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Financial Times Deutschland vom 19.11.2008 Dossier

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EINE BEILAGE DER FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND MITTWOCH, 19. NOVEMBER 2008<br />

FINANZ-<br />

KOMMUNIKATION<br />

IM MITTELSTAND<br />

PARTNERSCHAFT: Was ein gutes Verhältnis zur Bank ausmacht<br />

PLAN: Wie Unternehmen Kapitalgeber überzeugen<br />

POLITIK: Welche Informationsstrategie in der Krise hilft<br />

IN KOOPERATION MIT


2 ................................................................................................................................................FTD- <strong>Dossier</strong> I Finanzkommunikation im Mittelstand<br />

INHALT<br />

2 KOMMUNIKATION Wer als<br />

Unternehmer das Gespräch mit der<br />

Bank sucht und seine Geschäftslage<br />

off en darlegt, kommt leichter an Geld<br />

– vor allem in der Krise.<br />

6 ÜBERBLICK Welche Informationen<br />

sich die Banken von ihren Kunden<br />

wünschen und was für Finanzierungsinstrumente<br />

sie dafür zur Verfügung<br />

stellen.<br />

8 KAPITALGEBER Warum die Banken<br />

in Krisenzeiten auf eine klare<br />

Informationspolitik Wert legen.<br />

10 KREDITSTRATEGIE Betriebe, die ihre<br />

Finanzkommunikation gezielt<br />

steuern, bekommen eher Kredite und<br />

günstige Konditionen.<br />

11 FALLSTUDIE Beim Backoblatenhersteller<br />

Küchle weiß man, was die<br />

Banken wollen, und ist deshalb auch<br />

in der Krise zuversichtlich.<br />

BILDNACHWEISE<br />

Titel: laif/ Andreas Teichmann<br />

Seite 2/3: Münstermann<br />

Seite 5: Vaillant<br />

Seite 8: picture-alliance/ ZB/ Settnik<br />

Seite 10: Roedl & Partner<br />

Seite 11: Küchle<br />

IMPRESSUM<br />

REDAKTION: Volker Bormann (Ltg.),<br />

Johanna Hergt, Johanna Lutteroth<br />

GESTALTUNG: Andreas Voltmer (Ltg.)<br />

CHEFIN VOM DIENST: Dr. Hiltrud<br />

Bontrup<br />

FOTO: José A. Blanco (Ltg.),<br />

Veit Hengst<br />

BILDBEARBEITUNG: EBV der FTD<br />

INFOGRAFIK: Jens Storkan<br />

LEKTORAT: Martin Hinzmann<br />

KONTAKT: sonderthemen@ftd.de<br />

„<strong>Financial</strong> <strong>Times</strong>“, „<strong>Financial</strong> <strong>Times</strong> <strong>Deutschland</strong>“<br />

and „FTD“ are registered trade marks of The<br />

<strong>Financial</strong> <strong>Times</strong> Limited and used under licence.<br />

REDEN<br />

IST GELD<br />

Die Kommunikation zwischen Banken<br />

und Unter nehmen läuft häufi g schlecht.<br />

Dabei würde ein reger Austausch die<br />

Kapitalgeber großzügiger stimmen<br />

VON JARKA KUBSOVA


Mittwoch I 19. November 2008 .............................................................................................................................................................................................3<br />

EIN<br />

MITARBEITER VON<br />

MÜNSTERMANN BEIM SCHWEISSEN.<br />

DER BETRIEB GILT ALS EXPERTE IN DER<br />

FERTIGUNG VON TROCKNUNGSANLAGEN<br />

B<br />

ernd Münstermann beschönigt nichts,<br />

wenn er die Situation beschreibt, in der<br />

sich sein Unternehmen vor nunmehr fünf<br />

Jahren befand. Die Wirtschaftsfl aute hatte<br />

den Spezialisten für Sonderanlagenbau hart getroff<br />

en: „Wir lagen am Boden, und die Banken<br />

haben uns die Pistole auf die Brust gesetzt“, sagt<br />

er. „Du kriegst kein Geld mehr, hieß es schlicht<br />

und brutal.“ Die radikale Haltung der Banken<br />

hätte beinahe das Aus des mittlerweile 160 Jahre<br />

alten Industriebetriebs bedeutet. Dass das Unternehmen<br />

damals nicht von der Bildfl äche verschwand,<br />

hat es – so paradox es auch klingt – genau<br />

jenem brutalen „Nein“ der Banken zu<br />

verdanken. Denn es zwang Münstermann dazu,<br />

einiges in seinem Unter nehmen zu verändern –<br />

vor allem die Kommunikationspolitik.<br />

Sie war einer der Gründe für die ablehnende<br />

Haltung der Bank. Also beschloss Münstermann,<br />

künftig off ener mit den Banken zu reden. Zusätzliche<br />

Mitarbeiter und ein<br />

neues EDV-System halfen,<br />

die notwendigen Daten auf-<br />

zube reiten. Die Rechnung<br />

ging auf: Dank der neuen<br />

Transparenz konnte Münstermann<br />

seinen Kapitalgebern<br />

schließlich doch noch<br />

das dringend benötigte Geld<br />

entlocken. Seitdem ist das<br />

Unternehmen auf Expansionskurs.<br />

Lag der Umsatz im<br />

Krisenjahr 2003 noch bei<br />

18 Mio. €, stieg er bis 2007<br />

auf 43 Mio. €.<br />

Heute erhalten alle Kapitalgeber<br />

und jeder Mitarbeiter<br />

die Plan- und Ist-Zahlen<br />

sowie umfangreiche Informationen<br />

über die gegenwärtige<br />

Lage des Unternehmens.<br />

Dazu zählen Monats-, Quartals-<br />

und Jahresergebnisse sowie<br />

die Entwicklung der Auftragseingänge,<br />

der Ertragslage<br />

und des Eigenkapitals.<br />

Für seinen vorbildliche<br />

Informationspolitik wurde<br />

Münstermann in diesem Jahr<br />

IDEALE<br />

mit dem Preis „Beste Finanzkommunikation im<br />

Mittelstand“ in der Kategorie Mittlerer Mittelstand<br />

ausgezeichnet. Ausgelobt wurde der Preis<br />

<strong>vom</strong> Kreditversicherer Euler Hermes, der Commerzbank,<br />

dem Bundeswirtschaftsministerium,<br />

dem Bundesverband der Deutschen Industrie,<br />

dem Wirtschaftsmagazin „Impulse“ und der <strong>Financial</strong><br />

<strong>Times</strong> <strong>Deutschland</strong>. „Münstermann hat<br />

den Kapitalgebern eine Story präsentiert, eine<br />

Unternehmensgeschichte, gespickt mit Informationen,<br />

emotional und professionell“, erklärt<br />

Hans Joachim Kasperski, Marketingleiter bei<br />

Euler Hermes.<br />

Weitere Preisträger sind der Backoblatenhersteller<br />

Küchle (Kategorie „kleiner Mittelstand“)<br />

und der Heiztechnikspezialist Vaillant (Kategorie<br />

„großer Mittelstand“). Vaillant überzeugte die Jury<br />

vor allem dadurch, dass sich die Informationspolitik<br />

an den Bedürfnissen der jeweiligen Ziel-<br />

gruppen orientiet. Seien es Journalisten, Gesellschafter,<br />

Banken oder die Mitarbeiter. Mit jedem<br />

führt die Geschäftsführung regelmäßige Gespräche<br />

und hält sie über die aktuellen Entwicklungen<br />

auf dem Laufenden.<br />

So gekonnt wie Münstermann, Vaillant und<br />

Küchle kommunizieren die kleinen und mittleren<br />

Firmen noch zu selten. Das ergab eine Studie von<br />

Euler Hermes (Fikomm-Studie), für die 716 Unternehmen<br />

aus unterschiedlichen Branchen sowie<br />

300 Kapitalgeber und 100 Startups zum Th ema<br />

Finanzkommunikation befragt wurden. Zwar bewegt<br />

das Th ema der richtigen Finanzierung die<br />

deutschen Mittelständler wie kein anderes. Doch<br />

wenn es darum geht, Banken, Leasinggesellschaften<br />

oder Beteiligungskapital geber mit Informationen<br />

zu versorgen, mauern die meisten<br />

Unternehmer. Dabei kann Transparenz und die<br />

richtige Information zur richtigen Zeit die Mittelbeschaff<br />

ung erheblich erleichtern, die Beziehung<br />

zu Finanzierungspartnern<br />

verbessern und damit den<br />

Spielraum erweitern.<br />

Vor dem Hintergrund der<br />

EHRLICHKEIT Voraussetzung für eine ver-<br />

aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

ist eine profestrauensvolle<br />

Partnerschaft mit der Bank sionelleFinanzkommuni- ist die Bereitschaft, in Gelddingen alle kation wichtiger den je. „Es<br />

