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BN informiert: Naturschutz vor der Haustür - Der Wildgarten - Bund ...

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NATURSCHUTZ<br />

VOR DER HAUSTÜR –<br />

DER WILDGARTEN<br />

Von Martin Klimesch,<br />

Rechtsanwalt und Fachanwalt für Miet-<br />

und Wohnungseigentumsrecht, München<br />

<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />

Landesfachgeschäftsstelle<br />

Bauernfeindstr. 23<br />

90471 Nürnberg<br />

www.bund-naturschutz.de


Manche Eigentümer, Vermieter o<strong>der</strong><br />

Mieter haben sich schon gefragt,<br />

inwieweit ein Naturgarten bzw. <strong>Wildgarten</strong><br />

für Mieter möglich ist o<strong>der</strong> - gegenüber<br />

dem Vermieter - sogar ein Hin<strong>der</strong>nis<br />

darstellen kann. Wie weit ist die Nutzung<br />

des Gartens in Richtung Naturgarten<br />

möglich? Dürfte <strong>der</strong> Mieter beispielsweise<br />

den superschönen englischen Rasen in<br />

eine blütenreiche Wildblumenwiese<br />

umwandeln? Darf <strong>der</strong> Vermieter dagegen<br />

angehen, etwa mit dem Rasenmäher? Darf<br />

er dem Mieter dafür die Kosten aufs Auge<br />

drücken? Wie schaut es aus mit dem<br />

argwöhnischen Nachbarn, wenn ich<br />

Grundstückseigentümer bin? Viele<br />

Fragen, ziemliche Unsicherheit und wenig<br />

brauchbare Antworten. Es sei denn, man<br />

kennt einen naturgartenfreundlichen<br />

Anwalt. Und die entsprechenden<br />

Gerichtsurteile. Als langjähriges Mitglied<br />

im <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> in Bayern e.V., im<br />

Landesbund für Vogelschutz in Bayern<br />

e.V und im Naturgarten e.V. möchte ich in<br />

diesem Beitrag eine aktuelle<br />

Entscheidung des Landgerichts Köln zum<br />

Thema <strong>Wildgarten</strong> <strong>vor</strong>stellen und einige<br />

praktische Gartentipps geben, wie ein<br />

Naturgarten bepflanzt werden kann, um<br />

für die heimische Tierwelt attraktiv zu<br />

sein.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Wildgarten</strong> – Entscheidung des LG<br />

Köln vom 21.10.2010 – 1 S 119/09,<br />

abgedruckt in ZMR 2011, 955<br />

<strong>Der</strong> Rechtsfall:<br />

<strong>Der</strong> Mieter eines Hauses hat den kurzen<br />

englischen Zierrasen kurzerhand in eine<br />

munter wuchernde Wildblumenwiese<br />

verwandelt. <strong>Der</strong> Vermieter verklagt daraufhin<br />

seinen Mieter und möchte Zutritt zum Garten,<br />

um die Wildblumenwiese abzuschneiden und<br />

den Rasen zu vertikutieren. Außerdem<br />

begehrt er die Kosten für diese Maßnahme.<br />

Vor Gericht trägt er <strong>vor</strong>, <strong>der</strong> Mieter schulde<br />

