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Monitoring des suizidalen Verhaltens in der Agglomeration Bern

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<strong>Monitor<strong>in</strong>g</strong> <strong>des</strong> <strong>suizidalen</strong> <strong>Verhaltens</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong><br />

im Rahmen <strong>der</strong> WHO/MONSUE Multicenter Study<br />

on Suicidal Behaviour<br />

und <strong>des</strong> <strong>Bern</strong>er Bündnisses gegen Depressionen<br />

Thomas Reisch, Timur Steffen, Anja Maillart, Konrad Michel<br />

Universitäre Psychiatrische Dienste <strong>Bern</strong> (UPD)<br />

Auftraggeber: Bun<strong>des</strong>amt für Gesundheit (BAG), <strong>Bern</strong>, Sektion<br />

Gesundheit und Forschung<br />

<strong>Bern</strong>, April 2009<br />

1


INHALT<br />

1. Suizidversuche <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong>, 2004 - 2008 S. 3<br />

2. Suizide, Schweiz und <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong>, 1995 - 2006 S.17<br />

3. Zusammenfassung: Suizidales Verhalten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong> und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz S.23<br />

4. Medienberichterstattung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong> S.25<br />

2


1. <strong>Monitor<strong>in</strong>g</strong> <strong>der</strong> Suizidversuche und Suizide <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong>, 2004 - 2008<br />

1.1. E<strong>in</strong>leitung<br />

Vorbemerkung: Im vorliegenden Bericht wurden alle bislang erfassten Daten zu den<br />

Suizidversuchen und Suiziden <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong> e<strong>in</strong>gearbeitet. Die<br />

gesamten Daten wurden erneut geprüft und gegebenenfalls korrigiert. Zur<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Leserfreundlichkeit wird die Methode <strong>der</strong> Erfassung hier erneut<br />

dargestellt. Der vorliegende Bericht ersetzt die früheren Berichte <strong>der</strong> Erhebungen<br />

2004 bis 2007.<br />

Die Suizidversuche <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong> (349`000 E<strong>in</strong>wohner) wurden <strong>in</strong> den<br />

Jahren 2004 - 2008 gemäss <strong>der</strong> Methode <strong>der</strong> WHO/MONSUE Multicenter Study on<br />

Suicidal Behaviour erfasst. Diese Multizenter Studie umfasst 28 Zentren <strong>in</strong> 24<br />

Europäischen Län<strong>der</strong>n (e<strong>in</strong>schliesslich Israel und Türkei). Das Wesentliche dabei ist,<br />

dass die Erfassung <strong>der</strong> Suizidversuche auf geographisch def<strong>in</strong>ierten „catchment<br />

areas“ basiert, was erstens die Berechnung <strong>der</strong> epidemiologischen Häufigkeit <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er bestimmten Population und zweitens den <strong>in</strong>ternationalen Vergleich <strong>der</strong><br />

gewonnenen Raten erlaubt.<br />

Das <strong>Bern</strong>er Bündnis gegen Depressionen wurde von <strong>der</strong> Gesundheits- und<br />

Fürsorgedirektion <strong>des</strong> Kantons <strong>Bern</strong> (GEF), von den Universitären Psychiatrischen<br />

Diensten <strong>Bern</strong> (UPD), dem Vere<strong>in</strong> Equilibrium und dem Bun<strong>des</strong>amt für Gesundheit<br />

<strong>in</strong>itiiert. Das Projekt übernimmt die im Nürnberger Bündnis gegen Depressionen<br />

erfolgreich angewendeten Präventionsmassnahmen. Da <strong>in</strong> Nürnberg e<strong>in</strong>e<br />

beachtliche Reduktion <strong>des</strong> <strong>suizidalen</strong> <strong>Verhaltens</strong> registriert wurde, ist auch für das<br />

<strong>Bern</strong>er Bündnis die fortlaufende Erfassung <strong>des</strong> <strong>suizidalen</strong> <strong>Verhaltens</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong> und die Evaluation <strong>der</strong> Auswirkungen <strong>des</strong> Präventionsprojektes<br />

e<strong>in</strong> wesentliches Element.<br />

1.2. Methode<br />

Im Folgenden werden die verschiedenen Bereiche <strong>der</strong> Erfassung <strong>der</strong> Suizidversuche<br />

beschrieben.<br />

Inselspital und UPD Murtenstrasse<br />

In e<strong>in</strong>er früheren Erfassungsphase konnte gezeigt werden, dass mit e<strong>in</strong>er Erhebung<br />

am Inselspital, sowie an unserer Institution (Universitäre Psychiatrische Dienste<br />

<strong>Bern</strong>, UPD) repräsentative Daten erhoben werden können. Gemäss den im Jahre<br />

2004 erhobenen Daten rechnen wir damit, dass ca. 58 Prozent <strong>der</strong> Suizidversuche<br />

<strong>der</strong> <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong>, welche zu mediz<strong>in</strong>ischer Behandlung führen, im Inselspital<br />

erfasst werden können.<br />

3


Bei fast allen Suizidversuchen, welche im Inselspital aufgenommen werden, wird<br />

entwe<strong>der</strong> <strong>der</strong> Notfalldienst o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Konsiliardienst <strong>der</strong> psychiatrischen Polikl<strong>in</strong>ik<br />

beigezogen. Zur Erfassung <strong>der</strong> Suizidversuche wird e<strong>in</strong> standardisierter Fragebogen,<br />

wie er von <strong>der</strong> WHO/MONSUE-Studie vorgegeben ist, verwendet, dieser wird auf<br />

allen relevanten Abteilungen, wie <strong>in</strong> den Dienstordnern und an den Empfängen<br />

verteilt. Um e<strong>in</strong>e möglichst vollständige Erfassung zu erreichen, f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e<br />

fortlaufende Präsenz an den morgendlichen Notfallrapporten <strong>des</strong> Psychiatrischen<br />

Notfalldienstes <strong>der</strong> Psychiatrischen Universitätspolikl<strong>in</strong>ik <strong>Bern</strong> (UPD) statt. Falls die <strong>in</strong><br />

den Rapporten gemeldeten Suizidfälle nicht schriftlich erfasst wurden, wird<br />

telefonisch bzw. mittels schriftlicher Bitte zum Ausfüllen aufgefor<strong>der</strong>t. Zur<br />

Vervollständigung <strong>der</strong> Daten, wird wöchentlich die Liste <strong>der</strong> Konsilien nach<br />

möglichen Suizidversuchen durchsucht sowie die Krankengeschichten <strong>der</strong><br />

mediz<strong>in</strong>ischen und chirurgischen Abteilungen kontrolliert. Auch hier gilt bei Fehlen<br />

<strong>des</strong> Bogens telefonische bzw. schriftliche Kontaktaufnahme. Da die Erfassung durch<br />

unterschiedliche diensthabende Ärzte 1 erfolgt, ist es nicht immer gewährleistet, dass<br />

die für die Behandlung verantwortlichen Ärzte alle Angaben <strong>des</strong> Fragebogens<br />

vollständig ausfüllen, bzw. alle Fälle von Suizidversuchen melden. Auch ist es<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich, dass durch die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>des</strong> Notfallbetriebes, e<strong>in</strong>zelne<br />

Fragebögen wegen <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Stress-Situationen <strong>des</strong> Notfallbetriebes<br />

(Nachtkonsultationen, parallel laufende Patientenbetreuung etc.) nicht ausgefüllt<br />

werden. Um diesem Umstand entgegen zu wirken, werden die fehlenden Daten o<strong>der</strong><br />

unklare Angaben auf den Meldeformularen anhand <strong>der</strong> Krankengeschichten ergänzt,<br />

alle erfassten Notfalldienste (Universitäts-Polikl<strong>in</strong>ik <strong>der</strong> Universitären Psychiatrischen<br />

Dienste <strong>Bern</strong>, UPD) werden nachträglich im QUALICARE (elektronische Datenbank<br />

<strong>des</strong> Inselspitals) und den Archiven überprüft und nachgetragen.<br />

Die Daten werden elektronisch erfasst. Die Datenauswertung erfolgt mit dem<br />

Statistikprogramm SPSS, Version 11.5. Mittels e<strong>in</strong>es Kodierungsschlüssels <strong>der</strong><br />

WHO/MONSUE Studie werden bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>gabe die erfassten Daten standardisiert.<br />

