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L¨osung zu¨Ubung 6

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Lösung zu Übung 6<br />

Mathematik III: Teil Systemanalyse II<br />

19. Dezember 2011<br />

Aufgabe 1: O2 im See: Gasaustausch und Diffusion<br />

In einem See mit einem vollständig durchmischten Epilimnion der Dicke hE findet man untenstehendes<br />

O2-Profil. Die O2-Sättigungskonzentration bei der an der Wasseroberfläche herrschenden Temperatur<br />

sei Cs = 12 g m −3 .<br />

a) Berechnen Sie mit dem üblichen linearen Ansatz den O2-Austausch an der Wasseroberfläche.<br />

Gasaustausch-Geschwindigkeit vg = 0.5 m d −1 .<br />

Lösung:<br />

Wir definieren den Gasaustausch gemäss der Formel (8.12) im Systemanalyse-Buch als:<br />

FA→B = vAB(CA −C eq<br />

A ) (1)<br />

mit A= Wasser und B=Luft. Somit ist also der Gasaustausch definiert als der Fluss aus der durchmischten<br />

Schicht heraus in die Atmosphäre, also positiv genau dann, wenn der Fluss entgegen der<br />

z-Achse verläuft. Damit berechnen wir für den Gasaustausch hier:<br />

FGasaustausch = vg(C0 −Cs) = 0.5 m d −1 (8−12) g m −3 = −2g m −2 d −1<br />

Das negative Vorzeichen bedeutet hier, dass der Sauerstoff von der Luft ins Oberflächenwasser transportiert<br />

wird, es sich also eigentlich um einen Fluss in z-Richtung handelt.<br />

b) Wie gross ist der vertikale turbulente Diffusionskoeffizient Dz unterhalb der durchmischten Schicht,<br />

wenn man annimmt, die Konzentration in der durchmischten Schicht (Dicke hE) sei zeitlich konstant?<br />

1<br />

(2)


Lösung:<br />

Stationarität der Sauerstoffkonzentration in der durchmischten Schicht bedingt, dass die Summe aller<br />

Flüsse in die durchmischte Schicht hinein und aus der durchmischten Schicht heraus gleich null<br />

ist. Da nur Diffusion und Gasaustausch die Konzentration verändern gilt:<br />

FGasaustausch +FDiffusion = 0 (3)<br />

↔ FGasaustausch = −FDiffusion<br />

→ −2g m −2 d −1 = −<br />

�<br />

−Dz<br />

Für den vertikalen turbulenten Diffusionskoeffizienten ergibt sich also:<br />

Dz = − 2g m−2 d −1<br />

−0.4g m −4 = 5m2 d −1<br />

dC<br />

dz<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� z=hE<br />

c) Nehmen Sie nun an das O2-Profil unterhalb der Tiefe hE = 10 m sei zeitlich konstant und der vertikale<br />

Diffusionskoeffizient dort Dz = 7.5 m 2 d −1 . Wie verändert sich dann die O2-Konzentration in<br />

der durchmischten Schicht pro Zeit unmittelbar nach dem Einsetzen einer O2-Produktion als Folge<br />

der Photosynthese mit j = 0.7 g m −3 d −1 ? Stellen Sie dazu die Bilanzgleichung für die Veränderung<br />

des Sauerstoffs im Epilimnion auf, lösen Sie diese mit Hilfe der Anfangsbedingungen und berechnen<br />

Sie die Zeit, bis die Sättigungskonzentration erreicht ist. Was geschieht nachdem die Sättigungskonzentration<br />

erreicht ist?<br />

Lösung:<br />

Die Summe aus allen Produktions- und Verlusttermen für Sauerstoff entspricht der Konzentrationsveränderung<br />

pro Zeitintervall. Gemäss Definition in Teilaufgabe a) sind sowohlFGasaustausch als auch<br />

