Fit fürs Leben.pdf
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„<strong>Fit</strong> <strong>fürs</strong> <strong>Leben</strong> ?!“<br />
Grundlagen, Befunde und Konzepte zur<br />
Förderung lernschwacher Jugendlicher<br />
im Übergang Schule/Beruf<br />
Birgit Werner<br />
Birgit.werner@ph-heidelberg.de
Begriff Lernbehinderung / Befunde zum nachschulischen Verbleib / Faktoren erfolgreicher Förderung<br />
Gliederung<br />
• Begriff Lernstörungen, -schwierigkeiten, -behinderung<br />
• Befunde zum nachschulischen Verbleib von Förderschülern<br />
• Faktoren erfolgreicher Förderung der Zielgruppe
Begriff Lernbehinderung / Befunde zum nachschulischen Verbleib / Faktoren erfolgreicher Förderung<br />
Statistische Angaben (Schuljahr 2009/10)<br />
• ≈ 9 Millionen Schüler an allgemeinbildenden Schulen<br />
• ≈ 400.000 Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf; ca. 4% der<br />
schulpflichtigen Kinder erhalten Förderung an Sonderschulen<br />
• ≈ 160.000 im Förderschwerpunkt Lernen (≈ 40,%) aller Sonderschüler (ca.<br />
2% aller schulpflichtiger Kinder)<br />
• Förderschwerpunkt Lernen<br />
• BRD: ca. 160.000 Schüler<br />
• NRW: ca. 40.000 Schüler<br />
• Baden-W.: ca. 21.000 Schüler
Begriff Lernbehinderung / Befunde zum nachschulischen Verbleib / Faktoren erfolgreicher Förderung<br />
Phänomene<br />
• Dauerhaftes schulisches Leistungsversagen in den<br />
Kernbereichen Deutsch und Mathematik<br />
• „Gute“ Jungs kommen an die Macht, „böse“ in die<br />
Sonderschule (Hoffmann 2006)<br />
• „Hartz-IV-Schule“<br />
• Überproportionaler Anteil an Schülern mit<br />
Migrationshintergrund
Begriff Lernbehinderung / Befunde zum nachschulischen Verbleib / Faktoren erfolgreicher Förderung<br />
Soziologische<br />
Perspektive<br />
• Benachteiligung<br />
durch sozioökonomische<br />
Faktoren (Armut)<br />
• Benachteiligung<br />
durch soziokulturelle<br />
Faktoren<br />
(restringierter<br />
Sprachcode;<br />
Bildungsferne)<br />
Erklärungsmodelle<br />
Psychologische<br />
Perspektive<br />
• Defizite in der<br />
allgemeinen<br />
Intelligenz (IQ<br />
zwischen 55 und<br />
85)<br />
• Ungünstiges<br />
Lernverhalten<br />
(Konzentration,<br />
Vorwissen,<br />
Strategien,<br />
metakognitive<br />
Strategien)<br />
Systemtheoretische<br />
Perspektive<br />
• Folge des<br />
gegliederten<br />
Schulsystems<br />
• Fehlende Passung<br />
zwischen<br />
schulischem<br />
Lernangebot und<br />
individuellen<br />
Lernmöglichkeiten
Begriff Lernbehinderung / Befunde zum nachschulischen Verbleib / Faktoren erfolgreicher Förderung<br />
Problemaufriss<br />
o Individualisierung und Entstandardisierung von <strong>Leben</strong>släufen<br />
o Rückgang an Arbeitsplätzen im Hilfs- und Anlernbereich<br />
o Steigender Anteil „problematischer“ Arbeitsplätze: prekäre<br />
Arbeit; nicht-standardisierte Beschäftigung, Nischentätigkeiten<br />
o Differenziertes Maßnahmensystem : BVJ, BGJ, BvB,<br />
Bildungsbegleitung an „erster“ und „zweiter“ Schwelle, IFD<br />
o Grenze zwischen Behinderung und Benachteiligung<br />
verschwimmt
Begriff Lernbehinderung / Befunde zum nachschulischen Verbleib / Faktoren erfolgreicher Förderung<br />
Verbleibsstudie 2008/09<br />
• Landkreis Rhein Neckar, Neckar Odenwald, Stadtkreise Mannheim und Heidelberg<br />
(n = 519)<br />
• Unmittelbar nach Schulabschluss:<br />
– Knapp 10% Beginn einer Berufs(aus)bildung<br />
– Knapp 80 % schulische Berufsvorbereitung<br />
– Knapp 10% BvB (berufsvorbereitende Maßnahme)<br />
– Ca. 2% Abbrecher<br />
• Nach berufsvorbereitenden Maßnahmen (1-2 Jahre nach Schulabschluss)<br />
– 50% Ausbildung<br />
– 20% weitere BvB<br />
– 10% weitere schulische berufsvorbereitende Maßnahmen<br />
– 20% Abbrecher/Aussteiger<br />
• Unmittelbar nach Ausbildung: 50% erwerbstätig + 1/3 erwerbslos<br />
• 63% der Männer waren nach Ausbildung erwerbstätig, aber nur 40% der Frauen
Begriff Lernbehinderung / Befunde zum nachschulischen Verbleib / Faktoren erfolgreicher Förderung<br />
aussichtsreiche Ausbildungen<br />
• Gartenbauwerker<br />
• Metallfeinarbeiter<br />
• Fahrradmonteur<br />
• Beikoch<br />
• Fachlagerist<br />
• Maschinen- und Anlagenführer<br />
• Friseur<br />
• Fachhelfer für Reinigungstechnik<br />
Reale Berufschancen<br />
Verbleibsstudie 2008/09<br />
aussichtsreiche Berufsfelder<br />
