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Viele Faktoren wirken auf Rohstoffpreise ein - Large Bore Pistons

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Automotive mit konsequenter Materialpreissicherung<br />

<strong>Viele</strong> <strong>Faktoren</strong> <strong>wirken</strong><br />

<strong>auf</strong> <strong>Rohstoffpreise</strong> <strong>ein</strong><br />

bs Düsseldorf/Neckarsulm. Der Anstieg der Benzin- und Dieselpreise an den<br />

Tankstellen ist das für Jedermann spürbarste Zeichen <strong>ein</strong>es allgem<strong>ein</strong>en Trends:<br />

Rohstoffe sind knapp – und trotz <strong>ein</strong>iger Zwischentiefs gerade im Juli dieses<br />

Jahres – steigen die Preise langfristig seit Jahren an. <strong>Viele</strong> Gründe sind ursächlich<br />

für diese Entwicklung: knappe Ressourcen, die verstärkte Nachfrage aus<br />

den so genannten Schwellenländern, Spekulationsgeschäfte, Terrorgefahren<br />

in <strong>ein</strong>igen Fördergebieten. Für den Verbraucher sind die gestiegenen Lebenshaltungskosten<br />

<strong>auf</strong> Grund knapper werdender Bodenschätze <strong>ein</strong> Ärgernis, für<br />

Unternehmen können sie hingegen sogar zu <strong>ein</strong>em ernsthaften wirtschaftlichen<br />

Problem werden. Wichtiger denn je ist daher <strong>ein</strong> kluges Management im<br />

Handel mit den wertvollen Werkstoffen – gerade in der metallverarbeitenden<br />

Industrie. Die Zeichen der Zeit erkannt hat man auch bei der Kolbenschmidt<br />

Pierburg AG in Neckarsulm, wo seit fast zwei Jahren die Abteilung für Materialpreissicherung<br />

die Auswirkungen von Rohstoffpreisrisiken absichert.<br />

Der Preis für Stahl ist all<strong>ein</strong> in diesem<br />

Jahr geradezu explodiert. Im Januar<br />

kostete <strong>ein</strong>e Tonne Flachstahl noch<br />

weniger als 500 ¤, inzwischen (August<br />

2008) sind es 720 ¤. Noch drastischer<br />

stellt sich der Preisanstieg bei Kupfer<br />

dar: Eine Tonne des Industriemetalls<br />

wird derzeit mit 8300 US-Dollar gehandelt.<br />

Das ist mehr als doppelt soviel<br />

wie noch vor drei Jahren. Dabei<br />

handelt es sich nicht um Ausnahmen,<br />

sondern um zwei<br />

Beispiele von vielen.<br />

Fast jeder Rohstoff,<br />

sei es Erdöl,<br />

Gas, Kupfer oder<br />

Stahl, kostet heute<br />

<strong>ein</strong> Vielfaches<br />

wie nur wenige<br />

Jahre zuvor. Die großen Preissprünge<br />

sind dabei durchaus <strong>ein</strong> relativ neues<br />

Phänomen. Bis zur Jahrtausendwende<br />

und auch wenige Jahre darüber hinaus<br />

zeichneten sich <strong>Rohstoffpreise</strong> – mit<br />

Ausnahme des schon immer von politischen<br />

Entwicklungen betroffenen<br />

Erdölpreises – durch <strong>ein</strong>e relative Stabilität<br />

aus.<br />

Ein Beispiel zur Veranschaulichung:<br />

Zwischen Januar 2000 und Ende 2003<br />

musste man für <strong>ein</strong>e Tonne Aluminium<br />

Kompetenter Partner<br />

Die KS Gleitlager GmbH ist in den vergangenen<br />

Jahren auch zu <strong>ein</strong>em anerkannten Entwicklungspartner<br />

und Serienlieferant in puncto Lagerung<br />

von Common-Rail-Einspritzpumpen geworden<br />

(mehr zum Thema <strong>auf</strong> „Profi l“-Seite 8).<br />

Die Zeitung des Rh<strong>ein</strong>metall-Konzerns<br />

an den Märkten vergleichsweise konstant<br />

zwischen 1300 und 1700 US-Dollar<br />

zahlen. Bis zum Ende des Jahres 2004<br />

stieg der Preis <strong>auf</strong> etwa 2000 Dollar<br />

pro Tonne – doch innerhalb <strong>ein</strong>es halben<br />

Jahres fi el er 2005 wieder <strong>auf</strong> unter<br />

1700 Dollar, wobei im Juni des Jahres<br />

<strong>ein</strong> zeitweiliges Tief erreicht wurde.<br />

Doch dieses währte nicht lange: Innerhalb<br />

Jahresfrist verdoppelte sich<br />

der Preis b<strong>ein</strong>ahe und erreichte im<br />

Mai 2006 <strong>ein</strong>en<br />

Höchststand von<br />

fast 3300 Dollar<br />

– nur um danach<br />

wieder rasant <strong>auf</strong><br />

ungefähr 2400<br />

Dollar zu fallen.<br />

Auch in diesem<br />

Jahr war der Preisverl<strong>auf</strong> für das<br />

Leichtmetall alles andere als stabil: Im<br />

Januar kostete <strong>ein</strong>e Tonne Aluminium<br />

um die 2400 Dollar, im Juli erreichte<br />

der Preis <strong>ein</strong> Allzeithoch von 3291 Dollar,<br />

aktuell sind es rund 2650 Dollar.<br />

Das zeigt vor allem <strong>ein</strong>s: Die Preise für<br />

Rohstoffe gehen zwar langfristig nach<br />

oben, die Entwicklung verläuft aber<br />

dabei nicht stetig, sondern unterliegt<br />

heftigen Schwankungen.<br />

(Fortsetzung <strong>auf</strong> Seite 4)<br />

Foto: Michael Eggert<br />

Foto: Thomas Klink<br />

EMPA schafft Neues<br />

Seit längerem wird bei der Nitrochemie Aschau<br />

GmbH in Aschau am Inn das EMPA-Modernisierungsprojekt<br />

umgesetzt. Dahinter verbergen sich<br />

die Großinvestitionen zur Erneuerung der mehrbasigen<br />

Pulveranlagen (s. „Profi l“-Seiten 10 + 11).<br />

Allianz mit NPR<br />

sehr erfolgreich<br />

msc Neckarsulm/Saitama. Seit September<br />

2007 unterhält die KS Kolbenschmidt<br />

GmbH <strong>ein</strong>e globale Kooperation<br />

mit der Nippon Piston Ring Co.,<br />

Ltd. (Saitama/Japan), <strong>ein</strong>em renommierten<br />

Hersteller von Kolbenringen.<br />

Beide Unternehmen entwickeln dabei<br />

gem<strong>ein</strong>sam Kolbensysteme für<br />

die Pkw- und Nutzfahrzeugmärkte in<br />

Europa, Nordamerika, China, Asien<br />

und Australien. Die Strategie beider<br />

Partner, durch die Zusammenarbeit<br />

in den Bereichen Entwicklung und<br />

Marketing den weltweiten Automo-<br />

bilherstellern Produkte mit technologischem<br />

Benefi t und <strong>ein</strong>en umfassenden<br />

Service zu bieten, wurde gut<br />

vom Markt angenommen. Inzwischen<br />

wurden die regionalen Strukturen zur<br />

Marktbearbeitung und Entwicklung<br />

etabliert und verschiedene Kundenprojekte<br />

bei Ottokolben im Gesamtvolumen<br />

von mehr als 800 000 Stück<br />

pro Jahr akquiriert. Zusätzlich wurden<br />

gem<strong>ein</strong>same Entwicklungsprojekte<br />

defi niert und befi nden sich in der<br />

Umsetzung durch Nutzung der Entwicklungskapazitäten<br />

beider Partner.<br />

Mit ihrer weltweit anerkannten Kompetenz<br />

entsprechen beide Unternehmen<br />

optimal den Anforderungen der<br />

Hersteller nach verbrauchsoptimierten<br />

integrierten Kolbensystemen.<br />

4/2008<br />

Virtuoses Gitarrenspiel<br />

Bruno Laschet, IT-Ausbilder bei der Oerlikon Contraves<br />

AG in Zürich, ist vielen s<strong>ein</strong>er Kollegen nicht<br />

nur als Experte für Software und Rechner, sondern<br />

auch als begnadeter Gitarrenvirtuose und talentierter<br />

Komponist bekannt (Portrait <strong>auf</strong> den „Profi l“-Seiten 12 + 13).<br />

Wie sich die Zeiten ändern: Vor nicht <strong>ein</strong>mal allzu langer Zeit wurde <strong>ein</strong> erodierter rostiger Nagel achtlos <strong>auf</strong> den Müll geworfen<br />

– heute werden derartige Materialien im Rahmen von Recycling wieder zu <strong>ein</strong>em wertvollen Rohstoff. International operierende<br />

Firmen wie die Kolbenschmidt-Pierburg-Gruppe betreiben seit längerem systematisches Rohstoff-Risikomanagement, um<br />

das Kostenrisiko für das eigene Unternehmen <strong>auf</strong> diesem Sektor möglichst gering zu halten. Und tragen so im Rahmen ihrer<br />

strukturierten Geschäftsprozesse konsequent und gezielt zum nachhaltigen ertragsorientierten Unternehmenserfolg bei.<br />

Foto: Katja Knöfel<br />

GAST: Bundesverteidigungsminister<br />

Franz Josef Jung (M.) besuchte unlängst<br />

den Rh<strong>ein</strong>metall-Standort Unterlüß. Der<br />

Minister informierte sich über die breite<br />

Palette an geschützten Fahrzeugsystemen<br />

(u. a. neueste Generation Fuchs,<br />

Gefas, AMPV, Wisent), das Mörserkampfsystem,<br />

das von Rh<strong>ein</strong>metall entwickelte<br />

Erweiterte System Infanterist<br />

der Zukunft, neue Munitionsvarianten<br />

sowie den Sachstand im Projekt Nächstbereichsschutz<br />

für die deutschen Feldlager<br />

in Afghanistan. Außerdem wurde<br />

der Puma-Schützenpanzer in der Klimakammer<br />

präsentiert. Unser Foto zeigt<br />

Jung mit Klaus Gr<strong>ein</strong>ert (l.), Aufsichtsratsvorsitzendem<br />

der Rh<strong>ein</strong>metall AG,<br />

und Konzernchef Klaus Eberhardt.<br />

Ergebnis steigt<br />

um 19 Prozent<br />

dp Düsseldorf. Die Rh<strong>ein</strong>metall<br />

AG hat sich im ersten Halbjahr 2008<br />

sehr gut behauptet: Bei <strong>ein</strong>em Konzernumsatz<br />

von 1,885 Milliarden ¤<br />

konnten die Ergebnisse erneut gesteigert<br />

werden. Das Unternehmen<br />

bekräftigt daher s<strong>ein</strong>e positive Prognose<br />

für das Geschäftsjahr 2008.<br />

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern<br />

(EBIT) stieg um gut sechs Prozent<br />

<strong>auf</strong> 102 Millionen ¤; der Konzernüberschuss<br />

nach Steuern legte um<br />

19 Prozent von 46 Millionen ¤ <strong>auf</strong> 54<br />

Millionen ¤ zu.


Fotos (4): Kornelia Danetzki<br />

2<br />

PERFEKTE PRODUKTE UND DIENSTLEISTUNGEN:<br />

Die Automechanika in Frankfurt am Main feierte in diesem Jahr<br />

<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Jubiläum. Bereits zum 20. Mal fand diese Messe<br />

statt, die seit ihrer Premiere im Jahr 1971 zu <strong>ein</strong>em der wichtigsten<br />

Treffpunkte der Entscheidungsträger aus der Automobilwirtschaft<br />

geworden ist. Vom 16. bis 21. September 2008 wurden<br />

rund 166 000 Besucher gezählt, die sich bei den mehr als<br />

4600 Ausstellern aus aller Welt informierten. Wie in der Vergan-<br />

KONZERN-GLOBAL<br />

genheit zeigte auch die MS Motor Service International GmbH<br />

erneut Flagge und stellte ihren zahlreichen internationalen Kunden<br />

<strong>auf</strong> dem rund 400 Quadratmeter großen Messestand in<br />

Halle 5 neue Konzepte, technisches Know-how und Produkterweiterungen<br />

vor. S<strong>ein</strong>e Premiere feierte dabei der neue „Motorman“<br />

als Botschafter der MS-Gruppe, der den Werkstattkunden<br />

zukünftig symbolisch zur Seite steht. Zu den Ausstellern aus<br />

dem Hause Rh<strong>ein</strong>metall Automotive zählte darüber hinaus die<br />

Pierburg Pump Technology bietet innovative Pumpentechnologie<br />

Kompetenz für jeden Einsatzzweck<br />

Neuss. Seit den Anfängen der Automobilindustrie<br />

steht der Name<br />

Pierburg für Kompetenz rund um den<br />

Motor. Die Pierburg Pump Technology<br />

GmbH mit Sitz in Neuss ist dieser Tradition<br />

verpflichtet und gilt als weltweit<br />

anerkannter Spezialist für innovative<br />

und zukunftsweisende Pumpentechnologie.<br />

Der drittgrößte Geschäftsbereich<br />

der Kolbenschmidt-Pierburg-<br />

Firmengruppe beschäftigt insgesamt<br />

rund 1000 Mitarbeiter; als Geschäftsführer<br />

zeichnen Udo Nenning und Jochen<br />

Hintze verantwortlich.<br />

Gegründet 1909 in Berlin als Stahlhandelsgesellschaft,<br />

begann Pierburg<br />

bereits 1928 mit der Produktion von<br />

Vergasern und war in diesem Bereich<br />

bald nahezu All<strong>ein</strong>lieferant für alle<br />

deutschen Automobilfirmen und viele<br />

internationale Fahrzeugproduzenten.<br />

Zusätzlich nahm Ende der siebziger<br />

Jahre des 20. Jahrhunderts das Geschäft<br />

mit Motorkomponenten wie<br />

Kraftstoffpumpen und Vakuumpumpen<br />

<strong>ein</strong>en enormen Aufschwung. 1986<br />

erfolgte die Übernahme des Unternehmens<br />

durch den Rh<strong>ein</strong>metall-Konzern,<br />

zwölf Jahre später dann die Verschmelzung<br />

mit Kolbenschmidt<br />

zur<br />

K o l b e ns c hmidt<br />

Pierburg AG. Im<br />

Rahmen der strategischenWeiterentwicklung<br />

des<br />

Konzerns wurde<br />

2007 der Bereich<br />

Pumpen aus der<br />

Pierburg Gruppe<br />

ausgegliedert<br />

und als sechster<br />

Unternehmensbereich<br />

die Pierburg<br />

Pump Technology<br />

GmbH gegründet.<br />

Pierburg Pump<br />

Technology gilt<br />

als Spezialist für<br />

Pumpen rund um<br />

das Automobil<br />

und bietet für jeden<br />

Einsatzzweck<br />

<strong>ein</strong>e große Varianz<br />

an Modellen, die<br />

die Betriebssicherheit<br />

und Funktionsfähigkeit<br />

von Motor und Fahrzeug<br />

sicherstellen. Dabei sind die wichtigsten<br />

Komponenten bei Kühlung und<br />

Schmierung des Verbrennungsmotors<br />

Kühlmittel- und Öl- sowie Wasserumwälzpumpen.<br />

Zur Bremsunterstützung<br />

werden zusätzlich Vakuumpumpen<br />

benötigt. Einen wertvollen Beitrag für<br />

<strong>ein</strong>e saubere Umwelt leisten variable<br />

Öl- und elektrische Kühlmittelpumpen.<br />

Den notwendigen Unterdruck bei<br />

Diesel- und Ottomotoren erzeugen<br />

Vakuumpumpen in der bewährten<br />

Einflügelbauart. Komponenten für zu-<br />

kunftsweisende, moderne Hybrid- und<br />

Brennstoffzellenfahrzeuge runden das<br />

Produktportfolio ab.<br />

Zur Pierburg Pump Technology gehören<br />

Werke in Deutschland, Frankreich,<br />

Brasilien, Mexiko und den USA. In Italien<br />

unterhält das Unternehmen gleich<br />

drei Standorte: Neben dem <strong>auf</strong> Öl- und<br />

Vakuumpumpen spezialisierten Werk<br />

in Livorno (Toskana) gehören dazu<br />

noch <strong>ein</strong> Betrieb mit dem Schwerpunkt<br />

Wasserpumpen in Lanciano in den Abruzzen<br />

und <strong>ein</strong> Verk<strong>auf</strong>sbüro in Turin<br />

im Piemont.<br />

Das Werk Livorno wurde bereits<br />

1934/35 gegründet und im Jahr 2000<br />

durch Pierburg von der Fiat-Tochter<br />

Magneti Marelli erworben. Die Produktivität<br />

stieg seither um siebzig Prozent;<br />

heute arbeiten dort rund 270 Mitarbeiter<br />

<strong>auf</strong> etwa 30 000 Quadratmetern<br />

Fläche. Sie produzieren Öl- und Vakuumpumpen<br />

für Motoren, die unter anderem<br />

in Autos wie Fiat Panda und Fiat<br />

Punto, Opel Corsa und Opel Astra, den<br />

Ford-Modellen Focus und Fiesta, aber<br />

auch dem Maserati Quattroporte zum<br />

Einsatz kommen.<br />

Laut Dr. Oliver Grässel, Qualitätsleiter<br />

Chefsache: Udo Nenning und Jochen Hintze mit der hochmodernen variablen Ölpumpe.<br />

bei Pierburg Pump Technology S.p.A.<br />

Italia, lag die Jahresproduktion im Jahr<br />

2007 bei rund 4,4 Millionen Einheiten.<br />

Seit der Übernahme hat sich in Livorno<br />

<strong>ein</strong>iges getan, in dem modernen Produktionsstandort<br />

befindet sich heute<br />

unter anderem das Entwicklungszentrum<br />

für Ölpumpen.<br />

Leiter der Entwicklungsabteilung der<br />

Pierburg Pump Technology in Livorno<br />

ist Giacomo Armenio. Er vergleicht die<br />

Ölpumpe <strong>ein</strong>es Fahrzeugs mit dem<br />

menschlichen Herzen im Blutkreisl<strong>auf</strong><br />

und sagt: „Wir beschäftigen uns hier<br />

mit <strong>ein</strong>em Teil, das für den Motor mindestens<br />

ebenso wichtig ist.“ Das Herz<br />

pumpt so schnell und stark wie es eben<br />

nötig ist – ähnlich verhält es sich mit<br />

modernen Ölpumpen. Diese variablen<br />

Pumpenmodelle passen ihre Förderleistung<br />

dem benötigten Ölvolumenstrom<br />

– je nach Temperatur, Drehzahl<br />

und Lastzustand des Motors – flexibel<br />

an. So erreichen sie <strong>ein</strong>e Kraftstoffersparnis<br />

zwischen <strong>ein</strong> und drei Prozent<br />

und kommen zugleich dem wachsenden<br />

Druck hinsichtlich <strong>ein</strong>er Verminderung<br />

von Emissionen entgegen.<br />

Variable Ölpumpen können mit mechanischer,<br />

hydraulischer oder elektrohydraulischer<br />

Steuerung ausgestattet<br />

werden. Dabei basieren alle <strong>auf</strong><br />

dem gleichen Konzept; lediglich bei<br />

der elektronischen Version wurde das<br />

federbelastete Ventil durch <strong>ein</strong> Magnetventil<br />

ersetzt. Hier konnte unter<br />

anderem die umfassende Erfahrung<br />

des Schwesterunternehmens Pierburg<br />

bei Magnetventilen genutzt werden.<br />

Pierburg Pump Technology betreut aktuell<br />

Kundenprojekte mit Ottomotoren<br />

bis zu vier Litern und Dieselmotoren<br />

von 1.3 bis 2.4 Litern. Darüber hinaus<br />

sind variable Ölpumpen<br />

auch im<br />

Light- und Heavy-<br />

Duty-Nutzfahrzeugbereichverwendbar.<br />

Insgesamt verfügen<br />

variable Ölpumpen<br />

über <strong>ein</strong><br />

Verbesserungspotenzial,<br />

das sich<br />

mit <strong>ein</strong>em guten<br />

Kosten-Nutzen-<br />

Verhältnis realisieren<br />

lässt. Aus diesem<br />

Grund wird<br />

die Verbreitung<br />

dieser Technologie<br />

in den neuen Motorgenerationen<br />

immer häufiger zu<br />

finden s<strong>ein</strong> und<br />

sich in Zukunft als<br />

Standard etablieren.Dementsprechend<br />

hoch<br />

ist das Interesse,<br />

<strong>auf</strong> das Pierburg<br />

Pump Technology mit der variablen<br />

Ölpumpe trifft. Sie wird von Automobilherstellern<br />

vermehrt nachgefragt;<br />

nahezu alle Kunden des Neusser<br />

Spezialisten evaluieren derzeit ihren<br />

Einsatz. Aktuell gibt es bei der Pierburg<br />

Pump Technology acht Kundenprojekte<br />

für variable Ölpumpen. Der<br />

Serienstart der mechanisch geregelten<br />

Variante ist für 2009 geplant. Der<br />

Produktionsstart der elektrisch geregelten<br />

variablen Variante soll laut<br />

Plan im Jahr 2011 erfolgen.<br />

Manuela Schall<br />

Foto: Nicole Paschen<br />

MSD Motor Service Deutschland in Halle 6. Neu war zudem die<br />

Teilnahme der MS Motor Service International GmbH an der Exponentia<br />

in Halle 2. Hier haben sich mehrere Firmen zusammengeschlossen,<br />

um europaweit Schulungen für Elektronik, Motorsteuerung<br />

und andere neue Technologien durchzuführen. MS<br />

Motor Service führt Schulungen dieser Art schon seit längerem<br />

durch, so dass alle Partner nun von diesen Erfahrungen profitieren<br />

und das Projekt gem<strong>ein</strong>sam weiterentwickeln können. kbr<br />

DETAILBLICK hinter die Firmenkulisse: Einen Besuch stattete kürzlich Guido Westerwelle<br />