So werden beispielsweise bei Überdosierung <strong>in</strong> suizidaler Absicht die<br />

e<strong>in</strong>genommenen Substanzen detailliert nach Art und Menge kodiert. Nach <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>gabe werden die Daten <strong>in</strong> <strong>Bern</strong> anonymisiert. Die anonymisierten Daten werden<br />

dann an das zentrale Datenerfassungszentrum <strong>der</strong> Multicenterstudie <strong>in</strong> Würzburg<br />

gesendet. Die statistischen Daten werden außerdem <strong>in</strong> anonymisierter Form dem<br />

Bündnis gegen Depression zur Verfügung gestellt.<br />

Datenschutz<br />

Da die Universitären Psychiatrischen Dienste organisatorisch und adm<strong>in</strong>istrativ nicht<br />

Teil <strong>des</strong> Inselspitals s<strong>in</strong>d, war es unumgänglich, bei <strong>der</strong> Expertenkommission für das<br />

Berufsgeheimnis <strong>in</strong> <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Forschung e<strong>in</strong>e Son<strong>der</strong>bewilligung für den<br />

Austausch <strong>der</strong> persönlichen Patientendaten zu beantragen. Diese Bewilligung wurde<br />

nach persönlicher Besprechung und Beobachtung an den Arbeitsplätzen am 30.1.<br />

2004 im S<strong>in</strong>ne von Artikel 321bis StGB <strong>in</strong> schriftlicher Form erteilt.<br />

1 Im Verlauf <strong>des</strong> weiteren Textes wird aus Gründen <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>fachung auf die Nennung bei<strong>der</strong> Geschlechter<br />

verzichtet.<br />

4


Erweiterte Erfassung<br />

Um festzustellen, wie repräsentativ die im Inselspital erfassten Fälle s<strong>in</strong>d, war es<br />

nötig, während e<strong>in</strong>er gewissen Zeit die Suizidversuche <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong><br />

möglichst umfassend zu erfassen. Für Menschen, die e<strong>in</strong>en Suizidversuch gemacht<br />

haben, gibt es <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> <strong>Agglomeration</strong> verschiedene mediz<strong>in</strong>ische Anlaufstellen:<br />

das Universitätsspital (Inselspital, welches auch die Psychiatrischen Polikl<strong>in</strong>ik mit<br />

e<strong>in</strong>em 24 Stunden-Notfalldienst e<strong>in</strong>schließt), zwei Stadtspitäler, zwei Bezirkspitäler<br />

und die praktizierenden Ärzte. Um e<strong>in</strong>e vollständige Meldung aller mediz<strong>in</strong>isch<br />

betreuten Suizidversuche zu erreichen, musste die Kooperation mit den<br />

verschiedenen Abteilungen <strong>des</strong> Universitätsspitals, wie auch mit dem<br />

Bezirksgefängnis, dem Sozialmediz<strong>in</strong>ischen Dienst und den Privatspitälern<br />

sichergestellt werden. Im Weiteren wurden Suizidversuche <strong>in</strong> allen ambulanten und<br />

stationären psychiatrischen Institutionen registriert.<br />

Es wurden alle Geme<strong>in</strong>den <strong>der</strong> <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong> e<strong>in</strong>gegrenzt, um dann mit e<strong>in</strong>er<br />

ausgewählten Stichprobe von praktizierenden Ärzten brieflich Kontakt aufzunehmen.<br />

Dabei wurden die Ärzte angefragt, ob sie bereit wären, Suizidversuche ihrer Patient<br />

(auch solche, die nicht <strong>der</strong> aktuelle Grund e<strong>in</strong>er Konsultation waren, über welche<br />

Patienten ausschließlich berichten) <strong>in</strong> den Monaten Oktober, November und<br />

Dezember 2004 auf dem von uns erstellten Erfassungsblatt festzuhalten. Dann<br />

wurde mit jedem e<strong>in</strong>zelnen Adressaten telefonisch Kontakt aufgenommen, um sich<br />

nach <strong>der</strong> Teilnahme zu erkundigen und gegebenenfalls weiter zu orientieren. Nach<br />

Beendigung <strong>der</strong> ersten Phase g<strong>in</strong>g die Forschungsassistent<strong>in</strong> persönlich bei je<strong>der</strong><br />

teilnehmenden Person vorbei, um weitere Fragen zu klären, Kontaktadressen<br />

(Visitenkarte) zu überbr<strong>in</strong>gen und Erfassungsformulare zu verteilen. Während <strong>der</strong><br />

dreimonatigen Erfassungsphase wurden vere<strong>in</strong>zelte Ärzte telefonisch o<strong>der</strong> schriftlich<br />

(Brief, Fax) an das Ausfüllen <strong>der</strong> Bögen er<strong>in</strong>nert. In e<strong>in</strong>er letzten Phase g<strong>in</strong>g es um<br />

das E<strong>in</strong>sammeln <strong>der</strong> evaluierten Daten. Dies be<strong>in</strong>haltete die persönliche Nachfrage,<br />

welche telefonisch (vere<strong>in</strong>zelt auch durch direkten Kontakt) durchgeführt wurde. Um<br />

Doppelkodierungen zu vermeiden (z.B. nie<strong>der</strong>gelassener Psychiater und Inselnotfall)<br />

wurde nach <strong>der</strong> Datene<strong>in</strong>gabe e<strong>in</strong>e elektronische Analyse durchgeführt.<br />

5


<strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong> (349. 000 E<strong>in</strong>wohner, Wert gem. BFS aus dem Jahre 2004)<br />

6


1.3. Ergebnisse<br />

1.3.1. Anzahl Suizidversuche<br />

In <strong>der</strong> <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong> wurden im Zeitraum vom 1.1.2004 bis 31.12.2008<br />

<strong>in</strong>sgesamt 847 Suizidversuche (Alter >15) erfasst. Die im Jahre 2004 durchgeführte<br />

erweiterte Erfassung ergab, dass <strong>in</strong>sgesamt ca. 58% aller Suizidversuche <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong> im Inselspital und an den UPD behandelt werden. Damit konnte<br />

von den erfassten Suizidversuchen auf die Gesamtzahl <strong>der</strong> Suizidversuche <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Agglomeration</strong> extrapoliert werden. Es ergibt sich somit e<strong>in</strong>e korrigierte Gesamtzahl<br />

von 1460 Suizidversuchen für die Jahre 2004-2008. Die Methode <strong>der</strong> Extrapolation<br />

wird generell <strong>in</strong> allen Zentren <strong>der</strong> WHO/MONSUE Multicenter Studie angewendet, da<br />

es unmöglich ist, langfristig Suizidversuche <strong>in</strong> allen <strong>in</strong> Frage kommenden<br />

Anlaufstellen zu erfassen. Die Inzidenz <strong>der</strong> Jahre 2004 – 2008 beträgt demnach bei<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung <strong>der</strong> <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong> 101.1/100.000 E<strong>in</strong>wohner. Anzumerken ist,<br />

dass bei allen Berechnungen e<strong>in</strong>e Bevölkerungszahl von 349’000 Personen (Wert<br />

gem. BFS aus dem Jahre 2004) für die <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong> zugrunde gelegt wurde.<br />

Suizidversuche <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong>, Alter >15 (extrapoliert)<br />

Jahr Anzahl roh Anzahl hochgerechnet Rate<br />

2004 178 307 104.4/100'000 E<strong>in</strong>wohner<br />

2005 155 267 90.3/100'000 E<strong>in</strong>wohner<br />

2006 178 307 104.7/100'000 E<strong>in</strong>wohner<br />

2007 193 333 110.6/100'000 E<strong>in</strong>wohner<br />

2008 162 279 95.4/100'000 E<strong>in</strong>wohner<br />

Suizidversuche pro 100.000 E<strong>in</strong>w.<br />

140.0<br />

120.0<br />

100.0<br />

80.0<br />

60.0<br />

40.0<br />

20.0<br />

0.0<br />

Suizidversuchsrate <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong><br />

2004 2005 2006 2007 2008<br />

total<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Im Vergleich mit den früheren Phasen <strong>der</strong> Erfassung <strong>der</strong> Suizidversuche <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong> mit <strong>der</strong> gleichen Methode (1989-1990 und 1993-1995) zeigt sich<br />

<strong>in</strong> den Jahren 2004-2008 e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Häufigkeit.<br />