Karten off en auf den Tisch zu legen. Wer wird künftig nicht einfacher<br />

etwas verheimlicht, schadet in erster Linie werden, einen Kredit zu<br />

sich selbst.<br />

bekommen“, sagt Stephan<br />

Paul, der an der Ruhr-Uni-<br />

TRANSPARENZ Bilanzzahlen, Zwischenversität Bochum Finanzieberichte<br />

und fi nanzielle Planungen sollten rung und Kreditwirtschaft<br />

nachvollziehbar und nach allgemein lehrt und die Fikomm-Stu-<br />

anerkannten Standards aufb ereitet sein, die durchgeführt hat. „Un-<br />

sodass sie von der Bank schnell und ternehmen müssen ihre<br />

unkompliziert eingesehen werden Finanzkommunikation jetzt<br />

können.<br />

krisenfest machen – damit<br />

daraus keine Kreditklemme<br />

ÜBERZEUGUNG Auch wenn vor allem erwächst“, sagt Paul.<br />

die Fakten zählen: Kapitalgeber lassen Viele Mittelständler sind<br />

sich noch immer davon beeindrucken, damit aber erheblich über-<br />

wenn Unternehmer ihnen das Gefühl verfordert. Laut Fikomm-Stumitteln,<br />

vollkommen hinter ihrer Sache zu die scheitert bei vielen eine<br />

stehen. Eine Einladung in den Betrieb transparente Informations-<br />

kann dabei durchaus helfen.<br />

politik an ganz grundlegenden<br />

Dingen. „Es ist erschreckend.<br />

Selbst bei Bilanzen,<br />

die eigentlich Standard sind, gibt es Lücken“,<br />

sagt Paul. Und auch die Gewinn- und<br />

Verlustrechung ist häufi g mit Fehlern gespickt –<br />

wenn sie überhaupt ein gereicht wird.<br />

Dahinter steckt auch, dass vielen Firmenchefs<br />

eine umfassende Informationsweitergabe nicht<br />

geheuer ist. „Das ist traditionell in den Unternehmen<br />

verankert. Gerade kleine und mittelständische<br />

Unternehmen wollen wenig rausrücken.<br />

Und wenn, dann nur das notwendigste“, berichtet<br />

der Finanz- und Mittelstandsexperte Diethard<br />

Simmert von der International School for Management<br />

in Dortmund.<br />

In vielen Unternehmen spielt die Devise „Tue<br />

Gutes und sprich nicht darüber“ eine Rolle, sagt<br />

Studien-Autor Paul. Andere fürchten, dass Daten<br />

an Wettbewerber gelangen könnten, und geben<br />

deshalb Informationen nur zögerlich und äußerst<br />

spärlich heraus. „Den Unternehmen fehlt oft 3


4................................................................................................................................................FTD- <strong>Dossier</strong> I Finanzkommunikation im Mittelstand<br />

