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Wenn organische Ursachen ausscheiden - CME-Punkt.de

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Nervensystems, eine separate Gruppe dar und wer<strong>de</strong>n hier<br />

nicht behan<strong>de</strong>lt [25].<br />

Komorbiditäten<br />

Angststörungen und Depression wur<strong>de</strong>n bei Kin<strong>de</strong>rn mit funktionellen<br />

Bauchschmerzen im Vergleich zu gesun<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn<br />

häufiger gefun<strong>de</strong>n. Dies könnte aber auch Folge <strong>de</strong>r häufigen<br />

Schmerzen und nicht <strong>de</strong>ren Ursache sein, da Angststörungen<br />

und Depression bei funktionellen Störungen im Vergleich zu<br />

<strong>organische</strong>n Störungen gleich häufig vorkommen [9, 15, 43, 47].<br />

Kin<strong>de</strong>r mit chronischen Bauchschmerzen haben im weiteren<br />

Leben ein erhöhtes Risiko, Bauchschmerzen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re somatische<br />

Symptome wie Kopfschmerzen zu entwickeln. Auch<br />

psychosoziale Störungen o<strong>de</strong>r häufige Fehlzeiten in <strong>de</strong>r Schule<br />

kommen öfter vor [13, 36].<br />

Lebensqualität<br />

Funktionelle Bauchschmerzen bei Kin<strong>de</strong>rn haben eine erhebliche<br />

Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Lebensqualität zur Folge – auch bei <strong>de</strong>ren Eltern.<br />

Diese Beeinträchtigungen sind min<strong>de</strong>stens so gravierend wie<br />

die bei <strong>organische</strong>n GI-Erkrankungen, etwa chronisch entzündlichen<br />

Darmerkrankungen (CED) o<strong>de</strong>r Refluxkrankheit [36, 48].<br />

Pathophysiologische Konzepte<br />

Die Erforschung <strong>de</strong>r Pathophysiologie kindlicher funktioneller<br />

Abdominalbeschwer<strong>de</strong>n steckt buchstäblich noch in <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rschuhen:<br />

Es ist wahrscheinlich, dass viele <strong>de</strong>r bei Erwachsenen<br />

experimentell o<strong>de</strong>r klinisch nachgewiesenen Mechanismen (Serotonin,<br />

neurale Innervation <strong>de</strong>r Schleimhaut, Mediatorprofil in <strong>de</strong>r<br />

Mukosa, Mikrobiota <strong>de</strong>s Darms, zentrale Schmerzverarbeitung<br />

etc) auch bei Kin<strong>de</strong>rn eine Rolle spielen können. Die Erforschung<br />

ist aber aus verschie<strong>de</strong>nen Grün<strong>de</strong>n (z. B. Ethik, Zahl <strong>de</strong>r Patienten)<br />

<strong>de</strong>utlich limitiert. Folgen<strong>de</strong> Einflüsse sind bereits gesichert:<br />

_ Genetische Faktoren spielen offensichtlich auch für die Entstehung<br />

funktioneller Abdominalbeschwer<strong>de</strong>n im Kin<strong>de</strong>salter<br />

eine Rolle. Familiäre Häufungen und erhöhte Risiken für eineiige<br />

Zwillinge wur<strong>de</strong>n nachgewiesen [5, 20]. Allerdings könnten<br />

dafür auch Ernährung, Coping-Strategien o<strong>de</strong>r Umgebungsfaktoren<br />

eine Rolle spielen [26].<br />

_ Frühe Grundlage: Die Basis für die funktionellen Störungen entsteht<br />

möglicherweise schon früh. Eine Studie belegt einen Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>m Absaugen <strong>de</strong>s Magens Neugeborener [1],<br />

eine weitere, dass Kin<strong>de</strong>r mit einer Kuhmilchallergie im ersten<br />

Lebensjahr als Schulkin<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Jugendliche eine erhöhte Rate<br />

funktioneller Störungen aufweisen [33]. Bin<strong>de</strong>glied wäre die<br />

Rom-III-Kriterien für die mit Bauchschmerzen assoziierten funktionellen gastrointestinalen Störungen<br />

bei Kin<strong>de</strong>rn (> 4 Jahre) und Jugendlichen [31]<br />

Funktionelle Dyspepsie (FD)*<br />

Alle folgen<strong>de</strong>n Kriterien müssen erfüllt sein:<br />

1. Anhaltend o<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rkehrend auftreten<strong>de</strong> Schmerzen o<strong>de</strong>r Missempfindungen<br />

mit Schwerpunkt im Oberbauch (oberhalb <strong>de</strong>s Nabels)<br />

2. Keine Erleichterung durch Defäkation, keine Assoziation mit <strong>de</strong>m<br />

Beginn eine Än<strong>de</strong>rung von Stuhlfrequenz o<strong>de</strong>r -form (d. h kein RDS)<br />