7


Vergleich <strong>der</strong> verschiedenen Erfassungsperioden<br />

Jahre Rate<br />

1989 - 1990 132/100'000 E<strong>in</strong>wohner<br />

1993 - 1995 120/100'000 E<strong>in</strong>wohner<br />

2004 - 2008 101.1/100'000 E<strong>in</strong>wohner<br />

1.3.2. Charakteristika von Patienten nach Suizidversuch<br />

(Zusammenfassung <strong>der</strong> Daten von 2004 bis 2008)<br />

Es wurden fortlaufend erfasst: Alter, Geschlecht, Suizidmethode (bis zu 4 Methoden),<br />

frühere Suizidversuche, Nationalität, Zivilstand, Wohnsituation, Beschäftigung/<br />

Arbeitsstatus, Art <strong>der</strong> Nachbehandlung.<br />

Alter<br />

Das Alter <strong>der</strong> Suizidenten <strong>der</strong> Jahre 2004-2008 lag zwischen 16 und 88 Jahren, das<br />

Mittel betrug 37.4 Jahre. Das Risiko e<strong>in</strong>es Suizidversuchs war am grössten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Altersgruppe 15 bis 29 Jahren.<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Suizidversuchsrate <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong><br />

(Männer und Frauen, nach Alter, 2004-2008)<br />

Suizidversuche pro 100'000 E<strong>in</strong>w.<br />

16-19 20-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70-79 80+<br />

Geschlecht<br />

Die höchste Rate wurde im Jahre 2008 bei den 16-19 jährigen Frauen gefunden<br />

(346/100'000).<br />

Von den 1460 Suizidversuchen (approximierte Gesamtzahl) waren 636 (43.5%)<br />

Männer und 824 (56.5%) Frauen. E<strong>in</strong> Unterschied zwischen beiden Geschlechtern<br />

war vorhanden, war aber überraschend ger<strong>in</strong>g.<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

8


Zivilstand<br />

%<br />

%<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Suizidversuche Agglo <strong>Bern</strong>: Zivilstand<br />

ledig verwitwet geschieden getrennt verheiratet<br />

Zivilstand, Suizidversuch und Gen<strong>der</strong><br />

(Daten 2004 bis 2008)<br />

ledig verwitwet geschieden verheiratet Miss<strong>in</strong>g<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Die Mehrzahl <strong>der</strong> Suizidversucher war unverheiratet, was im Wesentlichen Ausdruck<br />

<strong>der</strong> Altersverteilung ist (Jugendliche und junge Erwachsene s<strong>in</strong>d übervertreten). E<strong>in</strong>e<br />

Verän<strong>der</strong>ung über die Zeit h<strong>in</strong>weg kann nicht gefunden werden.<br />

Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen bzgl. <strong>des</strong> Zivilstan<strong>des</strong> waren<br />

statistisch unbedeutend, tendenziell waren Frauen häufiger ledig und Männer<br />

häufiger geschieden.<br />

Total<br />

9


Berufstätigkeit<br />

%<br />

%<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

berufstätig<br />

berufstätig<br />

arbeitslos<br />

arbeitslos<br />

Berufstätigkeit (Männer)<br />

Ausbildung<br />

Rentner<br />

Hausfrau/Mann<br />

Berufstätigkeit (Frauen)<br />

Ausbildung<br />

Rentner<br />

Hausfrau/Mann<br />

Die meisten Patienten nach Suizidversuch waren berufstätig, erwartungsgemäss<br />

fanden sich mehr Hausfrauen als Hausmänner. Bei den Männern dagegen fand sich<br />

e<strong>in</strong> grösserer Anteil von Rentnern und e<strong>in</strong>en höheren Anteil von Arbeitslosen.<br />

Rest<br />

Rest<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

10


Nationalität<br />

%<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Nationalität <strong>der</strong> Patienten<br />

(Suizidversuche Agglo <strong>Bern</strong>)<br />

2004 2005 2006 2007 2008<br />

Schweiz<br />

Deutschland<br />

Türkei<br />

an<strong>der</strong>e<br />

Rund 75% <strong>der</strong> Personen waren Schweizer. Türkische Staatsbürger stellen die<br />

grösste Gruppe <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>, Deutsche die zweithäufigste Gruppe dar.<br />

Bemerkenswert war die Anzahl von 17 Suizidversuchen von türkischen<br />

Staatsangehörigen im Jahre 2004.<br />

Wohnen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lebensgeme<strong>in</strong>schaft<br />

ohne mit Partner mit Partner<br />

<strong>in</strong> % Partner (homosexuell) (heterosexuell) unbekannt<br />

Männer 55.2 5.5 36.9 2.5<br />

Frauen 54.4 5.9 38.9 0.8<br />

Total 54.7 5.7 38.0 1.5<br />

Männer und Frauen, wohnten ähnlich häufig mit e<strong>in</strong>em Partner zusammen.<br />

Vorbehandlung / E<strong>in</strong>weisung<br />

In 41.3% <strong>der</strong> Fälle war bekannt, dass die Person schon früher e<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> mehrere<br />

Suizidversuche unternommen hat, welche zum Kontakt mit e<strong>in</strong>er mediz<strong>in</strong>ischen<br />

E<strong>in</strong>richtung geführt hatten.<br />

11


E<strong>in</strong>weisende Instanz<br />

%<br />

%<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Selbst<br />

Selbst<br />

Angehörige<br />

Angehörige<br />

Rettung/Polizei<br />

Rettung/Polizei<br />

praktizieren<strong>der</strong> Arzt<br />

praktizieren<strong>der</strong> Arzt<br />

E<strong>in</strong>weisend Instanz<br />

(nach Jahren)<br />

Psychotherapeut<br />

Allgeme<strong>in</strong>spital<br />

Sozmed. Dienst<br />

E<strong>in</strong>weisende Instanz<br />

(nach Geschlecht)<br />

Nichtmed. Psychothe...<br />

Allgeme<strong>in</strong>spital<br />

Sozmed. Dienst<br />

Justizbehörde<br />

Justizbehörde<br />

An<strong>der</strong>e<br />

An<strong>der</strong>e<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Der grössere Teil <strong>der</strong> Patienten wurde durch die Polizei bzw. Sanitätspolizei <strong>in</strong>s<br />

Inselspital gebracht, wobei hierbei unklar bleibt, wer diese Massnahmen veranlasst<br />

hat. So kann sowohl e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Arzt, als auch <strong>der</strong> Patient selbst, als auch<br />

Angehörige o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Dritte hier Hilfe geholt haben. „Echte“ Zuweiser waren am<br />

häufigsten die Angehörigen und die Patienten selbst. Insbeson<strong>der</strong>e die hohe Anzahl<br />

an Selbstzuweisungen verdeutlicht die Ambivalenz <strong>der</strong> Patienten nach dem<br />

Suizidversuch: Patienten werden nach dem Suizidversuch unsicher und holen selber<br />

Hilfe. Es ist ferner wahrsche<strong>in</strong>lich, dass bei den Zuweisungen durch Angehörige viele<br />

Fälle zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> denen die Patienten Hilfe gesucht haben.<br />

Die Unterschiede <strong>der</strong> Zuweisungswege <strong>in</strong> Bezug auf das Geschlecht waren ger<strong>in</strong>g.<br />

Tendenziell werden Frauen etwas häufiger durch Familienangehörige gebracht<br />

(Chi 2 = 6.71, p= .01), Männer wurden häufiger von <strong>der</strong> Polizei (Chi 2 = 6.45, p= 0.11)<br />

o<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Justiz (Chi 2 = 34.29, p


Weiterbehandlung nach dem Suizidversuch:<br />

%<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

ke<strong>in</strong>e Psychiatrie,<br />

ambulant<br />

Weiterbehandelnde Instanz<br />

Psychiatrie,<br />

stationär<br />

Mediz<strong>in</strong>,<br />

ambulant<br />

Mediz<strong>in</strong>,<br />

stationär<br />

Im Jahre 2004 wurden 57.3% e<strong>in</strong>er stationären psychiatrischen Behandlung<br />

zugewiesen, bis zum Jahre 2008 stieg diese Zahl auf 69.8%. Dies zeigt, dass –<br />

neben <strong>der</strong> aufwändigen mediz<strong>in</strong>ischen Notfallbehandlung – diese Patientengruppe<br />

e<strong>in</strong>e beträchtliche f<strong>in</strong>anzielle Belastung <strong>des</strong> Gesundheitswesens bedeutet. In 22.5%<br />

