Fremdgehen - VSAO Journal
Fremdgehen - VSAO Journal
Fremdgehen - VSAO Journal
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Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />
Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique<br />
Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica<br />
<strong>VSAO</strong> JOURNAL<br />
<strong>Fremdgehen</strong><br />
DRG: so nicht<br />
Kardiologie –<br />
Hypertonie<br />
Nr. 4 August 2011
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Nr. 4 August 2011<br />
EDITORIAL<br />
5 Neue Perspektiven<br />
POLITIK<br />
6 Protest in Zitronengelb<br />
8 Zwei Initiativen, die der <strong>VSAO</strong><br />
unterstützt<br />
10 Auf den Punkt gebracht<br />
Die ärztliche Ethik wird es dann<br />
schon richten...<br />
10 Sektion Neuenburg wieder im <strong>VSAO</strong><br />
Im Fokus:<br />
<strong>Fremdgehen</strong><br />
WEITERBILDUNG<br />
11 Ein Jahr Feedback-Pool – ein Rückblick<br />
12 Offen für Neues?<br />
<strong>VSAO</strong><br />
13 Sektion Bern<br />
16 Sektion Solothurn<br />
17 Sektion Waadt ASMAV<br />
18 SwiMSA<br />
20 <strong>VSAO</strong> Rechtsberatung<br />
FOKUS<br />
22 Und plötzlich war ich mittendrin<br />
24 «Ich wollte einfach mehr wissen»<br />
Zentrum für seelische Gesundheit<br />
«Wo Patienten auch Gäste sind»<br />
In der Privatklinik Meiringen finden Menschen mit allen Formen psychischen<br />
Leidens Aufnahme. Abklärung, Behandlung, Pflege und Betreuung erfolgen<br />
nach aktuellem medizinisch-psychiatrischem und pflegerischem Wissensstand.<br />
Titelbild<br />
aebi, grafik & illustration, bern<br />
INHALT<br />
Seite 22: Und plötzlich war ich mittendrin<br />
Bereits im Medizinstudium war Peter Hufschmid fasziniert von<br />
neuen Technologien. Nach dem Staatsexamen entwickelte er<br />
zunächst audiovisuelle Lehrmittel und schrieb als Wissenschaftsjournalist<br />
über IT. Bald wurde er zum Praktiker und baute<br />
ganze Internetportale auf. Er erlebte den Aufstieg des weltweiten<br />
Netzes hautnah und prägte die Frühzeit dieses Mediums mit.<br />
26 Auf der Suche nach Herausforderung<br />
28 Ehefrau und Geliebte<br />
31 Sherlock Holmes in der Medizin<br />
PERSPEKTIVEN<br />
36 Die therapierefraktäre arterielle<br />
Hypertonie<br />
38 Kardiovaskuläre Folgen des obstruktiven<br />
Schlafapnoe-Syndroms<br />
44 no worries<br />
46 Leserbrief<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
48 Briefkasten<br />
49 Für den Fall eines Unfalls<br />
51 Heirat, Trennung oder Scheidung<br />
und die Steuerfolgen<br />
<strong>VSAO</strong> STIFTUNG FÜR<br />
SELBSTÄNDIGERWERBENDE<br />
46 Leserbrief<br />
54 IMPRESSUM<br />
Privatklinik Meiringen AG<br />
Willigen, CH-3860 Meiringen<br />
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Ärztlicher Direktor:<br />
Prof. Dr. med. M. Soyka<br />
<strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC 3
Dr. med. Edouard H. Viollier<br />
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Viollier AG Praxisnahe Aktualität aus der Labormedizin<br />
167 / 06.11<br />
Aktives Vitamin B12 (Holotranscobalamin)<br />
Neuer Weg zur Abklärung eines Vitamin B12-Mangels<br />
Physiologie Vitamin B12 ist zu 70 – 90% ans metabolisch<br />
unwirksame Haptocorrin gebunden.<br />
10 – 30% liegt als metabolisch wirksames<br />
Holotranscobalamin (aktives Vitamin B12) vor.<br />
Diagnostik Bei der traditionellen Vitamin B12-Bestimmung<br />
im Serum fallen rund 60% der Untersuchten<br />
in einen Grauzonenbereich. Davon weisen<br />
rund zwei Drittel einen Vitamin B12-Mangel<br />
auf (Er höhung von Homocystein und / oder<br />
der Methyl-Malonsäure). Durch die primäre<br />
Bestimmung des aktiven Vitamin B12 fallen<br />
nur noch rund 20% der Untersuchten in den<br />
Grauzonenbereich, wodurch sich die Zahl der<br />
Folgeabklärungen um zwei Drittel reduziert.<br />
Beurteilung<br />
Folge -<br />
untersuchungen<br />
Makrozytose bei Vitamin B 12 -Mangel<br />
Bei Niereninsuffizienz kann das aktive Vitamin B12 falsch normal ausfallen. Dieser Effekt ist<br />
weniger ausgeprägt als beim traditionellen Vitamin B12.<br />
Aktives<br />
Vitamin B12<br />
pmol/L<br />
Vitamin B12-<br />
Mangel?<br />
Homocystein<br />
nüchtern<br />
mmol/L<br />
Methyl-<br />
Malonsäure<br />
nmol/L<br />
Vitamin B12-<br />
Mangel<br />
Weiter<br />
abklären?<br />
< 35 Ja Ja, Ursache?<br />
35 – 40 Möglich<br />
> 13 > 271 Ja Ja, Ursache?<br />
< 13 < 271 Nein Nein<br />
> 40 Nein Nein<br />
Ein Vitamin B12 Mangel muss umgehend substituiert werden.<br />
Zudem muss die Ursache des Mangels abgeklärt werden: Perniziosa (Auto-Ak gegen Parietalzellen<br />
und Intrinsic Factor), Zöliakie (Transglutaminase IgG und IgA), andere Malabsorption.<br />
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Information Dr. med. Maurice Redondo, FMH Hämatologie FAMH Labormedizin, Leiter Hämatologie<br />
PD Dr. med. Boris E. Schleiffenbaum, FMH Hämatologie FAMH Labormedizin,<br />
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Dr. phil. II Maurus Curti, FAMH Labormedizin, Leiter Spezialanalysen<br />
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Nr. 4 August 2011<br />
FOTO: SEVERIN NOVACKI<br />
Catherine Aeschbacher<br />
Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-<strong>Journal</strong><br />
Neue Perspektiven<br />
EDITORIAL<br />
Für einmal kommt das Beste zuerst: Ab dem kommenden Jahr wird<br />
die <strong>VSAO</strong>-Schweizerkarte keine weissen Flecke mehr aufweisen. Der<br />
Zentralvorstand hat dem Wiederaufnahmegesuch der ehemaligen<br />
Sektion Neuenburg einstimmig stattgegeben. Wir freuen uns, die<br />
AMINE (Association des Médecins d’Institutions Neuchâteloises) im<br />
Januar 2012 begrüssen zu dürfen (siehe Kasten im Politikteil).<br />
Ebenfalls auf dieses Datum sollen in der ganzen Schweiz die Fall -<br />
kostenpauschalen eingeführt werden. Allen möglichen Gesprächen<br />
und Aktionen zum Trotz – unter anderem eine Petition mit 30 000<br />
Unterschriften – fehlen bis jetzt verbindliche flankierende Mass -<br />
nahmen zum Schutz des Personals und zur Qualitätssicherung.<br />
Offensichtlich wird eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen als<br />
«Kollateralschaden» bewusst in Kauf genommen. Der <strong>VSAO</strong> unterstützt<br />
deshalb die Forderung nach einem DRG-Moratorium. Mehr<br />
Informationen dazu finden sich im Politikteil. Dort werden auch<br />
die beiden Eidgenössischen Volksinitiativen «Für Transparenz in<br />
der Krankenversicherung» und «Für eine öffentliche Krankenkasse»<br />
vorgestellt. Der <strong>VSAO</strong> unterstützt beide Volksvorschläge; die ent -<br />
sprechenden Unterschriftenbögen liegen diesem <strong>Journal</strong> bei.<br />
Der Frühsommer war geprägt von medialen Sexskandalen. Die<br />
unselige Geschichte rund um den IWF-Direktor Dominique Strauss-<br />
Kahn machte ebenso Schlagzeilen wie die Affären des ehemaligen<br />
Gouverneurs von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger. Nun, da sich<br />
der Sommer seinem Ende zuneigt, kommt auch noch das <strong>VSAO</strong>-<br />
<strong>Journal</strong> und thematisiert das <strong>Fremdgehen</strong> – könnte man meinen.<br />
Doch keine Angst, wir schliessen uns dem Chorgeheul der Wölfe nicht<br />
an. Unser Interesse gilt Menschen, die ihrem Beruf untreu geworden<br />
sind, ihn verlassen haben oder sich daneben noch eine «Geliebte»<br />
halten. In der Rubrik Fokus stellen wir drei Ärzte vor, die ihren an -<br />
gestammten Beruf ganz oder teilweise aufgegeben haben, um auf<br />
einem völlig neuen Gebiet zu arbeiten. Die Gegenbewegung hat eine<br />
Kinderärztin vollzogen: Sie absolvierte zunächst eine Ausbildung als<br />
Krankenschwester, spezialisierte sich, war mehrere Jahre berufstätig,<br />
holte schliesslich die Matur nach und studierte Medizin. Man muss<br />
natürlich nicht unbedingt den Beruf wechseln, um den Horizont zu<br />
erweitern. Bereits eine andere Denkweise eröffnet unter Umständen<br />
neue Perspektiven. Der letzte Text im Fokus zeigt, was die krimina -<br />
listische Denkart der Medizin bringen kann: anschaulich illustriert<br />
am Beispiel der Anthrax-Briefanschläge in den USA im Jahr 2001.<br />
Wer die Ferien noch vor sich hat, dem empfehlen wir den MEDI -<br />
SERVICE-Teil. Dort kann man sich kundig machen, was im Falle<br />
von fehlgeleitetem Reisegepäck zu tun ist. All jenen, die – hoffentlich<br />
mitsamt ihrem Gepäck – aus den Ferien zurückgekehrt sind,<br />
wünschen wir einen guten Wiedereinstieg und noch paar sommer -<br />
liche Wochen.<br />
<strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC 5
POLITIK<br />
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
Protest in Zitronengelb<br />
Aufruf zum nationalen Signaltag<br />
des Gesundheitspersonals<br />
Der finanzielle Druck auf die Spitäler steigt und damit auch der Druck<br />
auf das Personal und die Arbeitsbedingungen. Mit der schweizweiten<br />
Einführung von DRG-Fallpauschalen ab 2012 soll der Spardruck auf die<br />
Spitäler noch einmal erhöht werden. Verbindliche flankierende Mass -<br />
nahmen zum Schutz des Personals und der Qualität gibt es aber immer<br />
noch nicht. Der <strong>VSAO</strong> hat deshalb beschlossen, das DRG-Moratorium<br />
zu unterstützen.<br />
Rosmarie Glauser, Politische Sekretärin <strong>VSAO</strong><br />
Drei Jahre lang haben wir versucht, im<br />
Hinblick auf die neue Spitalfinanzierung<br />
flankierende Massnahmen zum Schutz<br />
der Arbeitsbedingungen, der Weiterbildung<br />
und der Behandlungsqualität zu<br />
erwirken. Wir haben Vernehmlassungen<br />
mit Formulierungsvorschlägen geschrieben,<br />
wir haben eine Petition lanciert, welche<br />
von 30 000 Beschäftigten im Gesundheitswesen<br />
unterzeichnet wurde, wir haben<br />
Parlament und Bundesrat schriftlich<br />
und mündlich kontaktiert, Medienarbeit<br />
geleistet, Aktionen durchgeführt und vieles<br />
mehr. Das Resultat bisher ist eine gemeinsame<br />
Erklärung mit H+ (s. <strong>VSAO</strong>-<br />
<strong>Journal</strong> 2/11). Verbindliche flankierende<br />
Massnahmen zum Schutz der Arbeitsbedingungen<br />
und der Qualität gibt es aber<br />
nach wie vor nicht, ebenso wenig eine<br />
griffige Begleitforschung.<br />
Bei den Diskussionen rund um die Spitalfinanzierung<br />
wird selten bis nie über das<br />
Personal gesprochen, obwohl Personalkosten<br />
rund 70 Prozent der operativen<br />
Kosten eines Spitals ausmachen.<br />
Kollateralschäden in Kauf<br />
genommen<br />
Die Vertreterinnen und Vertreter des Bundesamtes<br />
für Gesundheit BAG zeigten<br />
zwar viel Verständnis für die Anliegen des<br />
Personals, waren aber der Meinung, dass<br />
flankierende Massnahmen systemwidrig<br />
seien. Man beabsichtige stattdessen, über<br />
die Qualität zu steuern. Wie das genau geschehen<br />
soll, blieb aber unklar. Auf unseren<br />
Einwand, dass es für Massnahmen eigentlich<br />
schon zu spät sei, wenn man<br />
Qualitätsmängel feststelle, beschied man<br />
6 <strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC<br />
uns, mit Kollateralschäden für das Gesundheitspersonal<br />
müsse durchaus gerechnet<br />
werden.<br />
Derweil werden aus vielen Spitälern Sparmassnahmen<br />
zulasten des Personals bekannt.<br />
Es werden Stellen gestrichen,<br />
Lohn erhöhungen sistiert, Dienstessen<br />
abgeschafft, bezahlte Pausen gestrichen,<br />
Pikettdienste verschärft und so weiter.<br />
Das Gesundheitspersonal will seine Arbeit<br />
verantwortungsvoll und zum optimalen<br />
Wohl der Patientinnen und Patienten<br />
verrichten. Die Arbeitsbedingungen lassen<br />
dies jedoch immer weniger zu. An<br />
vielen Orten sind die Personalbestände<br />
ungen ügend, der Stress steigt.<br />
Jetzt ist genug:<br />
Wir brauchen in Spitälern, Pflege -<br />
heimen und in der Spitex faire Arbeitsbedingungen.<br />
Wir brauchen genügend Personal,<br />
um die Patienten verantwortungsvoll<br />
behandeln und pflegen zu können.<br />
Wir brauchen einen Ausbau der ambulanten<br />
Dienste, weil die Spitäler die<br />
Patienten immer früher entlassen.<br />
Wir brauchen Arbeitsverhältnisse, die<br />
es erlauben, Beruf und Familie zu vereinbaren.<br />
Wir brauchen genügend Aus- und<br />
Weiterbildungsstellen.<br />
Wir brauchen Qualität in Aus- und<br />
Weiterbildung.<br />
Wir brauchen flankierende Mass -<br />
nahmen bei der Einführung der DRG-<br />
Spitalfinanzierung zum Schutz unserer<br />
Löhne und Arbeitsbedingungen.<br />
Wir wollen eine Verschiebung des Ein-<br />
führungstermins, bis Massnahmen<br />
zum Schutz des Gesundheitspersonals<br />
beschlossen sind.<br />
Am 22. September 2011 findet<br />
deshalb zum Auftakt einer<br />
Welle von Protestmassnahmen<br />
ein nationaler Signaltag statt.<br />
Organisiert und durchgeführt wird der<br />
Signaltag von den in der Allianz DRG-<br />
Personal zusammengeschlossenen Berufs-<br />
und Personalverbänden. Der Tag<br />
soll einerseits dezentral in den Regionen<br />
stattfinden und auf den konkreten regionalen<br />
Anliegen aufbauen. Andererseits<br />
findet auf nationaler Ebene eine ausdrucksstarke<br />
symbolische Aktion statt.<br />
Weitere Informationen folgen per Mail<br />
oder über die Sektionen.<br />
Unser Protest trägt die Farbe<br />
zitronengelb. Wir sind sauer.<br />
Wir wollen endlich Gehör finden.<br />
Managed Care<br />
Die Differenzen blieben<br />
im Wesentlichen bestehen<br />
Die SGK-NR ist in der letzten Runde der<br />
Differenzbereinigung dem Ständerat nur<br />
in einem Nebenpunkt entgegengekommen.<br />
Nach einer ausführlichen Debatte<br />
blieb sie in allen Hauptpunkten auf der<br />
Linie des Nationalrates. Die Kommission<br />
beharrte auf der Unabhängigkeit der Versorgungsnetze<br />
bzw. der Angebotspflicht<br />
der Versicherer. Bei der differenzierten<br />
Kostenbeteiligung entschied sie sich für<br />
einen Selbstbehalt von 20 bzw. 10 Prozent<br />
und gegen 15 bzw. 7,5 Prozent (Ständerat).<br />
Einzig bei den Obergrenzen des<br />
Selbstbehaltes beantragt sie, dem Ständerat<br />
zu folgen und diese ins Gesetz zu<br />
schreiben (CHF 1000 bzw. 500). Dagegen<br />
lehnte sie es ab, diese Obergrenzen<br />
periodisch der Kostenentwicklung anzupassen.<br />
Die Vorlage geht nun in die Herbstsession<br />
2011, zuerst in den Nationalrat und danach<br />
voraussichtlich in die Einigungskonferenz.<br />
Nach wie vor besteht die Hoffnung,<br />
dass die Vorlage in der Schluss -<br />
abstimmung scheitert. Sollte sie durchkommen,<br />
bleiben uns 100 Tage ab Publikation<br />
für die Unterschriftensammlung<br />
zum Referendum, das verschiedene<br />
Organisationen, darunter auch der <strong>VSAO</strong>,<br />
vorbereiten. ❑<br />
Nr. 4 August 2011
Ärztin / Arzt<br />
Gesundheitszentren Kanton Luzern<br />
Das erste Gesundheitszentrum ist seit September 2009 in Betrieb und weitere sind in der Umsetzungs- oder<br />
Projektierungsphase. Für diese Gesundheitszentren suchen wir<br />
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wieder ins ärztliche Berufsleben zurückkehren möchten.<br />
Aufgrund des Erfolgs des ersten Gesundheitszentrums sind wir überzeugt, damit ein zukunftsweisendes Modell<br />
zu bauen. Die Gemeinschaftspraxen sind auf modernstem Niveau und Technik mit Modellcharakter eingerichtet<br />
(elektronische Krankengeschichte und Abrechnung, digitales Röntgen, etc.). Die administrativen Abläufe sind<br />
so schlank wie möglich gehalten und die betriebswirtschaftlichen Aspekte werden von einem starken Partner<br />
betreut. Deshalb kann sich die Ärztin/der Arzt auf ihre/seine Kernkompetenz, die ärztliche Betreuung der<br />
Patienten, konzentrieren. Die Entlöhnung ist interessant, zeitgemäss und umsatzorientiert.<br />
Haben Sie Lust bei diesem Modell mitzuwirken?<br />
Weitere Auskünfte erteilt Ueli Zihlmann, Telefon 041 410 88 39, xundheitszentrum@gmail.com<br />
Nr. 4 August 2011<br />
Plötzlich selbst betroffen.<br />
Krisen treffen auch Ärztinnen<br />
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für Ärztinnen und Ärzte<br />
<strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC 7
POLITIK<br />
Zwei Initiativen, die der <strong>VSAO</strong> unterstützt<br />
Eidgenössische Volksinitiative «Für Transparenz in der Krankenversicherung»<br />
Diese Volksinitiative verlangt, dass Versicherer mit einer Bewilligung zur Durchführung der sozialen<br />
Krankenversicherung keine Zusatzversicherung betreiben dürfen – also eine vollständige Trennung<br />
von Grundversicherung und Zusatzversicherung.<br />
Zentralvorstand und Geschäftsausschuss des <strong>VSAO</strong> haben entschieden,<br />
diese Initiative zu unterstützen.<br />
Die Hauptargumente:<br />
Mehr Transparenz: Die Vermischung,<br />
die sich ergibt, wenn die Krankenkassen<br />
Grundversicherung und<br />
Zusatzversicherungen mit demselben<br />
Personal und derselben Infrastruktur<br />
(Gebäude, Informatik) betreiben, gestattet<br />
keine echte Transparenz.<br />
Freie Wahl für die Versicherten:<br />
Die Versicherten müssen sich frei füh -<br />
len, ihre Verträge beim besten Grund -<br />
versicherer abzuschliessen, ohne sich<br />
8 <strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC<br />
durch die Zusatzversicherung gebunden<br />
zu fühlen.<br />
Schluss mit der Risikoselektion:<br />
Die Erfahrungen zeigen, dass<br />
als «schlechte Risiken» identifizierte,<br />
teure Patienten Schwierigkeiten haben,<br />
die Grundversicherung zu wechseln.<br />
Die Informationen, die der Ver -<br />
sicherer im Zusammenhang mit den<br />
Zusatzversicherungen erlangt, dürfen<br />
nicht dazu dienen, jemanden von einem<br />
Wechsel der Grundversicherung<br />
abzuhalten.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.initiative-transparenz.ch<br />
Der <strong>VSAO</strong> empfiehlt, die beiliegende Unterschriftenkarte<br />
so rasch wie möglich zu<br />
unterzeichnen und an die angegebene<br />
Adresse zurückzuschicken.<br />
Ablauf<br />
der Sammelfrist:<br />
28. März 2012<br />
Eidgenössische Volksinitiative «Für eine öffentliche Krankenkasse»<br />
Die von einem breit abgestützten Trägerverein lancierte Volksinitiative «für eine öffentliche Krankenkasse»<br />
will, dass die Grundversicherung von einer einheitlichen nationalen öffentlich-rechtlichen<br />
Einrichtung durchgeführt wird. Deren Organe werden aus Vertretern des Bundes, der Kantone,<br />
der Versicherten und der Leistungserbringer gebildet. Regionale Agenturen ziehen die Prämien ein<br />
und vergüten die Leistungen. Festgelegt werden die Prämien kantonal.<br />
Zentralvorstand und Geschäftsausschuss des <strong>VSAO</strong> haben entschieden,<br />
auch diese Initiative zu unterstützen.<br />
Die Hauptargumente:<br />
Mehr Transparenz: Die Konzen -<br />
tration von heute 80 auf eine einzige<br />
Krankenkasse in der Grundversicherung<br />
sowie die Trennung von Grundversicherung<br />
und Zusatzversicherung<br />
bringen Transparenz. Heute steigen die<br />
Prä mien stärker als die Kosten. Mit der<br />
öffentlichen Krankenkasse werden die<br />
Tarifverhandlungen für alle Beteiligten<br />
wieder einfacher und trans parenter.<br />
Wegfall unnötiger Kosten: Es<br />
werden in der Grundversicherung<br />
keine Kosten mehr für Werbung,<br />
Marketing und Administration infolge<br />
Kassenwechsel entstehen.<br />
Schluss mit der Jagd auf gute<br />
Risiken: Die Krankenkassen investieren<br />
heute viel Energie und Ressourcen<br />
in die Anwerbung von jungen, gesunden<br />
Versicherten. Mit dem Wegfall der<br />
Risikoselektion tritt die Behandlungsqualität<br />
in den Vordergrund.<br />
Vertragsfreiheit endgültig vom<br />
Tisch: Weil die öffentliche Krankenkasse<br />
ein Monopol hat, wird sie mit<br />
allen Ärztinnen und Ärzten Verträge<br />
abschliessen müssen – die Aufhebung<br />
des Vertragszwangs wird kein Thema<br />
mehr sein. Ärztinnen und Ärzte werden<br />
nicht länger unter Druck kommen,<br />
weil sie schwer kranke und «teure»<br />
Patientinnen und Patienten betreuen.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.oeffentliche-krankenkasse.ch<br />
Der <strong>VSAO</strong> empfiehlt, die beiliegende Unterschriftenkarte<br />
so rasch wie möglich zu<br />
unterzeichnen und an die angegebene<br />
Adresse zurückzuschicken.<br />
Ablauf<br />
der Sammelfrist:<br />
31. Juli 2012<br />
Rosmarie Glauser,<br />
Politische Sekretärin <strong>VSAO</strong><br />
Nr. 4 August 2011
Co-Sponsor 2011:<br />
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_DONNERSTAG, 01. DEZEMBER 2011 ZÜRICH<br />
GALEXIS, EIN UNTERNEHMEN DER GALENICA GRUPPE
POLITIK<br />
Auf den Punkt gebracht<br />
Die ärztliche Ethik wird<br />
es dann schon richten...<br />
Über die neue Spitalfinanzierung und<br />
insbesondere die DRG wird im Moment<br />
viel geschrieben und diskutiert. Das ist<br />
grundsätzlich zu begrüssen, denn es beweist,<br />
dass sich immer mehr Betroffene<br />
mit dem Thema auseinandersetzen und<br />
sich Gedanken machen. Und das ist –<br />
unabhängig davon, ob man Befürworter,<br />
Skeptiker oder Gegner ist – angesichts der<br />
Tragweite des Themas wichtig und an -<br />
gesichts des Terminplans auch höchste<br />
Zeit!<br />
Kürzlich war die Spitalfinanzierung<br />
Thema der Sendung «Arena» im Schweizer<br />
Fernsehen. Nebst einer Reihe von<br />
Experten der verschiedenen Player im<br />
Gesundheitswesen kamen auch Entscheidungsträger<br />
aus dem Eidgenössischen<br />
Parlament zu Wort. Und da liessen mich<br />
insbesondere zwei Voten aufhorchen. Es<br />
wurden verschiedene Bedenken gegen -<br />
über der neuen Spitalfinanzierung und<br />
10 <strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC<br />
speziell gegenüber deren Einführung per<br />
1.1.2012 geäussert. Unter anderem wurde<br />
die fehlende Begleitforschung bemängelt.<br />
Als Antwort darauf war vonseiten eines<br />
anwesenden Nationalrates wörtlich zu<br />