(3.v.l.), Parteivorsitzender der FDP in Deutschland, der Oerlikon Contraves AG in<br />

Zürich ab. Im Anschluss an <strong>ein</strong>e Veranstaltung s<strong>ein</strong>er Parteifreunde von der Freisinnig-<br />

Demokratischen Partei (FDP) des Kantons Zürich informierte er sich bei dem Schweizer<br />

Air-Defence-Spezialisten über das l<strong>auf</strong>ende Entwicklungsprogramm zum Nächstbereichsschutz<br />

(Counter-RAM), das der Geschäftsbereich Flugabwehr derzeit zum<br />

Schutz der Bundeswehr-Feldlager in Afghanistan bearbeitet. Beim Rundgang durch<br />

das Unternehmen erläuterte Fabian Ochsner (l.), Produktverantwortlicher Air Defence,<br />

das aktuelle C-RAM-Projekt. Aufmerksame Zuhörer waren – neben Rh<strong>ein</strong>metall-Konzernchef<br />

Klaus Eberhardt (r.) – FDP-Nationälrätin Doris Fiala (2.v.r.), Kantonsrat Beat<br />

Walti (2.v.l.), in Personalunion FDP-Parteipräsident des Kantons Zürich, sowie Dr. Oscar<br />

Fritschi (3.v.r.), Präsident der Sicherheitskommission der FDP des Kantons Zürich.<br />

Denel: Übernahme<br />

nun rechtswirksam<br />

dp Düsseldorf/Pretoria. Die am 8.<br />

Februar 2008 angekündigte Übernahme<br />

<strong>ein</strong>es Mehrheitsanteils an der<br />

südafrikanischen Denel Munitions<br />

(Pty) Ltd (Pretoria) durch den Rh<strong>ein</strong>metall-Konzern<br />

hat nach der Zustimmung<br />

der Wettbewerbsbehörden und<br />

der Erfüllung vertraglicher Vorbehalte<br />

Rechtswirksamkeit erlangt. Das<br />

südafrikanische Tochterunternehmen<br />

firmiert künftig als Rh<strong>ein</strong>metall<br />

Denel Munition (Pty) Ltd.<br />

Rh<strong>ein</strong>metall Defence hält – wie berichtet<br />

– damit nun <strong>ein</strong>e 51%-Beteiligung<br />

an Denel Munitions, die aus dem<br />

staatlichen Rüstungskonzern Denel<br />

(Pty) Ltd hervorgegangen ist und dort<br />

die Munitionssparte bildete. Die übrigen<br />

Anteile verbleiben bei der heutigen<br />

Holdinggesellschaft Denel (Pty)<br />

Ltd, Pretoria.<br />

Mit der Akquisition – die verbunden<br />

ist mit <strong>ein</strong>em langfristigen Lieferplan<br />

für die südafrikanischen<br />

Herausgeber: Rh<strong>ein</strong>metall AG<br />

Verantwortlich: Peter Rücker<br />

Chefredaktion: Rolf D. Schneider<br />

Anschrift: Redaktion „Das Profil“<br />

Postfach 104261, 40033 Düsseldorf<br />

das.profil@rh<strong>ein</strong>metall.com<br />

Streitkräfte – setzt der Düsseldorfer<br />

Konzern s<strong>ein</strong>e Strategie des Wachstums<br />

und der Internationalisierung<br />

s<strong>ein</strong>er Wehrtechnik-Aktivitäten fort,<br />

erhöht s<strong>ein</strong>e Marktpräsenz und<br />

unterstreicht s<strong>ein</strong>e führende Rolle<br />

<strong>auf</strong> dem Feld der Waffensysteme,<br />

der Munition und der dazugehörigen<br />

Antriebe. Gleichzeitig werden<br />

durch die Übernahme neue Märkte<br />

von strategischer Bedeutung erschlossen.<br />

Rh<strong>ein</strong>metall ist als Premium-<br />

Anbieter bei Waffensystemen und<br />

Muni tion für Kampffahrzeuge, für<br />

die Artillerie und die Infanterie sowie<br />

bei Antriebssystemen für alle<br />

Munitionstypen positioniert. Rh<strong>ein</strong>metall<br />

Denel Muni tion verfügt über<br />

besondere Expertise vor allem in der<br />

Artillerie, bei Mörser- und Infanteriesystemen<br />

sowie im Anlagenbau.<br />

Rh<strong>ein</strong>metall erreicht beim Umsatz<br />

mit Waffen, Munition und Antrieben<br />

<strong>ein</strong>e Größenordnung von rund <strong>ein</strong>er<br />

Milliarde US-$; das Geschäft von<br />

Denel Munitions umfasst etwa <strong>ein</strong><br />

Zehntel dieser Summe.<br />

Drucktermin dieser Ausgabe: 1. Oktober 2008<br />

Nachdruck gestattet, Belegexemplar erbeten.<br />

Satz: Strack + Storch KG<br />

Gladbacher Straße 15<br />

40219 Düsseldorf<br />

Druck: DAMO Digitaltechnik GmbH<br />

Juliusstraße 9-21<br />

47053 Duisburg<br />

Foto: Angela Blattner


2009 wird das hundertjährige Firmenjubiläum von Kolbenschmidt Pierburg gefeiert<br />

100 Geschichten aus 100 Jahren<br />

lb Neuss/Neckarsulm. Die Darstellung<br />

der Firmengeschichte lebt<br />

nicht nur vom geschriebenen Wort;<br />

auch Fotos, Film- und Ton<strong>auf</strong>nahmen<br />

lassen die Vergangenheit wieder lebendig<br />

werden. Fotografien aus der<br />

Geschichte von Kolbenschmidt und<br />

Pierburg sind im Verhältnis zu Film-<br />

und Tondokumenten relativ reichlich<br />

vorhanden. Von den wenigen Filmen,<br />

die bereits vorhanden sind, gehören<br />

der Kolbenschmidt-Streifen „Das<br />

Herz des Motors“ aus den dreißiger<br />

Jahren des vergangenen Jahrhunderts<br />

sowie der aktuelle und bereits<br />

mehrfach preisgekrönte Imagefilm<br />

„The Wedding“ zu den „Highlights“.<br />

Gesucht wird natürlich noch viel<br />

mehr. Dr. Christian Leitzbach vom Jubiläumsteam:<br />

„Deswegen bitten wir<br />

alle früheren und heutigen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter: Sollten Sie<br />

Filme oder Tondokumente aus der<br />

Geschichte von Kolbenschmidt oder<br />

Pierburg besitzen oder wissen, wo<br />

sich diese befinden könnten, dann<br />

lassen Sie es uns bitte wissen. Ein<br />

Film, der zum Beispiel den Pierburg-<br />

Golf im Staub der Hunsrück-Rallye<br />

von 1980 zeigt, wäre solch <strong>ein</strong> historischer<br />

Leckerbissen. Alle Hinweise<br />

nimmt auch hier Anne-Kristin Noack<br />

im Bereich Öffentlichkeitsarbeit in Neckarsulm<br />

gerne entgegen.“<br />

Seit 1999 verleiht<br />

Großbritanniens<br />

größter Automobil-Fachverlag<br />

UK<br />

Interpress (UKIP)<br />

den „International<br />

Engine of the<br />

Year Award“. Der Preis ist in elf Kategorien<br />

unterteilt und gilt als weltweit bedeutendster<br />

Motorenwettbewerb. Neun<br />

der in diesem Jahr preisgekrönten Modelle<br />

sind mit Komponenten der Kolbenschmidt-Pierburg-Gruppe<br />

ausgestattet.<br />

Der weltweit tätige Automobilzulieferer<br />

mit s<strong>ein</strong>er Kompetenz in den Bereichen<br />

Luftversorgung, Schadstoffreduzierung<br />

und Pumpen sowie bei der Entwicklung<br />

und Fertigung von Kolben, Motorblöcken<br />

und Gleitlagern entwickelt s<strong>ein</strong>e Produkte<br />

in enger Kooperation mit den Automobilherstellern<br />

und ermöglicht damit<br />

Höchstleistungen in der Motorentechnik.<br />

UKIP Media gibt Magazine wie Engine<br />

Technology International und Automotive<br />

Testing Technology International<br />

heraus und lädt jährlich <strong>ein</strong>e hochkarätige<br />

Jury zum Bewerten neuester Mo-<br />

Neuss/Neckarsulm. Im nächsten<br />

Jahr ist es soweit – die Kolbenschmidt-Pierburg-Gruppe<br />

feiert ihr<br />

100-jähriges Firmenjubiläum. Zur<br />

Vorbereitung <strong>auf</strong> dieses Ereignis ist<br />

seit über <strong>ein</strong>em Jahr <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Team,<br />

