19.02.2013 Aufrufe

Kapelle Nonsbach - Kaufmann

Kapelle Nonsbach - Kaufmann

Kapelle Nonsbach - Kaufmann

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1<br />

3<br />

2<br />

5<br />

6<br />

4<br />

9<br />

8<br />

7<br />

Situation<br />

Standortdiskussion Standort<br />

Der Gedanke die vier Bauherrenfamilien möglichst<br />

weit in den Entwurfs- und Bauprozess zu involvieren<br />

stand ganz am Anfang. Innerhalb der Generationen<br />

bestanden große Erwartungsunterschiede hinsichtlich<br />

Form und Gestalt, aber auch Inhalt und Nutzung der<br />

geplanten <strong>Kapelle</strong>. Zur Unterstützung der Kommunikation<br />

mit den Beteiligten dienten eine Unzahl von Modellen.<br />

Ein wichtiger Aspekt des Entwurfes ist die regionale<br />

Bautradition. Kleine <strong>Kapelle</strong>n sind häufig in dieser<br />

Gegend und über den ganzen Landstrich verstreut. Der<br />

Ausgangspunkt war, die typische Form der Innviertler<br />

<strong>Kapelle</strong> als Prototyp zu nehmen und diese so abzuwandeln,<br />

dass sie zeitgemäße Bedürfnisse erfüllen kann.<br />

Die Gedanken des slowenischen Philosophen Slavoj<br />

Žižek sind sehr hilfreich, wenn er mit dem Begriff<br />

„Paralaxe“ beschreibt, wie sich die Wahrnehmung eines<br />

Objektes verändert, wenn man nur den Blickpunkt ein<br />

wenig verschiebt. Die Veränderung und Verschiebung<br />

führt zu einem Flimmern, einer Ungenauigkeit, die<br />

man visuell auch als Moiré-Effekt erkennen kann. Diese<br />

Ansätze finden sich in der Form des Bauwerkes wieder,<br />

in der Wirkung der Materialien, im Spiel von Licht,<br />

Schatten und Kontrast.<br />

Ein großer Teil der Bauarbeiten wurde von den späteren<br />

Nutzer_innen selbst erledigt, Glas- und Metallarbeiten<br />

an lokale Firmen vergeben. Die aus der<br />

Umgebung stammenden Hölzer wurden zu Planken<br />

geschnitten und einseitig gesäumt, die Rinde wurde anschließend<br />

von Hand abgespalten, was zur späteren Innentextur<br />

führte. Die Aussenverschalung ist, so wie das<br />

Innere aus Lärche, wandelt sich aber viel stärker als die<br />

gerissenen Pfosten unter dem Einfluss der Witterung.<br />

Franz Koppelstätter Humboldtstrasse 47, 4020 Linz<br />

architektenfreund@gmail.com 0680 1204797<br />

In der Zeit von 2008 bis 2010 entstand auf Betreiben<br />

der Bewohner der Ortschaft <strong>Nonsbach</strong> eine<br />

<strong>Kapelle</strong>. Der Planung ging eine intensive Phase der<br />

Recherche und Diskussion voraus. Alle zur Entstehung<br />

dieses Bauwerkes notwendigen Schritte<br />

wurden von der Bauherrenschaft mitgetragen. Das<br />

im Herbst 2010 fertig gestellte Bauwerk ist daher<br />

nicht als individuelle Entwurfsleistung zu verstehen,<br />

sondern fasst die Bedürfnisse, Wünsche,<br />

Bedenken und Vorlieben einer größeren Gruppe<br />

von Menschen zusammen. Durch die permanente<br />

Einbindung der künftigen Nutzer ist von vornherein<br />

gewährleistet, dass sich diese mit der <strong>Kapelle</strong><br />

<strong>Nonsbach</strong> identifizieren können und auch<br />

für deren Pflege und Erhaltung sorgen werden.<br />

Die künftige Nutzung des Raumes wird weniger<br />

durch die traditionellen Rituale geprägt werden. Er<br />

soll vielmehr als Ort der Kontemplation dienen und<br />

die Möglichkeit des Rückzuges aus dem ländlichen<br />

Alltag bieten.<br />

