Volltext (Manuskript) - Dr. Corinna Erckenbrecht
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Tarogärten, für das Wohnhaus, die Kindererziehung, die Versorgung mit frischem Gemüse,<br />
das Kochen und die handwerkliche Herstellung von kleineren Gegenständen wie Körben etc.<br />
zuständig waren, sorgten die Männer für die Versorgung mit Fisch (Fischfang innerhalb und<br />
außerhalb des Saumriffs), Kokosnüssen und Früchten und übernahmen die härtere Land- und<br />
Gartenarbeit, wenn z.B. neue Tarofelder angelegt und das Land dafür hergerichtet werden<br />
mußte. Diese traditionelle Aufgabenverteilung hat sich heute durch die Einbindung in die<br />
Geldwirtschaft und die Möglichkeit, Essen, materielle Güter und Dienstleistungen gegen<br />
Dollars zu kaufen, stark verändert (siehe Punkt 6.5).<br />
Den Idealtypus geschlechterspezifischer Rollenverteilung gibt Lingenfelter (1997:325)<br />
folgendermaßen wieder:<br />
„A [ideal Yapese] woman should go to her taro patch and garden early every morning to<br />
weed, plant, cultivate, and obtain food for that day. Her garden should be well tended and<br />
free of weeds, and she should provide a variety of yams, sweet potatoes, and other vegetable<br />
crops to add interest to her family’s diet. She should cook each morning and evening ... She<br />
should be generous and offer food to her husband’s visitors or others who ... stop at the<br />
household.“<br />
„Productive and successful men are as much admired as hardworking women. A poor<br />
fisherman makes a poor husband. Fishing is a man’s primary occupation, and any meal<br />
without fish means a man is not doing an adequate job. If a man is a good fisherman, he will<br />
not only get enough for his wife and children, he will be able to share with others as well.<br />
Yapese also speak highly of men whose homes are kept in good repair and whose boat or<br />
canoe is always ready for use.“<br />
Grundsätzlich besteht für die Yapesen die symbolische Einheit einer Ehe und Familie<br />
darin, daß der Mann das Land zur Verfügung stellt, auf dem gelebt und gewirtschaftet werden<br />
kann, und die Frau ihre Fruchtbarkeit, die die Familiengründung ermöglicht. Durch diese zwei<br />
Grundbedingungen und die Autorität sowie Autarkie der Frauen in Hinsicht auf Haushalt,<br />
Gartenbau und Kindererziehung ergibt sich eine annähernd ausgewogene Balance der<br />
Geschlechterrollen in der Ehe. Männer repräsentieren durch ihr Land und durch ihre verbale<br />
Vertretung nach außen ihre Familien, Frauen tragen die Verantwortung für den inneren<br />
Zusammenhalt der Familien. Die einen stärken „nach außen“, die anderen stärken „nach<br />
innen“.<br />
Eine Gegenüberstellung von geschlechtsspezfischen Beiträgen in der yapesischen Ehe<br />
ergibt folgende Tabelle:<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Fruchtbarkeit Land<br />
Innerfamiliäre Autorität Außerfamiläre Repräsentanz<br />
Haus:<br />
Haus:<br />
Führung des Haushalts, Ord- Bereitstellung und Instandhaltung des<br />
nung im Haus und an den gemeinsamen Wohnhauses, Durchführung<br />
Kochstellen außerhalb des von Umbaumaßnahmen, bauliche<br />
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