das Wissen, was Kapitalgeber eigentlich mit den<br />

Informationen anfangen“, sagt Achim Froh, Leiter<br />

Marktforschung bei Euler Hermes. Oft<br />

dominiere die Haltung: „Das geht doch<br />

niemanden was an.“<br />

Doch selbst da, wo grundsätzlich Bereitschaft<br />

zu mehr Off enheit besteht, wird oft wenig Extraaufwand<br />

betrieben, um mehr Daten als die vorhanden<br />

aufzubereiten. Häufi g ist Zeitmangel<br />

schuld. In vielen Betrieben sind die Eigentümer<br />

der Dreh- und Angelpunkt, an dem sämtliche<br />

Aufgaben hängen bleiben. Das war einst auch das<br />

Problem von Bernd Münstermann. „Früher war<br />

alles auf eine Person fi xiert“, sagt Münstermann.<br />

„Dann wurde mir klar, dass man etwas nur verbessern<br />

kann, wenn die Aufgaben auf mehrere<br />

Schultern verteilt werden. Ohne zusätzliche Manpower<br />

geht das nicht.“ Mittlerweile ist die Truppe<br />

der Experten in seinem Unternehmen stetig<br />

gewachsen. „Heute ist das ein Selbstläufer und<br />

macht richtig Spaß“, sagt Münstermann.<br />

SO PROFESSIONELL handhaben nur wenige Mittelständler<br />

ihre Finanzkommunikation. Das liegt vor<br />

allem an grundlegenden Missverständnissen. Das<br />

Verhältnis zwischen Kapitalnehmern und Kapitalgebern<br />

ließe sich laut Paul auch mit dem Titel:<br />

„Szenen einer Ehen“ überschreiben. Beide Seiten<br />

reden viel zu wenig über ihre Bedürfnisse. Und so<br />

liegen in der Regel Welten zwischen den Informationen,<br />

die Kapitalgeber sich wünschen und benötigen<br />

und dem, was sie von den Unternehmen<br />

tatsächlich bekommen.<br />

Laut Fikomm-Studie scheint das vor allem den<br />

Unternehmern nicht klar zu sein. Denn 87 Prozent<br />

der befragten Kapitalnehmer gaben an, dass<br />

sie mit ihrer Informationspolitik durchaus zufrieden<br />

sind. Das sehen aber nur 45 Prozent der<br />

Kapitalgeber so. Off ensichtlich formulieren die<br />

Banken nicht klar genug, was sie wollen und vor<br />

allem brauchen. Dafür fehlt den Banken, nach<br />

wie vor die wichtigsten Kapitalgeber des deutschen<br />

Mittelstands, vor allem Zeit. „Die Kundenbetreuer<br />

haben in der Regel über 100 Firmen zu<br />

betreuen“, erläutert Froh. „Heruntergerechnet<br />

bleiben ihnen für einen Betrieb gerade einmal<br />

zwei Arbeitstage im Jahr.“ Das sei natürlich viel zu<br />

wenig, um sich eingehend mit einem Unternehmen<br />

und seinem Geschäftsmodell zu beschäftigen.<br />

Die Folge: Unternehmen fühlen sich oftmals<br />

nicht verstanden. Von einer Kommunikation<br />

auf Augenhöhe kann Froh zufolge nicht<br />

mehr die Rede sein.<br />

„Finanzkommunikation ist keine Einbahnstraße“,<br />

sagt er. „Es gibt auch Mankos auf der Kapitalgeberseite.“<br />

Das Problem sei nicht nur, dass<br />

die Banken ihre Anforderung nicht klar genug<br />

formulieren. Einige würden sogar Informationen<br />

bewusst zurückhalten – zum Beispiel wenn es um<br />

das interne Rating geht. „Kapitalgeber müssen<br />

sehr viel deutlicher sagen, wie die Daten der Unternehmen<br />

in das mathematisch-statistische Verfahren<br />

eingehen – ganz oft sagen die das gar<br />

nicht“, sagt Froh. Der Meinung ist auch Mittelstandsexperte<br />

Simmert. „Die Banken spielen das<br />

Rating zu wenig zurück.“ Dabei würde sich gerade<br />

daraus eine ertragreiche Basis für ein Gespräch<br />

ergeben. „So sieht unsere Bewertung aus, versuch<br />

STUDIE<br />

KOMMUNIKATION Zum zweiten Mal nach<br />

2005 hat der Kreditversicherer Euler Hermes<br />

das Institut für Kredit- und Finanzwirtschaft der<br />

Ruhruniversität Bochum mit einer Studie zur<br />

Finanzkommunikation im Mittelstand beauftragt.<br />

Bis Ende September 2008 wurden 716<br />

Unternehmen, 100 Startups sowie 300 Kapitalgeber,<br />

zu zwei Dritteln Banken und Sparkassen,<br />

befragt. Autoren der Studie sind die Professoren<br />

Stephan Paul und Stefan Stein.<br />

ZIEL Das Anliegen der Studie ist es, Mittelständlern<br />

zu vermitteln, wie sie die Kommunikation<br />

mit ihren Finanziers optimal gestalten. Dies gewinnt<br />

in Zeiten der Finanzkrise an Bedeutung.<br />

Banken werden künftig Risiken strenger beurteilen.<br />

Und die Untersuchung ergab, dass hier<br />

noch großer Handlungsbedarf besteht. So informiert<br />

nur jedes zweite befragte mittelständische<br />

Unternehmen seinen Kapitalgeber gern.<br />

Zudem sind die Auskünfte oft unzureichend.<br />

Denn die Betriebe wissen häufi g nicht, wie<br />

Finanziers die Informationen nutzen.<br />

ERGEBNISSE Die Ergebnisse der Studie zeigen:<br />

Firmen, die ihre Kapitalgeber zeitnah, umfassend<br />

und persönlich informieren, haben bessere<br />

Chancen auf einen Kredit, müssen tendenziell<br />

weniger Sicherheiten stellen und bekommen<br />

in Notfällen eher Hilfe.<br />

doch deshalb die und die Dinge zu ändern – das<br />

sagen Banken viel zu selten“, sagt Simmert. Auch<br />

er glaubt, dass die Firmenkundenberater der Banken<br />

überlastet sind und deshalb zu wenig refl ektieren.<br />

Schon länger wird darüber in der Branche<br />

diskutiert. Vor allem Sparkassen hätten daraus<br />

ihre Schlüsse gezogen, und ihren Firmenkundenbetreuern<br />

nahegelegt, die Anfor derung der Banken<br />

besser zu erklären.<br />

Darum bemühen sich mittlerweile auch die<br />

Volks- und Raiff eisenbanken. „Die Kommunikation<br />

zwischen Kunden und Hausbank muss intensiviert<br />

werden“, sagt Hubert Overesch, Vorstandsmitglied<br />

der Volksbank Tecklenburger<br />

Land. „Es ist erforderlich, mit den Firmenkunden<br />

einen Dialog zu führen, dessen Ziele genau abgesteckt<br />

sind. Vor allem im Hinblick darauf, was<br />

der Kunde zu welchem Zeitpunkt liefern sollte.“<br />

Im Rahmen der Off ensive „VR-Finanzplan<br />

WEBLINKS<br />

Die Studie Finanzkommunikation im Mittelstand<br />

2008 gibt es ab morgen unter:<br />

WWW.FIKOMM.DE<br />

Mehr Informationen über die Preisträger<br />

„Beste Kommunikation im Mittelstand“ unter:<br />

WWW.MUENSTERMANN.COM<br />

WWW.KUECHLE.DE<br />

WWW.VAILLANT-GROUP.COM<br />

Mittelstand“ würden die Betreuer geschult, wie<br />

sie Unternehmen zu einer besseren Finanzkommunikation<br />

anspornen können – mit einem klaren<br />

Vorteil für die Bank und das Unternehmen.<br />

„Wenn Unternehmen regelmäßig kommunizieren,<br />

ist deren Lage auch viel einfacher einzuschätzen“,<br />

sagt Overesch.<br />

Gut aufgestellt sieht sich auch die Deutsche<br />

Bank. Den Firmenkundenbetreuern würden Expertenteams<br />

bei branchenspezifi schen Sachfragen<br />

zur Verfügung stehen. „Diese Teams tragen zum<br />

Verständnis der oftmals speziellen Geschäftsmodelle<br />

der mittelständischen Kunden bei“, sagt Ulrich<br />

Schürenkrämer, Mitglied der Geschäftsleitung<br />

Firmenkunden <strong>Deutschland</strong> bei der Deutschen<br />

Bank. Ohne Verständnis für das Geschäft<br />

geht es nicht, das sagt auch Overesch: „Das Unternehmen<br />

muss erleben, dass der Berater auf Augenhöhe<br />

mit ihm spricht und vor allem dass er<br />

sein Geschäfts modell versteht.“<br />

Geheimniskrämerei beim Rating versucht die<br />

Deutsche Bank zu vermeiden, zumal das Interesse<br />

der Kapitalnehmer daran groß ist. „Viele Mittelständler<br />

erkennen, dass das sehr wichtig ist und<br />

sie wollen wissen, wie sie geratet sind.“ In vielen<br />

Gesprächen zwischen der Bank und dem Kunden<br />

diene das Rating als Grundlage. „Unsere Kollegen<br />

erläutern das Rating. Der Mittelständler bekommt<br />

darüber wichtige Erkenntnisse – bis hin<br />

zu strategischen Projekten“, sagt Schürenkrämer.<br />

Aber alles wird nicht verraten. „Mit dem Verfahren<br />

zur Erstellung der Ratings ist es wie bei der<br />

Coca-Cola-Rezeptur. Es ist ein gut gehütetes Geheimnis,<br />

aber am Ende erfährt der Kunde, wie die<br />

Cola schmeckt.“<br />

Schürenkrämer hat eine genaue Vorstellung<br />

davon, wie eine optimale Beziehung zwischen Kapitalnehmer<br />

und Kapitalgeber aussehen sollte:<br />

„Dreh- und Angelpunkt einer guten Finanzkommunikation<br />

sind eine absolut partnerschaftliche<br />

Beziehung und intensiver Austausch.“ Wer sich<br />

persönlich gut versteht, gibt sich keine Blöße,<br />

wenn er frühzeitig um Hilfe bittet. Im Gegenteil:<br />

„Das ist die Gelegenheit, Risiken sauber zu analysieren<br />

und rechtzeitig über Gegenmaßnahmen<br />

nachzudenken.“ Overesch zufolge soll mit einer<br />

guten Beziehung vor allem ein Ziel erreicht werden:<br />

„Was wir wollen ist, dass der Unternehmer<br />

zu der Erkenntnis kommt: Ich helfe mir damit<br />

selbst. Er muss das Gefühl haben, dass er der<br />

Nutznießer einer guten Kommunikation ist.“<br />

DIESE BOTSCHAFT ist bei Firmenchef Münstermann<br />

längst angekommen. „Wir betreiben den ganzen<br />

Aufwand ja nicht, um die zu unterhalten, sondern<br />

weil wir deren Rückmeldung brauchen.“ So ging<br />

etwa die Neuaufstellung des Versicherungswesens<br />

des Unternehmens auf eine Anregung der Banken<br />

zurück. Und auch mit seiner Nachfolge regelung<br />

hat sich Münstermann erst auseinandergesetzt,<br />

nachdem ihn sein Bankberater zum fünfzigsten<br />

Geburtstag erst gratuliert hatte, dann aber sehr<br />

schnell wissen wollte, ob Münstermann sich<br />

schon Gedanken über Nachfolger gemacht hat.<br />

„Da habe ich erst gedacht, der spinnt doch. Aber<br />

dann habe ich mich wirklich damit be schäftigt.<br />

Solche Sachen kommen aber nur heraus, wenn<br />

man die Banken mit Informationen füttert.“ 3


Mittwoch I 19. November 2008 .............................................................................................................................................................................................5<br />

VAILLANT ist spezialisiert auf die Produktion von Heiztechnik. Hier montiert ein Mitarbeiter ein Heizgerät. Im Gelesenkirchener Werk werden auch Solarkollektoren hergestellt<br />