FDiffusion als Verlustterme definiert (Transport von Sauerstoff aus der durchmischten Schicht heraus),<br />

gehen also mit einem Minuszeichen in die Massenbilanz für den Sauerstoff ein. Die O2-Bilanz<br />

für die Sprungschicht sieht also folgendermassen aus:<br />

dC<br />

hE<br />

dt = −FGasaustausch −FDiffusion +hE ∗j (7)<br />

Dabei müssen sowohl die Konzentrationsänderung dC<br />

dt als auch die Sauerstoffproduktion durch die<br />

Photosynthesej aus Dimensionalitätsgründen noch mit der Höhe der durchmischten Schicht skaliert<br />

werden (beachten Sie die Einheiten der einzelnen Flussterme).<br />

Für den diffusiven Fluss gilt demnach:<br />

�<br />

dC�<br />

FDiffusion = −Dz<br />

� = −7.5m<br />

dz<br />

2 d −1 (−0.4 g m −4 ) = 3 gm −2 d −1<br />

(8)<br />

� z=hE<br />

Der Gasaustausch über die Wasseroberfläche ändert sich in Abhängigkeit der Sauerstoffkonzentration<br />

im Epilimnion gemäss Teilaufgabe a):<br />

FGasaustausch = vg(C −Cs) (9)<br />

Es folgt also für die Konzentrationsveränderung mit der Zeit (in der durchmischten Schicht):<br />

dC<br />

dt<br />

1<br />

= (−FGasaustausch −FDiffusion)+j<br />

hE<br />

= − vg<br />

(C −Cs)−<br />

hE<br />

1<br />

FDiffusion)+j<br />

hE<br />

= −0.05d −1 C +0.05·12gm −3 d −1 −0.1·3gm −3 d −1 +0.7gm −3 d −1<br />

= −0.05d −1 C +1gm −3 d −1<br />

2 von 7<br />

�<br />

(4)<br />

(5)<br />

(6)


Mit dem üblichen Exponentialansatz aus dem Systemanalyse-Buch (Seite 47, Gleichung (4.6)) folgt<br />

die Lösung für diese Differentialgleichung:<br />

C(t) = Ae −0.05t +20gm −3<br />

Aus der Abbildung und Teilaufgabe a) kennen wir die Anfangskonzentration in der durchmischten<br />

Schicht:<br />

C(t = 0) = C0 = 8gm −3<br />

(11)<br />

Eingesetzt folgtA = −12gm −3 und damit:<br />

C(t) = −12gm −3 ·e −0.05t +20gm −3<br />

Nach einiger Zeit erreicht die Konzentration die Sättigungskonzentration Cs = 12gm −3 . Durch<br />

Gleichsetzen erhalten wir:<br />

12gm −3 = −12gm −3 ·e −0.05t +20gm −3<br />

Daraus folgtt ≃ 8dbis die Sättigung erreicht wird. Danach steigt die Konzentration dennoch weiter<br />

(trotz umgekehrtem Gasaustausch) durch die Sauerstoffproduktion bei der Photosynthese, bis zum<br />

Maximalwert von 20gm −3 .<br />

3 von 7<br />

(10)<br />

(12)<br />

(13)


Aufgabe 2: Schadstoff im Fluss<br />

In einen kleinen Fluss wird an der Stellexo kontinuierlich Abwasser mit einem Schadstoff eingeleitet.<br />

Die Konzentration des Stoffes im Abwasser betrage C0 = 400 mg L −1 , die Abwassermenge Q = 1 L<br />

s −1 .<br />

a) Nach welcher Fliessstrecke x1 hat sich der eingeleitete Stoff über den ganzen Fliessquerschnitt<br />

ausgebreitet? Nehmen Sie an, dass der Transport quer zur Fliessrichtung (y-Richtung) nur durch turbulente<br />

Diffusion erfolgt mit dem lateralen DiffusionskoeffizientenD = 2·10 −3 m 2 s −1 .<br />

Lösung:<br />

t Diff<br />

mix<br />

= y2<br />

2D = 25m 2<br />

4·10 −3 m 2 s −1 = 6.25·10 3 s (14)<br />

ν = x<br />

t<br />

= x1<br />

t Diff<br />

mix<br />

⇒ x1 = ν ·t Diff<br />

mix<br />

(15)<br />

(16)<br />

(17)<br />

x1 = 0.2ms −1 ·6.25·10 3 s = 1.25·10 3 m = 1.25km (18)<br />

b) Wie gross ist dann die Konzentration des Stoffes an der Stelle x1? Nehmen Sie die Konzentration<br />

als konstant über den gesamten Fliessquerschnitt an. Nehmen Sie vorerst an, der Stoff verhalte sich<br />

konservativ, wird also nicht abgebaut, adsorbiert, etc.<br />

Lösung:<br />

Verdünnung des Stoffes:<br />

Fluss<br />

QF = 0.2m 3 s −1 = 2·10 2 Ls −1<br />

4 von 7<br />

(19)


