Wenn organische Ursachen ausscheiden - CME-Punkt.de
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nestischen Hinweisen auf Unverträglichkeitsreaktionen ggf. eine<br />
diagnostische oligoantigene Ernährung bzw. gezielte zeitlich begrenzte<br />
Karenzversuche angeregt wer<strong>de</strong>n. Bei Ansprechen auf die<br />
Diät sollten kontrollierte (möglichst doppelblin<strong>de</strong>) Expositionen<br />
erfolgen; längere ungezielte Diäten sind zu vermei<strong>de</strong>n. Bei Verdacht<br />
auf eine eosinophile Erkrankung <strong>de</strong>s GI-Trakts (EGID) sollten auf<br />
je<strong>de</strong>n Fall Endoskopien mit Biopsien durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Zöliakie<br />
Wegen <strong>de</strong>r hohen Prävalenz <strong>de</strong>r Zöliakie und <strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong>n<br />
Häufigkeit oligosymptomatischer Verläufe muss diese mit serologischen<br />
Metho<strong>de</strong>n ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n (Gewebstransglutaminase<br />
IgA-AK plus Gesamt-IgA).<br />
Chronische Obstipation<br />
Eine Obstipation gehört selbstverständlich zu <strong>de</strong>n möglichen Auslösern<br />
rezidivieren<strong>de</strong>r Bauchschmerzen. Der Nachweis <strong>de</strong>r Stuhlretention<br />
ist nicht immer einfach; die anamnestischen Angaben<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r sind oft unzuverlässig. Neben einem Stuhlprotokoll<br />
kann durch eine rektal digitale Untersuchung (bei rezidivieren<strong>de</strong>n<br />
Bauchschmerzen ohnehin sinnvoll) und durch eine sonografische<br />
Darstellung <strong>de</strong>s Rektums die Obstipation nachgewiesen wer<strong>de</strong>n.<br />
Die klinische Wertigkeit kann auch durch eine mehrwöchige orale<br />
stuhlweichmachen<strong>de</strong> Therapie mit Macrogol geprüft wer<strong>de</strong>n.<br />
Dies ist <strong>de</strong>swegen sinnvoll, weil nicht je<strong>de</strong>s Kind mit einer chronischen<br />
Obstipation über Bauchschmerzen klagt [7].<br />
Infektionen<br />
Chronische bakterielle Infektionen, die über Wochen persistieren,<br />
sind eher selten. Gelegentlich fin<strong>de</strong>t man nach Yersinien-<br />
und Campylobakterinfektionen ein langwieriges postenteritisches<br />
Schmerzsyndrom, oft mit erheblicher Lympha<strong>de</strong>nitis mesenterialis.<br />
Lei<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n oft parasitäre Infektionen, zum Beispiel mit<br />
Giardia lamblia o<strong>de</strong>r Würmern, übersehen, da die Standardstuhluntersuchungen<br />
diese nicht erfassen. Die Infektionen kommen<br />
auch bei Kin<strong>de</strong>rn ohne Auslandsaufenthalte vor; die Symptomatik<br />
ähnelt <strong>de</strong>r funktioneller Störungen.<br />
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen<br />
Angesichts steigen<strong>de</strong>r Inzi<strong>de</strong>nzen von M. Crohn und Colitis<br />
ulcerosa bei Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen gehören diese Erkrankungen<br />
zu <strong>de</strong>n wichtigsten Differenzialdiagnosen <strong>de</strong>r funktionellen<br />
Bauchschmerzen. Lei<strong>de</strong>r ist die diagnostische Latenz vor<br />
allem beim M. Crohn noch immer inakzeptabel hoch [41]. Als<br />
wichtigstes Screening-Instrument steht seit einigen Jahren die<br />
Bestimmung <strong>de</strong>r fäkalen Inflammationsmarker (Calprotectin<br />
o<strong>de</strong>r Laktoferrin) zur Verfügung. Erhöhte Werte beweisen eine<br />
CED nicht, bewähren sich aber als Entscheidungshilfe zur Indikationsstellung<br />
von endoskopischen Untersuchungen.<br />
Gastritis, Helicobacter-pylori-Infektion und Ulcera<br />
im Magen o<strong>de</strong>r Duo<strong>de</strong>num<br />
Eine Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r H.-p.-Infektionen für kindliche Bauchschmerzen<br />
besteht nur in einem kleinen Teil betroffener Kin<strong>de</strong>r. Deswegen<br />
wird ein systematisches Screening auf H. pylori nicht empfohlen,<br />
zumal <strong>de</strong>r Outcome einer probatorischen Eradikationstherapie keine<br />
