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7tes Rolandseck- Festival - Arp Museum Bahnhof Rolandseck

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<strong>7tes</strong><br />

<strong>Rolandseck</strong>-<br />

<strong>Festival</strong><br />

Programm vom 29. Juni bis 5. Juli 2012<br />

Unter der Schirmherrschaft von Prof. Dr. Norbert Lammert,<br />

Präsident des Deutschen Bundestages<br />

Künstlerische Leitung: Guy Braunstein, 1. Konzertmeister der<br />

Berliner Philharmoniker, und Ohad Ben-Ari<br />

Meisterklasse: Chaim Taub<br />

In Kooperation mit der Barenboim-Said-Foundation<br />

Mit freundlicher Unterstützung der Gesellschaft der<br />

Freunde und Förderer <strong>Arp</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Bahnhof</strong> <strong>Rolandseck</strong>


Prof. Dr. Norbert Lammert<br />

Präsident des Deutschen Bundestages<br />

Grußwort<br />

zum 7. <strong>Rolandseck</strong>-<strong>Festival</strong> 2012<br />

im <strong>Arp</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Bahnhof</strong> <strong>Rolandseck</strong><br />

»Ich könnte jahrelang zu Hause sitzen und<br />

zufrieden sein«, schreibt Joseph Roth,<br />

»wenn nur nicht die Bahnhöfe wären«. Für<br />

den rastlosen wie reisefreudigen Schriftsteller<br />

und Journalisten waren sie Orte der<br />

Sehnsucht und des Aufbruchs. Tatsächlich<br />

sind Bahnhöfe von jeher mehr als nur<br />

Durchgangsstationen, sie sind immer auch<br />

Orte der Neugier und der Freude, der Trauer<br />

und Trennung gewesen. Durch das Transportmittel<br />

Eisenbahn sind sich viele Menschen<br />

seit der Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

bis heute in mancherlei Hinsicht ein beachtliches<br />

Stück nähergekommen. Die Bahnhöfe<br />

wiederum ermöglichen das Zusammentreffen<br />

von Menschen, die sonst ob<br />

kultureller, sozialer oder politischer Differenzen<br />

kaum zusammengefunden hätten,<br />

und sie bauen so Brücken in eine gemeinsame<br />

Zukunft.<br />

1<br />

Was für den <strong>Bahnhof</strong> im Allgemeinen gilt,<br />

trifft erst recht auf den <strong>Bahnhof</strong> <strong>Rolandseck</strong><br />

zu, der das wohl einzige <strong>Museum</strong> mit Gleisanschluss<br />

beherbergt. Hier, im <strong>Arp</strong> <strong>Museum</strong>,<br />

finden sich bereits zum siebten Mal in<br />

Folge junge Musikerinnen und Musiker aus<br />

arabischen Ländern und aus Israel zusammen,<br />

um gemeinsam zu musizieren – und<br />

so eine Brücke in eine gemeinsame Zukunft<br />

ihrer Völker zu bauen. Was in Daniel Barenboims<br />

West-Eastern Divan Orchestra im<br />

großen Format stattfindet, geschieht in<br />

<strong>Rolandseck</strong> in jenem intimeren Rahmen,<br />

den die Kammermusik bietet. Unverzichtbar<br />

für die Harmonie im Konzert ist, dass die<br />

Musiker nicht nur ihre Instrumente beherrschen,<br />

sondern sich einander als gleichberechtigte<br />

Partner wahrnehmen, jeder mit<br />

seinen Stärken, dass sie sich gegenseitig<br />

im wahrsten Sinne des Wortes zuhören.


Aus diesem symbolträchtigen Zusammenspiel<br />

der jungen Menschen lässt sich<br />

Hoffnung schöpfen für eine gute gemeinsame<br />

Zukunft in Nahost, die wir uns alle<br />

wünschen. Nicht zuletzt dieser Beitrag zur<br />

Völkerverständigung über den hohen<br />

künstlerischen Anspruch hinaus ist für<br />

mich Motivation, die Schirmherrschaft für<br />

das <strong>Rolandseck</strong>-<strong>Festival</strong> zu übernehmen.<br />

Dass dieses <strong>Festival</strong> überhaupt existiert,<br />

verdankt es der besonderen Freundschaft<br />

von Johannes Wasmuth und Chaim Taub,<br />

die den <strong>Bahnhof</strong> <strong>Rolandseck</strong> in den 60er<br />

und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts<br />

gemeinsam zu dem Ort der Zusammenkunft,<br />

der Neugier und des Aufbruchs<br />

machten, der er heute ist. Mit dem Sammler<br />

und Galeristen Johannes Wasmuth kam<br />

die Kunst ins Haus, mit dem Violinisten<br />

Chaim Taub und seinen Meisterkursen für<br />

israelische Musiker zog die Musik ein; das<br />

Projekt ist eines der frühen Beispiele für<br />

die deutschisraelischen Kulturbeziehungen.<br />

Ich danke allen Beteiligten, insbesondere<br />

Guy Braunstein, für ihr Engagement für die<br />

Musik und die Völkerverständigung in<br />

<strong>Rolandseck</strong>. Ihnen, liebes Publikum, wünsche<br />

ich viel Freude an exzellenter Kammermusik<br />

und gelebtem Brückenbauen. Im<br />

<strong>Bahnhof</strong> <strong>Rolandseck</strong> können Sie im Roth'schen<br />

Sinne zu neuen Orten aufbrechen,<br />

zu neuen Einsichten gelangen und – eben<br />

weil Sie nicht zu Hause geblieben sind –<br />

zufrieden sein.<br />

2


Martha Argerich in den 1960er Jahren<br />

im <strong>Bahnhof</strong> <strong>Rolandseck</strong> © Sven Simon<br />

3


Duke Ellington nach einem Auftritt in der Beethovenhalle<br />

zu Gast im <strong>Bahnhof</strong> <strong>Rolandseck</strong>, 1967 © Helmut J. Wolf<br />

Inge Brandenburg, 1969 © H.J. Darchinger<br />

4<br />

Johannes Wasmuth mit Leonard Bernstein<br />

im <strong>Bahnhof</strong> <strong>Rolandseck</strong><br />

Rosalka, Yaltah Menuhin, zwei Konzertgäste<br />

und Johannes Wasmuth nach einem<br />

Klavierabend von Frau Menuhin im<br />

<strong>Bahnhof</strong> <strong>Rolandseck</strong> in den 60er Jahren<br />

© Helmut J. Wolf


Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe Freundinnen und Freunde<br />

des <strong>Rolandseck</strong>-<strong>Festival</strong>s,<br />

alles, was zum zweiten Mal passiert, wird<br />

entlang des Rheines mitunter schon als<br />

Tradition bezeichnet. Das <strong>Rolandseck</strong>-<strong>Festival</strong><br />

findet bereits zum siebten Mal statt und<br />

hat höchstes Niveau. Wir sind stolz auf die<br />

kleine, feine »Tradition«. Von <strong>Rolandseck</strong><br />

geht immer wieder ein Impuls für das<br />

Musikleben in unserem Land aus. Die Gründung<br />

der Landesstiftung Villa Musica zur<br />

»Aus-, Fort- und Weiterbildung junger Musiker«,<br />

deren 25-jähriges Jubiläum wir im<br />

letzten Jahr gefeiert haben, wurde durch<br />

die Meisterklassen mit jungen Musikern im<br />

<strong>Bahnhof</strong> <strong>Rolandseck</strong> unter Leitung von<br />

Chaim Taub angeregt.<br />

Einzigartig ist in <strong>Rolandseck</strong> die enge Verbindung<br />

von Musik und Bildender Kunst: Guy<br />

Braunstein wirft auch in diesem Jahr mit<br />

seinen Konzertprogrammen Schlaglichter<br />

auf unser Jahresthema »Architektur« und<br />

auf die Nazarener-Ausstellung – sei es durch<br />

die Aufführung von »Anaktoria« des Architekten-Komponisten<br />

Yannis Xenakis oder<br />

durch Werke der Kammermusik mit religiösen<br />

Bezug. Eigens für das <strong>Festival</strong> bearbeitet<br />

Ohad Ben-Ari die »Biblischen Lieder«<br />

Dvoráks für ein Kammermusikensemble.<br />

5<br />

Bleiben Sie unserem »Univers à Roladseck«<br />

(Marcel Marceau) gewogen, besuchen Sie<br />

unsere Ausstellungen, Lesungen und Konzerte.<br />

Allen, die unser <strong>Rolandseck</strong>-<strong>Festival</strong><br />

finanziell unterstützt haben, speziell der<br />

Gesellschaft der Freunde und Förderer, gilt<br />

mein besonderer Dank.<br />

Ihr<br />

Walter Schumacher<br />

Vorsitzender der Landes-Stiftung<br />

<strong>Arp</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Bahnhof</strong> <strong>Rolandseck</strong><br />

Kulturstaatssekretär<br />

des Landes Rheinland-Pfalz


Wir danken unseren Förderern<br />

(wie bei Redaktionsschluss bekannt)<br />

Wilhelm Dahms<br />

Elisabeth Delbos-Wiedmann<br />

und Dr. Roland Delbos<br />

Rebecca und<br />

Prof. Dr. Dres. h.c. Marcus Lutter<br />

Veronika Henatsch-Rauw und<br />

Ruprecht Henatsch<br />

Familie Fritz Rumler<br />

Nikolaus Graf Plettenberg<br />

Schloss Vaux<br />

Hans-Jürgen Ganster<br />

Prof. Dr. Ulrich Schlottmann<br />

Dr. Katharina Reder<br />

Gertrud Weigelin<br />

Hannelore Wartenberg<br />

Gisela D. Lange<br />

Dorothee Schlange-Schöningen<br />

Gisela Krauss-Zens und<br />

Dr. Dieter Krauss<br />

Delia Freifrau von Mauchenheim<br />

genannt Bechtolsheim<br />

und denen,<br />

die ungenannt bleiben möchten.<br />

6


7<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Grußwort von<br />

Prof. Dr. Norbert Lammert<br />

Präsident des<br />

Deutschen Bundestages<br />

Grußwort von<br />

Walter Schumacher<br />

Vorsitzender der Landes-Stiftung<br />

<strong>Arp</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Bahnhof</strong> <strong>Rolandseck</strong><br />

Kulturstaatssekretär<br />

des Landes Rheinland-Pfalz<br />

Unsere Förderer<br />

Biographien der Mitwirkenden<br />

in alphabetischer Reihenfolge<br />

Das West-Eastern Divan Orchestra<br />

1. Abo-Konzert<br />

Freitag, 29. Juni 2012,<br />

20 Uhr, Neubau<br />

2. Abo-Konzert<br />

Samstag, 30. Juni 2012,<br />

20 Uhr, Festsaal<br />

3. Abo-Konzert<br />

Montag, 2. Juli 2012,<br />

20 Uhr, Festsaal<br />

4. Abo-Konzert<br />

Mittwoch, 4. Juli 2012,<br />

20 Uhr, Festsaal<br />

5. Abo-Konzert<br />

Donnerstag, 5. Juli 2012,<br />

20 Uhr, Neubau<br />

Impressum<br />

1<br />

5<br />

6<br />

8<br />

28<br />

30<br />

34<br />

38<br />

42<br />

46<br />

52


Jurgita Adamonyté, Mezzosopran<br />

Die Mezzosopranistin Jurgita Adamonyté<br />

wurde in Litauen geboren und absolvierte<br />

an der Litauischen Musikakademie den<br />

Master of Music. Sie studierte außerdem<br />

am Koninklijk Conservatorium Den Haag,<br />

der Royal Academy of Music London und<br />

der Cardiff International Academy of Voice.<br />

Sie gewann erste Preise bei zahlreichen<br />

Gesangswettbewerben in ganz Europa.<br />

Ihr Debüt hatte sie als Zerlina (Don Giovanni)<br />

an der Litauischen Nationaloper und<br />

sang seitdem am Tschechischen Nationaltheater<br />

in Ostrava (Maddalena in Rigoletto),<br />

an der Royal Academy Opera in London<br />

(Händels Rinaldo und Judith Weirs A Night<br />

at the Chinese Opera), an der Oper Frankfurt<br />

(Glanerts Caligula – Weltpremiere) und am<br />

Chicago Opera Theater (Ursula in Beatrice<br />

und Benedict).<br />

Zuletzt gab sie im Rahmen einer Japantournee<br />

den Cherubino (Le nozze di Figaro)<br />

in einer Produktion der Salzburger Festspiele<br />

unter Robin Ticciati. In Amsterdam, Lissabon<br />

und London sang sie die Partie des<br />

Idamantes (Idomeneo) mit dem Ensemble<br />

Europa Galante und Fabio Biondi. An der<br />

Royal Opera, Covent Garden war sie als<br />

8<br />

Dorabella und Cherubino zu hören.<br />

Zu ihren jüngsten Engagements gehören<br />

das Mozart Requiem mit der Northern<br />

Sinfonia und ihre Rolle als Page (Salome)<br />

am Festspielhaus Baden-Baden, Cherubino<br />

in Schweden, Dorabella in Florida und ihre<br />

Rückkehr zu den Salzburger Festspielen<br />

(Die Sache Makropulos) und zur Royal<br />

Opera, Covent Garden (Die Zarenbraut von<br />

Rimsky-Korsakow). In dieser Saison wird<br />

sie mit dem Royal Scottish National<br />

Orchestra und dem Scottish Chamber<br />

Orchestra konzertieren und zudem an der<br />

Welsh National Opera (Cherubino) und am<br />

Teatro dell’Opera di Roma als Hermia (A<br />

Midsummer Night’s Dream) debütieren.<br />

Gilbert Audin, Fagott<br />

Gilbert Audin, Solofagottist im Orchestre<br />

de l'Opéra de Paris und Lehrer am Conservatoire<br />

National Supérieur de Musique et<br />

de Danse de Paris ist weltweiter Botschafter<br />

des französischen Fagotts und seiner bedeutenden<br />

Schule.


Er studierte in der südfranzösischen Stadt<br />

Nîmes und am Conservatoire National<br />

Supérieur de Musique et de Danse de Paris<br />

in der berühmten Klasse von Maurice<br />

Allard. Im Alter von 19 Jahren gewann er<br />

die internationalen Wettbewerbe von Genf<br />

und München. Mit 24 Jahren wurde ihm<br />

einstimmig der erste Preis beim internationalen<br />

Wettbewerb von Genf zuerkannt und<br />

zwei Jahre später ebenfalls einstimmig der<br />

erste Preis beim internationalen Wettbewerb<br />

von Toulon.<br />

Er konzertiert weltweit als Solist, gibt internationale<br />

Meisterkurse (unter anderem in<br />

Nizza, Seoul, Tokyo und Manchester) und<br />

ist vielgefragter Kammermusikpartner von<br />

berühmten Kollegen wie Paul Meyer, Emmanuel<br />

Pahud, Françoix Leleux oder Éric Le<br />

Sage, mit denen er Les Vents Français<br />

gründete.<br />

Seine umfassende Diskographie beinhaltet<br />

Konzerte von Mozart, Françaix, Landowsky<br />

(Sony, RCA), konzertante Symphonien von<br />

Mozart, Devienne, Bréval, Trios von Haydn<br />

und Devienne, Quartette von Rossini, französische<br />

Werke für Rohrblatttrio und die<br />

gesamte Kammermusik von Francis Poulenc<br />

mit Les Vents Français (RCA Red Seal).<br />

9<br />

Ohad Ben-Ari, Klavier<br />

Der in Israel geborene Pianist Ohad Ben-<br />

Ari trat bereits als 12-Jähriger mit dem Israeli<br />

Philharmonic Orchestra auf. Nur ein<br />

Jahr später nahm er sein Studium an der<br />

Universität von Tel Aviv auf, an welcher er<br />

Klavier bei Pnina Salzman und Komposition<br />

bei Joseph Dorfman studierte. Ben-Ari<br />

gewann mehrere Preise bei internationalen<br />

Wettbewerben wie dem ARD-Wettbewerb<br />

in München und dem berühmten Artur-<br />

Rubinstein-Wettbewerb, woraufhin er Einladungen<br />

von herausragenden Orchestern<br />

in der ganzen Welt erhielt, mit ihnen als<br />

Solist zu konzertieren.<br />

1996 zog Ben-Ari in die USA, um dort seine<br />

Karriere als Musikproduzent im Bereich<br />

Pop und Jazz voranzutreiben. Er arbeitete<br />

mit wichtigen amerikanischen Popkünstlern,<br />

trat in landesweit ausgestrahlten<br />

Fernsehsendungen auf und nahm Platten<br />

sowohl mit klassischer als auch mit<br />

Popmusik und Jazz auf, mit welchen er<br />

seine große stilistische Bandbreite unter<br />

Beweis stellte. Großen Erfolg hatte seine<br />

musikalische Zusammenarbeit mit seiner<br />

Schwester, der Geigerin Miri Ben-Ari, die<br />

für das gemeinsam produzierte Album für


Universal Records einen Grammy gewann.<br />

Nach seiner Rückkehr nach Israel wurde<br />

er als Dozent an die Universität von Tel Aviv<br />

berufen und gründete das hochgelobte Trio<br />

Mondrian, mit welchem er regelmäßig Konzerttourneen<br />

in Europa unternimmt. Das<br />

Trio hat kürzlich sein Debütalbum bei Challenge<br />

Records herausgebracht, für welche<br />

es exzellente Kritiken erhielt.<br />

Ohad Ben-Ari lebt und arbeitet seit 2010<br />

in Berlin, wo er seine langjährige künstlerische<br />

Partnerschaft mit Guy Braunstein<br />

wiederaufnahm und seitdem intensiv mit<br />

diesem konzertiert. In dieser Saison wurde<br />

Ben-Ari von Braunstein zum stellvertretenden<br />

künstlerischen Leiter des <strong>Rolandseck</strong><br />

Kammermusikfestivals ernannt.<br />

Viele der Kammermusikarrangements von<br />

Ben-Ari werden weltweit aufgeführt. Im<br />

Auftrag von Elena Bashkirova und dem<br />

Jerusalem Chamber Music <strong>Festival</strong> schrieb<br />

Ben-Ari zwölf verschiedene Arrangements<br />

der Jahreszeiten von Tschaikowsky, welche<br />

beim diesjährigen <strong>Festival</strong> in Jerusalem zur<br />

Uraufführung kommen werden.<br />

In der kommenden Saison 2012/2013 wird<br />

Ben-Ari Tourneen nach Korea und Japan<br />

unternehmen und als Solist und Kammermusikpartner<br />

in vielen wichtigen europäischen<br />

Städten auftreten.<br />

10<br />

Guy Braunstein, Violine<br />

Guy Braunstein wurde 1971 in Tel Aviv<br />

geboren, wo er im Alter von sieben Jahren<br />

begann, Violine zu spielen. Er wurde von<br />

Chaim Taub unterrichtet, später setzte er<br />

seine Studien in New York bei Glen Dicterow<br />

und Pinchas Zukerman fort. Er konzertierte<br />

in der ganzen Welt mit Orchestern wie dem<br />

Israel Philharmonic Orchestra, dem Moskauer<br />

Rundfunksinfonieorchester, dem<br />

Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt und<br />

dem Berliner Philharmonikern. Braunstein<br />

trat mit Künstlern wie Isaac Stern, Zubin<br />

Metha, Max Schostakovic und Gray Bertini<br />

auf. Mit seinem Quartett »hubermann«<br />

spielte er zahlreiche Konzerte, auch in der<br />

Tonhalle Zürich sowie in der Carnegie Hall<br />

New York. Seit der Saison 1999/2000 ist Guy<br />

Braunstein 1. Konzertmeister des Berliner<br />

Philharmonischen Orchesters. Von 2003<br />

bis 2008 war er Professor an der Hochschule<br />

der Künste in Berlin. Er ist künstlerischer<br />

Leiter des <strong>Rolandseck</strong>-<strong>Festival</strong>s.


