SUF - spr.germanistik.uni-wuerzburg.de - Universität Würzburg
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Sprachatlas<br />
von Unterfranken (<strong>SUF</strong>)<br />
Herausgegeben von NORBERT RICHARD WOLF und SABINE KRÄMER- NEUBERT<br />
(Bayerischer Sprachatlas, Regionalteil 3)<br />
BAND 1: Lautgeographie I: Kurzvokale<br />
Lautgeographie II: Konsonanten<br />
Bearbeitet von Almut König und Monika Fritz-Scheuplein. Hei<strong>de</strong>lberg.<br />
BAND 2: Lautgeographie III: Langvokale<br />
Lautgeographie IV: Diphthonge<br />
Bearbeitet von Sabine Krämer-Neubert (Hg.) und<br />
Claudia Blidschun. Hei<strong>de</strong>lberg.<br />
BAND 3: Formengeographie I: Nomen und Pronomen<br />
Formengeographie II: Verb<br />
Bearbeitet von Marion Bayer-Weghake, Elke Simon und<br />
Oliver Herbst. Hei<strong>de</strong>lberg.<br />
BAND 4: Wortgeographie I: Heu- und Getrei<strong>de</strong>ernte, Ackerbau,<br />
Bo<strong>de</strong>n und Flur, Düngung<br />
Wortgeographie II: Rindvieh, Rübenbau, Milch und<br />
Milchverarbeitung, Ziege und Schaf, Schwein und<br />
Hausschlachten, Geflügel und weitere Haustiere<br />
Bearbeitet von Roland Baumann und Manuela Grimm. Hei<strong>de</strong>lberg.<br />
BAND 5: Wortgeographie III: Der menschliche Körper, die menschliche<br />
Gemeinschaft, Kleidung, körperliche und seelische Äußerung<br />
Wortgeographie IV: Zeiteinteilungen und Grußformeln,<br />
Essen und Trinken, Brot und Brotbacken, Hausarbeit, Spielen<br />
und Spielzeug, Kleinwörter (z.B. In<strong>de</strong>finita, Adverbien)<br />
Bearbeitet von Jens Wichtermann und Karin Bayha. Hei<strong>de</strong>lberg.<br />
BAND 6 Wortgeographie V: Obst, Gemüse und Blumen, Bauernhaus<br />
und Bauernhof, Haushalt, frei leben<strong>de</strong> Tiere, Wettererscheinungen<br />
Wortgeographie VI: Wagen und Karren, Schlitten, Wald<br />
und Holz, Düngung, Körbe und Gefäße<br />
Bearbeitet von Karin Düchs und Elke Simon. Hei<strong>de</strong>lberg.<br />
BAND 7: Einführung<br />
Von Norbert Richard Wolf. Hei<strong>de</strong>lberg.<br />
<strong>Universität</strong>sverlag<br />
winter<br />
Hei<strong>de</strong>lberg<br />
Aschaffenburg<br />
<strong>Würzburg</strong><br />
Schweinfurt
Karte 70: Zuckerbonbon<br />
Frage 416.10<br />
Die Erhebungsfrage lautete: „Wie sagt man zu <strong>de</strong>r Süßigkeit, die man gerne<br />
lutscht (beson<strong>de</strong>rs Kin<strong>de</strong>r)?“ Suggeriervorgaben waren ,<br />
, und .<br />
Zu Material, Kartierung und Lemmatisierung<br />
Das erhobene Material ist für die Kartierung unter <strong>de</strong>n Lemmatypen<br />
, , , und zusammengefasst.<br />
Das Datenmaterial weist sowohl Plural als auch Singularbelege auf.<br />
Auf <strong>de</strong>r Karte bleiben diese Formen aber unmarkiert.<br />
Dreimal wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ausdruck geantwortet. Kartographisch tritt<br />
dieser Typ nicht in Erscheinung, da er die Süßigkeit zum Lutschen, die an<br />
einem Stäbchen befestigt ist, bezeichnet (vgl. THÜR 4, 391; SÜDH 4, 456;<br />
BAD 3, 512; DUDEN 6, 2476).<br />
Die themengleiche Karte <strong>de</strong>s WDU (Bd. 2, Karte 63) bietet einen Überblick<br />
über die im gesamten <strong>de</strong>utschen Sprachraum verwen<strong>de</strong>ten umgangs<strong>spr</strong>achlichen<br />
Bezeichnungen für das Zuckerbonbon. Der Befund <strong>de</strong>s WDU <strong>de</strong>ckt<br />
