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(NTH) Bericht 2011–2012 - TU Clausthal

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Niedersächsische<br />

Technische Hochschule (<strong>NTH</strong>)<br />

<strong>Bericht</strong> <strong>2011–2012</strong><br />

Die <strong>NTH</strong> ist eine Allianz<br />

der Universitäten:<br />

Technische Universität<br />

Braunschweig<br />

Technische Universität<br />

<strong>Clausthal</strong><br />

Leibniz Universität Hannover


In den Jahren 2011 und 2012 ist der Sitz der Niedersächsischen Technischen<br />

Hochschule an der Technischen Universität <strong>Clausthal</strong> gewesen. Bereits 2010<br />

war der Oberharz über die Region hinaus in den Blickpunkt gerückt, als die<br />

UNESCO das Oberharzer Wasserregal als Meisterwerk früher Bergbau- und<br />

Ingenieurkunst zum Weltkulturerbe ernannte.


Niedersächsische Technische Hochschule (<strong>NTH</strong>)<br />

<strong>Bericht</strong> <strong>2011–2012</strong><br />

Die <strong>NTH</strong> ist eine Allianz<br />

der Universitäten:


2<br />

Inhalt<br />

Vorwort 4<br />

1 Das Präsidium 6<br />

2 Die AG Forschung 16<br />

3 Die Studienkommission 24<br />

4 Die AG Zukunftskonzept 32<br />

5 Berufungen 36<br />

6 Gleichstellung 40<br />

7 <strong>NTH</strong>-Highlights 44<br />

International besetztes Symposium „<strong>NTH</strong> Perspektiven“<br />

INHALT<br />

beleuchtet zwei Jahre bestehende Universitätsallianz 46<br />

<strong>TU</strong> Braunschweig reicht <strong>NTH</strong>-Staffelstab an die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> weiter<br />

Stabiler, leichter, preiswerter: <strong>NTH</strong>-Verbundprojekt forscht in Stade<br />

48<br />

an Hochleistungsproduktion von CFK-Strukturen 50<br />

Tagung Geomonitoring 54<br />

Delegationsreise nach Südamerika 56<br />

Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen 58<br />

Schaufenster Elektromobilität – Erfolg für die <strong>NTH</strong> und die Region 60<br />

<strong>NTH</strong>-Jahresversammlung in <strong>Clausthal</strong> – Eine starke Allianz auf Augenhöhe 62<br />

<strong>NTH</strong>-Messeauftritte 68<br />

Auftaktveranstaltung „GeoFluxes“ in Hannover 70<br />

Kooperatives Promotionsprogramm Elektromobilität 71<br />

IT-Ökosysteme feiert Abschluss 72<br />

Technisch-Wissenschaftliches Symposium 74<br />

Parlamentarischer Abend im Leibnizhaus Hannover 80<br />

Doktorandenausbildung: <strong>NTH</strong> School of Engineering Sciences 82<br />

Auslegungssache: Rechtswissenschaftler haben das <strong>NTH</strong>-Gesetz kommentiert<br />

Forschungsplattform „Entsorgungsoptionen für radioaktive Reststoffe:<br />

84<br />

Interdisziplinäre Analysen und Entwicklung von Bewertungsgrundlagen“ 86


8 <strong>NTH</strong>-Projekte 88<br />

<strong>NTH</strong> School für IT-Ökosysteme 90<br />

<strong>NTH</strong> School for Contacts in Nanosystems 96<br />

Life-Cycle-Engineering für Ingenieurbauwerke und Gebäude: Strategien und Methoden 102<br />

<strong>NTH</strong>-Graduiertenschule GeoFluxes 108<br />

<strong>NTH</strong>-Graduiertenschule „Operations Management & Research“<br />

Entwicklung keramischer Hochfl ussmembranen guter<br />

112<br />

CO -Verträglichkeit zur Sauerstoffabtrennung 2 116<br />

Innovative Methoden zur Synthese von Naturstoffen und deren Analoga<br />

Die Untersuchung von Austauschprozessen an der Obergrenze<br />

120<br />

der atmosphärischen Grenzschicht 124<br />

Grundlegende Technologien zur Hochaufl adung von Fahrzeugmotoren 128<br />

PLANETS – Planen und Entscheiden in Netzwerken autonomer Akteure im Verkehr 132<br />

RaMon – Radar-Based Spatial Monitoring 136<br />

Hydraulische Prozesse und Eigenschaften partiell hydrophober Böden 140<br />

Multivariate Modellierung in Finanz- und Versicherungsmathematik<br />

Geomimetik – Übertragung von Geoprozessen in materialtechnische Anwendungen<br />

144<br />

für Energie und Umwelt am Beispiel der Glaskorrosion 148<br />

9 Forschungszentren der Mitgliedsuniversitäten 152<br />

Das Niedersächsische Forschungszentrum Produktionstechnik (NFP) 154<br />

Das Niedersächsische Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) 158<br />

Das <strong>Clausthal</strong>er Zentrum für Materialtechnik (CZM) 162<br />

Das Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN) 166<br />

10 <strong>NTH</strong>-Sinfonieorchester 168<br />

11 Studierende in Aktion 176<br />

Lebendige Zusammenarbeit in der Uni-Allianz: Architekturwettbewerb unter Studierenden 178<br />

Die Lehre im Sucher: Studierende machen sich ein Bild von der <strong>NTH</strong><br />

Aktiver Wanderer zwischen den Universitäten:<br />

180<br />

Der <strong>Clausthal</strong>er Student Johannes Umbach nutzt die Möglichkeiten der <strong>NTH</strong> 182<br />

12 Aus den Mitgliedsuniversitäten 184<br />

Technische Universität Braunschweig 186<br />

Leibniz Universität Hannover 192<br />

Technische Universität <strong>Clausthal</strong> 198<br />

13 Zahlen, Daten, Fakten 202<br />

14 Impressum 208<br />

INHALT<br />

3


4<br />

Vorwort<br />

Zwei Jahre lang war die Niedersächsische Technische Hochschule (<strong>NTH</strong>) zu Gast<br />

an der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>. Die <strong>NTH</strong> mit Sitz in <strong>Clausthal</strong>-Zellerfeld folgte einer guten Tradition.<br />

Denn schon die Welfenhäuser in Hannover und Braunschweig-Wolfenbüttel<br />

vertrauten ihre Vermögenswerte, die Oberharzer Silberminen, einer <strong>Clausthal</strong>-<br />

Zellerfelder Berghauptmannschaft an. Die Verantwortung für einen großen Universitätsverbund<br />

hat in <strong>Clausthal</strong> Gemeinsinn und Kreativität gefördert und Ort und<br />

Universität einen beachtlichen Aufschwung beschert. Fast zeitgleich wurde das<br />

Oberharzer Wasserregal zum UNESCO-Kulturerbe erklärt und rückte den Oberharz<br />

gleichfalls in den Blickpunkt.<br />

Die <strong>NTH</strong> eröffnet allen Beteiligten vielversprechende Perspektiven. Diese Perspektiven<br />

wollen allerdings erarbeitet und entwickelt werden. Trotz der kurzen<br />

Zeit unseres Bestehens konnten wir eine übergeordnete Organisations- und<br />

Gremienstruktur implementieren, für alle elf eingeschriebenen Fächergruppen<br />

gemeinsame Entwicklungsplanungen aufstellen und erfolgreich fortschreiben,<br />

die gemeinsam genutzten Forschungszentren der Mitgliedsuniversitäten ausbauen,<br />

gemeinsame Forschungsvorhaben durchführen, Fördermittel in Millionenhöhe<br />

einwerben, gemeinsame Graduiertenschulen errichten und sogar ein<br />

gemeinsames Orchester ins Leben rufen. Neue Veranstaltungsformate wie<br />

Jahresversammlungen, Technisch-Wissenschaftliche Symposien, Parlamentarische<br />

Abende, Workshops und Exkursionen sowie der <strong>NTH</strong>-Report als neues<br />

Informationsmedium haben uns näher zusammengebracht und unsere Sichtbarkeit<br />

verbessert.<br />

Ich halte die <strong>NTH</strong> für eine gute Sache und gehe gern an den drei Universitäten<br />

ein und aus.<br />

Glück auf!<br />

Prof. Dr. Thomas Hanschke<br />

Vorsitzender des Präsidiums der<br />

Niedersächsischen Technischen Hochschule <strong>2011–2012</strong><br />

VORWORT


Das Präsidium<br />

1


8<br />

<strong>Bericht</strong> des Präsidiums und des Senats<br />

Gemäß dem Gesetz zur Errichtung der Niedersächsischen<br />

Technischen Hochschule und zur<br />

Änderung des Niedersächsischen Hochschulgesetzes<br />

(NHG) vom 15. Dezember 2008 errichtete<br />

das Land Niedersachsen zum 1. Januar 2009 die<br />

Niedersächsische Technische Hochschule (<strong>NTH</strong>)<br />

als Körperschaft des öffentlichen Rechts mit dem<br />

Recht der Selbstverwaltung. Die <strong>NTH</strong> eint als<br />

Mitgliedsuniversitäten die Technische Universität<br />

Braunschweig, die Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />

und die Leibniz Universität Hannover in ihrer<br />

Eigenschaft als Körperschaften des öffentlichen<br />

Rechts unter dem Dach der <strong>NTH</strong>. Der Sitz der<br />

<strong>NTH</strong> ist gemäß <strong>NTH</strong>-Gesetz (<strong>NTH</strong>G) für jeweils<br />

zwei Jahre am Standort einer der Mitgliedsuniversitäten<br />

in alphabetischer Reihenfolge angesiedelt.<br />

Zum 31.12.2010 endete der erste Braunschweiger<br />

Vorsitz. Zum 01.01.2011 folgte <strong>Clausthal</strong>,<br />

zum 01.01.2013 ist Hannover an der Reihe. Die<br />

<strong>NTH</strong> ist eine Universität mit drei Standorten. Sie<br />

pfl egt und entwickelt die Wissenschaften in den<br />

Bereichen Ingenieurwissenschaften, Architektur,<br />

Informatik, Naturwissenschaften und Mathematik<br />

(sogenannte einbezogene Fächergruppen und<br />

Fächer) durch Forschung, Lehre, Studium und<br />

Weiterbildung.<br />

Das Präsidium als Führungsorgan der Niedersächsischen<br />

Technischen Hochschule besteht aus den<br />

drei Präsidenten der Mitgliedsuniversitäten sowie<br />

zwei externen Präsidiumsmitgliedern:<br />

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Hesselbach (<strong>TU</strong> Braunschweig),<br />

Prof. Dr. rer. nat. Thomas Hanschke (<strong>TU</strong><br />

<strong>Clausthal</strong>), Prof. Dr.-Ing. Erich Barke (Leibniz Universität<br />

Hannover), Prof. Dr.-Ing. Dagmar Schipanski<br />

(<strong>TU</strong> Ilmenau) und Prof. Dr.-Ing. Sigmar Wittig<br />

(Karlsruher Institut für Technologie).<br />

DAS PRÄSIDIUM<br />

Die Präsidiumssitzungen, die durch den Vorsitzenden<br />

des <strong>NTH</strong>-Präsidiums geleitet werden, fanden<br />

in den Jahren 2011/12 monatlich statt. Der gemäß<br />

<strong>NTH</strong>G gebildete <strong>NTH</strong>-Senat hat in 2011 insgesamt<br />

zweimal und in 2012 dreimal getagt sowie weitere<br />

Beschlüsse im Umlaufverfahren gefasst. Durch das<br />

Präsidium und den Senat wurden folgende Arbeitsgruppen<br />

und Kommissionen eingesetzt, die konstruktiv<br />

und ergebnisorientiert die Leitungsorgane<br />

unterstützen:<br />

– AG Forschung<br />

– Studienkommission<br />

– Gleichstellungsarbeit<br />

– AG Zukunftskonzept<br />

Unter Federführung des Präsidiums wurden in<br />

Zusammenarbeit mit dem Senat bisher folgende<br />

<strong>NTH</strong>-Meilensteine erreicht:<br />

– Grundordnung<br />

– Geschäftsordnung des Präsidiums<br />

– Geschäftsordnung des Senats<br />

– Geschäftsordnung der Studienkommission<br />

– Regeln zur Sicherung der guten wissenschaftlichen<br />

Praxis<br />

– Schwerpunkt- und Profi lbildung in einer gemeinsamen<br />

Entwicklungsplanung zwischen den drei<br />

Universitäten für alle einbezogenen Fächergruppen<br />

– Rahmenpromotionsordnung<br />

– Gemeinsamer <strong>Bericht</strong> zur Umsetzung der DFG-<br />

Gleichstellungsstandards


10<br />

Um den Prozess der Profi lbildung zu unterstützen,<br />

schöpfen die Organe der <strong>NTH</strong> ein breites Spektrum<br />

an Möglichkeiten aus: Freigaben und Berufungen<br />

an den drei Mitgliedsuniversitäten in den<br />

einbezogenen Fächergruppen und Fächern werden<br />

grundsätzlich im <strong>NTH</strong>-Präsidium abgestimmt;<br />

Studiengänge und einzelne Studienangebote werden<br />

gemeinsam geplant, erarbeitet und angeboten;<br />

im Rahmen sogenannter strukturbildender<br />

Maßnahmen konnten einvernehmlich zwei Professuren<br />

<strong>NTH</strong>-intern von Braunschweig nach Hannover<br />

bzw. von Hannover nach Braunschweig verlegt<br />

werden. Die Sicherung und Verbesserung der<br />

Qualität von Lehre und Forschung sowie Aspekte<br />

der Internationalisierung sind weitere Schwerpunktthemen<br />

in der Arbeit des <strong>NTH</strong>-Präsidiums.<br />

Die abgestimmten Entwicklungsplanungen für alle<br />

einbezogenen Fächer wurden zwischenzeitlich<br />

durch das Ministerium für Wissenschaft und Kultur<br />

(MWK) genehmigt und liegen nun für alle elf<br />

<strong>NTH</strong>-Fächergruppen vor. Die Aktualisierung und<br />

Fortschreibung der Entwicklungsplanung wurde<br />

veranlasst und zum Teil bereits umgesetzt.<br />

Forschung<br />

Die Hochschulallianz der <strong>NTH</strong> kann auf das<br />

Potenzial drei hervorragend aufgestellter Universitätsstandorte<br />

zurückgreifen. Die gleichzeitige<br />

Förderung von Grundlagenforschung und anwendungsorientierter<br />

Forschung weist die <strong>NTH</strong> als<br />

international sichtbare Ideenschmiede für technologisch<br />

bedeutsame Zukunftskonzepte aus. Die<br />

Bedingungen dafür sind im Forschungsland Niedersachsen<br />

optimal. Denn die <strong>NTH</strong> kann nicht nur auf<br />

universitäre Spitzenkräfte bauen. Sie bindet in ihren<br />

Projekten auch die Kapazitäten der zahlreichen hier<br />

angesiedelten Großforschungseinrichtungen ein.<br />

DAS PRÄSIDIUM<br />

Die Förderung vom Land Niedersachsen über 25<br />

Millionen Euro in der Zeit von 2009 bis 2013 wurde<br />

und wird vor allem in die Umsetzung von Forschungsvorhaben<br />

investiert. Diese Projekte gliedern<br />

sich zum einen in die sogenannten Top-downsowie<br />

die Bottom-up-Projekte und zum anderen in<br />

Anschubfi nanzierungen der <strong>NTH</strong>, unter anderem<br />

im Rahmen der „Dritten Förderlinie“ der <strong>NTH</strong>, deren<br />

Förderrichtlinie in 2011 überarbeitet wurde. Unter<br />

dem Begriff „Top-down-Projekte“ sind gemeinsame<br />

Forschungsaktivitäten der drei Partnerhochschulen<br />

zu verstehen, deren Thematik vom <strong>NTH</strong>-Präsidium<br />

vorgegeben ist. Das derzeitige Fördervolumen<br />

beträgt mehr als 10 Millionen Euro. Zu den „Bottom-up-Projekten“<br />

gehören Forschungsvorhaben,<br />

die von Wissenschaftlern der Mitgliedsuniversitäten<br />

frei gewählt und beantragt werden. Welche<br />

Projekte im Einzelnen gefördert werden, entschied<br />

bis 31.12.2010 das MWK. Entscheidungsgrundlage<br />

hierfür war regelmäßig eine Empfehlung der Wissenschaftlichen<br />

Kommission Niedersachsen auf<br />

der Basis eines DFG-vergleichbaren Auswahlverfahrens.<br />

Am 01.01.2011 hat das <strong>NTH</strong>-Präsidium die<br />

Entscheidungskompetenz des MWK in dieser Frage<br />

übernommen. In der ersten Ausschreibungsrunde<br />

wurden neun Projekte mit einem Gesamtfördervolumen<br />

von 3,22 Millionen Euro gefördert. Die Projekte<br />

wurden bis 2012 abgeschlossen. Alle Vorhaben der<br />

ersten Ausschreibungsrunde haben 2011 im <strong>NTH</strong>-<br />

Präsidium zu den erreichten Forschungszielen und<br />

-ergebnissen berichtet.<br />

Inzwischen wurde eine zweite Ausschreibungsrunde<br />

durchgeführt. Im Vorverfahren gingen 39<br />

Antragsskizzen ein. Hiervon wurden zwölf Projekte<br />

von der AG Forschung und dem <strong>NTH</strong>-Präsidium<br />

positiv bewertet und zur Vollantragstellung aufgefordert.<br />

Die bis Mitte Februar 2012 eingegangenen<br />

Vollanträge wurden von der WKN begutachtet.<br />

Nach Bewertung der Empfehlung der WKN in der<br />

AG Forschung wurden sieben Projekte der Vollantragsrunde<br />

dem <strong>NTH</strong>-Präsidium zur Förderung


vorgeschlagen. Am 10.12.2012 hat das <strong>NTH</strong>-Präsidium<br />

diese sieben Projekte mit einem Gesamtfördervolumen<br />

von rund zwei Millionen Euro bewilligt.<br />

Darüber hinaus war die <strong>NTH</strong> in der Exzellenzinitiative<br />

des Bundes und der Länder zur Vollantragstellung<br />

aufgefordert worden, jedoch leider am Ende<br />

leer ausgegangen. Das Unternehmen Exzellenzinitiative<br />

ist trotz des für die Antragssteller unbefriedigenden<br />

Ergebnisses nicht vergeblich gewesen.<br />

Die Arbeit an den Anträgen hat Institute stärker<br />

zusammengebracht, standortübergreifende<br />

Teams hervorgebracht und den Vernetzungsprozess<br />

der <strong>NTH</strong> weiter vorangetrieben.<br />

Weitere Drittmittelanträge für zwei DFG-Graduiertenkollegs<br />

„Human-Centered IT-Ecosystems“<br />

und „Social Cars“ wurden eingereicht, sowie der<br />

Antrag für „Entsorgungsoptionen radioaktiver<br />

Reststoffe“ im Rahmen des Energieforschungsprogramms<br />

„2020+“ des Bundesforschungsministeriums<br />

(BMBF), das für die Ausbildung und den<br />

Kompetenzerhalt auf dem Gebiet der nuklearen<br />

Sicherheits- und Endlagerforschung zuständig<br />

ist. Hierbei handelt es sich um eine Plattform, die<br />

von der <strong>NTH</strong> koordiniert wird und zukünftig Forschungsergebnisse<br />

zur Entsorgung von nuklearem<br />

Material überregional bündeln und dadurch zu<br />

einem wichtigen Beratungszentrum für Bund und<br />

Länder in Fragen einer sicheren und nachhaltigen<br />

Entsorgung radioaktiver Abfälle avancieren soll.<br />

<strong>NTH</strong>-Präsidium<br />

Prof. Dr.-Ing.<br />

Jürgen Hesselbach<br />

(<strong>TU</strong> Braunschweig)<br />

Prof. Dr. rer. nat.<br />

Thomas Hanschke<br />

(<strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>)<br />

Prof. Dr.-Ing.<br />

Erich Barke<br />

(Leibniz Universität<br />

Hannover)<br />

Prof. Dr.-Ing.<br />

Dagmar Schipanski<br />

(<strong>TU</strong> Ilmenau)<br />

Prof. Dr.-Ing.<br />

Sigmar Wittig<br />

(Karlsruher Institut für<br />

Technologie)<br />

DAS PRÄSIDIUM 11


12<br />

Forschungszentren<br />

Die eigentliche Domäne der <strong>NTH</strong> ist die Verbundforschung.<br />

Im Vorgriff auf das Gesetz zur Errichtung<br />

der Niedersächsischen Technischen Hochschule<br />

hatten die Mitgliedsuniversitäten bereits frühzeitig<br />

damit begonnen, ihre Forschungsaktivitäten in<br />

fakultätsübergreifenden Zentren zu bündeln, wobei<br />

auch Partneruniversitäten und außeruniversitäre<br />

Forschungseinrichtungen einbezogen wurden.<br />

An der <strong>TU</strong> Braunschweig entstand in der Symbiose<br />

von Maschinenbau und Elektrotechnik das<br />

Niedersächsische Forschungszentrum Fahrzeugtechnik<br />

(NFF). Mit seiner Gründung an den zwei<br />

Standorten MobileLifeCampus in Wolfsburg in<br />

Kooperation mit der Volkswagen AG sowie am<br />

Forschungsfl ughafen Braunschweig wird das Ziel<br />

verfolgt, die Forschungsregion Braunschweig als<br />

Spitzenstandort in der fahrzeugtechnischen Forschung<br />

mit internationaler Sichtbarkeit zu etablieren.<br />

Die Forschungsprogrammatik des NFF<br />

basiert auf der Vision des „Metropolitan Car“ und<br />

fokussiert die Entwicklung fahrzeugbezogener<br />

Technologien und Nutzungsmodelle für die nachhaltige<br />

Sicherstellung der individuellen Mobilitätsbedürfnisse<br />

in Ballungsräumen. Dies sind: das<br />

„Intelligente Fahrzeug“, das „Emissionsarme Fahrzeug“,<br />

„Flexible Fahrzeugkonzepte“ sowie „Rahmenbedingungen<br />

und Mobilitätskonzepte“.<br />

Die Wissenschaftler am Produktionstechnischen<br />

Zentrum Hannover (PZH) befassen sich mit dem<br />

effi zienten Einsatz von Maschinen und Anlagen<br />

für die Einführung nachhaltiger Fertigungstechnologien<br />

und Logistikkonzepte. Insbesondere haben<br />

sie den „Menschen in der Produktion“ im Fokus,<br />

denn als Folge des demographischen Wandels<br />

gewinnt auch die ergonomische Gestaltung der<br />

Arbeitsumgebung an Bedeutung.<br />

DAS PRÄSIDIUM<br />

Das Energie-Forschungszentrum Niedersachsen<br />

(EFZN) in Goslar ist eine wissenschaftliche Einrichtung<br />

der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> in Kooperation mit den<br />

Universitäten Braunschweig, Göttingen, Hannover<br />

und Oldenburg. Im Blickpunkt stehen Fragen zur<br />

gesamten Energiegewinnungs- und Energieverwertungskette.<br />

Ausgehend von den Empfehlungen<br />

der Wissenschaftlichen Kommission zur Schwerpunktbildung<br />

in der niedersächsischen Energieforschung<br />

wird sich das EFZN in den kommenden<br />

Jahren auf folgende Forschungsthemen konzentrieren:<br />

Tiefe Geothermie, Energiespeicher und<br />

Energiesysteme, Smart Grids, Bioenergie, Windenergie,<br />

gesellschaftswissenschaftliche Energieforschung<br />

und materialwissenschaftliche Energieforschung.<br />

Das NFF bildet mit dem Produktionstechnischen<br />

Zentrum Hannover und dem Energie-Forschungszentrum<br />

Niedersachsen eine strategische Allianz<br />

unter dem Dach der Niedersächsischen Technischen<br />

Hochschule. Die erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

der drei Zentren ist in drei gemeinsamen<br />

Forschungsverbünden (Forschungsverbund Geothermie<br />

und Hochleistungsbohrtechnik, Schaufenster<br />

Elektromobilität und Entsorgungsoptionen<br />

für radioaktive Reststoffe) eindrucksvoll dokumentiert.<br />

Diese Zentren sollen systematisch weiterentwickelt<br />

werden, wobei erwartet wird, dass sich<br />

neue Kompetenzbereiche insbesondere aus den<br />

gemeinsamen Bottom-up- und Top-down-Projekten<br />

entwickeln und dass sich die Mitglieder von<br />

Top-down-Projekten sukzessive für die Mitarbeit in<br />

den Zentren qualifi zieren.<br />

An der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> entsteht zurzeit der Neubau für<br />

das <strong>Clausthal</strong>er Zentrum für Materialtechnik (CZM),<br />

das in ein Niedersächsisches Zentrum für Materialtechnik<br />

überführt werden soll. Schwerpunkte sind<br />

die Entwicklung neuer Werkstoffe, deren Verarbeitung<br />

und Eigenschaftsprüfung, ihre zielgerichtete<br />

Kombination zu Verbundwerkstoffen sowie ihre


Präsidiumssitzung im Weißen Saal des Landesamtes<br />

für Bergbau, Energie und Geologie, <strong>Clausthal</strong>.<br />

Die Professoren Sigmar Wittig und Dagmar Schipanski,<br />

externe Präsidiumsmitglieder (unten).<br />

DAS PRÄSIDIUM<br />

13


14<br />

gemeinsame Verarbeitung zu Bauteilen und Produkten<br />

in Mischbauweise.<br />

Das Simulationswissenschaftliche Zentrum<br />

<strong>Clausthal</strong>-Göttingen (SWZ), das bereits in der<br />

Foresight-Studie des Bundesforschungsministeriums<br />

im Zukunftsfeld Transdisziplinäre Modelle<br />

und Multiskalensimulation als einer der Hauptakteure<br />

genannt wurde, ist eng verbunden mit der<br />

„International School of Engineering Sciences“ der<br />

<strong>NTH</strong> (<strong>NTH</strong>-ISES), die sich mit der Interaktion von<br />

Simulation und Experiment auf der Nahtstelle von<br />

Natur- und Ingenieurwissenschaften befasst. Initiativen<br />

im Bereich Simulation und „Virtual Engineering“<br />

gibt es darüber hinaus an allen drei Standorten.<br />

Diese Gruppen über geeignete Projekte<br />

zusammenzuführen, ist der nächste Schritt.<br />

Schwerpunktübergreifende Aktivitäten (Themenfelder<br />

Energie, Umwelt, Geosysteme sowie Bauen<br />

und Architektur) gibt es etwa durch eine Initiative zur<br />

Gründung eines Zentrums für leichte und umweltgerechte<br />

Bauten in Kooperation mit dem Fraunhofer<br />

Institut für Holzforschung in Braunschweig. Die<br />

Leibniz Universität Hannover kooperiert im Bereich<br />

Windenergie mit Oldenburg und Bremen.<br />

In den Geowissenschaften gibt es in Hannover<br />

zusammen mit Braunschweig und <strong>Clausthal</strong>, wo<br />

besonders der Bereich Bergbau und Rohstoffe<br />

traditionell stark ausgeprägt ist, unter Einbeziehung<br />

der Bundesanstalt für Geowissenschaften<br />

und Rohstoffe (BGR) und des Leibniz-Instituts für<br />

Angewandte Geophysik (LIAG) ebenfalls ein sehr<br />

großes Potenzial zur Zusammenarbeit. Die <strong>NTH</strong>-<br />

Hochschulen arbeiten bereits mit den genannten<br />

Partnern im Forschungsverbund gebo zusammen.<br />

Mit den genannten Forschungszentren wurde eine<br />

erste Stufe der Aggregation von Forschungskompetenzen<br />

erreicht und die Basis für eine erfolgreiche<br />

transdisziplinäre Zusammenarbeit geschaffen.<br />

Damit die <strong>NTH</strong> ihre vielschichtigen Potenziale ausschöpfen<br />

kann, braucht sie weiter:<br />

– Eine stringente Systematik im Aufbau und in<br />

der Weiterentwicklung ihrer Fächergruppen.<br />

– Ein zentrales Projektmanagement, das potenzielle<br />

Forschungsprojekte für die <strong>NTH</strong> frühzeitig<br />

identifi ziert und ungeachtet standortspezifi -<br />

scher Einzelinteressen entwickelt.<br />

– Die Einbeziehung der regionalen außeruniversitären<br />

Forschungseinrichtungen und Wirtschaftsunternehmen<br />

im Sinne einer strategischen<br />

Allianz (Forschungscampus).<br />

Anne Fritz und Heike Kremer betreuen die <strong>NTH</strong>-<br />

Geschäftsstelle.


Studium und Lehre<br />

Rund 25.000 junge Menschen studieren Ingenieurund<br />

Naturwissenschaften an den drei Mitgliedsuniversitäten<br />

der <strong>NTH</strong>. Damit ist die <strong>NTH</strong> in ihrer<br />

Gesamtheit einer der größten akademischen Ausbilder<br />

in den MINT-Fächern Mathematik, Informatik,<br />

Natur- und Technikwissenschaften. Bachelorstudiengänge<br />

werden auch im Rahmen der <strong>NTH</strong> weiter<br />

im Sinne eines breit gefächerten grundständigen<br />

Angebots an allen Standorten angeboten. Das<br />

Angebot an Masterstudiengängen wird unter den<br />

Mitgliedsuniversitäten der <strong>NTH</strong> abgestimmt; mittelfristig<br />

sollen sich daraus Schwerpunktsetzungen<br />

an den einzelnen Universitäten ergeben. In allen<br />

Bereichen des Studiums profi tieren Studierende<br />

dadurch, dass sie bei Immatrikulation an einer Mitgliedsuniversität<br />

zusätzlich aus dem Lehrangebot<br />

der anderen <strong>NTH</strong>-Standorte wählen können.<br />

Die Mitgliedsuniversitäten arbeiten fortlaufend an<br />

einer engeren Vernetzung ihrer Studienangebote<br />

und beziehen dabei Fragen zur Zulassung, zur<br />

gegenseitigen Anerkennung von Studien- und Prüfungsleistungen<br />

sowie Aspekte der Binnenorganisation<br />

von Studium und Lehre ein. Das <strong>NTH</strong>-Präsidium<br />

plant, Projekte und Maßnahmen im Bereich<br />

Studium und Lehre in Höhe von insgesamt bis zu<br />

875.000 Euro zu fördern. Dabei unterstützt auch<br />

der Bereich Studium und Lehre – genau wie der<br />

Bereich Forschung – die Weiterentwicklung der<br />

<strong>NTH</strong> mit Top-down- und Bottom-up-Projekten. Die<br />

in der Studienkommission beschlossenen Rahmenbedingungen<br />

und Ausschreibungen sind vom<br />

Präsidium geprüft worden und stehen zur Verfügung.<br />

In diesem Zusammenhang wurden in 2011 und<br />

2012 bereits zehn Projekte und Maßnahmen nach<br />

Empfehlung durch die <strong>NTH</strong>-Studienkommission<br />

durch das <strong>NTH</strong>-Präsidium bewilligt.<br />

<strong>NTH</strong>-Fächer- und<br />

Fächergruppen<br />

1. Maschinenbau, Verfahrenstechnik und<br />

Werkstofftechnik<br />

2. Elektrotechnik und Informationstechnik<br />

3. Informatik<br />

4. Bauingenieurwesen und Umweltingenieurwesen<br />

inklusive Geoökologie<br />

5. Mathematik<br />

6. Architektur, Landschaftsarchitektur und<br />

Umweltplanung<br />

7. Physik und Meteorologie<br />

8. Chemie, Lebensmittelchemie, Lebensmittelwissenschaften<br />

und Pharmazie<br />

9. Biologie, Biotechnologie/Bioingenieurwissenschaften<br />

und Gartenbau<br />

10. Geowissenschaften inklusive Geographie,<br />

Geodäsie und Geotechnik<br />

11. Bergbau und Rohstoffe<br />

DAS PRÄSIDIUM 15


Die AG Forschung<br />

2


18<br />

<strong>Bericht</strong> der AG Forschung<br />

Die AG Forschung setzt sich aus den drei Vizepräsidenten<br />

für den Bereich Forschung der drei Mitgliedsuniversitäten<br />

zusammen und wird von den<br />

jeweiligen ReferentInnen unterstützt. Seit 2011<br />

gibt es die Stelle der <strong>NTH</strong>-Forschungsreferentin.<br />

Die Aufgabenbereiche der AG Forschung umfassen<br />

die strategische Entwicklung und Profi lbildung<br />

der <strong>NTH</strong> im Bereich der Forschung, die Förderung<br />

der interdisziplinären und standortübergreifenden<br />

Forschung und die Förderung des wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses.<br />

Dabei sollen die Schwerpunktsetzung und Profi<br />

lbildung der <strong>NTH</strong> und der Mitgliedsuniversitäten<br />

einbezogen und standortübergreifende Forschungskooperationen<br />

im Sinne einer Bündelung<br />

von Kompetenzen gefördert werden. Die AG Forschung<br />

wirkt als beratendes Gremium in Fragen<br />

der Forschung und gibt Empfehlungen für Entscheidungen<br />

des <strong>NTH</strong>-Präsidiums.<br />

Bis zum 31.12.2012 mündete die Arbeit der AG<br />

Forschung in folgende Ergebnisse:<br />

Die AG Forschung hat ausgehend von den Stärken<br />

der <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten die acht Forschungsfelder<br />

der <strong>NTH</strong> defi niert:<br />

– Mobilität und Verkehr<br />

– Energie, Umwelt, Geosysteme<br />

– Produktion<br />

– Life Sciences<br />

– Informations- und Kommunikationstechnik<br />

– Materialwissenschaften und Verfahrenstechnik<br />

– Architektur und Bauen<br />

– Fundamentale Fragen der Physik und Mathematik<br />

In den Forschungsschwerpunkten sollen fächerübergreifend<br />

Fragestellungen bearbeitet und<br />

Lösungen für gesellschaftlich relevante Probleme<br />

und Herausforderungen erarbeitet werden. Um<br />

die fächer- und auch standortübergreifende For-


schung zu fördern, haben die Mitgliedsuniversitäten<br />

der <strong>NTH</strong> die folgenden Forschungszentren<br />

gegründet, in denen eine räumliche Bündelung<br />

von Kompetenzen und Ressourcen erfolgt:<br />

Niedersächsisches Forschungszentrum<br />

Fahrzeugtechnik (NFF), <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Niedersächsisches Forschungszentrum Produktionstechnik<br />

(NFP), Leibniz Universität Hannover<br />

Niedersächsisches Forschungszentrum<br />

Materialtechnik (NFM), <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

Energie-Forschungszentrum Niedersachsen<br />

(EFZN), <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

Die Forschungszentren sind den jeweiligen Mitgliedsuniversitäten<br />

zugeordnet, die Verzahnung<br />

erfolgt, neben der gemeinsamen Forschung, durch<br />

die wechselseitige Besetzung der Vorstandspositionen<br />

mit Mitgliedern der <strong>NTH</strong>-Universitäten.<br />

Die AG Forschung hat in den letzten Jahren eine<br />

Reihe von Projekten federführend bearbeitet und<br />

Prozesse innerhalb der <strong>NTH</strong> beratend begleitet.<br />

Exzellenzinitiative<br />

Die AG Forschung hat die Beteiligung der <strong>NTH</strong> an<br />

der Exzellenzinitiative des Bundes intensiv betreut<br />

und mitgestaltet. Bei der Vorbereitung der vier<br />

Antragsskizzen wurden die Antragsteller beraten<br />

und die Skizzen mehrfach innerhalb der AG Forschung<br />

vorgestellt und diskutiert.<br />

Die Erstellung des Vollantrags der <strong>NTH</strong> School<br />

PhDCube wurde durch die AG Forschung begleitet.<br />

Des Weiteren wurde unter Federführung<br />

der AG Forschung und in Abstimmung mit den<br />

Rechtsabteilungen der Mitgliedsuniversitäten eine<br />

<strong>NTH</strong>-Rahmenpromotionsordnung erstellt, welche<br />

abschließend von allen Gremien der Mitgliedsuniversitäten<br />

verabschiedet wurde. Parallel dazu wurden<br />

die DFG-Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards<br />

der <strong>NTH</strong> und die Standards der<br />

<strong>NTH</strong> für gute wissenschaftliche Praxis erarbeitet<br />

und verabschiedet.<br />

Spitzenclusterwettbewerb<br />

Die <strong>NTH</strong> hat unter Federführung des Niedersächsischen<br />

Forschungszentrums Fahrzeugtechnik<br />

(NFF) einen Antrag im Spitzenclusterwettbewerb<br />

des Bundes gestellt. Auch dieser Prozess, der sich<br />

durch einen sehr hohen Abstimmungsbedarf auszeichnete,<br />

wurde durch die AG Forschung begleitet.<br />

Dabei wurden die Grundlagen einer erfolgreichen<br />

niedersachsenweiten Vernetzung der Akteure im<br />

Bereich der Mobilität geschaffen. Diese Zusammenarbeit<br />

hatte einen deutlich positiven Effekt auf<br />

die erfolgreiche Bewerbung der Metropolregion<br />

Braunschweig Hannover Göttingen Wolfsburg beim<br />

Wettbewerb „Schaufenster Elektromobilität“ des<br />

Bundes und führte zur Auszeichnung als einer von<br />

insgesamt vier Schaufensterregionen.<br />

Schaufenster Elektromobilität<br />

Unter der Federführung der Metropolregion Hannover<br />

Braunschweig Göttingen Wolfsburg brachte<br />

sich die <strong>NTH</strong> in die Bewerbung des Förderwettbewerbs<br />

„Schaufenster Elektromobilität“ ein. Auch in<br />

diesem Prozess hat die AG Forschung die Beiträge<br />

der <strong>NTH</strong> begleitet und dem <strong>NTH</strong>-Präsidium beratend<br />

zugearbeitet. Unter dem Titel „Unsere Pferdestärken<br />

werden elektrisch“ sind 37 Einzelprojekte<br />

gebündelt, an denen mehr als 200 Partner aus<br />

Unternehmen, Kammern, Forschung, Wirtschaftseinrichtungen<br />

und Kommunen unter dem Dach der<br />

Metropolregion und mit Unterstützung des Landes<br />

Niedersachsen beteiligt sind.<br />

DIE AG FORSCHUNG<br />

19


20<br />

Die <strong>NTH</strong> beteiligt sich an drei Teilprojekten:<br />

„Themenfeld Qualifi zierung“<br />

„Themenfeld Flotten“<br />

„Themenfeld Begleitforschung“<br />

Neben drei weiteren Regionen hat sich das Bündnis<br />

aus Niedersachsen unter 23 Bewerbungen<br />

durchgesetzt.<br />

Bottom-up- und Top-down-Projekte<br />

Die beiden Förderlinien der <strong>NTH</strong> haben zum Ziel, die<br />

standort- und fächerübergreifenden Forschungsinitiativen<br />

zwischen den Hochschulen zu fördern.<br />

Diese mit <strong>NTH</strong>-Mitteln geförderten Forschungsanträge<br />

sollten nach Möglichkeit in weiterführende<br />

drittmittelfi nanzierte Forschungsverbünde überführt<br />

werden. Die AG Forschung hat hier in Abstimmung<br />

mit der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen<br />

die Ausschreibungsverfahren koordiniert<br />

und die Bewerbungsverfahren begleitet. Die vier<br />

Top-down Projekte „<strong>NTH</strong> School for Contacts in<br />

Nanosystems”, “<strong>NTH</strong> School for IT-Ecosystems”,<br />

“<strong>NTH</strong> Verbundprojekt Life Cycle Engineering” und<br />

“<strong>NTH</strong> Verbundprojekt Geofl uxes” werden mit insgesamt<br />

ca. 10,63 Millionen Euro gefördert.<br />

In den zwei Ausschreibungsrunden der Bottomup-Anträge<br />

erfolgte eine Vorauswahl der eingereichten<br />

Skizzen durch die AG Forschung, diese<br />

Skizzen wurden anschließend durch die WKN<br />

begutachtet. Insgesamt werden in der ersten<br />

Runde neun und in der zweiten Runde sieben<br />

Bottom-up-Projekte mit ca. 5,22 Millionen Euro<br />

gefördert.<br />

Des Weiteren hat die AG Forschung Empfehlungen<br />

für Anträge auf zusätzliche Mittel oder<br />

kostenneutrale Weiterbewilligung bei Top-down-<br />

Projekten erstellt und die Abschlussberichte der<br />

Bottom-up-Projekte aus der ersten Ausschreibungsrunde<br />

bewertet.<br />

DIE AG FORSCHUNG<br />

Einrichtung der sogenannten Dritten<br />

Förderlinie der <strong>NTH</strong><br />

Um die Einwerbung von großen DFG-Verbundprojekten<br />

innerhalb der <strong>NTH</strong> zu fördern, hat die<br />

AG Forschung die sogenannte Dritte Förderlinie<br />

der <strong>NTH</strong> initiiert. Mit dieser weiteren Förderlinie<br />

konnten seither speziell die Vorbereitungen von<br />

Anträgen für DFG-Sonderforschungsbereiche<br />

und DFG-Graduiertenkollegs unterstützt werden.<br />

Anträge auf diese Mittel wurden zweimal im Jahr<br />

von der AG Forschung geprüft und eine Empfehlung<br />

für das <strong>NTH</strong> Präsidium erstellt.<br />

Antragstellung „Entsorgungsoptionen<br />

für radioaktive Reststoffe: Interdisziplinäre<br />

Analysen und Entwicklung<br />

von Bewertungsgrundlagen“<br />

Nach Aufforderung durch das Niedersächsische<br />

Ministerium für Wissenschaft und Kultur wurde<br />

innerhalb der <strong>NTH</strong> ein Antrag über das MWK beim<br />

Bund eingereicht. Die AG Forschung hat für den<br />

Antrag die entsprechenden Experten an den Mitgliedsuniversitäten<br />

zu einem Gespräch gebeten<br />

und die Einrichtung einer Arbeitsgruppe initiiert,<br />

die diesen Antrag erstellt hat. Der Aufbau der Forschungsplattform<br />

wird vom Bundesforschungsministerium<br />

in den nächsten fünf Jahren mit ca. 15<br />

Millionen Euro gefördert.<br />

DFG Initiativen der <strong>NTH</strong><br />

Verschiedene DFG Initiativen der <strong>NTH</strong> wurden von<br />

der AG Forschung bei der Antragstellung beraten.<br />

Dazu gehörten z. B. zwei Sonderforschungsbereich-Anträge,<br />

ein Graduiertenkolleg-Antrag sowie<br />

ein erfolgreicher Antrag zur Einrichtung eines<br />

Schwerpunktprogramms. Weitere Initiativen sind<br />

in Vorbereitung.


Forschung am Produktionstechnischem<br />

Zentrum Hannover.<br />

21


22<br />

Neuausrichtung der Mathematik<br />

in <strong>Clausthal</strong><br />

Im Rahmen der gemeinsamen Entwicklungsplanung<br />

und als Resultat einer Folgeevaluation der<br />

WKN im Fach Mathematik wurde ein Prozess<br />

zur Neuausrichtung der Mathematik an der <strong>TU</strong><br />

<strong>Clausthal</strong> angestoßen. Zusammen mit den Fachvertretern<br />

aus <strong>Clausthal</strong> hat die AG Forschung<br />

Neue <strong>Clausthal</strong>er Mathematik im Detail<br />

Durch mehrere Wegberufungen und Pensionierungen<br />

innerhalb kurzer Zeit geriet das Fach<br />

Mathematik an der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> in eine Krise.<br />

Die Hochschule stand vor der Entscheidung,<br />

Mathematik als eigenständiges Fach einzustellen<br />

oder einen Neuanfang mit einem neuen<br />

zukunftsträchtigen Profi l zu wagen. Im Verbund<br />

der <strong>NTH</strong> wurde ein neues Mathematik-Konzept<br />

von der AG Forschung des <strong>NTH</strong>-Präsidiums<br />

erstellt und von der Wissenschaftlichen Kommission<br />

des Landes gutgeheißen.<br />

Diese neue <strong>Clausthal</strong>er Mathematik bricht<br />

dabei bewusst mit einigen Traditionen der<br />

klassischen Mathematikausbildung. Der neue<br />

Studiengang setzt einen klaren Akzent auf die<br />

sogenannte Angewandte Mathematik, also<br />

den Teil der Wissenschaft, der sich unmittelbar<br />

auf andere Gebiete wie Ingenieurwesen, Wirtschaftswissenschaft<br />

oder Informatik bezieht.<br />

Außenstehenden ist oft nicht bewusst, dass es<br />

innerhalb der Mathematik große Gebiete gibt,<br />

die nicht beanspruchen, anwendbare Resultate<br />

zu liefern, sondern stattdessen die innere<br />

Entwicklung der Mathematik vorantreiben. In<br />

<strong>Clausthal</strong> werden in Zukunft nur noch Vertre-<br />

DIE AG FORSCHUNG<br />

ein neues Konzept erarbeitet, mit dem die Einbindung<br />

der Mathematik in die vorhandene Fächerstruktur<br />

der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> optimiert und zudem<br />

profi lgebend auf die Entwicklungsplanung der<br />

<strong>NTH</strong> wirkt. Ein Hauptziel hierbei war, die Attraktivität<br />

des Faches für die Studierenden zu erhöhen.<br />

Das erarbeitete Konzept wurde von den Gutachtern<br />

der WKN als tragfähig und zielführend<br />

bewertet.<br />

ter der angewandten Richtung forschen und<br />

lehren, Schwerpunkte werden dabei die Richtungen<br />

Numerische Mathematik, Stochastik/<br />

Statistik und Optimierung bilden. Die mathematischen<br />

Grundveranstaltungen werden so<br />

umstrukturiert, dass ein Teil davon gleichzeitig<br />

die Grundausbildung für die Informatik-Studiengänge<br />

bildet. Die Studierenden der Mathematik<br />

können sich im Bereich der numerischen<br />

mathematischen Modellierung (Technomathematik)<br />

oder des Operations Research (Wirtschaftsmathematik)<br />

vertiefen.<br />

Beide Richtungen spielen auch eine zentrale<br />

Rolle als Forschungsgebiete innerhalb des<br />

neuen Simulationswissenschaftlichen Zentrums,<br />

indem sie Simulationsmodelle in den<br />

Ingenieurwissenschaften bzw. in der Wirtschaftswissenschaft<br />

und Informatik untersuchen.<br />

Die neue Mathematik der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> wurde<br />

in enger Abstimmung mit den <strong>NTH</strong>-Partnern<br />

entwickelt, sie wird einen Beitrag leisten zum<br />

eigenständigen Profi l der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> innerhalb<br />

des Verbundes <strong>NTH</strong>.


Mitglieder der AG Forschung<br />

Prof. Dr. rer. nat. Klaus Hulek, Professor für Mathematik an der Leibniz Universität<br />

Hannover, Vizepräsident für Forschung der Leibniz Universität Hannover.<br />

Prof. Dr. rer. pol. Thomas Spengler, Professor für Produktion und Logistik<br />

an der <strong>TU</strong> Braunschweig, Vorsitzender der AG Forschung vom 01.01.2011<br />

bis zum 31.12.2012, Vizepräsident für Forschung und Technologietransfer<br />

der <strong>TU</strong> Braunschweig von 01.10.2008 bis 30.09.2012. Prof. Dr. Dieter Jahn,<br />

Professor für Mikrobiologie, seit 01.10.2012 Vizepräsident Forschung und<br />

Wissenschaftlicher Nachwuchs der <strong>TU</strong> Braunschweig.<br />

Prof. Dr.-Ing. Volker Wesling, Professor für Schweißtechnik und Trennende<br />

Fertigungsverfahren an der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>, Vizepräsident für Forschung und<br />

Technologietransfer der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>.<br />

23


Die Studienkommission<br />

3


26<br />

<strong>Bericht</strong> der Studienkommission<br />

Mehr als 25.000 junge Menschen studieren Inge-<br />

nieur- und Naturwissenschaften an den drei Mitgliedsuniversitäten<br />

der <strong>NTH</strong>. Damit ist die <strong>NTH</strong> in<br />

ihrer Gesamtheit einer der größten akademischen<br />

Ausbilder in den MINT-Fächern Mathematik, Informatik,<br />

Natur- und Technikwissenschaften in Niedersachsen.<br />

Bachelorstudiengänge werden auch<br />

im Rahmen der <strong>NTH</strong> weiterhin im Sinne eines breit<br />

gefächerten grundständigen Angebots an allen<br />

Standorten angeboten. Das Angebot an Masterstudiengängen<br />

wird unter den Mitgliedsuniversitäten<br />

der <strong>NTH</strong> abgestimmt; mittelfristig sollen sich<br />

daraus Schwerpunktsetzungen an den einzelnen<br />

Universitäten ergeben. In allen Bereichen des<br />

Studiums profi tieren Studierende dadurch, dass<br />

sie bei Immatrikulation an einer Mitgliedsuniversität<br />

zusätzlich aus dem Lehrangebot der anderen<br />

<strong>NTH</strong>-Standorte wählen können.<br />

Die <strong>NTH</strong>-Studienkommission erarbeitet in Fragen<br />

von Studium und Lehre Empfehlungen für das<br />

<strong>NTH</strong>-Präsidium und den <strong>NTH</strong>-Senat. Sie berät<br />

beide Gremien und ist Ansprechpartnerin für Studierende<br />

und Lehrende aller drei Mitgliedsuniversitäten.<br />

Die Studienkommission besteht aus den<br />

Vizepräsidentinnen und den Vizepräsidenten für<br />

Studium und Lehre der drei Mitgliedsuniversitäten,<br />

pro Mitgliedsuniversität je einer Vertreterin oder<br />

einem Vertreter der Studierendengruppe und dem<br />

Studiendekan der <strong>NTH</strong> als beratendes Mitglied.<br />

Den Vorsitz der Kommission führt ohne Stimmrecht<br />

derjenige Präsident oder diejenige Präsidentin,<br />

an dessen oder deren Universität der Sitz der<br />

<strong>NTH</strong> nach dem nächsten Sitzwechsel angesiedelt<br />

DIE S<strong>TU</strong>DIENKOMMISSION<br />

ist. Auch in der Studienkommission wechselt der<br />

Vorsitz nach Maßgabe des <strong>NTH</strong>-Gesetzes alle<br />

zwei Jahre, erstmalig zum 01.01.2011 von <strong>Clausthal</strong><br />

nach Hannover. Von 2011 bis 2012 hatte Prof.<br />

Dr. Heribert Vollmer das Amt des <strong>NTH</strong>-Studiendekans<br />

inne.<br />

Während der Jahre 2011-2012 hat die <strong>NTH</strong>-Studienkommission<br />

an folgenden Themen gearbeitet:<br />

– Leitlinien des <strong>NTH</strong>-Senats zur standortübergreifenden<br />

Lehre<br />

– Richtlinien für den Lehraustausch zwischen den<br />

<strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten<br />

– Empfehlungen zu Anerkennungen und Anrechnungen<br />

von Prüfungs- und Studiennachweisen<br />

von Mitgliedsuniversitäten der <strong>NTH</strong><br />

– Planung und Einrichtung des Masterstudiengangs<br />

„Internet Technologies and Information<br />

Systems“<br />

– Übersicht über die an der <strong>NTH</strong> angebotenen<br />

Studiengänge<br />

– Entwicklung von Förderlinien für und Ausschreibung<br />

von Bottom-up-Projekten in Studium und<br />

Lehre<br />

– Rahmenbedingungen für Top-down-Projekte in<br />

Studium und Lehre<br />

– Projekt zur Verbesserung des <strong>NTH</strong>-Verständnisses<br />

unter den Studierenden<br />

– Einrichtung eines <strong>NTH</strong>-Stipendiums zur Frauenförderung<br />

im Studiengang „Internet Technologies<br />

and Information Systems“<br />

– Defi nition der Aufgaben und des Selbstverständnisses<br />

der <strong>NTH</strong>-Studienkommission und<br />

des <strong>NTH</strong>-Studiendekans


Die Mitgliedsuniversitäten arbeiten fortlaufend<br />

an einer engeren Vernetzung ihrer Studienangebote<br />

und beziehen dabei Fragen zur Zulassung,<br />

zur gegenseitigen Anerkennung von Studien- und<br />

Prüfungsleistungen sowie Aspekte der Binnenorganisation<br />

von Studium und Lehre ein.<br />

Auch der Bereich Studium und Lehre unterstützt<br />

die Weiterentwicklung der <strong>NTH</strong> mit Top-down- und<br />

Bottom-up-Projekten. Mit den Top-down-Projekten<br />

fördert die <strong>NTH</strong> Projekte zur Vernetzung und<br />

Abstimmung von Studium und Lehre, die von<br />

übergeordneter und langfristiger Bedeutung sind.<br />

Top-down-Projekte werden von der Studienkommission<br />

entwickelt oder können ihr von Mitgliedern<br />

der Universitäten vorgeschlagen werden. Mit den<br />

Bottom-up-Projekten fördert die <strong>NTH</strong> Initiativen,<br />

die sich aus den Universitäten entwickeln und im<br />

Sinne des <strong>NTH</strong>-Gesetzes die sinnvolle Vernetzung<br />

und Abstimmung von Studium und Lehre<br />

verfolgen. Dazu werden unterschiedliche Förderlinien<br />

angeboten, in denen alle Mitgliedsgruppen<br />

der Universitäten – also Lehrende, Studierende<br />

und Mitglieder zentraler Einrichtungen und der<br />

Verwaltung – berücksichtigt sind. Bisher wurden<br />

drei Top-down- und fünf Bottom-up-Projekte im<br />

Bereich Studium und Lehre gefördert.<br />

27


28<br />

Unter dem Motto „Macht euch ein Bild von der<br />

Lehre!“ wurde <strong>NTH</strong>-weit nach einem Symbolfoto<br />

für die Internetseiten des Bereichs Studium und<br />

Lehre der Homepage der <strong>NTH</strong> gesucht. Auf der<br />

Jahresversammlung am 13.04.2012 wurde den<br />

Siegern von Niedersachsens Wissenschaftsministerin<br />

Prof. Dr. Johanna Wanka persönlich die<br />

Urkunde überreicht. Neben dem offensichtlichen<br />

Motiv für den Wettbewerb, die optische Verbesserung<br />

der <strong>NTH</strong>-Homepage, ist auch ein nicht<br />

DIE S<strong>TU</strong>DIENKOMMISSION<br />

ganz so vordergründiges Ziel erreicht worden: die<br />

Studierenden auf die <strong>NTH</strong>-Allianz aufmerksam zu<br />

machen.<br />

Themen, wie die Senkung der Abbrecherquoten<br />

in den MINT-Fächern und die Entwicklung einer<br />

standortübergreifenden mediengestützten Lehre,<br />

werden in der nächsten Zeit die <strong>NTH</strong>-Studienkommission<br />

beschäftigen.


