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benim Avusturiam – Austria mea – Moj Austria

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Alte <strong>–</strong> Neue Ansichten<br />

Den Slawen auf der Spur<br />

Hightech-Grabungen in Tamsweger Garten<br />

Einmessung der Skelette in der 1. Grabungsschicht durch Stefan Moser<br />

Am 22. Juli 2006, im Garten von<br />

Franz Apfelknab am Fuße des Göra:<br />

Landesarchäologe Dr. Raimund Kastler<br />

macht ein zufriedenes Gesicht.<br />

Schon am zweiten Grabungstag stößt<br />

das Grabungsteam auf eine menschliche<br />

Körperbestattung. Dass es sich dabei um<br />

eine frühmittelalterliche Siedlungskultur<br />

handelt, weiß Kastler, seit Knochenreste,<br />

die man vor zwei Jahren gefunden hatte,<br />

chemisch untersucht wurden. Deshalb<br />

suchen Kastler und Mag. Stefan Moser<br />

vom Österreichischen Forschungszentrum<br />

Dürrnberg mit einem vierköpfigen<br />

Team in drei Grabungsschnitten nach<br />

weiteren Spuren einer längst vergessenen<br />

Zivilisation.<br />

Vier Skelette geborgen<br />

Die mittlere Sondage erweist sich als<br />

Volltreffer. Parallel nach Osten ausgerichtet<br />

liegen rund einen halben Meter<br />

unterhalb der Rasennarbe zwei 1,60 m<br />

große Skelette. Die Archäologen wissen,<br />

was nun kommen wird: Freilegung und<br />

Reinigung mit Pinsel und Skalpell, Pressetermine,<br />

Führungen für interessierte<br />

Zaungäste und schließlich die Bergung<br />

der Funde. Für zwei Wochen ist die<br />

Grabung anberaumt. Stefan Moser<br />

dokumentiert sie digital nach dem neuesten<br />

Stand der Computertechnik.<br />

Insgesamt werden vier Skelette in drei<br />

unterschiedlichen Bodenniveaus geborgen.<br />

Da die chemische Untersuchung<br />

der Skelette noch nicht abgeschlossen<br />

ist, verdienen die Eisen- und Bronzefunde<br />

für die Bewertung ein besonderes Augenmerk:<br />

Kurze Eisenmesser an der Hüf-<br />

te oder im Bereich der linken Schulter,<br />

einfache Drahtohrringe aus Bronze, ein<br />

bandförmiger, offener Bronzering und<br />

eine mit kleinen Buckeln verzierte Scheibenfibel<br />

aus dünnem Bronzeblech.<br />

Dorf des Domes<br />

1. August 2006, Landesarchäologisches<br />

Institut im Salzburger Museum<br />

Carolino Augusteum: Der Landesarchäologe<br />

untersucht die mittlerweile gereinigten<br />

und restaurierten Metallfunde.<br />

Sie gehören einer Kulturstufe an, die<br />

als rein slawisch anzusprechen ist. Das<br />

Reihengräberfeld stammt demnach aus<br />

dem 9. oder 10. Jahrhundert.<br />

Die slawische Besiedlung des Lungaus<br />

hat ihre Spuren in den Orts- und Flurnamen<br />

hinterlassen. Schon bisher ließ der<br />

Name Tamsweg - von „Domesovice“,<br />

„Dorf des Domes“ - eine slawische Siedlungsgründung<br />

annehmen. Auch das<br />

Franz Apfelknab (hinten links) mit dem Grabungsteam<br />

4 www.tamsweg.at<br />

Wort „Göra“ ist slawisch und bedeutet<br />

„(bei den Leuten) am Berg“. Mit der<br />

„Apfelknab-Grabung“ sind nun die ersten<br />

brauchbaren archäologischen Spuren<br />

der „Karantanen“, wie die Alpenslawen<br />

genannt werden, zutage getreten.<br />

Christianisierte Slawen?<br />

Die Metallfunde gehörten zu der<br />

Tracht, in der die Toten bestattet wurden.<br />

Für Kastler liefern aber auch Dinge,<br />

die nicht gefunden wurden, interessante<br />

Aufschlüsse. So waren die Toten nicht<br />

mit Beigaben versehen, das heißt, dass<br />

sich in den Bestattungsriten einiges geändert<br />

haben muss. Eine wahrscheinliche<br />

Erklärung wäre, dass die Slawen in<br />

Apfelknabs Garten bereits christianisiert<br />

waren. Eine Vermischung mit den Bajuwaren,<br />

die von Norden in den Lungau<br />

einsickerten, das Gebiet unter ihre Kontrolle<br />

brachten und christianisierten, ist<br />

nach der Fundsituation auszuschließen.<br />

Dementsprechend erfolgte die Bestattung<br />

noch nicht im Bereich der Kirche,<br />

sondern wohl nach alter Tradition in der<br />

Nähe ihrer Siedlung.<br />

Erfolgreich beendet<br />

Die Archäologen können zufrieden<br />

auf eine erfolgreiche Grabung zurück-<br />

blicken, die ohne die gastfreundliche<br />

Mithilfe der Grundbesitzer nicht möglich<br />

geworden wäre. Der Familie Apfelknab<br />

gilt der abschließende Dank des gesamten<br />

Grabungsteams.<br />

Mag. Klaus Heitzmann<br />

Unser Tamsweg

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