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Leseprobe - Gräfe und Unzer

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4<br />

| IMPRESSUM<br />

Widmung<br />

Ich widme dieses Buch meiner Mutter Isobel Broom, die seine<br />

Fertigstellung leider nicht mehr erleben durfte, deren unablässige<br />

Unterstützung <strong>und</strong> Zuneigung mich aber dorthin brachten, wo ich<br />

jetzt bin. Ich hoffe, du wärst stolz auf mich.<br />

Dank<br />

Ich danke insbesondere Davin de Kergommeaux <strong>und</strong> Bernhard<br />

Schäfer, die mir beim Verfassen der Kapitel über Kanada <strong>und</strong> Mittel -<br />

europa sehr geholfen haben.<br />

Die Originalausgabe ist 2010 unter dem Titel »The World Atlas of<br />

Whisky« bei Mitchell Beazley, einem Imprint der Octopus Publishing<br />

Group Ltd., Endeavour House, 189 Shaftesbury Avenue, London<br />

WC2H 8JY erschienen.<br />

www.mitchell-beazley.co.uk<br />

Copyright © Octopus Publishing Group Ltd. 2010<br />

All rights reserved.<br />

Text copyright © Dave Broom 2010<br />

Copyright © 2012 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH<br />

Grillparzerstr. 12, 81675 München<br />

HALLWAG ist ein Unternehmen der GRÄFE UND UNZER VERLAG<br />

GmbH, München, GANSKE VERLAGSGRUPPE.<br />

www.hallwag.de<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie die<br />

Verbreitung durch Film, Funk, Fernsehen <strong>und</strong> Internet, durch foto -<br />

mechanische Wiedergabe, Tonträger <strong>und</strong> Datenverarbeitungssysteme<br />

jeglicher Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Projektleitung: Anne-Sophie Zähringer<br />

Übersetzung: Reinhard Ferstl<br />

Lektorat: Eva Meyer<br />

Korrektorat: Ulrike Wagner<br />

Satz: Knipping Werbung GmbH, Berg am Starnberger See<br />

Herstellung: Markus Plötz<br />

Umschlaggestaltung: independent Medien-Design, Horst Moser,<br />

München<br />

Autorenfoto: Will Robb<br />

Druck <strong>und</strong> Bindung: Toppan Printing Company, China<br />

1. Auflage 2012<br />

ISBN 978-3-8338-2636-8<br />

Liebe Leserin <strong>und</strong> lieber Leser,<br />

wir freuen uns, dass Sie sich für ein Hallwag-Buch entschieden haben.<br />

Mit Ihrem Kauf setzen Sie auf die Qualität, Kompetenz <strong>und</strong> Aktualität<br />

unserer Bücher. Dafür sagen wir Danke! Ihre Meinung ist uns wichtig,<br />

daher senden Sie uns bitte Ihre An regungen, Kritik oder Lob zu unseren<br />

Büchern. Haben Sie Fragen oder be nötigen Sie weiteren Rat zum<br />

Thema? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht!<br />

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Montag–Donnerstag: 8.00–18.00 Uhr<br />

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Tel.: 0180-5005054*<br />

Fax: 0180-5012054*<br />

*(0,14€/Min. aus dem dt. Festnetz/Mobilfunkpreise max. 0,42€/Min.)<br />

E-Mail: leserservice@graefe-<strong>und</strong>-unzer.de<br />

GRÄFE UND UNZER Verlag<br />

Leserservice · Postfach 860313 · 81630 München<br />

Rechts: Schlummernder Whisky in den Gewölbehallen<br />

der Brennerei Deanston im schottischen Stirling.


