Geber und Gönnerinnen DIETRICH MATESCHITZ - Androsch ...
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07/12/2012<br />
24-26<br />
PETER BERTALANFFV<br />
Dem Forschungszentrum IST in Gugging in Niederösterreich<br />
schenkte Peter Bertalanffy (rechts) zehn Mio. Euro. Auch<br />
Wohltätigkettsorganisationen berichten von großzügigen Spenden<br />
des früheren Pharma-Untemehmers.<br />
Österreichs größte Wohltäter<br />
Großspender sind in<br />
Die<br />
Summe war riesig, die mediale<br />
Resonanz gering: 70 Millionen<br />
Euro hat Dietrich Mateschitz vor<br />
r<strong>und</strong> einem Jahr der Salzburger Paracelsus<br />
Medizinuniversität zur Verfügung<br />
gestellt. Das ist mehr, als Red Bull für den<br />
Stratos-Sprung von Felix Baumgartner<br />
aufgewendet hat. Dennoch war die größte<br />
Spende in der Geschichte Österreichs<br />
<strong>und</strong> die drittgrößte Spende in Europa<br />
kein Gesprächsthema im Land. "Nur<br />
eine einzige Zeitung hat die Meldung<br />
darüber zunächst aufgegriffen", sagt<br />
Günther Lutschinger, Geschäftsführer<br />
des F<strong>und</strong>raisingverbands Osterreich.<br />
Anders als in den USA passieren Spenden<br />
in Osterreich meist im Kleinen <strong>und</strong><br />
im Stillen: Großspenden sind selten, die<br />
Geldgeber bleiben gerne im Hintergr<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> hüllen sich in Schweigen. Für den<br />
- anders<br />
<strong>DIETRICH</strong> <strong>MATESCHITZ</strong><br />
- als in den USA dünn<br />
HERAUSRAGEND<br />
<strong>Geber</strong> <strong>und</strong> <strong>Gönnerinnen</strong><br />
In einem Ranking der mildtätigen<br />
Geldgeber sind auch zahlreiche Frauen<br />
vertreten: Hilde Umdasch etwa,<br />
die mit ihrer Stiftung <strong>und</strong> ihrem Vermögen<br />
soziale Initiativen unterstützt.<br />
Oder Wanda Moser-Heindl, die<br />
ihr Erbe in eine Stiftung eingebracht<br />
hat, um soziale Projekte zu fördern.<br />
Sowohl für soziale Projekte als auch<br />
für Leistungen im Bereich der Holzwissenschaften<br />
stellt der Investor<br />
Gerald Schweighofer mit seiner<br />
Stiftung Geld zur Verfügung. Der<br />
Industrielle Hannes <strong>Androsch</strong> hat<br />
für wissenschaftliche Zwecke Geld zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
Die größte Spende 2012 in Höhe von 70 Mio. Euro überwies<br />
der Red-Bult-Boss der Salzburger Paracelsus Universität. Er unterstützt<br />
u. a. "Wings for Life" (Rückenmarksforschung) <strong>und</strong> ist<br />
Stifter von "eigenständig werden" (Jugendges<strong>und</strong>heit).<br />
gesät. FORMAT holt die<br />
großzügigsten Wohltäter <strong>und</strong> ihre Spenden-Motive erstmals vor den Vorhang.<br />
Von Miriam Koch <strong>und</strong> Angelika Kramer<br />
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Strabag-Boss Hans Peter Haselsteiner<br />
gibt es einen einzigen Gr<strong>und</strong>, warum er<br />
manchmal in der Öffentlichkeit von seinem<br />
sozialen Engagement spricht: um<br />
"möglichst viele Nachahmer zu finden".<br />
Doch wie viel er gibt, darüber möchte er<br />
nicht reden.<br />
Reinhard Mülner von der Abteilung<br />
für Nonprofit-Management der Wirtschaftsuniversität<br />
Wien kennt aus Studien<br />
die Motive der Großspender. Oft<br />
spiele das Gefühl, der Gesellschaft etwas<br />
zurückgeben zu wollen, eine Rolle. Andere<br />
