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VDSI Wegweiser Vibrationen

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<strong>VDSI</strong> <strong>Wegweiser</strong> <strong>Vibrationen</strong> • Ausgabe Dezember 2012<br />

<strong>VDSI</strong> <strong>Wegweiser</strong> <strong>Vibrationen</strong><br />

Hinweise zur Nutzung des <strong>Wegweiser</strong>s<br />

Dieser <strong>Wegweiser</strong> dient als Hilfe für alle, die sich schnell und auf einfache Weise mit dem Thema<br />

„<strong>Vibrationen</strong>" beschäftigen möchten.<br />

Es werden Grundinformationen zum Umgang mit <strong>Vibrationen</strong> gemäß der Lärm- und Vibrations-<br />

Arbeitsschutzverordnung gegeben und es werden Hinweise zur Verfügung gestellt, wo Expertenwissen<br />

zu finden ist.<br />

Unser Anspruch:<br />

- einfach und praxisbezogen informieren<br />

- Transparenz hinsichtlich rechtlicher Anforderungen schaffen<br />

- alltagstaugliche Hilfen anbieten<br />

Dieser <strong>Wegweiser</strong> kann eine fachkundige Hilfe (z.B. durch die Fachkräfte für Arbeitssicherheit,<br />

Betriebsärzte, usw.) nicht ersetzen und auch nicht jeden betrieblichen Einzelfall abdecken.<br />

> Weiter<br />

Arbeitskreis Physikalische<br />

Belastungen und Einwirkungen<br />

Ausgabe Dezember 2012<br />

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<strong>VDSI</strong> <strong>Wegweiser</strong> <strong>Vibrationen</strong> • Ausgabe Dezember 2012<br />

<strong>VDSI</strong> <strong>Wegweiser</strong> <strong>Vibrationen</strong><br />

6 Schritte zum sicheren Umgang mit <strong>Vibrationen</strong><br />

1. Einführung in die Thematik – Was sind „<strong>Vibrationen</strong>“?<br />

2. Informationsermittlung<br />

3. Exposition und Grenzwerte<br />

4. Gefährdungsbeurteilung<br />

5. Maßnahmen zum Schutz vor <strong>Vibrationen</strong><br />

6. Unterweisung der Mitarbeiter<br />

Zusammenfassung<br />

Weitere Informationen<br />

Gefährdung durch Vibration bewerten und<br />

mögliche Maßnahmen - zwei Beispiele<br />

> Weiter<br />

Quelle:<br />

Handbuch Ganzkörper-Vibration,<br />

herausgegeben vom Bundesministerium<br />

für Arbeit und Soziales<br />

Quelle:<br />

Handbuch Hand-Arm-Vibration,<br />

herausgegeben vom Bundesministerium<br />

für Arbeit und Soziales<br />

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<strong>VDSI</strong> <strong>Wegweiser</strong> <strong>Vibrationen</strong> • Ausgabe Dezember 2012<br />

1. Was sind <strong>Vibrationen</strong>?<br />

<strong>Vibrationen</strong> sind mechanische Schwingungen,<br />

die durch Gegenstände auf den menschlichen Körper übertragen werden. Eine Gefährdung durch<br />

<strong>Vibrationen</strong> liegt vor, wenn diese zu einer mittelbaren oder unmittelbaren Gefährdung von Sicherheit<br />

und Gesundheit der Beschäftigten oder zu einer Leistungsminderung führen können. Eine<br />

Gesundheitsgefährdung besteht, wenn Auslösewerte erreicht oder überschritten werden.<br />

Es werden „Hand-Arm-<strong>Vibrationen</strong>“ und „Ganzkörper-<strong>Vibrationen</strong>“ unterschieden.<br />

Hand-Arm-<strong>Vibrationen</strong> werden durch mechanische Schwingungen in den Frequenzen 8 Hz bis<br />

1000 Hz verursacht, die über die Handinnenfläche und die Finger in Hände und Arme übertragen<br />

werden, z.B. durch den vibrierenden Griff eines Presslufthammers.<br />

Hand-Arm-<strong>Vibrationen</strong> können u.a. zu Knochen- oder Gelenkschäden, Durchblutungsstörungen oder<br />

zu neurologischen Erkrankungen führen.<br />

Ganzkörper-<strong>Vibrationen</strong> werden durch mechanische Schwingungen in den Frequenzen 0,5 Hz bis<br />