Der <strong>NTH</strong>-Studiendekan und die <strong>NTH</strong>-Studienkommission<br />

werden zunehmend als Ansprechpartner<br />

in Sachen Studium und Lehre wahrgenommen,<br />

wie die stetige Anzahl von Anfragen von Studierenden<br />

und Studiendekanen gleichermaßen zeigt.<br />

Der „return on investment“ im Bereich Studium<br />

und Lehre mag nicht wie im Bereich Forschung<br />

in Euro zu messen sein, allerdings besteht er hier<br />

ganz maßgeblich in den gut ausgebildeten, wissbegierigen<br />

und selbstständigen Absolventinnen<br />

und Absolventen, die die <strong>NTH</strong> hervorbringt.<br />

Prof. Dr. Heribert Vollmer<br />

<strong>NTH</strong>-Studiendekan<br />

Institut für Theoretische Informatik,<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

„Durch die Förderung<br />

von Bottom-up- und<br />

Top-down-Projekten<br />

wird in der <strong>NTH</strong> nun<br />

auch der Lehre die<br />

Aufmerksamkeit zuteil,<br />

“<br />

die sie verdient.<br />

DIE S<strong>TU</strong>DIENKOMMISSION 29


30<br />

Studiengang „Internet Technologies<br />

and Information Systems“<br />

Seit Mitte 2011 bieten die <strong>NTH</strong>-Universitäten<br />

gemeinsam mit der Universität Göttingen den internationalen<br />

Masterstudiengang „Internet Technologies<br />

and Information Systems“ (ITIS) an. Das Angebot<br />

richtet sich an hochbegabte einheimische und<br />

internationale Studierende, die eine erstklassige<br />

akademische Ausbildung in einem zukunftsorientierten<br />

Kerngebiet der Informatik anstreben.<br />

Das Internet als Plattform für den Zugang zu<br />

Informationen und den Austausch von Wissen<br />

hat unsere Gesellschaft grundlegend verändert.<br />

Information ist zu jeder Zeit und überall verfügbar<br />

und durchdringt heutzutage alle Bereiche des<br />

Lebens. Immer mehr Menschen sind im täglichen<br />

Arbeitsalltag auf die Nutzung dieses neuen Medi-<br />

ums angewiesen. Deshalb werden ständig neue<br />

Methoden und Werkzeuge entwickelt, um die Effi -<br />

zienz der Nutzung zu erhöhen. Die Entwicklung,<br />

Erforschung und Realisierung solcher Methoden<br />

und Werkzeuge erfordert tiefgehende fachliche<br />

Kompetenzen in den Bereichen der Internet-Technologien<br />

und Informationssysteme, aber auch<br />

überfachliche Kompetenzen. Mit dem ITIS Master<br />

wird erstmals ein Studiengang in Niedersachsen<br />

angeboten, der mit hoher Forschungsorientierung<br />

diesen speziellen Kompetenzmix vermittelt.<br />

In jedem Jahr stehen 25 Studienplätze zur Verfügung.<br />

Zulassungsvoraussetzung für den ITIS Master<br />

ist ein Bachelor-Abschluss in Informatik oder<br />

einem eng verwandten Studiengang. Pro Semester<br />

gab es bisher etwa 200 bis 300 Bewerbungen,<br />

aus denen eine gemeinsame Kommission fachlich<br />

geeignete Bewerberinnen und Bewerber aus-


wählt. Alle Lehrveranstaltungen werden in Englisch<br />

durchgeführt. Daher sind sehr gute Englisch-<br />

Kenntnisse erforderlich.<br />

Der ITIS Master umfasst vier Semester (120 ECTS).<br />

Die Studierenden erwerben je 60 ECTS durch den<br />

Besuch von Vorlesungen, Seminaren und Praktika,<br />

sowie durch individuelle Forschung im Rahmen<br />

ihres Forschungsprojekts und ihrer Masterarbeit.<br />

Die Auswahl an Lehrveranstaltungen erstreckt sich<br />

von den theoretischen (z.B. Algorithmen, formale<br />

Methoden) und technologischen Grundlagen (z.B.<br />

Netzwerke, mobiles Internet, Cloud Computing)<br />

bis zu den über das Internet verbreiteten Inhalten<br />

(z.B. Daten, Informationen, Wissen). Zusätzliche<br />

überfachliche Module aus der Wirtschaftsinformatik<br />

sowie den Wirtschafts- und Rechtswissenschaften<br />

runden das Lehrangebot ab.<br />

Die Kooperation der beteiligten Universitäten<br />

gewährleistet ein attraktives und reichhaltiges<br />

Lehrangebot, das die spezifi schen Stärken aller<br />

Kooperationspartner vereint. Vorlesungen und<br />

Seminare werden als Online- oder Multimedia-<br />

Kurse angeboten und können von den Studierenden<br />

universitätsübergreifend besucht werden.<br />

Dazu werden Internet-Live-Streams, Videokonferenzen<br />

und Videoaufzeichnungen eingesetzt und<br />

durch klassische E-Learning-Konzepte unterstützt.<br />

Zweimal im Semester treffen sich die Studierenden<br />

an einer der Universitäten zum Welcome Day<br />

und zum Research Day.<br />

Der ITIS Master legt besonderen Wert auf die<br />

persönliche Betreuung und Beratung der Studierenden.<br />

Ab dem ersten Semester wird jede/r Studierende<br />

durch eine/n Professor/in als Mentor/in<br />

betreut. Mentoren helfen bei der Zusammenstellung<br />

individueller Studienpläne, um die Stärken<br />

und Interessen der einzelnen Studierenden zu<br />

berücksichtigen. Ab dem zweiten Semester werden<br />

die Studierenden in die Forschungsgruppen ihrer<br />

Mentoren integriert und übernehmen unter Anleitung<br />

erfahrener Wissenschaftler eigene Projekte<br />

im Rahmen größerer Forschungsvorhaben. Sie<br />

erlernen gezielt das selbstständige und kooperative<br />

wissenschaftliche Arbeiten und erleben die in der<br />

heutigen Forschung üblichen Arbeitsweisen und<br />

Prozesse am konkreten Beispiel mit. Die intensive<br />

Förderung und frühe Einbeziehung in Forschungsaktivitäten<br />

ermöglicht den Erwerb von Persönlichkeitskompetenzen,<br />

die erfolgreiche Wissenschaftler<br />

auszeichnen. Ein Großteil der Studierenden im ITIS<br />

Master plant eine anschließende Promotion und<br />

strebt eine spätere Karriere in der akademischen<br />

oder industriellen Forschung an.<br />

DIE S<strong>TU</strong>DIENKOMMISSION<br />

31


Die AG Zukunftskonzept<br />

4


34<br />

<strong>Bericht</strong> der AG Zukunftskonzept<br />

Innerhalb der deutschen Hochschullandschaft<br />

wird seit einigen Jahren intensiv über neue Verwaltungsstrukturen<br />

nachgedacht. In einer gemeinsamen<br />

Strategiesitzung mit den Vizepräsidenten<br />

für Forschung hat sich auch das <strong>NTH</strong>-Präsidium<br />

im Dezember 2010 einmütig für eine Weiterentwicklung<br />

der <strong>NTH</strong> sowie der Governance-Struktur<br />

ausgesprochen. Als Grundlage für die Fortentwicklung<br />

der <strong>NTH</strong> wurden dabei folgende Eckpunkte<br />

formuliert:<br />

– Wahrung des Selbstständigkeit der Mitgliedshochschulen<br />

– Zusammenführung aller Fächer der drei Mitgliedsuniversitäten<br />

unter dem Dach <strong>NTH</strong><br />

– Übertragung von Kompetenzen des MWK auf<br />

einen zu etablierenden <strong>NTH</strong>-Rat<br />

Für die Ausarbeitung eines <strong>NTH</strong>-Zukunftskonzeptes<br />

wurde eine Arbeitsgruppe aus den Vizepräsidenten<br />

für Forschung der Mitgliedshochschulen<br />

– Prof. Klaus Hulek (Vorsitz), Prof. Thomas Spengler<br />

und Prof. Volker Wesling – sowie Prof. Volker<br />

Epping von der Leibniz Universität Hannover als<br />

Experte für Hochschulrecht eingerichtet, die im<br />

Juni 2011 ein Konzeptpapier mit Überlegungen zur<br />

Weiterentwicklung der <strong>NTH</strong> vorlegte.<br />

Im Mittelpunkt des Zukunftskonzeptes steht die<br />

Ablösung des <strong>NTH</strong>-Präsidiums durch einen <strong>NTH</strong>-<br />

Rat. Als strategisches Lenkungsorgan der <strong>NTH</strong> soll<br />

sich der <strong>NTH</strong>-Rat in seiner Zusammensetzung und<br />

Willensbildung sowie in seinen Kompetenzen vom<br />

bisherigen <strong>NTH</strong>-Präsidium deutlich unterscheiden.<br />

AG ZUKUNFTSKONZEPT<br />

Zusammensetzung und<br />

Willensbildung des <strong>NTH</strong>-Rates<br />

Der <strong>NTH</strong>-Rat setzt sich neben den Präsidenten<br />

der Mitgliedshochschulen als geborenen Mitgliedern<br />

aus sechs weiteren, von den Senaten der<br />

Mitgliedshochschulen zu wählenden externen Mitgliedern<br />

zusammen. Durch die Mehrheit der externen<br />

Mitglieder soll der bisher hemmend wirkende<br />

Widerspruch zwischen der Rolle der Präsidenten<br />

als Vertreter ihrer Hochschulen und als Mitglieder<br />

im <strong>NTH</strong>-Präsidium aufgelöst werden. Die Uni-Präsidenten<br />

haben insoweit ein Vetorecht, als dass ein<br />

Beschluss des <strong>NTH</strong>-Rates nicht zustande kommt,<br />

wenn die drei Präsidenten gegen den Beschlussvorschlag<br />

stimmen.<br />

Die Wahl der weiteren Mitglieder, die durch die<br />

Senate der Mitgliedshochschulen mit einfacher<br />

Mehrheit erfolgt, wird durch eine Findungskommission<br />

aus den Senaten der Mitgliedsuniversitäten<br />

vorbereitet. Der Vorsitzende führt die laufenden<br />

Geschäfte der <strong>NTH</strong> und vertritt diese nach<br />

außen. Er wird auf sechs Jahre gewählt, während<br />

die anderen weiteren Mitglieder auf drei Jahre<br />

gewählt werden.<br />

Kompetenzen des <strong>NTH</strong>-Rates<br />

Die Überlegungen zur neuen Struktur der <strong>NTH</strong><br />

gehen grundsätzlich davon aus, den <strong>NTH</strong>-Rat<br />

zu einer den Mitgliedsuniversitäten übergeordneten<br />

Einrichtung fortzuentwickeln, ohne indes die<br />

garantierte Eigenständigkeit der Hochschulen in<br />

Frage zu stellen.


Hinsichtlich der Ausgestaltung der Kompetenzen<br />

des <strong>NTH</strong>-Rates stehen zwei Modelle zur Diskussion:<br />

Während Modell A neben den Kernkompetenzen<br />

die Überantwortung der Zuteilung der<br />

Landesmittel für die Mitgliedshochschulen an den<br />

<strong>NTH</strong>-Rat vorsieht, beschränkt sich Modell B ausschließlich<br />

auf die Kernkompetenzen. Durch die<br />

Ressourcenverteilung nimmt die <strong>NTH</strong> in Modell A<br />

also eine Zwischenstellung zwischen dem Ministerium<br />

für Wissenschaft und Kultur und den einzelnen<br />

Mitgliedsuniversitäten ein.<br />

Unabhängig von beiden Modellen sollen die folgenden<br />

Kernkompetenzen beim <strong>NTH</strong>-Rat angesiedelt<br />

werden:<br />

– Freigaberecht für alle Professuren der <strong>NTH</strong>-<br />

Mitgliedshochschulen<br />

– Mitwirkung bei der Berufung von Professoren<br />

(Bestätigung der Berufungsvorschläge der Mitgliedshochschulen)<br />

– Beschlussfassung über den <strong>NTH</strong>-Entwicklungsplan,<br />

den <strong>NTH</strong>-Gleichstellungsplan, den<br />

<strong>NTH</strong>-Wirtschaftsplan, die Einrichtung, Änderung<br />

und Aufhebung von <strong>NTH</strong>-Studiengängen<br />

sowie Zulassungsbeschränkungen bei Studiengängen<br />

der <strong>NTH</strong> und den Mitgliedshochschulen<br />

– Schließung von Zielvereinbarungen mit den<br />

Mitgliedshochschulen über die Einrichtung,<br />

Änderung und Aufhebung ihrer Studiengänge<br />

– Genehmigung der <strong>NTH</strong>-Ordnungen und der<br />

Grundordnungen der Mitgliedshochschulen<br />

– Ernennung, Bestellung und Abberufung der<br />

Präsidiumsmitglieder der Mitgliedshochschulen<br />

nach Wahl durch die Senate<br />

– Umfassendes Informationsrecht gegenüber<br />

den Mitgliedshochschulen<br />

– Bauherreneigenschaft (dezentralisiert durch<br />

Delegation auf die Mitgliedshochschulen)<br />

– Festlegung der Grundzüge der <strong>NTH</strong>-Organisation<br />

(z.B. Einrichtung und Entscheidung über<br />

die Struktur von <strong>NTH</strong>-Zentren; Einbeziehung<br />

außeruniversitärer Einrichtungen unter das<br />

Dach der <strong>NTH</strong>)<br />

– Mitwirkung an dem Abschluss von Zielvereinbarungen<br />

mit dem MWK (in Modell A schließen die<br />

Mitgliedshochschulen Zielvereinbarungen nur mit<br />

dem <strong>NTH</strong>-Rat ab, in Modell B schließen die Mitgliedshochschulen<br />

Zielvereinbarungen mit dem<br />

MWK unter Einbeziehung des <strong>NTH</strong>-Rates ab)<br />

Das vorgelegte Zukunftskonzept zur Weiterentwicklung<br />

der <strong>NTH</strong> sieht zugleich vor, dass der<br />

<strong>NTH</strong>-Rat an die Stelle der Hochschulräte der<br />

Mitgliedshochschulen tritt. Darüber hinaus wird<br />

die Aufnahme aller Fächer der einzelnen Mitgliedshochschulen<br />

sowie ein fester Sitz der <strong>NTH</strong>-<br />

Geschäftsstelle als unerlässlich angesehen.<br />

Inzwischen haben die Gremien der Mitgliedshochschulen<br />

dieses Konzept intensiv diskutiert. Senat<br />

und Hochschulrat der <strong>TU</strong> Braunschweig sowie der<br />

Leibniz Universität Hannover haben das Zukunftsmodell<br />

grundsätzlich befürwortet und sich für die<br />

Verfolgung von Modell A ausgesprochen. Ein entsprechender<br />

Beschluss der Gremien in <strong>Clausthal</strong><br />

ist noch nicht erfolgt.<br />

AG ZUKUNFTSKONZEPT<br />

35


Berufungen<br />

5


38<br />

Neue Professuren<br />

Am 1. Januar 2009 wurde die Universitätsallianz<br />

der Niedersächsischen Technischen Hochschule<br />

gegründet. Unter dem Dach der <strong>NTH</strong> sind seither<br />

an den technisch-naturwissenschaftlichen Fakultäten<br />

der <strong>TU</strong> Braunschweig, der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> und<br />

der Leibniz Universität Hannover mehr als 50 Professorinnen<br />

und Professoren sowie Juniorprofessoren<br />

ernannt worden oder haben den Ruf auf die<br />

Professur angenommen.<br />

ARCHITEK<strong>TU</strong>R<br />

Prof. Manuel Andrea Scholl (Städtebauliches<br />

Entwerfen), Prof. Dr.-Ing. Harald Kloft (Tragwerksentwurf),<br />

Prof. Dr. Almut Grüntuch-Ernst<br />

(Gebäudelehre und Entwerfen), Prof. Volker Staab<br />

(Entwerfen und Raumkomposition), Prof. Dr.<br />

Vanessa Carlow (Städtebau), Prof. Dipl.-Ing. Jörg<br />

Schröder (Regionales Bauen und Siedlungsplanung),<br />

Prof. Dipl.-Ing. Christian Werthmann (Landschaftsarchitektur<br />

und Entwerfen), Prof. Dipl.-Ing.<br />

Katja Benfer (Darstellung in der Landschaftsarchitektur).<br />

BAUINGENIEURWESEN UND<br />

UMWELTWISSENSCHAFT<br />

Prof. Dr. Stephan Weber (Geoökologie), Prof. Dr.<br />

sc. techn. Klaus Thiele (Stahlbau), Prof. Dr.-Ing.<br />

Bohumil Kasal (Organische Baustoffe und Holzwerkstoffe),<br />

Prof. Dr.-Ing. Andreas Reuter (Windenergietechnik),<br />

Prof. Dr.-Ing. Steffen Marx (Massivbau),<br />

Prof. Dr. Regina Nogueira (Wasser- und<br />

Abwasserbiologie).<br />

BERUFUNGEN<br />

BERGBAU<br />

Prof. Dr. Gioia Falcone (Geothermale Energiesysteme<br />

und Optimierte Integration), Prof. Dr.-Ing.<br />

Joachim Müller-Kirchenbauer (Gasversorgungssysteme).<br />

BIOLOGIE<br />

Prof. Dr. rer. nat. Lothar Jänsch (Zelluläre Proteomics/Zelluläre<br />

Proteomforschung von Infektionsprozessen),<br />

Prof. Dr. Reinhard Köster (Zellbiologie/Zellphysiologie),<br />

Prof. Dr. Jörg Overmann<br />

(Mikrobiologie), Prof. Dr. Anna Katharina Riedel<br />

(Mikrobielle Proteomforschung/Mikrobielle Proteomics),<br />

Prof. Dr. Michael Meyer-Herrmann (Systembiologie),<br />

Prof. Dr. Christiane Ritter (Biophysik/<br />

NMR-gestützte Infektionsforschung), Prof. Dr. rer.<br />

nat. Kürsad Turgay (Mikrobiologie), Prof. Dr. rer.<br />

nat. Jutta Papenbrock (Schwefelstoffwechsel),<br />

Prof. Dr. Sascha Offermann (Photosyntheseforschung),<br />

Prof. Dr. rer. nat. Thomas Brüser (Allgemeine<br />

Mikrobiologie), Prof. Dr. Marc Stadler (Mikrobielle<br />

Wirkstoffe).<br />

CHEMIE<br />

Prof. Dr. Martin Bröring (Anorganische Chemie),<br />

Prof. Dr. Philip Tinnefeld (Biophysikalische Chemie),<br />

Prof. Dr. rer. nat. Johannes Neugebauer<br />

(Theoretische Chemie), Prof. Dr. Ralf Benndorf<br />

(Klinische Pharmazie), Prof. Dr. Ulrich Giese<br />

(Angewandte Polymerchemie), Prof. Dr. Sabine<br />

Beuermann (Technische Chemie).


ELEKTROTECHNIK<br />

Prof. Dr. phil. Dr. Markus Henke (Elektrische<br />

Antriebssysteme), Prof. Dr.-Ing. Bernd Engel<br />

(Komponenten für nachhaltige Energiesysteme).<br />

GEOWISSENSCHAFTEN<br />

Prof. Dr. Ulrich Heimhofer (Geologie), Prof. Dr.<br />

Stefan Weyer (Geochemie), Prof. Dr. Andrea Hampel<br />

(Geologie), Prof. Dr.-Ing. Uwe Sörgel (Radarfernerkundung<br />

und aktive Systeme), Prof. Dr.-Ing.<br />

Ingo Neumann (Ingenieurgeodäsie und geodätische<br />

Auswertemethoden).<br />

INFORMATIK<br />

Prof. Dr.-Ing. Mladen Berekovic (Technische Informatik<br />

– Entwurf integrierter Schaltungen), Prof.<br />

Dr.-Ing. Rüdiger Kapitza (Verteilte und Ubiquitäre<br />

Systeme/Praktische Informatik), Prof. Dr. Niels<br />

Pinkwart (Human-Centered Information Systems),<br />

Prof. Dr. Ina Schaefer (Softwaretechnik und<br />

Fahrzeuginformatik), Prof. Dr. Alexander Kröller<br />

(Algorithm Engineering), Prof. Dr. Michael Rohs<br />

(Mensch-Computer-Interaktion), Prof. Dr. Matthew<br />

Smith (Distributed Computing and Security).<br />

MASCHINENBAU<br />

Prof. Dr.-Ing. Ludger Frerichs (Mobile Maschinen<br />

und Nutzfahrzeuge), Prof. Dr.-Ing. Michael<br />

Sinapius (Adaptronische Systeme), Prof. Dr.-Ing.<br />

Ulrike Krewer (Systeme der Energie- und Verfahrenstechnik),<br />

Prof. Dr.-Ing. Jens Friedrichs (Flugantriebe),<br />

Prof. Dr. rer. nat. Frank Endres (Grenzfl<br />

ächenprozesse), Prof. Dr. rer. nat. Jens Günster<br />

(Hochleistungskeramik), Prof. Dr.-Ing. Stephan<br />

Kabelac (Thermodynamik), Prof. Dr. Willem F.<br />

Wolkers (Biomedical Process Technology), Prof.<br />

Dr.-Ing. Roland Lachmayer (Produktentwicklung<br />

und Gerätebau), Prof. Dr.-Ing. Lutz Rissing (Mikroproduktionstechnik),<br />

Prof. Dr. Andreas Dietzel<br />

(Mikrotechnik), Prof. Dr. Klaus Dröder (Fertigung<br />

von Fahrzeugen), Prof. Dr.-Ing. Hans-Jürgen<br />

Maier (Werkstoffkunde).<br />

MATHEMATIK<br />

Prof. Dr. Volker Bach (Angewandte Analysis), Prof.<br />

Dr. Stefan Weber (Versicherungs- und Finanzmathematik),<br />

Prof. Dr. Frank Aurzada (Mathematische<br />

Stochastik mit Anwendungsbezug), Prof. Dr.<br />

Roger Bielawski (Differentialgeometrie).<br />

PHYSIK UND METEOROLOGIE<br />

Prof. Dr. Christian Ospelkaus (Experimental Quantum<br />

Optics), Prof. Dr. Silke Ospelkaus (Experimental<br />

Physics), Prof. Dr. Tobias James Osborne<br />

(Theoretische Physik: Schwerpunkt Quanteninformationstheorie<br />

und Dynamik komplexer Quantensysteme),<br />

Prof. Dr. Detlev Ristau (Applied Physics),<br />

Prof. Dr. Klemens Hammerer (Theoretical<br />

Physics – Macroscopic Quantum Objects), Prof.<br />

Dr. Alexander Heisterkamp (Biophotonik), Prof.<br />

Dr. Boris Chichkov (Nanoengineering), Prof. Dr.<br />

Daniel Schaadt (Energiewandlung), Prof. Dr. Patrik<br />

Recher (Theoretische Physik), Prof. Dr. Walther<br />

Clemens (Strahlenschutz und Radioökologie).<br />

2011 berufen: Prof. Dr. Gioia Falcone.<br />

BERUFUNGEN<br />

39


Gleichstellung<br />

6


42<br />

Chancengerechtigkeit an der <strong>NTH</strong><br />

Die Niedersächsische Technische Hochschule setzt<br />

sich nachdrücklich für eine Verbesserung der Chancengerechtigkeit<br />

ein und fördert entsprechende<br />

Aktivitäten. Sie wendet insgesamt bedeutende Mittel<br />

dafür auf und hat sich folgende Ziele gesetzt:<br />

– Verbesserte Repräsentanz von Wissenschaftlerinnen<br />

bei den Forschungseinrichtungen<br />

und -projekten der <strong>NTH</strong> sowie verbesserte<br />

Karrierechancen für Nachwuchswissenschaftlerinnen,<br />

– Steigerung der Genderkompetenz bei Führungskräften<br />

und beim wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs,<br />

– Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie<br />

und wissenschaftlicher Karriere.<br />

Zur Erfüllung dieser Aufgaben ist die Gleichstellungsarbeit<br />

an der <strong>NTH</strong> im <strong>NTH</strong>-Gesetz sowie in<br />

der Grundordnung geregelt:<br />

– Gleichstellungsbeauftragte der <strong>NTH</strong> ist die<br />

zentrale Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule,<br />

die den Vorsitz im Präsidium hat.<br />

– Gleichstellungspläne der Mitgliedsuniversitäten<br />

müssen in die Entwicklungsplanung der <strong>NTH</strong><br />

integriert werden.<br />

Folgende Tätigkeiten gehören zum Aufgabenbereich<br />

der <strong>NTH</strong>-Gleichstellungsbeauftragten:<br />

– Sie erstellt die Stellungnahmen der <strong>NTH</strong> zu den<br />

forschungsorientierten Gleichstellungsstandards<br />

der DFG und ist für ihre Umsetzung an der <strong>NTH</strong><br />

zuständig.<br />

– Sie wirkt bei der <strong>NTH</strong>-Entwicklungsplanung mit<br />

und ist darüber hinaus an den Zielvereinbarungen<br />

und an Strukturentscheidungen der <strong>NTH</strong> zu<br />

beteiligen.<br />

– Sie wirkt auf die Erfüllung des Gleichstellungsauftrags<br />

hin. Sie entwickelt und betreut<br />

GLEICHSTELLUNG<br />

in Kooperation mit den Kolleginnen der anderen<br />

Mitgliedsuniversitäten <strong>NTH</strong>-Maßnahmen,<br />

Projekte und Programme zur Herstellung der<br />

Chancengleichheit für Frauen und Männer, beispielsweise<br />

fi MINT und Femtec (s.u.) und den<br />

Service für Familien.<br />

– Sie leistet in Kooperation mit ihren Kolleginnen<br />

Gleichstellungsconsulting bei der Beantragung<br />

von <strong>NTH</strong>-Forschungsanträgen und Verbundprojekten.<br />

– Sie nimmt an den Sitzungen der <strong>NTH</strong>-Organe<br />

teil und berät diese in Gleichstellungsfragen.<br />

Sie unterrichtet die Kolleginnen über Strukturentscheidungen.<br />

– Sie vertritt die <strong>NTH</strong> in der Landeskonferenz der<br />

Niedersächsischen Gleichstellungsbeauftragten,<br />

in der Bundeskonferenz und bei den <strong>TU</strong>9<br />

Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten nach<br />

außen.<br />

– Sie unterrichtet die hochschulinterne und externe<br />

Öffentlichkeit über die Gleichstellungsarbeit,<br />

über Angebote und Erfolge. Zu diesem Zweck<br />

wurden u.a. ein Genderportal eingerichtet, Foren<br />

organisiert und Presseberichte erstellt.<br />

– Sie hat gegenüber dem <strong>NTH</strong>-Präsidium ein Vortragsrecht.<br />

Zur Erfüllung ihrer Aufgaben kann<br />

sie an den Sitzungen anderer Organe, Gremien<br />

und Kommissionen, zu denen sie wie ein Mitglied<br />

zu laden ist, mit Antrags- und Rederecht<br />

teilnehmen.<br />

Um die Anzahl an Wissenschaftlerinnen aller Qualifi<br />

kationsstufen an den <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten<br />

zu erhöhen, wird das Projekt fi MINT seit 2011<br />

von der <strong>NTH</strong> fi nanziert. Es fördert Studentinnen,<br />

Promovendinnen, Habilitandinnen und Juniorprofessorinnen<br />

der Fächer Mathematik, Informatik,<br />

Naturwissenschaften und Technik auf ihrem Weg


zu einer wissenschaftlichen Karriere. fi MINT bietet<br />

zielgruppenspezifi sche, hochkarätige Workshops,<br />

Coachings und Beratungsangebote. Jährlich fi n-<br />

det ein Forum an wechselnden Standorten statt,<br />

das der Information und Vernetzung der Wissenschaftlerinnen<br />

dient. Das Forum wurde 2011 und<br />

2012 von der Wissenschaftsministerin, Prof. Dr.<br />

Johanna Wanka, eröffnet.<br />

Die sehr guten Evaluationen der einzelnen fi MINT-<br />

Angebote sowie die 2011 durchgeführte Verbleibstudie<br />

bestätigen den Erfolg des Projekts. Eine<br />

Fortführung der Verbleibstudie ist für 2013 geplant.<br />

Das Projekt wird zur Förderung einer wissenschaftlichen<br />

Karriere und zur Erhöhung des Frauenanteils<br />

im Wissenschaftsbereich seit 2011 von der <strong>NTH</strong> für<br />

drei Jahre mit einem jährliches Budget von 135.000<br />

Euro gefördert, die Weiterführung ist vorgesehen.<br />

Darüber hinaus fi nanziert die <strong>NTH</strong> das Projekt<br />

Femtec. Dieses Careerbuilding-Programm fördert<br />

ambitionierte Studentinnen der Natur- und Ingenieurwissenschaften<br />

in Bezug auf eine Karriere in<br />

der Wirtschaft, offeriert Trainings zu Kommunikations-,<br />

Führungs- und Managementkompetenzen,<br />

eröffnet den Teilnehmerinnen frühzeitig Einblicke in<br />

die Unternehmenspraxis und bereitet sie auf einen<br />

erfolgreichen Berufseinstieg und künftige Führungsaufgaben<br />

vor. Das jährliche Budget beträgt<br />

37.073 Euro. Die Weiterführung ist vorgesehen.<br />

Beide Programme laufen seit ihrer Einrichtung<br />

sehr erfolgreich und sind nun seit einigen Jahren<br />

fest etabliert. Sie werden weiterhin kontinuierlich<br />

aus <strong>NTH</strong>-Mitteln fi nanziert. Beide Projekte fördern<br />

insgesamt ca. 200 Studentinnen und Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />

pro Jahr.<br />

Im Februar 2011 hat die <strong>NTH</strong> eine Stellungnahme<br />

zu den Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards<br />

der DFG abgegeben, die von der<br />

Gleichstellungsbeauftragten erarbeitet wurde. Zur<br />

Umsetzung der in der Stellungnahme genannten<br />

Ziele wurde ein Konzept entwickelt, das die Einrichtung<br />

einer Stabsstelle mit Ressourcenausstattung,<br />

die Erstellung einer geschlechterspezifi schen<br />

Statistik, die Einführung von Dual-Career-Maßnahmen<br />

sowie weitere Maßnahmen beinhaltet.<br />

Die Stabsstelle, die dem jeweiligen Vorsitzenden<br />

des <strong>NTH</strong>-Präsidiums zugeordnet ist, soll zum 1.<br />

Januar 2013 eingerichtet werden.<br />

Für Dual-Career-Maßnahmen wurden vorab vom<br />

<strong>NTH</strong>-Präsidium im Mai 2012 je Mitgliedshochschule<br />

jährlich 15.000 Euro bewilligt. Diese Mittel<br />

werden an den drei Hochschulen für Dual-Career-<br />

Beratung, Organisation und Öffentlichkeitsarbeit<br />

sowie für die <strong>NTH</strong>-weite Vernetzung untereinander<br />

eingesetzt. Internetseiten und Informationsmaterialien<br />

sind an allen Hochschulen entwickelt worden.<br />

Die <strong>NTH</strong> ist bereits im Jahr 2009 dem Nationalen<br />

Pakt „Komm Mach MINT“ beigetreten und hat damit<br />

ihre Bereitschaft zu einer verstärkten Förderung<br />

von Projekten und Maßnahmen zur Erhöhung des<br />

Frauenanteils in der Wissenschaft dokumentiert.<br />

GLEICHSTELLUNG<br />

43


<strong>NTH</strong>-Highlights<br />

7


46<br />

International besetztes Symposium<br />

„<strong>NTH</strong> Perspektiven“ beleuchtet zwei Jahre<br />

bestehende Universitätsallianz<br />

Am 28. Januar 2011 feierte die <strong>NTH</strong> nicht nur den<br />

offi ziellen Sitzwechsel von Braunschweig nach<br />

<strong>Clausthal</strong>-Zellerfeld. Der Umzug der Geschäftsstelle<br />

in den Oberharz war auch Anlass für ein<br />

hochschulübergreifendes, international besetztes<br />

Symposium. Unter dem Motto „<strong>NTH</strong> Perspektiven“<br />

gaben Wissenschaftler verschiedener <strong>NTH</strong>-<br />

Forschungsprojekte einen Einblick in die interne<br />

Situation der <strong>NTH</strong>. Aus dem internationalen Blickwinkel<br />

referierten Vertreter zweier europäischer<br />

Hochschulallianzen, des Verbundes „3<strong>TU</strong>“ aus<br />

den Niederlanden und der „<strong>TU</strong> Austria“ aus Österreich.<br />

Die Perspektive der Öffentlichkeit vertraten<br />

regionale Journalistinnen und Journalisten.<br />

Partnerschaften zwischen ehemaligen Konkurrenten<br />

der Hochschullandschaft machten nicht nur in<br />

Hinblick auf bessere Ergebnisse in der Forschung<br />

Sinn, betonte Professor Wolfhard Wegscheider,<br />

Rektor der Montanuniversität Leoben. Sie hätten<br />

auch politisch ein anderes Gewicht als einzelne<br />

Hochschulen. Die Traditionshochschule aus der<br />

Steiermark, als kleinster Partner der „<strong>TU</strong> Austria“,<br />

mache mit, „wo es sinnvoll ist“, betonte Wegscheider.<br />

Entscheidend sei für ihn die Balance – die<br />

Gewissheit, durch den Verbund mehr Vorteile<br />

als Nachteile zu haben. Mirjam Bult-Spiering,<br />

Geschäftsführerin der 3<strong>TU</strong>, betonte vor allem die<br />

Notwendigkeit, ein eigenes Profi l zu entwickeln,<br />

um der internationalen Konkurrenz die Stirn bieten<br />

zu können.<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

Was die <strong>NTH</strong> den drei Mitgliedsuniversitäten<br />

bringt, beleuchteten Professor Rolf Haug, Physiker<br />

an der Leibniz Universität Hannover, und<br />

Professor Ursula Goltz, Informatikerin an der <strong>TU</strong><br />

Braunschweig. Der Sprecher des Top-down-Projektes<br />

„<strong>NTH</strong> School for Contacts in Nanosystems“<br />

und die Vertreterin der „<strong>NTH</strong> School für IT-Ökosysteme“<br />

betonten, es habe zwar schon lange Zeit<br />

lose Kooperationen gegeben, doch hätte es die für<br />

das Projekt nötigen intensiven Kontakte ohne die<br />

<strong>NTH</strong> nicht gegeben. Auch die notwendigen Abstimmungsprozesse<br />

bei der Erarbeitung von Entwicklungsplänen<br />

für die <strong>NTH</strong>-Studienfächer werteten<br />

die Wissenschaftler positiv. Dadurch habe man<br />

sich der zwingenden Frage stellen müssen, wie<br />

die Mitgliedsuniversitäten sich inhaltlich aufstellen.<br />

Als verbesserungswürdig wurde die Wahrnehmung<br />

der <strong>NTH</strong> in der Öffentlichkeit bezeichnet. Dafür<br />

seien Vorzeigeprojekte in der Forschung geeignet,<br />

befand das <strong>NTH</strong>-Präsidium einhellig. Ebenso<br />

unstrittig war die Einsicht, dass die Gründung der<br />

Allianz in Zeiten sinkender Staatszuschüsse und<br />

zunehmenden Wettbewerbs zwingend notwendig<br />

gewesen war.


Neben der Innenperspektive stellten auf dem<br />

<strong>NTH</strong>-Symposium die <strong>TU</strong> Austria und 3<strong>TU</strong> aus den<br />

Niederlanden ihre Universitätsallianz vor.<br />

47


<strong>TU</strong> Braunschweig reicht <strong>NTH</strong>-Staffelstab<br />

an die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> weiter<br />

Mit der symbolischen Übergabe eines Staffelstabes<br />

übertrug der bisherige Vorsitzende des<br />

<strong>NTH</strong>-Präsidiums, Professor Jürgen Hesselbach,<br />

am 28. Januar 2011 die Verantwortung an seinen<br />

Amtsnachfolger, Professor Thomas Hanschke. Im<br />

Rahmen einer Festveranstaltung im Audimax der<br />

<strong>TU</strong> Braunschweig vollzog die <strong>NTH</strong> im Beisein der<br />

Niedersächsischen Wissenschaftsministerin, Professor<br />

Johanna Wanka, den offi ziellen Sitzwechsel<br />

der Geschäftsstelle an die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>. Gleichzeitig<br />

feierten die Braunschweiger Hochschulmitglieder<br />

die zweite Amtszeit ihres Präsidenten Jürgen<br />

Hesselbach.<br />

Die Perspektiven des Universitätsverbunds in den<br />

zwei Jahren seines Präsidiumsvorsitzes zu verbessern,<br />

lautete das Ziel Hanschkes. „Wir haben<br />

uns vorgenommen, die vielfältigen Kompetenzen<br />

und Charaktere der <strong>NTH</strong> intelligent zu verseilen,<br />

um eine noch größere Tragfähigkeit in wissenschaftlicher<br />

wie in kollegialer Hinsicht zu erzielen“,<br />

sagte der neue Amtsinhaber. Die Oberharzer<br />

seien dafür besonders geeignet. Schließlich sei<br />

die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> am Bergbau gewachsen und<br />

habe frühzeitig gelernt, ihre Fachdisziplinen einem<br />

gemeinsamen Ziel unterzuordnen.<br />

48 <strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

Ministerin Wanka äußerte in ihrer Rede die Bereitschaft,<br />

über mehr Rechte für die <strong>NTH</strong> zu verhandeln<br />

und bekannte sich klar zur niedersächsischen<br />

Uni-Allianz. „Das Vertrauen ist gewachsen“, sagte<br />

sie und betonte, dass als Maßstab der Leistungsfähigkeit<br />

der <strong>NTH</strong> nicht allein das Abschneiden bei<br />

der Exzellenzinitiative gelten dürfe. „Die Idee hat<br />

große Chancen, sich durchzusetzen“, meinte die<br />

Ministerin.<br />

Wie viel Wohlklang in der Niedersächsischen Technischen<br />

Hochschule schon nach zwei Jahren ihres<br />

Bestehens steckte, bewies das „<strong>NTH</strong>-Orchester“.<br />

Zur Filmmusik „Through the Years“, dem Soundtrack<br />

des Science-Fiction-Films „Star Trek“, zeigte<br />

das Ensemble aus Musikern der Universitäten<br />

<strong>Clausthal</strong>, Braunschweig und Hannover, dass<br />

ein harmonisches Zusammenspiel der drei Mitgliedsuniversitäten<br />

reibungslos funktioniert – und<br />

erntete dafür donnernden Applaus.


Vor den Augen der Wissenschaftsministerin<br />

Prof. Johanna Wanka reicht Prof. Jürgen Hesselbach<br />

den Staffelstab an Prof. Thomas Hanschke weiter.<br />

Prof. Erich Barke erhält das Symbol des Sitzwechsels<br />

in 2013.<br />

49


50<br />

Stabiler, leichter, preiswerter:<br />

<strong>NTH</strong>-Verbundprojekt forscht in Stade an<br />

Hochleistungsproduktion von CFK-Strukturen<br />

Je weniger ein Auto, ein Flugzeug oder ein Schiff<br />

wiegt, desto weniger Energie benötigt es zur Fortbewegung.<br />

Gleichzeitig reduziert sich mit dem<br />

Gewicht auch die CO -Emission. Die Notwendig-<br />

2<br />

keit, ressourceneffi zientere Verkehrsmittel zu entwickeln,<br />

hat den Anwendungsbereich von Carbonfaserverstärkten<br />

Kunststoffen (CFK) als Werkstoff<br />

mit großem Leichtbaupotential deutlich erweitert.<br />

CFK hat in den letzten zehn Jahren im Karosseriebau<br />

bei Automobilen und vor allem im Bau von<br />

Flugzeugrümpfen Einzug gehalten. Aber auch in<br />

anderen Bereichen, wie etwa der Windenergie,<br />

wird die Nutzung von CFK erwogen. Bislang ist es<br />

allerdings nur eingeschränkt möglich, großserielle<br />

Herstellprozesse zur Fertigung von Strukturbauteilen<br />

zu realisieren, die gleichzeitig wirtschaftlichen<br />

Zielsetzungen genügen und das Leichtbaupotenzial<br />

des Werkstoffs nutzen.<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

Die Niedersächsische Technische Hochschule<br />

(<strong>NTH</strong>) hat sich dieser Herausforderung gestellt<br />

und am Standort Stade den Forschungsverbund<br />

„Hochleistungsproduktion von CFK-Strukturen“<br />

ins Leben gerufen. Am Forschungszentrum „CFK<br />

Nord“, das 2010 vom Land Niedersachsen initiiert<br />

wurde, forschen in der neuen Betriebsstätte<br />

seit März 2011 unter Hannoveraner Leitung zehn<br />

junge Natur- und Ingenieurwissenschaftler aus<br />

drei Partnerinstituten der <strong>NTH</strong>-Standorte Braunschweig,<br />

<strong>Clausthal</strong> und Hannover.<br />

Ziel der <strong>NTH</strong>-Wissenschaftler in Stade, dem<br />

größten europäischen Fertigungsstandort für<br />

CFK-Leichtbaustrukturen, ist eine durchgängige<br />

Lösung für eine wirtschaftliche und prozesssichere<br />

Fertigung von kohlenstoffverstärkten Kunststoffbauteilen<br />

in der Luftfahrttechnik zu erarbeiten.<br />

Zudem verfolgt das Projekt einen neuen Forschergruppenansatz,<br />

indem junge Nachwuchswissenschaftler<br />

unterschiedlicher Universitäten und<br />

Disziplinen an einen neuen Forschungsstandort<br />

und in den direkten Kontakt mit dem industriellen<br />

Handlungsumfeld gebracht werden. Die interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit und die Einbettung in das<br />

industrielle Umfeld erhöhen die Chance für einen<br />

Transfer der Forschungsergebnisse in die Praxis<br />

deutlich. Insgesamt fördert das Niedersächsische<br />

Ministerium für Wissenschaft und Kultur das Verbundvorhaben<br />

mit 5,5 Millionen Euro.


Die Gesamtaufgabe des Teams gliedert sich in<br />

drei Forschungsschwerpunkte: Es werden Lösungen<br />

für neue Flugzeug- und Strukturbauweisen<br />

(<strong>TU</strong> Braunschweig), für deren Aufbau Verwendung<br />

fi ndende Materialien und Prozesse (<strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>)<br />

sowie für die zur Herstellung der Bauteile benötigte<br />

Produktionstechnik bzw. Maschinen- und<br />

Automatisierungstechnik (Leibniz Universität Hannover)<br />

erarbeitet. Die entwickelten Technologien<br />

und deren Vorteilhaftigkeit für zukünftige CFK-<br />

Anwendungen werden mit einer übergeordneten<br />

Prozesskettenbewertung nach wirtschaftlichen<br />

und technologischen Aspekten beurteilt (Leibniz<br />

Universität Hannover). Die Mitarbeiter ergänzen<br />

sich aufgrund der örtlichen Zusammenarbeit tagtäglich<br />

bei der Erarbeitung ihrer wissenschaftlichen<br />

Ziele und sorgen somit für einen aufeinander<br />

abgestimmten, neuartigen Lösungsvorschlag.<br />

Neben diesen wissenschaftlichen Teilzielen verfolgt<br />

das Projekt das didaktische Ziel, die Doktoranden<br />

innerhalb einer praxisnahen Ausbildung<br />

unter Berücksichtigung arbeitsmarktrelevanter<br />

Kompetenzen zu fördern. Anwendungsnahe<br />

Praktika sowie industrielle Forschungskooperationen<br />

helfen dem wissenschaftlichen Nachwuchs<br />

zudem, sich mit der regionalen Wirtschaft zu<br />

vernetzen und so die Sichtbarkeit der beteiligten<br />

Universitäten und der Niedersächsischen Technischen<br />

Hochschule zu stärken.<br />

Aus diesen Kooperationen ergeben sich beispielsweise<br />

zahlreiche interessante Handlungsfelder für<br />

studentische Tätigkeiten rund um das Thema Luftfahrttechnik,<br />

die vom jungen Ingenieurnachwuchs<br />

sehr gerne angenommen werden. In Spitzenzeiten<br />

engagierten sich mehr als 40 Studenten im Spannungsfeld<br />

Forschung und Wirtschaft und trugen<br />

somit zum erfolgreichen Start des Vorhabens in<br />

Stade bei. Das attraktive Angebot lockte nicht nur<br />

junge Leute der <strong>NTH</strong>-Universitäten sondern auch<br />

Studierende des Standortcampus der Privaten<br />

Fachhochschule Göttingen.<br />

Das Team „HP CFK”: (von rechts): Dr. Carsten<br />

Schmidt, Andreas Biel, Onur Deniz, Uwe Kahnert,<br />

Nicolas Köb, Matthias Behr, Kevin Engel, Patrick Weber,<br />

Joscha Krieglsteiner, Cedric Schultz und Tobias<br />

Hundt.<br />

Erstmalig öffentlich zeigte sich das Vorhaben im<br />

vergangenen Jahr vor 600 Besuchern auf der 2.<br />

EFRE-ESF Messe in Hannover. Als Best-Practice-<br />

Innovationsverbund wurde das Team vom Ministerium<br />

für Wirtschaft und Verkehr eingeladen und<br />

informierte über die Neuigkeiten aus dem Projekt,<br />

etwa erste Simulationsstudien des neuen Fiber<br />

Placement Systems, materialgerechte Designansätze<br />

für Flugzeugbauteile oder bauteilspezifi<br />

sche Imprägnierstrategien. Im Gespräch mit<br />

EU-Kommissionsvertretern, Repräsentanten des<br />

Wissenschafts- und Wirtschaftsministeriums,<br />

Hochschulvertretern und Fachbesuchern stieß der<br />

interdisziplinäre Forschungs- und Ausbildungsansatz<br />

auf großes Interesse.<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

51


52<br />

Am Forschungszentrum CFK Nord in Stade arbeiten die<br />

<strong>NTH</strong>-Wissenschaftler. Die symbolische Schlüsselübergabe<br />

nahm Niedersachsens Wissenschaftsministerin Professor<br />

Johanna Wanka vor.


Projektteilnehmer<br />

Projektleiter<br />

Prof. Dr.-Ing. Berend Denkena<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Institut für Fertigungstechnik und<br />

Werkzeugmaschinen<br />

Geschäftsführer<br />

und Leiter der<br />

Forschungsgruppe<br />

Dr.-Ing. Carsten Schmidt<br />

CFK Nord<br />

INFORMATIONEN ZUM PROJEKT 53


54<br />

Tagung Geomonitoring<br />

Veränderungen der Erdoberfl äche können natür-<br />

liche Ursachen wie Erdbeben, Vulkanausbrüche<br />

oder Hangrutschungen haben. Aber auch durch<br />

menschliche Eingriffe – beispielsweise durch Rohstoff-<br />

und Energiegewinnung, durch die Errichtung<br />

von Straßen oder von Großbauwerken wie einer<br />

Talsperre – werden Störungen verursacht. Die<br />

daraus resultierenden Bodenbewegungen können<br />

verheerende Folgen haben. Und die Risiken<br />

sind bislang nur schwer abzuschätzen. Mit dem<br />

Überwachen solcher Bodenbewegungen beschäftigt<br />

sich das <strong>NTH</strong>-Projekt RaMon. Um dem noch<br />

jungen Forschungsgebiet eine Plattform zu bieten<br />

und die <strong>NTH</strong>-Forschungskompetenz auf diesem<br />

Gebiet sichtbar zu machen, fand Anfang<br />

März 2011 eine internationale Tagung an der <strong>TU</strong><br />

<strong>Clausthal</strong> statt. Thema der Veranstaltung „Geomonitoring“<br />

war, mit Hilfe von Messverfahren und<br />

Modellen Georisiken und deren Auswirkungen zu<br />

reduzieren.<br />

„Mit 150 Teilnehmern und Vortragenden aus dem<br />

In- und Ausland war die Resonanz auf das Angebot<br />

hervorragend“, urteilte Professor Wolfgang<br />

Busch, Sprecher des <strong>NTH</strong>-Projektes RaMon.<br />

Der Wissenschaftler leitet das <strong>Clausthal</strong>er Institut<br />

für Geotechnik und Markscheidewesen, das die<br />

Tagung zusammen mit dem Institut für Geodäsie<br />

und Photogrammetrie der <strong>TU</strong> Braunschweig sowie<br />

dem Institut für Photogrammetrie und Geoinformation<br />

der Leibniz Universität Hannover ausrichtete.<br />

Die Tagung versteht sich als Forum für Vertreter<br />

aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung im<br />

Bereich der Geowissenschaften, des Bauingenieurwesens<br />

und der Energie- und Rohstoffi ndustrie.<br />

Seit die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> am 1. Januar 2011 den<br />

Sitz der Uni-Allianz übernahm, bildete die Konferenz<br />

das erste große <strong>NTH</strong>-Event im Oberharz.<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

„Für die <strong>NTH</strong> und unser Projekt hat die Tagung<br />

eine hervorragende Möglichkeit geboten, unsere<br />

Forschungskompetenz national und international<br />

bekannter zu machen“, sagte Busch.<br />

Ein Jahr später, am 8. März 2012, wurde die<br />

Tagungsreihe mit einer Veranstaltung an der <strong>TU</strong><br />

Braunschweig erfolgreich fortgesetzt. In 2013 soll<br />

ein Event an der Leibniz Universität Hannover<br />

folgen. Die Reihe sei ein guter Beitrag zur Entwicklung<br />

der interdisziplinären Gemeinschaftsforschung<br />

der <strong>NTH</strong>. „Wir konnten durch die Konferenzen<br />

an bestehende Beziehungen anknüpfen<br />

und sie vertiefen“, so Busch. Dazu gehören etwa<br />

Kooperationen mit der Bundesanstalt für Geowissenschaften<br />

und Rohstoffe (BGR) in Hannover,<br />

dem Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ)<br />

in Potsdam, der Universität Delft, verschiedenen<br />

deutschen Hochschulen, Behörden und Industrieunternehmen<br />

und Ingenieurbüros.


Professor Hans-Joachim Kümpel (Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe) im Gespräch mit den<br />

Professoren Thomas Hanschke (Mitte) und Wolfgang Busch (links).<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

55


56<br />

Delegationsreise nach Südamerika<br />

Auch in Südamerika ist die Kompetenz der Niedersächsischen<br />

Technischen Hochschule gefragt.<br />

Dies ist auf der Reise nach Brasilien und Argentinien<br />

deutlich geworden, auf der <strong>NTH</strong>-Repräsentanten<br />

Anfang Oktober 2011 zur Delegation um<br />

Niedersachsens Ministerpräsidenten David McAllister<br />

zählten.<br />

Im Mittelpunkt der Reise standen wirtschaftliche,<br />

wissenschaftliche und politische Gespräche. So<br />

gab es Kooperationsbörsen in São Paulo und<br />

Buenos Aires, Betriebsbesichtigungen bei brasilianischen,<br />

argentinischen und deutschen Unternehmen<br />

sowie Besuche von wissenschaftlichen<br />

Institutionen wie etwa der Universitäten in São<br />

Paulo (rund 80.000 Studierende) und Rosario.<br />

Empfänge aus Anlass der Feierlichkeiten zum Tag<br />

der Deutschen Einheit in São Paulo und Buenos<br />

Aires, zu denen deutsche und örtliche Vertreter<br />

aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft eingeladen<br />

wurden, rundeten das Programm ab.<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

Neben Wirtschaftsvertretern wie Professor Martin<br />

Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen<br />

AG, oder Dr. Volker Müller, Hauptgeschäftsführer<br />

der Unternehmerverbände Niedersachsen<br />

(UVN), begleiteten auch namhafte Wissenschaftler<br />

die mehr als 80-köpfi ge Delegation. Dazu zählten<br />

Professor Thomas Hanschke, Vorsitzender des<br />

<strong>NTH</strong>-Präsidiums und Präsident der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>,<br />

sowie <strong>NTH</strong>-Präsidiumsmitglied Professor Erich<br />

Barke, Präsident der Leibniz Universität Hannover.<br />

Auch <strong>NTH</strong>-Kooperationspartner waren vertreten,<br />

so etwa Professor Hans-Peter Beck, Chef<br />

des Energie-Forschungszentrums Niedersachsen<br />

(EFZN).<br />

„Im Schwellenland Brasilien fl oriert die Wirtschaft,<br />

das Potenzial in diesem 200-Millionen-Einwohner-<br />

Land ist riesig. Auch Argentinien verzeichnet große<br />

wirtschaftliche Wachstumsraten. Da empfi ehlt es<br />

sich, diese Region zu bereisen und Kontakte zu<br />

knüpfen“, resümierten viele Teilnehmer. Über die<br />

in Südamerika geknüpften Kontakte hinaus lobten<br />

die Wissenschaftler den Austausch innerhalb der<br />

Delegation und die Hintergrundgespräche mit dem<br />

Ministerpräsidenten: „Eine solche Reise mit zahlreichen<br />

Wirtschaftsvertretern ist immer auch für<br />

die Vernetzung in Niedersachsen von Vorteil.“<br />

Im VW-Werk in São Paulo.