zu dem unter anderem das frühere<br />

Vorstandsmitglied Dr. Jörg-Martin<br />

Friedrich gehört, damit beschäftigt,<br />

Informationen zur Geschichte des<br />

Automotive-Bereichs der Rh<strong>ein</strong>metall<br />

AG zu sammeln.<br />

Hauptquelle für die Darstellung der<br />

Firmengeschichten von Pierburg und<br />

Kolbenschmidt ist natürlich das umfangreiche<br />

Archivmaterial, das sich<br />

im Zentralarchiv des Rh<strong>ein</strong>metall-<br />

Konzerns befindet. Ob Unternehmensstrategie<br />

oder Geschäftsberichte,<br />

technische Beschreibungen und<br />

Produktprospekte von Kolben, Vergasern,<br />

Aktivkohlefilterventilen oder<br />

Gleitlagern, Zeitungsartikel über den<br />

Pierburg-Streik von 1973, persönliche<br />

Unterlagen über Alfred Pierburg<br />

oder die umfangreichen Technikgeschichten<br />

des früheren KS-Ingenieurs<br />

Carl St<strong>ein</strong>er – dies alles und sehr viel<br />

mehr ist im Archivmagazin in Neuss-<br />

Grimlinghausen zu finden; selbstverständlich<br />

steht dieses Archiv jedem<br />

Mitarbeiter zur Verfügung.<br />

Wichtig für <strong>ein</strong>e lebendige Darstellung<br />

der Geschichte der beiden Firmen<br />

Kolbenschmidt und Pierburg sind<br />

auch und gerade die persönlichen Er-<br />

torgenerationen <strong>ein</strong>. Die Juroren setzen<br />

sich zusammen aus 65 Top-Journalisten<br />

aus 32 Nationen, darunter USA, Japan,<br />

China, Russland, Indien, Deutschland,<br />

Frankreich, Neuseeland, Korea und Südafrika<br />

sowie – erstmalig in diesem Jahr<br />

– Rumänien und Polen. Bewertungsmaßstäbe<br />

sind neben Motorleistung,<br />

Kraftstoffverbrauch, Fahrverhalten und<br />

-komfort auch der Einsatz zukunftsweisender<br />

Technologien. Die Preisverlei-<br />

hung erfolgte bereits im Mai im Rahmen<br />

der Stuttgarter Messe „Engine Expo“.<br />

Die BMW Group erhielt sechs Auszeichnungen<br />

für fünf Motoren. Schon<br />

zum zweiten Mal gewann der 3,0-Liter-<br />

Reihensechszylinder mit Twin Turbo und<br />

High Precision Injection die Gesamtwertung<br />

des Motorenwettbewerbs und<br />

erhielt als erster Dieselmotor den Titel<br />

„Best New Engine of the Year“. Das 225<br />

KONZERN-GLOBAL 3<br />

lebnisse und Sichtweisen derjenigen,<br />

die in den Unternehmen arbeiten.<br />

Dazu wurden in der Vergangenheit<br />

bereits viele Gespräche mit Mitgliedern<br />

der diversen Geschäftsführungen<br />

sowie mit aktiven wie ehemaligen<br />

Mitarbeitern geführt. Prominentester<br />

Gesprächspartner war bislang Jürgen<br />

Pierburg, der <strong>ein</strong>en Vormittag lang bereitwillig<br />

Auskunft über s<strong>ein</strong>e Zeit als<br />

Gesellschafter-Geschäftsführer gab<br />

und s<strong>ein</strong>e persönlichen Eindrücke als<br />

Sohn des Firmengründers in Neuss<br />

vermittelte.<br />

Um die „Geschichten neben der<br />

Geschichte“ erzählen zu können –<br />

sprich Anekdoten aus dem Berufsalltag,<br />

Erzählungen über interessante<br />

Begegnungen mit Mitarbeitern<br />

oder Vorgesetzten, Kunden oder<br />

Lieferanten, Ernstes oder Witziges<br />

aus dem Alltag der Produktion oder<br />

der Verwaltung –, fordert das Jubiläumsteam<br />

alle „Profil“-Leser aus dem<br />

Automotive-Bereich <strong>auf</strong>, ihre eigene<br />

ganz persönliche Geschichte zu erzählen<br />

– egal, ob mittlerweile pensioniert<br />

oder noch im aktiven Dienst.<br />

Pressechef Folke Heyer: „Schicken<br />

Sie Ihre Geschichte und das ggf. dazugehörige<br />

Illustrationsmaterial sowie<br />

<strong>ein</strong> Foto von sich bitte an Anne-Kristin<br />

Noack, Mitarbeiterin in der Öffentlichkeitsarbeit<br />

in Neckarsulm. E-Mail:<br />

anne-kristin.noack@de.kspg.com.“<br />

(Siehe S. 16.) Dr. Christian Leitzbach<br />

kW/306 PS starke Aggregat, das in der<br />

BMW 5er und 3er Reihe, im BMW 1er<br />

Coupé und Cabrio sowie im neuen BMW<br />

X5 und im X6 zum Einsatz kommt, entschied<br />

auch die Kategorie der Motoren<br />

mit 2,5 bis 3,0 Litern Hubraum für sich. In<br />

weiteren Preisklassen wie „International<br />

Engine“ und dem Preis der Über-Liter-<br />

Motoren konnte BMW ebenfalls überzeugen.<br />

Alle prämierten BMW-Engines<br />

sind mit Elementen von Kolbenschmidt<br />

Pierburg bestückt – darunter Abgasrückführung,<br />

Regelklappen, Elektroumschaltventile,<br />

Permaglide-Lager, Motorenlager,<br />

Kolben, Sekundärluftsysteme<br />

sowie elektropneumatische Wandler.<br />

Auch Porsche war bei der Wahl zum<br />

Motor des Jahres erfolgreich. Mit dem<br />

911er Turbo-Antrieb hat sich der Sportwagenhersteller<br />

behauptet und erstmals<br />

den Preis in der Klasse „Best<br />

Performance Engine“ für den 3,6-Liter-<br />

Boxerantrieb mit 480 PS erhalten. Von<br />

Kolbenschmidt Pierburg stammen dabei<br />

die Elektroumschalt- und Schubumluftventile<br />

sowie Permaglide-Lager. Beim<br />

911er Turbo-Antrieb wurde erstmals <strong>ein</strong><br />

Abgasturbolader mit variabler Turbinengeometrie<br />

(VTG) <strong>ein</strong>gesetzt. Dadurch<br />

können der Abgasstrom im gesamten<br />

Drehzahlbereich geregelt und die Strömung<br />

optimal <strong>auf</strong> die Turbinensch<strong>auf</strong>eln<br />

Kolbenschmidt-Pierburg-Firmengruppe bei prämierten Motoren „an Bord“<br />

Komponenten für „Oskar“-Preisträger<br />

gelenkt werden. Dies führt insbesondere<br />

bei niedrigen Drehzahlen zu <strong>ein</strong>er<br />

spürbaren Verbesserung der Elastizität<br />

und Beschleunigung.<br />

In der Klasse der 1,8 bis 2,0-Liter-Motoren<br />

siegte VW/Audi mit <strong>ein</strong>em 2-Liter<br />

Turbo FSI-Modell mit Schubumluftventil<br />

(SUV), Elektro-Umschaltventil (EUV),<br />

Wasserumwälzpumpe, Vakuumpumpe,<br />

Motorenlager und Permaglides von Kol-<br />

benschmidt Pierburg. Der VW 1,4-Liter<br />

TSI Twincharger räumte bei den 1 bis<br />

1,4-Liter-Motoren ab. Er ist mit SUV, EUV,<br />

Wasserumwälzpumpe, Motorenlager<br />

und Permaglide-Lagern von Kolbenschmidt<br />

Pierburg ausgestattet.<br />

Als international tätiger Automobilzulieferer<br />

mit mehr als 30 Standorten in<br />

Europa, Nord- und Südamerika, Japan<br />

und China erzielt die Kolbenschmidt-<br />

Pierburg-Gruppe <strong>ein</strong>en Umsatz von rund<br />

2,25 Milliarden ¤. Weltweit entwickeln<br />

und produzieren fast 12 000 Mitarbeiter<br />

Komponenten, Systeme und Module<br />

rund um den Motor. Als langjähriger<br />

Entwicklungspartner der internationalen<br />

Automobilproduzenten entspricht<br />

das Unternehmen dabei mit innovativen<br />

Lösungen den aktuellen und künftigen<br />

Anforderungen der Hersteller in<br />

den Bereichen Schadstoffreduzierung,<br />

Verbrauchsminderung, Gewichtsreduzierung<br />

und Leistungsoptimierung. 80<br />

Prozent des Umsatzes entfallen <strong>auf</strong> Produkte,<br />

mit denen die Firmengruppe in<br />

Westeuropa <strong>auf</strong> Rang 1 oder 2 positioniert<br />

ist. msc<br />

Composing: René Dahlmanns


Quelle: Reuters<br />

4<br />

KONZERN-GLOBAL<br />

Kolbenschmidt Pierburg betreibt konsequentes Rohstoff-Risikomanagement<br />

Kaum vorhersagbare Situationen<br />

(Fortsetzung v. S. 1)<br />

Was sind die Gründe<br />

für diese volatil<br />

verl<strong>auf</strong>ende Entwicklung<br />

der Rohstoffkosten?<br />

Von Experten<br />

fast immer an<br />

erster Stelle genannt<br />

wird das chinesische Wirtschaftswunder.<br />

Das bevölkerungsreichste Land<br />

der Welt zeichnet sich konstant durch<br />

hohes Wirtschaftswachstum aus: 2008<br />

werden es acht bis neun Prozent s<strong>ein</strong>.<br />

Stärker noch als die Gesamtwirtschaft<br />

steigt dabei die Industrieproduktion,<br />

hier werden in diesem Jahr nicht weniger<br />

als 18 Prozent Zuwachs erwartet.<br />

Dementsprechend gestiegen ist auch<br />

die Nachfrage nach Rohstoffen im ehemaligen<br />

Reich der Mitte, vor allem für<br />

den Ausbau der Infrastruktur und andere<br />

Investitionen. Mehr als 20 Prozent<br />

der weltweiten Förderung an Basismetallen<br />

werden in China verbraucht – inzwischen<br />

ist das doppelt so viel wie in<br />

den Ver<strong>ein</strong>igten Staaten von Amerika.<br />

Andere Länder, allen voran Indien,<br />

Brasilien und Russland, zeigen <strong>ein</strong>e<br />

ähnliche Entwicklung wie China <strong>auf</strong>,<br />

wenngleich sie für die Weltwirtschaft<br />

(noch) nicht die gleiche Bedeutung<br />

wie der asiatische Riese haben. Doch<br />

all<strong>ein</strong>e der Boom in den so genannten<br />

Schwellenländern erklärt nicht das Auf<br />

und Ab der Metallpreise. Eine Vielzahl<br />

von Ursachen, sowohl <strong>auf</strong> der Angebots-<br />

wie <strong>auf</strong> der Nachfrageseite, wirkt<br />

<strong>auf</strong> die Rohstoffkurse <strong>ein</strong>. Dass diese<br />

<strong>Faktoren</strong> lokal weit aus<strong>ein</strong>ander liegen,<br />

spielt dabei in der heute globalisierten<br />

Wirtschaftswelt mit ihren vernetzten<br />

Märkten kaum <strong>ein</strong>e Rolle.<br />

Die Gefahr <strong>ein</strong>er Rezession in den<br />

USA und der schwache Dollarkurs be<strong>ein</strong>fl<br />

ussen das Preisniveau aller Rohstoffe,<br />

das ist offensichtlich. Doch weitere,<br />

weniger bekannte Gründe zeigen<br />

ihre Wirkung gerade <strong>auf</strong> dem Markt für<br />

Industriemetalle. Ein Beispiel: Stahl<br />

– der wichtigste Metallwerkstoff überhaupt<br />

– wird aus Eisen gewonnen, das<br />

in der Natur in der Form von Eisenerz<br />

vorkommt. Der Markt wird dabei von<br />

nur drei Bergbauunternehmen dominiert,<br />

die zusammen 70 Prozent des<br />

Handels mit Eisenerz kontrollieren: die<br />

beiden britisch-australischen Firmen<br />

Rio Tinto und BHP Billiton sowie die<br />

brasilianische Vale.<br />

Seit mehreren Monaten versucht BHP<br />

Billiton, den Konkurrenten Rio Tinto<br />

zu übernehmen, was der australischbritische<br />

Konzern nach Möglichkeit zu<br />

vermeiden versucht. Diese Übernahmeschlacht<br />

hat dabei <strong>ein</strong>en direkten<br />

Einfl uss <strong>auf</strong> die Eisenerz- und somit<br />

mittelbar auch <strong>auf</strong> die Stahlpreise.<br />

Wegen ihrer starken Position <strong>auf</strong> dem<br />

Markt konnte Rio Tinto gegenüber der<br />

chinesischen Baosteel Group <strong>ein</strong>en Anstieg<br />

des Preises für Eisenerz in Höhe<br />

von 96 Prozent durchsetzen – in nur <strong>ein</strong>em<br />

<strong>ein</strong>zigen Jahr. Zwar sind Preissteigerungen<br />

gerechtfertigt, denn auch die<br />

Bergbaubranche muss mit gestiegenen<br />

Lohn- und Energiekosten kalkulieren.<br />

Der Hauptgrund in diesem Fall ist jedoch<br />

<strong>ein</strong> anderer: Durch spektakuläre<br />

Abschlüsse wie diesen wird der Gewinn<br />

gesteigert und damit auch der Wert des<br />

Unternehmens, die Übernahme durch<br />

den Mitbewerber somit erschwert.<br />

BHP Billiton und Vale konnten ihrerseits<br />

fast ebenso be<strong>ein</strong>druckende<br />

Preissteigerungen durchsetzen. Die<br />

Minenbetreiber profi tieren dabei von<br />

der aktuellen Marktsituation – die<br />

Nachfrage nach Metallen ist riesig,<br />

das Angebot äußerst knapp. Jahrelang<br />

hatte sich das Bergbaugeschäft als wenig<br />

<strong>ein</strong>träglich erwiesen, Investitionen<br />

in diesem Sektor blieben selten, die<br />

ThyssenKrupp AG verk<strong>auf</strong>te 2001 sogar<br />

zwei Erzgruben in Brasilien an Vale wegen<br />

„mangelnder strategischer Bedeutung“.<br />

Jetzt boomt die Branche, doch<br />

kurzfristig ist die rasant gestiegene<br />

Nachfrage nicht zu befriedigen: Um <strong>ein</strong><br />

neues Rohstoffvorkommen ausbeuten<br />

zu können, vergehen fünf bis zehn Jahre,<br />

weil beispielsweise k<strong>ein</strong>e Geologen<br />

<strong>auf</strong> dem Arbeitsmarkt zu fi nden sind<br />

oder neue Minenbagger derzeit nicht<br />

in ausreichender Zahl zur Verfügung<br />

stehen. Die Wartezeit für die Lieferung<br />

<strong>ein</strong>er solchen Maschine beträgt heute<br />

über 30 Monate.<br />

Doch nicht nur wirtschaftliche Ursachen<br />

be<strong>ein</strong>fl ussen das Preisniveau<br />

von Rohstoffen. Auch politische Entscheidungen<br />

<strong>wirken</strong> sich <strong>auf</strong> den Markt<br />

aus. Der wohl bedeutendste Einzelfall:<br />

Indonesien, der weltweit wichtigste<br />

Exporteur von Zinn, versucht derzeit,<br />

die Produktion dieses Industriemetalls<br />

mit staatlichen Eingriffen knapp zu<br />

halten: Zunächst wurden viele illegale<br />

Minen in den vergangenen Jahren still-<br />

gelegt, neue Lizenzen aber entgegen<br />

der früheren Ankündigung aus Jakarta<br />

nur zögerlich vergeben. Nun plant die<br />

indonesische Regierung <strong>ein</strong>e Exportbeschränkung<br />

von 90 000 metrischen<br />

Tonnen pro Jahr durchzusetzen. Die<br />

Absicht dahinter ist klar: Durch die<br />

Reduzierung der Förderquoten sollen<br />

die zeitliche Verfügbarkeit der Bodenschätze<br />

verlängert, sowie der Preis entsprechend<br />

hoch gehalten werden.<br />

Auch in China, das nicht nur wichtiger<br />

Rohstoffimporteur, sondern<br />

auch selbst reich an Bodenschätzen<br />

ist, geht man seit kurzem verstärkt<br />

gegen Umweltsünder vor. Besonders<br />

Kohleminen sind davon betroffen,<br />

was teilweise zu Lieferengpässen für<br />

die zahlreichen Kohlekraftwerke und<br />

somit zu Stromausfällen führte. Die<br />

Folge: Die Bergbauunternehmen im<br />

bevölkerungsreichsten Staat der Erde<br />

– dem größten Produzenten von Aluminium,<br />

Zink und Blei – mussten die<br />

Produktion drosseln.<br />

Ähnliche Probleme zeigen sich auch<br />

in Südafrika. Dort können die lokalen<br />

Stromversorger die Energienachfrage<br />

Hohe Preissteigerung und Volatilität am Beispiel des Aluminiumpreises – im Rahmen der 3-Monats-<br />

Notierung von Aluminium an der London Metal Exchange (LME) – in US-Dollar (Börsenwährung) und in ¤.<br />

nicht decken – die südafrikanischen<br />

Aluminiumhütten arbeiten derzeit mit<br />

nur 90 Prozent der notwendigen Strommenge<br />

und entsprechendem Produktivitätsrückgang.<br />

Auch die Nachbarländer<br />

sind betroffen, denn sie beziehen<br />

ihre Energie zu <strong>ein</strong>em großen Teil aus<br />

Südafrika. Die Ausfälle in der Republik<br />

am Kap führen nach Schätzungen zu<br />

<strong>ein</strong>em fünf- bis sechsprozentigen Rückgang<br />

in der Zinn- und Kupferproduktion<br />

in Namibia, und auch das Aluminiumwerk<br />

Mozal in Mosambik kann s<strong>ein</strong>e<br />

Kapazitäten nicht voll ausschöpfen.<br />

Eskom, der südafrikanische Stromriese,<br />

räumte unterdessen <strong>ein</strong>, dass vor<br />

2012 nicht mit <strong>ein</strong>er ausreichend hohen<br />

Energieversorgung zu rechnen sei.<br />

Schließlich können auch Naturereignisse<br />

die Preisentwicklung von Rohstoffen<br />

be<strong>ein</strong>fl ussen. Der vergangene<br />

Winter in China war besonders hart,<br />

viele Transportwege durch Schnee und<br />

Eis unpassierbar geworden. Kohletransporte<br />

erreichten ihre Ziele oftmals<br />

nicht, was die diffi zile Energieversorgungslage<br />

weiter erschwerte. Auf Jamaika<br />

kam die Bauxitproduktion während<br />

des Hurrikans Dean im Sommer<br />

2007 vollständig zum Erliegen. Und in<br />

Chile ist man besorgt, dass <strong>ein</strong>e lange<br />

Die Abteilung<br />

„Materialpreissicherung“<br />

(Z-VM)<br />

von KolbenschmidtPierburg<br />

– <strong>auf</strong><br />

E n g l i s c h :<br />

Commodity<br />

Hedging –<br />

gibt es seit<br />

fast zwei Jahren. „Damals kannten die<br />

<strong>Rohstoffpreise</strong> nur noch <strong>ein</strong>e Richtung<br />

– nach oben; die Preissteigerungen<br />

konnten jedoch nur teilweise über so<br />

genannte Materialteuerungszuschläge<br />

(MTZ) an die Kunden weitergegeben<br />

werden, was zu <strong>ein</strong>er erheblichen<br />

Belastung des Konzernergebnisses<br />

führte“, erinnert sich Dr. Peter Merten.<br />

„Vor diesem Hintergrund traf der Vorstand<br />

der Kolbenschmidt Pierburg AG<br />

in Abstimmung mit dem Rh<strong>ein</strong>metall-<br />

Vorstand die Entscheidung, innerhalb<br />

der Neckarsulmer Firmengruppe künftig<br />

Sicherungsgeschäfte abzuschließen<br />

und dafür im Frühjahr 2007 die Abteilung<br />

Z-VM zu gründen. „Gerade <strong>auf</strong>grund des<br />

erheblichen Einfl usses der <strong>Rohstoffpreise</strong>ntwicklung<br />

<strong>auf</strong> den Erfolg unseres<br />

Unternehmens berichtet diese direkt<br />

an mich“, führt der Finanzvorstand der<br />

Kolbenschmidt Pierburg AG weiter aus.<br />

Heute werden dort von Dieter Schadenberger<br />

und Roland Preisler Risikopositionen<br />

analysiert, Marktinformationen<br />

beschafft sowie Vorstand und<br />

Geschäftsführer beraten. Täglich stehen<br />

die beiden Experten mit Brokern<br />

(Händlern) im Kontakt und verfolgen<br />

die Bewegungen preisvolatiler, aber<br />

für Kolbenschmidt Pierburg wichtiger<br />

Rohstoffe wie Aluminium, Kupfer, Nickel<br />

und Zinn an der Börse über den<br />

Beim Commodity Hedging is<br />

Die Materia<br />

in den Griff<br />

Dr. Peter Merten: „Wollen die Risiken soweit<br />

Bildschirm, um diese dann entsprechend<br />

abzusichern.<br />

„In der Anfangszeit waren wir vor<br />

allem mit der Ermittlung des „Netto-<br />

Exposures, also mit der unternehmensweiten<br />

Bestands<strong>auf</strong>nahme der<br />

Rohstoffpreisrisiken beschäftigt“,<br />

erklärt Schadenberger. Davon ausgehend,<br />

wurden Absicherungen für die<br />

<strong>ein</strong>zelnen Geschäftsbereiche von Kolbenschmidt<br />

Pierburg vorgeschlagen,<br />

die dann seitens des Vorstandes und<br />

der Geschäftsführungen genehmigt<br />

wurden. „Zeitgleich erfolgte <strong>ein</strong>e Art<br />

,Beauty Contest‘“, berichtet der Rohstofffachmann<br />

und bezieht sich damit<br />

<strong>auf</strong> die Treffen mit verschiedenen Brokern,<br />

mit denen <strong>ein</strong>e Zusammenarbeit<br />

in Frage kam.<br />

Ziel des „Contests“ war es, herauszufi<br />

nden, wer die Problematik des<br />

Geschäftes der Kolbenschmidt-Pierburg-Gruppe<br />

versteht und die Anforderungen<br />

seitens des Unternehmens<br />

am besten erfüllen konnte. Eine dieser<br />

Anforderungen war unter anderem der<br />

Abschluss von an der London Metal Exchange<br />

(LME) registrierten Kontrakten.<br />

Diese bieten sowohl den Vorteil des<br />

direkten Preisvergleichs als auch die


Möglichkeit, die Kontrakte über das<br />

Clearing zwischen den Handelspartnern<br />

zu übertragen und damit offene<br />

Positionen auszugleichen. Schadenberger:<br />

„Nachdem diese Vorarbeiten<br />

abgeschlossen waren, erfolgte <strong>ein</strong><br />

schneller Start mit den ersten Käufen –<br />

vor allem mit Nickel, denn bei diesem<br />

Rohstoff schossen die Preise damals<br />

regelrecht durch die Decke“.<br />

Nunmehr gibt es die Abteilung Z-VM<br />

t Preissicherung angesagt<br />

lpreise<br />

kriegen<br />

wie möglich vermeiden bzw. reduzieren.“<br />

seit mehr als anderthalb Jahren. Über<br />

den gesamten Zeitraum wurden dabei<br />

die Instrumente – wie zum Beispiel<br />

umfangreiche Tabellen zur Mengenführung<br />

der Sicherungsgeschäfte oder<br />

zum Erstellen der Settlementabrechnungen<br />

– mit den Brokern zu den jeweiligen<br />

Fälligkeitstagen der Futures<br />

weiterentwickelt. Aber auch die Auswertungen<br />

für die <strong>ein</strong>heitliche Marktbewertung<br />

wurden im L<strong>auf</strong>e der Zeit<br />

optimiert.<br />

Die Haupt<strong>auf</strong>gabe der Abteilung ist<br />

das Hedging; dazu sind jedoch umfangreiche<br />

Vorarbeiten nötig. Nachdem<br />

die jeweilige Strategie festgelegt<br />

und verabschiedet worden ist, müssen<br />

die Rohstoffmengen der Einzelgesellschaften<br />

erfasst und konsolidiert<br />

werden, um Mengeneffekte zu<br />

erzielen, die sich in K<strong>auf</strong>kontrakten<br />

vorteilhaft aus<strong>wirken</strong>. Grundlage der<br />

gesamten Geschäftstätigkeit sind die<br />

Geschäftsbesorgungsverträge mit<br />

den Einzelgesellschaften, in denen die<br />

Dienstleistungen des fachkompetenten<br />

Risikomanagement-Teams festgeschrieben<br />

sind.<br />

Dazu gehören zum Beispiel das Erarbeiten<br />

<strong>ein</strong>er Sicherungsstrategie und<br />

ürreperiode zu <strong>ein</strong>em Austrocknen<br />

er Flüsse und drastischen Problemen<br />

er Wasserkraftwerke führen könne,<br />

us denen das südamerikanische Land<br />

4 Prozent s<strong>ein</strong>es Stroms bezieht. Der<br />

ndenstaat ist größter Kupferproduent<br />

der Welt; die drohenden Produkionsausfälle<br />

würden sich gravierend<br />

uf den Weltmarkt aus<strong>wirken</strong>.<br />

Trotz der hohen Preise für Metalle<br />

nd andere Werkstoffe können die<br />

teigerungen nicht <strong>ein</strong>fach an den Enderbraucher<br />

weitergegeben werden.<br />

ie Automobilbranche beispielsweise<br />

ämpft zur Zeit mit Absatzschwierigeiten,<br />

<strong>ein</strong>e Erhöhung der Automobilreise<br />

würde den gegenwärtig schlependen<br />

Verk<strong>auf</strong> der Fahrzeuge weiter<br />

rschweren. Es müssen also andere<br />

trategien entwickelt werden, um den<br />

xplodierenden Preisen für Stahl, Kuper<br />

und anderer Rohmaterialien entegenzu<strong>wirken</strong>.<br />

Unternehmen suchen<br />

aher nach Möglichkeiten, teure Mateialien<br />

ohne Qualitäts<strong>ein</strong>bußen durch<br />

ünstigere Stoffe zu ersetzen. Bei der<br />

olkswagen AG (VW) versucht man geade<br />

beim Bau von Katalysatoren, das<br />

eure Platin durch Palladium zu erseten.<br />

Auch wird Material immer effizinter<br />

verarbeitet: Waren früher bei VW<br />

Foto: Thomas Klink<br />

von Szenarioanalysen, das Bewerten<br />

von Sicherungspositionen sowie das<br />

Verschicken tagesaktueller Preise an<br />

die Geschäftsführer, die Einkäufer, aber<br />

auch an die Vertriebsmitarbeiter. Einmal<br />

im Monat wird außerdem <strong>ein</strong> Rohstoff-Jour-Fixe<br />

mit Vorstand, Geschäftsführern<br />

und Einkäufern durchgeführt.<br />

Er dient als gem<strong>ein</strong>sames Forum für<br />

Diskussionen und zum Erfahrungsaustausch.<br />

Hier werden neue Instrumente<br />

vorgestellt, die Hedging-Strategie weiterentwickelt<br />

und künftige Vorgehensweisen<br />

beschlossen.<br />

Die Abteilung Materialpreissicherung<br />

übernimmt darüber hinaus die Informationsbeschaffung<br />

für weitere Rohstoffe<br />

sowie die Weitergabe von Marktinformationen<br />

– je nachdem, was aktuell<br />

benötigt wird. Auch Rohstoffe, die nicht<br />

börsennotiert, aber dennoch risikobehaftet<br />

sind (z. B. Magnesium, Silizium<br />

oder Wismut) stehen inzwischen im<br />

Fokus der Abteilung und werden nach<br />

Risikofaktoren bewertet.<br />

Als oberstes Gebot gilt bei allen diesbezüglichen<br />

Geschäften: Abgesichert<br />

wird stets nur der Beschaffungsumfang,<br />

dessen Preisveränderung nicht<br />

über den Verk<strong>auf</strong>spreis an die Kunden<br />

weitergegeben werden kann – also das<br />

tatsächlich bestehende Preisrisiko;<br />

Spekulationen sind tabu. Das Vier-Augen-Prinzip<br />

der beiden Abteilungsmitglieder<br />

sorgt dabei für <strong>ein</strong>e gegenseitige<br />

Kontrolle und bei Bedarf auch für<br />

Korrekturen in diesem komplexen Geschäftsumfeld.<br />

Alle Sicherungsmaßnahmen<br />

bedürfen zudem der Zustimmung<br />

des Vorstandes.<br />

Und wie sieht die Zukunft aus? „Die<br />

Preise werden sicherlich volatil bleiben.<br />

Bei Rohstoffen wird es auch weiterhin<br />

nicht nur tatsächliche Verbraucher und<br />

Produzenten, sondern auch Spekulanten<br />

geben, die das Umfeld unsicher<br />

machen“, m<strong>ein</strong>t Roland Preisler. Als<br />

ihre künftige Aufgaben sehen die beiden<br />

Experten <strong>ein</strong>e weitere Optimierung<br />

und Erweiterung der Instrumente sowie<br />

die Weiterentwicklung der Strategien.<br />

Und haben zukünftig zudem den Stahl<br />

stärker im Fokus. Das begehrte Metall<br />

könnte in Zukunft <strong>ein</strong> größeres Thema<br />

werden.<br />

„Hier muss sich aber erst noch zeigen,<br />

inwieweit die angebotenen Finanzinstrumente<br />

– ob börsennotiert oder<br />

OTC (over-the-counter) – mit den Preisen<br />

für das <strong>ein</strong>gek<strong>auf</strong>te Material korrelieren,<br />