80 Hz verursacht, die von Maschinen und Fahrzeugen über den Sitz oder die Füße auf den<br />

gesamten Körper übertragen werden, z.B. beim Führen von Fahrzeugen auf unebenen Böden.<br />

Ganzkörper-Schwingungen wirken besonders auf die Lendenwirbel und können zu Rückenschmerzen<br />

und zur Schädigung der Wirbelsäule führen. > Mehr dazu<br />

> Weiter<br />

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<strong>VDSI</strong> <strong>Wegweiser</strong> <strong>Vibrationen</strong> • Ausgabe Dezember 2012<br />

1. Was sind <strong>Vibrationen</strong>?<br />

Vibrationsrichtungen<br />

<strong>Vibrationen</strong> können aus verschiedenen Richtungen auf den Menschen einwirken.<br />

Zur einheitlichen Definition wurde ein Koordinatensystem mit x-, y- und z-Achsen festgelegt.<br />

Y<br />

Quelle: Handbuch Hand-Arm-Vibration,<br />

herausgegeben vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales<br />

> Weiter<br />

Hand-Arm-<br />

Schwingungen<br />

> Mehr dazu<br />

Ganzkörper-<br />

Schwingungen<br />

Quelle: Handbuch Ganzkörper-Vibration,<br />

hearusgegeben vom bundesministerium für Arbeit und Soziales<br />

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<strong>VDSI</strong> <strong>Wegweiser</strong> <strong>Vibrationen</strong> • Ausgabe Dezember 2012<br />

1. Was sind <strong>Vibrationen</strong>?<br />

Wo können <strong>Vibrationen</strong> auftreten?<br />

Ganzkörper-<strong>Vibrationen</strong> spielen vor allem eine Rolle beim Fahren von Erdbaumaschinen, forst- und<br />

landwirtschaftlichen Maschinen und Traktoren oder von Gabelstaplern auf unebenen Fahrbahnen.<br />

Hand-Arm-<strong>Vibrationen</strong> können durch eine Vielzahl von Werkzeugen oder Maschinen verursacht<br />

werden, z.B. durch schlagende oder drehende Geräte wie Schlagbohrmaschinen, Fräsmaschinen,<br />

Schleifmaschinen, Kettensägen, Niethämmer, Winkelschleifer u.v.m.<br />

In diesen Branchen treten Belastungen durch <strong>Vibrationen</strong> besonders häufig auf *) :<br />

- im Baugewerbe sowie im Straßen- und Gleisbau<br />

- im Maschinen- sowie im Stahlbau<br />

- im Schiff- und Fahrzeugbau<br />

- bei Montagearbeiten<br />

- in der Land- und Forstwirtschaft<br />

- im Bergbau einschließlich Tagebau<br />

- im Steinmetzgewerbe, in der Steinbearbeitung<br />

*) ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />

> Weiter<br />

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<strong>VDSI</strong> <strong>Wegweiser</strong> <strong>Vibrationen</strong> • Ausgabe Dezember 2012<br />

2. Informationsermittlung<br />

Warum müssen Informationen über <strong>Vibrationen</strong> am Arbeitsplatz beschafft werden?<br />

Die Informationen sind die Grundlage für die Gefährdungsbeurteilung und die erforderlichen<br />

Schutzmaßnahmen.<br />

Welche Informationen werden auf jeden Fall benötigt?<br />

• Von welchen der eingesetzten Arbeitsmittel (Werkzeuge, Maschinen, Fahrzeuge) könnte eine<br />

Gefährdung der Beschäftigten durch <strong>Vibrationen</strong> ausgehen?<br />

• Informationen des Herstellers oder Lieferanten zu Art und Stärke der <strong>Vibrationen</strong>.<br />

• Wie werden die Arbeitsmittel im Betrieb eingesetzt? Bei welchen Tätigkeiten?<br />