Orhan Çelebi, Viola<br />

Der in der Türkei geborene Orhan Çelebi<br />

begann seine musikalische Ausbildung im<br />

Alter von 15 Jahren an der Ankara Anatolian<br />

High School of Fine Arts. An der Bilkent<br />

University Faculty of Music and Performing<br />

Arts erlangte er einen Bachelor of Performance<br />

im Studiengang Bratsche und setzte<br />

anschließend dieses Studium an der DePaul<br />

University School of Music in Chicago fort.<br />

Nach dem Abschluss des Master of Performance<br />

kehrte er nach Europa zurück, um<br />

an der Hochschule für Musik in Rostock<br />

das Konzertexamen zu absolvieren. Seit<br />

2009 studiert und arbeitet er an der University<br />

of Texas Butler School of Music als<br />

Lehrbeauftragter für Bratsche.<br />

Der Orchester- und Kammermusiker Orhan<br />

Çelebi arbeitete bereits mit Musikern wie<br />

Daniel Barenboim, Pierre Boulez, Lawrence<br />

Foster, Guy Braunstein, Chaim Taub, Nabil<br />

Shehata, Kyril Zlatnikov und vielen anderen<br />

zusammen.<br />

Er war schon an vielen bedeutenden musikalischen<br />

Spielstätten und <strong>Festival</strong>s auf der<br />

ganzen Welt zu hören (BBC Proms, Salzburger<br />

Festspiele, Istanbul Music <strong>Festival</strong>,<br />

Ravello Music <strong>Festival</strong>, Lucerne Music<br />

11<br />

<strong>Festival</strong>, Kammermusikfestival <strong>Rolandseck</strong>,<br />

Philharmonie Berlin, Carnegie Hall, Musikverein,<br />

Tchaikovsky Hall, Tchaikovsky Conservatory,<br />

La Scala, Victoria Hall, Salle Pleyel,<br />

Royal Albert Hall, Oper Köln, usw.).<br />

Als Solist und auch als Kammermusiker<br />

gab Orhan Çelebi schon viele Konzerte und<br />

hatte sowohl in Europa als auch in den<br />

USA Soloauftritte mit Orchestern. Er ist<br />

Mitglied im West-Eastern Divan Orchestra<br />

und gastiert regelmäßig im Mahler Chamber<br />

Orchestra. Von 2010 bis 2012 hatte er<br />

einen Lehrauftrag für Bratsche an der Butler<br />

School of Music der University of Texas in<br />

Austin. Zurzeit ist er als stellvertretender<br />

erster Bratschist an der Austin Lyric Opera<br />

tätig und ist Mitglied in der 1211 Band.<br />

Orhan Çelebi spielt auf einem norditalienischen<br />

Instrument, welches vermutlich<br />

von der Testore-Familie im Jahre 1720 angefertigt<br />

wurde und Eigentum der Schweizer<br />

Maggini-Stiftung ist.


Nicholas Daniel, Oboe<br />

Als der damals 18-jährige Nicholas Daniel<br />

die BBC Young Musician of the Year Competition<br />

und daraufhin weitere Wettbewerbe<br />

in ganz Europa gewann, bedeutete dies den<br />

Auftakt zu einer langen und beeindruckenden<br />

Karriere. Heute ist er nicht nur einer<br />

der herausragenden Solisten Großbritanniens,<br />

sondern auch ein zunehmend erfolgreicher<br />

Dirigent und ist somit ein wichtiger<br />

Botschafter für Musik und Musiker in vielen<br />

verschiedenen Bereichen. Hierfür erhielt<br />

er 2011 die Auszeichnung Queen’s Medal<br />

for Music.<br />

Nicholas Daniel war schon auf allen<br />

Kontinenten zu hören und ist als Konzertsolist<br />

mit vielen der führenden Orchester<br />

der Welt aufgetreten. Als ausgewiesener<br />

Verfechter Neuer Musik arbeitete er bereits<br />

mit Komponisten wie Birtwistle, Dutilleux,<br />

Harvey, Musgrave, Osborne, Tavener, Tippett<br />

and Woolrich zusammen. Der aktive<br />

Kammermusiker gründete zudem das<br />

Haffner Wind Ensemble und das Britten<br />

Oboe Quartet und tritt häufig zusammen<br />

mit anderen ausgezeichneten Musikern<br />

auf. Nicolas Daniel ist regelmäßig bei vielen<br />

großen internationalen <strong>Festival</strong>s wie denen<br />

12<br />

in Aldeburgh, Kuhmo, Delft und bei den<br />

BBC Proms zu hören.<br />

Als Dirigent hat Nicolas Daniel bereits mit<br />

Orchestern in Großbritannien und im Ausland<br />

gearbeitet und ist künstlerischer Leiter<br />

der Britten Sinfonia. Er ist zudem künstlerischer<br />

Leiter des Leicester International<br />

Music <strong>Festival</strong> und unterrichtet in Großbritannien<br />

und in Deutschland, wo er an der<br />

Musikhochschule Trossingen eine Professur<br />

für Oboe innehat.<br />

Sol Gabetta, Violoncello<br />

Internationales Aufsehen erregte Sol<br />

Gabetta im Jahr 2004, als die Gewinnerin<br />

des Crédit Suisse Young Artist Award<br />

anlässlich der Luzerner Festspiele ihr Debüt<br />

bei den Wiener Philharmonikern unter<br />

Valery Gergiev gab. Zuvor hatte die im<br />

argentinischen Cordoba geborene Cellistin<br />

bereits im Alter von zehn Jahren ihren ersten<br />

Wettbewerb gewonnen, später dann den<br />

Natalia-Gutman-Preis sowie Auszeich-


nungen beim Tschaikowsky-Wettbewerb<br />

Moskau und dem Internationalen Musikwettbewerb<br />

der ARD erhalten. Der Grammynominierten<br />

Künstlerin wurde 2008<br />

zusätzlich der hoch dotierte 10. Aargauer<br />

Kulturpreis verliehen, 2009 der KONEX-Preis<br />

und 2010 der renommierte Gramophone<br />

Young Artist of the Year Award.<br />

Nach ihrem ersten ECHO Klassik 2007<br />

wurde auch ihre 2009 erschienene Interpretation<br />

von Cello-Konzerten Haydns und<br />

Mozarts mit diesem Preis ausgezeichnet.<br />

2011 erhielt sie ihren dritten ECHO Klassik<br />

für die vielgepriesene Einspielung von Elgars<br />

Cellokonzert gemeinsam mit dem Danish<br />

National Symphony Orchestra unter Mario<br />

Venzago. Sol Gabettas extensive Diskographie<br />

umfasst darüber hinaus auch eine<br />

hochgelobte Einspielung von Schostakowitschs<br />

Cellokonzert Nr. 2 mit den Münchner<br />

Philharmonikern und Marc Albrecht.<br />

Sol Gabetta arbeitet heute weltweit mit<br />

führenden Orchestern und Dirigenten<br />

zusammen: So konzertiert sie unter anderem<br />

mit den Bamberger Symphonikern,<br />

dem hr-Sinfonieorchester, dem Kammerorchester<br />

Basel, dem Orchestre National<br />

de Radio France, der Tschechischen<br />

Philharmonie, dem City of Birmingham<br />

Symphony Orchestra, dem Royal Philharmonic<br />

Orchestra, dem Russian National<br />

Orchestra, dem Bolshoi Orchestra, dem<br />

Finnish Radio Symphony Orchestra, dem<br />

Orchestre National de Belgique, dem<br />

Orquesta Nacional de España, dem<br />

Philadelphia Orchestra, dem Detroit Symphony<br />

und dem Seoul Philharmonic Orchestra.<br />

Ebenso ist sie bei den großen <strong>Festival</strong>s<br />

in Verbier, Gstaad, Schwetzingen, Rheingau,<br />

Schleswig-Holstein, beim Beethovenfest<br />

Bonn und der Schubertiade Schwarzenberg<br />

ein immer wieder gerngesehener Gast.<br />

Auch kammermusikalisch tritt sie auf allen<br />

13<br />

Kontinenten in Erscheinung und konzertiert<br />

dabei mit so berühmten Partnern wie Yo-<br />

Yo Ma, Patricia Kopatchinskaja oder Hélène<br />

Grimaud in Sälen wie der Londoner Wigmore<br />

Hall oder dem Palau de la Música<br />

Catalana, Barcelona. Besonders intensiv<br />

geht sie ihrer kammermusikalischen Leidenschaft<br />

im Rahmen ihres eigenen <strong>Festival</strong>s<br />

»Solsberg« in der Schweiz nach.<br />

Höhepunkte der Saison 2011/2012 sind ihre<br />

Residenzen an der Philharmonie Essen und<br />

dem Konzerthaus Berlin sowie Debüts beim<br />

Königlichen Concertgebouw-Orchester Amsterdam,<br />

dem Symphonieorchester des<br />

Bayerischen Rundfunks, dem Gulbenkian<br />

Orchestra und dem Israel Philharmonic<br />

Orchestra. In Frankreich wird sie unter anderem<br />

mit den Orchestern von Bordeaux,<br />

Lyon, Strasbourg und Toulouse zu hören<br />

sein. Ein längerer Australienaufenthalt mit<br />

Konzerten beim Melbourne Orchestra und<br />

dem West Australian Symphony Orchestra<br />

sowie eine Europa-Tour mit dem BBC Philharmonic<br />

Orchestra runden die Saison ab.<br />

Dank eines großzügigen privaten Stipendiums<br />

des Rahn Kulturfonds spielt Sol<br />

Gabetta eines der seltenen und kostbaren<br />

Violoncellos von Giovanni Battista Guadagnini<br />

von 1759. Seit 2005 unterrichtet sie an<br />

der Musik-Akademie Basel.


Amihai Grosz, Viola<br />

Amihai Grosz, geboren 1979 in Jerusalem<br />

(Israel), ist Gründungsmitglied des renommierten<br />

Jerusalem Quartet. Ab der Saison<br />

2010/2011 widmet er sich seiner solistischen<br />

Karriere und spielt als 1. Bratscher bei den<br />

Berliner Philharmonikern, einem Orchester,<br />

mit dem er schon seit einigen Jahren im<br />

Rahmen unterschiedlicher Projekte zusammenarbeitet.<br />

Bisher war er als Solist mit<br />

international renommierten Orchestern wie<br />

Daniel Barenboims West-Eastern Divan<br />

Orchestra zu hören oder auch dem Jerusalem<br />

Symphony Orchestra. Für die kommende<br />

Saison sind Konzerte an der Oper in<br />

Valencia, im Concertgebouw Amsterdam,<br />

im Megaron in Athen und mit dem Israel<br />

Philharmonic Orchestra geplant.<br />

Grosz erlernte im Alter von fünf Jahren<br />

zunächst die Violine, bevor er mit elf Jahren<br />

zur Viola wechselte. In Jerusalem erhielt er<br />

Unterricht bei David Chen, später bei Tabea<br />

Zimmermann in Frankfurt und Berlin sowie<br />

in Tel Aviv bei Chaim Taub, der ihn in hohem<br />

Maße prägte. Schon früh erhielt Amihai<br />

Grosz verschiedene Stipendien und Preise<br />

und war Mitglied der Young Musicians des<br />

Jerusalem Music Center, einem Programm<br />

14<br />

für besonders talentierte junge Musiker.<br />

Amihai Grosz arbeitet in solistischen und<br />

kammermusikalischen Projekten mit Künstlern<br />

wie Yefim Bronfman, Emmanuel Pahud,<br />

Mitsuko Uchida, Oleg Maisenberg, Janine<br />

Jansen, Julian Rachlin und David Geringas<br />

zusammen; er tritt in Konzerthäusern und<br />

auf <strong>Festival</strong>s auf der ganzen Welt auf, darunter<br />

beim Jerusalem Chamber Music <strong>Festival</strong><br />

beim Salon <strong>Festival</strong> und den <strong>Festival</strong>s in<br />

Delft und Verbier, bei den BBC Proms, im<br />

<strong>Bahnhof</strong> <strong>Rolandseck</strong>, beim Internationalen<br />

Kammermusikfestival Utrecht, bei Spectrum<br />

Concerts Berlin und beim West Cork<br />

Kammermusikfestival.<br />

Amihai Grosz spielt eine Gaspar-da-Salo-<br />

Bratsche von 1570, die ihm von einer privaten<br />

Sammlung auf Lebenszeit als Leihgabe<br />

zur Verfügung gestellt wurde.