vernehmen, dass man doch nicht alles<br />
so schwarz sehen solle. Die ethischen<br />
Grundsätze der Ärztinnen und Ärzte in<br />
den Spitälern würden nicht von einem<br />
Tag auf den anderen über den Haufen geworfen.<br />
Diese würden ihre Arbeit nach wie<br />
vor «recht und nach bestem Wissen und<br />
Gewissen» erledigen. Im Schlussvotum<br />
wurde dem Spitalpersonal von einer anderen<br />
Nationalrätin dann noch einmal<br />
«zugetraut», dass dieses seinen Job mit<br />
Verantwortung und Kompetenz machen<br />
werde und zwar nicht nur in betriebswirtschaftlicher<br />
Hinsicht, sondern auch zum<br />
Wohle der Patienten.<br />
Nun könnte sich das Spitalpersonal ob<br />
diesen Vertrauensbekundungen eigent-<br />
lich geschmeichelt fühlen. Meine Reak -<br />
tion war aber die gleiche wie jene eines<br />
in der Sendung anwesenden Chefarztes,<br />
welcher den Schwarzen Peter an das<br />
Patientenbett geschoben sieht. Jetzt sei<br />
es plötzlich die Ethik der Ärzte, die alles<br />
lösen soll. Die Botschaft der beiden bürgerlichen<br />
Politiker war ebenso klar wie<br />
unheilvoll: Die zu erwartenden Kinderkrankheiten<br />
der neuen Spitalfinanzierung<br />
werden von den behandelnden<br />
Ärztinnen und Ärzten schon geheilt. Das<br />
ist nicht fair. Und es ist auch gefährlich,<br />
denn so werden für die Behandlung des<br />
Systems Ressourcen gebunden, welche<br />
bei der Behandlung des Patienten fehlen.<br />
Da vermochten mich auch die Beschwichtigungen<br />
der gleichen Politiker<br />
nicht zu beruhigen, dass es halt ein lernendes<br />
System sei, mit dem man erst einmal<br />
gewisse Erfahrungen machen müsse.<br />
Das klingt beängstigend stark nach<br />
einem «Versuch Gesundheitswesen» und<br />
dafür ist der Einsatz zu hoch. Die ver -<br />
antwortlichen Politiker und auch das<br />
BAG täten gut daran, die Anliegen und<br />
Bedenken des Spitalpersonals ernster zu<br />
nehmen. Das sind nicht einfach nur<br />
Leute, die um ihr dickes Portemonnaie<br />
fürchten, sondern es sind jene Leute, die<br />
täglich in den Spitälern arbeiten und die<br />
wissen, wie die Behandlung der Patienten<br />
– und darum geht es ja am Ende im Gesundheitswesen<br />
immer noch – abläuft<br />
und was es dazu braucht. Und die verantwortlichen<br />
Politiker sollten sie umso<br />
mehr ernst nehmen, wenn sie von ihnen<br />
erwarten, dass diese ihre Fehler aus -<br />
bügeln sollen.<br />
Simon Stettler,<br />
Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />
Sektion Neuenburg wieder im <strong>VSAO</strong><br />
Mit grosser Freude teilen wir mit, dass der Zentralvorstand einstimmig die Aufnahme der AMINE (Association des Médecins<br />
d’Institutions Neuchâteloises) als <strong>VSAO</strong>-Sektion Neuenburg per 1. Januar 2012 beschlossen hat. Vorgängig hatte die AMINE<br />
einen Antrag auf Wiederaufnahme an den <strong>VSAO</strong> Schweiz gestellt.<br />
Aktuelle Informationen zu diesem Thema finden sich laufend auf unserer Homepage www.vsao.ch ❑<br />
Referendum Managed Care: Facebook-Eintrag<br />
Unter dem Stichwort «Nein zur Abschaffung der freien Arztwahl» finden sich Informationen und diverse Beiträge. Die genaue Adresse lautet:<br />
www.facebook.com/pages/Nein-zur-Abschaffung-der-freien-Arztwahl/153358448046510?sk=wall.<br />
Nr. 4 August 2011
Ein Jahr Feedback-Pool –<br />
ein Rückblick<br />
Die Weiterbildung ist neben den Arbeitsbedingungen das Kern -<br />
geschäft des <strong>VSAO</strong>. Der Verband ist in vielen wichtigen Gremien<br />
präsent. Um aber im Namen der Mitglieder sprechen und entscheiden<br />
zu können, muss er deren Meinung kennen. Der Feedback-Pool ist<br />
hierfür ein hilfreiches Instrument.<br />
Simon Stettler, Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />
Nr. 4 August 2011<br />
Ist Forschung ein Bestandteil der Weiterbildung?<br />
Wie verlaufen Evaluations -<br />
gespräche mit den Weiterbildnern? Und<br />
was bringen sie? Um Antworten auf diese<br />
Fragen zu bekommen, und das sozusagen<br />
«ab Quelle», startete der <strong>VSAO</strong> vor einem<br />
Jahr, im Sommer 2010, das Projekt<br />
«Feedback-Pool». Das Ressort Weiter -<br />
bildung erhielt damit ein Instrument, mit<br />
welchem es zu Fragen im Bereich der<br />
ärztlichen Weiterbildung schnell und<br />
unkompliziert ein Feedback von <strong>VSAO</strong>-<br />
Mitgliedern einholen kann. Die Online-<br />
Umfragen sind so aufgebaut, dass die<br />
Teilnehmenden die drei bis fünf Fragen<br />
(jeweils deutsch und französisch) mit<br />
Die bisherigen Umfragen<br />
wenigen «Klicks» beantworten können.<br />
Die Auswertung der letzten Umfrage zeigt<br />
zum Beispiel, dass für das Ausfüllen im<br />
Durchschnitt weniger als 5 Minuten be -<br />
nötigt wurden. Und das, obwohl rund<br />
die Hälfte der Teilnehmenden sich am<br />
Ende noch Zeit für wertvolle abschlies -<br />
sende Bemerkungen nahm. Das Konzept<br />
scheint sich zu bewähren. Die Mitglieder<br />
können bequem, online, ohne grossen<br />
Zeitaufwand und «wann es ihnen grad<br />
passt» (Bedingung ist allerdings innerhalb<br />
einer Woche nach Versand der Umfrage)<br />
ihre persönlichen Erfahrungen aus<br />
der Weiterbildung in die Verbandstätigkeit<br />
des <strong>VSAO</strong> einfliessen lassen. Umgekehrt<br />
WEITERBILDUNG<br />
können die Vertreterinnen und Vertreter<br />
des Ressorts Weiterbildung ihre Haltung<br />
nun deutlich breiter abstützen.<br />
Die Themen sind vielfältig und entstammen<br />
sowohl aus <strong>VSAO</strong>-internen Diskussionen<br />
oder Projekten wie auch aus ex -<br />
ternen Inputs (z.B. im Hinblick auf konkrete<br />
Traktanden einer SIWF-Sitzung).<br />
Bisher wurden vier Umfragen durch -<br />
geführt (vgl. Kasten). Die Resultate der<br />
Umfragen werden (anonymisiert) jeweils<br />
summarisch auf der Website des <strong>VSAO</strong><br />
publiziert sowie in vollständiger Form<br />
allen Mitgliedern des Feedback-Pools mit<br />
dem Versand der nächsten Umfrage kommuniziert.<br />
Noch nicht erreicht ist die anvisierte Mitgliederzahl<br />
im Feedback-Pool. Aktuell<br />
umfasst der Pool gut 60 Mitglieder aus der<br />
ganzen Schweiz. Die Zielgrösse liegt bei<br />
rund 200 Mitgliedern. Wir würden uns<br />
sehr freuen, weitere Assistenz- und Ober -<br />
ärzte/-innen zu finden, die bereit sind,<br />
uns ihre Erfahrungen aus der ärztlichen<br />
Weiterbildung zukommen zu lassen.<br />
Interessierte können sich per Mail<br />
bei uns im Zentralsekretariat melden<br />
(bertschi@vsao.ch). Herzlichen Dank für<br />
Ihre Unterstützung! ❑<br />
2010/1 Wissenschaftliche Arbeiten als Weiterbildungselement<br />
95 % der Teilnehmenden haben bereits wissenschaftliche Arbeiten verfasst. Die Meinungen über die Notwendigkeit solcher<br />
Arbeiten zur Erlangung eines Facharzttitels waren geteilt. Nicht ganz unerwartet wurde der Nutzen für das medizinisches<br />
Knowhow zurückhaltend bewertet. Zur Verbesserung anderer Fähigkeiten wie allgemein dem wissenschaftlichen Arbeiten,<br />
dem Recherchieren oder der Interpretation von Fachartikeln fiel die Einschätzung sehr positiv aus.<br />
2010/2 Assistenzarztumfrage des SIWF («Umfrage Weiterbildungsqualität»)<br />
Von den Teilnehmenden hatten 85% bereits an AA-Umfrage teilgenommen, 40 % sogar schon mehr als viermal. Mehr als drei<br />
Viertel berichteten über gute Erfahrungen beim Ausfüllen (kein Druck) und fast zwei Drittel attestierten ihren Vorgesetzten,<br />
dass diese die Umfrage positiv und als Chance einschätzen würden. Über die Hälfte der Teilnehmenden haben hingegen die vom<br />
SIWF publizierten Umfrageresultate noch nie konsultiert!<br />
2011/1 Evaluationsgespräche zwischen Weiterbildner und Weiterzubildenden<br />
Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden hat bei mindestens einer Weiterbildungsstelle erlebt, dass das vorgeschriebene Gespräch<br />
mit dem Weiterbildner nicht durchgeführt worden ist. Die Qualität der durchgeführten Gespräche wird allgemein als sehr<br />
unterschiedlich beurteilt, wobei sie doch von knapp der Hälfte als «eher gut» oder sogar «sehr gut» bewertet wurde. Die durchschnittliche<br />
Dauer der Gespräche liegt zwischen 15 und 30 Minuten. Knapp die Hälfte der Teilnehmenden gibt jedoch an, auch<br />
schon Gespräche von 5 Minuten oder weniger erlebt zu haben. Gut drei Viertel der Teilnehmenden sehen solche Gespräche als<br />
wünschenswert oder gar als zwingend an.<br />
2011/2 Die Umfrage «Kriterien für die Wahl einer Weiterbildungsstelle»<br />
Läuft noch.<br />
<strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC 11
WEITERBILDUNG<br />
Offen für Neues?<br />
Visitationen bilden ein Element für das Überprüfen und Sicher -<br />
stellen der Weiterbildungsqualität an einer Weiterbildungsstätte.<br />
Ein Visitationsteam, bestehend aus Vertretern des SIWF, der ent -<br />
sprechenden Fachgesellschaft und des <strong>VSAO</strong>, besucht die Klinik;<br />
vor Ort können die Umsetzung des Weiterbildungskonzeptes und<br />
die Verhältnisse überprüft werden. Ziel ist es, im Sinne einer<br />
positiv-konstruktiven Rückmeldung mögliche Verbesserungs -<br />
potenziale zu erkennen und zu nutzen.<br />
Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte, die gerne für den <strong>VSAO</strong><br />
Visitationen begleiten möchten, melden sich bei Béatrice Bertschi,<br />
unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/Visitationen im <strong>VSAO</strong><br />
(bertschi@vsao.ch).<br />
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12 <strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC<br />
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Nr. 4 August 2011
Nr. 4 August 2011<br />
SEKTION BERN<br />
Einladung des <strong>VSAO</strong> Bern<br />
Sinnlose Wettbewerbe<br />
im Gesundheitswesen<br />
Vortrag von Prof. Mathias Binswanger<br />
mit anschliessender Diskussion und Apéro<br />
Mathias Binswanger ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule<br />
Nordwestschweiz in Olten und Privatdozent an der Universität St.Gallen sowie Buchautor.<br />
Wann: Donnerstag, 8. September 2011, 19.30 Uhr<br />
Wo: Zentrum Paul Klee, Bern<br />
Assistenz- und Oberärztinnen<br />
und -ärzte liessen Blumen sprechen:<br />
«Berner Grossrat, vergissunsnicht!»<br />
Mit einer bunten Aktion auf dem Berner<br />
Rathausplatz erinnerten die Berner Assis -<br />
tenz- und Oberärztinnen und -ärzte an<br />
ihre nach wie vor weder gesetzeskonformen<br />
noch familienverträglichen Arbeitsbedingungen.<br />
Sie empfingen die Gross -<br />
rätinnen und Grossräte mit über 250 Vergissmeinnicht<br />
und gaben ihnen Vergiss -<br />
Anpassung des kantonalen Rechts an<br />
das revidierte KVG (Spitalfinanzierung)<br />
Die Gesundheits- und Fürsorgedirektion<br />
des Kantons Bern hat die neue Einfüh -<br />
rungsverordnung zum KVG und die angepasste<br />
Spitalversorgungsverordnung in<br />
Vernehmlassung geschickt. Mit den beiden<br />
Vorlagen sollen unter anderem gleich<br />
lange Spiesse für alle Listenspitäler ge-<br />
Haben Sie den Platz<br />
für Ihr Inserat<br />
in unserer Zeitschrift<br />
schon reserviert?<br />
meinnichtsamen der Sorte «Medicus hospitalis»<br />
mit – in der Hoffnung, dass ihre<br />
Forderungen auf fruchtbaren Boden fallen.<br />
Diesmal sagten wir es noch mit Blumen –<br />
falls aber die Umsetzung der neuen<br />
Spital finanzierung merkwürdige Blüten<br />
treibt und sich die Arbeitssituation zusätzlich<br />
verschlechtert, werden wir weitergehende<br />
Massnahmen ergreifen.<br />
Informationen und Bilder über die Aktion<br />
unter www.wir-bleiben-dran.ch. ❑<br />
schaffen werden, zum Beispiel mit der<br />
Pflicht zur Anstellung des Personals ge -<br />
mäss Gesamtarbeitsvertrag, der Pflicht<br />
zur Anwendung eines vorgeschriebenen<br />
Rechnungslegungsstandards sowie eines<br />
vorgeschriebenen Kostenrechnungsmodells<br />
für alle Listenspitäler.<br />
Der <strong>VSAO</strong> begrüsst in seiner Vernehm -<br />
lassung die Ausdehnung der GAV-Pflicht<br />
auf alle Listenspitäler und insbesondere<br />
?<br />
<strong>VSAO</strong><br />
auch die Sanktionierung bei Verletzung<br />
dieser Pflicht. Dies entspricht dem klaren<br />
Volkswillen und schafft Vergleichbarkeit<br />
und Transparenz im angestrebten Wett -<br />
bewerb. Ebenso begrüsst der <strong>VSAO</strong> die<br />
Ausbildungspflicht und deren Umsetzung.<br />
Mehr zur Vorlage und zur <strong>VSAO</strong>-<br />
Vernehmlassung auf unserer Homepage<br />
www.vsao-bern.ch. ❑<br />
GAV<br />
Umsetzung Art. 11.3 GAV<br />
(Arbeitszeit Oberärztinnen<br />
und -ärzte)<br />
Wie bereits im letzten <strong>Journal</strong> erwähnt,<br />
müssen Verbesserungsmassnahmen ge -<br />
mäss Art. 11.3 spätestens ab 1. Juli 2011<br />
umgesetzt werden, sei dies in Form von<br />
Lohnmassnahmen oder durch Abgeltung<br />
(finanziell oder durch Kompensation)<br />
der Überstunden (also der geleisteten<br />
Arbeitszeit zwischen 46 und 50 Stunden/<br />
Woche). Ausnahmen sind gemäss Abs. 7<br />
möglich für neue Oberärztinnen und<br />
-ärzte ohne Erfahrung.<br />
Oberärztinnen und -ärzte, die eine Poolbeteiligung<br />
von mindestens Fr. 24 000.–<br />
pro Jahr erhalten, bekommen gemäss<br />
Abs. 6 keine Entschädigung für Überstunden<br />
(= Stunden zwischen 46 und<br />
50), sondern nur für Überzeitstunden<br />
gemäss Arbeitsgesetz (= über 50 Stunden).<br />
Diese Oberärztinnen und -ärzte<br />
unterstehen selbstverständlich gleichwohl<br />
dem GAV, was offenbar in der Spitalgruppe<br />
SRO zu Unklarheiten führte.<br />
Wir hoffen, dass die Umsetzung in allen<br />
Spitälern klappt. Wenn nicht, bitten wir<br />
um entsprechende Rückmeldung. ❑<br />
Rosmarie Glauser,<br />
Geschäftsführerin <strong>VSAO</strong> Bern<br />
Wir helfen Ihnen gerne weiter<br />
Axel Springer Schweiz AG, Fachmedien<br />
Sebastian Adrian<br />
Förrlibuckstrasse 70, Postfach, 8021 Zürich<br />
Telefon 043 444 51 02, Fax 043 444 51 01<br />
sebastian.adrian@fachmedien.ch<br />
vsao@fachmedien.ch<br />
<strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC 13
Mehr als<br />
20 Jahre Erfahrung<br />
Novartis Pharma Schweiz AG | Postfach, 3001 Bern, Tel. 031 377 51 11<br />
in der<br />
Transplantation.
K486/Oct2010
<strong>VSAO</strong><br />
SEKTION SOLOTHURN<br />
Keine Klagen – ergo<br />
keine Verstösse?<br />
Bei der letzten Personalinformations -<br />
sitzung der Solothurner Spitäler AG, an<br />
der der <strong>VSAO</strong> neben den anderen Personalverbänden<br />
regelmässig durch unseren<br />
Juristen Ricky Vultier und den Sektionspräsidenten<br />
vertreten ist, wurde auf unseren<br />
Antrag hin wieder einmal über die<br />
Umsetzung des Arbeitsgesetzes und des<br />
GAV gesprochen.<br />
Laut Personalchef bestehen keine ernsthaften<br />
Probleme, was sich angeblich<br />
schon dadurch zeige, dass sich noch nie<br />
jemand bei ihm persönlich über die<br />
Arbeitsbedingungen beschwert habe.<br />
Gleichzeitig wurden dann aber doch<br />
einige angeblich nicht oder nicht schnell<br />
änderbare Schwachpunkte aufgezeigt.<br />
Dass das Aufbegehren gegen Gesetzes -<br />
verstösse gerade in den chirurgischen<br />
Fächern und gegen den Willen von<br />
autori tären Chefärzten nicht unproblematisch<br />
ist, wird bei dieser Argumenta -<br />
tion ausgeblendet.<br />
Angeblich ist die SoH auch nicht in der<br />
Lage und wegen der vermuteten geringen<br />
Verstösse auch nicht willens, selber zu<br />
überprüfen, ob in den Kliniken die Vorschriften<br />
tatsächlich eingehalten werden,<br />
das solle Aufgabe des <strong>VSAO</strong> sein. Falls<br />
dieser Verstösse feststellen würde, werde<br />
man dann schon reagieren.<br />
Diese Haltung des Arbeitgebers, der sich<br />
nicht selber um die Kontrolle der Um -<br />
Zentrum für Rehabilitation und Erholung<br />
«Wo Patienten auch Gäste sind»<br />
16 <strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC<br />
setzung der elementaren Vorschriften in<br />
seinem Betrieb kümmern will, sondern<br />
nur auf Klagen aus den Reihen der An -<br />
gestellten reagiert, ist extrem unbefriedigend<br />
und zeigt leider auf, dass die Arbeitnehmer<br />
nicht den umfassenden Schutz<br />
erhalten, der ihnen eigentlich zusteht.<br />
Der <strong>VSAO</strong> hat daraufhin eine Mail-<br />
Umfrage unter allen Ober- und Assistenz -<br />
ärzten durchgeführt, deren Ergebnisse<br />
vor allem schwerwiegende Verstösse gegen<br />
GAV und Arbeitsgesetz in der Medizinischen<br />
Klinik des Bürgerspitals Solothurn<br />
aufzeigten. Diese Problematik besteht<br />
schon sehr lange und ist der SoH<br />
auch bekannt. Allerdings sah sich die SoH<br />
nicht in der Lage, die Umsetzung dieser<br />
Vorschriften gegen den Widerstand der<br />
ärztliche Leitung zu erzwingen. Dabei ergibt<br />
sich aus dieser Situation für beide<br />
Seiten eine Win-win-Situation auf dem<br />
Rücken der Ober- und Assistenzärzte.<br />
Nach dem Austritt des bisherigen Chef -<br />
arztes zeigte auch der bis Juni eingesetzte<br />
Interimsleiter der Klinik offenbar keinerlei<br />
Interesse an einer Änderung der Situation,<br />
sodass jetzt alle auf den neuen<br />
Chefarzt hoffen. Dieser wird wegen der<br />
schon seit Langem fortlaufend bestehenden<br />
Verstösse gegen das Gesetz und der<br />
grossen Menge an nicht ausgezahlten<br />
Überstunden viele Altlasten aufzuarbeiten<br />
haben. Erste Gespräche sind im Gange<br />
Die Rehaklinik Hasliberg ist eine fachkompetente und persönliche Klinik im Herzen<br />
der Schweiz. Ein Team aus Ärzten, Pflegefachpersonen und Physiotherapeuten steht<br />
beratend und begleitend zur Verfügung.<br />
und verliefen offenbar ermutigend. Der<br />
Personalchef versprach eine Überprüfung<br />
der Regelung, nach der jedem Ober- und<br />
Assistenzarzt 104 Ruhetage pro Jahr zustehen,<br />
darüber wird an der nächsten<br />
Sitzung berichtet werden.<br />
Im Kanton Solothurn sollen die Kündigungsbedingungen<br />
für Kadermitarbeiter<br />
gelockert werden. Der <strong>VSAO</strong> wehrte sich<br />
entschieden dagegen, dass Oberärzte in<br />
diesem Sinne als Kaderangestellte angesehen<br />
werden und so leichter zu kündigen<br />
wären. Dank tatkräftiger Überzeugungsarbeit<br />
von Ricky Vultier ist jetzt endgültig<br />
klar, dass die Oberärzte nicht in diese<br />
Kategorie gehören.<br />
Es ist erfreulicherweise gelungen, ein<br />
neues Vorstandsmitglied zu gewinnen,<br />
es ist Christian Tschager, Assistenzarzt<br />
der Anästhesie im Bürgerspital Solothurn,<br />
der den <strong>VSAO</strong> auch in der GAeSO, dem<br />
Vorstand der niedergelassenen Ärzte, ver -<br />
treten wird und als Ersatzdelegierter für<br />
die Ärztekammer kandidiert.<br />
Weiterhin suchen wir für den Vorstand<br />
noch einen Vertreter des Kantons spitals<br />
Olten und der Psychiatrischen Dienste,<br />
wobei sich durch die Umfrage neue Kontakte<br />
zur Basis ergeben haben.<br />
Insgesamt sind wir zufrieden mit den<br />
Kontakten zur Basis und auch zur Arbeitgeberseite<br />
und würden uns über Feedback<br />
von der Basis und natürlich über<br />
aktive Mitglieder sehr freuen. Die nächste<br />
Vorstandssitzung findet in Olten statt,<br />
der Termin ist auf der Homepage des<br />
<strong>VSAO</strong> angegeben, Gäste sind immer<br />
herzlich willkommen. ❑<br />
Felix Kurth,<br />
Präsident Sektion Solothurn<br />
Rehaklinik Hasliberg AG<br />
CH-6083 Hasliberg Hohfluh<br />
Telefon +41 33 972 55 55<br />
www.rehaklinik-hasliberg.ch<br />
Ein Unternehmen der Michel Gruppe<br />
Ärztlicher Direktor:<br />
Dr. med. Wolfgang Terhorst<br />
Nr. 4 August 2011
Nr. 4 August 2011<br />
SEKTION WAADT ASMAV<br />
Praxisassistenz:<br />
Angebot<br />
Im Kanton Waadt werden zurzeit 18 Praxisassistenzstellen<br />
angeboten, die ent -<br />
weder für 6 Monate zu 100 % oder für<br />
1 Jahr zu 50 % besetzt werden können.<br />
Zwölf Stellen werden im Waadtländer<br />
Programm angeboten, sechs Stellen in<br />
regionalen Programmen, das heisst vier<br />
Stellen vom ForOm NV im Nord vaudois<br />
und zwei Stellen vom FormOL (Forma -<br />
tion Ouest Lémanique) in der Region<br />
Nyon.<br />
Diese Weiterbildung ist im Rahmen des<br />
Weiterbildungsprogramms «Allgemeine<br />
Innere Medizin» anerkannt. Unterstützt<br />
wird dieses Angebot von der ASMAV, der<br />
Politik und den akademischen Institutionen.<br />
Es soll dazu beitragen, den drohenden<br />
Ärztemangel abzuwenden.<br />
Ärtze von morgen im CHUV<br />
Die Kommission «Ärzte von morgen»,<br />
die von der CHUV-Direktion gegründet<br />
wurde, kümmert sich um Fragen der<br />
Ärzte demografie. Sie hat den Auftrag,<br />
Problemzonen auf Ebene der internen<br />
Organisation sowie der Aus- und Weiterbildung<br />
zu identifizieren und notwendige<br />
Anpassungen vorzuschlagen, um so den<br />
medizinischen Nachwuchs sicherzu -<br />
stellen.<br />
Die ASMAV ist dabei<br />
Die Kommission trifft sich in regelmässigen<br />
Abständen und heisst die Arbeiten des<br />
«Büro der Ärzte von morgen» gut. Mitglieder<br />
des Vorstands der ASMAV nehmen<br />
Wie kann ich<br />
mich einschreiben?<br />
Dazu brauchen Sie einen anerkannten<br />
Lehrpraktiker und eine Finanzierung.<br />
Wo finde ich<br />
einen Lehrpraktiker?<br />
Auf der Website der FMH: www.fmh.ch<br />
Zugriff: Weiterbildung allgemein -><br />
Weiterbildungsstätten/Arztpraxen -><br />
Liste der Grundversorgerpraxen.<br />
Wo finde ich<br />
eine Finanzierung?<br />
Die Praxisassistenz findet im Rahmen der<br />
Weiterbildung in Hausarztmedizin statt.<br />
Die Verantwortlichen des Cursus Romand<br />
de Médecine Générale (Westschweizer<br />
Studiengang in Allgemeiner Medizin)<br />
können Sie beraten und über die ver -<br />
schiedenen bestehenden Angebote informieren.<br />
darin Einsitz und machen den Standpunkt<br />
der Assistenz- und Oberärztinnen<br />
und -ärzte geltend, insbesondere bei den<br />
wichtigen Themen wie Weiterbildung,<br />
Feminisierung des Arztberufes und bei der<br />