Dass es um weit mehr als Zahlen in einer solchen<br />

Beziehung geht, weiß Münstermann genau.<br />

„Das Gespräch mit Banken ist für mich ein<br />

freundschaftliches Meeting, ich sehe Banken als<br />

meine Partner.“ Wichtig sei, nicht nur auf sie zuzugehen,<br />

wenn das Unternehmen einen Kredit<br />

braucht. Und so hält er regelmäßig Kontakt – per<br />

Mail, Telefon und durch persönliche Treff en. „Es<br />

sind nicht nur die Zahlen auf die es ankommt,<br />

auch das Persönliche ist wichtig. Da sitzen eben<br />

auch nur Menschen und die verlassen sich nicht<br />

nur auf das Rating.“<br />

Die Fikomm-Studie kommt zu denselben Ergebnissen.<br />

Demnach beeinfl usst eine off ene Finanzkommunikation<br />

die Stabilität der Beziehung<br />

zwischen Unternehmer und Kapitalgeber. „Neben<br />

den materiellen Werten kommt es auch sehr entscheidend<br />

auf die imateriellen Werte an“, sagt<br />

Froh. „Ohne Zählbares ist das alles nicht viel wert,<br />

aber es geht auch um Wertschätzung, Partnerschaft<br />

und Vertrauen.“ Eine Unternehmensge-<br />

ZU WENIG ZEIT ZUM REDEN<br />

Für wen treffen folgende Aussagen zu?<br />

in %, Mehrfachnennung möglich<br />

Kapitalnehmer Kapitalgeber<br />

Emotionale Vorbehalte<br />

Der Aufwand, Kapitalgeber zu informieren,<br />

ist größer als der Nutzen für Unternehmen<br />

Bei Kapitalgebern fühle ich mich als Bittsteller<br />

Von Kapitalgebern wird man als Unternehmen<br />

nur gut behandelt, wenn die Zahlen stimmen<br />

Zeitliche Ressourcen<br />

In meinem Unternehmen fehlt die Zeit,<br />

um Kapitalgeber zu informieren<br />

Ich widme der Finanzkommunikation nur so<br />

viel Zeit, wie unbedingt notwendig<br />

FTD/jst; Quelle: Studie Fikomm 2008 (Euler Hermes/Ruhruniversität Bochum)<br />

15<br />

24<br />

»ES GEHT AUCH UM WERTSCHÄTZUNG,<br />

PARTNERSCHAFT UND VERTRAUEN«<br />

ACHIM FROH, LEITER MARKTFORSCHUNG EULER HERMES<br />

schichte, gespickt mit Daten, vorgetragen mit<br />

Verve, habe sehr viel Einfl uss auf Kapitalgeber.<br />

„Das wirkt noch stärker, dann wird noch etwas<br />

anderes erzeugt. Man kann dem Kapitalgeber das<br />

Gefühl geben, er ist dabei, jemandem mit Potenzial<br />

das Überleben zu ermöglichen.“<br />

Wer bereits ein gutes, partnerschaftliches Verhältnis<br />

zu seinem Kapitalgeber pfl ege, werde in<br />

den Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise, davon<br />

profi tieren, ist sich Simmert sicher: „Das<br />

wichtigste Asset bei der Kreditvergabe wird jetzt<br />

eine langjährige etablierte Beziehung zu der Bank<br />

sein.“ Denn wenn ein Berater ein Unternehmen<br />

30<br />

42<br />

42<br />

46<br />

45<br />

58<br />

67<br />

67<br />

VORBEHALTE Startups haben<br />

mehr Vorbehalte gegenüber<br />

Kapitalgebern als<br />

etablierte Unternehmen.<br />

So fühlen sich 44 Prozent<br />

der jungen Unternehmen<br />

als Bittsteller, bei den älteren<br />

sind es 30 Prozent.<br />

ZEITNOT Junge Betriebe<br />

haben weniger Zeit, sich<br />

um die Finanzkommunikation<br />

zu kümmern. Denn<br />

Gründer sind meist stark in<br />

die operative Geschäftsführung<br />

eingebunden.<br />

sehr lange kenne und eine persönliche Beziehung<br />

zu den Entscheidern unterhalte, werde er es in der<br />

Krise nicht einfach hängen lassen. Simmerts<br />

Meinung nach werden Unternehmer und auch<br />

die Kreditgeber nun viel daran setzen, solche<br />

Beziehungen wiederzubeleben.<br />

VIELE INSTITUTE haben ihre Kreditbedingungen<br />

bereits verschärft. Unternehmen mit Kapitalbedarf<br />

müssen sich auf eine restriktivere Kreditvergabe,<br />

größere Sicherheitsanforderungen und<br />

höhere Zinsen einstellen. „Wer keine gute Beziehung<br />

zu seiner Bank hat, ist defi nitiv schlechter<br />

gestellt“, sagt Simmert. Schürenkrämer von der<br />

Deutschen Bank rät Firmen zum schnellen Handeln.<br />

„Unternehmen sollten proaktiv auf die Banken<br />

zugehen, das ist ganz wichtig.“ Auch ganz<br />

neue Formen des Dialogs, zum Beispiel größere<br />

Gesprächskreise, könnten sinnvoll sein. „Wir haben<br />

Kunden, die Gruppen von sieben bis acht<br />

Personen an einen Tisch zusammengebracht haben<br />

– darunter Banken und Hersteller. Da ist ein<br />

ganz neues Verständnis unter den Beteiligten für<br />

die Geschäftslage entstanden“, berichtet Schürenkrämer.<br />

Bei Bernd Münstermann ist die Krise bislang<br />

noch nicht angekommen. „Im Augenblick haben<br />

wir eher noch viel zu viel zu tun, die Mitarbeiter<br />

leisten Überstunden ohne Ende“, sagt der Unternehmenschef.<br />

Trotzdem hat sich Münstermann<br />

auf schlechte Zeiten bereits vorbereitet. „In sechs<br />

Monaten könnte es mit den Auftrageingängen<br />

schwieriger werden.“ Seine Kapitalgeber hat er<br />

darüber bereits informiert.<br />

4


6 ...............................................................................................................................................FTD- <strong>Dossier</strong> I Finanzkommunikation im Mittelstand<br />

EINE FRAGE DES VERTRAUENS<br />

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Kapital für Investitionen zu beschaff en. Bei<br />

allen Varianten gilt: Je regelmäßiger und klarer ein Unternehmer seinen Geldgeber<br />

informiert, desto freigiebiger ist dieser. Wir zeigen, worauf es ankommt<br />

Kriterien für Informationen<br />

Geschwindigkeit<br />

Unternehmen sollen Informationen<br />

rasch erheben und sofort an den Kapitalgeber<br />

liefern.<br />

Verlässlichkeit<br />

Die Angaben sollen glaubwürdig sein.<br />

Planzahlen sollen sich möglichst bewahrheiten.<br />

Konstanz<br />

Unternehmen sollen regelmäßig und zu<br />

festen Terminen Informationen liefern.<br />

Unternehmen<br />

Wer mit Banken, Leasingunternehmen<br />

oder Private-Equity-Investoren ins Geschäft<br />

kommen will, muss die Kapitalgeber<br />

regelmäßig informieren. Nur so stellen<br />

Unternehmen sicher, dass sie stets die<br />

passende Finanzierung zu angemessenen<br />

Kosten bekommen können.<br />

FTD/Grafik: Jens Storkan; Autor: Christoph Hus; Quelle: eigene Recherche<br />

Kapital<br />

Bankkredit<br />

Kredite bekommen Unternehmen<br />

meist von Banken.<br />

Sie zahlen einen Zins und<br />

müssen das geliehene Kapital<br />

zu einem oder mehreren<br />

festgelegten Stichtagen<br />

zurückzahlen.<br />

Bilanz<br />

Zu den wichtigsten Informationen für<br />

Kapitalgeber gehören Zahlen über das<br />

Geschäftsergebnis. So verschicken Unternehmen<br />

nicht nur jährlich ihre Bilanz.<br />

Zwischendurch informieren sie mit<br />

Quartals- und Halbjahresberichten,<br />

zum Beispiel in Form einer betriebswirtschaftlichen<br />

Auswertung.<br />

in %<br />

Kapitalnehmer Kapitalgeber<br />

Persönliche Qualität der Fikomm<br />

Ich bin ehrlich und offen gegenüber<br />

meinem Kapitalgeber<br />

Leasing<br />

Investitionen in Maschinen<br />

und Informationstechnik<br />

finanzieren Unternehmen<br />

zunehmend per Leasing.<br />

Sie versprechen sich eine<br />

größere Flexibilität als bei<br />

einem Kredit.<br />

Ich bemühe mich um ein positives zwischenmenschliches<br />

Klima zwischen mir und meinem Ansprechpartner<br />

Ich kann Informationen im persönlichen Gespräch<br />

gut vermitteln bzw. präsentieren<br />

Mein Unternehmen versucht, seine Informationspolitik<br />

an die Erwartungen des Kapitalgebers anzupassen<br />

FTD/jst; Quelle: Studie Fikomm 2008 (Euler Hermes/Ruhruniversität Bochum)<br />

Mezzanine<br />

Hier handelt es sich um<br />

eine Mischform aus Eigenund<br />

Fremdkapital. In den<br />

vergangenen Jahren hat<br />

sich diese Finanzierungsform<br />

auch im Mittelstand<br />

etabliert.<br />

Finanzkommunikation im Meinungsspiegel: Für wen treffen folgende Aussagen zu?<br />

59<br />

56<br />

55<br />

Planung<br />

Kapitalgeber interessieren sich nicht nur<br />

für die Vergangenheit, sondern auch für<br />

die Zukunft. Deshalb verschicken Unternehmen<br />

auch eine Vorausschau auf das<br />

Geschäft der kommenden Monate und<br />

Jahre, zum Beispiel in Form von Planzahlen<br />

oder eines Businessplans.<br />

95<br />

78<br />

92<br />

80<br />

86


Mittwoch I 19. November 2008 ..............................................................................................................................................................................................7<br />