Chen Halevi, Klarinette<br />

Das Debüt des 15-jährigen Klarinettisten<br />

Chen Halevi mit dem Israel Philharmonic<br />

Orchestra unter der Leitung von Zubin<br />

Metha war eine Sensation. Die Tageszeitung<br />

Haaretz schrieb: »Dieser Junge ist mit einer<br />

außergewöhnlichen Kombination aus künstlerischer<br />

Musikalität und beeindruckender<br />

Spieltechnik gesegnet, alles im Dienste der<br />

Musen.«<br />

Seitdem trat er mit mehreren der wichtigsten<br />

Orchester der Vereinigten Staaten,<br />

Europas und Japans auf, einschließlich der<br />

Israel Philharmonic Orchestra, des Tokyo<br />

Sinfonieorchesters, der Europäischen Solisten,<br />

des Kammerorchesters Heilbronn,<br />

der Moskauer Virtuosen, des Radioorchesters<br />

Jerusalem, der MDR Philharmonie<br />

Leipzig, des NDR Sinfonieorchesters Hamburg<br />

und des Deutschen Symphonie-<br />

Orchesters Berlin. Im Oktober 2010 führte<br />

ihn die amerikanische Erstaufführung von<br />

Kraft von Magnus Lindberg erstmalig mit<br />

dem New York Philharmonic Orchestra<br />

zusammen.<br />

Gebürtig aus der Negev-Wüste in Israel,<br />

studierte er Klarinette bei Yitzhak Kazap<br />

und Richard Lesser und Kammermusik<br />

15<br />

bei Mordechai Rechtman and Chaim Taub.<br />

Heute ist Chen Halevi einer der führendsten<br />

Klarinettenvirtuosen der Welt und spielt<br />

sowohl Soloprogramme als auch Solokonzerte<br />

mit Orchester und Kammermusik mit<br />

gleichem Erfolg. Er ist berühmt für seine<br />

beeindruckende Repertoire-Bandbreite, die<br />

von der schwierigsten zeitgenössischen<br />

Musik bis hin zu Alter Musik auf authentischen<br />

barocken Instrumenten reicht.<br />

Als häufiger Teilnehmer an Sommerfestivals<br />

wirkte Chen Halevi beim Marlboro, Ravinia<br />

und Santa Fe <strong>Festival</strong> in den USA mit und<br />

nahm in Europa an <strong>Festival</strong>s in Schleswig-<br />

Holstein, Colmar, Forcalquier, Prussia Cove,<br />

Davos, <strong>Rolandseck</strong>, Aldeburgh and Verbier<br />

teil. Außerdem war er unter den Teilnehmern<br />

des Pacific Music <strong>Festival</strong> in Japan<br />

und des Perth International Arts <strong>Festival</strong>.<br />

Als großer Liebhaber von Kammermusik<br />

trat Chen Halevi sowohl zusammen mit<br />

Pinchas Zukerman und Christoph Eschenbach<br />

als auch mit mehreren bekannten<br />

Streichquartetten auf, einschließlich des<br />

Keller, Szymanowski, Fine Arts, Miro, Prazak,<br />

St. Lawrence, Arcanto, Vogler und Kronos<br />

Quartetts.<br />

Er ist international anerkannt als meisterhafter<br />

Spezialist in der Aufführung zeitgenössischer<br />

Musik. Durch seine enge Verbindung<br />

mit vielen Komponisten führte er<br />

eine große Anzahl an Werken von unter<br />

anderem Berio, Kurtag, Lindberg, Golijov,<br />

Maresz, Jarrell, Ferneyhough, Stroppa,<br />

Mantovani und Ades auf.<br />

Chen Halevi wurden auch einige Werke<br />

gewidmet, darunter der Zyklus Nodus von<br />

Denis Cohen für Klarinette solo, Ombre für<br />

Klarinette und Elektronik, soft machine für<br />

Klarinette und Cello, Les asperges de la<br />

lune für Klarinette solo von Sven Ingo Koch<br />

und ein Klarinettentrio von Lior Navok.<br />

Derzeit arbeitet er an einer großen CD-Auf-


nahme, die eine Zusammenstellung der<br />

Klarinettenmusik des 20. Jahrhunderts<br />

präsentiert. Sie beinhaltet seine Auswahl<br />

an Sololiteratur, Kammermusik, Konzerten<br />

und elektronischen Werken, die die Art und<br />

Weise, wie wir die Klarinette heute sehen,<br />

verändert hat.<br />

Seine Unterrichtstätigkeit und das Halten<br />

von Meisterkursen sind ebenfalls wichtige<br />

Gesichtspunkte seiner Karriere. Er ist derzeit<br />

Professor für Klarinette and der Staatlichen<br />

Hochschule für Musik Trossingen und ist<br />

durch die ganze Welt gereist, um Meisterkurse<br />

zu geben und um seine Ansätze und<br />

Methoden beim Unterrichten und Spielen<br />

zu verbreiten. Seit 2007 gehört er zu den<br />

Dozenten des Sommerfestivals des Banff<br />

Center.<br />

2007 gründete Chen Halevi ClaRecords,<br />

eine Firma, die neue Werke sowohl von<br />

heute führenden als auch jungen und<br />

aufsteigenden Komponisten in Auftrag<br />

geben, produzieren und aufnehmen wird.<br />

ClaRecords wird auch mit anderen Arten<br />

moderner Kunst zusammenarbeiten, um<br />

den Dialog zwischen verschiedenen Ausdrucksformen<br />

des 21. Jahrhunderts zu<br />

stimulieren. In seinem ersten Jahr hat<br />

ClaRecords fünf neue Stücke in Auftrag<br />

gegeben und ein Musikvideo mit 3D-Computeranimation<br />

erstellt.<br />

16<br />

Mohamed Hiber, Violine<br />

Mit sieben Jahren begann Mohamed Hiber<br />

Geige zu lernen, zweieinhalb Jahre später<br />

wurde er an der Nationalen Musikschule,<br />

dem Conservatoire National de Région de<br />

Paris in Bertrand Cerveras Klasse aufgenommen.<br />

Parallel dazu entwickelte er bei<br />

Jean Lenert in der Scola Cantorum und bei<br />

Rollo Kovac seine Technik weiter. Während<br />

dieser Studienjahre sammelte er zahlreiche<br />

Preise und Diplome: Er gewann zwei Erstpreise<br />

mit besonderer Auszeichnung ab<br />

2007 und außerdem den Preis des Aufnahmewettbewerbs<br />

Vatelot-Rampal für das<br />

höhere Niveau.<br />

2008 wurde Mohamed Hiber im Spezialkursus<br />

des Conservatoire National de<br />

Région Paris aufgenommen und hatte 2009<br />

seinen ersten großen Auftritt in der Salle<br />

Pleyel als Solist mit dem Kammerorchester<br />

des London Symphony Orchestra. Im April<br />

2010 gewann er den ersten Preis des 21.<br />

Internationalen Wettbewerbs Flamme und<br />

im Juni einstimmig den ersten Preis mit<br />

besonderer Auszeichnung der Jury für sein<br />

Abschlussdiplom. Im August 2010 erhielt<br />

er den Grand Prix der Internationalen Musikakademie<br />

in Flaine. 2011 folgte das Diplom


für Virtuosität der Scola Cantorum in Paris.<br />

Mohamed Hiber ist bereits heute ein sehr<br />

talentierter Geiger, dessen außergewöhnliche<br />

Begabung weltweit anerkannt ist,<br />

denn bereits im Juli 2009 wählten ihn die<br />

Internationalen Musikfestspiele der Jugend<br />

in Prag Mlada Praha unter zahlreichen<br />

Mitstreitern aus verschiedenen Ländern<br />

aus, um als Solist mit der Tschechischen<br />

Philharmonie in Prag im Rudolfinum-<br />

Dvorák-Saal Camille Saint-Saëns’ drittes<br />

Violinkonzert zu spielen. Darüber hinaus<br />

spielte er im Kulturzentrum Le Moulin<br />

d’Andé als Solist das Doppelkonzert von<br />

Johann Sebastian Bach mit dem Orchester<br />

der Moskauer Solisten unter der Leitung<br />

von Yuri Bashmet.<br />

Im September 2011 gab Hiber sein erstes<br />

Konzert für die Eröffnung der Musiksaison<br />

Grand Chalon. Ende 2010 wurde Hiber nach<br />

einem Vorspiel vor dem Maestro Daniel<br />

Barenboim zu einer Konzerttournee mit<br />

dem West-Eastern Divan Orchestra eingeladen.<br />

Die Tournee, die im Mai 2011 in<br />

berühmten Konzertsälen wie la Scala in<br />

Mailand, in der Oper in Doha (Qatar), in<br />

der Santa Cecilia in Rom, im Musikverein<br />

in Wien, in der Salle Pleyel in Paris und in<br />

der Philharmonie in Berlin gastierte, sorgte<br />

für Furore. In den Monaten Juli und August<br />

desselben Jahres wurde Hiber erneut von<br />

Barenboim zu einer Konzerttournee eingeladen,<br />

die ihn ins Teatro Maestranza Sevilla,<br />

die Arena in Ronda, die Gran Plaza in<br />

Madrid, die Forbidden City Concert Hall in<br />

Peking, in die Kulturzentren in Shanghai<br />

und in Seoul Korea, zu den Festspielen in<br />

Luzern (Schweiz), zum Mozarteum während<br />

der Festspiele in Salzburg, zur Waldbühne<br />

in Berlin und zur Kölner Philharmonie führte.<br />

In diesem Jahr hat Mohamed die Aufnahmeprüfung<br />

am Conservatoire National<br />

Supérieur de Musique et de Danse in Paris<br />

17<br />

einstimmig mit der Bestnote und mit<br />

besonderem Lob der Jury bestanden. Im<br />

April 2012 war er auf einer Tournee in den<br />

USA mit dem Versailler Orchester.<br />

Parallel dazu ist Mohamed Hiber Schüler<br />

am Gymnasium Racine in Paris.<br />

Ria Ideta, Marimbaphon<br />

Ria Ideta wurde 1982 in Wien in eine Musikerfamilie<br />

geboren. Mit sechs Jahren<br />

begann sie in Japan mit dem Klavier- und<br />

Marimbaspiel. 2001 setzte sie ihre Studien<br />

am Conservatoire National de Paris fort,<br />

das sie 2006 mit einem 1. Preis und einem<br />

Sonderpreis der Jury abschloss. Während<br />

ihres Studiums gewann Ria Ideta den 1.<br />

Preis beim Internationalen Marimba-Wettbewerb<br />

in Paris. Seit 2003 hat sie Meisterklassen<br />

in vielen Ländern gegeben, darunter<br />

2005 die Days of Percussion im Berklee<br />

College of Music in Boston, USA. Sie wurde<br />

als Jurymitglied eingeladen zum International<br />

Percussion Competition von Fermo<br />

in Italien, ebenso zum International Marimba-Wettbewerb<br />

in Paris.


Sie gab Konzerte mit dem Ensemble<br />

Akzente in Linz, die vom ORF übertragen<br />

wurden, beim International Music <strong>Festival</strong><br />

Musique à L’Emperi in Salon de Provence,<br />

ein Recital im Maison du Culture de Japon<br />

in Paris, um nur einige ihrer vielen Auftritte<br />

und Recitals in Japan, den USA und vielen<br />

anderen europäischen Ländern zu nennen.<br />

Ideta legt einen Schwerpunkt ihres Schaffens<br />

auf die zeitgenössische Musik. Viele<br />

Werke brachte sie zur Uraufführung, die<br />

ihr gewidmet sind.<br />

Zusätzliche Studien absolviete Ria Ideta in<br />

Japan bei Prof. Yoshihisa Mizuno und in<br />

Frankreich bei Prof. Eric Sammut und Prof.<br />

Emmanuel Séjourné.<br />

Isabel Karajan, Sprecherin<br />

Isabel Karajan wurde bei Jean-Laurent<br />

Cochet in Paris ausgebildet. Sie war<br />

zunächst Ensemblemitglied an Jürgen<br />

Flimms Thalia Theater in Hamburg und<br />

wurde dann von George Tabori in ihre<br />

Geburtsstadt Wien geholt. Er nahm Isabel<br />

18<br />

Karajan in sein legendäres Theaterensemble<br />

»Der Kreis« und es kam zu einer sehr<br />

intensiven, mehrjährigen Zusammenarbeit.<br />

Dank ihrer französischen »Muttersprache«<br />

waren zahlreiche Engagements in Frankreich<br />

– unter anderem am Theatre National<br />

de la Collin in Paris oder zuletzt im März<br />

2009, am Theatre de la Tempete/Cartoucherie<br />

in Paris – möglich. Neben der französischen<br />

Hauptstadt war Isabel Karajan unter<br />

anderem auf den Bühnen von Avignon,<br />

Adelaide, Buenos Aires, aber auch an der<br />

Schaubühne Berlin ebenso wie an den<br />

Münchner Kammerspielen oder am Schauspielhaus<br />

Stuttgart engagiert. Zuletzt<br />

brachte sie im Theater Nestroyhof Hamakom<br />

in Wien die Uraufführung »hennir«<br />

heraus (www.hennir.com).<br />

Die Zusammenarbeit mit Jürgen Gosch,<br />

Thomas Langhoff, Jorge Lavelli, Klaus<br />

Michael Grüber und vielen anderen wurde<br />

durch Auftritte in Musiktheaterprojekten<br />

mit Kent Nagano oder zuletzt »Die Geschichte<br />

vom Soldaten« mit Berliner Philharmonikern<br />

bei den Osterfestspielen in Salzburg<br />

ergänzt. Für Kino und Fernsehfilmproduktionen<br />

arbeitete Isabel Karajan mit Wolfgang<br />

Murnberger, Holger Barthel, Nina Companeze,<br />

Alain Michel Blanc, Laurent Heynemann<br />

und Patricia Mazuy 2011 mit dem<br />

Kinofilm »Sport de filles« zusammen.


Jürgen Karle, Schlagzeug<br />

Jürgen Karle studierte Schlagzeug an der<br />

Musikhochschule Köln, Abteilung Aachen<br />

(Orchestermusik) und an der Rijkshogeschool<br />

Maastricht, Niederlande (lichte<br />

Muziek/Jazz). Als Orchestermusiker spielte<br />

er mit vielen europäischen Orchestern,<br />

unter anderem mit dem Orchestre Symphonique<br />

de la Radio Télévision Luxembourg,<br />

der Klassischen Philharmonie Bonn und<br />

dem Städtischen Orchester Aachen.<br />

Er war an CD-Produktionen zum Beispiel<br />

mit Reinhard Mey, der Klassischen<br />

Philharmonie Bonn und der Tinseltown<br />

Rebellion Band beteiligt. 2007 wurde eine<br />

CD von Jürgen Karle mit zeitgenössischen<br />

Werken für Schlagzeug-Solo veröffentlicht.<br />

19<br />

Daishin Kashimoto, Violine<br />

Daishin Kashimoto kam 1979 in London zur<br />

Welt und bekam mit drei Jahren ersten<br />

Geigenunterricht in Tokio. 1985 kam er nach<br />

New York zu Naoko Tanaka an die Julliard<br />

School. 1990 wurde er Schüler von Zakhar<br />

Bron in Lübeck und setzte seine Studien in<br />

Freiburg bei Rainer Kussmaul fort. Mit einem<br />

1. Preis gewann er mit 14 Jahren beim Menuhin-Wettbewerb<br />

und mit 17 Jahren beim Long-<br />

Thibaud-Wettbewerb und bereiste als Sieger<br />

des Fritz-Kreisler-Wettbewerbs in Wien und<br />

mit dem Brahms-Preis in Deutschland als<br />

Solist und Kammermusiker die ganze Welt.<br />

Er spielte bereits unter der Leitung von Mariss<br />

Jansons und Semyon Bychkov, Michel<br />

Plasson und Hugh Wolff, Evgeny Svetlanov,<br />

Yury Temirkanov, Seiji Ozawa und Lorin<br />

Maazel. Kammermusik machte er unter<br />

anderem mit Yuri Bashmet, Myung-Whun<br />

Chung, Yefim Bronfman, Shlomo Mintz,<br />

Tabea Zimmermann, Paul Meyer, Éric Le<br />

Sage und Misha Maisky. Daishin Kashimoto<br />

unterzeichnete 1999 einen Vertrag mit Sony<br />

Classical und nahm zusammen mit Itamar<br />

Golan mehrere Platten auf.<br />

Am 12. Juni 2009 wurde er 1. Konzertmeister<br />

der Berliner Philharmoniker.


Anna Larsson, Mezzospran / Alt<br />

Anna Larsson hat sich unter anderem einen<br />

weltweiten Ruf in der Rolle als Erda mit<br />

Auftritten in Opernhäusern in Berlin,<br />

München, Wien, Salzburg, Stockholm und<br />

Aix-en-Provence gemacht. Außerdem sang<br />

sie in Rollen wie Waltraute, Orphée, Fricka<br />

und Delila und anderen an der Königlichen<br />

Oper in Stockholm, der Staatsoper Berlin,<br />

der Bayerischen Staatsoper in München,<br />

der Wiener Staatsoper, in Valencia, Florence,<br />

bei den Salzburger Festspielen, den<br />

Festspielen in Aix-en-Provence, im Kongelige<br />

Teater in Kopenhagen und bei der Finnischen<br />

Nationaloper. Die Dirigenten waren<br />

unter anderem Barenboim, Mehta, Rattle,<br />

von Dohnányi, Segerstam und Nagano.<br />

Auf der Konzertbühne hat Larsson sich vor<br />

allem als Interpretin von den Werken Gustav<br />

Mahlers profiliert. Sie tritt unter anderem<br />

sowohl mit den Berliner Philharmonikern,<br />

dem Los Angeles Philharmonic Orchestra,<br />

dem London Philharmonic Orchestra, dem<br />

New York Philharmonic Orchestra, dem<br />

Chicago Symphony Orchestra, Concentus<br />

Musicus Wien als auch mit den Wiener<br />

Philharmonikern auf.<br />

Als Konzertsängerin arbeitet Anna Larsson<br />

20<br />

regelmäßig mit den renommiertesten<br />

Dirigenten der Welt. Sie beherrscht beinahe<br />

das komplette Konzertrepertoire für Alt und<br />

Orchester, von Händels Messias bis Elgars<br />

Sea Pictures zu Gustav Mahlers sämtlichen<br />

Gesangzyklen und dem Verdi Requiem,<br />

unter anderem mit Abbado, Salonen,<br />

Haitink, Gilbert, Barenboim, Rattle, Mehta,<br />

Dudamel, Pappano, Osawa, Masur, Maazel,<br />

Blomstedt und Harnoncourt.<br />

Anna Larsson wurde 2005 für die Aufnahme<br />

des selten dargestellten Werks Daphne von<br />

Richard Strauss zusammen mit dem<br />

Sinfonieorchester des Westdeutschen<br />

Rundfunks unter der Leitung von Semyon<br />

Bychkov für ein Grammy nominiert.<br />

Tomer Maschkowski, Bassposaune<br />

Tomer Maschkowski wurde 1982 in Rotterdam<br />

geboren und erhielt seinen ersten<br />

Unterricht im Fach Tenorposaune mit 13<br />

Jahren bei seinem Großvater Zvi Ostrowski<br />

(Israel Philharmonic Orchestra). Im Alter<br />

von 15 Jahren wechselte er zur Bassposaune<br />

und wurde von Micha Davis unterrichtet.