Inhalt<br />

VORWORT 6<br />

EINFÜHRUNG 8<br />

ZUR BENUTZUNG DIESES BUCHS 10<br />

WAS IST WHISKY? 11<br />

Die Welt des Whiskys 12<br />

Mälzung 14<br />

Grain 16<br />

Irish Pot Still 17<br />

Kentucky <strong>und</strong> Tennessee 18<br />

Terroir 20<br />

Geruch <strong>und</strong> Geschmack 22<br />

Wie man verkostet 24<br />

Geschmacksstile 26<br />

Single Malt Whisky: Flavour Map 28<br />

SCHOTTLAND 30<br />

SPEYSIDE 36<br />

Südliche Speyside 38<br />

Ben Rinnes 46<br />

Dufftown 66<br />

Keith 74<br />

Rothes 80<br />

Elgin 88<br />

HIGHLANDS 102<br />

Southern Highlands 106<br />

Central Highlands 112<br />

Eastern Highlands 120<br />

Northern Highlands 128<br />

Western Highlands 140<br />

LOWLANDS 144<br />

ISLAY 152<br />

Südküste 156<br />

Ostküste 164<br />

Mitte <strong>und</strong> Westen 168<br />

INSELN 174<br />

Orkneyinseln 184<br />

CAMPBELTOWN 188<br />

SCOTCH BLENDS 194<br />

IRLAND 200<br />

JAPAN 212<br />

USA 230<br />

KENTUCKY 236<br />

TENNESSEE 254<br />

DIE RESTLICHEN USA 262<br />

KANADA 268<br />

DER REST DER WELT 278<br />

EUROPA 282<br />

SÜDAFRIKA 298<br />

INDIEN UND FERNER OSTEN 300<br />

AUSTRALIEN 304<br />

GESCHMACKSSTILE IM ÜBERBLICK 308<br />

GLOSSAR 311<br />

BIBLIOGRAFIE 313<br />

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN 313<br />

FESTIVALS 313<br />

REGISTER 314<br />

BILDNACHWEIS 319<br />

DANK 320


38 | SCHOTTLAND | SPEYSIDE | SÜDLICHE SPEYSIDE<br />

SÜDLICHE SPEYSIDE<br />

Unsere Reise beginnt in den südlichen Gefilden der Speyside, wo sich einst zuhauf Schwarzbrenner<br />

<strong>und</strong> Schmuggler tummelten, wo aber auch die moderne Scotch-Industrie ihren Anfang nahm. Hier<br />

zwischen Tomintoul ganz im Süden <strong>und</strong> dem Ben Rinnes im Norden findet man Whiskys aus jeder<br />

Der Fluss Avon windet sich in der südlichen Speyside an Tomintoul vorbei.


Ecke unserer Geschmackskarte – sogar torfige Vertreter sind darunter. Was wiederum beweist, dass<br />

die Speyside nicht für einen einheitlichen Stil steht, sondern vielmehr ein Querschnitt durch die Welt<br />

des Single Malt Scotch ist.<br />

SÜDLICHE SPEYSIDE | SPEYSIDE | SCHOTTLAND | 39


102 | SCHOTTLAND | HIGHLANDS<br />

HIGHLANDS<br />

Wenn schon die Speyside beweist, wie absurd es ist zu glauben, dass zwei benachbarte<br />

Brennereien einen ähnlichen Stil erzeugen, wie soll man dann all die Malt-Destillerien<br />

zwischen den Wohnsiedlungen im Norden von Glasgow <strong>und</strong> dem Pentland Firth unter<br />

einen Hut bringen? Der Whiskygeografie zufolge zählt zu den Highlands alles nördlich der<br />

Highland Line, was nicht zur Speyside gehört. Aber selbst diese Grenzziehung ist rein<br />

politisch <strong>und</strong> wurde bereits 1816 zugunsten der geologischen Unterscheidung zwischen<br />

dem »tiefen Land«, den Lowlands, <strong>und</strong> dem »hohen Land«, den Highlands, aufgegeben.<br />

Das Hochland übt eine große Faszination aus. Für die meisten Besucher<br />

verkörpert dieses Gebiet das eigentliche Schottland, eine Region der<br />

Berge <strong>und</strong> Moore, der Lochs <strong>und</strong> Burgen, der Adler <strong>und</strong> Hirsche – das<br />

Klischee-Schottland sozusagen. Die Highland-Brennereien <strong>und</strong> ihre<br />

Whiskys indes legen eine reichere, lebendige Landschaft offen. Ihre<br />

Brände sind das Ergebnis eines Kampfs zwischen Mensch <strong>und</strong> Natur;<br />

sie erzählen von der Weisheit des Volks <strong>und</strong> von Technologie, von Entvölkerung<br />

<strong>und</strong> Neubesiedelung <strong>und</strong> von einer hartnäckigen Weigerung,<br />

sich anzupassen. Es gibt diese Whiskys, weil sie etwas bieten, das außerhalb<br />

der Norm <strong>und</strong> jenseits der Anziehungskraft der Speyside liegt.<br />

In den Highlands ist man gut beraten, das Unerwartete zu erwarten.<br />

Hier findet man Gras, Rauch <strong>und</strong> Wachs, Tropenfrüchte <strong>und</strong> Johannisbeeren,<br />