Ministerpräsident David McAllister mit den Professoren<br />

Erich Barke (Leibniz Universität Hannover), Hans-Peter Beck<br />

(Energie-Forschungszentrum Niedersachsen) und<br />

Thomas Hanschke (Technische Universität <strong>Clausthal</strong>).<br />

57


58<br />

Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />

Mehr Frauen in die MINT-Fächer – so lautet das<br />

ehrgeizige Ziel von „Frauen in Mathematik, Informatik,<br />

Naturwissenschaften und Technik (fi MINT)“,<br />

einem Projekt der Niedersächsischen Technischen<br />

Hochschule.<br />

Mit dem 3. Forum am 13. Juli 2011 im Haus der<br />

Wissenschaft an der <strong>TU</strong> Braunschweig zum Thema<br />

„Karrierewege und Vernetzung“ zeigten die Veranstalterinnen,<br />

dass sie bereits auf einem guten<br />

Weg sind. Etwa 70 Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />

der <strong>NTH</strong> folgten der Einladung, sich über die<br />

vielfältigen Möglichkeiten der Karrierewege in den<br />

Natur- und Ingenieurwissenschaften zu informie-<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

ren. Professor Thomas Hanschke, Vorsitzender<br />

des <strong>NTH</strong>-Präsidiums und Präsident der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>,<br />

lobte die fi MINT-Initiative für ihre Vorreiterrolle<br />

bei der schnellen, zielorientierten und erfolgreichen<br />

Zusammenarbeit der drei <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten.<br />

„Wir sind stolz darauf, Frauenkarrieren<br />

in der Wissenschaft zu fördern und Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />

mit gezieltem Coaching<br />

zu ermutigen, immer mehr Führungspositionen<br />

zu erobern“, sagte Hanschke. Auch sein Kollege<br />

Professor Jürgen Hesselbach, Präsident der <strong>TU</strong><br />

Braunschweig, warb für die Unterstützung junger<br />

Akademikerinnen bei Einstieg und Festigung ihrer<br />

wissenschaftlichen Karriere.<br />

Wissenschaftsministerin Professor Johanna Wanka beim fi MINT-Treffen in Braunschweig mit den Professoren<br />

Jürgen Hesselbach (links) und Thomas Hanschke.


Die jährlichen fi MINT-Foren dienen den Nach-<br />

wuchswissenschaftlerinnen auch dazu, eigene<br />

Netzwerke aufzubauen und ihre individuelle Laufbahn<br />

zu planen. Ergänzt werden die Treffen etwa<br />

durch Unternehmensbesuche. So informierten<br />

sich Teilnehmerinnen des <strong>NTH</strong>-Projektes bei der<br />

Volkswagen AG und bei der Salzgitter AG über<br />

Karrierechancen. Ein besonderes Engagement<br />

für Frauen in den MINT-Fächern zeigt auch Niedersachsens<br />

Wissenschaftsministerin Johanna<br />

Wanka. Jungen Frauen machte sie sowohl beim 3.<br />

als auch beim 4. fi MINT-Treffen Mut: „Sie eignen<br />

sich ebenso und manchmal sogar besser dazu,<br />

naturwissenschaftliche, mathematische oder technische<br />

Fächer zu studieren.“<br />

„Mit Leidenschaft die Welt erforschen“ lautete das<br />

Motto des 4. fi MINT-Forums, das junge Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />

am 10. Oktober 2012<br />

ins Leibnizhaus nach Hannover lockte. In diesem<br />

Jahr stellten die Veranstalterinnen die Forschung<br />

in den Mittelpunkt. Was fasziniert uns an der Forschung?<br />

Welche Perspektiven haben Frauen in<br />

der Wissenschaft? Diesen Fragen ging das Forum<br />

nach und bot den Teilnehmerinnen einen Einblick in<br />

die Forschungsarbeit der <strong>NTH</strong>. Über ihre eigenen<br />

Projekte informierten Wissenschaftlerinnen aus den<br />

drei <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten. Vorab hielt Professorin<br />

Dr.-Ing. Birgit Glasmacher, Direktorin des<br />

Instituts für Mehrphasenprozesse in Hannover, ein<br />

Plädoyer für die Forschung. Wichtig sei, die „gläserne<br />

Decke“ für Frauen in der Wissenschaft weiter<br />

abzubauen und dadurch viel stärker die Sichtweise<br />

von Frauen in Forschungsthemen einzubringen.<br />

Wie schon die britische Frauenrechtlerin Emmeline<br />

Pankhurst um 1900 festgestellt habe, seien Frauen<br />

„erst dann erfolgreich, wenn niemand mehr überrascht<br />

ist, dass sie erfolgreich sind“.<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

59


60<br />

Schaufenster Elektromobilität –<br />

Erfolg für die <strong>NTH</strong> und die Region<br />

Eine große Erfolgsmeldung konnte die Niedersächsische<br />

Technische Hochschule im Frühjahr<br />

2012 verbuchen: Gemeinsam mit der Metropolregion<br />

Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg<br />

behauptete sie sich im Wettbewerb „Schaufenster<br />

Elektromobilität“. Die Bundesregierung hatte am 3.<br />

April entschieden, die niedersächsische Gemeinschaftsbewerbung<br />

zum nationalen „Schaufenster<br />

Elektromobilität” zu fördern.<br />

Unter dem Titel „Unsere Pferdestärken werden<br />

elektrisch” sind 37 Einzelprojekte gebündelt, an<br />

denen sich mehr als 200 Partner aus Unternehmen,<br />

Kammern, Forschung, Wirtschaftseinrichtungen<br />

und Kommunen unter dem Dach der Metropolregion<br />

und mit Unterstützung des Landes<br />

Niedersachsen beteiligen. Zu den Mitstreitern<br />

zählt auch die <strong>NTH</strong>.<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

Neben drei weiteren Regionen hatte sich das<br />

Bündnis aus Niedersachsen unter 23 Bewerbungen<br />

durchgesetzt. „Dieser Erfolg zeigt einerseits,<br />

wie gut die Metropolregion aufgestellt und vernetzt<br />

ist, aber auch, wie unverzichtbar die Kompetenzen<br />

der Hochschulallianz im Bereich Elektromobilität<br />

sind”, sagte Professor Thomas Hanschke,<br />

Vorsitzender des Präsidiums der <strong>NTH</strong> und Präsident<br />

der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>. Die Bewerbung sei ihm<br />

stets ein persönliches Anliegen gewesen, betonte<br />

Hanschke, der anlässlich der Vorstellung der<br />

Bewerbung Mitte Januar 2012 den Niedersächsischen<br />

Wirtschaftsminister Jörg Bode zusammen<br />

mit dem Sprecher der AG Forschung, Professor<br />

Thomas Spengler, nach Berlin begleitet hatte.<br />

An drei Projekten sind Forscher der Universitäten in<br />

Braunschweig, <strong>Clausthal</strong> und Hannover sowie der<br />

Hochschule für Bildende Künste Braunschweig,<br />

der Fachhochschule Ostfalia und des Niedersächsischen<br />

Forschungszentrums Fahrzeugtechnik<br />

beteiligt. Ein Projekt bezieht sich auf das Thema<br />

„Qualifi zierung”. Ziel ist es, an den Universitäten<br />

und Hochschulen der Metropolregion ein übergreifendes<br />

Weiterbildungsangebot zu Aspekten der<br />

Elektromobilität zu schaffen, das sich insbesondere<br />

an Techniker und Ingenieure richtet.<br />

Weiterhin bringt sich die <strong>NTH</strong> in das Themenfeld<br />

„Flotten” ein. Grundgedanke dieses Vorhabens<br />

ist es, an den Universitäten und Hochschulen<br />

der Region eine Fahrzeugfl otte mit Elektroautos<br />

aufzubauen, die nicht nur den Bedarf der Mitarbeiter<br />

und Studierenden deckt, sondern auch zur<br />

Analyse des Mobilitätsverhaltens genutzt werden<br />

kann. Schließlich steuert die <strong>NTH</strong> ihre Kompe-


tenzen im Bereich „Begleitforschung” bei. Hier<br />

liegt der Fokus darauf, eine umfassende Begleitforschung<br />

durchzuführen, die alle Teilprojekte im<br />

Schaufenster einbezieht. So sollen beispielsweise<br />

Analysen ökonomischer, ökologischer und sozialer<br />

Wirkungen von E-Mobilität erstellt sowie eine<br />

Vision „Elektromobilität 2030” entworfen werden.<br />

Die Entscheidung der Bundesregierung beruht auf<br />

den Empfehlungen einer 13-köpfi gen Fachjury aus<br />

Wissenschaftlern und Fachverbänden. Als Schaufenster<br />

seien diejenigen Pilotvorhaben ausgewählt<br />

worden, „in denen die innovativsten Elemente der<br />

Elektromobilität an der Schnittstelle von Energie-<br />

system, Fahrzeug und Verkehrssystem gebündelt<br />

und auch international deutlich sichtbar gemacht<br />

werden”, hieß es in der Begründung. Jedes der<br />

vier erfolgreichen Schaufenster kann nun auf maximal<br />

50 Millionen Euro Fördergelder hoffen. Die<br />

genauen Fördersummen werden nach Prüfung und<br />

Bewilligung der regional gebündelten Einzelprojekte<br />

festgelegt. Für das auf drei Jahre angelegte<br />

Programm stellt der Bund bis zu 180 Millionen Euro<br />

zur Verfügung. Die Entscheidung, welche der eingereichten<br />

Projekte tatsächlich gefördert werden,<br />

wird voraussichtlich bis Mitte 2013 erfolgen.<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

61


62<br />

<strong>NTH</strong>-Jahresversammlung in <strong>Clausthal</strong> –<br />

Eine starke Allianz auf Augenhöhe<br />

Feierstunde in der Aula der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>: 1199<br />

Tage Bestehen der <strong>NTH</strong> waren Anlass für den Vorsitzenden<br />

des <strong>NTH</strong>-Präsidiums und Präsidenten<br />

der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>, Professor Thomas Hanschke,<br />

am 13. April 2012 zur <strong>NTH</strong>-Jahresversammlung<br />

einzuladen. Mehr als 200 Gäste aus Hochschulen,<br />

Wirtschaft und Politik kamen und verbrachten<br />

einen ebenso informativen wie unterhaltsamen<br />

Abend am Sitz der Universitätsallianz. Ein kurzweiliger<br />

Film über die <strong>NTH</strong>, ein launig-philosophischer<br />

Beitrag des Festredners und IT-Experten,<br />

Professor Gunter Dueck, sowie die harmonischen<br />

Klänge des <strong>NTH</strong>-Sinfonieorchesters bildeten die<br />

Höhepunkte der Veranstaltung.<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

Der Vorsitzende des Präsidiums der <strong>NTH</strong> zog eine<br />

positive Bilanz. „Wir sind zwar noch nicht am Gipfel<br />

angekommen, haben aber bereits ein erhebliches<br />

Stück auf dem Weg dorthin erklommen“,<br />

sagte der passionierte Bergsteiger Hanschke.<br />

Auch Niedersachsens Wissenschaftsministerin,<br />

Professorin Johanna Wanka, lobte die Fortschritte<br />

seit Gründung der <strong>NTH</strong>. Die Universitäten seien<br />

hervorragend aufgestellt und hätten bewiesen,<br />

dass sie gemeinsam schafften, was allein nicht zu<br />

erreichen sei. „Die <strong>NTH</strong> hat sich in sehr kurzer Zeit<br />

erstaunlich positiv entwickelt“, freute sich die Ministerin.<br />

Der Vernetzungsgrad unter dem Dach der<br />

<strong>NTH</strong> habe deutlich zugenommen, Erfolge bestärk-


Mehr als 200 Gäste aus Hochschulen, Wirtschaft und Politik<br />

trafen sich in der Aula Academica der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> zur<br />

<strong>NTH</strong>-Jahresversammlung.<br />

63


64<br />

Fotowettbewerb für <strong>NTH</strong>-Studierende: Wissenschaftsministerin Professor Johanna Wanka übergibt Nele Fülscher<br />

den ersten Preis.<br />

ten den eingeschlagenen Weg. Auch die Wirtschaft<br />

äußert sich überaus angetan vom <strong>NTH</strong>-Leitbild, die<br />

komplementären Stärken der drei Mitgliedsuniversitäten<br />

zusammen zu bringen. Dr. Jürgen Großmann,<br />

Vorstandschef der RWE AG bis Sommer 2012,<br />

bekannte sich sogar als „Fan der <strong>NTH</strong>“.<br />

Das Zwischenfazit nach rund dreieinhalb Jahren<br />

<strong>NTH</strong> lautete daher einhellig: Es gibt keine Alternative<br />

zu dieser starken Allianz. „Kooperation statt<br />

Konkurrenz“ ist und bleibt das Motto der <strong>NTH</strong> und<br />

der Schlüssel zum Erfolg für den Universitätsverbund<br />

auf Augenhöhe.<br />

Dass die Allianz noch weiter an Fahrt aufnehmen<br />

wird, davon war Professor Thomas Hanschke<br />

überzeugt. Als Präsident der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> und<br />

Vorsitzender des Präsidiums der <strong>NTH</strong> sah er deutliche<br />

Vorteile der Zusammenarbeit. Angesichts der<br />

immer knapper werdenden öffentlichen Zuwen-<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

dungen sei die Vernetzung innerhalb der <strong>NTH</strong> für<br />

alle Partner eine zusätzliche Chance, Förder- und<br />

Drittmittel nachhaltig einzuwerben.<br />

Gleichwohl betonte Hanschke, es gäbe noch<br />

Verbesserungspotenzial und plädierte dafür, die<br />

Zusammenarbeit mit Unternehmen der Metropolregion<br />

auszubauen. „Als ideales Instrument der<br />

Verbundforschung kann die <strong>NTH</strong> ihre vielfältigen<br />

Kompetenzen vor allem innerhalb der drei Forschungszentren<br />

ausschöpfen – dem Niedersächsischen<br />

Forschungszentrum Fahrzeugtechnik<br />

(NFF), dem Niedersächsischen Forschungszentrum<br />

Produktionstechnik (NFP) und dem Energie-<br />

Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN)“. Um<br />

das künftig noch effektiver durchsetzen zu können,<br />

wünschte sich Hanschke ein möglichst breit aufgestelltes<br />

Themenspektrum in den technisch-naturwissenschaftlichen<br />

Fächergruppen auf Basis einer<br />

abgestimmten Strategieplanung.


Gab der Jahresversammlung einen feierlichen Rahmen:<br />

das <strong>NTH</strong>-Sinfonieorchester mit Musikern aus den Universitäten<br />

in Braunschweig, <strong>Clausthal</strong> und Hannover.<br />

65


Prof. Gunter Dueck<br />

Wie sieht die bestmögliche Hochschullehre in<br />

Zeiten des Internets aus? Auch dieser Frage<br />

widmete sich Gunter Dueck in seinem ebenso<br />

kurzweiligen wie amüsanten Vortrag „Wissenschaft<br />

2.0“ auf der <strong>NTH</strong>-Jahresversammlung<br />

in der <strong>Clausthal</strong>er Aula Academica.<br />

Der ehemalige Mathematikprofessor, Ökonom<br />

und Ex-Chief Technology Offi cer des IT-Unternehmens<br />

IBM vertritt die Überzeugung: Mit<br />

Hilfe der neuen Technologien lässt sich das<br />

Bildungsniveau in Deutschland erhöhen und<br />

das gesamte Bildungswesen auf ein neues<br />

Fundament stellen. Diese Entwicklung, da ist<br />

sich der 62-Jährige sicher, wird die Universitäten<br />

hierzulande langfristig komplett verändern<br />

und, so hofft er, die Qualität der Lehre verbessern.<br />

Die Gäste auf der Jahresversammlung<br />

quittierten die geistreichen Ausführungen des<br />

Vor- und Querdenkers mit viel Beifall.<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS 67


68<br />

<strong>NTH</strong>-Messeauftritte<br />

Um ihre Sichtbarkeit zu steigern, hat sich die Niedersächsische<br />

Technische Hochschule auf der<br />

CeBIT sowie auf der Hannover Messe einem nationalen<br />

und internationalen Publikum präsentiert.<br />

Auf der CeBIT 2011 stellten Informatiker der<br />

<strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten aus Braunschweig,<br />

<strong>Clausthal</strong> und Hannover im Rahmen der <strong>NTH</strong>-<br />

Graduiertenschule IT-Ökosysteme den „Check-in<br />

am SmartAirport“ vor. Der Flughafen der Zukunft<br />

ist ein Ausschnitt des Forschungsthemas IT-Ökosysteme<br />

und soll etwa zeitraubendes Warten am<br />

Check-in-Schalter vermeiden helfen. Er wurde vor<br />

dem Hintergrund zunehmender Passagierzahlen<br />

im Flugverkehr entwickelt. Über ein Mobiltelefon<br />

können Reisende ein Zeitfenster zum Einchecken<br />

zugeteilt bekommen. Wer mindestens eine Stunde<br />

vor Abfl ug am Flughafen eingetroffen ist, kann so<br />

garantiert eine halbe Stunde vor Abfl ug einge-<br />

checkt werden und sein Gepäck aufgeben. Der<br />

sogenannte Zeitslot für den Check-in wird dem<br />

Reisenden auf einem persönlichen Mobilfunkgerät,<br />

dem „SmartFolk“, angezeigt – etwa durch<br />

einen Signalton oder über Vibrationsalarm. Der<br />

SmartAirport ist ein Ausschnitt aus dem Projekt<br />

„SmartCity“, einem Prototyp der IT-Ökosysteme.<br />

Interesse für die <strong>NTH</strong>-Präsentation hatte auch die<br />

Politik gezeigt. So ließen sich neben der niedersächsischen<br />

Wissenschaftsministerin Johanna<br />

Wanka auch ihre Kollegen aus den Ressorts Wirtschaft<br />

und Justiz, Jörg Bode und Bernd Busemann,<br />

am <strong>NTH</strong>-Stand informieren.


Die Niedersächsische Technische Hochschule<br />

schlägt Wellen: Unter dieser Überschrift hätte der<br />

Auftritt der <strong>NTH</strong> auf der Hannover Messe 2012<br />

stehen können. Vom 23. bis 27. April stellte die<br />

Uniallianz ihr Exponat zum Thema „Forschung für<br />

den Maritimen Wasserbau“ vor. Die <strong>NTH</strong>-Forscher<br />

präsentierten eine Miniaturausgabe des Großen<br />

Wellenkanals, einer einzigartigen Versuchseinrichtung<br />

am Standort Hannover. Mit seiner Hilfe können<br />

Wissenschaftler untersuchen, wie Wellen und<br />

Seegang natürliche Prozesse im Meer und die dort<br />

befi ndlichen Bauwerke beeinfl ussen. Dadurch lassen<br />

sich etwa Aussagen zur Stabilität von Deichen<br />

und Wellenbrechern ableiten oder die Belastungen<br />

von Offshore-Windenergieanlagen abschätzen.<br />

Betreut wurde das Projekt vom Forschungszentrum<br />

Küste (FZK), einer Einrichtung der Universitäten<br />

in Braunschweig und Hannover unter dem<br />

Dach der <strong>NTH</strong>. Der Große Wellenkanal ist das<br />

Herzstück des FZK und mit 300 Metern Länge, fünf<br />

Metern Breite und einer Tiefe von sieben Metern<br />

die größte Versuchseinrichtung dieser Art weltweit.<br />

Auf der Messe wurde ein etwa drei Meter langes<br />

Modell gezeigt, das als originalgetreue Nachbildung<br />

einen Eindruck von den Untersuchungen am<br />

FZK vermittelte.<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

69


70<br />

Auftaktveranstaltung „GeoFluxes“ in Hannover<br />

Das <strong>NTH</strong>-Verbundprojekt „GeoFluxes“ ist im Beisein<br />

der niedersächsischen Wissenschaftsministerin<br />

Prof. Johanna Wanka am 10. April 2012 in<br />

Hannover eröffnet worden. Zum offi ziellen Start<br />

der Graduiertenschule erschienen neben dem<br />

Projektsprecher Prof. François Holtz, Geowissenschaftler<br />

an der Leibniz Universität Hannover<br />

(LUH), auch der Vorsitzende des Präsidiums der<br />

<strong>NTH</strong>, Prof. Thomas Hanschke, der Präsident der<br />

LUH, Prof. Erich Barke, sowie Prof. Hans-Joachim<br />

Kümpel, Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften<br />

und Rohstoffe (BGR).<br />

Geowissenschaftler der Leibniz Universität Hannover,<br />

der <strong>TU</strong> Braunschweig und der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

wollen mit der BGR ihre Kompetenzen zum<br />

Thema Georessourcen bündeln. Die <strong>NTH</strong>-Gra-<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

duiertenschule legt dabei ihren Schwerpunkt auf<br />

die Forschungssäulen „Böden“ und „Metalle“. Das<br />

GeoFluxes-Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren<br />

und wird mit 1,38 Millionen Euro gefördert.<br />

„GeoFluxes“ beschäftigt sich vor allem mit Austauschprozessen<br />

von Stoffen zwischen Lösungen<br />

und Mineralen in den Erd- und Umweltsystemen.<br />

Dabei soll der Transport von Metallen in<br />

der Erdkruste und organischem Material (kohlenstoffgebundene<br />

Substanzen) in Böden genauer<br />

aufgeklärt werden. Diese Untersuchungen des<br />

Metalltransports sind von Bedeutung für das Wissen<br />

um die Bildung von metallischen Lagerstätten<br />

(etwa Kupfer, Gold, Platin).<br />

Die Graduiertenschule wird sich mit der Bildung<br />

von sogenannten „hydrothermalen Lagerstätten“<br />

befassen, dem Transport von Metallen in heißen<br />

oder tiefen Bereichen der Erdkruste. Außerdem<br />

widmet sich „GeoFluxes“ den „supergenen Lagerstätten“,<br />

dem Transport von Metallen in oberfl<br />

ächennahen Lösungen. „GeoFluxes wird die<br />

Expertise über die Bildung von Böden und metallischen<br />

Lagerstätten in der <strong>NTH</strong> bündeln und ist<br />

wegweisend für die koordinierte Zusammenarbeit<br />

der Standorte Braunschweig, <strong>Clausthal</strong> und Hannover“,<br />

betonte Projektsprecher Prof. Holtz.<br />

Grundlagenforschung zu Prozessen in Böden ist<br />

notwendig, um zu verstehen und voraussagen zu<br />

können, wo und unter welchen Umständen sich<br />

Stoffe in bestimmten Bodenbereichen anlagern<br />

oder wie schnell sie wieder abgebaut werden.<br />

Diese Art Untersuchungen ist ein wichtiger Aspekt<br />

beim Umgang mit Schwermetallbelastungen oder<br />

für eine Vorhersage für die optimale Nährstoffversorgung<br />

bei landwirtschaftlich genutzten Flächen.


Kooperatives Promotionsprogramm Elektromobilität<br />

Das <strong>NTH</strong>-Promotionsprogramm „Elektromobilität“<br />

wird im Rahmen der Georg-Christoph-Lichtenberg-Stipendien<br />

vom Land Niedersachsen mit<br />

einer Million Euro gefördert. Die Doktorandinnen<br />

und Doktoranden erhalten über drei Jahre eine<br />

monatliche Grundfi nanzierung von 1400 Euro<br />

und einen Sachkostenzuschuss in Höhe von<br />

100 Euro. Zusätzlich gibt es eine Unterstützung<br />

für Auslandsaufenthalte, eine Kinderzulage und<br />

einen Zuschlag für die Kinderbetreuung. Aus 29<br />

von den Hochschulen eingereichten und von der<br />

Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen<br />

begutachteten Anträgen wurden elf strukturierte<br />

Promotionsprogramme ausgewählt. Die gesamte<br />

Fördersumme für alle Programme, die jetzt an den<br />

Hochschulen starten, beträgt rund zehn Millionen<br />

Euro.<br />

„Das Neue ist die verbindlich geregelte Zusammenarbeit<br />

zwischen niedersächsischen Universitäten<br />

und Fachhochschulen in fachbezogenen<br />

Promotionsprogrammen. Der wissenschaftliche<br />

Nachwuchs erhält dadurch eine langfristige und<br />

strukturierte Betreuung. Das führt zu mehr wissenschaftlicher<br />

Qualität und ermöglicht auch eine<br />

kürzere Promotionsdauer“, erläutert Niedersachsens<br />

Wissenschaftsministerin Professor Johanna<br />

Wanka.<br />

Das <strong>NTH</strong>-Promotionsprogramm „Elektromobilität“<br />

setzt auf ein grundsätzlich neues Modell für Elektrofahrzeuge,<br />

die nach 2020 auf den Markt kommen<br />

werden. Für ein solches Elektroautomobil der<br />

dritten Generation müssen neue Materialien für<br />

Energiespeicherung und Energiewandlung entwickelt<br />

werden, aber auch neue Geschäftsmodelle,<br />

neue Steuerungsmöglichkeiten für intelligente<br />

Stromnetze und neue Simulationswerkzeuge zur<br />

Beurteilung und Weiterentwicklung neuer Konzepte.<br />

Zwar wurden bereits eine ganze Reihe von<br />

Ideen prototypisch realisiert, doch die Entwicklung<br />

massentauglicher Produktionsverfahren für<br />

alle Komponenten von Elektrofahrzeugen ist eine<br />

gigantische Aufgabe, die weit über die traditionelle<br />

Rolle der Ingenieurwissenschaften hinausgeht.<br />

Das „Kooperative Promotionsprogramm Elektromobilität“<br />

der <strong>NTH</strong> ist ein Vorhaben mit dem Niedersächsischen<br />

Forschungszentrum Fahrzeugtechnik,<br />

dem Energie-Forschungszentrum Niedersachsen,<br />

der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften<br />

und der Fachhochschule Hannover. Die<br />

Förderperiode erstreckt sich vom 1. Oktober 2012<br />

bis zum 30. September 2016. Stipendien können in<br />

diesem Zeitraum für drei Jahre vergeben werden.<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

71


72<br />

IT-Ökosysteme feiert Abschluss<br />

Als erstes Großprojekt der Niedersächsischen<br />

Technischen Hochschule ging sie 2009 an den<br />

Start: die „<strong>NTH</strong> School für IT-Ökosysteme“. Im<br />

Herbst 2012 lief die offi zielle Förderperiode aus,<br />

in der Landesmittel in Höhe von 3,6 Millionen<br />

Euro dem Informatik-Forschungsvorhaben auf die<br />

Sprünge helfen sollten. Am 4. Oktober 2012 zogen<br />

die Projektpartner der <strong>TU</strong> Braunschweig, der <strong>TU</strong><br />

<strong>Clausthal</strong> und der Leibniz Universität Hannover in<br />

der <strong>Clausthal</strong>er Aula Bilanz. Vier Jahre lang haben<br />

sich die Informatiker der drei <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten<br />

mit sogenannten IT-Ökosystemen beschäftigt.<br />

Als IT-Ökosysteme bezeichnen Informatiker komplexe,<br />

vernetzte Systeme aus mehreren Software-<br />

und Hardwareeinheiten. Solche Systeme<br />

bestimmen immer mehr unseren Alltag. Ob wir<br />

online unsere Bankgeschäfte tätigen, im Auto<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

per Navigationssystem Staus umfahren oder mit<br />

dem Smartphone Twitter-Nachrichten versenden –<br />

stets ist der störungsfreie Ablauf davon abhängig,<br />

dass die vernetzte Software mit ihren Einzelanwendungen<br />

als Gesamtsystem funktioniert.<br />

„IT-Ökosysteme sind vergleichbar mit einer Stadt,<br />

die immer weiter wächst“, sagte Professor Andreas<br />

Rausch, Informatiker an der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

und Sprecher der <strong>NTH</strong> School. In dem Maße, wie<br />

sich die einzelnen Stadtteile entwickelten, müsse<br />

sich auch die Infrastruktur verändern und das<br />

gesamte Gefüge den sich verändernden Ansprüchen<br />

der Bewohner anpassen. Anders als im Städtebau<br />

gibt es für IT-Ökosysteme bislang jedoch<br />

keine schlüssigen Konzepte, damit komplexe Softwaresysteme<br />

über längere Zeit natürlich wachsen<br />

können und gleichzeitig kompatibel miteinander<br />

vernetzbar bleiben.


Staatssekretär Dr. Josef Lange aus dem Wissenschaftsministerium informiert sich über „IT-Ökosysteme“.<br />

„In Sachen IT-Systeme sind wir leider noch auf<br />

dem Status einer Wegwerfgesellschaft“, erklärt<br />

Rausch. Smartphones, Spielkonsolen oder PCs<br />

werden nach wenigen Jahren entsorgt, weil die<br />

ursprünglich aufgespielte Software mit den Anforderungen<br />

der Neuentwicklungen nicht mehr in Einklang<br />

zu bringen ist. Die Folge: Neue Programme<br />

lassen sich nicht oder nur mit Abstrichen an die<br />

Leistungsfähigkeit des Gerätes installieren, die<br />

alte Software wird schwerfälliger, das System<br />

stürzt häufi ger ab. Wenngleich das <strong>NTH</strong>-Großprojekt<br />

diese Fragen an die Informatik noch nicht<br />

abschließend gelöst hat, sind die Wissenschaftler<br />

auf einem guten Weg. So konnten schon Folgeprojekte<br />

gestartet werden, die Fördergelder in<br />

Höhe von mehreren Millionen Euro eingeworben<br />

haben. Auch die Sichtbarkeit der Informatik auf<br />

nationaler und internationaler Ebene hat das <strong>NTH</strong>-<br />

Projekt gesteigert. „Die <strong>NTH</strong> spielt im IT-Bereich<br />

inzwischen in der ersten Liga mit“, so Rausch.<br />

Diesen Erfolg wollen die <strong>NTH</strong>-Informatiker ausbauen<br />

und auch nach Auslaufen der Landesförderung<br />

eng zusammenarbeiten. Den Fokus richten<br />

sie dabei auf die Studierenden. „Für die Zukunft<br />

wünschen wir uns eine übergreifende, strukturierte<br />

Doktorandenausbildung, die wir als Förderprogramm<br />

für den wissenschaftlichen Nachwuchs<br />

entwickeln möchten“, erklärte der Sprecher der<br />

<strong>NTH</strong> School. Künftig wollen die Informatiker verbindliche<br />

Qualitätsstandards für Promotionen entwickeln,<br />

die nachvollziehbare, abgesicherte und<br />

kontrollierbare Bedingungen für alle Studierenden<br />

schaffen sollen.<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

73


74<br />

Technisch-Wissenschaftliches Symposium<br />

Die Niedersächsische Technische Hochschule hat<br />

schon viel auf den Weg gebracht. Im vierten Jahr<br />

ihres Bestehens kann die <strong>NTH</strong> auf zahlreiche innovative<br />

Forschungsprojekte wie etwa die Top-downund<br />

Bottom-up-Projekte blicken, von denen einige<br />

inzwischen abgeschlossen sind. Wie die <strong>NTH</strong> die<br />

Wissenschaft zwischen den Partneruniversitäten<br />

erfolgreich vernetzt, präsentierte sie am 30. Oktober<br />

2012 auf dem Technisch-Wissenschaftlichen<br />

Symposium in der Aula Academica der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>.<br />

200 Wissenschaftler informierten sich dort<br />

über das Forschungsnetzwerk und stellten dabei<br />

selbst ausgewählte Forschungsvorhaben vor.<br />

Das <strong>NTH</strong>-Präsidium und Festredner Professor Martin Faulstich (rechts).<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

Ein bereits Anfang Oktober 2012 erfolgreich<br />

abgeschlossenes Projekt ist die „<strong>NTH</strong> School für<br />

IT-Ökosysteme“. Hier haben 40 Informatiker der<br />

<strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten aus Braunschweig,<br />

<strong>Clausthal</strong> und Hannover gemeinsam Lösungen für<br />

die strukturierte Weiterentwicklung von vernetzten,<br />

softwareintensiven Systemen erarbeitet. „Zahlreiche<br />

Folgeprojekte sind bereits auf den Weg<br />

gebracht“, lobte Professor Thomas Hanschke,<br />

Vorsitzender des <strong>NTH</strong>-Präsidiums, die Kooperation<br />

der drei Standorte. Das Projekt dokumentiere<br />

eindrucksvoll, wie sehr die Informatik von der <strong>NTH</strong><br />

profi tiert habe.


76<br />

Doch nicht nur die Forschung, auch die Förderung<br />

des wissenschaftlichen Nachwuchses ist ein Anliegen<br />

der <strong>NTH</strong>. Sie will die Doktorandenausbildung<br />

weiter ausbauen, verbessern und vernetzen. Auf<br />

dem Symposium erläuterte Professor Peter Wriggers,<br />

Leiter des Instituts für Kontinuumsmechanik<br />

der Leibniz Universität Hannover, seinen Antrag<br />

„<strong>NTH</strong> International School of Engineering Sciences“.<br />

Dahinter steht die Idee einer gemeinsamen<br />

Doktorandenausbildung innerhalb der <strong>NTH</strong>, die<br />

langfristig eine Basis für eine interdisziplinäre und<br />

standortübergreifende Doktorandenausbildung<br />

schaffen soll.<br />

Dass die <strong>NTH</strong> thematisch nicht nur um sich selbst<br />

kreisen möchte, zeigte der Austausch mit externen<br />

Wissenschaftlern. Mit Gastredner Professor Martin<br />

Faulstich konnte ein renommierter Experte zum<br />

gesellschaftlich relevanten Thema Energiewende<br />

gewonnen werden. Die Botschaft Faulstichs auf<br />

dem Technisch-Wissenschaftlichen Symposium<br />

lautete: „Die nachhaltige Industriegesellschaft wird<br />

eine regenerative Stromgesellschaft sein.“ In seinem<br />

Vortrag ließ der Wissenschaftler der Technischen<br />

Universität München, der inzwischen an die<br />

<strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> gewechselt ist, sein Insiderwissen<br />

einfl ießen, das er als Vorsitzender des Sachverständigenrates<br />

für Umweltfragen der Bundesregierung,<br />

als Mitglied in verschiedenen Kuratorien und<br />

Beiräten, etwa dem „ifo Institut für Wirtschaftsforschung“<br />

und dem „Potsdam Institut für Klimafolgenforschung“,<br />

sowie als Senior Fellow des „Institute<br />

for Advanced Sustainability Studies“ erworben hat.<br />

Niedersachsens Wissenschaftsministerin Professor<br />

Johanna Wanka betonte in ihrem Grußwort<br />

an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die <strong>NTH</strong><br />

habe sich in der kurzen Zeit „sehr positiv entwickelt“.<br />

Dem Gastgeber und Initiator der Veranstaltung,<br />

Professor Thomas Hanschke, bescheinigten<br />

die Teilnehmer im Anschluss, ein „phantastisches<br />

Symposium“ organisiert zu haben.


Stimmen vom Symposium<br />

„Ich wünsche mir, dass die Beteiligten der <strong>NTH</strong> noch intensiver<br />

aufeinander zugehen. Die Landesregierung steht dabei zur <strong>NTH</strong><br />

und wird den begonnenen Profi lierungsprozess weiterhin unterstützen“.<br />

(Professorin Johanna Wanka, Niedersächsische Ministerin<br />

für Wissenschaft und Kultur)<br />

„Das Zusammengehen der drei Universitäten war ein großartiger<br />

Schritt. Das zeigt auch die ausgesprochen positive Stimmung<br />

auf dem Symposium. Die <strong>NTH</strong> muss allerdings noch mehr<br />

Selbstbewusstsein zeigen und ihre Erfolge nach außen deutlicher<br />

sichtbar machen.“ (Professor Sigmar Wittig, Mitglied des<br />

<strong>NTH</strong>-Präsidiums)<br />

„Die <strong>NTH</strong> muss Bottom-up getragen werden, dann hat sie auch<br />

international große Chancen.“ (Professor Martin Faulstich,<br />

Technische Universität München/<strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>)<br />

„Mit der <strong>NTH</strong> International School of Engineering Sciences wird<br />

es möglich, an den unterschiedlichen Standorten vorhandene<br />

Ressourcen gemeinsam zu nutzen und so ein Zusammenwachsen<br />

der Universitäten zur <strong>NTH</strong> voranzutreiben.“ (Professor<br />

Peter Wriggers, Leiter des Instituts für Kontinuumsmechanik<br />

der Leibniz Universität Hannover)<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

77


78<br />

Prof. Martin Faulstich<br />

Professor Martin Faulstich, Hauptredner auf<br />

dem Technisch-Wissenschaftlichen Symposium,<br />

hat zum 1. Januar 2013 die Leitung und<br />

Geschäftsführung des <strong>Clausthal</strong>er Umwelttechnik-Instituts<br />

(CUTEC) übernommen. Der<br />

Verfahrenstechniker hatte bisher einen Lehrstuhl<br />

für Rohstoff- und Energietechnologie an<br />

der <strong>TU</strong> München inne und war Gründungsdirektor<br />

des Wissenschaftszentrums Straubing.<br />

Der 55-Jährige folgt einem Ruf an die <strong>TU</strong><br />

<strong>Clausthal</strong> und leitet hauptamtlich das CUTEC-<br />

Institut.<br />

„Mit Professor Faulstich können wir in <strong>Clausthal</strong><br />

die für Niedersachsen wichtigen Zukunftsfelder<br />

Umwelt- und Energietechnik weiter<br />

stärken“, sagte Wissenschaftsministerin Professor<br />

Johanna Wanka. „Es spricht für die<br />

Kompetenz unseres Standortes in Umweltund<br />

Energiethemen, dass Professor Faulstich,<br />

der Vorsitzende des Sachverständigenrates<br />

für Umweltfragen der Bundesregierung,<br />

von der <strong>TU</strong> München nach <strong>Clausthal</strong> gekommen<br />

ist“, so der Präsident der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>,<br />

Professor Thomas Hanschke.<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS


80<br />

Parlamentarischer Abend im Leibnizhaus Hannover<br />

Wissenschaft forscht, Politik entscheidet. Weil für<br />

die Forschung Geld und Unterstützung nötig sind,<br />

die Politik für ihre Willensbildung aber auch das<br />

entsprechende Hintergrundwissen benötigt, profi -<br />

tieren beide Seiten davon, sich miteinander auszutauschen.<br />

Eine Gelegenheit dafür hat die Niedersächsische<br />

Technische Hochschule geschaffen<br />

und die Vertreterinnen und Vertreter des Niedersächsischen<br />

Landtages am 8. November 2012<br />

zu einem Parlamentarischen Abend in das Leibnizhaus<br />

in Hannover eingeladen. Die Resonanz<br />

war mehr als erfreulich. Mehr als 80 Gäste aus<br />

Politik und den <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten waren<br />

der Einladung gefolgt, darunter auch die Niedersächsische<br />

Wissenschaftsministerin, Professor<br />

Johanna Wanka.<br />

Seit beinahe vier Jahren arbeiten die Technische<br />

Universität Braunschweig, die Technische<br />

Universität <strong>Clausthal</strong> und die Leibniz Universität<br />

Hannover erfolgreich unter dem Dach der <strong>NTH</strong><br />

zusammen. Dass die Allianz vor allem in den Ingenieurwissenschaften<br />

stark aufgestellt ist, wollte<br />

Gastgeber Professor Thomas Hanschke, Präsident<br />

der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> und Vorsitzender des <strong>NTH</strong>-<br />

Präsidiums, mit der informativen Veranstaltung<br />

verdeutlichen. Dabei blieb auch Zeit, um Fragen<br />

zu Entwicklung und Zielen der Allianz zu beantworten.


Wie die <strong>NTH</strong> in den Bereichen Produktionstechnik,<br />

Mobilität, Energie und Materialtechnik als Impulsgeber<br />

für die Forschung und Entwicklung zukunftsorientierter<br />

Schwerpunkte fungiert, zeigte Professor<br />

Thomas Spengler, Leiter der AG Forschung<br />

der <strong>NTH</strong>. In seinem Vortrag „Mit vereinten Kräften<br />

– Die Forschungszentren der <strong>NTH</strong>“ erklärte er,<br />

wie sich die Wissenschaft in den Zentren für Fahrzeugtechnik<br />

in Braunschweig, Produktionstechnik<br />

in Hannover und Materialtechnik in <strong>Clausthal</strong> unter<br />

dem Motto „Kooperation statt Konkurrenz“ jetzt<br />

schon erfolgreich vernetzt und Synergien für Niedersachsen<br />

nutzt.<br />

Gastredner Professor Jürgen Leohold, Leiter der<br />

Volkswagen Konzernforschung, begrüßte die<br />

Zusammenarbeit innerhalb der Zentren. „Das ist<br />

aus Sicht der Industrie genau der richtige Weg und<br />

es sind auch die richtigen Themen“. Gleichzeitig<br />

wünschte er sich aber mehr Tempo in der Umsetzung<br />

der <strong>NTH</strong>-Idee. „Die <strong>NTH</strong> muss sich noch<br />

deutlicher als Marke etablieren“, sagte Leohold.<br />

Wissenschaftsministerin Professor Johanna<br />

Wanka lobte indes den Grad der Vernetzung<br />

innerhalb der Forschung der <strong>NTH</strong> und die Präsenz<br />

der Allianz. „Die Grundidee ist goldrichtig“,<br />

sagte die Ministerin. Gleichzeitig gab sie Professor<br />

Hanschke Recht, der in seiner Begrüßungsrede<br />

betont hatte, dass als nächster konsequenter<br />

Schritt alle Fächergruppen unter das Dach der<br />

<strong>NTH</strong> aufgenommen werden müssten, nicht nur<br />

die technisch-naturwissenschaftlichen. Auch die<br />

Frage eines künftigen Konzeptes für eine neue<br />

Struktur der Allianz griff Wanka auf. „Entscheidend<br />

ist, dass sich die drei Hochschulen einig sind,<br />

dann sind wir im Ministerium auch sehr bereit, diesen<br />

Schritt mitzugehen.“<br />

Beim anschließenden Sektempfang mit Imbiss<br />

wurde deutlich, wie groß der Bedarf nach gegenseitigem<br />

Austausch zwischen Politik und Wissenschaft<br />

ist. In kleinen Gruppen wurde noch lange<br />

und angeregt diskutiert.<br />

81


82<br />

Doktorandenausbildung:<br />

<strong>NTH</strong> School of Engineering Sciences<br />

Professor Wriggers, Sie verfolgen<br />

mit Ihrem Vorschlag einer „<strong>NTH</strong><br />

International School of Engineering<br />

Sciences“ die Idee einer gemeinsamen<br />

Doktorandenausbildung innerhalb<br />

der <strong>NTH</strong>. Was soll sich ändern?<br />

Wriggers: Es ist langfristig geplant, an der <strong>NTH</strong><br />

eine Basis für eine interdisziplinäre und standortübergreifende<br />

Doktorandenausbildung zu schaffen.<br />

Damit wird es möglich, an den unterschiedlichen<br />

Standorten vorhandene Ressourcen gemeinsam<br />

zu nutzen und so ein Zusammenwachsen der Universitäten<br />

zur <strong>NTH</strong> voranzutreiben. Diese Vorgehensweise<br />

entspricht einem Konzept „Änderung<br />

von unten“, da Doktoranden viel unvoreingenommener<br />

miteinander arbeiten als standortgeprägte<br />

Professor Peter Wriggers, Leiter des Instituts für Kontinuumsmechanik<br />

der Leibniz Universität Hannover.<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

Mitarbeiter und Professoren. Somit stellt eine<br />

gemeinsame Doktorandenausbildung an der <strong>NTH</strong><br />

eine hervorragende Basis dar, die bereits auf eine<br />

übergeordnete Promotionsordnung verweisen<br />

kann. Ziele der Installation eines langfristigen Ausbildungskonzeptes<br />

an der <strong>NTH</strong> sind zum einen die<br />

Professionalisierung der Doktorandenausbildung in<br />

den Ingenieurwissenschaften. Zum anderen wollen<br />

wir die massive und nachhaltige Förderung der<br />

interdisziplinären Forschung vorantreiben.<br />

Soll diese allgemeiner Natur sein<br />

oder bezieht sie sich auf bestimmte<br />

Fächergruppen?<br />

Wriggers: Zunächst bezieht sich die Doktorandenausbildung<br />

im Wesentlichen auf die Ingenieurfakultäten.<br />

Jedoch sind jetzt bereits interdisziplinäre<br />

Anbindungen vorhanden, etwa in der<br />

Mathematik und Chemie. Wie die Einbindung aller<br />

an der <strong>NTH</strong> beteiligten Fächergruppen aussehen<br />

wird, muss die Zukunft bzw. das Präsidium der<br />

<strong>NTH</strong> entscheiden.<br />

Worin bestehen die Vorteile für<br />

die Mitgliedsuniversitäten?<br />

Wriggers: An den drei Standorten sind lokal hervorragende<br />

Wissenschaftler tätig, die auf ihren<br />

Gebieten einen hohen nationalen und internationalen<br />

Ruf genießen. Durch die Zusammenarbeit<br />

innerhalb der <strong>NTH</strong> School können Wissen und<br />

Ressourcen gebündelt werden, um Forschung<br />

fokussiert in Themen voranzutreiben, was an einer<br />

der Mitgliedsuniversitäten allein nicht in dieser<br />

Form möglich wäre.


Worin bestehen die Vorteile für<br />

die Doktoranden?<br />

Wriggers: Die Doktoranden können in einem interdisziplinären<br />

Forschungsumfeld arbeiten. Damit<br />

erhalten sie eine breitere Ausbildung. Zusätzlich<br />

können sie noch in einigen bereits vorhandenen<br />

Graduiertenschulen das Angebot wahrnehmen, an<br />

einer der internationalen Partneruniversitäten für<br />

ein bis sechs Monate zu arbeiten und so Erfahrung<br />

im Ausland zu sammeln. Ähnliches gilt auch für die<br />

enge Vernetzung der <strong>NTH</strong> School mit der Industrie.<br />

Hinzu kommt noch, dass die Doktoranden<br />

durch gezielte und industriefi nanzierte Stipendien<br />

wissenschaftliche Grundlagenarbeit für Industrieanwendungen<br />

durchführen können.<br />

Wieviel Ihres unberücksichtigten<br />

Exzellenzantrags PhDcube steckt<br />

in diesem Vorhaben?<br />

Wriggers: In PhDcube fanden sich Wissenschaftler<br />

zusammen, die ein anspruchsvolles interdisziplinäres<br />

Forschungskonzept gemeinsam entwickelt<br />

haben, das einen ganzheitlichen Ansatz für die<br />

Forschung im Ingenieurbereich verfolgt. Dieses<br />

international tragfähige wissenschaftliche Konzept<br />

besitzt auch heute noch Gültigkeit und könnte der<br />

<strong>NTH</strong> School ein Alleinstellungsmerkmal sichern.<br />

Wie soll das Vorhaben<br />

fi nanziert werden?<br />

Wriggers: Es gibt bereits an den verschiedenen<br />

Standorten der <strong>NTH</strong> unterschiedliche Doktorandenprogramme,<br />

die in den Themenbereichen der<br />

Ingenieurwissenschaften angesiedelt sind. Hier<br />

sind etwa Doktorandenprogramme von Sonderforschungsbereichen,<br />

Graduiertenkollegs der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft (DFG) und des<br />

Ministeriums für Wissenschaft und Kultur zu nennen.<br />

Diese können organisatorisch und wissenschaftlich<br />

in einem gemeinsamen <strong>NTH</strong>-Programm<br />

zusammengefasst werden. Weitere Anträge, die<br />

eine erweiterte wissenschaftliche Basis für die<br />

unterschiedlichen Standorte bilden können, sollen<br />

in naher Zukunft gestellt werden.<br />

Peilen Sie schon einen<br />

konkreten Starttermin an?<br />

Wriggers: Nein, einen konkreten Termin gibt es<br />

bislang noch nicht.<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

83


84<br />

Auslegungssache: Rechtswissenschaftler<br />

haben das <strong>NTH</strong>-Gesetz kommentiert<br />

Die Niedersächsische Technische Hochschule ist<br />

eine schlanke Allianz: Sie kommt mit zwei anstatt<br />

der sonst üblichen drei Hochschulorgane aus und<br />

verzichtet auf einen eigenen Hochschulrat. Und<br />

auch das <strong>NTH</strong>-Gesetz (<strong>NTH</strong>G) trägt diesem Trend<br />

Rechnung. Es beinhaltet nach der Ergänzung<br />

im Jahr 2010 gerade einmal zwölf Paragraphen.<br />

Wesentlich umfangreicher ist das Ergebnis, wenn<br />

es darum geht, die einzelnen Gesetzesvorgaben<br />

juristisch eindeutig auszulegen. Dieser Aufgabe<br />

haben sich Thomas Gawron und Ralf Ramin<br />

gewidmet. Die Rechtswissenschaftler vom Lehrstuhl<br />

Staats- und Verwaltungsrecht sowie Verwaltungswissenschaften<br />

der <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

haben monatelang akribisch Satz für Satz auf<br />

den Prüfstand gestellt und überlegt, wie die eher<br />

knapp und allgemein gehaltenen Formulierungen<br />

im <strong>NTH</strong>G konkretisiert und ausführlich dargelegt<br />

werden können. Herausgekommen ist ein 800<br />

Seiten starkes Manuskript, das die Arbeit innerhalb<br />

der <strong>NTH</strong>-Gremien – dem Präsidium und dem<br />

Senat – erleichtern soll und zum Jahresende 2012<br />

erschienen ist.<br />

Bereits drei Jahre zuvor hatten die Juristen erste<br />

kurze Kommentierungen zum <strong>NTH</strong>-Gesetz in<br />

zwei Fachzeitschriften veröffentlicht. Damals war<br />

ihr Institut noch an der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> angesiedelt,<br />

2010 zogen die in Berlin ansässigen Juristen dann<br />

gemeinsam mit ihrem Institutsleiter, Professor<br />

Edmund Brandt, nach Braunschweig um. Doch auf<br />

dem Weg zum Gesamtwerk lagen noch weitere<br />

Stolpersteine. „Ein großes Problem war, dass sich<br />

das <strong>NTH</strong>-Gesetz in einigen Punkten auf das Niedersächsische<br />

Hochschulgesetz (NHG) bezieht“,<br />

sagt Thomas Gawron. Weil das NHG aber seiner-<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

seits – im Gegensatz zu den Hochschulgesetzen<br />

der meisten anderen Bundesländer – nicht kommentiert<br />

ist, mussten sich die beiden Juristen die<br />

betreffenden Passagen des NHG erst erarbeiten,<br />

bevor sie auf die entsprechenden Quellen verweisen<br />

konnten.<br />

Unpräzise Formulierungen wie die Forderung an<br />

das <strong>NTH</strong>-Präsidium „die Wissenschaft zu pfl egen“,<br />

stellten die Juristen immer wieder vor Probleme.<br />

„Wie soll ein solcher Begriff der „Pfl ege“ interpretiert<br />

werden, was heißt das genau?“, fragten<br />

sich Ralf Ramin und sein Kollege. „Da muss man<br />

zunächst einmal ausklammern, was alles nicht<br />

damit gemeint ist, bis man durch das Ausschlussverfahren<br />

zu einer Defi nition kommt“, erklärt der<br />

Jurist. Im Falle der „Pfl ege“ einigten sich die<br />

Rechtswissenschaftler auf das Wort „Verschlechterungsverbot“.<br />

Doch damit nicht genug. „Zu allem<br />

Überfl uss hat sich das Recht der <strong>NTH</strong> während<br />

unserer Bearbeitung selbst auch noch in Teilen<br />

geändert, weil immer wieder neue Regelungen –<br />

eine Gesetzesänderung und diverse Änderungen<br />

und Neuerungen der jeweiligen Hochschulsatzungen<br />

– erlassen worden sind, etwa zum Thema<br />

Gleichstellung“, sagt Gawron.