Von 2000 bis 2005 studierte Maschkowski<br />

am Konservatorium Rotterdam bei Ben van<br />

Dijk, Georg Wiegel, Jorgen van Rijen und<br />

Pierre Volders. In den Jahren 2006 bis 2008<br />

war er Stipendiat der Orchesterakademie<br />

der Staatskapelle Berlin und belegte Kurse<br />

bei Martin Reinhardt. Von 2009 bis 2011<br />

folgte ein Master-Studium an der Universität<br />

der Künste Berlin bei Andreas Klein, Stefan<br />

Schulz und Rainer Vogt. 2008 war Maschkowski<br />

Stipendiat des Deutschen Musikwettbewerbs<br />

in der Kategorie »Ensembles<br />

in freier Besetzung« mit der Trombone Unit<br />

Hannover und wurde in die 53. Bundesauswahl<br />

Konzerte Junger Künstler aufgenommen.<br />

Im Jahr 2011 folgten ein Stipendium<br />

des Deutschen Musikwettbewerbs in<br />

Berlin in der Kategorie Bassposaune solo<br />

mit Aufnahme in die 56. Bundesauswahl<br />

Konzerte Junger Künstler, Preisträger des<br />

Deutschen Musikwettbewerbs in der<br />

Kategorie »Ensembles in freier Besetzung«<br />

mit der Trombone Unit Hannover.<br />

Seine künstlerische Ausbildung ergänzte<br />

Tomer Maschkowski durch Meisterkurse<br />

bei Bart van Lier, Rex Martin, Charles<br />

Vernon, Csaba Wagner, Joe Alessi, Michel<br />

Becquet, Bo Nilsson, Nitzan Haroz und<br />

Wolfram Arndt. In der Konzertsaison<br />

2005/2006 hatte er eine Anstellung im Jerusalem<br />

Symphony Orchestra und ist seit<br />

2006 Mitglied des West-Eastern Divan<br />

Orchestra unter der Leitung von Daniel<br />

Barenboim. Weitere Orchestererfahrung<br />

sammelte er unter anderem im Deutschen<br />

Symphonie-Orchester Berlin, im Concertgebouworkest<br />

Amsterdam, im Rotterdams<br />

Philharmonisch Orkest, in der Holland<br />

Symfonia, an der Deutschen Oper Berlin,<br />

im Konzerthausorchester Berlin, im Niedersächsischen<br />

Staatsorchester Hannover<br />

und bei den Philharmonikern Hamburg.<br />

Seit 2010 spielt Maschkowski regelmäßig<br />

21<br />

als Aushilfe im Orchester der Mailänder<br />

Scala, unter anderem an der Kontrabassposaune<br />

in Wagners Ring der Nibelungen<br />

unter der Leitung von Daniel Barenboim.<br />

CDs entstanden zusammen mit Ben van<br />

Dijk, dem International Trombone Ensemble,<br />

dessen Mitglied er ist, und der Staatskapelle<br />

Berlin unter der Leitung von Pierre<br />

Boulez (Mahlers 8. Sinfonie). Seit April 2012<br />

spielt er Bassposaune im Deutschen<br />

Symphonie-Orchester Berlin.<br />

Sergei Nakariakov, Trompete<br />

Der »Paganini der Trompete« oder »Zauberer<br />

aus Russland« sind nur einige der Attribute,<br />

mit denen Sergei Nakariakov in der<br />

Musikwelt geschmückt wird. Er begeistert<br />

seine Fans seit vielen Jahren mit einer<br />

atemberaubenden Musikalität, einer revolutionären<br />

Blastechnik und einem in jeder<br />

Hinsicht grenzüberschreitenden Repertoire.<br />

Mit der beschränkten Sololiteratur für<br />

Trompete wollte sich Sergei Nakariakov<br />

nicht zufrieden geben, schuf kurzerhand


ein neues, aufregendes Konzertrepertoire<br />

und entdeckte dabei auch das klangschöne<br />

Flügelhorn als klassisches Soloinstrument.<br />

Sein Vater bearbeitete für ihn hochvirtuose<br />

Konzerte anderer Soloinstrumente wie<br />

Violine, Cello oder Fagott, gleichsam maßgeschneidert<br />

auf seine außergewöhnlichen<br />

musikalischen und technischen Fähigkeiten.<br />

So wurde auch der bekannte Komponist<br />

Jörg Widmann auf ihn aufmerksam.<br />

Er widmete Sergei Nakariakov sein erstes<br />

Trompetenkonzert »Ad absurdum«, das im<br />

Januar 2006 mit großem Erfolg in der Philharmonie<br />

Essen uraufgeführt wird.<br />

Im Rahmen eines Exklusivvertrags mit Teldec<br />

entstanden eine Reihe hochkarätiger Einspielungen,<br />

für die Sergei Nakariakov 2002<br />

mit dem ECHO Klassik als »Instrumentalist<br />

des Jahres« ausgezeichnet wurde.<br />

Sergei Nakariakov spielt auf Instrumenten<br />

von Antoine Courtois, Paris.<br />

22<br />

Chezy Nir, Horn<br />

Chezy Nir ist Solohornist des Israel Symphony<br />

Orchestra Rishon LeZion, des Hausorchesters<br />

der New Israeli Opera. Als Solist<br />

hatte er Auftritte mit den meisten führenden<br />

israelischen Orchestern. Ebenso konzertierte<br />

er in Recitals und als Solist in und<br />

außerhalb Israels, wie zum Beispiel mit<br />

dem Orchester der Alten Oper in Frankfurt.<br />

Chezy Nir studierte bei Meir Rimon an der<br />

Rubin-Akademie Tel Aviv und bei Marie-<br />

Luise Neunecker an der Frankfurter Musikhochschule.<br />

Er ist Gründungsmitglied des<br />

New Israeli Woodwind Quintett und Professor<br />

für Horn an der Buchmann-Mehta Academy<br />

for Music an der Universität von Tel<br />

Aviv. Nir nahm an <strong>Festival</strong>s wie dem Israel<br />

<strong>Festival</strong>, dem Davos <strong>Festival</strong> und den<br />

<strong>Rolandseck</strong>er Sommerkursen teil und konzertierte<br />

mit Yefim Bronfman, Shmuel<br />

Ashkenazy, Chaim Taub, Franklin Cohen<br />

und anderen.


Zvi Plesser, Violoncello<br />

Der israelische Cellist Zvi Plesser blickt<br />

bereits auf eine bemerkenswert breitgefächerte<br />

Karriere zurück: Er trat sowohl als<br />

Solocellist als auch als Kammermusiker<br />

auf und ist ein hervorragender Lehrer.<br />

Zvi Plesser wohnt in Israel und arbeitet von<br />

dort aus mit führenden Instrumentalisten<br />

und Dirigenten unserer Zeit zusammen.<br />

Als Solist spielte er mit dem Israel Philharmonic<br />

Orchestra, dem Jerusalem Symphony<br />

Orchestra, dem Israel Chamber<br />

Orchestra, dem Shanghai Symphony<br />

Orchestra, dem National Symphony<br />

Orchestra, und der Academy of Saint Martin<br />

in the Fields, mit Dirigenten wie Zubin<br />

Mehta, Sir Neville Marriner, Asher Fish und<br />

Sergio Comissiona. Er war Mitglied des<br />

Streichquartetts »huberman« und ist<br />

Gründungsmitglied von Concertante. Als<br />

passionierter Kammermusiker hat er mit<br />

dem Jerusalem Quartet, dem Aviv Quartet<br />

und dem Ysasye Quartet zusammengearbeitet<br />

sowie mit Isaac Stern, Pinchas<br />

Zukerman, Richard Goode, Nobuko Imai,<br />

Michael Tree und vielen anderen. Er nahm<br />

in aller Welt an Musikfestivals wie dem<br />

Marlboro <strong>Festival</strong>, dem <strong>Festival</strong> Internacional<br />

23<br />

Cervantino in Mexico, dem Jerusalem<br />

International Chamber Music <strong>Festival</strong>, dem<br />

Kuhmo <strong>Festival</strong> in Finnland und dem<br />

<strong>Rolandseck</strong>-<strong>Festival</strong> teil. Vor kurzem wurde<br />

er zum künstlerischen Leiter des Voice of<br />

Music in the Upper Galilee Chamber Music<br />

<strong>Festival</strong> ernannt.<br />

Zvi Plesser ist Absolvent der Juilliard School,<br />

wo er bei Zara Nelsova studierte. Weitere<br />

prägende Lehrer waren Zvi Harel in Israel<br />

und David Soyer in den USA. Seit 1988<br />

gehört Plesser der Fakultät der Jerusalem<br />

Academy of Music and Dance an, er<br />

unterrichtet an der North Carolina School<br />

of Arts, der Encore Summer School in Ohio<br />

und dem Perlman Music Program. Als<br />

Absolvent des Jerusalem Music Centre hat<br />

Zvi Plesser die renommierte Francoise<br />

Shapira Competition und die 41. Washington<br />

International Competition gewonnen<br />

und war Stipendiat der America-Israel<br />

Cultural Foundation.


Yael Rubinstein, Violoncello<br />

Die aus Israel stammende Cellistin Yael<br />

Rubenstein ist Absolventin des New England<br />

Conservatory of Music, wo sie unter<br />

Laurence Lesser studierte. Die passionierte<br />

Kammermusikerin war bereits in außergewöhnlichen<br />

Kammermusikkonzerten in<br />

der Carnegie Hall und der Library of Congress<br />

in Washington zusammen mit Pinchas<br />

Zukerman, Jaime Laredo und Yo-Yo<br />

Ma zu hören.<br />

In den letzten Jahren nahm sie am Sarasota<br />

Music <strong>Festival</strong> in Florida teil und spielte zudem<br />

an der American School of Art in Fontainebleau,<br />

Frankreich. Sie hatte außerdem<br />

Kammermusik-Engagements in Griechenland<br />

bei den <strong>Festival</strong>s in Nafplio und Korfu.<br />

Während der Sommermonate der letzten<br />

Jahre spielte Yael Rubinstein als stellvertretende<br />

1. Cellistin im West-Eastern Divan<br />

Orchestra unter Daniel Barenboim, wo sie<br />

auch mit einem Sonderstipendium ausgezeichnet<br />

wurde. Sie ist zudem Stipendiatin<br />

der American-Israel Cultural Foundation.<br />

Yael Rubinstein studierte an der Tel Aviv<br />

Academy of Music unter Hillel Zori und Uzi<br />

Wiesel. Sie absolvierte ein Master-Studium<br />

der Musik am Mannes College in New York<br />

24<br />

unter Marcy Rosen. Darüber hinaus hat sie<br />

an Meisterkursen bei Janos Starker, Wolfgang<br />

Betcher, Philippe Muller und Steven<br />

Isserlis teilgenommen.<br />

Gili Schwarzman, Flöte<br />

Die international renommierte Flötistin Gili<br />

Schwarzman ist in der ganzen Welt als<br />

Solistin mit Orchestern wie dem Israeli<br />

Chamber Orchestra, dem Orquesta de<br />

Valencia, dem Neuen Kammerorchester<br />

Potsdam, dem Kalisz Philharmonic Orchestra,<br />

dem Sofia Philharmonic Orchestra,<br />

dem Opole Philharmonic Orchestra und<br />

vielen anderen aufgetreten.<br />

Gili Schwarzman ist nicht nur als Solistin<br />

unterwegs, sondern auch als passionierte<br />

Kammermusikerin. Diese Leidenschaft<br />

führte sie mit einigen der großen Musikern<br />

unserer Zeit zusammen und bescherte ihr<br />

Auftritte auf renommierten Bühnen in ganz<br />

Europa – hierzu gehören die Queen<br />

Elisabeth Hall in London, das Mozarteum


Salzburg, die Berliner Philharmonie und<br />

die Hamburger Laeiszhalle, um nur einige<br />

zu nennen. Sie ist zudem regelmäßige<br />

Teilnehmerin bei vielen namhaften <strong>Festival</strong>s<br />

wie dem Jerusalem Chamber Music <strong>Festival</strong>,<br />

dem Spring <strong>Festival</strong> of Zagreb, den Salzburger<br />

Festspielen und dem <strong>Rolandseck</strong>-<br />

<strong>Festival</strong>.<br />

Die in Israel geborene Gili Schwarzman<br />

studierte Musik an der Jerusalem Music<br />

Academy und an der Universität von Tel<br />

Aviv, wo sie eine Auszeichnung für herausragende<br />

Leistung erhielt. Daraufhin setzte sie<br />

ihr Studium an der Musikakademie München<br />

in der Klasse von Prof. Andras Adorjan<br />

fort. Sie ist mehrfache Preisträgerin, so zum<br />

Beispiel bei der Solo International Competition<br />

in Prag und ist zudem Stipendiatin<br />

der America-Israel Cultural Foundation. Im<br />

Laufe ihrer musikalischen Ausbildung hatte<br />

Gili Schwarzman das Privileg, unter bedeutenden<br />

Flötisten wie Emmanuel Pahud,<br />

Philippe Bernold, Michel Debost, Davide<br />

Formisano und Pierre-Yves Artaud zu studieren.<br />

In den letzten Jahren war Gili Schwarzman<br />

neben ihrer Karriere als Solistin und Kammermusikerin<br />

auch im Ensemble der Tel<br />

Aviv Soloists und dem International Mahler<br />

Orchestra tätig. Sie ist außerdem seit fünf<br />

Jahren Mitglied im West-Eastern Divan<br />

Orchestra unter der Leitung von Daniel<br />

Barenboim.<br />

25<br />

Nabil Shehata, Kontrabass<br />

Nabil Shehata wurde 1980 als Sohn deutschägyptischer<br />

Eltern in Kuwait geboren. Im<br />

Alter von vier Jahren zog es die Familie<br />

jedoch wieder zurück nach Deutschland.<br />

Nachdem er im Alter von sechs Jahren<br />

zunächst Klavierunterricht von seiner Mutter<br />

bekam, erhielt er drei Jahre später seinen<br />

ersten Kontrabassunterricht bei Thomas<br />

Zscherpe.<br />

Später studierte er bei Prof. Michinori Bunya<br />

in Würzburg und bei Prof. Esko Laine in<br />

Berlin. Während seiner Studienzeit war er<br />

Stipendiat der Studienstiftung des deutschen<br />

Volkes sowie der Stiftung »Podium<br />

junger Musiker« und gewann zahlreiche<br />

internationale Wettbewerbe, unter anderem<br />

den Concurso Júlio Cardona in Covilhã,<br />

Portugal und den Premio Valentino Bucchi<br />

in Rom. Beim ARD-Wettbewerb in München<br />

errang er den 1. Preis, als erster Kontrabassist<br />

in der Geschichte des Wettbewerbs.<br />

Darüber hinaus wurde ihm auch der<br />

beliebte Publikumspreis zugesprochen. Im<br />

Herbst 2006 wurde Nabil Shehata mit dem<br />

niedersächsischen Praetorius Musikpreis<br />

ausgezeichnet.<br />

2003 verpflichtete ihn die Staatsoper Unter


den Linden Berlin als 1. Solo-Kontrabassisten;<br />

von 2004 bis 2008 war er in gleicher Position<br />

bei den Berliner Philharmonikern.<br />

Als Solist wird er regelmäßig von namhaften<br />

Orchestern eingeladen, darunter das Symphonieorchester<br />

des Bayerischen Rundfunks,<br />

das Gulbenkian Orchestra Lissabon,<br />

die Bremer Philharmoniker und das<br />

Münchener Kammerorchester. 2008 gab er<br />

sein Debüt als Solist bei den Berliner<br />

Philharmonikern unter Leitung von Daniel<br />

Barenboim. In der Saison 2009/2010 war er<br />

unter anderem als Solist im Wiener Musikverein<br />

zu hören.<br />

Er ist gern gesehener Gast bei renommierten<br />

<strong>Festival</strong>s wie dem Schleswig-Holstein<br />

Musik <strong>Festival</strong>, dem Jerusalem International<br />

Chamber Music <strong>Festival</strong>, dem Oxford Chamber<br />

Music <strong>Festival</strong> oder den Salzburger<br />

Osterfestspielen. Zu seinen musikalischen<br />

Partnern gehören Thomas Quasthoff, Nikolaj<br />

Znaider, Christoph Poppen, David Geringas,<br />

Frans Helmerson, Elena Bashkirova, Klaus<br />

Thunemann, Viviane Hagner oder Daniel<br />

Barenboim.<br />

Shehatas besondere Liebe gilt dem Recital<br />

und der Kammermusik. Mit Kollegen der<br />

Berliner Philharmoniker und Tatjana Vassiljewa<br />

begründete er das Philharmonische<br />

Streichquintett, das in der Saison 2009/2010<br />

bereits zum zweiten Mal in Japan gastierte.<br />

Ebenfalls war er in der letzten Saison in<br />

mehreren Konzerten mit dem Forellenquintett<br />

von Schubert und dem Sextett von<br />

Mendelssohn-Bartholdy zusammen mit<br />

dem Fauré Quartett zu hören.<br />

Auch die Förderung des musikalischen<br />

Nachwuchses liegt Nabil Shehata sehr am<br />

Herzen. Großes Engagement gilt dabei dem<br />

West-Eastern Divan Orchestra, zu dessen<br />

langjährigen Mitgliedern er gehört und dem<br />

er als Orchestermitglied trotz seiner vielen<br />

anderweitigen Verpflichtungen treu geblie-<br />

26<br />

ben ist. Er gibt regelmäßig Meisterkurse in<br />

Europa, Israel und Japan, unterrichtet an der<br />

Akademie der Berliner Philharmoniker und<br />

seit Oktober 2007 als Professor an der Hochschule<br />

für Musik und Theater München.<br />

In den letzten vier Jahren hat sich Shehata<br />

zunehmend dem Dirigieren zugewandt.<br />

Anregungen und Unterricht erhielt er dabei<br />

von Daniel Barenboim, Rolf Reuter, Lawrence<br />

Foster und von Christian Thielemann.<br />

Nach ersten Erfahrungen in der Arbeit mit<br />

verschiedenen Jugend- und Kammerorchestern<br />

gab er im Jahr 2007 sein von der<br />

Kritik hoch gelobtes Dirigierdebüt in Cottbus.<br />

Im Mai 2008 leitete er auf Einladung von<br />

Gustavo Dudamel das Simón-Bolívar-<br />

Jugendorchester in Caracas, Venezuela mit<br />

solch großem Erfolg, dass er sofort noch<br />

einmal für die nächste Spielzeit verpflichtet<br />

wurde. Danach leitete er das Dohnányi<br />

Orchestra Budapest, das Rundfunkorchester<br />

in Ljubljana, das Qatar Philharmonic<br />

Orchestra sowie das Kammerorchester des<br />

Konzerthausorchesters und das Orchestre<br />

National du Capitole de Toulouse. Erst<br />

kürzlich gab Nabil Shehata sein Japan<br />

Debüt als Dirigent mit dem Kyoto Symphony<br />

Orchestra. Nach der erfolgreichen Sommerproduktion<br />

»Der Diener zweier Herren« mit<br />

der Kammeroper München im Schloss<br />

Nymphenburg wurde er vom Ensemble mit<br />

sofortiger Wirkung zum Chefdirigenten<br />

ernannt.