<strong>der</strong> Fälle (Mittelwert) wurde primär e<strong>in</strong>e ambulante psychiatrische Behandlung<br />

e<strong>in</strong>geleitet. E<strong>in</strong> erfolgter Suizidversuch ist mit Abstand <strong>der</strong> grösste Risikofaktor für<br />

vollendeten Suizid: das Risiko ist im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung über<br />

Jahrzehnte h<strong>in</strong>weg um das 40-fache o<strong>der</strong> mehr erhöht. Aus diesem Grund ist es<br />

wichtig, spezifische Behandlungen anzubieten und diese zu evaluieren. In <strong>Bern</strong> wird<br />

seit e<strong>in</strong>iger Zeit e<strong>in</strong> Kurz<strong>in</strong>terventionsprogramm durchgeführt, welches auf den<br />

neuesten Erkenntnissen <strong>der</strong> Suizidforschung basiert und neben<br />

verhaltenstherapeutischen Interventionen vor allem e<strong>in</strong>e patientenorientierte<br />

therapeutische Beziehung anstrebt. Lei<strong>der</strong> kann dieses Angebot mangels<br />

Ressourcen nur e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Teil <strong>der</strong> betroffenen Personen angeboten werden.<br />

<strong>in</strong>%<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

ke<strong>in</strong>e<br />

Weiterbehandlung (2004-2008)<br />

Psychiatrie<br />

ambulant<br />

Psychiatrie<br />

stationär<br />

ambulant<br />

(ausschliesslich<br />

mediz<strong>in</strong>isch)<br />

stationär<br />

mediz<strong>in</strong>isch<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Es fanden sich ke<strong>in</strong>e geschlechtspezifischen Unterschiede. Auch unter E<strong>in</strong>bezug von<br />

möglichen statistischen Co-Variablen (Bildungsstand, Zivilstatus) <strong>in</strong> die Analysen<br />

zeigten sich ke<strong>in</strong>e Unterschiede zwischen Frauen und Männern.<br />

Total<br />

13


Suizidmethoden<br />

Vielfach wird nicht nur e<strong>in</strong>e Methode beim Suizidversuch angewendet, son<strong>der</strong>n die<br />

Suizidenten gebrauchen zum Beispiel e<strong>in</strong>en „Cocktail“ aus verschiedenen<br />

Medikamenten o<strong>der</strong> benutzen Alkohol als „Mutmacher“ (Co-Methode). In <strong>der</strong><br />

vorliegenden Erfassung wurden bis zu vier Co-Methoden bei jedem Suizidversuch<br />

erfasst.<br />

%<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Anzahl <strong>der</strong> (Co-) Methoden<br />

1 Methode 2 Methoden 3 Methoden 4 Methoden<br />

Im Mittel wurden 1.8 Methoden verwendet, <strong>der</strong> Unterschied zwischen Männern und<br />

Frauen war ger<strong>in</strong>g aber vorhanden: Männer benutzten im Mittel 1.68, Frauen 1.89<br />

Methoden. Dieser Unterschied, obwohl statistisch signifikant, hat für den Alltag<br />

allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e Bedeutung (Wilcoxon W = 154779; p = .004).<br />

Re<strong>in</strong>e Medikamentenmisch<strong>in</strong>toxikationen<br />

Getrennt untersucht wurde sie Situation <strong>der</strong> re<strong>in</strong>en Medikamentenmisch<strong>in</strong>toxikation,<br />

also e<strong>in</strong>e Berechnung welche an<strong>der</strong>e Methoden ausschliesst. Auch hier zeigte sich<br />

ke<strong>in</strong> Unterschied: Frauen, welche versuchten sich durch Medikamenten das Leben<br />

zu nehmen benutzen im Mittel 1.84 Substanzen (SD: 1.13). Dieser Wert unterschied<br />

nicht von den Männern (MW: 1.96 SD: 1.14; Mittelwerte 2004 bis 2008).<br />

Alkohol<br />

Insbeson<strong>der</strong>e Alkohol war e<strong>in</strong>e typische Co-Methode: Bei 19.8 aller Suizidversuche<br />

wurde Alkohol als Co-Methode aufgelistet, aber nur 2.1% aller Suizide wurden<br />

ausschliesslich mit Alkohol unternommen (Mittelwerte 2004 bis 2008). Anzumerken<br />

ist, dass Alkohol nur erfasst wurde, wenn dies vom Patienten genannt o<strong>der</strong> vom Arzt<br />

festgestellt wurde. Gerade niedrige Alkoholmengen s<strong>in</strong>d möglicherweise nicht erfasst<br />

worden.<br />

Es fanden sich <strong>in</strong> Bezug auf Alkohol ke<strong>in</strong>e Unterschiede zwischen Männern und<br />

Frauen <strong>in</strong> Bezug auf die Frage, ob Alkohol als Co-Methode gebraucht wurde<br />

(Männer:18.5%; Frauen: 20.8%).<br />

14


Hauptmethoden<br />

%<br />

%<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Medikamente<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Medikamente<br />

Hauptmethoden Suizidversuche Agglo <strong>Bern</strong><br />

(Männer)<br />

Erhängen<br />

Schusswaffe<br />

Schnittverletzung<br />

Sturz<br />

Zug/Auto<br />

Alkohol<br />

Hauptmethoden Suizidversuche Agglo <strong>Bern</strong><br />

(Frauen)<br />

Erhängen<br />

Schusswaffe<br />

Schnittverletzung<br />

Sturz<br />

Zug/Auto<br />

Hauptmethoden, Mittelwerte <strong>der</strong> Jahre 2004 bis 2008<br />

Alkohol<br />

Männer<br />

(N=378)<br />

Frauen<br />

(N=490)<br />

Total<br />

Medikamente 41.8 73.1 59.4<br />

an<strong>der</strong>e Selbstvergiftung 1.9 2.7 2.3<br />

Erhängen 8.5 1.0 4.3<br />

Erschiessen 4.2 0.2 2.0<br />

Sprung 11.6 6.7 8.9<br />

Zug 1.6 1.2 1.4<br />

Schneiden 22.8 9.6 15.3<br />

Alkohol 1.6 2.4 2.1<br />

an<strong>der</strong>e 6.1 3.1 4.4<br />

Rest<br />

Rest<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

In Bezug auf die Methoden wurden ke<strong>in</strong>e signifikanten Unterschiede im zeitlichen<br />

Verlauf gefunden. Wie zuvor überwiegen auch im Jahre 2008 Überdosen von<br />

Medikamenten, dies im Gegensatz zu vollendeten Suiziden, bei denen tödliche<br />

Methoden wie Erhängen und Erschiessen am häufigsten gefunden wurde (s.u.).<br />

15


Männer und Frauen benutzen Medikamente und Schneiden als die beiden häufigsten<br />

Suizidmethoden, wobei bei Männern <strong>der</strong> Anteil an Schnittverletzungen <strong>in</strong> suizidaler<br />

Absicht relativ gesehen deutlich höher ist. Diese Unterschied ist statistisch hoch<br />

signifikant (Chi 2 =116.4, p< .001). Bemerkenswert ist, dass Schnittverletzungen bei<br />

den vollendeten Suiziden quantitativ e<strong>in</strong>e deutlich untergeordnete Rolle spielen.<br />

Suizid durch Sprung ist bei beiden Geschlechtern die dritthäufigste Methode.<br />

Sprünge können im Wesentlichen unterteilt werden <strong>in</strong> Gebäu<strong>des</strong>prünge und<br />

Brückensprünge, letztere Submethode endet häufiger letal. Frauen nutzen die<br />

Submethode Brückensprung häufiger, so dass bei Sprüngen im Gegensatz zum<br />

allgeme<strong>in</strong>en Trend Frauen die häufiger letal endende Submethode wählen. Im<br />

Gegensatz hierzu f<strong>in</strong>den sich bei Männern e<strong>in</strong>e grössere absolute und relative Zahl<br />

von Sprüngen welche nicht letal enden (Suizidversuche) <strong>in</strong>sgesamt. E<strong>in</strong>e Erklärung<br />

hierfür mag dar<strong>in</strong> liegen, dass Gebäu<strong>des</strong>prünge häufiger als Brückensprünge als<br />

e<strong>in</strong>e impulsive Handlung durchgeführt werden, e<strong>in</strong>e Reaktionsweise die<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich bei Männern häufiger ist.<br />