die Pflege des Gartens und habe den Garten<br />

verwahrlosen lassen, indem er den<br />

ursprünglich „gepflegten“ englischen Rasen<br />

in eine „Wiese mit Klee und Unkraut“<br />

verwandelt habe.<br />

Die Entscheidung:<br />

Das Landgericht Köln weist die Klage des<br />

Vermieters ab. Die Gartengestaltung ist<br />

Privatsache. <strong>Der</strong> Vermieter kann seinem<br />

Mieter nicht <strong>vor</strong>schreiben, wie er seinen<br />

Garten zu halten habe. Es steht dem Mieter<br />

frei, eine Wildblumenwiese dem englischen<br />

Zierrasen <strong>vor</strong>zuziehen. Eine<br />

Vernachlässigung des Gartens kann in <strong>der</strong><br />

Anlage einer Wildblumenwiese jedenfalls<br />

nicht gesehen werden.<br />

Rechtstipps:<br />

Die Entscheidung des LG Köln ist ein<br />

wichtiger Schritt in <strong>der</strong> Akzeptanz von<br />

Wildgärten und Naturgärten als alternativer<br />

Gartenform. Sie betrifft nicht nur vermietete<br />

Grundstücke, vielmehr dürften die Argumente<br />

<strong>der</strong> Entscheidung auch auf das Nachbarrecht<br />

übertragbar sein. So wird ein<br />

ordnungslieben<strong>der</strong> Nachbar keine Argumente<br />

mehr gegen die benachbarte<br />

Wildblumenwiese auffahren können, wenn<br />

das Landgericht Köln doch den <strong>Wildgarten</strong><br />

ausdrücklich als gleichwertige alternative<br />

Gartenform anerkennt.<br />

V.i.S.d.P.: <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>, Landesfachgeschäftsstelle, Bauernfeindstr. 23, 90471 Nürnberg 2


Schon bislang galt im Nachbarrecht, dass<br />

vom Nachbargarten hinüberfliegende<br />

Insekten vom Grundstücksnachbarn geduldet<br />

werden müssen, vgl. BGH, NJW 1995, 2633.<br />

Ebenso sah die Fachwelt den Laubfall und<br />

den Flug von Samen als ortsübliche<br />

Benutzung des Grundstücks an, mit <strong>der</strong><br />

Folge, dass kein Abwehranspruch des<br />

Grundstücksnachbarn bestand, vgl. Stadler,<br />

Das Nachbarrecht in Bayern, 6. Aufl., Kap.10<br />

C.<br />

Die Auffassungen zur Frage<br />

hinüberfliegen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> hinüberwan<strong>der</strong>n<strong>der</strong><br />