Das West-Eastern Divan Orchestra<br />

Seit mehr als zehn Jahren ist das West-<br />

Eastern Divan Orchestra eine feste Größe<br />

in der internationalen Musikwelt. 1999 rief<br />

Daniel Barenboim, gemeinsam mit dem<br />

palästinensischen Literaturwissenschaftler<br />

Edward Said, ein Orchester ins Leben mit<br />

dem Ziel, den Dialog zwischen den verschiedenen<br />

Kulturen des Nahen Ostens durch<br />

die Erfahrungen den gemeinsamen Musizierens<br />

und des Zusammenlebens zu ermöglichen.<br />

Sie benannten Orchester und Workshop<br />

nach Johann Wolfgang von Goethes<br />

Sammlung von Gedichten »West-östlicher<br />

Divan«, einem zentralen Werk für die Entwicklung<br />

des Begriffs der Weltkultur.<br />

Die ersten Arbeitsphasen fanden in Weimar<br />

und Chicago statt, im Jahre 2002 konnte<br />

Sevilla als fester Sitz des Orchesters gewonnen<br />

werden, wo es großzügige Unterstützung<br />

vonseiten der andalusischen Regierung<br />

(Junta de Andalucía) erhält. Das<br />

Orchester besteht zu gleichen Teilen aus<br />

israelischen und arabischen Musikern sowie<br />

einigen Spaniern. Die Musiker kommen<br />

jeden Sommer zu Probenphasen,<br />

angereichert mit Vorträgen und Diskussionen,<br />

in Andalusien zusammen, bevor sie auf<br />

eine internationale Konzerttournee gehen.<br />

In den Jahren seines Bestehens hat das<br />

Projekt immer wieder belegt, dass Musik<br />

vermeintlich unüberwindbare Barrieren<br />

abbauen kann. Der einzige politische Aspekt<br />

der Arbeit des West-Eastern Divan Orchestra<br />

ist die Überzeugung, dass es keine militärische<br />

Lösung des Nahostkonflikts geben<br />

kann und dass die Schicksale von Israelis<br />

und Palästinensern untrennbar miteinander<br />

verbunden sind. Durch seine schiere<br />

Existenz beweist das West-Eastern Divan<br />

Orchestra, dass es möglich ist, Menschen<br />

zum gegenseitigen Zuhören zu bewegen.<br />

28<br />

Musik allein kann selbstverständlich nicht<br />

den arabisch-israelischen Konflikt lösen.<br />

Jedoch gibt sie dem Einzelnen das Recht<br />

und die Verpflichtung, sich vollständig<br />

auszudrücken und dabei dem Nachbarn<br />

Gehör zu schenken. Auf den Prinzipien von<br />

Gleichheit, Kooperation und Gerechtigkeit<br />

für alle beruhend, stellt das Orchester ein<br />

Alternativmodell zur derzeitigen Situation<br />

im Nahen Osten dar.<br />

Bisherige Konzerte führten das West-<br />

Eastern Divan Orchestra unter anderem in<br />

die Berliner Philharmonie, das Teatro alla<br />

Scala in Mailand, den Musikverein in Wien,


die Carnegie Hall in New York, das<br />

Tschaikowsky-Konservatorium in Moskau,<br />

das Hagia Eirene <strong>Museum</strong> in Istanbul, die<br />

Salle Pleyel in Paris, die Plaza Mayor in<br />

Madrid und das Teatro Colón in Buenos<br />

Aires sowie in die Generalversammlung der<br />

Vereinten Nationen anlässlich der Verabschiedung<br />

des Generalsekretärs Kofi Annan<br />

am 18. Dezember 2006 in New York. Zudem<br />

ist das Orchester regelmäßiger Gast bei<br />

den BBC Proms und den Salzburger<br />

Festspielen.<br />

Das West-Eastern Divan Orchestra hat<br />

zahlreiche CDs und DVDs eingespielt, wie<br />

29<br />

einen Konzertmitschnitt aus der Genfer<br />

Viktoria Halle (2004), eine Live-Aufnahme<br />

von Beethovens Sinfonie Nr. 9 aus der Berliner<br />

Philharmonie (2006) sowie das symbolträchtige<br />

Konzert im Kulturpalast von<br />

Ramallah (2005). Im Mai 2011 erschien eine<br />

Aufnahme von Schönbergs Variationen für<br />

Orchester op. 31 und Tschaikowskys Symphonie<br />

Nr. 6. Die Dokumentation »Knowledge<br />

is the beginning« wurde mehrfach<br />

international ausgezeichnet, zum Beispiel<br />

mit einem Emmy Award im Jahr 2006.


1. Abo-Konzert<br />

Freitag, 29. Juni 2012, 20 Uhr, Neubau<br />

W. A. Mozart:<br />

Flötenquartett Nr. 2 G-Dur, KV 285a<br />

Andante<br />

Tempo di Menuetto<br />

Gili Schwarzman, Daishin Kashimoto,<br />

Amihai Grosz, Zvi Plesser<br />

F. Poulenc:<br />

Trio für Trompete, Horn und Posaune<br />

Allegro moderato<br />

Andante<br />

Rondeau<br />

Sergei Nakariakov, Chezy Nir,<br />

Tomer Maschkowski<br />

E. Ewazen:<br />

Mosaics, für Flöte, Fagott und Marimbaphon<br />

Barcarole<br />

Fantasie und Fuge<br />

Pavane<br />

Tarantella<br />

Gili Schwarzman, Gilbert Audin,<br />

Ria Ideta<br />

Pause<br />

I. Strawinsky:<br />

Die Geschichte vom Soldaten, für Sprecher,<br />

Violine, Kontrabass, Klarinette, Fagott,<br />

Trompete, Posaune und Schlagzeug<br />

Isabel Karajan, Guy Braunstein,<br />

Nabil Shehata, Chen Halevi,<br />

Gilbert Audin, Sergei Nakariakov,<br />

Tomer Maschkowski, Jürgen Karle<br />

Leitung: Ohad Ben-Ari<br />

30


W. A. Mozart:<br />

Flötenquartett Nr. 2 G-Dur, KV 285a<br />

In Mannheim erhielt Mozart 1777 von dem<br />

Arzt und leidenschaftlichen Hobby-Flötisten<br />

Ferdinand Dejean den Auftrag, drei Flötenkonzerte<br />

und sechs Flötenquartette zu<br />

komponieren. Dies erwies sich aber als<br />

recht schwere Aufgabe für Mozart, da er<br />

die Flöte laut eigener Aussage so gar nicht<br />

leiden konnte. So gab er bereits nach zwei<br />

Konzerten und drei Quartetten auf und erhielt<br />

folglich auch nur die Hälfte des vereinbarten<br />

Honorars – sehr zum Zorne des Vaters.<br />

Die Quellenlage bezüglich der Quartette ist<br />

nicht ganz einfach und es lässt sich nur<br />

schwer feststellen, welche wirklich von<br />

Mozart sind und welches zu den oben<br />

genannten Auftragskompositionen für<br />

Dejean gehört. Das G-Dur- Quartett ist das<br />

zweite der Quartette der Gruppe und sieht<br />

auf den ersten Blick nicht überwältigend<br />

aus: Es ist zweisätzig und somit wahrscheinlich<br />

an Johann Christian Bach orientiert,<br />

den Mozart aufrichtig bewunderte. Die<br />

beiden Sätze stehen in derselben Tonart<br />

und ähneln sich auch bezüglich der Länge<br />

und des Tempos. Im Gegensatz zum ersten<br />

Quartett zeichnet sich dieses durch seine<br />

durchgängig besinnliche Stimmung aus.<br />

Mozart schuf hier feine Kontraste in Instrumentierung<br />

und Harmonik. Besonders im<br />

langsamen Satz zeigt sich Mozarts Originalität:<br />

Die Flöte spielt hier eine schlichte<br />

Kantilene in h-moll über der gezupften<br />

Begleitung der Streicher. Ein ganz wunderbarer<br />

Bezug zu den Flötenwerken Johann<br />

Sebastian Bachs ist hier die Tonart h-moll,<br />

die Mozart an sich sehr selten verwendete.<br />

31<br />

F. Poulenc:<br />

Trio für Trompete, Horn und Posaune<br />

Francis Poulenc war berühmt für seine<br />

Fähigkeit, großartige Melodien zu komponieren.<br />

In seinem Trio für Trompete, Horn<br />

und Posaune – eine an sich schon außergewöhnliche<br />

Kombination, die von seiner Vorliebe<br />

für Blasinstrumente zeugt – kommen<br />

zu den wunderbaren Melodien noch eine<br />

große Bandbreite an Klangfarben, bestechende<br />

Rhythmen, interessante Harmonien<br />

und musikalischer Witz hinzu. Die Sonate<br />

entstand 1922, wurde allerdings 1945 von<br />

Poulenc selbst noch einmal überarbeitet.<br />

Das Allegro beginnt mit einem freudigen<br />

Thema in der Trompete, das sich immer<br />

mehr zu heiteren Tanzepisoden entwickelt,<br />

die gespickt sind mit ständig wechselnden<br />

Rhythmen. Im Mittelteil geht es im zweiten<br />

Thema, das Trompete und Horn vorstellt,<br />

etwas lyrischer zu, bevor die Trompete zur<br />

Wiederholung des bäuerlichen Themas<br />

überleitet. Das folgende Andante ist im Stil<br />

eines Wiegenlieds geschrieben, das sich<br />

allerdings an die Themen des ersten Satzes<br />

anlehnt und diese fortspinnt. Durch seine<br />

eher weichen Dissonanzen, die Abschweifungen<br />

nach Moll und eine etwas gemütlichere<br />

Gangart wird dem Satz jedoch jede<br />

Härte genommen. Das lichte und kesse<br />

Rondeau beschließt Poulencs Sonate. Das<br />

Hauptthema klingt ein wenig nach einem<br />

falsch gesungenen Volkslied – wieder<br />

einmal ein Beweis für Francis Poulencs<br />

musikalischen Witz. Dieses immer wiederkehrende<br />

tänzerische Thema wechselt sich<br />

ab mit kurzen spritzigen Episoden und<br />

beendet so das leichtherzige Werk.


E. Ewazen:<br />

Mosaics, für Flöte, Fagott und<br />

Marimbaphon<br />

Der amerikanische Komponist Eric Ewazen<br />

wurde 1954 in Cleveland geboren. Nach<br />

seinem Studium an der Eastman School<br />

of Music promovierte er an der Juilliard. Zu<br />

seinen Lehrern gehörten Milton Babbitt,<br />

Joseph Schwandtner, Samuel Adler und<br />

Gunther Schuller. Schon während seiner<br />

Studienzeit war er als Komponist aktiv und<br />

wurde bereits zu dieser Zeit schon mit diversen<br />

renommierten Kompositionspreisen<br />

ausgezeichnet. Neben seiner Arbeit als<br />

Komponist ist er auch seit 1980 als Dozent<br />

tätig. Die Kompositionen Ewazens sind von<br />

Beginn an denkbar vielfältig: so hat er<br />

Orchestermusik geschrieben, ebenso wie<br />

Klavier- und Vokalwerke oder auch Kammermusik.<br />

Sein Stil ist dabei einzigartig und<br />

wird wohl am ehesten verglichen mit dem<br />

anderer hochrangiger amerikanischer<br />

Ikonen wie beispielsweise Aaron Copland.<br />

Als Komponist des 20./21. Jahrhunderts<br />

befasste er sich zwar auch mit der Atonalität,<br />

bekennt sich aber in seinen Kompositionen<br />

zur tonalen Musik. Ausgangspunkt<br />

dafür ist seine Orientierung an den Musikern,<br />

für die er schreibt und die gerade in<br />

der heutigen Zeit Freude haben an neuer,<br />

aber tonaler Musik. Durch einen seiner<br />

zahlreichen Kompositionsaufträge begann<br />

er auch, sich mit Kammermusik zu beschäftigen,<br />

die das Schlagzeug, in unserem Fall<br />

die Marimba, einschließt. Das viersätzige<br />

Werk »Mosaics« für Flöte, Fagott und<br />

Marimba entstand 1992 für ein paar Freunde,<br />

Mitglieder des Metropolitan Opera<br />

Orchestras. Durch die ungewöhnliche<br />

Besetzung und die damit verbundenen<br />

Klangfarben kam das Werk auch zu seinem<br />

Titel »Mosaics« und integriert sich so<br />

32<br />

wunderbar in die aktuelle Ausstellung »Die<br />

Eroberung der Wand. Nazarenerfresken im<br />

Blick der Gegenwart«, die damit durch eine<br />

weitere künstlerische Technik ergänzt wird.<br />

Ewazens Werk erstrahlt in hellen, klaren<br />

Farben, mal eher in Pastelltönen, manchmal<br />

mit großer Spielfreude und großen Kontrasten,<br />

dann wieder eher lyrisch. Zu dieser<br />

Vielfalt tragen auch die Rhythmen bei: Im<br />

ersten Satz verbindet er ein weiches Thema<br />

mit dem Rhythmus einer Barcarole, im zweiten<br />

Satz orientiert er sich an der barocken<br />

Form des Präludiums mit Fuge. Im letzten<br />

Satz stellt er der eher ruhigen Pavane eine<br />

quirlige Tarantella gegenüber.<br />

I. Strawinsky:<br />

Die Geschichte vom Soldaten, für Sprecher,<br />

Violine, Kontrabass, Klarinette, Fagott,<br />

Trompete, Posaune und Schlagzeug<br />

1917 entstand für eine Wanderbühne Igor<br />

Strawinskys Werk »Die Geschichte vom<br />

Soldaten«. Der Dichter Charles-Ferdinand<br />

Ramuz, der die Texte beisteuerte, bediente<br />

sich als Vorlage zweier russischer Märchen:<br />

Ein Soldat geht einen verhängnisvollen Pakt<br />

mit dem Teufel ein und überlässt diesem<br />

seine Geige im Tausch gegen ein Buch,<br />

das Reichtümer verspricht. Zudem soll er<br />

dem Teufel das Geigenspiel beibringen. Der<br />

Soldat erfüllt die Bedingungen, jedoch sind<br />

in seiner realen Welt inzwischen drei Jahre<br />

vergangen – seine Braut ist verheiratet und<br />

er gilt als fahnenflüchtig. Zwar wird er durch<br />

das Buch reich, jedoch kann ihm auch der<br />

Reichtum kein Glück bescheren. Er wünscht<br />

sich nichts sehnlicher als seine Geige<br />

zurück, um auch die kranke Prinzessin, in<br />

die er sich mittlerweile verliebt hat, heilen<br />

zu können. Bei einem Kartenspiel mit dem<br />

Teufel gelingt es ihm, seine Geige zurück-


zubekommen, doch auch hier gibt es einen<br />

(teuflischen) Haken: Er darf seine Heimat<br />

nicht mehr betreten. Über dieses Gebot<br />

setzt er sich jedoch hinweg, um die Prinzessin<br />

durch sein Geigenspiel zu heilen. Obschon<br />

es zunächst nach einem glücklichen<br />

Ende für den Soldaten aussieht, bleibt<br />

jedoch ungewiss, ob er nicht dem Teufel in<br />

dessen Welt folgen muss. Angepasst an<br />

die Komposition für eine Wanderbühne hat<br />

Strawinsky auch die Orchestrierung seines<br />

Werks: Er reduziert das normale Orchester<br />

auf zwei Streichinstrumente, zwei Holzbläser,<br />

zwei Blechbläser und das Schlagzeug.<br />

Musikalisch gesehen ist das Werk<br />

jedoch keinesfalls einfach gestrickt: Die<br />

Stimmen sind durchgängig schwierig, vor<br />

33<br />

allem in rhythmischer Hinsicht. Man hört<br />

lauter aneinandergereihte, kurze Abschnitte,<br />

die zwar rein vom Titel her an bekannte<br />

Formen erinnern (Marsch, Pastorale, Tango,<br />

Walzer, Ragtime, Choral), jedoch wirken<br />

auch diese Formen durch geschickte<br />

Verwendung von Rhythmik und melodischen<br />

Raffinessen wie »aus der Form geraten«.<br />

Somit passen sie auch zu dem grundsätzlich<br />

unromantischen und eher kargen<br />

Klang des Werks, der keine Illusionen<br />

aufkommen lässt. Raffiniert ist auch Strawinskys<br />

Verwendung des Schlagzeugs, das<br />

als vollwertiges Soloinstrument eingesetzt<br />

wird und sogar das Stück mit einem Solo<br />

beendet.