% aller Suizidversuche<br />

16.0<br />

14.0<br />

12.0<br />

10.0<br />

8.0<br />

6.0<br />

4.0<br />

2.0<br />

0.0<br />

Suizidversuche, häufigste Substanzen<br />

2004 2005 2006 2007 2008<br />

Analgetika<br />

Tranquilizer<br />

Hypnotika<br />

Antidepressiva<br />

Neuroleptika<br />

an<strong>der</strong>e<br />

Beim Vergleich <strong>des</strong> zeitlichen Verlaufes <strong>der</strong> fünf am häufigsten verwendeten<br />

Substanzklassen, zeigt sich, dass Tranquilizer (Beruhigungsmittel, z.B. Temesta ® ),<br />

Hypnotika (Schlafmittel, z.B. Stilnox ® ), Antidepressiva, und Analgetika<br />

(Schmerzmittel; z.B. Paracetamol) tendenziell häufiger und Neuroleptika seltener<br />

benutzt werden. Am häufigsten werden somit Medikamente <strong>in</strong> suizidaler Absicht<br />

e<strong>in</strong>genommen, welche wahrsche<strong>in</strong>lich häufiger von Hausärzten verschrieben<br />

werden. Dieses Ergebnis bestätigt das Potential von Suizidpräventionsmassnahmen,<br />

welche auf die Verbesserung <strong>der</strong> hausärztlichen Versorgung abzielt, wie es beim<br />

Bündnis gegen Depression umgesetzt wird. Aus notfallmediz<strong>in</strong>ischer Sicht ist die<br />

Zunahme <strong>der</strong> Analgetika von beson<strong>der</strong>er Bedeutung, da sich hier beson<strong>der</strong>s<br />

schwerwiegende Komplikationen ergeben können, wie z.B. die massiven<br />

Leberschäden nach Paracetamol-E<strong>in</strong>nahme. Diese Medikamente können <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Apotheke rezeptfrei <strong>in</strong> grossen Mengen bezogen werden. Es stellt sich die Frage, ob<br />

die Schweiz nicht ähnlich wie kürzlich Deutschland die Verschreibepraxis z.B. von<br />

Paracetamol än<strong>der</strong>n sollte, so dass dieses Medikament nur noch per Rezept<br />

bezogen werden kann.<br />

16


2. Suizide, Schweiz und <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong><br />

Die vollzogenen Suizide, erfasst durch das Bun<strong>des</strong>amt für Statistik, s<strong>in</strong>d bislang nur<br />

bis zum Jahr 2006 erhältlich.<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1990<br />

1991<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

Suizidraten Schweiz<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

Frauen<br />

Männer<br />

Total<br />

L<strong>in</strong>ear (Männer)<br />

L<strong>in</strong>ear (Total)<br />

L<strong>in</strong>ear (Frauen)<br />

Insgesamt wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz 1308 Suizide im Jahre 2006 registriert. Hiervon<br />

waren 863 männlich (66.0%) und 445 (34.0%) weiblich. Die Abnahme <strong>der</strong><br />

Suizidraten <strong>in</strong>sgesamt ist fast ausschliesslich durch die Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> Suizide <strong>der</strong><br />

Männer zurückzuführen. Zu bemerken ist, dass die Abnahme <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />

zum Stillstand gekommen ist und sich tendenziell sogar wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Zunahme von<br />

Suiziden abzeichnet.<br />

Im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich liegt die schweizerische Suizidrate im Mittelfeld,<br />

allerd<strong>in</strong>gs liegt sie unter den westeuropäischen bzw. westlichen Län<strong>der</strong>n ganz klar im<br />

oberen Drittel. In den letzten Jahren wurde <strong>in</strong> den meisten westlichen Län<strong>der</strong>n e<strong>in</strong><br />

Rückgang <strong>der</strong> Suizidhäufigkeit festgestellt. Hier die Suizidraten e<strong>in</strong>iger ausgewählter<br />

Län<strong>der</strong> (rohe Raten, WHO, für das Jahr 2003):<br />

Litauen 42.1<br />

Slowenien 28.1<br />

Ungarn 27.7<br />

Japan 23.8<br />

F<strong>in</strong>nland 20.6<br />

Österreich 17.9<br />

Frankreich 17.6<br />

Schweiz 17.1<br />

Dänemark 13.6<br />

Deutschland 13.5<br />

Schweden 13.4<br />

Australien 12.7<br />

Norwegen 10.9<br />

USA 10.7<br />

Nie<strong>der</strong>lande 9.2<br />

Italien 7.1<br />

Grossbritannien 6.9<br />

Griechenland 2.9<br />

17


2.1. Suizidmethoden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

%<br />

%<br />

%<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Suizidmethoden Schweiz<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Suizidmethoden Schweiz Frauen<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Suizidmethoden Schweiz Männer<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Vergiftung<br />

Erhängen<br />

Ertr<strong>in</strong>ken<br />

Erschiessen<br />

Sturz<br />

Zug<br />

Rest<br />

assistiert<br />

Vergiftung<br />

Erhängen<br />

Ertr<strong>in</strong>ken<br />

Erschiessen<br />

Sturz<br />

Zug<br />

Rest<br />

assistiert<br />

Vergiftung<br />

Erhängen<br />

Ertr<strong>in</strong>ken<br />

Erschiessen<br />

Sturz<br />

Zug<br />

Rest<br />

assistiert<br />

18


Allgeme<strong>in</strong> zeigt sich, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz bei den rund 1'300 Suiziden pro Jahr<br />

Vergiftungen mit Medikamenten, Erschiessen, Erhängen die drei häufigsten<br />

Methoden s<strong>in</strong>d. Erschiessen ist die häufigste Methode bei den Männern, wobei<br />

Erhängen fast ebenso oft vorkommt. In ke<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Land Europas sterben so<br />

viele Menschen durch Schusswaffensuizide wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz. Bei Frauen<br />

dom<strong>in</strong>ieren die Suizide durch Vergiftungen. Bemerkenswert ist die schrittweise<br />

Steigerung <strong>der</strong> Suizidmethode Vergiftung <strong>in</strong> den letzten 10 Jahren, welche <strong>in</strong> engem<br />

Zusammenhang mit <strong>der</strong> Zunahme <strong>des</strong> assistierten Suizi<strong>des</strong> liegt. Die Zunahme ist<br />

dramatisch, hier sollte die Rolle <strong>des</strong> Staates dr<strong>in</strong>gend überdacht werden. Die<br />

vierthäufigste Methode ist Suizid durch Sprung aus <strong>der</strong> Höhe, es ist die e<strong>in</strong>zige<br />

Methode mit hoher Letalität (s.u.) welche häufiger von Frauen als von Männern<br />

angewendet wird.<br />

19


2.2. Suizide <strong>in</strong> den Kantonen<br />

Die Suizidraten <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Schweiz zeigen grosse Fluktuationen, so wies z.B.<br />

Kanton Appenzell I.Rh. im 10-Jahres-Mittel den dritthöchste Rate auf, im Jahre 2004<br />

wurde aber nur e<strong>in</strong> Suizid beobachtet, was zu <strong>der</strong> tiefsten Suizidrate aller Kantone für<br />

2004 führte. Insbeson<strong>der</strong>e bei kle<strong>in</strong>en Kantonen fallen die Schwankungen <strong>der</strong><br />

jährlichen Raten erwartungsgemäss stärker <strong>in</strong>s Gewicht.<br />

Suizide und Suizidraten <strong>der</strong> Kantone <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