Nachwuchsproblematik.<br />
Beratung<br />
Das «Büro der Ärzte von morgen» bietet<br />
den Assistenz- und Oberärztinnen und<br />
-ärzten eine Beratung an mit der Möglichkeit,<br />
verschiedenste Themen zu dis -<br />
kutieren: Karriereplanung, Standort -<br />
bestimmung, Umgang mit schwierigen<br />
Situationen (Arbeitsbedingungen, Konflikte),<br />
Informationen zur Vereinbarkeit<br />
<strong>VSAO</strong><br />
Die Website www.devenirgeneraliste.ch ist<br />
in diesem Zusammenhang von grossem<br />
Nutzen.<br />
Alles in allem bestehen also drei Möglichkeiten<br />
im Kanton Waadt:<br />
– Das Waadtländer Programm<br />
«Assistanat au cabinet du praticien»<br />
(Dr. med. Patrick Cuénoud:<br />
patrickcuenoud@gmail.com)<br />
– Die regionalen Angebote mit Weiter -<br />
bildungsstellen im Spital und in der<br />
Privatpraxis:<br />
ForOm NV – Etablissements<br />
hospitaliers du Nord vaudois<br />
(Dr. med. Olivier Pasche:<br />
olivier.pasche@ehnv.ch)<br />
FormOL – Nyon<br />
(Dr. med. Pierre Raimondi:<br />
piraim@hotmail.com)<br />
– Die Stiftung zur Förderung der Weiterbildung<br />
in Hausarztmedizin<br />
(www.whm-fmf.ch) ❑<br />
von Berufs- und Privatleben usw. Zudem<br />
wird austretenden Ärztinnen und Ärzten<br />
im CHUV ein Austrittsgespräch angeboten<br />
(Fragebogen oder persönliches Gespräch).<br />
Ziel ist, dabei eine Bewertung des<br />
Arbeitsplatzes und des CHUV zu er halten.<br />
Kontakt<br />
Die Website kann über das Intranet im<br />
CHUV unter folgender Adresse abgerufen<br />
werden:<br />
http://portail/portail-intranet-zoom-medecins-demain.htm<br />
Für weitere Auskünfte oder um einen Beratungstermin<br />
zu vereinbaren, erreichen<br />
Sie das Büro unter folgender Nummer:<br />
021 314 60 85, olivia.chatelan@chuv.ch<br />
(Sekretärin des Büros) ❑<br />
Haben Sie den Platz für Ihr Inserat in unserer Zeitschrift schon reserviert?<br />
Wir helfen Ihnen Axel Springer Schweiz AG, Fachmedien, Sebastian Adrian, Förrlibuckstrasse 70, Postfach, 8021 Zürich<br />
gerne weiter Telefon 043 444 51 02, Fax 043 444 51 01, sebastian.adrian@fachmedien.ch, vsao@fachmedien.ch<br />
<strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC 17
SWIMSA<br />
Teddybären<br />
als Mediatoren<br />
Für Ärzte ist es ein Arbeitsplatz,<br />
für Medizinstudenten wohl etwas vom<br />
Spannendsten auf der Welt, für Kinder<br />
hingegen ist das Spital oftmals ein Ort<br />
des Schreckens. Nicht selten gipfeln<br />
Arztbesuche in einem Trauerspiel mit<br />
schreienden Kindern und verzweifelten<br />
Eltern. Um Abhilfe zu schaffen, wurde<br />
vor Jahren das «Teddybär-Spital» ins<br />
Leben gerufen.<br />
Corina Kaufmann,<br />
Medizinstudentin 1. Studienjahr, Fribourg<br />
Sogar Ärzte seien schlechte Patienten,<br />
heisst es im Volksmund. Für Kinder aber<br />
muss es eine besonders angsteinflössende<br />
Erfahrung sein. «Sobald der Doktor den<br />
Behandlungsraum betrat, hast du geschrien<br />
wie am Spiess», erzählen mir<br />
meine Eltern noch heute. Vielleicht hätte<br />
ich unser aller Nerven schonen können,<br />
wenn es damals das «Teddybär-Spital»<br />
schon gegeben hätte.<br />
18 <strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC<br />
Wurzeln im Norden<br />
Laut dem «British Medical <strong>Journal</strong>»<br />
stammt die Idee für dieses Projekt,<br />
welches unter der Schirmherrschaft der<br />
European Medical Students’ Association<br />
(EMSA) und der International Federation<br />
of Medical Students Association (IFMSA)<br />
steht, aus Norwegen. Mittlerweile wird es<br />
in dutzenden Ländern an unzähligen<br />
medizinischen Fakultäten durchgeführt,<br />
sodass nun jährlich Tausende von<br />
Kindern weltweit mit ihren Plüschtieren<br />
daran teilnehmen. Vorreiter in der<br />
Schweiz ist die Universität Genf. Dort<br />
stand das «Teddybär-Spital» zum ersten<br />
Mal im Jahr 2007 auf dem Programm.<br />
Zwei Jahre später folgten die Universitäten<br />
Basel und Lausanne und bis Ende dieses<br />
Jahres wird das Projekt an jeder medizinischen<br />
Fakultät des Landes etabliert sein.<br />
Wenn der Teddy krank ist<br />
Ziel ist es, den Kindern die Angst vor dem<br />
Krankenhaus und der Behandlung zu<br />
nehmen, indem man sie spielerisch in<br />
den Ablauf einer ärztlichen Untersuchung<br />
einführt. In simulierten Spitälern<br />
behandeln die Kleinen ihre Teddys und<br />
schlüpfen so in die Rolle des Betreuers.<br />
Unterstützt werden sie dabei von speziell<br />
für diesen Anlass ausgebildeten Medizinstudenten<br />
– sogenannten Dr. Teds.<br />
Je nach Universität öffnen sich die Pforten<br />
während zwei bis drei Tagen für geladene<br />
Kindergartenklassen oder zusätzlich<br />
noch an einem Tag für alle Kinder in<br />
Begleitung ihrer Eltern.<br />
Im Vorfeld werden die Kindergartenlehrpersonen<br />
dazu angehalten, sich mit<br />
den Kindern Leidensgeschichten für die<br />
Teddys auszudenken. Beispielsweise gebrochene<br />
Beine oder Bauchschmerzen.<br />
Am Besuchstag selbst durchlaufen<br />
die Teddyeltern mit den «Patienten»<br />
einen Parcours, beginnend bei der Anmeldung<br />
und endend in der hauseigenen<br />
«Apotheke». Dazwischen wird gegipst,<br />
verbunden, genäht, geröntgt – und<br />
hoffentlich Interesse geweckt und Scheu<br />
genommen.<br />
Voller Einsatz von allen<br />
Um ein solches Projekt auf die Beine<br />
stellen zu können, braucht es nicht nur<br />
engagierte Medizinstudenten, die sich um<br />
die Finanzierung, die Korrespondenz mit<br />
den Spitälern (welche neben den Räumlichkeiten<br />
oft auch die Materialien zur<br />
Nr. 4 August 2011
Nr. 4 August 2011<br />
Verfügung stellen) und etwaige Medienauftritte<br />
kümmern, sondern auch die Unterstützung<br />
von Ärzten und Pflegefachpersonal.<br />
Im Rahmen eines Ausbildungsanlasses<br />
müssen die künftigen Dr. Teds in<br />
die Grundlagen der Pädiatrie eingeführt<br />
werden. Die Hilfe der medizinischen<br />
Fachkräfte bei dieser besonderen Präventionsarbeit<br />
ist unabdingbar und wird<br />
äusserst dankbar angenommen.<br />
Über mangelndes Interesse der Studierenden<br />
kann nicht geklagt werden, schliesslich<br />
ist das Ereignis eine willkommene<br />
Abwechslung und bietet nicht zuletzt eine<br />
Möglichkeit, die Kommunikationsfähig-<br />
schmid<br />
mogelsberg<br />
keit und den Umgang mit Kindern zu verbessern.<br />
Finanziell oder materiell unterstützt<br />
werden die Projekte von lokalen oder<br />
nationalen Firmen inner- und ausserhalb<br />
des Medizinalbereichs. Für die gross -<br />
zügige Beteiligung des <strong>VSAO</strong> sei an dieser<br />
Stelle herzlich gedankt.<br />
Nationale Koordination<br />
Aufgrund der schnellen Verbreitung des<br />
Projektes haben sich die jeweiligen<br />
Organisationskomitees vor Kurzem zusammengesetzt,<br />
um gewisse Schritte in<br />
Bitte verlangen Sie<br />
unseren Katalog!<br />
<strong>VSAO</strong><br />
der Planung zu vereinheitlichen und zu<br />
vereinfachen. So zum Beispiel die Suche<br />
nach Sponsoren. Zudem wurde ein gemeinsames<br />
Logo entworfen.<br />
An drei Universitäten steckt das «Teddybär-Spital»<br />
noch in den Anfängen. Es<br />
bleibt zu hoffen, dass es in jenen Städten<br />
ein ebenso grosser Erfolg wird, wie dies<br />
an den anderen Fakultäten bereits der<br />
Fall ist.<br />
Ob die Arbeit tatsächlich fruchten wird,<br />
ist schwer vorauszusagen. Doch solange<br />
die Kinder während des Besuches Spass<br />
haben, hat sich der Aufwand allemal gelohnt!<br />
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<strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC 19
<strong>VSAO</strong><br />
§<br />
Rechtsberatung<br />
Gabriela Meister, Anwältin Sektion Bern.<br />
Nein, das ist nicht zulässig. Pikettdienst<br />
darf im Zeitraum von vier Wochen an<br />
höchstens sieben Tagen geleistet werden.<br />
Zu beachten ist weiter, dass die tägliche<br />
Ruhezeit von 11 Stunden – falls und soweit<br />
sie durch Arbeitseinsätze während<br />
des Pikettdienstes tangiert ist – nachgewährt<br />
werden muss. Konkret bedeutet<br />
dies: Dauern in Ihrem Fall die Arbeits -<br />
einsätze insgesamt über drei Stunden,<br />
dürfen Sie den nachfolgenden Tagdienst<br />
erst später antreten. Reduziert sich die<br />
Ruhezeit durch die Piketteinsätze auf<br />
weniger als vier aufeinander folgende<br />
Stunden, so muss die gesamte tägliche<br />
Ruhezeit von elf Stunden im Anschluss an<br />
den letzten Einsatz nachgewährt werden.<br />
Definition Pikettdienst<br />
Beim Pikettdienst muss sich der/die<br />
Arbeitnehmende ausserhalb des Betriebs<br />
Kita-Platz gesucht – der <strong>VSAO</strong> hilft<br />
Wenn Sie einen Betreuungsplatz für Ihr Kind suchen, denken Sie<br />
daran: Seit März unterstützt Ihr Verband Sie bei dieser aufwändigen<br />
Aufgabe. Eine Anfrage mittels Online-Formular beim <strong>VSAO</strong> genügt<br />
und Sie erhalten Informationen zu verfügbaren Plätzen in Ihrer<br />
Wunschregion und die entsprechenden Kontaktdaten der Tages -<br />
stätten. Weitere wichtige Informationen und das Formular finden Sie<br />
unter der neuen Rubrik Arztberuf und Familie auf der <strong>VSAO</strong>-<br />
Homepage www.vsao.ch. ❑<br />
20 <strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC<br />
Ich muss jede dritte Woche im Anschluss an den<br />
Tagdienst (7.30 bis 17.30 Uhr) über die Nacht<br />
(17.30 bis 7.30 Uhr) Pikettdienst leisten.<br />
Ist das zulässig?<br />
für allfällige Arbeitseinsätze bereithalten.<br />
Wird Anwesenheit im Betrieb verlangt<br />
(z. B. für Visiten) oder kann der/die<br />
Arbeitnehmende wegen einer Interven -<br />
tionszeit von weniger als 30 Minuten die<br />
Wartezeit nicht zu Hause verbringen,<br />
handelt es sich nicht um Pikettdienst,<br />
sondern um Arbeitszeit.<br />
Unter welchen Voraus -<br />
setzungen ist Pikettdienst<br />
zulässig?<br />
Pikettdienst darf im Zeitraum von vier<br />
Wochen an höchstens sieben Tagen<br />
geleistet werden, mindestens zwei von<br />
vier Wochen müssen pikettfrei sein.<br />
Die Interventionszeit (Zeitspanne zwischen<br />
Einsatzaufruf und Eintreffen am<br />
Arbeitsort) muss mindestens 30 Minuten<br />
betragen. Eine kürzere Interven -<br />
tionszeit ist nur aus zwingenden Gründen<br />
möglich. (Finanzielle Argumente<br />
gelten nicht als «zwingende Gründe».)<br />
Der Pikettdienst gilt nicht als Arbeitszeit<br />
und darf grundsätzlich im Anschluss<br />
an den regulären Dienst ge -<br />
leistet werden.<br />
Die während des Pikettdienstes ge -<br />
leisteten Arbeitseinsätze dürfen die<br />
tägliche Ruhezeit von 11 Stunden<br />
unterbrechen. Diese muss jedoch im<br />
Anschluss an den Piketteinsatz im restlichen<br />
Umfang nachgewährt werden.<br />
Kann durch die Piketteinsätze eine<br />
minimale Ruhezeit von vier aufeinan-<br />
der folgenden Stunden nicht gewährt<br />
werden, so ist die gesamte tägliche<br />
Ruhezeit von elf Stunden im Anschluss<br />
an den letzten Einsatz nachzugewähren.<br />
Ist der Pikettdienst<br />
an die maximal zulässige<br />
Arbeitszeit anzurechnen?<br />
Bei einer Interventionszeit von 30 Minuten<br />
oder mehr sind die tatsächlichen geleisteten<br />
Arbeitseinsätze inkl. Wegzeit zu<br />
und von der Arbeit als Arbeitszeit anzurechnen.<br />
Beträgt die Interventionszeit aus zwingenden<br />
Gründen weniger als 30 Minuten,<br />
zählt die ausserhalb des Betriebes verbrachte<br />
Wartezeit zusätzlich zu 10 Prozent<br />
als Arbeitszeit.<br />
Entstehen wegen der Anrechnung der erwähnten<br />
Zeiten an die maximal zulässige<br />
Arbeitszeit von 50 Stunden pro Woche<br />
Überzeiten, so sind diese nach Arbeits -<br />
gesetz zwingend mit einem Zuschlag zu<br />
entschädigen.<br />
Wie wird der Pikettdienst<br />
entschädigt?<br />
Das Arbeitsgesetz sieht keine Zuschläge<br />
für Pikettdienste vor. Sie können jedoch<br />
durch Gesamtarbeitsvertrag geregelt oder<br />
vertraglich vereinbart werden (Spital-GAV<br />
Bern: Fr. 30.00 pro Pikettdiensteinheit<br />
von 12 Stunden). ❑<br />
Plötzlich selbst betroffen.<br />
Krisen treffen auch<br />
Ärztinnen und Ärzte.<br />
Lassen Sie sich helfen. Kontaktieren Sie ReMed.<br />
24-Stunden-Hotline<br />
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Nr. 4 August 2011
Nr. 4 August 2011<br />
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Klinik<br />
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<strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC 21
FOKUS<br />
Und plötzlich war ich mittendrin<br />
Bereits im Medizinstudium war Peter Hufschmid fasziniert von neuen Technologien. Nach dem Staatsexamen<br />
entwickelte er zunächst audiovisuelle Lehrmittel und schrieb als Wissenschaftsjournalist<br />
über IT. Bald wurde er zum Praktiker und baute ganze Internetportale auf. Er erlebte den Aufstieg<br />
des weltweiten Netzes hautnah und prägte die Frühzeit dieses Mediums mit.<br />
Mit Dr. med. Peter Hufschmid sprach Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-<strong>Journal</strong>. Bild: Severin Nowacki.<br />
Peter Hufschmid: Internetpionier, na ja<br />
(schmunzelt). Die Anfänge des Internets<br />
reichen bekanntlich in die 60er-Jahre<br />
zurück. Ich habe mich einfach zu einem<br />
Zeitpunkt mit diesem Medium befasst,<br />
als es von der breiten Öffentlichkeit noch<br />
nicht zur Kenntnis genommen wurde.<br />
Da ich keine Fachbücher schreiben oder<br />
dozieren wollte, ist mein Name wohl<br />
nicht so bekannt; aber absichtlich etwas<br />
entfernen lassen habe ich nicht.<br />
22 <strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC<br />
Ende der 70er-Jahre habe ich eine Bildplatte<br />
erstellt und begriffen, was digitalisierte<br />
Information ist. Rund fünf Jahre<br />
später habe ich eng mit der damaligen<br />
PTT bei der Einführung von Videotex zusammengearbeitet.<br />
Videotex war eine Art<br />
Vorläufer des Internets. Für dieses System<br />
habe ich eines der ersten Programme erstellt,<br />
das man abrufen konnte.<br />
Die Frage ist nicht einfach zu beant -<br />
worten. Ich hegte immer ein grosses<br />
In teresse an Naturwissenschaften. In<br />
meiner Familie gab es viele Ärzte, und alle<br />
meine Freunde im Gymnasium wollten<br />
Medizin studieren. Ich schloss mich<br />
ihnen an. Aber eine spezielle Berufung<br />
habe ich nicht verspürt.<br />
Bereits während des Studiums befasste<br />
ich mich intensiv mit neuen Medien und<br />
hatte Freude an der Produktion audio -<br />
visueller Inhalte.<br />
Nr. 4 August 2011
Zur Person<br />
Nr. 4 August 2011<br />
Ja, und ordnungsgemäss auch noch eine<br />
Dissertation geschrieben. Aber danach<br />
habe ich praktisch nichts mehr gemacht.<br />
Anstelle einer Weiterbildung zum Facharzt<br />
wechselte ich in die Erwachsenen -<br />
bildung. Ich entwickelte audiovisuelle<br />
Unterrichtsmittel für Mediziner und medizinnahe<br />
Berufsgruppen, unter anderem<br />
im Auftrag der WHO. Hierfür war mein<br />
Studium natürlich eine unabdingbare<br />
Voraussetzung.<br />
Ich ging immer mehr in Richtung <strong>Journal</strong>ismus<br />
und arbeitete lange als freier<br />
Wissenschaftsjournalist. Damals konnte<br />
man noch quer einsteigen und das Handwerk<br />
on the job lernen. Die IT-Thematik<br />
holte mich vollends ein, als ich beim<br />
«Tages-Anzeiger» als Wissenschafts -<br />
redaktor arbeitete. Mitte der 90er-Jahre<br />
wuchs der Druck auf die Verlagshäuser,<br />
sich im IT-Bereich zu engagieren. Dank<br />
meines Interesses an neuen Medien und<br />
meinen praktischen Erfahrungen war ich<br />
mit der Materie vertraut. Und plötzlich<br />
war ich mittendrin.<br />
Ich war massgeblich am Aufbau der On -<br />
line-Ausgabe des «Tages-Anzeigers» be -<br />
teiligt und war der erste Chef dieser Ab -<br />
teilung. Nach und nach betreute unsere<br />
kleine Abteilung alle Online-Ausgaben<br />
der Printprodukte des Verlags.<br />
Nein, ich habe mich ausschliesslich mit<br />
Inhalten befasst. Ich finde es besser, nur<br />
auf einer Hochzeit zu tanzen. Natürlich<br />
Peter H. Hufschmid (geb. 1949) studierte Medizin in<br />
Bern, absolvierte sein Staatsexamen 1977 und dissertierte<br />
1978. Er arbeitete danach bis 1984 an den Universitäten<br />
von Bern und Genf sowie für die Welt -<br />
gesundheitsorganisation in der Türkei. Seit 1985 ist er<br />
als Publizist und <strong>Journal</strong>ist tätig. Ab 1995 arbeitete er<br />
vor allem im Internet-Bereich für die TA Media AG und<br />
die SRG SSR. Peter Hufschmid ist verheiratet und Vater<br />
von zwei Kindern.<br />
muss man die technischen Möglichkeiten<br />
kennen, um die Machbarkeit abzuschätzen.<br />
Damals musste man die Software oft<br />
eigens produzieren und konnte sie deshalb<br />
auf die Inhalte zuschneiden. Dafür<br />
brauchte es jedoch IT-Spezialisten.<br />
In dieser Phase war alles sehr offen; die<br />
Visionen waren in groben Umrissen vorhanden<br />
und man ging los und probierte<br />
einfach. Wir generierten neue Inhalte,<br />
fügten Ton- und Bildelemente hinzu,<br />
bauten Datenbanken auf usw. Auf unserer<br />
Spielwiese konnten wir ziemlich frei von<br />
den üblichen Zwängen und Abläufen<br />
einer Redaktion Neues entwickeln. Dies<br />
kam meinem ausgeprägten Spieltrieb<br />
entgegen. Heute ist jedoch alles strukturiert<br />
und vorgegeben.<br />
Ja, zum damaligen Schweizer Radio<br />
International (SRI). Der Sender genoss<br />
als neutrale Stimme seit dem zweiten<br />
Weltkrieg ein grosses Renommee. Die<br />
Programme wurden in mehreren Sprachen<br />
via Kurzwelle verbreitet. Aufgrund<br />
des häufigen Frequenzwechsels und der<br />
wenigen Sendestunden hatte SRI jedoch<br />
eine sehr kleine Hörerschaft. Eine Ab -<br />
lösung des Trägermediums drängte sich<br />
auf. Deshalb fragte mich die SRG an, ob<br />
ich SRI salopp gesagt aufs Netz bringen<br />
könnte. Verlockend war nicht zuletzt,<br />
dass man mir vor Stellenantritt eine<br />
«Carte blanche», also die grösstmögliche<br />
Freiheit, versprach. In der Praxis war diese<br />
Karte dann allerdings nicht mehr ganz<br />
so schneeweiss (lacht). Jedenfalls ging<br />
ich daran, SRI zu Swissinfo umzubauen.<br />
Zunächst musste man den Radiojournalisten<br />
das Schreiben beibringen. Das<br />
führte zu einem Generationenwechsel,<br />
da alte Radiohasen sich nicht mehr mit<br />
einem neuen Medium vertraut machen<br />
wollten. Schliesslich musste man sich<br />
einen Überblick über den gesamten<br />
Fundus der SRG verschaffen, um geeig -<br />
nete Inhalte zu suchen. Wir konnten<br />
ja nun neben Text, Ton und Bild auch<br />
Videos aufschalten. Es war theoretisch<br />
erstmals möglich, eine wirklich multi -<br />
mediale Website aufzubauen und rund<br />
um die Uhr zu produzieren. Unsere hoch-<br />
FOKUS<br />
fliegenden Pläne und Ideen wurden dann<br />
etwas zurecht gestutzt. Man sah im Internet<br />
entweder eine unerwünschte Konkurrenz<br />
oder eher noch eine technische Spielerei,<br />
die sich nicht auf breiter Ebene<br />
würde durchsetzen können. Man zweifelte<br />
auch, dass die zur Verbreitung nötigen<br />
technischen Kapazitäten je zur Verfügung<br />
stehen würden. Dieses Denken verzögerte<br />
massgeblich die Entwicklung des Online-<br />
Bereichs. Heute sind alle unsere Ideen jedoch<br />
mehr oder weniger verwirklicht.<br />
Ja. Neben dem Aufbau von Swissinfo<br />
begann ich mit meinem Team Internet -<br />
auftritte für Bundesbehörden zu realisieren.<br />
Wichtig wurden vor allem Arbeiten<br />
für Präsenz Schweiz, quasi der PR-Ab -<br />
teilung des Departements des Äussern.<br />
Hier machten wir einiges, unter anderem<br />
produzierten wir DVDs und vieles mehr.<br />
Ein schöner Auftrag war die virtuelle<br />
Begleitung des Schweizer Auftritts an der<br />
Weltausstellung in Japan 2004.<br />
Es war enorm spannend zu erleben,<br />
wie sich das Internet durchsetzen konnte.<br />
Ein neues Medium in den Anfängen<br />
seines Aufstiegs zu begleiten, ist einmalig.<br />
Ich konnte ausnahmslos interessante<br />
Projekte verwirklichen und genoss Freiheiten<br />
zu experimentieren und gestalten,<br />
wie man sie nur in frühen Stadien einer<br />
Entwicklung hat.<br />
Schwierig war es, die Entscheidungs -<br />
träger und Kollegen zu überzeugen, dass<br />
eine neue Zeit angebrochen war. Neue<br />
Technologien machen Angst und verun -<br />
sichern. Man kann so schnell zum Feindbild<br />
werden. Aber im Medizinstudium<br />
hatte ich gelernt, mich durchzubeissen.<br />
Dieser Durchhaltewillen hat mir später<br />
sicher geholfen.<br />
Nein. Ich konnte das machen, was mir<br />
wirklich gefiel. Wenn ich mit meinen<br />
Kollegen rede, die der Medizin treu ge -<br />
blieben sind, empfinde ich bei ihnen hin<br />
und wieder eine gewisse Enttäuschung.<br />
Aber vielleicht sehe ich das falsch. ❑<br />
<strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC 23
FOKUS<br />
«Ich wollte einfach mehr wissen»<br />
Eigentlich arbeitete Elsbeth Burch gerne als Krankenschwester. Doch ihr Geist verlangte nach<br />
zusätzlicher Nahrung. Mit über dreissig holte sie die Matur nach und studierte anschliessend Medizin.<br />
Alles ohne nennenswerte Probleme. Heute arbeitet sie als Kinderärztin und ist am Ziel angekommen.<br />
Wichtig erscheint ihr, dass der Weg dahin viel Freude bereitet hat.<br />
Mit Elsbeth Burch, Kinderärztin in Luzern, sprach Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-<strong>Journal</strong>.<br />
Bilder: Fabian Biasio.<br />
Zur Person<br />
Elsbeth Burch: Da ich einen sehr schönen<br />
Schulweg hatte, durch Wiesen und Felder,<br />
musste ich keine Umwege machen. Ich<br />
habe mir einfach etwas Zeit gelassen;<br />
es gab immer etwas zu erforschen oder<br />
zu entdecken. Als Kind war ich fasziniert<br />
von Abenteuergeschichten und wollte<br />
Forscherin oder <strong>Journal</strong>istin werden.<br />
Als ich fünfzehn Jahre alt war, musste<br />