Insekten wurden jedoch in <strong>der</strong><br />

Rechtsprechung uneinheitlich beantwortet.<br />

So sah das LG Coburg für den Fall einer<br />

„Raupeninvasion“ einen Abwehranspruch als<br />

gegeben an.<br />

Nach <strong>der</strong> erfrischend klaren Entscheidung<br />

des LG Köln, welche dem Naturgarten den<br />

Ritterschlag erteilt, dürfte endgültig klar sein:<br />

We<strong>der</strong> Nachbar noch Vermieter können die<br />

Anlage eines <strong>Wildgarten</strong>s mit rechtlichen<br />

Mitteln verhin<strong>der</strong>n.<br />

Ob hinüberfliegende Falter,<br />

hinüberkriechende Raupen o<strong>der</strong> auf das<br />

Nachbargrundstück gewehte „Unkraut“-<br />

Samen: all das sind ortsübliche und<br />

hinzunehmende Begleiterscheinungen eines<br />

Wild- o<strong>der</strong> Naturgartens.<br />

Ich persönlich freue mich ganz beson<strong>der</strong>s,<br />

dass die Naturgartenidee nun auch Eingang<br />

in die Rechtsprechung gefunden hat. Wer<br />

erfreut sich nicht lieber am Anblick<br />

nektarsaugen<strong>der</strong> Falter und Hummeln als an<br />

<strong>der</strong> leblosen Ödnis eines englischen<br />

Zierrasens.<br />

Gartentipps:<br />

Ein Naturgarten setzt sich im Wesentlichen<br />

aus drei Elementen zusammen: Einmal<br />

einem Bestand aus heimischen Sträuchern.<br />

Außerdem aus einer blumenreichen<br />

Wildblumenwiese. Und bei ausreichendem<br />

Platzangebot einem Bestand an heimischen<br />

Laubbäumen.<br />

Wildblumenwiese:<br />

Foto: Hans-Joachim Köhn / pixelio.de<br />

Beim Kauf <strong>der</strong> Wildblumensamen sollte man<br />

darauf achten, dass es sich um eine<br />

möglichst blütenreiche Mischung aus<br />

heimischen Wildblumenarten handelt. Eine<br />

Vielfalt an Samen kann im Gartenfachhandel<br />

bestellt werden. Adressen finden Sie unter:<br />

http://www.bund-naturschutz.de/fakten/<br />

landwirtschaft/ garten.html<br />

Die Wiese sollte allenfalls 1 - 2 mal jährlich<br />

gemäht werden.<br />

Beispiele für nektarreiche Wildblumen, die<br />

Hummeln und Schmetterlinge anlocken, sind:<br />

Wiesenflockenblume, Skabiosen-<br />

Flockenblume, Wiesensalbei, Quirlblütiger<br />

Salbei, Wiesen-Witwenblume, Gewöhnlicher<br />

Dost (= Wil<strong>der</strong> Majoran), Natternkopf,<br />

Teufelsabbiss, Tauben-Skabiose, Kornblume<br />

(Wildform), Lavendel, Blauer Ysop, Wilde<br />

V.i.S.d.P.: <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>, Landesfachgeschäftsstelle, Bauernfeindstr. 23, 90471 Nürnberg 3


Karde, Gemeine Kratzdistel (= Lanzett-<br />

Kratzdistel), Hornklee, Nachtviole, Bunte<br />

Kronwicke.<br />

Wichtige Raupenfutterpflanzen sind:<br />

Brennnessel, Hornklee, Hufeisenklee, Bunte<br />

Foto: Brennessel, H.D.Volz / pixelio.de<br />

Kronwicke, Pfefferminze, Roßminze,<br />

Gemeiner Hohlzahn, Wiesen-Labkraut,<br />

Echtes Labkraut, Gemeine Kratzdistel (=<br />

Lanzett-Kratzdistel), Kohldistel, Nachtviole,<br />

Wilde Möhre, Raues Veilchen, Wald-<br />

Veilchen.<br />

Am Hornklee, Hufeisenklee und Bunter<br />

Kronwicke leben die Raupen so bunter<br />

Schmetterlinge wie die des leuchtend blauen<br />

Hauhechelbläulings o<strong>der</strong> des schwarz-rot<br />

gepunkteten Blutströpfchens.<br />

Foto: Blutströpfchen/Wid<strong>der</strong>chen,<br />

Angelina Ströbel / pixelio.de<br />

Das Labkraut dient <strong>der</strong> Raupe des<br />

Taubenschwänzchens als Futterpflanze,<br />

einem in Süddeutschland verbreiteten Falter,<br />

<strong>der</strong> häufig in den Abendstunden im<br />

Schwirrflug Petunien anfliegt und gelegentlich<br />

mit einem Kolibri verwechselt wird.<br />

Von Minze und Hohlzahn ernähren sich<br />

farbenprächtige Blattkäfer, etwa <strong>der</strong><br />

Minzkäfer, ein prachtvoll leuchtend metallisch<br />

blau schimmern<strong>der</strong> Blattkäfer, o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Prächtige Blattkäfer, ein leuchtend golden<br />

schimmern<strong>der</strong> Blattkäfer.<br />

Kratzdistel und Kohldistel sind nicht nur<br />

unschätzbar wertvolle Nektarspen<strong>der</strong> für<br />

Hummeln und Falter, gerade auch, weil sie<br />

spät im Jahr zur Blüte kommen, son<strong>der</strong>n<br />

dienen auch <strong>der</strong> Raupe des prachtvollen<br />

Distelfalters o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Flohkrauteule als<br />

Nahrung.<br />

<strong>Der</strong> Klassiker unter den<br />

Raupenfutterpflanzen jedoch ist die<br />

Brennnessel. Auf ihr leben die Raupen<br />

Foto: Brennnesselraupe,<br />

Angelika Koch-Schmid / pixelio.de<br />

unserer bekanntesten heimischen Tagfalter,<br />

etwa die von Admiral, Tagpfauenauge o<strong>der</strong><br />

Kleinem Fuchs.<br />

Wildsträucherhecke:<br />

Bei den gepflanzten Sträuchern sollte es sich<br />

ausschließlich um heimische Arten handeln.<br />

Als wichtigste Insektensträucher, die<br />

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zahlreiche heimische Schmetterlinge, Falter,<br />