wieder wollen sich eine Art Denkmal<br />
setzen <strong>und</strong> sich eine gute Nachrede<br />
sichern. "Soziales Engagement sehe ich<br />
als Verpflichtung, die einfach zu meinem<br />
Leben gehört <strong>und</strong> auch in meiner Familie<br />
schon lange Tradition hat", sagt hingegen<br />
Hilde Umdasch, Miteigentümerin der<br />
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In den letzten zwei Jahren haben Waffen-Millionär Gaston<br />
Glock <strong>und</strong> seine neue Frau (im Bild links) mehr als drei Millionen<br />
Euro, vorwiegend für Tiere, gespendet. Die größte Einzelspende<br />
ging mit 250.000 Euro an die Kinderklinik der MedUni Wien.<br />
Umdasch-Group <strong>und</strong> Gründerin von<br />
Bellaflora. Ihr ist wichtig, dass die Garte<br />
ncenter-Kette fünf bis zehn Prozent<br />
des Jahresüberschusses gemeinnützigen<br />
Zwecken widmet, auch ihre Privatstiftung<br />
unterstützt gemeinnützige <strong>und</strong> medizinische<br />
Projekte. Doch wie Umdasch<br />
denken längst nicht alle Unternehmer.<br />
Geizige Millionäre? "Es gibt in<br />
r<strong>und</strong> 40.000 Millionäre, <strong>und</strong> nur eine<br />
Handvoll davon spendet. Das ist eine<br />
traurige Bilanz", meint Lutschinger. Helmut<br />
Spudich, Autor des Buchs "Reich &<br />
gut", glaubt zwar, dass die meisten Reichen<br />
spenden, allerdings nicht herausragend<br />
viel. Spudich ortet zwei Herangehensweisen<br />
der Spender: "Die einen<br />
geben, weil ihnen eine Organisation sympathisch<br />
ist. Andere haben eine richtige<br />
Strategie, wollen ihr Geld nicht nur vererben<br />
<strong>und</strong> spenden mit System, Weil es<br />
interessant <strong>und</strong> sehr spannend ist, zu sehen,<br />
was mit diesem Geld passiert." Zu<br />
diesen gehören vor allem die Sinnstifter,<br />
eine Vereinigung von mittlerweile acht<br />
Privatstiftungen. Vor zwei Jahren haben<br />
die ersten sechs sich zusammengeschlossen,<br />
um bei Sozialprojekten gemeinsam<br />
mehr Schlagkraft zu haben,<br />
gute Ideen zu multiplizieren <strong>und</strong> dauer-<br />
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FRANK STRONACH<br />
In Osterreich hat er laut eigenen Angaben r<strong>und</strong> 50 Mio. Euro<br />
für soziale, kulturelle <strong>und</strong> Bildungsprojekte gespendet. Darunter<br />
9 Mio. für Musikverein <strong>und</strong> Staatsoper, 1 Mio. für das Kulturzentrum<br />
Weiz <strong>und</strong> 750.000 Euro für die Israelitische Kultusgemeinde.<br />
H.P. HASELSTEINER FAMILIE ESSL PETER PÜHRINGER<br />
Mit mehreren Millionen<br />
Euro pro Jahr soll der<br />
Strabag-Chef soziale <strong>und</strong><br />
kulturelle Organisationen<br />
sowie Künstler unterstützen.<br />
51 Prozent der Erträge<br />
seiner Privatstiftung werden<br />
dafür zur Verfügung<br />
gestellt, darauf hat sich die<br />
ganze Familie geeinigt. Besonders<br />
hilft er Ute Bock,<br />
der "Concordia Privatstiftung"<br />
von Pater Sporschill<br />
<strong>und</strong> VinziRast. Den Festspielen<br />
Erl soll er 20 Mio.<br />
Euro gespendet haben.<br />
Mit einer Million Euro<br />
ist der Essl Social Prize<br />
dotiert, der von der Essl<br />
Stiftung einmal im Jahr an<br />
Personen oder Organisationen<br />
für ihre herausragenden<br />
Leistungen im sozialen<br />
Bereich vergeben wird.<br />
Im Jahr 2007 beschlossen<br />