meine Mutter ins Spital. Auf diese Weise<br />
habe ich die Welt des Spitals und viele<br />
Krankenschwestern kennengelernt und<br />
war angetan von diesem Beruf.<br />
Elsbeth Burch (geb. 1957) lernte Krankenschwester mit<br />
Zusatzausbildung auf der Intensiv- und Notfallstation.<br />
Mit 33 Jahren Entscheid, die eidgenössische Matur berufsbegleitend<br />
zu absolvieren. Anschliessend Medizinstudium<br />
in Zürich, dann 2 Jahre auf der Inneren Medizin<br />
tätig und schliesslich Ausbildung zur Kinderärztin<br />
in Luzern und Chur. Seit 2007 in einer Gruppenpraxis<br />
in Luzern tätig.<br />
24 <strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC<br />
Die Ausbildung mit all ihren Facetten hat<br />
mir gut gefallen. Schliesslich bin ich auf<br />
der Intensivstation gelandet. Ein Bereich,<br />
der natürlich sehr spannend ist, weil<br />
immer wieder unvorhergesehene Ereignisse<br />
auftreten. Dieses «Nichtplanbare»<br />
sagte mir sehr zu, aber auch die Pflege,<br />
der Kontakt zu den Patienten hat mir<br />
Freude bereitet. Ich habe immer gerne<br />
auf diesem Beruf gearbeitet.<br />
Eine Zeitlang reduzierte ich mein Arbeitspensum<br />
stark und widmete mich vermehrt<br />
philosophischen und theologischen<br />
Fragen. In dieser Zeit realisierte<br />
ich während meiner Arbeit, dass ich mehr<br />
über Medizin wissen, mehr in die Tiefe<br />
gehen wollte. Irgendwann sagte mein<br />
Lebenspartner: «Weshalb studierst Du<br />
eigentlich nicht Medizin?» Das brachte<br />
mich darauf, die Matur nach zuholen.<br />
Ich empfand es nicht so. Im Gegenteil –<br />
ich hatte Freude, mich mit all den<br />
Fächern zu beschäftigen und konnte das<br />
Lernen richtig geniessen. Existenzsorgen<br />
plagten mich nicht, da ich Nachtwachen<br />
auf der Intensivstation machen konnte.<br />
Und mein Lebenspartner unterstützte<br />
mich immer in meinem Vorhaben. So<br />
setzte ich mich eigentlich jeden Tag mit<br />
Freude hinter die Bücher, ob es nun<br />
Naturwissenschaften oder Sprachen<br />
waren. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich<br />
noch nicht genau, welches Studium ich<br />
nach der Matur ergreifen wollte; es gab<br />
so viel Interessantes, zum Beispiel Geschichte<br />
oder Literatur. Dass ich mich<br />
schliesslich doch für Medizin entscheiden<br />
habe, geschah beinahe «physiologisch»<br />
(lacht).<br />
Nein, eigentlich nicht. Natürlich unterschied<br />
ich mich rein aufgrund meines<br />
Alters von zwanzigjährigen Mitstudenten.<br />
Aber es gab noch einige «ältere Semes -<br />
ter», und wir fanden uns zusammen.<br />
Zudem war ich recht unabhängig und<br />
nicht zwingend auf eine Gruppe ange -<br />
wiesen.<br />
Selbstverständlich war ich mit dem<br />
Spitalbetrieb bestens vertraut und daher<br />
in den Praktika sicher im Vorteil. Im<br />
Weiteren kannte ich gewisse fachliche<br />
Dinge bereits, speziell im Bereich der<br />
Intensivmedizin.<br />
Spontan kommt mir nichts in den Sinn.<br />
Es war erstaunlich problemlos. Ich ging<br />
das Studium entspannter an, erlaubte mir<br />
auch, hin und wieder eine Vorlesung auszulassen<br />
und den Stoff im Selbststudium<br />
zu erarbeiten. Offensichtlich hat es mir<br />
nicht geschadet, da ich alle Prüfungen<br />
auf Anhieb bestanden habe (schmunzelt).<br />
Wahrscheinlich verlieh mir die<br />
Gewissheit, bereits einen Beruf zu haben,<br />
zusätzlich Sicherheit.<br />
Keineswegs, offensichtlich waren Alter<br />
und Erfahrung sogar von Vorteil. Ich<br />
hatte viele Stellen zur Auswahl. Eine<br />
Kollegin, welche noch ein paar Jahre älter<br />
ist, wurde von Angeboten sozusagen überhäuft.<br />
Nur einmal fragte mich ein Chefarzt<br />
während des Anstellungsgespräches,<br />
ob ich nicht Mühe hätte, Weisungen von<br />
Oberärzten anzunehmen, welche jünger<br />
Nr. 4 August 2011
Nr. 4 August 2011<br />
seien als ich. Ich habe ihm geantwortet,<br />
dass es schliesslich neben der Hierarchie<br />
des Alters auch eine Hierarchie des Wissens<br />
gebe, die ich sehr wohl respektieren<br />
könne. Ich denke, dass ich mehr Sicherheit<br />
hatte als junge Kolleginnen und<br />
Kollegen, aber auch meine Grenzen besser<br />
kannte und keine Hemmungen hatte,<br />
um Rat zu fragen.<br />
Ja. Nach dem Staatsexamen arbeitete ich<br />
in Luzern auf derselben Abteilung, auf<br />
der ich früher als Krankenschwester tätig<br />
war. Das war eine interessante Erfahrung.<br />
Meine früheren Kolleginnen hatten anscheinend<br />
Freude, als ich wieder da war<br />
(lacht). Animositäten oder Eifersucht<br />
habe ich keine verspürt.<br />
Ich schwankte zwischen Innerer Medizin<br />
und Pädiatrie. Den Ausschlag gab das<br />
Wahlstudienjahr auf der Pädiatrie. Die<br />
Lebenskraft und Offenheit der Kinder gefällt<br />
mir, ihre Fähigkeit, selbst schwere<br />
Krankheiten zu überwinden. Auf der<br />
Inneren Medizin ist man meist mit<br />
älteren Patienten konfrontiert. Ich hatte<br />
zwar auch sehr schöne Begegnungen,<br />
aber es ist weitaus schwieriger, ältere<br />
Menschen zu motivieren.<br />
Ich arbeite sehr viel selbstbestimmter als<br />
früher. Heute entscheide ich über den<br />
Behandlungspfad und trage natürlich<br />
FOKUS<br />
auch die Verantwortung. Da ich in einer<br />
Gruppenpraxis arbeite, habe ich aber die<br />
Möglichkeit, gegebenenfalls schnell und<br />
unkompliziert beispielsweise eine Gynäkologin<br />
oder einen Sportmediziner beizuziehen.<br />
Ferner bestimme ich über<br />
meine Arbeitszeit. So kann ich festlegen,<br />
wieviel ich arbeiten möchte und ob ich<br />
noch neue Patienten annehmen will.<br />
Als ich mit der Schule begann, wusste ich<br />
nicht, wo ich landen würde. Aber da,<br />
wo ich jetzt bin, gefällt es mir sehr gut.<br />
Das Ziel ist erreicht. Wichtig ist jedoch,<br />
dass der Weg selbst Freude bereitet. Wer<br />
den Weg nur antritt, um an ein bestimmtes<br />
Ziel zu gelangen, wird wohl kaum ankommen.<br />
❑<br />
Als ich mit der Schule begann, wusste ich nicht, wo ich landen würde.<br />
Aber da, wo ich jetzt bin, gefällt es mir sehr gut.<br />
<strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC 25
FOKUS<br />
Auf der Suche<br />
nach Herausforderung<br />
Jurist wollte der Maturand Peter Sommer ganz sicher nicht werden,<br />
sondern Arzt, genauer Grundversorger auf dem Land. Und genau dies<br />
machte er während Jahren mit Leidenschaft. Bis ihn ein Schicksalsschlag<br />
aus der Bahn warf. Er entschloss sich mit über 50 Jahren zu<br />
einem Zweitstudium. Heute arbeitet Peter Sommer als Jurist und bereitet<br />
sich auf sein Anwaltsexamen vor.<br />
Mit Peter Sommer, Dr. med und Master of Law, sprach Catherine Aeschbacher,<br />
Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-<strong>Journal</strong>. Bild: Martin Bichsel.<br />
Der Weg des geringsten Widerstands ist<br />
nicht sein Weg. Peter Sommer sucht immer<br />
die Herausforderung. Dieses Wort<br />
zieht sich wie ein Leitmotiv durch unser<br />
Gespräch. Und Herausforderungen muss -<br />
te er bereits früh meistern. Sehr jung verlor<br />
Peter Sommer seinen Vater; und als bei<br />
ihm eine entzündliche Gelenkkrankheit<br />
auftrat, lautete das Verdikt: Der Bub kann<br />
keinen handwerklichen Beruf lernen, er<br />
muss eine weiterführende Schule besuchen.<br />
So kam der Sohn eines Mechanikermeisters<br />
aus Bern ins Internat nach<br />
Schiers. Wo er, obgleich seine Vorliebe<br />
den Naturwissenschaften galt, einen altsprachlichen<br />
Maturitätsabschluss machte.<br />
Herausforderung eben.<br />
Auf die Frage, was er damals von den<br />
Juristen hielt, lacht Peter Sommer. «Nicht<br />
viel, für mich waren Juristen Menschen,<br />
die sich an den Problemen anderer Menschen<br />
gütlich tun, ohne die Probleme zu<br />
lösen. Ganz sicher kein Beruf für mich.»<br />
Sein Berufswunsch war klar: Medizin. Die<br />
Medizin kombinierte in Sommers Augen<br />
die Naturwissenschaft mit seinem Drang,<br />
Hand anzulegen und mit Menschen zu<br />
arbeiten. «Die Vorstellung, den ganzen<br />
Tag nur in einem Büro zu sitzen und<br />
Akten zu wälzen, war mir ein Greuel. Ich<br />
wollte praktisch tätig sein, und ich wollte<br />
helfen.»<br />
Bereits früh im Studium stand für Sommer<br />
denn auch fest, dass er als Grund -<br />
versorger auf dem Land tätig sein wollte.<br />
Als einer der wenigen wurde er ins so -<br />
genannte Mumenthaler-Programm aufgenommen.<br />
Der renommierte Neurologe<br />
Marco Mumenthaler hatte ein Weiter -<br />
bildungsprogramm für Grundversorger<br />
entwickelt, welches ihnen einen möglichst<br />
umfassenden Überblick vermitteln<br />
sollte. Der Lehrgang war straff strukturiert<br />
26 <strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC<br />
und organisiert, alle Weiterbildungs -<br />
stätten standen im Voraus fest, der Ablauf<br />
musste eingehalten werden. «Es wurde<br />
uns etwas geboten, und wir mussten etwas<br />
bieten. Es war einzigartig», bilanziert<br />
Sommer seine Erfahrungen mit dem<br />
«Mu-Programm».<br />
Dass er seine Weiterbildung schliesslich<br />
mit dem Facharzttitel Allgemeinmedizin<br />
und Innere Medizin beendete, änderte<br />
nichts an seinem ursprünglichen Plan.<br />
Peter Sommer eröffnete im Kanton Bern<br />
eine Hausarztpraxis auf dem Lande. Zusammen<br />
mit seiner Frau, einer Krankenschwester,<br />
baute er die Praxis nach und<br />
nach auf. Auf die Frage, ob sich seine<br />
Vorstellungen erfüllt hätten, antwortet<br />
Sommer ohne Zögern. «Ja, zu 100, mehr<br />
noch zu 150 Prozent.» Und die Begeisterung<br />
ist heute noch zu spüren. Er habe<br />
ein enorm grosses Spektrum abdecken<br />
können, die Praxis verfügte über ein eigenes<br />
Röntgengerät, ein gut ausgerüstetes<br />
Labor, eine uneingeschränkte Medikamentenabgabe,<br />
eine Kinderecke für die<br />
Untersuchung von Säuglingen und<br />
Kleinkindern usw. Er habe Ultraschall -<br />
untersuchungen vorgenommen, Gipse<br />
gemacht und kleinere chirurgische Eingriffe<br />
durchgeführt. Natürlich müsse<br />
man wissen, wo die eigenen Grenzen<br />
liegen, gibt Sommer zu bedenken. Er<br />
habe ein gutes Netz von Kollegen gehabt,<br />
zu denen er seine Patienten habe weiterweisen<br />
können. «Ich setzte mich leidenschaftlich<br />
für meine Patienten ein, war<br />
quasi rund um die Uhr erreichbar, habe<br />
in kritischen Fällen sogar die Ferien verschoben.»<br />
Aber irgendwann wurde alles zur Routine.<br />
«Der besondere Fall, jener, der den Arzt<br />
wirklich beansprucht, tritt vielleicht einmal<br />
pro Tag ein; der Rest ist Routine»,<br />
resümiert Sommer. Der alte Drang nach<br />
neuen Herausforderungen begann sich<br />
zu regen. Die beiden Kinder standen bereits<br />
kurz vor der Matur bzw. dem Seminarabschluss<br />
und würden bald das<br />
Elternhaus verlassen. Und noch einen<br />
Viertausender mehr zu besteigen, brachte<br />
dem passionierten Bergsteiger nicht die<br />
gewünschte Befriedigung. Bereits in jungen<br />
Jahren hatte er ein paar Monate als<br />
Arzt in Afrika verbracht. Und schon bald<br />
stand für Sommer fest, dass er wieder ins<br />
Ausland gehen wollte. Um sich das nötige<br />
Rüstzeug zu holen, absolvierte er in England<br />
eine Ausbildung in Tropenmedizin.<br />
Danach folgten Auslandeinsätze in Afrika<br />
und Asien. Zuvor hatte er seine Praxis verkauft,<br />
wobei es ihm wichtig war, seinen<br />
Patienten eine ebenso engagierte Nachfolge<br />
bieten zu können.<br />
Und plötzlich kam die wohl grösste Herausforderung<br />
seines Lebens. Jene, über<br />
die Peter Sommer bis heute nicht sprechen<br />
mag. Ein von ihm selbst als «krankheitsbedingter<br />
Zwischenfall» bezeichneter<br />
Schicksalsschlag warf ihn aus der<br />
Bahn. «Ich war zwei Wochen lang in -<br />
tubiert, war tetraplegisch und sass ein<br />
halbes Jahr im Rollstuhl.» Die Reha -<br />
bilitationszeit bezeichnet Sommer als<br />
«strub». Nachdem er wieder gehen konnte,<br />
stand bald fest, dass an eine Rückkehr<br />
in die Grundversorgung nicht mehr zu<br />
denken war. Die kleineren Tätigkeiten im<br />
Spital, meist in der Forschung, befriedigten<br />
ihn nicht. Eine neue Herausforderung<br />
musste gefunden werden.<br />
2005, mit mehr als 50 Jahren, entschied<br />
er sich, nochmals an die Universität<br />
zurückzukehren und ein juristisches<br />
Studium zu absolvieren. «In meinem<br />
Zustand erschien es mir als ideale Er -<br />
gänzung zur Medizin; mir war auch<br />
zunehmend klar geworden, wie wichtig<br />
juristische Kenntnisse sind.» Und mit<br />
verschmitztem Lachen gesteht Sommer,<br />
dass ihm zudem eine gewisse Streitlust<br />
zueigen sei.<br />
Die Rückkehr an die Universität beschreibt<br />
er allerdings als Horror. Sich<br />
plötzlich inmitten von 300 ellbögelnden,<br />
ungezogenen Studenten wiederzufinden,<br />
war nicht einfach. Sommer, der krankheitsbedingt<br />
auf einen Sitzplatz angewiesen<br />
ist, musste jeweils eine halbe Stunde<br />
vor Vorlesungsbeginn erscheinen, um<br />
seinen Platz im überfüllten Hörsaal zu<br />
sichern. Allen Widrigkeiten zum Trotz<br />
zog er sein Studium durch und schloss es<br />
Nr. 4 August 2011
Nr. 4 August 2011<br />
FOKUS<br />
mit dem Master ab. Da man es sich im<br />
Leben nicht allzu leicht machen sollte,<br />
gab sich Peter Sommer jedoch nicht mit<br />
dem Erreichten zufrieden und bereitet<br />
sich nun auf das Anwaltsexamen vor.<br />
Ein «Bürohocker» ist Sommer dennoch<br />
nicht geworden. Er arbeitet halbtags in<br />
einer Kanzlei, die ausschliesslich auf<br />
Sozialversicherungs- und Haftpflichtrecht<br />
spezialisiert ist. In diesem Zu -<br />
sammenhang sind seine medizinischen<br />
Kenntnisse gefragt. Und hin und wieder<br />
muss er den Spagat zwischen dem Arzt<br />
und dem Juristen in ihm machen. «Die<br />
ticken anders», ist Sommer überzeugt.<br />
Juristen sind seiner Meinung nach sehr<br />
korrekt, höflich und diplomatisch. Seine<br />
direkte, zuweilen unverblümte Art stehe<br />
dazu schon ein wenig im Widerspruch,<br />
meint er lächelnd. Es fehle den Juristen<br />
oftmals an Empathie, jedenfalls sei sie<br />
nicht immer einfach spürbar; sie stürzten<br />
sich mit grossem Eifer und Engagement<br />
auf ein Problem, die Menschen, die von<br />
dem Problem betroffen seien oder es verursachten,<br />
entglitten aber ihrem Blick.<br />
«Ich bin eben Mediziner bis ins Mark.»<br />
Der Arzt in ihm obsiegt immer, wenn es<br />
um die medizinische Beurteilung eines<br />
Falles geht. Denn diese muss hieb- und<br />
stichfest sein und nicht unbedingt dem<br />
Klienten gefallen. Anderseits wird er regelmässig<br />
mit gravierenden Fehlbehandlungen<br />
konfrontiert. Rückblickend bezeichnet<br />
er die Tatsache, dass ihm während<br />
seiner ganzen Praxistätigkeit nie ein<br />
grober Fehler passiert ist, als ein Wunder.<br />
Dennoch moniert Sommer die mangelnde<br />
Fehlerkultur der Ärzteschaft.<br />
lacht Sommer. Dann packt er seine Sachen<br />
und geht zur Universität, um eine<br />
Vorlesung im Rahmen seiner Anwaltsausbildung<br />
zu besuchen. Eine weitere Herausforderung<br />
eben. ❑<br />
<strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC 27
FOKUS<br />
Ehefrau und Geliebte<br />
Per Zufall gelangte der Arzt Gunther Kaindl zum Theater und ent -<br />
deckte eine faszinierende Welt. Nach dem Staatsexamen in Berlin<br />
schloss er in Bern die Schauspielschule ab und kombiniert seither<br />
erfolgreich die Medizin und die Schauspielerei. Wobei die Gewichte<br />
sich je nach Lebenssituation einmal zur einen und wieder zur andern<br />
Seite senken.<br />
Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-<strong>Journal</strong>. Bilder: Martin Guggisberg.<br />
28 <strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC<br />
Begonnen hatte Gunther Kaindls Berufsweg<br />
ganz normal: Nach der Matur entschloss<br />
er sich, Medizin zu studieren.<br />
Ausschlaggebend war nicht zuletzt der<br />
Gross vater, der Arzt und für Kaindl eine<br />
beeindruckende Persönlichkeit war. Die<br />
ersten Studienjahre verbrachte der in<br />
Linz geborene Österreicher in Innsbruck.<br />
Im Rahmen des Erasmus-Programms<br />
wechselte er dann nach Berlin. Und dann<br />
ging es Schlag auf Schlag. Eine Bekannte<br />
forderte ihn auf, neben dem Studium<br />
als Regieassistent zu arbeiten. Er würde<br />
sich sicher gut mit dem Regisseur ihrer<br />
Theatertruppe verstehen, meinte sie. Bis<br />
zu diesem Tag hatte Kaindl keinen spe -<br />
ziellen Drang zum Theater verspürt. Als<br />
Kind unterhielt er zwar bisweilen die<br />
ganze Familie mit seinen Imitationen<br />
von Freunden und Verwandten, aber das<br />
war es denn auch. Kaindl zögerte nicht<br />
lange, ging hin und hatte die Stelle. Der<br />
Sprung ins kalte Wasser glückte, und<br />
Kaindl arbeitete neben dem Studium hinter<br />
der Bühne eines Kleintheaters.<br />
Handwerk erlernen<br />
Nach einiger Zeit als Regieassistent geschah<br />
das, was gemeinhin nur in Filmen<br />
vorkommt: Ein Schauspieler erkrankte<br />
kurz vor der Premiere und Kaindl muss te<br />
dessen Rolle übernehmen. Plötzlich<br />
stand er auf der Bühne und verkörperte<br />
einen Gefängnisaufseher. Bald wurde<br />
sein Name in der Szene bekannt und er<br />
erhielt immer wieder Engagements in<br />
verschiedenen Produktionen. Tagsüber<br />
im Hörsaal oder in der Klinik, abends im<br />
Theater – wie geht das? «Beides inspiriert<br />
mich und gibt mir Kraft», sagt Kaindl.<br />
«Erstaunlicherweise habe ich besonders<br />
in jenen Zeiten, in denen ich viel fürs<br />
Studium lernen musste, auch sehr viel<br />
gespielt.»<br />
Je öfter er jedoch auf der Bühne stand,<br />
desto schmerzlicher vermisste er eine<br />
fundierte Ausbildung. «Mir fehlte schlicht<br />
das Handwerk, beispielsweise die ganze<br />
Sprechausbildung», konstatiert Kaindl.<br />
Nach seinem Studienabschluss 2003 entschied<br />
er sich deshalb, an eine Schauspielschule<br />
zu gehen. Seine Wahl fiel auf<br />
die Hochschule der Künste Bern, weil ihm<br />
der Lehrgang und die Atmosphäre zusagten.<br />
Kaindl war mit 27 Jahren der älteste<br />
seiner Klasse, die allerdings nicht nur aus<br />
«jungen Hasen» bestand. «Schauspielschule<br />
bedeutet nicht, abends in der<br />
Nr. 4 August 2011
Nr. 4 August 2011<br />
Kneipe zu sitzen», lacht Kaindl. «Der Tag<br />
beginnt mit Aikido, dann folgen Tanzen<br />
und alle andern Fächer». Profitiert hat<br />
er in dieser Zeit nicht nur von seiner<br />
Bühnenerfahrung in Berlin. «Die medizinischen<br />
Kenntnisse haben mir speziell bei<br />
den körperbetonten Fächern geholfen.<br />
Mit Anatomie und Physiologie war ich ja<br />
bestens vertraut», meint er.<br />
250 Prozent<br />
Dass in Bern die Lebenshaltungskosten<br />
deutlich höher als in Berlin sind, wurde<br />
ihm schnell bewusst. Ein Chefarzt, dem<br />
die nicht ganz alltägliche Kombination<br />
offensichtlich gefiel, verschaffte Kaindl<br />
ein kleines Pensum in der Forschung am<br />
Inselspital. Im Laufe der Zeit baute Kaindl<br />
seine medizinische Tätigkeit aus und promovierte<br />
2008 an der Uni Bern. Gleich -<br />
zeitig verfolgte er die Ausbildung weiter<br />
und schloss ebenfalls 2008 die Schauspielschule<br />
ab. Bereits während der Ausbildung<br />
spielte er in verschiedenen klassischen<br />
und modernen Produktionen im<br />
Theater und beim Film mit.<br />
«Ich verkörpere meistens Bösewichte,<br />
profitgierige Manager oder andere hartherzige<br />
Kerle. Warum, weiss ich eigentlich<br />
auch nicht», sagt Kaindl. «Aber<br />
offensichtlich sehen mich Regisseure<br />
eher in diesen Rollen denn als Romeo.»<br />
Einen Arzt habe er noch nie gespielt, und<br />
wenn er im Fernsehen hin und wieder<br />
einmal eine Arztserie anschaue, achte<br />
er mehr aufs Technische und Schau -<br />
spielerische als aufs Medizinische.<br />
Die Schauspielerei hat seine Beobachtungsgabe<br />
geschärft: Während der kritischen<br />
Phase einer Geburt sei ihm der<br />
Ehemann der Gebärenden aufgefallen.<br />
Äusserlich habe der Mann absolut ruhig<br />
gewirkt, bis er auf dessen Hände geschaut<br />
habe. Die Schnelligkeit dieser<br />
Handbewegung deutete daraufhin, dass<br />
sie vielmehr zur eigenen Beruhigung anstatt<br />
der seiner Frau diente und sehr wohl<br />
eine grosse Anspannung in dem Mann<br />
herrschte. Eine Geste, die dem Mediziner<br />
einen Hinweis gibt und anderseits vielleicht<br />
einmal in die Gestaltung einer<br />
Rolle einfliessen wird.<br />
Wenn es um die Berufsauffassung geht,<br />
stehen sich Medizin und Schauspielerei<br />
jedoch diametral gegenüber. «Die Medizin<br />
ist lösungsorientiert. Ein Problem<br />
muss innert nützlicher Frist einer sinnvollen<br />
Lösung zugeführt werden. In der<br />
Schauspielerei darf das genau nicht<br />
passieren. Die Rolle muss immer wieder<br />
neu hinterfragt werden, und der Prozess<br />
steht im Vordergrund, nicht das Ergebnis.<br />
Sonst leiert man nur noch einen Text<br />
runter und bewegt sich mechanisch von<br />
A nach B.»<br />
Ein nicht zu übersehender Vorteil ist die<br />
finanzielle Unabhängigkeit, welche der<br />
FOKUS<br />
Arztberuf garantiert. «Ich muss nicht<br />
jede Rolle akzeptieren und kann es mir<br />
leisten, wählerisch zu sein», ist Kaindl<br />
überzeugt.<br />
Auf dem Weg zum Facharzt<br />
Da Gunther Kaindl den Facharzttitel in<br />
Gynäkologie und Geburtshilfe erwerben<br />
möchte, arbeitet er zurzeit zu hundert<br />
Prozent im Spital. Neuproduktionen<br />
liegen wegen der intensiven Probezeit<br />
nicht drin, jedoch Wiederaufnahmen von<br />
Stücken. Aktuell ist Kaindl in «Andorra»<br />
von Max Frisch am Stadttheater Bern zu<br />
sehen, wo er seit 2009 als Gastschauspieler<br />
engagiert ist. «Da weiss ich im Voraus,<br />
an welchen Abenden ich spiele und kann<br />
das mit dem Dienstplan abgleichen.»<br />
Seine Kolleginnen und Kollegen im Spital<br />
reagieren mit Interesse auf seinen Zweitberuf<br />