Thomas Gawron (links) und Ralf Ramin kommentieren das <strong>NTH</strong>-Gesetz.<br />

Um das umfangreiche juristische Werk dennoch<br />

möglichst lesefreundlich zu gestalten, haben die<br />

beiden Juristen darauf geachtet, einen ausführlichen<br />

Dokumentationsteil anzufügen. So werden<br />

Ordnungen, die im Kommentar zitiert werden, im<br />

fast 300 Seiten starken Anhang aufgeführt – etwa<br />

die Grundordnungen der drei Mitgliedsuniversitäten<br />

und der gesamten <strong>NTH</strong>-Allianz. „Das erspart<br />

dem Nutzer unnötiges Recherchieren“, betont<br />

Gawron.<br />

Erleichtert und stolz sind die beiden Rechtswissenschaftler,<br />

dass sie die Mammutaufgabe nun<br />

gelöst haben. Und je tiefer sie in die Besonderheiten<br />

des deutschlandweit einmaligen Konstrukts<br />

der <strong>NTH</strong> eingedrungen sind, desto mehr hat sie<br />

Sinn und Zweck der Kooperation innerhalb der<br />

Universitätsallianz überzeugt. Und so lautet das<br />

juristische Fazit folgerichtig: „Die Kompetenzen<br />

der drei Standorte zusammen zu führen, war auf<br />

jeden Fall der richtige Ansatz.“<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

85


86<br />

Forschungsplattform „Entsorgungsoptionen für<br />

radioaktive Reststoffe: Interdisziplinäre Analysen<br />

und Entwicklung von Bewertungsgrundlagen“<br />

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

hat mit dem Land Niedersachsen den Aufbau einer<br />

Wissensplattform zur nuklearen Entsorgungsforschung<br />

gestartet. Die Plattform, die von der Niedersächsischen<br />

Technischen Hochschule koordiniert<br />

wird, soll künftig Forschungsergebnisse zur<br />

Entsorgung von radioaktiven Abfällen überregional<br />

bündeln und dadurch zu einem wichtigen Beratungszentrum<br />

werden. Der Bund unterstützt den<br />

Aufbau der Forschungsplattform in den kommenden<br />

fünf Jahren mit 15 Millionen Euro. Dies gaben<br />

die Partner im Rahmen der niedersächsischen<br />

Landespressekonferenz am 3. Dezember 2012 in<br />

Hannover bekannt.<br />

Verbrauchte Kernbrennstoffe und radioaktive Reststoffe<br />

sicher zu entsorgen, ist eine der großen Herausforderungen<br />

unserer Energie verbrauchenden<br />

Industriegesellschaft. Diese Stoffe entstehen nicht<br />

nur durch den Betrieb oder Rückbau von Kernkraftwerken<br />

und Forschungsreaktoren. Auch durch<br />

die Nutzung radioaktiver Isotope in verschiedenen<br />

Bereichen von Forschung, Industrie oder Medizin<br />

fallen radioaktive Reststoffe an. Der angemessene<br />

und sichere Umgang mit diesen Stoffen und insbesondere<br />

die sachgerechte Entsorgung radioaktiver<br />

Abfälle ist seit Jahren Gegenstand gesellschaftlicher<br />

Kontroversen, bislang ungeschlichteter Konfl<br />

ikte und Unsicherheiten. Der inhaltliche Zusam-


Niedersachsens Wissenschaftsministerin Professor Johanna Wanka stellte die Forschungsplattform im Rahmen<br />

der niedersächsischen Landespressekonferenz vor.<br />

menhang mit der Frage der Kernenergienutzung<br />

wirkte sich in der Vergangenheit konfl iktverschärfend<br />

aus. Gesamtgesellschaftliche Debatten werden<br />

dabei von Diskussionen um einzelne Projekte<br />

und Standorte geprägt, wobei sich ein zunehmender<br />

Vertrauensverlust der Bürgerinnen und Bürger<br />

in handelnde Institutionen und Entsorgungskonzepte<br />

abzeichnet.<br />

Für den größten Teil der Abfälle mit geringer Wärmeentwicklung<br />

liegt eine Entsorgungslösung vor.<br />

Hingegen ist die Frage der Entsorgung verbrauchter<br />

Kernbrennstoffe und hoch radioaktiver, verglaster<br />

Abfälle aus der Wiederaufarbeitung nicht<br />

geklärt. Bislang war die Endlagerung dieser Stoffe<br />

in tiefen geologischen Formationen ohne besondere<br />

Vorkehrungen für eine Rückholung vorgesehen.<br />

In der jüngeren Vergangenheit werden jedoch<br />

auch verstärkt Forderungen nach einer rückholbaren<br />

Lagerung geäußert – sei es aufgrund von<br />

Sicherheitserwägungen oder um zukünftigen<br />

Generationen die Option zu sichern, Gefahren und<br />

Umfang des radioaktiven Abfalls zu vermindern,<br />

wenn entsprechende Technologien verfügbar sein<br />

werden.<br />

Die Forschungsplattform „Entsorgungsoptionen<br />

für radioaktive Reststoffe“ unter Federführung der<br />

Niedersächsischen Technischen Hochschule bündelt<br />

die Kompetenzen der <strong>NTH</strong> und weiterer Partner<br />

aus dem Karlsruher Institut für Technologie<br />

(KIT), der Freien Universität Berlin, der Christian-<br />

Albrechts-Universität Kiel sowie der Schweizer<br />

risicare GmbH in den Bereichen Natur-, Ingenieur-,<br />

Geistes-, Rechts- und Sozialwissenschaften.<br />

So wollen die Entsorgungsexperten den Rahmen<br />

für eine ganzheitliche Bewertung der Entsorgungsmöglichkeiten<br />

mit den drei Optionen „Tiefenlagerung<br />

ohne Vorkehrungen zur Rückholbarkeit“,<br />

„Tiefenlagerung mit Vorkehrungen zur Überwachung<br />

und Rückholbarkeit“ und „Oberfl ächenlagerung“<br />

ermöglichen. Ziel der Forschungsarbeit<br />

ist nicht, Aussagen über die Eignung konkreter<br />

Standorte zu treffen. Vielmehr sollen wissenschaftliche<br />

Grundlagen in Bezug auf Entsorgungsoptionen<br />

und ihre Umsetzung erarbeitet werden, um<br />

die unterschiedlichen Möglichkeiten neutral vergleichen<br />

und unter Einbeziehung der gesamten<br />

Gesellschaft offen diskutieren zu können.<br />

<strong>NTH</strong>-HIGHLIGHTS<br />

87


<strong>NTH</strong>-Projekte<br />

8


90<br />

<strong>NTH</strong> School für IT-Ökosysteme<br />

Die kontinuierliche Steigerung der Größe und<br />

Komplexität von softwareintensiven Systemen<br />

hat inzwischen dazu geführt, dass softwareintensive<br />

Systeme die komplexesten von Menschen<br />

geschaffenen künstlichen Systeme sind. Diese<br />

kontinuierliche Weiterentwicklung ist zu einem<br />

Punkt gekommen, an dem klassische Methoden<br />

und Verfahren der Informatik an ihre Grenzen<br />

stoßen und auf Dauer nicht weiter skalieren werden,<br />

um die Sicherheit und Zuverlässigkeit dieser<br />

Systeme zu gewährleisten. So wie im Bereich der<br />

klassischen Ingenieurwissenschaften ein einzelnes<br />

Gebäude noch zentral planbar, erklärbar und<br />

realisierbar ist, aber für die Planung, Entstehung<br />

und Entwicklung einer Stadt ganz andere Modelle,<br />

Mechanismen und Paradigmen erforderlich sind,<br />

so steht auch die Informatik vor einem Paradigmenwechsel.<br />

Komplexe, vernetzte, eingebettete<br />

Systeme, große verteilte Informationssysteme,<br />

vernetzte, verteilte softwareintensive Systeme<br />

wie auch „Systems of Systems“ stellen spezielle<br />

Herausforderungen dar. Wegen der hohen Vernetzungs-<br />

und Interaktionsdichte ist es nicht mehr<br />

zielführend, einzelne Softwaresysteme isoliert von<br />

ihrer Umgebung zu betrachten.<br />

In der „<strong>NTH</strong> School for IT Ecosystems“ werden<br />

diese Systeme stattdessen als Teile größerer IT-<br />

Ökosysteme aufgefasst. In Analogie zu dem Begriff<br />

des Ökosystems aus der Biologie, ist ein IT-Ökosystem<br />

eine sich stetig verändernde Gemeinschaft<br />

von unabhängigen, teilweise kooperierenden<br />

und konkurrierenden Individuen. Dazu gehören<br />

im IT-Ökosystem die Menschen, die komplexen<br />

softwareintensiven Systeme, deren Komponenten<br />

einzeln mit der Umgebung interagieren, die aber<br />

auch mit anderen rechnerbasierten Systemen in<br />

vielfältiger Weise kommunizieren, kooperieren und<br />

sich abstimmen müssen, ihre physikalische Umge-<br />

TOP-DOWN-PROJEKT<br />

bung, sowie die sie umgebende Umwelt. Wie in<br />

jedem Ökosystem basiert auch ein IT-Ökosystem<br />

auf dem Konzept der Autonomie der einzelnen<br />

Individuen, die allerdings in vielfältiger Weise interagieren.<br />

Beispiel für solche autonomen Akteure<br />

sind Verkehrsteilnehmer mit ihren Smart Cars in<br />

einer Smart City, die miteinander vernetzt sind und<br />

interagieren, um beispielsweise Verkehrsinformationen<br />

auszutauschen. Sie haben individuelle und<br />

gemeinschaftliche Ziele. Beispielsweise möchte<br />

jeder schnellstmöglich zu seinem Bestimmungsort<br />

(individuelles Ziel), andererseits möchte auch<br />

jeder, dass der Verkehr aus Sicherheitsgründen<br />

geordnet fl ießt (gemeinschaftliches Ziel). Dementsprechend<br />

gibt es sowohl Konkurrenz als auch<br />

Kooperation zwischen den Akteuren.<br />

Diese autonomen Akteure und die Nutzer des IT-<br />

Ökosystems sind aber auch daran interessiert,<br />

dass das Gesamtsystem beherrschbar bleibt und<br />

so die übergeordnete Zielsetzung und Funktion<br />

sichergestellt wird. Eine zentrale Frage ist daher<br />

aufgrund der Komplexität und der Autonomie der<br />

Teilsysteme die Beherrschbarkeit des IT-Ökosystems.<br />

Deshalb akzeptiert dieser dynamische Komplex<br />

von Gemeinschaften aus autonomen Akteuren<br />

allgemeine Regeln, wie zum Beispiel die Verkehrsregeln,<br />

welche das ordnungsgemäße Funktionieren<br />

des Gesamtsystems sicherstellen sollen.


Wiederherstellung des<br />

Gleichgewichts<br />

– Gegensteuern<br />

– Adaption<br />

– Evolution<br />

Zentrale und dezentrale<br />

Gegenmaßnahmen einleiten<br />

(Observer/Controller)<br />

Gleichgewicht ist<br />

wieder hergestellt<br />

Der Beherrschbarkeit von IT-Ökosystemen, bestehend aus autonomen Akteuren.<br />

Das Verhalten des Ökosystems wird durch ein<br />

zugrundeliegendes Regelsystem festgelegt. In<br />

einem funktionierenden Ökosystem kommt es zu<br />

einem Gleichgewicht zwischen den Kräften der<br />

beteiligten Individuen (Autonomie) sowie dem<br />

Regelsystem des Ökosystems (Beherrschbarkeit).<br />

Ist dieses Gleichgewicht gestört, zerbricht<br />

das Ökosystem: Die Beherrschbarkeit ist nicht<br />

mehr gegeben. Möchte man ein IT-Ökosystem<br />

am Leben erhalten und kontinuierlich weiter entwickeln,<br />

so ist es notwendig, dieses Gleichgewicht<br />

zu verstehen.<br />

Störungen im IT-Ökosystem<br />

– Beobachten – Erkennen – Analysieren<br />

Gleichgewichtszustände<br />

im IT-Ökosystem<br />

– Identifi zieren<br />

– Verstehen<br />

– Modellieren<br />

Äußere oder innere Kräfte<br />

stören das Gleichgewicht<br />

Es ist nicht möglich, ein solches IT-Ökosystem in<br />

einem Stück im Voraus zu planen und zu entwickeln.<br />

Die damit einhergehende Globalisierung<br />

und verteilte Entwicklung großer Softwaresysteme<br />

stellen neue Herausforderungen an Spezifi kation,<br />

Entwicklungsprozesse und Validierung. Das<br />

Paradigma des Ökosystems ist ebenfalls auf die<br />

hier erforderlichen allgemeineren Entwicklungsprozesse<br />

anwendbar. Denn auch hier besteht<br />

das Spannungsfeld zwischen der Autonomie der<br />

beteiligten Gruppen und der Beherrschbarkeit des<br />

Gesamtprozesses.<br />

TOP-DOWN-PROJEKT<br />

91


92<br />

Die Abbildung auf Seite 91 illustriert übersichtsartig<br />

den Lösungsansatz der <strong>NTH</strong> School for IT<br />

Ecosystems. Wesentlicher Aspekt bei der Erklärung<br />

der oben genannten Wirk- und Wechselbeziehungen<br />

ist das ausbalancierte Spannungsfeld<br />

zwischen der Autonomie der Teilsysteme und<br />

der Beherrschbarkeit des Gesamtsystems. Der<br />

Ansatz basiert auf der Existenz von Gleichgewichtszuständen,<br />

d.h. von Zuständen, die ein<br />

„ordnungsgemäßes“ Funktionieren des IT-Ökosystems<br />

gewährleisten (z.B. der Verkehrsfl uss<br />

in einer Stadt), sowie von Kräften, die dieses<br />

Gleichgewicht stören (z.B. ein Auffahrunfall an<br />

einer großen Straßenkreuzung) und von zentralen<br />

oder dezentralen Mechanismen, die in solchen<br />

Fällen das Gleichgewicht wieder herstellen<br />

können (z.B. ein zentrales Verkehrsleitsystem<br />

oder Kommunikation und dezentrale Intelligenz<br />

in den Navigationssystemen der einzelnen Fahrzeuge).<br />

Im Detail wurden dazu in 3 Teilprojekten<br />

folgende Forschungsarbeiten durchgeführt:<br />

– Teilprojekt AIM: Das Forschungsprojekt AIM<br />

befasst sich mit Methoden und Werkzeugen zur<br />

Sicherstellung der Gesamtfunktionalität eines<br />

komplexen IT-Ökosystems, insbesondere wenn<br />

ein Top-down-Entwurf nicht mehr oder nur eingeschränkt<br />

möglich ist. Es wurden adaptive<br />

Informations- und Kollaborations-Architekturen<br />

bei unabhängiger Evolution von Teilsystemen,<br />

sowie geeignete Kontrollmechanismen untersucht.<br />

Dabei werden alle Ebenen von der Hardwareebene<br />

über die Virtualisierung und Modellierung<br />

bis zur schnittstellenbasierten, formalen<br />

Verifi kation betrachtet. Beispielhafte Ergebnisse<br />

sind hier neuartige Interaktionsmechanismen<br />

im Verkehr oder auch Ansätze im Machine<br />

Learning, in denen Software (als Teil eines IT-<br />

Ökosystems) lernt, wünschenswertes Verhalten<br />

von Menschen im IT-Ökosystem zu adaptieren.<br />

TOP-DOWN-PROJEKT<br />

– FP LocCom: Im Forschungsprojekt LocCom<br />

werden Methoden, Konzepte und Werkzeuge<br />

für dezentrale IT-Ökosysteme erarbeitet, die<br />

emergente neue Dienstleistungen ermöglichen<br />

und dabei Qualitätseigenschaften garantieren<br />

sollen. Hierfür werden adaptive Verfahren auf<br />

allen Ebenen von rekonfi gurierbarer Hardware<br />

über Protokolle bis hin zu Modellierung sowie<br />

Inferenzmethoden untersucht. Eine wesentliche<br />

Rolle kommt dabei der Nutzung von Kontext in<br />

verallgemeinerter Form zu, sowie der Frage,<br />

wie reale und virtuelle Netzwerke zwischen<br />

Menschen zusammengeführt werden können.<br />

Neben eher theoretischen Erkenntnissen über<br />

die Komplexität der Auswertung bestimmter<br />

Logiken für IT-Ökosysteme, sind hier als Ergebnisse<br />

auch sehr angewandte Ergebnisse in<br />

Form von Apps für Smartphones zur Kommunikation<br />

in sozialen Netzen zu nennen.<br />

– FP ruleIT: Auch ein IT-Ökosystem mit seinen<br />

autonomen Komponenten muss den Anforderungen<br />

seiner Benutzer genügen. Im Rahmen<br />

eines Top-down-Entwurfs werden von der Erhebung<br />

dieser Anforderungen bis zur Validierung<br />

in ruleIT Regeln abgeleitet, die zur Verifi kation<br />

in der Entwicklung und zur Validierung während<br />

der Laufzeit eingesetzt werden. Dazu<br />

wurden im Forschungsprojekt ruleIT Methoden<br />

des Software Systems Engineering kombiniert<br />

und zu einer Methodik für die regelgetriebene<br />

Softwareentwicklung in IT-Ökosystemen erweitert.<br />

So können trotz Autonomie das IT-Ökosystem<br />

und sein Teilsysteme zuverlässig und<br />

beherrschbar gestaltet werden.


Am Beispiel des „Smart Airport“ präsentiert<br />

Prof. Andreas Rausch das Forschungsprojekt<br />

IT-Ökosysteme.<br />

93


94<br />

Ergänzend zu diesen Teilprojekten wurden weitere<br />

querschnittliche Arbeitsthemen behandelt.<br />

In DemSy wurde ein integriertes, gemeinsames<br />

Demonstrationsszenario in dem IT-Ökosystem<br />

eines „Smart Airports“ erarbeitet und konzipiert.<br />

Die Forschungsprojekte konnten ihre Fragestellungen<br />

aus den gemeinsamen Demonstrationsszenarien<br />

heraus ableiten, die Lösungsansätze im Kontext<br />

der Anwendungsvision darstellen und diese<br />

in einem integrierten gemeinsamen Demonstrator<br />

realisieren. Damit liefert DemSy eine Plattform zur<br />

gemeinsamen Darstellung der Projektergebnisse.<br />

Zudem wurden im querschnittlichen Arbeitsthema<br />

GuMIT über alle Teilprojekte ein grundlegendes,<br />

formal fundiertes Verständnis erarbeitet. Auf Basis<br />

dieser präzisen Defi nition eines IT-Ökosystems<br />

können die isolierten Lösungsansätze der drei<br />

Forschungsprojekte diskutiert und zu einem übergreifenden,<br />

formal fundierten und grundlegenden<br />

Ansatz für methodische Entwicklung, Bereitstellung,<br />

Betrieb und Evolution von IT-Ökosystemen<br />

integriert werden.<br />

TOP-DOWN-PROJEKT<br />

Wie zu erkennen ist, sind viele Teilgebiete der<br />

Informatik für die Erforschung von IT-Ökosystemen<br />

relevant. Nur durch die Bündelung der an<br />

den drei Standorten der <strong>NTH</strong> vorhandenen Kompetenzen<br />

war es möglich, die höchst unterschiedlichen<br />

Forschungsschwerpunkte zu besetzen. So<br />

war es etwa im Teilprojekt ruleIT möglich, einen<br />

integrierten, durchgängigen Entwurfsansatz für IT-<br />

Ökosysteme zu defi nieren, indem das Know-How<br />

dreier unterschiedlich spezialisierter Arbeitsgruppen<br />

erfolgreich zusammengeführt wurde: Requirements<br />

Engineering (Hannover), Architekturentwurf<br />

(<strong>Clausthal</strong>) und Verifi kation (Braunschweig). Auch<br />

in den anderen Teilprojekten arbeiteten Arbeitsgruppen<br />

aus allen drei <strong>NTH</strong>-Standorten erfolgreich<br />

zusammen. Nicht nur aus der Informatik wurden<br />

Forscher der drei Standorte so über dieses Projekt<br />

zusammengeführt. Der Interdisziplinarität<br />

des Themas wurde Rechnung getragen, indem<br />

auch Psychologen und Wirtschaftswissenschaftler<br />

hinzugezogen wurden, um den Menschen als<br />

elementaren Bestandteil von IT-Ökosystemen entsprechend<br />

noch stärker zu berücksichtigen.<br />

Mit der <strong>NTH</strong> School for IT Ecosystems ist es der<br />

<strong>NTH</strong> gelungen, ein wichtiges wissenschaftliches<br />

Themenfeld erfolgreich zu bearbeiten und zu<br />

besetzen. Dies zeigt auch die Präsenz des Projekts<br />

in der wissenschaftlichen Community durch<br />

ca. 100 wissenschaftliche Publikationen in internationalen<br />

Zeitschriften und Konferenzbänden und<br />

die Ausrichtung internationaler Workshops.


Projektteilnehmer<br />

Prof. Dr. Jiri Adamek, Institut für Theoretische Informatik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Adina Aniculaesei, Institut für Informatik – Software Systems Engineering, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

Kerstin Bischoff, Forschungszentrum L3S, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Jürgen Dix, Institut für Informatik – Computational Intelligence, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

Stefan Gärtner, Fachgebiet Software Engineering, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Ursula Goltz, Institut für Programmierung und Reaktive Systeme, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Jana Görmer, Institut für Informatik – Wirtschaftsinformatik, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

Benjamin Henne, Distributed Computing and Security Group, Leibniz Universität Hannover<br />

Dr. Sebastian Herold, Institut für Informatik – Software Systems Engineering, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

Dr. Michaela Huhn, Institut für Informatik –Theoretische Grundlagen der Informatik, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

Dennis Klar, Institut für Informatik –Theoretische Grundlagen der Informatik, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

Michael Köster, Institut für Informatik – Computational Intelligence, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

Dr. Nguyen Thinh Le, Institut für Informatik – Human-Centered Information Systems, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

Peter Lohmann, Institut für Theoretische Informatik, Leibniz Universität Hannover<br />

Sascha Lützel, Institut für Informatik – Eingebettete Systeme, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

Benjamin Mensing, Institut für Programmierung und Reaktive Systeme, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Johannes Morgenroth, Institut für Betriebssysteme und Rechnerverbund, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Prof. Dr. Jörg P. Müller, Institut für Informatik – Wirtschaftsinformatik, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

Julian-Steffen Müller, Institut für Theoretische Informatik, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Niels Pinkwart, Institut für Informatik – Human-Centered Information Systems, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

Prof. Dr. Andreas Rausch, Institut für Informatik – Software Systems Engineering, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

Klaus Reinprecht, Institut für Psychologie – Ingenieur- und Verkehrspsychologie, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Sebastian Schildt, Institut für Betriebssysteme und Rechnerverbund, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Prof. Dr. Kurt Schneider, Fachgebiet Software Engineering, Leibniz Universität Hannover<br />

Christian Schulz, Institut für Systems Engineering – Fachgebiet Echtzeitsysteme,<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Dr. Barbara Seegebarth, Institut für Marketing und Management, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Christian Siemers, Institut für Informatik – Eingebettete Systeme, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

Prof. Dr. Matthew Smith, Distributed Computing and Security Group, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Heribert Vollmer, Institut für Theoretische Informatik, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Mark Vollrath, Institut für Psychologie – Ingenieur- und Verkehrspsychologie, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Prof. Dr. Bernardo Wagner, Institut für Systems Engineering – Fachgebiet Echtzeitsysteme,<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Klaus-Peter Wiedmann, Institut für Marketing und Management, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Lars Wolf, Institut für Betriebssysteme und Rechnerverbund, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Sergej Zerr, Forschungszentrum L3S, Leibniz Universität Hannover<br />

INFORMATIONEN ZUM PROJEKT<br />

95


96<br />

<strong>NTH</strong> School for Contacts in Nanosystems<br />

Das <strong>NTH</strong> Top-down-Projekt „School for Contacts<br />

in Nanosystems“ hat eines der wichtigsten Probleme<br />

der heutigen Nanotechnologie zum Thema,<br />

die Verbindung von Nanostrukturen untereinander<br />

und zur makroskopischen Welt. Diese Graduiertenschule<br />

vereint die verschiedenen und<br />

komplementären Expertisen und Untersuchungsmethoden<br />

der Festkörperphysikgruppen der drei<br />

<strong>NTH</strong>-Standorte unter einem Dach, um an diesem<br />

hochaktuellen und komplexen Problem gemeinsam<br />

zu forschen und gemeinsam Doktoranden<br />

auszubilden.<br />

Doktoranden der drei Universitäten während einer<br />

selbstorganisierten Sommerschule in <strong>Clausthal</strong> bei<br />

der Besichtigung des Weltkulturerbes Oberharzer<br />

Wasserregal als kulturelles Beiprogramm zum wissenschaftlichen<br />

Teil der Veranstaltung.<br />

TOP-DOWN-PROJEKT<br />

Der Fokus dieser Forschungsaktivitäten liegt<br />

auf der Nanotechnologie und hier insbesondere<br />

auf Nanostrukturen und deren Anbindung an die<br />

Umgebung. Die Größe von Nanostrukturen reicht,<br />

wie der Name schon sagt, von einem bis zu einigen<br />

hundert Nanometern. Dies entspricht einer<br />

Skala von einigen Atomen bis zu etwa einem hundertstel<br />

des Durchmessers eines menschlichen<br />

Haares. Solche Nanostrukturen und Nanomaterialien<br />

können sich mitunter völlig anders verhalten<br />

als makroskopische Gebilde desselben Stoffes.<br />

Indem man sich nun die besonderen physikalischen<br />

Eigenschaften dieser kleinsten Strukturen<br />

zunutze macht, bietet die Nanotechnologie vielfältige<br />

Einsatzmöglichkeiten. Aktuelle Beispiele hierfür<br />

sind Nanobeschichtungen für selbstreinigende<br />

Oberfl ächen, Nanopartikel in Sonnencremes<br />

oder aber auch neuartige Nanomaterialien für<br />

Anwendungen in den Bereichen Energietechnik,<br />

Sensorik, Kommunikation, Information und Medizintechnik.<br />

Insbesondere für die letzteren Bereiche<br />

werden zurzeit z.B. atomar dünne Schichten<br />

aus Kohlenstoff, das sogenannte Graphen, in der<br />

Grundlagenforschung intensiv untersucht, da dieses<br />

Material als Kandidat für den Einsatz in ultraschnellen<br />

Transistoren, als fl exible und durchsichtige<br />

Elektroden sowie für extrem empfi ndliche<br />

Gas- und Drucksensoren gilt.


Während die winzige Größe solche Nanostrukturen<br />

gerade interessant macht, liegt hier jedoch auch<br />

eine der großen Herausforderungen. Für die elektronische<br />

Charakterisierung und Funktionalisierung<br />

werden Verbindungen zur makroskopischen Welt<br />

benötigt, die Kontakte. Diese sind unabdingbar<br />

für viele Anwendungen von Nanostrukturen, da<br />

wir ja in einer makroskopischen Welt leben. Die<br />

Kopplung und Wechselwirkung unterschiedlicher<br />

Nanostrukturen kann ebenfalls zu völlig neuartigen<br />

Eigenschaften des Gesamtsystems führen.<br />

Durch Kontrolle des Kontaktes lassen sich diese<br />

Eigenschaften gezielt beeinfl ussen. Die Wechselwirkung<br />

zwischen Nanosystemen und der Kontakt<br />

von Nanosystemen zur Umgebung sind bis heute<br />

wenig untersucht und deshalb setzt die <strong>NTH</strong><br />

School for Contacts in Nanosystems genau hier<br />

mit ihren Forschungen an.<br />

Für die <strong>NTH</strong> School haben sich Festkörperphysiker<br />

der drei <strong>NTH</strong>-Standorte, also der Technischen<br />

Universität Braunschweig, der Technischen<br />

Universität <strong>Clausthal</strong> und der Leibniz Universität<br />

Hannover sowie der Physikalisch-Technischen<br />

Bundesanstalt als assoziierter Partner zusammengetan.<br />

Die beteiligten Arbeitsgruppen sind<br />

durch langjährige Expertisen in der Untersuchung<br />

einschlägiger Nanosysteme und niedrigdimensionaler<br />

Materialien ausgewiesen. Die komplementären<br />

Kenntnisse und Ressourcen wurden in<br />

der Graduiertenschule gebündelt, um bei diesem<br />

komplexen Problem auch aufwendige Untersuchungen<br />

durchführen zu können, die die methodischen<br />

Möglichkeiten und das Know-How einer<br />

einzelnen Gruppe übersteigen. Gemeinsam an<br />

diesem hochkomplexen Thema des Kontakts zu<br />

Nanostrukturen zu forschen, ist eine der wichtigsten<br />

Zielsetzungen der Graduiertenschule. Für die<br />

Bearbeitung dieser umfangreichen und komplizierten<br />

Problemstellungen hat sich die Schule in vier<br />

Teilprojekte gegliedert. Ein Teilprojekt befasst sich<br />

mit grundlegenden Prozessen zur Energiekonver-<br />

sion in molekularen Systemen an Nanokontakten.<br />

Hier werden Moleküle im Kontakt zu nanostrukturierten<br />

Metallen und Isolatoren intensiv mit verschiedensten<br />

Methoden der Oberfl ächenphysik im<br />

Hinblick auf neue Anwendungen bei Solarzellen,<br />

der Molekularelektronik und bei Sensoren untersucht.<br />

Ein weiteres Teilprojekt beschäftigt sich mit<br />

der Einbindung von nur quantenmechanisch zu<br />

beschreibenden Nanosystemen in eine komplexe<br />

Umgebung. Hier arbeiten mehrere Theoriegruppen<br />

mit ihren unterschiedlichsten Modellansätzen<br />

an einer gemeinsamen Lösung für dieses komplizierte<br />

Problem. Ein drittes Teilprojekt beschäftigt<br />

sich mit Nanostrukturen aus Halbleitermaterialien<br />

mit großen Bandlücken, die insbesondere bei<br />

neuen Leuchtdioden und Lasern zum Einsatz<br />

kommen sollen. Wechselwirkungseffekte bei der<br />

Kontaktierung von halbleitenden Nanostrukturen<br />

ist das Thema eines weiteren Teilprojekts, in dem<br />

das neuartige Materialsystem Graphen, aber auch<br />

quasi nulldimensionale Systeme in Halbleitern,<br />

sogenannte Quantenpunkte, intensiv im Hinblick<br />

auf Kontakteffekte untersucht werden.<br />

TOP-DOWN-PROJEKT<br />

97


98<br />

Auf den <strong>NTH</strong>-Workshops gab es zahlreiche Vorträge mit Sprechern aus dem In- und Ausland.<br />

Neben der gemeinsamen Arbeit an diesen Forschungsthemen<br />

besteht ein wesentliches Ziel der<br />

Graduiertenschule in der gemeinsamen Ausbildung<br />

des wissenschaftlichen Nachwuchses. Durch<br />

Einbindung in die <strong>NTH</strong> School kann den Masterstudenten<br />

und Doktoranden ein breites Ausbildungsangebot<br />

mit einer breiten wissenschaftlichen Basis<br />

geboten werden, wie sie in den einzelnen Gruppen<br />

oder auch an nur einem Standort nicht zu leisten<br />

wäre. Durch die Betreuung der Doktoranden<br />

durch Arbeitsgruppenleiter aus unterschiedlichen<br />

Bereichen und verschiedenen Standorten wird den<br />

Nachwuchswissenschaftlern die Möglichkeit gegeben,<br />

ein Thema von verschiedenen Seiten und mit<br />

verschiedensten theoretischen und experimentellen<br />

Lösungsansätzen zu bearbeiten.<br />

TOP-DOWN-PROJEKT<br />

Diese Ideen für die gemeinsame Arbeit innerhalb<br />

der <strong>NTH</strong> School for Contacts in Nanosystems<br />

waren schon in einer ersten Konzeptskizze, die<br />

bereits im Juli 2007 bei einem Treffen der drei<br />

Präsidenten der <strong>NTH</strong>-Universitäten als förderungswürdig<br />

befunden wurden, formuliert. Der<br />

dann entsprechend verfasste Vollantrag wurde<br />

nach externer Begutachtung in der 2. Hälfte 2009<br />

bewilligt. Bald darauf begannen die Aktivitäten.<br />

Der Öffentlichkeit wurde die Graduiertenschule<br />

mit einer offi ziellen Eröffnungsveranstaltung im<br />

Februar 2010, für die unter anderem Nobelpreisträger<br />

Klaus von Klitzing als Gastredner gewonnen<br />

werden konnte, vorgestellt. Um die geplanten<br />

Forschungsvorhaben umzusetzen, kam es<br />

in den jeweiligen Teilprojekten zu zahlreichen<br />

projektbezogenen Treffen. Zum Austausch zwischen<br />

den Teilprojekten und um die Zusammenarbeit<br />

zwischen den Gruppen zu fördern, wurde<br />

eine ganze Reihe von gemeinsamen Aktivitäten<br />

gestartet. Einen wichtigen Baustein bilden hier-


ei die regelmäßigen gemeinsamen <strong>NTH</strong>-Kolloquien<br />

an den drei Standorten, für die bisher eine<br />

Reihe renommierter nationaler und internationaler<br />

Gäste gewonnen werden konnten. Diese Vorträge<br />

haben das Ziel, die Mitglieder der verschiedenen<br />

Standorte zusammenzuführen und ihnen die Möglichkeit<br />

zu geben, sich über aktuelle Themen der<br />

Festkörperphysik insbesondere im Hinblick auf<br />

die Zielsetzung der Graduiertenschule zu informieren.<br />

Als wichtigstes Instrument zur Förderung<br />

der Zusammenarbeit zwischen den Gruppen, die<br />

vor Beginn der Graduiertenschule weitgehend isoliert<br />

voneinander arbeiteten, haben sich mehrtägige<br />

Workshops herausgestellt. Diese wurden an<br />

unterschiedlichen Orten, wie z.B. in Wernigerode,<br />

Hameln, Hannover und Goslar, veranstaltet. Sie<br />

fanden zunächst nur intern statt, bald jedoch auch<br />

mit internationaler Beteiligung. Hierbei wurde der<br />

Stand der verschiedenen Teilprojekte, aber auch<br />

der aktuelle Stand der internationalen Forschung<br />

in Form von eingeladenen Vorträgen präsentiert.<br />

Die Doktoranden hatten jeweils die Möglichkeit,<br />

mit Postern und Kurzvorträgen ihr Promotionsprojekt<br />

vorzustellen und zu diskutieren. Immer<br />

wurde auch viel Raum für vertiefende Diskussionen<br />

geboten, um die Zusammenarbeit der unterschiedlichen<br />

Gruppen so intensiv wie möglich zu<br />

fördern. Darüber hinaus gab es auch Veranstaltungen,<br />

die gezielt auf die Bedürfnisse der Masterstudenten<br />

und Doktoranden abgestimmt waren.<br />

Neben regelmäßigen Seminaren an den verschiedenen<br />

Standorten wurde eine einwöchige Winterschule<br />

mit internationalen Dozenten zur intensiven<br />

Ausbildung der Doktoranden veranstaltet.<br />

Völlig selbstständig und in Eigenregie veranstalteten<br />

die Doktoranden zwei Sommerschulen, bei<br />

denen sie die Dozenten selbst auswählten, aber<br />

insbesondere sich auch gegenseitig ihre aktuellen<br />

Ergebnisse der Promotionsarbeiten in Vorträgen<br />

vorstellten und erklärten.<br />

Die gemeinsamen Anstrengungen zeigen bereits<br />

jetzt deutliche Wirkung. So konnten durch die<br />

gezielte Förderung der Promotionsstudenten trotz<br />

der relativ kurzen Laufzeit schon sieben gemeinsame<br />

Promotionsverfahren erfolgreich abgeschlossen<br />

werden. Weitere sind auf einem guten<br />

Wege und werden demnächst folgen. Zwischen<br />

den einzelnen Gruppen, die ursprünglich auf völlig<br />

verschiedenen Gebieten der Festkörperphysik<br />

forschten, entstand eine intensive Zusammenarbeit<br />

mit einer Reihe von wissenschaftlichen Veröffentlichungen.<br />

Darüber hinaus konnte auf dem<br />

Thema der Graduiertenschule eine Vielzahl von<br />

Drittmittelprojekten in den beteiligten Gruppen eingeworben<br />

werden. Zur langfristigen Erhaltung und<br />

Fortführung der entstandenen Kooperation laufen<br />

bereits die Vorarbeiten für größere gemeinsame<br />

Projekte und Forschungsanträge.<br />

Insgesamt kann also auf eine überaus erfolgreiche<br />

Zeit zurückgeblickt werden. Die Aktivitäten unter<br />

dem Dach der <strong>NTH</strong> bewirkten, dass Gruppen, die<br />

ursprünglich wenig miteinander zu tun hatten, nun<br />

intensiv zusammenarbeiten und ihre Anstrengungen<br />

auf einem hochaktuellen Forschungsgebiet<br />

bündeln. Ein breites Programm an Kolloquien und<br />

Workshops sorgte für den passenden Rahmen,<br />

um neue Ideen zu entwickeln und zu diskutieren.<br />

Die erfolgreiche gemeinsame Betreuung von Doktoranden<br />

und hochinteressante Ergebnisse in den<br />

gemeinsamen Forschungsprojekten resultieren<br />

aus diesen gemeinsamen Anstrengungen.<br />

TOP-DOWN-PROJEKT<br />

99


100<br />

Projektteilnehmer<br />

Dr. Franz Ahlers, FB 2.6: Elektrische Quantenmetrologie, PTB Braunschweig<br />

Dr. Grazyna Antczak, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

M.Sc. Vedran Bandalo, Institut für Halbleitertechnik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

M.Sc. Jens Baringhaus, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dr. Patrick Barthold, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl. Phys. Fabian Berski, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Peter Blöchl, Institut für Theoretische Physik, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

Dr. Achyut Bora, Institut für Halbleitertechnik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dr. Benjamin Borkenhagen, Institut für Energieforschung und Physikalische Technologien, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

M.Sc. Christian Brand, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Wolfram Brenig, Institut für Theoretische Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dr. Fathi Cetin, Institut für Physik der Kondensierten Materie, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dipl. Phys. Alex Cojuhovschi, Institut für Theoretische Physik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl. Phys. Brendan E. Coughlan, Institut für Mathematische Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

M.Sc. Ramin Dahbashi, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Winfried Daum, Institut für Energieforschung und Physikalische Technologien, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

Dipl. Phys. Malcom Einhellinger, Institut für Theoretische Physik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dr. Peter Eldridge, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl.-Ing. Milena Erenburg, Institut für Halbleitertechnik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Prof. Dr. Holger Frahm, Institut für Theoretische Physik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dr. Christian Fricke, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

M.Sc. Andre M. Grabinski, Institut für Theoretische Physik, Leibniz Universität Hannover<br />

M.Sc. Jan Grelik, Institut für Theoretische Physik, Leibniz Universität Hannover<br />

André Grieger, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Andreas Hangleiter, Institut für Angewandte Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Prof. Dr. Rolf Haug, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

B. Sc. Christopher Hein, Institut für Angewandte Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dipl. Phys. Alexander Heine, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

PD Dr. Frank Hohls, FB 2.5: Halbleiterphysik und Magnetismus, PTB Braunschweig<br />

Dipl. Phys. Hauke Horn, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Eric Jeckelmann, Institut für Theoretische Physik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dr. Fatih Kalkan, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl. Phys. Monika Kotzian, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl. Phys. Andreas Kraus, Institut für Angewandte Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dipl. Phys. Ulrich Krieg, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl. Phys. Hendrik Kuhn, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl.-Ing. Johannes Ledig, Institut für Halbleitertechnik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Prof. Dr. Peter Lemmens, Institut für Physik der Kondensierten Materie, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

INFORMATIONEN ZUM PROJEKT


Dipl. Phys. Jan Gerrit Lonnemann, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl. Phys. Bodo Lobbenmeier, Institut für Physik der Kondensierten Materie, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dr. Thomas Lüdtke, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl.-Mus. Friederike Matthaei, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl. Phys. Jan Metje, Institut für Energieforschung und Physikalische Technologien, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

Prof. Dr. Karina Morgenstern, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dr. Georg Müller, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Georg Nachtwei, Institut für Angewandte Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Prof. Dr. Michael Oestreich, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

M.Sc. Anshuma Pathak, Institut für Halbleitertechnik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Prof. Dr. Herbert Pfnür, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Patrik Recher, Institut für Mathematische Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dr. Max Rogge, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

PD Dr. Uwe Rossow, Institut für Angewandte Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

M.Sc. Majdi Salman, Institut für Angewandte Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Prof. Dr. Daniel Schaadt, Institut für Energieforschung und Physikalische Technologien, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

Dr. Jedrzej Schmeidel, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dr. Hennrik Schmidt, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

M.Sc. Ihab Schukfeh, Institut für Halbleitertechnik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

M.Sc. Carsten Schulte, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

PD Dr. Hans Werner Schumacher, FB 2.5: Halbleiterphysik und Magnetismus, PTB Braunschweig<br />

M.Sc. Nandhavel Sethubalasubramanian, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl. Phys. Björn Siebrands, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl. Phys. Dmitri Smirnov, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl. Phys. Klaus Stallberg, Institut für Energieforschung und Physikalische Technologien, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

Apl. Prof. Dr. Christoph Tegenkamp, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl. Phys. Martina Thomsen, Institut für Angewandte Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dr. Sabine Tornow, Institut für Mathematische Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Prof. Dr. Marc Tornow, Institut für Halbleitertechnik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dr. Daniel Tutuc, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dr. Matthe Uijttewaal, Institut für Theoretische Physik, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

Prof. Dr. Andreas Waag, Institut für Halbleitertechnik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dipl.-Ing. Alexander Wagner, Institut für Halbleitertechnik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dipl.-Phys Xue Wang, Institut für Halbleitertechnik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dipl. Phys. Björn Willenberg, Institut für Theoretische Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dipl. Phys. Dirk Wulferding, Institut für Physik der Kondensierten Materie, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dr. Hongdan Yan, Institut für Physik der Kondensierten Materie, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dipl. Phys. Yu Zhang, Institut für Festkörperphysik, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Gertrud Zwicknagl, Institut für Mathematische Physik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

INFORMATIONEN ZUM PROJEKT<br />

101


102<br />

Life-Cycle-Engineering für Ingenieurbauwerke<br />

und Gebäude: Strategien und Methoden<br />

Was ist Life-Cycle-Engineering und<br />

wozu braucht man es?<br />

Life-Cycle-Engineering ist ein methodischer<br />

Lösungsansatz, um die langzeitige Nutzbarkeit<br />

von Bauwerken und Infrastrukturanlagen nach<br />

Kriterien der Nachhaltigkeit, also der technischen<br />

Sicherheit, der Wirtschaftlichkeit sowie der<br />

ökologischen Anforderungen, sicherzustellen.<br />

Life-Cycle-Engineering beinhaltet die a-priori-<br />

Beschreibung des erwarteten Verhaltens und die<br />

in-situ-Kontrolle des eingetretenen Verhaltens von<br />

Bauwerken und Anlagen mittels Untersuchungen,<br />

Überwachungen, Prognosen und Bewertungen.<br />

Das heißt, dass man die Entwicklung des Zustandes<br />

eines Bauwerkes in der Nutzung beobachten<br />

und mit geeigneten Mitteln die künftige Entwicklung<br />

prognostizieren muss, um zur richtigen Zeit<br />

die richtigen Maßnahmen zum weiteren Betrieb<br />

zu treffen.<br />

Warum die Aufgabe der Ingenieure, sich mit den<br />

bestehenden Bauwerken zu befassen, für ein entwickeltes<br />

Industrieland mit alterndem Bauwerksbestand<br />

so wichtig ist, verdeutlicht ein beispielhafter<br />

Blick auf die Straßenbrücken. In Deutschland<br />

gibt es über 120.000 Straßenbrücken, davon allein<br />

40.000 an Fernstraßen, also an Bundesstraßen<br />

und Autobahnen. Viele Brücken sind nach langjähriger<br />

Nutzung unter stark angewachsenem<br />

Verkehr heute erheblich geschädigt und müssen<br />

instandgesetzt oder erneuert werden. Müssten<br />

diese 40.000 Fernstraßenbrücken heute alle neu<br />

gebaut werden, so würde das ca. 80 Mrd. Euro<br />

kosten. Für den Erhalt der Brücken werden pro<br />

TOP-DOWN-PROJEKT<br />

Jahr aber nur 400 Mio. Euro ausgegeben. Diese<br />

Mittel reichen bei weitem nicht aus, um den Brückenbestand<br />

langfristig zu erhalten. Ähnliche<br />

Situationen liegen praktisch für die gesamte Infrastruktur<br />

unseres Landes vor, für Kläranlagen,<br />

Abwasserkanäle, Küstenschutzbauwerke, Wohnund<br />

Industriegebäude u.v.m. Der Bürger bemerkt<br />

die kontinuierliche Zustandsverschlechterung der<br />

Infrastruktur meist nur, wenn sie seine Nutzungsbedürfnisse<br />

betrifft, z.B. wenn sich nach einem<br />

strengen Winter der Zustand vieler Straßenoberfl<br />

ächen verschlechtert hat.<br />

Um bei Mittelknappheit eine möglichst lange,<br />

nachhaltige und zuverlässige Nutzung sowie eine<br />

Optimierung der Investitions- und Betriebskosten<br />

(Gesamtkosten) und eine Minimierung der Auswirkungen<br />

auf die Umwelt (Ressourcen, Energie,<br />

Emissionen) zu erreichen, muss man in die<br />

Zukunft schauen und abschätzen, wann welcher<br />

Eingriff an welchem Bauwerk zur Erreichung dieses<br />

Gesamtzieles sinnvoll ist. Dies ist die Aufgabe<br />

des Lebensdauermanagements/Life-Cycle-Engineerings<br />

(LCE).


TP 1: Rahmenkonzept Lebensdauermanagement<br />

Anforderungen Lebensdauermanagement<br />

Nutzungsdauer<br />

Sicherheit<br />

Planung und<br />

Bemessung<br />

Ausführung<br />

Abnahme<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Umwelt<br />

Arbeitsschutz<br />

Ästhetik<br />

TP 4:<br />

Küstenbauwerke<br />

Abriss und<br />

Recycling<br />

Zustandsbewertung<br />

Arbeitsstruktur des <strong>NTH</strong> Life-Cycle-Projektes mit den einzelnen Teilprojekten.<br />

Nun sind Ingenieure keine Propheten, wohl aber<br />

kennen sie Methoden, um anhand der Beurteilung<br />

des heutigen Zustandes und mit Hilfe einer Bauwerksüberwachung,<br />

Abschätzungen in die Zukunft<br />

vorzunehmen. Die erwartete Zustandsentwicklung<br />

wird dann in sogenannten Prognosemodellen<br />

beschrieben. Heute sind in Teilbereichen bereits<br />

solche Prognosemodelle und Überwachungsmethoden<br />

verfügbar, jedoch fehlt eine abgestimmte,<br />

ganzheitliche Methodik, mit der das Wechselspiel<br />

unterschiedlicher Teilprozesse und Randbedingungen<br />

während der Lebens- bzw. Nutzungsdauer<br />

physikalisch begründet modelliert, kontrolliert<br />

sowie ganzheitlich bewertet und adaptiv gesteuert<br />

werden kann.<br />

Nutzung<br />

Überwachung<br />

Zustandsbewertung<br />

TP 5:<br />

Brandschutz<br />

Gebäude<br />

TP 2:<br />

Modelle für<br />

chemischphysikalische<br />

Degradation<br />

TP 3:<br />

Modelle für<br />

mechanische<br />

Degradation/<br />

Ermüdung<br />

TP 6:<br />

Infrastrukturbauwerke<br />

Was können die Ingenieure der<br />

<strong>NTH</strong> zum Life-Cycle-Engineering<br />

beitragen?<br />

Das <strong>NTH</strong>-Bau-Projekt (vgl. www.nth-bau.de) ist<br />

ein Gemeinschaftsunternehmen der Bauingenieure<br />

an der Leibniz Universität Hannover und an<br />

der Technischen Universität Braunschweig. Das<br />

zentrale Ziel ist die koordinierte, konzeptionelle<br />

Entwicklung eines prädiktiven Lebensdauermanagementsystems,<br />

welches probabilistisch basierte<br />

Degradations-, Prognose-, Überwachungs- und<br />

Bewertungsmethoden integriert und dessen<br />

exemplarische Anwendung für Ingenieurbauwerke,<br />

Gebäude und Küstenschutzanlagen aufzeigt.<br />

Dabei geht es vor allem um die Weiterentwicklung<br />

von lebensdauerorientierten Modellansätzen durch<br />

die Schließung von Modelllücken und die exemplarische<br />

Erprobung an ausgewählten Beispielen.<br />

TOP-DOWN-PROJEKT<br />

103


104<br />

Infrastrukturbauwerke als Anwendungsbeispiele<br />

für Life-Cycle-Engineering.


In insgesamt 6 Teilprojekten mit gemischten<br />

Arbeitsgruppen aus Hannover und Braunschweig<br />

führen die Bauingenieure beider Universitäten<br />

ihre wissenschaftlichen Kompetenzen unter<br />

der Gesamtkoordination der <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

zusammen. Die beteiligten 15 Hochschullehrer<br />

und ca. 25 Doktoranden schaffen in eng vernetzter<br />

Zusammenarbeit einen umfassenden Bestand an<br />

verbesserten Methoden und Modellen und zeigen<br />

deren Anwendung exemplarisch an unterschiedlichen<br />

Demonstrationsbauwerken (Straßenbrücke,<br />

Bürogebäude und Versammlungsstätte, Nordseedeich<br />

und Kaienanlage). Das Verbundprojekt wird<br />

aus Mitteln der Niedersächsischen Hochschule<br />

(<strong>NTH</strong>) seit dem 1.7.2010 gefördert.<br />

Im Rahmen des „3rd Int. Symposium on Life-Cycle<br />

Civil Engineering“ (IALCCE2012) der International<br />

Association of Life-Cycle Civil Engineering<br />

(IALCCE) vom 3. bis 6. Oktober 2012 in Wien<br />

wurde in insgesamt zwölf Beiträgen über den<br />

erreichten Arbeitsstand im Sinne eines Abschlusskolloquiums<br />

berichtet (http://ialcce2012.org).<br />

Wie geht es nach Abschluss<br />

des <strong>NTH</strong>-Projektes weiter?<br />

Die enge Zusammenarbeit der Bauingenieure<br />

aus Braunschweig und Hannover im <strong>NTH</strong>-Projekt<br />

hat das gemeinsame wissenschaftliche Potenzial<br />

verdeutlicht. So sollen zwei Fragenkomplexe aus<br />

dem <strong>NTH</strong>-Projekt in künftigen Forschungsprojekten<br />

gemeinsam weiter verfolgt werden.<br />

Die zur Alterung beitragenden Prozesse der Alterung<br />

von Baustoffen und Tragwerken sollen experimentell<br />

und theoretisch untersucht und mit Modellen<br />

beschrieben werden. Hierbei geht es vor allem<br />

darum, das Zusammenwirken der Prozesse zu<br />

erfassen, um zu einer integralen Aussage über die<br />

Alterung zu gelangen. Das Forschungsprogramm<br />

sieht vor, die „Modellbildung bei Alterung von<br />

Baustoffen“, die „Bewertung des Baustoffzustandes“<br />

sowie die „Untersuchung und Bewertung der<br />

Resttragfähigkeit sowie der Restnutzungsdauer<br />

von Tragwerken“ zu einem integralen Konzept zu<br />

verknüpfen. Hierzu soll gemeinsam von Wissenschaftlern<br />

der Universitäten in Braunschweig und<br />

Hannover im Laufe des Jahres 2013 ein Antrag bei<br />

der DFG für ein Graduiertenkolleg gestellt werden.<br />

Der zweite Projektantrag ist im Gebiet des Brandschutzes<br />

geplant. Er ist gerichtet auf die Brandsicherheitsbewertung<br />

von Gebäuden unter Berücksichtigung<br />

von Sensorinformationen. Ziel des<br />

Projektes ist die Entwicklung eines probabilistisch<br />

basierten Konzeptes, welches Sensorinformationen<br />

in die Brandsicherheitsbewertung von Gebäuden<br />

integriert. In diesem Zusammenhang sollen<br />

Brandszenarien mit hochentwickelten Simulationsverfahren<br />

untersucht werden. Es ist beabsichtigt, im<br />

Jahr 2013 einen Antrag beim BMBF einzureichen.<br />

TOP-DOWN-PROJEKT<br />

105


106<br />

Projektteilnehmer<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Achmus, Institut für Geotechnik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dr.-Ing. Volker Berkhahn, Institut für Bauinformatik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl.-Ing. Ulrike Berndt, Institut für Grundbau und Bodenmechanik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Prof. Dr.-Ing. Harald Budelmann, Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz,<br />

Fachgebiet Baustoffe, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dipl.-Ing. Friedhelm Cramer, Institut für Statik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Prof. Dr.-Ing. Dieter Dinkler, Institut für Statik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dipl.-Ing. Kerstin Elsmeier, Institut für Baustoffe, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Empelmann, Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz,<br />

Fachgebiet Massivbau, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

M.Sc. Benjamin Franz, Franzius-Institut, Leibniz Universität Hannover<br />

Dr. Jörg Gattermann, Institut für Grundbau und Bodenmechanik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dipl.-Ing. Jesko Gerlach, Institut für Baustoffe, Leibniz Universität Hannover<br />

Dr.-Ing. Michael Hansen, Institut für Massivbau, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl.-Ing. Kerstin Hinze, Leichtweiß-Institut für Wasserbau, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dr.-Ing. Alexander Holst Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz,<br />

Fachgebiet Baustoffe, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dipl.-Ing. Nannina Horstmann, Forschungszentrum Küste, Hannover<br />

Prof. Dr.-Ing. Dietmar Hosser, Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz,<br />

Fachgebiet Brandschutz, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

M.Sc. Philipp-Paul Jablonski, Institut für Baumechanik und Numerische Mechanik,<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Dr. ir. Eelco Jansen, Institut für Statik und Dynamik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl.-Ing. Thomas Kirsch, Institut für Stahlbau, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl.-Ing. Inka Kleibömer, Institut für Stahlbau, Leibniz Universität Hannover<br />

Dr. Andreas Kortenhaus, Leichtweiß-Institut für Wasserbau, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dr.-Ing. Ursula Kowalsky, Institut für Statik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dipl.-Ing. Friederike Loerke, Institut für Baumechanik und Numerische Mechanik,<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr.-Ing. Ludger Lohaus, Institut für Baustoffe, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr.-Ing. Steffen Marx, Institut für Massivbau, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr.-Ing. Udo Nackenhorst, Institut für Baumechanik und Numerische Mechanik,<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr.-Ing. Hocine Oumeraci, Leichtweiß-Institut für Wasserbau, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Prof. Dr.-Ing. Udo Peil, Institut für Stahlbau, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dr.-Ing. Matthias Reininghaus, Institut für Stahlbau, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dipl.-Ing. Nils Rinke, Institut für Bauinformatik, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Raimund Rolfes, Institut für Statik und Dynamik, Leibniz Universität Hannover<br />

INFORMATIONEN ZUM PROJEKT


Dipl.-Ing. Dominik Schäfer, Institut für Geotechnik, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr.-Ing. Peter Schaumann, Institut für Stahlbau, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl.-Ing. Ingo Schendel, Institut für Stahlbau, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dr.-Ing. Stefan Schimmels, Forschungszentrum Küste<br />

Prof. Dr.-Ing. Torsten Schlurmann, Franzius-Institut für Wasserbau und Küsteningenieurwesen,<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl.-Ing. Corinna Siegert, Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz,<br />

Fachgebiet Massivbau, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Prof. Dr.-Ing. Joachim Stahlmann, Institut für Grundbau und Bodenmechanik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dipl.-Ing. Stefanie Steppeler, Institut für Stahlbau, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl.-Ing. Florian Tabeling, Institut für Stahlbau, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr.-Ing. Klaus Thiele, Institut für Stahlbau, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dr.-Ing. Christian Unger, Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz,<br />

Fachgebiet Massivbau, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dipl.-Ing. Christoph von der Haar, Institut für Massivbau, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl.-Ing. Anne Wachsmann, Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz,<br />

Fachgebiet Baustoffe, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dipl.-Ing. Michael Werner, Institut für Baustoffe, Leibniz Universität Hannover<br />

Yvonne Wißmann, Geschäftsstelle <strong>NTH</strong>-BAU, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dipl.-Ing. Florian Tom Wörden, Institut für Grundbau, Bodenmechanik und Energiewasserbau,<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

INFORMATIONEN ZUM PROJEKT<br />

107


108<br />

<strong>NTH</strong>-Graduiertenschule GeoFluxes<br />

Am 10. April 2012 fand die offi zielle Eröffnungs-<br />

veranstaltung der Graduiertenschule GeoFluxes<br />

(www.nth-geofl uxes.de) mit Redebeiträgen von<br />

Prof. Johanna Wanka (Niedersächsische Ministerin<br />

für Wissenschaft und Kultur) und Prof. Hans-<br />

Joachim Kümpel (Präsident der Bundesanstalt für<br />

Geowissenschaften und Rohstoffe, BGR, Hannover),<br />

sowie einem Festvortrag von Prof. Friedhelm<br />

von Blanckenburg (Deutsches GeoForschungs-<br />

Zentrum, GFZ, Potsdam) in Hannover statt.<br />

Die Graduiertenschule GeoFluxes erforscht die<br />

Rolle von Fluidaustausch- und Fluidtransportprozessen<br />

im System Erde mit besonderem Fokus<br />

auf die Bildung und Entwicklung der Geo-Ressourcen<br />

Böden und Metalle. GeoFluxes soll die<br />

Forschung der <strong>NTH</strong> auf dem Gebiet der Geowissenschaften<br />

maßgeblich fördern und vorantreiben<br />

und profi tiert dabei von der Expertise an den <strong>NTH</strong>-<br />

Standorten, sowie der BGR. Die Forschung und<br />

Lehre innerhalb der Graduiertenschule wird sich<br />

vornehmlich mit der Bildung und Entwicklung von<br />

Geo-Ressourcen befassen und i st bestens geeignet,<br />

um das Forschungsgebiet der Angewandten<br />

Geowissenschaften zu ergänzen und einen<br />

„umgestalteten, neuen“ Forschungsschwerpunkt<br />

zu entwickeln, der die ganze Breite der Grundlagen<br />

orientierten bis Angewandten Geowissenschaften<br />

verknüpft.<br />

GeoFluxes verbindet die traditionellen Disziplinen<br />

der Erdwissenschaften miteinander und verknüpft<br />

dabei abiotische Prozesse im Erdinnern<br />

(metallische Lagerstätten, aktive Störungszonen,<br />

Fluidtransport) mit bio-geo-chemischen und physikalischen<br />

Prozessen innerhalb der kritischen Zone<br />

der Erde (z.B. Transport von organischem Material<br />

und Metallen in Böden). Die Graduiertenschule ist<br />

TOP-DOWN-PROJEKT<br />

fokussiert auf die kritischen Zonen der Erdkruste,<br />

z.B. nahe der Erdoberfl äche, da hier anthropogene<br />

und globale Veränderungen besondere sozio-ökonomische<br />

Konsequenzen haben werden.<br />

Die Graduiertenschule GeoFluxes baut auf ein klar<br />

strukturiertes Credit Point System, welches seinen<br />

Schwerpunkt in der fachspezifi schen und berufsrelevanten<br />

Ausbildung der Studierenden hat und<br />

dabei die unterschiedlichen Vorgehensweisen in<br />

unterschiedlichen Forschungsbereichen vermitteln<br />

soll. Verschiedene wissenschaftliche Workshops/Seminare,<br />

Vorlesungen und Exkursionen<br />

werden den Promovierenden angeboten, welche<br />

sich mit einem breiten Spektrum von Disziplinen<br />

(von Bio-Geochemie von Böden bis zu Bildung<br />

von Erzlagerstätten) befassen, sowie die Anwendung<br />

von geochemischen und mikro-spektroskopischen<br />

Methoden beinhalten. Neben dem Fokus<br />

der Lehre und Forschung auf Geo-Ressourcen,<br />

wird auf das Erlangen von Soft Skills, welche den<br />

Kontakt zu industriellen und wissenschaftlichen<br />

Partnern für eine akademische Kariere fördern<br />

sollen, besonderer Wert gelegt.<br />

Der interdisziplinäre Unterricht der Studierenden<br />

der Graduiertenschule im Bereich der Lagerstätten<br />

orientierten Fluidaustausch- und Fluidtransportprozesse<br />

ist generell von hohem Stellenwert für<br />

das Bundesland Niedersachsen. Derzeit umfasst<br />

die Graduiertenschule 19 Promotionsprojekte,<br />

wobei knapp die Hälfte vom Niedersächsischen<br />

Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert<br />

wird. Die andere Hälfte der Promovierenden<br />

ist entweder bei der BGR angestellt oder wird aus<br />

Projektmitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) fi nanziert.