Hummeln und Wildbienen anlocken und einer<br />

Vielzahl von Schmetterlingsraupen als<br />

Futterpflanzen dienen, sind zu nennen:<br />

Schlehe, Faulbaum, Salweide.<br />

Aber auch an<strong>der</strong>e heimische Sträucher wie<br />

Haselstrauch, verschiedene Weidenarten<br />

(insbeson<strong>der</strong>e: Reifweide, Lorbeerweide),<br />

Hundsrose (= Heckenrose), Brombeere,<br />

Wildapfel (= Holzapfel), Gewöhnlicher<br />

Schneeball, Rote Heckenkirsche, Wald-<br />

Geißblatt, Eingriffeliger Weißdorn o<strong>der</strong><br />

Foto: Weißdorn, Maja / pixelio.de<br />

Schwarzer Holun<strong>der</strong> leisten einen wertvollen<br />

Beitrag zum Artenschutz im eigenen Garten.<br />

<strong>Der</strong> Faulbaum etwa stellt mit seinen äußerst<br />

nektarhaltigen Blüten, die von April bis<br />

Oktober blühen, nicht nur eine wichtige<br />

Nektarquelle für Wildbienen und Hummeln<br />

dar, er ist auch die einzige Futterpflanze <strong>der</strong><br />

Raupe des Zitronenfalters.<br />

Die Schlehe ist ein wertvolles<br />

Vogelschutzgehölz und dient zahlreichen<br />

Falterraupen als Futterpflanze. Im zeitigen<br />

Frühjahr sind die Schlehenblüten eine<br />

wichtige Nektarquelle. Für Schmetterlinge<br />

und <strong>der</strong>en Raupen ist die Schlehe einer <strong>der</strong><br />

wichtigsten Sträucher überhaupt.<br />

Auch die zeitig blühende Salweide ist ebenso<br />

erste Nektarquelle nach kalten Wintern wie<br />

sie zahlreichen Raupen seltener und<br />

prachtvoller Schmetterlingsarten als<br />

Futterpflanze dient, etwa <strong>der</strong> Raupe des<br />

Großen Schillerfalters.<br />

Foto: Schlehen, bobby M / pixelio.de<br />

Von absolut überragen<strong>der</strong> ökologischer<br />

Bedeutung (wenngleich nicht originär<br />

heimisch) ist auch <strong>der</strong> Sommerflie<strong>der</strong> (=<br />

Schmetterlingsstrauch), dessen rosa- bis<br />

lilafarbenen Blütentrauben von hiesigen<br />

Schmetterlingsarten gerne besucht werden,<br />

etwa vom Tagpfauenauge o<strong>der</strong> dem Kleinen<br />

Fuchs.<br />

Her<strong>vor</strong>zuheben ist auch <strong>der</strong> Haselstrauch,<br />

dessen Blätter nicht nur einer Vielzahl von<br />

Falterraupen als Nahrungsgrundlage dienen,<br />

son<strong>der</strong>n auch prächtigen Käferarten wie dem<br />

Gartenlaubkäfer o<strong>der</strong> dem Feldmaikäfer.<br />

Schließlich ist unbedingt zu erwähnen <strong>der</strong><br />

Gewöhnliche Schneeball, dessen Blätter<br />

Foto: Schneeball, Bärbel / pixelio.de<br />

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egelmäßig vom Schneeballblattkäfer und<br />

dessen Raupen frequentiert werden. Diese<br />

wie<strong>der</strong>um dienen zahllosen Vögeln als<br />

Nahrung. Lei<strong>der</strong> wird auch dieser wichtige<br />

Strauch viel zu selten gepflanzt.<br />

Im Garten sollten die genannten Sträucher<br />

daher nicht fehlen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Faulbaum und die Schlehe<br />