d.h. die Preisveränderungen<br />

hinreichend genau abbilden“, ergänzt<br />

Schadenberger.<br />

Abschließend bemerkt Finanzvorstand<br />

Merten: „Unser Ziel ist es natürlich,<br />

die Risiken soweit wie möglich zu<br />

vermeiden, beziehungsweise die Preisschwankungen<br />

anhand kurz l<strong>auf</strong>ender<br />

MTZ-Ver<strong>ein</strong>barung an unsere Kunden<br />

weiterzugeben. Hier sehen m<strong>ein</strong>e Vorstandskollegen<br />

und ich gerade den<br />

Vertrieb in der Pflicht. Das Hedging<br />

dient in erster Linie dazu, die verbleibenden<br />

Risiken zu reduzieren.“ msc<br />

1000 Kilogramm Stahl notwendig, um<br />

<strong>ein</strong>e 500 Kilogramm schwere Karosserie<br />

herzustellen, werden heute 65 bis<br />

70 Prozent des angelieferten Materials<br />

genutzt – <strong>ein</strong>e Steigerung der Effektivität<br />

um bis zu 20 Prozent. Eine weitere,<br />

immer bedeutender werdende Quelle<br />

für Werkstoffe ist Recycling. Nach<br />

Einschätzung der Unternehmensberatung<br />

Roland Berger spart die deutsche<br />

Wirtschaft durch die Verwendung von<br />

Altmaterialen Kosten in Höhe von 3,7<br />

Milliarden ¤ jährlich <strong>ein</strong>.<br />

Doch trotz aller Einsparungsmöglichkeiten<br />

muss vor allem <strong>ein</strong> kluges und<br />

kosteneffizientes Management der<br />

Rohstoffe das Kostenrisiko für <strong>ein</strong> Unternehmen<br />

so gering wie möglich halten.<br />

K<strong>ein</strong>e leichte Aufgabe. Die Vielzahl<br />

an unterschiedlichen, in sich komplexen<br />

Ursachen macht <strong>ein</strong>es offensichtlich:<br />

Die <strong>Rohstoffpreise</strong> unterliegen <strong>ein</strong>em<br />

Geflecht mit<strong>ein</strong>ander verwobener<br />

<strong>Faktoren</strong>, das nur äußerst schwer zu<br />

durchschauen ist. Eine Prognose über<br />

die zukünftige Entwicklung ist daher<br />

– selbst für Experten wie Dieter Schadenberger<br />

und Roland Preisler von der<br />

Abteilung Materialpreissicherung bei<br />

der Kolbenschmidt Pierburg AG – nur<br />

sehr schwierig zu geben.<br />

Fotosearch - Composing: René Dahlmanns<br />

KONZERN-GLOBAL<br />

5


6<br />

„Im Rahmen unserer<br />

Analyse des<br />

<strong>Rohstoffpreise</strong>xposures<br />

haben<br />

wir innerhalb der<br />

Kolbenschmidt-<br />

Pierburg-Gruppe<br />

vielfältige Einzelregelungen<br />

in den<br />

Eink<strong>auf</strong>s- und<br />

Verk<strong>auf</strong>sbedingungen<br />

vorgefunden, was <strong>auf</strong>grund<br />

der verschiedenen dezentral geführten<br />

Geschäftsbereiche nicht verwunderte.<br />

Diese mussten wir dann<br />

im Hinblick <strong>auf</strong> die Risikoanalyse<br />

und die Entwicklung der Sicherungsstrategien<br />

<strong>auf</strong> wenige Standardfälle<br />

reduzieren“, erläutert Dieter Schadenberger<br />

vom Team der Abteilung<br />

Materialpreissicherung bei Kolbenschmidt<br />

Pierburg.<br />

Während die Gesellschaften im<br />

Wesentlichen <strong>auf</strong> Tagespreisbasis<br />

<strong>ein</strong>k<strong>auf</strong>en, existieren <strong>auf</strong> der Verk<strong>auf</strong>sseite<br />

viele unterschiedliche<br />

Materialteuerungszuschläge (MTZ)<br />

bzw. Festpreisregelungen. Die geringsten<br />

Probleme bereiten hier die<br />

kurz l<strong>auf</strong>enden MTZ-Varianten, bei<br />

denen sich der Verk<strong>auf</strong>spreis für<br />

den Materialanteil des Produktes<br />

zum Beispiel <strong>auf</strong> Basis des Durchschnittspreises<br />

von Aluminium an<br />

der Börse im Vormonat bildet. In<br />

diesem Fall liegt es im Geschick des<br />

Eink<strong>auf</strong>s, das Material höchstens zu<br />

diesem Preis <strong>ein</strong>zuk<strong>auf</strong>en.<br />

Schadenberger: „Anders stellt sich<br />

die Situation jedoch bei lang l<strong>auf</strong>enden<br />

MTZ-Regelungen dar, da unsere<br />

Lieferanten sich entweder scheuen,<br />

das angefragte Material (z.B. <strong>ein</strong>e Legierung<br />

zum Festpreis zur Lieferung in<br />

sechs Monaten) zu verk<strong>auf</strong>en oder dieses<br />

so teuer anbieten, dass dies aus<br />

wirtschaftlicher Sicht nicht sinnvoll<br />

ist. Hier bietet sich dann die Sicherung<br />

des Preises – auch Hegding genannt<br />

– anhand <strong>ein</strong>es Terminkontraktes an<br />

der Börse an, um das Preisrisiko aus<br />

diesem Zeitversatz zu reduzieren. In<br />

Bezug <strong>auf</strong> <strong>ein</strong>en 6-Monats-MTZ bedeutet<br />

dies, dass sich der Preis, den der<br />

Kunde für die Lieferung im 2. Halbjahr<br />

bezahlt, bereits im Verl<strong>auf</strong> des 1. Halbjahres<br />

bildet. Die Lösung liegt darin,<br />

die benötigte Menge fortl<strong>auf</strong>end <strong>ein</strong><br />

halbes Jahr im Voraus über die Börse<br />

zu sichern, d.h. bereits im Januar des<br />

Jahres über die für den Juli erwartete<br />

Tonnage Futures abzuschließen. Dies<br />

führt dazu, dass <strong>auf</strong>grund der verschiedenen<br />

Sicherungszeitpunkte sich der<br />

Preisdurchschnitt aus allen Kontrakten<br />

ausbildet.“<br />

„Üblicherweise sind die Umsätze<br />

nicht gleich verteilt“, erklärt Dieter<br />

Schadenberger. „Durch Weihnachtsfeiertage<br />

und die Urlaubszeit im Sommer<br />

ist das erste Halbjahr – von den<br />

Umsätzen her gesehen – meist stärker<br />

als das zweite Halbjahr. Gleichwohl<br />

funktioniert der Automatismus<br />

mit Durchschnittspreisen gut und minimiert<br />

Risiken.“<br />

Fotos (2): Thomas Klink<br />

Die Menschen<br />

hinter dem Job<br />

msc Neckarsulm. Dieter Schadenberger<br />

(40 – Foto rechts) ist Diplom-<br />

Wirtschaftsingenieur und arbeitet seit<br />

2005 bei Kolbenschmidt Pierburg. Zuvor<br />

war er im Bereich Konsolidierung<br />

und Steuern bei der Evobus GmbH tätig.<br />

Von dort wechselte der gebürtige<br />

Ulmer zur Fairchild Dornier GmbH als<br />

Controller für Spezialprojekte und wurde<br />

später Leiter Controlling der Aditron<br />

AG, der ehemaligen Elektroniksparte<br />

des Rh<strong>ein</strong>metall-Konzerns. Bei der<br />

Kolbenschmidt Pierburg AG begann er<br />

zunächst als stellvertretender Leiter<br />

bs Düsseldorf/Neckarsulm. Die Kol-<br />

benschmidt Pierburg AG ist natürlich<br />

nur <strong>ein</strong>es von vielen Unternehmen in<br />

Deutschland, das durch volatile <strong>Rohstoffpreise</strong><br />

vor <strong>ein</strong>e echte Herausforderung<br />

gestellt wird. Überall stellen die<br />

steigenden Kosten für Energie und Werkmaterialien<br />

die Betriebe vor wachsende<br />

Probleme. Beispiel Rh<strong>ein</strong>bahn<br />

AG in Düsseldorf:<br />

Die Busse des Nahverkehrsunternehmens<br />

verbrauchen<br />

pro Jahr rund zwölf<br />

Millionen Liter Diesel.<br />

Steigende Treibstoffpreise<br />

stellen<br />

also <strong>ein</strong>e erhebliche<br />

Belastung für<br />

die Rh<strong>ein</strong>bahn AG<br />

dar: „Ein Anstieg<br />

des Dieselpreises<br />

um nur zehn Prozent<br />

würde unsere Kosten um<br />

<strong>ein</strong>e Million Euro erhöhen“,<br />

erklärt Vorstandssprecher<br />

Dirk Biesenbach.<br />

Die Strategie der Rh<strong>ein</strong>bahn<br />

AG, die Risiken steigender<br />

Rohstoffkosten zu minimieren,<br />

ist <strong>ein</strong>fach, aber effektiv: Seit<br />

2003 sichert das Düsseldorfer Unternehmen<br />

s<strong>ein</strong>en kompletten Jahresbedarf<br />

an Diesel über Optionen ab. Biesenbach<br />

erklärt: „Wenn der Preis über<br />

den „Strike“ (Ausübungspreis der Option)<br />

steigt, bekommen wir Geld von der<br />

Bank, wird er unterschritten, erhalten<br />

wir nichts.“ Diese Form der Absicherung<br />

hat sich bislang als sehr erfolgreich für<br />

die Rh<strong>ein</strong>bahn AG erwiesen: „Über den<br />

ganzen Zeitraum sind wir durch die Ab- Ab-<br />

KONZERN-GLOBAL<br />

Dennoch verbleibt das Problem des<br />

so genannten „Contango“, d.h. dass<br />

der Terminkurs über dem des Tagesoder<br />

Kassakurses liegt. Diese Differenz<br />

ist limitiert durch die Kosten für<br />

zum Beispiel Lagerhaltung, Finanzierung<br />

und Versicherung.<br />

Das größte Risiko jedoch stellen die<br />

Umfänge dar, für die mit den Kunden<br />

von Kolbenschmidt Pierburg k<strong>ein</strong>e<br />

MTZ-Regelungen ver<strong>ein</strong>bart werden<br />

konnten. Dies ist der Fall, sofern der<br />

Umfang des entsprechenden Rohstoffes<br />

nur <strong>ein</strong>en verschwindend geringen<br />

Anteil am Produktpreis ausmacht.<br />

Dennoch stellt dies <strong>ein</strong> Risiko dar,<br />

wenn sich diese Kl<strong>ein</strong>mengen <strong>auf</strong>grund<br />

der gefertigten Stückzahlen<br />

doch zu respektablen Mengen summieren,<br />

wie dies zum Beispiel bei den<br />

Kupferkabeln der elektrischen Kühlmittelpumpen<br />

der Fall ist.<br />

Hier kommt dann das dynamische<br />

Sicherungsmodell zum Tragen: Die<br />

geplanten Mengen des Folgejahres<br />

werden <strong>auf</strong> Tranchen <strong>auf</strong>geteilt, und<br />

für die Einzeltranchen werden Preisobergrenzen<br />

defi niert. Damit werden<br />

– unabhängig von dem in der Kalkulation<br />

des Produktes zugrunde geleg-<br />

ten <strong>Rohstoffpreise</strong>s – die zusätzlich<br />

resultierenden Preisrisiken begrenzt.<br />

Aufgrund der starken Wettbewerbssituation<br />

ist es jedoch nicht ratsam,<br />

Chancen durch <strong>ein</strong>e Sicherung <strong>auf</strong> zu<br />

hohem Niveau zu vergeben; d.h. bei<br />

fallenden Preisen werden der Markt<br />

begleitet und die Preisobergrenzen<br />

als Auslösemarken für die Tranchen<br />

entsprechend abgesenkt.<br />

„Wir beobachten die Märkte und<br />

versuchen dabei gleichzeitig, nicht<br />

zu schnell zu reagieren, um uns Chancen<br />

durch eventuell sinkende Preise<br />

offen zu halten“, so Schadenberger.<br />

Sicherungsmöglichkeiten<br />

und deren Funktionsweise<br />

Controlling und kam dann zu der neu<br />

gegründeten Abteilung Z-VM.<br />

Roland Preisler (Foto links) ist Diplom-<br />

K<strong>auf</strong>mann mit vorheriger Bankausbildung.<br />

S<strong>ein</strong>en Berufs<strong>ein</strong>stieg machte er im klassischen<br />

Bankgeschäft bei der Hypover<strong>ein</strong>sbank<br />

in Stuttgart und stieg dann ins<br />

Risikomanagement und Consulting der<br />

Deutschen Bank <strong>ein</strong>, wo er auch Commodity-Risiken<br />

betreute. Im Jahr 2000 kam<br />

der 39-Jährige erstmals in Berührung mit<br />

der London Metal Exchange; danach<br />

wechselte er zur Energie Baden-Württemberg<br />

AG (EnBW), um in der Schweiz<br />

Handelsgeschäfte im Energiemarkt zu<br />

betreuen. Preisler ist seit Oktober 2007<br />

bei der Kolbenschmidt Pierburg AG in<br />

der Abteilung für Materialpreissicherung<br />

angestellt.<br />

sicherungsgeschäfte gegenüber unserer<br />

Planung mit rund 1,5 Millionen ¤ im<br />

Plus“, so Biesenbach.<br />

Weiter mit dem Beispiel <strong>ein</strong>es Unternehmens,<br />

das besonders stark<br />

von Rohstoffkosten abhängig ist: Der<br />

Deutschen Lufthansa AG. Jährlich verbrauchen<br />

die Flugzeuge der Luftfahrtgesellschaft<br />

etwa 8,3 Millionen Tonnen<br />

Kerosin. 2007 mussten rund 17 Prozent<br />

der betrieblichen Aufwendungen des<br />

Unternehmens all<strong>ein</strong>e für Treibstoff<br />

verwendet werden. Und die Tendenz<br />

ist steigend: Im ersten Halbjahr 2008<br />

waren es nicht weniger als 24 Prozent<br />

aller Betriebs<strong>auf</strong>wendungen. Um die<br />

Belastung so gering wie möglich zu halten,<br />

setzt die Lufthansa deswegen <strong>ein</strong>e<br />

Treibstoffpreis-Sicherung mit <strong>ein</strong>em<br />

Zeithorizont von 24 Monaten <strong>ein</strong>. Ziel<br />

dieser Hedging-Politik ist es, die Auswirkungen<br />

der schwankenden Treibstoffpreise<br />

langfristig zu minimieren. „Die<br />

gestiegenen Treibstoffkosten <strong>wirken</strong><br />

sich selbstverständlich <strong>auf</strong>s Ergebnis<br />

aus“, stellt Hans-Werner Polzin, Director<br />

Risk Management & Supply bei der<br />

Lufthansa fest, „doch dank <strong>ein</strong>er guten<br />

Sicherungspolitik konnten wir dem Unternehmen<br />

genug Atemluft verschaffen,<br />

um sich dem Trend zu höheren Preisen<br />

auch langfristig anzupassen.“<br />

Die Lufthansa bedient sich der üblichen<br />

Marktinstrumentarien wie<br />

Terminkontrakte und Optionen, überwiegend<br />

für Rohöl. Die Sicherungsstrategie<br />

folgt <strong>ein</strong>er klaren Linie: „Der<br />

Dies hängt indes von den eigenen<br />

Marktbeobachtungen, den Einschätzungen<br />

der Broker sowie Analysen<br />

und den Reuters-Meldungen ab.<br />

Wird die <strong>ein</strong>mal festgelegte, oberste<br />

Grenze erreicht, sichert die Abteilung<br />

Materialpreissicherung (Z-VM) dieses<br />

Preisniveau anhand der Futures<br />

für <strong>ein</strong>e Tranche ab, bevor die Preise<br />

noch weiter steigen.<br />

Wenn der Eink<strong>auf</strong> den Preis für das<br />

benötigte physische Material für die<br />

Produktion – sei es als Rohstoff, Legierung<br />

oder Semi-Produkt – verhan-<br />

Exposure-Horizont liegt bei zwei Jahren,<br />

der angestrebte Sicherungsgrad<br />

bei rund 85 Prozent. Er wird jeweils<br />

für das l<strong>auf</strong>ende halbe Jahr erreicht;<br />

jeden Monat werden rund fünf Prozent<br />

der geplanten Menge in Einzelschritten<br />

abgesichert“, so Polzin.<br />

Die Absicherung des Rohölpreises<br />

wird nach Möglichkeit um die Sicherung<br />

der Preisdifferenz zwischen<br />

Rohöl und Kerosin, des so genannten<br />

„Cracks“, ergänzt. Zwar wird der<br />

Kerosinpreis von der Rohölpreisentwicklung<br />

bestimmt; er unterliegt<br />

aber auch <strong>ein</strong>er selbständigen Marktentwicklung.<br />

Diese wird insbesondere<br />

dadurch be<strong>ein</strong>fl usst, wie sich die<br />

Raffi neriekapazitäten entwickeln, und<br />

wie sich die Preise zwischen den <strong>ein</strong>zelnen<br />

Ölprodukten verschieben.<br />

Als weitere Maßnahme zur Risikoreduktion<br />

hat sich der Treibstoffzuschlag<br />

im Markt etabliert. Es ist jedoch<br />

ungewiss, in welchem Umfang<br />

sich der Zuschlag bei weiter steigenden<br />

Treibstoffpreisen oder im Umfeld<br />

<strong>ein</strong>er konjunkturellen Abkühlung im<br />

Kundenumfeld durchsetzen lässt.<br />

Und was passiert, wenn der Ölpreis<br />

sinkt? Im Falle <strong>ein</strong>es Rückgangs der<br />

Treibstoffpreise um 20 Prozent unter<br />

das Preisniveau zum Ende des Geschäftsjahres<br />

2007 würde sich der Aufwand<br />

des Lufthansa Konzerns um rund<br />

520 Millionen ¤ reduzieren. Die hiermit<br />

verbundene Entlastung würde jedoch<br />

durch die im Rahmen der gewählten<br />

delt hat ist es nötig, zeitnah die Gegenposition<br />

zu dem Börsenkontrakt<br />

<strong>ein</strong>zugehen. Man spricht hier von<br />

„glattstellen“. Dieser Vorgang stellt<br />

sicher, dass aus dem Sicherungsgeschäft<br />

k<strong>ein</strong>e weiteren Wertveränderungen<br />

resultieren. Bei gestiegenen<br />

<strong>Rohstoffpreise</strong>n ergibt sich aus dem<br />

Börsengeschäft <strong>ein</strong> Gewinn, der die<br />

höheren Eink<strong>auf</strong>spreise für die Rohstoffe<br />

ausgleicht und umgekehrt.<br />

Wenn <strong>ein</strong> geschlossener Terminkontrakt<br />

fällig wird, müsste theoretisch<br />

entschieden werden, ob das Material<br />

tatsächlich geliefert werden soll.<br />

Dazu Roland Preisler: „Wenn wir gar<br />

nichts machen, erhalten wir Papiere<br />

zur Auslagerung des physischen Materials<br />

aus <strong>ein</strong>em der Lagerhäusern<br />

der London Metal Exchange. Diese<br />

befi nden sich zum Beispiel in Rotterdam,<br />

London und Shanghai, sind<br />

allerdings auch an vielen anderen Orten<br />

der Erde vertreten. Einen Einfl uss<br />

dar<strong>auf</strong>, <strong>auf</strong> welches Lagerhaus der<br />

Lagersch<strong>ein</strong> ausgestellt ist, haben<br />

wir nicht.“ Doch um die physische<br />

Lieferung geht es gar nicht – mit dem<br />

Hedging soll lediglich das Ergebnisrisiko<br />

aus Preissteigerungen abgedeckt<br />

werden. Dieses resultiert aus<br />

den steigenden Eink<strong>auf</strong>spreisen für<br />

die Rohstoffe, die nicht an die Kunden<br />

weitergegeben werden können.<br />

Folglich geht das Z-VM-Team spätestens<br />

zum Endtermin <strong>ein</strong>es jeden Kontrakts<br />

die Gegenposition <strong>ein</strong>, um die<br />

Position auszugleichen. msc<br />

Sicherungsinstrumente verk<strong>auf</strong>ten Put-<br />

Optionen und reduzierten Treibstoffzuschläge<br />

teilweise wieder verringert.<br />

Auch bei der Mahle Gruppe aus Stuttgart,<br />

<strong>ein</strong>em der größten Automobilzulieferer<br />

Deutschlands, versucht man den<br />

Preissteigerungen für Stahl, Aluminium<br />

und andere Metallrohstoffe durch Absicherungsver<strong>ein</strong>barungenentgegenzu<strong>wirken</strong>.<br />

„Wir haben mit vielen Automobilherstellern<br />

<strong>ein</strong>e MTZ-Regelung<br />

(Materialteurerungszuschlag) ver<strong>ein</strong>bart.<br />

So bleiben wir nicht all<strong>ein</strong>e <strong>auf</strong> den Preissteigerungen<br />

sitzen“, erklärt Geschäftsführer<br />

H<strong>ein</strong>z Junker. Einen kompletten<br />

Ausgleich könne es aber durch MTZ-Regelungen<br />

nicht geben, wie Junker zugibt.<br />

Daher habe man versucht, über Versicherungen<br />

die Auswirkungen der<br />

Preisexplosion <strong>auf</strong> dem Rohstoffsektor<br />

Strategien anderer Unternehmen<br />

abzufedern. Im vergangenen Jahr hatte<br />

Mahle Materialpreiserhöhungen von<br />

insgesamt 85 Millionen ¤ zu verkraften.<br />

Davon konnten immerhin 53 Millionen<br />

¤ über vorher ver<strong>ein</strong>barte Abkommen<br />

kompensiert werden. Aber: „32 Millionen<br />

¤ sind bei uns hängengeblieben“,<br />

erklärt Junker und m<strong>ein</strong>t gleichzeitig,<br />

dass <strong>ein</strong> vollständiger Ausgleich der<br />

Preissteigerungen kaum möglich ist:<br />

„Eine komplette Absicherung wäre<br />

sehr teuer.“ Schließlich weist er in klaren<br />

Worten dar<strong>auf</strong> hin, dass auch die<br />

eigene Unternehmensstrategie ihre<br />

Risiken hat: „Wenn die Preise sinken<br />

würden, dann hätten wir Pech gehabt<br />

und würden dr<strong>auf</strong>l egen.“


Illustration: Joachim Oszinda<br />

Das Herz des internationalenBörsenhandels<br />

für Metalle<br />

schlägt an der<br />

britischen Themse.<br />

Ungefähr 90 Prozent<br />

des weltweiten<br />

Handels mit<br />

unedlen Metallen,<br />

wie beispielsweise<br />

Kupfer, Nickel, Aluminium, Zinn oder<br />

Blei, läuft über die London Metal Exchange<br />

(LME), was die Rohstoffbörse<br />

der britischen Hauptstadt mit Abstand<br />

zum weltweit wichtigsten Marktplatz<br />

<strong>auf</strong> diesem Sektor macht. Gold – das<br />

klassische Anlegermetall – wird dort<br />

hingegen nicht gehandelt; die LME beschränkt<br />

sich ganz <strong>auf</strong> Transaktionen<br />

mit Industriemetallen. Und das mit<br />

großem Erfolg, denn die wachsende<br />

Nachfrage nach Rohstoffen bescher-<br />

KONZERN-GLOBAL 7<br />

Wachsende Nachfrage bescherte London Metal Exchange <strong>ein</strong>en sprunghaften Anstieg des Handelsvolumens<br />