2. Abo-Konzert<br />

Samstag, 30. Juni 2012, 20 Uhr, Festsaal<br />

in Kooperation mit dem SWR<br />

L. v. Beethoven:<br />

Streichtrio Nr. 2 D-Dur, op. 8<br />

Marcia: Allegro. Adagio<br />

Menuetto: Allegretto<br />

Adagio. Scherzo: Allegro molto<br />

Allegretto alla Polacca<br />

Thema con variazioni: Andante quasi<br />

Allegretto<br />

Marcia: Allegro<br />

Teilnehmer der Meisterklasse:<br />

Mohamed Hiber (Algerien), Orhan Çelebi<br />

(Türkei), Yael Rubinstein (Israel)<br />

Y. Xenakis:<br />

Anaktoria, für 2 Violinen, Viola, Violoncello,<br />

Klarinette, Horn, Fagott und Kontrabass<br />

Guy Braunstein, Daishin Kashimoto,<br />

Chen Halevi, Chezy Nir, Gilbert Audin,<br />

Nabil Shehata<br />

S. Barber:<br />

Summer Music, op. 31, für Bläserquintett<br />

Gili Schwarzman, Tamar Inbar,<br />

Chen Halevi, Chezy Nir, Gilbert Audin<br />

Pause<br />

J. Brahms:<br />

Klavierquintett f-moll, op. 34<br />

Allegro non troppo. Poco sostenuto. Tempo<br />

Andante, un poco Adagio<br />

Scherzo: Allegro. Trio<br />

Finale: Poco sostenuto. Allegro non troppo.<br />

Tempo I. Presto non troppo<br />

Ohad Ben-Ari, Daishin Kashimoto,<br />

Guy Braunstein, Amihai Grosz, Zvi Plesser<br />

34


L. v. Beethoven:<br />

Streichtrio Nr. 2 D-Dur, op. 8<br />

In den 1790er Jahren schrieb Ludwig van<br />

Beethoven mehrere Streichtrios. Genaueres<br />

zur ihrer Entstehung ist leider nicht bekannt.<br />

Da Beethoven sich aber nur in dieser Phase<br />

mit der Gattung des Trios für Violine, Viola<br />

und Violoncello beschäftigt hat, liegt die<br />

Vermutung nahe, dass er sich damit an die<br />

Gattung des Streichquartetts herantasten<br />

wollte. Das Streichtrio Nr. 2, op. 8 entstand<br />

sehr wahrscheinlich 1796/1797 und ist als<br />

Serenade betitelt. Dies zeigt sich auch<br />

schon an der Form, denn es umfasst – für<br />

ein normales Trio eher unüblich – sechs<br />

Sätze. Es handelt sich um leichte, abendliche<br />

Gesellschaftsmusik, eingerahmt durch<br />

zwei Märsche. Nach dem Einleitungsmarsch<br />

folgt ein langsames Adagio, das<br />

aber auch eher heiter als besinnlich klingt.<br />

Nach diesem Satz werden ein Menuett mit<br />

Trio und ein Adagio mit Scherzo-Episoden<br />

aneinandergefügt. Das folgende temperamentvolle<br />

Allegretto alla Polacca wurde<br />

auch als einzelner Satz sehr populär.<br />

Diesem folgen ein hübsches Andante mit<br />

Variationen und zum Abschluss noch einmal<br />

ein Marsch<br />

Y. Xenakis:<br />

Anaktoria, für 2 Violinen, Viola, Violoncello,<br />

Klarinette, Horn, Fagott und Kontrabass<br />

Yannis Xenakis ist bekannt geworden als<br />

Pionier in Sachen Elektronischer und Computer-Musik.<br />

In den 1960er Jahren hatte er<br />

sich dadurch bereits seinen Namen<br />

gemacht, ebenso wie durch seine Anwendung<br />

mathematischer Prinzipien auf seine<br />

Musik. Weniger bekannt geworden ist<br />

Yannis Xenakis als Architekt. Besonders<br />

35<br />

bedeutend ist in diesem Zusammenhang<br />

seine Arbeit mit Le Corbusier – eine Kooperation,<br />

die Xenakis auch in seinem musikalischen<br />

Schaffen entscheidend beeinflusste.<br />

Umso passender ist es, dass eines seiner<br />

Werke in diesem Jahr beim <strong>Rolandseck</strong>-<br />

<strong>Festival</strong> zu hören ist. Feiert doch das <strong>Arp</strong><br />

<strong>Museum</strong> 2012 sein fünfjähriges Bestehen<br />

mit einer großen Ausstellung zu Richard<br />

Meiers Architektur. 1969 erhielt Xenakis<br />

den Auftrag, für ein <strong>Festival</strong> in Avignon ein<br />

etwas moderateres Werk zu schreiben. Das<br />

Octuor de Paris, ein Ensemble, das sich<br />

musikalisch eher in der Klassik und Romantik<br />

bewegte, sollte dort sein Werk Anaktoria<br />

zur Uraufführung bringen. Die Einstudierung<br />

und Aufführung des Werkes stellte<br />

mit Sicherheit eine große Herausforderung<br />

für das Ensemble dar – es war jedoch so<br />

begeistert von Xenakis‘ »moderatem« Werk,<br />

dass es Anaktoria noch viele Male überall<br />

auf der Welt auführte. Das Stück beinhaltet<br />

eine große Spannbreite an ungewöhnlichen<br />

Klängen, wobei sich die Abschnitte oft ganz<br />

unklar aneinanderreihen. Die fünf Streicher<br />

vermischen in ihren Klängen die natürlichen<br />

Töne mit dem harschen Klang, den man<br />

erreicht durch das dichte Spielen am Steg.<br />

Streicher und Bläser werden musikalisch<br />

oft einander gegenüber gestellt, während<br />

die Klarinette gelegentlich als Soloinstrument<br />

behandelt wird. Die dichten Klänge<br />

werden oft auch in die hohen Register<br />

verlegt, so dass sie fast schon wie ein Quietschen<br />

klingen. »Anaktoria« soll der Geliebte<br />

der Sappho gewesen sein. Eine eher rauhe<br />

Schönheit kann man auch in Xenakis‘<br />

Musik entdecken, die von der großen Vielfalt<br />

der Klänge und der vollen Ausschöpfung<br />

der Klangfarben herrührt.


S. Barber:<br />

Summer Music, op. 31, für Bläserquintett<br />

Samuel Barber ist wohl einer der bekanntesten<br />

amerikanischen Komponisten des<br />

20. Jahrhunderts, wenn nicht sogar überhaupt<br />

– es gibt kaum jemanden, der sein<br />

Adagio for Strings nicht kennt, ob nun<br />

bewusst oder unbewusst, und der hiervon<br />

nicht zutiefst berührt gewesen ist. 1953<br />

bekam er eine weitere Möglichkeit, großartige<br />

Kammermusik zu komponieren. Von<br />

der Chamber Music Society of Detroit erhielt<br />

er den Auftrag, ein Werk für Streicher und<br />

Holzbläser zu schreiben. Was ursprünglich<br />

als gemischtes Septett geplant war, wurde<br />

letzten Endes zu einem reinen Bläserquintett<br />

und einem der schönsten kammermusikalischen<br />

Werke für diese Besetzung.<br />

Auch wenn es sich genau genommen nicht<br />

um Programmmusik handelt, so gibt<br />

Barber jedoch schon in der Bezeichnung<br />

des einsätzigen Werks »Langsam und<br />

träge« einen Hinweis auf die sommerliche<br />

Atmosphäre – wann sonst kann man sich<br />

erlauben, langsam und träge zu spielen?<br />

So lässt das poetische und nostalgische<br />

Werk Bilder von Sommerabenden vor dem<br />

inneren Auge entstehen. In seinem einzigen<br />

Bläserquintett setzt Barber jedes der<br />

Instrumente (Flöte, Oboe, Klarinette, Horn<br />

und Fagott) und seine speziellen Klangfarben<br />

und Möglichkeiten in Szene. Summer<br />

Music ist das einzige Werk Barbers<br />

für Holzbläser. Dennoch hat er es geschafft,<br />

mit diesem Werk in dieser Gattung Ruhm<br />

zu erlangen. Auch beim Publikum erfreut<br />

es sich bis heute größter Beliebtheit. Dies<br />

war auch schon bei der Uraufführung 1956<br />

der Fall und hat sich seitdem fortgesetzt.<br />

36<br />

J. Brahms:<br />

Klavierquintett f-moll, op. 34<br />

Die Entstehungsgeschichte von Johannes<br />

Brahms Klavierquintett f-moll, op. 34<br />

spiegelt voll und ganz seine ausgeprägte<br />

Selbstkritik. Bereits 1861 begann er mit der<br />

Arbeit an einem Streichquintett – doch<br />

dieses wollte dem noch jungen Musiker,<br />

der ja selbst Pianist war, nicht ganz gelingen.<br />

Er legte es seinem Freund, dem Geiger<br />

Joseph Joachim vor, der sich weigerte, das<br />

Stück öffentlich zu spielen. »Zu schroff«<br />

war seine Aussage. Brahms machte einen<br />

neuen Versuch und schrieb das Werk für<br />

»sein« Instrument um: Es wurde eine<br />

Sonate für zwei Klaviere. Doch auch diese<br />

Fassung fand nur bedingt Zustimmung –<br />

diesmal bat Clara Schumann um eine<br />

erneute Überarbeitung. In der nächsten<br />

Fassung verband Brahms die beiden Klanggruppen<br />

miteinander und schuf mit dem<br />

Klavierquintett eines seiner bedeutendsten<br />

kammermusikalischen Werke. Von seiner<br />

Anlage her kann man das Quintett mit<br />

einem kleinen Klavierkonzert vergleichen.<br />

Bereits im ersten Satz verwendet er ein<br />

kraftvolles Hauptthema, das in mehreren<br />

Themenbereichen verarbeitet wird. Trotz<br />

eines kleinen, idyllisch anmutenden Zwischenteils<br />

wird der Satz doch beherrscht<br />

von einer wuchtigen Klanggewalt. Der zweite<br />

Satz wirkt dagegen sehr schlicht. Nur im<br />

Mittelteil kommt ein wenig mehr Expressivität<br />

auf. Das Scherzo hat in der Kammermusik<br />

in der Regel einen eher geringen<br />

Stellenwert – hier nimmt es jedoch fast<br />

schon sinfonische Ausmaße an und<br />

erinnert somit sehr an den Finalsatz eines<br />

Klavierkonzerts. Im abschließenden vierten<br />

Satz verbindet Brahms nun noch einmal<br />

die verschiedensten Elemente.


3. Abo-Konzert<br />

Montag, 2. Juli 2012, 20 Uhr, Festsaal<br />

R. Strauss/F. Hasenöhrl:<br />

»Till Eulenspiegel« – einmal anders!<br />

Grotesque musicale für Violine, Klarinette,<br />

Horn, Fagott und Kontrabass nach der<br />

Tondichtung »Till Eulenspiegels lustige<br />

Streiche«, op. 28, von Richard Strauss<br />

Daishin Kashimoto, Chen Halevi, Chezy<br />

Nir, Gilbert Audin, Nabil Shehata<br />

G. Fauré:<br />

Klavierquartett N. 1 c-moll, op. 15<br />

Allegro molto moderato<br />

Scherzo: Allegro vivo<br />

Adagio<br />

Finale: Allegro molto<br />

Ohad Ben-Ari, Guy Braunstein,<br />

Amihai Grosz, Zvi Plesser<br />

Pause<br />

T. St. George Tucker:<br />

Andante Religioso für Streichquartett<br />

Guy Braunstein, Daishin Kashimoto,<br />

Amihai Grosz, Zvi Plesser<br />

L. Spohr:<br />

Großes Nonett für Bläser und Streicher, op. 31<br />

Allegro<br />

Scherzo: Allegro<br />

Adagio<br />

Finale: Vivace<br />

Daishin Kashimoto, Amihai Grosz,<br />

Zvi Plesser, Gili Schwarzman,<br />

Nicholas Daniel, Chen Halevi,<br />

Gilbert Audin, Nabil Shehata<br />

38


R. Strauss/F. Hasenöhrl: »Till<br />

Eulenspiegel« – einmal anders!<br />

Grotesque musicale für Violine, Klarinette,<br />

Horn, Fagott und Kontrabass nach der<br />

Tondichtung »Till Eulenspiegels lustige<br />

Streiche«, op. 28, von Richard Strauss<br />

Richard Strauss hegte zunächst Pläne für<br />

eine ganze Eulenspiegel-Oper. Doch nachdem<br />

seine erste Oper Guntram 1894 kein<br />

Erfolg wurde, verließ ihn der Mut und er<br />

verarbeitete die bereits existierenden Ideen<br />

zu einem großen Orchesterrondo. Ein<br />

Programm hat er diesem – abgesehen vom<br />

Titel – nicht beigefügt, was aber durch seine<br />

illustrative Klangsprache auch gar nicht<br />

notwendig ist. Das musikalische Geschehen<br />

entwickelt sich aus zwei kurzen Tonfolgen<br />

und beginnt mit einer Einleitung à la »Es<br />

war einmal ...«, gefolgt von dem Hornthema,<br />

der eigentlichen Schelmenweise. Dieses<br />

Thema wird im Laufe des Stücks immer<br />

wieder wiederholt und variiert, ist also<br />

definitiv als das zentrale Thema zu sehen<br />

und wird nur durch ein kurzes Motiv in der<br />

Klarinette ergänzt. Strauss schafft es, auch<br />

ohne explizites Programm Anekdoten aus<br />

Till Eulenspiegels Leben zu erzählen – mit<br />

allen Stimmungswechseln. So erlebt man<br />

ihn mal unter keifenden Marktweibern, mal<br />

als Wanderprediger oder auch als ernsthaft<br />

Verliebten. Auch das Ende mit Gerichtsverhandlung,<br />

Todesurteil und schließlich dem<br />

Tod am Strang wird musikalisch dargestellt.<br />

Zwar impliziert die Generalpause danach<br />

das wirkliche Ende des Eulenspiegel, aber<br />

der Rückgriff auf die »Es war einmal«-<br />

Einleitung zeigt, dass es doch noch nicht<br />

ganz zu Ende ist. Seit seiner Uraufführung<br />

in Köln 1895 ist das Werk bis heute eines<br />

der populärsten Werke von Strauss.<br />

39<br />

G. Fauré: Klavierquartett N. 1 c-moll, op. 15<br />

1875 entstand Saint-Saëns Klavierquartett,<br />

das gezielt als Vorbild und Beispiel für die<br />

jüngeren Komponisten gedacht war. Auf<br />

Fauré zeigte es dementsprechend Wirkung,<br />

der 1876 mit den Arbeiten an seinem ersten<br />

Klavierquartett begann, das er 1879 fertigstellte<br />

und dessen Finale er 1883 überarbeitete.<br />

Wie auch die vorher entstandene<br />

Violinsonate zeigt sich hier noch der Einfluss<br />

der deutschen Klassiker und Romantiker.<br />

Dieser Einfluss beschränkt sich allerdings<br />

in erster Linie auf den Ton des Werks und<br />

das traditionelle Sonatensatzschema. Das<br />

Hauptthema des ersten Satzes dominiert<br />

das gesamte Geschehen, während das<br />

gesangliche Seitenthema nur eine untergeordnete<br />

Rolle spielt. Das Scherzo bildet eine<br />

absolute Ausnahme in Faurés Werk – er hat<br />

zwar durchaus auch sonst Sätze mit Scherzo-Charakter<br />

komponiert, aber nur dieses<br />

hat ein eigenständiges Trio und somit die<br />

Form A–B–A. Die Rahmenteile sind schwungvoll<br />

und rhythmisch interessant durch den<br />

ständigen Wechsel von 6/8- und 2/4-Takten.<br />

Das gesangliche Trio gehört mit zu den<br />

schönsten Ideen, die man bei Fauré finden<br />

kann. Gefolgt wird das Scherzo von einem<br />

Adagio. Das Hauptthema basiert nicht, wie<br />

sonst üblich, auf einer Kantilene, sondern auf<br />

der Entwicklung eines kurzen melancholischen<br />

Motivs. Das abschließende Finale ist<br />

wiederum wie der erste Satz in Sonatenform<br />

gehalten. Es ist von punktierten Rhythmen<br />

geprägt und endet in einer Coda in C-Dur, in<br />

der beide Themen kontrapunktisch verarbeitet<br />

werden. Das Werk fand zunächst keinen so<br />

großen Anklang beim Publikum. Doch mit<br />

der Zeit wurden die erfolgreichen Aufführungen<br />

häufiger und inzwischen gehört es,<br />

gemeinsam mit der ersten Violinsonate, zu<br />

den beliebtesten Kammermusikwerken Faurés.


T. St. George Tucker:<br />

Andante Religioso für Streichquartett<br />

T. St. George Tucker war eine amerikanische<br />

Blockflötistin und Komponistin. Nach<br />

ihrem Studium in Los Angeles verbrachte<br />

sie die meiste Zeit ihres Berufslebens in<br />

New York, wo sie als Komponistin, Dirigentin<br />

und Blockflötistin bekannt war. Zwei Merkmale<br />

ziehen sich kontinuierlich durch ihr<br />

Werk: Zum einen die Verwendung von Mikrotönen<br />

(sie ließ beispielsweise extra Blockflöten<br />

mit verschiedenen Lochgrößen anfertigen,<br />

um damit Mikrotöne spielen zu<br />

können) und zum anderen die Orientierung<br />

an Alter Musik. So findet man in ihrem<br />

Œuvre beispielsweise auch Variationen über<br />

Bach-Choräle. Das Andante Religioso<br />

gehört zu den wenigen Werken, die sie für<br />

Streichquartett komponiert hat. Auch hier<br />

findet man eine eng gesetzte Chromatik<br />

und die Ausnutzung aller Klangfarben der<br />

Streichinstrumente. Ansonsten ist über das<br />

Werk, seine Rezeption und Akzeptanz des<br />

Publikums bis heute wenig bekannt. Die<br />

gerade in der Romantik oft gebräuchliche<br />

Vortragsbezeichnung Andante religioso<br />

schlägt den Bogen zur aktuellen Ausstellung<br />

mit Nazarenerfresken – wird doch hier<br />

auch ein andächtiges, religiöses Moment in<br />

den Blick der Gegenwart gerückt.


L. Spohr:<br />

Großes Nonett für Bläser und Streicher, op. 31<br />

Wie auch schon andere groß besetzte Kammermusikwerke<br />

schrieb Louis Spohr sein<br />

Nonett für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn,<br />

Fagott, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass<br />

für seinen Mäzen, den Fabrikanten<br />

Johannes Tost. Das 1813 entstandene Werk<br />

ist das erste seiner Gattung. Zugleich setzt<br />

Spohr hierin aber auch die Wiener Tradition<br />

der Divertimenti fort. Laut Spohrs Autobiographie<br />

hatte Johannes Tost eine Bitte<br />

geäußert bei seinem Auftrag – jedes »der<br />

Instrumente« sollte »seinem Charakter und<br />

Wesen gemäß« hervortreten. So beginnt<br />

auch der Kopfsatz des Nonetts mit zwei<br />

Themenkomplexen, in denen Spohr die<br />

Streichergruppe den Bläsern gegenüberstellt.<br />

Sie wechseln sich gegenseitig ab, in<br />

den jeweiligen Übergängen sind Sequenzen<br />

zu hören, die dem Satz harmonisch Tiefe<br />

verleihen. Am Kontrapunkt hat Spohr sich<br />

in den Imitationen des zweiten Satzes<br />

41<br />

orientiert. Hier lässt er das Werk abwechslungsreich<br />

klingen durch die Gegenüberstellung<br />

des Scherzos mit zwei tänzerischen<br />

und wiegenden Trios. Das folgende Adagio<br />

lebt vollkommen von der Gegenüberstellung<br />

der beiden Gruppen. Zunächst stellt er sie<br />

chorisch gegenüber, aber auch bei der<br />

weiteren Verästelung der Stimmen bleibt<br />

er bei dem Kontrast. Frisch und spielerisch<br />

beginnt der Finalsatz. Im Seitenthema steht<br />

für einen kurzen Moment die Oboe als<br />

Soloinstrument im Vordergrund. Dies dauert<br />

jedoch nur einen kurzen Moment und<br />

schon stehen der Ensembleklang und damit<br />

die Orientierung an den Wiener Divertimenti<br />

im Vordergrund. Das Nonett entwickelte<br />

sich schon bald nach der Uraufführung zu<br />

einem der erfolgreichsten Kammermusikwerke<br />

Spohrs, das er auch selbst einige<br />

Male in Wien, Paris und London aufführte.<br />

Dass es den Weg geebnet hat für andere<br />

groß besetzte Werke, beweisen beispielsweise<br />

die Nonette von George Onslow, Franz<br />

Lachner und Joseph Rheinberger.


