus 2 cm<br />
Höhenänderung); illustriert mit einem anderen Orts aufgezeichneten Radarintensitätsbild.
der Perspektive der verschiedenen Fachdisziplinen<br />
(Geodäsie, Ingenieurwesen, mathematische<br />
Statistik, Bildverarbeitung, Radartechnik, Hochfrequenzphysik)<br />
und andererseits durch die Nutzung<br />
von Ergebnissen z.B. für ein besseres Verständnis<br />
allgemeiner Zusammenhänge (Übertragung und<br />
Adaption aus der Satellitendatenverarbeitung auf<br />
terrestrische Radarinterferometer) oder zur verbesserten<br />
Interpretation von Daten und Berechnungsergebnissen<br />
(z.B. bei der PSI-Auswertung<br />
durch Objekterkennung). Diese Synergieeffekte<br />
haben wesentlich zum Erfolg der Projektbearbeitung<br />
beigetragen.<br />
Die Radarinterferometrie gehört zu den aktiven<br />
Fernerkundungsverfahren und nutzt satellitengetragene<br />
oder auch terrestrische Mikrowellen-<br />
Sensoren. Sie besitzt ein großes Potential für die<br />
Vermessung und das geometriebezogene Monitoring<br />
der Erdoberfl äche. Diese Messmethode<br />
bietet Verfahren zur Bestimmung großräumiger<br />
Bodenbewegungen (hervorgerufen z.B. durch<br />
Bergbau, Hangrutschungen, GW-Absenkungen)<br />
sowie von Formveränderungen einzelner Objekte<br />
(Gebäude, Infrastrukturanlagen, etc.). Mit ihrer<br />
großen zeitlichen und räumlichen Aufl ösung sowie<br />
ihrer hohen Messgenauigkeit im mm-Bereich<br />
kann die Radarinterferometrie für die Erfassung<br />
und Modellierung dynamischer Prozesse in der<br />
Anthroposphäre insbesondere im Bereich der<br />
Bergbaufolgenabschätzung und Natural Hazards<br />
eingesetzt werden. Entwickelt wurde die Radarinterferometrie<br />
ursprünglich für geophysikalische<br />
Anwendungen. Einen großen Bekanntheitsgrad<br />
hat die Methode durch die im Jahr 2000 von der<br />
NASA und der ESA durchgeführte Shuttle Radar<br />
Topographic Mission (SRTM 2000) erreicht, bei<br />
der für die gesamte Erde ein weitgehend vollständiges<br />
3D-Oberfl ächenmodell erzeugt wurde, das<br />
die Basisinformation z.B. für Google Earth bildet.<br />
Phasenwerte eines Interferogramms für die extrahierten<br />
PS-Kandidaten vor dem Hintergrund des mittleren<br />
Amplitudenbildes.<br />
Derzeit erlebt diese Anwendung eine Neuaufl age<br />
mit der deutschen TanDEM-X Satellitenmission<br />
zur Erstellung eines hochaufl ösenden globalen<br />
Oberfl ächenmodells in verbesserter Qualität.<br />
Im Rahmen des Forschungsprojektes konnte<br />
gezeigt werden, dass mit speziellen interferometrischen<br />
Auswerteverfahren die Überwachung<br />
unterirdischer Energierohstoffspeicher, z.B. eines<br />
Kavernenfeldes, sehr gut möglich ist. Tatsächlich<br />
lassen sich in der Auswertung Höhenänderungen<br />
der Erdoberfl äche im mm-Bereich bestimmen. Im<br />
Rahmen dieses Forschungsprojektes wurde an<br />
der Entwicklung alternativer Methoden gearbeitet,<br />
mit deren Hilfe schnell und unregelmäßig bzw.<br />
periodisch ablaufende Bewegungen besser detektiert<br />
werden können.<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
137
138<br />
Der terrestrische Radarscanner GPRI-2 montiert auf<br />
einem Messpfeiler.<br />
Ein weiterer wesentlicher Forschungsbeitrag des<br />
Projektes ist die Einführung von Verfahren aus der<br />
Mustererkennung in die Auswertung der Radardaten.<br />
So können Gruppen von Rückstreupunkten<br />
Fassadenstrukturen zugeordnet werden. In<br />
zukünftigen Arbeiten wird es durch diese Zuordnung<br />
möglich sein, die Genauigkeit durchgeführter<br />
Deformationsanalysen zu steigern. Im Projekt<br />
konnten substantielle Fortschritte bei der Übertragung<br />
von Auswertemethoden auf bodengebundene<br />
Radarsensoren gemacht werden und zwar<br />
sowohl für die Analyse von nieder- als auch von<br />
hochfrequenten Deformationsprozessen.<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
Die grundlegenden Arbeiten innerhalb von RaMon<br />
ermöglichten es, an der <strong>TU</strong> Braunschweig erfolgreich<br />
einen DFG-Großgeräteantrag zur Beschaffung<br />
eines für beide Fragestellungen geeigneten<br />
terrestrischen Radarsystems zu stellen. Am Institut<br />
für Geotechnik und Markscheidewesen der <strong>TU</strong><br />
<strong>Clausthal</strong> wurde schon im November 2010 ein terrestrisches<br />
Radarinterferometer GPRI-2 von der<br />
Firma GAMMA Remote Sensing AG (Schweiz) aus<br />
Mitteln der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> beschafft.<br />
Ein Ausdruck für den besonderen Mehrwert der<br />
Zusammenarbeit der trilateralen Projektgruppe ist<br />
die Gründung einer gemeinsamen Tagungsreihe<br />
GeoMonitoring (www.geo-monitoring.org), die mit<br />
internationaler Beteiligung sehr erfolgreich im Jahr<br />
2011 in <strong>Clausthal</strong>-Zellerfeld gestartet wurde, im<br />
März 2012 zum zweiten Mal (in Braunschweig)<br />
stattfand und 2013 in Hannover in Kooperation<br />
mit der Bundesanstalt für Geowissenschaften und<br />
Rohstoffe (BGR) fortgesetzt wird.<br />
Die entwickelten Methoden und erreichten Ergebnisse<br />
wurden in enger Kooperation der <strong>NTH</strong>-Projektpartner<br />
erarbeitet. Bei der inhaltlichen Bearbeitung<br />
von Teilaufgaben wurde auch mit externen<br />
Partnern zusammengearbeitet. Dafür wurden<br />
bestehende Kontakte zu den entsprechenden (im<br />
Abschlussbericht genannten) Organisationen und<br />
Einrichtungen genutzt und intensiviert und auch<br />
neue Kontakte geknüpft.
Radar-Based Spatial Monitoring – Teilprojekte<br />
Teilprojekt I: Methodische Erweiterung der Persistent Scatterer Interferometry (PSI) für das Monitoring<br />
zeitlich variierender Höhenänderungen. Institut für Geotechnik und Markscheidewesen (IGMC) der <strong>TU</strong><br />
<strong>Clausthal</strong><br />
Teilprojekt II: Analyse von nieder- und hochfrequenten Deformationsprozessen von Infrastrukturanlagen<br />
und geodynamisch aktiven Gebieten mit bodengebundenem Radar. Institut für Geodäsie und Photogrammetrie<br />
(IGP) der <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Teilprojekt III: Strukturelle und thematische Analyse von Deformationsprozessen aus differentieller SAR-<br />
Interferometrie durch automatische Bildinterpretation von SAR-Bildern. Institut für Photogrammetrie und<br />
GeoInformation (IPI) der Leibniz Universität Hannover<br />
Koordinator und Sprecher des Projekts<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Busch, Geschäftsführender Leiter,<br />
Institut für Geotechnik und Markscheidewesen (IGMC), Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />
Mitantragsteller<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang Niemeier, Geschäftsführender Leiter,<br />
Institut für Geodäsie und Photogrammetrie (IGP), Technische Universität Braunschweig<br />
Prof. Dr.-Ing. Uwe Sörgel, Institut für Photogrammetrie und GeoInformation (IPI),<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
Arbeitsgruppen<br />
Die wissenschaftliche Arbeitsgruppe am IGMC bestand aus:<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. W. Busch<br />
Akad. Rat Dr. rer. nat. Steffen Knospe<br />
Dipl.-Phys. Britta Riechmann<br />
und wurde durch studentische Hilfskräfte und technische Mitarbeiter unterstützt.<br />
Die wissenschaftliche Arbeitsgruppe des IGP der <strong>TU</strong> Braunschweig bestand aus:<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang Niemeier<br />
Akad. ORat Dr.-Ing. Björn Riedel<br />
M.Sc. Donglie Liu (01.02.2010 – 30.11.2011)<br />
Dipl.-Ing. Martin Lehmann (15.06.2010 – 31.12.2011)<br />
Diese Arbeitsgruppe wurde durch studentische Hilfskräfte, Diplomanden und technische<br />
Mitarbeiter des IGP unterstützt.<br />
Die wissenschaftliche Arbeitsgruppe am IPI der Leibniz Universität Hannover bestand aus:<br />
Prof. Dr.-Ing. U. Sörgel<br />
Dr.-Ing. Jan Dirk Wegner<br />
und wurde durch Doktoranden und Studierende unterstützt.<br />
INFORMATIONEN ZUM PROJEKT 139
140<br />
Hydraulische Prozesse und Eigenschaften<br />
partiell hydrophober Böden<br />
Böden im Spannungsfeld Klimawandel<br />
und zunehmender Bevölkerung<br />
Keine Ressource wird für die Nahrungsmittelproduktion<br />
in der Zukunft wichtiger als Wasser sein.<br />
Die Ausbeutung globaler Wasserressourcen hat<br />
aber bereits in der Vergangenheit verfügbare<br />
Reserven erheblich reduziert und Prognosen zum<br />
Klimawandel legen nahe, dass für die Landwirtschaft<br />
benötigtes Wasser, insbesondere auch pro<br />
Kopf der Erdbevölkerung gerechnet, knapper wird.<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
Die potenziellen Implikationen für die Menschheit<br />
sind besorgniserregend wie z.B. zurückgehende<br />
Nahrungsmittelproduktion von unseren bereits<br />
hochintensiv genutzten Böden.<br />
Wie gut oder schlecht ein Boden Wasser aufnimmt<br />
und transportiert, ist von entscheidender Bedeutung<br />
für die hydraulischen Standorteigenschaften<br />
und somit auch für die Vegetation. Benetzungshemmungen<br />
entstehen z.B. durch die spezielle<br />
chemische Beschaffenheit der natürlich gebilde-<br />
Infi ltrationsfl äche<br />
Präferenzielle<br />
Fließwege<br />
Hydrophober Sandboden: Wasser perlt auf der Oberfl äche ab. Ausbildung präferenzieller Fließwege<br />
im hydrophoben Boden nach<br />
Infi ltration einer Farbstoffl ösung<br />
von der Bodenoberfl äche.
ten organischen Bodensubstanz. Eine Verstärkung<br />
wasserabweisender Eigenschaften mancher<br />
Böden infolge der Wirkungen des Klimaeffektes<br />
ist aber aufgrund zahlreicher Befunde zu erwarten.<br />
Die Wasserbewegung in der oberfl ächennahen<br />
Boden- und Verwitterungszone, wo sich<br />
zumeist die Wurzeln der Pfl anzen befi nden, lässt<br />
sich bislang nur unzureichend vorhersagen, es<br />
ist aber anzunehmen, das sich die Wasserspeicherfähigkeit<br />
des Bodens infolge zunehmender<br />
Benetzungshemmungen deutlich verringert. Bei<br />
Starkregen kann der Boden dann die große Wassermenge<br />
nicht schnell genug aufnehmen. Niederschlag<br />
fl ießt oberfl ächlich ab, Verschlämmung und<br />
Überschwemmungen sind die Folge. Ein weiterer<br />
Teil strömt auf bevorzugten Fließwegen durch den<br />
Boden. Das Wasser verbleibt somit kaum in der<br />
Wurzelzone, der Boden durchnässt nicht genügend,<br />
sondern bleibt weitgehend trocken.<br />
Auf der anderen Seite gibt es auch ein Potenzial,<br />
die Benetzungseigenschaften durch geeignete<br />
Substanzen in bereits geringer Menge gezielt zu<br />
verändern. Damit können positive Effekte wie z.B.<br />
die Reduktion unproduktiver Wasserverdunstung<br />
von landwirtschaftlichen Bodenoberfl ächen<br />
gefördert werden. Darüber hinaus können Benetzungshemmungen<br />
auch als ein Schlüsselprozess<br />
sowohl bei der Stabilisierung der physikalischen<br />
Bodenstruktur als auch bei der Bindung atmosphärischen<br />
Kohlenstoffs in Form organischer<br />
Substanz in Böden betrachtet werden. Für eine<br />
gezielte Veränderung der Benetzungseigenschaften<br />
von Böden ist aber ein grundsätzliches Verständnis<br />
des Grenzfl ächenphänomens essenziell.<br />
Hier liegen insbesondere die Defi zite im heutigen<br />
Erkenntnisstand, aber dieser Umstand bietet auch<br />
den Ansatzpunkt für dieses <strong>NTH</strong>-Projekt.<br />
Hydraulische Modellierung der Wasserbewegung im<br />
Boden.<br />
Welche Ergebnisse wurden<br />
im Projekt erzielt?<br />
Das Phänomen war grundsätzlich bekannt, doch<br />
fehlten bislang Methoden, um die Wirkung der<br />
Benetzbarkeit auf die Wasserbewegung genau zu<br />
bestimmen. In diesem auf Grundlagenforschung<br />
ausgerichteten bilokalen Kooperationsprojekt der<br />
Arbeitsgruppen Bachmann (Leibniz Universität<br />
Hannover) und Durner (<strong>TU</strong> Braunschweig) wurden<br />
die Eigenschaften von teilhydrophoben Böden<br />
erforscht und quantifi ziert. Die zentrale Hypothese<br />
bestand darin, dass es durch eine Kombination von<br />
Messung und Modellbildung möglich ist, die Basisprozesse<br />
für das hydraulische Verhalten von Böden<br />
mit zeitlich variierender Hydrophobie zu verstehen,<br />
quantitativ zu erfassen, geeignet zu parametrisieren,<br />
und somit den Wassertransport in natürlichen<br />
Böden durch numerische Modellierung richtig vorherzusagen.<br />
Diese Kombination von Messung und<br />
Modellierung gelang weitestgehend, die Projektziele<br />
in diesem Vorhaben wurden größtenteils erreicht.<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
141
142<br />
Das Kooperationsprojekt führte zu Erkenntnissen,<br />
die künftig eine verbesserte Abbildung der Dynamik<br />
von Wasser, Wärme, gelösten Stoffen und Gasen<br />
in der oberfl ächennahen Boden- und Verwitterungszone<br />
ermöglichen. Mittelfristig wird dies zu Lösungen<br />
in wichtigen Feldern der Umweltwissenschaften<br />
beitragen können. Wesentliche Ergebnisse<br />
dieses <strong>NTH</strong>-Projektes sind in die Antragstellung für<br />
eine Forschergruppe gefl ossen, die im September<br />
2012 im Antragstellerkolloquium positiv begutachtet<br />
wurde. Im Rahmen dieser Forschergruppe wurden<br />
3 Projekte für Hannover eingeworben.<br />
Wie es mit dem Projekt weitergeht:<br />
Folgeaktivitäten<br />
Im nächsten Schritt soll eine Ausweitung des Forschungsspektrums<br />
durch die Hinzunahme von<br />
Pfl anzen auf natürlichen Standorten erfolgen. Es<br />
wird damit eine starke Verbindung mit der Uni Göt-<br />
X-Ray Source:<br />
Al Kα<br />
h v<br />
Sample<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
Detector<br />
Photoelectrons<br />
Emission depth<br />
d= 3λ (3-10nm)<br />
tingen aufgebaut, die im Rahmen dieses Projektes<br />
bereits angebahnt wurde, sowie eine weitergehende<br />
Vernetzung mit dem Umweltforschungszentrum<br />
Leipzig, UFZ. Entsprechende Antragsstellungen<br />
befi nden sich in Vorbereitung oder sind<br />
bereits umgesetzt.<br />
Längerfristiges Ziel ist eine Ausweitung der Kooperationen<br />
auf angrenzende Fachgebiete an der <strong>TU</strong><br />
Braunschweig (Schwerpunkt Bau und Umwelt)<br />
sowie der Leibniz Universität Hannover (Schwerpunkt<br />
Geowissenschaften), etwa mit technischen<br />
Anwendern. Die untersuchte Thematik der Benetzungshemmungen<br />
wird im technischen Kontext,<br />
z.B. im Bewässerungsfeldbau unter Verwendung<br />
von Abwässern, insbesondere in der Faktorenkombination<br />
Bevölkerungswachstum / Wasserknappheit<br />
/ Klimawandel, auf globaler Skala von<br />
zunehmender Bedeutung sein.