haben als Garanten für eine größtmögliche<br />

Artenvielfalt in Garten o<strong>der</strong> Balkon einen<br />

Stammplatz verdient.<br />

Für den Blütenreichtum sorgt <strong>der</strong><br />

Sommerflie<strong>der</strong>, wobei beson<strong>der</strong>s die Sorte<br />

buddleja davidii pink delight auf<br />

Schmetterlinge, Schwebfliegen und Hummeln<br />

eine magnetische Anziehung ausübt.<br />

Die Beeren des Schwarzen Holun<strong>der</strong> sind bei<br />

Vögeln äußerst beliebt.<br />

Von ökologisch min<strong>der</strong>er Bedeutung,<br />

gleichwohl (lei<strong>der</strong>) häufig gepflanzt: <strong>der</strong><br />

Hartriegel.<br />

Foto: Weißdorn, Insekten, Angelika / pixelio.de<br />

Feldahorn, Hartriegel, Kornelkirsche und<br />

Liguster werden zwar oft von<br />

Landschaftsarchitekten gepflanzt, sind jedoch<br />

allesamt von min<strong>der</strong>er ökologischer<br />

Bedeutung für die heimische Tierwelt.<br />

Bestand an heimischen Laubbäumen:<br />

Wer Platz hat, tut auch viel für die Natur,<br />

wenn er einen Bestand ökologisch wertvoller<br />

heimischer Laubbäume pflanzt.<br />

Her<strong>vor</strong>zuheben sind beson<strong>der</strong>s die folgenden<br />

Baumarten, die zahlreichen Schmetterlingen,<br />

Faltern und <strong>der</strong>en Raupen ebenso als<br />

Nahrungsgrundlage dienen wie diversen oft<br />

prächtigen Bockkäfern o<strong>der</strong> Blattkäfern:<br />

Foto: Rosenkäfer, Peter Smola / pixelio<br />

Eiche (Stieleiche und Traubeneiche), Pappel<br />

(Zitterpappel und Schwarzpappel), Weide<br />

(insbeson<strong>der</strong>e: Salweide, Reifweide,<br />

Lorbeerweide) und Erle (Schwarzerle und<br />

Grauerle).<br />

Aber auch heimische Laubbäume wie Birke,<br />

Hainbuche, Gartenapfel, Pflaume o<strong>der</strong><br />

Eberesche (= Vogelbeere) sind von<br />

ökologisch wichtiger Bedeutung für die<br />

heimische Tier-, Vogel- und Insektenwelt.<br />

Die Eiche bietet Lebensraum für weit über<br />

1.000 Arten und ist damit Spitzenreiter im<br />

Artenkarussel.<br />

An Zitterpappel und Erle finden sich häufig<br />

schöne Blattkäfer, etwa <strong>der</strong> blaue<br />

Erlenblattkäfer. Ganz abgesehen davon ist<br />

die Zitterpappel Nahrungspflanze für einige<br />

Raupen <strong>der</strong> schönsten heimischen Tagfalter<br />

V.i.S.d.P.: <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>, Landesfachgeschäftsstelle, Bauernfeindstr. 23, 90471 Nürnberg 6


und Nachtfalter, etwa <strong>der</strong> des kleinen<br />

Schillerfalters o<strong>der</strong> des Blauen<br />

Foto: kleiner Schillerfalter,<br />

Dieter Haugk / pixelio.de<br />

Ordensbandes. Lei<strong>der</strong> findet man<br />

hierzulande die ökologisch bedeutsame Erle<br />

viel zu selten. Schwarzerle und Grauerle<br />

fallen ebenso wie die Zitterpappel allzu oft<br />

<strong>der</strong> ökologisch fatalen Auslichtung <strong>der</strong><br />

Wäl<strong>der</strong> von vermeintlich wertlosen<br />

„Weichhölzern“ zum Opfer.<br />

Auch bei den für die Tierwelt unschätzbar<br />

wichtigen Weiden setzt die Fortwirtschaft<br />

gerne die Säge an. So leben an den<br />

schmalblättrigen Weidenarten, etwa <strong>der</strong><br />

Reifweide o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Korbweide, die Raupen<br />

