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| IMPRESSUM<br />
Widmung<br />
Ich widme dieses Buch meiner Mutter Isobel Broom, die seine<br />
Fertigstellung leider nicht mehr erleben durfte, deren unablässige<br />
Unterstützung <strong>und</strong> Zuneigung mich aber dorthin brachten, wo ich<br />
jetzt bin. Ich hoffe, du wärst stolz auf mich.<br />
Dank<br />
Ich danke insbesondere Davin de Kergommeaux <strong>und</strong> Bernhard<br />
Schäfer, die mir beim Verfassen der Kapitel über Kanada <strong>und</strong> Mittel -<br />
europa sehr geholfen haben.<br />
Die Originalausgabe ist 2010 unter dem Titel »The World Atlas of<br />
Whisky« bei Mitchell Beazley, einem Imprint der Octopus Publishing<br />
Group Ltd., Endeavour House, 189 Shaftesbury Avenue, London<br />
WC2H 8JY erschienen.<br />
www.mitchell-beazley.co.uk<br />
Copyright © Octopus Publishing Group Ltd. 2010<br />
All rights reserved.<br />
Text copyright © Dave Broom 2010<br />
Copyright © 2012 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH<br />
Grillparzerstr. 12, 81675 München<br />
HALLWAG ist ein Unternehmen der GRÄFE UND UNZER VERLAG<br />
GmbH, München, GANSKE VERLAGSGRUPPE.<br />
www.hallwag.de<br />
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie die<br />
Verbreitung durch Film, Funk, Fernsehen <strong>und</strong> Internet, durch foto -<br />
mechanische Wiedergabe, Tonträger <strong>und</strong> Datenverarbeitungssysteme<br />
jeglicher Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Projektleitung: Anne-Sophie Zähringer<br />
Übersetzung: Reinhard Ferstl<br />
Lektorat: Eva Meyer<br />
Korrektorat: Ulrike Wagner<br />
Satz: Knipping Werbung GmbH, Berg am Starnberger See<br />
Herstellung: Markus Plötz<br />
Umschlaggestaltung: independent Medien-Design, Horst Moser,<br />
München<br />
Autorenfoto: Will Robb<br />
Druck <strong>und</strong> Bindung: Toppan Printing Company, China<br />
1. Auflage 2012<br />
ISBN 978-3-8338-2636-8<br />
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GRÄFE UND UNZER Verlag<br />
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Rechts: Schlummernder Whisky in den Gewölbehallen<br />
der Brennerei Deanston im schottischen Stirling.
Inhalt<br />
VORWORT 6<br />
EINFÜHRUNG 8<br />
ZUR BENUTZUNG DIESES BUCHS 10<br />
WAS IST WHISKY? 11<br />
Die Welt des Whiskys 12<br />
Mälzung 14<br />
Grain 16<br />
Irish Pot Still 17<br />
Kentucky <strong>und</strong> Tennessee 18<br />
Terroir 20<br />
Geruch <strong>und</strong> Geschmack 22<br />
Wie man verkostet 24<br />
Geschmacksstile 26<br />
Single Malt Whisky: Flavour Map 28<br />
SCHOTTLAND 30<br />
SPEYSIDE 36<br />
Südliche Speyside 38<br />
Ben Rinnes 46<br />
Dufftown 66<br />
Keith 74<br />
Rothes 80<br />
Elgin 88<br />
HIGHLANDS 102<br />
Southern Highlands 106<br />
Central Highlands 112<br />
Eastern Highlands 120<br />
Northern Highlands 128<br />
Western Highlands 140<br />
LOWLANDS 144<br />
ISLAY 152<br />
Südküste 156<br />
Ostküste 164<br />
Mitte <strong>und</strong> Westen 168<br />
INSELN 174<br />
Orkneyinseln 184<br />
CAMPBELTOWN 188<br />
SCOTCH BLENDS 194<br />
IRLAND 200<br />
JAPAN 212<br />
USA 230<br />
KENTUCKY 236<br />
TENNESSEE 254<br />
DIE RESTLICHEN USA 262<br />
KANADA 268<br />
DER REST DER WELT 278<br />
EUROPA 282<br />
SÜDAFRIKA 298<br />
INDIEN UND FERNER OSTEN 300<br />
AUSTRALIEN 304<br />
GESCHMACKSSTILE IM ÜBERBLICK 308<br />
GLOSSAR 311<br />
BIBLIOGRAFIE 313<br />
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN 313<br />
FESTIVALS 313<br />
REGISTER 314<br />
BILDNACHWEIS 319<br />
DANK 320
38 | SCHOTTLAND | SPEYSIDE | SÜDLICHE SPEYSIDE<br />
SÜDLICHE SPEYSIDE<br />
Unsere Reise beginnt in den südlichen Gefilden der Speyside, wo sich einst zuhauf Schwarzbrenner<br />
<strong>und</strong> Schmuggler tummelten, wo aber auch die moderne Scotch-Industrie ihren Anfang nahm. Hier<br />
zwischen Tomintoul ganz im Süden <strong>und</strong> dem Ben Rinnes im Norden findet man Whiskys aus jeder<br />
Der Fluss Avon windet sich in der südlichen Speyside an Tomintoul vorbei.