Zusammenarbeit zwischen den<br />
Mitgliedsuniversitäten<br />
Die Zusammenarbeit zwischen den Universitäten<br />
erfolgte absolut reibungslos und führte zu einer<br />
maßgeblichen Intensivierung der Kooperation<br />
der Arbeitsgruppen Bachmann und Durner, sowie<br />
zu einer signifi kanten Verstärkung der gebündelten<br />
Kompetenzen der <strong>NTH</strong> auf dem Gebiet der<br />
Beschreibung von Stoff- und Gasfl üssen an der<br />
Grenze Boden-Atmosphäre. Die Kooperation<br />
führte zu Resultaten, die in Einzelforschungsvorhaben<br />
der beteiligten Partner nicht hätten erzielt<br />
werden können und bildet bereits jetzt den Kernpunkt<br />
vernetzter bodenhydraulischer Forschung<br />
in Niedersachsen mit einer internationalen Sichtbarkeit.<br />
Die Projektfortschritte wurden über die<br />
gesamte Zeit intensiv mit der wissenschaftlichen<br />
Gemeinschaft kommuniziert. Sie fanden (und fi nden)<br />
weitreichende Beachtung.<br />
Ein im Verbund mit dem Festkörperzentrum der<br />
Leibniz Universität Hannover beantragtes und<br />
inzwischen in Betrieb genommenes Großgerät<br />
(Photoelektronenspektroskopie, XPS) erlaubt die<br />
chemische Analyse der Grenzfl äche im molekularen<br />
Maßstab, was im Zusammenhang mit der<br />
beschriebenen Forschung von Bodengrenzfl ächen<br />
in Kombination mit der hydraulischen Modellierung<br />
ein weiteres Alleinstellungsmerkmal in der<br />
bodenhydraulischen Forschung im Zentrum der<br />
<strong>NTH</strong> darstellt.<br />
Projektteilnehmer<br />
Projektleiter<br />
Prof. Dr. Wolfgang Durner (Sprecher),<br />
Institut für Geoökologie<br />
(Abt. Bodenkunde und Bodenphysik),<br />
Technische Universität Braunschweig<br />
Apl. Prof. Dr. Jörg Bachmann<br />
Institut für Bodenkunde (Abt. Bodenphysik),<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
Mitarbeiter<br />
Dr. Efstathioas Diamantopoulos,<br />
<strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dr. Axel Lamparter,<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
Dr. Agnieszka Reszkowska,<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
INFORMATIONEN ZUM PROJEKT 143
144<br />
Multivariate Modellierung in Finanz- und<br />
Versicherungsmathematik<br />
In diesem Projekt, das von den Instituten für Stochastik<br />
der <strong>TU</strong> Braunschweig und der Leibniz Universität<br />
Hannover durchgeführt wurde, ging es um<br />
Modellierungsfragen und Grundlagenforschung für<br />
Finanz- und Versicherungsmathematik zugrundeliegende<br />
Prozesse. Spezifi sch wurden vier Teilprojekte<br />
behandelt, nämlich multivariate verallgemeinerte<br />
Ornstein-Uhlenbeckprozesse, Statistische<br />
Tests bei multivariaten Ordnungen, Statistik für<br />
Volatilitätsmodelle und Copulas, sowie multivariate<br />
Prozesse in der Versicherungsmathematik. Im Folgenden<br />
soll nur ein kleiner Ausschnitt der erzielten<br />
Ergebnisse genauer beschrieben werden, wobei<br />
wir uns zunächst auf verallgemeinerte Ornstein-<br />
Uhlenbeckprozesse konzentrieren.<br />
Um ein Beispiel für eindimensionale verallgemeinerte<br />
Ornstein-Uhlenbeckprozesse zu geben,<br />
betrachten wir zunächst das klassische Cramer-<br />
Lundbergmodell. Darin wird das Vermögen Vt einer Versicherung zur Zeit t modelliert durch<br />
wobei v das Startkapital ist, p die Prämienrate, N 0 t<br />
die Anzahl der Schäden bis zum Zeitpunkt t und Yi die Höhe des i-ten Schadens. Üblicherweise wird<br />
davon ausgegangen, dass die Schadenhöhen<br />
identisch verteilt und unabhängig sind und dass<br />
(N ) einem Poissonprozess folgt. Defi niert man<br />
t t≥0<br />
Lt := pt − �Nt i=1 Yi, so schreibt sich obige<br />
Gleichung als V = v + L , oder dV = dL und V t 0 t t t 0<br />
= v . Das Cramer-Lundbergmodell beinhaltet nicht<br />
0<br />
den Fall, in dem die Versicherung ihr Vermögen<br />
investiert. Eine Möglichkeit, so etwas einzubauen,<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
Nt �<br />
Vt = v0 + pt − Yi,<br />
Yi<br />
k=1<br />
wurde von Paulsen [5] gegeben, der das Vermögen<br />
einer Versicherung durch die stochastische<br />
Differentialgleichung<br />
V0 = v0, dVt = Vt−dUt + dLt<br />
(1)<br />
modelliert hat. Hierbei ist (L ) wie oben beschrie-<br />
t t≥0<br />
ben, und (U ) beschreibt den Renditenprozess<br />
t t≥0<br />
eines Marktes. Die Versicherung investiert ihr Vermögen<br />
also in den durch U beschriebenen zufälligen<br />
Markt und erhält durch den durch L beschriebenen<br />
Prozess Prämieneinnahmen und begleicht<br />
Schäden. Betrachtet man in Gleichung (1) (U,L)<br />
als bivariaten Lévyprozess, also als einen bivariaten<br />
Prozess mit unabhängigen und identisch<br />
verteilten Zuwächsen, so defi niert (1) einen eindimensionalen<br />
verallgemeinerten Ornstein-Uhlenbeckprozess.<br />
Er hat nicht nur Anwendungen in<br />
der Versicherungsmathematik, sondern zum Beispiel<br />
auch in der Finanzmathematik als zeitstetiger<br />
GARCH Prozess, genannt COGARCH.<br />
Ein Ziel des Projekts war es, sinnvoll multivariate<br />
Verallgemeinerungen des verallgemeinerten<br />
Ornstein-Uhlenbeckprozesses zu defi nieren. Was<br />
aber ist mit „sinnvoll“ gemeint? Eine einfache Variante<br />
wäre sicher, in (1) einfach geeignete multivariate<br />
Lévyprozesse einzusetzen und dann das<br />
Ergebnis zu untersuchen. Etwas besser erscheint<br />
aber das folgende Vorgehen: Ein verallgemeinerter<br />
Ornstein-Uhlenbeckprozess zeichnet sich<br />
dadurch aus, dass der Prozess für alle h > 0 eine<br />
Rekurrenzgleichung der Form<br />
Vnh = A (h)<br />
n V (n−1)h + B (h)<br />
n , n ∈ N,<br />
(2)
erfüllt, wobei die Koeffi zienten (A (h)<br />
n ,B (h)<br />
n )n∈N<br />
eine unabhängige und identisch verteilte Folge<br />
von Zufallsvektoren in R2 bilden. Die Idee war es<br />
nun, dies als die entscheidende Eigenschaft eines<br />
verallgemeinerten Ornstein-Uhlenbeckprozesses<br />
zu identifi zieren und in Analogie zu versuchen, alle<br />
d-dimensionalen Prozesse (V ) zu charakterisie-<br />
t t≥0<br />
ren, die zu jedem h > 0 eine Rekurrenzgleichung<br />
der Form (2) erfüllen mit unabhängigen und identisch<br />
verteilten Koeffi zienten (A (h)<br />
n ,B (h)<br />
n )n∈N<br />
aus Rdxd × Rd . In [2] konnte gezeigt werden, dass<br />
dies gerade zur stochastischen Differentialgleichung<br />
V0 = v0, dVt = dUt Vt− + dLt,<br />
(3)<br />
mit Lévyprozessen (U,L) führt, welche auch gelöst<br />
werden konnte. Die so defi nierten verallgemeinerten<br />
Ornstein-Uhlenbeckprozesse konnten auf<br />
verschiedene Eigenschaften wie Stationarität,<br />
Momentenbedingungen und andere hin unter-<br />
sucht werden und weiter verallgemeinert werden.<br />
Es hat sich gezeigt, dass verallgemeinerte<br />
Ornstein-Uhlenbeckprozesse insbesondere zu<br />
COGARCH(p,q)-Modellen führen, also zeitstetigen<br />
GARCH-Modellen höherer Ordnung. Spezifi<br />
sche Untersuchungen für Anwendungen zum<br />
Beispiel in der Versicherungsmathematik sollen<br />
in der Zukunft erfolgen. Als zweites Beispiel der<br />
erzielten Ergebnisse wollen wir nun das Projekt<br />
Statistische Tests bei multivariaten Ordnungen<br />
genauer beleuchten. In der Risikotheorie wird ein<br />
Risiko durch eine Zufallsvariable beschrieben und<br />
multivariate Risiken durch Zufallsvektoren. Eine<br />
sich natürlich aufdrängende Frage ist, welches<br />
zweier Risiken das größere ist? Bevor man diese<br />
Frage beantwortet, muss man allerdings erst klären,<br />
wann ein Risiko überhaupt als größer als ein<br />
anderes bezeichnet werden kann. Natürlich sind<br />
nicht alle Risiken vergleichbar, und bei multivariaten<br />
Risiken ist es noch komplizierter. Ein Ansatz<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
145
146<br />
ist es, einen Zufallsvektor X als kleiner als einen<br />
Vektor Y zu bezeichnen, wenn für eine vorher vorgegebene<br />
Funktionenklasse F gilt, dass Ef(X) ≤<br />
Ef(Y) für alle f ∈ F . Wir schreiben hierfür X ≤F<br />
Y. Spezielle Beispiele hierfür sind die Laplaceordnung<br />
oder die Konkordanzordnung. Liegen nun<br />
Daten von Zufallsvektoren X und Y vor, so ist es<br />
wichtig, zu entscheiden, ob ein Zufallsvektor kleiner<br />
als der andere ist in oben defi niertem Sinn.<br />
Insofern wurden in dem Projekt Tests entwickelt<br />
für die Hypothese X ≤F Y gegen die Alternative X<br />
/≤F Y . Dabei wurde die Grenzverteilung der vorgestellten<br />
Testgrößen bei Gültigkeit der Hypothese<br />
und unter speziellen Alternativen bestimmt. Auch<br />
Effi zienzvergleiche konnten bei Teilhypothesen<br />
durchgeführt werden, und Bootstrapverfahren für<br />
die Testgrößen konnten untersucht werden. Die<br />
Ergebnisse haben insbesondere zu der Dissertation<br />
[3] geführt.<br />
Im Teilprojekt Statistik für Volatilitätsmodelle und<br />
Copulas ging es unter anderem um die probabilistische<br />
Untersuchung und Entwicklung von<br />
Bootstrapverfahren für multivariate Zeitreihen und<br />
insbesondere der für Finanzzeitreihen wichtigen<br />
Volatilität. Dies führte unter anderem zu zwei Dissertationen<br />
[4, 6]. Drei weitere sind in Bearbeitung<br />
und können voraussichtlich 2012 bzw. 2013 abgeschlossen<br />
werden.<br />
Als weiteren wichtigen Punkt des Projekts sei<br />
noch auf die multivariaten Prozesse in der Versicherungsmathematik<br />
hingewiesen. Hierbei wurden<br />
insbesondere verschiedene Aspekte des TaS-<br />
Modells von Bäuerle und Grübel [1] untersucht.<br />
Speziell wurden Ergebnisse zur Rekonstruktion<br />
der Zuordnung der Primär- und Sekundärschäden<br />
von Versicherungen erzielt, sowie Tests und Schätzer<br />
für die Verzögerungsverteilung untersucht.<br />
Es hat sich herausgestellt, dass dieses Problem<br />
Gemeinsamkeiten mit zwei intensiv untersuchten<br />
Fragestellungen der modernen Statistik hat, näm-<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
lich dem deconvolution problem und dem broken<br />
sample problem. Die Ergebnisse haben insbesondere<br />
zu einer Dissertation [7] geführt.<br />
Insgesamt konnten mehrere projektrelevante Publikationen<br />
in internationalen wissenschaftlichen<br />
Zeitschriften veröffentlicht werden. Ein wichtiger<br />
weiterer Punkt war aber auch die Organisation<br />
von Tagungen, um die Sichtbarkeit der <strong>NTH</strong> zu<br />
erhöhen. So wurde vom 8. bis 10. März 2010 der<br />
First <strong>NTH</strong> Workshop on Finance and Insurance<br />
Mathematics und vom 30. Juni bis 2. Juli 2011<br />
der Second <strong>NTH</strong> Workshop on Finance and Insurance<br />
Mathematics in Braunschweig abgehalten.<br />
Dabei konnten mehrere international renommierte<br />
Sprecher gewonnen werden. Beide Workshops<br />
hatten ca. 50 Teilnehmer. Des Weiteren wurde die<br />
Satellite Summer School on Lévy Processes vom<br />
22. bis 24. Juli 2010 in Braunschweig unterstützt,<br />
bei der ca. 110 Personen teilnahmen. Schließlich<br />
konnten noch ein Doktorandenworkshop und mehrere<br />
Kolloquien organisiert werden.<br />
Durch das gemeinsame Projekt konnte den Doktoranden<br />
in Braunschweig und Hannover ein großes<br />
wissenschaftliches Spektrum geboten werden und<br />
die internationale Sichtbarkeit der <strong>NTH</strong> erhöht werden.<br />
Mehrere Doktoranden konnten zur Promotion<br />
geführt werden. Es sind zahlreiche Veröffentlichungen<br />
hervorgegangen und Fragestellungen<br />
entstanden, die zu weiteren wissenschaftlichen<br />
Veröffentlichungen führen werden.