Die derzeitige Situation ist alles andere als<br />

neu. Vor rund fünf Jahren steckte der<br />

Mittelstand in der Kreditklemme. Heute<br />

tut er es wieder. Verunsichert von der<br />

Finanzkrise vergeben die Banken nur noch tröpfchenweise<br />

Darlehen – wenn überhaupt. Wer Geld<br />

benötigt, sollte ein gutes Verhältnis zu seiner Bank<br />

pfl egen. Entscheidend dafür ist die richtige Finanzkommunikation.<br />

Damit verfolgen Unternehmen<br />

meist konkrete Ziele. Sie wollen Wachstum<br />

Schuldverschreibung<br />

Die Ausgabe von festverzinslichen<br />

Wertpapieren,<br />

die auch Anleihen genannt<br />

werden, gehört zu den<br />

Klassikern der Unternehmensfinanzierung.<br />

Sachliche Qualität der Fikomm<br />

Ich halte die Informationspolitik meines<br />

Unternehmens für sehr gut nachvollziehbar<br />

Ich informiere weder übertrieben optimistisch noch<br />

pessimistisch<br />

Alle Informationen an meinen Ansprechpartner<br />

werden intensiv auf Fehler geprüft<br />

In meinem Unternehmen wird regelmäßig nach Möglichkeiten<br />

gesucht, die Informationspolitik zu verbessern<br />

Manchmal lassen wir auch Informationen im<br />

Gespräch weg, um nicht zu schlecht dazustehen<br />

FTD/jst; Quelle: Studie Fikomm 2008 (Euler Hermes/Ruhruniversität Bochum)<br />

Eigentümer<br />

Gerade bei inhabergeführten Unternehmen<br />

wollen Kapitalgeber auch die persönlichen<br />

Verhältnisse des Unternehmers<br />

kennen. Von Bedeutung sind zum Beispiel<br />

seine Vermögensverhältnisse, denn<br />

Banken verlangen für Firmenkredite oft<br />

private Sicherheiten wie ein Eigenheim.<br />

Beteiligung<br />

Fürchten sich Unternehmen<br />

nicht vor neuen Anteilseignern,<br />

können sie sich<br />

frisches Kapital beschaffen,<br />

indem sie Geschäftsanteile<br />

verkaufen.<br />

23<br />

fi nanzieren, bei Kapitalgebern Vertrauen schaff en<br />

oder ihr Rating verbessern.<br />

Wenn Unternehmen wachsen wollen, brauchen<br />

sie dafür meist Kapital – etwa um Maschinen<br />

zu kaufen, neue Werkshallen zu errichten<br />

oder neue Standorte zu eröff nen. Doch viele Unternehmen<br />

können oder wollen kein Eigenkapital<br />

für die Investitionen verwenden und schauen sich<br />

deshalb nach Fremdkapitalgebern um. An Kapital<br />

kommen Unternehmen nur, wenn ihnen mög-<br />

34<br />

40<br />

49<br />

58<br />

57<br />

63<br />

69<br />

82<br />

83<br />

Führung<br />

Auch die Führungsstruktur eines Unternehmens<br />

ist für Kapitalgeber wichtig. Sie<br />

wollen wissen, wie ein Unternehmen<br />

handlungsfähig bleiben will, wenn der<br />

Chef oder ein Manager ausfällt – zum<br />

Beispiel mit einer zweiten Führungsebene<br />

und einer Nachfolgeplanung für<br />

wichtige Mitarbeiter.<br />

liche Kapitalgeber vertrauen. Eine solche Basis<br />

können Betriebe schaff en, indem sie regelmäßig<br />

über den Geschäftsverlauf informieren. Besonders<br />

wichtig ist Vertrauensbildung für Unternehmen,<br />

die in schwierigen Branchen tätig sind.<br />

Verbessern Unternehmen ihr Rating, kommen<br />

sie einfacher an Kapital und können auf günstigere<br />

Konditionen hoff en. Voraussetzung: Hausbanken<br />

brauchen von ihren Kunden alle Informationen,<br />

die sie für ein Rating benötigen. 4<br />

Informationen<br />

Markt<br />

Wie erfolgreich ein Unternehmen in Zukunft<br />

sein wird, hängt von Zulieferern,<br />

Einkaufspreisen und Kunden ab. Kapitalgeber<br />

wünschen sich deshalb Informationen<br />

über den Markt. So können sie mögliche<br />

Probleme frühzeitig erkennen –<br />

nicht erst, wenn sich die Zahlen des<br />

Unternehmens verschlechtern.<br />

Kapitalgeber<br />

Wer Unternehmen Kapital zur Verfügung<br />

stellt, will sein eigenes Risiko<br />

kennen und begrenzen. Das<br />

funktioniert nur, wenn Kapitalgeber<br />

stets wissen, wie es um ihre Geschäftspartner<br />

bestellt ist. Also verlangen<br />

Finanziers nach detaillierten<br />

Informationen.


8 ...............................................................................................................................................FTD- <strong>Dossier</strong> I Finanzkommunikation im Mittelstand<br />

KLARE ANSAGEN<br />

IN DER KRISE<br />

Ob Mezzanine-Kapital, Factoring oder Kredit –<br />

die Finanziers prüfen jetzt ganz genau, wem<br />

sie Geld geben. Entscheidend sind ein gutes<br />

Rating und eine off ene Informationspolitik<br />

VON JARKA KUBSOVA<br />

Frisches Kapital holen sich kleine und mittelständische<br />

Unternehmen noch immer am<br />

liebsten bei Banken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken.<br />

Aber die Tendenz ist sinkend.<br />

Zunehmend bedienen sich die Betriebe aus<br />

einer breiten Palette anderer Finanzierungsangebote,<br />

die den Besonderheiten im Mittelstand gerecht<br />

werden. Beteiligungskapital, Mezzanine,<br />

Leasing und Factoring legten in den vergangenen<br />

Jahren deutlich zu – teilweise um 30 Prozent und<br />

mehr pro Jahr.<br />

Vor allem Mezzanine-Kapital entwickelte sich<br />

zu einer beliebten Alternative zum Bankkredit.<br />

Die Anbieter verlangen für den Mix aus Eigenund<br />

Fremdkapitalelementen nur Rendite, haben<br />

aber keinen direkten Einfl uss auf Unternehmensentscheidungen.<br />

Aber seit der Finanzkrise ist der<br />

Markt dafür unter Druck. „Die Möglichkeiten für<br />

diese Mezzanine-Programme, Mittel zu attraktiven<br />

Konditionen zu beschaff en, sind dramatisch<br />

geringer geworden als noch vor einem halben<br />

Jahr“, sagt der Finanz- und Mittelstandsexperte<br />

Diethard Simmert von der International School<br />

for Management in Dortmund.<br />

Auch die Kreditvergabe der Banken leidet unter<br />

der Finanzkrise. Laut der Bankenumfrage der<br />

Europäischen Zentralbank <strong>vom</strong> November haben<br />

bereits zwei Drittel der Kreditinstitute in der Euro-Zone<br />

ihre Kreditvergabe an Unternehmen verschärft.<br />

Der Trend in <strong>Deutschland</strong> ist zwar nicht<br />

so drastisch, per saldo aber haben hierzulande so<br />

viele Banken mehr die Kreditvergabe verschärft<br />

als gelockert wie zuletzt vor gut fünf Jahren.<br />

Beim Factoring, dem Verkauf von Forderungen,<br />

sowie dem Leasing ist die Finanzkrise<br />

noch nicht durchgeschlagen, bei Private-Equity-<br />

Gesellschaften zeigt sie bereits Wirkung. Die Beteiligungen<br />

und Firmenübernahmen durch große<br />

Fonds schrumpfen deutlich.<br />

Der Mittelstand aber gewinnt<br />

DIE KFW ist neben an Bedeutung. „Kleinere und<br />

den Spar kassen, mittelständische Unterneh-<br />

Volks- und men sind gegenwärtig attrak-<br />

Raiff eisenbanken tiver denn je“, sagt Herbert<br />

der wichtigste Seggewiß, Geschäftsführer<br />

Kapitalgeber für der Beteiligungsgesellschaft<br />

den Mittelstand. Aheim Capital, ehemals<br />

Hier ist das Buchanan Capital Partners.<br />

Trep penhaus des Aber Unternehmen, die auf<br />

KfW-Gebäudes in diesem Wege Kapital aufneh-<br />

Berlin zu sehen men wollen, müssen sich auf<br />

eingehende Prüfungen gefasst<br />

machen. Private-Equity-Gesellschaften<br />

ziehen dafür etwa Wirtschaftsprüfer,<br />

Rechtsanwälte und Unternehmensberater heran,<br />

die sich Produktportfolio und Marktumfeld eines<br />

Unternehmens genau ansehen.<br />

„Das Unternehmen muss bereit sein, sich auf<br />

links drehen zu lassen“, sagt Seggewiß. Gerade<br />

kleinen Unternehmen würde diese Öff nung nicht<br />

immer leichtfallen. „Worauf wir im Augenblick<br />

besonders genau achten, ist die Persönlichkeit des<br />

Unternehmenschefs“, sagt Seggewiß. „Wir müssen<br />

sicher sein, dass er die Fähigkeit hat, das Unternehmen<br />

gut zu entwickeln – besonders in unterschiedlichen<br />

konjunkturellen Zyklen.“<br />

Auch andere Kapitalgeber schauen angesichts<br />

der Finanz- und Wirtschaftskrise noch ge- 3


Mittwoch I 19. November 2008 .............................................................................................................................................................................................9<br />