Weltweit dominierend für Rohstoffkontrakte<br />

te der traditionsreichen Londoner Institution<br />

in den letzten Jahren <strong>ein</strong>en<br />

sprunghaften Anstieg des Handelsvolumens.<br />

Die Ursprünge der LME reichen bis in<br />

das Jahr 1571 zurück, als die K<strong>auf</strong>l eute<br />

der englischen Hauptstadt die „Royal<br />

Exchange“ ins Leben riefen, um Metalle<br />

und andere Waren zu k<strong>auf</strong>en und<br />

zu verk<strong>auf</strong>en. Industrialisierung und<br />

Kolonisierung brachten im Verl<strong>auf</strong> des<br />

19. Jahrhunderts <strong>ein</strong>e enorme Steigerung<br />

des Handels – gerade auch mit<br />

Rohstoffen. Die britischen Fabriken<br />

hungerten nach den Bodenschätzen<br />

aus dem Empire. Die vielen Quellen<br />

aus aller Welt machten den Markt jedoch<br />

zunehmend kompliziert und unübersichtlich.<br />

Man erkannte bald die<br />

Notwendigkeit, die täglichen Geschäfte<br />

über Metalle an <strong>ein</strong>em zentralen Ort<br />

abzuwickeln. So gründeten <strong>ein</strong>ige bedeutende<br />

Londoner Händler schließlich<br />

1877 die LME.<br />

Zunächst wurden nur Kupfer und<br />

Zinn, bald danach auch Blei und Zink<br />

gehandelt. Seit den siebziger Jahren<br />

des 20. Jahrhunderts sind <strong>auf</strong> Grund<br />

dp Neckarsulm. Systematisches Rohstoff-Risikomanagement,<br />

wie es im<br />

Rh<strong>ein</strong>metall-Konzern seit längerem<br />

betrieben wird, ist mittlerweile integrierter<br />

Bestandteil der Geschäftsprozesse<br />

und damit <strong>ein</strong> wichtiger Faktor<br />

für den nachhaltigen Unternehmenserfolg.<br />

In diesem hochkomplexen<br />

Kontext spielen die in diesem Glossar<br />

erläuterten Fachbegriffe – ohne<br />

Anspruch <strong>auf</strong> Vollständigkeit – <strong>ein</strong>e<br />

wichtige Rolle.<br />

★ Backwardation: Kursabschlag für<br />

Material <strong>auf</strong> Termin gegenüber direkt<br />

verfügbarem Material. Hintergrund<br />

ist <strong>ein</strong>e Verknappung der Metallbestände<br />

oder verstärkter Verkäufe<br />

<strong>auf</strong> Termin, was dazu führt, dass die<br />

Kassa-Notierung über dem Terminkurs<br />

liegt.<br />

★ Clearing-House: Die Geschäfte der<br />

Börsenmitglieder werden über diese<br />

unabhängige Verrechnungs stelle registriert<br />

und abgerechnet. Sie garantiert<br />

die Erfüllung aller registrierten<br />

Kontrakte, die zur Sicherheit hinterlegt<br />

werden müssen.<br />

der gestiegenen wirtschaftlichen Bedeutung<br />

Aluminium und Nickel hinzugekommen.<br />

Stahl, den für die industrielle Fertigung<br />

bei weitem bedeutendsten<br />

Metallrohstoff, suchte man bislang<br />

vergeblich – was sich in Zukunft aber<br />

ändern wird: „Zur Zeit erleben wir,<br />

dass langsam auch für Stahlkontrakte<br />

<strong>ein</strong> Markt an der Börse entsteht“,<br />

prognostiziert Dipl.-K<strong>auf</strong>mann Roland<br />

Preisler, bei der Kolbenschmidt Pierburg<br />

AG <strong>ein</strong>er der Verantwortlichen für<br />

Materialpreissicherung. „Stahlkontrakte<br />

werden erst seit Februar 2008<br />

an der LME gehandelt. Davor gab es<br />

weniger Interesse, weil die Preise bislang<br />

nicht so volatil waren.“ Zudem war<br />

es bislang schwierig, die Interessen<br />

von Investoren und Stahlproduzenten<br />

zusammenzubringen: Die Großen der<br />

Branche, wie Arcelor Mittal oder Thys-<br />

senKrupp, handeln die Preise für ihre<br />

Produkte lieber mit den Abnehmern<br />

direkt aus, statt den Weg über <strong>ein</strong>en<br />

transparenten Marktplatz zu gehen.<br />

Nichtsdestotrotz ersch<strong>ein</strong>t der börsliche<br />

Handel mit diesem Rohstoff zunehmend<br />

lohnenswert, nachdem auch<br />

die Stahlpreise seit <strong>ein</strong>igen Jahren<br />

starken Schwankungen unterliegen.<br />

Ein Beispiel zur Veranschaulichung:<br />

Anfang 2008 kostete <strong>ein</strong>e Tonne Flachstahl<br />

im Schnitt weniger als 500 ¤. Im<br />

April dieses Jahres dagegen mussten<br />

schon über 600 ¤ bezahlt werden.<br />

Sicherungsgeschäfte für Stahl sind<br />

derzeit allerdings nur bedingt möglich.<br />

„Der Markt wird noch <strong>ein</strong>e gewisse Zeit<br />

benötigen, um sich zu etablieren. Das<br />

war bei Aluminium genauso. Experten<br />

m<strong>ein</strong>en, dass der Markt erst dann erwachsen<br />

wird, wenn die großen Hersteller<br />

mitmachen – was eher der Fall<br />

s<strong>ein</strong> wird, wenn die Preise wieder fallen“,<br />

erläutert Preisler die Gründe.<br />

Die Geschäfte über die Rohstoffe<br />

werden im Wesentlichen über zwei Vertragstypen<br />

abgewickelt: So genannte<br />

„Futures“ und „Optionen“. Unter Fu-<br />

★ Contango: Kurs<strong>auf</strong>schlag für Material<br />

<strong>auf</strong> Termin gebenüber direkt verfügbarem<br />

Material, was den üblichen<br />

Zustand an den Metallbörsen darstellt.<br />

Hintergrund sind ausreichend<br />

verfügbares Material oder verstärkte<br />

Käufe <strong>auf</strong> Termin. Begrenzt wird das<br />

Contango zum Beispiel durch die<br />

Lagerhaltungs-, Finanzierungs- und<br />

Versicherungskosten.<br />

Die Begriffe und<br />

ihre Bedeutung<br />

★ Futures: K<strong>auf</strong>- oder Verk<strong>auf</strong>sverträge,<br />

die zu <strong>ein</strong>em späteren Zeitpunkt<br />

erfüllt werden müssen.<br />

★ Hedging: Darunter versteht man<br />

die Absicherung künftiger Verpfl ichtungen<br />

hinsichtlich Menge, Qualität,<br />

Preis und Liefertermin anhand standardisierter<br />

Verträge (vgl. Futures).<br />

★ Kassageschäft: <strong>ein</strong> K<strong>auf</strong>- oder Verk<strong>auf</strong>sgeschäft,<br />

das innerhalb zweier<br />

tures versteht man börsengehandelte<br />

Termingeschäfte, bei denen sich zwei<br />

Parteien verbindlich über den K<strong>auf</strong><br />

<strong>ein</strong>es Produkts zu <strong>ein</strong>em fi xen Zeitpunkt<br />

in der Zukunft (daher der Name<br />

„Future“) <strong>ein</strong>igen. Der Preis wird dabei<br />

schon bei Vertragsschluss festgelegt.<br />

Das hat zur Folge, dass zwischen dem<br />

ver<strong>ein</strong>barten K<strong>auf</strong>preis und dem realen<br />

Marktwert der Ware zum Lieferzeitpunkt<br />

<strong>ein</strong>e Diskrepanz bestehen kann<br />

– was gleichzeitig Chance und Risiko<br />

für beide Parteien ist.<br />

Optionen sind nur <strong>ein</strong>seitig verbindliche<br />

Vertragsgeschäfte. Der Käufer<br />

<strong>ein</strong>er Option erwirbt das Recht, beim<br />

Eintritt <strong>ein</strong>er vorher defi nierten Bedingung,<br />

während <strong>ein</strong>er bestimmten Frist<br />

(so genannte „amerikanische Option“)<br />

oder zu <strong>ein</strong>em festgelegten Datum<br />

(so genannte „europäische Option“)<br />

<strong>ein</strong>e Ware oder <strong>ein</strong> Wertpapier zu<br />

k<strong>auf</strong>en. Auch hier ist der K<strong>auf</strong>preis bereits<br />

bei Vertragsschluss festgelegt,<br />

aber im Gegensatz zum Future kann<br />

der Käufer die Option auch verfallen<br />

lassen, falls er möchte. Optionen können<br />

sowohl zum Verk<strong>auf</strong> („Put“) oder<br />

zum K<strong>auf</strong> („Call“) berechtigen.<br />

Auch an der LME werden ausschließlich<br />

Optionen oder Futures<br />

gehandelt, wobei die Futures ungefähr<br />

90 Prozent des Gesamtvolumens<br />

ausmachen. Innerhalb der zurückliegenden<br />

Jahre sind die Transaktionen<br />

mit Rohstoffkontrakten <strong>auf</strong> Grund<br />

der starken Nachfrage von <strong>ein</strong>em Geschäft<br />

für <strong>ein</strong>en kl<strong>ein</strong>en Kreis spezialisierter<br />

Experten auch für <strong>ein</strong> breiteres<br />

Anlegerpublikum interessant<br />

geworden.<br />

Doch zu <strong>ein</strong>em Marktplatz für den<br />

„kl<strong>ein</strong>en Anleger“ ist die Londoner<br />

Tage geschäftnach Abschluss erfüllt<br />

werden muss. (vgl. Termingeschäft)<br />

★ OTC (over-the-counter): <strong>ein</strong> Geschäftsabschluss,<br />

der nicht an der<br />

Börse gehandelt wird.<br />

★ Prompt Date: Der Börsentag, an<br />

dem der LME-Kontrakt (London Metal<br />

Exchange) fällig wird.<br />

★ Termingeschäft: Damit ist <strong>ein</strong> K<strong>auf</strong>oder<br />

Verk<strong>auf</strong>sgeschäft gem<strong>ein</strong>t, das<br />

hinsichtlich Menge, Qualität und<br />

Preis bestimmt und zu <strong>ein</strong>em fi xen<br />

Erfüllungstermin in der Zukunft fällig<br />

wird. (vgl. Kassageschäft)<br />

★ Volatile/Volatilität: Diese Begriffe<br />

stammen aus dem englischen<br />

Sprachraum und m<strong>ein</strong>en sinngemäß<br />

„veränderlich, beweglich, fl üchtig“.<br />

Im Aktienhandel bedeutet Volatilität<br />

veränderliche Werte, aber auch das<br />

Risikomaß <strong>ein</strong>er Aktie.<br />

★ Warrant: Lagersch<strong>ein</strong>, mit dem<br />

<strong>ein</strong>e bestimmte Menge an Metall <strong>auf</strong><br />

<strong>ein</strong>e benannte Person übertragen<br />

wird. Ausgestellt werden diese von<br />

<strong>ein</strong>em LME-lizenzierten Lagerhaus.<br />

Börse dadurch nicht geworden: „Der<br />

Zugang zur LME ist durch verschiedene<br />

Kriterien erschwert, zum Beispiel müssen<br />

Kreditlinien bestehen oder Sicherheitsleistungen<br />

bezahlt werden. Das<br />

breite Anlegerpublikum kann dort in<br />

der Regel nur indirekt über Fonds anlegen<br />

oder anhand von Optionssch<strong>ein</strong>en,<br />

die von Banken emitiert werden“, zählt<br />

Dipl.-Wirt.-Ing. Dieter Schadenberger<br />

von der Abteilung für Materialpreissicherung<br />

der Kolbenschmidt-Pierburg<br />

AG <strong>ein</strong>ige Gründe <strong>auf</strong>.<br />

Doch trotz dieser Beschränkungen<br />

boomt das Geschäft mit den Rohstoffkontrakten:<br />

Nicht weniger als 92,9 Millionen<br />

Verträge wurden im vergangenen<br />

Jahr über die Londoner Metallbörse<br />

abgewickelt. Dementsprechend ist das<br />

Handelsvolumen auch im Wert stetig<br />

gestiegen: 2007 wurden Terminkontrakte<br />

im Wert von 9,5 Billionen US-Dol-<br />

lar gehandelt – nach 8,1 Billionen Dollar<br />

im bereits hervorragenden Jahr 2006.<br />

Neben den bemerkenswerten Zuwachsraten<br />

zeichnet sich die LME durch<br />

<strong>ein</strong>e weitere Besonderheit aus: Im Gegensatz<br />

zu den meisten anderen Börsen<br />

spielt der klassische Parketthandel<br />

auch heute noch <strong>ein</strong>e gewichtige Rolle.<br />

Zwar wurde 2001 <strong>ein</strong> elektronisches<br />

Handelssystem implementiert, über<br />

das heute zusammen mit dem Telefon<br />

zwei Drittel des Handelsvolumens abgewickelt<br />

werden. Doch <strong>auf</strong> dem so genannten<br />

„Ring“ – <strong>ein</strong>em kreisrunden,<br />

roten Ledersofa in den Räumlichkeiten<br />

der LME – wird noch jeden Tag wie vor<br />

100 Jahren gehandelt: mit lauten Rufen,<br />

Gesten und jeder Menge Emotionen.<br />

Das passt zu <strong>ein</strong>er Institution, die<br />

Tradition und Zukunft so harmonisch<br />

mit<strong>ein</strong>ander verbindet. bs


Fotos (6): Thomas Klink<br />

8<br />

KONZERN-GLOBAL<br />

Die Produktfamilie Hochdruckpumpenlager der KS Gleitlager GmbH in St. Leon-Rot umfasst zwei unterschiedliche Gleitlagerwerkstofftypen, zwei unterschiedliche Produkttypen und unterschiedliche Abmessungen.<br />

KS Gleitlager GmbH ist <strong>ein</strong> international kompetenter Entwicklungspartner für die Lagerung bei Common-Rail-Einspritzpumpen<br />

Hochleistungs-Gleitlager für höchste Einspritzdrücke<br />

msc/kd St. Leon-Rot. Die jüngste<br />

Entwicklung der Kraftstoffpreise sowie<br />

die für die deutschen Autobesitzer<br />

und Autokäufer nicht transparente<br />

zukünftige Fahrzeugbesteuerung<br />

führen aktuell zu <strong>ein</strong>em deutlich<br />

veränderten K<strong>auf</strong>verhalten. Kunden<br />

kl<strong>ein</strong>erer Fahrzeuge entscheiden sich<br />

wieder stärker für Ottomotoren, zum<br />

Teil auch mit Gasausrüstung. Der<br />

Anteil dieselgetriebener Fahrzeuge<br />

ist zumindest kurzfristig rückläufig.<br />

Längerfristig werden jedoch <strong>auf</strong>grund<br />

des günstigeren Kraftstoffverbrau-<br />

ches und zur Erfüllung von CO2-Reduzierungen<br />

Dieselmotoren in Europa<br />

<strong>ein</strong>en stabilen Marktanteil behalten.<br />

In den Märkten USA und Indien kann<br />

durchaus mit <strong>ein</strong>er steigenden Zahl<br />

von dieselgetriebenen Fahrzeugen<br />

gerechnet werden.<br />

Die KS Gleitlager GmbH ist vor diesem<br />

Hintergrund in den vergangenen<br />

Jahren zu <strong>ein</strong>em anerkannten Entwicklungspartner<br />

in Sachen Lagerung von<br />

Common-Rail-Einspritzpumpen geworden.<br />

Der Gleitlagerspezialist aus St. Leon-Rot<br />

ist mittlerweile Serienlieferant<br />

bei den drei Common-Rail-Systemherstellern<br />

in Europa und verzeichnet mit<br />

Gleitlagern in dieser Anwendung <strong>ein</strong><br />

stetiges Geschäftswachstum.<br />

Hochdruck<strong>ein</strong>spritzpumpen sind<br />

Teil der Common-Rail-Einspritzanlage<br />

an modernen Dieselmotoren.<br />

Sie verdichten den Kraftstoff <strong>auf</strong> <strong>ein</strong><br />

hohes Druckniveau, so dass er über<br />

Einspritzdüsen sehr f<strong>ein</strong> zerstäubt in<br />

den Verbrennungsraum <strong>ein</strong>gespritzt<br />

werden kann. Heutige Common-Rail-<br />

Systeme arbeiten bei Systemdrücken<br />

von bis zu 2000 bar. Es gibt sogar Ent-<br />

Passt: Dr. Klaus Damm, in der Geschäftsleitung von KS Gleitlager verantwortlich<br />

für F&E und Qualität, begutachtet äußerst zufrieden <strong>ein</strong> neues Hochleistungslager.<br />

wicklungen, die dieses Niveau übersteigen.<br />

Die hohen Drücke sind zum <strong>ein</strong>en erforderlich,<br />

um die Dieselverbrennung<br />

emissionsarm zu ermöglichen. Zum<br />

anderen sorgen sie für das am Dieselmotor<br />

geschätzte Drehmoment- und<br />

Leistungsniveau. Derart hohe Drücke<br />

führen in der Einspritzpumpe zu sehr<br />

hohen Beanspruchungen in allen mechanischen<br />

Komponenten. Vor allem<br />

sind hier die Gleitlager zu nennen, in<br />

denen die Pumpenwelle <strong>auf</strong>genommen<br />

wird. Der Pumpenantrieb erfolgt<br />

über <strong>ein</strong>e Antriebskette. Die Kettenzugkraft<br />

führt zu <strong>ein</strong>er zusätzlichen<br />

Lagerbelastung.<br />

Infolge des begrenzten Bauraumes in<br />

der Pumpe steigt die Beanspruchung<br />

in den Gleitlagern so sehr, dass selbst<br />

bei Kühlung und Schmierung des Lagers<br />

mit Dieselkraftstoff <strong>ein</strong> Anl<strong>auf</strong>en<br />

der Welle in den Lagern nicht zu verhindern<br />

ist. Nur speziell für diesen so<br />

genannten Mischreibungs<strong>ein</strong>satz entwickelte<br />

Gleitlagerwerkstoffe ertragen<br />

die Beanspruchungen in Einspritzpumpen<br />

über die geforderte Lebensdauer<br />

ohne Gefahr des Ausfallens.<br />

Zwei Gleitwerkstofftypen aus dem<br />

Permaglide- Werkstoffportfolio der KS<br />

Gleitlager GmbH lösen die Lager<strong>auf</strong>gaben<br />

in Einspritzpumpen:<br />

H Hinter der Werkstoffbezeichnung<br />

KS P141 steht <strong>ein</strong> Stahl-Bronze-Kunststoffverbundwerkstoff,<br />

bei dem <strong>ein</strong><br />

kohlefaserverstärktes PTFE (Teflon)<br />

als L<strong>auf</strong>schicht dient. Die Kunststoffmasse<br />

ist <strong>ein</strong>gebettet in <strong>ein</strong> poröses<br />

Bronze-Sintergerüst, das der Lagerkraft-<br />

und Wärmeableitung dient. Die<br />

Belastbarkeitsgrenze von Gleitlagern<br />

aus dem Werkstoff KS P141 liegt etwa<br />

bei 15 MPa. Dieser spezifische Wert<br />

entspricht <strong>ein</strong>er absoluten Lagerkraft<br />

von etwa <strong>ein</strong>er Tonne in <strong>ein</strong>em Gleitlager<br />

mit 25 Millimetern Innendurchmesser.<br />

Begrenzt ist zudem die Erosionsfestigkeit<br />

des Werkstoffes, der<br />

Widerstand gegen Herausspülen des<br />

Kunststoffes aus dem Lager bei sehr<br />

hohen Strömungsgeschwindigkeiten<br />

im Lagerspalt.<br />

H Beim Gleitlagerwerkstoff KS P212<br />

wurden sämtliche Versagensgrenzwerte<br />

deutlich nach oben verschoben. Anders<br />

als beim Werkstoff KS P141 besteht hier<br />

die L<strong>auf</strong>schicht aus <strong>ein</strong>em nanopartikelund<br />