Sprödheit <strong>und</strong> Sinnlichkeit. Einheitlichkeit sucht man vergebens,<br />

doch gibt es Geschmacksspuren, denen man folgen kann: dem<br />

Honig von Deanston bis Dalwhinnie, den Früchten der Nordostküste,<br />

dem unerwarteten Torfrauch des Garioch.<br />

Mitunter fasziniert gerade das Unerklärliche. Warum drängen sich<br />

die verbliebenen Perthshire-Brennereien auf so kleinem Raum in<br />

einem so fruchtbaren Land <strong>und</strong> warum unterscheiden sich ihre Whiskys<br />

so sehr im Geschmack? Wieso konnte in der ebenso fruchtbaren<br />

Gegend an der Ostküste die Whiskyherstellung nicht Fuß fassen?<br />

Weshalb gibt es in Aberdeen <strong>und</strong> Inverness keine Destillerien?<br />

Selbst die scheinbar einheitliche Miniregion an der Nordostküste, wo<br />

neben fast jedem Bahnhof eine Brennerei steht, hält ihre Überraschungen<br />

bereit – angefangen von den Gerstenfeldern der Black Isle, auf der<br />

die erste schottische Whiskymarke entstand <strong>und</strong> wieder unterging, bis<br />

hin zu den von Schnee überzuckerten Hügeln auf einer Seite der Straße<br />

<strong>und</strong> einer Ölplattform in der Förde auf der anderen. Hier liegt, ein echtes<br />

Highland-Paradox, der Ort der Piktensteine <strong>und</strong> Schwerindustrie, der<br />

Schöpfungsmythen <strong>und</strong> der Brennereien, die sich in ihrer absonderlichen<br />

Alchemie zu übertreffen suchen. Je weiter man im ständig wechselnden<br />

Licht dieses vergessenen Küstenstrichs nach Norden kommt,<br />

desto stärker kristallisiert sich die typisch schottische Polarität heraus.<br />

Schottland besteht zum Großteil aus den Highlands, einer vielgestaltigen Landschaft aus<br />

Hügeln <strong>und</strong> Mooren. Kein W<strong>und</strong>er, dass auch der Whisky hier zahlreiche Gesichter hat.