statistisch signifikanten Auswirkungen auf die Beschwer<strong>de</strong>symp-<br />
Seltene <strong>organische</strong> <strong>Ursachen</strong> rezidivieren<strong>de</strong>r<br />
Bauchschmerzen bei Kin<strong>de</strong>rn<br />
_ Gallensteine (Cholelithiasis)<br />
_ M. Meulengracht<br />
_ Chronische/rezidivieren<strong>de</strong> Pankreatitis<br />
_ Partielle Dünndarmobstruktion, Malrotation<br />
_ Akute intermittieren<strong>de</strong> Porphyrie<br />
_ Familiäres Mittelmeerfieber<br />
_ Harntransportstörungen, Urolithiasis<br />
_ Vaskuläre Prozesse<br />
_ Intoxikationen _ Meckel-Divertikel<br />
| Tabelle 2<br />
tomatik hat. Als gezielte Diagnostik sollte eine Ösophago-Gastro-<br />
Duo<strong>de</strong>noskopie bei Kin<strong>de</strong>rn mit Oberbauchschmerzen, Erbrechen,<br />
Anorexie, Nausea und Gewichtsabnahme diskutiert wer<strong>de</strong>n. Bei<br />
Nachweis eines Ulkus sollte eine Eradikation in je<strong>de</strong>m Fall angestrebt,<br />
bei einer H.-p.-Gastritis angeboten wer<strong>de</strong>n [8, 18].<br />
Der diagnostische Prozess<br />
Bei Kin<strong>de</strong>rn besteht die große Kunst darin, eine angemessene<br />
diagnostische Intensität und Invasivität zu wählen. Dies gilt beson<strong>de</strong>rs<br />
bei Kin<strong>de</strong>rn mit funktionellen Beschwer<strong>de</strong>n. Eine übertriebene<br />
Diagnostik ist nicht nur kostenträchtig, son<strong>de</strong>rn gera<strong>de</strong><br />
für Kin<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs belastend. Eine schrittweise Eskalation <strong>de</strong>r<br />
diagnostischen Prozeduren bestärkt ihre Angst, dass doch eine<br />
<strong>organische</strong> Ursache gefun<strong>de</strong>n wird, wenn nur lange genug gesucht<br />
wird. Aus diesem Grund sollte das Konzept funktioneller Bauchschmerzen<br />
frühzeitig in die Beratung mit einbezogen wer<strong>de</strong>n [15].<br />
Zur rationalen Diagnostik von Kin<strong>de</strong>rn mit rezidivieren<strong>de</strong>n<br />
Abdominalbeschwer<strong>de</strong>n gehören folgen<strong>de</strong> Schritte:<br />
_ Anamnese: Eine strukturierte Anamnese mit <strong>de</strong>m Abfragen<br />
<strong>de</strong>r Warnhinweise für <strong>organische</strong> <strong>Ursachen</strong> kann hilfreich sein<br />
(Tab. 3). In <strong>de</strong>r Praxis haben sich entsprechen<strong>de</strong> Fragebögen<br />
bewährt. Es muss aber darauf hingewiesen wer<strong>de</strong>n, dass klinische<br />
Charakteristika wie die Häufigkeit, Lokalisation, Zeitpunkt<br />
<strong>de</strong>s Auftretens (z. B. nächtliches Aufwachen aus <strong>de</strong>m<br />
Schlaf) keine Differenzierung zwischen <strong>organische</strong>n und funktionellen<br />
Beschwer<strong>de</strong>n ermöglichen [16].<br />
_ Klinischer Befund: Hier müssen zunächst Länge und Gewicht<br />
registriert wer<strong>de</strong>n und in die Altersperzentilen eingetragen wer<strong>de</strong>n<br />
(unter Berücksichtigung von Vorwerten, zum Beispiel von<br />
Vorsorgeuntersuchungen). Ein niedriger Perzentilenrang, beson<strong>de</strong>rs<br />
aber ein Kreuzen von Perzentilenlinien kann ein wesentlicher<br />
Hinweis auf eine <strong>organische</strong> Ursache <strong>de</strong>r Bauchschmerzen sein.<br />
Darüber hinaus sollten die Pubertätsstadien registriert wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine verzögerte Pubertätsentwicklung kann insbeson<strong>de</strong>re ein<br />
Hinweis auf eine chronisch entzündliche Darmerkrankung<br />
und eine Zöliakie sein. Auch muss <strong>de</strong>r Anus in Hinblick auf<br />
Crohn-typische Läsionen auf je<strong>de</strong>n Fall inspiziert wer<strong>de</strong>n.<br />
_ Basislabor: Tabelle 4 [28]<br />
_ Sonografie: Die Evi<strong>de</strong>nz dafür, dass eine Sonografie bei Kin<strong>de</strong>rn<br />
mit rezidivieren<strong>de</strong>n Bauchschmerzen hilfreich ist, ist<br />
relativ gering [46]. Trotz<strong>de</strong>m gehört auch nach <strong>de</strong>r Reizdarm-<br />
GASTRONEWS 3 · 2011 31