nauer, wem sie Geld geben. Um ihr Geschäft abzusichern,<br />

brauchen sie mehr als nur ein gutes Gefühl.<br />

Was zählt, sind Fakten über Markt und<br />

Wettbewerb des Unternehmens, über die Qualität<br />

des Managements sowie Eigenkapitalquote<br />

und Liquidität. Schon im Vorfeld der Kapitalaufnahme<br />

geht es nicht ohne eine sorgfältige Aufbereitung<br />

aller entscheidungsrelevanten Informationen,<br />

allein schon die Qualität der Unterlagen<br />

kann die Entscheidung des Kapitalgebers beeinfl<br />

ussen. Ist der Kapitalgeber mit dem Informationsfl<br />

uss nicht zufrieden, wird er auf Verbesserung<br />

pochen. Gerade private Investoren fordern nicht<br />

selten die Etablierung von internen Planungs-<br />

und Steuerungsinstrumenten. Unerlässlich ist die<br />

systematische Aufbereitung aller ratingrelevanten<br />

Informationen in einem Businessplan, der in regelmäßigen<br />

Abständen aktualisiert wird.<br />

Während der Finanzierung messen Kapitalgeber<br />

die Qualität der Finanzkommunikation auch<br />

daran, wie rege die Mittelständler ihre Finanzkommunikation<br />

betreiben. Je aktiver das Unternehmen<br />

Th emen anspricht, bevor sie zu ernsten<br />

Problemen erwachsen, desto positiver wird das<br />

beurteilt. Auch der spontane Austausch ohne<br />

konkreten Anlass wird <strong>vom</strong> Kapitalgeber honoriert.<br />

Der Finanzkommunikationsstudie des Kreditversicherers<br />

Euler Hermes zufolge passiert das<br />

noch zu selten: Knapp 60 Prozent der befragten<br />

Kapitalgeber gaben an, dass Unternehmen sich<br />

für die Finanzkommunikation gerade einmal so<br />

viel Zeit nehmen, wie unbedingt notwendig.<br />

Wichtige Informationen für die Kapitalgeber<br />

bleiben so auf der Strecke. Und schlimmer: 40<br />

Prozent der Kapitalnehmer räumten laut Studie<br />

ein, in Gesprächen schon mal Informationen<br />

wegzulassen, um nicht schlecht dazustehen. Solche<br />

Heimlichkeiten aber schaden der Glaubwür-<br />

NACHGEFRAGT ...<br />

... bei KLAUS ACKERMANN<br />

Der Wirtschaftswissenschaftler ist<br />

Manager bei der Beteiligungsgesellschaft<br />

GCI Management<br />

Con sulting, die auf den Mittelstand<br />

spezialisiert ist. Seine Schwerpunkte<br />

liegen auf Reorganisation,<br />

Restrukturierung und Kundenbeziehungen.<br />

FTD Viele Mittelständler hegen Vorbehalte gegen<br />

den Einstieg privater Investoren in ihre Unternehmen.<br />

Welche Erfahrungen haben Sie zuletzt<br />

gemacht?<br />

ACKERMANN Natürlich geistert auch bei Mittelständlern<br />

das Heuschreckensyndrom herum, aber wir haben<br />

mit einem durchweg längerfristig orientierten Beteiligungshorizont<br />

im mittelständischen Bereich sehr positive<br />

Erfahrungen gemacht. Auch bei der Übernahme<br />

von Unternehmen aus Familienbesitz.<br />

FTD Die Finanzkrise hat die Bedingungen<br />

für Private Equity erschwert. Das triff t vor<br />

allem große Fonds. Wie aber sieht die Lage<br />

bei kleineren und mittelständischen Unternehmen<br />

aus?<br />

MEHR TRANSPARENZ<br />

Beurteilung des Informationsflusses<br />

Wie viel Prozent Ihrer Kunden stellen Ihnen folgende Informationen zur Verfügung?<br />