Projektteilnehmer<br />
Prof. Dr. Ludwig Baringhaus, Institut für Mathematische Stochastik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dr. Anita Behme, Institut für Mathematische Stochastik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dr. Dennis Behnke, Institut für Mathematische Stochastik, Leibniz Universität Hannover<br />
Gang Feng, Institut für Mathematische Stochastik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Thorsten Fink, Institut für Mathematische Stochastik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Prof. Dr. Rudolf Grübel, Institut für Mathematische Stochastik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dr. Carsten Jentsch, Institut für Mathematische Stochastik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dr. Thomas Knispel, Institut für Mathematische Stochastik, Leibniz Universität Hannover<br />
Prof. Dr. Jens-Peter Kreiß, Institut für Mathematische Stochastik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Prof. Dr. Alexander Lindner, Institut für Mathematische Stochastik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Marco Meyer, Institut für Mathematische Stochastik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Dr. Markus Schicks, Institut für Mathematische Stochastik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Felix Spangenberg, Institut für Mathematische Stochastik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Prof. Dr. Stefan Weber, Institut für Mathematische Stochastik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dr. Hendrik Wegener, Institut für Mathematische Stochastik, Leibniz Universität Hannover<br />
Dr. Bernd Vollenbröker, Institut für Mathematische Stochastik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
Literatur<br />
[1] Bäuerle, N. und Grübel, R. (2005) Multivariate counting processes: copulas and beyond. Astin Bull. 35, 379–408.<br />
[2] Behme, A.D. (2011) Generalized Ornstein–Uhlenbeck Processes and Extensions. Dissertation, <strong>TU</strong> Braunschweig.<br />
[3] Behnke, D. (2012) Nichtparametrische Zweistichproben-Tests für multivariate stochastische Integralordnungen.<br />
Dissertation, Leibniz Universität Hannover.<br />
[4] Jentsch, C. (2010). The Multiple Hybrid Bootstrap and Frequency Domain Testing for Periodic Stationarity. Dissertation,<br />
<strong>TU</strong> Braunschweig.<br />
[5] Paulsen, J. (1993) Risk theory in a stochastic economic environment. Stoch. Process. Appl. 43, 327–361.<br />
[6] Vollenbröker, B.K. (2011) Strictly stationary solutions of multivariate ARMA and univariate ARIMA equations. Dissertation,<br />
<strong>TU</strong> Braunschweig.<br />
[7] Wegener, H. (2010) Stochastische Modelle mit zeitlich gekoppelten Ereignissen: Rekonstruktion der Zuordnung<br />
und Schätzen der Verzögerungsverteilung. Dissertation, Leibniz Universität Hannover.<br />
INFORMATIONEN ZUM PROJEKT 147
148<br />
Geomimetik – Übertragung von Geoprozessen<br />
in materialtechnische Anwendungen für Energie<br />
und Umwelt am Beispiel der Glaskorrosion<br />
Hintergrund<br />
Die Korrosion von Glas ist sowohl in natürlichen<br />
Systemen als auch in verschiedensten technischen<br />
Anwendungen von großer Bedeutung. Ein eingehendes<br />
Verständnis der Korrosionsmechanismen<br />
ist die Voraussetzung, um technische Gläser für<br />
eine möglichst dauerhafte Anwendung durch geeignete<br />
Rohstoffauswahl in Funktion zu bringen. Die<br />
Verbesserung der Dauerhaftigkeit von Glasmaterialien<br />
war der zentrale Forschungsgegenstand<br />
des Vorhabens. Basierend auf dem „Archiv“ der in<br />
der Natur vorkommenden verschiedenen Gläser<br />
mit unterschiedlicher Art, Intensität und Dauer der<br />
Bewitterung war der Ansatz, Abläufe in natürlichen<br />
geochemischen Systemen nach dem geomimetischen<br />
Prinzip auszuwerten und die Ergebnisse für<br />
die Entwicklung neuer Glasmaterialen und die Verbesserung<br />
von Verfahrenstechniken zu nutzen.<br />
Die Kooperation<br />
Am Institut für Nichtmetallische Werkstoffe der <strong>TU</strong><br />
<strong>Clausthal</strong> in der Arbeitsgruppe Glas und Glastechnologie<br />
(Prof. J. Deubener) liegt ein Schwerpunkt<br />
der Forschung auf dem Bereich der Glaskorrosion<br />
unter Einbeziehung spezieller oberfl ächenanalytischer<br />
Methoden, wobei dem Frühstadium der Korrosion<br />
bis in den nanoskopischen Bereich besonderes<br />
Interesse gilt. Forschungsschwerpunkte der<br />
Arbeitsgruppe Petrologie (Prof. F. Holtz, Prof. H.<br />
Behrens) am Institut für Mineralogie der Leibniz<br />
Universität Hannover liegen im Bereich magmatischer<br />
Systeme und Vulkanismus. Arbeiten zur<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
Korrosion von Mineralen und Gläsern durch verschiedene<br />
wässrige Phasen wurden in den letzten<br />
Jahren aufgenommen. Neben den Arbeiten zur<br />
Glaskorrosion sind beide Institute auch in festkörperorientierte<br />
Zentren eingebunden, das Energie-<br />
Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN, <strong>TU</strong><br />
<strong>Clausthal</strong>) und das Zentrum für Festkörperchemie<br />
und Neue Materialien (ZFM, Leibniz Universität<br />
Hannover). Es war deshalb naheliegend, die<br />
Zusammenarbeit zwischen den beiden Instituten<br />
der <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten zu intensivieren,<br />
gemeinsame Schwerpunkte zu defi nieren und<br />
neue Forschungsfelder anzugehen.<br />
Geomimetik<br />
Bei dem geomimetischen Bottom-up Ansatz steht<br />
das Erkennen und Beschreiben von grundlegenden<br />
Mechanismen und deren Abstraktion und Übertragung<br />
auf andere Systeme im Vordergrund. Hier<br />
kann zum Beispiel die Analyse von natürlichen<br />
Proben, die das Produkt von Jahrtausenden oder<br />
Jahrmillionen währenden Prozesses sind, Rückschlüsse<br />
auf langzeitige Prozesse in Umwelt und<br />
Technik ermöglichen. Dadurch sollen Möglichkeiten<br />
für neue technische Anwendungen identifi ziert oder<br />
bestehende Lösungen verbessert werden. Ein Beispiel<br />
sind petrologische Untersuchungen von marinen<br />
Basaltgläsern, die der Korrosion durch Meerwasser<br />
ausgesetzt waren. Die Untersuchungen<br />
dieser Materialien können Aussagen ermöglichen<br />
über die Langzeitstabilität von Gläsern, die bei der<br />
küstennahen solaren Energiewandlung und Meerwasserentsalzung<br />
eingesetzt werden. Der Ansatz
erhält das volle Potential, wenn er mit systematischen<br />
experimentellen Arbeiten kombiniert wird.<br />
Auch hier ist der Vergleich natürlicher und technischer<br />
Systeme der Ausgangspunkt für ein verbessertes<br />
Material- und Prozessverständnis.<br />
Korrosionsformen natürlicher und<br />
technischer Gläser<br />
Natürliche und technische Gläser wurden ausgewählt,<br />
um Alterations- und Korrosionsformen in ihrer<br />
Beziehung zur Glaszusammensetzung, dem Verwitterungsmilieu<br />
und der Dauer der Exposition zu<br />
untersuchen. Um die Abläufe stärker systematisch<br />
im geomimetischen Ansatz zu betrachten, wurde<br />
eine Serie von Langzeitkorrosionsexperimenten mit<br />
einer Laufzeit von 500 Tagen im Temperaturbereich<br />
von 4–105°C in verschiedenen Lösungen und zuge-<br />
Lasermikroskopische Aufnahme eines verwitterten<br />
natürlichen basaltischen Glases vom mittelatlantischen<br />
Rücken, ca. 60°C für 10000 Jahre (a) und<br />
rasterelektronenmikroskopische Aufnahme eines<br />
Kalknatronsilicatglases nach Korrosion im Meerwasser<br />
bei 105°C und 500 Tagen (b).<br />
höriger Dampfphase durchgeführt. In diese Experimente<br />
wurden fünf technische Kalknatron-Silicatgläser,<br />
die in typischer Weise für solare Anwendungen<br />
eingesetzt werden, und ein basaltisches Glas eingesetzt.<br />
Zur Übertragung grundlegender Korrosionsmechanismen<br />
in Solarglasanwendungen wurden<br />
vergleichende Bewertungen der Oberfl ächenmorphologie<br />
durchgeführt. Auf beiden Proben entstehen<br />
rundliche Lösungshohlformen.<br />
Mechanische Beständigkeit von<br />
Kalknatronsilicatglas<br />
Kalknatronsilicatglas wird in der Solarindustrie<br />
bevorzugt angewendet. Durch Korrosion an der<br />
Oberfl äche kommt es zu einer Veränderung der<br />
nanomechanischen Eigenschaften. Die Sprödigkeit<br />
von Gläsern in Abhängigkeit von der Ober-<br />
Die Darstellung der Oberfl ächen mit Atomic Force<br />
Microscopy (AFM) zeigt deutlich die Veränderung der<br />
Rauigkeit der Glasoberfl äche und den Einfl uss auf<br />
die Rissbildungswahrscheinlichkeit. Eindruckform des<br />
pyramidenförmigen Indenter und der an den Ecken<br />
ausgelösten Rissbildung mit a) glatter Oberfl äche<br />
und b) markanter Oberfl ächenrauigkeit und fehlender<br />
Risse.<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
149
150<br />
fl ächenbehandlung/Bewitterung wurde mit Ein-<br />
druckexperimenten mit einem pyramidenförmigen<br />
Indenter, der zur Rissbildung in den Eindruckecken<br />
führt, untersucht. In nachfolgenden mikroskopischen<br />
Aufnahmen mit Rasterkraftmikroskopie<br />
(AFM) zeigte sich, dass glatte Oberfl ächen Rissbildung<br />
begünstigen, während diese durch raue<br />
Oberfl ächen unterdrückt wird.<br />
Mehrwert der Kooperation<br />
Hannover/<strong>Clausthal</strong> für die <strong>NTH</strong><br />
Aus der Geomimetik-Initiative ist eine Reihe<br />
von neuen, teilweise kooperativen Projekten<br />
der Antragsteller entstanden. Weiterhin wurden<br />
durch das Vorhaben internationale Aktivitäten und<br />
Kooperationen unterstützt. Dieses ist das Fundament<br />
für zukünftige Projektanträge und Drittmitteleinwerbungen<br />
an der Schnittstelle Geowissenschaften/Materialwissenschaften<br />
der <strong>NTH</strong>. Die<br />
verschiedenen Aktivitäten sind:<br />
Short Course/Summer School „Sulfur in magmas<br />
and melts and its importance for natural and technical<br />
processes – bridging Geoscience and Materials<br />
Engineering“<br />
Unterstützt von der <strong>NTH</strong>-Initiative „Geomimetik“<br />
wurde von Prof. H. Behrens und Prof. J. Deubener<br />
(zusammen mit Dr. J.D. Webster, New York) ein<br />
fünftägiger Workshop im August 2011 durchgeführt.<br />
Siehe auch www.msasulfurinmelts.org.<br />
<strong>NTH</strong>-Graduiertensc hule GeoFluxes<br />
Die Graduiertenschule GeoFluxes hat das Ziel,<br />
die Rolle von Fluid gebundenem Austausch in verschiedenen<br />
Systemen der Erde und Umwelt unter<br />
besonderer Beachtung von Georessourcen weiter<br />
zu erforschen. Die in dem <strong>NTH</strong>-Bottom-up-Projekt<br />
„Geomimetik“ durchgeführten Arbeiten waren eine<br />
wichtige Vorbereitung der Graduiertenschule im<br />
Hinblick auf eine Verknüpfung zwischen Grundlagenforschung<br />
an natürlichen Geosystemen und<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
Exploration von Ressourcen. Die Graduiertenschule<br />
wird von den drei <strong>NTH</strong>-Universitäten sowie<br />
der Bundesanstalt für Geowissenschaften und<br />
Rohstoffe (BGR) ausgerichtet. An der Graduiertenschule<br />
sind zwei der Antragsteller, Prof. F. Holtz<br />
(2. Sprecher) und Prof. H. Behrens beteiligt. Siehe<br />
auch www.nth-geofl uxes.de.<br />
DFG Antrag „Alterationsmechanismen von basaltischen<br />
und rhyolitischen Gläsern unter Berücksichtigung<br />
der Lösungschemie und passivierender<br />
Eigenschaften von Palagonit – eine Fallstudie an<br />
den ICDP Bohrungen in Hawaii und Snake River<br />
Plain“ im SPP 1006<br />
Die Untersuchungen an natürlichen Gläsern in<br />
diesem Vorhaben ergaben eine starke Abhängigkeit<br />
des Verwitterungsverlaufes von der Lösungschemie<br />
und Beobachtungen zu umfangreicher<br />
Restsaumbildung, die eine Diffusionsbarriere für<br />
gelöste Stoffe darstellen kann und damit den Verwitterungsverlauf<br />
erheblich verlangsamt. Da diese<br />
Beobachtungen zum Teil deutlichen Neuigkeitswert<br />
haben, die Korrosion natürlicher Gläser von hoher<br />
Bedeutung für lokale und globale Nährstofffl üsse<br />
sind und um den geomimetischen Forschungsansatz<br />
weiter zu vertiefen, wurde ein Antrag von Prof.<br />
H. Behrens im SPP 1006, Internationales Kontinentales<br />
Bohrprogramm (ICDP) der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft im August 2011 gestellt<br />
und bewilligt. Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit<br />
mit der Arbeitsgruppe von Prof. J. Deubener<br />
in <strong>Clausthal</strong> durchgeführt.<br />
Gemeinsames Projekt <strong>Clausthal</strong>/Hannover im<br />
DFG-Schwerpunktprogramm SPP 1594 “Topological<br />
Engineering of Ultra-strong Glasses”<br />
In das vom Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
neu eingerichtete Schwerpunktprogramm<br />
1594 ”Topological Engineering of<br />
Ultra-strong Glasses” wurde ein gemeinsamer<br />
Projektantrag von Prof. J. Deubener und Prof. H.<br />
Behrens (Förderungsnummern DE 598/22-1, BE
1720/31-1, zusammen mit Dr. Ralf Müller von der<br />
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung,<br />
Berlin) eingebracht. Thema des Projektes ist die<br />
Untersuchung des Einfl usses von strukturellen<br />
Parametern und Relaxationsprozessen auf die<br />
Ermüdung und die mikromechanischen Eigenschaften<br />
von Oxidgläsern. Das Projekt wurde<br />
bewilligt und im August 2012 begonnen.<br />
Vorbereitung eines Antrages für ein DFG-Graduiertenkolleg<br />
und einen Sonderforschungsbereich<br />
„FERRUM – Funktionelles Eisen in natürlichen<br />
Systemen und High-Tech Werkstoffen“<br />
An der LU Hannover ist ein neuer Antrag für ein<br />
DFG-Graduiertenkolleg mit dem Arbeitstitel „FER-<br />
RUM – Funktionelles Eisen in natürlichen Systemen<br />
und High-Tech Werkstoffen“ unter der Leitung<br />
von Prof. F. Renz (Institut für Anorganische<br />
Chemie) in Vorbereitung. Die interdisziplinäre<br />
Arbeitsgruppe, die dieses Vorhaben vorantreibt,<br />
besteht zusätzlich aus Prof. H. Behrens (Institut<br />
für Mineralogie), Prof. H. Butenschön (Institut für<br />
Organische Chemie), Dr. M. Schaper (Institut für<br />
Werkstoffkunde) und Dr. M. Jendras (Zentrum für<br />
Festkörperchemie und Neue Materialien). Das<br />
innovative Konzept sieht eine starke Verknüpfung<br />
in Forschung und Lehre in den Bereichen Chemie,<br />
Geowissenschaften und Ingenieurwissenschaften<br />
vor. Die Grundideen des „Geomimetik-Ansatzes“<br />
bilden die Basis für die enge Verfl echtung zwischen<br />
Geowissenschaften und Materialwissenschaften.<br />
Der Antrag für das DFG-Graduiertenkolleg ist<br />
Bestandteil eines langfristigen Konzeptes mit dem<br />
Ziel der Beantragung eines Sonderforschungsbereiches<br />
in 2–3 Jahren. In den SFB-Antrag sollen<br />
auch die anderen <strong>NTH</strong>-Standorte in <strong>Clausthal</strong> und<br />
Braunschweig mit eingebunden werden. Prof. J.<br />
Deubener wird als Koordinator für die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
fungieren.<br />
Projektteilnehmer<br />
Leibniz Universität Hannover,<br />
Institut für Mineralogie<br />
Prof. Dr. Harald Behrens<br />
(Sprecher des Verbundprojektes)<br />
Prof. Dr. Francois Holtz<br />
Dr. Stefan Dultz<br />
Technische Universität <strong>Clausthal</strong>,<br />
Institut für Nichtmetallische Werkstoffe<br />
Prof. Dr. Joachim Deubener<br />
Dr. Gundula Helsch<br />
Dipl.-Geow. Sandra Cramm<br />
INFORMATIONEN ZUM PROJEKT<br />
151
Forschungszentren der<br />
Mitgliedsuniversitäten<br />
9
154<br />
Das Niedersächsische Forschungszentrum<br />
Produktionstechnik (NFP)<br />
Die Produktionstechnik ist ein Kernbereich des<br />
ingenieurwissenschaftlichen Profi ls der Niedersächsischen<br />
Technischen Hochschule (<strong>NTH</strong>).<br />
Der Standort Hannover, als Herzstück dieses<br />
Forschungsbereiches, ist im Niedersächsischen<br />
Forschungszentrum Produktionstechnik (NFP) mit<br />
derzeit sechs Instituten vertreten, die sich räumlich<br />
bereits im Produktionstechnischen Zentrum<br />
Hannover zusammengeschlossen haben. Die <strong>TU</strong><br />
Braunschweig und die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> steuern die<br />
Expertise von aktuell jeweils drei Instituten bei.<br />
Die unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkte der<br />
Beteiligten decken von Arbeitswissenschaft über<br />
Biomedizintechnik bis zur Werkzeugmechanik ein<br />
breites Spektrum ab. Im NFP sollen die produktionstechnischen<br />
Kompetenzen der <strong>NTH</strong> stärker<br />
gebündelt und die Tätigkeiten besser koordiniert<br />
werden. Die disziplinübergreifende Forschung bildet<br />
hierbei das Fundament für die Arbeiten im Forschungsgebiet<br />
des NFP, welches die Produktion<br />
und ihre Wechselwirkungen mit Mensch, Markt<br />
und Umwelt umfasst.<br />
ZENTREN DER MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />
Ein Forschungsziel des NFP ist es hierbei insbesondere,<br />
das Thema Nachhaltigkeit mit seinen<br />
verschiedenen Facetten (Ökonomie, Ökologie und<br />
Soziales) in der Produktion – im Sinne einer „Blue<br />
Production“ – voranzutreiben, um hier innovative<br />
Lösungen für die Industrie zu erarbeiten. Blue<br />
Production stellt einen Unterbereich der Blue Economy<br />
dar. Das Ziel der Blue Economy – und daher<br />
auch gleichzeitig der Blue Production – ist es,<br />
unternehmerischen Mehrwert zu schaffen, Arbeitsplätze<br />
zu sichern und gleichzeitig die Umwelt zu<br />
schützen. Somit wird die Wirtschaft bzw. Produktion<br />
nachhaltig gestaltet. Blue Production basiert<br />
auf einem neuen Verständnis der Produktion, die<br />
mit Hilfe innovativer Lösungen – vorrangig durch<br />
die gezielte Symbiose von Prozessen und Ressourcen<br />
– mehr aus weniger herstellt. Die Verwendung<br />
potenzieller Abfälle als Input für neue<br />
Prozesse und Produkte ist ebenso ein Beispiel wie<br />
die Anpassung der Produktionsbedingungen an<br />
die heutigen und zukünftigen Anforderungen der<br />
Gesellschaft. Um dies zu erreichen, werden die<br />
Gesetze der Natur- und Ingenieurswissenschaften<br />
genutzt. Dabei soll nach dem Prinzip „Learning<br />
from the Past“ vorgegangen und gleichzeitig die<br />
zum Teil gegenläufi gen Ziele in den Dimensionen<br />
der Nachhaltigkeit betrachten werden.