• Ausmaß, Dauer und Art der Einwirkung der <strong>Vibrationen</strong> auf die Arbeitnehmer. > Mehr dazu<br />

> Weiter<br />

Angaben<br />

der Hersteller<br />

Bedienungs-<br />

anleitung<br />

Beispiel:<br />

Vibrationstabellen<br />

der BAuA<br />

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<strong>VDSI</strong> <strong>Wegweiser</strong> <strong>Vibrationen</strong> • Ausgabe Dezember 2012<br />

2. Informationsermittlung<br />

Wo und wie erhält man zuverlässige Informationen?<br />

Der Hersteller liefert gemäß Maschinenrichtlinie die erforderlichen Informationen mit der<br />

Bedienungsanleitung der Maschinen.<br />

Sind hier keine Vibrationsangaben enthalten und werden diese auch auf Nachfrage vom<br />

Hersteller nicht zur Verfügung gestellt, besteht die Möglichkeit, auf veröffentlichte Vibrations-<br />

Informationen zurückzugreifen. Zuverlässig verwendbar sind die Angaben, wenn deren<br />

Expositionssituationen mit den im Betrieb vorhandenen Bedingungen vergleichbar sind.<br />

Einige Beispiele für Datenquellen:<br />

• BAuA Gefährdungstabellen <strong>Vibrationen</strong><br />

• KarLA Datenbank des Landesamtes für Arbeitsschutz Brandenburg<br />

(Katalog repräsentativer Lärm- und Vibrationsdaten am Arbeitsplatz, www.las-bb.de/karla/)<br />

• Berufsgenossenschaften, Unfallkassen und deren Technische Aufsichtspersonen, Berufsverbände<br />

• Informationen zu typischen <strong>Vibrationen</strong> im praktischen Gebrauch auf den Internetseiten einiger<br />

Hersteller<br />

> Weiter<br />

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<strong>VDSI</strong> <strong>Wegweiser</strong> <strong>Vibrationen</strong> • Ausgabe Dezember 2012<br />

3. Exposition und Grenzwerte<br />

Die Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung unterscheidet den Auslösewert und den<br />

Expositionsgrenzwert. Beide Werte sind als frequenzbewertete Beschleunigungen über 8 h<br />

definiert, wobei nur die Zeit zählt, in der die Beschäftigten tatsächlich den <strong>Vibrationen</strong> ausgesetzt<br />

sind. Diese Zeit wird als Expositionsdauer (Einwirkungsdauer) bezeichnet. Pausen und Zeiten, in<br />

denen Tätigkeiten ohne Belastung durch <strong>Vibrationen</strong> ausgeführt werden, zählen nicht mit.<br />

Dies gilt insbesondere bei Hand-Arm-Schwingungen. Hier ist die Expositionsdauer in der Praxis in<br />

vielen Fällen wesentlich geringer als die Arbeitszeit.<br />

> Weiter<br />

Arbeitszeit pro Tag<br />

> Mehr dazu<br />

Benutzungsdauer Benutzungsdauer<br />

Tätigkeiten ohne Einwirkung von <strong>Vibrationen</strong>, z.B. andere Tätigkeiten, Pausen<br />

Maschine wird ohne Vibrationseinwirkung benutzt, z.B. Werkzeugwechsel, Einrichten<br />

Zeitanteil in dem die Vibration auf den Beschäftigten einwirkt (Expositionsdauer)<br />

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<strong>VDSI</strong> <strong>Wegweiser</strong> <strong>Vibrationen</strong> • Ausgabe Dezember 2012<br />

3. Exposition und Grenzwerte<br />

Beispiel:<br />

Exposition bei Radmontage am Auto mit Hilfe eines Druckluftschraubers<br />

Gesamte Arbeitszeit des Mitarbeiters am Tag 8 Stunden<br />

Zeit für Radmontage an fünf Autos: 1 Stunde<br />

Einwirkdauer der <strong>Vibrationen</strong>:<br />

Arbeitszeit pro Tag<br />

- 5 Autos, je 4 Räder mit 5 Muttern pro Rad<br />

- Muttern mit Druckluftschrauber lösen, je 4 sec<br />

- Muttern mit Druckluftschrauber anziehen, je 4 sec<br />

200 x Nutzung des Druckluftschraubers à 4 sec<br />

0,22 Stunden Expositionsdauer<br />

Während der 8 Stunden Arbeitszeit beträgt in diesem Beispiel die Einwirkungsdauer der <strong>Vibrationen</strong><br />

nur 0,22 Stunden. > Mehr dazu<br />

> Weiter<br />

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<strong>VDSI</strong> <strong>Wegweiser</strong> <strong>Vibrationen</strong> • Ausgabe Dezember 2012<br />