sich nur hinsichtlich <strong>de</strong>r -Belege mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r <strong>SUF</strong>-Befragung. Die<br />
auf <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Karte dokumentierten dialektalen Ausdrücke<br />
und verzeichnet die Karte <strong>de</strong>s WDU nicht.<br />
Die Bezeichnungen und wur<strong>de</strong>n im USG stets<br />
mit <strong>de</strong>m Diminutivsuffix -lein erhoben. Die Lemmata sind daher auch als<br />
Diminutivform angesetzt und in <strong>de</strong>r Legen<strong>de</strong> als solche verzeichnet. Die<br />
Wortbildungsbe<strong>de</strong>utung ist bei diesen Derivaten nicht primär<br />
Verkleinerung, son<strong>de</strong>rn sie erhalten durch die Suffixe eine positive<br />
Konnotation (FLEISCHER/BARZ 1995, 181).<br />
fin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung 'süßes Backwerk, Gewürzkuchen,<br />
Lebkuchen usw.' in <strong>de</strong>n Wörterbüchern SCHMELLER (1, 1433),<br />
FISCHER (4, 1084) sowie in DWB (6, 486). Jedoch bucht keines explizit die<br />
Be<strong>de</strong>utung 'Zuckerbonbon', in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Ausdruck weiträumig im Sü<strong>de</strong>n von<br />
Unterfranken gilt. Für das Mhd. bietet LEXER (1, 1850) das Verb lecken<br />
'lecken' sowie bereits das Adjektiv lecker 'lecker, gaumenkitzelnd' (LEXER<br />
1, 1851). Nach KLUGE (1995, 509) ist das Adjektiv lecker seit <strong>de</strong>m 14. Jh.<br />
belegt. Es geht wohl hervor aus einem seit <strong>de</strong>m 8. Jh. üblichen Verb lecken<br />
'mit <strong>de</strong>r Zunge über etwas streichen', das ur<strong>spr</strong>ünglich auf eine westgermanische<br />
Form *likk-o-- zurückgeht, somit also aus <strong>de</strong>m nie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen<br />
Sprachraum kommt. Ebenfalls bereits für das Mhd. verzeichnet LEXER (1,<br />
1851) zu <strong>de</strong>m starken Maskulinum mhd. lecker 'Tellerlecker, Fresser,<br />
Schmarotzer' die Diminutivform leckerlîn. Ausdrucksseitig ent<strong>spr</strong>icht<br />
dieses <strong>de</strong>m erhobenen Substantiv . Motiviert ist <strong>de</strong>r dialektale<br />
Ausdruck vermutlich über die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Verbs lecken.<br />
Es liegt mithin die Tätigkeit, die beim Essen eines Bonbons ausgeübt wird,<br />
zugrun<strong>de</strong>. Allerdings ist die Motivation von auch über das<br />
Adjektiv lecker <strong>de</strong>nkbar. Somit bezeichnet es etwas, das beson<strong>de</strong>rs lecker<br />
schmeckt.<br />
Im nördlichen <strong>Würzburg</strong>er Raum, im daran anschließen<strong>de</strong>n Grabfeld sowie<br />
im Henneberger Raum (vgl. Karte 'Sprachräume in Unterfranken' im<br />
Anhang) ist <strong>de</strong>r gängige Ausdruck für das Bonbon. Das<br />
Lemma ist mit <strong>de</strong>m Diminutivsuffix -lein angesetzt, da es nur in dieser<br />
Form die Be<strong>de</strong>utung 'Bonbon' trägt. Belegt ist in THÜR (6,<br />
1294), <strong>de</strong>ssen USG an das unterfränkische -Gebiet anschließt.<br />
Sowohl das DWB (16, 307) als auch DUDEN (10, 4654) weisen diesen Typ<br />
mit seinen unterschiedlichen Realisierungen <strong>de</strong>s Suffixes (z.B. -lein, -l) als<br />
bairischen, österreichischen bzw. schwäbischen Ausdruck aus. In zwei<br />