Will die deutsche Wirtschaft im globalen<br />
Wettbewerb bestehen, muss sie in der<br />
Produktionstechnik Innovationsführer bleiben.<br />
155
156<br />
Ein weiteres Ziel des NFP ist, die herausragende<br />
Position der Produktionswissenschaft in<br />
Niedersachsen innerhalb der <strong>NTH</strong> auszubauen.<br />
Gemeinsam wollen die beteiligten Institute der drei<br />
Mitgliedsuniversitäten koordinierte Forschungsprogramme<br />
einwerben, neue Forschungsfelder<br />
erschließen und Großprojekte initiieren. Derzeit<br />
besteht das NFP als virtuelles Zentrum. Doch soll<br />
mittelfristig ein eigener Forschungsbau in Hannover<br />
entstehen. Als Leuchtturm in der Produktionstechnik<br />
will das NFP Kooperationen vor allem mit<br />
den Wirtschaftspartnern in Niedersachsen stärken<br />
und ausbauen und sich eng mit den Kompetenzzentren<br />
der zwei weiteren <strong>NTH</strong>-Standorte vernetzen:<br />
dem NFF in Braunschweig mit dem Schwerpunkt<br />
im Bereich Fahrzeugtechnik und dem NFM<br />
in <strong>Clausthal</strong> mit dem Schwerpunkt in der Materialtechnik.<br />
ZENTREN DER MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />
Prof. Peter Nyhuis<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Niedersächsisches Forschungszentrum<br />
Produktionstechnik (NFP)
In welchen Bereichen der Produktionstechnik<br />
sehen Sie den größten<br />
Forschungs- und Verbesserungsbedarf?<br />
Nyhuis: Den größten Forschungsbedarf sehe ich<br />
in den Schnittstellen zwischen den einzelnen Forschungsdisziplinen<br />
der Produktionstechnik. Wir<br />
sind bereits sehr stark bei der Erforschung spezifi<br />
scher Fragestellungen und haben insbesondere<br />
in den letzten Jahren auch einiges im Bereich der<br />
interdisziplinären Forschung auf die Beine gestellt.<br />
Ein systematischer Ansatz fehlt jedoch an dieser<br />
Stelle vor allem im Hinblick auf die Herausforderungen<br />
der Zukunft wie beispielsweise Ökologie, globaler<br />
Wettbewerbsdruck, demografi scher Wandel<br />
oder Rohstoffverknappung. Hier soll das NFP seine<br />
Stärken zur Entfaltung bringen.<br />
Was ist Ihre Vision für das NFP in<br />
zehn Jahren?<br />
Nyhuis: In zehn Jahren stelle ich mir das NFP als<br />
ein Forschungszentrum vor, das in einem modernen<br />
Gebäude an zukunftsweisenden Fragestellungen<br />
der Produktionstechnik arbeitet. Ich stelle<br />
mir vor, dass hier Wissenschaftler aus verschiedenen<br />
Fachrichtungen unter einem Dach vereint mit<br />
modernstem Equipment arbeiten und wir hier dem<br />
Ziel einer „Blue Production“, die ökonomische,<br />
ökologische und soziale Belange berücksichtigt,<br />
Schritt für Schritt näher kommen. Unsere Ergebnisse<br />
tragen wir in die Wirtschaft oder vermitteln<br />
sie bei Besuchen einem interessierten Fachpublikum<br />
in unseren Hallen.<br />
Wäre die Gründung des NFP aus<br />
Ihrer Sicht auch ohne die <strong>NTH</strong><br />
möglich gewesen?<br />
Nyhuis: Die <strong>NTH</strong> hat die Gründung des NFP<br />
wesentlich vereinfacht. Die abgestimmten Kommunikationswege<br />
insbesondere zwischen den drei<br />
<strong>NTH</strong>-Universitäten sind kurz und man fi ndet schnell<br />
die richtigen Ansprechpartner für unser Vorhaben.<br />
So können wir auch von den Erfahrungen der anderen<br />
<strong>NTH</strong>-Forschungszentren, mit denen wir sehr<br />
eng kooperieren, profi tieren.<br />
ZENTREN DER MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN 157
158<br />
Das Niedersächsische Forschungszentrum<br />
Fahrzeugtechnik (NFF)<br />
Das Niedersächsische Forschungszentrum<br />
Fahrzeugtechnik (NFF) ist ein interdisziplinäres<br />
Zentrum der <strong>TU</strong> Braunschweig mit gleich zwei<br />
Adressen: Am Standort Wolfsburg liegt der Mobile-<br />
LifeCampus. Ein weiterer Standort entsteht am<br />
Forschungsfl ughafen in Braunschweig.<br />
Das Zentrum ist eingebettet in die <strong>NTH</strong>: Professoren<br />
aller drei Mitgliedsuniversitäten sind Mitglieder<br />
im NFF-Vorstand.<br />
Die Automobilindustrie ist der wichtigste Wirtschaftszweig<br />
in Niedersachsen. Das NFF richtet<br />
seine Forschung dabei an der Vision des „Metropolitan<br />
Car“ aus. Ziel ist, ein intelligentes, fl exibles<br />
und emissionsarmes Auto für die Großstädte der<br />
Zukunft zu entwickeln. Das Forschungskonzept<br />
betrachtet die Bedürfnisse des Autofahrers ganzheitlich<br />
und gliedert sich in vier Themenfelder.<br />
Interdisziplinär aufgestellte Teams erforschen im<br />
Verbund von Industrie und Wissenschaft die Bereiche<br />
„Das intelligente Fahrzeug“, „Das emissionsarme<br />
Fahrzeug“, „Flexible Fahrzeugkonzepte“ und<br />
„Rahmenbedingungen und Mobilitätskonzepte“.<br />
So zukunftsorientiert wie die Forschungsthemen<br />
des NFF wirkt auch das Gebäude auf dem<br />
MobileLifeCampus – optisch ähnelt es ein wenig<br />
einem zufällig gelandeten Raumschiff. Auf insgesamt<br />
1.300 Quadratmetern arbeiten dort die Institute<br />
der <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten eng mit der<br />
Forschungsgruppe „Fahrerassistenzsysteme“ der<br />
Volkswagen AG zusammen.<br />
ZENTREN DER MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />
Zur Strategie des NFF gehört, fächerübergreifende<br />
Projekte im Verbund von Industrie und Wissenschaft<br />
zu erforschen. Zudem sollen hoch qualifi<br />
zierte Nachwuchskräfte für die Fahrzeugindustrie<br />
aus- und weitergebildet werden. Für den NFF-<br />
Standort Wolfsburg steht das „intelligente Fahrzeug“<br />
im Mittelpunkt. Am Standort Braunschweig<br />
sollen die Themen „Das emissionsarme Fahrzeug“<br />
und „Flexible Fahrzeugkonzepte“ erforscht und<br />
entwickelt werden.<br />
Mitglieder des NFF sind neben der <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
je ein Institut der Leibniz Universität Hannover<br />
und des Deutschen Zentrums für Luft- und<br />
Raumfahrt Braunschweig. Die Technische Universität<br />
<strong>Clausthal</strong>, die Fraunhofer-Gesellschaft, die<br />
Hochschule für Bildende Künste Braunschweig<br />
und die Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel<br />
sind ebenso Forschungspartner wie namhafte<br />
Industrieunternehmen.<br />
Das NFF bildet mit dem Niedersächsischen Forschungszentrum<br />
für Produktionstechnik (NFP) in<br />
Hannover und dem Energie-Forschungszentrum<br />
Niedersachsen (EFZN) in Goslar eine strategische<br />
Allianz unter dem Dach der <strong>NTH</strong>.
Professor Jürgen Leohold (VW-Konzernforschung),<br />
Dr. Udo-Willi Kögler (Vorstandssprecher NFF) und Professor<br />
Jürgen Hesselbach (Präsident der <strong>TU</strong> Braunschweig) am<br />
Gebäudekomplex des NFF in Wolfsburg.<br />
ZENTREN DER MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />
159
160<br />
Dr. Udo-Willi Kögler<br />
Vorstandssprecher<br />
Niedersächsisches Forschungszentrum<br />
Fahrzeugtechnik (NFF)<br />
ZENTREN DER MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />
Herr Dr. Kögler, es wird innerhalb<br />
der Automobilindustrie von jeher viel<br />
geforscht. Warum bedarf es da eines<br />
zusätzlichen Forschungszentrums<br />
Fahrzeugtechnik?<br />
Kögler: Die fahrzeugtechnische Forschung an der<br />
<strong>TU</strong> Braunschweig – aber auch an der Leibniz Universität<br />
Hannover und der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> – hat eine<br />
lange Tradition. Diese Forschung ist eine ganz<br />
wesentliche Voraussetzung dafür, dass die deutsche<br />
Automobilindustrie so erfolgreich ist. Denn<br />
neben Produkt- und Prozessinnovationen liegt hier<br />
der Ursprung für hervorragende Nachwuchskräfte.<br />
Die Automobilindustrie ist jedoch heute geprägt<br />
durch ein hohes Maß an Zusammenarbeit unterschiedlicher<br />
Fachdisziplinen; angefangen vom<br />
Maschinenbau und der Elektrotechnik bis hin zur<br />
Informatik und Softwaretechnik, über Physik und<br />
Chemie bis hin zur Automobilwirtschaft.<br />
Mit dem Niedersächsischen Forschungszentrum<br />
Fahrzeugtechnik tragen wir dieser Entwicklung<br />
Rechnung. Wir bündeln die fahrzeugtechnische<br />
Forschung in Niedersachsen und schaffen eine<br />
Plattform für die fakultätsübergreifende Zusammenarbeit<br />
sowie für die Kooperation zwischen<br />
Wissenschaft und Wirtschaft. Gleichzeitig werden<br />
die Voraussetzungen für die Bearbeitung großer<br />
Verbundprojekte geschaffen. Damit stellen wir<br />
uns für den nationalen und internationalen Wettbewerb.
Wie profi tiert das NFF von der<br />
Niedersächsischen Technischen<br />
Hochschule, wie profi tiert die<br />
<strong>NTH</strong> vom NFF?<br />
Kögler: Das NFF ist ein Zentrum der <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
eingebettet in die <strong>NTH</strong>. Professoren und<br />
Mitarbeiter aus Hannover und <strong>Clausthal</strong> sind nicht<br />
nur Mitglieder im NFF, sondern auch im Vorstand<br />
des NFF vertreten. Die komplementären Kompetenzen<br />
sind wichtige Säulen für die Positionierung<br />
und Entwicklung des NFF. Das NFF lebt damit die<br />
Philosophie der <strong>NTH</strong> - es bringt die Kompetenzen<br />
der Partner in einem offenen Prozess zusammen.<br />
Noch eine Frage zum Spitzenclusterwettbewerb:<br />
Der „Cluster<br />
Mobility“, der vom NFF koordiniert<br />
wird, ist vom Bundesforschungsministerium<br />
nicht für die Endrunde<br />
berücksichtigt worden. Wie geht es<br />
jetzt damit weiter?<br />
Kögler: Der Cluster hat Bestand und wird sich<br />
weiterentwickeln, darin sind sich die Partner<br />
aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden und<br />
Wachstumsgesellschaften einig. Stoßrichtung ist<br />
und bleibt der intermodale Verkehr der Zukunft.<br />
Schwerpunkte der Arbeit werden die Initiierung von<br />
FuE-Projekten, die Entwicklung von akteursübergreifender<br />
Forschungsroadmaps, Wissenstransfer<br />
(Konferenzen, Symposien) und Öffentlichkeitsarbeit<br />
sein. Erfolgreiche Cluster in Deutschland verfügen<br />
über drei bis fünf Mitarbeiter für das Clustermanagement.<br />
Hier sind nun alle Partner gefordert,<br />
sich nach ihren Möglichkeiten einzubringen.<br />
Welche Erwartungen haben Sie an<br />
das NFF, was ist Ihre Vision vom<br />
NFF in 20 Jahren?<br />
Kögler: Das NFF mit seinen zurzeit zwei Standorten<br />
in Braunschweig und Wolfsburg wird in 20<br />
Jahren durch drei große Bauabschnitte am Forschungsfl<br />
ughafen Braunschweig alle relevanten<br />
Forschungsschwerpunkte der fahrzeug- und verkehrstechnischen<br />
Forschung an einem Standort<br />
zusammenfassen.<br />
Die neue Organisationsform der Projekthäuser<br />
wird die besten Forscher in Niedersachsen zur<br />
gemeinsamen Projektarbeit temporär im NFF<br />
zusammenführen. Professoren werden statt traditioneller<br />
standort- und fakultätsspezifi scher Überlegungen<br />
die Verantwortung für Ziele und Aufgaben<br />
des NFF im Rahmen der Projekthausphilosophie<br />
übernehmen.<br />
Das NFF wird eng mit einer Vielzahl von Forschungs-<br />
und Entwicklungsabteilungen mobilitätsorientierter<br />
Unternehmen kooperieren, die sich<br />
regional angesiedelt haben. Aus der Nähe und der<br />
intensiven Zusammenarbeit mit dem NFF werden<br />
neue innovative Produktideen entwickelt und der<br />
wissenschaftliche Nachwuchs rekrutiert.<br />
Meine Vision für das Jahr 2030: das NFF wird<br />
als „Wohlfühlcampus“ mit exzellenter Forschung,<br />
kreativem Umfeld und Serviceeinrichtungen vom<br />
Hotel, Kongresszentrum über den Kindergarten<br />
bis hin zur Mobilitätsinfrastruktur europaweit<br />
bekannt sein.<br />
ZENTREN DER MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN 161
162<br />
Das <strong>Clausthal</strong>er Zentrum für Materialtechnik (CZM)<br />
Die Bauarbeiten für das <strong>Clausthal</strong>er Zentrum für<br />
Materialtechnik (CZM) schreiten zügig voran. Nach<br />
der Grundsteinlegung durch die Niedersächsische<br />
Wissenschaftsministerin, Professor Johanna<br />
Wanka, am 26. Juli 2012 ist nur drei Monate später<br />
am 17. Oktober im Beisein von Finanzminister<br />
Hartmut Möllring aus Hannover Richtfest gefeiert<br />
worden. In das Zentrum für Materialtechnik werden<br />
neben <strong>Clausthal</strong>er Wissenschaftlern auch<br />
Werkstoffexperten der Maschinenbau-Fakultäten<br />
der Universitäten in Braunschweig und Hannover<br />
eingebunden. Das hochschulübergreifend angelegte<br />
Forschungszentrum für Materialtechnik entspricht<br />
somit in idealer Weise dem Konzept der<br />
Niedersächsischen Technischen Hochschule und<br />
soll später in ein Niedersächsisches Forschungszentrum<br />
für Materialtechnik (NFM) überführt werden.<br />
„Die Materialwissenschaften stellen an der <strong>TU</strong><br />
<strong>Clausthal</strong> ein wesentliches Kompetenzmerkmal<br />
dar“, betont Universitätspräsident Professor Thomas<br />
Hanschke. „In der Symbiose von Maschinenbau<br />
und Materialtechnik entsteht mit dem <strong>Clausthal</strong>er<br />
Zentrum für Materialtechnik ein wichtiger,<br />
einzigartiger Akzent in der niedersächsischen<br />
Forschungslandschaft.“ Das CZM, in dem Wissenschaftler<br />
unterschiedlicher Fachgebiete Forschungsprojekte<br />
interdisziplinär bearbeiten werden,<br />
öffne eine Tür für neue Kooperationsformen<br />
zwischen Universität und Industrie. Außerdem entstehe<br />
mit dem CZM der größte Forschungsneubau<br />
in der Oberharzer Universitätsstadt seit 1990.<br />
ZENTREN DER MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />
Im CZM wird die Materialforschung gebündelt.<br />
„Wir betreiben Forschung für Metalle, Kunststoffe,<br />
Keramiken/Gläser sowie Verbundwerkstoffe und<br />
Werkstoffverbunde. Ziel ist es, neue Werkstoffe zu<br />
entwickeln und ihre Kombination zu Verbundwerkstoffen<br />
zu prüfen“, so Professor Volker Wesling,<br />
<strong>TU</strong>-Vizepräsident für Forschung und Technologietransfer<br />
sowie Vorstandssprecher des CZM.<br />
Verläuft weiter alles planmäßig, soll das Experimental-<br />
und Versuchsgebäude, in dem später 30 wissenschaftliche<br />
Mitarbeiter beschäftigt sein werden,<br />
Ende 2013 fertiggestellt sein. Die Gesamtkosten<br />
belaufen sich inklusive Ersteinrichtung sowie der<br />
Sanierung der beiden eingebundenen alten Institutsgebäude<br />
auf exakt 13,67 Millionen Euro. Neben<br />
rund 8,9 Millionen Euro an Landesmitteln sind darin<br />
rund vier Millionen Euro Fördergelder aus dem<br />
Europäischen Fonds für regionale Entwicklung<br />
(EFRE) enthalten. Die Universität selbst steuert<br />
einen Eigenanteil von 800.000 Euro bei.<br />
Grundsätzlich gelten neue Werkstoffe und Materialien<br />
als Themen der Zukunft. „Nur wenn das kontinuierlich<br />
zunehmende Wissen der Material- und<br />
Werkstoffwissenschaften unmittelbar und kurzfristig<br />
dem Anwender zur Verfügung gestellt wird,<br />
besteht die Möglichkeit, unsere ständig knapper<br />
werdenden Ressourcen optimal und ökonomisch<br />
sinnvoll einzusetzen“, heißt es im Leitbild des<br />
anwendungsnahen Zentrums. Hierzu sei insbesondere<br />
der Dialog zwischen Anwender und Entwickler<br />
notwendig, um einen möglichst reibungslosen<br />
Wissenstransfer zu gewährleisten. Organisiert<br />
wird die Forschung im CZM in insgesamt neun<br />
Arbeitskreisen.
Das <strong>Clausthal</strong>er Zentrum für Materialtechnik ist<br />
der größte Forschungsneubau in der Oberharzer<br />
Universitätsstadt seit 1990.<br />
163
164<br />
Prof. Gerhard Ziegmann<br />
Vorstandsmitglied<br />
<strong>Clausthal</strong>er Zentrum für Materialtechnik (CZM)<br />
ZENTREN DER MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />
Wann kann die Forschung im neuen<br />
Gebäude losgehen?<br />
Ziegmann: Wir hoffen, ab Oktober 2013 in die<br />
Labore, Büros sowie die Versuchshalle einziehen<br />
und erste Experimente vornehmen zu können. Ziel<br />
ist es, später einmal 30 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />
zu beschäftigen, die aus Landes- bzw. Drittmitteln<br />
fi nanziert werden.<br />
Das <strong>Clausthal</strong>er Zentrum für Materialtechnik<br />
soll später in das Niedersächsische<br />
Forschungszentrum für<br />
Materialtechnik übergehen. Ändert<br />
sich dadurch etwas?<br />
Ziegmann: Neuer Name, gleicher Inhalt. Das<br />
heißt: Die Zusammenarbeit von Werkstoffwissenschaftlern<br />
und Maschinenbauern macht nach wie<br />
vor das Zentrum aus. Die Organisationsstruktur<br />
im Vorstand mit drei Vertretern der Technischen<br />
Universität <strong>Clausthal</strong> bleibt erhalten, hinzu kommt<br />
jeweils ein Vertreter der <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten<br />
aus Hannover und Braunschweig.<br />
Welche Materialien werden in dem<br />
Zentrum betrachtet?<br />
Ziegmann: Im CZM bietet sich eine große Band-<br />
breite von Möglichkeiten. Es geht um die gesamte<br />
Werkstoffpalette. Insbesondere durch die Kombination<br />
von Werkstoffen soll deren Leistungsfähigkeit<br />
gesteigert werden. Dort, wo in bewegten<br />
Strukturen hohe Geschwindigkeiten oder<br />
Beschleunigungen auftreten, wo ein Bauteil also<br />
besondere Anforderungen erfüllen muss, werden<br />
Materialkombinationen immer gefragter. Im<br />
CZM gilt es, Materialkombinationen unter Leichtbau-<br />
oder Energiesparaspekten zu fi nden und<br />
Prozesse zu entwickeln, diese Kombinationen im<br />
Hinblick auf die jeweilige Anwendung optimal zu<br />
verarbeiten.
