Ralf-Michael Fischer - TOBIAS-lib
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<strong>Ralf</strong>-<strong>Michael</strong> <strong>Fischer</strong> La Jetée<br />
fotografischen und filmischen Medienbildern aus zweiter Hand beruhen, spricht der häufige Re-<br />
kurs auf die Prinzipien der klassischen Hollywood-Montage, durch die zwischen den Figuren<br />
speziell mittels Blickbeziehungen ein narrativer Zusammenhang evoziert wird. Dieser Prozess<br />
wird jedoch permanent durch falsche Anschlüsse und Diskontinuitäten gestört. La Jetée vermittelt<br />
den Eindruck einer hochgradig fragmentarischen Erzählung, innerhalb derer sich immer wieder<br />
geschlossene Episoden herausbilden wollen, nur um wieder unterbrochen zu werden. Unser Held<br />
will sich quasi erfolglos in seinen eigenen Hollywood-Film hineinträumen und wird permanent<br />
dabei gestört, eine klare Geschichte für sich zu erfinden. Immer wenn rapide Schnittfolgen hin zur<br />
verlebendigenden Bewegtaufnahme drängen, wird die endgültige Grenzüberschreitung hin zum<br />
Realfilm jäh unterbrochen – am drastischsten sicherlich mit dem abrupten Abbruch des Augen-<br />
aufschlags der Frau in die Kamera (Abb. 21–23) und endgültig mit der Exekution des Protagonis-<br />
ten am Schluss.<br />
Wir sehen quasi einen im Werden begriffenen Erzählfilm, der scheitern muss, weil er der Kom-<br />
plexität der Situation nicht gerecht werden kann. Er zeigt die Unangemessenheit einer zentralen<br />
Eigenschaft des Hollywood-Kinos, die damals allen bewusst war und die der niederländische Fil-<br />
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-61484<br />
reflex 5.2012<br />
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