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Zwangsarbeit während des 2. Weltkrieges in Sprockhövel und

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(heute Post) <strong>und</strong> <strong>in</strong> Niedersprockhövel die Dorfschänke. E<strong>in</strong> Barackenlager befand sich am<br />

Uellendahl zwischen der alten Gevelsberger Straße <strong>und</strong> der Bruchmühle. Es wurde im<br />

Frühjahr 1939 für 600 Arbeiter errichtet, die hier die Reichsautobahn bauen sollten. Der<br />

Krieg unterbrach den Bau, <strong>und</strong> ab 1940 wurden die Baracken mit <strong>Zwangsarbeit</strong>ern belegt. 27<br />

In diesem Lager verstarben vier Sowjetrussen an Lungenentzündung bzw. -tuberkulose,<br />

was auf entsprechend schlechte Lebensbed<strong>in</strong>gungen h<strong>in</strong>weist. Diese To<strong>des</strong>ursache ist<br />

ebenfalls bei drei sowjetischen Arbeitern der Firma Isola <strong>in</strong> Haßl<strong>in</strong>ghausen vermerkt. Die<br />

<strong>in</strong> den Akten angegebenen To<strong>des</strong>ursachen s<strong>in</strong>d zwar wegen möglicher Verharmlosung<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>in</strong> Zweifel zu ziehen. Selbst wenn sie zutreffen, sagen sie viel aus über die<br />

Lebensbed<strong>in</strong>gungen der Betroffenen. So ist die menschenunwürdige Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>und</strong> die<br />

mangelhafte Verpflegung der <strong>Zwangsarbeit</strong>er auf dem Firmengelände der Isola mehreren<br />

Zeitzeugen noch heute im Gedächtnis.<br />

Die ehemalige russische <strong>Zwangsarbeit</strong>er<strong>in</strong> Ludmila Breskalenko schildert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Brief<br />

an das Stadtarchiv <strong>Sprockhövel</strong> ihre Lebens- <strong>und</strong> Arbeitsbed<strong>in</strong>gugnen bei der Firma<br />

Hauh<strong>in</strong>co <strong>in</strong> Niedersprockhövel, wo nach ihren Angaben ca. 70 <strong>Zwangsarbeit</strong>skräfte aus<br />

der Sowjetunion, Frankreich, Belgien <strong>und</strong> den Niederlanden arbeiteten. Mit 39 jungen<br />

Mädchen aus Russland <strong>und</strong> der Ukra<strong>in</strong>e wurde sie nachts <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Keller <strong>des</strong> Betriebes<br />

e<strong>in</strong>geschlossen. In e<strong>in</strong>er wöchentlich wechselnden 12-St<strong>und</strong>en-Schicht arbeiteten sie an<br />

sechs Tagen <strong>in</strong> der Woche. Nach etwa e<strong>in</strong>em halben Jahr Aufenthalt <strong>in</strong> <strong>Sprockhövel</strong><br />

durften sich die Mädchen <strong>in</strong> ihrer Freizeit <strong>in</strong> <strong>Sprockhövel</strong> frei bewegen. Ihre Nahrung<br />

bestand aus Brot, Kohl, Rüben, Kartoffeln <strong>und</strong> Möhren, die Ludmila Breskalenko durch<br />

gelegentliche Mahlzeiten im Café He<strong>in</strong>e ergänzen konnte. 28 Während sich die Russ<strong>in</strong> über<br />

den zuständigen Meister der Firma Hauh<strong>in</strong>co, Fritz Pietkowski, sehr anerkennend äüßerte,<br />

musste se<strong>in</strong> Kollege bei Düsterloh nach der Befreiung um se<strong>in</strong> Leben fürchten: Die<br />

ehemaligen sowjetischen <strong>Zwangsarbeit</strong>er rächten sich für die schlechte Behandlung durch<br />

den Meister mit e<strong>in</strong>er ausgiebigen Tracht Prügel.<br />

Abbildung 6: Sowjetische <strong>Zwangsarbeit</strong>er<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der Bergbauzulieferfabrik Hauh<strong>in</strong>co,<br />

Niedersprockhövel. (Ludmila Pécasta<strong>in</strong>g/Stadtarchiv <strong>Sprockhövel</strong>)<br />

Nicht nur auf ihrem Betriebsgelände, sondern auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Barackenlager im<br />

Eickersiepen <strong>in</strong> Niedersprockhövel brachten Bergbauzulieferbetriebe wie Düsterloh,<br />

Förster, Hauh<strong>in</strong>co, Pleiger <strong>und</strong> Turmag ihre zahlreichen <strong>Zwangsarbeit</strong>er<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

<strong>Zwangsarbeit</strong>er unter. In den 30-er Jahren war im Eickersiepen zunächst e<strong>in</strong>e SA-Siedlung<br />

27 . wie Anm.14, S. 3<strong>2.</strong><br />

28 Brief von Ludmila Pécasta<strong>in</strong>g geb. Breskalenko an das Stadtarchiv <strong>Sprockhövel</strong> vom 18.März 2000. Bei<br />

der Firma Hauh<strong>in</strong>co s<strong>in</strong>d nach eigenen Angaben ke<strong>in</strong>e Unterlagen über die Beschäftigung von<br />

<strong>Zwangsarbeit</strong>ern erhalten.

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