Suizide Suizide Suizide Suizidrate Suizidrate Suizidrate Suizidrate<br />

2004 2005 2006 2004 2005 2006 1996-2006<br />

AR 16 14 13 30.5 26.6 24.8 27.3<br />

SH 19 14 15 25.6 18.9 20.2 21.6<br />

ZH 264 258 267 20.6 20.1 20.8 20.5<br />

NE 29 31 39 17.2 18.4 23.1 19.6<br />

NW 7 8 7 18.1 20.6 18.1 18.9<br />

JU 12 17 9 17.7 25 13.3 18.7<br />

FR 54 40 43 21.4 15.9 17.0 18.1<br />

VD 118 100 138 18 15.2 21.1 18.1<br />

GE 75 72 86 17.4 16.7 20.0 18.0<br />

BE 172 180 155 17.9 18.7 16.1 17.6<br />

AG 98 97 99 17.4 17.2 17.6 17.4<br />

TI 30 42 48 12.9 18 20.6 17.2<br />

VS 47 52 48 16.4 18.1 16.7 17.1<br />

BS 30 36 30 15.7 18.9 15.7 16.8<br />

ZG 15 20 17 14.3 19.1 16.2 16.5<br />

SG 75 78 74 16.3 17 16.1 16.5<br />

BL 34 48 44 12.9 18.2 16.7 15.9<br />

SZ 23 23 18 17 17 13.3 15.8<br />

SO 33 40 38 13.4 16.3 15.4 15.0<br />

LU 52 51 49 14.7 14.4 13.9 14.3<br />

OW 4 6 4 12.1 18.2 12.1 14.1<br />

GR 27 30 23 14.1 15.7 12.0 13.9<br />

UR 4 5 3 11.5 14.4 8.6 11.5<br />

GL 8 4 1 20.9 10.5 2.6 11.3<br />

AI 1 3 1 6.8 20.4 6.8 11.3<br />

TG 37 30 39 11.6 9.4 12.2 11.1<br />

20


2.3. Suizide <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong><br />

Im Jahr 2004 wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong> 72 Suizide registriert, für das Jahr<br />

2005 fanden sich 52 und im Jahr 2006 54 Selbsttötungen. Der Trend ist sowohl bei<br />

Männern als auch bei Frauen rückläufig, verstärkt <strong>in</strong> den letzten 2 Jahren zu<br />

beobachten.<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Suizidrate Schweiz & <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong><br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Suizide pro Jahr pro 100.000 E<strong>in</strong>w.<br />

Agglo <strong>Bern</strong> Frauen<br />

Agglo <strong>Bern</strong> Männer<br />

Agglo <strong>Bern</strong><br />

Schweiz Frauen<br />

Schweiz Männer<br />

Schweiz<br />

Die Suizidraten liegen <strong>in</strong> den Jahren 2005 und 2006 im Gegensatz zu den Jahren<br />

2003 und 2004 <strong>in</strong> <strong>Bern</strong> (knapp) unter dem Schweizer Durchschnitt.<br />

Die häufigsten Methoden waren Medikamente (27.8%), Erhängen (22.2%),<br />

Schusswaffen (19.4%) und Sturz (16.7%). Auffällig ist hier die Zunahme <strong>der</strong><br />

Medikamentensuizide, welche die höchste <strong>der</strong> letzten 10 Jahre darstellt und e<strong>in</strong>en<br />

schweizweiten Trend darstellt und sicherlich im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Zunahme<br />

vom assistierten Suizid steht (s.o.). Auch Suizid durch Sturz aus <strong>der</strong> Höhe ist <strong>in</strong> <strong>Bern</strong><br />

relativ häufig.<br />

An dieser Stelle wird auch deutlich, dass die Erfassung <strong>der</strong> Daten <strong>des</strong> Kantons <strong>Bern</strong><br />

repräsentativ ist. Das Verhältnis von Suiziden (72) zu behandelten Suizidversuchen<br />

ohne To<strong>des</strong>folge (322) liegt somit bei 1 zu 4.5, wobei davon ausgegangen werden<br />

muss, dass e<strong>in</strong>e ungewisse Anzahl Suizidversuche ausserhalb <strong>der</strong> <strong>Agglomeration</strong><br />

behandelt wurde (<strong>der</strong> umgekehrte Fall wird anhand <strong>der</strong> Postleitzahl <strong>des</strong> Wohnorts<br />

ausgeschlossen). Im Übrigen ist von an<strong>der</strong>en Untersuchungen bekannt, dass<br />

Suizidversuche relativ häufig nicht zur mediz<strong>in</strong>ischen Behandlung führen.<br />

21


<strong>in</strong> %<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Suizidmethoden <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong><br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Vergiftung<br />

assistiert<br />

Erhängen<br />

Ertr<strong>in</strong>ken<br />

Erschiessen<br />

Die häufigsten Methoden im Jahre 2005 waren Erhängen (30.8%), Schusswaffen<br />

(21.2%), Medikamente (19.2%), und Sturz (17.3%). Unerklärliche Gründe hat die<br />

ger<strong>in</strong>ge Anzahl von Erhängen im Jahre 2006, hier handelt es sich wahrsche<strong>in</strong>lich um<br />

e<strong>in</strong>en statistischen Ausreisser. Auffällig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtstatistik ist die Zunahme <strong>der</strong><br />

Medikamentensuizide, aus diesem Grund wurde <strong>in</strong> diesem Bericht erstmals <strong>der</strong><br />

assistierte Suizid als e<strong>in</strong>zelne Kategorie gelistet. Auch Suizid durch „Sturz aus <strong>der</strong><br />

Höhe“ ist <strong>in</strong> den letzten Jahren angestiegen. Sie liegt deutlich über dem<br />

schweizerischen Mittelwert. E<strong>in</strong> Grund hierfür liegt sicherlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verfügbarkeit von<br />

hohen Brücken. Wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Studie gezeigt werden konnte, f<strong>in</strong>den sich<br />

immerh<strong>in</strong> 3 <strong>der</strong> 10 für Suizide am häufigsten genutzten Brücken im Stadtgebiet.<br />

Ke<strong>in</strong>e Stadt <strong>der</strong> Schweiz hat e<strong>in</strong>e <strong>der</strong>art grosse Ansammlung von Suizidbrücken wie<br />

<strong>Bern</strong>. Hier besteht für <strong>Bern</strong> e<strong>in</strong> dr<strong>in</strong>gen<strong>der</strong> Handlungsbedarf für den Bau von<br />

Suizidpräventionsmassnahmen.<br />

Sturz<br />

Zug<br />

Rest<br />

22


3. Zusammenfassung: Suizidales Verhalten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong> und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

Suizidversuche:<br />

Verglichen mit den Vorjahren ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Suizidversuche ke<strong>in</strong> sicherer<br />

Trend auszumachen. Wie schon vorher ist die vor allem betroffene Altersgruppe<br />

diejenige zwischen 15 und 29 Jahren, wobei die höchste Rate bei den 20-24 jährigen<br />

Frauen gefunden wurde. Suizidversuche mit Medikamenten, ist die häufigste<br />

Methode. Die Anzahl <strong>der</strong> Suizide durch Sturz bzw. Sprung <strong>in</strong> die Tiefe, ist <strong>in</strong> <strong>Bern</strong><br />

deutlich häufiger als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz. Etwa <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Fälle werden mehrere<br />

Methoden gleichzeitig angewendet (z.B. Medikamente und Alkohol). Die Bedeutung<br />

<strong>des</strong> Risikofaktors Suizidversuch für weitere suizidale Handlungen wird dadurch<br />

unterstrichen, dass m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens 41% <strong>der</strong> Personen schon früher e<strong>in</strong>en Suizidversuch<br />

unternommen haben. Mehr als die Hälfte <strong>der</strong> Fälle wurde nach <strong>der</strong><br />

notfallmediz<strong>in</strong>ischen Versorgung e<strong>in</strong>er stationären psychiatrischen Behandlung<br />

zugeführt.<br />

E<strong>in</strong>e wesentliche Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prävention von Suiziden ist die konsequente und<br />

langfristige Nachbehandlung von Menschen, die e<strong>in</strong>en Suizidversuch unternommen<br />

haben. Verschiedene Studien zeigen, dass nach e<strong>in</strong>em Suizidversuch das Risiko<br />

e<strong>in</strong>es späteren Suizids um das 40-fache o<strong>der</strong> mehr erhöht ist und über Jahre h<strong>in</strong>weg<br />

(> 20 Jahre) nicht abnimmt. Weitere Suizidversuche erhöhen das Suizidrisiko<br />

zusätzlich. Verschiedene spezifische Nachbehandlungskonzepte s<strong>in</strong>d an<br />

verschiedenen Zentren entwickelt worden und werden evaluiert. Auch <strong>in</strong> <strong>Bern</strong> haben<br />

wir e<strong>in</strong> Nachbehandlungsprogramm e<strong>in</strong>geführt, welches auf dem neuesten<br />

Wissensstand beruht.<br />

Suizide:<br />

In den letzten 10 Jahren ist die Suizidrate <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz wie <strong>in</strong> allen<br />

westeuropäischen und westlichen Län<strong>der</strong>n stetig gesunken. Die Ursachen dafür s<strong>in</strong>d<br />

unklar. Viele Experten gehen davon aus, dass Massnahmen zur Prävention<br />

gesamthaft gesehen Wirkung zeigen. Darunter fallen z.B. die Aufklärung <strong>der</strong><br />

