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SUF - spr.germanistik.uni-wuerzburg.de - Universität Würzburg

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Karte 70: Zuckerbonbon<br />

Frage 416.10<br />

Die Erhebungsfrage lautete: „Wie sagt man zu <strong>de</strong>r Süßigkeit, die man gerne<br />

lutscht (beson<strong>de</strong>rs Kin<strong>de</strong>r)?“ Suggeriervorgaben waren ,<br />

, und .<br />

Zu Material, Kartierung und Lemmatisierung<br />

Das erhobene Material ist für die Kartierung unter <strong>de</strong>n Lemmatypen<br />

, , , und zusammengefasst.<br />

Das Datenmaterial weist sowohl Plural als auch Singularbelege auf.<br />

Auf <strong>de</strong>r Karte bleiben diese Formen aber unmarkiert.<br />

Dreimal wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ausdruck geantwortet. Kartographisch tritt<br />

dieser Typ nicht in Erscheinung, da er die Süßigkeit zum Lutschen, die an<br />

einem Stäbchen befestigt ist, bezeichnet (vgl. THÜR 4, 391; SÜDH 4, 456;<br />

BAD 3, 512; DUDEN 6, 2476).<br />

Die themengleiche Karte <strong>de</strong>s WDU (Bd. 2, Karte 63) bietet einen Überblick<br />

über die im gesamten <strong>de</strong>utschen Sprachraum verwen<strong>de</strong>ten umgangs<strong>spr</strong>achlichen<br />

Bezeichnungen für das Zuckerbonbon. Der Befund <strong>de</strong>s WDU <strong>de</strong>ckt<br />

sich nur hinsichtlich <strong>de</strong>r -Belege mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r <strong>SUF</strong>-Befragung. Die<br />

auf <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Karte dokumentierten dialektalen Ausdrücke<br />

und verzeichnet die Karte <strong>de</strong>s WDU nicht.<br />

Die Bezeichnungen und wur<strong>de</strong>n im USG stets<br />

mit <strong>de</strong>m Diminutivsuffix -lein erhoben. Die Lemmata sind daher auch als<br />

Diminutivform angesetzt und in <strong>de</strong>r Legen<strong>de</strong> als solche verzeichnet. Die<br />

Wortbildungsbe<strong>de</strong>utung ist bei diesen Derivaten nicht primär<br />

Verkleinerung, son<strong>de</strong>rn sie erhalten durch die Suffixe eine positive<br />

Konnotation (FLEISCHER/BARZ 1995, 181).<br />

fin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung 'süßes Backwerk, Gewürzkuchen,<br />

Lebkuchen usw.' in <strong>de</strong>n Wörterbüchern SCHMELLER (1, 1433),<br />

FISCHER (4, 1084) sowie in DWB (6, 486). Jedoch bucht keines explizit die<br />

Be<strong>de</strong>utung 'Zuckerbonbon', in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Ausdruck weiträumig im Sü<strong>de</strong>n von<br />

Unterfranken gilt. Für das Mhd. bietet LEXER (1, 1850) das Verb lecken<br />

'lecken' sowie bereits das Adjektiv lecker 'lecker, gaumenkitzelnd' (LEXER<br />

1, 1851). Nach KLUGE (1995, 509) ist das Adjektiv lecker seit <strong>de</strong>m 14. Jh.<br />

belegt. Es geht wohl hervor aus einem seit <strong>de</strong>m 8. Jh. üblichen Verb lecken<br />

'mit <strong>de</strong>r Zunge über etwas streichen', das ur<strong>spr</strong>ünglich auf eine westgermanische<br />

Form *likk-o-- zurückgeht, somit also aus <strong>de</strong>m nie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen<br />

Sprachraum kommt. Ebenfalls bereits für das Mhd. verzeichnet LEXER (1,<br />

1851) zu <strong>de</strong>m starken Maskulinum mhd. lecker 'Tellerlecker, Fresser,<br />

Schmarotzer' die Diminutivform leckerlîn. Ausdrucksseitig ent<strong>spr</strong>icht<br />

dieses <strong>de</strong>m erhobenen Substantiv . Motiviert ist <strong>de</strong>r dialektale<br />

Ausdruck vermutlich über die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Verbs lecken.<br />

Es liegt mithin die Tätigkeit, die beim Essen eines Bonbons ausgeübt wird,<br />

zugrun<strong>de</strong>. Allerdings ist die Motivation von auch über das<br />

Adjektiv lecker <strong>de</strong>nkbar. Somit bezeichnet es etwas, das beson<strong>de</strong>rs lecker<br />

schmeckt.<br />

Im nördlichen <strong>Würzburg</strong>er Raum, im daran anschließen<strong>de</strong>n Grabfeld sowie<br />

im Henneberger Raum (vgl. Karte 'Sprachräume in Unterfranken' im<br />

Anhang) ist <strong>de</strong>r gängige Ausdruck für das Bonbon. Das<br />

Lemma ist mit <strong>de</strong>m Diminutivsuffix -lein angesetzt, da es nur in dieser<br />

Form die Be<strong>de</strong>utung 'Bonbon' trägt. Belegt ist in THÜR (6,<br />

1294), <strong>de</strong>ssen USG an das unterfränkische -Gebiet anschließt.<br />

Sowohl das DWB (16, 307) als auch DUDEN (10, 4654) weisen diesen Typ<br />

mit seinen unterschiedlichen Realisierungen <strong>de</strong>s Suffixes (z.B. -lein, -l) als<br />

bairischen, österreichischen bzw. schwäbischen Ausdruck aus. In zwei<br />

Ortschaften (150rod; 163rei) trägt <strong>de</strong>r Ausdruck laut <strong>de</strong>n mitnotierten<br />

Gewährspersonenkommentaren nicht speziell die Be<strong>de</strong>utung 'Bonbon',<br />

son<strong>de</strong>rn bezeichnet ein Stück Würfelzucker. Vermutlich <strong>de</strong>shalb, weil<br />

dieses an Stelle eines Bonbons verzehrt wur<strong>de</strong>. Auf Grund dieser semantischen<br />

Abweichung sind diese Belege kartographisch nicht dargestellt, son<strong>de</strong>rn<br />

wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Kommentarrubrik 'Nicht kartierte Belege' gelistet.<br />

Leicht abgewan<strong>de</strong>lte Kreissignaturen stehen im gesamten Spessart sowie<br />

im Osten <strong>de</strong>s USG für die dort vorherrschen<strong>de</strong>n Ausdruckstypen ,<br />

, , und . Das Simplex<br />

in <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung 'Bonbon' ist <strong>de</strong>n Wörterbüchern BAD (2, 510) und<br />

DWB (4, I, 6, 1473) zufolge als kin<strong>de</strong>r<strong>spr</strong>achlicher Ausdruck aus <strong>de</strong>m<br />

Adjektiv gutes entstan<strong>de</strong>n. Dialektal tritt <strong>de</strong>r Ausdruck verstreut im<br />

Spessart hervor. Für 'Bonbon bzw. Zuckerwerk' fin<strong>de</strong>t er sich neben <strong>de</strong>n<br />

genannten Wörterbüchern noch in PFÄLZ (3, 522) und in RHEIN (2, 1525).<br />

Die erhobenen Belege liegen jedoch häufig in diminuierter Form vor. So<br />

weisen die Belege die Suffixvarianten -lein, -chen, -elein sowie -erlein auf,<br />

z.B. 073rob gudsi

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