kohlefaserverstärkten Hochleistungsthermoplasten<br />

„Peek“. Auch bei<br />

diesem Werkstoff ist die Kunststoffl<strong>auf</strong>schicht<br />

über <strong>ein</strong>e poröse Bronze mit<br />

dem Stahlrücken verbunden. Gleitlager<br />

aus diesem neuen Werkstoff ertragen<br />

Beanspruchungen deutlich über 15 MPa.<br />

Sie sind hoch widerstandsfähig gegen<br />

Strömungserosion und besitzen hervorragende<br />

Notl<strong>auf</strong>sicherheit im Falle von<br />

Mischreibung.<br />

In die gesamte Fertigungskette für<br />

diese „Peek“-Lager wurde im Gleit-<br />

lagerwerk St. Leon-Rot kräftig investiert.<br />

Eine gänzlich neuartige Vormaterialfertigungslinie<br />

wurde installiert.<br />

Hier wird die extern extrudierte, durch<br />

KS Gleitlager aber patentrechtlich geschützte<br />

„Peek“-Folie <strong>auf</strong> das Stahl-<br />

Bronze-Sinterband <strong>auf</strong>gebracht.<br />

Dieser – Temperatur und Druck <strong>auf</strong>bringende<br />

– quasi-kontinuierliche Verbindungsprozess<br />

ist <strong>ein</strong>zigartig in der<br />

Gleitlagerwelt. Darüber hinaus wurde<br />

in <strong>ein</strong>e Laserschweißanlage zum Fügen<br />

von Anl<strong>auf</strong>scheiben an zylindrische<br />

Lagerbuchsen neu installiert.<br />

Neben der Fertigungskapazität für<br />

Serienteile wurde für das Produktsegment<br />

Einspritzpumpenlager erheblich<br />

in Simulations- und Prüftechnik investiert.<br />

So werden alle Gleitlager für<br />

Common-Rail-Pumpen im Zuge der Produktentwicklungsphase<br />

mittels <strong>ein</strong>es<br />

speziellen Berechnungsprogramms<br />

ausgelegt bzw. optimiert. Die Eingangsgrößen<br />

für die computergestützte<br />

Simulation sind: Geometriedaten<br />

der Pumpe, die Kenngrößen des Dieselkraftstoffes<br />

sowie Betriebsgrößen<br />

wie Drehzahlen und Temperaturen.<br />

Berechnet werden daraus sämtliche<br />

elastischen Deformationen unter Last<br />

und Temperatur sowie schließlich die<br />

kritischen Größen im Schmierspalt des<br />

Lagers wie Spaltweite, Durchfluss, Lagertemperatur<br />

und Stellen drohender<br />

Mischreibung. Die Gleitlagerspezialisten<br />

aus St. Leon-Rot erkennen daraus<br />

die Versagensrisiken des Gleitlagers<br />

und können gem<strong>ein</strong>sam mit den Entwicklern<br />

des Kunden Optimierungen<br />

vornehmen.<br />

Gleitlager für Common-Rail-Einspritzpumpen<br />

werden bei KS Gleitlager im<br />

Zukunft: Dr. Peter Spahn, Chef des Geschäftsbereiches Gleitlager in St. Leon-Rot,<br />

hat weitere internationale Erfolge mit der Produktfamilie Peek-Gleitlager im Visier.<br />

Rahmen der Entwicklung und in der<br />

Serie <strong>auf</strong> Herz und Nieren getestet<br />

und geprüft. Spezialprüfstände für<br />

Werkstoffkennwerte bis hin zu <strong>ein</strong>em<br />

Prüfstand für <strong>ein</strong>e komplette Einspritzpumpe<br />

– ausgerüstet mit umfangreicher<br />

Messtechnik – stehen im Prüffeld<br />

in St. Leon-Rot zur Verfügung.<br />

Werkstoffentwicklung, Produktentwicklung,<br />

Erprobung, Serienlieferung<br />

und Prüfung bilden die Kompetenzbaust<strong>ein</strong>e<br />

für KS Gleitlager als führender<br />

Lagerhersteller für Common-Rail-<br />

Einspritzpumpen.<br />

Arbeitsalltag am Firmensitz der KS Gleitlager GmbH in St. Leon-Rot (v.l.n.r.): Benjamin Mahmoud, Maschinen<strong>ein</strong>richter in der Sonderteilefertigung, beim Einrichten des Beladeroboters an der Laserschweißanlage<br />

für Bundbuchsen. Daneben verfolgt Jürgen Weiser, Mitarbeiter im Prüffeld in St. Leon-Rot, konzentriert den Prüfl<strong>auf</strong> <strong>ein</strong>er Hochdruck<strong>ein</strong>spritzpumpe. Rechts ist Henry Möbius, Teamleiter<br />

im Sinterbandbereich, an der Materialzuführung zur neuen Heißpresslinie zu sehen. Die „Peek“-Folie wird kontinuierlich <strong>auf</strong> das Stahl-Bronze-Sinterband <strong>auf</strong>gelegt und in der Presse <strong>auf</strong>geschmolzen.


EIN FOTOGRAFISCHER BRÜCKENSCHLAG zwischen dem Firmensitz des international <strong>auf</strong>gestellten Rh<strong>ein</strong>metall-Konzerns <strong>ein</strong>schließlich s<strong>ein</strong>er<br />

architektonisch gelungenen Verknüpfung von Tradition und Modernität und moderner (Industrie-)Architektur in der nordrh<strong>ein</strong>-westfälischen Landeshauptstadt<br />

– diese Intention hat Nicole Paschen in den <strong>auf</strong> dieser „Profil“-Seite präsentierten Bildmotiven umgesetzt. Die 38-Jährige – sie arbeitet in der<br />

Steuerabteilung der Rh<strong>ein</strong>metall AG – fotografiert seit ihrem 13. Lebensjahr; damals entdeckte sie ihre Liebe zu diesem Sujet während <strong>ein</strong>er Foto-AG.<br />

Seither geht sie immer wieder, aktuell ausgestattet mit <strong>ein</strong>er Digital-Spiegelreflexkamera vom Typ Canon EOS 400 D, auch ganz spontan <strong>auf</strong> Motivsuche Paschen<br />

in ihrer Heimatstadt: „Ich bin beispielsweise in Summe zwei Tage kreuz und quer durch Düsseldorf gefahren, um die hier gezeigten Bilder <strong>ein</strong>zufangen.“<br />

Wobei die gebürtige Rh<strong>ein</strong>länderin klare Linien und Strukturen, die kühle Ästhetik moderner, zweckorientierter Architektur bevorzugt ins Bild gerückt Nicole<br />

hat: „Ich mag Hochhäuser.“ Aber nicht nur: „Auch die Natur und die Menschen faszinieren mich.“ Ihr <strong>auf</strong>wändig strukturiertes Fotoarchiv, das mehr als<br />

(10):<br />

<strong>ein</strong>e Million Bilder umfasst, spricht da Bände. Das nächstes „Modell“ hat Nicole Paschen schon fest im Visier: Demnächst stattet sie der US-Metropole<br />

New York <strong>ein</strong>en mehrtägigen Besuch ab. Und weiß schon jetzt, dass sie mit mehreren Tausend Motiven nach „good old Germany“ zurückkehren wird… rds Fotos


Richtungsweisendes EMPA-Modernisierungsprojekt der Nitrochemie Aschau GmbH steht kurz vor dem Abschluss<br />

Großes Plus an Sicherheit, Qualität und Effizienz<br />

Die Produktionsanlagen<br />

für mehrbasigeTreibladungspulver<br />

am Standort<br />

Aschau stammen in<br />

der Mehrzahl aus<br />

der Mitte der sechziger<br />

Jahren des 20.<br />

Jahrhunderts und<br />

genügten nicht mehr<br />

modernen Ansprüchen an Sicherheit und<br />

Qualität. Die veralteten Anlagen verursachten<br />

vergleichsweise hohe Produktionskosten<br />

und entsprachen nicht den<br />

gültigen Arbeitsschutzrichtlinien sowie<br />

den verschärften Umwelterfordernissen.<br />

Der Standort stand damit vor <strong>ein</strong>er<br />

enormen Herausforderung, die mit Mut,<br />

Engagement und natürlich auch mit der<br />

Unterstützung der beiden Gesellschafter<br />

Rh<strong>ein</strong>metall und RUAG beherzt angegangen<br />

wurde. Am Anfang standen die<br />

notwendigen Vorbereitungsmaßnahmen:<br />

Machbarkeitsstudien mussten erstellt<br />

werden; außerdem wurden Überlegungen<br />

darüber angestellt, welche Kapazitäten<br />

die zukünftigen Produktionsanlagen zur<br />

Aschau am Inn. Seit mehreren Jahren ist die Nitrochemie Aschau GmbH (Teil<br />

des Geschäftsbereiches Antriebe von Rh<strong>ein</strong>metall Defence) in Aschau am Inn<br />

mit <strong>ein</strong>em ehrgeizigen Erneuerungsprojekt beschäftigt: EMPA. Hinter diesem<br />

Kürzel verbergen sich die Großinvestitionen zur Erneuerung der mehrbasigen<br />

Pulveranlagen in Aschau. Seit 2003 wurden rund sieben Millionen ¤ ausgegeben,<br />

um die Produktion von mehrbasigen Treibmitteln für die Bundeswehr<br />

und internationale Kunden in puncto Sicherheit, Arbeits- und Umweltschutz,<br />

Qualität sowie Effizienz zu optimieren – mit Erfolg, wie sich bei <strong>ein</strong>em Gang<br />

durch die Produktionsanlagen feststellen lässt. Die Modernisierung im Geschäftsbereich<br />

Antriebe von Rh<strong>ein</strong>metall Defence begann vor <strong>ein</strong>igen Jahren<br />

mit der Realisierung umfangreicher Investitionsvorhaben bei der Nitrochemie<br />

Wimmis AG und setzte sich anschließend mit der Erneuerung von Produktionsanlagen<br />

im Geschäftsfeld Chemie am Standort Aschau fort. Dritter und letzter<br />

Teil des Großvorhabens ist nun das EMPA-Projekt, das im Februar 2003<br />

begann und planmäßig Ende dieses Jahres zu Ende geführt werden wird.<br />

Erfüllung derzeitiger und kommender<br />

Aufträge besitzen müssen.<br />

Vor vier Jahren – 2004 – wurde das<br />

erste EMPA-Einzelprojekt in Angriff genommen.<br />

Dazu der Aschauer Projektleiter<br />

Franz Wenzl: „Beim Neubau <strong>ein</strong>er<br />

Intensivkneter-Anlage kam es in erster<br />

Linie dar<strong>auf</strong> an, die von uns hergestellte<br />

Knetmassequalität zu optimieren und<br />

gleichzeitig <strong>ein</strong>e Rationalisierung in der<br />

Fertigung zu erreichen. Dies geschah<br />

durch den Einsatz <strong>ein</strong>er neuen Technologie<br />

zur Herstellung von Knetmassen für<br />

Treibladungspulver. Außerdem haben wir<br />

die Arbeitsplatz- und Arbeitssicherheitsbedingungen<br />

modernen Erfordernissen<br />

Franz Wenzl: Das EMPA-Projekt optimiert<br />

auch den Arbeits- und den Umweltschutz.<br />

angepasst.“ Neben der Verbreiterung der<br />

Knetstraße wurde <strong>ein</strong>e neue Rohrbrücke<br />

für die Lösemittelversorgung errichtet.<br />

Auch die Abfüllung wurde erneuert: Sie<br />

geschieht nun nicht mehr wie bisher per<br />

Hand durch <strong>ein</strong>zelne Mitarbeiter, sondern<br />

wurde automatisiert – „nebenbei“ <strong>ein</strong><br />

wichtiger Beitrag zur Arbeitssicherheit,<br />

da das Heben schwerer Lasten erheblich<br />

reduziert werden konnte.<br />

„Auch bei den Lösemittelemissionen<br />

musste wie bei der Kühlwasserverwendung<br />

<strong>ein</strong>e umweltgerechte Lösung gefunden<br />

werden“, sagt Franz Wenzl. „Es wird<br />

heute z. B. k<strong>ein</strong> Kühlwasser mehr aus<br />

dem Inn entnommen, sondern wir nutzen<br />

das Wasser aus dem Produktionskreisl<strong>auf</strong>.<br />

Dadurch erreichen wir <strong>ein</strong>e kontrol-<br />

lierte Kühlwassertemperatur und können<br />

unter stets konstanten Umgebungsbedingungen<br />

arbeiten.“<br />

Die Rationalisierung in der Fertigung<br />

wurde unter anderem dadurch erreicht,<br />

dass durch den Einsatz <strong>ein</strong>er neuen Technologie<br />

Knetmassen genau definierter<br />

Form entstehen, die ohne Nacharbeitung<br />

direkt in die Pressanlage gelangen. „Die<br />

Knetanlage ist für die Typen der lösungsmittelhaltigen<br />

mehrbasigen Treibladungspulver<br />

notwendig“, erläutert Franz Wenzl:<br />

„Diese werden hauptsächlich für unseren<br />

britischen Kunden Royal Ordnance<br />

produziert, während die Bundeswehr<br />

ausschließlich lösungsmittelfreie Treibladungspulver<br />

abnimmt, die ohne Kneten,<br />

dafür aber mitttels Einsatz von Walzenanlagen<br />

hergestellt werden.“<br />

Die Intensivknetanlage wurde 2004<br />

<strong>ein</strong>schließlich der hochmodernen digitalisierten<br />

Steuerungstechnik komplett<br />

neu errichtet und im Oktober desselben<br />

Jahres in Betrieb genommen. Bei ihrem<br />

Bau war es natürlich – wie bei allen weiteren<br />

Schritten auch – wichtig, dass der<br />

l<strong>auf</strong>ende Produktionsbetrieb nicht gestört<br />

wurde und die Kunden ohne Verzug<br />

mit ihren Produkten beliefert werden<br />

konnten.<br />

Ähnlich lief es beim Einzelprojekt „Pressen“,<br />

das 2005 in Angriff genommen und<br />

Mitte 2007 abgeschlossen wurde. In dieser<br />

Zeit wurden die weltweit modernsten<br />

und sichersten Strangpressen für Treibladungspulver<br />

installiert, die die immerhin<br />

40 Jahre alten Pressen ersetzten. Ein<br />

wichtiges Teilstück der modernisierten<br />

Pressanlage ist die automatische Abnahme<br />

und Aufhängung von Pulversträngen;<br />

durch sie wurde neben der Verbesserung<br />

der Arbeitssicherheit <strong>ein</strong>e Reduzierung<br />

von Maschinenzeiten und Mannstunden<br />

und damit von Produktionskosten erzielt.<br />

Durch die Schaffung von konstanten<br />

Raumklimabedingungen wird heute<br />

zudem <strong>ein</strong>e gleich bleibende Qualität sichergestellt.<br />

Auch in der 2006 fertig gestellten neuen<br />

Mischanlage für Schüttpulver ist der<br />

Automatisierungsgrad deutlich erhöht<br />

worden. Die Prozesssteuerung wurde <strong>auf</strong><br />

EDV umgestellt: Sowohl die Zuführung<br />

des Produktes zur Mischtrommel als auch<br />

deren Entleeren geschehen seither vollautomatisch.<br />

Franz Wenzl: „In der Mischanlage<br />

haben wir Mensch und Maschine<br />

komplett von<strong>ein</strong>ander getrennt. Dies<br />

stellt <strong>ein</strong>e nachhaltige Verbesserung der<br />

Arbeitsbedingungen und der Sicherheit<br />

für unsere Mitarbeiter dar.“<br />

Dazu ergänzend Ulrich Focken, Betriebsleiter<br />

Mehrbasige Treibladungspulver:<br />

„Wir haben seit Inbetriebnahme der<br />

neuen Anlagen <strong>ein</strong>e historisch niedrige<br />

Unfallquote im Betrieb erreicht.“ Dies<br />

wurde vor allem auch mit wichtigen Verbesserungen<br />

im Außenbereich der Anlage<br />

erreicht: so genannte Stolperfallen wurden<br />

entfernt oder entschärft, Wege neu<br />

geteert, die Außenbeleuchtung erneuert<br />

sowie <strong>ein</strong>e Zugangssicherung in den sensiblen<br />

Arbeitsbereich installiert.<br />

Eine Verbesserung wurde zudem durch<br />

die Neukonstruktion der Mischanlage<br />

erreicht, durch die Ungleichmäßigkeiten<br />

beim Produkt (z. B. in der äußeren Form<br />

oder beim Feuchtigkeitsgehalt) ausgeglichen<br />

werden; gleichzeitig ist damit die<br />

Detonationsgefahr ausgeschlossen. „Unsere<br />

Kunden“, so Franz Wenzl, „sind in<br />

erster Linie die Munitionshersteller, und<br />

(Fortsetzung <strong>auf</strong> Seite 11)


Fotos (10): Thomas Klink<br />

Dank EMPA ist die Produktion mehrbasiger Treibmittel in puncto Sicherheit, Arbeits- und Umweltschutz, Qualität sowie Effizienz nachhaltig optimiert worden.<br />

(Fortsetzung von Seite 10)<br />

die legen Wert dar<strong>auf</strong>, dass bei jedem<br />

Schuss das gleiche Trefferbild entsteht.<br />

Deswegen müssen wir in der Produktion<br />

dafür sorgen, dass wir stets ausreichend<br />

homogene Pulver in die Patronen <strong>ein</strong>füllen,<br />

deren Füllgrad auch stets konstant<br />

s<strong>ein</strong> muss.“<br />

In die Mischanlage selbst wurde <strong>ein</strong><br />

Metalldetektor integriert. Ulrich Focken:<br />

„Das haben wir vor allem <strong>auf</strong> Wunsch unser<br />

amerikanischen Kunden getan. Durch<br />

Splitterabplatzungen an Walzen oder<br />

Messern können in das Pulver schon <strong>ein</strong>mal<br />

winzigste Metallteilchen gelangen,<br />

die durch den Einsatz der Detektoren<br />

wieder sicher ausgeschleust werden.“<br />

Das derzeit jüngste Projekt – es befindet<br />

sich bereits am Ende der Montagephase<br />

– ist die Errichtung <strong>ein</strong>er komplett<br />

neuen Walzanlage. „Damit betreten wir<br />

technologisches Neuland“, berichtet<br />

Franz Wenzl nicht ohne – berechtigten –<br />

Stolz: „Wir sind damit weltweit das erste<br />

Unternehmen, das den Walzprozess bei<br />

mehrbasigen Treibladungspulvern vollautomatisch<br />

durchführt.“<br />

Noch kippt <strong>ein</strong> Arbeiter die Pulvermasse<br />

aus <strong>ein</strong>er Tonne <strong>auf</strong> die Walze, <strong>auf</strong> der<br />

es mehrfach durchgewalzt wird. Heraus<br />

kommt <strong>ein</strong> linoleumartiger Belag, der <strong>auf</strong><br />

<strong>ein</strong>em heißen Metalltisch in Bahnen geschnitten<br />

und <strong>auf</strong>gerollt wird. „Diese sehr<br />

anstrengenden Arbeitsschritte werden in<br />

Zukunft automatisch abl<strong>auf</strong>en, und die<br />

Arbeiter werden k<strong>ein</strong>e sprengölhaltigen<br />

Dämpfe mehr <strong>ein</strong>atmen“, erläutert Wenzl:<br />

„Damit erreichen wir nicht nur <strong>ein</strong>e bedeutend<br />

höhere Ausbringungseffizienz<br />

von demnächst 20-Kilogramm-Chargen<br />

Explosivstoff, sondern auch <strong>ein</strong>e weitere<br />

Reduzierung der Gefahr von Arbeitsunfällen<br />

und der Umweltbelastung; auch der<br />

Ausschuss wird verringert.“<br />

Die Mitarbeiter kommen mit der Masse<br />

nicht mehr in Kontakt; automatisch verpackt<br />

wird das Produkt schließlich im sicheren<br />

Bereich abgenommen. Wichtig ist<br />

dabei auch die Schaffung <strong>ein</strong>es <strong>ein</strong>heitlichen<br />