Eigg<br />

Islay<br />

Portree<br />

Isle of Skye<br />

Mallaig<br />

Isle of<br />

Mull<br />

Jura<br />

Campbeltown<br />

T h e M i n c h<br />

Arisdig<br />

Firth of Lorne<br />

Kintyre<br />

Fort William<br />

Oban<br />

Arran<br />

Cape Wrath<br />

Loch<br />

Maree<br />

A87<br />

N o r t h W e s t H i g h l a n d s<br />

Loch<br />

Awe<br />

Glen<br />

Garry<br />

Bute<br />

Ullapool<br />

Fort Augustus<br />

Firth of Clyde<br />

A837<br />

A835<br />

A86<br />

Ben Nevis<br />

Ben<br />

Nevis<br />

A82<br />

Loch<br />

Lomond<br />

Loch Lomond<br />

Alexandria<br />

A82<br />

Ayr<br />

Loch<br />

Shin<br />

A82 A82<br />

Loch Ness<br />

Dalwhinnie<br />

Ben<br />

Lawers<br />

Loch<br />

Tay<br />

D<strong>und</strong>ee<br />

Glenturret<br />

Perth<br />

Crieff Tay<br />

Auchterarder<br />

Tullibardine<br />

G r a m p i a n M o u n t a i n s<br />

Clyde<br />

Deanston<br />

Findhorn<br />

Aviemore<br />

A9<br />

Stirling<br />

Killearn<br />

Glengoyne<br />

Glasgow<br />

A9 A9<br />

A9<br />

Forth<br />

Falkirk<br />

Brora<br />

A95<br />

Thurso<br />

Old Pulteney<br />

Flow Country<br />

Clynelish<br />

Moray Firth<br />

Spey<br />

Dunfermline<br />

S o u t h e r n U p l a n d s<br />

A9<br />

A9<br />

A96<br />

Royal<br />

Lochnagar<br />

Pitlochry<br />

Edradour<br />

Blair Athol<br />

Aberfeldy<br />

A96<br />

Wick<br />

Ballater<br />

A90<br />

Edinburgh<br />

A97<br />

Deveron<br />

N. Esk<br />

S. Esk<br />

HIGHLANDS | SCHOTTLAND | 103<br />

Balblair<br />

Tain Glenmorangie<br />

Dalmore<br />

Teaninich<br />

Invergordon<br />

Dingwall Black<br />

Isle Nairn<br />

Glen Ord<br />

Royal Brackla<br />

Glenglassaugh<br />

Elgin<br />

anCnoc/<br />

Knockdhu<br />

Fraserburgh<br />

Banff<br />

Macduff<br />

Peterhead<br />

Glen<br />

More<br />

Glen<br />

Inverness<br />

Baird’s Malt<br />

Tomatin<br />

GlenDronach<br />

Huntly<br />

Dufftown<br />

Ardmore<br />

Glen Garioch<br />

Kennethmont<br />

Affric<br />

Inverurie<br />

Dee<br />

Don<br />

Fettercairn<br />

Glencadam<br />

Brechin Boortmalt<br />

Montrose<br />

Firth of Forth<br />

0<br />

0<br />

A96<br />

km<br />

A90<br />

Baird’s<br />

Malt<br />

Arbroath<br />

miles<br />

30<br />

N<br />

Aberdeen<br />

N O R D S E E<br />

DIE HIGHLANDS<br />

Malt-Destillerie<br />

Grain-Destillerie<br />

Southern Highlands<br />

Central Highlands<br />

Eastern Highlands<br />

Northern Highlands<br />

Western Highlands<br />

Mälzerei<br />

Flughafen<br />

30


158<br />

| SCHOTTLAND | ISLAY | SÜDKÜSTE<br />

Ardbeg<br />

PORT ELLEN · WWW.ARDBEG.COM · GANZJÄHRIG GEÖFFNET · SEPT–MAI MO–FR, JUN–AUG MO–S0<br />

Ruß kommt einem in den Sinn. Ein Schornstein, der gekehrt wird, aber auch eine Zitrusnuance –<br />

oder ist es Grapefruit? Ebenfalls bemerkbar macht sich Tang auf Felsen, ein Anflug von Veilchen,<br />

dann Bananen <strong>und</strong> wilder Knoblauch. Ardbegs New Make ist ein Balanceakt zwischen Rauch <strong>und</strong><br />

Süße, Ruß <strong>und</strong> Frucht. Der Geruch begleitet einen auf dem ganzen Weg durch die Brennerei, er<br />

scheint schon in den Ziegeln vorhanden. Und woher stammt die Süße? Aus dem Brennhaus.<br />

Ein Rohr verbindet den Schwanenhals der<br />

Spirit Still mit ihrem Bauch <strong>und</strong> leitet die<br />

kondensierte Flüssigkeit in die Brennblase<br />

zurück. Dieser Rückfluss erhöht nicht nur die<br />

Komplexität des Brands, sondern macht ihn<br />

auch leichter, weil der Dampf mehr Kupferkontakt<br />

bekommt. Das Ergebnis? Süße.<br />

In der jüngeren Geschichte Ardbegs spiegeln<br />

sich die Widrigkeiten der Whiskyindustrie<br />

beispielhaft wider. Das Brennen ist ein<br />

langfristig angelegtes Geschäft; bei der Lagerhaltung<br />

spielen Erfahrungen <strong>und</strong> optimistische Markteinschätzungen<br />

eine Rolle. Ende der 1970er-Jahre hingegen herrschte blinder Optimismus<br />

vor. Obwohl die Verkaufszahlen zurückgingen, wurden die Lager<br />

weiter gefüllt. 1982 führte der Whiskysee zu einem Massensterben<br />

unter den Brennereien.<br />

In den 1990er-Jahren war Ardbeg eine vergessene Geisterdestillerie.<br />

Wenn man in einem solchen Betrieb die Heizung abschaltet, bleibt<br />

eine Kälte zurück, die einem bis in die Seele dringt.<br />

Kurz vor der Jahrtausendwende allerdings ging es mit Malt wieder<br />

aufwärts. 1997 kaufte Glenmorangie den Betrieb mitsamt den Lagern<br />

für umgerechnet etwa zehn Millionen Euro. Ein paar weitere Millionen<br />

TORF UND RAUCH<br />

Einen Ardbeg als stark getorft zu bezeichnen ist zwar nicht falsch, aber den -<br />

noch zu sehr vereinfachend. Auch ein Lagavulin, Laphroaig <strong>und</strong> Caol Ila<br />

sind in etwa gleich stark getorft, <strong>und</strong> doch unterscheiden sich die Rauchnoten<br />

bei allen sehr stark. Warum? Größtenteils wegen des Destillationsverfahrens.<br />