4. Abo-Konzert<br />

Mittwoch, 4. Juli 2012, 20 Uhr, Festsaal<br />

in Kooperation mit dem SWR<br />

J. Brahms: Fünf Lieder<br />

(op. 105, 1, 2 und 4; op. 43, 2; op. 84, 4)<br />

für Mezzosopran und Klavier<br />

Wie Melodien zieht es mir<br />

leise durch den Sinn, op. 105, 1<br />

Immer leiser wird<br />

mein Schlummer, op. 105, 2<br />

Auf dem Kirchhofe, op. 105, 4<br />

Die Mainacht, op. 43, 2<br />

Vergebliches Ständchen, op. 84, 4<br />

Anna Larsson, Ohad Ben-Ari<br />

J. Brahms:<br />

Intermezzi, von Ohad Ben-Ari<br />

bearbeitet für Klaviertrio<br />

Intermezzo op. 118, 2<br />

Capriccio op. 76, 2<br />

Intermezzo op. 116, 6<br />

Rhapsodie op. 119, 4<br />

Ohad Ben-Ari, Daishin Kashimoto,<br />

Sol Gabetta<br />

O. Ben-Ari:<br />

Sextett für Klavier und Bläserquintett<br />

Ohad Ben-Ari, Gili Schwarzman,<br />

Nicholas Daniel, Chen Halevi,<br />

Chezy Nir, Gilbert Audin<br />

Pause<br />

42<br />

A. S. Arensky:<br />

Streichquartett Nr. 2 a-moll, op. 35,<br />

für Violine, Viola und zwei Violoncelli<br />

Moderato<br />

Variationen über<br />

ein Thema von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky<br />

Finale: Andante sostenuto.<br />

Allegro moderato<br />

Guy Braunstein, Amihai Grosz,<br />

Zvi Plesser, Sol Gabetta<br />

R. Wagner:<br />

Isoldes Liebestod aus der Oper Tristan und<br />

Isolde, WWV 90, von Guy Braunstein<br />

bearbeitet für Sopran, Violine, Viola,<br />

Violoncello, Flöte, Oboe, Klarinette, Horn,<br />

Fagott und Kontrabass<br />

Anna Larsson, Guy Braunstein,<br />

Amihai Grosz, Zvi Plesser,<br />

Gili Schwarzman, Nicholas Daniel,<br />

Chen Halevi, Chezy Nir,<br />

Gilbert Audin, Nabil Shehata


J. Brahms:<br />

Fünf Lieder (aus op. 105, op. 43, op. 84)<br />

für Sopran und Klavier<br />

Das Liedschaffen von Johannes Brahms<br />

ist nicht wie bei einigen anderen Komponisten<br />

als Nebenschauplatz zu sehen, sondern<br />

nimmt für ihn eine wirkliche Schlüsselstellung<br />

in seinem Œuvre ein. In seinen ca.<br />

200 Liedern verbindet er seine lyrische Natur<br />

mit seinem Gefühl für Melodie, seinen Hang<br />

zum Volkslied mit meisterlicher kompositorischer<br />

Arbeit. Die Lieder, die am heutigen<br />

Abend zu hören sind, stammen alle<br />

aus der mittleren und späten Phase seines<br />

Liedschaffens. Das »Vergebliche Ständchen«<br />

(op. 84, 4) gehört ursprünglich zu<br />

den Duetten, die er komponiert hat. Die<br />

Romanzen des Opus 84 hat Brahms als<br />

musikalischen Dialog für zwei einander<br />

abwechselnde Stimmen komponiert. In der<br />

Konzertpraxis wurde das Lied allerdings in<br />

die Sololieder aufgenommen und ist somit<br />

noch häufiger im Konzertsaal zu hören.<br />

Das Lied »Die Mainacht« (op. 43, 2) ist<br />

geprägt von schmerzhafter Sehnsucht des<br />

Dichters nach der idealen Geliebten. Das<br />

Lied gestaltet sich dreiteilig, und bereits zu<br />

Beginn legt Brahms in der Melodie der<br />

ersten Textzeile die Stimmung des Liedes<br />

fest. Der Mittelteil wird durch den Mollklang<br />

überschattet. Nach einem harmonisch<br />

scharfen Moment des Schmerzes geht<br />

Brahms wieder über zum sehnsuchtsvollen<br />

Klang des Anfangs. Die Lieder des Opus<br />

105 gehören zu den persönlichsten und<br />

tiefst empfundenen Liedern, die Brahms<br />

komponiert hat. Nach dem etwas sentimentalen<br />

»Wie Melodien zieht es mir leise durch<br />

den Sinn« (op. 105, 1) folgt mit »Immer<br />

leiser wird mein Schlummer« (op. 105, 2)<br />

eine Elegie, die geprägt ist von Brahms<br />

Gefühl der Todesnähe. Das stille, resignierte<br />

43<br />

Lied, das nur einen kurzen leidenschaftlichen<br />

Moment bereithält, ist typisch für<br />

seinen Altersstil. Ähnlich bedeutend ist<br />

auch die Vertonung von »Auf dem Kirchenhofe«<br />

(op. 105, 4) – mit stürmischen <strong>Arp</strong>eggien<br />

setzt Brahms das Unwetter der<br />

Anfangszeilen um. Und auch hier ist der<br />

Tod das Thema: Brahms zitiert in der<br />

Schlussstrophe den Choral »Wenn ich<br />

einmal soll scheiden«. Mit dem Choral<br />

endet das Lied in Dur: Der Gedanke an den<br />

Tod ist da, hat aber seinen Schrecken<br />

verloren.<br />

J. Brahms:<br />

Intermezzi, von Ohad Ben-Ari bearbeitet<br />

für Klaviertrio<br />

Die sechs Klavierstücke op. 118 waren das<br />

vorletzte Opus von Johannes Brahms, das<br />

noch zu Lebzeiten veröffentlicht wurde. Sie<br />

gehören mit zu Brahms schönsten Kompositionen<br />

für Klavier solo. Die introvertierten<br />

kleinen Stücke hat er Clara Schumann<br />

gewidmet. Wie auch seine anderen Spätwerke<br />

für Klavier sind sie wesentlich intimer<br />

als die teils sehr expressiven und virtuosen<br />

frühen Klavierwerke. Seine Klavierstücke<br />

op. 76 veröffentlichte Brahms 1879. Inspiriert<br />

wurde er vermutlich durch seine Arbeit<br />

an der Chopin-Gesamtausgabe und die<br />

geplante Schumann-Gesamtausgabe. In<br />

den Klavierstücken op. 76 konzentrierte<br />

sich Brahms ganz auf die kleine, komprimierte<br />

Form als Gegensatz zur sonst<br />

bekannten großen Form (zum Beispiel<br />

ganze Sonaten). 1892 erschienen als nächstes<br />

die sieben Fantasien op. 116 und<br />

schließlich 1893 die vier Klavierstücke op.<br />

119. In den Fantasien knüpft Brahms auch<br />

von der Form her an sein Opus 76 an. Er<br />

verbindet in dieser Werkgruppe Capriccios


mit Intermezzi, wobei die Intermezzi<br />

wesentlich ruhiger komponiert sind als die<br />

sehr bewegten Capriccios. So ist das<br />

Intermezzo Nr. 6 stark melodisch geprägt<br />

und klingt etwas wehmütig. Die Rhapsodie<br />

op. 119, 4 gehört zu den letzten veröffentlichten<br />

Klavierwerken von Brahms. Die<br />

Komposition der vier Klavierstücke op. 119<br />

ist durchaus auch im größeren Zusammenhang<br />

mit der Entstehung von Opus 116 bis<br />

118 zu sehen. Sie entstanden alle recht<br />

zeitnah. In der abschließenden Rhapsodie<br />

spielt Brahms im Hauptthema mit verschiedenen<br />

Rhythmen und unterschiedlich<br />

langen Phrasen. Auch harmonisch ist das<br />

Werk raffiniert: So beginnt es in Es-Dur,<br />

endet aber in es-moll. Zwar findet man<br />

häufig die umgekehrte Variante (ein Moll-<br />

Stück endet im helleren Dur), aber doch<br />

eher selten diese Variante. Die vier Intermezzi<br />

sind heute für Klaviertrio zu hören in<br />

der Bearbeitung von Ohad Ben-Ari.<br />

O. Ben-Ari:<br />

Sextett für Klavier und Bläserquintett<br />

Ohad Ben-Aris Sextett für Klavier und Bläser<br />

entstand 1996 als Auftragskomposition für<br />

das New Israeli Woodwind Quintet. Ben-<br />

Ari hatte mit dem Ensemble bereits viele<br />

Male zusammengearbeitet und konnte<br />

daher das Werk nicht nur den Instrumenten,<br />

sondern auch den Persönlichkeiten der<br />

Musiker auf den Leib schreiben. Mit dieser<br />

Auftragskomposition bot sich Ben-Ari die<br />

Möglichkeit, musikalische Gedanken, die<br />

er über Jahre hinweg entwickelt hatte, in<br />

einem größeren Werk umzusetzen und zugleich<br />

seine »klassische Periode« zu beenden<br />

und sich anderen, nicht-klassischen<br />

musikalischen Formen zuzuwenden. Das<br />

Werk ist postmodernistisch orientiert und<br />

44<br />

drückt die Suche nach einer tonalen Sprache<br />

und romantischer Lyrizität aus. Ohne<br />

strenge formale Richtlinien werden die<br />

musikalischen Gedanken fließend aneinandergereiht.<br />

Diese verschiedenen Fragmente<br />

orientieren sich mal an Poulenc, mal<br />

an Prokofjew, Skrjabin oder auch Rachmaninow.<br />

Dabei handelt es sich nie um konkrete<br />

musikalische Zitate, sondern lediglich<br />

um melodische oder auch thematische<br />

Annäherungen. Das Hören dieses Werks<br />

ist vergleichbar mit einem Gang durch einen<br />

Club, in dem ausschließlich klassische<br />

Musik zu hören ist. Damit geht Ben-Ari auf<br />

die schnelllebige Zeit ein, in der die Flut an<br />

Reizen so groß ist, dass man sich mit der<br />

Zeit daran gewöhnt (gewöhnen muss), dass<br />

die Aufmerksamkeitsspanne kaum länger<br />

ist als ein paar Minuten. Ohad Ben-Ari hat<br />

dieses Werk seinem verstorbenen Lehrer<br />

und Mentor Prof. Josef Dorfman gewidmet.<br />

A. S. Arensky:<br />

Streichquartett Nr. 2 a-moll, op. 35,<br />

für Violine, Viola und zwei Violoncelli<br />

Der russische Komponist Anton Stepanovich<br />

Arensky geriet zu Unrecht bald nach<br />

seinem frühen Tod 1906 in Vergessenheit.<br />

Musikalisch ausgesprochen begabt, kam<br />

er schon in jungen Jahren mit seinen Eltern<br />

nach St. Petersburg, wo er bereits mit 18<br />

Jahren sein Studium bei Rimsky-Korsakow<br />

aufnahm. Bereits drei Jahre später erhielt<br />

er eine Professur in Moskau, wo er unter<br />

anderem Alexander Skrjabin und Sergei<br />

Rachmaninow zu seinen Schülern zählte.<br />

Rimsky-Korsakow bemängelte Arenskys<br />

fehlenden Personalstil und prophezeite ihm,<br />

dass seine Musik bald vergessen sein<br />

würde. Jedoch ist vor allem Arenskys Kammermusik<br />

sehr reizvoll und wurde in den


letzten Jahren auch verstärkt wiederentdeckt.<br />

1894 entstand sein zweites Streichquartett,<br />

das zunächst durch seine ungewöhnliche<br />

Besetzung mit Violine, Viola und<br />

zwei Violoncelli auffällt. Das Werk ist ganz<br />

dem Andenken Tschaikowskys gewidmet<br />

und ist daher auch im Stil eines Requiems<br />

gehalten. So zitiert Arensky im ersten Satz<br />

Melodien der orthodoxen Totenmesse, der<br />

zweite Satz beruht auf einem Lied von<br />

Tschaikowsky und der lebhafte Finalsatz<br />

verarbeitet ein russisches Volkslied. Die<br />

ungewöhnliche Besetzung mit zwei Celli<br />

trägt dabei zu der dunklen Grundstimmung<br />

des Werkes bei. Das Quartett wurde 1894<br />

in einem Konzert der Kaiserlichen Musikgesellschaft<br />

in Moskau uraufgeführt. Bis heute<br />

gilt es als eines der herausragenden Werke<br />

von Arensky.<br />

R. Wagner:<br />

Isoldes Liebestod, aus der Oper Tristan<br />

und Isolde, WWV 90, von Guy Braunstein<br />

bearbeitet für Sopran, Violine, Viola,<br />

Violoncello, Flöte, Oboe, Klarinette, Horn,<br />

Fagott und Kontrabass<br />

England, 12. Jahrhundert: Tristan, der Neffe<br />

König Markes und dessen Brautwerber,<br />

kehrt mit dem Schiff von Irland nach<br />

Cornwall zurück. An Bord ist die irische<br />

Königstochter Isolde, die unfreiwillig König<br />

Markes Braut werden soll. Da sie die Heirat,<br />

die nur der Vereinigung zweier Reiche dient,<br />

als Demütigung empfindet, schwört sie<br />

Tristan Rache und Tod. Sie verlangt von<br />

ihm, der selbst in Isolde verliebt ist, aber<br />

weiß, dass sich diese aufgrund höfischer<br />

Etikette nie erfüllen wird, dass er zu seiner<br />

Ehrenrettung einen Todestrank trinkt. Sie<br />

selbst nimmt ebenfalls die Hälfte des<br />

Trankes zu sich. Die beiden wissen nicht,<br />

45<br />

dass Brangäne, Isoldes Vertraute, den<br />

Todestrank gegen einen Liebestrank<br />

eingetauscht hat. So verlieben sie sich<br />

unsterblich ineinander. Angekommen in<br />

Cornwall, treffen sich die beiden Liebenden<br />

hinter dem Rücken König Markes, wohl<br />

wissend, wie hoffnungslos und unerfüllbar<br />

ihre Liebe ist. In ihrer Verzweiflung denken<br />

sie über einen gemeinsamen Tod nach. Als<br />

sie in flagranti erwischt werden, stürzt sich<br />

Tristan todesmutig ins Schwert. Zunächst<br />

kann er noch gerettet werden, stirbt aber<br />

später auf der Burg seiner Väter in Isoldes<br />

Armen. König Marke ist herbeigeeilt, um<br />

Tristan und Isolde mitzuteilen, dass er ihrem<br />

Glück nicht länger im Wege stehen will.<br />

Doch er kommt zu spät: Isolde, den Blick<br />

auf die Leiche ihres Geliebten gerichtet,<br />

stirbt Tristan in einem einzigartigen Liebestod<br />

nach. Dieser wird als sinnliches, rauschhaftes<br />

Ereignis aus Klangerlebnissen,<br />

Düften, ozeanischen Bildern, Verschmelzungsempfindungen<br />

und Lichtmetaphern<br />

von Wagner dargestellt. Wagner bedient<br />

sich in seiner Oper Tristan und Isolde einer<br />

bis dahin unbekannten Instrumentierung<br />

und kühnen Melodien. Das Orchester wird<br />

zum Instrument der subtilen Darstellung<br />

seelischer Vorgänge. Im heutigen Konzert<br />

ist Isoldes Liebestod in einer Bearbeitung<br />

für Sopran, Violine, Viola, Violoncello,<br />

Bläserquintett und Kontrabass zu hören.