Metalle und Böden als wichtige Georessourcen sind die<br />

zwei Forschungssäulen der <strong>NTH</strong>-Graduiertenschule.<br />

109


110<br />

Projektteilnehmer<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiter in der Graduiertenschule GeoFluxes<br />

Prof. Dr. Jörg Bachmann, Institut für Bodenkunde, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Harald Behrens, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Harald Biester, Institut für Geoökologie, Technische Universität Braunschweig<br />

Dr. Roman E. Botcharnikov, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Wolfgang Durner, Institut für Geoökologie, Technische Universität Braunschweig<br />

Prof. Dr. Georg Guggenberger, Institut für Bodenkunde, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. François Holtz, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />

Dr. Ingo Horn, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />

Dr. Thomas Kuhn, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />

Prof. Dr. Bernd Lehmann, Institut für Endlagerforschung, Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />

Dr. Andreas Lückge, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />

Prof. Dr. Frank Melcher, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />

Dr. Robert Mikutta, Institut für Bodenkunde, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Insa Neuweiler, Institut für Strömungsmechanik und Umweltphysik im Bauwesen,<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Dr. Thomas Oberthür, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />

Prof. Dr. Axel Schippers, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />

Dr. Ulrich Schwarz-Schampera, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />

Dipl.-Geow. André Stechern, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Stefan Weyer, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />

Doktoranden in der Graduiertenschule GeoFluxes<br />

Dipl.-Geow. Moritz Albrecht, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />

M.Sc. Geoökologie Tanja Broder, Institut für Geoökologie, Technische Universität Braunschweig<br />

Dipl.-Geow. Florian Carstens, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl. Min. Insa Derrey, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl.-Geow. Martin Erdmann, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl.-Geow. Adrian Fiege, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl.-Geow. Henrike Franke, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />

M.Sc. Applied Environmental Geoscience Anja Freund, Institut für Bodenkunde,<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

INFORMATIONEN ZUM PROJEKT


Dipl.-Geow. Svenja Germerott, Institut für Mineralogie Leibniz Universität Hannover<br />

M.Sc. Rohstoff-Geowissenschaften Stefan Halder, Institut für Endlagerforschung,<br />

Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />

Dipl.-Geow. Anika Husen, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />

M.Sc. Geology Malte Junge, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />

Dipl.-Geol. Kerstin Kuhn, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />

M.Sc. Analytik Sandra Meyer-Stüve Institut für Bodenkunde, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl.-Geow. Tim Müller, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl.-Geow. Christine Poggenburg, Institut für Bodenkunde, Leibniz Universität Hannover<br />

M.Sc. Geow. Katharina Rabe, Institut für Mineralogie, Leibniz Universität Hannover<br />

M.Sc. Geoökologie Tobias. K.D. Weber, Institut für Geoökologie, Technische Universität Braunschweig<br />

Dipl.-Geow. Anna Wegorzewski, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />

INFORMATIONEN ZUM PROJEKT 111


<strong>NTH</strong>-Graduiertenschule<br />

„Operations Management & Research“<br />

Gegenstand und Struktur<br />

Im Reigen der <strong>NTH</strong>-Projekte kommt der <strong>NTH</strong>-<br />

Graduiertenschule „Operations Management &<br />

Research“ (OMaR) in zweierlei Hinsicht eine Sonderrolle<br />

zu. Einerseits betrifft sie neben der Mathematik<br />

und der Informatik als interdisziplinäres Projekt<br />

auch die Wirtschaftwissenschaft, die ja (noch)<br />

kein <strong>NTH</strong>-Fach ist. Andererseits steht in ihr die<br />

Lehre im Vordergrund, während die anderen <strong>NTH</strong>-<br />

Projekte von Forschungsfragen ausgehen.<br />

Die Graduiertenschule OMaR dient der gemeinsamen,<br />

fachbezogenen Ausbildung von Doktoranden<br />

an der Schnittstelle zwischen angewandter<br />

Mathematik, entscheidungsorientierter Informatik<br />

und quantitativer Betriebswirtschaftslehre, dort<br />

insbesondere in den Bereichen Produktion, Logistik<br />

und mathematischer Unternehmensforschung.<br />

Diese Fächer sind an den drei <strong>NTH</strong>-Universitäten<br />

in räumlicher Nähe gut ausgebaut, so dass sich<br />

eine Zusammenarbeit anbietet.<br />

Ziel der Graduiertenschule OMaR ist es, den Doktoranden<br />

der beteiligten elf Professuren eine fachlich<br />

diversifi zierte und in die Tiefe gehende Aus- und<br />

Weiterbildung zu ermöglichen. Für diese Doktoranden<br />

wird ein auf ihre Interessen und Bedürfnisse<br />

zugeschnittenes, qualitativ hochwertiges Kursprogramm<br />

angeboten. Dieses begleitet sie innerhalb<br />

der Thematik ihres individuellen Forschungsvorhabens<br />

unterstützend. Das speziell auf die Wünsche<br />

der Doktoranden angepasste Programm fi ndet bei<br />

ihnen eine große Akzeptanz, was sich sowohl beim<br />

Besuch der Doktorandenkurse als auch in den jährlichen<br />

Vollversammlungen zeigt.<br />

112 TOP-DOWN-PROJEKT<br />

Warum hilft die <strong>NTH</strong>-Graduiertenschule<br />

bei einer hochwertigen<br />

Graduiertenausbildung?<br />

Selbst innerhalb einer durch starke Beziehungen<br />

geprägten Fächergruppe wie dem „Operations<br />

Management & Research“ unterscheiden sich die<br />

Ausbildungsprofi le der Doktoranden und die Forschungsschwerpunkte<br />

der Hochschullehrer häufi g<br />

recht stark. Die fachlichen Anforderungen bei der<br />

Bewältigung der individuellen Dissertationsprojekte<br />

unterscheiden sich ebenfalls oft ganz massiv,<br />

so dass die Doktoranden häufi g ganz individuelle<br />

Qualifi kationsbedürfnisse erleben, die über das<br />

übliche Bachelor-/Master-Niveau hinausgehen.<br />

Die Idee der Graduiertenschule besteht nun darin,<br />

auf einer Basis gemeinsamen Gebens und Nehmens<br />

einen wenig formalisierten Austausch zwischen<br />

den beteiligten Professuren zu ermöglichen.<br />

Jede Hochschullehrerin und jeder Hochschullehrer<br />

bietet für die Doktorandinnen und Doktoranden<br />

der Graduiertenschule speziellen Unterricht aus<br />

dem Bereich des jeweils eigenen Spezialgebiets.<br />

Die dazu eingerichteten Kurse entstanden durch<br />

eine Umfrage unter den beteiligten Professuren.<br />

Ohne eine derartige Kooperation der beteiligten<br />

Hochschulen wäre es nicht möglich, ein solch<br />

fachlich spezialisiertes, inhaltlich hochwertiges<br />

und auch wirtschaftlich effi zientes Ausbildungsprogramm<br />

anzubieten. Durch die Zusammenarbeit<br />

der Partneruniversitäten kann für die Ausbildung<br />

der Doktoranden auf ein breites Portfolio an Fachwissen<br />

der ausbildenden Hochschullehrer zurückgegriffen<br />

werden.


Dipl.-Math.<br />

Michael Krause, M.Sc.<br />

Vorstandsvertreter der Doktoranden<br />

Institut für Wirtschaftswissenschaft<br />

Abteilung für BWL, insb. Produktion<br />

und Logistik, <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

„ Die <strong>NTH</strong>-Graduiertenschule „Operations Management<br />

and Research“ (OMaR) bildet uns Doktoranden<br />

der zugehörigen Lehrstühle in teilweise noch<br />

fremden Themengebieten weiter und vermittelt<br />

uns Schlüsselqualifi kationen.<br />

Die an der Graduiertenschule beteiligten Professoren<br />

lassen uns durch das breite Kursangebot<br />

„über den Tellerrand“ schauen und somit an ihrem<br />

Expertenwissen teilhaben. Wir lernen dadurch<br />

neue Methoden kennen, die wir sonst für unsere<br />

Forschung möglicherweise nicht in Erwägung<br />

gezogen hätten. Gerade im Bereich Operations<br />

Management und Operations Research kann der<br />

Einsatz einer alternativen Methode den entscheidenden<br />

Fortschritt für die eigene Forschung bringen.<br />

Kurse zu Schlüsselqualifi kationen wie das<br />

wissenschaftliche Schreiben einer Dissertation<br />

bieten uns ebenfalls einen Mehrwert. Dabei ist<br />

das Tempo der Vermittlung der Kursinhalte auf uns<br />

Doktoranden zugeschnitten und ermöglicht uns so<br />

einen maximalen Nutzen.<br />

Zudem gibt uns die Graduiertenschule die Möglichkeit,<br />

uns untereinander (aber auch mit den<br />

Professoren der Lehrstühle) besser zu vernetzen<br />

– beispielsweise auf der jährlich stattfi ndenden<br />

Vollversammlung. So entstehen nicht nur ein<br />

“<br />

stärkerer Erfahrungsaustausch, sondern auch<br />

Freundschaften. Alles in allem: eine runde Sache!<br />

INFORMATIONEN ZUM PROJEKT 113


114<br />

Gruppenfoto vom ersten Kurs im Sommersemester 2010 an der Leibniz Universität Hannover.<br />

Die durchschnittliche Dauer eines Kurses beträgt<br />

vier ganztägige Veranstaltungstage. Der Schwerpunkt<br />

dieser Veranstaltungen liegt in der methodischen<br />

Ausbildung für die mathematische Entscheidungsanalyse<br />

und –unterstützung. Diese<br />

Ausbildung ist so ausgelegt, dass sie sich an vielfältige<br />

Forschungsprojekte und Einsatzszenarien<br />

anpassen lässt. Das Kursprogramm umfasst folgende<br />

fachlich orientierte Kurse:<br />

– Fortgeschrittene exakte und heuristische Optimierungsmethoden<br />

– Dynamische und stochastische Optimierung<br />

– spezifi sche Modellierungsmethoden und Algorithmen<br />

– Softwaresysteme zur Modellierung und Lösung<br />

von Optimierungsproblemen<br />

– Analyse stochastischer Systeme und Prozesse<br />

durch Simulations-, Warteschlangen- und Zeitreihenmodelle<br />

– Ausgewählte Anwendungsfelder und spezielle<br />

Methoden des OMaR<br />

Zusätzlich gibt es kürzere Kurse, die eher überfachlich<br />

orientiert sind:<br />

– Verfassen eines Research Papers<br />

– Formulierung von Drittmittelanträgen und Projektvorschlägen<br />

TOP-DOWN-PROJEKT<br />

Aus dieser Zusammenarbeit entsteht die einmalige<br />

Chance, den Doktoranden das Wissen verschiedener<br />

Professuren und Fachgebiete zugänglich zu<br />

machen. Den Teilnehmern der Graduiertenschule<br />

OMaR wird somit ermöglicht, sich nicht nur speziell<br />

mit einem Forschungsbereich eingehend zu befassen,<br />

sondern auch in der Breite der angrenzenden<br />

Fachgebiete spezifi sches Wissen zu erlangen.<br />

Dies führt auf breiter Basis zu besser ausgebildeten<br />

und zufriedeneren Mitarbeitern der teilnehmenden<br />

Universitäten und der zugehörigen Professuren.<br />

Diese Kooperation aller Beteiligten fördert die<br />

Qualität der Forschungsarbeit der Doktoranden<br />

und ist auch für die mitwirkenden Professorinnen<br />

und Professoren attraktiv.<br />

Jährlich trifft sich die gesamte Graduiertenschule<br />

OMaR im Rahmen eines Symposiums abwechselnd<br />

in Braunschweig, <strong>Clausthal</strong> und Hannover.<br />

Im November 2012 fand die dritte Vollversammlung<br />

erstmals in Braunschweig statt. Im Rahmen<br />

dieser Treffen informieren sich alle Beteiligten<br />

gegenseitig über aktuelle Dissertationsprojekte.<br />

Zudem pfl egen sie die wichtigen sozialen Kontakte,<br />

die bei einer standortübergreifenden Kooperation<br />

besonders wichtig sind.


Projektteilnehmer<br />

Prof. Dr. Michael H. Breitner, Institut für Wirtschaftsinformatik, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Thomas Hanschke, Institut für Angewandte Stochastik und Operations Research,<br />

Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />

Prof. Dr. Stefan Helber, Institut für Produktionswirtschaft, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Sigrid Knust, Institut für Informatik, AG Kombinatorische Optimierung, Universität Osnabrück<br />

Prof. Dr. Michael Kolonko, Institut für Angewandte Stochastik und Operations Research,<br />

Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />

Prof. Dr. Dirk Mattfeld, Institut für Wirtschaftsinformatik, Lehrstuhl Decision Support,<br />

Technische Universität Braunschweig<br />

Prof. Dr. Jörg Müller, Institut für Informatik, Abteilung Wirtschaftsinformatik,<br />

Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />

Prof. Dr. Cornelia Schön, Institut für Produktionswirtschaft, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Christoph Schwindt, Institut für Wirtschaftswissenschaft,<br />

Abteilung für Betriebswirtschaftslehre insb. Produktion und Logistik, Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />

Prof. Dr. Thomas Spengler, Institut für Automobilwirtschaft u. Industrielle Produktion,<br />

Lehrstuhl Produktion und Logistik, Technische Universität Braunschweig<br />

Prof. Dr. Jürgen Zimmermann, Institut für Wirtschaftswissenschaft,<br />

Abteilung für Betriebswirtschaftslehre und Unternehmensforschung, Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />

INFORMATIONEN ZUM PROJEKT 115


116<br />

Entwicklung keramischer Hochfl ussmembranen<br />

guter CO 2 -Verträglichkeit zur Sauerstoffabtrennung<br />

Das wachsende Interesse an energieeffi zienten<br />

und nachhaltigen Prozessen, wie zum Beispiel<br />

die Gewinnung von Synthesegas (CO + H ) als 2<br />

Vorstufe wertvoller Basischemikalien oder die<br />

Sequestrierung des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid<br />

(CO ) bei der Energiegewinnung in<br />

2<br />

Kraftwerken, bringt die chemische Stabilität von<br />

keramischen Membranmaterialien, die für solche<br />

Einsatzzwecke prädestiniert sind, in den Fokus<br />

aktueller Forschungsarbeiten. Die Membranen<br />

zur Sauerstoffabtrennung, deren Funktionsweise<br />

in Abbildung 1 skizziert ist, müssen dabei sowohl<br />

eine hohe Langzeitstabilität als auch eine hohe<br />

Toleranz gegenüber CO aufweisen. Die For-<br />

2<br />

schungsarbeiten wurden im Sinne einer wissensbasierten<br />

systematischen Materialentwicklung<br />

durchgeführt, um zu einem fundamentalen Ver-<br />

Abbildung 1: Funktionsprinzip einer Sauerstofftransportmembran,<br />

die auf der Permeatseite mit Kohlenstoffdioxid<br />

angespült wird.<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

ständnis der Funktionsweise von oxidkeramischen<br />

Sauerstofftransportmembranen zu gelangen und<br />

eine Übertragung der Ergebnisse auf andere<br />

Systeme zu ermöglichen. Dabei erwies sich die<br />

Zusammenführung der sich komplementär ergänzenden<br />

Expertisen an den drei <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten<br />

als besonders fruchtbar (Abbildung 2).<br />

Eine mögliche Alternative zu den bisher favorisierten<br />

barium- und strontiumhaltigen Perowskiten ist<br />

die Ruddlesden-Popper-Phase La NiO , die sich<br />

2 4+δ<br />

durch einen erheblichen Sauerstoffüberschuss<br />

(δ > 0 in der Stöchiometrieformel) auszeichnet,<br />

der auf unbesetzten Plätzen im Zwischengitter<br />

der Struktur eingebaut ist. Das Lanthannickelat<br />

La NiO weist eine ausgezeichnete Stabilität<br />

2 4+δ<br />

gegenüber CO auf. Besonders wird hier die gute<br />

2<br />

Abbildung 2: Trilokale Vernetzung zur wissensbasierten<br />

systematischen Materialentwicklung.


Performance gegenüber erdalkalihaltigen Membranmaterialien<br />

deutlich. Die Permeationswerte<br />

sinken nur leicht, da das CO den Sauerstoffaus-<br />

2<br />

tausch an der Membranoberfl äche geringfügig<br />

hemmt. Insgesamt wird deutlich, dass La NiO 2 4+δ<br />

eine hohe Toleranz gegenüber CO aufweist.<br />

2<br />

Durch Hochtemperatur-In-Situ-Röntgenbeugung<br />

in CO -Atmosphäre wurde auch eine sehr gute<br />

2<br />

Phasenstabilität bis 1000°C bestätigt.<br />

Da das undotierte La NiO jedoch eine merklich<br />

2 4+δ<br />

geringere Sauerstoffl eitfähigkeit aufweist, wurde<br />

versucht, dieses Defi zit durch Einbau von Fremdionen<br />

auf dem Nickelplatz des Kristallgitters zu<br />

verbessern. Hierbei wurde die Dotierung mit bis zu<br />

10 Mol-% Eisen als die vielversprechendste identifi<br />

ziert. Bei einer solchen nominellen Zusammensetzung<br />

tritt im Channelingkontrast mit Rückstreuelektronen<br />

jedoch eine Zweitphase in Form von<br />

Lamellen in Erscheinung, welche durch die oxidkeramischen<br />

Körner laufen. Die Natur der Zweitphase<br />

wurde mittels hochaufl ösender Transmissionselektronenmikroskopie<br />

(HRTEM) als höhere<br />

Ruddlesden-Popper-Phase identifi ziert, welche<br />

sich in einer Matrix aus der nicht ganz so eisenhaltigen<br />

Zielphase befi ndet.<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

117


118<br />

Sowohl der Sauerstoffpermeation als auch der<br />

Tracerdiffusion mit dem Sauerstoff-18-Isotop<br />

liegt der gleiche thermisch aktivierte Prozess zu<br />

Grunde, die Bewegung von Sauerstoffi onen durch<br />

den Festkörper. Leichte Abweichungen sind zu<br />

erwarten, da sich im Permeationsexperiment der<br />

Sauerstoffpartialdruck (siehe Abbildung 1) innerhalb<br />

des Materials lokal stark ändert, während<br />

er bei der Tracerdiffusion örtlich nahezu konstant<br />

gehalten wird. Dennoch liegt es nahe, die Aktivierungsenergie<br />

beider komplementärer Methoden<br />

zu vergleichen, und es wird ein konsistentes<br />

Bild erhalten. Im natürlich vorkommenden Eisen<br />

macht das Mössbauer-sensitive Eisen-57-Isotop<br />

nur ca. 2% aus. Zur Ermöglichung von Hochtemperaturmessungen<br />

wurde das Syntheseverfahren<br />

abgewandelt und die Eisendotierung im Volumen<br />

der Phase nahezu vollständig mit dem Eisen-<br />

57-Mössbauerisotop als lokale Sonde durchgeführt.<br />

Die Messungen zeigen ein ungewöhnliches<br />

Verhalten in der temperaturabhängigen Veränderung<br />

der Intensität von Subspektren. Die temperaturabhängigen<br />

Mössbauer-Spektren des mit 10<br />

Mol-% Eisen dotierten Lanthannickelats entstehen<br />

durch die Überlagerung mehrerer Teilspektren: ein<br />

dominierendes Dublett mit einer Quadrupolaufspaltung<br />

von 1,4 mm/s und – mit temperaturab-<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

hängigen Gewichten – ein weiteres Dublett mit<br />

einer Quadrupolaufspaltung von 0,4 mm/s sowie<br />

ein Singulett. Das spektakuläre Verhalten und die<br />

Bedeutung dieses Singuletts sind völlig unverstanden.<br />

Aber auch das dominierende Dublett weist ein<br />

äußerst ungewöhnliches Temperaturverhalten auf.<br />

Bis etwa 500°C nimmt die Quadrupolaufspaltung<br />

mit steigender Temperatur ab. Dies ist das üblicherweise<br />

bei temperaturabhängigen Messungen<br />

beobachtete Verhalten quadrupolarer Wechselwirkungen<br />

in Kristallen. Oberhalb von 500°C wird<br />

mit steigender Temperatur jedoch eine Zunahme<br />

der Quadrupolaufspaltung beobachtet. Dies ist<br />

völlig ungewöhnlich. In isothermen Messungen<br />

bei 750°C an dem mit 10 Mol-% Eisen dotierten<br />

Lanthannickelat wurde gefunden, dass die Quadrupolaufspaltung<br />

des dominierenden Dubletts mit<br />

abnehmendem Sauerstoffpartialdruck ansteigt.<br />

Beide Beobachtungen – in den temperaturabhängigen<br />

wie in den isothermen Messungen – lassen<br />

sich durch einen direkten Zusammenhang<br />

zwischen der Quadrupolaufspaltung des domierneden<br />

Dubletts und dem Stöchiometrieparameter<br />

δ - d.h. dem Sauerstoffüberschuss im Kristallgitter<br />

des La Ni Fe O - erklären, dessen Ursprung<br />

2 0.9 0.1 4+δ<br />

derzeit jedoch vollständig unverstanden ist.<br />

Durch die enge Vernetzung von drei Arbeitsgruppen<br />

mit komplementären Methoden zur chemischen<br />

Festkörperanalyse wurden neue grundlagenwissenschaftliche<br />

Fragestellungen zu den<br />

Transportvorgängen auf atomarer Skala in dotierten<br />

La-Ni-O-Verbindungen aufgeworfen, deren<br />

tieferes Verständnis für Membraneigenschaften<br />

bedeutend ist und in absehbarer Zukunft zu verbesserten<br />

Membranmaterialien führen kann.


Projektteilnehmer<br />

Institut für Physikalische und Theoretische Chemie,<br />

Technische Universität Braunschweig<br />

Prof. Dr. Klaus-Dieter Becker, als Antragsteller<br />

Dr. Salvatore Cusenza, als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Dr. Stephen Duglocz, als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Dr. Piotr Gaczyński, als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Dr. Maksym Myndyk, als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Dr. Ralf-Werner Röwer, als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Institut für Metallurgie,<br />

Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />

Prof. Dr.-Ing. Günter Borchardt, als Antragsteller<br />

Dr. Lars Dörrer, als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Institut für Physikalische Chemie und Elektrochemie,<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Michael Bittner, im Rahmen einer Studienarbeit<br />

Dr. Konstantin Efi mov, im Rahmen einer Promotion<br />

Prof. Dr. Armin Feldhoff, als Antragsteller und Projektsprecher<br />

Tobias Klande, im Rahmen einer Promotion<br />

Sandra Meyer-Stüve, im Rahmen eines Forschungspraktikums<br />

Olga Ravkina, im Rahmen eines Forschungspraktikums und einer Diplomarbeit<br />

INFORMATIONEN ZUM PROJEKT<br />

119


120<br />

Innovative Methoden zur Synthese von<br />

Naturstoffen und deren Analoga<br />

Niedermolekulare Naturstoffe sind in der Natur<br />

weit verbreitet. Im Gegensatz zu Primärmetaboliten,<br />

die in allen lebenden Organismen vorkommen,<br />

werden Naturstoffe von einem Organismus<br />

für einen bestimmten Zweck hergestellt, der in den<br />

meisten Fällen unbekannt ist. Gemeinsam ist diesen<br />

Stoffen allerdings, dass sie oft für Interaktionen<br />

mit anderen Organismen gebildet werden und<br />

daher in biologischen Systemen Wirkungen auslösen<br />

können. Naturstoffe, die von Pfl anzen, Tieren,<br />

Mikroorganismen, Pilzen und vielen anderen<br />

Organismen synthetisiert werden, zeichnen sich<br />

durch eine sehr große strukturelle Variabilität und<br />

Diversität aus. Viele dieser Verbindungen besitzen<br />

wichtige biologische und pharmakologische Eigenschaften.<br />

Naturstoffe sind für die Entwicklung von<br />

Medikamenten und Agrochemikalien sowie als<br />

Werkzeuge für die biologische Forschung essentiell<br />

und hochinteressant.<br />

Der Zugang zu diesen Verbindungen wird jedoch<br />

immer schwieriger, da neue Naturstoffe zunehmend<br />

aus schwer zugänglichen Quellen und auf<br />

Grund der fortschreitenden Technik in immer kleineren<br />

Menge isoliert werden. Wird ein interessanter<br />

Stoff identifi ziert, so ist die Nachlieferung oft<br />

ein Problem, da viele Organismen nicht beliebig<br />

verfügbar sind. Ein konsequentes Sammeln von<br />

Pfl anzen, Meeresbewohnern oder auch Pilzen<br />

kann oft die für weitere Untersuchungen erforderlichen<br />

Mengen nicht liefern. So kann die isolierbare<br />

Menge zu gering sein, ökologische Gründe gegen<br />

eine Entnahme aus der Natur sprechen, oder ganz<br />

einfach der Aufwand zu groß sein.<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

Eine Schlüsselrolle zur Lösung derartiger Probleme<br />

kommt der Kombination aus synthetischer<br />

Organischer Chemie und Biotechnologie zu. Die<br />

Synthese kann leichter zugängliche Verbindungen<br />

in großen Mengen liefern, während komplexe Verbindungen<br />

oft durch biotechnologische Techniken,<br />

insbesondere die Kultivierung von Mikroorganismen<br />

und deren genetische Optimierung, gewonnen<br />

werden können.<br />

Ein besonderer Vorteil der Synthesechemie liegt<br />

in der fl exiblen Zugänglichkeit zu Derivaten der<br />

Zielmoleküle, die insbesondere für die Validierung<br />

der biologischen Wirkungen von großem Interesse<br />

sind. Jede Naturstoffsynthese erfordert eine individuelle<br />

Problemlösung, die sich schwer verallgemeinern<br />

lässt. Im Gegensatz zu der von Heterocyclenchemie<br />

geprägten chemischen Wirkstoffsynthese<br />

sind Naturstoffsynthesen komplexer. Mit Hilfe der<br />

Biotechnologie lassen sich komplexe Verbindungen<br />

entweder direkt von produzierenden Mikroorganismen<br />

oder durch Identifi zierung der verantwortlichen<br />

Biosynthesegene, deren Expression in anderen<br />

Organismen und Fermentation erhalten. Auch dieser<br />

Prozess kann ebenso wie die Entwicklung einer<br />

chemischen Synthese langwierig sein. Während<br />

sich für die Produktion komplexer Naturstoffe solche<br />

biotechnologischen Verfahren gut eignen, liegt<br />

ihr Nachteil im oft sehr schwierigen Zugang zu Derivaten<br />

der Zielverbindung.<br />

Im vorliegenden Bottom-up-Projekt wurden nun die<br />

Vorteile der chemischen und biotechnologischen<br />

Ansätze miteinander kombiniert. Durch geschicktes<br />

Verknüpfen beider Verfahren wurden die vorgegebenen<br />

Naturstoffstrukturen variiert und diese


Derivate einfacher zugänglich als mit traditionellen<br />

rein chemischen oder rein biotechnologischen Verfahren.<br />

Durch diese Erweiterung der strukturellen<br />

Diversität werden neuartige Derivate erreichbar, die<br />

potentiell zu neuen Wirkstoffen führen.<br />

Für dieses Ziel haben sich Arbeitsgruppen der<br />

Organischen Chemie aus Hannover (die Professoren<br />

Kalesse und Kirschning) und Braunschweig<br />

(Lindel, Schulz) mit einer biotechnologischen<br />

Arbeitsgruppe des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung<br />

(Prof. Müller, <strong>NTH</strong>-unabhängige<br />

Förderung durch das HZI) in Braunschweig zusammengefunden,<br />

um gemeinsam Lösungswege zu<br />

entwickeln. Jede Arbeitsgruppe hat ein Ziel formuliert,<br />

um die Praktikabilität des Ansatzes auf eine<br />

breite Grundlage zu stellen. Chemische Syntheseprobleme<br />

sind durch die Notwendigkeit eines individuellen,<br />

nicht automatisierbaren Ansatzes zur<br />

Lösung gekennzeichnet. Alle Partner haben sich<br />

auf den jeweiligen Projekttreffen über die Erfolge<br />

ausgetauscht und die Ergebnisse anderer Gruppen<br />

für das eigene Ziel genutzt. Zentrale Schnittstelle<br />

ist die AG Müller, in der alle biotechnologischen<br />

Versuchsanteile durchgeführt wurden.<br />

Durch die Arbeiten im Projekt wurde gezeigt, dass<br />

eine intensive Kooperation zwischen Arbeitsgruppen<br />

an verschiedenen Standorten mit unterschiedlichen<br />

Expertisen auch im „Real Life“ abseits von<br />

Schreibtischplänen klappen kann. Es zeigte sich,<br />

dass sich die Integration von biologischen und chemischen<br />

Verfahren zur Generierung neuer Diversität<br />

in der Naturstoffforschung erfolgreich durchführen<br />

lässt. Aufbauend auf den erfolgreichen Ergebnissen<br />

wurde ein gemeinsamer Projektvorschlag für ein<br />

breit angelegtes Graduiertenkolleg mit 14 beteiligten<br />

Gruppen aus Chemie, Biologie, Biotechnologie<br />

und Pharmazie erarbeitet. Dieses Graduiertenkolleg<br />

„MINAS – Mikrobielle Naturstoffe“ wird nun seit<br />

dem 01.10.2012 vom Land Niedersachsen im Rahmen<br />

seines Promotionsprogramms gefördert.<br />

Projekt 1 (AG Kalesse): Disorazole besitzen eine<br />

bemerkenswert hohe Cytotoxizität, sind jedoch<br />

stärker toxisch gegenüber gesunden Zellen als<br />

gegenüber Tumorzellen. Mit Derivaten sollte versucht<br />

werden, selektivere und einfacher zugängliche<br />

Verbindungen zu entwickeln. Synthetisch<br />

wurden zwei einfacher zugängliche Derivate<br />

gefunden. Diese wiesen eine deutlich höhere biologische<br />

Aktivität gegenüber Tumorzellen verglichen<br />

mit gesunden Zellen auf. Durch Synthese<br />

gelang es, sogenannte SNAC-Ester von Vorläufern<br />

für Biosyntheseuntersuchungen herzustellen.<br />

Diese wurden mit isolierten Enzymen aus dem<br />

Biosyntheseweg zum natürlichen Disorazol umgesetzt.<br />

Damit konnte die Synthese vereinfacht werden<br />

und synthetisch besonders problematische<br />

Syntheseschritte vermieden werden.<br />

Disorazol 1<br />

Projekt 2 (AG Kirschning): Noricumazol A und verwandte<br />

Verbindungen sind neuartige Oxazol- und<br />

Isochromanonhaltige Metabolite aus dem Myxobakterium<br />

Sorangium cellulosum. Die Struktur von<br />

Noricumazol A konnte durch die Totalsynthese<br />

von Noricumazol A bewiesen werden. Es zeigte<br />

sich, dass es eine Kalium-Ionenkanal-Aktivität<br />

blockiert und eine starke Wirkung gegenüber dem<br />

Hepatitis-C-Virus (HCV) besitzt. HCV ist weltweit<br />

epidemisch verbreitet; etwa 150 Mio. Menschen<br />

sind davon betroffen und es besteht ein großer<br />

Bedarf nach Wirkstoffen, da bis dato keine Impfungen<br />

möglich sind. Durch Synthese wurde<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

121


122<br />

Noricumazol und ein Derivat.<br />

eine von Noricumazol A abgeleitete, sogenannte<br />

Derivat-Bibliothek erzeugt, in der zwei neue Abkömmlinge<br />

als besonders aktiv gegenüber HCV<br />

auffi elen. Diese Noricumazol-Derivate können als<br />

Startpunkte für die Entwicklung eines Wirkstoffes<br />

gegen HCV bewertet werden. In Zusammenarbeit<br />

mit dem HZI wird zurzeit die Biosynthese genauer<br />

untersucht.<br />

Projekt 3 (AG Lindel): Photoaktivierbare Aminosäuren<br />

und Peptide sind ein wichtiges Hilfsmittel in<br />

der biologischen Forschung. Mit ihnen lassen sich<br />

Wirkorte an Proteinen und Peptiden lokalisieren,<br />

indem die Verbindungen nach Erreichen des Zielortes<br />

bestrahlt werden. Dies löst eine chemische<br />

Reaktion an einer bestimmten Stelle des komplexen<br />

Proteins aus. Nach Analyse lässt sich daraus<br />

die ursprüngliche Position im Protein erkennen.<br />

Die normalerweise nicht-kovalente Bindung eines<br />

Liganden wird durch die Bestrahlung in eine kovalente<br />

überführt. Im Rahmen des Projekts wurde<br />

erstmalig Phototryptophan synthetisiert, das nun<br />

Photo-Tryptophan und Photo-Hemiasterlin.<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

für weiterführende Studien zur Verfügung steht.<br />

Gegenwärtig wird Photo-Hemiasterlin synthetisiert.<br />

Hemiasterlin wurde als Tubulin-Binder identifi<br />

ziert, wodurch sich das erste zu untersuchende<br />

Target ergibt. Die Art der Bindung von Hemiasterlin<br />

an Tubulin soll dadurch untersucht werden.<br />

Projekt 4 (AG Schulz): Aromastoffe und Duftstoffe<br />

werden vielfältig angewendet und stellen oftmals<br />

die einzige Alternative dar, wenn es darum geht,<br />

kostbare Ressourcen zu schonen. Sesquiterpene<br />

stellen innerhalb dieser Gruppe eine wichtige<br />

Klasse dar; ihr synthetischer Zugang ist jedoch<br />

aufwendig. Es sollte allerdings möglich sein, chemisch<br />

veränderte Biosynthesebausteine von Mikroorganismen<br />

an Stelle der natürlichen Bausteine<br />

einbauen zu lassen. Dies würde zu neuen fl üchtigen,<br />

potenziell als Aroma- oder Duftstoffe führen.<br />

Hierzu wurden Fluorverbindungen ausgewählt,<br />

da die Fluorierung die Flüchtigkeit erhöht und<br />

das Fluoratom oftmals von lebenden Systemen<br />

akzeptiert wird. Dazu wurden fl uorierte Vorläufer-


moleküle synthetisiert, die von der AG Müller an<br />

Myxobakterien und Streptomyceten verfüttert wurden.<br />

Es konnten einige neue fl üchtige fl uorierte<br />

Verbindungen hergestellt werden, nicht jedoch<br />

Sesquiterpene. Es wurden jedoch Hemmer der<br />

Sesquiterpenbiosynthese produziert, die verwendet<br />

werden können, um durch Blockierung eines<br />

Teilabschnitts der Biosynthese die Zufütterung<br />

später Intermediate zu erleichtern, um so neue<br />

Derivate zu erlangen. Gegenwärtig werden in der<br />

AG Müller die Enzyme isoliert, um weitere Versuche<br />

an den Enzymen und nicht den ganzen Zellen<br />

durchführen zu können.<br />

Die gemeinsame Arbeit an diesem Forschungsprojekt<br />

hat die Arbeitsgruppen innerhalb der <strong>NTH</strong><br />

eng verzahnt. Ausdruck ist das erste Warberg-<br />

Symposium für Naturstoffchemie, das mit Mitteln<br />

aus dem Programm fi nanziert wurde und von den<br />

beteiligten Doktoranden und Projektteilnehmern<br />

getragen wurde. Dieses Symposium wird wiederholt<br />

werden. Darüber hinaus wurden Anknüpfungen<br />

zu weiteren Instituten der <strong>NTH</strong> geformt, die<br />

sich z.B. im Graduiertenkolleg MINAS etablieren<br />

und Verbindungen zum BRICS, TWINCORE, zur<br />

MHH und dem neuen Wirkstoffzentren der Leibniz<br />

Universität Hannover (BMWZ) und des HZI bilden.<br />

Das Programm wird von allen Beteiligten als sehr<br />

erfolgreich empfunden, trotz der recht kurzen Förderphase.<br />

Prinzipielle Vorgehensweise zur Bildung neuer fl üchtiger<br />

Verbindungen.<br />

Projektteilnehmer<br />

Thomas Wartmann<br />

Bohdan Snovydovych<br />

Julia Meyer<br />

Thies Schulze<br />

Anna L. Hartmann<br />

Tobias Brodmann<br />

Jenny Barbie<br />

INFORMATIONEN ZUM PROJEKT<br />

123


Die Untersuchung von Austauschprozessen an der<br />

Obergrenze der atmosphärischen Grenzschicht<br />

Noch vor 50 Jahren wussten wir über physikalische<br />

Prozesse, die in den unteren tausend Metern<br />

der Atmosphäre stattfi nden, viel weniger als über<br />

den inneren Aufbau eines Atoms. Dabei sind die<br />

Prozesse in der sogenannten atmosphärischen<br />

Grenzschicht von entscheidender Bedeutung<br />

für das Wetter- und Klimageschehen. Die Luftströmung<br />

ist in diesem Bereich in der Regel turbulent.<br />

Durch die Reibung der Luftströmung an<br />

der Erdoberfl äche sowie durch Auftriebskräfte als<br />

Folge der Erwärmung der Erdoberfl äche durch die<br />

Sonneneinstrahlung werden Luftwirbel mit Durchmessern<br />

von bis zu einem Kilometer erzeugt, die<br />

aufgrund von Instabilitätsmechanismen in immer<br />

kleinere Wirbel zerfallen. Diese Turbulenz spürt<br />

Konvektive Grenzschicht mit Kumulus-Bewölkung<br />

(“Schönwetterwolken”).<br />

124 BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

man als Böigkeit der Luftströmung. Die turbulenten<br />

Wirbel sorgen unter anderem für den Transport<br />

der bodennah erwärmten und durch Verdunstung<br />

angefeuchteten Luft in größere Höhen. Die<br />

zeitliche Änderung von Temperatur und Feuchte<br />

hängen wesentlich von der Stärke dieser turbulenten<br />

Transporte ab. Turbulenz ist deshalb ein<br />

entscheidender Faktor für die Wetter- und Klimavorhersage.<br />

Turbulenz kann in den entsprechenden<br />

Vorhersagemodellen aufgrund ihrer kleinen<br />

räumlichen Abmessungen aber nicht direkt simuliert<br />

werden und muss durch empirische Ansätze<br />

beschrieben werden, die teilweise noch erhebliche<br />

Ungenauigkeiten aufweisen.<br />

Auch wenn sich unser Wissensstand über atmosphärische<br />

Turbulenz in den letzten Jahrzehnten<br />

insbesondere durch bodengestützte Messungen<br />

kontinuierlich verbessert hat, liegen die Prozesse<br />

an der Obergrenze der Grenzschicht immer<br />

noch weitgehend im Dunkeln. Diese Obergrenze<br />

ist insbesondere an schönen Tagen mit kräftiger<br />

Sonneneinstrahlung durch fl ache, nach oben hin<br />

deutlich begrenzte Kumulusbewölkung erkennbar.<br />

Die von der Erdoberfl äche her erwärmte Luft kann<br />

dort nicht weiter aufsteigen, weil sich oberhalb<br />

der Grenzschicht noch wärmere Luft befi ndet, die<br />

einen weiteren Aufstieg verhindert. Aufsteigende<br />

Warmluftblasen dringen aufgrund ihrer Trägheit<br />

in diesen Bereich ein, sinken dann aber im Weiteren<br />

wieder nach unten. Dadurch wird ein Teil der<br />

über der Grenzschicht liegenden sehr warmen Luft<br />

mitgerissen und trägt zur Erwärmung der Grenzschicht<br />

bei. Wovon die Stärke dieses, als turbulentes<br />

Entrainment bezeichneten Prozesses abhängt,<br />

ist noch wenig bekannt, denn hinreichend genaue


Mitglieder der Arbeitsgruppe PALM des IMUK vor dem Massivparallelrechner vom Typ SGI-Altix des Norddeutschen<br />

Zentrums für Hoch und Höchstleistungsrechnen (HLRN).<br />

Messungen in entsprechender Höhe waren bisher<br />

praktisch unmöglich.<br />

An der <strong>NTH</strong> bestand nun die einmalige Situation,<br />

dass in der jüngeren Vergangenheit gleich an zwei<br />

Instituten innovative Methoden entwickelt worden<br />

sind, mit denen Entrainment-Prozesse in hinreichender<br />

Genauigkeit untersucht werden können.<br />

Dabei handelt es sich um ein numerisches und ein<br />

experimentelles Verfahren, die sich optimal ergänzen<br />

und aus verschiedenen Gründen eine einmalige<br />

Kombination bilden.<br />

Vertikalschnitt der Temperatur in der konvektiven<br />

Grenzschicht. Der markierte Bereich zeigt einen turbulenten<br />

Einmischprozess, der warme Luft von oben<br />

nach unten transportiert (Abbildung 1).<br />

Am Institut für Meteorologie und Klimatologie<br />

(IMUK) der LUH wird seit 1997 das Turbulenzsimulationsmodell<br />

PALM entwickelt und betrieben,<br />

das mittlerweile zu den weltweit führenden seiner<br />

Art zählt und von Forschergruppen im In- und<br />

Ausland zur Beantwortung vielfältiger Fragestellungen<br />

eingesetzt wird (siehe palm.muk.uni-hannover.de).<br />

Die Forschungsthemen reichen dabei<br />

von Auswirkungen der Turbulenz auf die Niederschlagsbildung<br />

bis hin zu Fragen, wie landende<br />

Flugzeuge oder Offshore-Windparks durch Turbulenz<br />

beeinfl usst werden. Solche Simulationen<br />

benötigen extrem große Computerressourcen,<br />

die nur von Höchstleistungsrechenzentren zur<br />

Verfügung gestellt werden können. Die für dieses<br />

<strong>NTH</strong>-Projekt nötigen Simulationen wurden am<br />

Norddeutschen Zentrum für Hoch- und Höchstleistungsrechnen<br />

(HLRN, siehe www.hlrn.de) durchgeführt,<br />

welches einen seiner beiden Standorte an<br />

der LUH hat. Selbst auf dem dort zur Verfügung<br />

stehenden Massivparallelrechner benötigt eine<br />

einzelne Simulation unter Einsatz von mehreren<br />

tausend Prozessorkernen noch eine Rechenzeit<br />

von mehr als einem Tag. Ohne das HLRN als<br />

Einrichtung für die Spitzenforschung wäre das<br />

Vorhaben in dieser Form daher nicht realisierbar<br />

gewesen. Mit den durchgeführten Simulationen<br />

konnten die Entrainment-Prozesse in einer bis-<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

125


126<br />

Mikrofl ugzeug M²AV des ILR in Braunschweig.<br />

her unerreichten räumlichen Aufl ösung von bis zu<br />

einem Meter untersucht werden. Abbildung 1 zeigt<br />

als Beispiel einen simulierten Temperaturschnitt<br />

durch die atmosphärische Grenzschicht.<br />

Während der HLRN-Rechner mit Anschaffungskosten<br />

von ca. 20 Millionen Euro ein sehr teures<br />

Forschungsgerät ist, liegen die Kosten für das im<br />

Vorhaben eingesetzte experimentelle Verfahren,<br />

insbesondere auch im Vergleich zu bisher üblichen<br />

meteorologischen Messsystemen, sehr niedrig.<br />

Zum Einsatz kam ein am Institut für Luft- und<br />

Raumfahrtsysteme (ILR) der <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

entwickeltes Mikrofl ugzeug, welches inklusive<br />

Messsensorik weniger als 80.000 Euro kostet. Mit<br />

diesem Mikrofl ugzeug konnten die Austauschprozesse<br />

an der Grenzschichtobergrenze erstmalig<br />

in einer sehr hohen räumlichen Aufl ösung erfasst<br />

werden, die der des Simulationsmodells entspricht.<br />

Abbildung 2 zeigt mit diesem Messsystem<br />

aufgenommene Vertikalprofi le der Temperatur.<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

Beobachtungen mit Großfl ugzeugen und Hubschraubern<br />

oder mit bodengestützten Remotesensing-Verfahren<br />

wie Sodar oder Lidar sind deutlich<br />

teurer und verfehlen die nötige Aufl ösung um mehr<br />

als eine Größenordnung.<br />

Sind beide Untersuchungsmethoden für sich<br />

genommen schon einzigartig, so ergibt sich noch<br />

einmal ein deutlicher Mehrwert durch die Kombination<br />

der Verfahren im Rahmen des <strong>NTH</strong>-Projektes.<br />

Selbstverständlich sollten numerische Simulationen<br />

trotz ihrer Qualität nach wie vor durch<br />

experimentelle Beobachtungen validiert werden.<br />

Darüber hinaus erlauben die dreidimensionalen<br />

Simulationen aber auch eine bessere Bewertung<br />

der „nur“ eindimensionalen, linienhaften Messungen<br />

mit dem Flugzeug. Insbesondere wurde<br />

im Vorhaben durch virtuelle Flüge innerhalb der<br />

Simulation geklärt, über welche Distanz hinweg<br />

das Flugzeug eigentlich fl iegen muss, damit die<br />

Daten überhaupt repräsentativ sind. Durch die<br />

Turbulenz der Strömung weisen die Messgrößen<br />

teilweise erhebliche statistische Schwankungen<br />

auf. Je kürzer die Messstrecke, umso schlechter<br />

die Statistik. Während die Flugdaten nur Aussagen<br />

über die unmittelbaren Verhältnisse entlang<br />

des Flugweges zulassen, liefert das Modell<br />

immer den gesamten dreidimensionalen Zustand<br />

der Atmosphäre und ermöglicht so die Beantwortung<br />

der Frage, ob Beobachtungen entlang eines<br />

Flugweges wirklich repräsentativ sind. Durch die<br />

Simulationen konnten so im Vorfeld des Messexperimentes<br />

optimale Kriterien für die zu wählenden<br />

Flugrouten bestimmt werden.