Die Form <strong>und</strong> Größe der Stills, die Dauer der Durchläufe <strong>und</strong> vor allem der<br />

Schnitt (siehe Seite 14–15) spielen eine wesentliche Rolle. Phenole entstehen<br />

nicht nur am Ende des Mittellaufs, sondern ständig. Außerdem verändert<br />

sich ihre Konzentration <strong>und</strong> Zusammensetzung. Mit dem Schnitt versucht man<br />

spezielle Phenole einzufangen – oder zu vermeiden.<br />

sind seither für die Instandsetzung ausgegeben worden. Auch hat<br />

man einige Neuerungen eingeführt. »Die Gärdauer wurde ausgedehnt«,<br />

verrät Dr. Bill Lumsden, Brennereidirektor <strong>und</strong> Whisky Creator von<br />

Glenmorangie. »Kurze Gärzeiten geben dem Brand eine scharfe<br />

Rauchnote, während ihn eine lange Fermentation cremiger macht<br />

<strong>und</strong> ihm etwas mehr Säure mitgibt. Die Brennblasen <strong>und</strong> das Torfen<br />

Die Lager mit R<strong>und</strong>dach stehen direkt am Ufer. Welche Auswirkungen mag der Standort<br />

auf den Whisky haben?


leiben gleich, nur den Lauf in der Spirit Still haben wir geringfügig<br />

justiert.« Außerdem greift neuerdings ein Holzmanagement. Der<br />

Anteil der Firstfill-Fässer aus amerikanischer Eiche wurde erhöht.<br />

»Wichtigste Veränderung war die Verbesserung der Fassqualität«, so<br />

Lumsden. »Damit nehmen wir dem Brand das Rohe.«<br />

Es war ein langer Weg zwischen dem Verkauf der Brennerei <strong>und</strong><br />

der Freigabe des ersten Whiskys unter der Ägide von Glenmorangie.<br />

Verfolgt werden konnte die Entwicklung anhand von Abfüllungen<br />

mit Namen wie »Sehr jung«, »Noch jung« oder »Fast reif«, die den<br />

schrittweisen Fortschritt widerspiegelten.<br />

»Mein Ziel war es, den ursprünglichen Hausstil wieder hinzubekommen«,<br />

erinnert sich Lumsden. »Die junge Palette war ein nicht allzu<br />

ernst gemeinter Versuch, sie zeigte aber, worauf wir hinauswollten.<br />

ARDBEG – Verkostungsnotizen<br />

NEW MAKE<br />

Nase Süß <strong>und</strong> rußig, ein Anflug von Nori-Algen bzw.<br />

Lappentang <strong>und</strong> Felspfützen am Meer. Leicht ölig, dann<br />

Torfrauch, unreife Bananen, Knoblauch, Veilchenwurzeln,<br />

Tomatenlaub. Mit Wasser Teeröl <strong>und</strong> chinesische Hustenmedizin,<br />