Raumklimas. „Im Winter“, so erläu-<br />

tert Ulrich Focken, „kam es früher hin und<br />

wieder zu Bränden an der Anlage, weil<br />

dann die Luft trockender ist. Mit <strong>ein</strong>em<br />

das ganze Jahr hindurch gleich bleibenden,<br />

genau definierten Klima wird diese<br />

Gefahr künftig vermieden.“ In Betrieb genommen<br />

wird die Anlage voraussichtlich<br />

im Herbst dieses Jahres.<br />

Ein weiterer wichtiger Beitrag für den<br />

Umweltschutz ist die ebenfalls vorgesehene<br />

Erneuerung der Ablufttechnik. „Gem<strong>ein</strong>sam<br />

mit <strong>ein</strong>em externen Lieferanten<br />

haben wir <strong>ein</strong> Verfahren erarbeitet, um<br />

mit Hilfe speziell dafür gezüchteter Bakterien<br />

löse- und sprengölhaltige Abluft<br />

zu r<strong>ein</strong>igen“, berichtet Franz Wenzl. Die<br />

Vortrockenhäuser bei der Herstellung von<br />

Pulvern sind die Gebäude mit den derzeit<br />

höchsten Schadstoffemissionen. „Wenn<br />

sich die mikrobiologischen Anlagen im<br />

Dauertest bewährt haben, werden wir<br />

diese Gebäude mit der neuen Technologie<br />

ausrüsten und so <strong>ein</strong>en wertvollen<br />

Beitrag zur Luftr<strong>ein</strong>haltung leisten.“<br />

Dr. Christian Leitzbach


12<br />

KONZERN-INTERN<br />

Bruno Laschet: Gekonntes Gitarrenspiel mit virtuosen Kompositionen<br />

Kontakt zur kontrastierenden Kunst der Klänge<br />

Zürich/Düsseldorf. Am Anfang der<br />

musikalischen Entwicklung stehen<br />

die Geschenke von der Großmutter:<br />

„Mit 13 Jahren überredete ich m<strong>ein</strong>e<br />

Oma, mir <strong>ein</strong>e Neckermann-Gitarre<br />

zu k<strong>auf</strong>en. Es war 1966, die Beatles<br />

waren ‚in‘, und ich übte fleißig die<br />

ersten Akkorde. Zwei Jahre später<br />

bekam ich <strong>ein</strong>e Elektro-Gitarre geschenkt,<br />

wieder von Neckermann<br />

und wieder von der Oma“, erzählt<br />

Bruno Laschet, IT-Ausbilder bei der<br />

Oerlikon Contraves AG (OC) in Zürich.<br />

Er ist schon all<strong>ein</strong> durch s<strong>ein</strong>e<br />

mittlerweile zur Tradition gewordenen<br />

Konzerte im Unternehmen zum<br />

Jahreswechsel vielen s<strong>ein</strong>er Kollegen<br />

nicht nur als Experte für Software und<br />

Rechner, sondern auch als begnadeter<br />

Gitarrenvirtuose und talentierter Komponist<br />

bekannt.<br />

Schon früh kommt der gebürtige<br />

Rh<strong>ein</strong>länder in s<strong>ein</strong>er Familie mit der<br />

Kunst der Klänge in Kontakt: „M<strong>ein</strong> Vater<br />

spielte Violine und Mandoline und<br />

öffnete mir das Tor zur Musik. In den<br />

ersten Jahren war dies nur <strong>ein</strong> passives<br />

Zuhören, und ich lauschte den Operettenklängen,<br />

die er so liebte.“ Doch den<br />

jungen Bruno begeistern weniger<br />

die klassischen Klänge. Es sind<br />

die wilden sechziger Jahre,<br />

<strong>ein</strong>e Zeit des Umbruchs,<br />

gerade auch in der Musik,<br />

und die Beatles,<br />

Credence Clearwater<br />

Revival und Donovan<br />

be<strong>ein</strong>flussen<br />

und inspirieren den<br />

angehenden Gitarristen.<br />

„Ich merkte<br />

schnell, dass ich<br />

Rhythmus- und nicht<br />

Solo-Gitarrist war. Also<br />

suchte ich <strong>ein</strong>e Band,<br />

die nach <strong>ein</strong>em Rhythmus-<br />

Gitarristen Ausschau hielt.<br />

1970 habe ich mich der ersten<br />

Band angeschlossen, den ‚Scaremangers’.<br />

Wir spielten zunächst<br />

<strong>auf</strong> Rock-Festivals, später dann zu<br />

Kirmes-Veranstaltungen, denn mit<br />

Rockmusik war damals k<strong>ein</strong> Geld<br />

zu verdienen“, berichtet der heute<br />

55-jährige Laschet von s<strong>ein</strong>en<br />

ersten professionellen Schritten<br />

in die Musikwelt.<br />

Es folgen Engagements in unterschiedlichen<br />

Bands bis in die<br />

frühen achtziger Jahre. Doch mehr<br />

und mehr wird das Gitarrenspiel<br />

zum gelegentlichen Hobby, denn<br />

mittlerweile ist der geborene Zülpicher<br />

verheiratet und Vater von zwei<br />

Töchtern; 1983 beginnt er <strong>ein</strong> Informa-<br />

tikstudium an der Hochschule Aachen.<br />

1987 zieht die Familie nach Zürich, und<br />

Laschet nimmt s<strong>ein</strong>e Tätigkeit bei der<br />

Oerlikon Contraves AG <strong>auf</strong>. Für die Musik<br />

bleibt kaum noch Zeit; fast zehn<br />

Jahre lang verstauben das Instrument<br />

und die Notenhefte.<br />

Der Grund, warum sich das im Jahr<br />

1992 wieder ändert, ist <strong>ein</strong> – zunächst<br />

– wenig erfreulicher: „Eine schwere<br />

Krankheit, die mich monatelang ans<br />

Bett fesselte, änderte m<strong>ein</strong> Leben<br />

sehr. Ich hörte viel Musik, um mich<br />

abzulenken, und m<strong>ein</strong> Wunsch, Gi-<br />

tarre zu spielen, erwachte wieder. Im<br />

Dezember 1992, als m<strong>ein</strong>e Krankheit<br />

endlich überwunden war, besuchte ich<br />

den Christkindlmarkt in Salzburg und<br />

traf <strong>ein</strong>en Straßenmusiker, der <strong>auf</strong> <strong>ein</strong>er<br />

klassischen Gitarre zupfte. Ich war<br />

begeistert und k<strong>auf</strong>te mir s<strong>ein</strong>e CD“,<br />

erinnert sich Laschet an das Wieder<strong>auf</strong>leben<br />

der alten Leidenschaft.<br />

Besonders <strong>ein</strong> Stück begeistert ihn:<br />

„Jesu bleibet m<strong>ein</strong>e Freude“ von Johann<br />

Sebastian Bach, in <strong>ein</strong>er Interpretation<br />

von <strong>ein</strong>em amerikanischen<br />

Musiker, der in der Nähe von Hannover<br />

lebt – David Qualey. „Mir war klar: Ich<br />

wollte auch so spielen können“, so<br />

der Wahl-Züricher über s<strong>ein</strong>en neu erwachten<br />

musikalischen Ehrgeiz.<br />

Zu s<strong>ein</strong>em 40. Geburtstag im Juli<br />

1993 k<strong>auf</strong>t er sich s<strong>ein</strong>e erste klassische<br />

Gitarre. „Ich wusste nicht, was<br />

mich erwartet. Hatte ich überhaupt<br />

das Talent für so etwas? Ich ließ mir<br />

die Fingernägel wachsen und begann<br />

autodidaktisch mit den ersten Zupfversuchen.<br />

Die rechte Hand machte<br />

nicht mehr <strong>ein</strong>fach nur ‚Schrumm –<br />

Schrumm’, sondern die <strong>ein</strong>zelnen Finger<br />

mussten nun die Saiten zupfen.<br />

Mit der linken Hand hatte ich weniger<br />

Schwierigkeiten“, so Laschet über<br />

die Anpassung der Spielweise an das<br />

neue Instrument.<br />

Während <strong>ein</strong>es Urlaubs mit der Familie<br />

im Tessin im Jahr 1994 entdeckt er<br />

auch – sehr spontan – <strong>ein</strong> weiteres musikalisches<br />

Talent an sich: Das Komponieren:<br />

„In <strong>ein</strong>er tollen Stimmung <strong>auf</strong><br />

<strong>ein</strong>er Terrasse mit Blick <strong>auf</strong> den Lago<br />

Maggiore kam wie ‚aus heiterem Himmel’<br />

m<strong>ein</strong>e erste Melodie. Ich wollte<br />

nicht komponieren – es geschah <strong>ein</strong>fach.<br />

In weniger als <strong>ein</strong>er Stunde entstand<br />

das erste eigene Stück, und ich<br />

gab ihm – passend zum Urlaubsort –<br />

den Namen ‚Ticino’.“<br />

Doch zunächst liegt der Schwerpunkt<br />

s<strong>ein</strong>es künstlerischen Schaffens <strong>auf</strong><br />

dem Spiel, nicht <strong>auf</strong> der Komposition.<br />

Unterricht, Gitarrenworkshops – unter<br />

anderem bei s<strong>ein</strong>em Vorbild David<br />

Qualey – und tägliches Üben bestimmen<br />

das musikalische Wirken in der<br />

zweiten Hälfte der neunziger Jahre des<br />

20. Jahrhunderts.<br />

1999 entstehen die nächsten Stücke<br />

aus eigener Hand – und das Verfassen<br />

selbst geschriebener Lieder wird gewissermaßen<br />

Standard, zur kreativen<br />

„Sucht“: „Vom Jahr 2000 an komponierte<br />

ich bei jeder Gelegenheit. Meist<br />

saß ich im Garten und experimentierte<br />

mit Melodien und Rhythmen. Mitte<br />

2001 hatte ich bereits zehn eigene<br />

Kompositionen.“ Die Zeit, <strong>ein</strong>e eigene<br />

CD zu veröffentlichen, ist reif: „Anfang<br />

Juni 2001 ging ich das Projekt an. Ich<br />

suchte im Internet nach Tonstudios im<br />

Raum Zürich und fand das Studio MU-<br />

SICs. Am 21. Juni 2001 besuchte ich<br />

das Studio zum ersten Mal. Kopfhörer,<br />

das Kommando ‚Band läuft’ des Aufnahmeleiters<br />

und die spezielle Atmosphäre<br />

waren indes doch noch recht<br />

fremd für mich.“<br />

William Steffen, Profimusiker, Arrangeur,<br />

Tontechniker und Besitzer des<br />

Studios, wird zu <strong>ein</strong>er wichtigen Stütze<br />

im künstlerischen Arbeitsprozess: „Wir<br />

merkten beide recht schnell, dass <strong>ein</strong>e<br />

CD mit 57 Minuten Gitarrenmusik ohne<br />

Arrangements langweilig werden könnte.<br />

William schlug daher vor, zwei Stücke<br />

zu arrangieren. Er spielte mehrere<br />

Spuren weiterer Instrumente <strong>ein</strong> und<br />

mischte diese mit m<strong>ein</strong>er Gitarrenspur.<br />

So entstanden die neuen Versionen<br />

von ‚Seelenflug’ und ‚Zeitreise’. Ich war<br />

begeistert! Wir beschlossen <strong>ein</strong>en Mix<br />

aus stark arrangierten Stücken, nur wenig<br />

arrangierten und puren Gitarrenstücken<br />

zu machen. Zusätzlich spielte ich<br />

zehn Fremdkompositonen <strong>ein</strong>, um auch<br />

<strong>auf</strong> diese Weise <strong>ein</strong>e Abwechslung zu<br />

erreichen.“ Die zweifache Mischung erweist<br />

sich als Erfolg – das Album „Seelenflug“<br />

sei bis heute bei s<strong>ein</strong>en Zuhörern<br />

das Beliebteste, so Laschet.<br />

Der zweite Tonträger „Saitenträume“,<br />

der beim OC-Jahresendkonzert<br />

2004 vorgestellt wird, ist mehr <strong>ein</strong>e<br />

„CD von Gitarristen für Gitarristen“,<br />

wie Laschet selbst m<strong>ein</strong>t. Als Partner<br />

hat er sich Heiko Plank aus Kaiserslautern<br />

ausgesucht, der bewusst <strong>auf</strong><br />

elektronische Instrumente verzichtet.<br />

Neben Gitarren sind nur <strong>ein</strong>e Alt-Flöte<br />

und Bongos <strong>auf</strong> der puristischsten aller<br />

Laschet-Scheiben zu hören.<br />

2006 entsteht die Idee, <strong>ein</strong> größeres,<br />

zusammenhängendes Stück zu<br />

komponieren: <strong>ein</strong>e Gitarren-Suite.<br />

Diese Suite mit dem Namen „Lebens-<br />

Kreisl<strong>auf</strong>“ besteht aus sieben variantenreichen<br />

Teilen, die gleichwohl <strong>ein</strong><br />

stimmiges Gesamtwerk ergeben. „Zuerst<br />

entstanden der Name der Suite,<br />

dann die Titel der sieben Teile: Geburt,<br />

Kindheit, Jugend, Reife, Alter, Lebensabend,<br />

Sterben. Ich habe zu jedem Teil<br />

<strong>ein</strong>ige Eigenschaften notiert und versucht,<br />

das Ganze in Musik zu fassen“,<br />

erinnert sich Bruno Laschet an die Entstehung<br />

der Suite.<br />

Deren Ur<strong>auf</strong>führung erfolgt im Dezember<br />

2006, wieder <strong>ein</strong>mal als Premiere<br />

mit den Firmenmitarbeitern<br />

als Auditorium. Es sei <strong>ein</strong>e große<br />

Herausforderung für ihn gewesen,<br />

dieses 17-Minutenwerk gefühlvoll zu<br />

präsentieren, erzählt der Künstler und<br />

ergänzt: „Ich denke, es ist mir gut gelungen.<br />

Das Publikum belohnte mich<br />

jedenfalls mit <strong>ein</strong>em großen Applaus.“<br />

Die Suite ist letztlich auch der Anlass<br />

zur Entstehung des dritten Albums<br />

„Klingende Hände“ – der persönlichen<br />

Lieblingsscheibe des IT-Experten, die<br />

wieder in Zusammenarbeit mit William<br />

Steffen entsteht: „Oft wurde nach dem<br />

Konzert bei der Oerlikon Contraves AG<br />

der Wunsch geäußert, diese Suite <strong>auf</strong><br />

CD zu hören. Für <strong>ein</strong> weiteres Album<br />

fehlten aber noch ergänzende Kompositionen.“<br />

Also geht es im Sommer<br />

2007 erneut ins Studio. Es entsteht die<br />

wohl persönlichste CD, in dem Bruno<br />

Laschet sehr emotionale Momente wie<br />

den Auszug der Töchter aus dem Elternhaus,<br />

den Tod der geliebten Katze<br />

oder Eindrücke des vom Tsunami zerstörten<br />

Sri Lankas verarbeitet.<br />

So abwechslungsreich wie die Inspirationen<br />

ist auch die Musik geworden.<br />

„Hier habe ich Stimmungen und<br />

Ereignisse aus m<strong>ein</strong>em Leben vertont,<br />

es sind sowohl fröhliche wie traurige<br />

Kompositionen zu finden. Der Mix aus<br />

gar nicht, wenig und stark arrangierten<br />

Melodien, wie <strong>auf</strong> dem ersten Album,<br />

passt <strong>ein</strong>fach gut“, zieht Laschet <strong>ein</strong><br />

sehr zufriedenes Fazit s<strong>ein</strong>er jüngsten<br />

CD. Cover und Booklet sind übrigens,<br />

wie schon das Cover des Erstlingswer-<br />

kes „Seelenflug“, von Hansruedi Lanz<br />

aus der Marketing-Abteilung des Züricher<br />

Flugabwehrspezialisten gestaltet.<br />

Einer inzwischen schönen Tradition<br />

folgend, wird der Tonträger dem Publikum<br />

beim letztjährigen OC-Jahreskonzert<br />

präsentiert. 2008 verlief – in kompositorischer<br />

Hinsicht – bisher ruhig<br />

für den Gitarrenvirtuosen aus Zürich,<br />

doch es klingt nicht danach, als müsse<br />

die Musikwelt <strong>auf</strong> Lieder aus Laschets<br />

Feder verzichten: „Ich hatte in den zurückliegenden<br />

Monaten drei Konzerte<br />

und deshalb k<strong>ein</strong>e Zeit gefunden,<br />

mich wieder dem Komponieren zu widmen.<br />

Mal hören, was die Zukunft noch<br />

bringt. Vielleicht mal <strong>ein</strong>e zweite Suite?<br />

Ich lasse gerne los und spüre dann,<br />

ob etwas kommt…“<br />

Abschließend <strong>ein</strong> Hinweis, für alle,<br />

die sich gerne persönlich von der Ausnahmequalität<br />

des Gitarrenspiels von<br />

Bruno Laschet begeistern lassen wollen:<br />

Auch in diesem Jahr gibt es – bereits<br />

zum zehnten Mal – <strong>ein</strong> Konzert<br />

von ihm in den Räumlichkeiten des Unternehmens.<br />

Es wird am Donnerstag,<br />

den 4. Dezember 2008, in der Präsentationshalle<br />

des Züricher Unternehmens<br />

stattfinden. „Zum ersten Mal reisten<br />

im vergangenen Jahr auch Kolleginnen<br />

und Kollegen aus Düsseldorf zum Konzert<br />

an“, freut sich Laschet über den<br />

gewachsenen Publikumskreis. An alle<br />

Mitarbeiter des Rh<strong>ein</strong>metall-Konzerns<br />

richtet sich daher s<strong>ein</strong>e Einladung:<br />

„Vielleicht haben Sie ja Lust, <strong>ein</strong>mal<br />

vorbeizuschauen?“ Und sich von der<br />

musikalischen Welt des 55-Jährigen<br />

verzaubern zu lassen ...<br />

Bernhard Schenk<br />

Fotos (4): Tanya Hasler


Ein Magier der<br />

sanften Klänge<br />

bs Düsseldorf/Zürich. Die Aussage, für Bruno<br />

Laschet sei die Musik <strong>ein</strong> wichtiger Teil s<strong>ein</strong>es<br />

Lebens, ist <strong>ein</strong>e glatte Untertreibung – für den<br />

Wahlschweizer ist sie geradezu existentiell:<br />

„Kaum vergeht <strong>ein</strong> Tag, an dem ich nicht zur Gitarre<br />

greife und mich in m<strong>ein</strong>er Musik vertiefe.<br />

An manchen Tagen spiele ich <strong>ein</strong>ige m<strong>ein</strong>er<br />

Kompositionen und lege dann die Gitarre zufrieden<br />

wieder weg. An anderen Tagen experimentiere<br />

ich lieber mit Akkorden und Tonfolgen.“<br />

Zum Komponieren – neben dem Spiel der<br />

Gitarre die zweite große musikalische Leidenschaft<br />

Laschets – bedarf es allerdings <strong>ein</strong>er<br />

ganz besonderen Gemütsverfassung, wie der<br />

Züricher bekennt: „Häufig stelle ich fest, dass<br />

KONZERN-INTERN 13<br />

es k<strong>ein</strong> optimaler Tag zum Komponieren ist.“<br />

Doch glücklicherweise gibt es diese Stunden,<br />

in denen er s<strong>ein</strong>er Kreativität <strong>auf</strong> den Notenblättern<br />

Ausdruck verschaffen kann: „Selten, und<br />

nur, wenn mich tiefgreifende Gefühle bewegen,<br />

entsteht <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Melodie, die meist nur wenige<br />

Takte lang ist. Wenn ich am nächsten Tag die<br />

Melodie erneut spiele, entscheide ich, ob ich<br />

die Idee weiterverfolge oder verwerfe. Wenn ich<br />

feststelle, dass ich etwas Neues entdeckt habe,<br />

das sich lohnt zu verfolgen, erwacht in mir die<br />

Leidenschaft für <strong>ein</strong>e neue Komposition.“<br />

Der Meister der sanften Gitarrenklänge erzählt<br />

weiter: „Von da an wird mich diese Melodie<br />

zwei bis drei Wochen begleiten. Nachdem ich<br />

die Tonart definiert habe, versuche ich den Rest<br />

der Komposition um die erste Idee zu entwickeln.<br />

Ich beginne, Teile zu notieren, damit ich sie<br />

nicht vergesse. Diese schreibe ich dann zuerst in<br />

Gitarrentabulaturen. Bei dieser Variante verwendet<br />

man k<strong>ein</strong> richtiges Notensystem, sondern<br />

schreibt nur <strong>auf</strong>, welcher Finger <strong>auf</strong> welcher Saite<br />

gesetzt wird. Der Vorteil ist, dass ich so genau<br />

weiß, welche Griffbrett-Lage ich für welchen Ton<br />

und Akkord verwende. Im Schnitt ist die Komposition<br />

nach drei Wochen fertig. Ab da spiele<br />

ich sie täglich, und es kommt vor, dass ich noch<br />

die <strong>ein</strong>e oder andere Note ändere. Zum Schluss<br />

gebe ich der Komposition <strong>ein</strong>en Titel.“ Oft lässt<br />

sich Laschet bei der Namensgebung s<strong>ein</strong>er<br />

melodischen Werke dann von s<strong>ein</strong>er momentanen<br />

Stimmung leiten oder von der Erinnerung<br />

an <strong>ein</strong>en schönen Ort, den er besucht hat.<br />

„Auf diese Weise komponiere ich die meisten<br />

m<strong>ein</strong>er Musikstücke. Ausnahmen sind <strong>ein</strong>ige<br />

Lieder, die in wenigen Minuten entstehen. Ich<br />

habe dann das Gefühl, dass ich nur zuhören<br />

und <strong>auf</strong>schreiben darf – als wäre mir die Melodie<br />

zugeflogen.“ Als Beispiele nennt er die<br />

Kompositionen „Ticino“ und „Playa Negra“<br />

von der CD „Seelenflug“ und „Zum Schluss...“<br />

des Albums „Klingende Hände“.<br />

Ein weiterer Sonderfall dieser „umgekehrten“<br />

Vorgehensweise ist s<strong>ein</strong>e Gitarren-Suite „Lebens-Kreisl<strong>auf</strong>“.<br />

Erst entstanden die Titel der<br />

<strong>ein</strong>zelnen Teilstücke, dann die Eigenschaften<br />

zu jedem Abschnitt und schließlich die Musik.<br />

So hat sich Laschet zum Beispiel für das Teilstück<br />

„Geburt“ folgende Eigenschaften notiert,<br />

die er dann in die Sprache der Musik übersetzt<br />

hat: den Herzschlag von Mutter und Kind, den<br />

Schrei des Babys und anschließende Stille, die<br />

Freude der Mutter, den Herzschlag des Neugeborenen.<br />

„Diese Art zu komponieren ist für mich<br />

wesentlich anspruchsvoller, und deshalb habe<br />

ich auch fast <strong>ein</strong> ganzes Jahr für m<strong>ein</strong>e Suite gebraucht“,<br />

erzählt der geborene Zülpicher.<br />

Laschets aktuelles Projekt trägt den Titel „Tune<br />

for two strings“. Bei diesem Werk beschränkt er<br />

sich dar<strong>auf</strong>, mittels nur zwei gleichzeitig gezupfter<br />

Saiten <strong>ein</strong>e ansprechende Melodie zum Klingen<br />

zu bringen. Wer s<strong>ein</strong>e bisherigen Kompositionen<br />

kennt, weiß, dass ihm das gelingen wird.