Einleitung<br />

Verdünnungsfaktor1 : 200<br />

oder:<br />

Q = 1Ls −1<br />

Cmix = 400mgL −1 /200 = 2mgL −1<br />

C0 ·Qin = Cmix ·QF<br />

Cmix = 10−3 m 3 s −1<br />

0.2m 3 s −1 ·400mgL −1 = 2mgL −1<br />

c) Der Stoff werde nach einer Reaktion 1. Ordnung im Fluss abgebaut. Nehmen Sie zur Vereinfachung<br />

an, der Abbau beginne erst ab der Stelle x1. Nach welcher zusätzlichen Fliessstrecke x2 wird<br />

dann der Grenzwert der Substanz im Flusswasser CGrenz = 0.1 mg L −1 erreicht sein? Die Diffusion<br />

in x-Richtung kann dabei gegenüber der Advektion vernachlässigt werden. (Nützlicher numerischer<br />

Wert:e −3 = 0.05)<br />

Lösung:<br />

Abbau des Stoffes:<br />

CGrenz<br />

Cmix<br />

t = −3<br />

−kr<br />

dC<br />

dt<br />

= −krC<br />

C(t) = C0e −krt<br />

CGrenz = Cmixe −krt<br />

= 0.1mgL−1<br />

2mgL −1 = 0.05 = e −3<br />

−krt = −3<br />

= −3<br />

−6·10 −4s = 0.5·10 4 s<br />

x2 = 0.5·10 4 s·0.2ms −1 = 0.1·10 4 m = 10 3 m = 1km<br />

d) Formulieren Sie die kombinierte Transport/Reaktionsgleichung für die zeit- und ortsabhängige<br />

Konzentration des Schadstoffes, in der alle berücksichtigten Prozesse (Advektion in der Strömung,<br />

laterale Mischung, Reaktion) enthalten sind.<br />

Lösung:<br />

∂C<br />

∂t<br />

(20)<br />

(21)<br />

�<br />

∂2C = D<br />

∂x2 + ∂2C ∂y2 �<br />

−ν ∂C<br />

∂x −krC +J (22)<br />

5 von 7


Aufgabe 3: Wichtige Konzepte der Systemanalyse<br />

Bitte diskutieren Sie diese Begriffe gemeinsam mit Ihrem Assistenten während der Übungsstunde und arbeiten<br />

Sie gemeinsam Ihren eigenen gruppeninternen Lösungsvorschlag aus, da einige dieser Begriffe sehr schwierig<br />

sind, und in beliebiger Tiefe und beliebigem Detail beschrieben werden können. Die besten Lösungsvorschläge<br />

übernehmen wir gerne als erweiterte Musterlösung auf unserer Homepage.<br />

a) Definieren Sie in Ihren eigenen Worten das Konzept der Stabilitätsanalyse: Wann ist ein System<br />

stabil, was sind Fixpunkte, was bedeutet die Jacobimatrix eines Systems und was beschreiben deren<br />

Eigenwerte?<br />

Lösungsvorschlag:<br />

Stabilität beschreibt die Fähigkeit eines Systems, nach einer Störung wieder in den Ausgangszustand<br />

zurückkehren zu können. Ein System ist stabil, wenn es unter Störung von aussen seinen<br />

Ausgangszustand zurückkehrt. Fixpunkte oder Stationärzustände sind jene Zustände des Systems,<br />

in denen die (zeitliche) Veränderung der Systemvariablen verschwindet, d.h. die Systemvariablen<br />

bleiben (zeitlich) konstant, wenn sie diesen Zustand erreichen. Station”arzustände oder Fixpunkte<br />

werden auch manchmal mit dem Begriff Gleichgewichtszustand bezeichnet. Die Jacobi-Matrix eines<br />

Systems ist eine Ableitungsmatrix, welche alle partiellen ersten Ableitungen der Systemgleichungen<br />

nach ihren Systemvariablen enthält. Rechnet man die Jacobi-Matrix fúr bestimmte Zustände<br />

eines Systems (z.B. die Stationärzustände) aus, so kann man sie zur Näherung der Funktionswerte<br />

der Systemgleichungen in der Umgebung dieser Zustände benutzen. Diese Näherung entspricht<br />

einer Taylor-Approximation erster Ordnung um den gewählten Zustand. Weiterhin kann die Jacobi-<br />