Mit dem Mikrofl ugzeug aufgenommene vertikale<br />

Verläufe der Temperatur in der Grenzschicht (rot/<br />

blau). Der grau unterlegte Bereich kennzeichnet die<br />

Entrainment-Zone (Abbildung 2).<br />

Die in dieser Pilotstudie durchgeführten Untersuchungen<br />

sind mittlerweile auf einer Reihe von<br />

meteorologischen Kongressen vorgestellt worden,<br />

haben dort großes Interesse hervorgerufen<br />

und werden in entsprechenden Fachzeitschriften<br />

erscheinen. Ein gemeinsamer DFG-Antrag der<br />

beteiligten Partner zur Fortsetzung der Entrainment-Untersuchungen<br />

wird demnächst eingereicht<br />

und hat aus unserer Sicht sehr gute Chancen auf<br />

eine Bewilligung, denn durch die <strong>NTH</strong>-fi nanzierte<br />

Pilotstudie konnte die Funktions- und Leistungsfähigkeit<br />

unseres kombinierten Untersuchungsansatzes<br />

bereits eindrucksvoll demonstriert werden.<br />

Projektteilnehmer<br />

Prof. Dr. Siegfried Raasch,<br />

Institut für Meteorologie und Klimatologie,<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl.-Met. Florian Herbort,<br />

Institut für Meteorologie und Klimatologie,<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl.-Met. Björn Maronga,<br />

Institut für Meteorologie und Klimatologie,<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Jens Bange,<br />

Institut für Luft- und Raumfahrtsysteme,<br />

Technische Universität Braunschweig;<br />

seit April 2011: Zentrum für<br />

angewandte Geowissenschaften,<br />

Eberhard-Karls-Universität Tübingen<br />

Dipl.-Met. Sabrina Martin,<br />

Institut für Luft- und Raumfahrtsysteme,<br />

Technische Universität Braunschweig<br />

INFORMATIONEN ZUM PROJEKT 127


128<br />

Grundlegende Technologien zur<br />

Hochaufl adung von Fahrzeugmotoren<br />

Downsizing in Kombination mit Abgasturboaufl a-<br />

dung stellt den derzeit vielversprechendsten Weg<br />

zur Erfüllung aktueller und künftiger CO - und<br />

2<br />

Emissionslimitierungen dar. Hierbei werden hubraumgroße<br />

Saugmotoren durch leistungsgleiche<br />

hubraumverkleinerte Turbomotoren ersetzt. Die<br />

Realisierung dieser Motorkonzepte stellt jedoch<br />

hohe Anforderungen an das Aufl adesystem. Die<br />

Darstellung von hohen Drehmomentwerten bei<br />

niedrigen Motordrehzahlen (Low-end-Torque) und<br />

einem guten dynamischen Ansprechverhalten<br />

(Response) erfordert kleine Turbolader mit einem<br />

geringen Trägheitsmoment und einer steilen Pumpgrenzenlage<br />

bei niedrigen Massenströmen. Hohe<br />

spezifi sche Nennleistungswerte lassen sich jedoch<br />

nur mit einem Turbolader erzielen, der große Strömungsquerschnitte<br />

auf der Turbinen- und Verdichterseite<br />

aufweist, was mit einer Erhöhung der<br />

Trägheit des Laders und einer Abfl achung und Verschiebung<br />

der Pumpgrenze zu höheren Massenströmen<br />

einhergeht. Im Besonderen bei der ottomotorischen<br />

Aufl adung wird dieser Zielkonfl ikt durch<br />

das größere Motordrehzahlband und dem daraus<br />

resultierenden benötigten Luftmassenstrombereich<br />

verschärft. Um die Verwendung einer komplexen<br />

2-stufi gen Aufl adung zu umgehen, werden neue<br />

Konzepte zur Beeinfl ussung der Kennfelder einstufi<br />

ger Turbomaschinen erforderlich. Einen vielversprechenden<br />

Ansatz für die Hochaufl adung in einer<br />

Druckstufe stellt die variable Verdichtergeometrie<br />

dar, mit der die Gestalt des Verdichterkennfeldes<br />

beeinfl usst werden kann.<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

Ziel dieses Forschungsvorhabens war es, das<br />

Potential einer variablen Verdichtergeometrie<br />

(VIGV) gepaart mit einer variablen Turbinengeometrie<br />

(VTG) zur Hochaufl adung eines kleinvolumigen<br />

Ottomotors zu untersuchen. Neben der<br />

Betrachtung und Optimierung der einzelnen Komponenten<br />

(Turbolader mit variablem Verdichter<br />

und Turbine, Lagerung des Laders und Verbrennungsmotor)<br />

stand im Besonderen die Optimierung<br />

des Gesamtsystems im Fokus der Untersuchungen.<br />

Zur Realisierung eines höchstmöglichen<br />

Wirkungsgrades war es zwingend erforderlich,<br />

die Interaktion der Komponenten im motorischen<br />

Betrieb bereits während des Auslegungs- und<br />

Optimierungsprozesses zu berücksichtigen. Durch<br />

die Verteilung der Kompetenzen der beteiligten<br />

Institute innerhalb dieses Vorhabens auf die unterschiedlichen<br />

Fachgebiete aus den maschinenbaulichen<br />

Disziplinen Tribologie, Rotordynamik,<br />

Verbrennungsmotoren und Strömungsmaschinen<br />

konnten durch einen regelmäßigen Ergebnisaustausch<br />

und eine kontinuierliche enge Kommunikation<br />

der Projektbearbeiter spezifi sche Anforderungen<br />

und Randbedingungen an das Gesamtsystem<br />

innerhalb der Arbeitspakete der Institute berücksichtigt<br />

werden. Zudem war es den Projektbearbeitern<br />

durch die Zusammenarbeit möglich,<br />

Einblicke in die spezifi schen Anforderungen und<br />

Lösungsansätze von themenfremden Problemstellungen<br />

zu erlangen und das eigene spezifi sche<br />

Fachwissen zu erweitern. In diesem Zusammenhang<br />

wurde des Weiteren der wissenschaftliche<br />

Nachwuchs der einzelnen Standorte gefördert.<br />

Durch die Herausgabe von studentischen Arbeiten<br />

und den Einsatz von studentischen Hilfskräften<br />

an den einzelnen Forschungsstellen erlangten die


Bearbeiter ebenfalls Einblicke in themenfremde<br />

Zusammenhänge und Ergebnisse, die im Rahmen<br />

des Projektes erzielt wurden.<br />

Zu Beginn des Projektes wurde ein 2-stufi g aufgeladener<br />

Referenz-Ottomotor ausgewählt, dessen<br />

Drehmoment- und Leistungscharakteristik<br />

mit einer Druckstufe und höchstmöglichem Wirkungsgrad<br />

dargestellt werden sollte. Zu diesem<br />

Zweck wurde ein Turbolader mit variabler Turbinengeometrie<br />

ausgewählt, für den der variable<br />

Verdichterleitapparat ausgelegt und gefertigt werden<br />

sollte. Dazu wurde in einem ersten Schritt am<br />

Institut für Turbomaschinen und Fluid-Dynamik<br />

(TFD) eine 1D-Modellierung erstellt, mit dessen<br />

Hilfe der Einfl uss drallbehafteter Strömungsfelder<br />

hinter der variablen Verdichtergeometrie (VIGV)<br />

auf das Betriebsverhalten des Verdichters untersucht<br />

werden konnte. Mit diesem Modell konnte<br />

eine Kennfelderweiterung zu niedrigen Massenströmen<br />

ermittelt werden, die zu einer Steigerung<br />

des motorischen Low-End-Torque genutzt werden<br />

kann. Die geänderten Strömungsbedingungen<br />

am Laufradeintritt beeinfl ussen aber nicht nur das<br />

Betriebsverhalten der Verdichterstufe, sondern<br />

haben auch einen Einfl uss auf die aerodynamischen<br />

Axialkräfte. Die geänderten Axialkräfte wurden<br />

ebenfalls in einer 1D-Modellierung berechnet,<br />

um bereits bei der Auslegung des Vorleitgitters die<br />

veränderten Betriebsbedingungen der Lagerung<br />

abschätzen und eine eventuelle Anpassung vornehmen<br />

zu können. Auf Basis dieser Rechnungen<br />

wurden am Institut für Tribologie und Energiewandlungsmaschinen<br />

(ITR) im Rahmen von Simulationsrechnungen<br />

erste Parametervariationen zur<br />

Optimierung des Gleitlagersystems im Turbolader<br />

durchgeführt. Gleichzeitig wurde am ivb auf Basis<br />

der Auslegungsdaten des TFD das motorische<br />

Potential des Aufl adesystems mit VIGV ermittelt.<br />

Aerodynamisches 3D-Design des ausgelegten Vorleitgitters<br />

(Quelle TFD).<br />

Ausgehend von den Auslegungsberechnungen<br />

wurde anschließend ein aerodynamisches Design<br />

des Vorleitgitters mit Nabenkörper, feststehenden<br />

Vorderschaufeln und beweglichen Klappenschaufeln<br />

entworfen und gefertigt, wobei auf eine<br />

schnelle Regelbarkeit des Vorleitgitters für die<br />

folgenden motorischen Untersuchungen am ivb<br />

geachtet wurde.<br />

Im Anschluss wurden auf dem Turboladerprüfstand<br />

des TFD die aerodynamischen und lagerspezifi<br />

schen Größen des Turboladers mit Vorleitgitter<br />

und variabler Turbinengeometrie vermessen.<br />

Bei den Untersuchungen des Turboladers konnte<br />

ein Einfl uss des Vorleitgitters auf das Betriebsverhalten<br />

des Verdichters nachgewiesen werden. Es<br />

zeigte sich eine Verschiebung der Pumpgrenze<br />

für hohe Turboladerdrehzahlen, jedoch konnte im<br />

motorisch relevanten Kennfeldbereich keine nennenswerte<br />

Verschiebung der Pumpgrenze erreicht<br />

werden.<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

129


130<br />

Parallel zu den strömungstechnischen Untersuchungen<br />

und der Konstruktion des Vorleitgitters<br />

am TFD wurden am ITR Berechnungsmodelle entwickelt,<br />

um detaillierte Untersuchungen des ATL-<br />

Gleitlagersystems des Versuchsträgers durchzuführen.<br />

Die entwickelten Berechnungsalgorithmen<br />

ermöglichen eine präzise und rechenzeiteffi ziente<br />

Ermittlung der relevanten Kennwerte der Gesamtlagerung.<br />

Auf Basis der am TFD bestimmten<br />

Bedingungen, denen die Lagerkomponenten im<br />

Betrieb ausgesetzt sind, wurden die Kennwerte<br />

des ATL-Lagersystems im Serienzustand ermittelt.<br />

Als wichtige Ausgangsgröße der Berechnung<br />

wurde ein Lagerreibungskennfeld an das ivb<br />

übergeben und in die dort aufgebaute Motorprozesssimulation<br />

integriert, wodurch der mechanische<br />

Wirkungsgrad des Turboladers rechnerisch<br />

in die Ermittlung des Gesamtwirkungsgrads des<br />

aufgeladenen Antriebsaggregats einfl ießt. Neben<br />

der Betrachtung des Versuchsträgers im Serienzustand<br />

wurden im Rahmen von Parameterstudien<br />

am ITR Strategien zur Optimierung des<br />

Lagersystems entwickelt. Dabei ließ sich mittels<br />

numerischer Berechnungen zeigen, dass durch<br />

Modifi kationen der Lagergeometrie eine deutliche<br />

Optimierung des Axiallagers hinsichtlich<br />

Tragfähigkeit und Verlustleistung möglich ist. Mit<br />

den entwickelten Berechnungsmodellen ist es<br />

zudem möglich, das Lagersystem speziell auf die<br />

geänderten Anforderungen einzustellen, die sich<br />

durch eine Modifi kation der Verdichteranströmung<br />

ergeben. Der Einfl uss zukünftiger, optimierter<br />

ATL-Gleitlagersysteme kann durch angepasste<br />

Reibleistungskennfelder ebenfalls in der Motorprozesssimulation<br />

des ivb berücksichtigt werden.<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

Zur Untersuchung der Eignung des konstruierten<br />

Vorleitgitters zur Hochaufl adung eines kleinvolumigen<br />

Ottomotors wurde am ivb der ausgewählte<br />

Referenzmotor auf einem hochdynamischen<br />

Motorenprüfstand aufgebaut und auf Basis einer<br />

detaillierten Vermessung wurde ein prädiktives<br />

1D-Berechnungsmodell aufgebaut, mit dem vorab<br />

eine rechnerische Auslegung und Optimierung des<br />

Arbeitsprozesses unter Verwendung der berechneten<br />

Kennfelder des TFD und des ITR erfolgen<br />

konnte. Neben der Limitierung des Low-End-Torque<br />

aufgrund der turboladerspezifi schen Begrenzungen<br />

stellen auftretende Verbrennungsanomalien bei<br />

hochaufgeladenen Motoren mit kleiner werdenden<br />

Hubräumen ein wachsendes Forschungsfeld dar.<br />

Um diese zu berücksichtigen, wurde ein etabliertes<br />

Klopfmodell innerhalb der Simulationsumgebung<br />

implementiert und anhand von Messungen am<br />

Referenzmotor verifi ziert. Mit Hilfe der Motorprozesssimulation<br />

und der Kennfelder des TFD mit<br />

verschiedenen Vorleitgitterwinkeln und der Reibungskennfelder<br />

des ITR konnte die Eignung des<br />

ausgelegten Turboladersystems für die Hochaufl adung<br />

eines kleinvolumigen Ottomotors mit nur einer<br />

Druckstufe aufgezeigt werden.


Neben den vielfältigen wissenschaftlich-technischen<br />

Ergebnissen, die im Rahmen dieses<br />

<strong>NTH</strong>-Projektes erarbeitet wurden, ist auch die<br />

intensive und sehr produktive Zusammenarbeit<br />

der Institute ivb, TFD und ITR besonders hervorzuheben.<br />

Durch eine Vielzahl von Projekttreffen<br />

an den jeweiligen Forschungsstandorten wurde<br />

der Zusammenhalt gestärkt und ein reibungsloser<br />

Ergebnis- und Erfahrungsaustausch gewährleistet.<br />

Als erster Höhepunkt dieser Zusammenarbeit<br />

ist eine gemeinsame SAE-Veröffentlichung (2011-<br />

01-0376) zu nennen, die 2011 in Vertretung der<br />

<strong>NTH</strong> von den Projektbearbeitern auf dem SAE<br />

World Congress in Detroit vorgestellt wurde.<br />

Auf Grund der vielversprechenden Forschungsergebnisse<br />

des Bottom-up-Projektes ist eine weitere<br />

Zusammenarbeit der beteiligten Forschungsstellen<br />

auch nach Abschluss des Projektes geplant,<br />

um das Themengebiet der Aufl adung von Verbrennungskraftmaschinen<br />

in seiner Gesamtheit detailliert<br />

zu erforschen.<br />

SAE World Congress 2011 in Detroit: Thorsten Sextro<br />

(TFD), Claude-Pascal Stöber-Schmidt (ivb), Fabian<br />

Herbst (ivb), Daniel Porzig (ITR).<br />

Projektteilnehmer<br />

Projektbearbeiter<br />

Dipl.-Ing. Fabian Herbst<br />

Institut für Verbrennungskraftmaschinen (ivb)<br />

Technische Universität Braunschweig<br />

Prof. Dr.-Ing. Peter Eilts<br />

Projektbearbeiter<br />

Dipl.-Ing. Daniel Porzig<br />

Institut für Tribologie und<br />

Energiewandlungsmaschinen (ITR)<br />

Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />

Prof. Dr.-Ing. Hubert Schwarze<br />

Projektbearbeiter<br />

Dipl.-Ing. Thorsten Sextro<br />

Institut für Turbomaschinen und<br />

Fluid-Dynamik (TFD)<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr.-Ing. Jörg Seume<br />

INFORMATIONEN ZUM PROJEKT 131


132<br />

PLANETS – Planen und Entscheiden<br />

in Netzwerken autonomer Akteure im Verkehr<br />

Motivation und Zielsetzung des<br />

Forschungsvorhabens<br />

Im Rahmen weltweiter Forschungs-, Entwicklungs-<br />

und Standardisierungsaktivitäten wird derzeit<br />

an der drahtlosen Vernetzung von Fahrzeugen<br />

untereinander sowie von Fahrzeugen mit stationärer<br />

Infrastruktur (Car-to-X Kommunikation, kurz<br />

C2X) gearbeitet. Die möglichen Anwendungen<br />

dieser Zukunftstechnologie sind vielfältig. Neben<br />

Informations- und Unterhaltungsdiensten (z.B.<br />

dynamische Navigation, mobiler Internetzugang)<br />

stehen dabei insbesondere die Steigerung der<br />

Verkehrseffi zienz (z.B. Stauvermeidung) und die<br />

Erhöhung der Verkehrssicherheit (z.B. Unfallwarnungen,<br />

Glättewarnungen etc.) im Vordergrund.<br />

Während der Konkretisierungsgrad der technischen<br />

Realisierung, die sich auf die IEEE 802.11<br />

(WLAN) Protokollfamilie stützen wird, kontinuierlich<br />

steigt, fehlt es an Untersuchungen, die den<br />

tatsächlichen Nutzen der auf Car-to-X Kommunikation<br />

basierenden Anwendungen belegen. Derartige<br />

Forschungsergebnisse sind auf dem Weg zur<br />

erfolgreichen Markteinführung jedoch unabdingbar.


Politik und Wirtschaft setzen sehr hohe Erwartungen<br />

in die Verbesserung von Verkehrssicherheit<br />

und Verkehrsfl uss durch Assistenzsysteme, die<br />

auf der Car-to-X Kommunikation aufbauen. In der<br />

Tat sind Szenarien wie die Warnung der Verkehrsteilnehmer<br />

vor noch nicht sichtbaren, aber relevanten<br />

Gefahrenstellen (z.B. Stauenden) mit Hilfe<br />

dieser Technologie ebenso sehr gut vorstellbar<br />

wie Anwendungen zur Steigerung der Verkehrseffi<br />

zienz, wie z.B. intelligente Lichtsignalanlagen.<br />

Jenseits dieser Vorstellung fehlten bislang jedoch<br />

einerseits die Verfahren, mit denen eine zielgerichtete<br />

Informationsweitergabe gerade bei geringer<br />

Ausstattungsrate erreicht werden kann und andererseits<br />

Testumgebungen, mit denen prototypische<br />

Assistenzfunktionen realitätsnah getestet und<br />

valide Bewertungen abgeleitet werden können.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens PLANETS war<br />

deshalb die auf Car-to-X Kommunikation aufbauende<br />

Entwicklung effi zienter Assistenzfunktionen<br />

zur Verbesserung der Verkehrssicherheit und der<br />

Verkehrsqualität sowie die Entwicklung einer virtuellen<br />

Testumgebung, in der die Assistenzfunktionen<br />

qualitativ und quantitativ bewertet werden<br />

konnten.<br />

Virtuelle Testumgebung für ein<br />

kooperatives Verkehrsmanagement<br />

Für die Entwicklung der virtuellen Testumgebung<br />

wurden mit der Verkehrssimulation und der Kommunikationssimulation<br />

zwei nebeneinander bestehende<br />

und üblicherweise voneinander unabhängig<br />

betrachtete Simulationsmethodiken miteinander<br />

verbunden und in eine gemeinsame Simulationsplattform<br />

integriert. Während der Verkehrssimulator<br />

das Straßennetz und den Verkehrsfl uss realistisch<br />

abbildet, kann mit dem Kommunikationssimulator<br />

eine realitätsnahe Modellierung des Nachrichtenaustausches,<br />

der Kommunikationsprotokolle<br />

sowie der kommunikationstechnischen Prozesse<br />

erfolgen.<br />

Die Testumgebung und die damit simulativ gewonnenen<br />

Ergebnisse ermöglichten die Entwicklung<br />

von Algorithmen, die das Fahrzeug in möglichst<br />

effektiver Art und Weise auf die durch den Austausch<br />

von Nachrichten gewonnenen Informationen<br />

über den Zustand des Verkehrsnetzes reagieren<br />

lassen. Diese Reaktion kann z.B. in Form von<br />

Geschwindigkeits-, Spurwechsel- oder Routenempfehlungen<br />

erfolgen, die dem Fahrer in Abhängigkeit<br />

des Fahrzeug- und Netzzustandes vom<br />

Fahrzeugrechner gegeben werden.<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

133


134<br />

C2X-basierte Assistenz- und<br />

Verkehrsmanagementfunktionen<br />

Grundlage für individuelle Fahrerassistenzfunktionen<br />

und zentrales Verkehrsmanagement ist die<br />

Kenntnis der aktuellen Verkehrslage. Insbesondere<br />

im hochdynamischen Stadtverkehr ist eine<br />

hohe zeitliche und räumliche Aufl ösung der Verkehrsinformation<br />

zur netzweiten Ermittlung der<br />

Verkehrslage erforderlich, heute jedoch in der<br />

Regel nicht verfügbar. Im Rahmen von PLANETS<br />

wurde deshalb die Verwendung von C2X-Informationen<br />

zur Verbesserung der Aufl ösung und Qualität<br />

der aktuellen Verkehrslage untersucht.<br />

Das zentrale Verkehrsmanagement erfolgt heute<br />

ohne direkte Rückkopplung der Verkehrsteilnehmer.<br />

Erst mit zeitlichem Versatz stellt sich eine<br />

indirekte Rückkopplung über die gemessenen<br />

Verkehrskennwerte ein. Im kooperativen Verkehrsmanagement<br />

von PLANETS fl ießen nun<br />

Informationen der Verkehrsteilnehmer direkt in<br />

Steuerungs- und Informationsverfahren ein, die<br />

ihrerseits über Vorgaben und Empfehlungen des<br />

Verkehrsmanagements informieren und durch<br />

innovative Fahrerassistenzfunktionen in ihren Entscheidungen<br />

unterstützt werden.<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

Bündelung des Expertenwissens in der <strong>NTH</strong> führte<br />

zu Synergien und neuen gemeinsamen Aktivitäten.<br />

Durch die Kooperation mit den Forschungspartnern<br />

war es in PLANETS im interdisziplinären Zusammenwirken<br />

möglich, die virtuelle Testumgebung zu<br />

realisieren und effi ziente Assistenzfunktionen zu<br />

entwickeln und zu überprüfen. Während das Institut<br />

für Verkehr und Stadtbauwesen über die notwendigen<br />

Kenntnisse und Methoden verfügte, um<br />

die Effekte derartiger Assistenzsysteme auf den<br />

Verkehr beurteilen zu können, brachte das Institut<br />

für Kommunikationstechnik seine Kompetenz<br />

im Bereich der Entwicklung und Validierung von<br />

Protokollen für die Fahrzeugkommunikation und<br />

der entsprechenden Simulationsmethodik ein. In<br />

Ergänzung dazu trug das Institut für Informatik der<br />

<strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> mit fundiertem Know-How auf dem<br />

Gebiet dezentraler Informationssysteme und der<br />

entsprechenden Datenverteilungsarchitekturen<br />

zur effi zienten Informationsverteilung auf Anwendungsebene<br />

bei, während mit den Methoden des<br />

Data Mining, die das Institut für Wirtschaftsinformatik<br />

einbringen konnte, die applikationsrelevanten<br />

Informationen aus den gesammelten Daten<br />

extrahiert wurden.<br />

Aufgrund der Vielschichtigkeit des betrachteten<br />

Forschungsgegenstandes kam es durch die fachliche<br />

Zusammensetzung der beteiligten Partner<br />

und ihres jeweiligen Know-Hows zu beachtlichen<br />

Synergieeffekten. Die durchweg positiven Erfahrungen<br />

dieser Zusammenarbeit werden derzeit<br />

genutzt, um nach positiver Begutachtung der<br />

Antragsskizze, ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

gefördertes Graduiertenkolleg zu<br />

beantragen. Mit diesem Kolleg soll dem Bedarf<br />

an wissenschaftlich ausgebildetem Nachwuchs<br />

auf dem Gebiet der Verkehrstelematik Rechnung<br />

getragen werden.


Projektteilnehmer<br />

Forschungspartner<br />

Prof. Dr.-Ing. Bernhard Friedrich (Sprecher), Institut für Verkehr und Stadtbauwesen,<br />

Technische Universität Braunschweig<br />

Prof. Dr.-rer. pol. Dirk Christian Mattfeld, Institut für Wirtschaftsinformatik,<br />

Technische Universität Braunschweig<br />

Prof. Dr. rer. nat. Jörg P. Müller, Institut für Informatik, Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />

Prof. Dr.-Ing. Markus Fidler, Institut für Kommunikationstechnik, Leibniz Universität Hannover<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiter<br />

Dipl.-Math. oec. Daniel Schmidt, Institut für Verkehr und Stadtbauwesen,<br />

Technische Universität Braunschweig<br />

Dr. Jan Ehmke, Institut für Wirtschaftsinformatik, Technische Universität Braunschweig<br />

Dr. Maksims Fiosins, Institut für Informatik, Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />

Dipl.-Wirt.-Inf. Jana Görmer, Institut für Informatik, Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />

Dipl.-Ing. Hugues N. Tchouankem, Institut für Kommunikationstechnik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dipl.-Wirtsch.-Ing. Henrik Schumacher, Institut für Kommunikationstechnik, Leibniz Universität Hannover<br />

INFORMATIONEN ZUM PROJEKT 135


136<br />

RaMon – Radar-Based Spatial Monitoring<br />

Im Rahmen der Ausschreibung von <strong>NTH</strong>-Forschungsprojekten<br />

der Niedersächsischen Technischen<br />

Hochschule (Bottom-up-Initiative der <strong>NTH</strong>)<br />

wurde mit Mitteln des Niedersächsischen Ministeriums<br />

für Wissenschaft und Kultur das Projekt<br />

mit dem Thema „Radar-Based Spatial Monitoring<br />

– Radargestützte Erfassung geometrischer Veränderungen<br />

und Modellierung des dynamischen<br />

Verhaltens von Geoobjekten in der Energierohstoffgewinnung<br />

und Energieversorgung“ gefördert.<br />

Das Projekt gliedert sich in drei Teilprojekte<br />

unterschiedlicher fachlicher Ausrichtung, welche<br />

jeweils an Instituten der Mitgliedsuniversitäten der<br />

<strong>NTH</strong> bearbeitet wurden. Das Anliegen dieses Pro-<br />

jektes war es, in diesem international als Top-Forschungsthema<br />

identifi zierten Bereich der Radarinterferometrie,<br />

die vorhandene Kompetenz der drei<br />

Hochschulen zu bündeln und auszubauen.<br />

Im Ergebnis der Projektbearbeitungen stehen<br />

neben konkreten wissenschaftlichen Erkenntnissen,<br />

die in Veröffentlichungen, Master- und Promotionsarbeiten<br />

eingefl ossen sind, auch eine ganze<br />

Reihe neuer Forschungs- und Anwendungsprojekte<br />

zur Weiterentwicklung und Nutzung der entsprechenden<br />

Methoden. Der Mehrwert der Zusammenarbeit<br />

ergab sich in der Projektbearbeitung<br />

einerseits durch diese fachliche Unterstützung aus<br />

Radarinterferometrisch aus TerraSAR-X Aufnahmen bestimmte Bodenbewegungen (pro Farbzyklus 2 cm<br />

Höhenänderung); illustriert mit einem anderen Orts aufgezeichneten Radarintensitätsbild.


der Perspektive der verschiedenen Fachdisziplinen<br />

(Geodäsie, Ingenieurwesen, mathematische<br />

Statistik, Bildverarbeitung, Radartechnik, Hochfrequenzphysik)<br />

und andererseits durch die Nutzung<br />

von Ergebnissen z.B. für ein besseres Verständnis<br />

allgemeiner Zusammenhänge (Übertragung und<br />

Adaption aus der Satellitendatenverarbeitung auf<br />

terrestrische Radarinterferometer) oder zur verbesserten<br />

Interpretation von Daten und Berechnungsergebnissen<br />

(z.B. bei der PSI-Auswertung<br />

durch Objekterkennung). Diese Synergieeffekte<br />

haben wesentlich zum Erfolg der Projektbearbeitung<br />

beigetragen.<br />

Die Radarinterferometrie gehört zu den aktiven<br />

Fernerkundungsverfahren und nutzt satellitengetragene<br />

oder auch terrestrische Mikrowellen-<br />

Sensoren. Sie besitzt ein großes Potential für die<br />

Vermessung und das geometriebezogene Monitoring<br />

der Erdoberfl äche. Diese Messmethode<br />

bietet Verfahren zur Bestimmung großräumiger<br />

Bodenbewegungen (hervorgerufen z.B. durch<br />

Bergbau, Hangrutschungen, GW-Absenkungen)<br />

sowie von Formveränderungen einzelner Objekte<br />

(Gebäude, Infrastrukturanlagen, etc.). Mit ihrer<br />

großen zeitlichen und räumlichen Aufl ösung sowie<br />

ihrer hohen Messgenauigkeit im mm-Bereich<br />

kann die Radarinterferometrie für die Erfassung<br />

und Modellierung dynamischer Prozesse in der<br />

Anthroposphäre insbesondere im Bereich der<br />

Bergbaufolgenabschätzung und Natural Hazards<br />

eingesetzt werden. Entwickelt wurde die Radarinterferometrie<br />

ursprünglich für geophysikalische<br />

Anwendungen. Einen großen Bekanntheitsgrad<br />

hat die Methode durch die im Jahr 2000 von der<br />

NASA und der ESA durchgeführte Shuttle Radar<br />

Topographic Mission (SRTM 2000) erreicht, bei<br />

der für die gesamte Erde ein weitgehend vollständiges<br />

3D-Oberfl ächenmodell erzeugt wurde, das<br />

die Basisinformation z.B. für Google Earth bildet.<br />

Phasenwerte eines Interferogramms für die extrahierten<br />

PS-Kandidaten vor dem Hintergrund des mittleren<br />

Amplitudenbildes.<br />

Derzeit erlebt diese Anwendung eine Neuaufl age<br />

mit der deutschen TanDEM-X Satellitenmission<br />

zur Erstellung eines hochaufl ösenden globalen<br />

Oberfl ächenmodells in verbesserter Qualität.<br />

Im Rahmen des Forschungsprojektes konnte<br />

gezeigt werden, dass mit speziellen interferometrischen<br />

Auswerteverfahren die Überwachung<br />

unterirdischer Energierohstoffspeicher, z.B. eines<br />

Kavernenfeldes, sehr gut möglich ist. Tatsächlich<br />

lassen sich in der Auswertung Höhenänderungen<br />

der Erdoberfl äche im mm-Bereich bestimmen. Im<br />

Rahmen dieses Forschungsprojektes wurde an<br />

der Entwicklung alternativer Methoden gearbeitet,<br />

mit deren Hilfe schnell und unregelmäßig bzw.<br />

periodisch ablaufende Bewegungen besser detektiert<br />

werden können.<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

137


138<br />

Der terrestrische Radarscanner GPRI-2 montiert auf<br />

einem Messpfeiler.<br />

Ein weiterer wesentlicher Forschungsbeitrag des<br />

Projektes ist die Einführung von Verfahren aus der<br />

Mustererkennung in die Auswertung der Radardaten.<br />

So können Gruppen von Rückstreupunkten<br />

Fassadenstrukturen zugeordnet werden. In<br />

zukünftigen Arbeiten wird es durch diese Zuordnung<br />

möglich sein, die Genauigkeit durchgeführter<br />

Deformationsanalysen zu steigern. Im Projekt<br />

konnten substantielle Fortschritte bei der Übertragung<br />

von Auswertemethoden auf bodengebundene<br />

Radarsensoren gemacht werden und zwar<br />

sowohl für die Analyse von nieder- als auch von<br />

hochfrequenten Deformationsprozessen.<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

Die grundlegenden Arbeiten innerhalb von RaMon<br />

ermöglichten es, an der <strong>TU</strong> Braunschweig erfolgreich<br />

einen DFG-Großgeräteantrag zur Beschaffung<br />

eines für beide Fragestellungen geeigneten<br />

terrestrischen Radarsystems zu stellen. Am Institut<br />

für Geotechnik und Markscheidewesen der <strong>TU</strong><br />

<strong>Clausthal</strong> wurde schon im November 2010 ein terrestrisches<br />

Radarinterferometer GPRI-2 von der<br />

Firma GAMMA Remote Sensing AG (Schweiz) aus<br />

Mitteln der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> beschafft.<br />

Ein Ausdruck für den besonderen Mehrwert der<br />

Zusammenarbeit der trilateralen Projektgruppe ist<br />

die Gründung einer gemeinsamen Tagungsreihe<br />

GeoMonitoring (www.geo-monitoring.org), die mit<br />

internationaler Beteiligung sehr erfolgreich im Jahr<br />

2011 in <strong>Clausthal</strong>-Zellerfeld gestartet wurde, im<br />

März 2012 zum zweiten Mal (in Braunschweig)<br />

stattfand und 2013 in Hannover in Kooperation<br />

mit der Bundesanstalt für Geowissenschaften und<br />

Rohstoffe (BGR) fortgesetzt wird.<br />

Die entwickelten Methoden und erreichten Ergebnisse<br />

wurden in enger Kooperation der <strong>NTH</strong>-Projektpartner<br />

erarbeitet. Bei der inhaltlichen Bearbeitung<br />

von Teilaufgaben wurde auch mit externen<br />

Partnern zusammengearbeitet. Dafür wurden<br />

bestehende Kontakte zu den entsprechenden (im<br />

Abschlussbericht genannten) Organisationen und<br />

Einrichtungen genutzt und intensiviert und auch<br />

neue Kontakte geknüpft.


Radar-Based Spatial Monitoring – Teilprojekte<br />

Teilprojekt I: Methodische Erweiterung der Persistent Scatterer Interferometry (PSI) für das Monitoring<br />

zeitlich variierender Höhenänderungen. Institut für Geotechnik und Markscheidewesen (IGMC) der <strong>TU</strong><br />

<strong>Clausthal</strong><br />

Teilprojekt II: Analyse von nieder- und hochfrequenten Deformationsprozessen von Infrastrukturanlagen<br />

und geodynamisch aktiven Gebieten mit bodengebundenem Radar. Institut für Geodäsie und Photogrammetrie<br />

(IGP) der <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Teilprojekt III: Strukturelle und thematische Analyse von Deformationsprozessen aus differentieller SAR-<br />

Interferometrie durch automatische Bildinterpretation von SAR-Bildern. Institut für Photogrammetrie und<br />

GeoInformation (IPI) der Leibniz Universität Hannover<br />

Koordinator und Sprecher des Projekts<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Busch, Geschäftsführender Leiter,<br />

Institut für Geotechnik und Markscheidewesen (IGMC), Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />

Mitantragsteller<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang Niemeier, Geschäftsführender Leiter,<br />

Institut für Geodäsie und Photogrammetrie (IGP), Technische Universität Braunschweig<br />

Prof. Dr.-Ing. Uwe Sörgel, Institut für Photogrammetrie und GeoInformation (IPI),<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Arbeitsgruppen<br />

Die wissenschaftliche Arbeitsgruppe am IGMC bestand aus:<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. W. Busch<br />

Akad. Rat Dr. rer. nat. Steffen Knospe<br />

Dipl.-Phys. Britta Riechmann<br />

und wurde durch studentische Hilfskräfte und technische Mitarbeiter unterstützt.<br />

Die wissenschaftliche Arbeitsgruppe des IGP der <strong>TU</strong> Braunschweig bestand aus:<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang Niemeier<br />

Akad. ORat Dr.-Ing. Björn Riedel<br />

M.Sc. Donglie Liu (01.02.2010 – 30.11.2011)<br />

Dipl.-Ing. Martin Lehmann (15.06.2010 – 31.12.2011)<br />

Diese Arbeitsgruppe wurde durch studentische Hilfskräfte, Diplomanden und technische<br />

Mitarbeiter des IGP unterstützt.<br />

Die wissenschaftliche Arbeitsgruppe am IPI der Leibniz Universität Hannover bestand aus:<br />

Prof. Dr.-Ing. U. Sörgel<br />

Dr.-Ing. Jan Dirk Wegner<br />

und wurde durch Doktoranden und Studierende unterstützt.<br />

INFORMATIONEN ZUM PROJEKT 139


140<br />

Hydraulische Prozesse und Eigenschaften<br />

partiell hydrophober Böden<br />

Böden im Spannungsfeld Klimawandel<br />

und zunehmender Bevölkerung<br />

Keine Ressource wird für die Nahrungsmittelproduktion<br />

in der Zukunft wichtiger als Wasser sein.<br />

Die Ausbeutung globaler Wasserressourcen hat<br />

aber bereits in der Vergangenheit verfügbare<br />

Reserven erheblich reduziert und Prognosen zum<br />

Klimawandel legen nahe, dass für die Landwirtschaft<br />

benötigtes Wasser, insbesondere auch pro<br />

Kopf der Erdbevölkerung gerechnet, knapper wird.<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

Die potenziellen Implikationen für die Menschheit<br />

sind besorgniserregend wie z.B. zurückgehende<br />

Nahrungsmittelproduktion von unseren bereits<br />

hochintensiv genutzten Böden.<br />

Wie gut oder schlecht ein Boden Wasser aufnimmt<br />

und transportiert, ist von entscheidender Bedeutung<br />

für die hydraulischen Standorteigenschaften<br />

und somit auch für die Vegetation. Benetzungshemmungen<br />

entstehen z.B. durch die spezielle<br />

chemische Beschaffenheit der natürlich gebilde-<br />

Infi ltrationsfl äche<br />

Präferenzielle<br />

Fließwege<br />

Hydrophober Sandboden: Wasser perlt auf der Oberfl äche ab. Ausbildung präferenzieller Fließwege<br />

im hydrophoben Boden nach<br />

Infi ltration einer Farbstoffl ösung<br />

von der Bodenoberfl äche.


ten organischen Bodensubstanz. Eine Verstärkung<br />

wasserabweisender Eigenschaften mancher<br />

Böden infolge der Wirkungen des Klimaeffektes<br />

ist aber aufgrund zahlreicher Befunde zu erwarten.<br />

Die Wasserbewegung in der oberfl ächennahen<br />

Boden- und Verwitterungszone, wo sich<br />

zumeist die Wurzeln der Pfl anzen befi nden, lässt<br />

sich bislang nur unzureichend vorhersagen, es<br />

ist aber anzunehmen, das sich die Wasserspeicherfähigkeit<br />

des Bodens infolge zunehmender<br />

Benetzungshemmungen deutlich verringert. Bei<br />

Starkregen kann der Boden dann die große Wassermenge<br />

nicht schnell genug aufnehmen. Niederschlag<br />

fl ießt oberfl ächlich ab, Verschlämmung und<br />

Überschwemmungen sind die Folge. Ein weiterer<br />

Teil strömt auf bevorzugten Fließwegen durch den<br />

Boden. Das Wasser verbleibt somit kaum in der<br />

Wurzelzone, der Boden durchnässt nicht genügend,<br />

sondern bleibt weitgehend trocken.<br />

Auf der anderen Seite gibt es auch ein Potenzial,<br />

die Benetzungseigenschaften durch geeignete<br />

Substanzen in bereits geringer Menge gezielt zu<br />

verändern. Damit können positive Effekte wie z.B.<br />

die Reduktion unproduktiver Wasserverdunstung<br />

von landwirtschaftlichen Bodenoberfl ächen<br />

gefördert werden. Darüber hinaus können Benetzungshemmungen<br />

auch als ein Schlüsselprozess<br />

sowohl bei der Stabilisierung der physikalischen<br />

Bodenstruktur als auch bei der Bindung atmosphärischen<br />

Kohlenstoffs in Form organischer<br />

Substanz in Böden betrachtet werden. Für eine<br />

gezielte Veränderung der Benetzungseigenschaften<br />

von Böden ist aber ein grundsätzliches Verständnis<br />

des Grenzfl ächenphänomens essenziell.<br />

Hier liegen insbesondere die Defi zite im heutigen<br />

Erkenntnisstand, aber dieser Umstand bietet auch<br />

den Ansatzpunkt für dieses <strong>NTH</strong>-Projekt.<br />

Hydraulische Modellierung der Wasserbewegung im<br />

Boden.<br />

Welche Ergebnisse wurden<br />

im Projekt erzielt?<br />

Das Phänomen war grundsätzlich bekannt, doch<br />

fehlten bislang Methoden, um die Wirkung der<br />

Benetzbarkeit auf die Wasserbewegung genau zu<br />

bestimmen. In diesem auf Grundlagenforschung<br />

ausgerichteten bilokalen Kooperationsprojekt der<br />

Arbeitsgruppen Bachmann (Leibniz Universität<br />

Hannover) und Durner (<strong>TU</strong> Braunschweig) wurden<br />

die Eigenschaften von teilhydrophoben Böden<br />

erforscht und quantifi ziert. Die zentrale Hypothese<br />

bestand darin, dass es durch eine Kombination von<br />

Messung und Modellbildung möglich ist, die Basisprozesse<br />

für das hydraulische Verhalten von Böden<br />

mit zeitlich variierender Hydrophobie zu verstehen,<br />

quantitativ zu erfassen, geeignet zu parametrisieren,<br />

und somit den Wassertransport in natürlichen<br />

Böden durch numerische Modellierung richtig vorherzusagen.<br />

Diese Kombination von Messung und<br />

Modellierung gelang weitestgehend, die Projektziele<br />

in diesem Vorhaben wurden größtenteils erreicht.<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

141


142<br />

Das Kooperationsprojekt führte zu Erkenntnissen,<br />

die künftig eine verbesserte Abbildung der Dynamik<br />

von Wasser, Wärme, gelösten Stoffen und Gasen<br />

in der oberfl ächennahen Boden- und Verwitterungszone<br />

ermöglichen. Mittelfristig wird dies zu Lösungen<br />

in wichtigen Feldern der Umweltwissenschaften<br />

beitragen können. Wesentliche Ergebnisse<br />

dieses <strong>NTH</strong>-Projektes sind in die Antragstellung für<br />

eine Forschergruppe gefl ossen, die im September<br />

2012 im Antragstellerkolloquium positiv begutachtet<br />

wurde. Im Rahmen dieser Forschergruppe wurden<br />

3 Projekte für Hannover eingeworben.<br />

Wie es mit dem Projekt weitergeht:<br />

Folgeaktivitäten<br />

Im nächsten Schritt soll eine Ausweitung des Forschungsspektrums<br />

durch die Hinzunahme von<br />

Pfl anzen auf natürlichen Standorten erfolgen. Es<br />

wird damit eine starke Verbindung mit der Uni Göt-<br />

X-Ray Source:<br />

Al Kα<br />

h v<br />

Sample<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

Detector<br />

Photoelectrons<br />

Emission depth<br />

d= 3λ (3-10nm)<br />

tingen aufgebaut, die im Rahmen dieses Projektes<br />

bereits angebahnt wurde, sowie eine weitergehende<br />

Vernetzung mit dem Umweltforschungszentrum<br />

Leipzig, UFZ. Entsprechende Antragsstellungen<br />

befi nden sich in Vorbereitung oder sind<br />

bereits umgesetzt.<br />

Längerfristiges Ziel ist eine Ausweitung der Kooperationen<br />

auf angrenzende Fachgebiete an der <strong>TU</strong><br />

Braunschweig (Schwerpunkt Bau und Umwelt)<br />

sowie der Leibniz Universität Hannover (Schwerpunkt<br />

Geowissenschaften), etwa mit technischen<br />

Anwendern. Die untersuchte Thematik der Benetzungshemmungen<br />

wird im technischen Kontext,<br />

z.B. im Bewässerungsfeldbau unter Verwendung<br />

von Abwässern, insbesondere in der Faktorenkombination<br />

Bevölkerungswachstum / Wasserknappheit<br />

/ Klimawandel, auf globaler Skala von<br />

zunehmender Bedeutung sein.


Zusammenarbeit zwischen den<br />

Mitgliedsuniversitäten<br />

Die Zusammenarbeit zwischen den Universitäten<br />

erfolgte absolut reibungslos und führte zu einer<br />

maßgeblichen Intensivierung der Kooperation<br />

der Arbeitsgruppen Bachmann und Durner, sowie<br />

zu einer signifi kanten Verstärkung der gebündelten<br />

Kompetenzen der <strong>NTH</strong> auf dem Gebiet der<br />

Beschreibung von Stoff- und Gasfl üssen an der<br />

Grenze Boden-Atmosphäre. Die Kooperation<br />

führte zu Resultaten, die in Einzelforschungsvorhaben<br />

der beteiligten Partner nicht hätten erzielt<br />

werden können und bildet bereits jetzt den Kernpunkt<br />

vernetzter bodenhydraulischer Forschung<br />

in Niedersachsen mit einer internationalen Sichtbarkeit.<br />

Die Projektfortschritte wurden über die<br />

gesamte Zeit intensiv mit der wissenschaftlichen<br />

Gemeinschaft kommuniziert. Sie fanden (und fi nden)<br />

weitreichende Beachtung.<br />

Ein im Verbund mit dem Festkörperzentrum der<br />

Leibniz Universität Hannover beantragtes und<br />

inzwischen in Betrieb genommenes Großgerät<br />

(Photoelektronenspektroskopie, XPS) erlaubt die<br />

chemische Analyse der Grenzfl äche im molekularen<br />

Maßstab, was im Zusammenhang mit der<br />

beschriebenen Forschung von Bodengrenzfl ächen<br />

in Kombination mit der hydraulischen Modellierung<br />

ein weiteres Alleinstellungsmerkmal in der<br />

bodenhydraulischen Forschung im Zentrum der<br />

<strong>NTH</strong> darstellt.<br />

Projektteilnehmer<br />

Projektleiter<br />

Prof. Dr. Wolfgang Durner (Sprecher),<br />

Institut für Geoökologie<br />

(Abt. Bodenkunde und Bodenphysik),<br />

Technische Universität Braunschweig<br />

Apl. Prof. Dr. Jörg Bachmann<br />

Institut für Bodenkunde (Abt. Bodenphysik),<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Mitarbeiter<br />

Dr. Efstathioas Diamantopoulos,<br />

<strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dr. Axel Lamparter,<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Dr. Agnieszka Reszkowska,<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

INFORMATIONEN ZUM PROJEKT 143


144<br />

Multivariate Modellierung in Finanz- und<br />

Versicherungsmathematik<br />

In diesem Projekt, das von den Instituten für Stochastik<br />

der <strong>TU</strong> Braunschweig und der Leibniz Universität<br />

Hannover durchgeführt wurde, ging es um<br />

Modellierungsfragen und Grundlagenforschung für<br />

Finanz- und Versicherungsmathematik zugrundeliegende<br />

Prozesse. Spezifi sch wurden vier Teilprojekte<br />

behandelt, nämlich multivariate verallgemeinerte<br />

Ornstein-Uhlenbeckprozesse, Statistische<br />

Tests bei multivariaten Ordnungen, Statistik für<br />

Volatilitätsmodelle und Copulas, sowie multivariate<br />

Prozesse in der Versicherungsmathematik. Im Folgenden<br />

soll nur ein kleiner Ausschnitt der erzielten<br />

Ergebnisse genauer beschrieben werden, wobei<br />

wir uns zunächst auf verallgemeinerte Ornstein-<br />

Uhlenbeckprozesse konzentrieren.<br />

Um ein Beispiel für eindimensionale verallgemeinerte<br />

Ornstein-Uhlenbeckprozesse zu geben,<br />

betrachten wir zunächst das klassische Cramer-<br />

Lundbergmodell. Darin wird das Vermögen Vt einer Versicherung zur Zeit t modelliert durch<br />

wobei v das Startkapital ist, p die Prämienrate, N 0 t<br />

die Anzahl der Schäden bis zum Zeitpunkt t und Yi die Höhe des i-ten Schadens. Üblicherweise wird<br />

davon ausgegangen, dass die Schadenhöhen<br />

identisch verteilt und unabhängig sind und dass<br />

(N ) einem Poissonprozess folgt. Defi niert man<br />

t t≥0<br />

Lt := pt − �Nt i=1 Yi, so schreibt sich obige<br />

Gleichung als V = v + L , oder dV = dL und V t 0 t t t 0<br />

= v . Das Cramer-Lundbergmodell beinhaltet nicht<br />

0<br />

den Fall, in dem die Versicherung ihr Vermögen<br />

investiert. Eine Möglichkeit, so etwas einzubauen,<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

Nt �<br />

Vt = v0 + pt − Yi,<br />

Yi<br />

k=1<br />

wurde von Paulsen [5] gegeben, der das Vermögen<br />

einer Versicherung durch die stochastische<br />

Differentialgleichung<br />

V0 = v0, dVt = Vt−dUt + dLt<br />

(1)<br />

modelliert hat. Hierbei ist (L ) wie oben beschrie-<br />

t t≥0<br />

ben, und (U ) beschreibt den Renditenprozess<br />

t t≥0<br />

eines Marktes. Die Versicherung investiert ihr Vermögen<br />

also in den durch U beschriebenen zufälligen<br />

Markt und erhält durch den durch L beschriebenen<br />

Prozess Prämieneinnahmen und begleicht<br />

Schäden. Betrachtet man in Gleichung (1) (U,L)<br />

als bivariaten Lévyprozess, also als einen bivariaten<br />

Prozess mit unabhängigen und identisch<br />

verteilten Zuwächsen, so defi niert (1) einen eindimensionalen<br />

verallgemeinerten Ornstein-Uhlenbeckprozess.<br />

Er hat nicht nur Anwendungen in<br />

der Versicherungsmathematik, sondern zum Beispiel<br />

auch in der Finanzmathematik als zeitstetiger<br />

GARCH Prozess, genannt COGARCH.<br />

Ein Ziel des Projekts war es, sinnvoll multivariate<br />

Verallgemeinerungen des verallgemeinerten<br />

Ornstein-Uhlenbeckprozesses zu defi nieren. Was<br />

aber ist mit „sinnvoll“ gemeint? Eine einfache Variante<br />

wäre sicher, in (1) einfach geeignete multivariate<br />

Lévyprozesse einzusetzen und dann das<br />

Ergebnis zu untersuchen. Etwas besser erscheint<br />

aber das folgende Vorgehen: Ein verallgemeinerter<br />

Ornstein-Uhlenbeckprozess zeichnet sich<br />

dadurch aus, dass der Prozess für alle h > 0 eine<br />

Rekurrenzgleichung der Form<br />

Vnh = A (h)<br />

n V (n−1)h + B (h)<br />

n , n ∈ N,<br />

(2)


erfüllt, wobei die Koeffi zienten (A (h)<br />

n ,B (h)<br />

n )n∈N<br />

eine unabhängige und identisch verteilte Folge<br />

von Zufallsvektoren in R2 bilden. Die Idee war es<br />

nun, dies als die entscheidende Eigenschaft eines<br />

verallgemeinerten Ornstein-Uhlenbeckprozesses<br />

zu identifi zieren und in Analogie zu versuchen, alle<br />

d-dimensionalen Prozesse (V ) zu charakterisie-<br />

t t≥0<br />

ren, die zu jedem h > 0 eine Rekurrenzgleichung<br />

der Form (2) erfüllen mit unabhängigen und identisch<br />

verteilten Koeffi zienten (A (h)<br />

n ,B (h)<br />

n )n∈N<br />

aus Rdxd × Rd . In [2] konnte gezeigt werden, dass<br />

dies gerade zur stochastischen Differentialgleichung<br />

V0 = v0, dVt = dUt Vt− + dLt,<br />

(3)<br />

mit Lévyprozessen (U,L) führt, welche auch gelöst<br />

werden konnte. Die so defi nierten verallgemeinerten<br />

Ornstein-Uhlenbeckprozesse konnten auf<br />

verschiedene Eigenschaften wie Stationarität,<br />

Momentenbedingungen und andere hin unter-<br />

sucht werden und weiter verallgemeinert werden.<br />

Es hat sich gezeigt, dass verallgemeinerte<br />

Ornstein-Uhlenbeckprozesse insbesondere zu<br />

COGARCH(p,q)-Modellen führen, also zeitstetigen<br />

GARCH-Modellen höherer Ordnung. Spezifi<br />

sche Untersuchungen für Anwendungen zum<br />

Beispiel in der Versicherungsmathematik sollen<br />

in der Zukunft erfolgen. Als zweites Beispiel der<br />

erzielten Ergebnisse wollen wir nun das Projekt<br />

Statistische Tests bei multivariaten Ordnungen<br />

genauer beleuchten. In der Risikotheorie wird ein<br />

Risiko durch eine Zufallsvariable beschrieben und<br />

multivariate Risiken durch Zufallsvektoren. Eine<br />

sich natürlich aufdrängende Frage ist, welches<br />

zweier Risiken das größere ist? Bevor man diese<br />

Frage beantwortet, muss man allerdings erst klären,<br />

wann ein Risiko überhaupt als größer als ein<br />

anderes bezeichnet werden kann. Natürlich sind<br />

nicht alle Risiken vergleichbar, und bei multivariaten<br />

Risiken ist es noch komplizierter. Ein Ansatz<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

145


146<br />

ist es, einen Zufallsvektor X als kleiner als einen<br />

Vektor Y zu bezeichnen, wenn für eine vorher vorgegebene<br />

Funktionenklasse F gilt, dass Ef(X) ≤<br />

Ef(Y) für alle f ∈ F . Wir schreiben hierfür X ≤F<br />

Y. Spezielle Beispiele hierfür sind die Laplaceordnung<br />

oder die Konkordanzordnung. Liegen nun<br />

Daten von Zufallsvektoren X und Y vor, so ist es<br />

wichtig, zu entscheiden, ob ein Zufallsvektor kleiner<br />

als der andere ist in oben defi niertem Sinn.<br />

Insofern wurden in dem Projekt Tests entwickelt<br />

für die Hypothese X ≤F Y gegen die Alternative X<br />

/≤F Y . Dabei wurde die Grenzverteilung der vorgestellten<br />

Testgrößen bei Gültigkeit der Hypothese<br />

und unter speziellen Alternativen bestimmt. Auch<br />

Effi zienzvergleiche konnten bei Teilhypothesen<br />

durchgeführt werden, und Bootstrapverfahren für<br />

die Testgrößen konnten untersucht werden. Die<br />

Ergebnisse haben insbesondere zu der Dissertation<br />

[3] geführt.<br />

Im Teilprojekt Statistik für Volatilitätsmodelle und<br />

Copulas ging es unter anderem um die probabilistische<br />

Untersuchung und Entwicklung von<br />

Bootstrapverfahren für multivariate Zeitreihen und<br />

insbesondere der für Finanzzeitreihen wichtigen<br />

Volatilität. Dies führte unter anderem zu zwei Dissertationen<br />

[4, 6]. Drei weitere sind in Bearbeitung<br />

und können voraussichtlich 2012 bzw. 2013 abgeschlossen<br />

werden.<br />

Als weiteren wichtigen Punkt des Projekts sei<br />

noch auf die multivariaten Prozesse in der Versicherungsmathematik<br />

hingewiesen. Hierbei wurden<br />

insbesondere verschiedene Aspekte des TaS-<br />

Modells von Bäuerle und Grübel [1] untersucht.<br />

Speziell wurden Ergebnisse zur Rekonstruktion<br />

der Zuordnung der Primär- und Sekundärschäden<br />

von Versicherungen erzielt, sowie Tests und Schätzer<br />

für die Verzögerungsverteilung untersucht.<br />

Es hat sich herausgestellt, dass dieses Problem<br />

Gemeinsamkeiten mit zwei intensiv untersuchten<br />

Fragestellungen der modernen Statistik hat, näm-<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

lich dem deconvolution problem und dem broken<br />

sample problem. Die Ergebnisse haben insbesondere<br />

zu einer Dissertation [7] geführt.<br />

Insgesamt konnten mehrere projektrelevante Publikationen<br />

in internationalen wissenschaftlichen<br />

Zeitschriften veröffentlicht werden. Ein wichtiger<br />

weiterer Punkt war aber auch die Organisation<br />

von Tagungen, um die Sichtbarkeit der <strong>NTH</strong> zu<br />

erhöhen. So wurde vom 8. bis 10. März 2010 der<br />

First <strong>NTH</strong> Workshop on Finance and Insurance<br />

Mathematics und vom 30. Juni bis 2. Juli 2011<br />

der Second <strong>NTH</strong> Workshop on Finance and Insurance<br />

Mathematics in Braunschweig abgehalten.<br />

Dabei konnten mehrere international renommierte<br />

Sprecher gewonnen werden. Beide Workshops<br />

hatten ca. 50 Teilnehmer. Des Weiteren wurde die<br />

Satellite Summer School on Lévy Processes vom<br />

22. bis 24. Juli 2010 in Braunschweig unterstützt,<br />

bei der ca. 110 Personen teilnahmen. Schließlich<br />

konnten noch ein Doktorandenworkshop und mehrere<br />

Kolloquien organisiert werden.<br />

Durch das gemeinsame Projekt konnte den Doktoranden<br />

in Braunschweig und Hannover ein großes<br />

wissenschaftliches Spektrum geboten werden und<br />

die internationale Sichtbarkeit der <strong>NTH</strong> erhöht werden.<br />

Mehrere Doktoranden konnten zur Promotion<br />

geführt werden. Es sind zahlreiche Veröffentlichungen<br />

hervorgegangen und Fragestellungen<br />

entstanden, die zu weiteren wissenschaftlichen<br />

Veröffentlichungen führen werden.