3. Exposition und Grenzwerte<br />

Folgende Grenzwerte sind festgelegt:<br />

Hand-Arm-Schwingungen<br />

Ganzkörper-Schwingungen<br />

Auslösewert Expositionsgrenzwert<br />

2,5 m/s 2<br />

0,5 m/s 2<br />

5 m/s 2<br />

X- und Y-Richtung 1,15 m/s 2<br />

Z-Richtung 0,8 m/s 2<br />

Der Arbeitgeber hat durch geeignete Maßnahmen dafür zu sorgen, dass bei der Exposition der<br />

Beschäftigten die Expositionsgrenzwerte nicht überschritten werden.<br />

Werden die Expositionsgrenzwerte trotz der durchgeführten Maßnahmen überschritten, hat der<br />

Arbeitgeber unverzüglich die Gründe zu ermitteln und weitere Maßnahmen zu ergreifen, um die<br />

Exposition auf einen Wert unterhalb der Expositionsgrenzwerte zu senken.<br />

Wird der Auslösewert erreicht oder überschritten, ist der Arbeitgeber verpflichtet, ein Programm mit<br />

technischen und organisatorischen Maßnahmen zur Verringerung der Exposition durch <strong>Vibrationen</strong><br />

auszuarbeiten und umzusetzen.<br />

> Weiter<br />

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<strong>VDSI</strong> <strong>Wegweiser</strong> <strong>Vibrationen</strong> • Ausgabe Dezember 2012<br />

4. Gefährdungsbeurteilung<br />

Ziel der Gefährdungsbeurteilung ist die Bewertung der Gefährdung der Beschäftigten durch<br />

<strong>Vibrationen</strong> und das Festlegen von Schutzmaßnahmen. Für die Durchführung ist der Arbeitgeber<br />

verantwortlich.<br />

Zum Erstellen der Gefährdungsbeurteilung ist Fachkunde erforderlich. Verfügt der Arbeitgeber<br />

nicht selbst über entsprechende Kenntnisse, hat er sich durch die Fachkraft für Arbeitssicherheit, den<br />

Betriebsarzt oder andere Fachkundige beraten zu lassen.<br />

Die Gefährdungsbeurteilung ist personen- bzw. tätigkeitsbezogen zu erstellen.<br />

Der Arbeitgeber hat vor Aufnahme der Tätigkeit festzustellen, ob die Beschäftigten bei den<br />

Tätigkeiten Belastungen durch <strong>Vibrationen</strong> ausgesetzt sind oder sein können. Ist dies der Fall, so<br />

hat er alle hiervon ausgehenden Gefährdungen für die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten<br />

zu beurteilen und die erforderlichen Schutzmaßnahmen zu treffen. > Mehr dazu<br />

> Weiter<br />

Seite 11 von 20


<strong>VDSI</strong> <strong>Wegweiser</strong> <strong>Vibrationen</strong> • Ausgabe Dezember 2012<br />

4. Gefährdungsbeurteilung<br />

Inhalt der Gefährdungsbeurteilung<br />

In der Gefährdungsbeurteilung sind<br />

• Art, Ausmaß und Dauer der Exposition zu ermitteln<br />

• Expositonsgrenzwerte und Auslösewerte zu beachten<br />

• Möglichkeiten des Einsatzes alternativer Arbeitsverfahren, Arbeitsmittel und Ausrüstungen zu<br />

prüfen, die zu einer geringeren Exposition führen (Substitutionsprüfung)<br />

• mögliche Wechsel- oder Kombinationswirkungen mit anderen Belastungen zu berücksichtigen<br />

• Maßnahmen festzulegen, die zum Schutz der Beschäftigten ergriffen werden müssen<br />

• Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen und zu dokumentieren<br />

Die Gefährdungsbeurteilung ist zu dokumentieren und auf Aktualität zu prüfen.<br />

Eine Aktualisierung der Gefährdungsbeurteilung ist immer erforderlich<br />

• bei jeder maßgeblichen Veränderung der Arbeitsbedingungen<br />

• wenn die getroffenen Schutzmaßnahmen sich als unzureichend herausgestellt haben<br />

• wenn die Ergebnisse der arbeitsmedizinischen Vorsorge auf eine Gefährdung hinweisen<br />

> Weiter<br />

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<strong>VDSI</strong> <strong>Wegweiser</strong> <strong>Vibrationen</strong> • Ausgabe Dezember 2012<br />

5. Maßnahmen zum Schutz vor <strong>Vibrationen</strong><br />

Der Arbeitgeber hat die Gefährdung der Beschäftigten auszuschließen oder so weit wie möglich<br />

zu verringern. Technische Maßnahmen haben dabei Vorrang vor organisatorischen Maßnahmen.<br />

Mögliche Maßnahmen sind z.B.<br />

• Einsatz alternativer Arbeitsverfahren mit geringerer Exposition gegenüber <strong>Vibrationen</strong><br />

• Einsatz neuer Arbeitsmittel, die möglichst geringe <strong>Vibrationen</strong> verursachen<br />

• Wartungsprogramme für Arbeitsmittel, Anlagen sowie Fahrbahnen<br />

• Bereitstellung von Zusatzausrüstungen, wie z.B. an das Fahrzeug und die Anregungen<br />

angepasste Schwingsitze, die Ganzkörper-<strong>Vibrationen</strong> wirkungsvoll mindern<br />

• Schulung von Beschäftigten im bestimmungsgemäßen Einsatz und vibrationsarmen Bedienung<br />

von Arbeitsmitteln<br />

• Begrenzung der Einwirkungsdauer, z.B. durch Arbeitspläne mit ausreichenden Zeiten ohne<br />

belastende Exposition<br />

• Einsatz von Arbeitsmitteln und Bedingungen, um die Belastungen durch Kälte und Nässe zu<br />

verringern<br />

• Bereitstellung von Kleidung zum Schutz vor Kälte und Nässe<br />

Die Wirksamkeit der Maßnahmen sind zu überprüfen.<br />

> Weiter<br />

> Mehr dazu<br />

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<strong>VDSI</strong> <strong>Wegweiser</strong> <strong>Vibrationen</strong> • Ausgabe Dezember 2012<br />

5. Maßnahmen zum Schutz vor <strong>Vibrationen</strong><br />

Tages- Vibrationsexpositionswert (8 h) Auslösewerte Expositionsgrenzwerte*<br />

Ganzkörpervibrationen<br />

Hand-Arm <strong>Vibrationen</strong><br />

< 0,5 m/s²<br />

< 2,5 m/s²<br />

> 0,5 m/s²<br />

> 2,5 m/s²<br />

≥ 0,8 m/s² (Z)<br />

≥ 1,15 m/s² (X, Y)<br />

≥ 5,0 m/s²<br />

Unterweisung der betroffenen Beschäftigten X X<br />

Technische, organisatorische und persönliche<br />

Schutzmaßnahmen<br />

(z.B. angepasster Schwingsitz, Gerät mit geringerer<br />

Vibrationsexposition einsetzen)<br />

Arbeitsmedizinische Untersuchung<br />

Vorsorgeuntersuchung zu <strong>Vibrationen</strong><br />

Verminderung der Expositionszeit<br />

bis der Expositonsgrenzwert unterschritten ist, z.B.<br />

durch Verkürzung der Einwirkdauer<br />

Prüfung ob eine Beeinträchtigung durch <strong>Vibrationen</strong><br />

vorliegt<br />

* Die Expositionsgrenzwerte dürfen bezogen auf 8 Stunden nicht überschritten werden.<br />

** Angebotsuntersuchung<br />

> Weiter<br />

X<br />

> Zurück zum Auswahl-Menü<br />

X X<br />

X** X<br />

X<br />

Seite 14 von 20


<strong>VDSI</strong> <strong>Wegweiser</strong> <strong>Vibrationen</strong> • Ausgabe Dezember 2012<br />