und besuchen die Stücke, in denen<br />
er auftritt. Im Gegensatz dazu profitieren<br />
seine Mit-Schauspieler gerne von Kaindls<br />
medizinischen Kenntnissen. «Vor der<br />
Probe, nach der Probe, vor der Aufführung,<br />
nach der Aufführung kommt<br />
immer jemand, dessen Finger ich be -<br />
gutachten soll oder der einen Rat haben<br />
will, weil der Bruder der Freundin irgendwelche<br />
Beschwerden hat. Eigentlich<br />
möchte ich dann sagen, dass ich Feierabend<br />
habe, aber ich schau mir all die<br />
Leiden natürlich trotzdem an», schmunzelt<br />
Kaindl.<br />
Neue Rolle steht bevor<br />
Kaindl will weder auf die Medizin noch<br />
auf die Schauspielerei verzichten. Er<br />
halte sich an Anton Tschechow, der Arzt<br />
und Dichter gewesen sei. Der russische<br />
Dramatiker habe gesagt, er hätte eine<br />
Ehefrau, die Medizin, und eine Geliebte,<br />
die Literatur. Langweile ihn die eine,<br />
nächtige er bei der andern und umgekehrt.<br />
«Hin und wieder fragen mich die<br />
Leute, wofür ich mich nun entscheide,<br />
für die Medizin oder das Theater», sagt<br />
Kaindl abschliessend. «Dann antworte<br />
ich, dass ich mich längst entschieden<br />
habe – eben für beides.»<br />
Sicher ist auch, dass der Arzt und Schauspieler<br />
künftig noch eine weitere Rolle<br />
übernehmen wird. Seine Frau, ebenfalls<br />
eine Schauspielerin, und er erwarten<br />
nämlich in wenigen Wochen ihr erstes<br />
Kind. ❑<br />
<strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC 29
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[<strong>VSAO</strong>11M05]<br />
[<strong>VSAO</strong>11M05<br />
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[VS
Sherlock Holmes in der Medizin<br />
Nr. 4 August 2011<br />
FOKUS<br />
Was bringt das kriminalistische Denken der Medizin? Mehr als man auf den ersten Blick denken<br />
könnte. Das systematische Zusammentragen und Auswerten von Indizien beziehungsweise<br />
Symptomen und das Herausbilden von plausiblen Hypothesen vereinen die beiden Fächer.<br />
Besonders bei unklaren, komplexen Krankheitsbildern ist kriminalistisches Denken angezeigt.<br />
Henriette Haas, Professorin für forensische Psychologie Universität Zürich<br />
Die Aufklärung eines Kriminalfalles<br />
ist der wissenschaftlichen Aufgabe der<br />
klinischen Medizin weitgehend analog.<br />
Erstens besteht sie im genauen Beobachten<br />
der Tatsachen. Zweitens stützt sich die<br />
Interpretation der Beobachtungen in beiden<br />
Gebieten sowohl auf naturwissenschaftliche<br />
als auch geisteswissenschaftliche<br />
Tatsachen, Theorien und Methoden.<br />
Die heutige Universität steckt enorme<br />
Anstrengungen in die Vermittlung des<br />
riesigen Theoriengebäudes der jeweiligen<br />
Disziplin, wohingegen das wissenschaft -<br />
liche Beobachten – als Grundlage der<br />
Arbeit – leider wenig Aufmerksamkeit erhält.<br />
Dadurch besteht eine gewisse Gefahr,<br />
dass in der praktischen Anwendung nur<br />
gerade die alleroffensichtlichsten und<br />
spontan erzählten Fakten zusammen mit<br />
den Resultaten der Standarduntersuchungen<br />
in die Diagnose einfliessen.<br />
Wenn aber das Fundament der klinischen<br />
Arbeit vernachlässigt wurde, kann keine<br />
Theorie – und sei sie noch so raffiniert –<br />
einen missratenen Fall mehr retten.<br />
Die folgenden Ausführungen sollen das<br />
wissenschaftliche Denken während der<br />
Bestandesaufnahme und der Interpreta -<br />
tion der Krankheitszeichen verbessern.<br />
Es geht um die Frage: Wie muss ein<br />
Be obachtungsvorgang strukturiert sein,<br />
damit er nicht beliebig «herumflattert»,<br />
sondern systematisch erfolgt? Das «systematische<br />
Beobachten» ist zudem ökonomisch<br />
relevant, damit bei dünner Faktenlage<br />
nicht mit teuren Tests und Unter -<br />
suchungen ins Blaue hinaus untersucht<br />
wird.<br />
Die fünf Regeln des Systematischen<br />
Beobachtens<br />
Die Methode des «Systematischen Be -<br />
obachtens» wurde durch die Arbeit an<br />
ungelösten Kriminalfällen entwickelt<br />
und besteht in einer (neuen) Zusammenstellung<br />
und logischen Verknüpfung bekannter<br />
Regeln der Interpretation.<br />
1. Modelle, Theorien, Normen oder<br />
Standards zum Vergleich heranziehen<br />
(z.B. die Anatomie, die Physiologie,<br />
statistische Normen, Pathologien, ähnliche<br />
Fälle).<br />
2. Das Zeichen (in der Medizin «Symptom»,<br />
in der Kriminalistik «Indiz»<br />
genannt) ist die kleinste Wahrnehmungseinheit.<br />
Es besteht aus einer<br />
äusseren Form und einer oder mehreren<br />
möglichen Bedeutungen, das heisst<br />
seinem Inhalt. Beide Aspekte des<br />
Zeichens – der formelle sowie der inhaltliche<br />
– müssen getrennt beobachtet<br />
und beschrieben werden. Nota bene,<br />
dass ein Krankheitszeichen nicht notwendigerweise<br />
«Leiden» verursachen<br />
muss.<br />
3. Das Beobachtungsobjekt gemäss den<br />
gefundenen Modellen strukturieren<br />
und in seine funktionalen Elemente<br />
unterteilen. Jedes Element muss dabei<br />
einzeln beobachtet werden (sowohl<br />
formal als auch inhaltlich).<br />
4. Anomalien, Ungereimtheiten, Be -<br />
sonderheiten, Fehler, Zufälle entdecken<br />
innerhalb des gegebenen Kontextes.<br />
5. Negativindizien: Suchen, was fehlt, obwohl<br />
es gemäss der Struktur da sein<br />
sollte (in der Medizin: fehlende Daten,<br />
fehlende Funktionen in Körper und<br />
Psyche).<br />
Diese fünf Regeln stellen sicher, dass alle<br />
relevanten Zeichen beobachtet und in<br />
einem systematischen Inventar erfasst<br />
wurden und nicht bloss Teilaspekte<br />
des Falles. Beispielsweise erlauben die<br />
Regeln, mehr relevante Informationen<br />
durch das ärztliche Gespräch zu erhalten,<br />
mit der Frage: «Gibt es noch andere körperliche<br />
oder psychische Veränderungen,<br />
die Sie wahrgenommen haben, auch<br />
wenn Sie sie vielleicht nicht für wichtig<br />
halten oder sie Ihnen keine Beschwerden<br />
verursachen oder sie vielleicht sogar positiv<br />
sind?»<br />
Die Abduktion und Überprüfung<br />
einer Hypothese<br />
(Diagnose)<br />
In einem zweiten Schritt werden dann<br />
aufgrund der Beobachtungen und der<br />
einschlägigen Theorien, gewisse Hypothesen<br />
über die mutmasslichen Ursachen<br />
der Störung der sozialen Situation resp.<br />
der Gesundheit entwickelt. Im dritten<br />
Schritt gilt es, bei einer unklaren Faktenlage<br />
eine Hypothese auf ihre Plausibilität<br />
zu überprüfen, bevor möglicherweise un -<br />
nötige und wirkungslose, aber teure Tests<br />
und Therapien verordnet werden. Im vierten<br />
und letzten Schritt müssen die ad hoc<br />
gebildeten und auf ihre Plausibilität ge -<br />
testeten Hypothesen bewiesen werden.<br />
Dies geschieht in der Medizin entweder<br />
durch den Nachweis einer naturwissenschaftlich<br />
begründeten Ursache oder –<br />
wenn es diese nicht gibt oder sie nicht bekannt<br />
ist – durch die Therapie. Wenn die<br />
Therapie zu heilen vermag, dann ist<br />
gemäss der Ansicht der Pragmatiker die<br />
Krankheitshypothese, das heisst die Diagnose,<br />
hinreichend bewiesen. Wenn die<br />
Therapie nicht heilen kann, aber wenigs -<br />
tens lindert, ist die Hypothese zumindest<br />
plausibel belegt. Im Strafrecht wird die<br />
Hypothese der Staatsanwaltschaft, die in<br />
der Anklageschrift genau formuliert werden<br />
muss, durch das Gericht gegenüber<br />
<strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC 31
FOKUS<br />
Brief an die New York Post mit den Anthrax-Sporen<br />
(der 2. Anthraxbrief). 1<br />
der Unschuldsvermutung (der Nullhypothese)<br />
geprüft.<br />
In der Medizin mag das geschilderte Vorgehen<br />
angesichts der schnellen Verfügbarkeit<br />
von vielfältigen Labortests un -<br />
üblich und altmodisch erscheinen. Die<br />
gründliche Durchführung kann mehrere<br />
Arbeitsstunden in Anspruch nehmen und<br />
ist deshalb tatsächlich nur in speziellen<br />
Fällen oder in der Forschung angebracht.<br />
Indessen sind diese Regeln auch als<br />
Denkschulung zu verstehen, die mit<br />
einiger Übung schnell in Fleisch und<br />
Blut übergeht.<br />
Ein Fallbeispiel aus der<br />
Kriminalistik<br />
Zur Illustration der Anwendung dieser<br />
Regeln nehmen wir die Beobachtung und<br />
Auswertung der Indizien im Bekennerschreiben<br />
der Anthrax-Fälle. Am 22. September<br />
2001 entdeckte eine Redaktionsassistentin<br />
der «New York Post» eine<br />
merkwürdige Blase an ihrem Finger, die<br />
sich bei der ärztlichen Untersuchung als<br />
Haut-Milzbrand erwies. In den folgenden<br />
Wochen trat in den USA unter infektiologisch<br />
atypischen (städtischen) Bedingungen<br />
eine merkwürdige Häufung dieser<br />
Krankheit auf. Kurz nach dem 11. September<br />
lag der Verdacht eines weiteren<br />
Angriffs der Al Kaida mit biologischen<br />
Waffen nahe. Am 19. Oktober 2001 entdeckte<br />
das FBI in den Räumen der<br />
«NY Post» einen feuchten Briefumschlag.<br />
Darin befanden sich ein Bekennerbrief<br />
und etwas, das wie nasse Hundekuchen<br />
aussah. Die Substanz wurde später als<br />
1 Der vollständige Fall kann mit den Stichworten «FBI Anthrax<br />
Investigation» auf der Homepage des FBI nachgelesen werden.<br />
Für die erste Publikation dieser Ausführungen (2003) wurde die<br />
Erlaubnis des U.S. Department of Justice, Federal Bureau of Investigation,<br />
eingeholt.<br />
32 <strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC<br />
technisch verfeinerte, kriegstaugliche<br />
Anthrax-Sporen identifiziert. Die kriminalistische<br />
Spurensuche nach DNS,<br />
Fingerabdrücken, Mikrospuren usw. war<br />
anfangs unergiebig. Wir werden nun<br />
diesen Brief inklusive das Kuvert beobachten<br />
und auswerten.<br />
Angemerkt sei, dass kriegstaugliche Anthrax-Sporen<br />
auf keinem Schwarzmarkt<br />
zu kaufen sind und nur in einem Hoch -<br />
sicherheitslabor produziert werden können.<br />
Das Briefpapier und der vorfrankierte<br />
Umschlag wurden in den USA in Millionenauflage<br />
hergestellt. Der Poststempel<br />
zeigte, dass der Brief am 18. September<br />
2001 in Trenton/New Jersey abgeschickt<br />
worden war. Die Schriftexperten erklärten,<br />
sie könnten nicht beurteilen, ob die<br />
Handschrift dieses Briefes verstellt sei oder<br />
von jemandem stamme, der in der lateinischen<br />
Schrift relativ ungeübt sei.<br />
Anwendung der 1. Regel:<br />
Modelle hinzuziehen<br />
Nehmen wir uns zuerst das Kuvert vor.<br />
Ist es möglich, aus derart wenigen Indi -<br />
zien irgend etwas abzuleiten? Ja, wenn<br />
man Standards und Modelle hinzuzieht,<br />
dann stösst man manchmal tatsächlich<br />
auf eine Spur. Als Modell figuriert hier<br />
die offizielle Adresse auf der Webseite<br />
(www.nypost.com): New York Post,<br />
1211 Avenue of the Americas, New<br />
York, NY 10036-8790. Wir sehen im<br />
Vergleich, dass die Postleitzahl auf dem<br />
Corpus delicti abgekürzt wurde. Die<br />
Nachfrage bei einem amerikanischen<br />
Kollegen ergab, dass die letzten vier Zahlen<br />
der Postleitzahl nicht obligatorisch<br />
sind. Der sog. ZIP+4 Code ist nur für<br />
Massensendungen nötig. Dieser Unterschied<br />
ist bereits ein kleiner Hinweis auf<br />
eine gewisse Vertrautheit der Täterschaft<br />
mit der amerikanischen Post.<br />
Was bedeutet diese erste Regel nun für die<br />
medizinische Praxis? Erstens lohnt es<br />
sich, allfällige Modelle direkt neben den<br />
Beobachtungsgegenstand zu stellen (besonders<br />
für die Analyse von Bildern),<br />
denn nur dadurch werden alle Unterschiede<br />
und Gemeinsamkeiten wirklich<br />
manifest. Zweitens heisst es, dass das vermeintlich<br />
Normale nicht immer normal<br />
ist, denn es kommt auf den Kontext an.<br />
«Normale» Laborwerte können beispielsweise<br />
je nach physischem Gesamtzustand<br />
einer Person eine weitere Störung oder<br />
einen Messfehler anzeigen und nicht etwa<br />
ein «gutes» Zeichen sein.<br />
Anwendung der 2. Regel:<br />
Die zwei Seiten des Zeichens<br />
beachten<br />
Das Zeichen besteht per Definition aus<br />
einer Form und einem Inhalt. Bei der<br />
Analyse der Adresse haben wir uns zu -<br />
nächst die Form vorgenommen, der<br />
nächste Schritt besteht in der Betrachtung<br />
des Inhalts. Der Inhalt einer Adresse ist<br />
der Adressat: Wer ist er? Warum wurde ge-<br />
Nr. 4 August 2011
Nr. 4 August 2011<br />
rade dieses Opfer ausgewählt und nicht<br />
ein anderes? Die «New York Post» ist ein<br />
lokales Sensationsblatt, welches nicht<br />
unbedingt zum symbolträchtigen Ziel<br />
einer international agierenden Terrorgruppe<br />
prädisponiert ist. Wir können deshalb<br />
mit gutem Grund fragen, wieso die<br />
Anthrax-Täterschaft, wäre sie tatsächlich<br />
mit der Al Kaida verbunden, ihre Briefe<br />
nicht an die «New York Times», die<br />
«Washington Post» oder an CNN geschickt<br />
hat, denn diese würden als Opfer<br />
viel mehr internationale Aufmerksamkeit<br />
erregen.<br />
Für die Medizin bedeutet die zweite Regel,<br />
dass man in der Krankengeschichte nicht<br />
vorschnell nur die Interpretation der<br />
Symptome (d.h. der mutmassliche Inhalt<br />
der Zeichen) notiert, sondern die Beschreibungen<br />
des Patienten als solche<br />
notieren und sie ggf. auch präzisieren<br />
und ausführen lassen sollte. Das gilt<br />
ganz besonders für solche Symptom -<br />
schilderungen, die dem Lehrbuch oder<br />
der klinischen Erfahrung zunächst zu<br />
widersprechen scheinen. Dasselbe sollte<br />
natürlich mit Beobachtungen anhand<br />
der eigenen weiteren Untersuchungen geschehen<br />
– auch wenn sie zunächst nicht<br />
erklärbar scheinen. Es könnte sich ja beispielsweise<br />
um ein seltenes Phänomen<br />
handeln. Selbst wenn sich später herausstellen<br />
sollte, dass der Patient tatsächlich<br />
nicht glaubwürdig war, sind die Fakten<br />
durch eine möglichst wortgetreue Darstellung<br />
in der KG ungleich besser dokumentiert,<br />
als wenn etwas in sie hinein -<br />
interpretiert worden wäre.<br />
Anwendung der 3. Regel:<br />
Die Strukturen analysieren<br />
Meistens gibt es mehrere Strukturen, auf<br />
deren Hintergrund die Beobachtung stattfinden<br />
muss, was die Sache anspruchsvoll<br />
und zeitaufwendig gestalten kann. Selbst<br />
ein simpler Brief hat bereits fünf verschiedene<br />
relevante Strukturen (hier in einer<br />
Abfolge dargestellt, die sich von rein<br />
«formellen» Aspekten zunehmend zu<br />
mehr «inhaltlichen» bewegt).<br />
1. Die materielle Struktur: das Papier, die<br />
Tinte, biologisches Material, das daran<br />
haftet usw. (von Kriminaltechnik und<br />
Rechtsmedizin zu untersuchen).<br />
2. Die grafische Struktur: Layout, Ränder,<br />
Printmedium oder Handschrift, Fonts,<br />
Zeichnungen.<br />
3. Linguistische Struktur: Buchstaben,<br />
Zahlen, Satzzeichen, Wörter, Sätze, Ab-<br />
schnitte, Stil, andere sprachliche Merkmale.<br />
4. Komponenten des Genres von Brief<br />
(Geschäftsbrief, muslimischer Brief,<br />
Bekennerschreiben).<br />
5. Detaillierte Liste aller Akteure und der<br />
Szenen des «Dramas».<br />
Bei der grafischen Struktur des Anthrax-<br />
Briefes bemerken wir die Blockschrift mit<br />
einer Mischung verschiedener typografischer<br />
Elemente (Serifen und Kapitälchen),<br />
was ein bisschen danach aussieht,<br />
als wolle jemand eine typisch amerikanische<br />
Handschrift vermeiden. Weiter fällt<br />
auf, dass die Zeilen auf dem Briefumschlag<br />
gegen unten abfallen, wohingegen<br />
die gerade Linie im Brief durchaus gehalten<br />
werden kann. Dies ist ein Beispiel für<br />
ein Indiz, welches man unbedingt notieren<br />
sollte, auch wenn man seine Bedeutung<br />
vielleicht nicht versteht. Wir wissen<br />
zu Anfang der Untersuchung nicht, wie<br />
sich solche Puzzleteilchen später einordnen<br />
lassen und welche Informationen sie<br />
unter Umständen später vervollständigen<br />
könnten.<br />
Linguistisch fällt auf, dass das Schreiben<br />
in Englisch und nicht etwa in Arabisch<br />
abgefasst wurde, dass jede Zeile genau<br />
drei Wörter hat, dass keine Interpunktion<br />
verwendet wurde, und dass das Wort<br />
Penizillin falsch geschrieben wurde. Der<br />
Stil erinnert ein bisschen an abgehackte<br />
Kommandos.<br />
Betrachten wir die Komponenten eines<br />
Briefes, fällt auf, dass dieses Schreiben gar<br />
nicht wie die Briefe von gläubigen Muslimen<br />
abgefasst wurde. Letztere beginnen<br />
nämlich einen Brief mit dem sog. Basmala:<br />
«Im Namen Gottes, des Barmherzigen,<br />
Mitfühlenden, ...». Allah kommt<br />
also zuerst und nicht etwa zuletzt. «Allah<br />
ist gross» ist zudem eine falsche Koranübersetzung,<br />
die aber auch von religiös<br />
halbgebildeten Muslimen oft so wiedergegeben<br />
wird. In Wirklichkeit müsste es<br />
heissen: «Allah ist grösser» (nämlich als<br />
der Mensch).<br />
Zum Inhalt: Die detaillierte Liste aller Akteure<br />
beinhaltet auch solche Nennungen<br />
wie «alle» oder das sog. versteckte Subjekt,<br />
das heisst Sätze, die im Passiv oder<br />
mit «man» formuliert werden, welche<br />
man in Drohbriefen häufig findet. Hier<br />
haben wir folgende Akteure:<br />
1. Editor<br />
2. Die ungenannten Empfänger des Briefes<br />
(mit «take penacilin now» angesprochen)<br />
FOKUS<br />
3. America<br />
4. Israel<br />
5. Allah<br />
«To the Editor» bedeutet auf amerikanisch<br />
«Leserbrief», deshalb ist der Herausgeber<br />
hier nicht wirklich als Person<br />
angesprochen. Bei anonymen Briefen ist<br />
es oft so, dass sich die Schreiberlinge<br />
selber irgendwo in dieser Liste befinden.<br />
Es ist nämlich schwierig, ein wichtiges<br />
Anliegen so zu formulieren, dass es, ohne<br />
irgendwelche Aspekte der eigenen Identität<br />
zu enthüllen, trotzdem seinen Zweck<br />
erfüllt. Aufgrund der Liste kann man die<br />
Hypothese formulieren, dass die Täterschaft<br />
primär unter Amerikanern (sekundär<br />
evtl. unter Israeli) zu suchen sei.<br />
Die Liste aller Szenen, die nicht selten<br />
auch gewisse Aufschlüsse über die<br />
Prioritäten der einzelnen Themen erteilt,<br />
lautet:<br />
1. Nach dem Attentat vom 11. September<br />
folgen jetzt Anthrax-Anschläge<br />
2. Schützen Sie sich davor mit Penizillin<br />
3. Amerika und Israel sollten sich bedroht<br />
fühlen<br />
4. Der Islam ist mächtig<br />
Die Anwendung der dritten Regel in der<br />
Medizin bedeutet die systematische Suche<br />
nach Störungsbildern und intakten<br />
Funktionen gemäss den Theorien des<br />
jeweiligen Fachgebietes. Aufgrund des<br />
hohen Spezialisierungsgrades in der<br />
Medizin müssen verschiedene Fachleute<br />
gemeinsam ein umfassendes Inventar<br />
aller Symptome erstellen.<br />
Anwendung der 4. Regel:<br />
Anomalien, Widersprüche,<br />
Inkonsistenzen aufspüren<br />
Im Gegensatz zur Sherlock Holmes’schen<br />
Manier, sich sofort auf alle Anomalien<br />
und Inkonsistenzen zu stürzen, können<br />
diese in Wirklichkeit nur aufgrund des gesamten<br />
Inventars der relevanten Zeichen<br />
adäquat interpretiert werden, denn nur<br />
der Kontext entscheidet über Normalität<br />
und Abweichung.<br />
Wir fragen uns, warum diese Täterschaft<br />
Wert darauf legt, ihre Opfer zu warnen,<br />
wenn es doch das Ziel der Al Kaida war,<br />
am 11. September möglichst viele Menschen<br />
zu töten? Diese Betrachtungen<br />
führen dann bereits zur vierten Regel, der<br />
Beachtung von Inkonsistenzen.<br />
Im Zusammenhang des technisch raffinierten<br />
Anthrax-Attentats ist es erstaunlich,<br />
dass jemand, der mit solchen Labors<br />
vertraut ist, nicht einmal wissen soll, wie<br />
<strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC 33
FOKUS<br />
man «Penizillin» schreibt. Es gibt dazu<br />
drei Hypothesen:<br />
Der Schreibfehler ist reiner Unsinn, er<br />
dient nur dazu, möglichst viel Verwirrung<br />
zu stiften.<br />
Die Täterschaft leidet an Lese-Rechtschreib-Schwäche<br />
und macht einen<br />
Fehler, der auf eine amerikanische Aussprache<br />
des Wortes schliessen lässt.<br />
Es gibt mehrere Täter: Einen, der für<br />
das Auftreiben und Abfüllen des Anthrax<br />
zuständig ist und einen weniger<br />
intelligenten, der den Brief geschrieben<br />
hat. Die letzte Hypothese macht jedoch<br />
wenig Sinn, denn wieso sollte jemand,<br />
der über Intelligenz und Spezialkenntnisse<br />
verfügt, sich dem Risiko eines<br />
unnötigen und inkompetenten Komplizen<br />
aussetzen?<br />
Die Anwendung der vierten Regel erst<br />
nach den drei ersten Regeln bedeutet,<br />
dass nicht bloss Widersprüche zwischen<br />
verschiedenen Inhalten zutage gefördert<br />
werden, sondern auch etwaige Widersprüche<br />
zwischen formellen Merkmalen<br />
und dem Inhalt.<br />
Anwendung der 5. Regel:<br />
Fehlendes beachten<br />
Die fünfte Regel rundet den Beobachtungsvorgang<br />
ab. Etwas Fehlendes kann<br />
selbstverständlich nur auf der Basis von<br />
bekannten Modellen und bekannten<br />
Strukturen überhaupt als solches bemerkt<br />
werden.<br />
Im Vergleich mit anderen Bekennerschreiben<br />
von Extremisten ergibt sich<br />
beim Anthrax-Brief ein unvollständiges<br />
34 <strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC<br />
und dadurch inkonsistentes Bild. Extremistengruppen<br />
nennen nach einem Anschlag<br />
entweder ihren Namen, um auf<br />
sich aufmerksam zu machen, oder sie<br />
formulieren ein erpresserisches Anliegen.<br />
Beides ist hier nicht vorhanden.<br />
Schon bei der Strukturanalyse haben wir<br />
anhand des Mangels an religiösen Umgangsformen<br />
gesehen, dass jeglicher<br />
Beweis für eine muslimische oder arabische<br />
Täterschaft fehlt. Mehrere fehlende<br />
Zeichen werfen also viele Zweifel über<br />
die Glaubhaftigkeit des angeblich isla -<br />
mistisch motivierten Bekennerschreibens<br />
auf.<br />
Die Aufmerksamkeit auf mögliche missing<br />