Bevölkerung über Depressionen sowie besseres Erkennen und Behandeln<br />

depressiver Störungen. Die Suizidrate <strong>der</strong> Schweiz liegt im Vergleich mit westlichen<br />

Län<strong>der</strong>n relativ hoch und <strong>in</strong>sgesamt im oberen Drittel. Grossbritannien z.B. hat e<strong>in</strong>e<br />

2.5 Mal tiefere Suizidrate. Schusswaffensuizide bei Männern s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> unserem Land<br />

im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich beson<strong>der</strong>s häufig. Bedenklich ist, dass bei den Suiziden<br />

durch Medikamente <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong> Anstieg zu verzeichnen ist, welcher vor<br />

allem auf assistierte Suizide zurückzuführen ist. Hier besteht dr<strong>in</strong>gen<strong>der</strong><br />

Handlungsbedarf für verbesserte Reglementierungen und e<strong>in</strong> Aufbau von Hilfen von<br />

den häufig älteren Menschen.<br />

Suizide <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong>:<br />

Die Suizidrate <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong> liegt ab dem Jahr 2005 erstmals seit<br />

mehreren Jahren wie<strong>der</strong> unter dem schweizerischen Durchschnitt. Auch hier ist <strong>der</strong><br />

Anteil an Medikamentensuiziden hoch. Dies erstaunt umso mehr als die neuen<br />

psychotropen Substanzen heute meist wesentlich weniger toxisch s<strong>in</strong>d.<br />

Die meisten westlichen Län<strong>der</strong> haben <strong>in</strong> den letzten Jahren grosse Anstrengungen<br />

unternommen, nationale Programme zur Suizidprävention zu entwickeln. Experten<br />

23


vertreten die Me<strong>in</strong>ung, dass es wirkungsvolle Massnahmen zur Reduktion <strong>der</strong><br />

Suizidhäufigkeit gibt. In <strong>der</strong> Schweiz besteht <strong>in</strong> dieser Beziehung e<strong>in</strong> grosser<br />

Nachholbedarf (siehe Bericht <strong>in</strong> Erfüllung <strong>des</strong> Postulats Widmer, BAG 2005 1 ). Die<br />

wichtigsten Bereiche, die für präventive Massnahmen <strong>in</strong> Frage kommen, s<strong>in</strong>d:<br />

1. Aufklärung <strong>der</strong> Bevölkerung bzw. von Schlüsselpersonen h<strong>in</strong>sichtlich<br />

Depressionen und <strong>der</strong>en Behandlungsmöglichkeiten,<br />

2. Verbesserung <strong>der</strong> Nachbehandlung von Personen, die e<strong>in</strong>en Suizidversuch<br />

unternommen haben,<br />

3. Bee<strong>in</strong>flussung <strong>der</strong> Verfügbarkeit von Mitteln zum Suizid (Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Waffengesetzgebung, Sicherung von Suizid-Hotspots, Bee<strong>in</strong>flussung <strong>der</strong><br />

ärztlichen Verschreibepraxis),<br />

4. Bee<strong>in</strong>flussung <strong>der</strong> Medienberichterstattung über Suizid.<br />

Das Nürnberger Bündnis gegen Depressionen (www.buendnis-depression.de) hat<br />

gezeigt, dass mit e<strong>in</strong>em umfassenden Programm <strong>in</strong> kurzer Zeit e<strong>in</strong> Rückgang <strong>der</strong><br />

Anzahl suizidaler Handlungen (Suizide und Suizidversuche) erreicht werden kann.<br />

Bis jetzt s<strong>in</strong>d entsprechend dem Nürnberger Modell gewisse Massnahmen <strong>in</strong> den<br />

Kantonen Zug und <strong>Bern</strong> (www.berner-buendnis-depression.ch) umgesetzt worden.<br />

Die Schweiz hat im Vergleich mit an<strong>der</strong>n Län<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e relativ hohe Rate von<br />

Suiziden mit Schusswaffen (Ajdacic-Gross et al. 2006 2 , Frei et al. 2006 3 );<br />

Erfahrungen im Ausland (USA, Canada, Neuseeland) zeigen, dass e<strong>in</strong>e<br />

Verschärfung <strong>der</strong> Waffengesetzgebung e<strong>in</strong>en beträchtlichen E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

Suizidrate hat. Darüber h<strong>in</strong>aus konnte für Brückensuizide für die Schweiz, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

von uns parallel durchgeführten Studie 4 , (<strong>in</strong>direkt) gezeigt werden, dass durch e<strong>in</strong>e<br />

Sicherung von Hotspots e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung nicht nur von Brückensuiziden, son<strong>der</strong>n<br />

auch von Suiziden allgeme<strong>in</strong> erwartet werden kann.<br />

1 Suizid und Suizidprävention <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz Bericht <strong>in</strong> Erfüllung <strong>des</strong> Postulates Widmer,<br />

Bun<strong>des</strong>amt für Gesundheit, April 2005 (02.3251)<br />

2 Ajdacic-Gross V, Killias M, Hepp U, Gadola E, Bopp M, Lauber C, Schny<strong>der</strong> U, Gutzwiller<br />

F, Rossler W. Chang<strong>in</strong>g times: a longitud<strong>in</strong>al analysis of <strong>in</strong>ternational firearm suicide data.<br />

Am J Public Health. 2006;96(10):1752-5.<br />

3 Frei A, Han A, Weiss MG, Dittmann V, Ajdacic-Gross V. Use of army weapons and private<br />

firearms for suicide and homicide <strong>in</strong> the region of Basel, Switzerland. Crisis 2006<br />

;27(3):140-6.<br />

4 Reisch T, Schuster U, Jenny C, Michel K. Suizidprävention bei Brücken: Grundlagen<br />

Forschungsbericht <strong>der</strong> Arbeitsgruppe Brückenforschung, Bun<strong>des</strong>amt für Strassen, VSS:<br />

Zürich, 2006<br />

24


4. Medienberichterstattung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong>:<br />

E<strong>in</strong>e quantitative und qualitative Untersuchung<br />

(Bemerkung: Dieser Teil <strong>des</strong> Berichtes hat seit dem letzten Jahresbericht ke<strong>in</strong>e<br />

Verän<strong>der</strong>ung erfahren, wird <strong>der</strong> Vollständig halber beigefügt)<br />

Die Medienberichterstattung dient e<strong>in</strong>erseits <strong>der</strong> Informationsverbreitung,<br />

an<strong>der</strong>erseits stellt sie e<strong>in</strong>en wesentlichen Faktor bei <strong>der</strong> Bildung von Me<strong>in</strong>ungen,<br />

E<strong>in</strong>stellungen und Repräsentationen spezifischer Sachverhalte <strong>in</strong> unserem Alltag<br />

dar.<br />

Bei Hochrisikogruppen, wie Menschen <strong>in</strong> <strong>suizidalen</strong> Krisen, birgt diese Tatsache<br />

Risiken. So ist durch verschiedene Studien belegt, dass manche Formen <strong>der</strong><br />

Berichterstattung über Suizide und Suizidversuche <strong>in</strong> den Medien zu<br />

Imitationshandlungen führen können (Schmidtke & Schaller, 2000). In <strong>der</strong><br />

wissenschaftlichen Literatur spricht man vom so genannten „Werther-Effekt“. Philips<br />

stellte bereits 1974 fest, dass Suizide <strong>in</strong> <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung statistisch<br />

ansteigen, wenn Zeitungen über prom<strong>in</strong>ente Suizide o<strong>der</strong> Suizidversuche berichten.<br />

Es konnte gezeigt werden, dass die Häufigkeit suizidaler Handlungen unter an<strong>der</strong>em<br />

durch die Berichterstattung über Suizid-Hotspots bee<strong>in</strong>flusst wird (z.B.<br />

Sicherheitsnetz auf <strong>der</strong> Münsterplattform, siehe dazu Reisch & Michel, 2005,<br />

Sonneck et al. 1994). Das vermittelte Suizidvorbild dient dem Nachahmer zur<br />