Womit beschäftigen sich die Wissenschaftler<br />
konkret, können Sie einige<br />
Beispiele nennen?<br />
Ziegmann: Geforscht wird beispielsweise zum<br />
Lasermelting und Lasersintern sowie an der Entwicklung<br />
von Nanomaterialien. Andere Wissenschaftler<br />
beschäftigen sich zusammen mit dem<br />
Orthopädiehersteller Otto Bock in Duderstadt mit<br />
Aspekten des Langzeitverhaltens von Prothesen.<br />
Eine weitere Frage lautet: Wie koppelt man Kunststoff<br />
an Blech, um das Gewicht im Fahrzeugbau zu<br />
reduzieren. Eine Richtung, die in Niedersachsen<br />
stark vertreten ist, ist auch der Luftfahrtbereich mit<br />
dem Thema der Faserverbunde – um nur einige<br />
Ansätze im CZM zu nennen.<br />
ZENTREN DER MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN 165
166<br />
Das Energie-Forschungszentrum<br />
Niedersachsen (EFZN)<br />
Niedersachsen ist ein Land voller Energie. Etwa<br />
90 Prozent der deutschen Erdgas- und ein Drittel<br />
der deutschen Erdölförderung stammen aus<br />
dem Flächenland. Doch die Ressourcen werden<br />
weltweit knapp. Energieforschung ist daher ein<br />
lebenswichtiges Thema. Zahlreiche Einrichtungen<br />
in Niedersachsen arbeiten daran, die Abhängigkeit<br />
von den endlichen fossilen Energieträgern zu<br />
verringern und neue Wege zu einer nachhaltigen<br />
Energienutzung zu fi nden. Weil die Fragestellungen<br />
so komplex sind, ist die Zusammenarbeit von<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlicher<br />
energierelevanter Disziplinen gefragt.<br />
Das Energie-Forschungszentrum Niedersachsen<br />
(EFZN) wurde im Juni 2010 offi ziell auf dem Goslarer<br />
Energie-Campus der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> eingeweiht.<br />
Dort arbeiten rund 80 Forscherinnen und Forscher<br />
aus Natur- und Ingenieurwissenschaften, Rechtsund<br />
Sozialwissenschaften sowie Wirtschaftswissenschaften<br />
fächerübergreifend an etwa 50<br />
Projekten zum Thema Energie. Im Fokus stehen<br />
Fragen zur gesamten Energiegewinnungs- und<br />
Energieverwertungskette von der Rohstoffquelle<br />
bis zur Entsorgung. Die Schwerpunkte liegen auf<br />
den Themen „Tiefe Geothermie“, „Energiesysteme<br />
und Speicher“ sowie „Materialwissenschaftliche<br />
Energieforschung“.
Das EFZN will als wissenschaftliche Einrichtung<br />
der Technischen Universität <strong>Clausthal</strong> in Kooperation<br />
mit den <strong>NTH</strong>-Universitäten Braunschweig und<br />
Hannover sowie den Universitäten Oldenburg und<br />
Göttingen aber nicht nur technologisches Wissen<br />
aufbauen. Ebenso wichtig ist der konzentrierte<br />
Aufbau einer Expertise auf den Gebieten Politik,<br />
Recht, Wirtschaft und Akzeptanz im Energiebereich.<br />
Prof. Dr. Hans-Peter Beck<br />
Vorstandsvorsitzender des EFZN<br />
„ Technisch ist im Energiebereich<br />
fast alles machbar.<br />
Die Frage ist jedoch, was<br />
möchte die Gesellschaft<br />
und was sind wir bereit, für<br />
neue Wege in der Energie-<br />
“<br />
wirtschaft zu bezahlen?<br />
ZENTREN DER MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN 167
<strong>NTH</strong>-Sinfonieorchester<br />
10
170<br />
<strong>NTH</strong>-Sinfonieorchester<br />
Wie gut sich die drei Mitgliedsuniversitäten der<br />
Niedersächsischen Technischen Hochschule<br />
austauschen und zusammenarbeiten, zeigen sie<br />
auf wissenschaftlicher Ebene. Dass man diese<br />
Synergieeffekte auch hören kann, beweist das<br />
<strong>NTH</strong>-Sinfonieorchester. Die Musiker der Technischen<br />
Universitäten Braunschweig und <strong>Clausthal</strong><br />
sowie der Leibniz Universität Hannover haben am<br />
28. Januar 2011 auf der Feier zur Übergabe des<br />
<strong>NTH</strong>-Sitzes in Braunschweig erstmals gemeinsam<br />
gespielt. Das harmonische Zusammenwirken<br />
war dermaßen beeindruckend, dass die Musiker<br />
inzwischen vier erfolgreiche Konzerte gegeben<br />
haben: im Herbst 2011 auf dem MobileLifeCampus<br />
in Wolfsburg und in der Landesmusikakademie<br />
in Wolfenbüttel sowie im Herbst 2012 in der<br />
Aula Academica in <strong>Clausthal</strong>-Zellerfeld und in der<br />
Goslarer Kaiserpfalz.<br />
Konzert in der Landesmusikakademie in Wolfenbüttel.<br />
„Das gute Zusammenspiel der Musiker steht als<br />
akustisches Symbol für die gute Zusammenarbeit<br />
der <strong>NTH</strong> in der Forschung“, sagt Professor<br />
Thomas Hanschke. Der Vorsitzende des <strong>NTH</strong>-<br />
Präsidiums in 2011 und 2012 sowie Präsident der<br />
<strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> ist der Ideengeber und Initiator des<br />
<strong>NTH</strong>-Sinfonieorchesters.<br />
Das Programm in 2011 bot mit Tschaikowskis Klavierkonzert<br />
Nr. 1, Soundtracks aus „Star Trek“ und<br />
„James Bond“ sowie Gershwins „Ein Amerikaner in<br />
Paris“ eine höchst abwechslungsreiche Mischung<br />
aus Klassik, Filmmusik und symphonischer Jazz-<br />
Komposition. Das Klavierkonzert wurde von einer<br />
Studentin der Musikhochschule Hannover, Eunseo<br />
Lee, gespielt, so dass der Universitätsreigen<br />
des <strong>NTH</strong>-Orchesters um eine vierte Hochschule<br />
erweitert wurde.
Das Yoon Trio.<br />
Die beiden Aufführungen im Jahr 2012 begannen<br />
mit dem „Tripelkonzert“ von Ludwig van Beethoven.<br />
Dieses Werk wurde bewusst gewählt, um die<br />
Zusammenarbeit der drei Universitäten darzustellen.<br />
Dabei zeigte sich die <strong>NTH</strong> wiederum offen<br />
für andere Hochschulen und wurde unterstützt<br />
vom „Yoon Trio“ der Hochschule für Musik, Theater<br />
und Medien Hannover. Die bereits international<br />
ausgezeichneten Musikerinnen übernahmen<br />
die Solo-Partien für Geige, Cello und Klavier. Alle<br />
vier Konzerte, gefördert von der Volkswagen AG<br />
und dem Verein von Freunden der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>,<br />
kamen beim Publikum hervorragend an.<br />
Aus der Ansprache des Vorsitzenden<br />
des Präsidiums der <strong>NTH</strong>:<br />
Prof. Dr. Thomas Hanschke<br />
am 18. November 2012 in der<br />
Aula der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
„...Was für die Wissenschaft die <strong>NTH</strong> ist, ist<br />
für die Musik das Tripelkonzert von Beethoven.<br />
Drei Solisten, die untereinander und mit<br />
dem Orchester wetteifern. Das Orchester als<br />
Symbol für die drei Mitgliedsuniversitäten, das<br />
Klaviertrio als Symbol für die drei geborenen<br />
Präsidenten und der Dirigent als Symbol für<br />
die um Takt und Harmonie ringende Ministerin.<br />
Und alles wie in der Wirklichkeit: das Präsidium<br />
mit vorwärts drängender Rhythmik und<br />
die Hochschulgemeinschaft als ebenbürtiger<br />
Widerpart.<br />
Die <strong>NTH</strong> ist in Europa nicht der einzige Universitätszusammenschluss.<br />
Aber die <strong>NTH</strong> ist<br />
der einzige Zusammenschluss mit eigenem<br />
Orchester.<br />
Die Star-Besetzung für das Triplekonzert von<br />
Beethoven wären natürlich die drei geborenen<br />
Präsidenten der Niedersächsischen Technischen<br />
Hochschule. Aber davon sind wir noch<br />
weit entfernt. Vielleicht sollte man bei zukünftigen<br />
Ausschreibungen stärker darauf achten....“<br />
<strong>NTH</strong>-SINFONIEORCHESTER 171
172<br />
Rainer Klugkist<br />
Leiter des <strong>NTH</strong>-Sinfonieorchesters<br />
<strong>NTH</strong>-SINFONIEORCHESTER<br />
Rainer Klugkist hat in Hannover und Dresden<br />
Geige, Gesang und Dirigieren studiert und verfügt<br />
über eine langjährige Erfahrung als Chorund<br />
Orchesterleiter. Seit zehn Jahren leitet er die<br />
Fachgruppe Musik an dem Hannoveraner Gymnasium<br />
Tellkampfschule. Dort arbeitet er daran, das<br />
musikalische Profi l der Schule zu entwickeln und<br />
die musikalische Ausbildung der Schüler weiter zu<br />
verbessern. Seit dem Wintersemester 2002/2003<br />
leitet Klugkist zudem das Sinfonieorchester der <strong>TU</strong><br />
<strong>Clausthal</strong>.<br />
Wie kam es zur Bildung des<br />
<strong>NTH</strong>-Orchesters?<br />
Klugkist: Der Präsident der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>, Professor<br />
Hanschke, hatte die Idee, aus Musikern der<br />
drei <strong>NTH</strong>-Hochschulen ein gemeinsames Orchester<br />
zu bilden. Die Idee hinter dem gemeinsamen<br />
musikalischen Projekt war, dass sich die Studierenden<br />
kennen lernen und die Ensembles durch<br />
den Austausch neue Impulse gewinnen. Zusätzlich<br />
sind die Konzerte eine schöne Möglichkeit,<br />
einem breiten Publikum die Zusammenarbeit der<br />
drei Universitäten sinnlich erfahrbar zu machen.<br />
Es gibt auch Dirigenten an der Leibniz<br />
Universität Hannover und der <strong>TU</strong> Braunschweig.<br />
Warum haben Sie die zusätzliche<br />
Arbeit übernommen?<br />
Klugkist: Professor Hanschke gab mir den Auftrag,<br />
in Hinblick auf den <strong>NTH</strong>-Sitzwechsel nach<br />
<strong>Clausthal</strong> einen ersten Versuch zu unternehmen,<br />
aus den drei Universitäten Musiker zu gewinnen,<br />
die bei der Übergabefeier in Braunschweig einen<br />
musikalischen Beitrag leisten sollten. Da die Präsidentschaft<br />
derzeit noch in <strong>Clausthal</strong> liegt, haben<br />
wir uns als Gastgeber verstanden und die Musiker<br />
aus Hannover und Braunschweig in den Harz<br />
eingeladen. Das <strong>Clausthal</strong>er Sinfonieorchester<br />
bildete hierfür das Gerüst, Musiker aus Hannover<br />
und Braunschweig kamen hinzu. Ein erstes<br />
großes gemeinsames Programm wurde dann im
Eunseo Lee spielt Tschaikowskis Klavierkonzert Nr. 1.<br />
Herbst 2011 erarbeitet und – wie ich fi nde – sehr<br />
erfolgreich aufgeführt.<br />
Wie unterscheidet sich die Arbeit<br />
mit dem <strong>NTH</strong>-Orchester zu Ihrer<br />
Tätigkeit an der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>?<br />
Klugkist: Die Zusammenarbeit mit Hannover<br />
und Braunschweig gebietet es, die Termine so zu<br />
legen, dass die Konzertvorbereitungen der Semesterabschlusskonzerte<br />
im Juli und Februar in Hannover<br />
und Braunschweig darunter nicht leiden.<br />
Bisher war es also immer so, dass wir „um diese<br />
Konzerte herum planen“ mussten. Daraus ergeben<br />
sich bestimmte, sehr begrenzte Zeitfenster, in<br />
denen dieses Projekt durchgeführt werden kann.<br />
Wir haben deshalb bisher immer versucht, dieses<br />
Projekt an zwei gemeinsamen Probewochenenden<br />
zu erarbeiten und aufzuführen. Da die Werke<br />
aber zum Teil einen längeren Vorlauf verlangen,<br />
haben wir mit den <strong>Clausthal</strong>er Musikern schon in<br />
den Semesterferien eine Reihe von Extraproben<br />
durchgeführt und auch die ersten Wochen unse-<br />
res eigenen Semesters dafür verwendet. Durch<br />
notwendige weitere Aushilfen – etwa Kontrafagott,<br />
Tuba und Schlagzeug für die Symphonic Dances<br />
(West Side Story) – wird die Organisation der Proben<br />
zu einer schwierigen Aufgabe.<br />
Nach welchen Kriterien suchen Sie die<br />
Stücke aus? Haben Sie Lieblingskomponisten?<br />
Wie ist der Schwierigkeitsgrad?<br />
Klugkist: Der Schwierigkeitsgrad der Stücke richtet<br />
sich nach der zur Verfügung stehenden Probenzeit.<br />
Dennoch wollen wir anspruchsvolle und<br />
reizvolle Werke spielen. Für ein Programm, das<br />
zwar leicht zu realisieren ist, aber musikalisch<br />
reizlos ist, werden die Musiker aus Hannover und<br />
Braunschweig den Weg in den Harz nicht auf sich<br />
nehmen. Des Weiteren spielt die Besetzung eine<br />
Rolle. Wenn ich weiß, dass aus Hannover und<br />
Braunschweig mehrere gute Blechbläser kommen<br />
möchten, muss ich Stücke fi nden, die diese auch<br />
angemessen berücksichtigt. Es sollte auch immer<br />
eine kleine Herausforderung dabei sein.<br />
<strong>NTH</strong>-SINFONIEORCHESTER<br />
173
174<br />
Gibt es Vorgaben, etwa von<br />
Seiten des <strong>NTH</strong>-Präsidiums?<br />
Klugkist: Professor Hanschke lässt uns da völlig<br />
freie Hand. Dennoch hat er großen musikalischen<br />
Sachverstand und macht sehr gute Vorschläge.<br />
Das Tripelkonzert von Beethoven für die Konzertreihe<br />
zum Jahresende 2012 zu spielen, war seine<br />
Idee.<br />
Wer darf mitspielen?<br />
Klugkist: Jeder, der Mitglied in den Mitgliedsuniversitäten<br />
der <strong>NTH</strong> oder den Orchestern ist und<br />
sich dem Gedanken der <strong>NTH</strong> verbunden fühlt, ist<br />
bei uns herzlich willkommen.<br />
Wie ist die Altersstruktur des Orchesters,<br />
wie hoch ist der Frauenanteil?<br />
Klugkist: Die Altersstruktur ist sehr gemischt. Die<br />
jüngsten Musiker sind 18 Jahre alt, die ältesten<br />
über 50. Dennoch liegt der Schwerpunkt im Studentenalter.<br />
Wie bringen Sie das Thema <strong>NTH</strong><br />
musikalisch zum Ausdruck<br />
(falls das überhaupt möglich ist)?<br />
Klugkist: Im Falle des Tripelkonzertes war das<br />
leicht möglich: Drei Solisten, die ihre Eigenständigkeit<br />
und musikalische Eigenheit haben, die sich<br />
gegenseitig ergänzen, begleiten, zuhören, aber<br />
auch ihren solistischen Auftritt haben. Wenn das<br />
Werk gut komponiert ist, die Mitglieder gute Musiker<br />
sind und der Dirigent das zusammenhält, wird<br />
das tolle Musik. Wenn sich einer nur profi lieren will,<br />
wird es nichts. Wir legen auch Wert darauf, dass<br />
sich die Musiker im Orchester gut mischen. Wir<br />
haben zum Beispiel die Aufgabe des Konzertmeisters<br />
zwischen Braunschweig und <strong>Clausthal</strong> geteilt.<br />
Am ersten Pult der Cellisten saßen ebenfalls Musiker<br />
aus Braunschweig und <strong>Clausthal</strong>. Auch im<br />
Blech wurden die Aufgaben gerecht verteilt.<br />
<strong>NTH</strong>-SINFONIEORCHESTER<br />
Was reizt Sie an der Aufgabe?<br />
Klugkist: Menschlich wie musikalisch ist das sehr<br />
reizvoll. Durch die Zusammenkunft der Musiker<br />
aus den drei Standorten entsteht eine besondere<br />
Atmosphäre. Es ist so etwas wie ein kleines<br />
Orchestertreffen. Man lernt neue Menschen<br />
kennen, musiziert und feiert auch miteinander.<br />
Musikalisch ergeben sich neue Möglichkeiten, da<br />
die Besetzung größer ist als wir es in <strong>Clausthal</strong><br />
bei unseren normalen Proben gewohnt sind. Die<br />
„Symphonic Dances“ aus der West Side Story<br />
oder die Stücke aus den „Planeten“ von Gustav<br />
Holst, die wir im letzten Programm gespielt haben,<br />
hätten wir alleine mit den <strong>Clausthal</strong>er Musikern<br />
vermutlich nicht gespielt.<br />
Machen Sie weiter, wenn der<br />
Sitz nach Hannover wechselt?<br />
Klugkist: Zu dieser Frage gibt es bereits einen<br />
Präsidiumsbeschluss: Es besteht Einvernehmen,<br />
dass das <strong>NTH</strong>-Sinfonieorchester über den<br />
Sitzwechsel 2012/13 hinaus unter der Projektleitung<br />
der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> verbleibt. Das freut Herrn<br />
Hanschke und mich natürlich.