Ortschaften (150rod; 163rei) trägt <strong>de</strong>r Ausdruck laut <strong>de</strong>n mitnotierten<br />
Gewährspersonenkommentaren nicht speziell die Be<strong>de</strong>utung 'Bonbon',<br />
son<strong>de</strong>rn bezeichnet ein Stück Würfelzucker. Vermutlich <strong>de</strong>shalb, weil<br />
dieses an Stelle eines Bonbons verzehrt wur<strong>de</strong>. Auf Grund dieser semantischen<br />
Abweichung sind diese Belege kartographisch nicht dargestellt, son<strong>de</strong>rn<br />
wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Kommentarrubrik 'Nicht kartierte Belege' gelistet.<br />
Leicht abgewan<strong>de</strong>lte Kreissignaturen stehen im gesamten Spessart sowie<br />
im Osten <strong>de</strong>s USG für die dort vorherrschen<strong>de</strong>n Ausdruckstypen ,<br />
, , und . Das Simplex<br />
in <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung 'Bonbon' ist <strong>de</strong>n Wörterbüchern BAD (2, 510) und<br />
DWB (4, I, 6, 1473) zufolge als kin<strong>de</strong>r<strong>spr</strong>achlicher Ausdruck aus <strong>de</strong>m<br />
Adjektiv gutes entstan<strong>de</strong>n. Dialektal tritt <strong>de</strong>r Ausdruck verstreut im<br />
Spessart hervor. Für 'Bonbon bzw. Zuckerwerk' fin<strong>de</strong>t er sich neben <strong>de</strong>n<br />
genannten Wörterbüchern noch in PFÄLZ (3, 522) und in RHEIN (2, 1525).<br />
Die erhobenen Belege liegen jedoch häufig in diminuierter Form vor. So<br />
weisen die Belege die Suffixvarianten -lein, -chen, -elein sowie -erlein auf,<br />
z.B. 073rob gudsi
70: Zuckerbonbon<br />
Typ n.<br />
z.B. 137lue la2gHE r lA \ 172ess le5gEli5<br />
013oba ble5ädEsEri<br />
Dim.Pl.<br />
054sne babElodKi
Herausgegeben von<br />
ROBERT HINDERLING<br />
WERNER KÖNIG<br />
LUDWIG M. EICHINGER<br />
HANS-WERNER EROMS<br />
HORST HAIDER MUNSKE<br />
NORBERT RICHARD WOLF<br />
Bayerischer<br />
Sprachatlas<br />
(BSA)<br />
REGIONALTEIL 1: Sprachatlas von Bayerisch-Schwaben<br />
Herausgegeben von Werner König und Hans Wellmann<br />
REGIONALTEIL 2: Sprachatlas von Mittelfranken<br />
Herausgegeben von Horst Hai<strong>de</strong>r Munske und Alfred Klepsch<br />
REGIONALTEIL 3: Sprachatlas von Unterfranken<br />
Herausgegeben von Norbert Richard Wolf<br />
REGIONALTEIL 4: Sprachatlas von Nordostbayern<br />
Herausgegeben von Robert Hin<strong>de</strong>rling, Anthony Rowley und<br />
Franz Xaver Scheuerer<br />
REGIONALTEIL 5: Sprachatlas von Nie<strong>de</strong>rbayern<br />
Herausgegeben von Hans-Werner Eroms<br />
REGIONALTEIL 6: Sprachatlas von Oberbayern<br />
Herausgegeben von Ludwig M. Eichinger<br />
Sprachatlas<br />
von Unterfranken<br />
(<strong>Universität</strong><br />
<strong>Würzburg</strong>)<br />
Sprachatlas<br />
von Mittelfranken<br />
(<strong>Universität</strong><br />
Erlangen)<br />
Sprachatlas<br />
von Bayerisch-<br />
Schwaben<br />
(<strong>Universität</strong><br />
Augsburg)<br />
Sprachatlas<br />
von Nordostbayern<br />
(<strong>Universität</strong> Bayreuth)<br />
Sprachatlas<br />
von Oberbayern<br />
(<strong>Universität</strong> Passau)<br />
In <strong>de</strong>n schraffierten<br />
Gebieten forschten zwei<br />
Teilprojekte<br />
Vorarlberger Sprachatlas<br />
(<strong>Universität</strong> Freiburg)<br />
Sprachatlas<br />
von Nie<strong>de</strong>rbayern<br />
(<strong>Universität</strong> Passau)