5. Abo-Konzert<br />

Donnerstag, 5. Juli 2012, 20 Uhr, Neubau<br />

in Kooperation mit Deutschlandradio Kultur<br />

D. Milhaud:<br />

La Création du Monde, op. 81,<br />

für Klavierquintett<br />

1. Ouverture<br />

2. Le chaos avant la création<br />

3. La naissance de la flore et de la faune<br />

4. La naissance de l'homme et de la femme<br />

5. Le désir<br />

6. Le printemps ou l'apaisement<br />

Ohad Ben-Ari, Guy Braunstein,<br />

Daishin Kashimoto, Amihai Grosz,<br />

Zvi Plesser<br />

F. Poulenc:<br />

Trio für Oboe, Fagott und Klavier, op. 43<br />

Lent. Presto<br />

Andante con moto<br />

Rondo: Très vif<br />

Nicholas Daniel, Gilbert Audin,<br />

Ohad Ben-Ari<br />

I. Strawinsky:<br />

Petruschka-Suite, von Hisaoki Mizuno<br />

bearbeitet für Marimbaphon, Violine,<br />

Violoncello, Oboe, Klarinette, Fagott und<br />

Kontrabaaa<br />

Ria Ideta, Daishin Kashimoto,<br />

Zvi Plesser, Nicholas Daniel, Chen Halevi,<br />

Gilbert Audin, Nabil Shehata<br />

Pause<br />

46<br />

A. Dvorák: Biblische Lieder, op. 99,<br />

im Auftrag des <strong>Rolandseck</strong>-<strong>Festival</strong>s von<br />

Ohad Ben-Ari bearbeitet für Mezzosopran,<br />

Streichquartett, Flöte, Oboe, Klarinette,<br />

Horn und Kontrabass<br />

– In Andenken an Ingeborg Dahms –<br />

Jurgita Adamonyté, Daishin Kashimoto,<br />

Guy Braunstein, Amihai Grosz, Zvi Plesser,<br />

Gili Schwarzman, Nicholas Daniel,<br />

Chen Halevi, Chezy Nir, Nabil Shehata


D. Milhaud:<br />

La Création du Monde, op. 81,<br />

für Klavierquintett<br />

Milhauds Werk »La création du monde«<br />

entstand 1923 als Kooperation zwischen<br />

dem schwedischen Produzenten Rolf de<br />

Maré, Fernand Léger als Bühnenbildner,<br />

Blaise Cendrars als Autor und Jean Börlin<br />

als Choreograph. Der Autor Cendrars wählte<br />

als Sujet die Erschaffung der Welt nach<br />

afrikanischen Schöpfungsmythen. Um<br />

diesem Thema gerecht zu werden, verwendete<br />

Milhaud bewußt Jazz-Elemente, die<br />

er 1922 in London und auf einer Reise in<br />

die USA kennen gelernt hatte. »La création<br />

du monde« ist ursprünglich komponiert<br />

für 17 Soloinstrumente, einschließlich Jazz-<br />

Saxophon. Dieses ist Bestandteil der<br />

bewussten Synthese zwischen den<br />

traditionellen Klängen, die Milhaud wählt<br />

und den ebenfalls als archaisch verstandenen<br />

Jazz-Elementen. Zunächst beginnt eine<br />

ruhig fließende Melodie, die den Schöpfungsbeginn<br />

einleitet. In diese mischen<br />

sich nach und nach Synkopen und Schlagzeugrhythmen,<br />

die wiederum in Kontrast<br />

gesetzt werden zu zarten solistischen Bläserklängen.<br />

Zwar ist Milhauds Vertonung<br />

der Schöpfungsgeschichte in erster Linie<br />

im Konzertsaal zu hören, jedoch sollte man<br />

den Ursprung als Ballett darüber nicht<br />

vergessen. So kann man sich vorstellen,<br />

wie die Tänzer zu Beginn eine undefinierbare<br />

Masse bilden, aus der die afrikanischen<br />

Schöpfungsgötter Mzame, Mebere<br />

sowie Nkwa hervorgehen. In immer schneller<br />

werdenden Rhythmen entstehen zunächst<br />

Bäume, aus deren herunterfallenden<br />

Blättern dann Tiere und schlussendlich<br />

ein Mann und eine Frau. Diese tanzen einen<br />

orgiastischen Schöpfungstanz, kommen<br />

am Ende aber bei sanfter Musik zur Ruhe<br />

47<br />

und erwarten den ersten Frühling. Milhauds<br />

Werk wurde gerade wegen seiner Jazz-<br />

Elemente von den Kritikern nach der Uraufführung<br />

am Théâtre des Champs-Elysées<br />

im Oktober 1923 heftig kritisiert. Zehn Jahre<br />

später hatte sich diese Meinung geändert<br />

und sein Werk wurde gerade von diesen<br />

als genial eingestuft, weil es die Philosophie<br />

des Jazz aufzeigte. Nicht zuletzt aufgrund<br />

von »La création du monde« wurde Milhaud<br />

zur Spitze der Avantgarde, zum Wortführer<br />

der »Groupe des Six« und nach Ravels Tod<br />

zum wichtigsten Komponisten Frankreichs.<br />

F. Poulenc:<br />

Trio für Klavier, Oboe und Fagott, op. 43<br />

Francis Poulenc komponierte sein Trio op.<br />

43 1926 an der französischen Riviera und<br />

widmete es seinem spanischen Kollegen<br />

Manuel de Falla. Grundsätzlich bevorzugte<br />

er in der Kammermusik die Bläser gegenüber<br />

den Streichern. In diesem Fall macht<br />

die Reihenfolge, in der die mitwirkenden<br />

Instrumente genannt werden, deutlich, wer<br />

das Sagen hat: So ist das Klavier hier nicht<br />

im Hintergrund, sondern wird deutlich mehr<br />

gefordert als die beiden Bläser. Mit seinen<br />

Dissonanzen ist das Werk eindeutig ein<br />

Werk des 20. Jahrhunderts, jedoch ist es<br />

spannend, Poulencs Rückgriffe auf die<br />

Musik der Klassiker und Romantiker zu<br />

entdecken. Die kurze langsame Einleitung<br />

erinnert in seiner völlig freien Spielweise<br />

mit Taktwechseln und unterschiedlichen<br />

Charakteren an ein Opernrezitativ. Das sich<br />

anschließende spritzige Presto zitiert ein<br />

Allegro von Joseph Haydn. Das kurze<br />

Andante erinnert an ein lyrisches Lied, das<br />

so auch von Mozart stammen könnte. In<br />

dem abschließenden schnellen Rondo ist<br />

nun wieder ein ganz konkretes Zitat zu<br />

hören: Das wiederkehrende Thema des


Rondos hat Poulenc von Saint-Saens übernommen.<br />

Das Werk des erst 27-jährigen<br />

Poulenc war direkt von Erfolg gekrönt und<br />

war sein erster großer Erfolg auf dem Gebiet<br />

der Kammermusik.<br />

I. Strawinsky:<br />

Petruschka-Suite, von Hisaoki Mizuno<br />

bearbeitet für Marimbaphon, Violine,<br />

Violoncello, Oboe, Klarinette, Fagott<br />

und Kontrabass<br />

Strawinskys Petruschka-Suite entstand 1910<br />

zunächst als Ballett. Dabei wurde Strawinsky<br />

wie so oft von Diaghilew und seinem<br />

Ballets Russes unterstützt. Zunächst zur<br />

Geschichte: Petruschka lautet der Name<br />

des russischen Kasperls auf dem Jahrmarkt.<br />

Auf diesem Jahrmarkt lässt ein<br />

Zauberer Petruschka, Ballerina und den<br />

Mohr auftreten. Ballerinas Flirt mit dem<br />

Mohren macht Petruschka eifersüchtig. In<br />

der zweiten Szene drückt Petruschka seine<br />

Verletztheit in einem exzessiven Tanz aus,<br />

der Ballerina so verschreckt, dass diese<br />

flieht. Zeitgleich geht es beim Mohren lustig<br />

zu. Die geflohene Ballerina taucht bei ihm<br />

auf und tanzt mit ihm. Petruschka bekommt<br />

dies mit, macht ihr eine Szene und fliegt<br />

hochkant raus. Die letzte Szene findet wieder<br />

auf dem Jahrmarkt statt: Petruschka rennt<br />

aus dem Theater, wird vom Mohr verfolgt<br />

und von diesem ermordet. Am Ende<br />

schwebt Petruschkas Geist über dem<br />

Jahrmarkt und macht sich über alle lustig.<br />

»Petruschka« war einer der größten Erfolge<br />

des musikalischen Gespanns Strawinsky<br />

und Diaghilev. Strawinsky entfaltete hier<br />

zum ersten Mal seinen Personalstil. Er<br />

verwendet die verschiedensten Stile und<br />

Motive und kombiniert völlig frei musikalische<br />

Zitate, Volkslied, Walzer, Schlager –<br />

48<br />

alles steht nebeneinander und wird lediglich<br />

durch schwungvolle Rhythmen verbunden.<br />

A. Dvorák: Biblische Lieder, op. 99, im<br />

Auftrag des <strong>Rolandseck</strong>-<strong>Festival</strong>s<br />

von Ohad Ben-Ari bearbeitet für<br />

Mezzo-Sopran, Streichquartett, Flöte,<br />

Oboe, Klarinette, Horn und Kontrabass<br />

Passend zu der aktuell laufenden Nazarener-<br />

Ausstellung im <strong>Arp</strong> <strong>Museum</strong>, sind an diesem<br />

Abend die »Biblischen Lieder« von<br />

Dvorák zu hören. Wie schon die Bildenden<br />

Künstler dieser Kunstrichtung, so besann<br />

sich auch Dvorák bei seinen Psalmvertonungen<br />

auf eine reine Form der Religiosität.<br />

Angefeuert durch eine allgemeine Aufbruchsstimmung<br />

und den Aufruf, das<br />

tschechische Liedgut zu pflegen, begann<br />

Dvorák im Alter von 30 Jahren sein Liedschaffen.<br />

Die »Biblischen Lieder« entstanden<br />

1894 während seines dreijährigen<br />

Amerika-Aufenthalts. Sie heben sich in ihrer<br />

Ernsthaftigkeit von dem volksliedhaften<br />

Charakter der früheren Lieder an. Anlass<br />

zur Komposition waren die Todesnachrichten<br />

von Tschaikowsky, Gounod und Hans<br />

von Bülow, die Dvorák in Amerika erreichten.<br />

Für die zehn Lieder verwendete er Texte<br />

aus dem Buch der Psalmen, wobei er wenig<br />

texttreu vorgeht und nur Teile der Psalmen<br />

verwendet oder auch in einem Lied Worte<br />

verschiedener Psalmen zusammenstellt.<br />

So wird klar, dass es ihm bei der Auswahl<br />

der Textblöcke in erster Linie um eine ausgewogene<br />

musikalische Form der zehn Lieder<br />

ging als um die wortgetreue Wiedergabe<br />

der Texte. Musikalisch setzt Dvorák eine<br />

große Spannbreite von Stimmungen um:<br />

Gottesfurcht, Angst, Unterwerfung und Hingabe<br />

an die Allmacht, aber auch tiefes Gottvertrauen<br />

und Lobpreis sind so zu hören.


Übersetzung der Liedtexte:<br />

1.<br />

Wolken und Finsternis hüllen Sein Antlitz,<br />

Seines Gerichtes Spruch ist des Thrones Stütze.<br />

Feuer kündet Sein Name,<br />

sät überall Verderb der Heerscharen der Feinde.<br />

Sieh, Seiner Blitze Flammenmeere zucken über die Erde;<br />

Angesichts dessen zittert sie.<br />

Berge wie das Wachs zergehen vor dem Antlitz des Herren,<br />

unsres Gottes, aller Erde Weltherrscher.<br />

Und alle Völker werden seh’n<br />

Seinen Ruhm und Ehre.<br />

2.<br />

Zuflucht Du, Du bist mir ein Schirm und Schild,<br />

ich folge stets Deinen Worten.<br />

Weichet von hinnen, ihr falschen Verräter,<br />

ich will einhalten, was mein Gott mir hat geboten.<br />

Gib mir die Kraft, dass ich genese<br />

Und was Du forderst von mir, dass ich treu erfülle.<br />

Denn vor dem Zorne zittert mein armer Leib<br />

Und ich fürchte sehr, o Gott, den Richterspruch.<br />

3.<br />

Gott, o höre, hör‘ auf mein Gebet,<br />

verschließ Dein Ohr nicht vor meinem Felhn.<br />

Neige Dich und höre mich,<br />

denn mein bitt’res Los dauert mich sehr;<br />

ich klage zu Dir.<br />

Angsterfüllt schlägt das Herz mir und<br />

Todesangst krampft das Herz zusammen;<br />

Mich fasst ein Todesgrauen an.<br />

Oh, wenn ich Flügel wie die Taube hätte,<br />

flög‘ ich weit, um mich endlich auszuruh’n.<br />

Sieh, endlose Fernen locken und weilen will ich in Wüsten.<br />

Mit schnellem Flug würde ich fliehen vor dem Sturm und Unwetter.<br />

49


4.<br />

Gott der Herr ist Hirte mir,<br />

ich werde niemals Mangel leiden.<br />

Auf der Flur, so da grünt,<br />

stärkt Er mich und Er führt mich zu stillen Seen.<br />

Und Er labt Seele und Geist und Er weist mir gerecht<br />

Um Seines Namens Willen die Spur.<br />

Muß ich auch ohnmächtig wandeln in dem Tal der Todesschatten,<br />

fürchte ich für mich nichts Böses,<br />

denn auch Du bist bei mir.<br />

Und Dein Stab und Dein Schutz schenken Trost und Ruhe.<br />

5.<br />

Herr, mein Gott, ich sing‘ ein neues Lied<br />

Dir zu Ehren auf dem Saitenspiel und singe Psalmen,<br />

Herr, zu Deinem Ruhm.<br />

Und jeden Tag will ich spenden Lob Deinem Namen<br />

Und loben Dich ewig und für alle Zeiten!<br />

Unser Gott ist gewaltig und mächtig, würdig des Lobes,<br />

und Seiner Macht Größe kann nicht ausgesprochen werden.<br />

Erhabene Größe und Deine hehre Macht<br />

Und Deiner Gewalt Heiligkeit will ich besingen.<br />

Und über alle Welt verbreitet sich, Herr,<br />

Deiner Werke Ehre;<br />

Auch ich will Deine Allmacht stets lobpreisen, o Herr.<br />

6.<br />

Gott, erhör‘ mit Langmut mein Flehn,<br />

merke, Herr, auf mein Gebet!<br />

Denn Du bist ewig Zuflucht mir und Schutz,<br />

ein fester Turmbau, Heerscharen bietend die Stirn.<br />

Laß mich weilen in Deinem Zelt ewiglich<br />

Und unter Deinen Fittichen.<br />

Ew’ger! Du bist mein starker Gott,<br />

ich suche Dich am Morgen,<br />

meine Seele lechzt nach Dir<br />

schmachtend ruft stets mein Leib nach Dir<br />

in dem ausgedorrten, öden Land,<br />

dem Wasser mangelt.<br />

So möchte zu Deinem Namen<br />

Ich preisend heben meine Hände<br />

Und singend loben Dich, Herr, mein Leben lang.<br />

50


7.<br />

Als wir dort an den Wassern der Stadt Babylon saßen,<br />

wehklagten wir, da wir stets gedachten an Dich, Zion.<br />

Und unser Saitenspiel hingen wir an Weiden in jenem Land.<br />

Es forderten, die gefangen uns hielten,<br />

wir sollen anstimmen freudige Lieder und riefen uns zu:<br />

Singet und spielt, wir wollen Zions Freudenlied!<br />

Da erwiderten wir:<br />

Ei, wie könnten wir denn anstimmen Lieder Gottes, unseres Herrn,<br />

allwo Feindeslandes ist?<br />

Wenn ich Dich vergessen sollte einmal nur,<br />

o Jerusalem, mein Glück,<br />

o, dann vergesse auch, kunstreiche Hand,<br />

all Deine Künste!<br />

8.<br />

Blicke mich an und erbarme Dich meiner, Herr,<br />

denn sieh, verlassen bin ich und ohnmächtig<br />

und meine Herzensängste drücken mich nieder;<br />

enthebe mich meiner Not, enthebe mich meiner Not.<br />

Erbarme meiner Dich!<br />

Sieh all meine Not und all mein Leid,<br />

verzeihe alle Sünden mir.<br />

Dein Schutz bewahre stets die Seele, o Herr,<br />

vor Schmach und Sündenfall,<br />

denn ich harre Deiner, denn ich harre Deiner!<br />

9.<br />

Ich hebe den Blick zum Berg empor,<br />

woher wird mir Hilfe kommen?<br />

Hilfe kommt mir von dem Herren bloß,<br />

Schöpfer Himmels und Schöpfer der Erde.<br />

Nie läßt Er zu, daß wanke oder daß strauchle je dein Fuß,<br />

denn dein Hüter, Er schlummert nicht.<br />

Sieh, niemals schläft, niemals schlummert der,<br />

der in Ewigkeit Israel schützt.<br />

10.<br />

Singt, singet Gott, dem Herren, neue Lieder,<br />

denn Wunder hat Er an uns ausgeführt.<br />

Preise, Welt, in Jubeltönen und Psalmen singt dem Herrn!<br />

Meer, brause du und was dich füllt,<br />

der weite Erdkreis und die, so ihn bewohnen.<br />

Ströme, zollt dem Herrn mit ihnen Beifall,<br />

ihr hohen Berge jauchzet ewig!<br />

Fluren, jubelt und was euch füllet,<br />

preise, Erde, singt ihr Meere und was euch füllt!<br />

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Impressum<br />

Planung und Organisation:<br />

Torsten Schreiber<br />

Werkeinführungen:<br />

Originalbeiträge von Verena Düren<br />

Assistenz:<br />

Verena Düren, Baris Toker, Stephan Berg<br />

Ehrenamt:<br />

Sabien Badenhoop, Karin und Dr. René Meyer, Gerda Naujoks<br />

Fotonachweise:<br />

Prof. Dr. Norbert Lammert © Deutscher Bundestag · Gili Schwarzman © Maia Brami<br />

Chen Halevi © Vincent Bouchard · Sergei Nakariakov © Thierry Cohen<br />

Sol Gabetta © Marco Borggreve · Amihai Grosz © Dan Porges<br />

Daishin Kashimoto © Matthias Creutziger · Anna Larsson © A. Thorbjörnsson<br />

Zvi Plesser © Orly Peled · Ria Ideta © R. Aratani · West Eastern Divan Orchestra © Luis Castilla<br />

Die Bilder des 6. <strong>Rolandseck</strong>-<strong>Festival</strong>s 2011auf den Seiten:<br />

Titel, 6/7, 11, 27, 30, 34, 37, 38, 41, 42, 45, 46, 52 © Giovanni Ausserhofer<br />

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