data zu legen, ist in der Medizin für<br />
die Befunderhebung in vielen Fällen zentral<br />
wichtig, da bekannterweise Patienten<br />
aus Angst und Scham nicht alles berichten<br />
wollen, oder gar nicht wissen, worauf<br />
es ankommt. Fehlende Funktionen werden<br />
durch die spezifischen medizinischen<br />
Untersuchungen erfasst, sobald man genauer<br />
weiss, wonach man sucht.<br />
Generierung von Hypothesen<br />
Wenn wir nun mit dem Inventar aller<br />
Zeichen schon weit fortgeschritten sind,<br />
drängen sich Hypothesen zu den Ur -<br />
sachen des Phänomens automatisch auf.<br />
Es ist allerdings keineswegs gewiss, dass<br />
sich darunter auch die richtige Hypothese<br />
befindet. Aufgrund der Tatsache, dass der<br />
Beobachtungsgegenstand sowohl in der<br />
Medizin als auch in der Kriminalistik ein<br />
sogenannt offenes System darstellt, besteht<br />
die Schwierigkeit, dass – rein theo-<br />
retisch – unendlich viele Einflüsse darauf<br />
einwirken können. Wie wird also die gute<br />
Idee generiert? Die Kreativitätsforschung<br />
der kognitiven Psychologie ist noch sehr<br />
weit von einer Beantwortung dieser Frage<br />
entfernt. Eine relativ plausible Hypothese<br />
lautet, dass die Kreativität der Ideen in<br />
einem ähnlichen Prozess erfolgt, wie<br />
diejenige in der Natur, nämlich: «blind<br />
variation and selective retention». Das<br />
heisst, besonders kreative und intelligente<br />
Personen scheinen eine neuropsychologische<br />
Filterstörung zu haben und sie produzieren<br />
darum Tausende und Abertausende<br />
von mehrheitlich wertlosen Ideen,<br />
von denen sie dann die wenigen guten<br />
behalten und weiterverarbeiten (Carson,<br />
Peterson & Higgins 2003).<br />
Um einen ähnlichen Effekt zu erreichen,<br />
wurde das Brainstorming erfunden. In<br />
der Zusammenarbeit eines ganzen Teams<br />
kommt dabei ein reichhaltigeres Arsenal<br />
an Ideen zustande als beim Einzelnen.<br />
Untersuchungen haben gezeigt, dass<br />
zuerst eine Phase des individuellen<br />
Brainstormings stattfinden muss. Sonst<br />
kann der Konformitätsdruck der Gruppe<br />
unerwünschte Einengungen des Denkens<br />
bewirken.<br />
Hypothesen überprüfen<br />
Die besten Hypothesen kann man in einem<br />
weiteren Verfahren auf ihre Plausibilität<br />
überprüfen, indem man systematisch<br />
alle Indizien in eine übersichtliche<br />
Tabelle einordnet. Solche Plausibilitäts -<br />
überlegungen schaffen in unklaren,<br />
komplexen Fällen, wo schwerwiegende<br />
Indizien für al Kaida Unklare Indizien Indizien gegen al Kaida (copy cat)<br />
1 Anthrax-Brief kurz nach 9–11<br />
2 9–11 & Anthrax = beides<br />
innovative, technisch komplexe<br />
Verbrechen<br />
3 Handschrift auf der Adresse<br />
fällt ab im Gegensatz zum Brief<br />
4 Warum Bekennerschreiben ohne explizites Anliegen und ohne<br />
Nennung einer Gruppierung?<br />
5 Penacilin scheint ein sehr amerikanischer Schreibfehler wegen<br />
der Aussprache<br />
6 Vage Anspielung auf den Islam. Kein einziger Beweis für eine<br />
arabische/muslimische Täterschaft. Dafür Hinweise auf Unkenntnis<br />
der muslimischen Gebräuche<br />
7 Täterschaft scheint amerikanische Handschrift verschleiern<br />
zu wollen<br />
8 Indizien zeigen in viele verschiedene Richtungen = typisch für<br />
Nachahmer<br />
9 Die Opfer der al Kaida wurden nicht gewarnt<br />
Hypothesencheck im Anthrax-Fall (aus Haas 2003).<br />
Nr. 4 August 2011
Nr. 4 August 2011<br />
Entscheidungen gefällt werden müssen,<br />
mehr Transparenz und sie bieten eine<br />
bessere Basis für die interdisziplinäre Diskussion<br />
als mündliche Vorträge. Anzumerken<br />
ist weiter, dass unter Umständen<br />
mehrere Hypothesen gegeneinander abgewogen<br />
werden müssen.<br />
Anhand der Tabelle wird zudem ersichtlich,<br />
ob es eines oder mehrere Zeichen<br />
gibt, welche eine Hypothese oder ihre<br />
Antithese aus logischen Gründen aus -<br />
schliessen.<br />
Der Plausibilitätscheck kann sich natürlich<br />
nicht auf ein reines Auszählen der<br />
vorhandenen Indizien für oder gegen<br />
eine Hypothese beschränken. Manche<br />
Zeichen können viel bedeutsamer sein als<br />
andere und erhalten deshalb ein höheres<br />
Gewicht. Wieder andere Indizien sind<br />
vielleicht etwas umstritten und ihre Anwesenheit<br />
ist eine Ermessensfrage. Dann<br />
lohnt es sich, probeweise das Indiz zu entfernen,<br />
um zu sehen, ob das am Gesamtbild<br />
viel ändert oder nicht.<br />
Die Aufklärung des Anthrax-<br />
Falles<br />
Im 2008 wurde nach der aufwendigsten<br />
und teuersten Ermittlung aller Zeiten der<br />
Anthrax-Fall aufgeklärt. 2005 war es dem<br />
FBI gelungen, den Ursprung der Sporen<br />
auf das militärische Labor Fort Detrick<br />
zurückzuführen. Der einzige Spezialist,<br />
der Zugang zu diesen speziellen Sporen<br />
hatte und in verschiedener Hinsicht mit<br />
dem Verbrechen verbunden war, war<br />
der Mikrobiologe Dr. Bruce Ivins. Ivins,<br />
ein renommierter Forscher, war der Ent -<br />
wickler und Patentinhaber einer Anthrax-<br />
Impfung gewesen, die nach dem ersten<br />
Irakkrieg unter Beschuss geriet. Man vermutete,<br />
die Impfung sei einer der Faktoren,<br />
die das Irakkriegssyndrom auslösten.<br />
Sie wurde deshalb vom Markt genommen.<br />
Aufgrund der Antrax-Anschläge erhielt<br />
Ivins’ Forschung an seiner Impfung<br />
wieder viele Gelder gesprochen und bekam<br />
grossen Auftrieb. Ivins suizidierte<br />
sich 2008, nachdem ihm die Anklage wegen<br />
Mordes und die Todesstrafe drohten.<br />
Viele Forscherkollegen konnten nicht<br />
glauben, dass er solche Verbrechen<br />
begangen habe. Eine Kommission der<br />
National Academy of Sciences nahm die<br />
kriminalistische Arbeit des FBI unter die<br />
Lupe und befand, die genetische Analyse,<br />
welche die verschickten Sporen mit dem<br />
Labormaterial verglichen habe, habe die<br />
Ähnlichkeit der beiden Samples über-<br />
schätzt. Das Departement of Justice<br />
schrieb in seiner Replik an die NAS, dass<br />
in ihrem Bericht nur ein einziger Aspekt<br />
beleuchtet worden sei, wohingegen andere<br />
gewichtige Indizien für die Schuld von<br />
Ivins unberücksichtigt geblieben wären.<br />
Die Kontroverse könnte also durchaus<br />
noch weiter gehen.<br />
Brauchbarkeit des<br />
kriminalistischen Denkens<br />
für die Medizin<br />
Wie wir gesehen hatten, besteht wahres<br />
kriminalistisches Denken keineswegs aus<br />
schlechten bedside manners wie bei<br />
«Dr. House» aus der gleichnamigen Serie,<br />
der das ärztliche Gespräch durch Privatdetektive,<br />
Verhöre und Verdacht ersetzt.<br />
Im Gegenteil, auch in den Kriminalwissenschaften<br />
hat sich herumgesprochen,<br />
dass nur eine gute Gesprächsführung und<br />
der Aufbau von Vertrauen mit den Auskunftspersonen<br />
das Tor zu den relevanten<br />
Informationen öffnet.<br />
Verschiedene Anwendungen des systematischen<br />
Beobachtens in der Medizin sind<br />
denkbar. Erstens könnte sie in Fällen von<br />
unklaren und mehrdeutigen Krankheitsbildern<br />
Klarheit verschaffen. Besonders<br />
gewinnbringend wäre es, die Erkennt -<br />
nisse zweier rivalisierender Disziplinen<br />
(z.B. Virologie und Bakteriologie) in ein<br />
einziges Inventar zu vereinigen, was die<br />
Plausibilität für die eine oder die andere<br />
Hypothese besser zu gewichten vermag.<br />
Weiter wäre das Verfahren bei Verdacht<br />
auf ein orphan disease, bei schwammigen<br />
Syndromen oder bei (ungeklärtem) Verdacht<br />
auf eine progressive Erkrankung<br />
(z.B. MS) möglicherweise von Nutzen.❑<br />
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<strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC 35
PERSPEKTIVEN<br />
FACHSERIE: AKTUELLES AUS DER KARDIOLOGIE<br />
Die therapierefraktäre<br />
arterielle Hypertonie<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nach wie vor die häufigste Todes -<br />
ursache weltweit. Dem Bluthochdruck kommt dabei eine entscheidende<br />
Rolle zu. Was ist zu tun, wenn er trotz Therapie scheinbar nicht<br />
unter Kontrolle zu bringen ist?<br />
Yvonne Odermatt, Assistenzärztin, Paul Erne, Chefarzt Kardiologie,<br />
Kantonsspital Luzern<br />
Die arterielle Hypertonie ist der primäre<br />
Risikofaktor und eine Ursache der global<br />
führenden kardiovaskulären Mortalität. 1<br />
Es ist zu beachten, dass gerade in dem<br />
Segment der Population, bei dem der<br />
Blutdruck häufig erhöht ist, oft noch zwei<br />
und mehr kardiovaskuläre Risikofaktoren<br />
dazukommen. Die Häufigkeit der<br />
Hypertonie wächst mit zu nehmendem<br />
Alter und beträgt bei über 70-jährigen<br />
über 70 Prozent. 2 Das kardiovaskuläre<br />
Mortalitätsrisiko verdoppelt sich mit jeder<br />
systolischen/diastolischen Blutdruck -<br />
erhöhung von 20/10 mmHg. 3<br />
Es gibt keinen Grenzwert, mit dem ein<br />
zu hoher Blutdruck beschrieben werden<br />
könnte. Das kardiovaskuläre Risiko eines<br />
Menschen ist mit einem Blutdruck von<br />
135/90 mmHg höher als desjenigen gleichen<br />
Alters mit einem Blutdruck von<br />
125/85 mmHg. Wir sprechen dann von<br />
einem gut definierten Grenzwert, wenn<br />
das Risiko über einem Wert deutlich ansteigt,<br />
aber auch durch Reduktion des<br />
Risikofaktors abnimmt. Als allgemeiner<br />
Konsens gilt aktuell ein Wert von<br />
>140/90 mmHg der gelegentlichen Praxisblutdruckmessung<br />
für die Diagnose<br />
einer arteriellen Hypertonie. Die Grenzwerte<br />
der Selbstmessung und 24-h-Blutdruckmessung,<br />
welche beide eine Beurteilung<br />
basierend auf vielen Messungen<br />
erlauben, betragen: 135/85 mmHg bzw.<br />
130/80 mmHG.<br />
Bestätigt sich die arterielle Hypertonie,<br />
werden Massnahmen zur Änderung der<br />
Lebensgewohnheiten, welche mit einem<br />
erhöhten Blutdruck verbunden sind,<br />
durchgeführt. Gleichzeitig wird die Ur -<br />
sache des erhöhten Blutdruckes evaluiert<br />
(Lakritze, Hormonpräparate, NSAR, Salzkonsum<br />
usw.). Ist der Blutdruck bereits<br />
deutlich erhöht und liegen zusätzliche<br />
Risikofaktoren oder eine Schädigung der<br />
36 <strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC<br />
Endorgane (Hyperalbuminurie, Hypertrophie,<br />
Fundusveränderungen) vor, wird<br />
direkt eine Behandlung mit einer Kombinationstherapie<br />
eingeleitet.<br />
Bis eine pharmakologische Drucksenkung<br />
voll zum Tragen kommt, braucht es<br />
in der Regel 4 bis 6 Wochen. Schnellere<br />
Wechsel bringen an sich nichts.<br />
Definition und ursächliche<br />
Klärung<br />
Kann ein Blutdruck in der 24-h-Blutdruckmessung<br />
nicht auf den Zielwert,<br />
trotz Dreier-Kombination, gesenkt werden,<br />
liegt eine therapierefraktäre Hyper -<br />
tonie vor. Wobei eine mehrwöchige The-<br />
Adherence<br />
Aldosteronismus<br />
Adipositas<br />
Alkohol<br />
Apnoe im Schlaf<br />
Andere sekundäre Formen der Hypertonie<br />
Tabelle 1: Die 6 As.<br />
rapie mit einem aus dosierten Diuretikum<br />
vorausgesetzt wird. Viele Gründe können<br />
zur Therapie resistenz beitragen und wir<br />
empfehlen, als Memogramm nach den<br />
6 As zu suchen (Tab. 1):<br />
– Adherence: Es kann sich dabei um eine<br />
mangelnde Therapie durch den betreuenden<br />
Arzt oder mangelnde Therapietreue<br />
des Patienten handeln. Das<br />
Risiko einer mangelnden Compliance<br />
erhöht sich generell bei älteren Menschen,<br />
bei der die Betreuung durch<br />
mehr als zwei, drei Ärzte, der Not -<br />
wendigkeit, mehr als drei Pharmaka<br />
einnehmen zu müssen, bei allein -<br />
stehenden Personen und bei echter<br />
Demenz. Das Risiko kann abgeschätzt<br />
werden durch: Pill counting, Beurteilung<br />
der pharmakologischen Wirkungen<br />
wie zum Beispiel der Frequenz,<br />
Messung des Pharmakaspiegels.<br />
– Aldosteronismus: Diese ist therapiefrei<br />
mittels Kaliummessung im Serum<br />
und gleichzeitiger Bestimmung der<br />
Kaliumausscheidung im Zeitraum von<br />
24 Stunden abschätzbar. Alternativ<br />
misst man in einem therapiefreien Intervall<br />
das Aldosteron und Renin oder<br />
setzt probatorisch einen Aldosteron-<br />
Antagonisten ein. Mit der Bildgebung<br />
können zwar einseitige grosse Conn<br />
Tumore identifiziert werden, doch häufiger<br />
liegen Nebennierenrinden-Hyperplasien<br />
mit vermehrter Hormon -<br />
produktion vor, welche in einer Bild -<br />
gebung verpasst werden<br />
– Adipositas<br />
– Alkohol<br />
– Apnoe im Schlaf. Sie kann mit erheb -<br />
licher Therapieresistenz und deutlich<br />
erhöhtem Druck in der Nacht verbun-<br />
Sekundäre Formen Empfohlene Untersuchungen<br />
Hyperaldosteronismus Blutentnahme:<br />
K, Aldosteron und aktives Plasmarenin<br />
24-h-Urin: K<br />
Nierenarterienstenose Duplex der Nierengefässe, ggf. CT<br />
Renoparenchymatöse Nephropathie 24-h-Urin: Mikroalbuminurie<br />
Dysthyreose TSH, fT4<br />
Hypercortisolismus Dexamethason-Hemmtest<br />
Phäochromozytom Blutentnahme: Nor-, Metanephrin<br />
24-h-Urin:<br />
– Noradrenalin, Adrenalin<br />
– Normethanephrin, Metanephrin<br />
– Kreatinin<br />
Pharmaka Anamnese<br />
Aortenisthmusstenose Echokardiographie, Thorax-CT<br />
Akromegalie Klinik, IgF-1<br />
Tabelle 2: Sekundäre Formen und ihre Abklärung.<br />
Nr. 4 August 2011
Afferente, renale sympathetische Nerven Efferente, sympathetische Aktivierung<br />
Abb. 1a Abb. 1b<br />
Abb. 2<br />
Nr. 4 August 2011<br />
➔<br />
Vasokonstriktion<br />
➔<br />
➔<br />
RBF/GFR<br />
Renin<br />
Na + /Volumen<br />
➔<br />
den sein. Grössere Untersuchungen zur<br />
besseren Einstellung des erhöhten<br />
Blutdrucks und damit zur prognostischen<br />
Verbesserung fehlen.<br />
– Andere sekundäre Formen der Hyper -<br />
tonie (Tab. 2), die mit einer redu -<br />
zierten zirkadianen Variabilität des<br />
Druckes verbunden sind. Dazu gehören<br />
Nierenarterienstenose, renoparenchymatöse<br />
Nephropathie (z.B. diabetische<br />
Nephropathie), seltener aber auch<br />
Dysthyreose, Hypercortisolismus,<br />
Phäochromozytom, Pharmaka mit<br />
pressorisch wirksamen Mechanismen,<br />
aber auch Aortenisthmusstenose und<br />
Akromegalie.<br />
Liegen keine sekundären Hypertonien als<br />
Ursache des erhöhten Blutdrucks vor, wird<br />
die Hypertonie als essenziell oder idio -<br />
pathisch bezeichnet, wobei leichte Al -<br />
dosteronerhöhungen zu einer Grauzone<br />
gehören können. Eine Hypertonie ohne<br />
erkennbare sekundäre Ursache liegt in<br />
85 bis 90 Prozent der Fälle vor.<br />
Eine Therapie-Resistenz tritt bei bis zu<br />
10 Prozent der Hypertoniepatienten auf.<br />
➔<br />
➔<br />
Herzfrequenz<br />
Kontraktilität<br />
Die Epidemiologie wird seit geraumer Zeit<br />
auch in der Schweiz von Hypertonie -<br />
zentren studiert. Diese Kohortenstudie<br />
(resistent hypertension cohort study<br />
[RAHYCO]), welche von der Universität<br />
Genf koordiniert wird, hat zum Ziel, die<br />
Epidemiologie zu erfassen und sekundäre<br />
Ursachen der Hypertonie strukturiert zu<br />
dokumentieren sowie die Wertigkeit einer<br />
Kombinationstherapie mit Ca-Antagonist,<br />
Angiotensin-2-Antagonist und einem<br />
Thiazid-Diuretikum zu prüfen. Dahinter<br />
steht die Suche nach einer allgemein<br />
gültigen Standardtherapie. Ferner<br />
wird in dieser Untersuchung auch nach<br />
der Genkonstellation bei Geschwistern<br />
von Patienten mit therapierefraktärer<br />
Hypertonie gesucht.<br />
Möglichkeiten der Therapie<br />
Es wurden bereits verschiedene Möglichkeiten<br />
zur medizin-technischen Behandlung<br />
der Therapie-Resistenz geprüft. Unter<br />
anderem die Stimulation der Baro -<br />
rezeptoren über ein Stimulationssystem<br />
PERSPEKTIVEN<br />
(DEBuT-HET Studie) und neuerdings<br />
auch durch Denervation der Nieren -<br />
arterien in ausgewählten Situationen<br />
(renale nervöse Denervation RND).<br />
Durch die Ablation der afferenten Bahnen<br />
kommt es zu einer Reduktion der posi -<br />
tiven Rückkoppelung von der Niere ins<br />
Hirn. Über die efferenten Bahnen wird<br />
dann die Vasokonstriktion vermindert, die<br />
Herz frequenz und die Kontraktilität des<br />
Herzens gesenkt sowie das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System<br />
gebremst. Dadurch<br />
resultiert die Senkung des Blutdruckes<br />
(vgl. Abb. 1a/b). Dazu muss mindestens<br />
die Arterie einer Seite (besser beider<br />
Seiten) ohne wesentliche Athero -<br />
sklerose und so einer Behandlung mittels<br />
Ablationskatheter zugänglich sein (also<br />
einen Durchmesser von mindestens<br />
4 mm über 4 cm haben), um die Ablation<br />
mit einer Energie von 8 W durchführen<br />
zu können (vgl. Abb. 2). Dabei erwärmt<br />
sich das Gewebe lokal bis auf 50–70 Grad<br />
und die Impedanz fällt ab. Die vielversprechende<br />
Wirksamkeit dieser Methode<br />
wurde in den Studien Symplicity HTN-1 4<br />
(–32/14 mmHg nach 24 Monaten) und<br />
Symplicity-2 (–32/12 mmHg in 6 Mte) 5<br />
dokumentiert. Dabei kam es zu keinen<br />
nennenswerten, eingriffsbedingten Komplikationen.<br />
Allerdings liegen noch keine<br />
Langzeitdaten und keine Daten mit<br />
harten Endpunkten vor. Auf unkritische<br />
Anwendungen ist daher zu verzichten. Die<br />
Behandlung hat ein grosses Potenzial,<br />
doch ist es gerade deshalb wichtig, dass<br />
die Bedingungen und wirkliche Langzeitergebnisse<br />
gut und solid, ehrlich und<br />
nicht beschönigt erhoben werden.<br />
Inwieweit sich diese medizin-technischen<br />
Therapien langfristig etablieren werden,<br />
ist abzuwarten. Es ist jedoch in Anbetracht<br />
der zu Beginn erwähnten Fakten<br />
wichtig, das alltägliche Problem der arteriellen<br />
Hypertonie nicht zu vernachläs -<br />
sigen. Eine gute Blutdruckeinstellung ist<br />
weiterhin anzustreben, auch wenn dies<br />
gelegentlich ein steiniger Weg sowohl<br />
für den Patienten wie auch für uns be -<br />
deutet. ❑<br />
Kontakt: paul.erne@luks.ch<br />
1 Ezzati et al., Lancet 2002 (360: 1247–1260).<br />
2 Kearney et al., Lancet 2005 (365: 217–223).<br />
3 Lewington et al., Lancet 2002<br />
(360: 1903–1913).<br />
4 Krum, Lancet 2009 (373: 1275–1281).<br />
5 Krum, Lancet 2010 (376: 1903–1909).<br />
<strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC 37
PERSPEKTIVEN<br />
AUS DER «PRAXIS»<br />
KLINIK FÜR PNEUMOLOGIE, UNIVERSITÄTSSPITAL ZÜRICH<br />
Kardiovaskuläre Folgen<br />
des obstruktiven<br />
Schlafapnoe-Syndroms<br />
Cardiovascular Consequences of Obstructive Sleep Apnoea Syndrome<br />
M. Kohler, E.W. Russi, K.E. Bloch<br />
Einführung<br />
Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom<br />
(OSAS) ist eine hoch prävalente, schlaf -<br />
assoziierte Atmungsstörung, welche<br />
durch repetitiven Kollaps des Pharynx mit<br />
konsekutiven Hypo- oder Apnoen charakterisiert<br />
ist und mit Aufwachreaktionen<br />
sowie erhöhter Schläfrigkeit am Tag einhergeht.<br />
Etwa einer von fünf Erwachsenen<br />
hat vermehrte obstruktive Schlaf -<br />
apnoen ohne Symptome (mehr als 5 Apnoen/Hypopnoen<br />
pro Stunde) und einer<br />
von 15 hat ein mittelschweres bis schweres<br />
symptomatisches OSAS (mehr als 15<br />
Im Artikel verwendete Abkürzungen:<br />
CPAP kontinuierliche Überdruckbeatmung<br />
(continuous positive airway pressure)<br />
OSA obstruktive Schlafapnoe<br />
OSAS obstruktives Schlafapnoe-Syndrom<br />
Zusammenfassung<br />
38 <strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC<br />
Apnoen/Hypopnoen pro Stunde mit<br />
Tagesmüdigkeit) [1,2]. Bei über 85 % der<br />
Patienten mit einem klinisch signifikanten<br />
OSAS wird zurzeit die Erkrankung<br />
nicht diagnostiziert, das heisst die bisher<br />
diagnostizierten Patienten mit OSAS repräsentieren<br />
nur die «Spitze des Eis -<br />
berges» [3]. Bei Patienten mit arterieller<br />
Hypertension oder anderen kardiovaskulären<br />
Erkrankungen wie koronarer<br />
Herzerkrankung, zerebralem Schlaganfall<br />
oder Vorhofflimmern wird eine<br />
deutlich höhere Prävalenz des OSAS von<br />
bis zu 50 % geschätzt, was auf einen<br />
Zusammenhang zwischen OSAS und<br />
kardio vaskulären Erkrankungen hin -<br />
deutet [4].<br />
Die Evidenz dafür, dass OSAS tatsächlich<br />
ein wichtiger unabhängiger Faktor in der<br />
Entstehung von kardiovaskulären Erkrankungen<br />
darstellt, ist bisher noch<br />
limitiert. Dies hängt vor allem damit<br />
zusammen, dass viele Patienten mit OSAS<br />
auch unter einer Adipositas leiden und<br />
Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) ist eine hoch prävalente, schlafassoziierte Atmungsstörung,<br />
welche mit Hypopnoen/Apnoen, Aufwachreaktionen sowie erhöhter Tagesmüdig keit einhergeht.<br />
Die Effekte des OSAS beinhalten unter anderem auch gefässschädigende Wirkungen, weshalb<br />
angenommen wird, dass das OSAS ein unabhängiger kardiovaskulärer Risiko faktor ist. Ein kausaler<br />
Zusammenhang zwischen dem OSAS und kardiovaskulären Erkrankungen wurde allerdings bisher<br />
nur für die arterielle Hypertonie und für die Herzinsuffizienz bewiesen. Die Evidenz dafür, dass das OSAS<br />
auch bei der Entstehung des Herzinfarkts oder Schlaganfalls eine Rolle spielt und eine OSAS-Therapie<br />
die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität reduziert, ist bisher noch limitiert. Die Ergebnisse von<br />
mehreren laufenden internationalen Multizenter-Studien, welche den Effekt der OSAS-Therapie auf<br />
kardiovaskuläre Ereignisse und die Mortalität untersuchen, werden deshalb mit grossem Interesse<br />
erwartet.<br />
Schlüsselwörter: Schlafapnoe, obstruktive – OSAS – Überdruckbeatmung, kontinuierliche –<br />
Erkrankung, kardiovaskuläre – Arrhythmie<br />
eine Differenzierung der Effekte der beiden<br />
Erkrankungen auf das kardiovaskuläre<br />
System schwierig macht. Zudem<br />
leiden Patienten mit OSAS häufig an Komorbiditäten<br />
wie zum Beispiel Diabetes<br />
mellitus und Dyslipidämie, welche bekanntlich<br />