Ecke unserer Geschmackskarte – sogar torfige Vertreter sind darunter. Was wiederum beweist, dass<br />
die Speyside nicht für einen einheitlichen Stil steht, sondern vielmehr ein Querschnitt durch die Welt<br />
des Single Malt Scotch ist.<br />
SÜDLICHE SPEYSIDE | SPEYSIDE | SCHOTTLAND | 39
102 | SCHOTTLAND | HIGHLANDS<br />
HIGHLANDS<br />
Wenn schon die Speyside beweist, wie absurd es ist zu glauben, dass zwei benachbarte<br />
Brennereien einen ähnlichen Stil erzeugen, wie soll man dann all die Malt-Destillerien<br />
zwischen den Wohnsiedlungen im Norden von Glasgow <strong>und</strong> dem Pentland Firth unter<br />
einen Hut bringen? Der Whiskygeografie zufolge zählt zu den Highlands alles nördlich der<br />
Highland Line, was nicht zur Speyside gehört. Aber selbst diese Grenzziehung ist rein<br />
politisch <strong>und</strong> wurde bereits 1816 zugunsten der geologischen Unterscheidung zwischen<br />
dem »tiefen Land«, den Lowlands, <strong>und</strong> dem »hohen Land«, den Highlands, aufgegeben.<br />
Das Hochland übt eine große Faszination aus. Für die meisten Besucher<br />
verkörpert dieses Gebiet das eigentliche Schottland, eine Region der<br />
Berge <strong>und</strong> Moore, der Lochs <strong>und</strong> Burgen, der Adler <strong>und</strong> Hirsche – das<br />
Klischee-Schottland sozusagen. Die Highland-Brennereien <strong>und</strong> ihre<br />
Whiskys indes legen eine reichere, lebendige Landschaft offen. Ihre<br />
Brände sind das Ergebnis eines Kampfs zwischen Mensch <strong>und</strong> Natur;<br />
sie erzählen von der Weisheit des Volks <strong>und</strong> von Technologie, von Entvölkerung<br />
<strong>und</strong> Neubesiedelung <strong>und</strong> von einer hartnäckigen Weigerung,<br />
sich anzupassen. Es gibt diese Whiskys, weil sie etwas bieten, das außerhalb<br />
der Norm <strong>und</strong> jenseits der Anziehungskraft der Speyside liegt.<br />
In den Highlands ist man gut beraten, das Unerwartete zu erwarten.<br />
Hier findet man Gras, Rauch <strong>und</strong> Wachs, Tropenfrüchte <strong>und</strong> Johannisbeeren,<br />
Sprödheit <strong>und</strong> Sinnlichkeit. Einheitlichkeit sucht man vergebens,<br />
doch gibt es Geschmacksspuren, denen man folgen kann: dem<br />
Honig von Deanston bis Dalwhinnie, den Früchten der Nordostküste,<br />
dem unerwarteten Torfrauch des Garioch.<br />
Mitunter fasziniert gerade das Unerklärliche. Warum drängen sich<br />
die verbliebenen Perthshire-Brennereien auf so kleinem Raum in<br />
einem so fruchtbaren Land <strong>und</strong> warum unterscheiden sich ihre Whiskys<br />
so sehr im Geschmack? Wieso konnte in der ebenso fruchtbaren<br />
Gegend an der Ostküste die Whiskyherstellung nicht Fuß fassen?<br />
Weshalb gibt es in Aberdeen <strong>und</strong> Inverness keine Destillerien?<br />
Selbst die scheinbar einheitliche Miniregion an der Nordostküste, wo<br />
neben fast jedem Bahnhof eine Brennerei steht, hält ihre Überraschungen<br />
bereit – angefangen von den Gerstenfeldern der Black Isle, auf der<br />
die erste schottische Whiskymarke entstand <strong>und</strong> wieder unterging, bis<br />
hin zu den von Schnee überzuckerten Hügeln auf einer Seite der Straße<br />