Matrix eines Systems dazu verwendet werden, die Stabilität eines Systems in den Fixpunkten zu untersuchen.<br />

Die Steigungen der Veränderungsfunktionen eines Systems in der Nähe eines Fixpunktes<br />

(Einträge in die Jacobi-Matrix) geben Auskunft darüber, ob ein Fixpunkt stabil, instabil oder indifferent<br />

ist. Jede nxn-Matrix repräsentiert eine Abbildung A eines n-dimensionalen Vektorraums auf<br />

sich selbst. Die Eigenvektoren sind jene Vektoren, welche unter der Abbildung A auf ein Vielfaches<br />

ihrer selbst abgebildet werden. Die Eigenwerte zu den entsprechenden Eigenvektoren entsprechen<br />

den Streckfaktoren. Sie berechnen sich als Wurzeln des charakteristischen Polynoms det(A - λ I)=0.<br />

Die Eigenwerte der Jacobi-Matrix am Fixpunkt weisen nun auf das Verhalten des Systems in der<br />

Nähe des Fixpunktes hin: Reelle negative Eigenwerte der Jacobi-Matrix bedeuten, dass das System<br />

zum Fixpunkt hinstrebt, reelle positive Eigenwerte bedeuten, dass es vom Fixpunkt wegstrebt. Ein<br />

Fixpunkt mit positiven und negativen Eigenwerten der Jacobi-Matrix heisst Sattelpunkt. Konjugiert<br />

komplexe Eigenwerte beschreiben eine Oszillation um den Fixpunkt herum, rein imaginäre Eigenwerte<br />

beschreiben konzentrisch-elliptische Feldlinien um den Fixpunkt herum (Zentren). Komplexe<br />

Werte mit einem Realteil ungleich 0 indizieren ein Hin- oder Wegströmen gleichzeitig mit der Rotation,<br />

so dass sich vom Fixpunkt aus Spiralen bilden.<br />

b) Definieren Sie in Ihren eigenen Worten den Begriff der Hysterese. Unter welchen Bedingungen<br />

kann sich Hysterese in einem System einstellen? Wieso zeigen lineare Modelle keine Hysterese?<br />

Lösungsvorschlag:<br />

Hysterese beschreibt die Pfadabhängigkeit der Variablen in einem System. Hysterese tritt dann auf,<br />

wenn die Variablen eines Systems nicht nur von der Grösse der Inputgrössen sondern auch von deren<br />

Geschichte abhängen. Hysterese tritt auf, wenn ein System für einen gegebenen konstanten Wert<br />

der äusseren Relation R mehrere mögliche Zustände einnehmen kann. Hysterese kann also sowohl<br />

in Bezug auf Fixpunkte (Stationzustände) als auch in Systemen auftreten, welche nicht im Gleichgewicht<br />

sind. Systeme im Gleichgewicht, welche durch lineare n-dimensionale Differentialgleichungen<br />

beschrieben werden, haben maximal n Stationärzustände, und für jede äussere Relation R kann<br />

nur ein Fixpunkt eingenommen werden. Für nicht-lineare Gleichungssysteme kann die Anzahl der<br />

6 von 7


Fixpunkte q hingegen beliebig gross sein, und mehrere Fixpunkte können für bestimmte Werte der<br />

äusseren Relation R eingenommen werden.<br />

c) Beschreiben Sie in Ihren eigenen Worten die Unterschiede zwischen advektivem und diffusivem<br />

Transport. Erklären Sie zudem die Bedeutung der Peclet Zahl und der Damköhler Zahl.<br />

Lösungsvorschlag:<br />

Advektion beschreibt einen gerichteten Transportprozess verursacht durch Strömung, d.h. alle in<br />

einem Kontrollvolumen enthaltene Stoffe werden in die gleiche Richtung, jedoch zu einem den verschiedenen<br />

Stoffkonzentrationen proportionalen Betrag transportiert. Der diffusive Transport ist isotrop<br />

und kommt durch eine Vielzahl zufallsverteilter individueller Bewegungen zustande. Der Nettofluss<br />

geht von der höheren zur tieferen Konzentration (1. Fick’sches Gesetz).<br />

Die Peclet und Damköhler Zahl messen den relativen Einfluss von gerichtetem Transport, diffusivem<br />

Transport und Transformation (siehe Abb. 8.8 auf der Seite 213 im SA Buch).<br />

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