die Stifter Martin <strong>und</strong> Gerda<br />
Essl, einen substanziellen<br />
Teil ihres Vermögens<br />
sozialen Aktivitäten zukommen<br />
zu lassen. Die<br />
Essl Fo<strong>und</strong>ation ist auch<br />
Teil der Sinnstifter.<br />
An die 100 Millionen<br />
Euro hat die POKPühringer<br />
Privatstiftung des Vermögensverwalters<br />
Peter<br />
Pühringer nach eigenen<br />
Angaben in den letzten<br />
Jahren gespendet. Mit zehn<br />
Millionen Euro wurden die<br />
Wiener Sängerknaben gefördert.<br />
Der Bau einer neuen<br />
Konzerthalle im Augarten<br />
wurde von Naturschützern<br />
lange bekämpft. Auch<br />
das Theater in der Josefstadt<br />
wird von Pühringer<br />
großzügig unterstützt.<br />
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> hafte Veränderungen zu ermöglichen.<br />
Mit dabei sind etwa die Essl Fo<strong>und</strong>ation,<br />
die Schweighofer Privatstiftung <strong>und</strong><br />
die Unruhe Privatstiftung von Wanda<br />
Moser-Heindl. Ihr Ziel war, mit ihrem<br />
Erbe etwas Sinnvolles zu machen. Die Unruhe-Stiftung<br />
vergibt die "SozialMarie"<br />
für innovative Lösungen <strong>und</strong> versucht<br />
mit dem Projekt "Pimp your life" Jugendlichen<br />
zu helfen.<br />
Moser-Heindl würde mittlerweile<br />
aber keine Stiftung mehr gründen, aufgr<strong>und</strong><br />
der bürokratischen Vorgaben.<br />
Jede Zuwendung an ein eigenes Projekt<br />
oder einen Bedürftigen muss mit 25 Prozent<br />
versteuert werden, nur wenn an<br />
steuerbegünstigte Organisationen gespendet<br />
wird, fallt die Abgabe nicht an.<br />
"Außerdem herrscht allgemein eine eigenartige<br />
Einstellung zu Stiftungen, als<br />
würden wir was Böses, Geheimes machen",<br />
meint Moser-Heindl,<br />
Problem mit den Stiftungsgesetzen. Auch<br />
der Industrielle Hannes <strong>Androsch</strong> hat<br />
als Stifter seine liebe Not mit den Vorgaben.<br />
Seiner Stiftung, die seit 2004<br />
jedes Jahr 100.000 Euro für eine herausragende<br />
wissenschaftliche Arbeit ausschrieb,<br />
wurde die Gemeinnützigkeit aberkannt.<br />
Dies deshalb, weil der Preis<br />
nicht hätte ausgeschrieben werden dürfen,<br />
sondern direkt an jemanden gegeben<br />
werden hätte müssen. Die Folge: Der<br />
Preisträger hätte seinen Preis besteuern<br />
müssen. "Die österreichische Finanz tut<br />
alles, um gemeinnützige Aktionen unmöglich<br />
zu machen", sagt <strong>Androsch</strong>. Ob<br />
jemals wieder ein Preis vergeben wird,<br />
weiß er nicht.<br />
Von den r<strong>und</strong> 3.000 Privatstiftungen<br />
sind derzeit etwa 200 gemeinnützig. In<br />
Deutschland oder der Schweiz hingegen<br />
ist ein Großteil der Stiftungen als gemeinnützig<br />
eingerichtet. "Die Zahl der<br />
Privatstiftungen geht allgemein zurück",<br />
sagt WU-Experte Millner. Einige sind<br />
mit ihren Stiftungen ausgewandert. Etwa<br />
die Horten Stiftung, die sich für die<br />
Verbesserung des Ges<strong>und</strong>heitswesens<br />
in Kärnten einsetzt. Auch der Investor<br />
Peter Pühringer geht seit kurzem lieber<br />
in der Schweiz stiften.<br />
"Der Staat hat eine gesellschaftspolitische<br />
Aufgabe, Rahmenbedingungen für<br />
gemeinnützige Stiftungen zu schaffen",<br />
sagt Rupert Roniger, Geschäftsführer<br />
von "Licht für die Welt". Nur zehn Prozent<br />
der Spenden für diese Organisation<br />
MILLIARDENGABEN<br />