<strong>und</strong> einer Ölplattform in der Förde auf der anderen. Hier liegt, ein echtes<br />
Highland-Paradox, der Ort der Piktensteine <strong>und</strong> Schwerindustrie, der<br />
Schöpfungsmythen <strong>und</strong> der Brennereien, die sich in ihrer absonderlichen<br />
Alchemie zu übertreffen suchen. Je weiter man im ständig wechselnden<br />
Licht dieses vergessenen Küstenstrichs nach Norden kommt,<br />
desto stärker kristallisiert sich die typisch schottische Polarität heraus.<br />
Schottland besteht zum Großteil aus den Highlands, einer vielgestaltigen Landschaft aus<br />
Hügeln <strong>und</strong> Mooren. Kein W<strong>und</strong>er, dass auch der Whisky hier zahlreiche Gesichter hat.
Eigg<br />
Islay<br />
Portree<br />
Isle of Skye<br />
Mallaig<br />
Isle of<br />
Mull<br />
Jura<br />
Campbeltown<br />
T h e M i n c h<br />
Arisdig<br />
Firth of Lorne<br />
Kintyre<br />
Fort William<br />
Oban<br />
Arran<br />
Cape Wrath<br />
Loch<br />
Maree<br />
A87<br />
N o r t h W e s t H i g h l a n d s<br />
Loch<br />
Awe<br />
Glen<br />
Garry<br />
Bute<br />
Ullapool<br />
Fort Augustus<br />
Firth of Clyde<br />
A837<br />
A835<br />
A86<br />
Ben Nevis<br />
Ben<br />
Nevis<br />
A82<br />
Loch<br />
Lomond<br />
Loch Lomond<br />
Alexandria<br />
A82<br />
Ayr<br />
Loch<br />
Shin<br />
A82 A82<br />
Loch Ness<br />
Dalwhinnie<br />
Ben<br />
Lawers<br />
Loch<br />
Tay<br />
D<strong>und</strong>ee<br />
Glenturret<br />
Perth<br />
Crieff Tay<br />
Auchterarder<br />
Tullibardine<br />
G r a m p i a n M o u n t a i n s<br />
Clyde<br />
Deanston<br />
Findhorn<br />
Aviemore<br />
A9<br />
Stirling<br />
Killearn<br />
Glengoyne<br />
Glasgow<br />
A9 A9<br />
A9<br />
Forth<br />
Falkirk<br />
Brora<br />
A95<br />
Thurso<br />
Old Pulteney<br />
Flow Country<br />
Clynelish<br />
Moray Firth<br />
Spey<br />
Dunfermline<br />
S o u t h e r n U p l a n d s<br />
A9<br />
A9<br />
A96<br />
Royal<br />
Lochnagar<br />
Pitlochry<br />
Edradour<br />
Blair Athol<br />
Aberfeldy<br />
A96<br />
Wick<br />
Ballater<br />
A90<br />
Edinburgh<br />
A97<br />
Deveron<br />
N. Esk<br />
S. Esk<br />
HIGHLANDS | SCHOTTLAND | 103<br />
Balblair<br />
Tain Glenmorangie<br />
Dalmore<br />
Teaninich<br />
Invergordon<br />
Dingwall Black<br />
Isle Nairn<br />
Glen Ord<br />
Royal Brackla<br />
Glenglassaugh<br />
Elgin<br />
anCnoc/<br />
Knockdhu<br />
Fraserburgh<br />
Banff<br />
Macduff<br />
Peterhead<br />
Glen<br />
More<br />
Glen<br />
Inverness<br />
Baird’s Malt<br />
Tomatin<br />
GlenDronach<br />
Huntly<br />
Dufftown<br />
Ardmore<br />
Glen Garioch<br />
Kennethmont<br />
Affric<br />
Inverurie<br />
Dee<br />
Don<br />
Fettercairn<br />
Glencadam<br />
Brechin Boortmalt<br />
Montrose<br />
Firth of Forth<br />
0<br />
0<br />
A96<br />
km<br />
A90<br />
Baird’s<br />
Malt<br />
Arbroath<br />
miles<br />
30<br />
N<br />
Aberdeen<br />
N O R D S E E<br />
DIE HIGHLANDS<br />
Malt-Destillerie<br />
Grain-Destillerie<br />
Southern Highlands<br />
Central Highlands<br />
Eastern Highlands<br />
Northern Highlands<br />
Western Highlands<br />
Mälzerei<br />
Flughafen<br />
30
158<br />
| SCHOTTLAND | ISLAY | SÜDKÜSTE<br />
Ardbeg<br />
PORT ELLEN · WWW.ARDBEG.COM · GANZJÄHRIG GEÖFFNET · SEPT–MAI MO–FR, JUN–AUG MO–S0<br />