3. Keine Anzeichen für einen entzündlichen, anatomischen, metabolischen<br />

o<strong>de</strong>r neoplastischen Prozess, <strong>de</strong>r die Symptome <strong>de</strong>s Patienten erklärt.<br />

Funktionelle Bauchschmerzen im Kin<strong>de</strong>salter (FBS)*<br />

Alle folgen<strong>de</strong>n Kriterien müssen erfüllt sein:<br />

1. Episodischer o<strong>de</strong>r kontinuierlicher Bauchschmerz<br />

2. Unzureichen<strong>de</strong> Kriterien für an<strong>de</strong>re funktionelle gastrointestinale<br />

Störungen<br />

3. Keine Anzeichen für einen entzündlichen, anatomischen, metabolischen<br />

o<strong>de</strong>r neoplastischen Prozess, <strong>de</strong>r die Symptome erklärt.<br />

Syndrom <strong>de</strong>r funktionellen Bauchschmerzen im Kin<strong>de</strong>salter*<br />

Die Kriterien für funktionelle Bauchschmerzen im Kin<strong>de</strong>salter müssen<br />

in min<strong>de</strong>stens 25% <strong>de</strong>r Zeit erfüllt sein und min<strong>de</strong>stens eines <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n<br />

Kriterien erfüllen:<br />

1. Beeinträchtigung alltäglicher Funktionen<br />

2. Zusätzliche somatische Symptome wie Kopfschmerzen, Glie<strong>de</strong>rschmerzen<br />

o<strong>de</strong>r Schlafstörungen<br />

* Die Kriterien sind min<strong>de</strong>stens einmal pro Woche seit min<strong>de</strong>stens zwei Monaten vor<br />

Diagnosestellung erfüllt.<br />

| Tabelle 1<br />

Reizdarmsyndrom (RDS)*<br />

Alle folgen<strong>de</strong>n Kriterien müssen erfüllt sein:<br />

1. Abdominelle Missempfindungen (eine unangenehme Empfindung, die<br />

nicht als Schmerz beschrieben wird) o<strong>de</strong>r Schmerzen, die min<strong>de</strong>stens in<br />

25% <strong>de</strong>r Zeit mit zwei o<strong>de</strong>r mehr <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Kriterien assoziiert sind:<br />

a. Besserung durch Defäkation.<br />

b. Auftreten ist mit einer Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Stuhlfrequenz assoziiert.<br />

c. Auftreten ist mit einer Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Form (<strong>de</strong>s Aussehens) <strong>de</strong>s<br />

Stuhlgangs assoziiert.<br />

2. Keine Anzeichen für einen entzündlichen, anatomischen, metabolischen<br />

o<strong>de</strong>r neoplastischen Prozess, <strong>de</strong>r die Symptome <strong>de</strong>s Patienten erklärt.<br />

Abdominelle Migräne**<br />

Alle folgen<strong>de</strong>n Kriterien müssen erfüllt sein:<br />

1. Anfallsartige Episo<strong>de</strong>n mit heftigen, akuten periumbilikalen<br />

Schmerzen, die für min<strong>de</strong>stens eine Stun<strong>de</strong> andauern.<br />

2. Zwischenzeitlich Perio<strong>de</strong>n mit normalem Gesundheitszustand über<br />

Wochen bis Monate.<br />

3. Der Schmerz beeinträchtigt normale Aktivitäten.<br />

4. Der Schmerz ist mit min<strong>de</strong>stens zwei <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Symptome assoziiert:<br />

a. Appetitlosigkeit d. Kopfschmerzen<br />

b. Übelkeit e. Lichtscheu<br />

c. Erbrechen f. Blässe<br />

5. Keine Anzeichen für einen entzündlichen, anatomischen, metabolischen<br />

o<strong>de</strong>r neoplastischen Prozess, <strong>de</strong>r die Symptome <strong>de</strong>s Patienten erklärt.<br />

** Die Kriterien sind min<strong>de</strong>stens zweimal in <strong>de</strong>n letzten zwölf Monaten erfüllt.<br />

GASTRONEWS 3 · 2011 29

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