6. Unterweisung der Mitarbeiter<br />

Können bei Exposition durch <strong>Vibrationen</strong> die Auslösewerte erreicht oder überschritten werden,<br />

stellt der Arbeitgeber sicher, dass die Beschäftigten eine Unterweisung erhalten.<br />

Die Unterweisung muss vor Aufnahme der Tätigkeit erfolgen und in regelmäßigen Abständen,<br />

jedoch immer bei wesentlichen Änderungen der belastenden Tätigkeit, wiederholt werden. Sie<br />

erfolgt in einer für die Beschäftigen verständlichen Form und Sprache und enthält mindestens<br />

folgende Informationen:<br />

• die Art der Gefährdung<br />

• die durchgeführten Maßnahmen<br />

• die Expositionsgrenzwerte und Auslösewerte<br />

• die Ergebnisse der Expositonsermittlung mit einer Erläuterung ihrer Bedeutung<br />

• die ordnungsgemäße Handhabung von Arbeitsmitteln und sichere Arbeitsverfahren<br />

• die sachgerechte Verwendung der persönlichen Schutzausrüstung<br />

• die Voraussetzungen für den Anspruch auf arbeitsmedizinische Betreuung und deren Zweck<br />

• Hinweise zur Erkennung und Meldung möglicher Gesundheitsschäden<br />

> Weiter<br />

> Zurück zum Auswahl-Menü<br />

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<strong>VDSI</strong> <strong>Wegweiser</strong> <strong>Vibrationen</strong> • Ausgabe Dezember 2012<br />

Zusammenfassung<br />

In der Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung ist vom Gesetzgeber festgelegt,<br />

welche Pflichten der Arbeitgeber hat, um bei Tätigkeiten mit Gefährdungen durch <strong>Vibrationen</strong><br />

den Gesundheitsschutz der Mitarbeiter sicherzustellen.<br />

Sechs Schritte sind erforderlich:<br />

• Ermitteln, ob Mitarbeiter <strong>Vibrationen</strong> ausgesetzt sein können<br />

• Informationen über Art und Ausmaß der <strong>Vibrationen</strong> beschaffen<br />

• Expositionsdauer und Grenzwerte ermitteln<br />

• Die von Art, Ausmaß und Expositionsdauer ausgehende Gefährdung beurteilen<br />

• Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter festlegen und deren Wirksamkeit prüfen<br />

• Mitarbeiter über die Gefährdungen unterweisen<br />

> Weiter<br />

> Zurück zum Auswahl-Menü<br />

Seite 16 von 20


<strong>VDSI</strong> <strong>Wegweiser</strong> <strong>Vibrationen</strong> • Ausgabe Dezember 2012<br />

Rechtliche Grundlagen und<br />

ausgewählte weiterführende Informationen *)<br />

Lärm- und Vibrationsarbeitsschutzverordnung (LärmVibrationsArbSchV)<br />

Gesundheitsschutz-Bergverordnung (GesBergV)<br />

TRLV <strong>Vibrationen</strong> Allgemeines<br />

Teil 1: Beurteilung der Gefährdung durch <strong>Vibrationen</strong><br />

Teil 2: Messung von <strong>Vibrationen</strong><br />

Teil 3: Vibrationsschutzmaßnahmen<br />

Handbuch Hand-Arm-<strong>Vibrationen</strong> (herausgegeben vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales)<br />

Handbuch Ganzkörper-<strong>Vibrationen</strong> (herausgegeben vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales)<br />

Informationen der DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung)<br />

Berufsgenossenschaft Metall Nord Süd -- Informationen zu <strong>Vibrationen</strong><br />

BAuA-Seiten „<strong>Vibrationen</strong>“<br />

EU-Richtlinie 2002/44/EG (<strong>Vibrationen</strong>)<br />

*) kein Anspruch auf Vollständigkeit<br />

> Weiter<br />

> Zurück zum Auswahl-Menü<br />

Zum Aufrufen der<br />

Information bitte<br />

Überschrift anwählen.<br />

Seite 17 von 20


<strong>VDSI</strong> <strong>Wegweiser</strong> <strong>Vibrationen</strong> • Ausgabe Dezember 2012<br />