Parallel zum partizipativen Bauprozess entstand eine<br />

hypothetische Variation unter dem Begriff „Autistischer<br />

Entwurf. Der von der absoluten Abwesenheit<br />

äusserer Faktoren ausgeht.<br />

Projekt<br />

<strong>Kapelle</strong> <strong>Nonsbach</strong><br />

Datum<br />

05.10.10<br />

Maßstab<br />

1:25<br />

S1<br />

S2<br />

<strong>Kapelle</strong> <strong>Nonsbach</strong><br />

Franz Koppelstätter Blatt 1<br />

Inhalt<br />

grundriss<br />

Franz Koppelstätter Humboldtstrasse 47, 4020 Linz<br />

architektenfreund@gmail.com 0680 1204797<br />

Projekt<br />

<strong>Kapelle</strong> <strong>Nonsbach</strong><br />

Datum<br />

05.10.10<br />

Maßstab<br />

1:25<br />

Inhalt<br />

schnitt1<br />

SCHREMS<br />

HOFBAUER<br />

ÖTTL<br />

Franz Koppelstätter Humboldtstrasse 47, 4020 Linz<br />

architektenfreund@gmail.com 0680 1204797<br />

<strong>Nonsbach</strong><br />

Projekt<br />

<strong>Kapelle</strong> <strong>Nonsbach</strong><br />

PROF. WOLFGANG<br />

KAUFMANN;PREIS<br />

---------------------<br />

Datum<br />

05.10.10<br />

IRG<br />

Maßstab<br />

1:25<br />

<strong>Nonsbach</strong><br />

--------<br />

---<br />

FÖRDERPREIS FÜR JUNGARCHITEKTINNEN<br />

Inhalt<br />

schnitt2<br />

2<br />

100 m


Iterationen Abwandlung<br />

was wäre wenn<br />

was, wenn der Architekt<br />

... keine Umgebung zu berücksichtigen wäre<br />

... keiner Auftraggeber_in genügt werden muss<br />

... keine Rücksicht auf Andere zu nehmen ist<br />

keine äußeren Einflüsse zu<br />

berücksichtigen hätte.<br />

Das wäre dann Autismus im<br />

wörtlichen Sinn.<br />

Form<br />

Der Verlust des Umweltkontaktes und<br />

(krankhafte) Ichbezogenheit wird in der<br />

Medizin als Autismus bezeichnet. Daher<br />

nenne ich das Arbeiten ohne konkrete<br />

Rahmenbedingungen „autistischer<br />

Entwurf“, ohne dabei die pathologische<br />

Seite des Begriffes hervorheben zu<br />

wollen. Vielmehr interessiert mich die<br />

gedankliche Richtungsänderung während<br />

des Entwurfsprozesses. Die Bedürfnisse<br />

Anderer treten in den Hintergrund<br />

<strong>Kapelle</strong> <strong>Nonsbach</strong><br />

Franz Koppelstätter Blatt 2<br />

wohingegen etwas zum Vorschein kommt,<br />

das in der alltäglichen Planungspraxis<br />

von äußeren Einflüssen verdeckt wird.<br />

Der Riss, die Geste, die im Inneren der tatsächlich<br />

realisierten Version der Bauernkapelle<br />

<strong>Nonsbach</strong> so dominant in Erscheinung<br />

tritt kommt auch im autistischen Entwurf<br />

vor. Er durchzieht den Betonkörper von<br />

einer Seite zur anderen. Ist erst die kraftschlüßige<br />

Verbindung zwischen den beiden<br />

Hälften getrennt, können diese auseinander<br />

Modell 1:1<br />

PROF. WOLFGANG<br />

KAUFMANN;PREIS<br />

---------------------<br />

--------<br />

2<br />

gezwungen werden. Der Riss ist jetzt eine<br />

Öffnung, durch welche Sonne nach innen<br />

strahlen kann. Aus dem destruktiven Bruch<br />

wird so etwas Positives, bis die Sonne verschwindet<br />

und es zu regnen beginnt. Durch<br />

den Riss tropft Wasser auf den Boden. Der<br />

Boden ist nicht fest, er ist aus Erde, weicht<br />

sich in der Feuchtigkeit auf, verändert sich<br />

durch die Rinnsale, die sich bilden bevor<br />

er wieder austrocknet und erstarrt.<br />

---<br />

FÖRDERPREIS FÜR JUNGARCHITEKTINNEN

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!