Im Atrium des MobilLifeCampus in Wolfsburg gab das<br />
<strong>NTH</strong>-Sinfonieorchester seine Konzertpremiere und spielte<br />
Tschaikowskis Klavierkonzert Nr. 1.<br />
175
Studierende in Aktion<br />
11
178<br />
Lebendige Zusammenarbeit in der Uni-Allianz:<br />
Architekturwettbewerb unter Studierenden<br />
Wie lässt sich die Grünfl äche gegenüber der Claus-<br />
thaler Mensa zu einem zentralen Campusgelände<br />
ausgestalten? Diese Frage stand im Mittelpunkt<br />
eines Architekturwettbewerbs für Studierende.<br />
Den ersten Preis und 1000 Euro gewannen Marie<br />
Henze und Julia Jakisch von der Leibniz Universität<br />
Hannover für ihren Entwurf „Graslandschaften“.<br />
Übergeben wurde die Auszeichnung im Rahmen<br />
einer Präsidiumssitzung der <strong>NTH</strong> im Februar 2011<br />
im Senatssitzungszimmer der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>.<br />
<strong>Clausthal</strong>er Studierende der AG Campuskonzept<br />
hatten den Wettbewerb unter dem Motto „Von Studenten<br />
für Studenten“ ausgeschrieben. „Im Ergebnis<br />
präsentierte sich die Aktion als ein Beweis für<br />
die lebendige Zusammenarbeit in der Niedersächsischen<br />
Technischen Hochschule“, sagte Professor<br />
Thomas Hanschke, Präsident der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />
und zugleich Präsidiumsvorsitzender der <strong>NTH</strong>,<br />
bei der Preisverleihung. Denn insbesondere angehende<br />
Architekten und Landschaftsarchitekten der<br />
<strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten in Braunschweig und<br />
Hannover hatten sich engagiert, um der Partner-<br />
Uni in <strong>Clausthal</strong> gute Vorschläge zu unterbreiten.<br />
Hinter dem Siegerteam aus Hannover landeten<br />
die Braunschweiger Studierenden Florian Rüster<br />
und Johanna Hoffmann mit ihren Ideen auf den<br />
Plätzen zwei und drei. „Eine optimale Ergänzung<br />
der <strong>NTH</strong>-Unis“, betonte auch Jan Oliver Kammesheidt<br />
von der AG Campuskonzept.<br />
Anlass für den Wettbewerb war, dass sich die<br />
<strong>Clausthal</strong>er Studierendenschaft einen zentralen,<br />
belebten Treffpunkt zwischen Mensa und Universitätsbibliothek<br />
wünscht. Der Siegerentwurf aus<br />
Hannover sieht eine Modellierung des Geländes<br />
durch aufgeschüttete, begrünte Hügel vor. Aufgelockert<br />
wird das Terrain durch Kiesbereiche. „Grillund<br />
Liegefl ächen sind ebenso vorgesehen wie<br />
ein Holzdeck für Veranstaltungen und Platz zum<br />
Volleyball- oder Frisbeespielen“, erläuterten Marie<br />
Henze und Julia Jakisch. Interesse riefen auch die<br />
anderen eingereichten Arbeiten hervor. So schlug<br />
der Braunschweiger Florian Rüster den Bogen zur<br />
alten Bergakademie, indem er das Gelände durch<br />
einen Stollengang umschließen würde.<br />
Nach der Preisverleihung hatten die <strong>Clausthal</strong>er<br />
Studierenden für die Gewinner ein Programm mit<br />
Campusbegehung, Stadtführung und Abendveranstaltung<br />
in einer Studentenkneipe arrangiert.<br />
Vor 100 jungen Menschen erläuterten die Hannoveranerinnen<br />
in lockerer Atmosphäre ihren Siegerentwurf<br />
und entfachten eine engagierte Diskussion.<br />
Fazit: Das Ziel, auch den Austausch unter<br />
den <strong>NTH</strong>-Studierenden zu fördern, wurde erreicht.
179
180<br />
Die Lehre im Sucher: Studierende machen sich<br />
ein Bild von der <strong>NTH</strong><br />
Sie hatten die Lehre fest im Blick: Fünf Studierende<br />
der Niedersächsischen Technischen Hochschule<br />
konnten beim <strong>NTH</strong>-Fotowettbewerb mit<br />
ihren Einsendungen die Jury – bestehend unter<br />
anderem aus den zwei Vizepräsidentinnen und<br />
dem Vizepräsidenten für Studium und Lehre der<br />
<strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten – überzeugen. Sie<br />
waren dem Aufruf „Macht euch ein Bild von der<br />
Lehre!“ gefolgt und hatten sich mit einem Symbolfoto<br />
für die Seiten „Studium und Lehre“ der <strong>NTH</strong>-<br />
Homepage beworben. Die Preisträger nahmen<br />
ihre Urkunden auf der <strong>NTH</strong>-Jahresversammlung<br />
am 13. April 2012 persönlich aus der Hand der<br />
Niedersächsischen Wissenschaftsministerin Prof.<br />
Johanna Wanka entgegen.<br />
Drei Einzelbewerbern und einem Zweierteam<br />
gelang es auf ganz unterschiedliche Art, die<br />
schwierigen Vorgaben (extremes Querformat,<br />
Symbolgehalt, Qualität) erfolgreich umzusetzen.<br />
Absoluter Favorit der Jury war das Siegerfoto, das<br />
die Schriftzüge „Study“ und „<strong>NTH</strong>“ mit Hilfe einer<br />
umgesteckten Computertastatur verbindet (siehe<br />
Seiten 24/25). Die 21 Jahre alte Fotografi n Nele<br />
Fülscher studiert Architektur an der Leibniz Universität<br />
Hannover.<br />
Ob die Teilnehmer durch eine Rundmail an die<br />
Studierenden, durch Flyer oder Poster auf den<br />
Wettbewerb aufmerksam geworden sind – alle<br />
sind so erstmals bewusst mit der Existenz der<br />
<strong>NTH</strong> konfrontiert worden. Und so konnte neben<br />
dem offensichtlichen Motiv für den Wettbewerb –<br />
die optische Verbesserung der <strong>NTH</strong>-Homepage<br />
– auch ein nicht ganz so vordergründiges Ziel<br />
erreicht worden: die Studierenden auf die <strong>NTH</strong>-<br />
Allianz aufmerksam zu machen.
181
182<br />
Aktiver Wanderer zwischen den Universitäten:<br />
Der <strong>Clausthal</strong>er Student Johannes Umbach<br />
nutzt die Möglichkeiten der <strong>NTH</strong><br />
Vielfältiger, größer, bunter – das soll die Niedersächsische<br />
Technische Hochschule auch für Studierende<br />
sein. „Mehr Möglichkeiten, im Verlaufe<br />
des Studiums je nach Interessenschwerpunkt an<br />
den jeweils anderen Standorten Lehrveranstaltungen<br />
zu besuchen”, verspricht die Universitätsallianz.<br />
Johannes Umbach hat die <strong>NTH</strong> beim Wort<br />
genommen. Der 24-Jährige studiert „Energiesystemtechnik“<br />
an der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>, nutzte im Wintersemester<br />
2011/2012 und im darauffolgenden<br />
Sommersemester aber auch das Angebot der<br />
Leibniz Universität Hannover. Dort besuchte er<br />
Vorlesungen des Instituts für Energieversorgung<br />
und Hochspannungstechnik.
„Auf der Suche nach Angeboten über Studienarbeiten<br />
bin ich auf den Internet-Seiten des Instituts<br />
in Hannover auf die Vorlesungen aufmerksam<br />
geworden“, erzählt Umbach. Ausschlaggebend<br />
bei der Entscheidung sei ausschließlich der Vorlesungsinhalt<br />
gewesen. Die Dozenten waren ihm<br />
damals nicht bekannt. Doch bevor der Student<br />
so richtig loslegen konnte, galt es noch organisatorische<br />
Herausforderungen zu bewältigen.<br />
„Anfänglich gab es einige Probleme mit dem prüfungsrechtlichen<br />
und studientechnischen Umgang<br />
mit einem <strong>NTH</strong>-Studenten“, berichtet der 24-Jährige.<br />
Im Normalfall benötigen externe Studierende<br />
einen Gasthörerschein. Andererseits ist jeder Studierende<br />
an einer der drei <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten<br />
auch Studierender der <strong>NTH</strong>. Da es bisher<br />
jedoch einen solchen Fall wie Umbach nicht gab,<br />
waren die Voraussetzungen noch nicht geklärt.<br />
„Die Mitarbeiter des Instituts waren von Anfang<br />
an sehr bemüht und haben mich unterstützt“,<br />
sagt er. Auch die <strong>NTH</strong>-Referentin für Studium und<br />
Lehre, Dr. Helga Beste, hatte sich eingesetzt und<br />
ermöglicht, dass der <strong>Clausthal</strong>er Student an den<br />
Vorlesungen der Leibniz Universität teilnehmen<br />
und auch eine anschließende Prüfung absolvieren<br />
durfte. Die Strecke nach Hannover bewältigte<br />
Johannes Umbach mit dem Auto. Wegen des nicht<br />
unerheblichen Zeitaufwandes entschied er sich<br />
für den Besuch einer Blockveranstaltung. Sein<br />
Beispiel machte sogar schon Schule. „Bei meiner<br />
letzten Vorlesung ist ein Kommilitone aus <strong>Clausthal</strong><br />
mitgekommen, der im Anschluss diese Veranstaltung<br />
auch sehr positiv wahrgenommen hat.“<br />
Dass nicht mehr Studierende diese Möglichkeit<br />
nutzen, liegt nach Ansicht Umbachs am „abschreckenden<br />
Zeitverlust bei der Anreise“. Eine Lösung<br />
für dieses Problem sieht er in Videoübertragungen,<br />
die Veranstaltungen an den verschiedenen<br />
Standorten zugänglich machen könnten. Vom<br />
Sinn solcher Angebote ist der Student vollkommen<br />
überzeugt. „Die <strong>NTH</strong> eröffnet tolle neue<br />
Möglichkeiten, weitere Vorlesungen mit anderen<br />
Schwerpunkten und Dozenten zu hören“,<br />
schwärmt er. Dadurch biete sich ein viel breiteres<br />
Spektrum, Themenbereiche aus verschiedenen<br />
Blickwinkeln zu betrachten und dadurch eine<br />
ganz andere Bewertungsmöglichkeit zu erlangen<br />
– eine einzigartige Chance, die man als Studierender<br />
unbedingt nutzen sollte, fi ndet Umbach.<br />
Angebote und Chancen aktiv zu nutzen, ist offenbar<br />
ein ausgeprägter Wesenszug des 24-Jährigen.<br />
Seit Beginn seines Studiums spielt er als Klarinettist<br />
im Orchester der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>. Mit Beginn des<br />
dritten Semesters wurde er sogar Sprecher des<br />
Orchesters, engagierte sich darüber hinaus als<br />
Vertreter der Studierendenschaft in den Senaten<br />
der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> und der <strong>NTH</strong>. Außerdem bietet<br />
er wöchentliche Tutorien für Elektrotechnik und<br />
Energiesysteme an. In Sachen <strong>NTH</strong> ist Umbach<br />
allerdings nur noch musikalisch unterwegs und hat<br />
an den Konzerten des <strong>NTH</strong>-Sinfonieorchesters im<br />
November und Dezember 2012 in <strong>Clausthal</strong> und<br />
Goslar teilgenommen. Demnächst wird die Zeit<br />
dafür etwas knapper. Dann wird er sich seiner Diplomarbeit<br />
widmen.<br />
S<strong>TU</strong>DIERENDE IN AKTION<br />
183
Aus den<br />
Mitgliedsuniversitäten<br />
12
186<br />
Technische Universität Braunschweig<br />
Rückblick auf die Jahre 2011 und 2012 an der<br />
Technischen Universität Braunschweig.<br />
Forschung<br />
Luft- und Raumfahrttechnik: Im Juni 2012 wurde<br />
der Forschungsbau „Campus Forschungsfl ughafen“<br />
eröffnet. 28 Millionen Euro haben Bund, Land<br />
und <strong>TU</strong> Braunschweig in den neuen Forschungsbau<br />
und die neun geplanten Großgeräte investiert.<br />
Das Forschungszentrum bündelt Grundlagenforschung<br />
an 15 Instituten der <strong>TU</strong> Braunschweig. Mit<br />
dem neuen Standort in unmittelbarer Nachbarschaft<br />
zu den bereits dort ansässigen Instituten der<br />
<strong>TU</strong> Braunschweig und zum Deutschen Zentrum für<br />
Luft- und Raumfahrt (DLR) eröffnen sich hervorragende<br />
Möglichkeiten zur Zusammenarbeit.<br />
Der Sonderforschungsbereich „Grundlagen des<br />
Hochauftriebs künftiger Verkehrsfl ugzeuge“ hatte<br />
bereits im Januar 2011 seine Arbeit aufgenommen.<br />
Im SFB arbeiten Wissenschaftler der <strong>TU</strong><br />
Braunschweig, des Deutschen Zentrums für Luftund<br />
Raumfahrt, Braunschweig, und der Leibniz<br />
Universität Hannover zusammen an der Entwicklung<br />
neuartiger, effi zienter Hochauftriebssysteme.<br />
Im April 2012 wurde die Testanlage für große<br />
Leichtbauteile am Institut für Flugzeugbau und<br />
Leichtbau eingeweiht. Mit der deutschlandweit<br />
einmaligen neuen „Multiaxialen Panel Testanlage“<br />
können Forscher und Entwickler sperrige und<br />
große Bauteile für künftige Flugzeuge und Fahrzeuge<br />
unter realistischen Bedingungen testen.<br />
AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />
Fahrzeug und Mobilität: Ziel der <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
ist es, mit dem Niedersächsischen Forschungszentrum<br />
Fahrzeugtechnik (NFF) und dem<br />
benachbarten Campus Forschungsfl ughafen eine<br />
der besten Hochschulen Europas für das Thema<br />
„Mobilität und Verkehr“ zu werden. Im NFF bündelt<br />
sie ihre Forschungsaktivitäten rund um die<br />
Themen Fahrzeug und Mobilität. Im September<br />
2012 fand die feierliche Grundsteinlegung für den<br />
Forschungsneubau des NFF am Forschungsfl ughafen<br />
Braunschweig statt. Neben dem bereits<br />
existierenden Standort am MobileLifeCampus<br />
in Wolfsburg entsteht nun ein Forschungsbau<br />
am Braunschweiger Forschungsfl ughafen. Insgesamt<br />
49 Millionen Euro investieren der Bund<br />
und das Land Niedersachsen im Rahmen des<br />
gemeinsamen Programmes. Rund 10 Millionen<br />
Euro steuern zusätzlich die Volkswagen AG, die<br />
Stadt Braunschweig (durch Überlassung des<br />
Grundstücks) sowie die <strong>TU</strong> Braunschweig aus<br />
Eigenmitteln bei.