Vibrationsgefährdung bewerten – zwei Beispiele<br />

Schritt 1<br />

Welche Schwingungsbelastung liegt<br />

vor?<br />

Schritt 2<br />

Welcher Schwingbeschleunigungswert<br />

ist anzunehmen?<br />

Schritt 3<br />

Wie hoch ist die tatsächliche<br />

Einwirkungsdauer (Expositionszeit,<br />

siehe Seite 8)<br />

Schritt 4 (Berechnung)<br />

Werden die Auslösewerte oder<br />

Expositionsgrenzwerte überschritten?<br />

T<br />

a ( 8 h ) = e × a<br />

8 h<br />

Beispiel 1 Beispiel 2<br />

Staplerfahrer auf Betriebsgelände<br />

� Ganzkörper-Vibration im Sitzen mit<br />

Belastung in Z-Richtung<br />

Wert aus Herstellerangaben oder aus<br />

Messung<br />

� a wz = 1 m/s 2<br />

4 h Betriebszeit, davon 3 h effektive<br />

Fahrzeit (Einwirkungsdauer)<br />

� T e = 3 h<br />

� Auslösewert von 0,5 m/s 2 ist<br />

überschritten.<br />

Maßnahmen zur Verringerung der<br />

Belastung sind erforderlich.<br />

Bei Verwendung mehrerer Geräte werden die Einzelbelastungen ermittelt<br />

und mit dieser Formel die Gesamtbelastung berechnet::<br />

> Weiter > Mehr dazu<br />

> Zurück zum Auswahl-Menü<br />

Aufreißen von Betonfundamenten mit<br />

einem Abbruchhammer<br />

� Hand-Arm-Vibration<br />

Wert aus Herstellerangaben (z.B.<br />

Bedienungsanleitung oder Anlage TRLV)<br />

� a hv = 14 m/s 2<br />

1,5 h Abbrucharbeiten, davon 30 min<br />

Abbruchhammer genutzt (Einwirkungsdauer)<br />

� T e = 0,5 h<br />

3 h<br />

x 1 m/s2 a(8h)= = 0,61 m/s<br />

8 h<br />

2 x 14 m/s2 0,5 h<br />

a(8h) = = 3,5 m/s<br />

8 h<br />

2<br />

� Auslösewert von 2,5 m/s 2 ist<br />

überschritten.<br />

Maßnahmen zur Verringerung der<br />

Belastung sind erforderlich.<br />

a(8h) = a 1(8) 2 + a 2(8) 2 +a 3(8) 2 ….<br />

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frequenzbewertete Beschleunigung a w in m/s²<br />

<strong>VDSI</strong> <strong>Wegweiser</strong> <strong>Vibrationen</strong> • Ausgabe Dezember 2012<br />

Vibrationsgefährdung bewerten – zwei Beispiele<br />

Schritt 4 Auswertung über Graphik und Ermittlung der max. zulässigen Einwirkungszeit für Beispiele 1 und 2<br />

(Auswertung nicht geeignet bei Nutzung verschiedener Arbeitsgeräte in einer Arbeitsschicht)<br />