Lösungsmittel.<br />

Geschmack Kräftig, rußig, intensiv, leicht pfefferig.<br />

Süße Mitte. Moosiger Torf, Grapefruit.<br />

Abgang Haferplätzchen.<br />

10 JAHRE 46 %<br />

Farbe Blassgolden.<br />

Nase Reichlich amerikanische Eiche, Netzannonen,<br />

Vanille. Leicht medizinal, dann Grapefruit. Der Tang ist zu<br />

nassem Kelp geworden. Mit Wasser Hansaplast <strong>und</strong><br />

antiseptische Hautsalbe.<br />

Geschmack Süß <strong>und</strong> konzentriert; spielt in Pfeffer hinein,<br />

dann zieht Rauch heran. Süße Birne im Mittelteil.<br />

Abgang Geräucherter Karamell.<br />

Gesamteindruck Das Stechende des New Make ist<br />

verflogen, das Holz beginnt sich nun zu integrieren.<br />

Stil Rauchig <strong>und</strong> torfig<br />

Ähnlich Caol Ila Cask Strength<br />

AIRIGH NAM BEIST 1990 46 %<br />

Nase Weitet die Seetangnoten aus, bringt aber nun<br />

auch etwas frische Kokosnuss ins Spiel. Der Torf hat einen<br />

grasigen Einschlag bekommen, außerdem hat sich Strandhafer<br />

dazugesellt. Später klingt ein dicker, öliger Ton mit<br />

Teer <strong>und</strong> Limetten an.<br />

Geschmack Stark salzig, dann Lakritze, Teeröltabletten,<br />

Kohle. Limettenblätter/-öl. Duftig, schwer <strong>und</strong> reif. Der<br />

Rauch zieht sich zurück.<br />

Abgang Ölig. Teer <strong>und</strong> Teeröl.<br />

Gesamteindruck Ein kraftvoller <strong>und</strong> doch eleganter<br />

Charakter.<br />

Stil Rauchig <strong>und</strong> torfig<br />

Ähnlich Lagavulin 16 Jahre, Longrow 14 Jahre<br />

SÜDKÜSTE | ISLAY | SCHOTTLAND | 159<br />

Islay-Torf spielt bei der Entstehung des Ardbeg-Charakters<br />

eine entscheidende Rolle.<br />

Früher war ein Ardbeg rußig <strong>und</strong> teerig,<br />

doch wechselte die Qualität von Jahr zu Jahr.<br />

Wir brauchten Beständigkeit.« Das Problem:<br />

Genau wegen dieser Unberechenbarkeit<br />

waren die Ardbeg-Abfüllungen so beliebt.<br />

Whiskyhäuser mögen etwas gegen Jahrgangsschwankungen<br />

haben, Whiskyfanatiker aber<br />

lieben sie. Beiden Seiten gerecht zu werden<br />

war ein Balanceakt. Man bewältigte ihn mit<br />

einer Kernpalette, die um eine Selektion<br />

»herrlicher Kuriositäten« ergänzt wurde, wie Lumsden die Sonderabfüllungen<br />

nennt. Dazu gehört etwa der stark getorfte Supernova.<br />

Weil das Lager naturgemäß Lücken hat, mussten zudem neue Wege<br />

beim Blending gef<strong>und</strong>en werden. Das nutzte man, um gleich alle<br />

Altersangaben über Bord zu werfen. Lumsden: »Der Uigeadail sollte<br />

einen Eindruck vom früheren Stil vermitteln <strong>und</strong> der Corryvreckan<br />

zeigen, wie ein Ardbeg sich in französischer Eiche verhält. Der Airigh<br />

nam Beist wiederum war meine Hommage an den alten 17-Jährigen.«<br />

Ardbeg ist heute stolz auf den eingeschlagenen Weg. »Eine empirisch<br />

begründete Angabe darüber zu machen, wie sehr eine Brenne -<br />

rei Einfluss auf ihren Whisky hat, ist schwer«, räumt Lumsden ein.<br />

»Ich würde sagen, 30 Prozent machen wir, der Rest ist Terroir <strong>und</strong><br />

Geschichte. Irgendwie haben Brennereien ein Eigenleben.«<br />

LORD OF THE ISLES 25 JAHRE 46 %<br />

Nase Konzentrierter Mix aus faulender Frucht <strong>und</strong><br />

sturmumtostem Strand: getrockneter Seetang, Bauholz. Der<br />

Rauch <strong>und</strong> das Teeröl haben sich zu Balsam <strong>und</strong> Sumpfmyrte<br />

reduziert. Milde Öligkeit beim Verklingen.<br />

Geschmack Alt, mit Anklängen an Fischkiste, Minze <strong>und</strong><br />

Lorbeerblätter. Weich, aber darunter noch immer süß.<br />

Teeriges Tau <strong>und</strong> Pfeifentabak.<br />

Abgang Räucherkammer. Lang.<br />

Gesamteindruck Der Rauch ist nicht verflogen, er wurde<br />

einfach nur absorbiert.<br />

Stil Rauchig <strong>und</strong> torfig<br />

Ähnlich Laphroaig 25 Jahre


www.hallwag.de<br />

»Ich liebe es fast so sehr, über Whisky zu lesen, wie ihn zu<br />

trinken. Dieses Buch ist verständlich geschrieben, aktuell<br />

<strong>und</strong> w<strong>und</strong>erschön gestaltet, mit präzisen Beschreibungen<br />

der Länder, Destillerien <strong>und</strong> Whiskys.«<br />

»Bravo Broom!«<br />

Imbibe<br />

Eric Asimov, New York Times<br />

»Die Whiskybibel schlechthin.«<br />

»Dave Brooms Whiskyatlas ist ein<br />

unverzichtbarer Guide. Ein Must-have.«<br />

The Whisky Exchange<br />

Cocktailian<br />

49,90 € [D] 51,30 € [A]<br />

ISBN 978-3-8338-2636-8<br />

WG 458 Getränke

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