Technologien zu neuen und kostengünstigen Varianten<br />
im Automobilleichtbau zu entwickeln und<br />
diese in Fertigungstechnologien umzusetzen, ist<br />
das Ziel eines neu zu errichtenden „Forschungs-<br />
Campus“, der in Wolfsburg entsteht. Unter der<br />
Führung des Niedersächsischen Forschungszentrums<br />
Fahrzeugtechnik (NFF) hatte sich ein Konsortium<br />
aus Wissenschaft und Wirtschaft erfolgreich<br />
um die Förderinitiative „ForschungsCampus<br />
– öffentlich-private Partnerschaft für Innovationen“<br />
beworben. Die „Open Hybrid LabFactory – Materialentwicklung<br />
und Produktionstechnik für den<br />
wirtschaftlichen und multifunktionalen Leichtbau“<br />
hat sich – ebenfalls im September 2012 – als eine<br />
von bundesweit 10 Initiativen bei 90 Bewerbungen<br />
durchgesetzt. Das Gesamtvolumen wird voraussichtlich<br />
120 Millionen Euro betragen.<br />
Ein weiterer neuer Forschungsschwerpunkt widmet<br />
sich der Herstellung von Hochleistungsbatterien<br />
zum Antrieb von Fahrzeugen. Für das neue Laboratorium<br />
für Batteriefertigung stellt das Land Niedersachsen<br />
insgesamt vier Millionen Euro bereit.<br />
In dem neuen Labor am <strong>TU</strong>-Standort am Langen<br />
Kamp soll die gesamte Prozesskette in der Batteriefertigung<br />
von den Elektroden und Zellen bis zum<br />
Batteriemodul wissenschaftlich untersucht werden.<br />
AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />
187
188<br />
Systembiologie: Biologische Systeme mathematisch<br />
zu beschreiben und ihre Eigenschaften<br />
vorherzusagen: Das ist das Ziel des “Braunschweig<br />
Integrated Centre for Systems Biology”<br />
– kurz BRICS. Das Forschungszentrum wurde als<br />
gemeinsame Einrichtung des Helmholtz-Zentrums<br />
für Infektionsforschung (HZI) und der <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
gegründet. Das BRICS vereint Naturwissenschaftler<br />
verschiedener Disziplinen sowie<br />
Ingenieure, um in enger Kooperation Fragen aus<br />
der Gesundheitsforschung mit Methoden der Systembiologie<br />
zu beantworten. Ziel der Forschung<br />
ist es, neue Medikamente, Therapien und Strategien<br />
gegen Krankheitserreger zu entwickeln. Das<br />
BRICS ist damit auch ein wichtiger Baustein der<br />
Translationsallianz Niedersachsen (TRAIN). Das<br />
Land Niedersachsen fi nanziert gemeinsam mit der<br />
<strong>TU</strong> Braunschweig diesen Neubau mit insgesamt<br />
26 Millionen Euro. Auf vier Etagen werden experimentelle<br />
Labore und theoretisch arbeitende Gruppen<br />
Platz fi nden. Einen zweiten Standort erhält<br />
das BRICS auf dem Campus des HZI.<br />
Pharmaverfahrenstechnik: Kann man Medikamente<br />
in Zukunft kostengünstiger herstellen? Wird<br />
es Arzneimittel geben, die auf den jeweiligen Patienten<br />
abgestimmt sind, maßgeschneidert für seine<br />
Bedürfnisse, besonders wirksam und verträglich<br />
– und trotzdem erschwinglich? Forscher der Technischen<br />
Universität Braunschweig wollen dies auf<br />
der Basis neuer Technologien möglich machen.<br />
Experten aus Pharmazie, Verfahrenstechnik und<br />
Mikrotechnik werden zu diesem Zweck langfristig<br />
zusammenarbeiten – nach einem in Deutschland<br />
bisher einmaligen Modell. Auf dem Campus soll zu<br />
diesem Zweck ein neuer Forschungsbau für Pharmaverfahrenstechnik<br />
entstehen. Fast 29 Millionen<br />
Euro werden Bund und Land dafür bereitstellen.<br />
AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />
Lehre<br />
Erstmals begrüßte die <strong>TU</strong> Braunschweig im Oktober<br />
2011 ihre Studienanfängerinnen und Studienanfänger<br />
zum Semesterauftakt im Eintracht-Stadion. Gut<br />
3.000 Neuimmatrikulierte sorgten für volle Ränge<br />
auf der Gegengeraden. Durch den doppelten Abiturjahrgang<br />
und den Wegfall der Wehrpfl icht hat<br />
sich die Zahl der Studienanfängerinnen und Studienanfänger<br />
im ersten Hochschulsemester zum<br />
Vorjahr um 25 Prozent erhöht. Die Gesamtzahl der<br />
Studierenden stieg im Wintersemester 2011/12 auf<br />
über 15.300, und im Wintersemester 2012/13 stieg<br />
die Zahl erneut auf 16.300.<br />
Mit insgesamt acht Millionen Euro fördert das<br />
BMBF in den kommenden fünf Jahren die Verbesserung<br />
mit dem Programm „Teach4<strong>TU</strong>“ der Lehre<br />
an der <strong>TU</strong> Braunschweig. Es sieht vor, alle Dozentinnen<br />
und Dozenten in den MINT-Fächern Mathematik,<br />
Informatik, Naturwissenschaften und Technik<br />
für eine noch bessere Lehre zu qualifi zieren. Zum<br />
Konzept gehören neben einem System aufeinander<br />
aufbauender Qualifi zierungselemente insbesondere<br />
individuelle Coachings. Kern des Antrags ist<br />
das Team-Teaching, die gemeinsame Planung und<br />
Durchführung von Lehrveranstaltungen in interdisziplinären<br />
Lehrteams. Ein Innovationsprogramm<br />
fördert außerdem neue Formen der Lehre.<br />
Das Verbundprojekt „Mobilitätswirtschaft“ zum<br />
lebenslangen Lernen an Hochschulen unter der<br />
Federführung der <strong>TU</strong> Braunschweig ist beim<br />
BMBF-Wettbewerb „Aufstieg durch Bildung: offene<br />
Hochschule“ erfolgreich. Die <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
wird im Verbund mit fünf weiteren niedersächsischen<br />
Hochschulen nachhaltige wissenschaftliche<br />
Weiterbildungsstrukturen für die Ingenieurwissenschaften<br />
aufbauen.
AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />
189
190<br />
Campusleben<br />
Als erste niedersächsische Universität hat die <strong>TU</strong><br />
Braunschweig eine eigene Stiftung aus Studienbeiträgen<br />
gegründet. Mithilfe der „Carolo-Wilhelmina<br />
Stiftung“ sollen Stipendien für Studierende<br />
der <strong>TU</strong> Braunschweig fi nanziert und Projekte zur<br />
Verbesserung der Lehre unterstützt werden. Die<br />
Stiftung startet mit einem Anfangsvolumen in Höhe<br />
von 2,7 Millionen Euro.<br />
Studierende der <strong>TU</strong> Braunschweig haben knapp<br />
den Weltrekord für das weltweit größte, fl iegende<br />
Papierfl ugzeug verfehlt. Bei zwei Flugversuchen<br />
legte der Flieger mit einer Spannweite von<br />
15 Metern jedoch nur eine Strecke von rund 14<br />
Metern zurück. Für einen Eintrag in das Guinness-<br />
Buch der Rekorde wären mindestens 15 Meter<br />
nötig gewesen. Die Medienresonanz war dennoch<br />
groß: Die SAT1-Sendung Gallileo bereitete die<br />
Vorbereitung und den Rekordversuch zu einem<br />
spannenden Beitrag auf, diverse weitere Medien<br />
berichteten empathisch.<br />
Aus dem <strong>TU</strong>-DAY ist 2012 eine <strong>TU</strong>-NIGHT geworden.<br />
Zum ersten Mal veranstaltete die <strong>TU</strong> Braunschweig<br />
eine Wissenschaftsnacht, bei der über<br />
20.000 Interessierte erstmals nachts die Wissenschaftsaktionen<br />
auf dem Campus entdeckten.<br />
Abgerundet wurde die <strong>TU</strong>-NIGHT mit einem<br />
umfangreichen Musik- und Kulturprogramm auf<br />
zwei Bühnen.<br />
AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />
Die <strong>TU</strong> Braunschweig feierte ein Doppeljubiläum:<br />
Seit zehn Jahren bietet das Agnes-Pockels-<br />
SchülerInnen-Labor spannende Experimente und<br />
Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche. Die<br />
Namensgeberin dieser besonderen Einrichtung,<br />
die Naturwissenschaftlerin und erste Ehrendoktorin<br />
der <strong>TU</strong> Braunschweig Agnes Pockels, feierte<br />
gleichzeitig ihren 150. Geburtstag.<br />
Vor 40 Jahren im Wintersemester 1972/73 hat die<br />
Technische Universität Braunschweig in Niedersachsen<br />
als erste Hochschule im Land das Fach<br />
Informatik eingeführt und dieses Jubiläum im September<br />
2012 gebührend gefeiert.<br />
Menschen<br />
Der US-Spitzenforscher Prof. Dr. Markus Ribbe<br />
von der University of California, USA, wechselt<br />
an die <strong>TU</strong> Braunschweig. Der Biochemiker wurde<br />
mit der Humboldt-Professur, dem höchstdotierten<br />
internationalen Forschungspreis ausgezeichnet.<br />
Er ist der weltweit führende Forscher auf dem<br />
Gebiet der biologischen Stickstofffi xierung.<br />
Mit dem Niedersächsischen Staatspreis 2012<br />
wurde der Elektrotechnik-Ingenieur Professor<br />
Ulrich Reimers, Institut für Nachrichtentechnik<br />
für seinen vorbildlichen Einsatz in Forschung und<br />
Lehre ausgezeichnet.<br />
Den Wissenschaftspreis Niedersachsen 2012<br />
erhielt Professor Dr.-Ing. Marcus A. Magnor, Leiter<br />
des Instituts für Computergraphik, für den Ausbau<br />
des Forschungsschwerpunktes Visual Computing.<br />
Prof. Dr. Hans-Henning Arnold und Prof. Dr. Kurt<br />
Hahlweg gingen erfolgreich aus der fünften Ausschreibungsrunde<br />
des Programms „Die Niedersachsenprofessur<br />
– Forschung 65+“ hervor.
Präsidium und Hochschulrat: Der Senat hat drei<br />
nebenberufl iche Vizepräsidenten gewählt. Zum<br />
Vizepräsidenten für das Ressort „Forschung und<br />
Wissenschaftlicher Nachwuchs“ wurde Prof. Dieter<br />
Jahn, für das Ressort „Strategische Entwicklung<br />
und Technologietransfer“ Prof. Ulrich Reimers<br />
und für das Ressort „Lehre, Studium, Weiterbildung“<br />
wurde Prof. Simone Kauffeld bestellt. Und<br />
bereits im Juni 2011 haben sieben Hochschulratsmitglieder<br />
ihre vierjährige Amtszeit im Aufsichtsgremium<br />
der <strong>TU</strong> Braunschweig angetreten: Prof.<br />
Dr. Heinz Jörg Fuhrmann, Vorstandsvorsitzender<br />
Salzgitter AG, Prof. Dr. Lothar Hagebölling, ehe-<br />
maliger Chef des Bundespräsidialamtes, Prof. Dr.<br />
Bettina Rothärmel, Prokuristin, Marketingleiterin<br />
Braunschweiger Zeitungsverlag, Prof. Dr. Ursula<br />
Schaefer, Prorektorin für Bildung und Internationales<br />
der <strong>TU</strong> Dresden, Prof. Dr. Martin Winterkorn,<br />
Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, der<br />
seine zweite Amtszeit antritt, und Prof. Dr. Simone<br />
Lässig, Direktorin des Georg-Eckert-Instituts für<br />
internationale Schulbuchforschung und Historisches<br />
Seminar der <strong>TU</strong> Braunschweig (gewähltes<br />
Mitglied der Hochschule), sowie Ministerialdirigent<br />
Carsten Mühlenmeier, Abteilungsleiter im Ministerium<br />
für Wissenschaft und Kultur.<br />
AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />
191
192<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
Highlights 2011<br />
Januar<br />
Der Sitz der Niedersächsischen Technischen<br />
Hochschule (<strong>NTH</strong>) wechselt zu Beginn des Jahres<br />
turnusgemäß an die Technische Universität<br />
<strong>Clausthal</strong>. Zeitgleich übernimmt die Leibniz Universität<br />
Hannover die Federführung für Studium<br />
und Lehre an der <strong>NTH</strong> für zwei Jahre.<br />
März<br />
Die Universität geht in der zweiten Phase der<br />
Exzellenzinitiative mit der Beteiligung an zwei<br />
Antragsskizzen erfolgreich aus der Vorrunde hervor:<br />
Die Graduiertenschule „<strong>NTH</strong> School of Engineering<br />
Sciences – PhDcube“ und der Exzellenzcluster<br />
„Hearing4all“ gehen im September 2011<br />
mit einem Vollantrag in die entscheidende Runde.<br />
AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />
April<br />
Zum Sommersemester 2011 geht der Studiengang<br />
„Internet Technologies and Information Systems<br />
M.Sc.“ als erster gemeinsamer Master-Studiengang<br />
der <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten in Betrieb.<br />
Gemeinsam mit dem Laser Zentrum Hannover<br />
unterzeichnet die Leibniz Universität Hannover mit<br />
der Bundesdruckerei GmbH eine Rahmenvereinbarung<br />
über Forschungsvorhaben.<br />
Mai<br />
Der Senat beschließt Änderungen der „Richtlinie<br />
zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis“.<br />
Die Verfahrensabläufe zur Vermeidung wissenschaftlichen<br />
Fehlverhaltens werden damit Empfehlungen<br />
der DFG angepasst.<br />
Juni<br />
Das Hochschulbüro für Internationales wird für<br />
seine Umsetzung der Mobilitätsmaßnahmen im<br />
ERASMUS-Programm mit dem europäischen<br />
Qualitätssiegel E-Quality 2011 ausgezeichnet.<br />
Juli<br />
Der Wissenschaftsrat empfi ehlt den Bau eines<br />
neuen Forschungszentrums für das Hannover<br />
Institut für Technologie (HITec) und das Nachfolgesystem<br />
HLRN-III für den Norddeutschen Hochleistungsrechner<br />
zur Förderung.<br />
August<br />
Der Europäische Forschungsrat vergibt weitere<br />
drei der renommierten Exzellenzprojekte, die<br />
sogenannte ERC-Grants, an die Leibniz Universität<br />
Hannover. Damit können im Jahr 2011 insgesamt<br />
fünf vom ERC geförderte Projekte ihre Arbeit<br />
aufnehmen.
September<br />
Im Rahmen des „Qualitätspakts Lehre“ von Bund<br />
und Ländern bewirbt sich die Leibniz Universität<br />
Hannover mit einem Einzel- als auch mit einem<br />
Verbundantrag; das Verbundprojekt „eCULT“ wird<br />
in die Förderung aufgenommen.<br />
Eine Delegation der Leibniz Universität Hannover<br />
unter Leitung von Präsident Prof. Erich Barke<br />
unterzeichnet in Mexiko, Brasilien und Argentinien<br />
neue Kooperationsverträge.<br />
Oktober<br />
Zum Wintersemester 2011/12 schreiben sich gut<br />
5.000 Studierende in das erste Hochschulsemester<br />
ein. Das sind verglichen mit dem Vorjahres-<br />
Wintersemester rund 45 Prozent mehr. Über die<br />
eigentliche Aufnahmekapazität hinaus werden<br />
aus Hochschulpakt-Mitteln 1.180 Studienplätze<br />
zusätzlich angeboten.<br />
Erstmals werden mit Hilfe öffentlicher und privater<br />
Förderer 90 Deutschlandstipendien und 31<br />
„Niedersachsen Stipendien plus“ vergeben. Hinzu<br />
kommen 129 Niedersachsenstipendien aus Mitteln<br />
des Landes.<br />
Dezember<br />
Das Gleichstellungsbüro feiert das 20-jährige<br />
Bestehen. Ein Festakt ist zugleich feierlicher Auftakt<br />
zu einer Veranstaltungsreihe zu Gleichstellungspolitik<br />
und Genderforschung im Jahr 2012.<br />
An der Leibniz Universität Hannover wird eine<br />
Zentrale Ethikkommission eingerichtet, deren Mitglieder<br />
das Spektrum der Fächer der Universität<br />
repräsentieren.<br />
Zum Jahreswechsel nimmt das Kompetenzzentrum<br />
für Lehrerfortbildung seine Arbeit auf.<br />
AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />
193
194<br />
Highlights 2012<br />
Januar<br />
Ein Plädoyer für mehr privates Engagement an<br />
deutschen Universitäten hat der Präsident der<br />
Leibniz Universität Hannover, Prof. Dr.-Ing. Erich<br />
Barke, anlässlich seines Neujahrsempfangs<br />
gehalten. Vor rund tausend geladenen Gästen<br />
sprach Erich Barke im frisch sanierten Lichthof des<br />
Welfenschlosses insbesondere über die fi nanzielle<br />
Situation der Leibniz Universität. Im internationalen<br />
Vergleich seien deutsche Universitäten unterfi -<br />
nanziert, erklärte Professor Barke.<br />
Februar<br />
Mit insgesamt sechs Forschungspreisen befi ndet<br />
sich die Leibniz Universität in der deutschen<br />
Spitzengruppe bei der Vergabe um die prestigereichen<br />
Forschungsstipendien des Europäischen<br />
Forschungsrats (ERC). Fünf der insgesamt sechs<br />
ERC-Grants gingen an die Fakultät für Mathematik<br />
und Physik, ein weiterer an die für Elektrotechnik<br />
und Informatik.<br />
AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />
März<br />
Rekordbeteiligung beim Wirtschaftsempfang der<br />
Leibniz Universität Hannover: Mehr als 700 Vertreterinnen<br />
und Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft<br />
trafen sich am 1. März 2012 im Lichthof des<br />
Welfenschlosses. Die Leibniz Universität Hannover<br />
und die Unternehmerverbände Niedersachsen<br />
hatten unter dem Motto „Wissen schafft Leistung“<br />
den Empfang gemeinsam ausgerichtet.<br />
April<br />
Am Standort Herrenhausen erfolgt der Spatenstich<br />
für den Neubau der Molekularen Pfl anzenwissenschaften.<br />
Gemeinsam mit der Niedersächsischen<br />
Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Prof. Dr.<br />
Johanna Wanka, legte der Präsident der Leibniz<br />
Universität am 11. April 2012 den Grundstein. In<br />
dem Gebäude werden fünf Professoren des Instituts<br />
für Mikrobiologie, des Instituts für Pfl anzenernährung<br />
und des Instituts für Pfl anzengenetik mit<br />
ihren Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und Studierenden<br />
forschen und lehren.