Imitation. Suizidale Menschen bilden dadurch vermehrt Repräsentationen aus, man<br />

kann von e<strong>in</strong>er „Ansteckung“ (Modellernen, Bandura) reden.<br />

In e<strong>in</strong>er früheren Studie von Michel et al. (2000) konnte gezeigt werden, dass e<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>flussnahme auf die Qualität <strong>der</strong> Berichterstattung über Suizide durch die<br />

Publikation von Richtl<strong>in</strong>ien und v.a. durch die persönliche Kontaktaufnahme mit<br />

Redaktoren von Tageszeitungen möglich ist. Diesem Beispiel folgend ist das Ziel <strong>der</strong><br />

vorliegenden Untersuchung e<strong>in</strong>e Evaluation <strong>der</strong> Suizidberichterstattung <strong>in</strong> den<br />

Pr<strong>in</strong>tmedien, welche für die <strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong> relevant s<strong>in</strong>d. Es konnte dabei auf<br />

die Erfassungsmethode e<strong>in</strong>er früheren Periode zurückgegriffen werden. Dort wurde<br />

aus den erfassten Items <strong>der</strong> sog. Imitation Risk Score errechnet, <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Zwischenzeit auch von an<strong>der</strong>n, ausländischen, Untersuchern verwendet wurde. Der<br />

Imitation Risk Score stellt e<strong>in</strong> Mass <strong>der</strong> Gefahr e<strong>in</strong>es Imitationseffekts dar, die von<br />

e<strong>in</strong>em Artikel zu erwarten ist. Die Daten dieser Untersuchung sollen e<strong>in</strong>e Basel<strong>in</strong>e<br />

zur Erfassung e<strong>in</strong>es Effekts <strong>der</strong> Interventionen durch das <strong>Bern</strong>er Bündnis gegen<br />

Depressionen (BBgD) se<strong>in</strong>.<br />

Internationale Richtl<strong>in</strong>ien gehen davon aus, dass die Aufmerksamkeit auf e<strong>in</strong>en<br />

Bericht über Suizid erhöht wird, wenn dieser gewisse Kriterien erfüllt. Diese s<strong>in</strong>d: mit<br />

e<strong>in</strong>em Aushang wird auf den Bericht h<strong>in</strong>weisen; <strong>der</strong> Bericht ersche<strong>in</strong>t auf <strong>der</strong><br />

Titelseite; <strong>der</strong> Ausdruck „Selbstmord“ o<strong>der</strong> „Suizid“ wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Artikelüberschrift<br />

verwendet; Fotografien o<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> werden verwendet, die e<strong>in</strong>e betreffende Person<br />

o<strong>der</strong> den genauen Standort zeigen verwendet; die Haltung <strong>des</strong> Suizidanten wird als<br />

bewun<strong>der</strong>nswert, heroisch o<strong>der</strong> mit Billigung dargestellt; Örtlichkeit (z.B. Sprung von<br />

<strong>der</strong> Lorzentobelbrücke) wird erwähnt o<strong>der</strong> sogar <strong>der</strong> gesamte Ablauf <strong>der</strong><br />

Suizidmethode dargestellt. Weiter gilt es als gefährlich, wenn Schlagwörter<br />

verwendet werden, die e<strong>in</strong>em Menschen <strong>in</strong> suizidaler Krise zur Identifikation dienen<br />

könnten („Selbstmord wegen schlechter Noten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule“).<br />

25


In den letzten Jahren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> zahlreichen Län<strong>der</strong>n (Österreich, Deutschland,<br />

Grossbritannien, skand<strong>in</strong>avische Län<strong>der</strong>, USA, Neuseeland, Australien, etc.)<br />

Richtl<strong>in</strong>ien für Medienschaffende zur Berichterstattung über das Thema Suizid<br />

publiziert worden, welche <strong>in</strong>haltlich ähnlich s<strong>in</strong>d. In <strong>der</strong> Schweiz wurden solche<br />

Richtl<strong>in</strong>ien im Jahr 1994 im Rahmen <strong>der</strong> Präventionskampagne <strong>der</strong> FMH und <strong>des</strong><br />

BAG publiziert. Sie s<strong>in</strong>d von <strong>der</strong> Präventionsorganisation Ipsilon revidiert worden und<br />

auf <strong>der</strong> Webseite von Ipsilon (www.ipsilon.ch) zugänglich.<br />

In unserer systematischen Erfassung wurden während e<strong>in</strong>em Zeitraum von 12<br />

Monaten (April 2004 – März 2005) alle lokalen Wochen- und Tageszeitungen <strong>der</strong><br />

<strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong> nach Artikeln zum Thema Suizid und Suizidversuch durchsucht.<br />

Namentlich handelt es sich dabei um den Bärner Bär, Stadtanzeiger, Sonntagszeitung,<br />

Blick, Bund, BZ, 20M<strong>in</strong>uten. Es wurden bewusst nur Zeitungen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Agglomeration</strong> <strong>Bern</strong> veröffentlich werden untersucht, da die Studie an das<br />

Präventionsprojekt „Bündnis gegen Depression“ gebunden war. Es konnte gezeigt<br />

werden, dass diese Richtl<strong>in</strong>ien für das E<strong>in</strong>zugsgebiet <strong>Bern</strong> ungenügend befolgt<br />

werden. Vor allem zeigt <strong>der</strong> Vergleich mit den früheren qualitativen Untersuchungen,<br />

dass <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Artikel mit e<strong>in</strong>em Gefahrenpotenzial für<br />

Nachahmungshandlungen wie<strong>der</strong> auf den ursprünglichen Wert angestiegen ist. Es<br />

drängt sich <strong>des</strong>halb auf, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neuen Kampagne <strong>in</strong> ähnlicher Weise wie 1994 die<br />

verantwortlichen Redaktoren zu erreichen und zu sensibilisieren. Angesichts <strong>der</strong><br />

Häufigkeit <strong>der</strong> Suizidberichterstattung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gratiszeitung „20M<strong>in</strong>uten“ und <strong>der</strong><br />

Tageszeitung „Blick“ sollte unbed<strong>in</strong>gt mit diesen Redaktionen <strong>der</strong> Kontakt gesucht<br />

werden. Dies könnte durch die Vere<strong>in</strong>igung „Ipsilon“ o<strong>der</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Aktivitäten<br />

<strong>des</strong> <strong>Bern</strong>er Bündnisses gegen Depressionen (BBgD) geschehen. Erfahrungsgemäss<br />

ist <strong>der</strong> persönliche Kontakt mit den verantwortlichen Redaktoren ausschlaggebend.<br />

Es zeigt sich auch, dass mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Gratiszeitungen das Problem grösser<br />

geworden ist.<br />

Über Suizid soll und darf berichtet werden. So wäre es wichtig, dass neben dem<br />

Vermeiden von Sensation und unnötigen Details, welche sich für<br />

Nachahmungshandlungen anbieten, auch auf Alternativen (Anlaufstellen,<br />

Krisen<strong>in</strong>tervention) h<strong>in</strong>zuweisen und korrekte Informationen zu vermitteln (z.B.<br />

H<strong>in</strong>weise auf Depressionen und Behandlungsmöglichkeiten). Suizid sollte als<br />

Handlung dargestellt werden, die nicht se<strong>in</strong> muss, und die wir nicht e<strong>in</strong>fach als freien<br />

Entscheid e<strong>in</strong>er Person h<strong>in</strong>nehmen sollten.<br />

Literatur zur Medienberichterstattung<br />

Michel K, Frey C, Wyss K, Valach L: An exercise <strong>in</strong> improv<strong>in</strong>g suicide report<strong>in</strong>g <strong>in</strong> pr<strong>in</strong>t<br />

media. Crisis (2000) 21/2, 71-79.<br />

Reisch T, Michel K. Secur<strong>in</strong>g a suicide hot spot: Effects of a safety net at the <strong>Bern</strong>e<br />

Muenster Terrace. Suicide and Life-Threaten<strong>in</strong>g Behavior 2005, 35, 460-467.<br />

Schmidtke, Aand Schaller, S, “The role of mass media <strong>in</strong> suicide prevention” The<br />

International Handbook of Suicide and Attempted Suicide, ed, Hawton, K and van<br />

Heer<strong>in</strong>gen, K, Wiley, Chichester, 2000<br />

Sonneck G, Etzersdorfer E, Nagel-Kuess S: Imitative suicide on the Viennese subway.<br />

Social Science and Medic<strong>in</strong>e 1994; 38: 453-457.<br />

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