Ruß kommt einem in den Sinn. Ein Schornstein, der gekehrt wird, aber auch eine Zitrusnuance –<br />
oder ist es Grapefruit? Ebenfalls bemerkbar macht sich Tang auf Felsen, ein Anflug von Veilchen,<br />
dann Bananen <strong>und</strong> wilder Knoblauch. Ardbegs New Make ist ein Balanceakt zwischen Rauch <strong>und</strong><br />
Süße, Ruß <strong>und</strong> Frucht. Der Geruch begleitet einen auf dem ganzen Weg durch die Brennerei, er<br />
scheint schon in den Ziegeln vorhanden. Und woher stammt die Süße? Aus dem Brennhaus.<br />
Ein Rohr verbindet den Schwanenhals der<br />
Spirit Still mit ihrem Bauch <strong>und</strong> leitet die<br />
kondensierte Flüssigkeit in die Brennblase<br />
zurück. Dieser Rückfluss erhöht nicht nur die<br />
Komplexität des Brands, sondern macht ihn<br />
auch leichter, weil der Dampf mehr Kupferkontakt<br />
bekommt. Das Ergebnis? Süße.<br />
In der jüngeren Geschichte Ardbegs spiegeln<br />
sich die Widrigkeiten der Whiskyindustrie<br />
beispielhaft wider. Das Brennen ist ein<br />
langfristig angelegtes Geschäft; bei der Lagerhaltung<br />
spielen Erfahrungen <strong>und</strong> optimistische Markteinschätzungen<br />
eine Rolle. Ende der 1970er-Jahre hingegen herrschte blinder Optimismus<br />
vor. Obwohl die Verkaufszahlen zurückgingen, wurden die Lager<br />
weiter gefüllt. 1982 führte der Whiskysee zu einem Massensterben<br />
unter den Brennereien.<br />
In den 1990er-Jahren war Ardbeg eine vergessene Geisterdestillerie.<br />
Wenn man in einem solchen Betrieb die Heizung abschaltet, bleibt<br />
eine Kälte zurück, die einem bis in die Seele dringt.<br />
Kurz vor der Jahrtausendwende allerdings ging es mit Malt wieder<br />
aufwärts. 1997 kaufte Glenmorangie den Betrieb mitsamt den Lagern<br />
für umgerechnet etwa zehn Millionen Euro. Ein paar weitere Millionen<br />
TORF UND RAUCH<br />
Einen Ardbeg als stark getorft zu bezeichnen ist zwar nicht falsch, aber den -<br />
noch zu sehr vereinfachend. Auch ein Lagavulin, Laphroaig <strong>und</strong> Caol Ila<br />
sind in etwa gleich stark getorft, <strong>und</strong> doch unterscheiden sich die Rauchnoten<br />
bei allen sehr stark. Warum? Größtenteils wegen des Destillationsverfahrens.<br />
Die Form <strong>und</strong> Größe der Stills, die Dauer der Durchläufe <strong>und</strong> vor allem der<br />
Schnitt (siehe Seite 14–15) spielen eine wesentliche Rolle. Phenole entstehen<br />
nicht nur am Ende des Mittellaufs, sondern ständig. Außerdem verändert<br />
sich ihre Konzentration <strong>und</strong> Zusammensetzung. Mit dem Schnitt versucht man<br />
spezielle Phenole einzufangen – oder zu vermeiden.<br />
sind seither für die Instandsetzung ausgegeben worden. Auch hat<br />
man einige Neuerungen eingeführt. »Die Gärdauer wurde ausgedehnt«,<br />
verrät Dr. Bill Lumsden, Brennereidirektor <strong>und</strong> Whisky Creator von<br />
Glenmorangie. »Kurze Gärzeiten geben dem Brand eine scharfe<br />
Rauchnote, während ihn eine lange Fermentation cremiger macht<br />
<strong>und</strong> ihm etwas mehr Säure mitgibt. Die Brennblasen <strong>und</strong> das Torfen<br />
Die Lager mit R<strong>und</strong>dach stehen direkt am Ufer. Welche Auswirkungen mag der Standort<br />
auf den Whisky haben?