bei der Entstehung von kardiovaskulären<br />
Erkrankungen eine bedeutende<br />
Rolle spielen und somit den Effekt von<br />
OSAS maskieren. Um eine Kausalität<br />
zwischen OSAS und kardiovaskulären<br />
Erkrankungen zu beweisen, bedarf es deshalb<br />
randomisierter und kontrollierter<br />
Interventionsstudien. Solche Studien sind<br />
zeitlich und finanziell sehr aufwendig<br />
und beweisen allenfalls eine Reduktion<br />
von fatalen und nicht fatalen kardiovasku<br />
lären Ereignissen durch die OSAS-<br />
Therapie wie zum Beispiel durch continuous<br />
positive airway pressure (CPAP).<br />
Zurzeit sind solche Daten aber noch nicht<br />
verfüg bar. Die Ergebnisse von mehreren<br />
laufenden internationalen Multizenter-<br />
Studien, welche den Effekt von CPAP auf<br />
kardiovaskuläre Ereignisse untersuchen,<br />
werden deshalb mit grossem Interesse erwartet.<br />
Im Folgenden wird die derzeit vorliegende<br />
Evidenz für einen Effekt des OSAS auf das<br />
kardiovaskuläre System zusammenge -<br />
fasst.<br />
Mechanismen der<br />
vasku lären Schädigung<br />
bei OSAS<br />
Grundsätzlich hat das OSAS drei un -<br />
mittelbare pathophysiologische Effekte,<br />
welche zu einer Schädigung des vasku -<br />
lären Systems führen können:<br />
1. Obstruktive Apnoen sind mit Aufwachreaktionen<br />
und Schlaffragmentierung<br />
verbunden, welche zu einer Aktivierung<br />
des sympathischen Nerven -<br />
systems und akuten repetitiven Blutdruckanstiegen<br />
von bis zu 60 mmHg<br />
führen können (Abb. 1). Die bei jeder<br />
Apnoe auftretenden Blutdruckanstiege<br />
führen in den Gefässen zu vermehrten<br />
Scherkräften (Shear-Stress) und zur<br />
Endotheldysfunktion [5]. Andererseits<br />
führt die Schlaffragmentierung und<br />
die Aktivierung des sympathischen Nervensystems<br />
auch zu einer erhöhten<br />
Insulinresistenz (Abb. 2) [6].<br />
2. Im Rahmen von Hypopnoen und<br />
Apnoen kommt es zu einem intermittierenden<br />
Abfall der arteriellen Sauerstoffsättigung.<br />
Sie führt zur vermehr-<br />
Nr. 4 August 2011
Nr. 4 August 2011<br />
Abb. 1: Arterieller nächtlicher Blutdruck bei OSAS.<br />
Arterieller Blutdruckverlauf über 3 Minuten gemessen mit einer<br />
Finapres-Maschine bei einem Patienten mit obstruktivem Schlaf -<br />
apnoesyndrom. Unter Behandlung mit CPAP zeigen sich praktisch<br />
keine Blutdruckschwankungen, währenddessen nach Abschalten<br />
des CPAP-Gerätes deutliche repetitive Blutdruckanstiege zu sehen<br />
sind. Diese Blutdruckanstiege treten typischerweise am Ende jeder<br />
obstruktiven Apnoe auf. (Die Abbildung wurde freundlicherweise<br />
von Prof. J.R. Stradling, Oxford Centre for Respiratory Medicine,<br />
UK, zur Verfügung gestellt).<br />
Abb. 2: Mechanismen der Gefässschädigung bei OSAS.<br />
Das obstruktive Schlafapnoesyndrom führt über drei akute Effekte<br />
zu einer Gefässschädigung bzw. Endotheldysfunktion:<br />
1) Aufwachreaktionen (arousals); 2) Intermittierende Hypoxie<br />
und 3) Intrathorakale Druckschwankungen.<br />
ten Bildung von Sauerstoffradikalen,<br />
erhöhtem oxidativem Stress und<br />
systemischer Inflammation, was wiederum<br />
mit der Endothelfunktion interferiert<br />
[7]. Zudem hat die intermit -<br />
tierende Hypoxie im Tiermodell eine<br />
blutdrucksteigernde Wirkung und<br />
führt ebenfalls zur Insulinresistenz<br />
(Abb. 2) [8].<br />
3. Bei einer obstruktiven Apnoe wird beim<br />
frustranen Versuch, gegen die verschlossenen<br />
oberen Atemwege einzu -<br />
atmen, ein negativer intrapleuraler<br />
Druck von bis zu –65 mmHg aufgebaut.<br />
Diese extremen intrapleuralen<br />
Druckschwankungen führen zu Scherkräften<br />
und erhöhten transmuralen<br />
Drücken über den Gefässwänden und<br />
dem Herzen [9]. Die beschriebenen gefässschädigenden<br />
Mechanismen bei<br />
OSAS sind in Abbildung 2 zusammengefasst.<br />
Es ist zu beachten, dass leichtere<br />
Formen von OSA, welche nicht mit<br />
ausgeprägten Sauerstoff-Desaturationen<br />
einhergehen, ebenfalls mit Aufwachreaktionen<br />
verbunden sein kön-<br />
PERSPEKTIVEN<br />
nen und zu einer Aktivierung des sympathischen<br />
Nervensystems führen.<br />
OSAS und arterielle<br />
Hypertonie<br />
Die Aktivierung des sympathischen<br />
Nervensystems bei OSAS ist mit einer<br />
vermehrten, vor allem nächtlichen, Ausschüttung<br />
von Katecholaminen ver -<br />
bunden, was eine chronische Blutdrucksteigerung<br />
zur Folge hat [10]. Etwa 50 %<br />
aller Patienten mit OSAS weisen eine<br />
arterielle Hypertonie auf und rund 30 %<br />
aller Patienten mit arterieller Hypertonie<br />
haben gehäufte OSA [11,12]. Insbeson -<br />
dere bei Patienten mit fehlendem nächtlichen<br />
Blutdruckabfall («nondippers»)<br />
findet man in bis zu 80 % gehäufte OSA.<br />
Bei diesen Patienten ist eine ausgeprägte<br />
blutdrucksenkende Wirkung der CPAP-<br />
Therapie zu erwarten [13]. In mehreren<br />
randomisierten, kontrollierten Studien<br />
konnte gezeigt werden, dass eine<br />
Therapie des OSAS mit CPAP zu einer<br />
Senkung des Blutdrucks führt, was wiederum<br />
einen kausalen Zusammenhang<br />
zwischen OSAS und arterieller Hyper tonie<br />
nahelegt [10]. Der Effekt von CPAP auf<br />
den Blutdruck scheint zudem umso ausgeprägter<br />
zu sein, je höher der Ausgangsblutdruck<br />
des Patienten ist, und wenn die<br />
verordnete CPAP-Therapie ausreichend<br />
gebraucht wird (> 4 Stunden/Nacht).<br />
Das Ausmass der Blutdrucksenkung mit<br />
CPAP-Therapie beträgt bis zu 10 mmHg<br />
[14]. Gemäss einer kürzlich erschienenen<br />
Metaanalyse ist aber bei den meisten<br />
Patienten die durchschnittliche Senkung<br />
des Blutdrucks mit 2 mmHg deutlich bescheidener<br />
[15].<br />
OSAS und Herzinsuffizienz<br />
Mehrere der oben beschriebenen akuten<br />
Effekte des OSAS können zur linksventrikulären<br />
Strukturveränderung und Dysfunktion<br />
beitragen: 1) Akute und chronische<br />
Blutdrucksteigerungen; 2) Erhöhte<br />
Aktivität des sympathischen Nerven -<br />
systems; 3) Intermittierende repe titive Erhöhungen<br />
des linksventrikulären transmuralen<br />
Druckes und dadurch erhöhter<br />
linksventrikulärer Afterload; 4) Intermittierende<br />
Hypoxie und sekundäre Erhöhung<br />
des rechtsventrikulären After -<br />
loads. Die Prävalenz des OSAS bei Patienten<br />
mit Herzinsuffizienz wird zwischen<br />
11 % und 37 % angegeben und liegt deut-<br />
<strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC 39
PERSPEKTIVEN<br />
lich höher als bei einer alterskorrigierten<br />
Durchschnittsbevölkerung [16,17]. In einer<br />
randomisierten, kontrollierten Studie<br />
mit 24 herzinsuffizienten OSA-Patienten<br />
(mittlere linksventrikuläre Auswurfs -<br />
fraktion 27 %) verbesserte eine 30-tägige<br />
Therapie mit CPAP die Auswurfsfraktion<br />
um absolut 9 % [18]. In einer weiteren<br />
randomisierten, kontrollierten Studie mit<br />
55 OSA-Patienten (mittlere linksventrikuläre<br />
Auswurfsfraktion 36 %) war eine<br />
3-monatige CPAP-Therapie mit einem<br />
Anstieg der Auswurfsfraktion von absolut<br />
5 % verbunden [19]. Im Gegensatz zu<br />
diesen positiven Daten konnte in einer<br />
dritten randomisierten, kontrollierten<br />
Cross-over-Studie mit 26 OSA-Patienten<br />
(mittlere linksventrikuläre Auswurfsfraktion<br />
29 %) kein signifikanter Effekt der<br />
CPAP-Behandlung auf die Auswurfsfraktion<br />
festgestellt werden [20]. Die unterschiedlichen<br />
Ergebnisse dieser Studien<br />
lassen sich zumindest teilweise durch<br />
Unterschiede hinsichtlich der Patientencharakteristika<br />
und Studienmethodik<br />
(z.B. unterschiedliche Studien dauer,<br />
paralleles vs. Cross-over-Studiendesign)<br />
erklären. Eine kürzlich publizierte Observationsstudie<br />
zeigte zudem einen Trend<br />
zu einer tieferen Mortalität bei mit CPAP<br />
behandelten herzinsuffizienten OSA-<br />
Patienten verglichen mit der unbehandelten<br />
Kontrollgruppe [21]. Ob eine<br />
CPAP-Therapie bei Patienten mit OSA<br />
und Herzinsuffizienz tatsächlich zu einer<br />
Reduktion der Mortalität führt, muss in<br />
grösseren randomisierten Interventionsstudien<br />
bestätigt werden.<br />
OSAS und Arrhythmien<br />
Nächtliche Arrhythmien treten bei bis zu<br />
50 % aller Patienten mit OSAS auf. Die am<br />
häufigsten festgestellten Arrhythmien<br />
sind intermittierende ventrikuläre Tachy -<br />
kardien, Sinusstillstände, höhergradige<br />
AV-Blockierungen und gehäufte ventrikuläre<br />
Extrasystolen [22]. Prolongierte<br />
Apnoen und die begleitende Hypoxie<br />
führen zu einer Aktivierung des Tauch -<br />
reflexes, welcher eine erhöhte kardiale<br />
Vagus-Aktivität zur Folge hat, bei gleichzeitiger<br />
Aktivierung des sympathischen<br />
Nervensystems der peripheren Gefässe.<br />
Dies führt bei den meisten Patienten mit<br />
OSAS zu einer vorübergehenden Bradykardie,<br />
in einigen Fällen aber auch zu AV-<br />
Blockierungen und Asystolien. Entsprechend<br />
konnte in einer Studie bei 68 % al-<br />
40 <strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC<br />
Key messages<br />
Die Prävalenz des klinisch relevanten obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms beträgt<br />
bei Erwachsenen zwischen 5–7 %. Eine Häufung von asymptomatischen<br />
obstruktiven Schlafapnoen findet sich in bis zu 25 % der Bevölkerung.<br />
Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom hat akute, potenziell schädigende<br />
Wirkungen auf das kardiovaskuläre System.<br />
Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom kann zu einer arteriellen Hypertonie und<br />
zur Herzinsuffizienz führen, eine Therapie des Schlafapnoe-Syndromes hat eine<br />
positive Wirkung auf den Blutdruck und die Herzinsuffizienz.<br />
Ob eine OSAS-Therapie die Morbidität und Mortalität für Herzinfarkte und<br />
Schlaganfälle reduziert, ist zurzeit noch nicht erwiesen und bedarf weiterer<br />
Untersuchungen.<br />
Lernfragen<br />
1. Die Prävalenz eines klinisch relevanten obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms<br />
beträgt bei Erwachsenen:<br />
a) 0,1 %<br />
b) 1 %<br />
c) 5–7 %<br />
d) 25 %<br />
2. Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom hat folgende akute Effekte, ausser:<br />
a) Erhöhte Aktivität des sympathischen Nervensystems<br />
b) Intermittierende repetitive Hypoxie<br />
c) Repetitive intrapleurale Druckschwankungen bis –65 mmHg<br />
d) Pulmonale Vasodilatation<br />
3. Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom kann zu folgenden Erkrankungen<br />
führen, ausser:<br />
a) Arterielle Hypertonie<br />
b) Aortenstenose<br />
c) Herzinsuffizienz<br />
d) AV-Block<br />
ler Patienten mit einem AV-Block ein<br />
OSAS festgestellt werden [23].<br />
Obwohl die Aktivierung des sympathischen<br />
Nervensystems, die intermittierende<br />
Hypoxie und transmurale Druckänderungen<br />
bei OSAS sich grundsätzlich als<br />
Mechanismen bei der Entstehung von<br />
Vorhofflimmern anbieten, fehlt aber weitgehend<br />
die Evidenz für einen kausalen<br />
Zusammenhang. In einer retrospektiven<br />
Kohortenstudie, bei welcher sich mehr als<br />
3500 Personen einer Schlaf untersuchung<br />
unterzogen haben, waren nächtliche<br />
Sauerstoffabfälle und Adi positas unabhängige<br />
Risikofaktoren für Vorhofflimmern.<br />
Die Ergebnisse dieser Studie deuten<br />
darauf hin, dass die intermittierende<br />
Hypoxie im Rahmen von OSAS eine Rolle<br />
bei der Entstehung von Vorhofflimmern<br />
spielen könnte [24].<br />
Ähnlich wie bei Vorhofflimmern beruht<br />
die Evidenz bezüglich eines Zusammenhanges<br />
zwischen ventrikulären Tachykardien<br />
bzw. Extraschlägen und OSAS auf<br />
Ergebnissen von Beobachtungsstudien.<br />
Ventrikuläre Tachykardien und vor allem<br />
ventrikuläre Extraschläge werden bei bis<br />
zu 66 % aller Patienten mit OSAS gefunden,<br />
was deutlich höher ist als bei Personen<br />
ohne OSAS [22].<br />
In einer randomisierten, placebokontrollierten<br />
Studie wurde der Effekt einer<br />
einmonatigen Therapie mit CPAP auf<br />
Arrhythmien bei 83 Patienten mit OSAS<br />
mittels 24-Stunden-EKG untersucht [25].<br />
In dieser Studie fand sich bis auf eine Abnahme<br />
der Herzfrequenz (von 83,0/min<br />
auf 79,7/min) keine positive Wirkung von<br />
CPAP auf kardiale Arrhythmien. Allerdings<br />
muss erwähnt werden, dass die<br />
Nr. 4 August 2011
Résumé<br />
Nr. 4 August 2011<br />
Prävalenz von Arrhythmien wie Sinus-<br />
Pausen (42 %), Bradykardien (12 %) und<br />
ventrikuläre Tachykardien (5 %) bei dieser<br />
Studienpopulation relativ gering war.<br />
Um einen kausalen Zusammenhang<br />
zwischen Arrhythmien und OSAS zu beweisen,<br />
bedarf es weiterer randomisierter,<br />
kontrollierter CPAP-Interventionsstudien,<br />
welche auf Patienten mit OSAS und Herzrhythmusstörungen<br />
fokussiert sind.<br />
OSAS und kardiovasku<br />
läre/zerebrovaskuläre<br />
Erkrankung<br />
Die zurzeit bestehende Evidenz, dass OSAS<br />
eine Rolle bei der Pathogenese von kardio-<br />
und zerebrovaskulären Erkrankungen<br />
spielt, stammt von prospektiv an -<br />
gelegten epidemiologischen Studien<br />
[26,27]. In einer spanischen Kohortenstudie<br />
wurden 264 gesunde Männer,<br />
377 Schnarcher ohne OSA, 403 Patienten<br />
mit mildem bis mittelschwerem unbe-<br />
handeltem OSAS, 235 Patienten mit<br />
schwerem, unbehandeltem OSAS und 372<br />
Patienten mit behandeltem OSAS über<br />
eine mittlere Beobachtungszeit von 10<br />
Jahren nachverfolgt [26]. Die Inzidenz<br />
von sowohl fatalen wie auch nicht fatalen<br />
kardio- und zerebrovaskulären Ereig -<br />
nissen war signifikant höher in der Gruppe<br />
der nicht behandelten Patienten mit<br />
schwerem OSAS im Vergleich zu behandelten<br />
Patienten mit schwerem OSAS,<br />
Patienten mit leicht bis mittelschwerem<br />
OSAS, Schnarchern und gesunden Kontrollpersonen.<br />
Das relative Risiko für kardiovaskuläre<br />
Todesfälle korrigiert für<br />
Alter, Blutdruck, Diabetes, Rauchen und<br />
Lipidstatus betrug für das schwere unbehandelte<br />
OSAS 2,87 (Konfidenzintervall<br />
1,17–7,51) [26]. In einer weiteren Kohortenstudie<br />
aus Deutschland war nicht nur<br />
das schwere, sondern auch das leichte bis<br />
mittelschwere, un behandelte OSAS mit<br />
einem erhöhten Risiko von kardiovaskulären<br />
Ereignissen verbunden [27]. In<br />
Le syndrome d’apnées obstructives du sommeil (SAOS) est associé à des hypopnées/apnées pendant le<br />
sommeil, qui créent des réveils ainsi qu’une somnolence diurne augmentée. Le SAOS produit des effets<br />
nuisibles vasculaires et SAOS est donc considéré comme un facteur de risque cardio-vasculaire indépendant.<br />
Un rapport causal entre le SAOS et des maladies cardio-vasculaires n’est établi à ce jour que<br />
pour l’hypertension artérielle et l’insuffisance cardiaque. Les preuves que le SAOS augmente le risque<br />
d’un infarctus cardiaque ou cérébral et qu’un traitement du SAOS réduit la morbidité et la mortalité<br />
cardio-vasculaires sont encore limitées. On attend avec beaucoup d’intérêt les résultats des études<br />
multi centres internationales qui examinent les effets du traitement du SAOS par rapport aux évènements<br />
cardio-vasculaires et à la mortalité.<br />
Mots-clés: syndrome des apnées obstructives du sommeil – pression positive continue – maladies<br />
cardio-vasculaires – hypertension – arythmies<br />
Abstract<br />
The obstructive sleep apnoea syndrome (OSAS) is a highly prevalent sleep related breathing disorder<br />
associated with hypopnoea/apnoea, arousals and increased daytime sleepiness. OSAS has been shown<br />
to have damaging acute effects on the cardiovascular system and thus has been postulated to represent<br />
an independent cardiovascular risk factor. A causal relationship between OSAS and cardiovascular<br />
disease has currently only been established for hypertension and heart failure. Evidence that OSAS<br />
indeed plays a key role in the pathogenesis of heart attacks and stroke and that therapy of OSAS reduces<br />
cardiovascular morbidity and mortality is currently limited. The results of multiple ongoing inter -<br />
national multi-centre studies investigating the effects of OSAS therapy on cardiovascular event rate<br />
and mortality are thus anxiously awaited.<br />
Key words: obstructive sleep apnoea – continuous positive airway pressure – cardiovascular disease<br />
– hypertension – arrhythmia<br />
PERSPEKTIVEN<br />
einer prospektiven, nicht randomisierten,<br />
18-monatigen CPAP-Behandlungsstudie<br />
bei 51 Patienten mit OSAS nach Schlaganfall<br />
traten bei mit CPAP behandelten<br />
Patienten signifikant weniger vaskuläre<br />
Ereignisse auf (7 %) als bei unbehandelten<br />
Patienten (36 %) [28]. Diese Ergebnisse<br />
liessen sich in einer randomisierten,<br />
kontrollierten CPAP-Interventionsstudie<br />
bei 30 vergleichbaren Patienten nicht reproduzieren<br />
[29]. Allerdings war in dieser<br />
Studie der durchschnittliche tägliche Gebrauch<br />
der CPAP-Therapie mit 1,4 Stunden<br />
eindeutig ungenügend, und die Aus -<br />
sagekraft der negativen Resultate ist bei<br />
der geringen Anzahl an eingeschlossenen<br />
Patienten beschränkt.<br />
Somit besteht bisher noch keine Evidenz<br />
von randomisierten, kontrollierten Stu -<br />
dien, dass sich eine Therapie von OSAS<br />
mit CPAP günstig auf harte Endpunkte<br />
wie kardiovaskuläre bzw. zerebrovasku -<br />
läre Ereignisse und die damit assoziierte<br />
Mortalität auswirkt. ❑<br />
Korrespondenzadresse<br />
PD Dr. med. Malcolm Kohler<br />
Klinik für Pneumologie<br />
UniversitätsSpital Zürich<br />
Rämistrasse 100<br />
8091 Zürich<br />
Malcolm.Kohler@usz.ch<br />
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2006; 77: 1143–1149.<br />
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PERSPEKTIVEN<br />
Flucht aus der Enge<br />
Lukas Staub, Redaktionsmitglied des <strong>VSAO</strong>-<strong>Journal</strong><br />
Scott hat ein neues Lieblingsthema für seine Vorträge in der<br />
Mittagspause: die Überbevölkerung in Sydney. Das Übel<br />
begann vor einigen Monaten, als er an einem normalen<br />
Dienstagabend ganze drei Stunden brauchte, um die zwanzig<br />
Kilometer nach Hause zu fahren. Da hatte doch tatsächlich<br />
so ein verrückter Typ acht Tonnen Erde von seinem<br />
Lastwagen mitten auf der Harbour Bridge verteilt, um auf<br />
seine familiären Probleme aufmerksam zu machen. Die<br />
wichtigste Verkehrsarterie der Stadt war für Stunden gesperrt.<br />
Die News-Sender schickten dankbar ihre Hubschrauber<br />
hin und die Polizei hielt nichtssagende Pressekonferenzen<br />
ab, während Scott fluchend im Stau stand.<br />
Australien ist eines der am dünnsten besiedelten und<br />
gleichzeitig am stärksten urbanisierten Länder der Welt.<br />
So leben über 85 Prozent der 22 Millionen Australier in<br />
Städten, die meisten auf einem schmalen fruchtbaren<br />
Streifen entlang der Küste. Und die Bevölkerung wächst<br />
schnell. Dies wurde gezielt von der früheren Regierung<br />
gefördert, um die Wirtschaftskraft Australiens zu stärken:<br />
Mit dem Slogan «one for mum, one for dad, and one for<br />
the country» wurden Familien ermuntert, drei Kinder zu<br />
haben. Zusätzlich immigrierten letztes Jahr etwa 170 000<br />
Menschen nach Australien, viele davon aus dem benachbarten<br />
südostasiatischen Raum. Das Problem ist, dass die<br />
Infrastruktur der Städte mit diesem Wachstum nicht Schritt<br />
halten kann. Ein durchgedrehter Lastwagenfahrer bringt<br />
das ganze System zum Kollabieren.<br />
Scott sagt, er habe nichts gegen Immigranten, und schaut<br />
mir dabei direkt in die Augen. Aber es wird ihm zu eng in<br />
44 <strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC<br />
Sydney. Seine Stadt droht unter der Menschenflut zu ersticken.<br />
Die Vorortszüge platzen zu Pendlerzeiten aus allen<br />
Nähten, und die Busse in der Innenstadt fahren knapp im<br />
Schritttempo. Jetzt schaut mich Scott eher vorwurfsvoll an<br />
und meint, nicht jeder hätte schliesslich das Privileg, sich<br />
in der stets pünktlichen Personenfähre nach Hause schaukeln<br />
zu lassen. Dem kann ich nicht viel entgegnen, denn<br />
tatsächlich kann ich auf meinem Arbeitsweg den neuralgischen<br />
Verkehrsknoten gut ausweichen.<br />
Immer häufiger flieht Scott am Wochenende aufs Land.<br />
Fliegt eine Stunde nach Westen und landet in einer<br />
anderen Welt, in Broken Hill, einer Minenstadt mit knapp<br />
20 000 Einwohnern. Dort erholt er sich bei seiner Freundin,<br />
die kürzlich in ihre Heimat zurück gezogen ist. Sie arbeitet<br />
im Familienbetrieb und fährt im Kleinbus Touristen zu<br />
den Attraktionen in der Umgebung. An ihren freien Tagen<br />
fahren sie gemeinsam hinaus in die Wüste und geniessen<br />
die Weite. Scott hat viele Gründe, die ihm den Rückflug am<br />
Sonntagabend jeweils zuwider machen.<br />
Neulich hat wieder einer auf der Harbour Bridge seine<br />
persönlichen Probleme publik gemacht. Diesmal ist ein<br />
ehemaliger Soldat in den frühen Morgenstunden bis<br />
zuoberst auf die Brücke geklettert und hat ein Banner<br />
entfaltet, um auf die Probleme der Kinder seiner ge -<br />
schie denen Ehe aufmerksam zu machen. Wieder wurde<br />
die Hauptschlagader von Sydney während Stunden<br />
gesperrt. Scott hat es diesmal nicht erwischt. Es war<br />
Freitag, und er verbrachte ein verlängertes Wochenende<br />
in Broken Hill. ❑<br />
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PERSPEKTIVEN<br />
Leserbrief<br />
Antwort auf den Leserbrief<br />
zur Sektion Graubünden (<strong>VSAO</strong>-<strong>Journal</strong> 3/11)<br />
Ich war erst ein relatives «junges» Mitglied des <strong>VSAO</strong> Graubünden, habe<br />
aber aufgrund heftigster, arbeitsrechtlicher Auseinandersetzungen mit<br />
einem kleinen Spital in Graubünden dringlich und bitterlich die Hilfe des<br />