• Dienstleistung<br />
• Produktion, Fertigung<br />
• Verkehr<br />
• Logistik<br />
• Landwirtschaft<br />
Orientierung an berufsrelevanten Anforderungen/Kompetenzen<br />
Arbeitsplatzbezogene Grundbildung als Querschnittsaufgabe<br />
aller pädagogischen Teilsysteme
Begriff Lernbehinderung / Befunde zum nachschulischen Verbleib / Faktoren erfolgreicher Förderung<br />
Erwerbstätigkeit<br />
nach einer Berufs-<br />
(aus)bildung<br />
Erwerbslosigkeit<br />
nach einer Berufs-<br />
(aus)bildung<br />
Bedeutung Hauptschulabschluss<br />
(Verbleibsstudie 2008/09)<br />
Förderschulabschluss<br />
Direkter<br />
Hauptschulabschluss<br />
Nachträglicher<br />
Hauptschulabschluss<br />
ca. 69 % ca. 58 % ca. 20 %<br />
ca. 23 % ca. 33 % ca. 80 %
Begriff Lernbehinderung / Befunde zum nachschulischen Verbleib / Faktoren erfolgreicher Förderung<br />
Faktoren erfolgreicher Förderung<br />
(institutionsintern)<br />
• Vorwissen entscheidender als Intelligenz (Stern 2001; Krajewski 2003;<br />
Schneider 2003; Valtin, 2000)<br />
• Hohe Wirksamkeit von direkter Instruktion und Strategieinstruktion bei<br />
Vermittlung schulischer Fertigkeiten(Grünke 2006)<br />
• Zur Verminderung sozialer Disparitäten besondere Förderung vor allem in<br />
den Kernbereichen Deutsch und Mathematik notwendig (Baumert 2011)<br />
• Literalität als situationsbezogene soziale Handlung (Grundbildungsmodell)<br />
• Einsatz von Praktika, Werkstattunterricht, Projektorientierung in der<br />
Arbeitslehre, fächerübergreifendes Arbeiten, Schülerfirmen ( curriculare<br />
Reform)<br />
• Frühe Interessensfindung und Berufsorientierung<br />
(www.berufswahlpass.de)<br />
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Begriff Lernbehinderung / Befunde zum nachschulischen Verbleib / Faktoren erfolgreicher Förderung<br />
Faktoren erfolgreicher Förderung<br />
(institutionsübergreifend)<br />
• Abflachung ökologischer Übergänge (Stein 2009, Ellinger 2006, Brinkmann et al<br />
2008)<br />
• Kooperative Lernbegleitung, interdisziplinäre Zusammenarbeit (Werning 2002)<br />
• Modularisierung von Ausbildungsgängen (www.bibb.de)<br />
• Angebote zum lebenslangen Lernen (Überwindung multipler Brüche, Nutzung<br />
später einsetzender Lernmotivation)<br />
• ressourcenorientiertes Kompetenzprofil (www.profil-ac.de)<br />
• Konzepte zur Verbindung Schule und Beruf (http://schub.bildung.hessen.de)<br />
• Berufliche Integration so „normal wie möglich“ und „so speziell wie erforderlich“ :<br />
individuelle Hilfen im regulären Ausbildungs- oder Beschäftigungsverhältnissen<br />
effektiver (persönliche Assistenz, regionale Netzwerke) (www.nestwerke.de;<br />
www.arbeitsstiftung.de)<br />
• Frühe und intensive Konfrontation mit Arbeitsalltag wichtig (besonders bei<br />
lernschwachen Jugendlichen)<br />
• Gewinn für Firmen bei Ausbildung/Beschäftigung von Menschen mit<br />
Behinderungen/Beeinträchtigungen verdeutlichen<br />
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Begriff Lernbehinderung / Befunde zum nachschulischen Verbleib / Faktoren erfolgreicher Förderung<br />
Grundbildung/kulturelle Literalität<br />
zur Sicherung gesellschaftliche Teilhabe<br />
• „Die Beherrschung der<br />
Muttersprache in Wort und Schrift<br />
sowie ein hinreichender Umgang mit<br />
mathematischen Symbolen und<br />
Modellen gehören in allen modernen<br />
Informations- und<br />
Kommunikationsgesellschaften zum<br />
Kernbestand kultureller Literalität“<br />
(DEUTSCHES PISA-KONSORTIUM 2001,<br />
20).<br />
• ... basiert auf schriftsprachlichen und<br />
mathematischen Kompetenzen<br />
(Kulturtechniken), die<br />
• in variierenden Anwendungssituationen<br />
modelliert werden,<br />
• auf bereichsspezifische sowie<br />
fachübergreifende Kompetenzbereiche<br />
abzielen.
Begriff Lernbehinderung / Befunde zum nachschulischen Verbleib / Faktoren erfolgreicher Förderung<br />
Kompetenzen als didaktische Orientierung<br />
• Modellierung von<br />
schriftsprachlichen und<br />
mathematischen<br />
Basiskompetenzen<br />
• Kompetenzen: prinzipiell<br />
erlernbare und<br />
bereichsspezifische<br />
Leistungsdisposition<br />
• Funktionale Orientierung<br />
(Alltags- und Berufsrelevanz;<br />
Transfermöglichkeiten)<br />
Primat der funktionalen Orientierung gegenüber der Fachsystematik