leiben gleich, nur den Lauf in der Spirit Still haben wir geringfügig<br />
justiert.« Außerdem greift neuerdings ein Holzmanagement. Der<br />
Anteil der Firstfill-Fässer aus amerikanischer Eiche wurde erhöht.<br />
»Wichtigste Veränderung war die Verbesserung der Fassqualität«, so<br />
Lumsden. »Damit nehmen wir dem Brand das Rohe.«<br />
Es war ein langer Weg zwischen dem Verkauf der Brennerei <strong>und</strong><br />
der Freigabe des ersten Whiskys unter der Ägide von Glenmorangie.<br />
Verfolgt werden konnte die Entwicklung anhand von Abfüllungen<br />
mit Namen wie »Sehr jung«, »Noch jung« oder »Fast reif«, die den<br />
schrittweisen Fortschritt widerspiegelten.<br />
»Mein Ziel war es, den ursprünglichen Hausstil wieder hinzubekommen«,<br />
erinnert sich Lumsden. »Die junge Palette war ein nicht allzu<br />
ernst gemeinter Versuch, sie zeigte aber, worauf wir hinauswollten.<br />
ARDBEG – Verkostungsnotizen<br />
NEW MAKE<br />
Nase Süß <strong>und</strong> rußig, ein Anflug von Nori-Algen bzw.<br />
Lappentang <strong>und</strong> Felspfützen am Meer. Leicht ölig, dann<br />
Torfrauch, unreife Bananen, Knoblauch, Veilchenwurzeln,<br />
Tomatenlaub. Mit Wasser Teeröl <strong>und</strong> chinesische Hustenmedizin,<br />
Lösungsmittel.<br />
Geschmack Kräftig, rußig, intensiv, leicht pfefferig.<br />
Süße Mitte. Moosiger Torf, Grapefruit.<br />
Abgang Haferplätzchen.<br />
10 JAHRE 46 %<br />
Farbe Blassgolden.<br />
Nase Reichlich amerikanische Eiche, Netzannonen,<br />
Vanille. Leicht medizinal, dann Grapefruit. Der Tang ist zu<br />
nassem Kelp geworden. Mit Wasser Hansaplast <strong>und</strong><br />
antiseptische Hautsalbe.<br />
Geschmack Süß <strong>und</strong> konzentriert; spielt in Pfeffer hinein,<br />
dann zieht Rauch heran. Süße Birne im Mittelteil.<br />
Abgang Geräucherter Karamell.<br />
Gesamteindruck Das Stechende des New Make ist<br />
verflogen, das Holz beginnt sich nun zu integrieren.<br />
Stil Rauchig <strong>und</strong> torfig<br />
Ähnlich Caol Ila Cask Strength<br />
AIRIGH NAM BEIST 1990 46 %<br />
Nase Weitet die Seetangnoten aus, bringt aber nun<br />
auch etwas frische Kokosnuss ins Spiel. Der Torf hat einen<br />
grasigen Einschlag bekommen, außerdem hat sich Strandhafer<br />
dazugesellt. Später klingt ein dicker, öliger Ton mit<br />
Teer <strong>und</strong> Limetten an.<br />
Geschmack Stark salzig, dann Lakritze, Teeröltabletten,<br />
Kohle. Limettenblätter/-öl. Duftig, schwer <strong>und</strong> reif. Der<br />
Rauch zieht sich zurück.<br />
Abgang Ölig. Teer <strong>und</strong> Teeröl.<br />
Gesamteindruck Ein kraftvoller <strong>und</strong> doch eleganter<br />
Charakter.<br />
Stil Rauchig <strong>und</strong> torfig<br />
Ähnlich Lagavulin 16 Jahre, Longrow 14 Jahre<br />
SÜDKÜSTE | ISLAY | SCHOTTLAND | 159<br />