Projektteilnehmer<br />

Prof. Dr. Ludwig Baringhaus, Institut für Mathematische Stochastik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dr. Anita Behme, Institut für Mathematische Stochastik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dr. Dennis Behnke, Institut für Mathematische Stochastik, Leibniz Universität Hannover<br />

Gang Feng, Institut für Mathematische Stochastik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Thorsten Fink, Institut für Mathematische Stochastik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Prof. Dr. Rudolf Grübel, Institut für Mathematische Stochastik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dr. Carsten Jentsch, Institut für Mathematische Stochastik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dr. Thomas Knispel, Institut für Mathematische Stochastik, Leibniz Universität Hannover<br />

Prof. Dr. Jens-Peter Kreiß, Institut für Mathematische Stochastik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Prof. Dr. Alexander Lindner, Institut für Mathematische Stochastik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Marco Meyer, Institut für Mathematische Stochastik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Dr. Markus Schicks, Institut für Mathematische Stochastik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Felix Spangenberg, Institut für Mathematische Stochastik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Prof. Dr. Stefan Weber, Institut für Mathematische Stochastik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dr. Hendrik Wegener, Institut für Mathematische Stochastik, Leibniz Universität Hannover<br />

Dr. Bernd Vollenbröker, Institut für Mathematische Stochastik, <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

Literatur<br />

[1] Bäuerle, N. und Grübel, R. (2005) Multivariate counting processes: copulas and beyond. Astin Bull. 35, 379–408.<br />

[2] Behme, A.D. (2011) Generalized Ornstein–Uhlenbeck Processes and Extensions. Dissertation, <strong>TU</strong> Braunschweig.<br />

[3] Behnke, D. (2012) Nichtparametrische Zweistichproben-Tests für multivariate stochastische Integralordnungen.<br />

Dissertation, Leibniz Universität Hannover.<br />

[4] Jentsch, C. (2010). The Multiple Hybrid Bootstrap and Frequency Domain Testing for Periodic Stationarity. Dissertation,<br />

<strong>TU</strong> Braunschweig.<br />

[5] Paulsen, J. (1993) Risk theory in a stochastic economic environment. Stoch. Process. Appl. 43, 327–361.<br />

[6] Vollenbröker, B.K. (2011) Strictly stationary solutions of multivariate ARMA and univariate ARIMA equations. Dissertation,<br />

<strong>TU</strong> Braunschweig.<br />

[7] Wegener, H. (2010) Stochastische Modelle mit zeitlich gekoppelten Ereignissen: Rekonstruktion der Zuordnung<br />

und Schätzen der Verzögerungsverteilung. Dissertation, Leibniz Universität Hannover.<br />

INFORMATIONEN ZUM PROJEKT 147


148<br />

Geomimetik – Übertragung von Geoprozessen<br />

in materialtechnische Anwendungen für Energie<br />

und Umwelt am Beispiel der Glaskorrosion<br />

Hintergrund<br />

Die Korrosion von Glas ist sowohl in natürlichen<br />

Systemen als auch in verschiedensten technischen<br />

Anwendungen von großer Bedeutung. Ein eingehendes<br />

Verständnis der Korrosionsmechanismen<br />

ist die Voraussetzung, um technische Gläser für<br />

eine möglichst dauerhafte Anwendung durch geeignete<br />

Rohstoffauswahl in Funktion zu bringen. Die<br />

Verbesserung der Dauerhaftigkeit von Glasmaterialien<br />

war der zentrale Forschungsgegenstand<br />

des Vorhabens. Basierend auf dem „Archiv“ der in<br />

der Natur vorkommenden verschiedenen Gläser<br />

mit unterschiedlicher Art, Intensität und Dauer der<br />

Bewitterung war der Ansatz, Abläufe in natürlichen<br />

geochemischen Systemen nach dem geomimetischen<br />

Prinzip auszuwerten und die Ergebnisse für<br />

die Entwicklung neuer Glasmaterialen und die Verbesserung<br />

von Verfahrenstechniken zu nutzen.<br />

Die Kooperation<br />

Am Institut für Nichtmetallische Werkstoffe der <strong>TU</strong><br />

<strong>Clausthal</strong> in der Arbeitsgruppe Glas und Glastechnologie<br />

(Prof. J. Deubener) liegt ein Schwerpunkt<br />

der Forschung auf dem Bereich der Glaskorrosion<br />

unter Einbeziehung spezieller oberfl ächenanalytischer<br />

Methoden, wobei dem Frühstadium der Korrosion<br />

bis in den nanoskopischen Bereich besonderes<br />

Interesse gilt. Forschungsschwerpunkte der<br />

Arbeitsgruppe Petrologie (Prof. F. Holtz, Prof. H.<br />

Behrens) am Institut für Mineralogie der Leibniz<br />

Universität Hannover liegen im Bereich magmatischer<br />

Systeme und Vulkanismus. Arbeiten zur<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

Korrosion von Mineralen und Gläsern durch verschiedene<br />

wässrige Phasen wurden in den letzten<br />

Jahren aufgenommen. Neben den Arbeiten zur<br />

Glaskorrosion sind beide Institute auch in festkörperorientierte<br />

Zentren eingebunden, das Energie-<br />

Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN, <strong>TU</strong><br />

<strong>Clausthal</strong>) und das Zentrum für Festkörperchemie<br />

und Neue Materialien (ZFM, Leibniz Universität<br />

Hannover). Es war deshalb naheliegend, die<br />

Zusammenarbeit zwischen den beiden Instituten<br />

der <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten zu intensivieren,<br />

gemeinsame Schwerpunkte zu defi nieren und<br />

neue Forschungsfelder anzugehen.<br />

Geomimetik<br />

Bei dem geomimetischen Bottom-up Ansatz steht<br />

das Erkennen und Beschreiben von grundlegenden<br />

Mechanismen und deren Abstraktion und Übertragung<br />

auf andere Systeme im Vordergrund. Hier<br />

kann zum Beispiel die Analyse von natürlichen<br />

Proben, die das Produkt von Jahrtausenden oder<br />

Jahrmillionen währenden Prozesses sind, Rückschlüsse<br />

auf langzeitige Prozesse in Umwelt und<br />

Technik ermöglichen. Dadurch sollen Möglichkeiten<br />

für neue technische Anwendungen identifi ziert oder<br />

bestehende Lösungen verbessert werden. Ein Beispiel<br />

sind petrologische Untersuchungen von marinen<br />

Basaltgläsern, die der Korrosion durch Meerwasser<br />

ausgesetzt waren. Die Untersuchungen<br />

dieser Materialien können Aussagen ermöglichen<br />

über die Langzeitstabilität von Gläsern, die bei der<br />

küstennahen solaren Energiewandlung und Meerwasserentsalzung<br />

eingesetzt werden. Der Ansatz


erhält das volle Potential, wenn er mit systematischen<br />

experimentellen Arbeiten kombiniert wird.<br />

Auch hier ist der Vergleich natürlicher und technischer<br />

Systeme der Ausgangspunkt für ein verbessertes<br />

Material- und Prozessverständnis.<br />

Korrosionsformen natürlicher und<br />

technischer Gläser<br />

Natürliche und technische Gläser wurden ausgewählt,<br />

um Alterations- und Korrosionsformen in ihrer<br />

Beziehung zur Glaszusammensetzung, dem Verwitterungsmilieu<br />

und der Dauer der Exposition zu<br />

untersuchen. Um die Abläufe stärker systematisch<br />

im geomimetischen Ansatz zu betrachten, wurde<br />

eine Serie von Langzeitkorrosionsexperimenten mit<br />

einer Laufzeit von 500 Tagen im Temperaturbereich<br />

von 4–105°C in verschiedenen Lösungen und zuge-<br />

Lasermikroskopische Aufnahme eines verwitterten<br />

natürlichen basaltischen Glases vom mittelatlantischen<br />

Rücken, ca. 60°C für 10000 Jahre (a) und<br />

rasterelektronenmikroskopische Aufnahme eines<br />

Kalknatronsilicatglases nach Korrosion im Meerwasser<br />

bei 105°C und 500 Tagen (b).<br />

höriger Dampfphase durchgeführt. In diese Experimente<br />

wurden fünf technische Kalknatron-Silicatgläser,<br />

die in typischer Weise für solare Anwendungen<br />

eingesetzt werden, und ein basaltisches Glas eingesetzt.<br />

Zur Übertragung grundlegender Korrosionsmechanismen<br />

in Solarglasanwendungen wurden<br />

vergleichende Bewertungen der Oberfl ächenmorphologie<br />

durchgeführt. Auf beiden Proben entstehen<br />

rundliche Lösungshohlformen.<br />

Mechanische Beständigkeit von<br />

Kalknatronsilicatglas<br />

Kalknatronsilicatglas wird in der Solarindustrie<br />

bevorzugt angewendet. Durch Korrosion an der<br />

Oberfl äche kommt es zu einer Veränderung der<br />

nanomechanischen Eigenschaften. Die Sprödigkeit<br />

von Gläsern in Abhängigkeit von der Ober-<br />

Die Darstellung der Oberfl ächen mit Atomic Force<br />

Microscopy (AFM) zeigt deutlich die Veränderung der<br />

Rauigkeit der Glasoberfl äche und den Einfl uss auf<br />

die Rissbildungswahrscheinlichkeit. Eindruckform des<br />

pyramidenförmigen Indenter und der an den Ecken<br />

ausgelösten Rissbildung mit a) glatter Oberfl äche<br />

und b) markanter Oberfl ächenrauigkeit und fehlender<br />

Risse.<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

149


150<br />

fl ächenbehandlung/Bewitterung wurde mit Ein-<br />

druckexperimenten mit einem pyramidenförmigen<br />

Indenter, der zur Rissbildung in den Eindruckecken<br />

führt, untersucht. In nachfolgenden mikroskopischen<br />

Aufnahmen mit Rasterkraftmikroskopie<br />

(AFM) zeigte sich, dass glatte Oberfl ächen Rissbildung<br />

begünstigen, während diese durch raue<br />

Oberfl ächen unterdrückt wird.<br />

Mehrwert der Kooperation<br />

Hannover/<strong>Clausthal</strong> für die <strong>NTH</strong><br />

Aus der Geomimetik-Initiative ist eine Reihe<br />

von neuen, teilweise kooperativen Projekten<br />

der Antragsteller entstanden. Weiterhin wurden<br />

durch das Vorhaben internationale Aktivitäten und<br />

Kooperationen unterstützt. Dieses ist das Fundament<br />

für zukünftige Projektanträge und Drittmitteleinwerbungen<br />

an der Schnittstelle Geowissenschaften/Materialwissenschaften<br />

der <strong>NTH</strong>. Die<br />

verschiedenen Aktivitäten sind:<br />

Short Course/Summer School „Sulfur in magmas<br />

and melts and its importance for natural and technical<br />

processes – bridging Geoscience and Materials<br />

Engineering“<br />

Unterstützt von der <strong>NTH</strong>-Initiative „Geomimetik“<br />

wurde von Prof. H. Behrens und Prof. J. Deubener<br />

(zusammen mit Dr. J.D. Webster, New York) ein<br />

fünftägiger Workshop im August 2011 durchgeführt.<br />

Siehe auch www.msasulfurinmelts.org.<br />

<strong>NTH</strong>-Graduiertensc hule GeoFluxes<br />

Die Graduiertenschule GeoFluxes hat das Ziel,<br />

die Rolle von Fluid gebundenem Austausch in verschiedenen<br />

Systemen der Erde und Umwelt unter<br />

besonderer Beachtung von Georessourcen weiter<br />

zu erforschen. Die in dem <strong>NTH</strong>-Bottom-up-Projekt<br />

„Geomimetik“ durchgeführten Arbeiten waren eine<br />

wichtige Vorbereitung der Graduiertenschule im<br />

Hinblick auf eine Verknüpfung zwischen Grundlagenforschung<br />

an natürlichen Geosystemen und<br />

BOTTOM-UP-PROJEKT<br />

Exploration von Ressourcen. Die Graduiertenschule<br />

wird von den drei <strong>NTH</strong>-Universitäten sowie<br />

der Bundesanstalt für Geowissenschaften und<br />

Rohstoffe (BGR) ausgerichtet. An der Graduiertenschule<br />

sind zwei der Antragsteller, Prof. F. Holtz<br />

(2. Sprecher) und Prof. H. Behrens beteiligt. Siehe<br />

auch www.nth-geofl uxes.de.<br />

DFG Antrag „Alterationsmechanismen von basaltischen<br />

und rhyolitischen Gläsern unter Berücksichtigung<br />

der Lösungschemie und passivierender<br />

Eigenschaften von Palagonit – eine Fallstudie an<br />

den ICDP Bohrungen in Hawaii und Snake River<br />

Plain“ im SPP 1006<br />

Die Untersuchungen an natürlichen Gläsern in<br />

diesem Vorhaben ergaben eine starke Abhängigkeit<br />

des Verwitterungsverlaufes von der Lösungschemie<br />

und Beobachtungen zu umfangreicher<br />

Restsaumbildung, die eine Diffusionsbarriere für<br />

gelöste Stoffe darstellen kann und damit den Verwitterungsverlauf<br />

erheblich verlangsamt. Da diese<br />

Beobachtungen zum Teil deutlichen Neuigkeitswert<br />

haben, die Korrosion natürlicher Gläser von hoher<br />

Bedeutung für lokale und globale Nährstofffl üsse<br />

sind und um den geomimetischen Forschungsansatz<br />

weiter zu vertiefen, wurde ein Antrag von Prof.<br />

H. Behrens im SPP 1006, Internationales Kontinentales<br />

Bohrprogramm (ICDP) der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft im August 2011 gestellt<br />

und bewilligt. Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit<br />

mit der Arbeitsgruppe von Prof. J. Deubener<br />

in <strong>Clausthal</strong> durchgeführt.<br />

Gemeinsames Projekt <strong>Clausthal</strong>/Hannover im<br />

DFG-Schwerpunktprogramm SPP 1594 “Topological<br />

Engineering of Ultra-strong Glasses”<br />

In das vom Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

neu eingerichtete Schwerpunktprogramm<br />

1594 ”Topological Engineering of<br />

Ultra-strong Glasses” wurde ein gemeinsamer<br />

Projektantrag von Prof. J. Deubener und Prof. H.<br />

Behrens (Förderungsnummern DE 598/22-1, BE


1720/31-1, zusammen mit Dr. Ralf Müller von der<br />

Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung,<br />

Berlin) eingebracht. Thema des Projektes ist die<br />

Untersuchung des Einfl usses von strukturellen<br />

Parametern und Relaxationsprozessen auf die<br />

Ermüdung und die mikromechanischen Eigenschaften<br />

von Oxidgläsern. Das Projekt wurde<br />

bewilligt und im August 2012 begonnen.<br />

Vorbereitung eines Antrages für ein DFG-Graduiertenkolleg<br />

und einen Sonderforschungsbereich<br />

„FERRUM – Funktionelles Eisen in natürlichen<br />

Systemen und High-Tech Werkstoffen“<br />

An der LU Hannover ist ein neuer Antrag für ein<br />

DFG-Graduiertenkolleg mit dem Arbeitstitel „FER-<br />

RUM – Funktionelles Eisen in natürlichen Systemen<br />

und High-Tech Werkstoffen“ unter der Leitung<br />

von Prof. F. Renz (Institut für Anorganische<br />

Chemie) in Vorbereitung. Die interdisziplinäre<br />

Arbeitsgruppe, die dieses Vorhaben vorantreibt,<br />

besteht zusätzlich aus Prof. H. Behrens (Institut<br />

für Mineralogie), Prof. H. Butenschön (Institut für<br />

Organische Chemie), Dr. M. Schaper (Institut für<br />

Werkstoffkunde) und Dr. M. Jendras (Zentrum für<br />

Festkörperchemie und Neue Materialien). Das<br />

innovative Konzept sieht eine starke Verknüpfung<br />

in Forschung und Lehre in den Bereichen Chemie,<br />

Geowissenschaften und Ingenieurwissenschaften<br />

vor. Die Grundideen des „Geomimetik-Ansatzes“<br />

bilden die Basis für die enge Verfl echtung zwischen<br />

Geowissenschaften und Materialwissenschaften.<br />

Der Antrag für das DFG-Graduiertenkolleg ist<br />

Bestandteil eines langfristigen Konzeptes mit dem<br />

Ziel der Beantragung eines Sonderforschungsbereiches<br />

in 2–3 Jahren. In den SFB-Antrag sollen<br />

auch die anderen <strong>NTH</strong>-Standorte in <strong>Clausthal</strong> und<br />

Braunschweig mit eingebunden werden. Prof. J.<br />

Deubener wird als Koordinator für die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

fungieren.<br />

Projektteilnehmer<br />

Leibniz Universität Hannover,<br />

Institut für Mineralogie<br />

Prof. Dr. Harald Behrens<br />

(Sprecher des Verbundprojektes)<br />

Prof. Dr. Francois Holtz<br />

Dr. Stefan Dultz<br />

Technische Universität <strong>Clausthal</strong>,<br />

Institut für Nichtmetallische Werkstoffe<br />

Prof. Dr. Joachim Deubener<br />

Dr. Gundula Helsch<br />

Dipl.-Geow. Sandra Cramm<br />

INFORMATIONEN ZUM PROJEKT<br />

151


Forschungszentren der<br />

Mitgliedsuniversitäten<br />

9


154<br />

Das Niedersächsische Forschungszentrum<br />

Produktionstechnik (NFP)<br />

Die Produktionstechnik ist ein Kernbereich des<br />

ingenieurwissenschaftlichen Profi ls der Niedersächsischen<br />

Technischen Hochschule (<strong>NTH</strong>).<br />

Der Standort Hannover, als Herzstück dieses<br />

Forschungsbereiches, ist im Niedersächsischen<br />

Forschungszentrum Produktionstechnik (NFP) mit<br />

derzeit sechs Instituten vertreten, die sich räumlich<br />

bereits im Produktionstechnischen Zentrum<br />

Hannover zusammengeschlossen haben. Die <strong>TU</strong><br />

Braunschweig und die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> steuern die<br />

Expertise von aktuell jeweils drei Instituten bei.<br />

Die unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkte der<br />

Beteiligten decken von Arbeitswissenschaft über<br />

Biomedizintechnik bis zur Werkzeugmechanik ein<br />

breites Spektrum ab. Im NFP sollen die produktionstechnischen<br />

Kompetenzen der <strong>NTH</strong> stärker<br />

gebündelt und die Tätigkeiten besser koordiniert<br />

werden. Die disziplinübergreifende Forschung bildet<br />

hierbei das Fundament für die Arbeiten im Forschungsgebiet<br />

des NFP, welches die Produktion<br />

und ihre Wechselwirkungen mit Mensch, Markt<br />

und Umwelt umfasst.<br />

ZENTREN DER MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />

Ein Forschungsziel des NFP ist es hierbei insbesondere,<br />

das Thema Nachhaltigkeit mit seinen<br />

verschiedenen Facetten (Ökonomie, Ökologie und<br />

Soziales) in der Produktion – im Sinne einer „Blue<br />

Production“ – voranzutreiben, um hier innovative<br />

Lösungen für die Industrie zu erarbeiten. Blue<br />

Production stellt einen Unterbereich der Blue Economy<br />

dar. Das Ziel der Blue Economy – und daher<br />

auch gleichzeitig der Blue Production – ist es,<br />

unternehmerischen Mehrwert zu schaffen, Arbeitsplätze<br />

zu sichern und gleichzeitig die Umwelt zu<br />

schützen. Somit wird die Wirtschaft bzw. Produktion<br />

nachhaltig gestaltet. Blue Production basiert<br />

auf einem neuen Verständnis der Produktion, die<br />

mit Hilfe innovativer Lösungen – vorrangig durch<br />

die gezielte Symbiose von Prozessen und Ressourcen<br />

– mehr aus weniger herstellt. Die Verwendung<br />

potenzieller Abfälle als Input für neue<br />

Prozesse und Produkte ist ebenso ein Beispiel wie<br />

die Anpassung der Produktionsbedingungen an<br />

die heutigen und zukünftigen Anforderungen der<br />

Gesellschaft. Um dies zu erreichen, werden die<br />

Gesetze der Natur- und Ingenieurswissenschaften<br />

genutzt. Dabei soll nach dem Prinzip „Learning<br />

from the Past“ vorgegangen und gleichzeitig die<br />

zum Teil gegenläufi gen Ziele in den Dimensionen<br />

der Nachhaltigkeit betrachten werden.


Will die deutsche Wirtschaft im globalen<br />

Wettbewerb bestehen, muss sie in der<br />

Produktionstechnik Innovationsführer bleiben.<br />

155


156<br />

Ein weiteres Ziel des NFP ist, die herausragende<br />

Position der Produktionswissenschaft in<br />

Niedersachsen innerhalb der <strong>NTH</strong> auszubauen.<br />

Gemeinsam wollen die beteiligten Institute der drei<br />

Mitgliedsuniversitäten koordinierte Forschungsprogramme<br />

einwerben, neue Forschungsfelder<br />

erschließen und Großprojekte initiieren. Derzeit<br />

besteht das NFP als virtuelles Zentrum. Doch soll<br />

mittelfristig ein eigener Forschungsbau in Hannover<br />

entstehen. Als Leuchtturm in der Produktionstechnik<br />

will das NFP Kooperationen vor allem mit<br />

den Wirtschaftspartnern in Niedersachsen stärken<br />

und ausbauen und sich eng mit den Kompetenzzentren<br />

der zwei weiteren <strong>NTH</strong>-Standorte vernetzen:<br />

dem NFF in Braunschweig mit dem Schwerpunkt<br />

im Bereich Fahrzeugtechnik und dem NFM<br />

in <strong>Clausthal</strong> mit dem Schwerpunkt in der Materialtechnik.<br />

ZENTREN DER MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />

Prof. Peter Nyhuis<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

Niedersächsisches Forschungszentrum<br />

Produktionstechnik (NFP)


In welchen Bereichen der Produktionstechnik<br />

sehen Sie den größten<br />

Forschungs- und Verbesserungsbedarf?<br />

Nyhuis: Den größten Forschungsbedarf sehe ich<br />

in den Schnittstellen zwischen den einzelnen Forschungsdisziplinen<br />

der Produktionstechnik. Wir<br />

sind bereits sehr stark bei der Erforschung spezifi<br />

scher Fragestellungen und haben insbesondere<br />

in den letzten Jahren auch einiges im Bereich der<br />

interdisziplinären Forschung auf die Beine gestellt.<br />

Ein systematischer Ansatz fehlt jedoch an dieser<br />

Stelle vor allem im Hinblick auf die Herausforderungen<br />

der Zukunft wie beispielsweise Ökologie, globaler<br />

Wettbewerbsdruck, demografi scher Wandel<br />

oder Rohstoffverknappung. Hier soll das NFP seine<br />

Stärken zur Entfaltung bringen.<br />

Was ist Ihre Vision für das NFP in<br />

zehn Jahren?<br />

Nyhuis: In zehn Jahren stelle ich mir das NFP als<br />

ein Forschungszentrum vor, das in einem modernen<br />

Gebäude an zukunftsweisenden Fragestellungen<br />

der Produktionstechnik arbeitet. Ich stelle<br />

mir vor, dass hier Wissenschaftler aus verschiedenen<br />

Fachrichtungen unter einem Dach vereint mit<br />

modernstem Equipment arbeiten und wir hier dem<br />

Ziel einer „Blue Production“, die ökonomische,<br />

ökologische und soziale Belange berücksichtigt,<br />

Schritt für Schritt näher kommen. Unsere Ergebnisse<br />

tragen wir in die Wirtschaft oder vermitteln<br />

sie bei Besuchen einem interessierten Fachpublikum<br />

in unseren Hallen.<br />

Wäre die Gründung des NFP aus<br />

Ihrer Sicht auch ohne die <strong>NTH</strong><br />

möglich gewesen?<br />

Nyhuis: Die <strong>NTH</strong> hat die Gründung des NFP<br />

wesentlich vereinfacht. Die abgestimmten Kommunikationswege<br />

insbesondere zwischen den drei<br />

<strong>NTH</strong>-Universitäten sind kurz und man fi ndet schnell<br />

die richtigen Ansprechpartner für unser Vorhaben.<br />

So können wir auch von den Erfahrungen der anderen<br />

<strong>NTH</strong>-Forschungszentren, mit denen wir sehr<br />

eng kooperieren, profi tieren.<br />

ZENTREN DER MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN 157


158<br />

Das Niedersächsische Forschungszentrum<br />

Fahrzeugtechnik (NFF)<br />

Das Niedersächsische Forschungszentrum<br />

Fahrzeugtechnik (NFF) ist ein interdisziplinäres<br />

Zentrum der <strong>TU</strong> Braunschweig mit gleich zwei<br />

Adressen: Am Standort Wolfsburg liegt der Mobile-<br />

LifeCampus. Ein weiterer Standort entsteht am<br />

Forschungsfl ughafen in Braunschweig.<br />

Das Zentrum ist eingebettet in die <strong>NTH</strong>: Professoren<br />

aller drei Mitgliedsuniversitäten sind Mitglieder<br />

im NFF-Vorstand.<br />

Die Automobilindustrie ist der wichtigste Wirtschaftszweig<br />

in Niedersachsen. Das NFF richtet<br />

seine Forschung dabei an der Vision des „Metropolitan<br />

Car“ aus. Ziel ist, ein intelligentes, fl exibles<br />

und emissionsarmes Auto für die Großstädte der<br />

Zukunft zu entwickeln. Das Forschungskonzept<br />

betrachtet die Bedürfnisse des Autofahrers ganzheitlich<br />

und gliedert sich in vier Themenfelder.<br />

Interdisziplinär aufgestellte Teams erforschen im<br />

Verbund von Industrie und Wissenschaft die Bereiche<br />

„Das intelligente Fahrzeug“, „Das emissionsarme<br />

Fahrzeug“, „Flexible Fahrzeugkonzepte“ und<br />

„Rahmenbedingungen und Mobilitätskonzepte“.<br />

So zukunftsorientiert wie die Forschungsthemen<br />

des NFF wirkt auch das Gebäude auf dem<br />

MobileLifeCampus – optisch ähnelt es ein wenig<br />

einem zufällig gelandeten Raumschiff. Auf insgesamt<br />

1.300 Quadratmetern arbeiten dort die Institute<br />

der <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten eng mit der<br />

Forschungsgruppe „Fahrerassistenzsysteme“ der<br />

Volkswagen AG zusammen.<br />

ZENTREN DER MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />

Zur Strategie des NFF gehört, fächerübergreifende<br />

Projekte im Verbund von Industrie und Wissenschaft<br />

zu erforschen. Zudem sollen hoch qualifi<br />

zierte Nachwuchskräfte für die Fahrzeugindustrie<br />

aus- und weitergebildet werden. Für den NFF-<br />

Standort Wolfsburg steht das „intelligente Fahrzeug“<br />

im Mittelpunkt. Am Standort Braunschweig<br />

sollen die Themen „Das emissionsarme Fahrzeug“<br />

und „Flexible Fahrzeugkonzepte“ erforscht und<br />

entwickelt werden.<br />

Mitglieder des NFF sind neben der <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

je ein Institut der Leibniz Universität Hannover<br />

und des Deutschen Zentrums für Luft- und<br />

Raumfahrt Braunschweig. Die Technische Universität<br />

<strong>Clausthal</strong>, die Fraunhofer-Gesellschaft, die<br />

Hochschule für Bildende Künste Braunschweig<br />

und die Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel<br />

sind ebenso Forschungspartner wie namhafte<br />

Industrieunternehmen.<br />

Das NFF bildet mit dem Niedersächsischen Forschungszentrum<br />

für Produktionstechnik (NFP) in<br />

Hannover und dem Energie-Forschungszentrum<br />

Niedersachsen (EFZN) in Goslar eine strategische<br />

Allianz unter dem Dach der <strong>NTH</strong>.


Professor Jürgen Leohold (VW-Konzernforschung),<br />

Dr. Udo-Willi Kögler (Vorstandssprecher NFF) und Professor<br />

Jürgen Hesselbach (Präsident der <strong>TU</strong> Braunschweig) am<br />

Gebäudekomplex des NFF in Wolfsburg.<br />

ZENTREN DER MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />

159


160<br />

Dr. Udo-Willi Kögler<br />

Vorstandssprecher<br />

Niedersächsisches Forschungszentrum<br />

Fahrzeugtechnik (NFF)<br />

ZENTREN DER MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />

Herr Dr. Kögler, es wird innerhalb<br />

der Automobilindustrie von jeher viel<br />

geforscht. Warum bedarf es da eines<br />

zusätzlichen Forschungszentrums<br />

Fahrzeugtechnik?<br />

Kögler: Die fahrzeugtechnische Forschung an der<br />

<strong>TU</strong> Braunschweig – aber auch an der Leibniz Universität<br />

Hannover und der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> – hat eine<br />

lange Tradition. Diese Forschung ist eine ganz<br />

wesentliche Voraussetzung dafür, dass die deutsche<br />

Automobilindustrie so erfolgreich ist. Denn<br />

neben Produkt- und Prozessinnovationen liegt hier<br />

der Ursprung für hervorragende Nachwuchskräfte.<br />

Die Automobilindustrie ist jedoch heute geprägt<br />

durch ein hohes Maß an Zusammenarbeit unterschiedlicher<br />

Fachdisziplinen; angefangen vom<br />

Maschinenbau und der Elektrotechnik bis hin zur<br />

Informatik und Softwaretechnik, über Physik und<br />

Chemie bis hin zur Automobilwirtschaft.<br />

Mit dem Niedersächsischen Forschungszentrum<br />

Fahrzeugtechnik tragen wir dieser Entwicklung<br />

Rechnung. Wir bündeln die fahrzeugtechnische<br />

Forschung in Niedersachsen und schaffen eine<br />

Plattform für die fakultätsübergreifende Zusammenarbeit<br />

sowie für die Kooperation zwischen<br />

Wissenschaft und Wirtschaft. Gleichzeitig werden<br />

die Voraussetzungen für die Bearbeitung großer<br />

Verbundprojekte geschaffen. Damit stellen wir<br />

uns für den nationalen und internationalen Wettbewerb.


Wie profi tiert das NFF von der<br />

Niedersächsischen Technischen<br />

Hochschule, wie profi tiert die<br />

<strong>NTH</strong> vom NFF?<br />

Kögler: Das NFF ist ein Zentrum der <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

eingebettet in die <strong>NTH</strong>. Professoren und<br />

Mitarbeiter aus Hannover und <strong>Clausthal</strong> sind nicht<br />

nur Mitglieder im NFF, sondern auch im Vorstand<br />

des NFF vertreten. Die komplementären Kompetenzen<br />

sind wichtige Säulen für die Positionierung<br />

und Entwicklung des NFF. Das NFF lebt damit die<br />

Philosophie der <strong>NTH</strong> - es bringt die Kompetenzen<br />

der Partner in einem offenen Prozess zusammen.<br />

Noch eine Frage zum Spitzenclusterwettbewerb:<br />

Der „Cluster<br />

Mobility“, der vom NFF koordiniert<br />

wird, ist vom Bundesforschungsministerium<br />

nicht für die Endrunde<br />

berücksichtigt worden. Wie geht es<br />

jetzt damit weiter?<br />

Kögler: Der Cluster hat Bestand und wird sich<br />

weiterentwickeln, darin sind sich die Partner<br />

aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden und<br />

Wachstumsgesellschaften einig. Stoßrichtung ist<br />

und bleibt der intermodale Verkehr der Zukunft.<br />

Schwerpunkte der Arbeit werden die Initiierung von<br />

FuE-Projekten, die Entwicklung von akteursübergreifender<br />

Forschungsroadmaps, Wissenstransfer<br />

(Konferenzen, Symposien) und Öffentlichkeitsarbeit<br />

sein. Erfolgreiche Cluster in Deutschland verfügen<br />

über drei bis fünf Mitarbeiter für das Clustermanagement.<br />

Hier sind nun alle Partner gefordert,<br />

sich nach ihren Möglichkeiten einzubringen.<br />

Welche Erwartungen haben Sie an<br />

das NFF, was ist Ihre Vision vom<br />

NFF in 20 Jahren?<br />

Kögler: Das NFF mit seinen zurzeit zwei Standorten<br />

in Braunschweig und Wolfsburg wird in 20<br />

Jahren durch drei große Bauabschnitte am Forschungsfl<br />

ughafen Braunschweig alle relevanten<br />

Forschungsschwerpunkte der fahrzeug- und verkehrstechnischen<br />

Forschung an einem Standort<br />

zusammenfassen.<br />

Die neue Organisationsform der Projekthäuser<br />

wird die besten Forscher in Niedersachsen zur<br />

gemeinsamen Projektarbeit temporär im NFF<br />

zusammenführen. Professoren werden statt traditioneller<br />

standort- und fakultätsspezifi scher Überlegungen<br />

die Verantwortung für Ziele und Aufgaben<br />

des NFF im Rahmen der Projekthausphilosophie<br />

übernehmen.<br />

Das NFF wird eng mit einer Vielzahl von Forschungs-<br />

und Entwicklungsabteilungen mobilitätsorientierter<br />

Unternehmen kooperieren, die sich<br />

regional angesiedelt haben. Aus der Nähe und der<br />

intensiven Zusammenarbeit mit dem NFF werden<br />

neue innovative Produktideen entwickelt und der<br />

wissenschaftliche Nachwuchs rekrutiert.<br />

Meine Vision für das Jahr 2030: das NFF wird<br />

als „Wohlfühlcampus“ mit exzellenter Forschung,<br />

kreativem Umfeld und Serviceeinrichtungen vom<br />

Hotel, Kongresszentrum über den Kindergarten<br />

bis hin zur Mobilitätsinfrastruktur europaweit<br />

bekannt sein.<br />

ZENTREN DER MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN 161


162<br />

Das <strong>Clausthal</strong>er Zentrum für Materialtechnik (CZM)<br />

Die Bauarbeiten für das <strong>Clausthal</strong>er Zentrum für<br />

Materialtechnik (CZM) schreiten zügig voran. Nach<br />

der Grundsteinlegung durch die Niedersächsische<br />

Wissenschaftsministerin, Professor Johanna<br />

Wanka, am 26. Juli 2012 ist nur drei Monate später<br />

am 17. Oktober im Beisein von Finanzminister<br />

Hartmut Möllring aus Hannover Richtfest gefeiert<br />

worden. In das Zentrum für Materialtechnik werden<br />

neben <strong>Clausthal</strong>er Wissenschaftlern auch<br />

Werkstoffexperten der Maschinenbau-Fakultäten<br />

der Universitäten in Braunschweig und Hannover<br />

eingebunden. Das hochschulübergreifend angelegte<br />

Forschungszentrum für Materialtechnik entspricht<br />

somit in idealer Weise dem Konzept der<br />

Niedersächsischen Technischen Hochschule und<br />

soll später in ein Niedersächsisches Forschungszentrum<br />

für Materialtechnik (NFM) überführt werden.<br />

„Die Materialwissenschaften stellen an der <strong>TU</strong><br />

<strong>Clausthal</strong> ein wesentliches Kompetenzmerkmal<br />

dar“, betont Universitätspräsident Professor Thomas<br />

Hanschke. „In der Symbiose von Maschinenbau<br />

und Materialtechnik entsteht mit dem <strong>Clausthal</strong>er<br />

Zentrum für Materialtechnik ein wichtiger,<br />

einzigartiger Akzent in der niedersächsischen<br />

Forschungslandschaft.“ Das CZM, in dem Wissenschaftler<br />

unterschiedlicher Fachgebiete Forschungsprojekte<br />

interdisziplinär bearbeiten werden,<br />

öffne eine Tür für neue Kooperationsformen<br />

zwischen Universität und Industrie. Außerdem entstehe<br />

mit dem CZM der größte Forschungsneubau<br />

in der Oberharzer Universitätsstadt seit 1990.<br />

ZENTREN DER MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />

Im CZM wird die Materialforschung gebündelt.<br />

„Wir betreiben Forschung für Metalle, Kunststoffe,<br />

Keramiken/Gläser sowie Verbundwerkstoffe und<br />

Werkstoffverbunde. Ziel ist es, neue Werkstoffe zu<br />

entwickeln und ihre Kombination zu Verbundwerkstoffen<br />

zu prüfen“, so Professor Volker Wesling,<br />

<strong>TU</strong>-Vizepräsident für Forschung und Technologietransfer<br />

sowie Vorstandssprecher des CZM.<br />

Verläuft weiter alles planmäßig, soll das Experimental-<br />

und Versuchsgebäude, in dem später 30 wissenschaftliche<br />

Mitarbeiter beschäftigt sein werden,<br />

Ende 2013 fertiggestellt sein. Die Gesamtkosten<br />

belaufen sich inklusive Ersteinrichtung sowie der<br />

Sanierung der beiden eingebundenen alten Institutsgebäude<br />

auf exakt 13,67 Millionen Euro. Neben<br />

rund 8,9 Millionen Euro an Landesmitteln sind darin<br />

rund vier Millionen Euro Fördergelder aus dem<br />

Europäischen Fonds für regionale Entwicklung<br />

(EFRE) enthalten. Die Universität selbst steuert<br />

einen Eigenanteil von 800.000 Euro bei.<br />

Grundsätzlich gelten neue Werkstoffe und Materialien<br />

als Themen der Zukunft. „Nur wenn das kontinuierlich<br />

zunehmende Wissen der Material- und<br />

Werkstoffwissenschaften unmittelbar und kurzfristig<br />

dem Anwender zur Verfügung gestellt wird,<br />

besteht die Möglichkeit, unsere ständig knapper<br />

werdenden Ressourcen optimal und ökonomisch<br />

sinnvoll einzusetzen“, heißt es im Leitbild des<br />

anwendungsnahen Zentrums. Hierzu sei insbesondere<br />

der Dialog zwischen Anwender und Entwickler<br />

notwendig, um einen möglichst reibungslosen<br />

Wissenstransfer zu gewährleisten. Organisiert<br />

wird die Forschung im CZM in insgesamt neun<br />

Arbeitskreisen.


Das <strong>Clausthal</strong>er Zentrum für Materialtechnik ist<br />

der größte Forschungsneubau in der Oberharzer<br />

Universitätsstadt seit 1990.<br />

163


164<br />

Prof. Gerhard Ziegmann<br />

Vorstandsmitglied<br />

<strong>Clausthal</strong>er Zentrum für Materialtechnik (CZM)<br />

ZENTREN DER MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />

Wann kann die Forschung im neuen<br />

Gebäude losgehen?<br />

Ziegmann: Wir hoffen, ab Oktober 2013 in die<br />

Labore, Büros sowie die Versuchshalle einziehen<br />

und erste Experimente vornehmen zu können. Ziel<br />

ist es, später einmal 30 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />

zu beschäftigen, die aus Landes- bzw. Drittmitteln<br />

fi nanziert werden.<br />

Das <strong>Clausthal</strong>er Zentrum für Materialtechnik<br />

soll später in das Niedersächsische<br />

Forschungszentrum für<br />

Materialtechnik übergehen. Ändert<br />

sich dadurch etwas?<br />

Ziegmann: Neuer Name, gleicher Inhalt. Das<br />

heißt: Die Zusammenarbeit von Werkstoffwissenschaftlern<br />

und Maschinenbauern macht nach wie<br />

vor das Zentrum aus. Die Organisationsstruktur<br />

im Vorstand mit drei Vertretern der Technischen<br />

Universität <strong>Clausthal</strong> bleibt erhalten, hinzu kommt<br />

jeweils ein Vertreter der <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten<br />

aus Hannover und Braunschweig.<br />

Welche Materialien werden in dem<br />

Zentrum betrachtet?<br />

Ziegmann: Im CZM bietet sich eine große Band-<br />

breite von Möglichkeiten. Es geht um die gesamte<br />

Werkstoffpalette. Insbesondere durch die Kombination<br />

von Werkstoffen soll deren Leistungsfähigkeit<br />

gesteigert werden. Dort, wo in bewegten<br />

Strukturen hohe Geschwindigkeiten oder<br />

Beschleunigungen auftreten, wo ein Bauteil also<br />

besondere Anforderungen erfüllen muss, werden<br />

Materialkombinationen immer gefragter. Im<br />

CZM gilt es, Materialkombinationen unter Leichtbau-<br />

oder Energiesparaspekten zu fi nden und<br />

Prozesse zu entwickeln, diese Kombinationen im<br />

Hinblick auf die jeweilige Anwendung optimal zu<br />

verarbeiten.


Womit beschäftigen sich die Wissenschaftler<br />

konkret, können Sie einige<br />

Beispiele nennen?<br />

Ziegmann: Geforscht wird beispielsweise zum<br />

Lasermelting und Lasersintern sowie an der Entwicklung<br />

von Nanomaterialien. Andere Wissenschaftler<br />

beschäftigen sich zusammen mit dem<br />

Orthopädiehersteller Otto Bock in Duderstadt mit<br />

Aspekten des Langzeitverhaltens von Prothesen.<br />

Eine weitere Frage lautet: Wie koppelt man Kunststoff<br />

an Blech, um das Gewicht im Fahrzeugbau zu<br />

reduzieren. Eine Richtung, die in Niedersachsen<br />

stark vertreten ist, ist auch der Luftfahrtbereich mit<br />

dem Thema der Faserverbunde – um nur einige<br />

Ansätze im CZM zu nennen.<br />

ZENTREN DER MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN 165


166<br />

Das Energie-Forschungszentrum<br />

Niedersachsen (EFZN)<br />

Niedersachsen ist ein Land voller Energie. Etwa<br />

90 Prozent der deutschen Erdgas- und ein Drittel<br />

der deutschen Erdölförderung stammen aus<br />

dem Flächenland. Doch die Ressourcen werden<br />

weltweit knapp. Energieforschung ist daher ein<br />

lebenswichtiges Thema. Zahlreiche Einrichtungen<br />

in Niedersachsen arbeiten daran, die Abhängigkeit<br />

von den endlichen fossilen Energieträgern zu<br />

verringern und neue Wege zu einer nachhaltigen<br />

Energienutzung zu fi nden. Weil die Fragestellungen<br />

so komplex sind, ist die Zusammenarbeit von<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlicher<br />

energierelevanter Disziplinen gefragt.<br />

Das Energie-Forschungszentrum Niedersachsen<br />

(EFZN) wurde im Juni 2010 offi ziell auf dem Goslarer<br />

Energie-Campus der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> eingeweiht.<br />

Dort arbeiten rund 80 Forscherinnen und Forscher<br />

aus Natur- und Ingenieurwissenschaften, Rechtsund<br />

Sozialwissenschaften sowie Wirtschaftswissenschaften<br />

fächerübergreifend an etwa 50<br />

Projekten zum Thema Energie. Im Fokus stehen<br />

Fragen zur gesamten Energiegewinnungs- und<br />

Energieverwertungskette von der Rohstoffquelle<br />

bis zur Entsorgung. Die Schwerpunkte liegen auf<br />

den Themen „Tiefe Geothermie“, „Energiesysteme<br />

und Speicher“ sowie „Materialwissenschaftliche<br />

Energieforschung“.


Das EFZN will als wissenschaftliche Einrichtung<br />

der Technischen Universität <strong>Clausthal</strong> in Kooperation<br />

mit den <strong>NTH</strong>-Universitäten Braunschweig und<br />

Hannover sowie den Universitäten Oldenburg und<br />

Göttingen aber nicht nur technologisches Wissen<br />

aufbauen. Ebenso wichtig ist der konzentrierte<br />

Aufbau einer Expertise auf den Gebieten Politik,<br />

Recht, Wirtschaft und Akzeptanz im Energiebereich.<br />

Prof. Dr. Hans-Peter Beck<br />

Vorstandsvorsitzender des EFZN<br />

„ Technisch ist im Energiebereich<br />

fast alles machbar.<br />

Die Frage ist jedoch, was<br />

möchte die Gesellschaft<br />

und was sind wir bereit, für<br />

neue Wege in der Energie-<br />

“<br />

wirtschaft zu bezahlen?<br />

ZENTREN DER MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN 167


<strong>NTH</strong>-Sinfonieorchester<br />

10


170<br />

<strong>NTH</strong>-Sinfonieorchester<br />

Wie gut sich die drei Mitgliedsuniversitäten der<br />

Niedersächsischen Technischen Hochschule<br />

austauschen und zusammenarbeiten, zeigen sie<br />

auf wissenschaftlicher Ebene. Dass man diese<br />

Synergieeffekte auch hören kann, beweist das<br />

<strong>NTH</strong>-Sinfonieorchester. Die Musiker der Technischen<br />

Universitäten Braunschweig und <strong>Clausthal</strong><br />

sowie der Leibniz Universität Hannover haben am<br />

28. Januar 2011 auf der Feier zur Übergabe des<br />

<strong>NTH</strong>-Sitzes in Braunschweig erstmals gemeinsam<br />

gespielt. Das harmonische Zusammenwirken<br />

war dermaßen beeindruckend, dass die Musiker<br />

inzwischen vier erfolgreiche Konzerte gegeben<br />

haben: im Herbst 2011 auf dem MobileLifeCampus<br />

in Wolfsburg und in der Landesmusikakademie<br />

in Wolfenbüttel sowie im Herbst 2012 in der<br />

Aula Academica in <strong>Clausthal</strong>-Zellerfeld und in der<br />

Goslarer Kaiserpfalz.<br />

Konzert in der Landesmusikakademie in Wolfenbüttel.<br />

„Das gute Zusammenspiel der Musiker steht als<br />

akustisches Symbol für die gute Zusammenarbeit<br />

der <strong>NTH</strong> in der Forschung“, sagt Professor<br />

Thomas Hanschke. Der Vorsitzende des <strong>NTH</strong>-<br />

Präsidiums in 2011 und 2012 sowie Präsident der<br />

<strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> ist der Ideengeber und Initiator des<br />

<strong>NTH</strong>-Sinfonieorchesters.<br />

Das Programm in 2011 bot mit Tschaikowskis Klavierkonzert<br />

Nr. 1, Soundtracks aus „Star Trek“ und<br />

„James Bond“ sowie Gershwins „Ein Amerikaner in<br />

Paris“ eine höchst abwechslungsreiche Mischung<br />

aus Klassik, Filmmusik und symphonischer Jazz-<br />

Komposition. Das Klavierkonzert wurde von einer<br />

Studentin der Musikhochschule Hannover, Eunseo<br />

Lee, gespielt, so dass der Universitätsreigen<br />

des <strong>NTH</strong>-Orchesters um eine vierte Hochschule<br />

erweitert wurde.


Das Yoon Trio.<br />

Die beiden Aufführungen im Jahr 2012 begannen<br />

mit dem „Tripelkonzert“ von Ludwig van Beethoven.<br />

Dieses Werk wurde bewusst gewählt, um die<br />

Zusammenarbeit der drei Universitäten darzustellen.<br />

Dabei zeigte sich die <strong>NTH</strong> wiederum offen<br />

für andere Hochschulen und wurde unterstützt<br />

vom „Yoon Trio“ der Hochschule für Musik, Theater<br />

und Medien Hannover. Die bereits international<br />

ausgezeichneten Musikerinnen übernahmen<br />

die Solo-Partien für Geige, Cello und Klavier. Alle<br />

vier Konzerte, gefördert von der Volkswagen AG<br />

und dem Verein von Freunden der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>,<br />

kamen beim Publikum hervorragend an.<br />

Aus der Ansprache des Vorsitzenden<br />

des Präsidiums der <strong>NTH</strong>:<br />

Prof. Dr. Thomas Hanschke<br />

am 18. November 2012 in der<br />

Aula der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

„...Was für die Wissenschaft die <strong>NTH</strong> ist, ist<br />

für die Musik das Tripelkonzert von Beethoven.<br />

Drei Solisten, die untereinander und mit<br />

dem Orchester wetteifern. Das Orchester als<br />

Symbol für die drei Mitgliedsuniversitäten, das<br />

Klaviertrio als Symbol für die drei geborenen<br />

Präsidenten und der Dirigent als Symbol für<br />

die um Takt und Harmonie ringende Ministerin.<br />

Und alles wie in der Wirklichkeit: das Präsidium<br />

mit vorwärts drängender Rhythmik und<br />

die Hochschulgemeinschaft als ebenbürtiger<br />

Widerpart.<br />

Die <strong>NTH</strong> ist in Europa nicht der einzige Universitätszusammenschluss.<br />

Aber die <strong>NTH</strong> ist<br />

der einzige Zusammenschluss mit eigenem<br />

Orchester.<br />

Die Star-Besetzung für das Triplekonzert von<br />

Beethoven wären natürlich die drei geborenen<br />

Präsidenten der Niedersächsischen Technischen<br />

Hochschule. Aber davon sind wir noch<br />

weit entfernt. Vielleicht sollte man bei zukünftigen<br />

Ausschreibungen stärker darauf achten....“<br />

<strong>NTH</strong>-SINFONIEORCHESTER 171


172<br />

Rainer Klugkist<br />

Leiter des <strong>NTH</strong>-Sinfonieorchesters<br />

<strong>NTH</strong>-SINFONIEORCHESTER<br />

Rainer Klugkist hat in Hannover und Dresden<br />

Geige, Gesang und Dirigieren studiert und verfügt<br />

über eine langjährige Erfahrung als Chorund<br />

Orchesterleiter. Seit zehn Jahren leitet er die<br />

Fachgruppe Musik an dem Hannoveraner Gymnasium<br />

Tellkampfschule. Dort arbeitet er daran, das<br />

musikalische Profi l der Schule zu entwickeln und<br />

die musikalische Ausbildung der Schüler weiter zu<br />

verbessern. Seit dem Wintersemester 2002/2003<br />

leitet Klugkist zudem das Sinfonieorchester der <strong>TU</strong><br />

<strong>Clausthal</strong>.<br />

Wie kam es zur Bildung des<br />

<strong>NTH</strong>-Orchesters?<br />

Klugkist: Der Präsident der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>, Professor<br />

Hanschke, hatte die Idee, aus Musikern der<br />

drei <strong>NTH</strong>-Hochschulen ein gemeinsames Orchester<br />

zu bilden. Die Idee hinter dem gemeinsamen<br />

musikalischen Projekt war, dass sich die Studierenden<br />

kennen lernen und die Ensembles durch<br />

den Austausch neue Impulse gewinnen. Zusätzlich<br />

sind die Konzerte eine schöne Möglichkeit,<br />

einem breiten Publikum die Zusammenarbeit der<br />

drei Universitäten sinnlich erfahrbar zu machen.<br />

Es gibt auch Dirigenten an der Leibniz<br />

Universität Hannover und der <strong>TU</strong> Braunschweig.<br />

Warum haben Sie die zusätzliche<br />

Arbeit übernommen?<br />

Klugkist: Professor Hanschke gab mir den Auftrag,<br />

in Hinblick auf den <strong>NTH</strong>-Sitzwechsel nach<br />

<strong>Clausthal</strong> einen ersten Versuch zu unternehmen,<br />

aus den drei Universitäten Musiker zu gewinnen,<br />

die bei der Übergabefeier in Braunschweig einen<br />

musikalischen Beitrag leisten sollten. Da die Präsidentschaft<br />

derzeit noch in <strong>Clausthal</strong> liegt, haben<br />

wir uns als Gastgeber verstanden und die Musiker<br />

aus Hannover und Braunschweig in den Harz<br />

eingeladen. Das <strong>Clausthal</strong>er Sinfonieorchester<br />

bildete hierfür das Gerüst, Musiker aus Hannover<br />

und Braunschweig kamen hinzu. Ein erstes<br />

großes gemeinsames Programm wurde dann im


Eunseo Lee spielt Tschaikowskis Klavierkonzert Nr. 1.<br />

Herbst 2011 erarbeitet und – wie ich fi nde – sehr<br />

erfolgreich aufgeführt.<br />

Wie unterscheidet sich die Arbeit<br />

mit dem <strong>NTH</strong>-Orchester zu Ihrer<br />

Tätigkeit an der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>?<br />

Klugkist: Die Zusammenarbeit mit Hannover<br />

und Braunschweig gebietet es, die Termine so zu<br />

legen, dass die Konzertvorbereitungen der Semesterabschlusskonzerte<br />

im Juli und Februar in Hannover<br />

und Braunschweig darunter nicht leiden.<br />

Bisher war es also immer so, dass wir „um diese<br />

Konzerte herum planen“ mussten. Daraus ergeben<br />

sich bestimmte, sehr begrenzte Zeitfenster, in<br />

denen dieses Projekt durchgeführt werden kann.<br />

Wir haben deshalb bisher immer versucht, dieses<br />

Projekt an zwei gemeinsamen Probewochenenden<br />

zu erarbeiten und aufzuführen. Da die Werke<br />

aber zum Teil einen längeren Vorlauf verlangen,<br />

haben wir mit den <strong>Clausthal</strong>er Musikern schon in<br />

den Semesterferien eine Reihe von Extraproben<br />

durchgeführt und auch die ersten Wochen unse-<br />

res eigenen Semesters dafür verwendet. Durch<br />

notwendige weitere Aushilfen – etwa Kontrafagott,<br />

Tuba und Schlagzeug für die Symphonic Dances<br />

(West Side Story) – wird die Organisation der Proben<br />

zu einer schwierigen Aufgabe.<br />

Nach welchen Kriterien suchen Sie die<br />

Stücke aus? Haben Sie Lieblingskomponisten?<br />

Wie ist der Schwierigkeitsgrad?<br />

Klugkist: Der Schwierigkeitsgrad der Stücke richtet<br />

sich nach der zur Verfügung stehenden Probenzeit.<br />

Dennoch wollen wir anspruchsvolle und<br />

reizvolle Werke spielen. Für ein Programm, das<br />

zwar leicht zu realisieren ist, aber musikalisch<br />

reizlos ist, werden die Musiker aus Hannover und<br />

Braunschweig den Weg in den Harz nicht auf sich<br />

nehmen. Des Weiteren spielt die Besetzung eine<br />

Rolle. Wenn ich weiß, dass aus Hannover und<br />

Braunschweig mehrere gute Blechbläser kommen<br />

möchten, muss ich Stücke fi nden, die diese auch<br />

angemessen berücksichtigt. Es sollte auch immer<br />

eine kleine Herausforderung dabei sein.<br />

<strong>NTH</strong>-SINFONIEORCHESTER<br />

173


174<br />

Gibt es Vorgaben, etwa von<br />

Seiten des <strong>NTH</strong>-Präsidiums?<br />

Klugkist: Professor Hanschke lässt uns da völlig<br />

freie Hand. Dennoch hat er großen musikalischen<br />

Sachverstand und macht sehr gute Vorschläge.<br />

Das Tripelkonzert von Beethoven für die Konzertreihe<br />

zum Jahresende 2012 zu spielen, war seine<br />

Idee.<br />

Wer darf mitspielen?<br />

Klugkist: Jeder, der Mitglied in den Mitgliedsuniversitäten<br />

der <strong>NTH</strong> oder den Orchestern ist und<br />

sich dem Gedanken der <strong>NTH</strong> verbunden fühlt, ist<br />

bei uns herzlich willkommen.<br />

Wie ist die Altersstruktur des Orchesters,<br />

wie hoch ist der Frauenanteil?<br />

Klugkist: Die Altersstruktur ist sehr gemischt. Die<br />

jüngsten Musiker sind 18 Jahre alt, die ältesten<br />

über 50. Dennoch liegt der Schwerpunkt im Studentenalter.<br />

Wie bringen Sie das Thema <strong>NTH</strong><br />

musikalisch zum Ausdruck<br />

(falls das überhaupt möglich ist)?<br />

Klugkist: Im Falle des Tripelkonzertes war das<br />

leicht möglich: Drei Solisten, die ihre Eigenständigkeit<br />

und musikalische Eigenheit haben, die sich<br />

gegenseitig ergänzen, begleiten, zuhören, aber<br />

auch ihren solistischen Auftritt haben. Wenn das<br />

Werk gut komponiert ist, die Mitglieder gute Musiker<br />

sind und der Dirigent das zusammenhält, wird<br />

das tolle Musik. Wenn sich einer nur profi lieren will,<br />

wird es nichts. Wir legen auch Wert darauf, dass<br />

sich die Musiker im Orchester gut mischen. Wir<br />

haben zum Beispiel die Aufgabe des Konzertmeisters<br />

zwischen Braunschweig und <strong>Clausthal</strong> geteilt.<br />

Am ersten Pult der Cellisten saßen ebenfalls Musiker<br />

aus Braunschweig und <strong>Clausthal</strong>. Auch im<br />

Blech wurden die Aufgaben gerecht verteilt.<br />

<strong>NTH</strong>-SINFONIEORCHESTER<br />

Was reizt Sie an der Aufgabe?<br />

Klugkist: Menschlich wie musikalisch ist das sehr<br />

reizvoll. Durch die Zusammenkunft der Musiker<br />

aus den drei Standorten entsteht eine besondere<br />

Atmosphäre. Es ist so etwas wie ein kleines<br />

Orchestertreffen. Man lernt neue Menschen<br />

kennen, musiziert und feiert auch miteinander.<br />

Musikalisch ergeben sich neue Möglichkeiten, da<br />

die Besetzung größer ist als wir es in <strong>Clausthal</strong><br />

bei unseren normalen Proben gewohnt sind. Die<br />

„Symphonic Dances“ aus der West Side Story<br />

oder die Stücke aus den „Planeten“ von Gustav<br />

Holst, die wir im letzten Programm gespielt haben,<br />

hätten wir alleine mit den <strong>Clausthal</strong>er Musikern<br />

vermutlich nicht gespielt.<br />

Machen Sie weiter, wenn der<br />

Sitz nach Hannover wechselt?<br />

Klugkist: Zu dieser Frage gibt es bereits einen<br />

Präsidiumsbeschluss: Es besteht Einvernehmen,<br />

dass das <strong>NTH</strong>-Sinfonieorchester über den<br />

Sitzwechsel 2012/13 hinaus unter der Projektleitung<br />

der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> verbleibt. Das freut Herrn<br />

Hanschke und mich natürlich.