14<br />

Seit 25 Jahren wird am Rh<strong>ein</strong>metall-Standort im niedersächsischen Unterlüß <strong>auf</strong> hohem Niveau ausgebildet. Unser Foto zeigt Industriemechaniker zusammen mit Berufsausbilder Thomas Meyer bei der CNC-Ausbildung.<br />

In allen Epochen ihrer Geschichte<br />

war die Firma Rh<strong>ein</strong>metall <strong>ein</strong> gefragter<br />

Ausbildungsbetrieb, und dies natürlich<br />

auch seit der Wieder<strong>auf</strong>nahme<br />

der Fertigung für die neugegründete<br />

Bundeswehr im Juni 1957 in Düsseldorf.<br />

Im früheren Gebäude 40 des damaligen<br />

Werkes Derendorf wurde <strong>ein</strong>e<br />

Lehrwerkstatt <strong>ein</strong>gerichtet; zur Ausbildung<br />

beschaffte sich Direktor Prof.<br />

Carl Waninger <strong>ein</strong>e Reihe von Waffen<br />

und technischen Werkzeugen aus den<br />

Beständen der alliierten Truppen.<br />

Die Ausbildung am Standort Unterlüß<br />

wurde erst am 1. August 1983 <strong>auf</strong>genommen.<br />

„Eine qualifizierte Ausbildung<br />

konnte zuvor an unserem Standort nicht<br />

angeboten werden“, erläutert Werner<br />

Wegat, Leiter des Zentralbereichs Personal<br />

des Standortes Unterlüß. „Die<br />

Tätigkeiten waren überwiegend r<strong>ein</strong>e<br />

Anlernberufe, zum Beispiel Laborierung<br />

von Munition. Die Experten für die<br />

Schießversuche sowie Messtechniker<br />

wurden – und werden auch heute noch<br />

– nicht im eigenen Haus ausgebildet,<br />

sondern extern angeworben.“<br />

Die Situation änderte sich jedoch zu<br />

Beginn der achtziger Jahre des vergangenen<br />

Jahrhunderts, als immer mehr<br />

Funktionen von Düsseldorf nach Unterlüß<br />

verlagert wurden. Bestand der<br />

Betrieb in Unterlüß, der – anders als<br />

vor 1945 – k<strong>ein</strong> eigenständiges Werk<br />

darstellte, lediglich aus dem Erprobungsgelände<br />

und der Munitionslaborierung,<br />

wurden um 1980 erste Montage<strong>ein</strong>richtungen<br />

(u.a. der<br />

Prototypenbau) von Düsseldorf<br />

nach Unterlüß<br />

verlegt. Außerdem hatte<br />

1979 die Serienfertigung<br />

der 120-mm-Waffenanlage<br />

des Kampfpanzers<br />

Leopard II begonnen,<br />

die z. T. von Beginn an in<br />

Unterlüß stattfand. Dafür<br />

war es notwendig, <strong>ein</strong>en<br />

eigenen Facharbeiterstamm<br />

auszubilden, der<br />

zuvor in dem Maße nicht<br />

vorhanden war.<br />

Das Ausbildungsangebot<br />

der Rh<strong>ein</strong>metall Waffe Munition<br />

GmbH (Geschäftsbereich<br />

Waffe und Munition),<br />

dessen Standard hoch<br />

anerkannt ist und dessen<br />

Qualität im Bereich der Industrie-<br />

und Handelskammer<br />

Lüneburg/Wolfsburg<br />

als vorbildlich gilt, umfasst<br />

die gewerblich-technischen<br />

Berufsfelder<br />

H Industriemechaniker mit Einsatzgebiet<br />

Maschinen- und Anlagenbau<br />

H Zerspanungsmechaniker mit Einsatzgebiet<br />

Dreh- und Fräsmaschinensysteme<br />

H Technischer Zeichner, Fachrichtung<br />

Maschinen- und Anlagentechnik<br />

(seit 2007)<br />

H Industriek<strong>auf</strong>mann bzw. -k<strong>auf</strong>frau.<br />

Von den derzeit 57 Auszubildenden –<br />

53 männliche und vier weibliche – absolvieren<br />

55 „Azubis“ <strong>ein</strong>e technische<br />

und zwei <strong>ein</strong>e k<strong>auf</strong>männische Lehre.<br />

46 von ihnen haben bei der RWM, elf<br />

bei der RLS ihren Ausbildungsvertrag<br />

abgeschlossen. Personalleiter Werner<br />

Wegat: „Beide Firmen bilden hier gem<strong>ein</strong>sam<br />

aus. Auch wenn die jungen<br />

Leute bei den jeweiligen Firmen ihre<br />

Ausbildungsverträge haben, wird<br />

in der Ausbildung vor Ort nicht zwi-<br />

Unterlüß. Im Februar 1980 erschien im damaligen Düsseldorfer<br />

Werk der Rh<strong>ein</strong>metall GmbH <strong>ein</strong> außergewöhnlicher<br />

Aushang: Für <strong>ein</strong> 17-jähriges Mädchen aus Unterlüß<br />

wurde <strong>ein</strong>e Wohngelegenheit gesucht. Die frühere<br />

Realschülerin gehörte zu <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en Schar Jugendlicher<br />

aus dem Landkreis Celle, denen erstmals die Möglichkeit<br />

gegeben wurde, im Werk Düsseldorf-Derendorf<br />

<strong>ein</strong>e k<strong>auf</strong>männische bzw. technische Ausbildung zu<br />

absolvieren. Drei Jahre später, 1983, richtete das Unternehmen<br />

auch am niedersächsischen Standort Unterlüß<br />

<strong>ein</strong>e Ausbildungswerkstatt <strong>ein</strong>. Am 17. September dieses<br />

Jahres wurde das Ereignis, das sich zum 25. Male jährte,<br />

feierlich begangen. Der Standort Unterlüß von Rh<strong>ein</strong>-<br />

metall Defence – das sind die Geschäftsbereiche Waffe<br />

und Munition (Rh<strong>ein</strong>metall Waffe Munition GmbH – RWM)<br />

und Fahrzeugsysteme (Rh<strong>ein</strong>metall Landsysteme GmbH<br />

– RLS) – ist heute der zweitgrößte privatwirtschaftliche<br />

Ausbilder im Landkreis Celle. 57 junge Leute werden derzeit<br />

ausgebildet; davon entfallen 46 <strong>auf</strong> die RWM und elf<br />

<strong>auf</strong> die RLS. Es handelt sich dabei um Industriemechaniker<br />

mit dem Einsatzgebiet Maschinen- und Anlagenbau,<br />

Zerspanungsmechaniker mit den Einsatzgebieten Dreh-<br />

und Fräsmaschinensysteme und – seit 2007 – Technische<br />

Zeichner der Fachrichtung Maschinen- und Anlagentechnik.<br />

Hinzu kommen die k<strong>auf</strong>männischen Ausbildungsberufe<br />

zur Industriek<strong>auf</strong>frau oder zum Industriek<strong>auf</strong>mann.<br />

Seit 25 Jahren bildet Rh<strong>ein</strong>metall Defence in Unterlüß Nachwuchs gezielt aus<br />

Berufsstart für gut 300 junge Leute<br />

Einen weiteren wesentlichen Aspekt,<br />

1983 <strong>ein</strong>e eigene Lehrlingswerkstatt<br />

<strong>ein</strong>zurichten, nennt Jörg Wagener, Abteilungsleiter<br />

Personal in Unterlüß:<br />

„Wir wollten damals auch etwas für die<br />

Region tun. Rh<strong>ein</strong>metall war und ist<br />

der größte Arbeitgeber vor Ort und hat<br />

<strong>ein</strong>en ausgezeichneten Ruf. Das bringt<br />

auch <strong>ein</strong>e gesellschaftspolitische Verpflichtung<br />

zur Berufsausbildung mit<br />

sich: Wir konnten und wollten uns damals<br />

der Bitte, die vom Landkreis Celle<br />

und der Industrie- und Handelskammer<br />

an uns ergangen war, auch nicht<br />

verschließen.“<br />

Im Jahre 1980 hatte man bereits damit<br />

begonnen, <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en Anzahl von<br />

Jugendlichen aus Unterlüß die Möglichkeit<br />

zu geben, <strong>ein</strong>e Ausbildung in<br />

Düsseldorf zu absolvieren. Im örtlichen<br />

Freizeitzentrum am Hochwald machte<br />

man s<strong>ein</strong>erzeit Werbung für die Düsseldorfer<br />

Ausbildungsplätze. Für die<br />

männlichen „Azubis“ wurden Plätze in<br />

<strong>ein</strong>em Wohnheim organisiert; für die<br />

jungen Frauen wurden vor allem Unterkünfte<br />

in Familien von Rh<strong>ein</strong>metall-Mitarbeitern<br />

gesucht. Die Ausbildung in<br />

Düsseldorf hatte für die Jugendlichen<br />

allerdings <strong>ein</strong>en Nachteil: Sie konnte<br />

nur <strong>ein</strong>er sehr kl<strong>ein</strong>en Anzahl Ausbildungswilliger<br />

angeboten werden.<br />

1982 startete deshalb die Anwerbung<br />

für die ersten Auszubildenden in Unterlüß,<br />

und 1983 begann mit 15 Jugendlichen<br />

– zwei Werkzeugmachern und 13<br />

Maschinenschlossern – das erste Lehrjahr<br />

in Unterlüß. Im Jahr dar<strong>auf</strong> kam der<br />

erste Dreher-Lehrling hinzu.<br />

„Hier am Standort auszubilden, hat<br />

sich <strong>auf</strong> jeden Fall gelohnt“, so Werner<br />

Wegat. „Wir haben damals, und das<br />

gerne, <strong>ein</strong>iges investiert. Da war zum<br />

<strong>ein</strong>en die Lehrlingswerkstatt, die neu<br />

<strong>ein</strong>gerichtet werden musste, zum an-<br />

Im Rahmen der beruflichen Ausbildung bei Rh<strong>ein</strong>metall in Unterlüß wird moderne Anlagentechnik – zum Beispiel CNC-Fräs- bzw. Drehmaschinen – <strong>ein</strong>gesetzt.<br />

Fotos: Katja Knöfel<br />

schen den beiden Unternehmen bzw.<br />

Defence-Geschäftsbereichen differenziert.<br />

Bei der Übernahme nach der<br />

Lehrzeit gibt es ebenfalls <strong>ein</strong>e gewisse<br />

Durchlässigkeit zwischen den beiden<br />

hier ansässigen Firmen.“<br />

Ausbildung ist k<strong>ein</strong>e Einbahnstraße<br />

„Voraussetzung dafür, dass wir auch<br />

alle unsere Ausbildungsplätze besetzen<br />

können“, so Werner Wegat, „ist<br />

<strong>ein</strong>e genügend hohe Anzahl von qua-<br />

KONZERN-INTERN<br />

lifizierten Bewerbern. Denn wir gehen<br />

mit dem Ausbildungsvertrag ja die Verpflichtung<br />

<strong>ein</strong>, jeden der <strong>ein</strong>gestellten<br />

jungen Menschen erfolgreich zum Abschluss<br />

zu bringen. Häufig genug bewerben<br />

sich aber auch nicht genügend<br />

qualifizierte Schulabgänger. Vielfach<br />

fehlt es heute in erschreckender Weise<br />

an <strong>ein</strong>fachsten Grundkenntnissen.“<br />

Das soll aber nicht etwa heißen, dass<br />

es generell an der Schulausbildung hapert.<br />

Im Gegenteil: <strong>Viele</strong> Jugendliche,<br />

die nach Abschluss der Haupt- oder<br />

Realschule für <strong>ein</strong>e Ausbildung bei<br />

Rh<strong>ein</strong>metall in Frage kommen könnten,<br />

ziehen es vor, sich <strong>auf</strong> dem Gym-<br />

nasium weiterzubilden und später <strong>ein</strong><br />

Studium zu beginnen.<br />

„Um <strong>auf</strong> unser Ausbildungsangebot<br />

hinzuweisen, bieten wir den Schulen<br />

Freuen sich über den hohen Ausbildungsstandard: Werner Wegat (2.v.l.), Hauptabteilungsleiter Personal, und Jörg Wagener<br />

(Abteilungsleiter Personal), <strong>ein</strong>gerahmt von den beiden Auszubildenden Alexander H<strong>ein</strong>rich (l.) und Christopher Klenner (r.)<br />

deren hatten wir für die notwendigen<br />

Ausbilder zu sorgen.“ Weitere Investitionen<br />

wurden später notwendig, als<br />

1989 die ersten Mädchen als Azubis<br />

<strong>ein</strong>gestellt wurden, so zum Beispiel<br />

für separate Sozial- und Umkleideräume.<br />

Seit jener Zeit ist die Zahl der<br />

jungen Damen stetig gestiegen, wenngleich<br />

das Interesse an technischen<br />

Berufen bei ihnen nach wie vor nicht<br />

sehr verbreitet ist. „Wir stellen aber<br />

gerne weibliche Auszubildende <strong>ein</strong>“,<br />

so Jörg Wagener, „weil bei vielen von<br />

ihnen die Eingangsvoraussetzungen<br />

(z. B. die Schulnoten) besser sind als<br />

bei manchen Jungen. Gemischte Ausbildungsgruppen<br />

sind bei uns zudem<br />

gerne gesehen, da durch die Mädchen<br />

häufig der soziale Umgang innerhalb<br />

<strong>ein</strong>er Gruppe besser ist.“<br />

Seit der Aufgabe des Standortes<br />

Düsseldorf im Jahre 1992 konnte dort<br />

nicht mehr ausgebildet werden. Nachdem<br />

in den neunziger Jahren weitere<br />

k<strong>auf</strong>männische Funktionen in Unterlüß<br />

<strong>auf</strong>gebaut wurden, konnten ab 1998<br />

auch k<strong>auf</strong>männische Ausbildungsplätze<br />

angeboten werden. Seit jenem Jahr<br />

bildet auch Rh<strong>ein</strong>metall Landsysteme<br />

in Unterlüß aus.<br />

„311 Auszubildende haben seit 1983<br />

am hiesigen Standort ihre Lehre absolviert“,<br />

resümiert Personalchef Wegat.<br />

„Das ist sowohl für uns als auch für<br />

die Auszubildenden <strong>ein</strong> großer Erfolg.<br />

Früher konnten wir die meisten Azubis<br />

in <strong>ein</strong> festes Arbeitsverhältnis übernehmen;<br />

das geht heute<br />

leider nicht mehr in diesem<br />

Maße.“ Gleichwohl:<br />

Rh<strong>ein</strong>metall Defence<br />

im niedersächsischen<br />

Unterlüß ist als Ausbildungsstätte<br />

auch in Zukunft<br />

äußerst attraktiv,<br />

und viele Azubis finden<br />

nach ihrer Ausbildungszeit<br />

auch ihre berufliche<br />

Zukunft bei Europas<br />

größtem Ausrüster für<br />

Heerestechnik.<br />

Dr. Christian Leitzbach<br />

im Bezirk an, uns als Unternehmen vorzustellen.<br />

Leider ist das Interesse daran<br />

nicht so stark, wie wir uns das gerne<br />

wünschen. Allerdings findet unser<br />

Schülerpraktikum, das wir jedes Jahr<br />

anbieten, regen Anklang.“ Rh<strong>ein</strong>metall<br />

unterstützt auch die Bemühungen, an<br />

der Hauptschule in Unterlüß <strong>ein</strong> freiwilliges<br />

zehntes Schuljahr <strong>ein</strong>zuführen.<br />

Dies soll dazu führen, lernwilligen<br />

Schülern <strong>ein</strong>e spezielle Förderung zu<br />

ermöglichen und ihnen so bessere berufliche<br />

Eingangsvoraussetzungen zu<br />

verschaffen. Gute Azubis werden bei<br />

Rh<strong>ein</strong>metall gezielt weiter gefördert,<br />

indem das Unternehmen z. B. Stipendien<br />

für die Aufnahme <strong>ein</strong>es Studiums<br />

vergibt, um dieses Potenzial später<br />

auch für das Unternehmen nutzen zu<br />

können. „Dieses Angebot wird auch<br />

gerne wahrgenommen“, so Wegat.<br />

Und schließlich startete in diesem<br />

Sommer <strong>ein</strong> duales Ausbildungssystem,<br />

das Rh<strong>ein</strong>metall speziell für die Ingenieursausbildung<br />

zusammen mit der<br />

FH Hannover durchführt. „Ziel ist es“, so<br />

Wegat weiter, „für unser Unternehmen<br />

geeignete junge Menschen zu finden<br />

und zu fördern. Ausbildung ist schließlich<br />

k<strong>ein</strong>e Einbahnstraße. Letztlich erhalten<br />

wir von unseren Auszubildenden<br />

etwas zurück, wenn sie sich später mit<br />

ihrem Engagement und ihren Ideen aktiv<br />

im Unternehmen <strong>ein</strong>bringen.“ lb


Doppeljubiläum der<br />

Kolbenschmidt Pierburg AG<br />

2009 ist es soweit!<br />

Zur Vorbereitung <strong>auf</strong> das Firmenjubiläum<br />

2009/2010 möchten wir für <strong>ein</strong>e lebendige<br />

Darstellung der Historie zusätzlich auch<br />

ganz persönliche Erlebnisse aller Mitarbeiter<br />

der Kolbenschmidt Pierburg Gruppe<br />

sammeln.<br />

Sie sind gefragt!<br />

Schildern Sie uns Erlebnisse und Anekdoten<br />

aus dem Berufsalltag, Erzählungen über<br />

interessante Begegnungen mit Mitarbeitern<br />

oder Vorgesetzten, Kunden oder Lieferanten,<br />

Ernstes oder Witziges aus dem Alltag der<br />

Produktion oder der Verwaltung.<br />

Machen Sie mit!<br />

Alle Interessierten aus dem Bereich Auto-<br />

motive, egal, ob mittlerweile pensioniert<br />

oder noch im aktiven Dienst, können<br />

mitmachen. Erzählen Sie uns Ihre ganz<br />

persönliche Geschichte!<br />

Unser Dankeschön!<br />

Jeder Autor erhält <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Geschenk.<br />

Was? Lassen Sie sich überraschen,<br />

es lohnt sich!<br />

Starten Sie sofort!<br />

Schicken Sie Ihre Geschichte und ggf. auch<br />

Illustrationsmaterial zu Ihrer Geschichte<br />

sowie <strong>ein</strong> Foto von sich bitte an<br />

Anne-Kristin.Noack@de.kspg.com<br />

Telefon-Nr.: +49 (0)7132 - 33 3141<br />

<strong>Viele</strong>n Dank für Ihre Unterstützung.<br />

Ihre Unternehmenskommunikation<br />

Kolbenschmidt Pierburg AG

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