so atemberaubend schöner Falter wie die<br />

des Abendpfauenauges o<strong>der</strong> des Roten<br />

Ordensbandes. Die Salweide ist ohnehin eine<br />

<strong>der</strong> bedeutendsten Nahrungspflanzen für<br />

Raupen heimischer Tagfalter und Nachtfalter.<br />

Von großer Bedeutung für die Tier- und<br />

Insektenwelt sind auch die genannten<br />

Obstbäume, etwa Apfelbaum o<strong>der</strong> Pflaume.<br />

Die Hainbuche ist Nahrungspflanze so<br />

auffälliger Käferarten wie dem Feldmaikäfer<br />

o<strong>der</strong> dem Gartenlaubkäfer.<br />

Die Beeren <strong>der</strong> Eberesche sind eine wichtige<br />

Nahrungsquelle für zahlreiche Vogelarten.<br />

Von ökologisch min<strong>der</strong>er Bedeutung,<br />

gleichwohl (lei<strong>der</strong>) häufig gepflanzt: <strong>der</strong><br />

Ahorn.<br />

Ahorn und Esche werden lei<strong>der</strong> allzu oft<br />

gesetzt, obwohl <strong>der</strong>en ökologischer Wert für<br />

die heimische Tierwelt gering ist.<br />

Wer seinen Garten mit heimischen<br />

Laubbäumen und Wildsträuchern anstatt mit<br />

Koniferen o<strong>der</strong> Ziersträuchern (lei<strong>der</strong> immer<br />

beliebter, gleichwohl alles an<strong>der</strong>e als<br />

heimisch und ökologisch schlicht unsinnig:<br />

<strong>der</strong> Kirschlorbeer) ausstattet, wird reiches<br />

Leben ernten. Nicht nur Hummeln,<br />

Schmetterlinge und Falter, auch eine Vielzahl<br />

seltener Vögel wird sich bald einfinden.<br />

Naturgartenidee:<br />

Ich würde mich freuen, wenn ich dem einen<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Garten- o<strong>der</strong> Balkonbesitzer<br />

die Naturgartenidee näher bringen konnte.<br />

Es gibt natürlich noch weitere wichtige<br />

Elemente eines Naturgartens, die hier nicht<br />

eigens erwähnt wurden, etwa ein Gartenteich<br />

(für Libellen, Frösche, Ringelnattern und<br />

Molche), ein Komposthaufen (für Rosenkäfer<br />

Foto: Kurt Brodbeck / pixelio.de<br />

o<strong>der</strong> Nashornkäfer), Totholz und alte<br />

Baumstämme (am besten Eiche!) für<br />

Hirschkäfer und Bockkäfer, ein Reisig- o<strong>der</strong><br />

V.i.S.d.P.: <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>, Landesfachgeschäftsstelle, Bauernfeindstr. 23, 90471 Nürnberg 7


Laubhaufen, Nisthilfen für Wildbienen und<br />

solitäre Faltenwespen („Insektenhotel“),<br />

Nistkästen für Vögel, Hummelburgen usw.<br />

Foto: <strong>BN</strong><br />

Sie alle tragen zum Natur- und Artenschutz<br />

wesentlich bei. Auf meinem Balkon jedenfalls<br />

stehen Faulbaum und Schlehe, beides<br />

beliebte Schmetterlings- und Raupengehölze.<br />

Und in mehreren Töpfen habe ich heimische<br />

Wildblumen angesät. So zaubert man mit<br />

einfachen Mitteln auch in städtischer<br />

Umgebung ein reich blühendes Paradies für<br />

Igel, Vögel, Schmetterlinge, Hummeln,<br />

Nachtfalter, Heupferde, Grashüpfer,<br />

Wildbienen, Käfer und jede Menge an<strong>der</strong>er<br />

Kleintiere.<br />

Denn <strong>Naturschutz</strong> fängt im Kleinen an.<br />

Vor <strong>der</strong> eigenen <strong>Haustür</strong>.<br />

V.i.S.d.P.: <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>, Landesfachgeschäftsstelle, Bauernfeindstr. 23, 90471 Nürnberg 8

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