Kapitalnehmer<br />

Finanzen<br />

EK-Entwicklung<br />

Finanzplan<br />

Finanzierungsstrategie<br />

Bilanzen<br />

Bilanz und GuV<br />

BWA betriebswirtschaftliche<br />

Analysen<br />

Konzernabschluss<br />

Risiko<br />

Angaben zur<br />

Risikosituation<br />

Kapitalgeber<br />

digkeit und können zum großen Hindernis des<br />

wirtschaftlichen Fortschritts werden.<br />

Dennoch schätzen viele Betriebe ihre Finanzkommunikation<br />

als gelungen ein. Wie groß die<br />

Lücke zwischen der Selbst- und Fremdwahrnehmung<br />

ist, off enbart die Studie: Kapitalgeber bewerten<br />

die Informationspolitik ihrer Kunden dramatisch<br />

schlechter als die Unternehmen. 82 Prozent<br />

der befragten Betriebe halten ihre Informationspolitik<br />

für nachvollziehbar. Aber nur knapp 60<br />

Prozent der Kapitalgeber sehen das auch so. Die<br />

Probleme liegen vor allem in der Vermittlung der<br />

Daten. 90 Prozent der Unternehmenschefs den-<br />

25<br />

FTD/jst; Quelle: Studie Fikomm 2008 (Euler Hermes/Ruhruniversität Bochum)<br />

ACKERMANN Prinzipiell stimmt es, dass die Finanzierung<br />

von Transaktionen im Restrukturierungs- und<br />

Sanierungsbereich deutlich schwieriger geworden ist.<br />

Aber für Beteiligungen mit einer vernünftigen Bewertung,<br />

einem soliden Geschäftsmodell und entsprechenden<br />

Perspektiven sind nach wie vor Finanzierungen zu<br />

fi nden.<br />

FTD Schauen Sie sich Unternehmen, die an einer<br />

Beteiligung interessiert sind, hinsichtlich Kennzahlen,<br />

Geschäftsentwicklung etc.vor dem Hintergrund<br />

der Krise jetzt genauer an?<br />

ACKERMANN Wir legen die gleichen Maßstäbe an wie<br />

auch bisher und führen eine umfangreiche Due Diligence<br />

durch. Es stimmt aber, dass die Informationsanforderungen<br />

der fi nanzierenden Partner mit der<br />

Finanzkrise gestiegen sind.<br />

FTD Was muss ein Unternehmen jetzt mitbringen,<br />

was muss es an Informationen liefern, um<br />

Sie zu überzeugen?<br />

ACKERMANN An oberster Stelle steht ein stabiles und<br />

überzeugendes Management, zweitens ein solides<br />

Geschäftsmodell mit Entwicklungsperspektiven und<br />

25<br />

38<br />

40<br />

40<br />

45<br />

50<br />

54<br />

54<br />

64<br />

75<br />

72<br />

94<br />

84<br />

BETRIEBE Unternehmen<br />

bevorzugen persönliche<br />

Treff en (89 Prozent), Telefongespräche<br />

(72 Prozent),<br />

Briefe (57 Prozent),<br />

umfangreiche schriftliche<br />

Berichte (49 Prozent) und<br />

E-Mails (49 Prozent), wenn<br />

es um die Kommunikation<br />

mit den Finanziers geht.<br />

KAPITALGEBER Die Finanziers<br />

haben ein anderes<br />

Bild von der Kontaktaufnahme.<br />

Aus ihrer Sicht<br />

suchen etwa nur 61 Prozent<br />

der Kunden das persönliche<br />

Treff en, lediglich<br />

19 Prozent verfassen<br />

schriftliche Berichte.<br />

ken, dass sie Informationen im persönlichen Gespräch<br />

gut vermitteln. Kapitalgeber sehen das aber<br />

nur bei 59 Prozent ihrer Kunden.<br />

Auch die Dringlichkeit, angesichts der Finanzund<br />

Wirtschaftskrise den Ausbau der Finanzkommunikation<br />

voranzutreiben, ist zumindest zum<br />

Zeitpunkt der Befragung vor allem auf der Seite<br />

der Kapitalgeber angekommen. 70 Prozent sind<br />

der Meinung, dass es in Zukunft wichtiger wird,<br />

dass Unternehmen sie informieren. Von den Unternehmern<br />

halten das aber nur 45 Prozent der<br />

Befragten für wichtig.<br />

Dabei kommt es jetzt nicht mehr auf das Ob,<br />

sondern vor allem auf das Wie an. Was Kapitalgeber<br />

jetzt brauchen, sind Planungssicherheit sowie<br />

klare Ideen, in welche Richtung sich das Unternehmen<br />

entwickeln soll. „In der aktuellen Situation<br />

ist es besonders wichtig, Informationen hinsichtlich<br />

der Stabilität des Geschäftes zu geben“,<br />

sagt Simmert. „Von welchen Märkten sind Unternehmen<br />

abhängig? Gibt es spezielle Risiken, wie<br />

zum Beispiel Abhängigkeit von einzelnen Großkunden?<br />

Welche Reaktionsmöglichkeiten bestehen<br />

bei einer sehr negativen Konjunkturentwicklung?“<br />

Antworten auf diese Fragen würden das<br />

Vertrauen der Kapitalgeber stabilisieren.<br />

Vertrauen spielt in der Beziehung zu Investoren<br />

zwar eine wichtige Rolle, doch kein Kapitalgeber<br />

wird sich den Blick auf die nackten Zahlen<br />

sparen. Als zentrales Informationsinstrument<br />

dient ihnen das Rating. Eine wesentliche Rolle bei<br />

der Bewertung spielt die Eigenkapitalquote. Simmert<br />

beklagt, dass sich zu wenige Unternehmen<br />

in guten Zeiten einen Puff er zugelegt haben. Aber<br />

auch für Unternehmen mit niedrigem Eigenkapital<br />

ist die Situation nicht ausweglos. Kapitalgeber<br />

wollen in dem Fall vor allem Sicherheiten sehen.<br />

Das können Gebäude, Maschinen oder Anlagen<br />

sein oder der Verkauf von Marken- und Patentrechten<br />

an Finanzdienstleister. Aber auch die<br />

Möglichkeit, mittels Factoring die Eigenkapitalquote<br />

zu steigern, werde noch viel zu selten genutzt,<br />

sagt Simmert.<br />

drittens eine tragfähige Finanzierungsstruktur. 4


10 ..........................................................................................................................................FTD- <strong>Dossier</strong> I Finanzkommunikation im Mittelstand<br />

AUSKUNFT NACH PLAN<br />

Wer als Mittelständler seine Kapitalgeber regelmäßig und gezielt übers Geschäft<br />

informiert, hat bessere Chancen auf Kredite und günstige Konditionen. Nichts verunsichert<br />

Finanziers so sehr wie Intransparenz und Datenchaos<br />

VON CHRISTOPH HUS<br />

Als Klaus Lünnemann expandieren wollte<br />

und dafür Kredite brauchte, waren die<br />

Banken erst einmal skeptisch. Dabei sollte<br />

die Investition in neue Gebäude und<br />

Druckmaschinen eigentlich ganz schnell gehen,<br />

denn das Geschäft brummte. Der Unternehmer<br />

aus Ibbenbüren bei Osnabrück sorgt dafür, dass<br />

seine Kunden auf Messen und Kongressen eine<br />

gute Figur machen. Und das war vielen Firmen in<br />

den vergangenen Boomjahren sehr wichtig.<br />

Doch trotz der großen Nachfrage musste Lünnemann<br />

bei seinen Banken erst einmal Überzeugungsarbeit<br />

leisten. Vor allem bei den Finanziers,<br />

die sein Unternehmen noch kaum kannten. „Wir<br />

hatten kaum Sicherheiten anzubieten“, berichtet<br />

Lünnemann über den Grund der Zurückhaltung.<br />

Trotzdem fand der Unternehmer eine Lösung: Er<br />

stellte ausführliche Informationen zusammen und<br />

belegte den Banken so, dass sich die Investitionen<br />

auszahlen würden. Mit Erfolg: Schon nach wenigen<br />

Tagen hatte Lünnemann seine Kreditzusage.<br />

Seither ist Finanzkommunikation beim Ibbenbürener<br />

Unternehmer Chefsache: Lünnemann<br />

und seine Frau Th eresia kümmern sich persönlich<br />

um den Dialog mit Banken und Leasinggesell-<br />

schaften. Einmal pro Quartal bekommen die<br />

Kapitalgeber eine Gewinn- und Verlustrechnung,<br />

eine Zwischenbilanz, eine betriebswirtschaftliche<br />

Auswertung mit Plan-Ist-Vergleich und eine Prognose<br />

für die kommenden Monate. Zudem telefoniert<br />

der Unternehmer regelmäßig mit Banken<br />

und Leasinggesellschaften. „So können wir Fragen<br />

direkt beantworten“, sagt Lünnemann. „Und wir<br />

wissen immer, welche Th emen und Details für die<br />

»KLEINERE UNTER-<br />

NEHMEN SOLL-<br />

TEN SICH AUF<br />

ZWEI HALB-<br />

JAHRESBERICHTE<br />

BESCHRÄNKEN«<br />

MARTIN WAMBACH, RÖDL<br />

RÖDL & PARTNER berät seine Mandanten, wie sie<br />

am besten mit ihrer Bank kommunizieren.<br />

Das Unternehmen sitzt in diesem<br />

Bürohaus in Nürnberg<br />

Geldgeber besonders interessant sind.“ Für diese<br />

vorbildliche Finanzkommunikation wurde er im<br />

vergangenen Jahr ausgezeichnet.<br />

Das Beispiel belegt: Bei der Finanzkommunikation<br />

sollten Unternehmen nichts dem Zufall<br />

überlassen. Sie brauchen eine schlüssige Strategie,<br />

wie sie mit Banken und anderen Kapitalgebern<br />

kommunizieren. Doch in vielen Unternehmen<br />

besteht noch großer Nachholbedarf, weiß Gert<br />

Schloßmacher, Vorstand von Euler Hermes: „Leider<br />

haben viele Mittelständler immer noch Vorbehalte<br />

gegenüber einer off enen Finanzkommunikation.“<br />

Mit fatalen Folgen: Knausern Unternehmen<br />

mit Informationen, kommen sie nur mit<br />

Mühe an Kapital und müssen ungünstige Konditionen<br />

in Kauf nehmen. „Eine partnerschaftliche<br />

und off ene Finanzkommunikation ist deshalb die<br />

Basis für den Zugang zu einer optimalen Finanzierung“,<br />

sagt Schloßmacher.<br />

Das gilt besonders angesichts der aktuellen Finanzkrise:<br />

„Das Bewusstsein für mögliche Risiken<br />

hat sich deutlich verschärft“, sagt Schloßmacher.<br />

„Eine gute Finanzkommunikation kann hier<br />

deutlich unterstützen, indem sie den Geldgebern<br />

bei der richtigen Einschätzung hilft.“ 3


MittwochI 19. November 2008 ...........................................................................................................................................................................................11<br />

Doch damit die Finanzkommunikation ihre<br />

ganze Stärke ausspielen kann, müssen Unternehmer<br />

zunächst einmal einen Plan aufstellen. „Die<br />

Kommunikation mit Banken und anderen Kapitalgebern<br />

sollte immer planvoll verlaufen“, begründet<br />

Martin Wambach, Partner der Steuerberatungs-<br />

und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Rödl. Denn wenn die nötige Konstanz fehlt, verwirren<br />

