PDF Kursana Magazin 02/08 - Dussmann Group
PDF Kursana Magazin 02/08 - Dussmann Group
PDF Kursana Magazin 02/08 - Dussmann Group
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Gerda Freiwald, 87, wird unruhig.<br />
Sie rollt ihren Rollstuhl auf den<br />
Gang. „Ich muss nach Hause zu<br />
meinen Kindern! Die sind doch<br />
allein in der<br />
Wohnung“, ruft<br />
sie. Die AltenpflegerinKatrin<br />
Woweries, 40, umarmt die aufgelöste<br />
Frau. „Das ist schon in Ordnung,<br />
ich hab da eben angerufen.“<br />
Gerda Freiwald lächelt, dankbar<br />
tätschelt sie der Pflegerin den Arm.<br />
„Viele brauchen Körperkontakt. Natürlich<br />
würde ich nie jemanden<br />
umarmen, der das nicht will“, sagt<br />
die Pflegerin.<br />
Um 15 Uhr ist die Kaffeetafel gedeckt.<br />
„In zwei Stunden bin ich mit<br />
dem Flugzeug nach Kanada geflogen.<br />
Ganz alleine. Da haben sich<br />
meine Kinder aber gewundert“, erzählt<br />
Hedwig Körner. Keiner widerspricht.<br />
Petra Schlegel, Direktorin<br />
in Eisenhüttenstadt und ehemalige<br />
Pflegedienstleiterin, sagt warum:<br />
„Es ist wichtig, sie in ihrer eigenen<br />
Welt zu bestätigen, damit sie in<br />
ihrem emotionalen Gleichgewicht<br />
„Ich muss nach Hause<br />
zu meinen Kindern“<br />
bleiben.“ Bewohnerin Luise Hamann<br />
freut sich indessen: Ihre Enkel hätten<br />
sie für den Abend zum Grillen<br />
eingeladen, erzählt sie. „Wann wer-<br />
de ich geholt?“,<br />
fragt sie wieder<br />
und wieder.<br />
Die Antwort darauf<br />
vergisst die Seniorin sofort.<br />
Gerda Freiwald lässt sich mit dem<br />
Rollstuhl in den Garten schieben,<br />
der zum Wohnbereich gehört. Am<br />
Hochbeet bricht sie einen Lavendelzweig<br />
ab. Zerreibt ihn zwischen den<br />
Fingern und atmet den Duft ein.<br />
„Das ist Lavendel, der riecht gut“,<br />
sagt sie.<br />
Abendessen. Genüsslich isst Hedwig<br />
Körner eingelegte Bohnen mit<br />
den Fingern. Ihr Lieblingsgericht.<br />
Später seufzt sie tief: „Das war viel<br />
Aufregung heute.“ „Was denn?“, will<br />
Katrin Woweries wissen. „Na, mit<br />
dem Flug!“ „Das haben Sie ja gut<br />
überstanden. Und jetzt können Sie<br />
schlafen“. „Ja, das ist schön“, sagt<br />
die alte Dame und lässt sich als<br />
Letzte im Rollstuhl aus der Wohnküche<br />
in ihr Zimmer rollen.<br />
Hobbys – wie beispielsweise Sticken – sind wichtig. Dabei haben die demenziell erkrankten<br />
Senioren positive Erlebnisse, erleben sich als selbstbestimmt und wertgeschätzt<br />
„ ... die Erinnerung zurückgeben“<br />
Angela Klose, Pflegedienstleiterin<br />
im <strong>Kursana</strong> Domizil Eisenhüttenstadt<br />
Im Umgang mit demenziell Erkrankten<br />
gibt es den Begriff „Validation“.<br />
Der an Demenz Erkrankte lebt in<br />
seiner eigenen Realität, die gilt es<br />
zu respektieren. Wir holen im übertragenen<br />
Sinn den Menschen dort<br />
ab, wo er steht: Wenn mir ein Bewohner<br />
sagt, unter seinem Bett sei<br />
ein Löwe, dann komme ich eben<br />
und hole den Löwen.<br />
Wie wichtig ist die persönliche<br />
Biografie, die Lebensgeschichte?<br />
Enorm wichtig. Deshalb ist es gut,<br />
wenn Angehörige mit uns zusammen<br />
arbeiten. Dann ergeben manche<br />
Äußerungen einen Sinn, und<br />
wir können vieles besser verstehen.<br />
Was ist Ihr Ziel?<br />
Den Menschen ihre Erinnerungen<br />
zurückzugeben, sie das Gefühl von<br />
Kompetenz spüren zu lassen, ihr<br />
Selbstbewusstsein zu stärken.<br />
* Alle Namen der Senioren sind geändert