<strong>VSAO</strong> benötigt und auch erhalten. Die Geschäftsstelle mit Herrn Heintze<br />
war innerhalb kürzester Frist zur Stelle. Der Vorteil der örtlichen Geschäftsstelle<br />
war, dass innerhalb von wenigen Tagen direkt mit den Be -<br />
teiligten persönlich verhandelt werden konnte, was sich als sehr effektiv<br />
und zielführend herausstellte. Meine bisherigen Erfahrungen mit der<br />
Geschäftsstelle Graubünden kann ich nur als sehr positiv beschreiben. Ich<br />
bin mir nicht sicher, ob eine dezen trale Organisation genauso effektiv ge -<br />
wesen wäre. Christian Kröner<br />
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wegen Krankheit aus, so endet die Lohnfortzahlung mit dem Ende des Arbeitsvertrages. Mit<br />
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Nr. 4 August 2011
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MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
BRIEF-<br />
KASTEN<br />
Iris Pignone,<br />
Versicherungsberaterin<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
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Beim Hinflug in die Ferien wurde mein Reise -<br />
gepäck fehlgeleitet. Ich musste mir deshalb<br />
neue Sachen kaufen. Übernimmt meine Hausratversicherung<br />
diesen Schaden?<br />
Dazu müsste ein Diebstahl vorliegen. Ein solcher gilt aber nicht als nachgewiesen, wenn<br />
ein Gepäckstück nicht oder nicht pünktlich am Flughafen eintrifft. Deshalb übernimmt<br />
Ihre Hausratversicherung in der Grunddeckung die Schäden infolge fehlgeleiteten<br />
Gepäcks nicht.<br />
Bleibt Ihr Gepäck verschwunden, erhalten Sie von der Fluggesellschaft einen eher geringen<br />
Betrag vergütet, der sich nach dem Gewicht des verschwundenen Gepäcks bemisst.<br />
Sofern Sie den Flug und die Unterkunft zusammen beim gleichen Veranstalter gebucht<br />
haben, können Sie gemäss Pauschalreisegesetz Ihren Schaden beim Reiseveranstalter<br />
einfordern.<br />
Wenn Sie jedoch grossen Umtrieben und bösen Überraschungen vorbeugen wollen, sollten<br />
Sie eine Reisegepäckversicherung abschliessen. Viele Versicherer bieten heute eine<br />
entsprechende Zusatzdeckung im Rahmen der Hausratsversicherung an. Dieser Ver -<br />
sicherungsschutz begleitet Sie während des ganzen Jahres auf Ihren grossen und kleinen<br />
Reisen. Sie können aber auch eine speziell auf die geplante Reise zugeschnittene<br />
Reisegepäckversicherung wählen.<br />
Vergewissern Sie sich in jedem Fall, dass die Versicherung die Kosten für sofort erforderliche<br />
Einkäufe übernimmt. Und zwar auch dann, wenn Ihr Gepäck irgendwann doch<br />
noch am Bestimmungsort eintreffen sollte.<br />
Haben Sie Fragen, rufen Sie uns an: Telefon 031 350 44 22 ❑<br />
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Für den Fall eines Unfalls<br />
Ein kompetenter Unfallversicherer ist ein wichtiger Partner für jedes<br />
Unternehmen. Dies untermauern die Zahlen der Unfallversicherung:<br />
Die UVG-Unfallstatistik 2010 weist rund 770 000 gemeldete Unfälle<br />
aus – so viele wie seit 17 Jahren nicht mehr.<br />
Jocelyne Kalt-Conod, Versicherungsexpertin MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Nr. 4 August 2011<br />
Die 37 Schweizer Unfallversicherer regis -<br />
trierten insgesamt 258 000 Berufsunfälle<br />
sowie 498 000 Freizeitunfälle. Letztere<br />
haben damit seit der Einführung der<br />
obligatorischen Unfallversicherung im<br />
Jahr 1984 einen neuen historischen<br />
Höchststand erreicht. Die wirtschaftlichen<br />
Folgen werden mittels einer Unfall -<br />
Unfallversicherung nach UVG<br />
Arbeitgeber sind gemäss Bundesgesetz über die Unfallversicherung<br />
(UVG) verpflichtet, ihre Mitarbeitenden gegen Unfall zu versichern.<br />
Versichert sind Betriebs- und Nichtbetriebsunfälle sowie Berufskrankheiten.<br />
Gegen Nichtbetriebsunfälle sind nur Personen versichert, die min -<br />
destens acht Stunden pro Woche bei einem Arbeitgeber beschäftigt<br />
sind.<br />
Pro Person und Jahr kann ein AHV-Lohn bis zur UVG-Lohngrenze<br />
von 126 000 Franken versichert werden.<br />
Mitglieder des MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC profitieren<br />
bei Visana von einem speziell attraktiven UVG-Tarif.<br />
versicherung respektive einer Unfallzusatzversicherung<br />
versichert.<br />
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Die obligatorische Unfallversicherung<br />
deckt die wirtschaftlichen Folgen von<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
UVG-Zusatzversicherungen<br />
Berufsunfällen, Nichtberufsunfällen und<br />
Berufskrankheiten ab. Ihr Ziel ist es,<br />
Schäden wieder gutzumachen, die be -<br />
züglich Gesundheit und Erwerbstätigkeit<br />
entstehen, wenn Versicherte verunfallen<br />
oder beruflich erkranken (siehe Tabelle).<br />
Mit einer UVG-Zusatzversicherung können<br />
Unternehmen die obligatorisch ver -<br />
sicherten Leistungen gemäss UVG individuell<br />
ausbauen. Beispielweise können die<br />
Kosten für die Behandlung in der halbprivaten<br />
oder privaten Abteilung eines<br />
Spitals oder die unbeschränkte Deckung<br />
bei Spitalaufenthalten im Ausland eingeschlossen<br />
werden. ❑<br />
Nehmen Sie Kontakt mit uns auf und<br />
lassen Sie sich eine Offerte unterbreiten:<br />
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031 350 44 22, info@mediservice-vsao.ch<br />
Mit einer UVG-Zusatzversicherung werden die obligatorisch ver -<br />
sicherten Leistungen gemäss UVG bedürfnisgerecht optimiert.<br />
Die Leistungen sind frei wählbar und werden gezielt auf die Erfordernisse<br />
des Unternehmens und dessen Mitarbeitende abgestimmt. Die<br />
Mitarbeitenden kommen dadurch in den Genuss einer deutlich höheren<br />
sozialen und finanziellen Sicherheit.<br />
Beispielsweise kann der Lohnanteil über dem UVG-Lohnmaximum<br />
von 126 000 Franken versichert werden.<br />
Mitglieder des MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC profitieren<br />
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<strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC 49
DertoteHistoriker<br />
D r.Goldsteinwarvergiftetworden.Ersassreglosundvornübergebeugt<br />
aufseinemBürostuhl.KommissarWackerwargeradeeingetroffen.Er<br />
betrachtetedieSzene.NebenderHanddestotenProfessorslagenzweiBleistifteimspitzenWinkelzueinanderaufdemSchreibtisch.«SiehtauswieeinV»,murmeltederKommissarundwandtesichdenBürokollegendesVerstorbenenzu.ZurTatzeitanwesendwarenDr.GoldsteinsAssistentinVerenaMüller,<br />
derHauspöstlerPeterVögeli,dieSekretärinSandraFünferundderHauswart<br />
FridolinWitzigmann.«DasVkanneigentlichnurfürVerenaoderVögeli<br />
stehen», begann Wacker zu erläutern, «doch der Mörder war wohl jemand anderes,<br />
nämlich »<br />
Das kann nur ein Inserat.<br />
Interaktivität ist nur einer der vielen Vorzüge von Inseraten, beworben von Manuel Rohrer und<br />
PatrickRyffelvonderWerbeagenturContexta.EineAktionderSchweizerPresseinZusammenarbeit<br />
mit dem Kreativnachwuchs der Schweizer Werbeagenturen. www.schweizermedien.ch
Heirat, Trennung<br />
oder Scheidung<br />
und die Steuerfolgen<br />
Ein Zivilstandswechsel hat regelmässig auch steuerliche Konsequenzen.<br />
Und wie so oft bei den Steuern liegt der Teufel im Detail, wobei zudem<br />
die Praxis in den Kantonen teilweise unterschiedlich ist. Mit der Wahl<br />
des richtigen Zeitpunkts kann von Fall zu Fall die Steuerrechnung doch<br />
beträchtlich gesenkt werden.<br />
Werner A. Räber, Dr. Thomas Fischer & und Partner AG/Baar<br />
Nr. 4 August 2011<br />
Bei einer Heirat – bzw. beim Eingehen<br />
einer eingetragenen Partnerschaft – wird<br />
in den meisten Kantonen auf die zivilrechtlichen<br />
Verhältnisse am Jahresende<br />
geschaut und somit im Heiratsjahr bereits<br />
gemeinsam besteuert. Bei Doppelver -<br />
dienern kann es sich deshalb lohnen,<br />
den Heiratstermin an den Anfang des<br />
nächsten Jahres zu schieben. Einige<br />
wenige Kantone besteuern bei Heirat<br />
noch bis zum Ende der Steuerperiode<br />
separat. Eine Verschiebung bringt bei dieser<br />
Besteuerungsmethode sogar noch ein<br />
weiteres Jahr den Steuervorteil der Individualbesteuerung.<br />
Der konkrete Steuervorteil<br />
ist allerdings stark von den jeweiligen<br />
Einkommensverhältnissen und zudem<br />
vom kantonalen System der Ehegatten -<br />
besteuerung abhängig. Wendet der be -<br />
treffende Kanton ein sogenanntes Volloder<br />
Teilsplitting an, fällt der Vorteil meist<br />
dahin. Rechtzeitig abklären kann sich<br />
aber trotzdem lohnen.<br />
Trennung<br />
Trennen sich die Ehepartner während des<br />
Jahres oder werden rechtskräftig ge -<br />
schieden, erhält bereits jeder eine eigene<br />
Steuerrechnung. Nur die Kantone Freiburg<br />
und Genf besteuern noch bis Ende<br />
Jahr gemeinsam. Somit ist es wichtig,<br />
schriftlich festzuhalten, welche Partei die<br />
Steuern im Trennungsjahr trägt, wobei<br />
die provisorisch bereits bezahlten Steuern<br />
mit zu berücksichtigen sind. Als tatsächlich<br />
getrennt gilt die Ehe in der Regel,<br />
wenn der gemeinsame Haushalt aufge -<br />
hoben ist und zwischen den Ehegatten<br />
keine Gemeinschaftlichkeit der Mittel für<br />
Wohnung und Unterhalt mehr besteht.<br />
Liegt somit keine gerichtliche Trennung<br />
vor, liegt es an den Steuerpflichtigen selber,<br />
die Trennung den Behörden bekannt<br />
zu machen und notfalls auch den entsprechenden<br />
Nachweis zu erbringen.<br />
Unterhalt<br />
Unterhaltsbeiträge sind bei der emp -<br />
fangenden Person ganz normal als<br />
Einkommen steuerbar. Dafür kann die<br />
leistende Person diese Beiträge steuerlich<br />
absetzen. Das gleiche gilt für die Unterhaltsbeiträge<br />
minderjähriger Kinder.<br />
Entscheidend ist dabei, in welcher tat -<br />
sächlichen Obhut die Kinder stehen. Dies<br />
gilt auch dann, wenn eine gemeinsame<br />
elterliche Sorge vereinbart wurde. Der<br />
steuerliche Kinderabzug kann nur von<br />
einem Elternteil gemacht werden, wobei<br />
auch hier die Obhut entscheidend ist. Da<br />
die Unterhaltsbeiträge erst ab dem Zeitpunkt<br />
der Leistung abziehbar sind, ist<br />
es wegen der progressiven Steuertarife<br />
steuerlich meist vorteilhaft, Scheidung<br />
und Trennung auf den Jahresbeginn zu<br />
legen.<br />
Werden die Kinder volljährig, wechselt<br />
das Besteuerungssystem. Unterhaltsbei -<br />
träge für volljährige Kinder sind nie<br />
steuerbar, können dafür auch nie abge -<br />
zogen werden. Der Kinderabzug ist für<br />
volljährige Kinder nur zulässig, solange<br />
diese in der beruflichen Ausbildung<br />
stehen und unterstützungsbedürftig sind,<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
höchstens bis zum Alter 25. Wenn das<br />
Kind beim einen Elternteil wohnt und<br />
der andere Elternteil Unterhaltsbeiträge<br />
leistet, kann je nach Kanton entweder der<br />
Zahlende den ganzen Abzug oder dann<br />
beide Elternteile je den halben Kinder -<br />
abzug vornehmen. Mit dem Kinderabzug<br />
hängen andere Abzüge zwingend zu -<br />
sammen, zum Beispiel der Vermögenssteuerabzug<br />
oder behinderungsbedingte<br />
Abzüge.<br />
Wohneigentum<br />
Besondere Fragen stellen sich bei gemeinsamem<br />
Wohneigentum. Überlässt einer<br />
der Ehegatten dem anderen seinen Anteil<br />
zur Nutzung, zählt das ebenfalls als abziehbarer<br />
Unterhaltsbeitrag. Das Gleiche<br />
gilt für Schuldzinsen oder Unterhalts -<br />
kosten, die für den anderen übernommen<br />
werden. Beim Empfänger sind diese<br />
Leistungen dann allerdings entsprechend<br />
als Einkommen steuerbar.<br />
Werden Unterhaltsbeiträge kapitalisiert<br />
durch eine Einmalzahlung abgegolten,<br />
ist diese Zahlung nicht steuerbar, kann<br />
aber auch nicht abgezogen werden. Das<br />
Gleiche gilt für Ausgleichszahlungen im<br />
Rahmen der güterrechtlichen Auseinandersetzung.<br />
Werden dabei Grundstücke<br />
mitübertragen, so findet bei der Grundstückgewinnsteuer<br />
ein Aufschub statt bis<br />
zur Weiterveräusserung.<br />
Wohnsitzwechsel<br />
Ist mit der Heirat beziehungsweise der<br />
Trennung oder Scheidung ein Wohnsitz -<br />
wechsel verbunden, ergibt sich wieder<br />
Steuerplanungspotenzial. Bei einem Kantonswechsel<br />
gilt gesamtschweizerisch der<br />
31. Dezember als Stichtag. Der Wohnsitz<br />
an diesem Stichtag bestimmt für das<br />
ganze abgelaufene Jahr den Besteuerungsort.<br />
Liegt die Steuerbelastung am<br />
neuen Wohnort höher als bisher, sollte der<br />
Zügeltermin nach Möglichkeit über das<br />
Jahresende hinausgeschoben werden.<br />
Liegt die Belastung dagegen tiefer, gilt das<br />
Umgekehrte. Zu beachten ist, dass einige<br />
wenige Kantone bei einem Wohnsitz -<br />
wechsel innerhalb des Kantonsgebietes<br />
ein abweichendes System kennen. Der<br />
Kanton Zürich zum Beispiel stellt dies<br />
auf den Stichtag 1. Januar ab. ❑<br />
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<strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC 51
Medizinische Kodierung – Ihr neues Ziel?!<br />
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52 <strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC<br />
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Fachmedien<br />
Sebastian Adrian<br />
Förrlibuckstrasse 70<br />
Postfach<br />
8021 Zürich<br />
Telefon 043 444 51 02<br />
Fax 043 444 51 01<br />
sebastian.adrian@fachmedien.ch<br />
vsao@fachmedien.ch<br />
Nr. 4 August 2011
Nr. 4 August 2011<br />
<strong>VSAO</strong> STIFTUNG FÜR SELBSTÄNDIGERWERBENDE<br />
Länger leben – länger vorsorgen<br />
Jeder Verdienstausfall in den Risikobereichen «Invalidität» oder «Tod» sollte durch eine entsprechende<br />
Gegenleistung abgesichert werden. Sei dies kurzfristig mit einer Taggeldversicherung oder lang -<br />
fristig mit Rentenleistungen. Nebst den Leistungen der 1. Säule (AHV/IV) tragen die Leistungen der<br />
2. Säule (BVG, berufliche Vorsorge) zu einer ausreichenden Einkommenssicherung bei.<br />
Heinz Wullschläger,<br />
Geschäftsführer<br />
<strong>VSAO</strong> Stiftung<br />
für Selbständigerwerbende<br />
Die Lebenserwartung von Männern und<br />
Frauen ist in den letzten Jahren stetig gestiegen.<br />
Entsprechend dürfen sich Personen,<br />
welche ins AHV-Rentenalter treten,<br />
über einen längeren Lebensabend freuen.<br />
Diese Periode muss finanziell jedoch entsprechend<br />
abgesichert sein. Die <strong>VSAO</strong> Stiftung<br />
für Selbständigerwerbende bietet seit<br />
25 Jahren attraktive Vorsorgelösungen an,<br />
welche speziell auf die Bedürfnisse der<br />
selbstständigerwerbenden Ärztinnen und<br />
Ärzte sowie deren Praxispersonal zugeschnitten<br />
sind. Zudem profitieren auch<br />
weitere Fachpersonen aus dem Medizinalbereich<br />
von den vielfältigen Vorsorgelösungen.<br />
Invalidität und Todesfall<br />
Wie verhält es sich nun, wenn einer der<br />
oben erwähnten Risikofälle eintritt?<br />
Fakten per 31.12.2010<br />
Verträge 2�824<br />
Aktiv Versicherte 6�631<br />
Rentenbezüger 256<br />
Durchschnittsalter 45.4<br />
Verwaltete Vermögen ~ 1�211 Mrd.<br />
Deckungsgrad 104.9 %<br />
<strong>VSAO</strong> Stiftung für<br />
Selbständigerwerbende<br />
Brunnhofweg 37<br />
Postfach 319<br />
3000 Bern 14<br />
Telefon 031 560 77 77<br />
Fax 031 560 77 88<br />
Website www.vsao-stiftung.ch<br />
Wir freuen uns auf Ihren Anruf.<br />
Langfristige Erwerbsausfälle werden bis<br />
zu einem begrenzten Betrag primär<br />
durch die 1. Säule (AHV/IV) abgedeckt,<br />
allenfalls kommen noch Leistungen der<br />
Unfallversicherung (UVG) dazu.<br />
Eine umfassende Vorsorge bedingt eine<br />
entsprechende zusätzliche Risikoversicherung.<br />
Für selbstständigerwerbende<br />
Ärztinnen und Ärzte kann dies über eine<br />
Einzelpolice oder über den Abschluss<br />
einer BVG-Lösung bei der <strong>VSAO</strong> Stiftung<br />
für Selbständigerwerbende erfolgen.<br />
Nebst steuerlichen Vorteilen kommen die<br />
versicherten Personen in den Genuss der<br />
günstigeren Kollektivtarife.<br />
Massgeschneiderte<br />
Vorsorge<br />
Die <strong>VSAO</strong> Stiftung für Selbständigerwerbende<br />
bietet Ihnen acht Vorsorgepläne<br />
an, welche auf die jeweiligen Vorsorge -<br />
bedürfnisse optimal zugeschnitten sind.<br />
Ärztinnen und Ärzte, welche neu eine<br />
Praxis führen oder mitten im Familien -<br />
leben stehen, haben eine andere Risikoabdeckung<br />
und Alterssparquote nötig, als<br />
dies für eine Ärztin, einen Arzt, mit lang -<br />
jährigem Praxisbetrieb sinnvoll ist. Bei<br />
Letzteren stehen vermehrt die Alterssparquoten<br />
mit Einkaufspotenzial im Vorder-<br />
Senden Sie mir Ihre Dokumentation<br />
Kontaktieren Sie mich telefonisch<br />
Kontaktieren Sie mich per E-Mail<br />
grund, dies nicht zuletzt aufgrund der<br />
steuerlichen Aspekte.<br />
Ideale Anschlusslösung<br />
Für angestellte Medizinalpersonen bietet<br />
die <strong>VSAO</strong> Stiftung für Selbständigerwer -<br />
bende die ideale Weiterführung der beruflichen<br />
Vorsorge beim Übertritt vom Angestelltenverhältnis<br />
in die selbstständige Erwerbstätigkeit.<br />
Auch etablierte Ärztinnen<br />
und Ärzte finden bei uns ein interessantes<br />
Angebot im Vergleich zur bestehenden<br />
Vorsorgelösung. Folgende Vorteile können<br />
wir Ihnen offerieren:<br />
Gleiche Risikoprämien für Männer<br />
und Frauen<br />
Gleiche Umwandlungssätze im BVG-<br />
Obligatorium und BVG-Überobligatorium<br />
Das Unfallrisiko für Selbstständig -<br />
erwerbende ist mitversichert<br />
Jederzeitige Anpassung der Vorsorgepläne<br />
an Ihre aktuelle Lebensphase<br />
Offene, transparente Kommunikation<br />
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beraten!<br />
Wir freuen uns auf Sie!<br />
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Bitte einsenden an:<br />
<strong>VSAO</strong> Stiftung für Selbständigerwerbende, Postfach 319, 3000 Bern 14<br />
info@vsao-stiftung.ch, www.vsao-stiftung.ch<br />
<strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC 53
IMPRESSUM KONTAKTADRESSEN DER SEKTIONEN<br />
Nr. 4 30. Jahrgang August 2011<br />
Herausgeber/Verlag<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Bahnhofplatz 10 A, Postfach 7255, 3001 Bern<br />
Telefon 031 350 44 88, Fax 031 350 44 89<br />
journal@vsao.ch, journal@asmac.ch<br />
www.vsao.ch, www.asmac.ch<br />
Im Auftrag des <strong>VSAO</strong><br />
Redaktion<br />
Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin/ca),<br />
Esther Camenzind (ec), Homayon Chaudhry (hc),<br />
Stefanie Kohli (sk), Lukas Staub (ls),<br />
Jan Vontobel (jv), Sophie Yammine (sy)<br />
Geschäfts ausschuss <strong>VSAO</strong><br />
Christoph Bosshard, Präsident<br />
Raphael Stolz, Vizepräsident<br />
Fabrice Dami, Marie-Claire Desax, Guillaume Favre,<br />
Gert Printzen, Ellen Kägi, Miodrag Savic,<br />
Daniel Schröpfer, Urs Sieber, Ryan Tandjung,<br />
Kristina Tänzler, Sonja Truestedt,<br />
Nicola Rüegsegger (SwiMSA)<br />
Druck und Versand<br />
Vogt-Schild Druck AG<br />
Gutenbergstrasse 1, 4552 Derendingen<br />
Telefon 058 330 11 11, Fax 058 330 11 78<br />
Layout: Werner Kocher<br />
Inserate<br />
Axel Springer Schweiz AG, Fachmedien<br />
Förrlibuckstrasse 70, Postfach, 8021 Zürich<br />
Telefon 043 444 51 02, Fax 043 444 51 01<br />
vsao@fachmedien.ch<br />
Auflagen<br />
20 883 Expl. Druckauflage<br />
20 239 Expl. WEMF-geprüft, Basis 2009<br />
Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />
Für <strong>VSAO</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen.<br />
ISSN 1422-2086<br />
Ausgabe Nr. 5/2011 erscheint im Oktober 2011.<br />
Thema: Nervenkitzel<br />
© 2011 by <strong>VSAO</strong>, 3001 Bern<br />
Printed in Switzerland<br />
Gütesiegel Q-Publikation<br />
des Verbandes Schweizer Presse<br />
54 <strong>VSAO</strong> JOURNAL ASMAC<br />
AG <strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
BL/BS VBAO – Verband Basler Assistenz- und Oberärzte/-innen,<br />
Geschäftsleiterin und Sekretariat: lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin,<br />
Hauptstrasse 104, 4102 Binningen, Telefon 061 421 05 95,<br />
Fax 061 421 25 60, sekretariat@vbao.ch, www.vbao.ch<br />
BE <strong>VSAO</strong> Sektion Bern, Geschäftsführerin: Rosmarie Glauser, Fürsprecherin,<br />
Schwarztorstrasse 22, 3007 Bern, Telefon 031 381 39 39, Fax 031 381 82 41,<br />
bern@vsao.ch, www.vsao-bern.ch<br />
FR ASMAF Section Fribourg, case postale, 1708 Fribourg,<br />
webmaster@asmaf.ch, www.asmaf.ch<br />
GE AMIG c/o HUG, case postale 23, rue Micheli-du-Crest 24, 1211 Genève 14,<br />
amig@amig.ch, www.amig.ch<br />
GR <strong>VSAO</strong> Sektion Graubünden, Geschäftsstelle: Steffen Heintze,<br />
<strong>VSAO</strong> Graubünden, Postfach 13, 7154 Ruschein, info@vsao-gr.ch<br />
JU ASMAC Sektion Jura, Dr. med. Carlos Munoz,<br />
Chemin des Vauches 7, 2900 Porrentruy, Telefon 032 465 65 65,<br />
cfmunoz@bluewin.ch<br />
SG/AI/AR <strong>VSAO</strong> Sektion St.Gallen-Appenzell, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
SO <strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
TI ASMACT, Associazione Medici Assistenti e Capiclinica<br />
Ticinesi, Avv. Marina Pietra Ponti, Viale S. Franscini 17,<br />
6904 Lugano, telefono 091 922 95 22, fax 091 923 61 71,<br />
pietraponti@ticino.com<br />
TG <strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
VD ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />
www.asmav.ch, asmav@asmav.ch<br />
VS ASMAVAL, D r Vincent Remillieux, Hôpital de Malévoz,<br />
route de Morgins 10, 1870 Monthey,<br />
téléphone 079 309 36 61, fax 024 473 33 49, remillieux@vsao.ch<br />
Zentralschweiz<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
ZH Zürcher Spitalärzte und Spitalärztinnen <strong>VSAO</strong>, Dr. R. M. Reck,<br />
Bahnhofstrasse 3, 8610 Uster, Telefon 044 941 46 78, Fax 044 941 46 67,<br />
vsao-zh@bluewin.ch; www.vsao-zuerich.ch<br />
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