und verunsichern Informationen die Banker<br />

mehr als dass sie erhellend wirken. „Unternehmer<br />

sollten deshalb zunächst einen Rahmen abstecken,<br />

wie oft und in welchem Turnus sie Informationen<br />

verschicken wollen“, sagt Wambach.<br />

ÜBERLEGUNGEN ZUM INHALT folgen dann erst in<br />

einem zweiten Schritt. Hier müssen Unternehmer<br />

einen Mittelweg fi nden. „Kleinere Unternehmen<br />

sollten sich auf zwei hochwertige Halbjahresberichte<br />

beschränken, statt jeden Monat einen oberfl<br />

ächlichen Bericht zu liefern“, sagt Wambach.<br />

Banken, Leasinggesellschaften und Factoring-Anbieter<br />

sind nämlich von Mittelständlern nicht gerade<br />

verwöhnt. Wer zwei hochwertige Berichte<br />

pro Jahr erhält, ist deshalb meist schon zufrieden.<br />

„Schicken Unternehmen dann noch zusätzlich einen<br />

Plan mit einem Ausblick für die kommenden<br />

Monate, hinterlassen sie bei der Bank einen hervorragenden<br />

Eindruck“, sagt Wambach.<br />

Um dieses gute Bild von Beginn an abzugeben,<br />

empfi ehlt Wambach Unternehmern, gemeinsam<br />

mit einem Steuerberater eine Finanzkommunikationsstrategie<br />

zu entwickeln. „Dann<br />

hat man schon einen Plan in der Tasche, wenn<br />

man mit dem Berater der Hausbank spricht.“ Böse<br />

Überraschungen können Unternehmer so nicht<br />

mehr erleben. Schließlich wissen sie schon vor<br />

dem Bankgespräch, welche Informationen vorliegen<br />

– oder wie lange es dauern würde, bestimmte<br />

weitere Kennzahlen zu berechnen.<br />

Über die äußere Form der Finanzberichte an<br />

die Bank brauchen sich Unternehmer keine Gedanken<br />

zu machen. Sind die Informationen übersichtlich<br />

aufbereitet, ist es gleich, ob es sich um ei-<br />

Kurz nachdem Christof<br />

Küchle vor rund zehn Jahren<br />

beim gleichnamigen Backzutatenhersteller<br />

im schwäbischen<br />

Günzburg das Ruder übernommen<br />

hatte, traf er sich mit dem<br />

Berater seiner Hausbank. „Damals<br />

habe ich bemerkt, dass er sehr interessiert<br />

war und viele Fragen hatte“,<br />

erinnert sich der Chef des Familienunternehmens.<br />

Er fasste einen Beschluss:<br />

„Ich wollte proaktiver<br />

werden.“ Seither informiert er seine<br />

Bank regelmäßig. „Schließlich will<br />

ich etwas von der Bank.“<br />

Anfangs stellte Küchle nur ein<br />

paar Zahlen zusammen. Heute informiert<br />

er seine Bank dreimal pro<br />

Jahr in detaillierten Zwischenberich-<br />

BESSER BESPRECHEN<br />

Folgen einer schlechten Finanzkommunikation<br />

Frage Kapitalgeber: Bei wie viel Prozent Ihrer Kunden kam es in den letzten drei Jahren zu<br />

einem der folgenden Ereignisse? Frage Kapitalnehmer: Kam es in den letzten drei Jahren<br />

schon einmal zu einem der drei folgenden Ereignisse?<br />

Kapitalnehmer Kapitalgeber<br />

Mehr oder häufigere Informationen<br />

über das Unternehmen verlangt<br />

Kapital/Kredit verteuert<br />

Bürokratischer verhalten als zuvor<br />

Mehr Sicherheit verlangt<br />

Druck zur Informationsherausgabe<br />

erhöht<br />

Kredite bzw. Kreditlinien gekürzt<br />

gene Excel-Tabellen oder eine betriebswirtschaftliche<br />

Auswertung des Steuerberaters handelt.<br />

Haben Mittelständler einen Plan entwickelt,<br />

nach welchem Muster sie ihre Kapitalgeber informieren<br />

wollen, müssen sie sich nur noch um die<br />

Geschwindigkeit sorgen, sagt Hermann Zimmermann,<br />

Mitinhaber der Agentur Engel & Zimmermann<br />

und Experte für Finanzkommunikation im<br />

Mittelstand. Das Maß der Dinge sind dabei<br />

börsennotierte Konzerne: Inhabergeführte Unternehmen<br />

sollten ihre Banken genauso schnell informieren.<br />

Gewinn- und Verlustrechnungen, Bilanzen<br />

und Marktdaten sollen möglichst aktuell<br />

sein, wenn sie bei den Finanziers ankommen.<br />

Darüber hinaus sollten Mittelständler sich<br />

nicht nur an Kapitalgeber richten, sondern auch<br />

andere Gruppen mit einbeziehen, rät Zimmermann.<br />

„Zur Zielgruppe gehören auch Bürgermeister<br />

und Landrat, Bundestagsabgeordnete,<br />

Verbände und die Presse“, sagt der PR-Fachmann.<br />

„Unternehmen brauchen ein Netzwerk in der Finanz-Community.<br />

Durch regelmäßige Gespräche<br />

KÜCHLE WEISS, WAS DIE BANKEN WOLLEN<br />

ten über seine Geschäfte. Auch über<br />

neue Produkte und Expansionspläne<br />

unterrichtet er den Kapitalgeber.<br />

Diese Berichte nützen auch ihm.<br />

„Ich kann daran ebenso wie die<br />

Bank erkennen, wie es dem Unternehmen<br />

geht und wo Handlungs-<br />

24<br />

27<br />

27<br />

bedarf besteht“, sagt er. Das ist in<br />

dieser Branche besonders wichtig.<br />

Denn Küchle produziert Zutaten<br />

für die Weihnachtsbäckerei – ein<br />

extrem saisonabhängiges Geschäft.<br />

Den meisten Umsatz macht das<br />

Unternehmen vor Weihnachten.<br />

KÜCHLE IN GÜNZBURG informiert seine Bank auch über neue Produkte<br />

8<br />

8<br />

12<br />

18<br />

21<br />

23<br />

28<br />

34<br />

33<br />

FTD/jst; Quelle: Studie Fikomm 2008<br />

(Euler Hermes/Ruhruniversität Bochum)<br />

BEDARF 82 Prozent der<br />

Finanziers wünschen sich<br />

von Betrieben mehr harte<br />

Fakten, etwa Zahlen aus<br />

dem Controlling, 56 Prozent<br />

pochen auf ein besseres<br />

Timing, 43 Prozent auf<br />

mehr Ehrlichkeit, Off enheit,<br />

Partnerschaftlichkeit<br />

und Zuverlässigkeit, auch<br />

in der Krise.<br />

VERBESSERUNG Eine gute<br />

Finanzkommunikation<br />

erhöht aus Sicht der Kapitalgeber<br />

vor allem die Beziehungsqualität.<br />

Das<br />

schaff t Vertrauen und erleichtert<br />

den Umgang.<br />

baut man sich solche Verbindungen auf und<br />

schaff t Vertrauen.“<br />

Wichtigster Maßstab der Finanzkommunikation<br />

ist aber Konstanz, sagt der Experte. Denn<br />

wer eine Krise kommen sieht und dann schnell<br />

mit Kommunikation gegensteuern will, wird<br />

seine Gesprächspartner eher verunsichern als<br />

beruhigen. „Ein mittelständisches Unternehmen<br />

kann man nicht über Nacht zu einer transparenten<br />

Firma machen“, sagt Zimmermann.<br />

Das weiß auch Bernhard Kallup, Chef des<br />

Büromöbelbauers Sedus Stoll. „Unsere Branche<br />

ist extrem konjunkturabhängig“, sagt Kallup. So<br />

schloss Sedus zum Beispiel das Jahr 2003 mit<br />

einem Verlust ab. Doch die Banken konnte Sedus<br />

trotzdem bei Laune halten. Denn Finanzchef<br />

Carl-Heinz Osten hatte mit Finanzkommunikation<br />

vorgesorgt, indem er Banken, Aktionäre,<br />

Mitarbeitern und die Presse regelmäßig über die<br />

geschäftszahlen informiert hatte. „Finanzkommunikation<br />

ist Krisenprävention“, sagt Osten. „Eine<br />

Versicherung gegen schlechte Zeiten.“4<br />

Die Folge: „Wir müssen jedes Jahr<br />

mehrere Monate vorfi nanzieren.“<br />

Seine Strategie kommt bei den<br />

Banken an und wurde jetzt mit dem<br />

Preis „Beste Finanzkommunikation<br />

im Mittelstand“ ausgezeichnet. „Auf<br />

diesem Weg kann ich mich von anderen<br />

Kunden unterscheiden“, sagt<br />

Küchle. In der aktuellen Krise ist das<br />

viel wert. „Vor einer möglichen Kreditklemme<br />

habe ich keine Angst.“<br />

Gerade erst hat Küchle mit seinem<br />

Be rater eine größere Kreditlinie ausgehandelt,<br />

um die aktuelle Weihnachtsproduktion<br />

vorzufi nanzieren.<br />

„Viel erklären musste ich da nicht.<br />

Die Bank weiß ja, wofür ich das<br />

Geld brauche. Weil sie mein Geschäft<br />

kennt.“ CHRISTOPH HUS

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