Islay-Torf spielt bei der Entstehung des Ardbeg-Charakters<br />
eine entscheidende Rolle.<br />
Früher war ein Ardbeg rußig <strong>und</strong> teerig,<br />
doch wechselte die Qualität von Jahr zu Jahr.<br />
Wir brauchten Beständigkeit.« Das Problem:<br />
Genau wegen dieser Unberechenbarkeit<br />
waren die Ardbeg-Abfüllungen so beliebt.<br />
Whiskyhäuser mögen etwas gegen Jahrgangsschwankungen<br />
haben, Whiskyfanatiker aber<br />
lieben sie. Beiden Seiten gerecht zu werden<br />
war ein Balanceakt. Man bewältigte ihn mit<br />
einer Kernpalette, die um eine Selektion<br />
»herrlicher Kuriositäten« ergänzt wurde, wie Lumsden die Sonderabfüllungen<br />
nennt. Dazu gehört etwa der stark getorfte Supernova.<br />
Weil das Lager naturgemäß Lücken hat, mussten zudem neue Wege<br />
beim Blending gef<strong>und</strong>en werden. Das nutzte man, um gleich alle<br />
Altersangaben über Bord zu werfen. Lumsden: »Der Uigeadail sollte<br />
einen Eindruck vom früheren Stil vermitteln <strong>und</strong> der Corryvreckan<br />
zeigen, wie ein Ardbeg sich in französischer Eiche verhält. Der Airigh<br />
nam Beist wiederum war meine Hommage an den alten 17-Jährigen.«<br />
Ardbeg ist heute stolz auf den eingeschlagenen Weg. »Eine empirisch<br />
begründete Angabe darüber zu machen, wie sehr eine Brenne -<br />
rei Einfluss auf ihren Whisky hat, ist schwer«, räumt Lumsden ein.<br />
»Ich würde sagen, 30 Prozent machen wir, der Rest ist Terroir <strong>und</strong><br />
Geschichte. Irgendwie haben Brennereien ein Eigenleben.«<br />
LORD OF THE ISLES 25 JAHRE 46 %<br />
Nase Konzentrierter Mix aus faulender Frucht <strong>und</strong><br />
sturmumtostem Strand: getrockneter Seetang, Bauholz. Der<br />
Rauch <strong>und</strong> das Teeröl haben sich zu Balsam <strong>und</strong> Sumpfmyrte<br />
reduziert. Milde Öligkeit beim Verklingen.<br />
Geschmack Alt, mit Anklängen an Fischkiste, Minze <strong>und</strong><br />
Lorbeerblätter. Weich, aber darunter noch immer süß.<br />
Teeriges Tau <strong>und</strong> Pfeifentabak.<br />
Abgang Räucherkammer. Lang.<br />
Gesamteindruck Der Rauch ist nicht verflogen, er wurde<br />
einfach nur absorbiert.<br />
Stil Rauchig <strong>und</strong> torfig<br />
Ähnlich Laphroaig 25 Jahre
www.hallwag.de<br />
»Ich liebe es fast so sehr, über Whisky zu lesen, wie ihn zu<br />
trinken. Dieses Buch ist verständlich geschrieben, aktuell<br />
<strong>und</strong> w<strong>und</strong>erschön gestaltet, mit präzisen Beschreibungen<br />
der Länder, Destillerien <strong>und</strong> Whiskys.«<br />
»Bravo Broom!«<br />
Imbibe<br />
Eric Asimov, New York Times<br />
»Die Whiskybibel schlechthin.«<br />
»Dave Brooms Whiskyatlas ist ein<br />
unverzichtbarer Guide. Ein Must-have.«<br />
The Whisky Exchange<br />
Cocktailian<br />
49,90 € [D] 51,30 € [A]<br />
ISBN 978-3-8338-2636-8<br />
WG 458 Getränke