Der Microsoft-Gründer <strong>und</strong> Stifter<br />
der Bill & Melinda Gates Fo<strong>und</strong>ation<br />
gilt als einer der größten Philanthropen<br />
der USA, Bis heute sind etwa 7,5 Mrd.<br />
Dollar an diverse Projekte geflossen.<br />
Der Mitgründer der Carlyle Group<br />
hat heuer mit seiner Milliardenspende<br />
von sich reden gemacht. An wen das<br />
Geld gehen soll, will er allerdings erst<br />
entscheiden.<br />
WARREN BUFFETT<br />
Der Investmentguru kündigte<br />
2006 an, einen Großteil seines Ver-<br />
mögens -<br />
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30 Mrd. Dollar -<br />
insgesamt<br />
spenden zu wollen. Seither überweist<br />
er jährlich r<strong>und</strong> zwei Milliarden Dollar.<br />
kommen von Stiftungen <strong>und</strong> davon wieder<br />
nur ein geringer Anteil von österreichischen<br />
Stiftungen.<br />
Trotz mehrfacher Urgenz tut sich in<br />
gesetzlicher <strong>und</strong> steuerlicher Hinsicht<br />
aber nichts. Zu groß ist angeblich der Widerstand<br />
der eigennützigen Stifter, die<br />
Angst davor haben, dass Stiftungen dann<br />
in gute <strong>und</strong> böse eingeteilt werden könnten.<br />
Und so wichtig ist das Thema für<br />
Finanzministerin Maria Fekter offenbar<br />
auch nicht. Dabei könnten so indirekt<br />
andere Probleme gelöst werden, etwa die<br />
Finanzierung von Universitäten.<br />
Der 100-Millionen-Dollar-Scheck.<br />
Die<br />
heimischen Hochschulen bemühen sich<br />
immer mehr um Mäzene. "Was sich<br />
nüchtern ,Einwerben von Drittmitteln'<br />
nennt, ist heute ein essenzieller <strong>und</strong><br />
zusehends strukturierter Teil der Finanzierung<br />
von Universitäten", sagt<br />
Christiane Drurrü, Vizerektorin der Med-<br />
Uni Wien. Vorbild sind die USA, dort<br />
werden enorme Beträge von Privaten<br />
aufgebracht: Seit den 70er-Jahren wurden<br />
54 Großspenden von je 100 Millionen<br />
Dollar für Universitäten gezählt.<br />
Einer der großzügigsten Geldgeber ist<br />
übrigens ein Österreicher: Der gebürtige<br />
Linzer Gerhard Andlinger schenkte<br />
Princeton 100 Millionen Dollar.<br />
Von solchen Summen kann man in<br />
Wien nur träumen. "Eisher fanden sich<br />
Spender <strong>und</strong> Institution vor allem durch<br />
- persönliche Beziehungen wir wollen<br />
neue Wege gehen <strong>und</strong> aktiv die Attrakti-<br />
vität einer erfolgreichen Medizinischen<br />
Universität für Investoren bewerben.<br />
Wir sind für Gespräche offen <strong>und</strong> können<br />
auch maßgeschneiderte Pakete anbieten",<br />
sagt Druml.<br />
Einer der größten Geldgeber für die<br />
Universitäten ist Frank Stronach. Der<br />
Austrokanadier fördert nicht nur seine<br />
neu gegründete Partei, sondern gibt auch<br />
etwas von seinem Vermögen für soziale<br />
Zwecke ab. 36 Millionen Euro will er nach<br />
eigenen Angaben allein für Bildung <strong>und</strong><br />
Universitäten hergegeben haben.<br />
Doch während Universitäten immer<br />
mehr Spenden lukrieren können, ist das<br />
eine Stufe darunter bei den Schulen eine<br />
Ausnahme. "Das kommt wahrscheinlich<br />
daher, dass Bildungsministerin Claudia<br />
Schmied lieber eine Reichensteuer hatte,<br />
als sich ein paar Millionäre zu suchen,<br />
die Vorzeige-Schulen unterstützen",<br />
glaubt Buchautor Spudich. I<br />
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