4.00<br />

3.00<br />

2.61<br />

2.26<br />

1.85<br />

1.60<br />

1.41<br />

1.15<br />

1.00<br />

0.90<br />

0.80<br />

0.65<br />

0.58<br />

0.50<br />

0.41<br />

0.30<br />

Ganzkörper-Vibration<br />

GKV<br />

Grenzwert<br />

Auslösewert<br />

awz(8h) = 0,8 m/s²<br />

awz(8h) = 0,5 m/s²<br />

50.0<br />

34.6<br />

28.2<br />

24.0<br />

20.0<br />

17.3<br />

14.1<br />

12.0<br />

10.0<br />

8.2<br />

7.1<br />

6.0<br />

5.0<br />

4.1<br />

HAV Hand-Arm-Vibration Grenzwert<br />

Auslösewert<br />

ahv(8h) = 5 m/s²<br />

ahv(8h) = 2,5 m/s²<br />

0.20<br />

0.5 0.75 1 1.5 2 3 4 5 6 7 8 10 12 16<br />

tägliche Einwirkungsdauer T e in Stunden<br />

Beispiel 1: Gabelstapler - Fahren auf Betriebsgelände<br />

awz = 1 m/s² (Sitz) und Te = 3 h aw(8h) = 3 h ⋅<br />

8 h<br />

Auslösewert überschritten! aw(8h) = 0,61 m/s²<br />

Auslösewert erreicht nach T e = 2 h<br />

Expositionsgrenzwert erreicht bei T e = 5 h<br />

1 m/s 2<br />

> Weiter > Mehr dazu<br />

> Zurück zum Auswahl-Menü<br />

Schwingungsgesamtwert (Vektorbetrag) a hv in m/s²<br />

3.0<br />

2.5<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

6 0.1 min 0.167 10 min 15 0.25 min 0.5 0.75 1 1.5 2 3 4 5 6 8 10 12<br />

tägliche Einwirkungsdauer T e in Stunden<br />

Beispiel 2: Abbruchhammer - Aufreißen von Beton<br />

ahv = 14 m/s² und Te = 0,5 h ahv(8h) = 14<br />

8 h<br />

Auslösewert überschritten! ahv(8h) = 3,5 m/s²<br />

Auslösewert erreicht nach T e = 15 min<br />

Expositionsgrenzwert erreicht bei T e = 1 h<br />

0 , 5 h<br />

⋅<br />

Seite 19 von 20<br />

m/s 2


<strong>VDSI</strong> <strong>Wegweiser</strong> <strong>Vibrationen</strong> • Ausgabe Dezember 2012<br />

Vibrationsgefährdung – Mögliche Maßnahmen<br />

Welche mögliche Maßnahmen<br />

sind bei der Überschreitung<br />

der Auslösewerte<br />

vorzusehen?<br />

Welche zusätzlichen<br />

Maßnahmen sind bei<br />

Erreichen oder Überschreiten<br />

der Expositonsgrenzwerte<br />

einzuleiten?<br />

Beispiel 1 (Gabelstapler) Beispiel 2 (Abbruchhammer)<br />

Technische Maßnahmen zur Verringerung<br />

der Schwingungsbelastung, z.B.<br />

- Einbau eines schwingungsmindernden<br />

Sitzes<br />

- Auswahl eines schwingungsarmen<br />

Staplers (Beschaffungsvorgabe)<br />

- Glättung der betrieblichen Fahrbahnen<br />

Organisatorische Maßnahmen, z.B.<br />

- Geschwindigkeit begrenzen<br />

- Expositionszeit beschränken, z.B. je<br />

1,5 h an zwei Tagen statt 3 h an einem Tag<br />

Unterweisung der Beschäftigten und<br />

arbeitsmedizinische Angebotsuntersuchung<br />

Maßnahmen zur Reduzierung der ermittelten<br />

Belastung sind unverzüglich einzuleiten, z.B.<br />

Reduzierung der Einwirkungsdauer,<br />

Begrenzung der Geschwindigkeit.<br />

Die Überschreitung der<br />

Expositionsgrenzwerte ist nicht zulässig.<br />

> Zurück zum Auswahl-Menü<br />

Technische Maßnahmen zur Verringerung<br />

der Schwingungsbelastung, z.B.<br />

- Wartung / Instandhaltung der Geräte,<br />

ggf. Verschleißteile ersetzen<br />

- Einsatz von Geräten mit geringerer<br />

Vibration<br />

Organisatorische Maßnahmen, z.B.<br />

- Expositionszeit beschränken,<br />

z.B. max. 15 min pro Tag statt 30 min<br />

Unterweisung der Beschäftigten und<br />

arbeitsmedizinische Angebotsuntersuchung<br />

Maßnahmen zur Reduzierung der<br />

ermittelten Belastung sind unverzüglich<br />

einzuleiten, z.B. Reduzierung der<br />

Einwirkungsdauer.<br />

Die Überschreitung der<br />

Expositionsgrenzwerte ist nicht zulässig.<br />

Seite 20 von 20

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