Im Atrium des MobilLifeCampus in Wolfsburg gab das<br />

<strong>NTH</strong>-Sinfonieorchester seine Konzertpremiere und spielte<br />

Tschaikowskis Klavierkonzert Nr. 1.<br />

175


Studierende in Aktion<br />

11


178<br />

Lebendige Zusammenarbeit in der Uni-Allianz:<br />

Architekturwettbewerb unter Studierenden<br />

Wie lässt sich die Grünfl äche gegenüber der Claus-<br />

thaler Mensa zu einem zentralen Campusgelände<br />

ausgestalten? Diese Frage stand im Mittelpunkt<br />

eines Architekturwettbewerbs für Studierende.<br />

Den ersten Preis und 1000 Euro gewannen Marie<br />

Henze und Julia Jakisch von der Leibniz Universität<br />

Hannover für ihren Entwurf „Graslandschaften“.<br />

Übergeben wurde die Auszeichnung im Rahmen<br />

einer Präsidiumssitzung der <strong>NTH</strong> im Februar 2011<br />

im Senatssitzungszimmer der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>.<br />

<strong>Clausthal</strong>er Studierende der AG Campuskonzept<br />

hatten den Wettbewerb unter dem Motto „Von Studenten<br />

für Studenten“ ausgeschrieben. „Im Ergebnis<br />

präsentierte sich die Aktion als ein Beweis für<br />

die lebendige Zusammenarbeit in der Niedersächsischen<br />

Technischen Hochschule“, sagte Professor<br />

Thomas Hanschke, Präsident der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong><br />

und zugleich Präsidiumsvorsitzender der <strong>NTH</strong>,<br />

bei der Preisverleihung. Denn insbesondere angehende<br />

Architekten und Landschaftsarchitekten der<br />

<strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten in Braunschweig und<br />

Hannover hatten sich engagiert, um der Partner-<br />

Uni in <strong>Clausthal</strong> gute Vorschläge zu unterbreiten.<br />

Hinter dem Siegerteam aus Hannover landeten<br />

die Braunschweiger Studierenden Florian Rüster<br />

und Johanna Hoffmann mit ihren Ideen auf den<br />

Plätzen zwei und drei. „Eine optimale Ergänzung<br />

der <strong>NTH</strong>-Unis“, betonte auch Jan Oliver Kammesheidt<br />

von der AG Campuskonzept.<br />

Anlass für den Wettbewerb war, dass sich die<br />

<strong>Clausthal</strong>er Studierendenschaft einen zentralen,<br />

belebten Treffpunkt zwischen Mensa und Universitätsbibliothek<br />

wünscht. Der Siegerentwurf aus<br />

Hannover sieht eine Modellierung des Geländes<br />

durch aufgeschüttete, begrünte Hügel vor. Aufgelockert<br />

wird das Terrain durch Kiesbereiche. „Grillund<br />

Liegefl ächen sind ebenso vorgesehen wie<br />

ein Holzdeck für Veranstaltungen und Platz zum<br />

Volleyball- oder Frisbeespielen“, erläuterten Marie<br />

Henze und Julia Jakisch. Interesse riefen auch die<br />

anderen eingereichten Arbeiten hervor. So schlug<br />

der Braunschweiger Florian Rüster den Bogen zur<br />

alten Bergakademie, indem er das Gelände durch<br />

einen Stollengang umschließen würde.<br />

Nach der Preisverleihung hatten die <strong>Clausthal</strong>er<br />

Studierenden für die Gewinner ein Programm mit<br />

Campusbegehung, Stadtführung und Abendveranstaltung<br />

in einer Studentenkneipe arrangiert.<br />

Vor 100 jungen Menschen erläuterten die Hannoveranerinnen<br />

in lockerer Atmosphäre ihren Siegerentwurf<br />

und entfachten eine engagierte Diskussion.<br />

Fazit: Das Ziel, auch den Austausch unter<br />

den <strong>NTH</strong>-Studierenden zu fördern, wurde erreicht.


179


180<br />

Die Lehre im Sucher: Studierende machen sich<br />

ein Bild von der <strong>NTH</strong><br />

Sie hatten die Lehre fest im Blick: Fünf Studierende<br />

der Niedersächsischen Technischen Hochschule<br />

konnten beim <strong>NTH</strong>-Fotowettbewerb mit<br />

ihren Einsendungen die Jury – bestehend unter<br />

anderem aus den zwei Vizepräsidentinnen und<br />

dem Vizepräsidenten für Studium und Lehre der<br />

<strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten – überzeugen. Sie<br />

waren dem Aufruf „Macht euch ein Bild von der<br />

Lehre!“ gefolgt und hatten sich mit einem Symbolfoto<br />

für die Seiten „Studium und Lehre“ der <strong>NTH</strong>-<br />

Homepage beworben. Die Preisträger nahmen<br />

ihre Urkunden auf der <strong>NTH</strong>-Jahresversammlung<br />

am 13. April 2012 persönlich aus der Hand der<br />

Niedersächsischen Wissenschaftsministerin Prof.<br />

Johanna Wanka entgegen.<br />

Drei Einzelbewerbern und einem Zweierteam<br />

gelang es auf ganz unterschiedliche Art, die<br />

schwierigen Vorgaben (extremes Querformat,<br />

Symbolgehalt, Qualität) erfolgreich umzusetzen.<br />

Absoluter Favorit der Jury war das Siegerfoto, das<br />

die Schriftzüge „Study“ und „<strong>NTH</strong>“ mit Hilfe einer<br />

umgesteckten Computertastatur verbindet (siehe<br />

Seiten 24/25). Die 21 Jahre alte Fotografi n Nele<br />

Fülscher studiert Architektur an der Leibniz Universität<br />

Hannover.<br />

Ob die Teilnehmer durch eine Rundmail an die<br />

Studierenden, durch Flyer oder Poster auf den<br />

Wettbewerb aufmerksam geworden sind – alle<br />

sind so erstmals bewusst mit der Existenz der<br />

<strong>NTH</strong> konfrontiert worden. Und so konnte neben<br />

dem offensichtlichen Motiv für den Wettbewerb –<br />

die optische Verbesserung der <strong>NTH</strong>-Homepage<br />

– auch ein nicht ganz so vordergründiges Ziel<br />

erreicht worden: die Studierenden auf die <strong>NTH</strong>-<br />

Allianz aufmerksam zu machen.


181


182<br />

Aktiver Wanderer zwischen den Universitäten:<br />

Der <strong>Clausthal</strong>er Student Johannes Umbach<br />

nutzt die Möglichkeiten der <strong>NTH</strong><br />

Vielfältiger, größer, bunter – das soll die Niedersächsische<br />

Technische Hochschule auch für Studierende<br />

sein. „Mehr Möglichkeiten, im Verlaufe<br />

des Studiums je nach Interessenschwerpunkt an<br />

den jeweils anderen Standorten Lehrveranstaltungen<br />

zu besuchen”, verspricht die Universitätsallianz.<br />

Johannes Umbach hat die <strong>NTH</strong> beim Wort<br />

genommen. Der 24-Jährige studiert „Energiesystemtechnik“<br />

an der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>, nutzte im Wintersemester<br />

2011/2012 und im darauffolgenden<br />

Sommersemester aber auch das Angebot der<br />

Leibniz Universität Hannover. Dort besuchte er<br />

Vorlesungen des Instituts für Energieversorgung<br />

und Hochspannungstechnik.


„Auf der Suche nach Angeboten über Studienarbeiten<br />

bin ich auf den Internet-Seiten des Instituts<br />

in Hannover auf die Vorlesungen aufmerksam<br />

geworden“, erzählt Umbach. Ausschlaggebend<br />

bei der Entscheidung sei ausschließlich der Vorlesungsinhalt<br />

gewesen. Die Dozenten waren ihm<br />

damals nicht bekannt. Doch bevor der Student<br />

so richtig loslegen konnte, galt es noch organisatorische<br />

Herausforderungen zu bewältigen.<br />

„Anfänglich gab es einige Probleme mit dem prüfungsrechtlichen<br />

und studientechnischen Umgang<br />

mit einem <strong>NTH</strong>-Studenten“, berichtet der 24-Jährige.<br />

Im Normalfall benötigen externe Studierende<br />

einen Gasthörerschein. Andererseits ist jeder Studierende<br />

an einer der drei <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten<br />

auch Studierender der <strong>NTH</strong>. Da es bisher<br />

jedoch einen solchen Fall wie Umbach nicht gab,<br />

waren die Voraussetzungen noch nicht geklärt.<br />

„Die Mitarbeiter des Instituts waren von Anfang<br />

an sehr bemüht und haben mich unterstützt“,<br />

sagt er. Auch die <strong>NTH</strong>-Referentin für Studium und<br />

Lehre, Dr. Helga Beste, hatte sich eingesetzt und<br />

ermöglicht, dass der <strong>Clausthal</strong>er Student an den<br />

Vorlesungen der Leibniz Universität teilnehmen<br />

und auch eine anschließende Prüfung absolvieren<br />

durfte. Die Strecke nach Hannover bewältigte<br />

Johannes Umbach mit dem Auto. Wegen des nicht<br />

unerheblichen Zeitaufwandes entschied er sich<br />

für den Besuch einer Blockveranstaltung. Sein<br />

Beispiel machte sogar schon Schule. „Bei meiner<br />

letzten Vorlesung ist ein Kommilitone aus <strong>Clausthal</strong><br />

mitgekommen, der im Anschluss diese Veranstaltung<br />

auch sehr positiv wahrgenommen hat.“<br />

Dass nicht mehr Studierende diese Möglichkeit<br />

nutzen, liegt nach Ansicht Umbachs am „abschreckenden<br />

Zeitverlust bei der Anreise“. Eine Lösung<br />

für dieses Problem sieht er in Videoübertragungen,<br />

die Veranstaltungen an den verschiedenen<br />

Standorten zugänglich machen könnten. Vom<br />

Sinn solcher Angebote ist der Student vollkommen<br />

überzeugt. „Die <strong>NTH</strong> eröffnet tolle neue<br />

Möglichkeiten, weitere Vorlesungen mit anderen<br />

Schwerpunkten und Dozenten zu hören“,<br />

schwärmt er. Dadurch biete sich ein viel breiteres<br />

Spektrum, Themenbereiche aus verschiedenen<br />

Blickwinkeln zu betrachten und dadurch eine<br />

ganz andere Bewertungsmöglichkeit zu erlangen<br />

– eine einzigartige Chance, die man als Studierender<br />

unbedingt nutzen sollte, fi ndet Umbach.<br />

Angebote und Chancen aktiv zu nutzen, ist offenbar<br />

ein ausgeprägter Wesenszug des 24-Jährigen.<br />

Seit Beginn seines Studiums spielt er als Klarinettist<br />

im Orchester der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>. Mit Beginn des<br />

dritten Semesters wurde er sogar Sprecher des<br />

Orchesters, engagierte sich darüber hinaus als<br />

Vertreter der Studierendenschaft in den Senaten<br />

der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> und der <strong>NTH</strong>. Außerdem bietet<br />

er wöchentliche Tutorien für Elektrotechnik und<br />

Energiesysteme an. In Sachen <strong>NTH</strong> ist Umbach<br />

allerdings nur noch musikalisch unterwegs und hat<br />

an den Konzerten des <strong>NTH</strong>-Sinfonieorchesters im<br />

November und Dezember 2012 in <strong>Clausthal</strong> und<br />

Goslar teilgenommen. Demnächst wird die Zeit<br />

dafür etwas knapper. Dann wird er sich seiner Diplomarbeit<br />

widmen.<br />

S<strong>TU</strong>DIERENDE IN AKTION<br />

183


Aus den<br />

Mitgliedsuniversitäten<br />

12


186<br />

Technische Universität Braunschweig<br />

Rückblick auf die Jahre 2011 und 2012 an der<br />

Technischen Universität Braunschweig.<br />

Forschung<br />

Luft- und Raumfahrttechnik: Im Juni 2012 wurde<br />

der Forschungsbau „Campus Forschungsfl ughafen“<br />

eröffnet. 28 Millionen Euro haben Bund, Land<br />

und <strong>TU</strong> Braunschweig in den neuen Forschungsbau<br />

und die neun geplanten Großgeräte investiert.<br />

Das Forschungszentrum bündelt Grundlagenforschung<br />

an 15 Instituten der <strong>TU</strong> Braunschweig. Mit<br />

dem neuen Standort in unmittelbarer Nachbarschaft<br />

zu den bereits dort ansässigen Instituten der<br />

<strong>TU</strong> Braunschweig und zum Deutschen Zentrum für<br />

Luft- und Raumfahrt (DLR) eröffnen sich hervorragende<br />

Möglichkeiten zur Zusammenarbeit.<br />

Der Sonderforschungsbereich „Grundlagen des<br />

Hochauftriebs künftiger Verkehrsfl ugzeuge“ hatte<br />

bereits im Januar 2011 seine Arbeit aufgenommen.<br />

Im SFB arbeiten Wissenschaftler der <strong>TU</strong><br />

Braunschweig, des Deutschen Zentrums für Luftund<br />

Raumfahrt, Braunschweig, und der Leibniz<br />

Universität Hannover zusammen an der Entwicklung<br />

neuartiger, effi zienter Hochauftriebssysteme.<br />

Im April 2012 wurde die Testanlage für große<br />

Leichtbauteile am Institut für Flugzeugbau und<br />

Leichtbau eingeweiht. Mit der deutschlandweit<br />

einmaligen neuen „Multiaxialen Panel Testanlage“<br />

können Forscher und Entwickler sperrige und<br />

große Bauteile für künftige Flugzeuge und Fahrzeuge<br />

unter realistischen Bedingungen testen.<br />

AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />

Fahrzeug und Mobilität: Ziel der <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

ist es, mit dem Niedersächsischen Forschungszentrum<br />

Fahrzeugtechnik (NFF) und dem<br />

benachbarten Campus Forschungsfl ughafen eine<br />

der besten Hochschulen Europas für das Thema<br />

„Mobilität und Verkehr“ zu werden. Im NFF bündelt<br />

sie ihre Forschungsaktivitäten rund um die<br />

Themen Fahrzeug und Mobilität. Im September<br />

2012 fand die feierliche Grundsteinlegung für den<br />

Forschungsneubau des NFF am Forschungsfl ughafen<br />

Braunschweig statt. Neben dem bereits<br />

existierenden Standort am MobileLifeCampus<br />

in Wolfsburg entsteht nun ein Forschungsbau<br />

am Braunschweiger Forschungsfl ughafen. Insgesamt<br />

49 Millionen Euro investieren der Bund<br />

und das Land Niedersachsen im Rahmen des<br />

gemeinsamen Programmes. Rund 10 Millionen<br />

Euro steuern zusätzlich die Volkswagen AG, die<br />

Stadt Braunschweig (durch Überlassung des<br />

Grundstücks) sowie die <strong>TU</strong> Braunschweig aus<br />

Eigenmitteln bei.


Technologien zu neuen und kostengünstigen Varianten<br />

im Automobilleichtbau zu entwickeln und<br />

diese in Fertigungstechnologien umzusetzen, ist<br />

das Ziel eines neu zu errichtenden „Forschungs-<br />

Campus“, der in Wolfsburg entsteht. Unter der<br />

Führung des Niedersächsischen Forschungszentrums<br />

Fahrzeugtechnik (NFF) hatte sich ein Konsortium<br />

aus Wissenschaft und Wirtschaft erfolgreich<br />

um die Förderinitiative „ForschungsCampus<br />

– öffentlich-private Partnerschaft für Innovationen“<br />

beworben. Die „Open Hybrid LabFactory – Materialentwicklung<br />

und Produktionstechnik für den<br />

wirtschaftlichen und multifunktionalen Leichtbau“<br />

hat sich – ebenfalls im September 2012 – als eine<br />

von bundesweit 10 Initiativen bei 90 Bewerbungen<br />

durchgesetzt. Das Gesamtvolumen wird voraussichtlich<br />

120 Millionen Euro betragen.<br />

Ein weiterer neuer Forschungsschwerpunkt widmet<br />

sich der Herstellung von Hochleistungsbatterien<br />

zum Antrieb von Fahrzeugen. Für das neue Laboratorium<br />

für Batteriefertigung stellt das Land Niedersachsen<br />

insgesamt vier Millionen Euro bereit.<br />

In dem neuen Labor am <strong>TU</strong>-Standort am Langen<br />

Kamp soll die gesamte Prozesskette in der Batteriefertigung<br />

von den Elektroden und Zellen bis zum<br />

Batteriemodul wissenschaftlich untersucht werden.<br />

AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />

187


188<br />

Systembiologie: Biologische Systeme mathematisch<br />

zu beschreiben und ihre Eigenschaften<br />

vorherzusagen: Das ist das Ziel des “Braunschweig<br />

Integrated Centre for Systems Biology”<br />

– kurz BRICS. Das Forschungszentrum wurde als<br />

gemeinsame Einrichtung des Helmholtz-Zentrums<br />

für Infektionsforschung (HZI) und der <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

gegründet. Das BRICS vereint Naturwissenschaftler<br />

verschiedener Disziplinen sowie<br />

Ingenieure, um in enger Kooperation Fragen aus<br />

der Gesundheitsforschung mit Methoden der Systembiologie<br />

zu beantworten. Ziel der Forschung<br />

ist es, neue Medikamente, Therapien und Strategien<br />

gegen Krankheitserreger zu entwickeln. Das<br />

BRICS ist damit auch ein wichtiger Baustein der<br />

Translationsallianz Niedersachsen (TRAIN). Das<br />

Land Niedersachsen fi nanziert gemeinsam mit der<br />

<strong>TU</strong> Braunschweig diesen Neubau mit insgesamt<br />

26 Millionen Euro. Auf vier Etagen werden experimentelle<br />

Labore und theoretisch arbeitende Gruppen<br />

Platz fi nden. Einen zweiten Standort erhält<br />

das BRICS auf dem Campus des HZI.<br />

Pharmaverfahrenstechnik: Kann man Medikamente<br />

in Zukunft kostengünstiger herstellen? Wird<br />

es Arzneimittel geben, die auf den jeweiligen Patienten<br />

abgestimmt sind, maßgeschneidert für seine<br />

Bedürfnisse, besonders wirksam und verträglich<br />

– und trotzdem erschwinglich? Forscher der Technischen<br />

Universität Braunschweig wollen dies auf<br />

der Basis neuer Technologien möglich machen.<br />

Experten aus Pharmazie, Verfahrenstechnik und<br />

Mikrotechnik werden zu diesem Zweck langfristig<br />

zusammenarbeiten – nach einem in Deutschland<br />

bisher einmaligen Modell. Auf dem Campus soll zu<br />

diesem Zweck ein neuer Forschungsbau für Pharmaverfahrenstechnik<br />

entstehen. Fast 29 Millionen<br />

Euro werden Bund und Land dafür bereitstellen.<br />

AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />

Lehre<br />

Erstmals begrüßte die <strong>TU</strong> Braunschweig im Oktober<br />

2011 ihre Studienanfängerinnen und Studienanfänger<br />

zum Semesterauftakt im Eintracht-Stadion. Gut<br />

3.000 Neuimmatrikulierte sorgten für volle Ränge<br />

auf der Gegengeraden. Durch den doppelten Abiturjahrgang<br />

und den Wegfall der Wehrpfl icht hat<br />

sich die Zahl der Studienanfängerinnen und Studienanfänger<br />

im ersten Hochschulsemester zum<br />

Vorjahr um 25 Prozent erhöht. Die Gesamtzahl der<br />

Studierenden stieg im Wintersemester 2011/12 auf<br />

über 15.300, und im Wintersemester 2012/13 stieg<br />

die Zahl erneut auf 16.300.<br />

Mit insgesamt acht Millionen Euro fördert das<br />

BMBF in den kommenden fünf Jahren die Verbesserung<br />

mit dem Programm „Teach4<strong>TU</strong>“ der Lehre<br />

an der <strong>TU</strong> Braunschweig. Es sieht vor, alle Dozentinnen<br />

und Dozenten in den MINT-Fächern Mathematik,<br />

Informatik, Naturwissenschaften und Technik<br />

für eine noch bessere Lehre zu qualifi zieren. Zum<br />

Konzept gehören neben einem System aufeinander<br />

aufbauender Qualifi zierungselemente insbesondere<br />

individuelle Coachings. Kern des Antrags ist<br />

das Team-Teaching, die gemeinsame Planung und<br />

Durchführung von Lehrveranstaltungen in interdisziplinären<br />

Lehrteams. Ein Innovationsprogramm<br />

fördert außerdem neue Formen der Lehre.<br />

Das Verbundprojekt „Mobilitätswirtschaft“ zum<br />

lebenslangen Lernen an Hochschulen unter der<br />

Federführung der <strong>TU</strong> Braunschweig ist beim<br />

BMBF-Wettbewerb „Aufstieg durch Bildung: offene<br />

Hochschule“ erfolgreich. Die <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

wird im Verbund mit fünf weiteren niedersächsischen<br />

Hochschulen nachhaltige wissenschaftliche<br />

Weiterbildungsstrukturen für die Ingenieurwissenschaften<br />

aufbauen.


AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />

189


190<br />

Campusleben<br />

Als erste niedersächsische Universität hat die <strong>TU</strong><br />

Braunschweig eine eigene Stiftung aus Studienbeiträgen<br />

gegründet. Mithilfe der „Carolo-Wilhelmina<br />

Stiftung“ sollen Stipendien für Studierende<br />

der <strong>TU</strong> Braunschweig fi nanziert und Projekte zur<br />

Verbesserung der Lehre unterstützt werden. Die<br />

Stiftung startet mit einem Anfangsvolumen in Höhe<br />

von 2,7 Millionen Euro.<br />

Studierende der <strong>TU</strong> Braunschweig haben knapp<br />

den Weltrekord für das weltweit größte, fl iegende<br />

Papierfl ugzeug verfehlt. Bei zwei Flugversuchen<br />

legte der Flieger mit einer Spannweite von<br />

15 Metern jedoch nur eine Strecke von rund 14<br />

Metern zurück. Für einen Eintrag in das Guinness-<br />

Buch der Rekorde wären mindestens 15 Meter<br />

nötig gewesen. Die Medienresonanz war dennoch<br />

groß: Die SAT1-Sendung Gallileo bereitete die<br />

Vorbereitung und den Rekordversuch zu einem<br />

spannenden Beitrag auf, diverse weitere Medien<br />

berichteten empathisch.<br />

Aus dem <strong>TU</strong>-DAY ist 2012 eine <strong>TU</strong>-NIGHT geworden.<br />

Zum ersten Mal veranstaltete die <strong>TU</strong> Braunschweig<br />

eine Wissenschaftsnacht, bei der über<br />

20.000 Interessierte erstmals nachts die Wissenschaftsaktionen<br />

auf dem Campus entdeckten.<br />

Abgerundet wurde die <strong>TU</strong>-NIGHT mit einem<br />

umfangreichen Musik- und Kulturprogramm auf<br />

zwei Bühnen.<br />

AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />

Die <strong>TU</strong> Braunschweig feierte ein Doppeljubiläum:<br />

Seit zehn Jahren bietet das Agnes-Pockels-<br />

SchülerInnen-Labor spannende Experimente und<br />

Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche. Die<br />

Namensgeberin dieser besonderen Einrichtung,<br />

die Naturwissenschaftlerin und erste Ehrendoktorin<br />

der <strong>TU</strong> Braunschweig Agnes Pockels, feierte<br />

gleichzeitig ihren 150. Geburtstag.<br />

Vor 40 Jahren im Wintersemester 1972/73 hat die<br />

Technische Universität Braunschweig in Niedersachsen<br />

als erste Hochschule im Land das Fach<br />

Informatik eingeführt und dieses Jubiläum im September<br />

2012 gebührend gefeiert.<br />

Menschen<br />

Der US-Spitzenforscher Prof. Dr. Markus Ribbe<br />

von der University of California, USA, wechselt<br />

an die <strong>TU</strong> Braunschweig. Der Biochemiker wurde<br />

mit der Humboldt-Professur, dem höchstdotierten<br />

internationalen Forschungspreis ausgezeichnet.<br />

Er ist der weltweit führende Forscher auf dem<br />

Gebiet der biologischen Stickstofffi xierung.<br />

Mit dem Niedersächsischen Staatspreis 2012<br />

wurde der Elektrotechnik-Ingenieur Professor<br />

Ulrich Reimers, Institut für Nachrichtentechnik<br />

für seinen vorbildlichen Einsatz in Forschung und<br />

Lehre ausgezeichnet.<br />

Den Wissenschaftspreis Niedersachsen 2012<br />

erhielt Professor Dr.-Ing. Marcus A. Magnor, Leiter<br />

des Instituts für Computergraphik, für den Ausbau<br />

des Forschungsschwerpunktes Visual Computing.<br />

Prof. Dr. Hans-Henning Arnold und Prof. Dr. Kurt<br />

Hahlweg gingen erfolgreich aus der fünften Ausschreibungsrunde<br />

des Programms „Die Niedersachsenprofessur<br />

– Forschung 65+“ hervor.


Präsidium und Hochschulrat: Der Senat hat drei<br />

nebenberufl iche Vizepräsidenten gewählt. Zum<br />

Vizepräsidenten für das Ressort „Forschung und<br />

Wissenschaftlicher Nachwuchs“ wurde Prof. Dieter<br />

Jahn, für das Ressort „Strategische Entwicklung<br />

und Technologietransfer“ Prof. Ulrich Reimers<br />

und für das Ressort „Lehre, Studium, Weiterbildung“<br />

wurde Prof. Simone Kauffeld bestellt. Und<br />

bereits im Juni 2011 haben sieben Hochschulratsmitglieder<br />

ihre vierjährige Amtszeit im Aufsichtsgremium<br />

der <strong>TU</strong> Braunschweig angetreten: Prof.<br />

Dr. Heinz Jörg Fuhrmann, Vorstandsvorsitzender<br />

Salzgitter AG, Prof. Dr. Lothar Hagebölling, ehe-<br />

maliger Chef des Bundespräsidialamtes, Prof. Dr.<br />

Bettina Rothärmel, Prokuristin, Marketingleiterin<br />

Braunschweiger Zeitungsverlag, Prof. Dr. Ursula<br />

Schaefer, Prorektorin für Bildung und Internationales<br />

der <strong>TU</strong> Dresden, Prof. Dr. Martin Winterkorn,<br />

Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, der<br />

seine zweite Amtszeit antritt, und Prof. Dr. Simone<br />

Lässig, Direktorin des Georg-Eckert-Instituts für<br />

internationale Schulbuchforschung und Historisches<br />

Seminar der <strong>TU</strong> Braunschweig (gewähltes<br />

Mitglied der Hochschule), sowie Ministerialdirigent<br />

Carsten Mühlenmeier, Abteilungsleiter im Ministerium<br />

für Wissenschaft und Kultur.<br />

AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />

191


192<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Highlights 2011<br />

Januar<br />

Der Sitz der Niedersächsischen Technischen<br />

Hochschule (<strong>NTH</strong>) wechselt zu Beginn des Jahres<br />

turnusgemäß an die Technische Universität<br />

<strong>Clausthal</strong>. Zeitgleich übernimmt die Leibniz Universität<br />

Hannover die Federführung für Studium<br />

und Lehre an der <strong>NTH</strong> für zwei Jahre.<br />

März<br />

Die Universität geht in der zweiten Phase der<br />

Exzellenzinitiative mit der Beteiligung an zwei<br />

Antragsskizzen erfolgreich aus der Vorrunde hervor:<br />

Die Graduiertenschule „<strong>NTH</strong> School of Engineering<br />

Sciences – PhDcube“ und der Exzellenzcluster<br />

„Hearing4all“ gehen im September 2011<br />

mit einem Vollantrag in die entscheidende Runde.<br />

AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />

April<br />

Zum Sommersemester 2011 geht der Studiengang<br />

„Internet Technologies and Information Systems<br />

M.Sc.“ als erster gemeinsamer Master-Studiengang<br />

der <strong>NTH</strong>-Mitgliedsuniversitäten in Betrieb.<br />

Gemeinsam mit dem Laser Zentrum Hannover<br />

unterzeichnet die Leibniz Universität Hannover mit<br />

der Bundesdruckerei GmbH eine Rahmenvereinbarung<br />

über Forschungsvorhaben.<br />

Mai<br />

Der Senat beschließt Änderungen der „Richtlinie<br />

zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis“.<br />

Die Verfahrensabläufe zur Vermeidung wissenschaftlichen<br />

Fehlverhaltens werden damit Empfehlungen<br />

der DFG angepasst.<br />

Juni<br />

Das Hochschulbüro für Internationales wird für<br />

seine Umsetzung der Mobilitätsmaßnahmen im<br />

ERASMUS-Programm mit dem europäischen<br />

Qualitätssiegel E-Quality 2011 ausgezeichnet.<br />

Juli<br />

Der Wissenschaftsrat empfi ehlt den Bau eines<br />

neuen Forschungszentrums für das Hannover<br />

Institut für Technologie (HITec) und das Nachfolgesystem<br />

HLRN-III für den Norddeutschen Hochleistungsrechner<br />

zur Förderung.<br />

August<br />

Der Europäische Forschungsrat vergibt weitere<br />

drei der renommierten Exzellenzprojekte, die<br />

sogenannte ERC-Grants, an die Leibniz Universität<br />

Hannover. Damit können im Jahr 2011 insgesamt<br />

fünf vom ERC geförderte Projekte ihre Arbeit<br />

aufnehmen.


September<br />

Im Rahmen des „Qualitätspakts Lehre“ von Bund<br />

und Ländern bewirbt sich die Leibniz Universität<br />

Hannover mit einem Einzel- als auch mit einem<br />

Verbundantrag; das Verbundprojekt „eCULT“ wird<br />

in die Förderung aufgenommen.<br />

Eine Delegation der Leibniz Universität Hannover<br />

unter Leitung von Präsident Prof. Erich Barke<br />

unterzeichnet in Mexiko, Brasilien und Argentinien<br />

neue Kooperationsverträge.<br />

Oktober<br />

Zum Wintersemester 2011/12 schreiben sich gut<br />

5.000 Studierende in das erste Hochschulsemester<br />

ein. Das sind verglichen mit dem Vorjahres-<br />

Wintersemester rund 45 Prozent mehr. Über die<br />

eigentliche Aufnahmekapazität hinaus werden<br />

aus Hochschulpakt-Mitteln 1.180 Studienplätze<br />

zusätzlich angeboten.<br />

Erstmals werden mit Hilfe öffentlicher und privater<br />

Förderer 90 Deutschlandstipendien und 31<br />

„Niedersachsen Stipendien plus“ vergeben. Hinzu<br />

kommen 129 Niedersachsenstipendien aus Mitteln<br />

des Landes.<br />

Dezember<br />

Das Gleichstellungsbüro feiert das 20-jährige<br />

Bestehen. Ein Festakt ist zugleich feierlicher Auftakt<br />

zu einer Veranstaltungsreihe zu Gleichstellungspolitik<br />

und Genderforschung im Jahr 2012.<br />

An der Leibniz Universität Hannover wird eine<br />

Zentrale Ethikkommission eingerichtet, deren Mitglieder<br />

das Spektrum der Fächer der Universität<br />

repräsentieren.<br />

Zum Jahreswechsel nimmt das Kompetenzzentrum<br />

für Lehrerfortbildung seine Arbeit auf.<br />

AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />

193


194<br />

Highlights 2012<br />

Januar<br />

Ein Plädoyer für mehr privates Engagement an<br />

deutschen Universitäten hat der Präsident der<br />

Leibniz Universität Hannover, Prof. Dr.-Ing. Erich<br />

Barke, anlässlich seines Neujahrsempfangs<br />

gehalten. Vor rund tausend geladenen Gästen<br />

sprach Erich Barke im frisch sanierten Lichthof des<br />

Welfenschlosses insbesondere über die fi nanzielle<br />

Situation der Leibniz Universität. Im internationalen<br />

Vergleich seien deutsche Universitäten unterfi -<br />

nanziert, erklärte Professor Barke.<br />

Februar<br />

Mit insgesamt sechs Forschungspreisen befi ndet<br />

sich die Leibniz Universität in der deutschen<br />

Spitzengruppe bei der Vergabe um die prestigereichen<br />

Forschungsstipendien des Europäischen<br />

Forschungsrats (ERC). Fünf der insgesamt sechs<br />

ERC-Grants gingen an die Fakultät für Mathematik<br />

und Physik, ein weiterer an die für Elektrotechnik<br />

und Informatik.<br />

AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />

März<br />

Rekordbeteiligung beim Wirtschaftsempfang der<br />

Leibniz Universität Hannover: Mehr als 700 Vertreterinnen<br />

und Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft<br />

trafen sich am 1. März 2012 im Lichthof des<br />

Welfenschlosses. Die Leibniz Universität Hannover<br />

und die Unternehmerverbände Niedersachsen<br />

hatten unter dem Motto „Wissen schafft Leistung“<br />

den Empfang gemeinsam ausgerichtet.<br />

April<br />

Am Standort Herrenhausen erfolgt der Spatenstich<br />

für den Neubau der Molekularen Pfl anzenwissenschaften.<br />

Gemeinsam mit der Niedersächsischen<br />

Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Prof. Dr.<br />

Johanna Wanka, legte der Präsident der Leibniz<br />

Universität am 11. April 2012 den Grundstein. In<br />

dem Gebäude werden fünf Professoren des Instituts<br />

für Mikrobiologie, des Instituts für Pfl anzenernährung<br />

und des Instituts für Pfl anzengenetik mit<br />

ihren Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und Studierenden<br />

forschen und lehren.


Mai<br />

Künftig lernen und forschen Wissenschaftlerinnen,<br />

Wissenschaftler und Studierende der Fakultät für<br />

Maschinenbau gemeinsam an einem Ort: 90 Millionen<br />

Euro investiert das Land Niedersachsen in<br />

einen Neubau der Leibniz Universität Hannover<br />

in Garbsen. Gegenüber vom Produktionstechnischen<br />

Zentrum Hannover (PZH) entsteht ein<br />

neuer, hochmoderner Campus. Damit werden alle<br />

Institute der Fakultät an einem Standort zusammengeführt.<br />

Juni<br />

„Riemann Center for Geometry and Physics“ – für<br />

Mathematiker und Physiker gibt es eine neue wissenschaftliche<br />

Einrichtung. Sie bündelt gemeinsame<br />

Forschungsaktivitäten im Themenbereich<br />

„Geometrie und Raum-Zeit“ und bietet ein Forum<br />

für den Diskurs untereinander sowie mit Gastwissenschaftlerinnen<br />

und -wissenschaftlern und der<br />

Öffentlichkeit.<br />

Juli<br />

Die Leibniz Universität arbeitet ihre NS-Vergangenheit<br />

umfassend auf. Die auf Beschluss des<br />

Hochschulsenates eingerichtete Arbeitsgruppe<br />

zur „Verleihung und Entzug von Titeln während der<br />

NS-Zeit“ hat jetzt dem Universitätsgremium einen<br />

ersten <strong>Bericht</strong> vorgelegt. Thema sind die von 1933<br />

bis 1945 an der Technischen Hochschule erfolgten<br />

Beeinträchtigungen aus ideologischen Gründen,<br />

d.h. über die auf der NS-Ideologie politischer, „rassischer“<br />

oder sonstiger Diskriminierung beruhenden<br />

Beeinträchtigungen akademischer Stellungen,<br />

Grade und Ehrungen.<br />

195


196<br />

August<br />

„KoFaS“ – dieses Kürzel steht offi ziell für die „Kompetenzgruppe<br />

Fankulturen und Sport bezogene<br />

Soziale Arbeit“, die unter der Leitung des renommierten<br />

Fanforschers und Sportsoziologen Prof.<br />

Gunter A. Pilz ihre Arbeit aufgenommen hat. Die<br />

KoFaS ist bundesweit die erste Einrichtung an einer<br />

Universität, die sich mit den Problemen von Fangewalt<br />

und Ausschreitungen im Sport beschäftigt.<br />

Oktober<br />

Das Zentrum für Biomolekulare Wirkstoffe, ein<br />

durch das Präsidium der Leibniz Universität Hannover<br />

eingerichtetes Forschungszentrum mit einer<br />

Nutzfl äche von 2.018 Quadratmetern, entsteht in<br />

unmittelbarer Nähe zum neuen Laboratorium für<br />

Nano- und Quantenengineering.<br />

November<br />

Rund 12.500 Besucherinnen und Besucher wollten<br />

etwas über Lehre und Forschung an der Hochschule<br />

erfahren und kamen zur „Nacht, die Wissen<br />

schafft“. 180 Veranstaltungen boten Institute und<br />

Einrichtungen der Leibniz Universität Hannover an<br />

und hatten am 10. November 2012 von 18 bis 24<br />

Uhr ihre Türen geöffnet.<br />

Dezember<br />

Ende November legte Ministerpräsident David<br />

McAllister gemeinsam mit Universitätspräsident<br />

Prof. Dr.-Ing. Erich Barke den Grundstein für das<br />

Testzentrum für Tragstrukturen in Marienwerder.<br />

Im Dezember ist Baubeginn. Hier wird zukünftig<br />

hochkarätige Forschung zu Offshore-Windenergieanlagen<br />

betrieben.<br />

AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN


AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />

197


198<br />

Technische Universität <strong>Clausthal</strong><br />

Highlights 2011<br />

Januar<br />

Titan ist leicht, stabil, korrosions- und temperaturbeständig,<br />

der Produktionsprozess ist allerdings<br />

energetisch aufwendig und teuer. Um ihn zu vereinfachen,<br />

hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) an der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> eine neue Forschergruppe<br />

eingerichtet, die in den kommenden<br />

drei Jahren mit 2,48 Millionen Euro gefördert wird.<br />

März<br />

Mit 16 Projektideen rund um die Themen Energie,<br />

Tourismus, Gesundheit und Wissenschaft will die<br />

„Initiative Zukunft Harz” (IZH) die Landkreise Goslar<br />

und Osterode stärken, bei drei Projekten steht<br />

die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> im Mittelpunkt.<br />

Mai<br />

Die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> bekommt in den nächsten fünf<br />

Jahren zwei Millionen Euro extra, um die Studienbedingungen<br />

und die Lehrqualität weiter zu verbessern.<br />

Sie zählt zu 111 Hochschulen, die durch<br />

den „Qualitätspakt Lehre” vom Bundesforschungsministerium<br />

unterstützt werden. 204 Anträge lagen<br />

vor.<br />

Juli<br />

Fünf Spitzenwissenschaftler erhalten innerhalb<br />

des Programms „Die Niedersachsenprofessur –<br />

Forschung 65+” die Möglichkeit, ihre erfolgreiche<br />

Arbeit über die Pensionsgrenze hinaus fortzusetzen.<br />

Allein zwei der fünf Forscher kommen von<br />

der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>: Prof. Michael Demuth und Prof.<br />

Gerhard Ziegmann.<br />

AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />

Oktober<br />

Im Beisein des niedersächsischen Wirtschaftsministers<br />

Jörg Bode ist in Goslar der Verein „Recycling-Cluster<br />

wirtschaftsstrategische Metalle Niedersachsen”<br />

(REWIMET) gegründet worden. Zu<br />

den 13 Gründungsmitgliedern zählt auch die <strong>TU</strong><br />

<strong>Clausthal</strong>.<br />

November<br />

Die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> und die Volkswagen AG gründen<br />

das Institute for Applied Software Systems Engineering<br />

(IPSSE) als Forschungsverbund mit der<br />

Aggregateentwicklung der Volkswagen AG. Ziel<br />

ist es, Prozesse und Projekte der Antriebsstrang-<br />

Softwareentwicklung effektiver zu gestalten.<br />

Highlights 2012<br />

März<br />

Die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> und das Energie-Forschungszentrum<br />

Niedersachsen (EFZN) arbeiten künftig<br />

mit dem Department of Chemical Engineering der<br />

La Sapienza Universität zusammen. Unterzeichnet<br />

wurde das Kooperationsabkommen im Zuge<br />

der Rom-Reise des niedersächsischen Ministerpräsidenten<br />

David McAllister.<br />

April<br />

Das Niedersächsische Wissenschaftsministerium<br />

hat am Energie-Forschungszentrum Niedersachsen<br />

(EFZN) der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> ein Batterietestzentrum<br />

mit einem Gesamtvolumen von 1.980.000<br />

Euro bewilligt. Darin enthalten ist eine Förderung<br />

des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung<br />

(EFRE) in Höhe von 990.000 Euro.


Dank dem hochaufl ösenden Rasterelektronenmikroskop am<br />

Institut für Nichtmetallische Werkstoffe kann man Details eine<br />

halbe Million mal größer als mit dem bloßen Auge betrachten.<br />

199


200<br />

Juni<br />

Forscher am <strong>Clausthal</strong>er Institut für Werkstoffkunde<br />

und Werkstofftechnik (IWW) entwickeln in den<br />

kommenden dreieinhalb Jahren zusammen mit renommierten<br />

Partnern neue Leichtbaukonzepte für<br />

Flugzeugturbinen.<br />

Juli<br />

Niedersachsens Ministerin für Wissenschaft und Kultur,<br />

Prof. Johanna Wanka, hat vor 200 Gästen den<br />

Grundstein für das <strong>Clausthal</strong>er Zentrum für Materialtechnik<br />

(CZM) gelegt. Es ist das größte Forschungsbauprojekt<br />

in der Universitätsstadt seit 1990.<br />

August<br />

Die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong>, das Deutsche Zentrum für Luftund<br />

Raumfahrt (DLR) mit seinem Institut für Faserverbundleichtbau<br />

und Adaptronik sowie die<br />

Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung<br />

(BAM) gründen den Forschungsverbund „Funktionswerkstoffe<br />

und -strukturen“.<br />

AUS DEN MITGLIEDSUNIVERSITÄTEN<br />

Oktober<br />

Vor Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik<br />

nahmen Prof. Wolfgang Schade und Dr. Stefan<br />

Kontermann am 11. Oktober den Preis „Ausgewählter<br />

Ort 2012“ in Empfang.<br />

Die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> festigt ihre Partnerschaft mit der<br />

East China University of Science and Technology<br />

(ECUST) in Shanghai. Zur 60-Jahr-Feier der<br />

Hochschule reist eine dreiköpfi ge Delegation um<br />

<strong>TU</strong>-Präsident Prof. Thomas Hanschke nach Asien.<br />

November<br />

Prof. Rainer Schmid-Fetzer vom Institut für Metallurgie<br />

der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> ist ausgewählt worden für<br />

den renommierten William Hume-Rothery Award<br />

2014. Dies hat die amerikanische materialwissenschaftliche<br />

Gesellschaft TMS (The Minerals, Metals<br />

and Materials Society) jetzt bekannt gegeben.<br />

Die Zhejiang Universität, die als Nummer eins<br />

unter chinesischen Hochschulen gilt, sucht in<br />

Deutschland angemessene Kooperationspartner.<br />

Im Rahmen einer Zhejiang-Universitäts-Woche<br />

an der <strong>TU</strong> Berlin hat im Roten Rathaus ein hochrangiges<br />

Präsidentenforum stattgefunden, an dem<br />

auch der <strong>Clausthal</strong>er Universitätspräsident Prof.<br />

Thomas Hanschke teilnahm.<br />

Der Deutsche Rohstoffeffi zienzpreis 2012 ist gemeinsam<br />

dem Lehrstuhl für Rohstoffaufbereitung<br />

und Recycling der <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> und dem <strong>Clausthal</strong>er-Umwelttechnikinstitut<br />

(CUTEC) mit Kooperationspartnern<br />

aus der Industrie verliehen worden.<br />

Die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> hat im Wintersemester 2012/13<br />

laut Statistik vom 15. November 4332 Studierende.<br />

Das ist der höchste Stand in der 237-jährigen<br />

Geschichte der <strong>Clausthal</strong>er Hochschule und ihrer<br />

Vorläufer.


Dezember<br />

Der symbolische Spatenstich erfolgte am 13. Dezember:<br />

Die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> errichtet am Standort<br />

Celle das Forschungszentrum „Drilling Simulator“<br />

zur Erprobung neuartiger Bohrtechniken. Ziel<br />

ist es, technische Verfahren zu entwickeln, um<br />

geothermische Energie aus tiefen geologischen<br />

Schichten künftig wirtschaftlich gewinnen zu können.<br />

Für die in Deutschland in dieser Form einmalige<br />

wissenschaftliche Einrichtung investieren Land,<br />

EU und <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> rund 10 Millionen Euro.<br />

Die <strong>TU</strong> <strong>Clausthal</strong> und die Universität Göttingen<br />

wollen auf dem Gebiet der computergestützten<br />

Forschung künftig enger zusammenarbeiten. Am<br />

1. Januar 2013 hat das gemeinsame Simulationswissenschaftliche<br />

Zentrum (SWZ) der beiden<br />

Hochschulen die Arbeit aufgenommen.<br />

Für ein Masterstudium in Informatik ist die <strong>TU</strong><br />

<strong>Clausthal</strong> die Top-Universität im deutschsprachigen<br />

Raum. Dies hat die neueste Umfrage des<br />

Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) unter<br />

Studierenden ergeben, deren Ergebnisse am 11.<br />

Dezember veröffentlicht worden sind.<br />

201


Zahlen, Daten, Fakten<br />

13


204<br />

Studierende der <strong>NTH</strong><br />

<strong>NTH</strong>-Fächergruppe WS 2009/10 WS 2010/11 WS 2011/12 WS 2012/13<br />

Maschinenbau, Verfahrenstechnik<br />

und Werkstofftechnik<br />

Elektrotechnik und<br />

Informationstechnik<br />

ZAHLEN, DATEN, FAKTEN<br />

5695 6372 6764 7199<br />

1605 1704 2027 2009<br />

Informatik 1925 2098 2297 2287<br />

Bauingenieurwesen und<br />

Umweltingenieurwesen inklusive<br />

Geoökologie<br />

2185 2543 2935 3082<br />

Mathematik 1166 1271 1341 1183<br />

Architektur, Landschaftsarchitektur<br />

und Umweltplanung<br />

1861 1930 1972 2024<br />

Physik und Meteorologie 1014 1109 1260 1192<br />

Chemie, Lebensmittelchemie,<br />

Lebensmittelwissenschaften und<br />

Pharmazie<br />

Biologie, Biotechnologie/<br />

Bioingenieurwesen und Gartenbau<br />

Geowissenschaften inklusive Geographie,<br />

Geodäsie und Geotechnik<br />

2519 2709 2855 2673<br />

1840 2093 1987 1980<br />

839 900 917 745<br />

Bergbau und Rohstoffe 681 746 877 988<br />

Gesamt 21330 23474 25231 25363


205


206<br />

Internationale Studierende an der <strong>NTH</strong><br />

Amerika (Nord und Süd)<br />

WS 2009/10 568<br />

WS 2010/11 564<br />

WS 2011/12 563<br />

WS 2012/13 570<br />

Internationale Studierende<br />

insgesamt<br />

ZAHLEN, DATEN, FAKTEN<br />

Europa<br />

WS 2009/10 782<br />

WS 2010/11 717<br />

WS 2011/12 641<br />

WS 2012/13 672<br />

Afrika<br />

WS 2009/10 318<br />

WS 2010/11 319<br />

WS 2011/12 272<br />

WS 2012/13 287<br />

Asien<br />

WS 2009/10 1071<br />

WS 2010/11 1051<br />

WS 2011/12 995<br />

WS 2012/13 1137<br />

Australien<br />

WS 2009/10 898<br />

WS 2010/11 837<br />

WS 2011/12 793<br />

WS 2012/13 808<br />

WS 2009/10 WS 2010/11 WS 2011/12 WS 2012/13<br />

3637 3488 3263 3473


Absolventinnen und Absolventen der <strong>NTH</strong><br />

Jahr 2009/10<br />

Jahr 2010/11<br />

Jahr 2011/12<br />

1374 männlich<br />

788 weiblich<br />

1586 männlich<br />

963 weiblich<br />

1635 männlich<br />

941 weiblich<br />

ZAHLEN, DATEN, FAKTEN<br />

207


208<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Niedersächsische Technische Hochschule<br />

Das Präsidium<br />

Adolph-Roemer-Straße 2a<br />

38678 <strong>Clausthal</strong>-Zellerfeld<br />

geschaeftsstelle@nth-online.org<br />

www.nth-online.org<br />

Bildnachweis<br />

Andre Bertram: Titel (Fotos/2), Seiten 5,<br />

6, 9, 13, 62, 63, 65, 66, 72, 73, 74, 75, 76,<br />

79, 82, 93, 168, 174<br />

Frank Bierstedt/<strong>TU</strong> Braunschweig: 15<br />

CFK Nord: 52<br />

dapd/Treblin: 57<br />

Christian Ernst: Titel (Foto/1), 13, 39, 55,<br />

64, 69, 80, 81, 94, 175, 178, 182, 201<br />

fi MINT: 58, 59<br />

Tanja Föhr: 164<br />

Fotolia: Titel (Grafi k), 31, 44, 55, 88, 102,<br />

107, 132, 133, 184, 202<br />

Nele Fülscher: 24<br />

Thomas Hanschke: innere Umschlagseite, 56, 57,<br />

115<br />

Harzwasserwerke: innere Umschlagseite<br />

Peter Heller: 14, 30, 179, 181, 199<br />

Bode Kremmin/Leibniz Universität Hannover:<br />

21, 181<br />

Leibniz Universität Hannover/Kommunikation<br />

und Marketing: 43, 87, 192, 193, 194, 195, 196<br />

Peter Lemke: 40<br />

Druck<br />

Creaktiv print + more GmbH & Co. KG, Goslar<br />

1. Aufl age 2012<br />

IMPRESSUM<br />

Olaf Möldner: 16, 18, 23, 27, 28, 36, 71,<br />

165, 166, 176, 179, 181, 201, 205<br />

MPA Braunschweig: 104<br />

Niedersächsisches Forschungszentrum<br />

Fahrzeugtechnik: 152, 159, 160<br />

Jan Offmanns: 111<br />

original oberland/<strong>TU</strong> Braunschweig: 179<br />

Kirsten Pötzke: 85<br />

Siegfried Raasch: 124<br />

Michael Schrempf: 125<br />

Stechern: 109<br />

Stefan Sobotta: 165<br />

Anna Tietze: 163<br />

Technische Universität Braunschweig/Presse und<br />

Kommunikation: 9, 47, 48, 49, 181, 187, 189, 191<br />

Volkswagen AG: 61, 133, 155, 156<br />

Die nicht einzeln ausgezeichneten Bilder stammen<br />

aus dem Fundus der Forschungsprojekte,<br />

dem Archiv oder sind privat zur Verfügung gestellt<br />

worden.


Redaktionsteam<br />

Layout und Satz<br />

Melanie Bruchmann<br />

Redaktion<br />

Christian Ernst<br />

Konzeption und<br />

Redaktion<br />

Prof. Thomas Hanschke<br />

Redaktion<br />

Kirsten Pötzke

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