Mai<br />
Künftig lernen und forschen Wissenschaftlerinnen,<br />
Wissenschaftler und Studierende der Fakultät für<br />
Maschinenbau gemeinsam an einem Ort: 90 Millionen<br />
Euro investiert das Land Niedersachsen in<br />
einen Neubau der Leibniz Universität Hannover<br />
in Garbsen. Gegenüber vom Produktionstechnischen<br />
Zentrum Hannover (PZH) entsteht ein<br />
neuer, hochmoderner Campus. Damit werden alle<br />
Institute der Fakultät an einem Standort zusammengeführt.<br />
Juni<br />
„Riemann Center for Geometry and Physics“ – für<br />
Mathematiker und Physiker gibt es eine neue wissenschaftliche<br />
Einrichtung. Sie bündelt gemeinsame<br />
Forschungsaktivitäten im Themenbereich<br />
„Geometrie und Raum-Zeit“ und bietet ein Forum<br />
für den Diskurs untereinander sowie mit Gastwissenschaftlerinnen<br />
und -wissenschaftlern und der<br />
Öffentlichkeit.<br />
Juli<br />
Die Leibniz Universität arbeitet ihre NS-Vergangenheit<br />
umfassend auf. Die auf Beschluss des<br />
Hochschulsenates eingerichtete Arbeitsgruppe<br />
zur „Verleihung und Entzug von Titeln während der<br />
NS-Zeit“ hat jetzt dem Universitätsgremium einen<br />
ersten <strong>Bericht</strong> vorgelegt. Thema sind die von 1933<br />
bis 1945 an der Technischen Hochschule erfolgten<br />
Beeinträchtigungen aus ideologischen Gründen,<br />
d.h. über die auf der NS-Ideologie politischer, „rassischer“<br />
oder sonstiger Diskriminierung beruhenden<br />
Beeinträchtigungen akademischer Stellungen,<br />
Grade und Ehrungen.<br />
195
196<br />
August<br />
„KoFaS“ – dieses Kürzel steht offi ziell für die „Kompetenzgruppe<br />
Fankulturen und Sport bezogene<br />
Soziale Arbeit“, die unter der Leitung des renommierten<br />
Fanforschers und Sportsoziologen Prof.<br />
Gunter A. Pilz ihre Arbeit aufgenommen hat. Die<br />
KoFaS ist bundesweit die erste Einrichtung an einer<br />
Universität, die sich mit den Problemen von Fangewalt<br />
und Ausschreitungen im Sport beschäftigt.<br />
Oktober<br />
Das Zentrum für Biomolekulare Wirkstoffe, ein<br />
durch das Präsidium der Leibniz Universität Hannover<br />
eingerichtetes Forschungszentrum mit einer<br />
Nutzfl äche von 2.018 Quadratmetern, entsteht in<br />
unmittelbarer Nähe zum neuen Laboratorium für<br />
Nano- und Quantenengineering.<br />
November<br />
Rund 12.500 Besucherinnen und Besucher wollten<br />
etwas über Lehre und Forschung an der Hochschule<br />
erfahren und kamen zur „Nacht, die Wissen<br />
schafft“. 180 Veranstaltungen boten Institute und<br />
Einrichtungen der Leibniz Universität Hannover an<br />
und hatten am 10. November 2012 von 18 bis 24<br />
Uhr ihre Türen geöffnet.<br />
Dezember<br />
Ende November legte Ministerpräsident David<br />
McAllister gemeinsam mit Universitätspräsident<br />
Prof. Dr.-Ing. Erich Barke den Grundstein für das<br />
Testzentrum für Tragstrukturen in Marienwerder.<br />
Im Dezember ist Baubeginn. Hier wird zukünftig<br />
hochkarätige Forschung zu Offshore-Windenergieanlagen<br />
betrieben.<br />
AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN
AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />
197
198<br />
Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />
Highlights 2011<br />
Januar<br />
Titan ist leicht, stabil, korrosions- und temperaturbeständig,<br />
der Produktionsprozess ist allerdings<br />
energetisch aufwendig und teuer. Um ihn zu vereinfachen,<br />
hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) an der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> eine neue Forschergruppe<br />
eingerichtet, die in den kommenden<br />
drei Jahren mit 2,48 Millionen Euro gefördert wird.<br />
März<br />
Mit 16 Projektideen rund um die Themen Energie,<br />
Tourismus, Gesundheit und Wissenschaft will die<br />
„Initiative Zukunft Harz” (IZH) die Landkreise Goslar<br />
und Osterode stärken, bei drei Projekten steht<br />
die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> im Mittelpunkt.<br />
Mai<br />
Die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> bekommt in den nächsten fünf<br />
Jahren zwei Millionen Euro extra, um die Studienbedingungen<br />
und die Lehrqualität weiter zu verbessern.<br />
Sie zählt zu 111 Hochschulen, die durch<br />
den „Qualitätspakt Lehre” vom Bundesforschungsministerium<br />
unterstützt werden. 204 Anträge lagen<br />
vor.<br />
Juli<br />
Fünf Spitzenwissenschaftler erhalten innerhalb<br />
des Programms „Die Niedersachsenprofessur –<br />
Forschung 65+” die Möglichkeit, ihre erfolgreiche<br />
Arbeit über die Pensionsgrenze hinaus fortzusetzen.<br />
Allein zwei der fünf Forscher kommen von<br />
der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>: Prof. Michael Demuth und Prof.<br />
Gerhard Ziegmann.<br />
AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />
Oktober<br />
Im Beisein des niedersächsischen Wirtschaftsministers<br />
Jörg Bode ist in Goslar der Verein „Recycling-Cluster<br />
wirtschaftsstrategische Metalle Niedersachsen”<br />
(REWIMET) gegründet worden. Zu<br />
den 13 Gründungsmitgliedern zählt auch die <strong>TU</strong><br />
<strong>Clausthal</strong>.<br />
November<br />
Die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> und die Volkswagen AG gründen<br />
das Institute for Applied Software Systems Engineering<br />
(IPSSE) als Forschungsverbund mit der<br />
Aggregateentwicklung der Volkswagen AG. Ziel<br />
ist es, Prozesse und Projekte der Antriebsstrang-<br />
Softwareentwicklung effektiver zu gestalten.<br />
Highlights 2012<br />
März<br />
Die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> und das Energie-Forschungszentrum<br />
Niedersachsen (EFZN) arbeiten künftig<br />
mit dem Department of Chemical Engineering der<br />
La Sapienza Universität zusammen. Unterzeichnet<br />
wurde das Kooperationsabkommen im Zuge<br />
der Rom-Reise des niedersächsischen Ministerpräsidenten<br />
David McAllister.<br />
April<br />
Das Niedersächsische Wissenschaftsministerium<br />
hat am Energie-Forschungszentrum Niedersachsen<br />
(EFZN) der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> ein Batterietestzentrum<br />
mit einem Gesamtvolumen von 1.980.000<br />
Euro bewilligt. Darin enthalten ist eine Förderung<br />
des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung<br />
(EFRE) in Höhe von 990.000 Euro.
Dank dem hochaufl ösenden Rasterelektronenmikroskop am<br />
Institut für Nichtmetallische Werkstoffe kann man Details eine<br />
halbe Million mal größer als mit dem bloßen Auge betrachten.<br />
199
200<br />
Juni<br />
Forscher am <strong>Clausthal</strong>er Institut für Werkstoffkunde<br />
und Werkstofftechnik (IWW) entwickeln in den<br />
kommenden dreieinhalb Jahren zusammen mit renommierten<br />
Partnern neue Leichtbaukonzepte für<br />
Flugzeugturbinen.<br />
Juli<br />
Niedersachsens Ministerin für Wissenschaft und Kultur,<br />
Prof. Johanna Wanka, hat vor 200 Gästen den<br />
Grundstein für das <strong>Clausthal</strong>er Zentrum für Materialtechnik<br />
(CZM) gelegt. Es ist das größte Forschungsbauprojekt<br />
in der Universitätsstadt seit 1990.<br />
August<br />
Die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>, das Deutsche Zentrum für Luftund<br />
Raumfahrt (DLR) mit seinem Institut für Faserverbundleichtbau<br />
und Adaptronik sowie die<br />
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung<br />
(BAM) gründen den Forschungsverbund „Funktionswerkstoffe<br />
und -strukturen“.<br />
AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />
Oktober<br />
Vor Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik<br />
nahmen Prof. Wolfgang Schade und Dr. Stefan<br />
Kontermann am 11. Oktober den Preis „Ausgewählter<br />
Ort 2012“ in Empfang.<br />
Die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> festigt ihre Partnerschaft mit der<br />
East China University of Science and Technology<br />
(ECUST) in Shanghai. Zur 60-Jahr-Feier der<br />
Hochschule reist eine dreiköpfi ge Delegation um<br />
<strong>TU</strong>-Präsident Prof. Thomas Hanschke nach Asien.<br />
November<br />
Prof. Rainer Schmid-Fetzer vom Institut für Metallurgie<br />
der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> ist ausgewählt worden für<br />
den renommierten William Hume-Rothery Award<br />
2014. Dies hat die amerikanische materialwissenschaftliche<br />
Gesellschaft TMS (The Minerals, Metals<br />
and Materials Society) jetzt bekannt gegeben.<br />
Die Zhejiang Universität, die als Nummer eins<br />
unter chinesischen Hochschulen gilt, sucht in<br />
Deutschland angemessene Kooperationspartner.<br />
Im Rahmen einer Zhejiang-Universitäts-Woche<br />
an der <strong>TU</strong> Berlin hat im Roten Rathaus ein hochrangiges<br />
Präsidentenforum stattgefunden, an dem<br />
auch der <strong>Clausthal</strong>er Universitätspräsident Prof.<br />
Thomas Hanschke teilnahm.<br />
Der Deutsche Rohstoffeffi zienzpreis 2012 ist gemeinsam<br />
dem Lehrstuhl für Rohstoffaufbereitung<br />
und Recycling der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> und dem <strong>Clausthal</strong>er-Umwelttechnikinstitut<br />
(CUTEC) mit Kooperationspartnern<br />
aus der Industrie verliehen worden.<br />
Die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> hat im Wintersemester 2012/13<br />
laut Statistik vom 15. November 4332 Studierende.<br />
Das ist der höchste Stand in der 237-jährigen<br />
Geschichte der <strong>Clausthal</strong>er Hochschule und ihrer<br />
Vorläufer.
Dezember<br />
Der symbolische Spatenstich erfolgte am 13. Dezember:<br />
Die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> errichtet am Standort<br />
Celle das Forschungszentrum „Drilling Simulator“<br />
zur Erprobung neuartiger Bohrtechniken. Ziel<br />
ist es, technische Verfahren zu entwickeln, um<br />
geothermische Energie aus tiefen geologischen<br />
Schichten künftig wirtschaftlich gewinnen zu können.<br />
Für die in Deutschland in dieser Form einmalige<br />
wissenschaftliche Einrichtung investieren Land,<br />
EU und <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> rund 10 Millionen Euro.<br />
Die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> und die Universität Göttingen<br />
wollen auf dem Gebiet der computergestützten<br />
Forschung künftig enger zusammenarbeiten. Am<br />
1. Januar 2013 hat das gemeinsame Simulationswissenschaftliche<br />
Zentrum (SWZ) der beiden<br />
Hochschulen die Arbeit aufgenommen.<br />
Für ein Masterstudium in Informatik ist die <strong>TU</strong><br />
<strong>Clausthal</strong> die Top-Universität im deutschsprachigen<br />
Raum. Dies hat die neueste Umfrage des<br />
Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) unter<br />
Studierenden ergeben, deren Ergebnisse am 11.<br />
Dezember veröffentlicht worden sind.<br />
201
Zahlen, Daten, Fakten<br />
13
204<br />
Studierende der <strong>NTH</strong><br />
<strong>NTH</strong>-Fächergruppe WS 2009/10 WS 2010/11 WS 2011/12 WS 2012/13<br />
Maschinenbau, Verfahrenstechnik<br />
und Werkstofftechnik<br />
Elektrotechnik und<br />
Informationstechnik<br />
ZAHLEN, DATEN, FAKTEN<br />
5695 6372 6764 7199<br />
1605 1704 2027 2009<br />
Informatik 1925 2098 2297 2287<br />
Bauingenieurwesen und<br />
Umweltingenieurwesen inklusive<br />
Geoökologie<br />
2185 2543 2935 3082<br />
Mathematik 1166 1271 1341 1183<br />
Architektur, Landschaftsarchitektur<br />
und Umweltplanung<br />
1861 1930 1972 2024<br />
Physik und Meteorologie 1014 1109 1260 1192<br />
Chemie, Lebensmittelchemie,<br />
Lebensmittelwissenschaften und<br />
Pharmazie<br />
Biologie, Biotechnologie/<br />
Bioingenieurwesen und Gartenbau<br />
Geowissenschaften inklusive Geographie,<br />
Geodäsie und Geotechnik<br />
2519 2709 2855 2673<br />
1840 2093 1987 1980<br />
839 900 917 745<br />
Bergbau und Rohstoffe 681 746 877 988<br />
Gesamt 21330 23474 25231 25363
205
206<br />
Internationale Studierende an der <strong>NTH</strong><br />
Amerika (Nord und Süd)<br />
WS 2009/10 568<br />
WS 2010/11 564<br />
WS 2011/12 563<br />
WS 2012/13 570<br />
Internationale Studierende<br />
insgesamt<br />
ZAHLEN, DATEN, FAKTEN<br />
Europa<br />
WS 2009/10 782<br />
WS 2010/11 717<br />
WS 2011/12 641<br />
WS 2012/13 672<br />
Afrika<br />
WS 2009/10 318<br />
WS 2010/11 319<br />
WS 2011/12 272<br />
WS 2012/13 287<br />
Asien<br />
WS 2009/10 1071<br />
WS 2010/11 1051<br />
WS 2011/12 995<br />
WS 2012/13 1137<br />
Australien<br />
WS 2009/10 898<br />
WS 2010/11 837<br />
WS 2011/12 793<br />
WS 2012/13 808<br />
WS 2009/10 WS 2010/11 WS 2011/12 WS 2012/13<br />
3637 3488 3263 3473
Absolventinnen und Absolventen der <strong>NTH</strong><br />
Jahr 2009/10<br />
Jahr 2010/11<br />
Jahr 2011/12<br />
1374 männlich<br />
788 weiblich<br />
1586 männlich<br />
963 weiblich<br />
1635 männlich<br />
941 weiblich<br />
ZAHLEN, DATEN, FAKTEN<br />
207
208<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Niedersächsische Technische Hochschule<br />
Das Präsidium<br />
Adolph-Roemer-Straße 2a<br />
38678 <strong>Clausthal</strong>-Zellerfeld<br />
geschaeftsstelle@nth-online.org<br />
www.nth-online.org<br />
Bildnachweis<br />
Andre Bertram: Titel (Fotos/2), Seiten 5,<br />
6, 9, 13, 62, 63, 65, 66, 72, 73, 74, 75, 76,<br />
79, 82, 93, 168, 174<br />
Frank Bierstedt/<strong>TU</strong> Braunschweig: 15<br />
CFK Nord: 52<br />
dapd/Treblin: 57<br />
Christian Ernst: Titel (Foto/1), 13, 39, 55,<br />
64, 69, 80, 81, 94, 175, 178, 182, 201<br />
fi MINT: 58, 59<br />
Tanja Föhr: 164<br />
Fotolia: Titel (Grafi k), 31, 44, 55, 88, 102,<br />
107, 132, 133, 184, 202<br />
Nele Fülscher: 24<br />
Thomas Hanschke: innere Umschlagseite, 56, 57,<br />
115<br />
Harzwasserwerke: innere Umschlagseite<br />
Peter Heller: 14, 30, 179, 181, 199<br />
Bode Kremmin/Leibniz Universität Hannover:<br />
21, 181<br />
Leibniz Universität Hannover/Kommunikation<br />
und Marketing: 43, 87, 192, 193, 194, 195, 196<br />
Peter Lemke: 40<br />
Druck<br />
Creaktiv print + more GmbH & Co. KG, Goslar<br />
1. Aufl age 2012<br />
IMPRESSUM<br />
Olaf Möldner: 16, 18, 23, 27, 28, 36, 71,<br />
165, 166, 176, 179, 181, 201, 205<br />
MPA Braunschweig: 104<br />
Niedersächsisches Forschungszentrum<br />
Fahrzeugtechnik: 152, 159, 160<br />
Jan Offmanns: 111<br />
original oberland/<strong>TU</strong> Braunschweig: 179<br />
Kirsten Pötzke: 85<br />
Siegfried Raasch: 124<br />
Michael Schrempf: 125<br />
Stechern: 109<br />
Stefan Sobotta: 165<br />
Anna Tietze: 163<br />
Technische Universität Braunschweig/Presse und<br />
Kommunikation: 9, 47, 48, 49, 181, 187, 189, 191<br />
Volkswagen AG: 61, 133, 155, 156<br />
Die nicht einzeln ausgezeichneten Bilder stammen<br />
aus dem Fundus der Forschungsprojekte,<br />
dem Archiv oder sind privat zur Verfügung gestellt<br />
worden.
Redaktionsteam<br />
Layout und Satz<br />
Melanie Bruchmann<br />
Redaktion<br />
Christian Ernst<br />
Konzeption und<br />
Redaktion<br />
Prof. Thomas Hanschke<br />
Redaktion<br />
Kirsten Pötzke